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DAVID E.

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Schopendauers
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CARL FRIEDRICH VON SIEMENSSTIFTUNG. THEMEN BD. 67

DavidE. Weltbe
ScbopenbaKersBedeKtangfü die modems Literat]4r
Herausgegeben uon Heinvicb Meter D AVID E. WEL LB ERY

Schopenhauers Bedeutung
für die moderne Literatur

Carl Friedrich von SiemensStiftung


München
1998
Zwm Umscblag Inbalt

Dle C/mscb&zgorderselre zezgt. Arthur Schopenhauer (geb. /788 in David E. Wellbery


Dctnzig, gest.1860in Berlin) in einer zeitgenõssiscben
Federzeicbnung uon
ScbopenbawersBedewtHngfür die modere
/ /es Z,azziescóütz rcn. /8i5) - SamueJ Beckett (geb. /906 in Z)#&/in, gest.
Libera twr 7
!989 in Paria) im Tahr etnes EbrendoktoTSães Thnity Cottege, Dwbtin
r/9i9) Jorge Luis Borges (geb. /899 zn Baenos.vires, ges. /986 izzGe?zO.

Qweltennacbweis:
Über den Autor
Stãdelscbes Kitnstinstünt FrankÍKn/M. Archtn ITkb 'limes ísotde Ohlba m À4üncben

»Themen«
Eine Privatdruckreihe
der Cara Friedrich von Siemens Stiftung

i.

Erweiterte Fassung einesVortrags, gehalten in der


Carl Friedrich von Siemens Stiftung am 3. Mãrz 1998
Der Abend wurde geleitetvon ProfessorDr. Gerhard Neumann
Institut für DeutschePhilologie der
Ludwig-Maximilians-Universitãt München.
DAVID E. WELLBERY

Scbopenbauers Bedeutungfür die modere Literatwr

Vielleicht gibaes keinen zweiten Philosophen,dessen


literarische Rezeption se weitgespannt und verschlungen,
se intensiv gewesen ist wie die von Schopenhauer. Eine
derart überspitzte Behauptung provoziert natürlich Ein-
spruch: Platon, wird man sagen, Augustinus, Rousseau,
Nietzsche. Aber die Nennung dieser Gegenkandidaten
hebt nur die Eigentümlichkeit, ja Unwahrscheinlichkeit
von Schopenhauersliterarischem Nachleben hervor. Denn
bei ihnen handelt es sich um Philosophen, deren Texte im
Grenzbereich zwischen Philosophie und Literatur zu ver-
orten sind. Im Gegensatzzu Platon hat Schopenhauerkeine
groBenFiktionen entworfen; er hat nichowie Augustinus
mit seinen Bebe zn nlssen eine literarische Gattung begrün
det. Keine Romane stammen von ihm wie von Rousseau,
keine poetisch-philosophischen
Hybridtexte wie von
Nietzsche. Schopenhauers groRes philosophisches Werk
hall sich zufrieden und zuversichtlich innerhalb der Gren-
zen seiner Textsorte auf, auch wenn es seinen Inhalt, wie in
den Notizbüchern der Jahre 1813- 1818 wiederholt beteu-
ert wird, keiner wissenschaftlichen, sondern einer ãstheti-
schen Inspiration verdankt. Z)ie We/ zZsW!//e wnd Vorsle/-
/wng mutet, was die Struktur des Werkes angeht, fast
scholastisch an. Es behandelt über longe Strecken recht
technische Fragen. Sem Medium ist der abstrakte Begriff,

