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Tatjana Tarkian

Moralischer Realismus: Varianten und Probleme

1. Einleitung
Moralische Realisten behaupten, dass moralische Urteile wahrheitsfähige
Propositionen ausdrücken, dass moralische Prädikate reale Eigenschaften
bezeichnen und dass es moralische Tatsachen gibt, deren Bestehen unab-
hängig von jeglichen Gründen des Fürwahrhaltens ist. Ein moralisches Ur-
teil sei dann wahr, wenn es den moralischen Tatsachen gerecht wird. Nach
Anhängern des moralischen Realismus muss in der Geschichte der Philoso-
phie nicht lange gesucht werden. Platon, Aristoteles, Samuel Clarke, Ri-
chard Price, John Stuart Mill, Henry Sidgwick, G.E. Moore, H.A. Prichard,
W.D. Ross, C.D. Broad, Max Scheler und Nicolai Hartmann vertraten rea-
listische Positionen. Der Realismus ist eine etablierte Position in Grundla-
genfragen der Moral. Von den dreißiger Jahren bis zu den siebziger Jahren
des zwanzigsten Jahrhunderts fand er zwar nur vereinzelte neue Mitstreiter.
Einerseits hatte Moores Vorwurf eines „naturalistischen Fehlschlusses“
den Optimismus hinsichtlich der Aussichten einer naturalistischen und rea-
listischen Metatheorie der Ethik nachhaltig erschüttert.1 Andererseits ließ
vielen ihre Verpflichtung auf eine naturalistische Position in der Metaphy-
sik und Erkenntnistheorie die metaphysischen und epistemologischen The-
sen der rationalen Intuitionisten extravagant und inakzeptabel erscheinen.2
Der dominante Einfluss des logischen Positivismus bereitete ein günstiges
Umfeld für nonkognitivistische Theorien, und für einige Jahrzehnte be-
hauptete sich der Nonkognitivismus als vorherrschende Position in der Me-
taethik.3 Doch in den letzten dreißig Jahren hat der moralische Realismus
wieder zahlreiche neue Fürsprecher gewonnen.

1
Vgl. G. E. Moore (1903/1993: Kapitel 1).
2
Vgl. hier für eine Stimme unter vielen John L. Mackie (1977: Kapitel 1).
3
Haben Nonkognitivisten Recht, so sind moralische Urteile nicht wahrheitsfähig; sie
sind kein Ausdruck kognitiver psychischer Zustände, sondern Ausdruck von non-
kognitiven Einstellungen wie Wünschen, Präferenzen, vorschreibenden Haltungen
oder Ausdruck der Akzeptanz von Normen. Klassische nonkognitivistische Kon-
zeptionen bieten A.J. Ayer (1936/1946: Kapitel 6), Charles L. Stevenson (1944)
und Richard M. Hare (1952); nonkognitivistische Ideen finden sich ebenfalls bei
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Diese sind sich in der Einschätzung einig, dass eine realistische Position
den Oberflächenphänomenen des moralischen Diskurses und der Phänome-
nologie der moralischen Erfahrung weit besser Rechnung trage als jede
nonkognitivistische Position. Nonkognitivistische Theorien seien in einem
unangebrachten Maße revisionär gegenüber unseren Alltagsüberzeugungen
hinsichtlich der Charakteristik und der Funktion des moralischen Diskur-
ses. Zudem seien sie mit einem schwierigen semantischen Problem behaf-
tet, dem sich mit der Verteidigung einer wahrheitskonditionalen Semantik
für moralische Urteile leicht aus dem Weg gehen lässt.4 Der moralische
Realismus expliziere die „natürliche“ Position hinsichtlich der In-
terpretation des moralischen Diskurses. Daher habe der Nonkognitivist die
Beweislast in der Debatte zu schultern, nicht der Realist.
Geht es um die Beurteilung der Defizite des Nonkognitivismus, so
herrscht unter Realisten weitreichende Übereinstimmung. Dennoch teilen
sich die zeitgenössischen moralischen Realisten in zwei ganz unterschiedli-
che Lager. Diese sind nicht nur durch Differenzen in metaphysischen und
erkenntnistheoretischen Fragen, sondern auch durch die Anknüpfung an
jeweils andere philosophische Traditionen, Grundüberzeugungen und Ori-
entierungspunkte gekennzeichnet. Das eine ist das naturalistische, das an-
dere das nonnaturalistische Lager. Inspiriert durch jüngere Debatten in der
Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes sowie der Erkenntnis- und
Wissenschaftstheorie, stellen die aktuellen Entwürfe moralischer Realisten
beider Lager potente und detaillierte Weiterentwicklungen des realistischen
Programms dar, die vielen der klassischen Einwände gegen realistische Po-
sitionen nicht ausgesetzt sind. So hat sich mit guten Gründen die Einsicht
durchgesetzt, dass Moores Argumentation gegen den ethischen Naturalis-
mus eine Vielzahl von Schlupflöchern offen lässt. Naturalisten machen
sich diese auf verschiedene Weise zunutze. Die zeitgenössischen Nonnatu-
ralisten dagegen verabschieden einige der Thesen, mit denen ihre Vorgän-
ger, die britischen rationalen Intuitionisten, zu Widerspruch einluden. So
verzichten sie auf das Postulat eines speziellen intellektuellen moralischen

Rudolf Carnap (1931, 1935), Hans Reichenbach (1951) und Victor Kraft (1937).
Die prominentesten zeitgenössischen Nonkognitivisten sind Allan Gibbard (1990)
und Simon Blackburn (1984, 1993).
4
Gemeint ist hier das „Frege-Geach-Problem“, zu dessen Lösung Nonkognitivisten
einige Vorschläge vorgelegt haben, die hier nicht diskutiert werden können. Vgl.
für die Präsentation des Problems Peter T. Geach (1965) und John R. Searle (1962).
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Erkenntnisvermögens, das uns unbezweifelbare Einsichten in die morali-


sche Realität liefern könnte. Auf diese Weise suchen sie Bedenken zu ent-
gehen, die auf die seltsame Natur eines solchen Vermögens gerichtet sind.
Moralische Realisten haben mittlerweile eine Vielzahl an positiven Vor-
schlägen zur Interpretation moralischer Eigenschaften und zur moralischen
Epistemologie präsentiert. Sie sehen den rechten Zeitpunkt für eine defen-
sive Strategie gekommen: Es gelte, kritische Einwände abzuwarten und
diese zu entkräften. Die Beweislast in der Debatte liege beim Antirealisten.
An Antirealisten fehlt es freilich nicht. Neben nonkognitivistischen Kriti-
kern des Realismus gibt es eine Reihe von Anhängern kognitivistischer,
aber antirealistischer Positionen.
Ziel dieses Beitrags ist es, eine Orientierung in der andauernden Debatte
um den moralischen Realismus zu erleichtern. Zunächst werde ich eine all-
gemeine Charakterisierung des moralischen Realismus anbieten (2.). Da-
nach wende ich mich in taxonomischer Absicht verschiedenen Varianten
des Realismus zu (3.). Anhand ihrer jeweiligen metaphysischen Konzepti-
on moralischer Tatsachen lassen sich naturalistische, supernaturalistische
und nonnaturalistische realistische Ansätze unterscheiden (3.1). Der ethi-
sche Naturalismus kann (ebenso wie der ethische Supernaturalismus) ent-
weder eine reduktive oder eine nonreduktive Form annehmen. Zu fragen ist
hier, wodurch sich der Nonnaturalismus vom nonreduktiven Naturalismus
unterscheidet (3.2). Berüchtigt ist Moores Vorwurf an die Adresse der re-
duktiven Naturalisten, sie machten sich eines „naturalistischen Fehl-
schlusses“ schuldig. Mit dem „Argument der offenen Frage“ versuchte
Moore zu zeigen, dass sich die Bedeutung moralischer Prädikate nicht auf
die Bedeutung empirischer Prädikate reduzieren lässt. Moores Argumenta-
tion basiert dabei auf bedeutungstheoretischen Annahmen, die kaum über-
zeugend sind. Wichtig ist zudem, dass der ethische Naturalist – anders, als
Moore es suggerierte – nicht auf die Behauptung angewiesen ist, es be-
stünden Synonymiebeziehungen zwischen moralischen und empirischen
Prädikaten. Der ethische Naturalismus kann statt der analytischen Form
auch eine synthetische Form annehmen (3.3). Ausgerüstet mit der Taxo-
nomie realistischer Positionen, sollen anschließend die beiden großen op-
positionellen Lager der aktuellen Debatte gegeneinander kontrastiert wer-
den (4.). Zuletzt identifiziere ich das zentrale Problem, mit dem realistische
Grundlagentheorien konfrontiert sind: Wie kann der moralische Realist der
Normativität der Moral Rechnung tragen? Anhänger beider Lager geben
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hier unterschiedliche Antworten, die – so meine ich – ernsten Einwänden


ausgesetzt sind (5.).

2. Charakterisierung des moralischen Realismus


Der moralische Realismus ist eine Spielart des metaphysischen Realismus.
Was charakterisiert realistische Positionen im allgemeinen? Die grund-
sätzliche Idee, die allen realistischen Positionen gemeinsam ist, ist die
Vorstellung von der metaphysischen Objektivität des durch den jeweiligen
Diskursbereich thematisierten Gegenstandsbereichs: Die Tatsachen, die
Gegenstand der jeweiligen Diskurse sind, werden vom Realisten als ob-
jektive Tatsachen verstanden, insofern ihre Existenz und Natur als von den
Überzeugungen von Erkenntnissubjekten hinsichtlich dieser Tatsachen
unabhängig begriffen wird. Sie werden nicht durch epistemische Zustände
erkennender Subjekte konstituiert und sind unabhängig vom Vokabular
und begrifflichen Schemata, mit denen diese sie auf angemessene Weise zu
beschreiben suchen. Dieser Gedanke reflektiert, wie Crispin Wright sagt,
eine gewisse Bescheidenheit des Realisten: Unsere Überzeugungen zeich-
neten bestenfalls eine Landkarte des jeweiligen Terrains.5 Diese könnte die
Tatsachen gut oder weniger gut repräsentieren; doch das Terrain selbst
verdankt weder seine Existenz noch seine Beschaffenheit der Kartographie
oder unseren Beschreibungstechniken und Beschreibungskonventionen.
(Dieses Bild verdanken wir Frege.) Gleichwohl ist es auch ein un-
bescheidener Wesenszug, der realistische Positionen auszeichnet: Obwohl
es nicht unsere kognitiven Kapazitäten und Bemühungen sind, die be-
stimmen, was letztlich als angemessene Konzeptualisierung des jeweiligen
Gegenstandsbereich gelten darf, so sind wir, so der Realist, dennoch unter
günstigen epistemischen Bedingungen sehr wohl in der Lage, einen
angemessenen epistemischen Zugriff auf die objektiven Tatsachen zu
haben und zu Wissen über sie zu gelangen.
Diese metaphysischen und epistemologischen Thesen finden wir auch
im moralischen Realismus wieder. Als Kognitivisten fassen moralische
Realisten moralische Urteile als wahrheitsfähige Urteile auf, die Ausdruck
von Überzeugungen sind. Moralische Tatsachen im Sinne des Realisten
werden als Tatsachen verstanden, die nicht konstituiert werden durch
epistemische Zustände erkennender Subjekte, sondern die von diesen un-
5
Vgl. Crispin Wright (1992: 2).
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abhängig sind. Ist der moralische Realismus korrekt, so ist ein moralisches
Urteil dann wahr, wenn es entsprechende moralische Tatsachen korrekt
beschreibt. Realistische Positionen sind dadurch charakterisiert, dass sie
eine strikte begriffliche Trennung zwischen Wahrheit und Behauptbarkeit
selbst unter idealen epistemischen Bedingungen treffen. Wahrheit werde
durch keine Form des Fürwahrhaltens konstituiert. Realisten vertreten
somit einen nicht-epistemischen Wahrheitsbegriff. Wahrheit bestehe in ei-
ner Übereinstimmung mit den Tatsachen. Der Realist hält es entsprechend
für begrifflich möglich, dass ein moralisches Urteil falsch ist, obwohl wir
alle gute epistemische Gründe haben, es für wahr zu halten. Die Wahrheit
moralischer Urteile sei potentiell erkenntnistranszendent; sie zu treffen, ist
aber das Ziel unserer epistemischen Bemühungen. Moralische Realisten
haben dabei eine grundsätzlich nichtskeptische Haltung. Sie meinen, dass
es gute Gründe gibt zu glauben, dass wir um die Wahrheit zumindest
einiger moralischer Urteile wissen. Moralische Sensibilität und Einsicht,
Überlegung und Argumentation stelle gewöhnlich eine verlässliche
Methode dar, zu moralischem Wissen zu gelangen.
Für die Zwecke dieses Beitrags ist der Begriff des moralischen Realis-
mus nun fast genügend expliziert.6 Nur zwei Bemerkungen sind noch ange-
bracht.
Die Behauptung, es gebe objektive moralische Eigenschaften und Tatsa-
chen, die unabhängig von epistemischen Zuständen von Erkenntnissubjek-
ten sind, bildet den metaphysischen Kern des moralischen Realismus7. Dar-
über hinaus ist der moralische Realismus erstens als metaphysisch neutrale
Doktrin zu verstehen. Als was für Tatsachen der Realist moralische Tatsa-
chen versteht: ob er sie für natürliche Tatsachen, für supernatürliche Tatsa-
chen oder für Tatsachen sui generis hält, bleibt offen. Der moralische Rea-
lismus ist mit verschiedenen metaphysischen Konzeptionen moralischer
Tatsachen kompatibel.
Zweitens zwingt die These von der metaphysischen Objektivität morali-
scher Tatsachen den moralischen Realisten nicht, moralische Tatsachen als
Bestandteile der vom Bewusstsein unabhängigen Wirklichkeit zu begrei-
fen. Der Realist ist nicht genötigt zu behaupten, dass moralische Eigen-

