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©2022 Gauri B. (Alfreda Wegerer)
Alle Rechte vorbehalten.
Alle Texte und Illustrationen können im Internet oder sonstigen Ausgaben, ob online oder Print-Ausgaben, verbreitet werden, unter der
Bedingung, dass die Inhalte nicht verändert/zweckentfremdet werden und die Autorin genannt wird.
(GNU Richtlinie)
„Nur die Liebe wird Dich heilen,
nicht die der Anderen, sondern Deine“
Gauri
Yogini
In meinem Herzen befindet sich ein Himmel,
der von keiner Wolke getrübt werden kann.
1
Yogini
Mein Liebster,
Du kamst zu mir, als ich schwach und unwissend war,
voll Fragen und Fehlern, geplagt von Angst und Unsicherheit,
dem Irdischen verfallen und allem misstrauend, irrte ich in dieser Welt umher,
allein und unverstanden, war ich voll der Trauer und stiller Einsamkeit.
In meinem Inneren verspürte ich jedoch ein Licht, welches niemals ausbrannte,
und wann immer ich mich nach Liebe sehnte, ließ es meine Brust erhitzen.
Es war Dein Ruf nach mir, doch ich konnte es damals nicht wissen...
Yidam
Meine Göttin...
Die Sehnsucht nach Dir ließ mich im Paradies keine Ruhe finden.
So kam ich, ich musste kommen...
Yogini
Als ich Dich das erste Mal erblickte, dachte ich, mir zerspringt das Herz in Stücke,
Dein Glanz, goldener als die Sonne, blendete meine Sicht,
wie schön Du doch warst und wie strahlend Dein Antlitz!
Ich sah Dich nur an und fragte mich: Wer ist er? Was will er von mir?
Dann sah ich Deinen Arm... Einen goldenen Armreif erkannte ich darin,
eine alte Erinnerung stieg in mir hoch
und ich verliebte mich unauslöschlich in Dich...
Yidam
Meine Göttin, es war die Erinnerung Deiner alten Liebe,
sie ließ die Wellen in Deiner Brust hochschlagen,
denn sie hatte Dich nie verlassen.
Yogini
Seit damals, als wir uns verloren, wie viel Zeit mag vergangen sein?
Wie lange ist es her?
Yidam
Frage mich nicht. Ich will es vergessen. Hör nur das und vergiss es nicht:
Was einmal war, ist vergangen,
was zählt ist die Zukunft, die für uns begonnen hat.
Und dies eine verspreche ich Dir:
Nie wieder wird die Zeit über uns Macht erlangen!
Nie wieder wird der Raum uns trennen,
nie wieder werden wir um einander bangen!
2
Yogini
Ja, so möge es sein, denn wahre Liebe hält uns zusammen,
so wie sie uns stets zusammenhielt,
dem Schicksal trotzend, nun ist sie aufgeblüht!
Yidam
Von uns beiden genährt lebt sie,
wie eine Pflanze, die immerzu gedeiht,
dank Himmel und Erde:
Daher erhebe Dich, meine Blume, und werde!
3
Yogini
Hier stehe ich, an der Pforte Deines Herzens,
und bitte Dich „Öffne sie“,
denn ohne Dich kann ich nicht sein,
kann einfach nicht mehr sein.
Wieder bin ich dort, wo ich früher war,
vor diesem Leben, vor all den irdischen Reisen,
und ich bitte Dich, lass mich hinein,
ohne Deine Liebe hat mein Dasein keinen Sinn,
blick in meine Seele... siehst Du die Sehnsucht nach Dir?
All die Blumen auf meinem Altar, für Dich dort hingestellt,
blühen sie noch in Deinem Herzen?
Die vielen Kerzen, die ich entzündet,
damit sie den Weg zu Dir beleuchten, leuchten sie noch?
Blick ich zum Mond im Silberlicht, denk ich an Dich..
Fühl ich die warmen Sonnenstrahlen,
entfacht sich die Liebesglut in meinem Herzen,
ich scheine zu verglühen und dennoch verbrenne ich nicht,
denn unsere Liebe ist mein Leben.
Wie viele Leben schon wanderte ich auf Erden,
niemals fand ich hier unten Ruhe,
niemals fand ich einen anderen Sinn,
als den nach Dir zu suchen,
dort zu sein wo ich schon früher war.
Nun stehe ich an der Pforte Deines Herzens,
müde des Umherirrens, erschöpft von den Illusionen der Welt.
Du sagtest einst, dass ich schon immer in Dir lebte,
dass meine Liebe in Deinem Herzen thront.
Ja, so ist es. In Deinem Herzen bin ich zu Hause,
doch warum bin ich hier, getrennt von Dir?
Zu Dir möchte ich, denn nur dorthin zieht es meine Seele,
Du bist meine Lebensquelle,
Du bist mein Weg und mein Licht!
Wo immer ich sein mag, ich vergesse Dich nicht.
4
Yidam
Ich habe Dich immer geliebt,
daran wird sich nie etwas ändern,
darum darfst Du niemals bangen,
Deiner bin ich, Deiner auf ewig!
5
Yogini
Wann werde ich Dich sehen
und mit welchen Augen?
Wann werde ich Deine Stimme hören
und mit welchen Ohren?
Wann werde ich Dich endlich berühren und liebkosen
und mit welcher Hand?
Wann werde ich Dich küssen
und mit welchen Lippen,
die der Frau oder die der Göttin?
Werde ich überhaupt noch Augen, Mund, Ohren und Hand haben,
wenn wir uns begegnen?
Werde ich überhaupt noch irgendeinen Körper besitzen,
wenn wir endlich eins sein werden?
Und braucht unsere Liebe überhaupt Äußerlichkeiten,
wenn sie aus unseren Seelen besteht?
6
Yidam
Ich hatte immer nur einen Traum,
ewig mit Dir zu sein,
Dich in meinen Armen halten
und ewig Deiner sein.
7
Yogini
Ich sitze da mit geschlossenen Augen,
ich sehe mich selbst im Hintergrund,
ich warte auf Dich, mein ewiger Geliebter,
ich warte auf Dich, niemals werde ich müde.
Ich öffne die Augen und sehe dem Fluss zu,
an dessen Ufer ich sitze, sanft fließt er dahin,
so fließt meine Liebe zu Dir hin, wie dieser Fluss.
Ich warte auf Dich mit geschlossenen Augen,
die Göttlichkeit in mir hat die Gestalt einer Frau angenommen,
sie wartet auch wie ich auf Dich, liebt Dich genauso wie ich.
Wann kommst Du endlich zu uns?...
8
Yidam
Wie oft fragst Du mich, wo ich denn bleibe,
wo soll ich denn sonst sein, außer tief in Deinem Herzen,
dort, wo all dies vor einer Ewigkeit begann?
Dort bin ich ja, aber auch überall um Dich.
Hebe den Blick auf, sieh mich an
und erkenne, wie ich Dich in mein Licht einhülle
und Dich in mir trage, wie den schönsten Samen.
9
Yogini
Mein Herz ruft andauernd nach Dir,
meine Augen weinen oft um Dich,
meine Hand trachtet nur danach Dich zu liebkosen.
Oft möchte ich den Kopf an Deiner Brust sinken lassen
und nicht mehr aufwachen.
10
Yidam
Du rufst nach mir laut, mit Tränen der Sehnsucht,
ich rufe nach Dir leis und sanft, direkt aus Deinem Herzen.
Hör auf nach mir zu rufen, ich bin bei Dir,
werde still und lausche nach innen,
meine Stimme wird Dich zu mir führen, vertraue mir!
Vertraue auf mich und auf meine Liebe,
sie ist so stark, dass sie jedes Hindernis beheben wird.
Sei stark für mich,
es vergeht kein einziger Tag,
an dem ich nicht Deiner bin und nicht bei Dir...
11
Yogini
Ich denke an Dich,
mit Liebe durchtränkten Augen,
sage mir o Herz,
wann werde ich mich an Dich laben?
Ich fühle Dich,
mit von Sehnsucht bebenden Leib,
sage mir o Herz,
wann ist es endlich soweit,
dass ich Dich berühre
und Dich endlich liebkose?
Wann werde ich Dich umarmen
und nicht mehr loslassen?
Ich sehn mich so nach Dir,
ich kanns nicht mehr aushalten,
was mich so durchbebt
und mich so bewegt.