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semZiel sind wohlgeordnete,deutlich konturierte, gültige Schriftsteller gehõrt, verlangt von dem, der sich ihm ver-
Resultate. Das Schillernd-Zweideutige des Mythos, die Prãg- pflichtet(man denke an Flaubert, an Kafka), ein ÃuBerstes
nanz einer narrativen Struktur der Zauber der Erlebnis- an qualvoller Arbeit. Schopenhauers Sprachfügung lâBt
evokation, die tlberschreitung des Schreibexperimentes, vielleicht zum erstenMal in der Geschichteder Literatur --
die Dissemination des Fragmentarischen: all das fehlt dem die einsamen,vonVerzweiflung angefochtenenMühen dieser
Schopenhauerischen Meisterwerk. Und dennoch hãlt seine Schreibarbeit vernehmen.
literarische Resonanz bis in unsere Zeit an. Neben der stilistischenLeistung ist ein zweiter,durch-
Es wãre allerdings verfehlt, SchopenhauersWerk jeg- aus charakteristischerZug von SchopenhauersWerk in
liche literarische Qualitãt abzusprechen. DaB es, wie eben diesem Zusammenhang zu erwãhnen. Hohe literarische
angedeutet, einer ãsthetischen Intuition entsprungen ist, hat Qualitãt habennãmlich auchdie Gleichnisse,die die be-
Konsequenzen für seine sprachlich-diskursive Gestalt. Das grifflichen Konfigurationen von Schopenhauers Philoso-
sieht man zunãchstan Schopenhauersimmer lieder und phie ins Plastisch-Anschauliche
einholenund damit seine
zu Recht bewundertem Sul, der sich vom Sprachgestus These von der Prioritãt der Anschauung gegenüber dem
seiner groBen philosophischen Zeitgenossen (z. B. Fichte, Begriff -- eineThese, die bei Goethe auf Zustimmung stieR
Sche[[ing,]]ege]) durch K]arheit und Prãgnanz der Formu- bestãtigen. Es geht an solchen Stellen (ich werde einige
lierung sowie durch die delikate Symmetrie des Perioden- anführen) nicho bloÍg um illustrative Bilder und Beispiele.
baus deutlich abhebt. Die literarische Relevanz dieser stili- Schopenhauers Gleichnisse sind vielmehr deswegen litera-
stischenLeistung besteht aljerdingsnicho bloli darin, dali risch signifikant, weil sie einen semantischenüberschuíi
Schopenhauer wie man oft mit herablassendem Neben- mittragen, der sich der restlosen Übersetzung ins Begriffli-
ton konzediert, schõn schreibt. Als maBgeblich für die litera- che entzieht. Dieses uneinholbare Mehr an Aussageleistung
rische Moderne erweist sich vielmehr die ãuílerste Span- ist die Bedingung dafür, daí! sich nicho wenige Schopen-
nung zwischen der gepílegten Klassizitãt des Stils einerseits hauerische Gleichnisse ich nenne hier nur die Darstellung
und der unerbittlich pessimistischen Gesamtaussage ande- der ambivalenten Struktur menschlicher Sozialitãt am Bild
rerseits. Schopenhauers Werk markiert deswegen einen der Stachelschweine -- aus dem Kontext des Werkes heraus
literarhistorischen Einschnitt, weil in ihm die stilistische gelõst haben,um im BewuBtseinder Gebildeten ein aphori-
Durchformung einer se hoffnungslos düsteren Einsicht stisches Eigenleben zu führen. Seine einzigartige Popula-
abgetrotzt wird und dadurch die Konnotation einer hero ritãt (eine vergleichbare kulturelle Prãsenz auíierhalb der
ischen Anstrengung annimmt; Sul wird gleichsam zum professionellenPhilosophie kann vielleicht nur Nietzsche
ethischenInhalt des Schreibaktes,der sich nunmehr, weil er beanspruchen) verdankt Schopenhauer nicho zuletzt der
von keinen normativen Vorgaben getragenwird, nur durch Verdichtungskraft seines Schreibens, seiner Fãhigkeit, man-
sem Gelungensein rechtfertigen kann. Dieser Heroismus nigfaltige und oft sich widersprechende Bedeutungsstrãnge
des Schreibens,der zum Selbstverstãndnisvieler moderner im punktuellen Bild unzertrennlich zu verknüpfen.