6
Vgl. zur Charakterisierung des moralischen Realismus auch die Ausführungen von
Christoph Halbig in diesem Band.
7
Irrealisten bestreiten die Korrektheit dieser metaphysischen These. Sie behaupten,
es gebe keine derartigen Eigenschaften und Tatsachen.
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schaften unabhängig von jeglichen psychischen Zuständen instantiiert sind.


Er ist somit nicht auf eine objektivistische Axiologie festgelegt; er kann
ebenfalls eine subjektivistische oder auch eine dispositionale Wertkon-
zeption vertreten. Anhänger subjektivistischer Werttheorien behaupten,
dass die Eigenschaft, wertvoll zu sein, bestimmten psychischen Zuständen
zukommt und unabhängig von diesen nicht instantiiert sein kann. So
bestimmen Hedonisten Lust als das einzige, was intrinsisch wertvoll ist.
Wunscherfüllungstheoretiker dagegen fassen die Befriedigung von Wün-
schen als wertvoll auf. Dispositionale Werttheoretiker andererseits verste-
hen Werteigenschaften, wie es der Name schon sagt, als dispositionale Ei-
genschaften. Die Eigenschaft, wertvoll zu sein, sei keine andere Eigen-
schaft als die Disposition von Gegenständen moralischer Beurteilung (wie
Aktivitäten, Handlungen oder Charakterzügen), in geeignet situierten Be-
obachtern bestimmte kognitive oder affektive Reaktionen hervorzurufen.
Objektivistische Werttheoretiker bestreiten hingegen, dass die Eigenschaft,
wertvoll zu sein, unabhängig von psychischen Zuständen nicht instantiiert
sein kann. Sie behaupten, dass Dinge oder Aktivitäten wertvoll sein kön-
nen ganz unabhängig davon, ob und wie viel Vergnügen sie bereiten,
Wünsche befriedigen oder kognitive oder affektive Antworten provozieren.
Der moralische Realismus verhält sich als solcher neutral gegenüber kon-
kurrierenden axiologischen Konzeptionen. Er ist auf der einen Seite ver-
träglich mit objektivistischen Wertkonzeptionen wie denen von Moore,
Scheler und Hartmann sowie mit Theorien derjenigen ökologischen Ethi-
ker, die der Natur einen objektiven Eigenwert zuschreiben. Auf der ande-
ren Seite ist er vereinbar mit subjektivistischen Varianten des Utilitarismus
wie den klassischen hedonistischen Utilitarismus und den Prä-
ferenzutilitarismus.
Die substantielle Neutralität der Charakterisierung des moralischen Rea-
lismus erlaubt es, den Begriff des moralischen Realismus als Dachbegriff
für eine Familie metaethischer Theorien zu verstehen, deren Vertreter sich
in der Behauptung einig sind, dass wir mit moralischen Ausdrücken erfolg-
reich auf reale Eigenschaften referieren können. Eine gehaltvolle realisti-
sche Position liegt nur vor, wenn der Begriff moralischer Eigenschaften
und Tatsachen interpretiert wird. Realisten können vielfältige Konzeptio-
nen moralischer Tatsachen vertreten. Welche Wahrheitsbedingungen sie
moralischen Urteilen zuschreiben, soll im weiteren Verlauf näher erläutert
werden.
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3. Varianten des moralischen Realismus

3.1 Ethischer Naturalismus, Supernaturalismus und Nonnaturalismus


Der moralische Realist charakterisiert die Ethik als eine objektive Diszi-
plin: als eine Disziplin, die mit der Erkenntnis von Wahrheiten über einen
objektiven Gegenstandsbereich befasst ist. Moralische Prädikate be-
zeichneten reale Eigenschaften; unsere Rede von moralischen Eigen-
schaften verdanke sich nicht etwa lediglich einer Projektion unserer Ge-
fühle auf die wertfreie Wirklichkeit, wie es Projektivisten wie Hume und
seine irrealistischen Nachfolger behaupten. Der Realist versteht moralische
Tatsachen als metaphysisch robuste Tatsachen, die wir zu repräsentieren
suchen und die zu treffen die Wahrheit unserer moralischen Urteile aus-
macht. Moralischen Tatsachen weist der Realist somit den Primat im Er-
kenntnisprozess zu: Unser kognitives Vermögen sei darauf ausgerichtet
und geeignet, sie aufzuspüren; wahre moralische Urteile seien als kognitive
Antworten auf diese objektiven Tatsachen zu interpretieren. Dem Erkennt-
nissubjekt spricht der Realist damit eine vorwiegend rezeptive Rolle im
moralischen Erkenntnisprozess zu.
Was für Eigenschaften kann der Realist nun im Blick haben, wenn er
von moralischen Eigenschaften spricht? Wie bestimmt er das Verhältnis
zwischen moralischen und nichtmoralischen Eigenschaften und Tatsachen?
Dem Realisten stehen hier drei Optionen offen. Er hat die Wahl zwischen
einer naturalistischen, einer supernaturalistischen und einer nonnaturalisti-
schen Metaphysik moralischer Tatsachen.
Was natürliche Eigenschaften und Tatsachen sind, lässt sich nicht leicht
auf unproblematische und nichtzirkuläre Weise dingfest machen.8 Dennoch
haben wir einen gewissen intuitiven Zugriff auf die Unterscheidung zwi-
schen natürlichen und supernatürlichen Eigenschaften und Tatsachen. Bei
natürlichen Eigenschaften und Tatsachen ist an solche Eigenschaften und
Tatsachen zu denken, die Gegenstand der Naturwissenschaften oder der
empirischen Sozialwissenschaften sind9 oder es zumindest sein könnten.
Sofern es supernatürliche Eigenschaften und Tatsachen gibt, so sind sie
hingegen kein tatsächlicher oder potentieller Gegenstand der empirischen
Wissenschaften. Wir müssten einen anderen Zugang zu ihnen finden, bei-

8
Vgl. Jean E. Hampton (1998: 34-43).
9
Vgl. in diesem Sinne auch George E. Moore (1903/1993: 92).
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spielsweise auf dem Wege religiöser Offenbarung oder spiritueller Ein-


sicht.
Ethische Naturalisten verstehen moralische Tatsachen als natürliche Tat-
sachen. Ethische Supernaturalisten halten moralische Tatsachen für super-
natürliche Tatsachen. Der theologische Voluntarismus ist eine traditionelle
Variante des ethischen Supernaturalismus. Gemäß dieser realistischen
Theorie ist die Eigenschaft einer Handlung, moralisch richtig oder geboten
zu sein, keine andere Eigenschaft als die, von Gott geboten zu sein. Klassi-
sche Utilitaristen glauben dagegen, dass die Eigenschaft einer Handlung,
moralisch geboten zu sein, keine andere Eigenschaft als die Eigenschaft
dieser Handlung ist, aller Voraussicht nach Folgen zu haben, die das sub-
jektive Wohlergehen aller leidensfähigen Wesen besser gewährleisten als
jede alternative Handlung. Präferenzutilitaristen meinen, dass die Eigen-
schaft einer Handlung, moralisch richtig zu sein, keine andere Eigenschaft
als die Eigenschaft dieser Handlung ist, Folgen zu zeitigen, welche die Er-
füllung der wohlinformierten Präferenzen aller von der Handlung direkt
und indirekt betroffenen Personen optimieren. Insofern subjektives Wohl-
ergehen und Präferenzen naturalistisch unverdächtige Gegenstände sind,
steht es ethischen Naturalisten offen, solche utilitaristischen Interpretatio-
nen moralischer Eigenschaften zu verteidigen.
Ethische Nonnaturalisten glauben andererseits, dass moralische Eigen-
schaften und Tatsachen weder natürliche noch supernatürliche Eigenschaf-
ten und Tatsachen sind. Moralische Eigenschaften und Tatsachen seien
vielmehr sui generis – sie seien von ganz eigener Art und nicht reduzierbar
auf nichtmoralische Eigenschaften.
Wegen ihres Postulats eines speziellen unmittelbaren Einsichtsvermö-
gens in die moralische Realität werden die Nonnaturalisten des ersten Drit-
tels des zwanzigsten Jahrhunderts auch rationale Intuitionisten genannt.10
Als Intuitionist glaubte Moore, wir hätten ein nichtsinnliches Erkenntnis-
vermögen, eine moralische Intuition, die uns die Präsenz irreduzibler mora-
lischer Eigenschaften wahrnehmen ließe, welche Moore als „nichtnatürli-
che Eigenschaften“ bezeichnete. Die Idee einer moralischen Intuition im
Sinne eines rationalen moralischen Erkenntnisorgans musste positivisti-
schen und naturalistischen Kritikern aus verständlichen Gründen inak-

10
Zu den rationalen Intuitionisten zählen neben G.E. Moore (1903/1993) auch W.D.
Ross (1930) und H.A. Prichard (1949).
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zeptabel erscheinen. Erstens scheint bereits der Charakter einer solchen


