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GAURI

Der Yidam und seine Yogini


Reiner Geist
Teil III

Buzamli Produktion
E-Mail: gauria@gmx.de
©2022 Gauri B. (Alfreda Wegerer)
Alle Rechte vorbehalten.
Alle Texte und Illustrationen können im Internet oder sonstigen Ausgaben, ob online oder Print-Ausgaben verbreitet werden, unter der
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„Schweige, Chela,
weil nur im Schweigen Erleuchtung möglich ist.
Schweige, - wenn Du Gottes Stimme lauschen möchtest.
Schweige, - weil Schweigen Vollendung ist.“
Guru Ananda
Sein,
das ist alles.
Sein, wie man wahrhaftig ist.
Dann legt man alle Handlungen ab,
denn sie sind nur eine Projektion des Geistes.
Sein, in der Tiefe des Selbst,
sein, was man wahrhaftig ist;
Dann verschwindet alles andere, es gibt nur das Sein.
Kein Du und kein Ich mehr, auch kein Innen oder Außen,
denn alles IST nur, alles ist reines Sein.
Reinste Glückseligkeit, Sein`s wahrer Zustand,
wenn man erkennt, dass nichts getrennt ist oder etwas anderes
als das, was man im Innersten selbst ist.
Das ist wahres Sein.

1
Ich habe das Göttliche gefühlt,
es war eine endlose Weite, es IST.
Ich habe das Göttliche gesehen,
es war in jeder Menschenseele und ist:
Die reine ewige Flamme.
Ich habe es in meinem Herzen erkannt,
dann in jedem Menschen,
dann in jedem Baum, Blume und ja sogar Grashalm.
Daraufhin erkannte ich erst richtig: es ist überall, es ist ALLES, es IST.

2
Mein Geist ist stets mit Ihm beschäftigt,
mein Herz stets mit dem Seinen verschlungen,
alles was ich mir wünsche, ist Ihn zu fühlen,
jeder Faser meines Selbst sei von dem Seinen durchdrungen;
so dass Er ist, was ich Leben nenne,
so dass Er ist, was mich gänzlich ausmacht.

3
Ich schaue auf meine Hände
und erkenne, es sind Seine.
Ich schaue auf meine Füße
und erkenne, es sind Seine.
Ich berühre meine Augen und fühle,
sie sind Seine geworden.
Ich fasse meine Ohren und Mund und erkenne,
auch sie gehören Ihm.
Ich fass mich an meinen Brustkorb und fühle,
das Pochen Seines Herzens.
Ich denke über mein Schicksal nach und erkenne,
es ist von Ihm selbst durchwoben.
Ich versuch mich selbst zu erkennen,
und kann erfassen nur Ihn.

4
Hast Du je alles gehabt und Dich doch so unvollständig gefühlt?
Dann weißt Du vielleicht wie es mir ergeht, in dem Einssein mit Ihm:
Habe alles, bin alles,
suche aber dennoch weiterhin nach Ihm.
Das macht die Liebe aus mir, eine ewig Suchende.
Ich suche nur endgültig zu Ihm zu fließen,
und vergesse oft dabei, dass Er ist, der in mir fließt.

5
Als ich vom Göttlichen durchdrungen wurde, fühlte es sich nicht an als ein anderes Bewusstsein. Ich konnte Es nicht sehen,
hören oder erfassen. Ich war nur vollkommen versunken in Gott und wusste, wie es einem Gefäß zumute ist, das randvoll
gefüllt mit Wasser ist und im Wasser vollends versunken.
Mich selbst hatte ich komplett vergessen, mich gab es nicht mehr. Und ich konnte mich nicht daran erinnern, je etwas anderes
gewesen zu sein, als eins mit dem Göttlichen. Denn Zeit existiert nicht im wahren Seinszustand. Es gibt nur das Sein.
Und so kann ich heute bezeugen,
was von allen nur ersehnt,
dass die Antwort im Herzen schlummert,
und der Weg darin gehegt.
Es ist wahrlich alles da,
die Liebe, Wahrheit und das Glück,
es braucht nur einen Blick ins Innere,
und dann gibt es kein Zurück.
Es braucht nur die ernsthafte Frage,
die alles andere lässt vergessen:
„Wo will ich hin, was treibt mich an?
Wann will ich endlich wahrhaftig sein?“
Dann erst beginnt die wahre Stunde,
dann erst beginnt das wahre Erwachen,
und Gott flüstert daraufhin im Herzen:
„Lass mich Dir endlich offenbaren“

6
Einmal, in einem AKE, befand ich mich in einer mir unbekannten Stadt. Ich war ohne Tagesbewusstsein und das
Ganze kam mir wie ein recht lebhafter Traum vor. Ich stand an einem Gebäude-Durchgang und erblickte an der Wand ein
Relief, das direkt aus der Steinmauer gehauen war. Es stellte eine wunderschöne tanzende Göttin dar, die von Gläubigen mit
Kerzen und frischen Blumen geschmückt worden war. Die Figur strahlte eine dynamische göttliche Energie aus. Es fühlte sich
an, als ob jene Göttin tatsächlich tanzte. Ich begrüßte sie voller Achtung und passierte dann den Durchgang in Richtung des
Gebäudeinneren. Daraufhin befand ich mich in einem kleinen Vorhof. Was sich dahinter verbarg, konnte ich nicht sehen, denn
ein hohes hölzernes Tor trennte beide Bereiche voneinander. Und das Tor wurde von ein paar Wächtern bewacht.
Ich konnte zwar nicht sehen, was auf der anderen Seite des Tors befand, doch ich hörte feierliche Musik und laute fröhliche
Stimmen, die von dort kamen. Und so erkannte ich, dass eine religiöse Feier stattfand. Es gab noch andere Personen außer mir
in dem kleinen Vorhof und sie alle gingen durch das Tor, um an der Feier teilzunehmen. Eine feierliche religiöse Stimmung lag
in der Luft und anhand der Rufe, der Musik und der Kleider der Besucher schloss ich, dass es um einen hinduistischen Tempel
handelte und somit um ein hinduistisches Fest.
Aufgeregt wollte ich ebenfalls hinein gehen, um an der Feier teilzunehmen. Denn wann auch immer ich solche Orte besuche,
bin ich nur vom Göttlichem erfüllt und gerate in innere Entzückung. Es gibt keinen Zustand, der diesem gleichkommt.
Doch die Wächter ließen mich nicht durch. Ich war eine Fremde, sah auch anders aus, also durfte ich nicht passieren.
Damit hatte ich nicht gerechnet. So stand ich nun an einer Ecke und schaute betrübt zu, wie andere Personen das Tempeltor
passierten. Eine Frau zeigte unverhohlen ihre Genugtuung darüber, dass ich abgewiesen wurde. Fremde wurden hier offenbar
nicht geduldet. Und blinde Herzen, die meinen, Gott gehöre nur einer Kaste oder Religion, gibt es leider überall. Doch das
minderte meinen Schmerz in jenem Moment nicht. Ich hörte das rege Treiben im Tempelhof, es wurde laut gesungen, die
Musikklänge erhellten die Atmosphäre und ich fing an zu weinen.
„Warum weinst du?“ hörte ich plötzlich vor mir eine Stimme.
Ich wusste sofort, dass es Gott war. Doch als ich den Kopf hob, um Ihn anzuschauen, sah ich vor mir nur eine lebendige klare
Wolke, etwa so groß wie ein menschlicher Körper. Ich sah keine Gestalt, dennoch wusste ich, dass Gott die Gestalt eines jungen
Mannes hatte und in dieser Gestalt oder Form ein unsichtbarer Wanderer auf alle Ebenen und Zeiten war und alles mitbekam
was geschah. Und wenn Er wollte, konnte Er sich auf jeder Ebene offenbaren, so wie jetzt. Alles andere an Ihm war für mich
schlicht unbegreiflich. Und ich versuchte auch gar nicht etwas an Ihn zu erfassen, auch wenn es möglich gewesen wäre. Zu sehr
war ich dem Kummer verfallen und außerdem war es in jenen Momenten etwas völlig Natürliches, dass Gott da war und sich
mit mir unterhielt.
„Weil ich nicht an der Feier teilnehmen darf“ erwiderte ich noch schluchzend und zeigte mit dem Kopf Richtung Tempel, von
wo aus Musik und Stimmen erklangen.
„Und was macht das schon?“ meinte Gott zu mir.
Ich schluckte die Tränen runter und sagte nichts.
„Ich bin doch hier“ meinte Gott. „Du musst mich nicht an einem bestimmten Ort aufsuchen. Ich komme von alleine.“
„Aber ich bin so gerne an solchen Orten und Feiern. Die Schwingung erfasst mich und ich bin vollkommen losgelöst darin. Der
Zustand ist unbeschreiblich! Ich bin nicht mehr ich, sondern die reinste göttliche Ekstase“ erwiderte ich.
Da ich unbewusst war, konnte ich die Tragweite dieser Begegnung nicht erfassen und so erklärte ich also Gott, wie ich mich
fühlte eins mit Ihm zu sein.
„Weite deinen Geist aus, überschreite das Tor und den Innenhof und bringe ihn hinauf bis in den Tempelhof“ wies Gott mich
daraufhin an.