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Die Dimensionen von Schopenhauersliterarischer Reso- Karenin.z und Z)íe Krealzersonale sind, um nur zwei Werke
nanz seien durch einige Namen und Daten belegt. Der Aus- zu nennen, ohne die, se Tolstoi, »anhaltende Ekstase«ienes
gangspunktist fixierbar. Im Jahre 1853 nach bitteren Sommers nicho zu denken. Auch Turgenjev wurde md-
Jahrzehnten der Nichtanerkennung also -- verõffentlichte geblich von seiner Schopenhauer-Lektüre geprãgt, wie in
der Dramenkritiker John Oxenford in der von George Deutschland Raabe und der spãte Fontane. Für die meta-
Eliot herausgegebenen Iões mina er .Reuíew einen Aufsatz physischeWeltsicht Herman Melvilles, des grõíiten nord-
über /conochsm i# Gezmún Pb//osopÃy, der Schopenhauers amerikanischen Romanciers des neunzehnten Jahrhunderts,
Philosophie zustimmend, wenn auch nicho ohne kritische vermutet man Quellen bei Schopenhauer.
In Frankreich
Note, referierte. Das war der Beginn einer internationalen gehõrt Maupassant zu den Erzãhlern, die aus Schopenhauer
Rezeption, der in Deutschland bald entsprochen wurde. Im schõpfen konnten; seine unheimliche Erzãhlung .4apràs
schweizerischen Exil drückt Georg Herwegh Schopenhau d'wn moH lãíit den Philosophen socar als fiktive Figur auf-
ers Werk Richard Wagner in die Hãnde, mit den bekannten, treten. Seinem Meister hingegen war der unverfrorene Blick
in ihrer kulturellen Relevanz kaum ermeBbaren Folgen. ins Nichtige menschlichen Treibens se selbstverstãndlich,
Auch Friedrich Hebbel gehórtezu den erstenBewunderern daB er die pessimistischeSchulung durch den Philosophen
und bot sich wãhrend eines Besuchesbeim Philosophen entbehren konnte. »Ça me va« konzedierte Flaubert kart,
als Verkünder von dessen anbrechendem Ruhm an.- Im nachdem ihn Maupassant zur Beschãftigung mit Schopen-
Jahre 1862 erklãrte der rumãnische Kritiker Titu Maiorescu hauer überredet haste.
Schopenhauer zum »homme de siêcle« und betreute danach Eine neue Rezeptionswelle setzt in den Jahrzehnten
die übersetzung von dessen Werk in die Sprache seines vor der Jahrhundertwendeein. In Frankreich machtezu-
Landes. Damit wurde eine kulturelle Referenz gesichert, nãchst die von Dujardin herausgegebene Reu#e Wügnezt-
aus der das Werk von Schopenhauerstreuestem Schüler, ezzneerneut auf Schopenhaueraufmerksam.Diese kunst-
dem rumãnisch-franzõsischenEssayistenE. M. Cioran, her- theoredscheAufmerksamkeit verband sich mit einem psy
vorgehen sollte. Schopenhauerwird ein wichtiger Bezugs- chologisch orientierten Interesse, das von Wissenschaft-
punkt für einige der bedeutendsten realistischen Erzãhler lern wie Théodule Robot und Paul Janet getragen wurde.
Europas Nachdem ihn sem Nachbar der Dichter und spã- Damit findem Schopenhauer Eingang in jenen durch die
tere Schopenhauer-übersetzerAfanasii Fet, im Frühjahr Tãtigkeit Charcots maíggeblich geprâgtenDiskursraum fran-
1869 mit Schriften Schopenhauersbekannt gemacht hatte, zósischer Psychologie, dem Freud wesentliche Einsich-
widmete Tolstoi den darauf folgenden Sommer dem Studi- ten verdanken sollte. Ja, se groB ist SchopenhauersEinfluB
um und der teilweisen übersetzung Schopenhauers. .Anzza auf die Diskussion jenseits des Rheins, dag man selbst in
einem se bedeutenden CEluvrewie dem von Bergson rück-
blickend nur eine Neuauflage von Thesen des deutschen
l Das Verfehlte an dieser Begegnung hat Hans Blumenberg herausgestellt in: Dle
Sorgegeólüberde?zF7K$,Frankfurt/M. 1987. ' ' Philosophen sehen wird. 1884 erscheint Huysmanns

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..4reboars, dessenAufsehen erregendesãsthetizistisch-miso- dem übrigens die antisemitische Fãrbung mancher ÃuBe-
gynes Programm se manches aus den von Jean Bourdeau rung Schopenhauers eine Steigerung ins Gehãssig-Groteske
übersetzten Pensões, m acímes et /ragmenls von Schopen- erfãhrt.
hauer kolportiert. Im gleichen Jahr bringt Zola -- denn auch Dieser Leste,die ich teilweise aus der verdienstvollen
das gehõn zur Nachwirkung seinen antischopenhaue- Forschung zum Thema' zusammengetragen habe, lãílt sich
risch konzipierten Roman Lz fole de uíare auf den Markt. eine doppelte Erkenntnis abgewinnen. Erstens: wenn man
Der Beginn von Prousts Bekanntschaft mit Schopenhauer als Kriterium groRerLiteratur voraussetzt,daí! sie auf
ist wahrscheinlichauf dasJahr 1895 zu datieren,wobei groBe Literatur wirke, daí! sie Mõglichkeiten der semanti-
Prousts Philosophielehrer Séailles,der auch Pirandello mit schen Endaltung enthalte, die in anderen bedeutenden Wer-
Schopenhauers Werk bekannt machte, die Vermittlerrolle ken aktualisiert werden, kommt man um das Urteil nicht
gespielt haben wird. Nicho allein die Tatsache, daB der herum, dali Schopenhauers Werk zum Bedeutendsten
ursprünghche Titel der Rec&ercÃe-- /nre7'milfences dwpassé - gehõrt, was die deutsche Literatur des neunzehnten Jahr-
ein Schopenhauer-Zitat verbirgt, rechd:ertigt die eindring- hunderts hervorgebracht hat. Neben diesem globalen Ur
liche Interpretation des Proustschen Romanwerks im Lich- teil, zu dem man sich gezwungen sieht, fãllt aber zweitens
te von Schopenhauers Philosophie, die Samuel Beckett 1931 auf, daí! die literarischen Strõmungen, die Schopenhauer
veróffentlichen sollte. In England gehõren Conrad, Hardy maílgeblich beeinfluíÊte, auf keinen gemeinsamen Nenner
und Ford zu den modernenErzãhlern, die Schopenhauer zu bringen sind. Durch die verschiedensten Etappen der
literarisch umsetzen; Italo Svevowird Prãsident der Scho- literarischen Moderne bleibt Schopenhauereinebedeutende
penhauer Gesellschaftin Triest; in Brasilien macht der sub Ressource, wie gesagt: bis in unsere Tage. Das ist nicho
file RomancierMachadode Assis Schopenhauerzu einem selbstverstãndlich, denn das philosophische System Scho
Bezugspunkt der literarischen Kultur seines Landes. Für penhauers steht schon 1819 -- das Erscheinungsjahr der
die skandinavischeModerne -- man denke vor allem an We/[ a/s WZ//ea7zd Vors]e//wng -- vollendet da, ist mit ande
Strindberg wie auch für die õsterreichische - Schnitzler, ren Worten das Produkt einer versunkenenWelt, die die
Roth, Broch, Zweig -- ist Schopenhauer eine notwendige einschneidendenVerãnderungen der Moderne -- die Indu
Voraussetzung. Das Gleiche gilt für den europãischen Sym- strialisierung, die Entstehung der GroBstãdte, die Techno-
bolismus, sei es in Belgien (Maeterlinck), in Ruíiland logisierung des Alltags, die Katastrophen der Weltkriege
(Belyl), oder in Wien (Hofmannsthal). Man wende sich noch nicho berührt hatten. In seinem bedeutenden Aufsatz
schlieíilich den groBen Romanciersder Moderne zu: Proust über Schopenhauer behauptet Gehlen zu Recht, jener habe
und Broch sind schon erwãhnt worden; Thomas Mann zu von der Dynamik moderner Naturwissenschaft ebenso
nennen, se selbstverstãndlich ist der EinfluB Schopenhauers
auf ihn, erübrigt sich; statt dessen verweise ich auf die \ã)y zge
2 Vgl. Scbope?zbaer et b créafio/z/itlérazre en E tope, hrsg. von Anne Henry, Paras
a%bowr de ü }zw/[(1932) von Louis Ferdinand Céline, bei 1989