Fähigkeit mit naturalistischen Grundüberzeugungen unvereinbar und daher
dubios. Zweitens fragt sich, wie es überhaupt zu robusten Kontroversen in
moralischen Fragen kommen kann, wenn wir gleichermaßen mit einem
unmittelbaren Einsichtsvermögen in die moralische Realität ausgestattet
wären. Und falls das nichtsinnliche moralische Erkenntnisvermögen
durchaus fallibel wäre, also nicht zu unkorrigierbaren Resultaten führen
müsste, so bliebe drittens die drängende Frage offen, wie moralische Kon-
troversen entschieden werden können, wenn sich die Kontrahenten auf
konfligierende moralische Intuitionen berufen können. Überzeugt von
Moores Argumentation gegen den ethischen Naturalismus, nicht überzeugt
aber vom Gegenentwurf der rationalen Intuitionisten, schien mehrere Jahr-
zehnte lang vielen der Nonkognitivismus die attraktivste metaethische Po-
sition zu sein.
In jüngster Zeit suchen aber einige Realisten den Nonnaturalismus wie-
derzubeleben11, indem sie ihn von problematischen Thesen mancher ratio-
naler Intuitionisten zu lösen versprechen. Sie verabschieden daher die Rede
von einer moralischen Intuition als einem rationalen moralischen Erkennt-
nisvermögen12, halten aber daran fest, dass es durchaus ein moralisches
Einsichtsvermögen gibt, eine perzeptive Fähigkeit, die sich im Vermögen
manifestiert, Situationen angemessen zu beurteilen und die moralische
Sprache auf angemessene Weise zu verwenden. Dabei lassen sie es nicht
an dem Hinweis fehlen, dass moralische Einsicht störungsanfällig ist. Die
Perzeption moralischer Eigenschaften von Gegenständen moralischer Be-
urteilung könne beispielsweise durch Selbstsucht entstellt werden; auch
verlange das angemessene moralische Urteil der praktischen Einübung im
Rahmen einer moralischen Erziehung.
Manche Nonnaturalisten distanzieren sich auch vom erkenntnistheoreti-
schen Fundamentalismus der rationalen Intuitionisten. Weder der Verzicht
auf das Postulat einer spezifischen moralischen Intuition noch die Kritik
11
Zu denken ist hier an John McDowell, Jonathan Dancy, David Wiggins und Mark
Platts.
12
So schreibt Mark Platts: „[I]t is no part of [the] intuitionism [that I am considering]
to suggest that we detect the moral aspects of a situation by means of some special
faculty of the mind, the intuition. We detect moral aspects in the same way we de-
tect (nearly all) other aspects: by looking and seeing. Any further claim, like that
positing a distinctive faculty of ethical intuition, is a contribution to the unintelligi-
ble pseudo-psychology of the faculties of the mind“ (1988: 285).
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der fundamentalistischen Thesen der Intuitionisten ziehen zwangsläufig ei-


ne Verabschiedung des Nonnaturalismus nach sich. Der Nonnaturalismus
ist als metaphysische Doktrin zu verstehen, die im Prinzip sowohl mit einer
fundamentalistischen als auch mit einer kohärentistischen erkennt-
nistheoretischen Konzeption vereinbar ist.
3.2 Reduktiver und nonreduktiver ethischer Naturalismus
Der Nonnaturalismus ist eine nonreduktive Theorie über die Natur morali-
scher Eigenschaften. Nonnaturalisten zeigen keine reduktionistischen Am-
bitionen und begnügen sich mit einem ontologischen Pluralismus. Ethische
Naturalisten hingegen verteidigen meist auch den metaphysischen Natura-
lismus – sie behaupten, dass es nichts jenseits natürlicher Tatsachen gebe
und lehnen jeden ontologischen Pluralismus ab. Dabei wird der ethische
Naturalismus in reduktiven und nonreduktiven Spielarten vertreten.
Reduktive naturalistische Realisten behaupten, dass moralische Eigen-
schaften mit solchen natürlichen Eigenschaften identisch sind, auf die
ebenfalls mit dem Vokabular empirischer Wissenschaften oder empirischer
Laientheorien referiert werden kann.13 Die in 3.1 genannten utilitaristischen
Interpretationen moralischer Richtigkeit sind Beispiele reduktiver na-
turalistischer Theorien.
Nonreduktive naturalistische Realisten meinen hingegen, dass es sich bei
moralischen Eigenschaften zwar durchaus um natürliche Eigenschaften
handelt, doch dass diese nicht reduzierbar seien auf Eigenschaften, auf die
wir mit empirischem und nichtmoralischem Vokabular referieren können.
Moralische Eigenschaften könnten nur mit moralischem Vokabular
angemessen bezeichnet werden. Dennoch seien sie nicht sui generis. Wie
verhalten sich dann diese natürlichen moralischen Eigenschaften zu
nichtmoralischen Eigenschaften, wie sie mit dem Vokabular empirischer
Wissenschaften und Laientheorien bezeichnet werden können? Nonre-
duktive ethische Naturalisten behaupten hier, dass nichtmoralische und
moralische Eigenschaften in einem Konstitutionsverhältnis stehen. Mo-
ralische Eigenschaften und Tatsachen würden durch komplexe Konfigu-
rationen von nichtmoralischen, natürlichen Eigenschaften und Tatsachen

13
Anhänger des reduktiven ethischen Naturalismus sind beispielsweise Peter Railton
(1986, 1986a, 1989, 1993), David Lewis (1989) sowie Bruce W. Brower (1993).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 309

konstituiert oder realisiert, ohne mit ihnen identisch zu sein.14 Diesem


Konstitutionsverhältnis hafte nichts Ominöses an. Ähnlich werde ein Tisch
durch ein bestimmtes Arrangement von Mikropartikeln konstituiert. Er sei
dabei mit diesen nicht identisch, denn er könnte aus gewissen Änderungen
in seiner Partikelstruktur unbeschadet als Tisch hervorgehen. Analog seien
moralische Eigenschaften multipel realisierbar. So könnten beispielsweise
die Eigenschaft der Ungerechtigkeit und spezielle konkrete Fälle von Un-
gerechtigkeit, egal, unter welchen sozialen und ökonomische Bedingungen
sie tatsächlich realisiert sind, auch durch eine Vielzahl von leicht unter-
schiedlichen Konfigurationen sozialer und ökonomischer Eigenschaften
und ihren Instantiierungen realisiert sein.15 Auch wenn moralische Eigen-
schaften nicht mit nichtmoralischen, empirischen Eigenschaften identisch
seien, seien sie in einem gewissen Sinne dennoch nichts, was jenseits
(„over and above“) von diesen liege.
Nonnaturalisten sind sich mit nonreduktiven ethischen Naturalisten darin
einig, dass moralische Eigenschaften nicht auf nichtmoralische Eigenschaf-
ten reduzierbar sind. Daher stellt sich die Frage, ob beide Positionen in ih-
rer moralischen Metaphysik nicht doch sehr nahe beieinander liegen. Lässt
sich die Kontroverse zwischen beiden Positionen als rein begriffliche Dif-
ferenz auflösen? Der Nonnaturalismus wäre eine seltsame Doktrin, wenn
er die Existenz moralischer Eigenschaften postulieren würde, die in keiner
Beziehung zu natürlichen Eigenschaften stehen. Doch diese Behauptung
liegt Nonnaturalisten fern. Vielmehr meinte schon Moore, dass moralische
Eigenschaften über natürlichen Eigenschaften supervenieren:
„I should never have thought of suggesting that goodness was ‚non-natural,‘
unless I had supposed that it was ‚derivative‘ in the sense that, whenever a thing
is good (in the sense in question) its goodness (in Mr. Broad’s words) ‚depends
on the presence of certain non-ethical characteristics‘ possessed by the thing in
question: I have always supposed that it did so ‚depend,‘ in the sense that, if a
thing is good (in my sense), then that it is so follows from the fact that it pos-
sesses certain natural intrinsic properties, which are such that from the fact that it
is good it does not follow conversely that it has those properties“.16

14
David Brink verteidigt den nonreduktiven ethischen Naturalismus (1989: Kapitel 6
und 7, vgl. insbes. 156-167, 172-180, 193-197). Weitere nonreduktive ethische Na-
turalisten sind Richard Boyd (1988) und Nicholas Sturgeon (1984).
15
Vgl. David Brink (1989: 158).
16
G.E. Moore (1942: 588).
310 Tatjana Tarkian

Moore argumentierte ausschließlich gegen den reduktiven ethischen Natu-


ralismus (und den reduktiven Supernaturalismus): Er wandte sich gegen
die Behauptung der Identität moralischer und nichtmoralischer Eigen-
schaften. Die Supervenienz moralischer Eigenschaften über natürlichen
Eigenschaften stand für ihn offenbar außer Frage.17
Nun könnte man zunächst vermuten, dass die von nonreduktiven Natura-
listen verteidigte These, dass moralische Eigenschaften sich aus Clustern
von natürlichen Eigenschaften konstituieren, eine einleuchtende Erklärung
für die von Moore, aber auch von Broad und Ross behauptete Superveni-
enz moralischer Eigenschaften liefert. Nonreduktive Naturalisten meinen
ebenfalls, dass moralische Eigenschaften über Clustern von „gewöhnli-
chen“ natürlichen Eigenschaften supervenieren, ohne auf diese reduzierbar
zu sein.18 Zwar verabschieden sie dabei den ontologischen Pluralismus

17
Supervenienz ist hier, wo es um die metaphysische Natur moralischer Eigenschaf-
ten geht, im Sinne einer Konstitutions- oder Determinationsbeziehung zu verstehen,
die zwischen Eigenschaften oder Tatsachen eines Typs und Eigenschaften oder Tat-
sachen eines anderes Typs besteht. Eigenschaften des Typs B (superveniente Eigen-
schaften) supervenieren über Eigenschaften des Typs A (den subvenienten Eigen-
schaften oder Basis-Eigenschaften), wenn zwei Dinge sich nicht hinsichtlich ihrer
B-Eigenschaften unterscheiden können, ohne sich auch in ihren A-Eigenschaften zu
unterscheiden.
Neben der Rede von Supervenienz in metaphysischen Zusammenhängen hat sich
der Ausdruck ‚Supervenienz‘ anknüpfend an Hare (1952) auch in einem außermeta-
physischen Sinne als Bezeichnung für eine Bedingung für den korrekten Gebrauch
moralischer Ausdrücke etabliert. Als normative Bedingung lässt sich Supervenienz
wie folgt charakterisieren: Zeichnen wir eine Handlung H1 mit dem moralischen
Prädikat ‚M’ aus, so sind wir verpflichtet, eine andere Handlung H2, die sich von H1
in ihren nichtmoralischen Eigenschaften nicht unterscheidet, ebenfalls mit dem mo-
ralischen Prädikat ‚M’ auszuzeichnen. (Dies gilt natürlich nicht nur für Handlungen,
sondern für beliebige Gegenstände moralischer Beurteilung.) Zur korrekten An-
wendung des moralischen Vokabulars gehört es, dass wir bereit sein müssen, mora-
lische Urteile zu universalisieren. Nur philosophische Sektierer kommen in die Ver-
suchung, die Adäquatheit einer solchen Konsistenzbedingung für den Gebrauch mo-
ralischer Ausdrücke zu bestreiten.
18
Wegen ihres Bekenntnisses zum metaphysischen Naturalismus sind nonreduktive
ethische Naturalisten gefordert, supervenienten moralischen Eigenschaften einen
Platz in der naturalistischen Metaphysik zu sichern. Einige metaphysische Natura-
listen vertreten die Ansicht, dass supervenienten Eigenschaften ganz im allgemei-
nen – also nicht nur in der moralischen Metaphysik, sondern in allen Zusam-
menhängen – keine genuine Rolle in der Erklärung von Phänomenen zukommt, da
die jeweiligen subvenienten Eigenschaften bereits die eigentliche explanatorische
Arbeit verrichteten. Für Eigenschaften, die keine explanatorische Rolle spielen, also
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 311

