Sie sind auf Seite 1von 2

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag

Kurzinformation
Dokumententyp: Kurzinformation
Einzelfragen
Titel: Einzelfragen
zur Elternschaft
zur Elternschaft
gleichgeschlechtlicher
gleichgeschlechtlicher
Paare Paare
und und
alleinstehender Personen

Nach dem deutschen Familienrecht ist Mutter eines Kindes die Frau, die es geboren hat (§ 1591
des Bürgerlichen Gesetzbuchs - BGB). Vater eines Kindes ist hingegen der Mann, der zum Zeit­
punkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, der die Vaterschaft anerkannt hat o­
der dessen Vaterschaft gerichtlich festgestellt ist (§ 1592 BGB). Die Vaterschaft des Mannes, der
zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, beruht auf der Annahme,
dass dieser regelmäßig auch der genetische Vater des Kindes ist; eine entsprechende Anwendung
auf die gleichgeschlechtliche Ehe kommt daher nicht in Betracht (Wellenhofer, Rn. 14). Hieraus
folgt, dass eine Elternschaft beider Elternteile gleichen Geschlechts unmittelbar nach der Geburt
nicht möglich ist. Vielmehr können gleichgeschlechtliche Paare die gemeinsame Elternschaft al­
lein durch eine Adoption des Kindes erlangen (Wellenhofer, Rn. 14).

Die Adoption eines minderjährigen Kindes ist grundsätzlich zulässig, wenn sie dem Wohl des
Kindes dient und erwarten lässt, dass zwischen dem Annehmenden und dem Kind ein Eltern-
Kind-Verhältnis entsteht (§ 1741 Abs. 1 Satz 1 BGB). Eine Adoption dient dem Kindeswohl,
wenn nach einer Prognose zu erwarten ist, dass sich die Lebensverhältnisse des Kindes verbes­
sern oder deren Verschlechterung verhindert werden kann (Pöcker, Rn. 13).

Ehegatten können ein Kind gemäß § 1741 Abs. 2 Satz 2 BGB grundsätzlich nur gemeinschaftlich
annehmen; dies gilt auch für die gleichgeschlechtliche Ehe (§ 1353 Abs. 1 Satz 1 BGB). Ein Ehe­
gatte kann jedoch das Kind seines Ehegatten annehmen (§ 1741 Abs. 2 Satz 2 BGB). Die Adoption
durch eine Einzelperson ist gemäß § 1741 Abs. 2 Satz 1 BGB zulässig, wenn die Einzelperson
nicht verheiratet ist (Pöcker, Rn. 29).

Die Adoption wird grundsätzlich auf Antrag durch das Familiengericht ausgesprochen (§ 1752
Abs. 1 BGB). Die abnehmende Person muss dabei unbeschränkt geschäftsfähig und im Regelfall
mindestens 25 Jahre alt sein (§ 1743 BGB). Darüber hinaus muss das Kind in die Annahme ein­
willigen (§ 1746 Abs. 1 Satz 1 BGB). Für geschäftsunfähige Kinder und Kindern unter 14 Jahren
wird die Einwilligung durch den gesetzlichen Vertreter erteilt (§ 1746 Abs. 1 Satz 2 BGB). Ferner
müssen auch die Eltern des Kindes in die Adoption einwilligen (§ 1747 Abs. 1 BGB). Diese Ein­
willigung kann erst erteilt werden, wenn das Kind acht Wochen alt ist (§ 1747 Abs. 2 Satz 1
BGB). Im Einzelfall kann das Familiengericht die Einwilligung eines Elternteils ersetzen, wenn
schwere Pflichtverletzungen gegenüber dem Kind begangen wurden (§ 1748 Abs. 1 Satz 1 BGB).

WD 7 - 3000 - 066/23 (29.06.2023) © 2023 Deutscher Bundestag

Die Wissenschaftlichen
Disclaimer: Dienste des Dienste
Die Wissenschaftlichen DeutschendesBundestages unterstützenunterstützen
Deutschen Bundestages die Mitglieder
diedes Deutschen
Mitglieder desBundestages
Deutschen
bei ihrer mandatsbezogenen
Bundestages Tätigkeit. IhreTätigkeit.
bei ihrer mandatsbezogenen ArbeitenIhre
geben nicht die
Arbeiten Auffassung
geben nicht diedes Deutschen
Auffassung desBundestages, eines sei­
Deutschen Bundes­
ner Organe
tages, eines oder
seinerder Bundestagsverwaltung
Organe wieder. Vielmehr
oder der Bundestagsverwaltung liegen
wieder. sie in der
Vielmehr fachlichen
liegen Verantwortung
sie in der der Verfasse­
fachlichen Verantwor­
rinnen
tung derund Verfasser sowie
Verfasserinnen undder Fachbereichsleitung.
Verfasser Arbeiten der Wissenschaftlichen
sowie der Fachbereichsleitung. Dienste geben nurDienste
Arbeiten der Wissenschaftlichen den zum Zeit­
geben
punkt
nur dender Erstellung
zum Zeitpunkt desder
Textes aktuellen
Erstellung des Stand
Texteswieder undStand
aktuellen stellen eine individuelle
wieder Auftragsarbeit
und stellen eine fürAuftragsarbeit
individuelle einen Abge­
ordneten
für einen des Bundestages
Abgeordneten desdar. Die Arbeiten
Bundestages dar.können der Geheimschutzordnung
Die Arbeiten des Bundestages
können der Geheimschutzordnung unterliegende,
des ge­
Bundestages unter­
schützte oder
liegende, andereoder
geschützte nichtandere
zur Veröffentlichung geeignete Informationen
nicht zur Veröffentlichung enthalten. Eine
geeignete Informationen beabsichtigte
enthalten. Weitergabe oder
Eine beabsichtigte
Veröffentlichung
Weitergabe ist vorab dem jeweiligen
oder Veröffentlichung ist vorabFachbereich anzuzeigen
dem jeweiligen und nur
Fachbereich mit Angabe
anzuzeigen undder
nurQuelle zulässig.
mit Angabe der Der Fach­
Quelle
bereich
zulässig.berät über die dabei
Der Fachbereich zu berücksichtigenden
berät Fragen.
über die dabei zu berücksichtigenden Fragen.
Wissenschaftliche Dienste Kurzinformation Seite 2
Einzelfragen zur Elternschaft gleichgeschlechtlicher
Paare und alleinstehender Personen