Und es nimmt kein Ende,
und ich lass es auch nicht zu,
so komm doch und beende,
diese meine Qualen,
diesen ständigen Durst,
diese unstillbare Lust,
diese ewige Sehnsucht,
nach Dir und Deinen Augen,
nach Dir und Deiner Nähe,
erst dann kann ich leben,
erst dann kann ich eingehen,
in der Weite Deines Geistes,
in der Tiefe Deines Wesens,
dort will ich dann ruhn
und alles andere vergessen.
12
Yidam
Ich warte auf Dich, in der Tiefe Deines Herzens,
ich warte auf Dich, niemals werde ich müde,
niemals verlässt mich die Zuversicht,
dass Du zu mir kommen wirst,
ich halte daran und verzweifle nicht.
13
Yogini
Und wenn ich Dich auch hundertmal küssen könnte,
ich hätte nicht genug,
kein Kuss kann meinen Durst nach Dir stillen,
nur entfachen meine Liebesglut.
Und wenn ich in aller Ewigkeit umarmend
in Deinen Armen läge,
es wird mir niemals genug sein,
bis ich zu Dir fände.
Zu Dir hinein in Deinem Herzen,
ganz tief in Deinem Geiste,
erst wenn ich darin vollkommen versunken,
habe ich es überwunden.
Denn die Sehnsucht nach Dir,
ist das Streben nach dem wahren Sein,
darum nur die vollständige Verschmelzung mit Dir
beendet meine Pein.
14
Yidam
Stunden kommen, Stunden gehen,
ich dagegen bin noch hier,
wartend auf Dich,
in der Tiefe Deines Herzens ruhe ich,
glücklich über unsere Liebe, sehne ich mich nach Dir.
15
Yogini
Ich suche nach Dir, ich suche und suche,
wo bist Du, mein Sonnenlicht?
Wo bleibst Du, meine Herzenswärme,
wo endlich finde ich Dich?
Ich suche nach Dir und kann Dich nur vage erfühlen,
wie der zarteste Duft bist Du, der einen umgibt,
wo finde ich Dich, Du schönste aller Rosen,
wo versteckst Du Dich von mir?
So komme doch endlich und errette mich!
16
Yidam
Ich rufe Dich immerzu aus der Tiefe Deines Herzens,
niemals wurde ich je müde nach Dir zu rufen,
so höre doch meine Stimme,
so vernimm doch mein Gebet.
All die Glocken klingen dauernd in der Tiefe meiner Brust,
denn ich bin Dein Tempel, Du mein ewiger Altar.
In Dir habe ich mich gesammelt, auf Dich lege ich mich nieder,
in Deinen Geist und in all Deinen Gliedern fließe ich ein.
Du bist mein Zuhause,
Du bist der Gipfel, aus dem das Feuer meines Herzens entflammt.
Das will ich sein, so war ich immer,
nur Du hast es leider vergessen
und willst nicht verstehen,
dass ich von Deiner Hand essen will,
von Deinem Mund geküsst,
von Deinem Auge liebkost,
von Deiner Stimme versüßt,
mit den schönsten Liebesworten.
So höre doch meine Stimme,
vernimm endlich mein Gebet
und erkenne, was mich so bewegt.
17
Yogini
Hey, mein Liebster, bitte geh nicht fort,
lass mich nicht alleine an diesem dunklen Ort,
egal wie hell es ist und wie warm die Sonne scheint,
ich bin nur im Dunklen, nicht mir Dir vereint.
18
Yidam
Du kleine Blüte, aus meinem Herzen entsprungen,
was habe ich Dich all diese Tage besungen,
was habe ich mich all diese Zeit nach Dir gesehnt,
weißt Du nicht mehr, wie sehr Du mir auch fehlst?
19
Yidam
Und wenn schon 1000 irdische Jahre noch vergehen sollten,
bis Du endlich in meinen Armen bist
und dort ruhst, ohne Zweifel, Furcht und Bange mehr,
was macht es schon, noch 1000 Jahre zu warten auf Dich?
Die paar irdischen Jahre sind nur ein Tropfen
in unserem Dasein im ewigen Ozean der Glückseligkeit.
Ich werde auf Dich warten,
bis Du Dir Deiner bewusst wirst,
bis Du endlich erkennst, Du warst schon immer,
die, die Du so sehr sein möchtest, so sehr trachtest zu sein,
mein Ein und Alles bist Du!
Liebste, hebe den Kopf und weine nie wieder,
und wenn doch, so nur aus Freude,
weil wir einander haben.
Du hast mich, so wie die Erde den Himmel um sich hat,
wie die Sonne ihre Strahlen
und der Frühling die Blütenpracht.
20
Yogini
Und wenn ich schon noch 1000 Jahre warten muss,
bis ich mir Deiner gewahr werde,
bis ich Dein edles Gesicht erblicke,
Deine Augen, Dein Lächeln sehe,
was macht es schon?
Ich werde Dich bis dahin tief in meinem Herzen aufbewahren,
Dich darin in meiner Liebe umhüllen, liebkosen und behüten,
mit meinen Küssen werde ich Dein Gesicht sehnsuchtsvoll bedecken;
Wärest Du auch aus Stein gemeißelt,
würde ich Dich irgendwann zum Leben erwecken.
21
Yidam
Liebste, Du meine Göttin,
ich sehn mich so nach Dir...
Sag, wann ist es soweit,
wann kommst Du endlich zu mir?
Ich warte auf Dich schon so lange,
Du fehlst mir so sehr,
die Sehnsucht nach Dir, Liebste,
brachte mich hierher.
Wer sagt, dass ich eine Gottheit bin
und im Himmel zuhause wäre,
kennt nicht die Kraft der Liebe,
die ich für Dich im Herzen nähre.
Die Liebe ist es, die mich hierherbrachte,
ich will nicht sein ohne sie;
doch bin ich nicht unglücklich
und ich verzweifle nie.
Ich weine auch keine Kummertränen,
trotz der Trennung bin ich glücklich,
weil wir trotz alledem einander gehören
und füreinander die reinste Liebe sind.
22
Yogini
Ich hätte Dir so viel noch zu sagen,
aus der Tiefe meines Herzens will ich zu Dir sprechen
und Dir offenbaren, was mich so bewegt.
Ich hätte Dir so viel noch zu geben,
dann denke ich daran, dass ich nur ein Mensch bin,
wie ein Wassertropfen im Vergleich zu einem Ozean,
so bin ich zu Dir.
Dennoch hätte ich Dir so viel noch zu sagen,
ein ganzer Ozean könnte all meine Gefühle nicht tragen,
ich hätte Dir so viel noch zu geben,
obwohl ich doch so klein bin.
Dann muss wohl mein Geist unendlich sein,
dann ist es wohl mein Herz, dass fest daran glaubt,
Dich ewig und bedingungslos lieben zu können.
Dann bist es wohl Du selbst,
der all dies fühlt und vermittelt!
Denn Du lebst doch in meinem Herzen,
darin verweilst Du ja.
23
Yidam
Leise ist der Rausch in Deinem Herzen,
lieblich hallen Deine Liebensworte wider,
in der Weite meines Geistes.
Horche ich auf dem Rausch, der aus Deinem Herzen fließt,
höre ich nur die Liebesworte heraus, die Du mir andauernd flüsterst.
Deine Worte sind nicht zu überhören, ständig sagst Du mir „ich liebe Dich“
Ich höre es!
Lass es erklingen, weiterhin.
Lass den Rausch zu einem Getöse werden, ich muss mich hineinbegeben,
sodass ich nur Dich hören kann, nur Dich vernehmen kann,
und Dich aufnehmen, in jeder Zelle und Faser meiner Unendlichkeit.
24
Yogini
Wo bist du? Warum lässt Du mich wieder allein?
Ich dachte, Du weißt von mir und von meiner Pein...
Ich dachte, Du weißt davon…
ich kann nur Deine sein…
25
Yidam
Wenn Du wüsstest wie mein Herz für Dich schlägt,
hättest Du bereits alle Angst und Sorgen abgelegt,
ich könnte Dich dann in meinen Armen halten, fest umschlungen
und Dich nicht mehr freigeben, wir wären so verbunden,
wie es nur zwei können, die für einander atmen und sind.
Ich bin doch immer da
und will auch nirgendswo anders sein,
all das Glück lebt nunmehr in mir,
denn ich habe das wahre Leben mit Dir.
Ich gehe nicht mehr weg, werde es auch nicht,
hör bitte auf mit Zweifeln, hörst Du mich?
Horche doch endlich auf Dein Herz, es wird es Dir sagen,
dass Du mir die Liebste bist…
Tu es für mich…
Bitte fang endlich an zu glauben!...