Moores, der moralische Eigenschaften als nichtnatürliche Eigenschaften


bezeichnete. Doch sie konkretisieren – inspiriert durch jüngere Debatten,
die ihren Ausgang in der Philosophie des Geistes nahmen – die ur-
sprünglich von Moore in die Diskussion eingeführte Idee, dass moralische
Eigenschaften superveniente Eigenschaften sind. Wäre mit der Rede von
der „Nichtnatürlichkeit“ moralischer Eigenschaften lediglich gemeint, dass
sie nicht auf solche natürlichen Eigenschaften reduzierbar sind, auf die mit
dem Vokabular empirischer Diskurse referiert werden kann, sondern viel-
mehr über diesen supervenieren, so wäre der Graben zwischen Nonnatura-
lismus und nonreduktivem ethischen Naturalismus eingeebnet.
Doch es ist keine rein begriffliche Differenz, welche der Unterscheidung
zwischen Nonnaturalismus und nonreduktivem Naturalismus zugrunde
liegt. Die nonnaturalistische These, dass moralische Eigenschaften außer-
halb einer naturalistischen Ontologie stehen, wird auf dem Hintergrund der
nonnaturalistischen Überzeugung verständlich, dass moralische Eigen-
schaften irreduzible normative Eigenschaften sind. Nonnaturalisten und
nonreduktive Naturalisten verteidigen zwei ganz verschiedene Arten von
Supervenienz.19 Letztere behaupten, dass bestimmte irreduzible und nicht-
normative natürliche Eigenschaften – nämlich moralische Eigenschaften –
über „gewöhnlichen“ natürlichen Eigenschaften supervenieren. Erstere hin-
gegen meinen, dass normative Eigenschaften über „gewöhnlichen“ natürli-
chen Eigenschaften supervenieren. Normative Supervenienz jedoch findet
keinen Platz in einer naturalistischen Metaphysik.
3.3 Analytischer und synthetischer ethischer Naturalismus
Haben reduktive ethische Naturalisten Recht, so sind moralische Eigen-
schaften mit solchen natürlichen Eigenschaften identisch, auf die wir auch
mit empirischem, nichtmoralischem Vokabular referieren können. Wichtig
ist hier, dass reduktive Naturalisten dabei nicht auf die semantische These
festgelegt sind, dass moralische Prädikate mit bestimmten natürlichen Prä-
dikaten synonym sind. Reduktive ethische Naturalisten sind ontologische

aus Erklärungen von Phänomenen ohne Verluste eliminiert werden können, sehen
Naturalisten aber in einer angemessenen Beschreibung der Realität keinen Platz.
Gegen den Einwand der explanatorischen Impotenz supervenienter Eigenschaften
behaupten nonreduktive ethische Naturalisten, dass superveniente Eigenschaften,
auch moralische Eigenschaften, sehr wohl in der besten Erklärung bestimmter Phä-
nomene unverzichtbar seien.
19
David Brink scheint dies zu verkennen (2001: 156-157).
312 Tatjana Tarkian

Reduktionisten. Ontologische Reduktionisten verteidigen die These der


Identität von Eigenschaften, von denen in verschiedenen Diskursen die
Rede ist. Damit müssen sie sich nicht auf reduktive semantische Thesen
verpflichten, denn dem ontologischen Reduktionisten steht neben dem
Weg der apriorischen Reduktion auch der Weg der aposteriorischen
Reduktion offen. Entsprechend kann die vom reduktiven Naturalisten
angestrebte Reduktion moralischer Eigenschaften auf natürliche Eigen-
schaften ebenfalls entweder apriorischer oder aposteriorischer Natur sein.
Apriorische, also semantische Reduktionen stellen den klassischen Weg
zu jeder ontologischen Reduktion dar. Analytische ethische Naturalisten
wählen den Weg der semantischen Reduktion: Sie behaupten, dass mora-
lische Prädikate dasselbe bedeuten wie bestimmte natürliche Prädikate.
Analytische Naturalisten verteidigen also reduktive Analysen moralischer
Ausdrücke. Eine Definition (eine begriffliche Analyse) ist reduktiv, wenn
sie die Bedeutung von Aussagen oder Ausdrücken eines Diskursbereichs A
vollständig auf die Bedeutung von Aussagen oder Ausdrücken eines ande-
ren Diskursbereichs B zurückführt. Unter der Voraussetzung, dass sich auf
zuverlässige Weise zwischen A-Ausdrücken und B-Ausdrücken unter-
scheiden lässt, ist jede begriffliche Analyse von A-Ausdrücken entweder
reduktiv oder nonreduktiv. Sollen A-Aussagen reduktiv definiert werden,
so dürfen im Definiens keine A-Ausdrücke vorkommen. Sollen moralische
Aussagen oder Prädikate reduktiv definiert werden, so dürfen im Definiens
daher keine moralischen Ausdrücke vorkommen.
Das Vorhaben reduktiver Analysen von moralischen Ausdrücken kann
nur gelingen, wenn auf unstrittige Weise zwischen moralischen und nicht-
moralischen Ausdrücken unterschieden werden kann. Die Debatte hat bis-
lang gezeigt, dass dies kaum möglich ist, doch wir können diese Schwie-
rigkeit hier vernachlässigen. Klar ist, dass Prädikate wie ‚moralisch
geboten’ und ‚moralisch richtig’ zum moralischen Vokabular gehören. Sol-
len sie reduktiv definiert werden, so kommt als Reduktionsbasis das Voka-
bular der Psychologie, der beschreibenden Soziologie und der Soziobio-
logie in Frage. Bei natürlichen Prädikaten dürfen wir also an solche denken
wie ‚produziert mehr lustvolle Erfahrungen als jede alternative Handlung’,
‚erfüllt die Präferenzen aller von der Handlung Betroffenen auf optimale
Weise’,‚trägt langfristig zu sozialer Kohäsion, zur Zufriedenheit aller und
zur Herstellung eines gesellschaftlichen Gleichgewichtszustands bei’, ‚ver-
mindert die Ungleichheiten in der Güterausstattung der Mitglieder der Ge-
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 313

sellschaft’, ‚gewährleistet langfristig die Aufrechterhaltung der Bedingun-


gen, die für kooperatives Handeln notwendig sind’, oder ‚fördert das Über-
leben der menschlichen Spezies’. Die definierenden Prädikate können sehr
komplex sein. Wäre der analytische Naturalismus plausibel – würden mo-
ralische Prädikate dasselbe bedeuten wie irgendwelche solcher natürlichen
Prädikate –, so müssten moralische Prädikate notwendigerweise dasselbe
bezeichnen wie diese, nämlich entsprechende natürliche Eigenschaften,
und somit wäre der reduktive ethische Naturalismus korrekt.20
Die Synonymie von moralischen und natürlichen Prädikaten ist eine hin-
reichende, aber keine notwendige Bedingung für die Identität moralischer
und natürlicher Eigenschaften. Die Korrektheit des reduktiven ethischen
Naturalismus ist nicht an die Korrektheit des analytischen Naturalismus
gebunden. Es wäre nämlich möglich, dass moralische und natürliche Prädi-
kate notwendigerweise dieselben natürlichen Eigenschaften bezeichnen,
ohne synonym zu sein. Diese These lässt sich durch die Verteidigung einer
Theorie der direkten Referenz stark machen.
Saul Kripke und Hilary Putnam entwickelten unabhängig voneinander
mit ihrer kausalen Theorie der Referenz eine Variante einer Theorie der di-
rekten Referenz.21 Nach ihrer Überzeugung wird die Referenz von Ausdrü-
cken nicht durch die Beschreibungen determiniert, die Sprecher ge-
wöhnlich mit ihnen assoziieren – wie es gemäß einer traditionellen „de-
skriptionistischen“ Bedeutungstheorie der Fall wäre. Wir referierten viel-
mehr mit Namen und Ausdrücken, die natürliche Arten bezeichnen,
vermittelt durch komplexe kausale Zusammenhänge auf Gegenstände in
der Wirklichkeit. Die idealisierte Geschichte lässt sich wie folgt erzählen:
Sprecher führen Ausdrücke ein, um auf Gegenstände in ihrer Umwelt (Per-
sonen, Eigenschaften oder Relationen) hinzuweisen. Die eingeführten
Ausdrücke referieren auf die Personen, Eigenschaften oder Relationen, die
den jeweiligen Benennungsakt stimulierten und erklären, was die Sprecher
mit kommunikativen Mitteln herauszugreifen versuchten. Andere Sprecher

20
Moderate analytische Naturalisten behaupten nicht, dass moralische Prädikate das-
selbe bedeuten wie bestimmte natürliche Prädikate, sondern ungefähr dasselbe. Die
Analyse beansprucht dann nicht, alle Bedeutungskomponenten widerzuspiegeln,
aber immerhin zentrale. Frank Jackson verteidigt den analytischen ethischen Natu-
ralismus (1998: Kapitel 5 und insbes. Kapitel 6). Für eine andere Variante des
analytischen ethischen Naturalismus vgl. David Lewis (1989).
21
Vgl. Saul A. Kripke (1972/1980) und Hilary Putnam (1975: insbes. 223-235).
314 Tatjana Tarkian

und folgende Generationen von Sprachbenutzern übernehmen die Aus-


drücke in der Absicht, über dieselben Dinge zu sprechen, die ihren Vor-
gängern interessant erschienen waren. Ihr Gebrauch der jeweiligen Aus-
drücke erbt die Referenz auf dieselben Dinge, die ursprünglich mit den
Ausdrücken ausgezeichnet worden waren, über eine historische Kette, die
sich von ihrem Gebrauch der Ausdrücke über den Kontakt mit anderen
Sprechern, von denen sie die Verwendung der Ausdrücke gelernt haben,
bis auf den ursprünglichen Benennungsakt und schließlich die Dinge zu-
rückverfolgen lässt, die den Benennungsakt provozierten und ihn erklären.
Auf diese Weise erlangt der heutige Gebrauch des Namens ‚Aristoteles‘
seine Referenz über eine komplizierte, Jahrtausende umfassende Geschich-
te, die mit Aristoteles’ Geburt und seiner „Taufe“ begann.22
Die kausale Theorie der Referenz bietet eine einleuchtende Erklärung
dafür, wie es möglich ist, dass kompetente Sprachbenutzer mit denselben
Ausdrücken auf dieselben Dinge referieren können, ohne einander dabei
über die Natur dieser Dinge einig zu sein. Die deskriptionistische Bedeu-
tungstheorie hingegen scheitert an der Erklärung dieses alltäglichen Phäno-
mens. Folgen wir Kripke und Putnam, so wurde beispielsweise der Aus-
druck ‚Wasser‘ eingeführt, um die durchsichtige, erfrischende Flüssigkeit
herauszugreifen, die in Flüssen und Seen vorkommt, als Regen vom Him-
mel fällt und lebensnotwendig ist; der Ausdruck ‚Gold‘ wurde eingeführt,
um die kostbare und rare harte, gelb schimmernde Substanz zu bezeichnen,
deren Besitz gewöhnlich hilfreich ist, um derentwillen aber auch getötet
wird. Damals wie heute referieren wir mit den Ausdrücken ‚Wasser‘ und
‚Gold‘ auf die Substanzen, welche die Erfinder dieser Begriffe zum Benen-
nungsakt inspirierten. Über die Natur des Wassers und des Goldes gab es
nun bekannte Kontroversen. Man hielt Wasser für ein Element und ver-
suchte Gold auf Weisen herzustellen, die mittlerweile obskur erscheinen.
Wasser, so wissen wir heute, ist kein Element, sondern nichts anderes als
H2O; Gold ist ein Element, und zwar das Element mit der Ordnungszahl
79, ein Element also, das 79 Protonen enthält. Es ließe sich aus anderen
Materialien herstellen, aber auf ganz andere Weise, als Alchemisten ver-
mutet hatten. Wir fassen es als die Essenz des Wassers auf, dass es H2O ist;
als die Essenz des Goldes fassen wir die Eigenschaft auf, 79 Protonen und
Elektronen zu enthalten – Wasser ist in allen möglichen Welten H2O, und