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wenig verstandenwie von der des Imperialismus.;Und Texten, seies in den brieflichen odor sonstigenÁuÊerungen
dennoch gibt esunbestreitbar diesen EinfluB, und man muíi der Autoren, vorfindet, ist seine semantische Vorleistung
daher die Frage stellen: wie ist er mõglich? Die Frage wird Hir die moderneLiteratur noch nichoerfaíit. Unter seman-
noch akuter wenn man bedenkt,dag SchopenhauersPhi- tischer Vorleistung versteheich eine Sinnkonfiguration, die
losophie heute und seiolãngerem keine philosophische sich zu einem literarischen Formproblem kristallisiert.
Aktualitãt beanspruchen kann. Zwar nimmt Gehlen von Denn die literarischeForm ist die DarstellungihresPro-
Schopenhauerwichtige Impulse auf, zoar lãBt sich Hork- blems, die Konturierung einer Frade, die der Literatur
heimer von Schopenhauers redlichem Pessimismus inspi- immanentist. Das durch die verschiedenen Phasender
rieren, zoar ist Schopenhauerfür Wittgenstein, zumal den literarischen Moderne immer wieder aktualisierte Potential
JungenWittgenstein, von groBer Bedeutung, aber das heiBt von SchopenhauersPhilosophie ist also darin zu sehen,dali
noch lange nicht, daB Schopenhauer ftir die philosophische sie semantische Vorgaben enthãlt, die zur Artikulation eines
Anthropologie, die kritische Theorie oder die Sprachana- Formzusammenhangs beitragen, der dem Reflexionsstand
lyse eine diskursive Instanz ist, an die sich neuereArbeiten moderner Kunst entspricht.
anschlieílen. Er gehõrt zur Vorgeschichte dieser philosophi Ein Beispiel muge diese These veranschaulichen. Im
schen Richtungen, wie er auch zur Vorgeschichte der Psy- ersten Paragraphendes zweiten Buches der We/ a/s Wz//e
choanalyse gehõrt. Unvermeidlich ist der Befund, daB der Hnd VorsEe//wzzg
stellt Schopenhauer das Fazia der Analysen
literarische Schopenhauerden philosophischen überlebt des ersten Buches durch folgendes Gleichnis dar: »Wir sehn
hat
a schon hier dali uon aadezzdem Wesen der Dinge nimmer
Wenn man den Zusammenhang zwischen Schopen- mehr beizukommen ist: wie immer man auch forschen mag,
hauers Denken und der literarischen Moderne begreifen se gewinnt man nichosals Bilder und Namen. Man gleicht
will, reicht es nicho hin, Schopenhauerische Philosopheme einem, der um ein Schloígherumgeht, vergeblich einen
in den Texten nachzuweisen. Solche RückHhrung der Lide Eingang suchend und einstweilen die Fassadeskizzierend.
ratur auf den ihr zugrundeliegenden Aussagegehalt ist nicho Und doch ist dies der Weg, den alcePhilosophenvor mir
nur literaturwissenschaftlichprimitiv sie erfaíit auchnicht gegangen sind.«' Was oben zum ]iterarischen Potencial der
das Geheimnis von Schopenhauersliterarischem EinfluR. SchopenhauerischenGleichnisse angedeutet wurde, bewahr-
Themen kann man überall hernehmen; kann man in diver- heitet sich an diesen Sãtzen. Aus Schopenhauers Schlof$-
sen Diskurstypen vermitteln. Mit den Themen, Gedanken gleichnis,dasFranz Kafka im Laufe seiner Beschãftigung
und Ideen aus Schopenhauers Werken, die man, sei esin den mit dem Werk des Philosophen in den Jahren 1916 - 17 auf-
gefallensemwird, ist -- um es überspitzt zu formulieren

