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Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt 1914 Freie Universität Berlin 1948 Universität Konstanz 1966
Die jüngsten Entwicklungen im Bauen für Lehre und Forschung wurden in den vergangenen Semestern in
betrachtet. Es ist eine Sammlung von Analysen von nahezu 120 Bauten und 40 Campus entstanden.
Uns interessiert in diesem Seminar die reflektierende Rückschau in die Geschichte des Universitätsbaus im
20. Jahrhundert, schwerpunktmäßig in Deutschland. Nahezu 100 Jahre vergingen bis nach dem Kaiserreich
nun in der Weimarer Republik 1914 wieder eine Universität gegründet wurde, die Johann-Wolfgang-Goethe
Universität in Frankfurt – die erste neuzeitliche Universität Deutschlands. Noch weitgehend in der Typologie
der kaiserlichen Bauten verwurzelt entwickelten sich mit der Freien Universität Berlin 1948 und den
Neugründungen der Massenuniversitäten Bielefeld, Bochum, Regensburg, Ulm und Konstanz ganz neue
Bautypologien, die dem großen Zustrom junger Studierender der modernen Wissensgesellschaft typologisch
und strukturell Rechnung trugen.
Die Geschichte des Universitätsbaus ist untrennbar mit der Geschichte der Wissenschaft und der
politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung unserer Gesellschaft über die Jahrhunderte
verbunden. Gleichzeitig repräsentieren die Bauten für die Wissenschaft innerhalb der jeweiligen Baustile
auch immer die Bedeutung, die sie sich selbst als Teil oder als Gegenteil („Elfenbeinturm“) der Gesellschaft
und des politischen Systems, in das sie gebettet sind, zumessen.
Das Seminar entwickelt nach eingehendem Studium einschlägiger Quellen in einem ersten Schritt eine
chronologische Struktur, die die unterschiedlichen Typologien von Lehr- und Forschungsbauten in ihrer
„Urform“ be- und deren Entwicklung fortschreibt. Dabei werden die unterschiedlichen Wissenschaftszweige
der Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften, die in immer spezialisierteren Bautypologien mündeten,
parallel betrachtet.
Der Betrachtungszeitraum endet, je nach Besetzung des Seminares mit der deutschen Wiedervereinigung
bzw. einem Ausblick der jüngsten Gründungen bzw. wesentlichen Erweiterungen beispielsweise der FAU in
Erlangen durch die Technische Fakultät. Allemal werden zum Abschluss durch alle Studierenden heraus-
ragende und repräsentative Universitätsbauten tiefergehend zeichnerisch dokumentiert und analysiert.
Das Seminar befasst sich im besonderen mit der Neuorientierung von Lehr-, Lern- und Forschungswelten
des 20. Jahrhunderts.
Treibende Momente dieser Neuorientierung sind mehrere Faktoren, die im Grunde nicht aus Lehre und
Forschung selbst entwachsen sondern globalen technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen
geschuldet sind. Schlagwortartig seien genannt:
- Digitalisierung
- Inverted Classroom
- Themen- statt Disziplinforschung
- Smart Office
- Vergesellschaftung der Forschung
- Globalisierung und damit Internationalisierung
Alleine die Digitalisierung spannt neue Möglichkeiten in einer Vielzahl von Feldern auf. Bezogen auf Lehre
und Forschung stechen zwei Entwicklungen heraus:
Die medialen Kommunikationstechnologien ermöglichen die Loslösung und Neudefinition des Lehrer–
Student-Verhältnisses. Vorlesungen müssen nicht notwendigerweise mehr persönlich gehalten werden
sondern können auf den einschlägigen Endgeräten orts- und zeitunabhängig gestreamt werden. Dies
ermöglich die „Befreiung“ von Professoren und Studenten von der physischen Frontalvorlesung in Hörsälen
und löst neue Potentiale für engere und intensivere Zusammenarbeit, Projektarbeit in wesentlich kleineren
Verbünden aus.