22
Vgl. Saul A. Kripke (1972/1980: 91).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 315

Gold enthält in allen möglichen Welten 79 Protonen und Elektronen. Ist


etwas, was uns zunächst wie Wasser vorkommen mag, nicht H2O, so ist es
kein Wasser. Mit anderen Worten: Wasser ist notwendigerweise H2O. Die
chemische Natur des Wassers erklärt, warum es die funktionalen Rollen
einnehmen kann, die es tatsächlich einnimmt: warum es beispielsweise stö-
rungsfrei von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden kann und sie oh-
ne es nicht existieren können. Die kausale Theorie der Referenz erklärt,
wie ein Alchemist und eine moderne Chemikerin beide mit dem Ausdruck
‚Gold‘ auf Gold referieren können, obwohl sie unterschiedliche Überzeu-
gungen hinsichtlich der Natur des Goldes haben. Gemäß der deskriptio-
nistischen Bedeutungstheorie wird die Referenz von Ausdrücken hingegen
durch die Beschreibungen determiniert, die kompetente Sprecher mit ihnen
assoziieren. Assoziiert jemand also mit dem Ausdruck ‚Wasser‘ die Be-
schreibung ‚eines der vier Elemente‘, so müsste gemäß dieser Konzeption
sein Gebrauch des Ausdrucks ‚Wasser‘ eine andere Referenz haben als der
Gebrauch dessen, der Wasser für H2O hält. Debattierten diese beiden Spre-
cher über das, was sie beide ‚Wasser‘ nennen, so würden sie nicht über
dasselbe sprechen und könnten auch keine wirklich konfligierenden Über-
zeugungen über ihren Gesprächsgegenstand haben. Die deskriptionistische
Bestimmung der Referenz von Ausdrücken hat größere Probleme mit der
Erklärung der Natur wissenschaftlichen Fortschritts, denn als Fortschritt
lässt sich besonders leicht der Übergang von einer Theorie zu einer reiferen
Theorie verstehen, wobei die Vertreter beider Theorien über dieselben Ge-
genstände sprechen, aber unterschiedliche Überzeugungen hinsichtlich der
Eigenschaften dieser Gegenstände haben.
Haben Putnam und Kripke Recht, so lässt sich die Identität von Eigen-
schaften – eine notwendige metaphysische Eigenschaft – nicht nur mittels
analytischer Sätze, sondern auch mit synthetischen Identitätsaussagen be-
haupten, die notwendige, aber empirische Wahrheiten ausdrücken. Zwei
Ausdrücke können dasselbe bezeichnen, ohne synonym zu sein. Ist die
kausale Theorie der Referenz auf dem richtigen Weg, so bezeichnen die
Ausdrücke ‚Gold‘ und ‚chemisches Element mit der Ordnungszahl 79‘
oder ‚Wasser‘ und ‚H2O‘ jeweils denselben Gegenstand, obwohl sie nicht
synonym sind. Die Sätze ‚Gold ist das chemische Element mit der
Ordnungszahl 79‘ oder ‚Wasser ist H2O‘ sind entsprechend keine
analytischen Sätze, also nicht zugleich notwendigerweise und a priori
wahr. Gold sei dennoch notwendigerweise das chemische Element mit der
316 Tatjana Tarkian

Ordnungszahl 79, Wasser sei notwendigerweise H2O. Putnams und


Kripkes Innovation liegt in der Einsicht, dass die modale Eigenschaft der
Notwendigkeit und die Eigenschaft der Analytizität unterschiedliche Ei-
genschaften sind. Dies leuchtet ein. Notwendigkeit ist ein metaphysischer
Begriff. Zu behaupten, dass sich etwas notwendigerweise auf eine
bestimmte Weise verhält, ist zu behaupten, dass es nicht anders sein kann.
Diese Charakterisierung ist epistemologisch neutral: Notwendige
Wahrheiten sind nicht als apriorische Wahrheiten charakterisiert. Analyti-
zität ist hingegen ein semantischer Begriff, und er ist nicht epistemologisch
neutral, denn analytische Wahrheiten sind als apriorische Wahrheiten
charakterisiert.23 Notwendigkeit, so argumentieren Putnam und Kripke, ist
nicht unbedingt eine Sache der Analytizität. Es gebe auch synthetische –
also empirische – notwendige Wahrheiten.
Beispiele für solche synthetischen und notwendigen Wahrheiten finden
wir in synthetischen Identitätsaussagen wie ‚Wasser ist H2O‘. Ob Wasser
wirklich H2O ist, ist eine empirische Frage, die nur mittels chemischer Un-
tersuchungen, nicht aber durch begriffliche Überlegungen entschieden wer-
den kann. Empirische Forschungen haben gezeigt, dass Wasser wirklich
H2O ist, und linguistische Gedankenexperimente (das „Zwillingserde“-Ge-
dankenexperiment) zeigen, dass wir es als die essentielle Eigenschaft von
Wasser ansehen, dass es H2O ist, da wir nicht bereit sind, etwas als ‚Was-
ser‘ zu bezeichnen, wenn es nicht aus H2O besteht. Ist Wasser, wie das
Gedankenexperiment zeigt, in allen möglichen Welten H2O, so drückt die
Aussage ‚Wasser ist H2O’ eine notwendige Wahrheit aus: Wasser und H2O
sind in allen möglichen Welten identisch. Dasselbe gilt auch für die Aus-
drücke ‚Gold’ und ‚chemisches Element mit der Ordnungszahl 79’. Beide
Ausdrücke bezeichnen dieselbe natürliche Art, nämlich Gold. Doch es ist
keine Sache sprachlichen Wissens, dass Gold das Element mit der Ord-
nungszahl 79 ist. Der Ausdruck ‚Gold’ ist kein Synonym des Ausdrucks
‚chemisches Element mit der Ordnungszahl 79’. Kompetente Sprecher
können von Gold reden, ohne zu wissen, dass Gold das Element mit der
Ordnungszahl 79 ist. Das herauszufinden, ist vielmehr Sache des Chemi-
kers. Ist diese Konzeption überzeugend, so lässt sich für die notwendige
Wahrheit vieler interessanter Identitätsaussagen empirisch argumentieren:
so etwa für die Sätze ‚Temperatur ist mittlere kinetische Energie auf mo-

23
Vgl. David O. Brink (1989: 165-166).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 317

lekularer Ebene‘, ‚Licht ist elektromagnetische Strahlung‘ oder ‚Gene sind


funktionale Abschnitte von DNA-Molekülen, welche Proteine oder RNA
kodieren‘. Es kann als eines der Ziele empirischer Wissenschaften be-
griffen werden, durch die Formulierung, Prüfung und experimentelle
Bestätigung interessanter intratheoretischer und intertheoretischer Identi-
tätsaussagen die Extension von Ausdrücken wie ‚Wasser‘, ‚Licht‘, ‚Ener-
gie‘, oder ‚Gen‘ zu bestimmen und uns auf diesem Wege Aufschluss über
die Natur der Dinge zu geben.
Synthetische ethische Naturalisten wie Richard Boyd, David Brink und
Bruce Brower argumentieren, dass naturalistische Thesen der Identität mo-
ralischer und natürlicher Eigenschaften in analoger Weise als informative
synthetische Identitätsbehauptungen verstanden werden sollten.24 Morali-
sche und natürliche Prädikate könnten gleichermaßen auf natürliche Eigen-
schaften referieren, ohne synonym zu sein.25 Eine Aussage wie ‚Moralisch
richtig sind Handlungen, die zu wählen Lust maximieren würde‘ könnte
sich als notwendige Wahrheit a posteriori herausstellen; lustmaximierend
zu sein, könnte sich als die metaphysische Essenz moralischer Richtigkeit
erweisen. Diese empirische Identifikation moralischer Richtigkeit ist hier
nur als Beispiel einer Hypothese zu verstehen. Weder Boyd noch Brink
oder Brower halten den hedonistischen Utilitarismus für plausibel. Wie wir
gesehen haben, lässt sich die Extension von Ausdrücken nach der Ansicht
kausaler Referenztheoretiker nur durch umfassende empirische Untersu-
chungen bestimmen. Im Fall des Ausdrucks ‚Wasser‘ nehmen wir an, dass
eine reife chemische Theorie zu dem verlässlichen Ergebnis geführt hat,
dass es die Substanz H2O ist, die erklärt, welchen Gegenstand in ihrer
Umwelt Sprecher bei ihrer Erfindung des Ausdrucks ‚Wasser‘ herausgrei-
fen wollten. Geht es um die Extension von Ausdrücken wie ‚moralische
Pflicht‘, ‚moralisch richtig‘ oder ‚moralisch geboten‘, so müsste es eine
Aufgabe der substantiellen Moraltheorie sein zu klären, welche natürlichen
Eigenschaften den Gebrauch dieser Ausdrücke kausal regulieren. Zu wel-

24
Vgl. Richard N. Boyd (1988: insbes. 195-199), Bruce W. Brower (1993) und David
O. Brink (1989). Brink schreibt: „The naturalist’s identity or constitution claims can
be construed as expressing synthetic moral necessities“ (1989: 166). Brink ist non-
reduktiver ethischer Naturalist; Brower verteidigt einen reduktiven Naturalismus.
25
Auch Putnam signalisierte schon früh die Bereitschaft, die kausale Theorie der Re-
ferenz auf moralische Ausdrücke auszudehnen (1975a: 290). Vgl. auch Putnam
(1981: 206-208).
318 Tatjana Tarkian

chem Ergebnis man bei entsprechenden substantiellen Überlegungen


kommt, ist, so glauben synthetische Naturalisten, im Prinzip offen. Die
Wahrheit der hedonistischen Identifikation des Wertvollen mit dem Lust-
vollen und die Wahrheit der klassisch-utilitaristischen Identifikation des
Richtigen mit dem Lustmaximierenden könne entsprechend nicht ausge-
schlossen werden, erst recht nicht durch begriffliche Argumente. Ihre Plau-
sibilität ließe sich nur auf dem Wege substantieller Argumentation prüfen.
Der synthetische ethische Naturalismus wird dem analytischen Natura-
lismus von denjenigen Naturalisten vorgezogen, die in zustimmender Wür-
digung der Quineschen Attacke auf die Unterscheidung zwischen analyti-
schen und synthetischen Wahrheiten grundsätzliche Bedenken hinsichtlich
der Idee der Analytizität hegen.26 Für methodologische Naturalisten verbie-
tet sich der Appell an notwendige apriorische Wahrheiten in der
philosophischen Argumentation. Doch die semantische Konzeption der
synthetischen Naturalisten wirft besondere Fragen auf. Ist der Vorschlag,
moralische Ausdrücke als starre Designatoren zu behandeln, wirklich
überzeugend?
Ein Einwand an die Adresse der synthetischen Naturalisten lautet, dass
die Anwendung einer kausalen Theorie der Referenz auf moralische Aus-
drücke zu einer Spannung mit dem moralischen Realismus führt, welchen
die Naturalisten zu verteidigen suchen.27 Würden moralische Ausdrücke
auf diejenigen natürlichen Eigenschaften referieren, welche den Gebrauch
dieser Ausdrücke kausal regulieren, so würden verschiedene Sprecher,
deren Gebrauch des moralischen Ausdrucks ‚M‘ durch unterschiedliche
natürliche Eigenschaften kausal reguliert wird, nicht über dieselben Eigen-
schaften sprechen. Sie könnten daher keine genuinen moralischen Kon-
flikte über das M-Sein eines Gegenstands moralischer Beurteilung haben.
Diese Schlussfolgerung ist im analogen Fall der Putnamschen
Zwillingserde unproblematisch. Geht es um moralische Diskurse, so
konfligiert sie aber mit den Intentionen des moralischen Realisten, der
Platz lassen möchte für die Interpretation moralischer Differenzen als echte
moralische Kontroversen, anstatt sie als Äquivokationen abzutun. Dieser