7
Da dies nicht auf der irdischen Ebene geschah, konnte ich das, was Gott mir vermittelte, auch bildlich erfassen. Ich sah es wie
einen inneren Film, der sich abspielte und so wusste ich genau, wie ich meinen Geist weiten konnte. Ich musste es nur wollen.
Und das tat ich.
Daraufhin vernahm ich mich als eine Bewusstseinswelle, die wie eine massige Wolke das Tor und den Hof passierte und auf
den Tempel hin rollte. Ich durchdrang den Raum und jede Person die sich auf meinem Weg befand, doch keiner war sich
meiner bewusst. Ich fühlte mich frei, ungebunden und erkannte, dass es keine Grenzen und keine Schranken gibt, wenn es
darum geht, eins mit dem Göttlichen zu sein. Die einzigen Schranken sind die im Geiste.
Und schon wollte ich Gott sagen, dass ich verstanden hatte, was Er gemeint hatte. Doch Er war nicht mehr da. Und dann verlor
ich auch das Bewusstsein über mich selbst. Ich war die reinste Feier, vollkommen vom Göttlichen durchdrungen. Gott und ich
waren bereits eins geworden und nahmen gemeinsam an den Festlichkeiten im Tempel teil.

8
Wahre Liebe kennt keinen Namen,
sie kennt keine Gestalt,
kein Du und kein Ich,
auch keine höhere Gewalt.
Wahre Liebe kennt kein Gestern,
sie kennt weder Raum noch Zeit,
kein Oben und kein Unten,
sie ist und sie bleibt.
Wahre Liebe kennt kein Maß,
kein Groß oder Klein,
kein Außen und kein Innen,
sie ist immer von Sinnen.
Sie kennt keine Vernunft,
geschweige denn Widerstände,
sie kennt nur sich selbst,
und das allein spricht Bände.

9
Ich habe mich so nach Dir gesehnt, also suchte ich nach Dir, so lange schon...
Die Liebe zu Dir verzehrt mich innerlich, so lange schon...
Ich habe Dich in Orten und Häusern gesucht, die man Deine nennt, doch ich fand Dich nicht...
Ich habe Dich in Büchern gesucht, die Du angeblich diktiert hast oder die von Dir erzählen, doch ich fand Dich auch dort nicht.
Ich habe Dich in Menschen gesucht, die sich Deine nannten, in ihnen fand ich Dich auch nicht.
All diese Suche verstärkte meine Sehnsucht nur noch mehr, denn überall fühlte ich Deine Gegenwart wie den Duft einer
unsichtbaren Blüte. Dich konnte ich aber nirgends so erfassen, wie es meinem Herzen dürstet.

WO BIST DU?

„Dort wo mich keiner sucht, da bin ich“

Mehr sagte Gott nicht.


Ich dachte lange darüber nach, was Er damit meinte. Ich wollte Ihn finden, doch Er war ja dort wo Ihn keiner sucht. Wo ist das,
fragte ich mich immer wieder, doch auch in der Versenkung bekam ich keine Antwort.
Eines Tages ging ich in die Stadt und auf dem Weg zurück nach Hause sah ich einen Mann, der abseits der Straße auf einer
Bank lag, in alten Decken eingehüllt. „Bestimmt ein Obdachloser“, dachte ich.
Plötzlich fühlte ich Gott in ihm. Ungläubig stoppte ich und richtete meinen Geist auf dem liegenden Mann aus. Gott war in ihm,
ich war mir absolut sicher, denn die höchste Wahrheit kann niemals verkannt werden. Ich sah durch den liegenden Mann, sein
physischer Körper war bloß eine Hülle. Gott war die lebendige Person in ihm oder besser gesagt, das was jenen Mann wahrhaft
beseelte. Und ich erfühlte, dass Gott als Bewusstsein in jedem zugegen ist, in jeder einzelnen Seele und Er sich überall
offenbaren kann.
„Ich habe heute Gott in einem Obdachlosen erfasst!“ erzählte ich in der Versenkung meinem Liebsten, dem Gott meines
Herzens und war mir dabei im Klaren, dass er es wusste, da er ja eins mit Gott ist.
„Ich weiß“ antwortete mir der Gott meines Herzens gelassen und wahrheitsgemäß.
„Ich wusste, dass Gott in jedem Menschen wohnt, aber ich dachte, Er wäre ein Funke. Von wegen Funke! Er war überall in dem
Mann zu erfassen. Der Mann, der Mensch, war nur eine Hülle für Ihn“ erzählte ich weiter.
Mein Liebster nickte nur zustimmend.
„Was heisst das?“ wollte ich von ihm nun die Bedeutung dieser Erkenntnis wissen, denn darum erzählte ich es ja.
Doch mein Liebster antwortete nicht, sondern lächelte nur. Und da wusste ich, ich sollte die Antwort in mir suchen. Das tat ich
und nach einer Weile in der Versenkung, wo ich mit seinem Geiste eins war, fiel mir ein was Gott mir gesagt hatte: „Dort wo
mich keiner sucht, da bin ich!“ rief ich aus.
Mein Liebster nickte zustimmend. Und ich war über die gewonnene Erkenntnis hocherfreut.
„Ich verstehe dies nun so, dass Gott in Orten und Menschen gesucht wird, die man für anbetungswürdig hält, für rein und
religiös. Dabei ist Er in jedem von uns und wenn man meint, man liebt Ihn wahrhaftig, so muss man bereit sein, Ihn überall zu
erkennen.
„So ist es“ pflichtete mir mein Liebster bei.
„Aber warum sagt Er dann, dass Er dort ist, wo Ihn keiner sucht? Das passt nicht zusammen?!“ fragte ich erneut und kam der
neuen Rätsels Lösung nicht nahe. Kaum eine Erkenntnis gemacht, stellte sich eine neue Frage. Und nun war ich richtig verwirrt.
„Vielleicht möchte Gott, dass DU Ihn dort findest, wo Ihn keiner oder nur die wenigsten in dieser Welt suchen und finden
wollen?“ half mir mein Liebster auf die Sprünge.