3 Arnold Gehlen:Z)zeRes / ate Scóopez2Aa


ers, in: dera.: GesamZawsgabe,
Bd. 4:
Póz/osop#zscbe
4?zz#ropo/onzend /band/ zgs/erre,hrsg. von Karl-Siegbert Reh 4 Arthur Schopenhauer:SZmz:/icAe
Wer&e,hrsg. von Wolfgang Freiherr von Lõhn
berg,Frankfurt/M. 1985,S.26 eysen, Bd. 1:Z)ie We/[ aZsWz//e 22d Vors]e//wng /, Frankfurt/M. 1986, S. 156

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einer der groBen Romane der modernen Literatur hervor- gangenheit: Samuel Beckett (1906 - 1989) und Jorre Luis
gegangen. Damit soll natürlich nicho gesagt werden, dali Borgas (1899 - 1986).An ihren Werken, die zweifellos zum
Kafkas Scb/o#-Roman als eine Allegorie des Schopenhaue Gültigsten gehõren,was die Literatur vor und naco dem
rischen Systemszu verstehenist, vielmehr daB Kafka bei Zweiten Weltkrieg hervorgebracht hat, sollen die Dimen
SchopenhauerVorgaben band,die der Entfaltung des dem sionen von Schopenhauers literarischer Aktualitãt aufge-
Roman immanenten Problems fõrderlich waren. Schopen- wiesen werden.
hauers SchloBgleichnis, im Kontext seiner Philosophie ge
lesen, besagt, daí! die Philosophie zu keinen metaphysisch
gültigen Aussagen gelangenkõnne, se longe sie dem Leit- 11

faden des Satzesvom Grunde, des Organisationsmusters


sowohl der alltãglich-praktischen wie auch der wissen- Die semantische Vorleistung der Schopenhauerischen
schaftlichen Erkenntnis, folge. Zu einer semantischenVor Philosophie, die aus der Perspektive von Samuel Becketts
leistung wird das Gleichnis, wenn es Hir den Schriftsteller Werk erkennbarwird, lãBt sich am ehestenüber eine
zum Trãger existentieller Bedeutsamkeit wird, das heiBt, Vermittlungsfigur erfassen, nãmlich durch den jungen
wenn man an ihm dasFormproblem einer in Worte gefaB- Nietzsche. Nicho der Verfasserder Gelar der Zragódíe.zas
ten bildlich-parabolischen
Darstellungerkennt,die die dem Geísz:e der M si&ist damit gemeint, sondern der noch
Nichtigkeit von Bildern und Worten zum Gegenstandhat. jüngere Nietzsche, derjenige, der 1867 das Fr zgme7zre/ner
Was Kafka bei Schopenhauervorgezeichnet findem,ist die Kritik der Scbopenbaueriscben Pbilosopbieúedetsdu\eb.
sich aushõhlende Negativitãt des eigenen Schreibens sowie Dieser Text seiodem Aufsatz, den Schlechtaihm 1939
das Geheimnis einer verborgenen, sich der Erkenntnis ent- widmete,' kaum zur Kenntnis genommen bedürfte nicho
ziehendenAutoritãt, die diesesin ihrem Bann hãlt. Darzu- zuletzt deswegeneiner eingehendenErórterung, weil er die
legen, wie sich dieses Problem der negativen, sich selbst vordergründige Abhãngigkeit der spãter verfaílten Tragõ-
subvertierendenDarstellung und der unfaíibaren Machades dienschrift von SchopenhauersWillensmetaphysik und
Gesetzes und zwar durch stãndigen Bezug auf Schopen- Musikãsthetik als fiktive Kulisse, hinter der sich etwas ganz
hauer -- im Scb/o4-Romanentfaltet, ist allerdings nicho anderesabspielt, erkennen lãíit. lch muR mich hier darauf
die Aufgabe diesesEssays.lch habe mir vielmehr vorge- beschrãnken,die Poentevon Nietzsches ingeniõser Lektüre
nommen, herausragende Fãlle produktiver Schopenhauer- herauszustellen.
Rezeption in der nach-KafkaschenModerne zu untersu Den Ansatz seiner Lektüre gewinnt Nietzsche derjeni-
chen. bei Autoren. die uns zeitlich nãher stehen. Das sollte gen Stelleausder We/r z/sWZ//ewzzdVorsfe// ng ab, an der
die oben aufgestellte Behauptung rechtfertigen, Schopen
hauers EinfluíÊ reiche bis in unsere Tape. Es geht mir um
5 Y.at\ SdxXeçütt Der }Knge Nietzsche aná Scbqenba er, Scbopenhalçer Jabrbwch
zwei dezidierte Schopenhauerianerder allerjüngsten Ver 26 (1939),S.289 - 300.