26
So bekennt Richard Boyd: „I doubt that there are any significant ‚conceptual truths‘
at all“ (1988: 196). Vgl. auch Bruce W. Brower (1993: 221).
27
Vgl. Terence Horgan und Mark Timmons (1991), die Boyds (1988: 195-199) kau-
sale Theorie der Referenz für moralische Ausdrücke kritisieren. Vgl. auch Terence
Horgan und Mark Timmons (1992).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 319

Einwand scheint angesichts von Boyds Variante der kausalen Theorie der
Referenz überzeugend zu sein. Ob damit der synthetische ethische
Naturalismus hinfällig wird, muss hier offen bleiben. Die semantischen
Grundlagen des synthetischen Naturalismus erfordern weitere
Ausarbeitung, und vielleicht lässt sich eine Variante einer Theorie der
direkten Referenz zu seiner Unterstützung entwickeln, die gegen den
geschilderten Einwand immun ist.28

4. Zwei Lager der aktuellen Debatte: Naturalistischer und nonnatu-


ralistischer Realismus

Die beiden großen oppositionellen Lager innerhalb der zeitgenössischen


Realisten – Naturalisten und Nonnaturalisten – zeichnen sich durch eine
unterschiedliche moralische Metaphysik und Epistemologie aus, und sie
knüpfen an jeweils andere Traditionen und Orientierungspunkte an.
Die Vertreter des naturalistischen Lagers orientieren sich an einer natu-
ralistischen Herangehensweise an Grundlagenfragen der Ethik. Cha-
rakteristisch für ihre Sicht der Probleme ist die Frage, welchen Platz Werte,
moralische Verpflichtungen, moralisches Urteilen und Handeln sowie mo-
ralische Erkenntnis in einem Bild von der Realität finden können, wie es
durch die modernen empirischen Wissenschaften gezeichnet wird. Als me-
taphysische Naturalisten meinen sie, dass nichts existiert, was nicht poten-
tieller Gegenstand empirischer Untersuchungen sein kann. Natürliche Tat-
sachen – Tatsachen, mit denen wir über unsere Sinnesorgane in kausalem
Kontakt stehen könnten – erschöpften den Bereich des Realen.
Die naturalistische Herangehensweise wird durch komparative Frage-
stellungen dominiert: Welchen Platz haben Werte in einer Welt der Fakten,
und wie schneidet der moralische Erkenntnisprozess im Vergleich zum
wissenschaftlichen Erkenntnisprozess ab? Es ist diese Herangehensweise,
welche viele zum Nonkognitivismus führt. Nonkognitivisten beantworten
die komparative Frage negativ: Tatsachen seien Gegenstand der empiri-
schen Wissenschaften, Werte seien nicht real und gehörten in den Bereich
des Subjektiven, die Ethik könne den Vergleich mit den empirischen Wis-

28
David Brink (2001) entwickelt einen Vorschlag in dieser Richtung, der sich von
Boyds knappen Ausführungen zu einer kausalen Theorie der Referenz für morali-
sche Ausdrücke signifikant unterscheidet.
320 Tatjana Tarkian

senschaften nicht bestehen, moralische Erkenntnis im eigentlichen Sinne


könne es nicht geben.29
Naturalistische moralische Realisten beantworten die komparative Frage
hingegen positiv. Werte hätten als natürliche Eigenschaften ihren Platz in
der Realität ebenso wie nichtmoralische Tatsachen. Die Ethik brauche in
epistemologischer Hinsicht den Vergleich mit den empirischen Wissen-
schaften nicht zu scheuen. Moralische Tatsachen seien der Erkenntnis auf
dieselbe Weise zugänglich wie andere natürliche Tatsachen. Um morali-
sche Tatsachen als solche zu identifizieren, seien empirische Theorien mit
der Moraltheorie zu verbinden. Ein deutlicher Bezugspunkt naturalistischer
moralischer Realisten ist dabei der wissenschaftliche Realismus, den sie
ebenfalls verteidigen. Gewöhnlich argumentieren sie zugunsten eines epis-
temologischen Kohärentismus. Viele von ihnen verstehen sich als metho-
dologische Naturalisten in der Nachfolge Quines.
Das Bekenntnis zum naturalistischen Paradigma bringt es mit sich, dass
naturalistische Realisten die Frage, ob moralische Tatsachen explanato-
risch potente Tatsachen sind, als eine drängende Frage ansehen müssen,
und sie beantworten sie positiv.30 Der metaphysische Naturalist versteht
Tatsachen als Bestandteile einer kausal-explanatorischen Ordnung. In der
Welt der Tatsachen sei kein Platz für Tatsachen, die nichts zur Erklärung
von Phänomenen beitragen. Die Behauptung, dass die Moraltheorie von
empirischer Bestätigung ausgeschlossen ist31, stellt daher aus der Sicht na-
turalistischer moralischer Realisten einen ernstzunehmenden Einwand ge-
gen ihre Theorie dar, den sie entkräften müssen.
Wie es der Zufall will, wird der naturalistische moralische Realismus
bislang vorrangig von amerikanischen Philosophen propagiert. (Daher wird
zuweilen in klassifikatorischer Absicht vom „amerikanischen moralischen
Realismus“ gesprochen.) Seine wichtigsten Vertreter sind Richard Boyd,
David Brink, Nicholas Sturgeon, Peter Railton, Geoffrey Sayre-McCord,
Bruce Brower, Richard Werner, David Lewis und Frank Jackson. Im deut-
schen Sprachraum vertritt Peter Schaber eine naturalistische Position.

29
Die negative Antwort, die Nonkognitivisten auf die komparative Frage geben, sollte
nicht vorschnell als Abwertung des Ethischen interpretiert werden. Sie ist kein
Werturteil.
30
Vgl. Nicholas L. Sturgeon (1984, 1986, 1986 a), David O. Brink (1989: 182-197)
und Geoffrey Sayre-McCord (1988).
31
Vgl. für diesen Einwand Gilbert Harman (1977: Kapitel 1, und 1986).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 321

Die Anhänger des nonnaturalistischen Lagers verfolgen dagegen keine


naturalistischen und komparativen Fragestellungen; stattdessen favorisie-
ren sie eine autonome Herangehensweise an Grundlagenfragen der Moral.
Kennzeichnend für diesen Zugang ist der Versuch, die Natur moralischer
Erkenntnis ausgehend von der Phänomenologie der moralischen Erfahrung
und der moralischen Praxis, die sich nicht zuletzt in sprachlicher Praxis äu-
ßert, zu verstehen. Nennenswerte Bezüge zum wissenschaftlichen Realis-
mus gibt es hier nicht. Als Inspirationsquelle nutzen die Nonnaturalisten ei-
nerseits die rationalen Intuitionisten, andererseits beziehen sie sich in
unterschiedlicher Deutlichkeit auf ausgewählte Aspekte der Spätphilo-
sophie Wittgensteins und einige Bemerkungen des Aristoteles. Vertreter
dieser britischen Variante des moralischen Realismus sind John McDowell,
David Wiggins, Jonathan Dancy, Mark Platts und David McNaughton,
wobei diese oft ihre Anerkennung für Iris Murdochs The Sovereignty of
Good und Sabina Lovibonds Realism and Imagination in Ethics ausdrü-
cken.32
Ihre realistische Interpretation des Moralischen sehen die
Nonnaturalisten durch die Phänomenologie der moralischen Erfahrung
gestützt. Greifen sie zum Zweck der Illustration zu Analogien zu
moralischer Erkenntnis, so suchen sie diese häufig in der Wahrnehmung
ästhetischer Qualitäten. Im moralischen wie im ästhetischen Fall besäßen
wir ein Empfindungsvermögen, eine Sensibilität, die uns Eigenschaften
von Gegenständen und Situationen wahrnehmen lässt. Bei diesem
Vermögen ist nicht an eine moralische Intuition im Sinne einer
intellektuellen kognitiven Kapazität gedacht. Nonnaturalisten sprechen
vielmehr davon, dass wir die moralischen Aspekte der Wirklichkeit in
derselben Weise erkennen wie andere Aspekte auch: durch genaues Hin-
schauen („by looking and seeing“33). Kritiker mögen hinter der Visions-
metaphorik eine Neuauflage der problematischen Thesen der rationalen In-
tuitionisten vermuten. Doch die Nonnaturalisten wollen nicht die Existenz
eines „moralischen sechsten Sinns“ postulieren. Auch geht es ihnen nicht
darum zu behaupten, dass das Ekelhafte der sinnlosen Gewalt oder das
Gute am freundschaftlichen Miteinander sichtbare Eigenschaften sind wie
die Röte des Sonnenuntergangs. Die Visionsmetaphorik soll eher als
32
Unter den deutschen Autoren argumentiert Franz von Kutschera (1982, 1994) für
eine nonnaturalistische Position.
33
Mark Platts (1988: 285).
322 Tatjana Tarkian

Widerhall von Aristoteles’ Bemerkung aufgefasst werden, dass das


Richtige und Falsche weniger eine Sache von Regeln als vielmehr eine
Sache der Natur des jeweiligen Gegenstands ist. Um herauszufinden, was
richtig ist, müssten wir uns auf die Einzelheiten der jeweiligen Situation
konzentrieren.34 Das korrekte moralische Urteilen ist, so die
Nonnaturalisten, eine Sache kontextuell angemessener Anwendung
moralischer Begriffe und nicht etwa eine Subsumption von Situationen
unter moralische Regeln.
Nonnaturalisten fassen die moralische Qualität von Handlungen und Si-
tuationen als Qualität dieser Handlungen und Situationen auf, nicht aber als
Qualität unseres eigenen Empfindungsvermögens, wie es Hume behaupte-
te:
„Take any action allow’d to be vicious: Wilful murder, for instance. Examine it
in all lights, and see if you can find that matter of fact, or real existence, which
you call vice. In which-ever way you take it, you find only certain passions, mo-
tives, volitions and thoughts. There is no other matter of fact in the case. The vice
entirely escapes you, as long as you consider the object. You never can find it,
till you turn your reflexion into your own breast, and find a sentiment of disap-
probation, which arises in you, towards this action. Here is a matter of fact; but
‘tis the object of feeling, not of reason. It lies in yourself, not in the object. So
that when you pronounce any action or character to be vicious, you mean noth-
ing, but that from the constitution of your nature you have a feeling or sentiment
of blame from the contemplation of it. Vice and virtue, therefore, may be com-
par’d to sounds, colours, heat and cold, which, according to modern philosophy,
are not qualities in objects, but perceptions in the mind.“35
Sensibilitätstheoretiker wie John McDowell und David Wiggins versuchen,
einer realistischen Interpretation des Moralischen eine Grundlage zu ver-
schaffen, indem sie moralische Eigenschaften nach dem Muster sekundärer
Qualitäten zu verstehen suchen. Diese Strategie ist auf den ersten Blick
verblüffend. Schließlich meinte Hume, dass der Vergleich moralischer Ei-
genschaften mit sekundären Qualitäten vielmehr für eine irrealistische Auf-
fassung hinsichtlich moralischer Eigenschaften spricht. Hume konnte sich
dabei auf Lockes Ansicht stützen, dass die Erfahrungen, die sekundäre
Qualitäten in uns hervorrufen, in Wahrheit keine Entsprechungen in den
Gegenständen finden. McDowell argumentiert dagegen, dass die Anerken-
nung der richtigen Unterscheidung zwischen primären und sekundären