Regelmäßig wird eine Adoption erst ausgesprochen, wenn das Kind eine angemessene Zeit bei
der annehmenden Person in Pflege gelebt hat (§ 1744 BGB). Schließlich dürfen der Adoption
keine überwiegenden Interessen entgegenstehen (§ 1745 BGB).

Die Adoption volljähriger Personen muss hingegen sittlich gerechtfertigt sein; hiervor ist insbe­
sondere auszugehen, wenn ein Eltern-Kind-Verhältnis bereits entstanden ist (§ 1767 Abs. 1
BGB). Daneben gelten für die Adoption volljähriger Personen überwiegend die Vorschriften über
die Annahme Minderjähriger sinngemäß (§ 1767 Abs. 2 Satz 1 BGB).

Die Erlangung einer Elternschaft durch eine Leihmutterschaft oder eine Ersatzmutterschaft
kommt in Deutschland grundsätzlich nicht in Betracht, da die Durchführung der hierfür erforder­
lichen Maßnahmen unter Strafe gestellt ist. Dies gilt zunächst für das das Herbeiführen einer ge­
spaltenen Mutterschaft, bei der genetische und austragende Mutter nicht identisch sind (Lipp,
Rn. 25). So wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer eine
fremde unbefruchteten Eizelle überträgt oder wer es unternimmt, eine Eizelle zu einem anderen
Zweck künstlich zu befruchten, als eine Schwangerschaft der Frau herbeizuführen, vor der die
Eizelle stammt (§ 1 Abs. 1 Nr. 1, 2 ESchG). Darüber hinaus wird auch bestraft, wer eine künstli­
che Befruchtung bei einer Frau durchführt oder einen menschlichen Embryo auf eine Frau über­
trägt, die bereit ist, ihr Kind nach der Geburt Dritten zu überlassen. Auch das Betreiben von Er­
satzmuttervermittlungen ist durch § 14b Adoptionsvermittlungsgesetz (AdVermiG) unter Strafe
gestellt.

Wird eine Leih- oder Ersatzmutterschaft dennoch durchgeführt, ist nach den zwingenden fami­
lienrechtlichen Vorgaben Mutter des Kindes diejenige Frau, die das Kind geboren hat (§ 1591
BGB). Etwaige zivilrechtliche Verträge zwischen dem durchführenden Arzt und der Wun­
schmutter können wegen des Verstoßes gegen die gesetzlichen Verbote des § 1 Abs. 1 ESchG ge­
mäß § 134 BGB nichtig sein, während Verträge zwischen dem Arzt und der Spenderin gemäß
§ 138 BGB wegen ihres Bezugs zu verbotenen Methoden sittenwidrig sein können (Lipp, Rn. 28,
29).

Quellen:
– Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 02.01.2002 (BGBl. I S. 42, 2909; 2003 I S.
738), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 14.03.2023 (BGBl. 2023 I Nr. 72) geändert worden ist, mit Stand
vom 10.08.2021 abrufbar (in englischer Sprache) unter: https://www.gesetze-im-internet.de/englisch_bgb/in­
dex.html.
– Gesetz zum Schutz von Embryonen (Embryonenschutzgesetz - ESchG) vom 13.12.1990 (BGBl. I S. 2746), das zu­
letzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21.11.2011 (BGBl. I S. 2228) geändert worden ist, abrufbar (in deutscher
Sprache) unter: https://www.gesetze-im-internet.de/eschg/.
– Gesetz über die Vermittlung und Begleitung der Adoption und über das Verbot der Vermittlung von Ersatzmüttern
(Adoptionsvermittlungsgesetz - AdVermiG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21.06.2021 (BGBl. I S. 2010),
abrufbar (in englischer Sprache) unter: https://www.gesetze-im-internet.de/englisch_advermig/index.html.
– Lipp, in: Laufs/Katzenmeier/Lipp (Hrsg.), Arztrecht, 8. Auflage 2021, Kapitel VIII, Kommentierung zu Fortpflan­
zungs- und Genmedizin.
– Pöcker, in: Beck’scher Online-Kommentar BGB (BeckOK BGB), Hau/Poseck (Hrsg.), 66. Edition, Stand: 01.05.2023,
Kommentierung zu § 1741 BGB.
– Wellenhofer, in: Münchener Kommentar zum BGB, 8. Auflage 2020, Kommentierung zu § 1592 BGB.
***

Fachbereich WD 7 (Zivil-, Straf- und Verfahrensrecht, Bau und Stadtentwicklung)

Das könnte Ihnen auch gefallen