10
„Das macht Sinn“ erwiderte ich nach einer Denkpause. Endlich erfasste ich die Tragweite des Ganzen. Ich wurde still und
nachdenklich. Für mich was dies die reinste Offenbarung.
„Hast Du einen Rat für mich, was ich tun sollte?“ fragte ich meinen Liebsten erneut.
„Sei die du bist“ antwortete mir mein Liebster und schaute mich dabei tiefgründig an.
Ich wusste sogleich was er damit meinte und musste nicht mehr nachfragen.

11
Jahre suchte ich nach Gott und glaubte,
nur ich sehnte mich nach Ihm, doch sachte
erkannte ich, dass Er auf mich all diese Zeit gewartet hatte,
darum die Sehnsucht auf beiden Seiten.

12
Was gäbe es in dieser Welt,
das es wert wäre, das Herz darin zu verlieren oder den Verstand?
Was ist es? Denn ich weiß es nicht.
Derjenige der es weiß, möge es verkünden,
und dann wird er selbst erkennen,
dass dem doch nicht so ist.
Alles was wahr ist und von unvergänglichem Wert
ist nur das Pochen des eigenen Herzens,
versunken in Gott.

13
„Wenn manche mit dogmatischen Lehren versuchen zu erklären, was „Gott “ ist, dann kocht mir das Blut in den Adern, meine
Brust wird zu Feuer, und ich will es nur laut herausrufen: ER IST LIEBE!

Über das ewige Leben wollen einige aufklären, womit es zu verdienen und zu verlieren sei. Dabei wissen sie nicht einmal, was
wahres Leben bedeutet, geschweige denn, womit es zu gewinnen sei.

Stundenlang versuchen so viele, die Liebe Gottes darzulegen. Ich verstehe nicht, was hierbei noch erklärt werden müsste? Was
sollte man daran ergänzen oder verbessern? Nichts. Also, lasst es so sein, wie es ist: Liebe. „Und versperrt die Liebe nicht mit
euren leblosen Moralismen“ will ich ihnen am liebsten noch hinterherrufen.
Doch ich tu es nicht. Denn ich bin nicht da, um andere zu belehren und auch behaupte ich nicht, alles zu wissen. Doch das, was
ich bereits weiß, genügt mir, um das zu sein, was ich heute bin.

Lieber Gott, wie sehr plagen sich Einige, um über Dich pausenlos zu spekulieren! Dein Wesen ist für viele immer noch ein
unbegreifliches Mysterium. Viele erkennen nicht, wie Du in Wahrheit bist.
Soll ich ihnen also einfach sagen, dass Dich im Herzen zu halten, das Paradies bedeutet?
Und das Herz zu vermauern und Deinen Ruf zu vergessen, die Hölle ist …

14
Meine Augen sind geschlossen,
dennoch sehe ich.
Meine Ohren sind verschlossen,
dennoch höre ich.
Meine Lippen sind versiegelt,
dennoch erklingt aus mir der schönste Gesang;
Denn mein Herz ist wach und der Geist lebendig!

15
Vorhin fragte ich Gott: „Wie kann ich Dich denn nennen?
Doch Gott antwortete nicht, sondern weilte über meinem Geiste wie frische Luft in einem Raum mit offenen Fenstern. Er war
reines, gestaltloses Bewusstsein.
Ich blieb bei meiner Frage. Denn ich wollte gerne wissen, wie ich Ihn nennen sollte. Früher nannte ich Ihn ja Vater. Doch
seitdem ich Ihm mehrmals begegnet bin, weiß ich, Er ist so viel mehr als das. Und überhaupt sieht Er nicht wie ein Vater aus,
sondern erscheint mir, wenn ich zu Ihm spreche, in der Gestalt eines jungen Mannes. Das genaue Erscheinungsbild bleibt mir
allerdings verborgen. Es ist eher so, dass ich Seine jugendliche Gestalt eher erfühle als sehe. Sein Gesicht bleibt mir stets
verborgen und ich muss auch gestehen, ich habe mich auch nie bemüht, es bewusst anzuschauen. Wenn man mit Gott
beisammen ist, denkt man nie an so etwas. Man ist nur beisammen und guckt einander nicht mal an. Es gibt keine Fragen und
keine Antworten, kein Hallo oder Auf Wiedersehen. So etwas kennt Gott nicht, denn weder geht Er weg, noch kommt Er
zurück, genauso wie die Sonne im Himmel. Es ist die Erde, die sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt und so ist es mit
Gott und dem einzelnen Geist auch. Gott ist ewiges, reines, zeitloses Bewusstsein und das strahlt Er aus, egal, ob Er dabei eine
Gestalt hat oder nicht. Er ist über alles erhaben und doch eins mit Allem, durchdringt jeden und alles, bleibt aber selbst
vollkommen unberührt davon. Wie soll ich Ihn also nennen, Ihn, der ewig, jung, zeitlos und dynamisch ist und doch die reinste
Ruhe und Kraft?
„Hast Du selbst einen Namen?“ fragte mich Gott wortlos zurück und riss mich dadurch aus den Gedanken über Seine
Wesensart.
„Ich weiß es nicht“ erwiderte ich nach einer kurzen Weile, in der mir bewusst wurde, dass alle Namen, die ich trage und womit
man mich nennt oder nannte, nur einen kleinen Teil meines Selbst benennen. „Ich weiß es nicht“ sagte ich Gott nochmal
daraufhin, wahrheitsgetreu.
Und so erkannte ich, dass meine Frage an Ihn sinnlos war. Also schloss ich die Augen, senkte den Kopf und ruhte in mir, mein
Herz auf Ihn ausgerichtet.
Und da flog Gott direkt auf mein spirituelles Herz zu und nahm Platz darin wie ein Schmetterling auf einer offenen Blüte. Er
hatte die Gestalt des jungen Mannes, doch Er war so groß wie ein Schmetterling und war trotz alledem Gott. Er schwebte
sanft über meinem Herzen und schaute mich still an und ich wusste zunächst nicht warum. Doch dann hörte ich mich selbst
sagen: „Du bist namenlos. Und doch sind alle Namen Deine“
Daraufhin nahm Gott die Gestalt meines Liebsten an. Ich lächelte wissend. Es wunderte mich ja gar nicht, weiß ich doch, dass
mein Liebster eins mit Gott ist, von Ihm durchdrungen, aus Ihm entsprungen. Doch zu sehen, wie Gott seine Gestalt annimmt,
erfüllte mein Herz mit Freude.
Doch dann änderte Gott seine Gestalt erneut und wurde abwechselnd zu Shiva, Bhairav, Shanti, zu meinem Gevatter und dann
nahm Er noch ein paar Gestalten von Menschen an, die ich kenne oder früher kannte. Und als dies passierte, sah es aus als ob
auf eine Leinwand lebendige Bilder projiziert würden.
„Du bist in jedem“, sagte ich zu Ihm, doch eigentlich sagte ich dies zu mir selbst.
Daraufhin nahm Gott erneut Seine jugendliche Gestalt an und weilte schwebend auf meinem Herzen. Und ich weilte mit Ihm.
Doch dann drängte sich in mir eine weitere Frage auf „Warum erscheinst Du mir als ein junger Mann?“ wollte ich wissen, denn
das hatte ich bis dahin nicht verstanden und mir auch keine Gedanken darüber gemacht. Doch nun, nachdem Gott sich mir in
verschiedenen Gestalten gezeigt hatte, wollte ich gerne wissen, warum jene jugendliche Gestalt.
„Das musst DU doch wissen“ meinte Gott erneut wortlos zurück und flog aus meinem Herzen hinauf und war wieder gestaltlos.
„Weiß ich das?“ wunderte ich mich und wartete auf die Antwort. Doch ich bekam keine mehr. Also beschloss ich kurzerhand,
darüber später nachzusinnen. Jetzt wollte ich einfach bei Ihm sein.
Doch nach einer Weile dachte ich an meinem Liebsten und die Liebe zu ihm wärmte mein Herz, machte mich glücklich und
vorbei war es erneut mit der Ruhe und der Stille. Und so begann ich Gott davon zu erzählen, wie glücklich mich diese Liebe