Digitale Fabrikaton (Fab-Lab) mit Werkzeugen und Tools die seinerzeit alleine Unternehmen vorbehalten
waren sind massentauglich und leicht zugänglich geworden. Die Fabrikation und Umsetzung von Ideen und
Projekten rückt unmittelbar an die Kreativen und Forscher heran. Außerhalb und dabei in unmittelbarer Nähe
der Hochschulen etablieren sich Maker und Co-Working-Spaces Fab-Labs etc.. Hier können alleine oder in
losen Verbünden projektbezogen Prototypen und Modelle entwickelt und getestet werden. Gründerzentren
entstehen in unmittelbarem Umfeld von (insbesondere technischen) Hochschulen und Universitäten.
Der vielleicht größten „Shift“ der Forschungsarbeit und –zusammenarbeit in den letzten Jahren wurde durch
die Forschung in Clustern, sogenannten Exzellenzclustern vollzogen. Themenforschung ist an die Stelle
von reiner Fach- und Disziplinforschung getreten. Diese Forschung in themenbezogenen Verbünden
erfordert räumliche Voraussetzungen, die bis dato nicht gegeben waren. Beschreibend greifen hier Begriffe
wie Transparenz, Nähe, Flexiblität und Austausch. Themenbezogen bedeutet auch, dass diese Projekte
zeitlich gebunden sind, dass es also Strukturen geben muss, die projekt- und damit zeitweise neu
konfiguriert werden müssen.
Unternehmenszentralen gerade von Tech-Firmen werben um die besten Köpfe um in der Entwicklung ganz
vorne zu sein. Die Ansprüche potentieller Mitarbeiter wachsen, das Arbeitsumfeld in einem zunehmend von
Stress und hohen Ansprüchen geprägten Klima muss stimmen um die besten Köpfe anzuwerben und vor
allem zu behalten. Alleine ein nach außen wirkungsvoller und repräsentativer Auftritt beeindruckt nicht mehr,
„innere Werte“ sind vielmehr gefragt.
Wie stellen sich also privatwirtschaftliche und öffentliche, also universitäre Forschungsinstitutionen im 20.
Jahrhundert auf um im globalen Wettbewerb der Resource Student, Forscher, Mitarbeiter die bestmöglichen
Bedingungen zu bieten?
2. Lernziele
- Strukturell-inhaltliche Erfassung, grafische Notation und textliche Beschreibung universitärer Bauformen
- Erkennen spezialisierter Gebäudetypologien, Verständnis für deren Weiterentwicklung
- Zeichnerische Darstellung beispielhafter Bauten
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Termin 2_Phase 1 Theorie
Sie lesen einschlägige wissenschaftliche Artikel zum Hochschulbau im 20. Jahrhundert und fassen diese in
einem ca. 10-minütigen Referat zusammen.
In der Regel beziehen sich die Artikel auf einen oder mehrere Hochschulbauten, zu diesen suchen sie
Quellen zu Plänen und Fotos
Sie bearbeiten im Seminar zwei Projekte. Eines wird im Rahmen der Theorie gestellt, das andere
recherchieren Sie basierend auf den einschlägigen Kriterien selbst. Diese sind:
Sie schlagen in der eigenen Recherche zwei Projekte vor. Diese werden in gemeinsamer Diskussion
analysiert und selektiert.
Wie reagieren diese Institutionen auf die aktuellen, seinerzeitigen Anforderungen in Form eines räumlich-
konstruktiven Konzeptes?
Wie sieht die konkrete räumliche Umsetzung unter den genannten und ggfs. noch zu erarbeitenden Kriterien
aus?
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5. Leistungsnachweis: StA
6. Dozent: Prof. M. Sc. Florian Fischer
7. Teilnehmer: min. 7 Studierende
max. 12 Studierende
Nürnberg, den 24.03.2023
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