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r
die Benennungdes Willens als Willen motiviert wird. Bezeichnung eines Begriffs oder einer Sachedurch eine
Sie lautet: »DiesesZ)Ing ú?zsicb .. ., welches als solches figurative ersetzt. Will man der Tragweite von Nietzsches
nirnmermehr Objekt ist, eben weil elles Objekt schon wie- Einsicht gerechtwerden, sollte man daherim zur Diskus-
der seine bloBe Erscheinung, nicht mehr es selbst ist, muBte, sion stehenden Fala nicht von einer Metapher reden, son-
wenn es dennoch objektiv gedachtwerden sollte, Namen dern von einer Katachrese, und zoar von einer Katachrese
und Begriff von einemObjekt borgen,von etwasirgendwie im Doppelsinn desTerminus: a) alsMetapher für ervas, das
-- wie das Bem desTisches selbst keinen Namen hat, und
objektiv Gegebenem,folglich von einer seinerErscheinun-
gen: . . . diese aber eben ist des Menschen W2//e.«' Ein ge- b) als miKbrauchte Metapher, die das durch sie Gemeinte
borgter Name, ein Name, der nicht gemãBseinemeigent- veríãlscht. Beides trilft auf den SchopenhauerischenWillens-
lichen und ursprünglichen Sinn, sondern uneigentlich oder begriff zu, denn auRer dem im übertragenen Sinn verwen
wie Schopenhauer auch spãter schreibt, im übertragenen deten Wort ,Wille. hat der Wille kein Homempropriwm,
und dieses Wort deformiert sem Gemeintes, weil es seine
Sinne gebraucht wird: ein solcher Name heiBt in der herge-
brachten rhetorischen Terminologie eine Metapher. Das eigentliche Bedeutung im Bereich der Erscheinungen, der
weiR der junge Philologe natürlich, zu dessenArbeitsgebie- mõglichen Objekte hat, und daher den Willen selbst, der
ten auch die Rhetorik gehõrte, und se entzündet sich reine »nimmermehr Objekt sem kann« und als Erscheinung
Kritik Schopenhauers am rhetorischen Status des Willens- »nicho mehr [er] selbst ist«, verfehlt. Schon als Name -- das
begriffs. Durch den geborgtenNamen desWillens werde, heiGt: unabhãngig von seiner besonderen semantischen
se Nietzsche, »eindurchaus dunkles unfassbaresx mit Prã- Bestimmung -- trãgt das Wort ,Wille« Implikationen gegen-
dikaten wie mit bunten Kleidern behãngt, die einer ihm stãndlicher Feststellbarkeit mit, die dem Willen aJssolchem
selbst fremden Welt, der Erscheinungswelt, entnommen fremd sind. Beim Begriff desWillens handelt essich um eine
sind.«' Damit aber werde der Begriff des Dinges an sich Bezeichnung, die aus dem Grunde scheitert, dag sie über
»heimlich bei Sentegeschafft und uns ein anderer in die haupt Bezeichnung ist.
Hand gedrückt.«: Bei diesem von Nietzsche diagnostizier- Dieser Haupteinwand NietzschesgegenSchopenhau
ten rhetorischen Taschenspielertrick handelt es sich aller- ers Willensbegriff lãgt sich als Vorgriff auf die einigeJahre
dings nicht um den bloílen Austausch von Begriffen, nicht spãter verfaíite, zu Nietzsches Lebzeiten gleichfalls unver
um eine innersprachliche Bewegung, die die buchstãbliche õffentlicht gebliebeneSchrift t/e&er Wúbrbei and Lüge im
aassermora/iscben Sizzpze
auffassen.' Beide Texte setzen eine
Radikalisierung der rhetorischen Tropenlehre durch, die
6 Schopenhauer: l)ze We/[ úZsWiJ/e K?zdVorsre//ang /, S. 171.
7 Friedrich Nietzsche; Fragmepzteiner K ztzéder Scbopenba enscbelzP#z/osop&n,
in; dera.: Gesamme/te IVerÊe(Musarion Ausgabe), Bd. l: /wgendscbrl$1e/z,hrsg. 9 Friedrich Nietzsche:Sãmt/lcbeWerêe,Kritische Studienausgabe in 15 Bânden,
von Max Oehler und Richard Oehler, München 1922, S. 396
hrsg.von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Mtinchen und Berlin/New York
1980,Bd.l, S.873 - 890.
8 Ebd., S.397.