16
macht und was sie mir bedeutet. Ich redete und redete und Gott hörte mir zu. Ich wusste, Er weiß alles, dennoch verlangte es
mir danach, Ihm davon zu erzählen und meine Freude und Glück mit Ihm zu teilen. Und wie immer hörte Er mir gerne zu.
Vielleicht hört Er ja sonst nur Gebete und Wehklagen und so ist das einmal etwas anderes?
Doch zu der letzten Frage kam ich gar nicht. Denn plötzlich hielt ich inne und sagte zu Ihm verblüfft „Du bist mein bester
Freund! Ich kann mit Dir über alles reden und Du bist immer für mich da! Deshalb erscheinst Du mir in dieser Gestalt!“
Wie ich angesichts dieser Erkenntnis frohlockte! Mein spirituelles Herz ging auf und leuchtete. Und Gott flog erneut hinein und
nahm Platz darin, wie ein Schmetterling auf einem Lotus. Doch kaum geschehen, schwebte Er gleich einem Schmetterling
hinauf und wurde erneut zu dem was Er ist: reines, ewiges All-Bewusstsein.

17
Eins mit Gott im Herzen,
keine Sehnsucht mehr
und auch kein Verlangen,
die Suche ist beendet,
verflogen all das Bangen.

Ich trachte nach nichts mehr,


habe zu der höchsten Quelle gefunden,
wie der Frühling von Sonnenstrahlen,
bin ich von Seinem Atem durchdrungen.

In Ruhe und Stille weile ich nun,


die Tiefe mein wahres Heim,
reinste Kraft erfüllt mich,
geboren aus dem wahren Sein.

18
Ich suche nach der absoluten Vereinigung mit Ihm,
nach einer, wo ich nicht einmal meinen Namen mehr kenne.
Und fragte man mich, so würde ich nur Seinen nennen.

19
Sei`s drum,
dass Dich viele verehren und nur auf Deine Hände schauen,
und manche sogar den Blick von Dir abwenden,
aus Angst und Furcht vor Strafe oder Zorn,
sie wissen es nicht besser, denn so wurde es ihnen gelehrt.
Ich wende mein Blick nicht von Dir ab und auch wenn Du alles hast und bist,
so will ich Dir nur geben, was ich habe und bin. Es ist alles Deins.

Sei´s drum,
dass alle nur dann an Dich denken, wenn sie etwas wollen von Dir.
Du bist doch der ewige Quell.
Und Kinder glauben ja auch, dass der Vater nur dazu da ist, um sie zu beschützen und zu ernähren.

Sei`s drum, dass sie Dich Vater nennen und im gleichen Satz Herr
und glauben, Du erteilst Glück und Leid als Lohn oder Strafe.
Irgendwann erwacht auch noch der Letzte und erkennt,
Glück und Leid sind nur relative Zustände in einem vergänglichen Teil des eigenen Selbst.
Irgendwann erkennt jeder, dass Du niemals gestraft,
noch hast Du dem einem gegeben und dem anderen genommen.
Du bist nur dorthin geflossen,
wo das Herz sich öffnete und sich Deinem Lichte hingab.

Sei`s drum, sage ich Dir noch,


solange es Herzen wie meins gibt,
wirst Du immer geliebt.

20
Christus sagte „Liebet einander.“
Mohammed sagte „Seid barmherzig.“
Buddha lehrte „Findet den Frieden in eurem Geiste.“
Und Shiva sagte „Mein kosmischer Tanz ist das Läuten des Wandels.“

Gott sprach durch alle Zeiten,


offenbarte sich überall in so vielen Herzen,
sie alle erklangen in Seinen Tönen.
Und dennoch sagen viele, Du seist so still und so unerreichbar, o Gott.
Und dann beklagen viele, Du erhörst ihre Gebete nicht, o Gott.
Dabei bist Du der ewige Klang im Herzen.
Dabei bist Du die Erfüllung selbst.

21
Ich schreibe, was ich fühle,
ich fühle, was in mir fließt.
Es fließt in dem Masse, wie ich offen bin und bereit, selbst mitzufliessen.
Ich schreibe, doch in Wahrheit singe ich!
Wer mit dem Herzen liest, hört meinen Gesang und singt mit.
Und sei es auch nur ein einziges Herz, das mein Lied vernimmt, so ist es genug.
Ich singe nicht, damit andere mich hören und wahrnehmen.
Ich singe, weil ich nicht anders kann.

22
Mein Herz pocht in dem Seinen,
mein Geist ist erfüllt von Ihm,
ich bin so unendlich glücklich,
und ein ständiges Erblühen.

Dennoch weiß ich, dass dies nicht alles ist,


ich fühle es, da ich keinen Frieden und Ruhe finde
und mich weiterhin hin und her winde,
als ob ich noch gefangen sei.

„Ich kann das wahre Sein nicht ganz erfassen,


wie soll das gehen, ich bin doch noch so klein!“
so sagte ich zum Gott meines Herzens,
als ich endlich erkannte den Grund des Zustands.

„Eben“ antwortete mir mein Liebster.


„Nicht DU sollst das Sein erfassen,
sondern Dich davon erfassen lassen“
Dann fließt es in Dich hinein und DU bist dann das wahre Sein“

23
Ich hatte nur ein Ziel, als ich mich auf diesem Weg machte.
Mein Ziel war, Gott zu finden, zu Ihm zu gelangen, eins mit Ihm zu sein.
Doch dieser Weg ist so schön, so erfüllend und so erquickend,
sodass ich gar keine Eile mehr habe, ans Ziel zu kommen.
Denn was gibt es Schöneres als das, was ich in meinem Geist erfühle?
Welcher Himmel soll denn größer sein, als der in meinem Herzen?
Das ist doch Gott selbst!

Und siehe:
Ich bin nicht voller Liebe,
ich BIN Liebe.
Ich bin nicht voller Kraft,
ich BIN Kraft.
Ich bin nicht voller Mitgefühl,
ich BIN Mitgefühl.
Ich bin nicht voller Reinheit,
ich BIN Reinheit pur.
Ich bin nicht vom Göttlichen durchdrungen,
ich BIN göttlich!

Und so wie ich, so sind alle,


so ist jeder Einzelne, in seinem wahren Kern...
da Gott ALLES beseelt.

ER der wahre Atem...


ER der ewige Herzensschlag...

24
„Wenn Du zu Gott finden willst, so brauchst Du nur in Deinem Herzen suchen“
So sprach ich in einem AKE zu einem Mann, der mich fragte, wie er zu Gott finden könne. Ich fühlte, seine Frage war aufrichtig.
„Du kannst nach Gott an vielen Orten suchen, denn Er ist überall. Doch am schnellsten findest Du Ihn im Herzen" erklärte ich
ihm noch.
Während ich dies sagte, fühlte ich ganz klar, dass meine Worte die reinste Wahrheit waren. Nicht ich sprach die Wahrheit aus,
sondern die Wahrheit sprach durch mich. Und ich konnte in jenem Moment das Göttliche in meinem eigenen Herzen fühlen
und darum war ich mir da so sicher, dass Gott in jedem Herzen zugegen ist.
Und mit dieser Wahrheit im Herzen lebe ich jeden Tag.