34
Vgl. Jonathan Dancy (1998: 536).
35
David Hume, A Treatise of Human Nature, III,i,1 (468-69).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 323

Qualitäten es als solche nicht erzwingt, eine „Irrtumstheorie“ hinsichtlich


sekundärer Qualitäten zu vertreten:
„A secondary quality is a property the ascription of which to an object is not ade-
quately understood except as true, if it is true, in virtue of the object’s disposition
to present a certain sort of perceptual appearance: specifically, an appearance
characterizable by using a word for the property itself to say how the object per-
ceptually appears. Thus an object’s being red is understood as obtaining in virtue
of the object’s being such as (in certain circumstances) to look, precisely, red.
[…]
I have written of what property-ascriptions are understood to be true in virtue of,
rather than of what they are true in virtue of. No doubt it is true that a given thing
is red in virtue of some microspic textural property of its surface; but a predica-
tion understood in only such terms—not in terms of how the object would look—
would not be an ascription of the secondary quality of redness.
Secondary-quality experience presents itself as perceptual awareness of proper-
ties genuinely possessed by the objects that confront one. And there is no general
obstacle to taking that appearance at face value. An object’s being such as to
look red is independent of its actually looking red to anyone on any particular
occasion; so, notwithstanding the conceptual connection between being red and
being experienced as red, an experience of something as red can count as a case
of being presented with a property that is there anyway—there independently of
the experience itself. And there is no evident ground for accusing the appearance
of being misleading”36.
Sekundäre Qualitäten sind Eigenschaften, deren Zuschreibung zu einem
Gegenstand nur dann richtig verstanden wird, wenn man diese Zuschrei-
bung (sofern sie wahr ist) kraft der Disposition des Gegenstands als wahr
begreift, in geeignet situierten Beobachtern eine Wahrnehmung bestimmter
Art hervorzurufen. Sie tragen daher Kennzeichen der Subjektivität. Den-
noch seien sie, so McDowell, nicht jeglicher Objektivität beraubt: Sie seien
reale Eigenschaften, die Material für unsere Erfahrungen bereitstellen und
unabhängig von ihrer Erfahrung sind.
Nach der Ansicht metaphysischer Naturalisten haben sekundäre Qualitä-
ten allerdings keinen Platz im Inventar der Realität, welche sie als funda-
mentale kausal-explanatorische Ordnung der Dinge verstehen. Die Rede
von Farben, Tönen, Gerüchen, Geschmack, gefühlter Wärme würde aus
einer ultimativen Beschreibung der Wirklichkeit eliminiert werden. Sensi-
bilitätstheoretiker verteidigen nun ihren Anspruch, moralische Eigenschaf-
ten als Realisten nach dem Muster sekundärer Qualitäten deuten zu kön-

36
John McDowell (1985/1998:133-134).
324 Tatjana Tarkian

nen, indem sie die Angemessenheit der naturalistischen Konzeption des


Objektiven und Realen bestreiten. Deuten Naturalisten dasjenige als objek-
tiv, was von jeglicher Perspektivität und Subjektivität getilgt ist und was
somit unabhängig davon ist, wie es wahrnehmenden Beobachtern er-
scheint, so deutet McDowell das als objektiv, was Material für unsere Er-
fahrungen bietet, anstatt lediglich ein Produkt der Einbildung zu sein.37 Er
billigt sekundären Qualitäten mithin ein Maß an metaphysischer Robust-
heit zu, welches Naturalisten ihnen absprechen.
Die realistische Deutung sekundärer Qualitäten illustriert den antireduk-
tionistischen Charakter der Sensibilitätstheorie. Auch wenn sekundären
Qualitäten letztlich keine „umfangreiche kosmologische Rolle“ zukommt,
so seien sie dennoch reale Eigenschaften. Wir haben sprachliche Katego-
rien, um sie treffend zu beschreiben, und wir wissen, was der Fall ist, wenn
ein Buch rot, ein Akkord harmonisch oder ein Geruch beißend oder absto-
ßend ist. Dasselbe treffe auf moralische Eigenschaften zu. Unsere Sprache
bietet ein reichhaltiges Instrumentarium, und grundsätzlich wissen wir sehr
wohl eine gemeine Lüge von einer kleinen Unaufrichtigkeit und einer ga-
lanten Schmeichelei zu unterscheiden. Dass es Übereinstimmungen im Ur-
teil geeigneter, mit der notwendigen Sensibilität ausgestatteter Beobachter
gibt, stütze die realistische Interpretation der Moral.
Der antireduktionistische Grundzug nonnaturalistischer Entwürfe offen-
bart sich auch in ihrer Sicht der moralischen Sprache. Nonnaturalisten hal-
ten es für eine unergiebige und unnötige Aufgabe, nach informativen Ana-
lysen moralischer Ausdrücke zu suchen, welche die notwendigen und
hinreichenden Bedingungen für ihren korrekten Gebrauch festlegen wür-
den. Sie bestreiten, dass deduktiv-inferentielle Beziehungen zwischen
nichtmoralischen und moralischen Urteilen bestehen und der Gehalt mo-
ralischer Urteile angemessen durch nichtmoralische Urteile ausgedrückt
werden könnte.38 Eine wahrheitskonditionale Semantik, welche die Wahr-
heitsbedingungen der Sätze unserer Sprache nach dem Schema Tarskischer
T-Sätze expliziert, sage alles Wichtige über die Bedeutung moralischer und
nichtmoralischer Urteile. McDowell und Lovibond würdigen Wittgenstein
für seinen beharrlichen Hinweis auf die gewöhnliche sprachliche Praxis
und das durch die Praxis selbst vermittelte Erfassen der Regeln, welche ihr

37
Vgl. John McDowell (1985/1998: 136).
38
Vgl. Mark Platts (1988: 283).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 325

zugrunde liegen. Unsere moralische Sensibilität offenbare sich in dem


Vermögen, die moralische Sprache angemessen anzuwenden. Die nonnatu-
ralistische Rezeption der Spätphilosophie Wittgensteins ist dabei eklekti-
zistischer Art, denn die Verpflichtung auf die wahrheitskonditionale Se-
mantik steht sicherlich in einer Spannung zu Wittgensteins antirealistischen
Äußerungen.39 Der Einfluss Wittgensteins zeigt sich aber auch darin, dass
viele Nonnaturalisten wenig Anstalten machen, eine externe Perspektive
gegenüber unserer moralischen Diskurspraxis einzunehmen und sie nach
ihren metaphysischen Verpflichtungen zu hinterfragen.
Nonnaturalisten schlagen vor, unsere Fähigkeit, moralische Urteile zu
fällen, als perzeptive Fähigkeit zu begreifen, die moralische Tatsachen zum
Gegenstand hat. McDowell unternimmt es dabei, die behauptete Analogie
von moralischen Eigenschaften und sekundären Qualitäten für eine dispo-
sitionale Konzeption von Werteigenschaften zu nutzen. Diese legt es nahe,
die moralische Eigenschaft einer Situation etwa als ihre Disposition aufzu-
fassen, bestimmte Erfahrungen in Beobachtern hervorzurufen, die als Per-
zeption eben dieser Eigenschaft verstanden werden können. Entsprechend
versteht McDowell das Vermögen der tugendhaften Person, Situationen „in
einem speziellen Licht“40 zu sehen, das gute Gründe zum Handeln konstitu-
iert, als perzeptive Fähigkeit, die zu erlangen Sache der moralischen Erzie-
hung ist. Wie überzeugend die Analogie von moralischen Eigenschaften
und sekundären Qualitäten letztlich ist, ist umstritten. Jonathan Dancy ver-
zichtet auf sie und fasst moralische Tatsachen als objektive Sachverhalte,
als Gründe zum Handeln auf. Situationen hätten Eigenschaften; manche
von ihnen seien relevant im Hinblick darauf, was man tun sollte, andere
nicht; und einen vollständigen Blick auf die relevanten Eigenheiten einer
Situation und ihre Beziehungen zueinander zu erlangen hieße, die Gestalt
(shape) der Situation zu erfassen, was nichts anderes sei, als Handlungs-
gründe zu erkennen – zu erkennen, dass eine bestimmte Handlung richtig
ist oder getan werden soll.41

39
Darauf weist auch Robert L. Arrington hin (1989: 131-132).
40
Vgl. John McDowell (1978/1998: 85).
41
Vgl. Jonathan Dancy (1993: Kapitel 7, insbes. 112-115).
326 Tatjana Tarkian

5. Probleme
Die Oberflächengrammatik der moralischen Sprache und die Praxis der
moralischen Argumentation bieten gute Gründe dafür, moralischen Urtei-
len ausschließlich propositionalen Gehalt zuzusprechen. Was wir tun,
wenn wir moralisch argumentieren, lässt sich am natürlichsten durch die
Annahme deuten, dass wir moralische Behauptungen vorbringen, die Be-
hauptungen anderer zurückweisen und unsere Sichtweisen durch Gründe
zu stützen suchen, die wir wiederum als Behauptungen vortragen. Der mo-
ralische Diskurs unterliegt argumentationstheoretischen Gesetzen. Wir wi-
dersprechen anderen, wenn sie Urteile äußern, die inkonsistent sind, wir
ziehen Schlüsse aus moralischen Urteilen sowie aus der Kombination mo-
ralischer und nichtmoralischer Urteile und versuchen, unsere Urteile als
konsistentes System von Sätzen zu organisieren. Es liegt nahe, solche Satz-
systeme als Ausdruck von Überzeugungssystemen und moralische Urteile
als wahrheitsfähige Urteile zu interpretieren. Ich teile daher die Sicht, dass
die Beweislast in der Debatte auf der Seite der Nonkognitivisten liegt.
Realistische Grundlagentheorien des Moralischen können unserer Vor-
stellung Rechnung tragen, dass es richtige und falsche moralische
Überzeugungen gibt und man sich in moralischen Fragen irren kann. Auch
lässt das realistische Paradigma genügend Spielraum, um vielen Bedenken
überzeugend entgegenzutreten: Realisten sind nicht auf einen unhaltbaren
Platonismus, einen problematischen epistemologischen Fundamentalismus
und einen (zumindest aus der Sicht vieler) kritikwürdigen Wertobjektivis-
mus festgelegt; auch dürfen sie die semantische Autonomie der
moralischen Sprache verteidigen. Dennoch scheint der moralische
Realismus problematisch. Dabei lassen sich gegen naturalistische und
nonnaturalistische Ansätze unterschiedliche Einwände erheben.42
Es ist plausibel anzunehmen, dass moralische Urteile kraft ihrer Bedeu-
tung normative Urteile sind: Urteile, mit denen wir ausdrücken, dass wir
auf bestimmte Weise handeln sollten, oder Urteile, mit denen wir ausdrü-
cken, dass bestimmte Gegenstände Wertschätzung verdienen oder dass es
gerechtfertigt ist, in bestimmten Situationen bestimmte moralische Gefühle
zu haben. Die These vom normativen Gehalt moralischer Urteile lässt sich
nun offenbar nicht mit der naturalistischen Behauptung vereinbaren, dass