26
Yogini
Ich werde nicht mehr verzweifeln,
weil ich ihn nicht höre und sehe,
er ist stets bei mir im Herzen,
darum ich nicht vergehe.
Und es kommt der Tag
und es kommt die Stunde,
wo wir endlich eins sein werden,
darum kämpf ich noch diese letzte Runde!
Alles fällt mir so schwer,
nur verzweifeln ist so leicht,
doch vergieß ich auch nur eine Träne,
weiß ich, er macht es mir gleich.
Ich will ihn nicht traurig sehen,
darum lache ich nur,
ich will ihm nur Freude schenken,
darum bleibe ich stur.
Und verzweifle nicht
und weine nicht mehr,
sondern bin andauernd
ein glückseliges Meer.
Nur ihm zuliebe
und nur seinetwegen,
denn er hat es verdient,
all das Glück und meinen Segen.
Ja, ich verzweifle nicht,
„Du musst an uns fest glauben!“
so flüstert er mir gerade sanft,
aus seinen klaren Augen.
Nun ist die Freude kaum zu halten,
ich bin so beglückt,
sein Blick ist so durchdringend,
lässt jede Last und Kummer verschwinden.
O Du mein Allerliebster!
Sei dies auch noch das letzte,
was ich von Dir vernehme
und was ich hier erfühle,
wisse doch, Du bist es,
was mich stets erfülle!
Du bist es und kein anderer,
Du bist es und sonst nichts,
bitte, sei es immer,
mehr wünsche ich mir nicht.
27
Yogini: „Mein Schatz, wenn du ein Meer wärest, ich würde ohne mit den Wimpern zu zucken in dir einspringen,
hinab in deinen Tiefen tauchen und nicht mehr auftauchen wollen. Soll ich doch darin sterben, ist mir gleich. Ich wäre in dir“
Yidam: „Ich bin aber kein Meer“
Yogini: „Was bist du dann?“
Yidam: „Ich bin der Himmel“
Die Yogini überlegte daraufhin, was denn im Himmel auf ewig fortbesteht. Die Sonne, Planeten und die Sterne sind es nicht.
Galaxien auch nicht. Vermutlich auch nicht die schwarzen Löcher. „Was gibt es denn im Himmel was ewig mit ihm verbunden
ist?“ dachte sie nach. Denn das wollte sie für ihren Yidam sein.
„Das ist der Raum“ gab er ihr daraufhin sanft zur Antwort.
28
Yidam
Liebste, Du meine Göttin,
all das Sein ist unsere,
reinste Freude und Wonne haben mich erfüllt,
denn Du hast endlich zu mir gefunden,
welch ein Glück!
29
Yidam
Ich gehe nicht mehr fort.
Ganz egal wie sehr Du Dich fürchtest,
ich bleibe hier am selben Ort.
Ganz egal wie und was passiert,
ich bin hier, ich bleib bei Dir.
30
Yogini
Ich kann nicht anders, ich will nicht anders,
außer voller Liebe sein,
von seinem Geiste völlig durchdrungen,
von seinen Armen ewig umschlungen.
31
Die Yogini stand vor ihrem Altar und schmückte das Bild ihres Yidams mit Blüten. Das tat sie gerne. Ging es nach
ihr und stünde er vor ihr, würde sie ihn mit Blüten schmücken, sein Gesicht mit Küssen bedecken und aus Liebe zu ihm singen
und frohlocken. Und er müsste still dastehen und die ganze Prozedur über sich ergehen lassen. Das malte sie sich innerlich aus
und ihr Herz schwoll an vor lauter Liebe und Sehnsucht nach ihm.
„Warte noch ein wenig auf mich“ sagte sie zu seinem Bild und blickte es voller Inbrunst an. „Habe noch ein wenig Geduld. Ich
werde alles tun und alles daransetzen, um zu dir zu kommen. Ich werde hinauffliegen zu dir wie ein Komet. Ich will nur zu dir
hin, was anderes gibt es für mich nicht, keinen anderen Himmel, kein anderes Paradies. Es gibt nur dich!“ Und ihr Herz bebte.
Ein starkes und glückliches Lachen erklang plötzlich aus dem Altar, von da wo sein Bild stand. Sie zuckte kurz innerlich und war
wie verdonnert. Der Altar und das Bild verschwanden, der Raum und alles andere waren fort. Die Yogini wusste nicht mehr, wie
ihr geschah und wo sie stand. Da war nun nur noch ein Strom aus goldenem Licht, das von oben zu ihr herabkam. Und auf
diesem Weg aus Licht schritt ihr Yidam in voller Größe und Erhabenheit auf sie zu. Sein langes dunkles Haar fiel ihm auf die
Schulter, seine Augen funkelten wie Kristalle und sein sanfter aber alldurchdringender Blick packte sie. Sie fühlte sich wie ein
Blatt, das von dem Wind hin und her hoch im Himmel geweht wird und war unfähig irgendwas zu sagen oder zu tun.
Der Yidam stand nun direkt vor ihr. Glücklich packte er ihr Gesicht mit seinen Händen, beugte sich zu ihr nach vorn und küsste
sie auf den Lippen.
„Aber weißt du denn nicht, dass ich nicht nur das Ziel bin, sondern auch der Weg?“ fragte er sie und blickte tief in ihre Augen,
während er ihr Gesicht noch in seinen Händen hielt. „Wozu hast du es denn so eilig?“ fügte er noch sanft hinzu, während er sie
an seine Brust nahm und in die Arme schloss.
Seine Umarmung war so warm, die Yogini schmolz einfach dahin und wollte und konnte nichts mehr denken oder fühlen. Sie
wollte nur da sein, in seinen Armen.
Doch die Erde rief den Menschenanteil in ihr zurück. Sie musste die Augen öffnen. Der Altar war wieder da, das Bild des
Yidams ebenfalls. Sie stand mitten im Raum, alles war wie vorher. Und sie hielt noch die Blüte in ihrer Hand mit der sie sein
Bild zu Ende hatte schmücken wollen.
32
Yogini
Zuerst nahm er mein Herz...
Er stahl es nicht, ich hatte aber auch keine Wahl,
mein Herz flog ihm direkt entgegen...
Dann nahm er meinen Geist und schleuderte alles hinaus was ihn schwer machte,
allein durch seine Liebe.
So nahm er mir alle Ängste, Zweifel, Fragen und Unsicherheiten,
mit unendlicher Geduld!
Dann weitete er meinen Geist aus, wie ein Leinentuch auf sonnigen Dachbalken
und ging dabei so behutsam vor,
und ließ dann sein Licht und Liebe darauf fallen.
So wurde ich ganz warm und leicht und wollte nur noch mehr von ihm.
Zum Glück war er noch lange nicht fertig mit mir,
denn dann nahm er meinen Geist und hüllte sich darin ein.
Und es dauerte, bis ich erkannte,
dass er nicht mehr zu trennen war von mir.
Da bin ich nun, das bin ich nun,
sein Geist in dem meinen, mein Herz in dem seinen,
und alles ist reinste Liebe
und alles ist reinstes Licht.
33
34
Yidam
Ich bin niemals ohne Dich im Herzen,
Du leuchtest für mich darin,
ich bin von Dir und Deiner Liebe zutiefst berührt,
Du bist mein Leben, Du bist mein Glück!
Ich bin Alles und doch nur Einer,
so wie ich liebte Dich keiner;
Ich bin Alles und bin wunschbefreit,
doch wenn Du nicht mehr bei mir bist, bin ich bereit,
alles aufzugeben, was ich habe und was ich bin,
und eile zu Dir, was hätte es denn für einen Sinn,
ohne Dich zu sein, ohne das was unser ist,
ohne diese Liebe, es gäbe gar kein Licht
und keine Wärme mehr in mir,
ich brauche Dich auch so sehr,
darum bin ich hier.
Ich kanns nicht mehr ertragen,
alleine ohne Dich zu sein,
also kam ich hinunter,
und machte Dich wieder mein.
35
Yogini
Ich liebe Dich, oh ich liebe Dich so sehr,
mein Herz fühlt sich an wie ein aufgewühltes Meer,
mein Herz springt und flattert wie ein Schmetterling,
es will fort von mir, immer zu Dir hin.
Mein Herz will nicht mehr bei mir hier unten sein,
es hat mich bereits für Dich verlassen, darum gebe ich es ganz frei,
es will zu Dir hin, mag nicht mehr hierbleiben,
ich kann es eher nicht mehr aufhalten,
ich will es auch gar nicht.