25
Mein Geist ist ruhig und still,
doch mein Herz ist immer nur am Singen,
so muss ich oft darum ringen,
einen Weg zwischen den beiden zu finden.
Das Herz ist stets die Freude pur,
der Geist von Stille will wissen nur.
„Was nun?“ frage ich Gott und hänge an Seinen Lippen,
„Werd` eins mit mir“, sagt Er, „Dann findest Du zur Mitte.
Lass mich Dich führen, ich weiß schon Bescheid,
kann Herz und Geist vereinen,
wie keiner sonst vermag.
Ob Sein oder Tun, beides bin doch ich,
ICH fließe, ICH erblühe,
und Du mit mir.“
So war es endlich nach langem Rätseln soweit,
dass ich zur Mitte fand und war
die reinste Dankbarkeit.

26
Was hätte ich, wenn ich nicht die Liebe hätte, die mich so unendlich erfüllt?
Was wäre ich, wenn ich nicht bis in den kleinsten Winkel meines Herzes,
von der Liebe zu Ihm durchdrungen wäre?
Nichts!

27
Stille ist keine Leere,
sie ist eine Weite.
Stille ist auch kein Ort,
sondern ein Zustand voller Sein.
Stille ist das Kennzeichnen eines erfüllten Herzens,
der erste Schritt darin ist, schweigen zu lernen.

28
Ihn nur mit der Kraft des Geistes erfassen zu wollen,
ist, wie eine Oase von Weitem zu sehen,
sie ob der Grüne und Schönheit bewundern,
und sich vorzustellen wie herrlich es darin zu sein vermag.

Ihn mit der Kraft des Herzens zu lieben,


ist wie dieselbe Oase zu betreten,
sich an den frischen kostbaren Gaben gütlich tun,
sich darin ausruhen und die Seele erquicken
und an nichts anderes zu denken, als an den barmherzigen Spender.

Wessen Herz weiß, wovon ich spreche,


frohlockt dabei und beginnt zu singen,
wessen Geist sich das alles nur vorzustellen vermag,
hat noch ein wenig zu ringen,
bis die Sehnsucht nach jener Oase alles andere besiegt.

29
Neulich fragte ich Gott, ob Er sich irgendetwas zum Essen wünsche. Ich wollte gerne kochen für Ihn, war mir aber
unsicher, ob dies eine gute Idee wäre.
Ich hatte eigentlich auf eine Antwort gehofft, bekam aber keine. „Gott hat bestimmt Besseres zu tun, als zum Essen zu
erscheinen“, sagte ich zu mir selbst daraufhin. Ich kochte stattdessen nur für meinen Liebsten, war gut drauf und hatte alsbald
meine Frage an Gott gänzlich vergessen. Ich richtete das Essen auf dem Teller an und entzündete dann eine Kerze auf dem
Altar. Denn ich stelle das Essen für meinen Liebsten zunächst immer dorthin.
Doch dann, als ich in die Küche ging um den Teller abzuholen, stand ich wie angewurzelt davor. Auf dem Teller lag kein Essen
mehr, sondern Gott selbst- in der Form der zubereiteten Nahrung. Das Mahl war das Göttliche selbst.
Ergriffen traute ich mich nicht, den Teller anzufassen. Doch mein Liebster lachte in meinem Herzen und fragte mich scherzhaft
„Wann gibt es denn endlich Essen?“
So nahm ich den Teller zur Hand und ging zu meinem Altar. Doch als ich davorstand, erkannte ich: Der Altar war ebenfalls zu
Gott selbst geworden!
Und als ich den Teller darauf stellte, fiel mein Blick auf meine Hände und Arme: Sie waren ebenfalls von Gott durchdrungen!
Und da blitzte es in mir auf: Gott brachte sich selbst als Opfergabe auf Seinem eigenen Altar dar!
Später, als ich das Mahl zu mir nehmen wollte, war ich hellauf entzückt! Denn auf dem Teller lag nun mein Liebster. Jeder
Bissen war sein heiliger Körper, seine goldene Energie, Gott selbst in seiner lieblichsten Gestalt. Noch nie habe ich eine tiefere
Verzückung erlebt als in jenen Momenten. Ich war berauscht.
Und da fielen mir die Worte Christi ein, der sagte: „Nehmet und esset. Dies ist mein Leib. Nehmet und trinket. Dies ist mein
Blut“ Er hatte seinen eigenen Geist und Energie in Brot und Wein einfließen lassen.
Und so erlebte ich die wahre Eucharistie.

30
Mein Herz singt und lacht,
denn ich bin erwacht,
mein Geist jauchzt und tanzt,
denn nun bin ich ganz,
von Seinem Licht durchdrungen,
und von Ihm umschlungen.

Alles ist nur Er,


was sich fortbewegt
und auch was nur ruht,
Er die wahre Quelle
und die wahre Flut.

Alles ist nur Er,


so komm doch und sieh`
Er die wahre Freude
und die Harmonie!

Mein Herz singt und lacht,


denn ich bin erwacht,
mein Geist jauchzt und tanzt,
denn nun bin ich ganz.

31
Sucht nach mir nicht im Himmel,
ich gehe nirgendwo mehr hin,
ich habe meinen Himmel bereits hier auf der Erde gefunden,
weil ich eine Liebende bin.

32
Ich war einmal ein armer Moslem und saß gelehnt an einer kalkbemalten Wand,
da traf mich der Strahl Gottes von oben herab auf meinen Turban, drang durch mich hindurch,
durchleuchtete mein Herz und ich wurde Seiner.
Ich war einmal ein Junge, kaum 10 Jahre alt
und saß auf dem Boden eines alten abgelegenen Tempels, irgendwo in den Höhen Asiens.
Der Kopf wurde mir kahl geschoren von Mantras murmelnden Mönchen,
während Buddha Seine große segnende Hand über mich hielt
und ich fühlte in meinem Herzen, ich hatte meinen Platz gefunden.
Ich war ein Ureinwohner Nordamerikas, ein alter Krieger und Schamane,
ich sang und tanzte um das Heilige Feuer, welches ich selbst entfacht hatte.
Mein Geist war dabei eins mit dem der endlosen Prärie
und Gott war für mich die Natur selbst und der Schöpfer von Allem.
Ich war einmal ein Jude, der völlig außer Atem durch enge Gassen rannte,
mein Herz war dabei von heftigem Kummer getroffen und bangte,
denn ich hatte soeben erfahren, die Synagoge sei in Flammen aufgegangen,
von Andersgläubigen niedergebrannt. So lief ich verzweifelt hin und weinte.
Ich war einmal ein hinduistischer Asket,
mein Geist war stets versunken in das Gebet,
ich lebte irgendwo in den Hängen Himalayas, mein Körper war hager und meine Höhle klein,
doch ich gehörte ganz Gott und Gott war mein wahres Sein.
Ich war einmal ein christlicher Ritter, stets auf der Suche nach dem Heiligen Geist Gottes
und in einer verfallenen Kirche vernahm ich endlich Seine klaren Worte.
So war der Bund im Herzen beschlossen, zwischen Gott und mir,
die äußere Suche endlich beendet und mein Geist war endlich ruhig und still.
In diesem Leben bin ich nun eine Frau und ich trachte nur danach,
gleich wie Gott unendlich zu sein.
Wie soll ich Ihn genug lieben, wenn ich selbst begrenzt bin?