19
18
diese von der Vorgabe einer neutralen, arhetorischen Pathos der Wahrheit getragen, er will »die erlósende Formei
Bezeichnung abkoppelt. Man kann das gemeinsame Grund- für das ãlteste und wichtigste Rãthsel der Welt« gefunden
haben,und damit kein Zweifel darüberbestehe,daí! ihm
konzept se formulieren: Zoar impliziert Nietzsches Begriff
der Rhetorizitãt die traditionellen Konnotationen von doesgelungen sei, stellt er iene Formei seinem Werk als Titel
»Abweichung« und ,Verfãlschung«, ihm fehlt jedoch die voran, »wie eineTempelinschrift«, die »weit und breit in die
Voraussetzung, die dieser Konnotation ihren traditionellen Augen falle«.' Doch der behaupteteErfolg wird durch die
Bewegung des Textes subvertiert. Der der Willenskatachrese
Sinn gab, nãmlich die Premisse eines nicht verfãlschenden
eingeschriebene Fehl zwingt zu einer Textõkonomie der
sprachlichen Ausdrucks, an dem sich die rhetorische Ab-
weichung als Abweichung erkennen lieíle. Für Nietzsche stãndigen Supplementierung, die »fortwãhrend genõtigt ist,
ein Anlehen bei der Erscheinungswelt zu machen«,Prãdi-
ist der rhetorisch geprãgte Ausdruck als Substitui zu verste-
kate der »Vielheit, Zeitlichkeit und der Causalitãt« auf den
hen, aber als originãres, dem kein eigentlicher Ausdruck
Willensbegriff »zu übertragen«, bis dieser sich selbst wider-
vorausgeht. Das gilt Hr den »aussermoralischen« Begriff
der Lüge, der dasganzeFeld sprachlicher Bezeichnungen-- spricht.'' Auch der Versuch, die Katachrese narrativ umzu
auch der als »wahr«kodifizierten umfaBt; und es gilt setzen,die Vorstellungswelt gleichsamevolutionstheore-
ebenfalls für den Begriff der Willenskatachrese, der die not- tisch ausden niedrigeren Formen der Willensobjektivation
wendige Verfehlung des unbezeichenbaren »X« des Seins herzuleiten, führt nur zur aporetischenHypothese einer
als des Dinges an sich markiert. Unter Nietzsches Hãnden Zeit vor der Zeit. »Das Schopenhauerische Grundgewebe«,
se Nietzsches Fazia, »verstrickt sich in seinen Hãnden«."
verwandelt sich SchopenhauersThese von der »gãnzlichen
und durchgãngigenReladvitãtder Welt alsVorstellung«'' in Mit diesemals Text-Metapher formulierten Befund wird
die These einer Rhetorizitãt von Sprache, die kein Ideal die metaphysischeAussagekraftvon Schopenhauers Philo
reprãsentativer Transparenz mehr zulãBt.
sophie dementiert, diese Philosophie jedoch gleichzeitig
Die Strategievon NietzschesLektüre besteht nun da gerettet als Darstellung ihres eigenen sprachlichen Dilem-
rin, die Auswirkungen der Willenskatachrese -- dieser un- mas. Der von Schopenhauer in den Willen verlegte selbst-

mõglichen und gleichwohl notwendigen Markierung verzehrendeWiderspruch erweist sich als Figuration der
seinem Text innewohnenden Tendenz zur Autodestruk-
im Fortgang von Schopenhauers Text nachzuzeichnen. So
konstatiert er einen »diktatorischen Ton«'' bei Schopen tion. Man hat es bei Schopenhauer mit einer »Gattung
hauer, einen imperativen Gestus algo, der die Funktion von ãusserstwichtigenund kaum vermeidlichenWider-
hat, die textimmanentenAporien der We/f z/s W://eand sprüchen« zu tun, »die gewissermassen noch unter dem
Vorsfe//wzzgzuzudecken. Schopenhauers Schreiben ist vom
12 Ebd., S.392
13 Ebd., S.398
10 Schopenhauer:We/ aZsW!//e and Vorsre//#ng/, S. 71.
14 Ebd., S.395
\ \ 'N\e\zsche'. Fragment eineT KTitik der Scbapenbaueriscben Pbilosopbu. S. 3qb.