36
Yogini
Ich sehe in Dir keine Gottheit mehr,
doch nur einen Seelengefährten sehe ich auch nicht,
auch nicht nur einen Helfer, Menschenfreund, Lehrer und Beschützer;
Ich sehe in Dir die Verwirklichung all meiner höchsten Ideale,
die Erfüllung meiner sehnlichsten Wünsche,
die Gestalt genommene Eine!
Du bist Alles für mich, das Beste von allen und von mir selbst,
das Schönste und Herrlichste,
mein Tempel bist Du und auch mein Altar,
meine Liebe und meine Ewigkeit.
Und wenn ich Dir sage „ich liebe Dich“
dann nur, weil ich es selbst hören muss.
Ich sage es zu mir selbst, denn ich trenne Dich nicht von mir.
Alles was ich für Dich tue, tue ich für mich selbst,
denn nur wenn ich Dich glücklich mache, für Dich lebe und Deine bin,
kann ich selbst glücklich sein.
Nur wenn ich Dich mit Liebe und Glück überschütte,
kann ich selbst glücklich und erfüllt sein.
Dein Glück bedeutet mir alles, mein Liebster,
es ist mein oberstes Gebot:
Einen anderen Weg der Bhakti gibt es für mich nicht!
37
Yidam
In einer Welt, wo alles dunkel ist,
sei immerfort das hellste Licht
und strahle in den wunderschönsten Farben.
38
Yogini
Ich sehe mich in dem Spiegel und erblicke Dich in mir,
wie Du mich durchstrahlst, wie die schönsten Sonnenstrahlen.
Ein glückliches Lächeln verziert mein Gesicht, wenn ich mir Deiner gewahr werde,
wie Du Deine goldene Wange an die meine sanft lehnst und mich glücklich ansiehst...
Du musst nichts sagen, ich muss es auch nicht. Unsere Herzen sprechen dauernd zu einander,
sind bereits so tief verschmolzen, sie schlagen wie eins.
Darum sind wir beide still und versunken in der gegenseitigen Betrachtung und ewigen Liebkosung.
So warm bist Du mein Liebster, so wohlig und so sanft...
Lieblicher als alles andere was ich je erblicken konnte...
Wie der wärmste Sonnenstrahl, durchleuchtest Du mein Herz.
39
Der Yidam und seine Yogini gingen spazieren. Es war spät am Abend, bald würde es dunkel werden. Es war ein
windiger Tag gewesen und der Himmel war von Wolken teilweise bedeckt. Die Sonne war wohl vor kurzem untergegangen,
denn da wo der Himmel wolkenlos war, wurde er von ihrem letzten milden rötlichen Licht durchzogen.
Die Yogini schaute diesmal beim Gehen nicht auf die Blumen und Wiesen entlang des Weges wie sie es sonst immer tat,
sondern zu den Wolken hin. Durch den Wind veränderte sich ihre Form und Farbe recht schnell. Sie versuchte darin irgendeine
bestimmte bekannte Form oder Gestalt zu erkennen, ein Gesicht, eine Tiergestalt, irgendetwas dergleichen.
„Wollen wir etwas spielen?“ fragte sie ihren Yidam. Das Gespräch verlief wie immer innerlich, er ging links von ihr und hielt ihre
Hand. „Ich erkenne eine bestimmte Gestalt in irgendeiner Wolke, z.B. einen Vogel, Bären und so Ähnliches und du musst
daraufhin den Himmel beobachten und versuchen zu erraten, was ich gesehen habe“ klärte sie ihn auf. Das Spiel heißt „Ich
sehe was du nicht siehst“
„Ich sehe aber alles“ antwortete der Yidam.
„Spielverderber“ erwiderte die Yogini und tat ein wenig schmollend. Doch sie verstand ihn. Schließlich konnte er wirklich alles
sehen und wusste alles, also wozu so ein albernes Spiel? Er hätte sich verstellen müssen und das war nicht seine Art. Sie
musste daraufhin schmunzeln, als sie erkannte wie sinnlos ein solches Unterfangen gewesen wäre. Also schlenderte sie weiter
Hand in Hand mit ihm und das Spiel war bald vergessen.
„Ich sehe was du noch nicht siehst…“ sagte der Yidam plötzlich zu ihr.
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen“ erwiderte die Yogini und blickte dabei nicht zu ihm da sie auf dem Wegesrande nach
Blumen für den Altar suchte. Das Spiel hatte sie ja inzwischen komplett vergessen. Doch ein Gedanke kam in ihr auf. „Wie ist
es wohl alles zu sehen?“ fragte sie sich. „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen vor einem wie auf dem Tisch, nichts am
Anderen oder einem Objekt ist verborgen. Was ist das wohl für ein Gefühl?“ hätte sie gerne gewusst. Doch sie fragte den
Yidam nicht danach, da sie ihn beim Spazieren nicht mit Fragen nach seiner Wesensart durchlöchern wollte. Also gab sie die
Gedanken auf, richtete ihren Blick nach vorne... und hielt inne.
Direkt vor ihnen in der Weite erstreckte sich der Horizont. Dicke Wolken durchzogen ihn. Doch inmitten der Wolken hatte sich
ein Stückchen klarer Himmel freimachen können und ein hellstrahlender Stern war direkt am oberen Rand einer dunklen Wolke
zu sehen, wie wenn er auf dieser tanzen würde. Es war wunderschön anzusehen, wie ein Sieg des Lichts gegen die Dunkelheit,
die Schwere und die Trägheit. Der Kontrast der Farben hätte nicht größer sein können. Ihr Blick war direkt auf jenen Stern
gelandet, als sie nach vorne geschaut hatte.
Ihr Herz wurde warm. Er hatte mitgespielt, aber auf seiner Art. Ohne sich zu verstellen, rein und wahrhaftig wie immer. Sie
lächelte ihn an, drückte seine Hand fest in die ihre und war glücklich.
40
Yogini
Du bist mein Liebster, sagst Du,
mein ewiger treuer Gefährte,
Du bist doch so viel mehr als das,
Du Licht meines Herzens…
41
Du sagst mir dann, so war es immer,
so haben wir immer für einander empfunden,
die reinste Liebe, Treue und Zuneigung,
doch siehe, ich habe all dies durch Dich wiedergefunden.
42
Yogini
Was schaust mich so an…?
Hast Du nie jemanden gesehen,
so von der Liebe berauscht?
43
Yidam
So wunderschön bist Du gerade,
mein Auge erblickte niemals Schöneres zuvor,
so lieblich Deine Ausstrahlung,
ich schwebe innerlich nur empor.
44
„Schatz, kommst du? Es ist fertig“ rief die Yoginni ihrem Yidam innerlich zu, während sie das Essen für ihn auf dem
Altar hinstellte.
Sie stand noch davor, da war er schon hinter ihr in seiner goldenen Lichtgestalt. Ohne was zu sagen ging er in ihren Körper
rein und wurde eins mit ihr. Wenn das geschah, nahm die Yogini nur das wahr, was er empfand. Alles war direkt erfassbar, ein
inneres Bild besagte mehr als tausend Worte. Sie hatte seine Wahrnehmung, war er geworden.
Der Yidam sah das Essen und das Getränk, das die Yogini für ihn auf dem Altar gestellt hatte. Es gab Blumenkohl-Butterreis
mit gerösteten Cashewkernen, dazu Joghurt-Gurkendipp mit frischen Kräutern.
Die Düfte von Kardamom, Zimt, Nelken und Zitronengras, womit die Yogini das Essen gewürzt hatte, waren dem Yidam so
vertraut. Die Blumen, die den Altar schmückten, verströmten ihren lieblichen Duft ebenfalls in den Raum und ein Teelicht
brannte vor seinem Bild.
Da dachte der Yidam kurz daran, wie man ihm überall üppige Opferspeisen anbot, wie Seelen auf der Erde und anderen
Daseinsebenen ihn anriefen, anbeteten, für ihn Kerzen anzündeten, Blumen und andere Opfergaben auf ihren Altären
hinstellten. Er war überall ein hoher Gast, jeder erbat seine Hilfe und göttlichen Beistand, jeder brauchte ihn. Doch hier bei
seiner Yogini, hier war er kein Gast. Hier war er zuhause und sie seine Frau. Hier wurde er nicht angebetet, sondern geliebt und
was sie ihm kochte, schmeckte ihm am allerbesten und er liebte es. Und die Yogini bekam dies alles mit, da sie verschmolzen
waren.