42
Allgemeine Einwände gegen den metaphysischen Realismus und die realistische
Konzeption von Wahrheit sollen hier ausgeklammert werden.
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 327

moralische Tatsachen empirische Tatsachen sind – es sei denn, der norma-


tive Gehalt moralischer Urteile ließe sich auf irgendeine Weise naturalisie-
ren. Viele Naturalisten – darunter die amerikanischen Naturalisten der
„Cornell-Schule“: Richard Boyd, David Brink und Nicholas Sturgeon –
entscheiden sich gegen die mögliche Strategie der Naturalisierung norma-
tiver Urteile und argumentieren zugunsten einer These, die ich hier als
normativen Externalismus bezeichnen will.43 Normative Externalisten hal-
ten moralische Propositionen für nichtnormative Propositionen. Als Natu-
ralisten behaupten normative Externalisten entsprechend, die Erkenntnis
moralischer Tatsachen sei nichts als die Erkenntnis bestimmter natürlicher,
nichtnormativer Tatsachen, welche dem Erkenntnissubjekt als solche etwa
keine guten Gründe zum Handeln liefere. Haben Externalisten Recht, so
verdankt sich der normative Charakter der Moral nicht dem Gehalt morali-
scher Überzeugungen.
Mir scheint, dass es dem gewöhnlichen Verständnis der moralischen
Sprache zuwiderläuft, moralische Urteile als nichtnormative Urteile aufzu-
fassen. Unabhängig davon ist festzuhalten, dass der externalistische mora-
lische Realismus als solcher keine Antwort auf die Frage nach der Norma-
tivität der Moral gibt. Externalisten behandeln die Frage nach dem
normativen Charakter der Moral als eine offene substantielle Frage, die ei-
gens durch eine gesonderte Theorie der Normativität – eine Theorie prakti-
scher Gründe – und durch kontingente Fakten über die Motive moralischer
Akteure zu beantworten ist. Moralische Erkenntnis allein habe keine nor-
mative Relevanz, solange nicht das Erkenntnissubjekt eine bestimmte Mo-
tivstruktur mitbringe, welche es nach Maßgabe einer überzeugenden Theo-
rie praktischer Gründe erlaubt, ihm gute Handlungsgründe zuzuschreiben.
Naturalisten haben dabei eine Affinität zu einer instrumentellen Konzepti-
on praktischer Gründe, da diese – so die übliche Behauptung – anders als
substantielle Konzeptionen nichthypothetischer Normativität aus naturalis-
tischer Sicht unverdächtig ist. Die Überzeugungskraft der von externalisti-
schen Realisten eingeschlagenen Strategie schwindet somit in dem Maße,
in dem man eine instrumentelle Theorie praktischer Gründe nicht für eine
erschöpfende Theorie moralischer Gründe hält. Auch ist die Frage eine ei-

43
Vgl. Richard Boyd (1988) und David Brink (1989: Kapitel 3). Peter Schaber be-
schränkt den normativen Externalismus auf Wertaussagen (vgl. 1997: 183-186).
328 Tatjana Tarkian

gene Erörterung wert, ob sich instrumentelle Gründe tatsächlich vollstän-


dig naturalisieren lassen.44
Ganz anders liegen die Probleme bei nonnaturalistischen Ansätzen. Non-
naturalisten sind normative Internalisten: Sie verstehen moralische Propo-
sitionen als normative Propositionen. Als Realisten behaupten sie, dass
moralische Tatsachen normative Tatsachen sind und dass die Erkenntnis
bestimmter solcher Tatsachen dem Erkenntnissubjekt gute Gründe zum
Handeln gebe. Dabei meinen Nonnaturalisten, dass die Phänomenologie
des moralischen Erkenntnisprozesses ein perzeptives Modell der morali-
schen Erkenntnis stütze. Im moralischen Erkenntnisprozess richteten wir
unseren Blick auf moralische Tatsachen als authentische Gegenstände un-
serer Erfahrung.
Doch allem voran sind durchaus Zweifel an der Behauptung angebracht,
dass die Phänomenologie des moralischen Urteilens ein perzeptives Modell
moralischer Erfahrung nahe legt. Betrachten wir hier den Vorschlag der
Sensibilitätstheoretiker. Was sekundäre Qualitäten angeht, so ist die phäno-
menologische These korrekt, dass sich uns ihre Erfahrung als Perzeption
von Eigenschaften darstellt, die Objekten tatsächlich zukommen. Dagegen
ist die These, dass sich uns das moralische Urteilen als die Perzeption von
moralischen Eigenschaften darstellt, die Gegenständen moralischer Beur-
teilung tatsächlich zukommen, weitaus kontroverser. Perzeption ist als kau-
saler Prozess zu verstehen, als kognitive Reaktion auf die Realität. Die
Wahrnehmung von Farben oder Gerüchen etwa lässt sich als Ergebnis ei-
nes kausalen Prozesses begreifen. Hingegen liegt es eher fern, moralische
Erkenntnis als Ergebnis eines kausalen Prozesses aufzufassen. Es ist nicht
nötig, im kausalen Kontakt mit einer Situation zu stehen, um sie unter mo-
ralischen Aspekten zu bewerten, und moralisches Urteilen scheint auch
produktive Züge aufzuweisen. Das perzeptive Modell moralischer Erfah-
rung wird uns durch unsere Praxis des moralischen Urteilens und Argu-
mentierens jedenfalls nicht aufgedrängt.
Weiter erweist sich die von Sensibilitätstheoretikern in Anspruch ge-
nommene Analogie von moralischen Eigenschaften und sekundären Quali-
täten auch als an sich problematisch – selbst unter der Annahme, dass es
gelingt, sekundären Qualitäten den für einen Realismus notwendigen Ob-
jektivitätsstatus zu sichern. Soll die Analogie für eine dispositionale Kon-

44
Vgl. hierzu kritisch Christine Korsgaard (1997) und Jean Hampton (1998).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 329

zeption von Werteigenschaften nutzbar gemacht werden, so sollten diese


ähnlich wie Farbeigenschaften analysiert werden können. Eine dispositio-
nale Analyse der Röte mag etwa wie folgt aussehen: „X ist dann und nur
dann rot, wenn x derart beschaffen ist, dass es bei normalen Beobachtern
eine Rotwahrnehmung hervorruft, wenn sie x unter Bedingungen betrach-
ten, die für eine visuelle Beurteilung günstig sind“. Echte dispositionale
Analysen zeichnen sich dadurch aus, dass die auf der rechten Seite des Bi-
konditionals genannten Bedingungen explanatorisches Gewicht tragen, in-
sofern sie die Extension des auf der linken Seite genannten Prädikats de-
terminieren. Im Fall der Röte sind es die visuellen Erfahrungen von norma-
len Beobachtern unter geeigneten Bedingungen, welche die Extension des
Prädikats ‚rot’ determinieren. Es liegt hier nahe, den Begriff des „normalen
Beobachters“ als statistischen Begriff zu fassen.
Wir stoßen nun auf eine bedeutsame Disanalogie angesichts dessen, dass
Sensibilitätstheoretiker die moralische Eigenschaft von Gegenständen mo-
ralischer Beurteilung nicht durch deren Disposition charakterisieren, von
„normalen“ Personen mit bestimmten Reaktionen beantwortet zu werden.
Vielmehr rücken sie mit gutem Grund die Reaktionen von in moralischer
Hinsicht qualifizierten Personen ins Blickfeld, also etwa die Reaktionen
tugendhafter Personen, die mit einer moralischen Sensibilität ausgestattet
sind, welche sie auf Dinge in angemessener Weise reagieren lässt.
McDowell weist auf diese Disanalogie selbst hin:
„The disanalogy [...] is that a virtue (say) is conceived to be not merely such as to
elicit the appropriate ‘attitude’ (as a colour is merely such as to cause the appro-
priate experiences), but rather such as to merit it“45.
Sie schlagen also eher Analysen vor wie „Ein Charakterzug ist dann und
nur dann eine Tugend, wenn er unsere Würdigung verdient“ oder „X ist
dann und nur dann gut/richtig/schön, wenn x derart beschaffen ist, dass es
ein Gefühl der Wertschätzung angemessen macht“46. Doch da die auf den
rechten Seiten dieser Bikonditionale spezifizierten Bedingungen normative
Begriffe enthalten, sind sie nicht geeignet, die Extension der Prädikate auf
der linken Seite zu determinieren. Anders als bei der dispositionalen Ana-
lyse der Röte charakterisieren diese Bikonditionale die Natur von Wertei-
genschaften nicht durch ihre Abhängigkeit von subjektiven Reaktionen.

45
John McDowell (1985/1998: 143).
46
Vgl. David Wiggins (1987/1998: 187).
330 Tatjana Tarkian

Denn verdient ein Gegenstand seine Wertschätzung, so heißt dies, dass wir
ihn wertschätzen sollten, ungeachtet unserer tatsächlichen Reaktionen. Es
handelt sich bei den fraglichen Bikonditionalen daher nicht um echte
dispositionale Analysen, und damit bricht die Analogie zwischen Wertei-
genschaften und sekundären Qualitäten zusammen.47 Die Distanz zwischen
der normativen Dignität von Werteigenschaften und subjektiven Reaktio-
nen urteilender Personen, die McDowell und Wiggins wichtig ist, legt es
nahe, diese Eigenschaften als primäre Qualitäten zu verstehen, denen ein
normatives Potential immanent ist. Die Reaktionen tugendhafter Personen
„folgen“ der normativen Autorität dieser Eigenschaften; sie sind nicht ge-
eignet, die Natur dieser Eigenschaften auf unabhängige Weise zu erhellen.
Doch das Postulat primärer Qualitäten, denen eine autoritative Kraft inne-
wohnt, ist kaum akzeptabel.
Schließlich ist zu fragen, was überhaupt für eine realistische Konzeption
von praktischen Gründen und Gründen zur Wertschätzung spricht.
McDowell bezeichnet die Fähigkeit der tugendhaften Person, Situationen
in einem normativen Licht zu sehen, als perzeptives Vermögen. Das
richtige Erfassen von Sachverhalten liefere Gründe zum Handeln.48 Dancy
nennt praktische Gründe objektive Sachverhalte (things that are the case,
features of a situation)49. Doch was es heißt, Situationen in einem
normativen Licht zu sehen, lässt sich auch unter Verzicht auf das Postulat
realistisch verstandener Gründe klären. Moralische Sensibilität ist, so
denke ich, nicht als ein Vermögen der Perzeption moralischer Eigen-
schaften angemessen charakterisiert, sondern eher als die Bereitschaft,
seine Vorstellungskraft über den Horizont der jeweils eigenen Belange
hinaus auszudehnen sowie offen für die Ansprüche anderer und ihre
kritischen Einwände gegen die eigene Sichtweise zu sein. Nötig dafür ist
ein gesundes Maß an Selbstreflexion und die Fähigkeit zur angemessenen
Würdigung nichtmoralischer Tatsachen. Normative Gründe sollten besser
als ein Produkt von Überlegungen verstanden werden, die sich gegen
kritische Einwände behaupten können, und nicht als dem moralischen
Erkenntnisprozess vorgeordnete Sachverhalte, die es angemessen zu
erfassen gilt. Die Fähigkeit, Gründe zu sehen, ist eine produktive Leistung
vernünftiger Subjekte, keine perzeptive Fähigkeit.
47
Vgl. dazu auch Crispin Wright (1988: 22-24).
48
Vgl. John McDowell (1978/1998: 86).
Moralischer Realismus: Varianten und Probleme 331

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49
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