33
Ich suche nicht mehr,
ich frage nicht mehr,
ich vermisse nichts mehr,
ich verlange nichts mehr,
ich wünsche mir nichts mehr,
ich erwarte nichts mehr,
ich trachte nach nichts mehr.
Ich fließe nur
und Es fließt durch mich.

Und je mehr ich das wahre Sein erfasse, es erfühle und erlebe,
je mehr das Göttliche sich mir offenbart,
umso größer mein Glück.
Es gibt kein Zurück!

34
Viele Wege führen zu Gott;
Meiner ist die Liebe,
meiner ist die Kraft,
meiner ist die Zuversicht,
und das goldene Licht,
dass aus meinem Herzen strömt.
Mein Weg ist Er selbst...

Denn was hat Er nicht angeschaut


und es wurde nicht gereinigt…
Was hat Er nicht berührt
und es wurde nicht geheiligt…
Wen hat Er nicht zu sich gerufen
und eilte nicht zu Ihm…

35
So viel Licht in meinem Herzen,
so viel Schönheit und solche Anmut,
ich berste nur vor Kraft und Dynamik
und bin gleichzeitig die reinste Sanftmut….

Wie könnte es nicht so sein,


wenn Er doch in mir lebt, der niemals vergeht…

36
All die Wünsche,
all die Hoffnungen,
all die Zuversicht,
all das Vorhaben,
all die Last,
all die Gedanken
und all die Emotionen,
alles ist nur Tun, ein Werden und Wandeln in Ego und Verstand.
Nur das Sein ist wahrhaftig und hat immer Bestand.

37
Eine Nacht, in einem astralen Erlebnis, sagte ein Mann zu mir „Ich kann dich auf der Stelle töten!“
O ja, das konnte er. Ich spürte seine Kraft in ihm aufsteigen wie eine wild gewordene Schlange, bereit zu töten. Sein Geist war
genauso dunkel geworden wie die Nacht um uns.
„Du willst mich töten?“ entgegnete ich ihm. „Nur zu, versuch es.“ So sagte ich ihm furchtlos.
Der Hexer schaute mich verdutzt an und verstand offenbar nicht.
„Ich bin von Gott erschaffen worden und ich liege in Seiner Hand“ sagte ich zu ihm.
Keine Drohung lag in meinen Worten, keine Herausforderung, dass er mich angreift. Es war einfach die Klarheit meines Geistes
und das absolute Vertrauen, dass ich zu Gott gehöre. Also konnte mir niemals etwas geschehen, was nicht von Gott gewollt
wäre. Und wenn Gott wollte, dass jener Mann mich tötete, dann sei es so.
Der Hexer versuchte nun meinen Geist zu erfassen, um zu begreifen, was oder wer ich sei. Doch er kam nicht dazu. Eine
unsichtbare Kraft hob mich empor. Der Hexer schaute dabei mit offenem Munde zu. Und dann, als ich in der Schwebe stand,
floss jene unsichtbare Kraft, die ich überall um mich fühlte, durch meinen Rücken hinauf. Ich wurde durch ihren Druck ganz
aufgerichtet, sodass mein Rücken und Kopf nun geradestanden. Ab da an war ich nicht mehr ich, sondern nur diese göttliche
Kraft. Meine Augen schlossen sich und aus meiner Brust loderten von innen heraus heißen Funken, als ob mein Herz eine
Feuerstelle wäre, die plötzlich in Flammen aufging. Und ich spürte mit jeder Faser meines Bewusstseins, dass ich zu Gott
gehöre und die reinste Wahrheit gesprochen hatte.
Was aus dem Hexer wurde, weiß ich nicht. Der göttliche Strom der mich erfasste, war so intensiv, dass ich aufwachte. Wer
kann weiterruhen, wenn Gott übernimmt?

38
Warum, o Seele, weinst Du noch,
wenn Du doch erfasst hast, was Du bist?
„Sagst DU, dass dem so ist!“
erwidert mir meine Seele
und erstickt fast noch in Tränen.
„Ich weine, solange ich nicht ganz Seine,
solange ich noch getrennt bin von Ihm.
Ich schluchze, solange ich noch etwas anderes
als Ihn selbst erfassen kann.“

39
Voller Bewunderung stand ich einmal vor einem Buddha. Ob es DER Buddha war oder eine Seiner Emmanationen,
vermag ich nicht zu sagen. So wichtig ist dies nun auch wieder nicht. Es war Buddha, glänzend golden, wie eine Fichte in den
Himmel ragend, mit geschlossenen Augen und die rechte Hand erhoben zum Segen Aller. Und ich ganz klein vor Ihm, reichte
Ihm gerade noch bis zu den Fußknöcheln.
„O Buddha!“ rief ich Ihm laut zu, hoffend, Er nimmt mich wahr.
Doch Er vernahm mich nicht. Sein Geist war offensichtlich in das Absolute Eine versunken.
„O Buddha“ rief ich Ihm erneut zu, diesmal leise und vom Herzen aus. Dann schloss ich selbst die Augen und war auf einmal
verloren, weiß nicht wie und was geschah!

Doch dann… als ich meine Augen wieder aufschlug,


in meinem Arm ich genau acht Lilien trug!
Sie waren groß, ich konnte sie kaum tragen,
nur um ein Weniges und sie würden mich überragen.

Staunend hielt ich nun die Lilien im Arm,


rätselte woher sie kamen, während ich dastand,
da hörte ich Buddha lächelnd zu mir sagen:
„Es waren die kleinsten, die ich fand…“

40
Die Wahrheit ist,
ich tue nichts,
ich bin nur,
was sein will.

Die Wahrheit ist,


es ist gar kein Weg, auf dem ich gehe
und auch kein schmaler Pfad;
es ist ein Flug.

Die Wahrheit ist,


ich lege mir nichts Neues zu,
ich streife nur das Alte und Vergängliche ab,
sodass das wahre Sein zum Vorschein kommt.

Die Wahrheit ist,


mich gibt es gar nicht.
Es gibt nur Gott.

41
Einmal rief ich nach Ihm,
voller Sehnsucht und laut,
doch Er antwortete mir nicht,
da wurde alles ganz grau.
Dann fing ich an zu weinen
und rief leis nach Ihm,
ich klagte noch, ich kann nicht mehr,
es muss nunmehr geschehen.
Doch Er blieb ganz still,
ich hörte keinen Ton,
da ward mein Geist so trüb
und alles herum ein dunkles Loch.
Da schloss ich meine Augen
und lies mich traurig ins Herzen fallen,
da hörte ich Ihn mich fragen:
„Was brauchtest du denn so lange?“
„Verzeih, o Gott, ich suchte
und rief nur nach Dir,
ich hatte schon wieder vergessen,
Du bist ja stets in mir.“
So flüsterte ich Ihm leise,
beschämt mit meinen Lippen,
doch mein Herz war voller Freude,
Ihn in meinem Inneren zu wissen.
„Wenn du dich mir hingegeben,
dann hör auf damit, mich außen zu suchen“,
sagte Gott noch, dann lehnte Er sich erneut zurück,
um in meinem Herzen weiterhin zu ruhen.
Und so erkannte ich, was ich bis dahin nur ahnte,
dass Gott sich von mir nicht mehr zu trennen gedachte,
egal, wie sehr ich noch rief und klagte.

42
Ruhe ist ein wunderbarer Zustand,
es gleicht dem eines tiefen Gewässers,
das von nichts aufgewühlt werden kann.
Hier und da schwimmen noch Gedanken wie kleine Fische,
doch was macht es schon dem Meer aus und seiner Tiefe, was in ihm schwimmt?