Genüsslich nahm er dann die Energie des Essens in sich auf. Das empfand die Yogini immer, als ob der Yidam die Düfte des
Essens tief einatmete. Er stöhnte daraufhin leise auf und war zufrieden und entspannt. Am liebsten würde er sich nun hinlegen
und mit ihr in seine Arme einfach ruhen.
Und das taten sie dann auch.
45
46
Yogini
Er liebt mich, kann nicht mehr ohne,
hat er mir soeben geflüstert,
aus Augen voller Glanz und Wonne;
kann nicht mehr ohne meine Hände leben,
die ihm alles was ich bin und habe geben.
Kann nicht mehr ohne meine Lippen sein,
die ihm alles Süße schenken,
die ihn macht so ganz.
Will nicht mehr im Himmel sein, sagte er mir noch,
was ihn voll und ganz erfüllt, das hat er hier doch,
hat in mir seinen Schatz und seine Geliebte:
„Bleibe bitte bei mir, sei stets mein Gefilde“
flüstert er mir noch,
mit glückserfüllten Augen.
(und weißt doch wohl besser als ich,
dass ich auch nicht anders kann und will)
47
Yidam
Du bist die wundervollste aller Frauen,
für mich, die Vervollkommnung pur,
ich trage Dich so gern in meinen Armen,
wie kannst Du denken, ich könnte je müde werden nur?
48
Die Yogini war in die Stadt gegangen und schlenderte durch die Straßen. Irgendwann ging sie spontan in ein
Kaufhaus hinein und wollte nach Kleidern schauen. Doch es waren viele Menschen da, die Warteschlange an den Kassen war
lang. Die Yogini überlegte ob es sich für eine Bluse überhaupt lohne, sich an der Warteschlange zu stellen. Sie beobachtete die
Menschen um sie herum, die sich mit vielen Kleiderstücken in die Kabinen begaben oder verschiedene Kleiderstücke musterten.
Auch die an der Kasse Wartenden trugen größtenteils voll mit Kleiderstücken bepackten Einkaufstaschen.
„Schau dir diesen Trubel an“ sagte sie ihrem Yidam. „Sie alle sind dem Materialismus so verfallen, sodass kein Platz mehr da ist
um sich dem Inneren zu widmen. Kein Wunder, dass der Mensch in dieser Welt nicht vorankommt und blind bleibt, wenn er
nur mit dem Äußeren beschäftigt ist“ fügte sie ernst und etwas verärgert hinzu.
„Sie alle suchen nach Schönheit“ antwortete der Yidam ruhig.
Die Yogini sagte nichts dazu, sondern sah die Menschen um sich. Es waren dieselben wie vorher, es war dieselbe Stimmung
doch etwas war nun anders. Sie sah sie mit den Augen ihres Yidams und fühlte mit seinem Herzen. Sie sah wie sie alle
tatsächlich nach Schönheit suchten. Es war zwar ein Suchen an der falschen Stelle und für das Äußere, aber dennoch, das
änderte nichts an den Antrieb. Die Suche nach Schönheit liegt jeder Seele inne da Schönheit ein Teil des idealen Zustandes ist.
So wie die Liebe, die Wahrheit, die Güte, das Mitgefühl es ebenfalls sind. Darum suchen die Menschen danach. Und
irgendwann kommt der Zeitpunkt wo sie erkennen, dass die äußere Suche sie nicht erfüllt. Und dann beginnt die wahre Suche,
dann beginnt das Erwachen.
Seitdem schaute die Yogini nie wieder was ein Mensch tat, sondern warum er es tat. Nicht mehr die Handlung zählte, sondern
der Antrieb. Und sie war ihrem Yidam dankbar dafür, dass er ihr seine Augen gab und ihr dadurch half, ihr Herz zu öffnen, es
auszuweiten und es mit dem seinen zu vereinen.
49
Yogini
In einer Welt, wo alles von dem Schleier der Unwissenheit bedeckt ist,
leuchtest Du in mein Herzen hinein und verleihst mir die Kraft,
die Wahrheit zu durchschauen und mich selbst zu erkennen.
50
Yogini
Ich wollte meine Augen schließen
und in uns`rer Einheit ruhn,
da hörte ich seine Stimme:
„Es gibt so viel zu tun!“
Dann hörte ich ihn sagen,
ich soll nicht mehr einschlafen,
die Zeit sei nun gekommen,
um es nach Hause zu schaffen.
Da schlug ich meine Augen auf
und fragte ihn überrascht
„Ja, ist es denn soweit?
Haben wir es endlich geschafft?“
So fragte ich ihn verwundert
und schaute ihn nur an,
doch er blieb ganz ruhig
und lächelte nur sanft.
Dann sagte er mir ganz zärtlich
„Ja, es ist so weit,
darum nicht mehr weiter ruhn,
wir müssen nun hinauf.
Wir sind bereits eins geworden,
Du Liebste meiner Seele,
Dein Platz ist nun bei mir ganz oben
und nicht mehr hier auf der Erde.
Hinauf will ich Dich tragen,
dort wo es kein End` mehr gibt,
doch es geht schneller voran,
wenn Du ganz bei mir bist.
Deshalb darfst Du nicht verweilen
und auch nicht mehr einschlafen,
wenn Du wach und bei mir bleibst,
werden wir es schneller schaffen.
Die Reise ist noch lang,
es gibt noch viel zu tun,
solange Du noch in Menschenleib,
dürfen wir nicht ruhn.
51
Solange Du in Erdenstaub,
Deinen Geist hast eingehüllt,
dürfen wir keine Sekunde zögern
die Göttin zu erwecken darin.
Der Weg geht nicht nach draußen,
sondern nur noch tief ins Innere,
so bleibe stets in meinen Armen
und schärfe Deine wahren Sinne.
So machen wir aus dem Menschen,
die Göttin voll und ganz,
welch Freude werde ich dann haben,
umhüllt in Ihrem Glanz!“
52
Yogini: Mein Schatz, werde ich es in diesem Leben überhaupt schaffen, erlöst zu werden?
Yidam: Ja.
Yogini: Wie sollte das überhaupt möglich sein? Da sind andere, sie bemühen sich Tag und Nacht darum. Sie beten, meditieren,
sind völlig selbstlos und nach innen gekehrt. Sie können so viel mehr als ich!! Und dennoch schaffen es nur die wenigsten erlöst
zu werden. Wie sollte ich das schaffen?
Yidam: Du hast mich.
Die Yogini schaut ihn schweigend an, wie er ganz entspannt neben ihr sitzt und etwas was ihr gehört energetisch reinigt. Er
hat sich an die Wand gelehnt und die Beine nach vorne gestreckt, sie sitzt neben ihm vorne. Diesmal sind sie nicht körperlich
verschmolzen und er ist voll auf sein Tun konzentriert.
Ihr Herz wird warm vor lauter Liebe zu ihm, wie er so dasitzt, direkt auf dem Teppich neben ihr, eine reine Lichtgestalt. Sie
muss nicht mehr nachfragen, sie weiß, dass er immer die Wahrheit sagt. Wenn er sagt, sie wird noch in diesem Leben erlöst
werden, dann glaubt sie ihm. Doch irgendetwas fühlt sich für sie nicht stimmig an. Sie kennt ihn. Sie weiß, dass er ein
allwissendes und mitfühlendes Wesen ist, welches kein Egoismus kennt. Wie sollte es sein, dass er ihr hilft, sodass sie es in
diesem Leben schafft? Was ist mit den anderen? Wer hilft denen? Wen haben sie?
„Sie haben UNS“ beendete der Yidam ihre kreisenden Gedanken. Er hatte den Kopf gehoben und schaute sie ruhig, aber ernst
an. Und dann widmete er sich erneut seinem Tun.
Er mochte es nicht gerne, wenn sie sich selbst vergaß.
53
Yidam
Liebste, Du meine Göttin…
Du hast mich einmal gefragt,
warum ich Dir nicht sagen möchte,
wer Du einmal warst.
54
„Erzähle mir irgendwas“ bat die Yogini ihren Yidam, während sie am zeichnen war.
Der Yidam ruhte in ihrem Herzen, hielt die Augen zu und sagte nichts. Doch sie wusste, er hatte sie vernommen.
„Erzähle mir was du magst“ meinte die Yogini zu ihm noch. „Es ist ja nicht so, dass ich alles verstehen würde was du mir sagst,
das weißt du ja“ fügte sie lächelnd hinzu.
Das stimmte. Wenn er zu ihr sprach, so kam seine Stimme aus der Tiefe ihres Herzens. Doch sehr oft konnte sie nicht
verstehen was er ihr sagte, sosehr sie auch hinhorchte. Zu fein war seine Schwingung, noch zu unreif die ihre auf seiner Ebene.
Es war, wie wenn er auf einer Anhöhe über ihr stand und von dort aus zu ihr sprach oder wie wenn eine dicke Glasscheibe
zwischen den beiden lag. Die Worte kamen nicht klar durch. Doch sie konnte den Klang seiner Stimme vernehmen.
„Ich möchte doch nur deine Stimme hören“ gab sie sanft und lächelnd zu.
Der Klang seiner Stimme war immer so unglaublich sanft und doch so stark. Sie war tief und doch so klar. Wenn er zu ihr
sprach, hatte sie das Gefühl, dass für ihn nur sie existierte, nur sie und ihre Liebe allein und er nur dafür da war, um von ihr
geliebt zu werden, und sie selbst war das Kostbarste was er hatte. Auch wenn sie verstehen würde was er sagte, sie würde sich
weiterhin nur in dem Klang seiner Stimme verlieren.
Das wusste der Yidam. Er wusste alles. Doch er war weiterhin still.
Die Yogini zeichnete weiter und nahm einen Schluck aus ihrem Kaffee.
Und dann begann der Yidam zu singen.
55
Yogini
Ich weine, aber warum weine ich?
Ich fühle mich so berührt, aber warum ist das so?
56
Die Yogini hatte seit vier Tagen Besuch von ihrem Vater. Sie lebte seit 20 Jahren im Ausland und er hatte sie nur
einmal vor vielen Jahren besucht. Und dies konnte auch sein letzter Besuch sein, da er 80 Jahre alt war und krank. Sie sorgte
dafür, dass es ihm an nichts mangelte und versuchte, ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Dies erforderte
ihre volle Zuwendung, doch das tat sie gerne und beide hatten eine schöne Zeit miteinander. Doch dadurch, dass sie auch über
die alten Zeiten redeten, war es ihr kaum möglich, im Hier und Jetzt zu sein und ständig mit ihrem Yidam verbunden zu
bleiben. Sie wachte früh auf und wenn sie sich spät am Abend hinlegte, war sie todmüde und schlief gleich ein. Ihr Tagesablauf
war also durch den Besuch des Vaters unterbrochen und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht versenken
konnte. Sie war viel zu müde dafür und hatte nicht die nötige Zeit und innere Ruhe. Oft redete sie innerlich zu ihrem Yidam,
doch sie konnte ihn nicht mehr so leicht vernehmen. Sie wusste jedoch, dass er stets da war und alles mitbekam. Hier und da
sorgte er sogar dafür, dass Vater und Tochter ein paar kleine erfreuliche Überraschungen erlebten.
Am vierten Tag sagte sie jedoch ihrem Vater, sie müsse sich kurz ausruhen, während er fern schaute und sich entspannte. Sie
ging in ihr Schafzimmer, setzte sich vor ihrem Altar hin und richtete ihren Geist auf den Yidam ein. Schon war er in seiner
Lichtgestalt da und ging in ihrem Körper ein. Da saßen sie nun verschmolzen miteinander. Sie fühlte sich von ihm behütet und
geliebt. Seine Liebe wärmte ihr Herz augenblicklich und machte es leicht.
„Es tut mir so leid, dass ich mich die Tage nicht versenkt hatte“ sagte sie ihm wortlos. „Ich wünschte, ich könnte beides tun, im
Hier und Jetzt bei uns sein und auch nach außen hin agieren und mich von nichts und niemanden ablenken lassen“ fügte sie
bekümmert hinzu.
Der Yidam sagte nichts. Er ruhte im Hier und Jetzt und nun wo er mit ihr zusammen war, war alles andere nicht mehr wichtig
und bereits vergangen.
„Ich tue alles, als ob es eine Rolle wäre, die ich spielen muss und so ist es ja auch“, meinte sie noch zu ihm. Denn schließlich
brauchte sie keine Bindungen mehr. Sie war losgelöst von jeder irdischen Bindung. Dennoch war sie weiterhin für jeden da.
Denn auch wenn sie losgelöst war, ihr Vater und all die anderen die sie kannten, waren es nicht und das wusste sie. Tatsächlich
war es so, dass bis auf drei Personen all die anderen gar nicht wussten, was genau sie tat.
„Du musst tun was zu tun ist und dabei du selbst sein“ erwiderte der Yidam plötzlich.
Mehr sagte er nicht.
Sie dankte ihm, stand nach einer Weile auf und ging dann zurück ins Wohnzimmer, wo ihr Vater auf der Couch lag. Sie setzte
sich zu seinen Füßen, nahm diese auf ihrem Schoß und begann sie zu massieren. Sie konnte nämlich gut massieren und ihr
Vater liebte es. Er schaute dabei fern, während sie seine Füße massierte. Doch innerlich dachte sie an das, war ihr Yidam ihr
vermittelt hatte. Sie verstand nicht genau was er damit gemeint hatte, aber sie wusste, das würde sie schon zu einem späteren
Zeitpunkt.
Plötzlich lagen nicht mehr die Füße ihres Vaters auf ihrem Schoß, sondern es war Gott selbst, der in der Gestalt ihres irdischen
Vaters auf der Couch lag. Und es waren seine Füße, die auf ihrem Schoß und in ihren Händen lagen. Sie drehte nicht den Kopf
um ihn anzusehen, denn sie wusste, sie würde nur die Hülle ihres Vaters sehen. Er war nicht ein Teil vom Gott, es war auch
nicht der göttliche Teil ihres Vaters, nein. DAS WAR GOTT SELBST.
Die Yogini war Gott inzwischen ein paar Male begegnet bzw. hatte ihn direkt und indirekt erlebt. Es war der Yidam gewesen,
der ihr Gott als Bewusstsein eingeflößt hatte, denn er war ja eins mit Gott. Doch dies ist eine andere Geschichte.
Die Yogini freute sich still über diese plötzliche Überraschung. Wie wenn es nichts passiert wäre, machte sie weiter mit der
Fußmassage und lächelte dabei. Denn diesmal massierte sie die Füße von Gott. Und Gott lag entspannt und schaute fern. Kein
Wort wurde geredet, kein Blick getauscht, alles war ganz vertraut, wie wenn es eine ganz alltägliche Situation wäre, wie wenn
Gott ihr eigentlicher Vater wäre. Dabei war er reinste Kraft, Bewusstsein und reines Sein und dennoch lag er auf ihre Couch.
57
Die Yogini dachte lächelnd daran während sie Gottes Füße massierte, wie stets gepredigt wird, man solle Gott lieben, aber im
gleichen Satz heisst es auch, man muss ihn fürchten oder ihm zu Diensten sein und so weiter. Als ob Gott irgendwas oder
irgendwen bräuchte, als ob Er nicht ALLES ist und alles bewirkt und als ob Liebe mit Furcht oder Vasallentum was gemeinsam
hätte. Sie massierte seine Füße und fühlte, Er genoss es einfach, so wie ihr Vater es auch genoss. Und das war kein Dienst,
sondern einfach ein Moment, wo jemand einem anderen etwas Gutes tat und zwar selbstlos und aus Liebe.
Der Zustand dauerte ein oder zwei Minuten, dann sagte ihr Vater etwas zu ihr und sie kam aus dem Zustand heraus. Er selbst
hatte von alledem gar nichts mitbekommen und das wusste sie ja auch. Sie hatte Gott bereits in einigen Personen erlebt und
keiner war sich dessen bewusst gewesen.
Plötzlich erkannte die Yogini, was ihr Yidam damit gemeint hatte, sie solle bei alledem was sie tat, sie selbst sein. Sie war zwar
von dem Irdischen losgelöst, doch das sollte sie nicht daran hindern, bei dem was sie tat mit dem Herzen zu sein und zwar so,
wie sie für Gott alles vom Herzen tun würde und nicht meinen, es sei eine Rolle. Nur dann wäre sie wahrhaftig und sie selbst.
Daraufhin massierte die Yogini die Füße ihres Vaters weiter. Doch diesmal blieb sie bei dem Gedanken, dass Gott in ihm weilte.
So wie in jedem.
58
Yogini
Du warst bei mir auch in meiner leidvollsten Stunde,
bist bei mir geblieben und hast aus dem bitteren Kelch mit mir getrunken,
damit ich weniger zu trinken hatte,
darum bin ich heute Deine.