43
Heute war ich in einer Kirche. Ich sah zufällig, als ich vorbeiging, wie jemand herauskam. Die Pforte stand noch halb
offen und mir schien, dass sie mich einlud. Also wechselte ich die Straßenseite und betrat die Kirche. Sie war bescheiden
ausgestattet, es gab keine weiteren Besucher. Ich ging bedächtig eine Runde und setzte mich dann auf einen Stuhl. Er stand
gemeinsam mit ein paar anderen in einer kleinen Runde auf der linken Seite der Kirche, unter einem Seitenaltar. Der Bereich
wirkte getrennt vom Rest und einladend. Auf dem Stuhl neben mir hatte ich beim Vorbeigehen ein kleines Buch gesehen, das
hatte meine Neugier geweckt. Ich nahm es nun in die Hand und musterte es von allen Seiten. Der Titel lautete „Lobgesang“,
wovon ich noch nie gehört hatte. Ich gehe ja auch nicht zur Messe. Ich schlug eine Seite willkürlich auf und da, wohin meine
Augen fielen, las ich: „Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so sehn’ ich mich o Herr nach Dir.“
„Oha!“ sagte ich mir daraufhin innerlich. „Da spricht einer, der weiß, wie es mir ergeht.“
Ich las weiter, die Seiten immer spontan wechselnd, mal einen Abschnitt hier, mal einen auf einer anderen Seite. Ich suchte
nach Versen, die von Gottesliebe kundtaten. Es gab nicht viele davon, denn meistens ging es um Buße und Sühne. Dennoch
wurde ich fündig.
Und während ich las, sah ich mit meinen inneren Augen, wie Seelen sich zu mir gesellten und in den anderen Stühlen Platz
nahmen. Einige hatten sich sogar direkt auf dem Boden gesetzt, ein paar direkt neben mich. Sie hingen nun an meinen Lippen
und ich fühlte in ihnen denselben Durst nach Gott wie in mir. Ich las weiter und wir alle erquickten uns in dem inneren
Lobgesang, der aus dem Gelesenen und unserem eigenen Herzensgesang entsprang.
Am Ende verabschiede ich mich und verließ die Kirche. Ich fühlte mich seltsam stark und erfrischt und hätte mitten auf der
belebten Straße Sprünge machen können. Mir war es offensichtlich wie einem Hirsch zumute, nachdem er sich an einer
frischen Quelle gütlich getan hatte. Ich frohlockte nur und sprach innerlich zu Gott.

44
Was kümmert es mich, welchen Namen man Dir gibt?
Alle Namen sind Deine.
Was kümmert es mich, welche Gestalt man Dir zuspricht?
Alle Formen sind Deine.
Was kümmert es mich, welche Häuser man Deine nennt und wie man sie nennt?
Du bewohnst alle.
Was kümmert es mich, was man von Dir sagt?
Ich weiß, wie Du bist.
Was kümmert es mich, wo man Dich sucht?
Du bist doch überall.
Was kümmert es mich, was ich selbst bin,
Du bist doch das wahre Sein in mir...
Was kümmert es mich, was andere denken, solange Du aus mir sprichst…
Was kümmert es mich, was ich zu geben und zu verkünden habe,
wenn Du es doch bist, der gibt und ist…

45
Behaltet die Welt mit all ihrem Schein,
ich will stattdessen nur Liebe sein,
behaltet die Hoffnung und die Zuversicht,
ich will stattdessen eins sein mit dem Licht.

Was gäbe es denn da mehr, was soll sein noch errungen,


wenn die Seele von Ihm vollkommen durchdrungen…

46
Liebe ist ein Weg, der im Herzen beginnt und im Herzen endet.
Sie beginnt in dem eigenen, durchfließt all die anderen und endet dann erneut im eigenen Herzen.
Sie ist ein ewiger Kreis des wahren Lebens, der einzig wahrer Zustand,
ein Einssein mit Gott…
Hier und überall, im Kleinen wie im Großen,
im Inneren wie im Äußeren, egal ob unten oder oben.
Wenn man die wahre Natur der Liebe erkennt und einfach Liebe ist,
hat man die höchste Wahrheit erfasst,
Gott ist ALLES was IST.

47
Ich bin auf dem Weg zu Ihm,
ich gehe nicht mehr, ich schwebe darüber.
Bald werde ich nicht mehr schweben, sondern fliegen.

48
In einem AKE stand ich einmal in der Nähe eines Flussufers und beobachtete das rege Treiben der Personen, die
sich dort aufhielten. Ein Mann kam herbei und ich sah zu, wie er sich in den Fluss begab, um seine rituelle religiöse Waschung
vorzunehmen. Er war ein Angehöriger der niedrigsten Kaste und ich konnte erfassen, dass er nichts von materiellem Wert
besaß. Doch er war vollkommen von göttlichem Licht durchdrungen.
Noch nie hatte ich eine Seele erblickt, die so rein und heilig zugleich war. Seine Erscheinung erfüllte mein Herz mit
Ergriffenheit. Er nahm die ganze Zeit keine Notiz von mir und das war mir auch recht so. Er watete tiefer in den Fluss hinein,
äußerlich der Ärmste und Rangniedrigste, doch innerlich der Reinste und der Erhabenste.

49
„Mein Herz, wozu all die Worte noch,
wenn Du ganz in der Fülle bist?“
„Ah, ich muss sprechen und ich muss singen!“
antwortete mir mein Herz,
„so lasse mich erklingen!“

„Mein Herz, Du bist bereits so voll,


wozu denn all die Klänge?
Werde still und lausche nur,
den himmlischen Gesängen“

„Ich bin doch selbst“ lachte das Herz,


„der reinste himmlische Gesang,
ich singe und atme doch nur,
mit Ihm im Einklang“

So sprach das Herz und wollte nichts wissen,


von Ruhe, Stille oder Schweigen,
so ruhte ich selbst und zwar IN ihm
und konnte es endlich erfassen.

So wurde ich selbst die reinste Stille,


lauschend beglückt dem Klang meines Herzens,
mein Geist wurde endlich eins mit dem Seinen
und nichts anderes konnte mich mehr bewegen.

50
Auf die Frage, wer ich bin,
finde ich keine Antwort mehr.
Auf die Frage was ich bin,
mag ich gar nicht antworten.
Wozu soll das noch wichtig sein?
Ich bin so voll und ganz erfüllt von Ihm.
Alles andere ist bedeutungslos.