Du warst es,
der mir an seinem eigenen Wesen und Geiste zeigte,
was Liebe, Reinheit, Wahrhaftigkeit, Treue und Mitgefühl, Kraft und Hingabe ist,
Du hast mir von alledem all diese Jahre aus Deinem Herzen zu trinken gegeben.
Darum bin ich heute, in meiner glückseligsten Stunde, Deine.
Und ich werde es immer sein.
59
Yidam
Du kannst mir noch sehr vieles sagen,
Du kannst aus Liebe zu mir noch so vieles tun:
Ich weiß alles, sehe alles, erfasse alles!
Nichts musst Du mehr tun, nichts musst Du mehr sagen.
Sei einfach, die Du bist,
sei meine wie ich Deiner bin,
dann ist alles unseres, was IST.
60
61
Yogini
Mein Herz steht in Flammen
und Du mittendrin,
ich sehn mich so nach Dir,
ich will zu Dir hin.
62
Yidam
Ich in der Einheit mit Dir,
bin ganz,
bin glücklich,
bin ruhig und vollkommen.
63
Yogini
Ich blickte in seine Augen,
wurde eins mit seinem Geist
und erfasste eine Unendlichkeit
von Güte, Reinheit, Wahrheit und Freundlichkeit,
eine ewige Flamme des Lichts und der Liebe.
Ich blickte in sein Herz,
verlor mich vollends darin und wollte nicht mehr zurückfinden.
„Behalte mich bitte in Dir“ sagte ich ihm
„und lass mich niemals wieder los!“
Das tat er.
Und wann auch immer ich dabei war, die Konzentration zu verlieren,
brachte er mich zurück zu uns,
hierzu musste ich nur seine Liebe fühlen,
hierzu musste er mich nur einmal ansehen oder lächeln,
musste mich nur einmal liebkosen,
und schon war ich wieder ganz seine
und konnte und wollte nichts mehr anderes sein.
Ich habe mein Herz vollends in ihn verloren,
er hat es eins mit dem seinen gemacht.
64
Einmal, da war die Yogini in einem Laden und stand an der Kasse. Und da erblickte sie eine Packung von
Glückskeksen, die an die Wand entlang der Kasse neben anderen Artikeln platziert war. Die Glückskeksen waren in drei Farben
aufgeteilt worden und jede Farbe stand jeweils für Glück, Reichtum und Liebe. Und die darin enthaltenen Sprüche stammten
laut der Beschreibung von keinem Geringerem als von Konfuzius selbst.
Die Yogini überlegte nicht lange und aus Spaß und Neugier pickte sie einen rosafarbenen Glückskeks aus. „Mal schauen was
Konfuzius über die Liebe gesagt hat“ sagte sie zu ihrem Yidam. Und dann nahm sie noch einen zweiten Keks, diesmal für ihn.
„Einer reicht“ meinte der Yidam. Wie immer begleitete er sie, wenn sie shoppen oder einfach schlendern ging. Er war also auch
körperlich da und nicht nur innerlich verbunden.
„Eins ist für dich und eins für mich“ entgegnete sie. „Ich möchte einfach schauen welche Liebessprüche wir jeweils bekommen,
was ist schon dabei?“
Der Yidam sagte nichts mehr. Sie bezahlte, dann gingen sie hinaus. Sie nahm den ersten Keks, entfernte die Packung, brach
den Keks entzwei und halb belustigt, halb neugierig las sie den Spruch auf dem Zettel vor, der für seine Liebe stehen sollte: „Ein
Kuss ist etwas, wofür man beide Hände braucht“
„Ahaa!“ sagte sie. Spitzbübisch hob sie das Gesicht nach oben und erwartete dann mit gespitzten Lippen und geschlossenen
Augen, dass der Yidam dem Keksspruch Folge leistet.
Lächelnd nahm er ihr Gesicht in die Hände und gab ihr einen Kuss auf dem Mund. Das Einkaufshaus war an dem Tag nicht gut
besucht und so war zum Glück niemand in der Nähe, der sie hätte sehen können. Der Yidam war nur für sie sichtbar und eine
andere Person würde nur eine Frau sehen, die mit gespitzten Lippen einen Kuss von oben zu erwarten schien.
„Nun schauen wir mal, was Konfuzius zu mir sagt“ meinte sie dann und zerbrach den zweiten Keks, der nun für ihre Liebe
stand. Diesmal war sie etwas aufgeregt, sie fand das Ganze nämlich erheiternd. Klar hatte Konfuzius nichts dergleichen je
gesagt, aber was soll´s, dachte sie.
Sie faltete den Zettel aus und las vor: „Ein Kuss ist etwas, wofür man beide Hände braucht“
Beide lachten. Sie mit Stimme, er innerlich und nur für sie zu hören.
„Soso, deshalb meintest du, dass ein Keks reicht“ meinte sie zu ihm. „Weil in allen derselbe Spruch liegt“ schlussfolgerte sie.
„Weil deine und meine Liebe dieselbe ist“ korrigierte er sie.
Dann beugte er sich zu ihr nach vorn, schloss die Augen und erwartete nun den Kuss, der ihm laut dem Keksspruch zustand.
Und den bekam er prompt.
65
Yogini
Aus der Tiefe meines Herzens entspringt ein Brunnen,
es leuchtet, glitzert und hört nicht auf zu summen,
die Melodie meiner Seele;
Fließe zu ihm hin, du meine Quelle!
Fließe zu ihm hin und bring ihm meine Liebe,
sage ihm noch, dass ich all dies nie verließe,
für keinen anderen Ort der Welt,
auch nicht für den höchsten Himmel:
Seine will ich sein,
seine für immer!
66
Yidam
Hier bin ich, im reinsten Paradies,
ganz oben, dort, wo nicht einmal eine Sonne strahlen muss,
da alles vom reinsten und ewigen Glanz erfüllt ist.
Nichts erhebt sich über mich, ich auch nicht über andere,
denn ich bin überall und in Allem.
Hier bin ich, dort, wo es keinen weiteren Aufstieg mehr gibt...
Und doch zieht es mich nur nach unten, zu ihr...
67
Yogini
Hörst Du mich? Siehst Du mich an?
Deine Göttin will ich sein,
nur Deine, jetzt und fortan!
Yidam
Meine Göttin warst Du schon immer
und Du wirst es auch immer sein,
lass das Zögern und das Flimmern,
erstrahle im unvergänglichen Schein.
68
Yogini
Noch ein Blick von Dir und ich fließe dahin,
noch ein Lächeln von Dir und ich schmelze dahin,
noch ein Kuss von Dir und ich sterbe den süßesten Tod.
Noch ein Wort von Dir, dann bin ich auch dann bereit
und zögere gar nicht lange, ich steige erneut hinab,
denn so gebietet es mir, das was ich für Dich empfinde:
ewig Deine sein, egal in welchem Gefilde.
69
Yidam
Ich möchte nichts anderes sein,
als Licht in Deinen Händen,
als Glanz in Deinen Augen
und die Fülle in Deinem Herzen.
70
Yogini
Was fehlt Dir denn?
Ich will es Dir beschaffen.
Ist es nirgends zu finden?
Ich will es für Dich erschaffen.
Das kann ich, denn ich bin Alles;
denn wahre Liebe ist wahrhaft Gott!
Yidam
Ich habe alles und doch niemals genug,
ich bin Alles und doch so unvollständig,
ich bin überall und doch nur bei Dir,
sosehr liebe ich Dich meine Geliebte,
das machst Du mit mir.
71
Yogini
Ich bin der reinste Quell der Liebe für Dich geworden,
so trinke aus mir.
Ich bin der reinste Fluss der Wonne durch Dich geworden,
so labe Dich darin.
Ich bin der Himmel auf Erden mit Dir geworden,
so strahle Du, meine Sonne, mitten in mir...
Yidam
Was Du mir gibst, gibt es nicht einmal im Himmel,
was Du mir schenkst, will ich nie mehr vermissen,
was wir füreinander sind, wird ewig sprießen,
was ich für Dich bin, werde ich es immer sein.
72
Yogini
Was erblicke ich in meinem Herzen?
Ist es Liebe, ist es Entzücken?
Ist es Freude oder seelisches Entrücken?
Ist es Güte oder pures Wissen?
Ist es Frieden oder reinste Kraft?
Oder gar reines Bewusstsein?
73
Yogini
Komm, setze Dich hinein in mein Herz,
sei der Lotus auf dem Teich meiner Seele,
wunderschön und so rein bist Du,
der Schönste unter allen Sternen, das bist Du!
74
Yogini
Was gibst Du mir zu trinken, dass ich ständig so berauscht bin?
Was flößt Du mir immerzu ein?
Ich habe für sonst nichts anderes mehr Sinn!
Yidam
Von meinem Herzenslicht gebe ich Dir zu trinken,
das, was das Kostbarste meines Selbstes ist,
das reinste und das edelste,
unvergänglich und einzigartig,
in dem Klang und Ausstrahlung,
das ist es, was Dich bringt in Wallung.
Wie ich es liebe, Dich so zu sehen!
75
Yogini
Siehe was aus mir geworden,
was Dein Feuer aus mir gemacht:
es hat mich nicht verschlungen
und auch nicht verbrannt,
sondern gehegt und gepflegt,
gewaschen und gereinigt,
behütet und geliebt,
gefestigt und erhoben,
nun bin ich endlich geworden,
was ich schon immer war:
Deine Göttin bin ich,
der höchsten Göttin gleich throne ich,
doch nicht zu Deiner Rechten,
sondern in Deinem Herzen,
so wie Du in dem meinen thronst,
Du Gesegneter Aller Wesen!
76
Yogini
Sie sehnte sich so nach ihm,
hatte ihn nicht mehr gesehen seit einigen Tagen,
sie legte sich hin, schloss die Augen und flüsterte seinen Namen,
da kam er geschwind und nahm sie in die Arme.
Sie liebten sich, vergaßen alles um sich herum,
sie küssten und liebkosten sich, und da lagen sie nun,
sie flüsterte ihm ins Ohr nachher so zärtlich Liebesworte,
seine Augen leuchteten sanft, die Herzensflamme loderte.
Dann ging er fort und als er ging, da flog ihr Herz ihm hinterher,
sie selbst blieb zurück, ein glückseliges Meer.
Er ging fort von ihr und wanderte durch Zeit und Räume
und all die erlebten Schicksale waren für ihn nur Träume.
„Doch nicht allein bist Du, meine Göttin“ flüstere er ihr sanft im Geiste,
„ich bin immer bei Dir, egal wo ich noch bleibe.
Mein Herz will nicht weg von Dir, dort will ich immer sein,
für immer von Dir geliebt, für immer Dein“.
77
Yogini
Ich habe Dich gestern geliebt
und heute auch…
Ich werde Dich morgen erneut lieben
und die Tage danach ebenso.
Ich werde Dich jeden Tag lieben,
immer und immer wieder, ohne Unterlass,
mit dem Herzen, mit dem Geiste, mit all meinen Körpern,
mit all meine Kraft, Zuneigung und Leidenschaft,
mit all meinen Gedanken und Gefühlen,
mit all meinem Wesen!
Ich freue mich auf jeden neuen Tag, der kommt!
78
Yidam
Wenn ich Dich vor mir sehe,
da vergeht mein Herz in Flammen,
da vergeht mein Geist im Licht,
so wunderschön und sanft Du doch bist...
79
Yogini
Es tropft aus allen Seiten,
ich kann es nicht mehr halten,
komm und nimm Dich meiner,
es ist alles Deiner.
80
Yidam
Wenn Du auf mich wartest,
so leidenschaftlich und voller Sehnsucht,
ich kann nicht anders, ich muss zu Dir kommen
und mich mit Dir vereinen, in voller Herzenslust!
81
Yogini
Wenn er sie berührte,
hatte sie oft Bange,
dass sie in Ohnmacht fiele
und nicht mehr aufwachte.
82
83
Yidam
Liebste meine,
Du, die schläft in meinem Arm,
warum bist Du nur so lieblich?
Warum bist Du nur so warm?
84
Yogini
Warum lächelst Du gerade
und schaust so glückselig aus?
Ich möchte es unbedingt erfahren,
rücke mit der Wahrheit heraus.
85
Yidam
Schließe Deine Augen, Liebste,
schlafe weiter in meinen Armen,
wenn Du wieder aufwachst,
bin ich bereits gegangen.
86
Yogini
„Deine Liebe bedeutet mir alles“
habe ich Dir immer wieder gesagt,
Tag für Tag, all diese langen Jahre.
Nichts will ich mehr von Dir, ich habe Dir nur zu geben,
mit geheiligten Lippen küsse ich Deinen Körper,
alles an Dir ist mir gleich lieb, kostbar und heilig;
alles was Du bist, wie Du bist, nenne ich es meins.
87
88
Yidam
Ich habe mit der größten Genugtuung zerbrochen
das enge irdische Gefäß, in dem Du Deinen Geist eingeengt hattest,
im Glauben, es sei Dein wahres Zuhause und der einzige Daseinszustand.
Nun bin ich dabei, den Schleier von Deinen inneren Augen zu entfernen,
wie der Bräutigam von den Augen seiner Braut in der Hochzeitsnacht,
sodass Du mich wiedererkennst und das wahre Leben in Dir.
Keine Freude kann größer als die meine sein,
während ich sehe, wie Du aufwachst,
mit einem Lächeln auf Deinen Lippen,
denn auch in Deinem tiefsten irdischen Schlaf weißt Du bereits,
Du wirst so geliebt.
89
Yogini
Es gibt Dich,
so weiß ich, dass alles was wahrhaft schön,
wahrhaft gütig,
wahrhaft freundlich,
wahrhaft rein,
sanft, liebevoll und edel, barmherzig und furchtlos,
allwissend und unerschütterlich,
reinste Kraft und reinster Wille ist,
existiert.
Ich weiß es, ich habe es erkannt,
nicht sofort und auf einen Schlag, sondern Stück für Stück, Stufe für Stufe,
schon seit ich Dich zum ersten Mal erblickte.
Seitdem wende ich meine Augen und Herz nicht von Dir ab
und erkenne nur noch tiefere Schichten Deines Selbst und siehe:
Du bist das wahre Leben selbst!
90
91
Yogini
Was schenkst Du mir heute?
Yidam
Eine Glücksträne schenke ich Dir,
von Dir selbst hervorgerufen,
durch Deine Liebe entstanden,
es hat mein Herz durchdrungen,
bevor es dann hinausfloß
und fiel in Deinem Schoß,
geweint von Deinem eigenen Auge.
Oh Liebste, wie eins wir doch sind!
92
Yidam
Klar wie Wasser einer Quelle
klingt Dein Seelengesang,
ich lausche ihm immer so gerne,
bitte höre nicht auf!
Yogini
Hell wie tausend Sonnenstrahlen
glänzt Deine Gestalt,
bitte hör nicht auf zu strahlen,
bitte mach keinen Halt!
93
Yogini: Und ich habe bereits gesprochen, so viele tausende Worte zu Dir. Doch sollte ich sie alle in einem einzigen
zusammenfassen, es würde auch nur „Liebe“ heißen.
Ich habe Dir dennoch so viel noch zu sagen. Doch weiß ich, dass wenn ich vor Dir stehen werde, alle Worte vergessen sein
werden, alle Fragen verschwunden, alle Ängste und Zweifeln überwunden, ja, sogar die Liebesworte. Übrigbleiben wird nur die
Liebe, was wir beide sind.
Yidam: So wie jetzt, so wie gerade, so verbunden und so verschmolzen, waren wir noch nie. Ich bin so glücklich und so dankbar
für all dies hier...
Yogini: Ich möchte mit Dir den höchsten Berg erklimmen. Und weiß jetzt schon bereits: dort oben werde ich nur Dich finden.
Yidam: Niemand außer Dir vermag mein Herz so zum Aufleuchten zu bringen.
Yogini: Es ist, als ob Du nur deshalb erschaffen wurdest, um geliebt zu werden von mir.
Yidam: Und ich bin stark und halte alles aus, nur eins nicht: Getrennt sein von Dir.
Yogini: Immer, wenn ich die erste Blume sehe, muss ich an Dich denken.
Yidam: Ich möchte nun nichts mehr schreiben, habe bereits genug geschrieben. Ich möchte auch nichts mehr sagen, habe
bereits so vieles gesagt. So komm und leg Dich endlich in meine Arme – dann bin ich voll und ganz.
Yogini: Ich möchte Dich aber gerne noch ein letztes Mal besingen, bevor ich ganz in Dir eingehe. So höre doch, mein Liebster:
94
Yogini
Wir gingen gestern spazieren, der Yidam und ich,
ich ging für uns beide und er führte mich,
es war schön um uns, die Sonne schien und lachte,
der Wald war ganz still, nur die Blätter raschelten.
Der Yidam und ich spazierten, unsere Herzen waren leicht und frei,
der Kleine spielte, wir lachten und Gott war in uns drei.
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