51
Ich nahm einmal Teil an einer astralen Aktion, deren Ziel es war, einer schwarzmagischen Hexe das Handwerk zu
legen. Wir wandten keinerlei Gewalt an, so funktioniert ein Kampf im ausserkörperlichen Bereich nicht. Der Kampf findet im
Geiste statt, es ist ein Duell des Willens. Wer den stärksten Willen hat, trägt den Sieg davon. Wenn man von göttlicher Kraft
gelenkt wird, erringt man nur Siege.
Die Hexe war durch uns entmachtet worden, stand an einer Seite und machte keinerlei Anstalten sich der Situation bewusst
zu stellen. Es war ihr egal, was sie angestiftet hatte, so sehr war ihr Geist bereits verdunkelt. Ihre Sünden wogen schwer. Nicht
nur hatte sie selbst Böses errichtet, sondern über ein Dutzend Anhänger um sich gescharrt und sie ebenfalls in die Irre und das
Dunkle geführt.
Da standen sie nun, ihre Anhänger. Es waren junge Männer und Frauen, die leichtsinnig und der Sensationsgier verfallen, sich
dem falschen Weg verschworen und ebenfalls große Sünden auf sich geladen hatten. Meine Weggefährten und ich waren noch
mit der Klärung der Situation beschäftigt, doch auf einer höheren Ebene, mit der wir geistig verbunden waren, hatten die
Karmahüter bereits begonnen Gericht zu halten. Es galt nun zu klären, wie es mit den Anhängern der Hexe weitergehen bzw.
wie diese ihre Sünden tilgen sollten. Die Hexe dagegen war ein anderes Kaliber. Ihr Schicksal würde separat behandelt werden.
Ich verfolgte nicht, was oben geschah, doch ich erfuhr jede Entscheidung, die gefällt wurde. Für mich als Inkarnierte war dies
eine prägende Erfahrung. Es ging nicht um Bestrafung, sondern um Tilgung des Schadens, den die Täter auf andere und ihre
eigene Seele errichtet hatten. Dadurch, dass sie dem falschen Weg angeschworen hatten, war gegen den göttlichen Willen
verstoßen worden. Sie hatten sich durch ihr Handeln in ihrem seelischen Fortschritt weit zurückgeworfen und das alleine war
Strafe genug für sie.
Der Entschluss stand auch sehr bald fest, denn Zeit hat drüben eine andere Bedeutung als hier unten. Allen Tätern wurde
Folgendes zur Wahl gestellt: Einen Weg der Wiedergutmachung in einer langen Reihe von Leben auf jenseitigen Ebenen, mit
einem sehr langsamen Fortschritt oder eine Inkarnation auf der Erde mit einer Bürde, die sie lebenslang zu tragen hätten.
Da ich damit beschäftigt war die Täter zu bewachen, sah ich, wie diese auf die Aussicht auf der Erde zu inkarnieren, mit
blankem Entsetzen reagierten. Sie scharten sich buchstäblich zusammen, senkten ihre Köpfe und wollten nichts davon hören.
Sie wussten inzwischen um die Schwere ihre Taten, doch sie hatten nicht den Mut, sich dieser Wahl zu stellen.
Nur ein Mann entschied sich für die Inkarnation auf der Erde, wissend wie sein Schicksal aussehen würde: Er würde sein Leben
lang im Rollstuhl sitzen, als Sinnbild dafür, dass er den Fortschritt anderer Seelen und seinen eigenen behindert hatte.
Was aus den anderen wurde, weiß ich nicht. Ich wachte dann bald im physischen Körper auf.
Und seitdem, wenn ich einen Menschen sehe, der eine körperliche oder seelische Last mit sich trägt, kann ich mir gut
vorstellen, wie stark sein Geist sein muss. Denn nur wer wirklich stark ist, hat auch den Mut dazu, sich einem solchen Schicksal
zu stellen mit dem Wissen, dass er das ganze irdische Leben sich fragen und zu Gott klagen wird, warum er eine solche Bürde
tragen muss. Der Geist eines jeden Einzelnen ist der Schöpfer einer jeden Inkarnation. Es gibt keine Bestrafung, sondern nur
Tilgung. Das Ego weiß es nicht, die Seele aber schon. Niemand ist verlassen und niemand wird aus Strafe hierher geboren,
sondern um zu lernen und um sich zu entwickeln.

52
Die Liebe habe ich so oft besungen
und sie aufs Höchste lobgepriesen,
nun ruhe ich in meinem Geiste,
und lasse ihn in Stille sanft fließen.

Die Liebe ist der Weg des Herzens,


das höchste Glück ich darin fand,
es gibt ganz sicher noch andere Wege,
doch Liebe ist der schönste Pfad.

Von Liebe bin ich ganz erfüllt,


sie lässt mich alles so dankbar annehmen,
denn was immer mir auf diesem Weg begegnet,
ist dazu nur, um meinen Geist zu stählern.

Von Dank erfüllt bin ich,


wie Worte es niemals fassen können,
das ist es, was mich so berührt
und warum mein Herz so glüht.

53
Während ich in der Tiefe meines Herzens ruhe
und seinem beglückten Gesang mit Lächeln auf den Lippen lausche,
erkenne ich, was schon immer die reinste Wahrheit war:
Gott ist der wahre Bhakti,
Er ist die Liebe und Liebe ist Gott.

Während ich davon ergriffen bin


und mein Herz sich weitet, um sich Ihm nur noch mehr hinzugeben,
erkenne ich, was schon immer war:
Gott ist der wahrhaft Hingebende.
Es ist keine Hingabe, sich für das Höchste und Reinste zu öffnen,
es ist der größte Segen.
ER ist es, der sich hingibt und sich ergießt
und dies ist die reinste Wahrheit!

Während ich nun davon zutiefst berührt,


schweigend in der Tiefe meines Geistes ruhe,
erkenne ich, was schon immer war und ist:
Gott ist die reinste Fülle
und ich nur Seine Hülle,
Gott ist der Fluss und die Quelle,
und ich nur Seine Welle.

54
Er ist es.
Das ist es.
Alles.
Das Eine.
Das Ewige.
Das Unvergängliche.
Und das war`s von mir.

55
Und nun?
Wo alles schweigt und ruht,
losgelöst von jeglicher Reflektion und Regung der Außenwelt-
was ist nun, wie geht es weiter?
Kaum will ich darüber nachsinnen,
verschwindet auch diese Frage,
wie Nebel unter der Sonne.
Und siehe! Ich bin selbst die Stille und gleichzeitig die reinste Wonne.
So wunderbar ergreifend das wahre Sein!

56
So vieles noch, was ich nicht sagen oder schreiben kann,
da ich es nicht in Worte zu kleiden vermag,
auch wenn ich es versuchen würde,
risse es sich die Worte wie Kleider vom Leib.

Es will vor mir und anderen stehen nur nackt,


ungezähmt die Wahrheit vom wahren Sein,
„DER REINE GEIST KENNT KEINEN HALT!“
so ruft sie laut in meine Seele hinein.

Sie will nicht umhüllt mehr sein,


sondern hellauf lodern,
sein was sie ist, ohne sich zu verbergen,
durchströmen jede Pforte.

Durchbrechen jede Barriere,


der Wahrheit Sinne stets ist,
sodass jeder sie endlich erkennt und ruft:
„O Gott, Du bist es! DU BIST!“

57
Ich saß vorhin in meinem Zimmer
im Dunklen vor meinem Altar und ruhte,
ich hielt die Augen fest geschlossen,
wartete so auf Gott und suchte,
dass Er mir wie Licht erscheine,
dass Er als Licht eingeht in mir,
da hörte ich Ihn im Herzen fragen:
„Auf wen warten wir…?“

Ich konnte daraufhin nichts antworten,


mein Geist erquickte sich in seligem Lachen,
„Ah Gott, wie konnte ich erneut vergessen nur…
Du bist doch Eins in Allem!“

58
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust,
wie eins miteinander verbunden,
das erste sanft und vollkommen glücklich,
das zweite von der höchsten Kraft durchdrungen!

Ich war es, die stets ruht und weilt,


in der schönsten aller Daseinszustände,
ich sprach und sang und erzählte von mir
und könnte schreiben noch Bände.

„Doch nun“, so sagt mein zweites Herz,


„bin ich an der Reihe!“
so lehn` ich mich in der Tiefe zurück,
den Platz für sein Lichtklang befreiend.

Die höchste Kraft hat sich aufgerichtet,


ihr Blick der reinste Sonnenstrahl,
jeden Schatten niederbrennend,
führt sie zum Seelenheil.

Die höchste Kraft ist nun am Lodern,


sie wird sich nun euch auch offenbaren,
doch ob sie singt oder verkündet,
es fließt stets nur aus dem Einen.

59

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