20 21
Herzen der Mutter ruhend sich schon zum Kriege gegensie die gemeinsameVerwurzelung dieser Figuren in emer spe
rüsten und die, kaum geboren, ihre erste That thun, indem zifischen historisch-diskursiven Problematik zu erkennen,
sie die Mutter tõdten.«" Der Versuch, den phãnomenal die sich in der modernen Auseinandersetzung mit Schopen-
nichoausweisbarenGrund sprachlich einzuholen, zerbricht hauer aufdrãngt. Dieses Problem lâ6t sich umreigen als
an den Folgen der Willenskatachrese. Somit kann Nietzsche Differenzlosigkeit des Sinns.'' Wenn Nietzsche das kata
jenen Satz Schopenhauers,der spãter auf Kafka wirken chretische Moment am Schopenhauerischen Willensbegriff
sollte, gegen Schopenhauer selbst wenden: »Dagegen behãlt durch die Feststellung hervorkehrt, dieser sei als Gegensatz
seinevolte Richtigkeit, wenn er (l. Band, zweites Buch, zur Erscheinungswelt gedacht, der Gegensatz selbst sei
par. 17) saga,dass,von a ssendem Wesender Dinge nim- jedoch eine Struktur der Erscheinungswelt,'; oder wenn er
mermehr beizukommen ist: wie immer man auch forschen behauptet, das ungelõste Problem von Schopenhauers Phi-
mag, se gewinnt man nichts als Bilder und Namen«.«'' losophie sei die Frage nach den »Grenzen der Individuati-
Diese geraffte Darstellung lãílt erkennen, daí! sich on«,'9 das heiílt: nach den Grenzen der Begrenzung, dann
schon bei diesemfrühen Text Nietzsches einige typische visiert er diesesProblem an. Auch das Andere der Sprache
und grundlegende Reflexionsfiguren der Dekonstruktion ist als Anderes abgegrenzt und unterschieden, falir mithin in
im Stile Derridas abzeichnen: zunãchst natürlich die Ent- den Bereich des Sinnesals das Feld der Abgrenzungen und
grenzung der rhetorischenTropenlehre, die durch Strei- Unterscheidungen.Man ist nichoin der Laje, die andere
chung ihres Oppositionsbegriffs erreicht wird; damit ein deite des Sinns zu denken, weil auch diese, als Suite, als
hergehend die paradoxe Zuspitzung der grundlegenden Unterschiedenes, sinnhaft ist. Die Willenskatachrese ist
Konzepte im Sinne des originãren Substituts; drittens der Surrogat dessen,was niemals Gegenwart werden kann; ist
Verdacht gegenüber Hauptaussagen, die als Zudeckungs sie einmal vollzogen und das ist, wie Nietzsche schreibt,
und SelbsttãuschungsmaÊnahmen gelesen werden; viertens »kaum vermeidlich« --, dann ist man schon im Gewebe der
die Auffassung des Textes im Sinne einer Okonomie des Figuren verstrickt. Mit dieser Deutung gewinnt aber der
unhintergehbarenund zur stãndigenSupplementierung trei- Schopenhauerische Willensbegriff einen gãnzlich neuen
benden Mangels; fünftens die Tendenz, Textfiguren als St,tus. Er bezeichnetnichomehr dasin der WelttiefeTrei-
Verdichtungen von textkonstitutiven Paradoxien zu lesem. bende, lãílt sich nicho mehr in Figurationen des ungestümen
Nicho das bloíÊeVorkommen dieser Reflexionsfiguren und Dranges aufrufen. Vielmehr wird er zur Chiffre der eigenen
auch nicho ihre Verwandtschaft mit einer Richtung gegen- Unsagbarkeit, entzieht sich cedemVersuch, auf ihn zu ver-
wãrtiger Literaturtheorie machenjedoch Nietzsches Text weisen, und lãíit »nichts als Bilder und Namen« zurtick.
Hir unsere Fragestellung interessant, sondern die Chance,
17 Den Begriff übernehmeich von Niklas Luhmann, Sozü/eSysz:eme,
Frankfurt/M
1987,S.96.

15 Ebd. l $ Tqietzsche:Fragment einer Kútik der SchopenbaaeHscben Pbiiosopbie, S. 398.

16 Ebd., S.398. 19 Ebd., S.395.

22 23
Meine These ist, daí! Becketts intensivo Beschãftigung mit schwieriger ja sinnloser ein offizielles Englisch zu schrei-
Schopenhauers Philosophie parallel lãuft zur skizzierten ben. Und immer mehrwie ein Schleierkommt mir meine
Lektüre Nietzsches. Anders ausgedrückt: die Ausgestal- Sprachevor, den man zerreissenmuss, um an die dahinter-
tung der Differenzlosigkeit des Sinns als eines Formpro- liegenden Dinge (oder das dahinterliegende Nichos) zu
blems, ihre Einbindung in eine werkhafte Prãgnanz, macha kommen.«2'Die Welt der Vorstellungen, die Schopenhauer
das künstlerische Verdienst Samuel Becketts aus. als den über das wahrhaf;e Sem geworfenen Schleier der
Becketts Schopenhauer-Rezeption hebt sich allerdings Maia beschrieben hat," wird von Beckett als Sprachschleier
von der Nietzsches dadurch ab, dag er den Schopenhaueri- umgedeutet, mit der Konsequenz, daB die künstlerische
schen Gestus der globalen Negation von Erfahrungsinhal Absicht nicho mehr wie für den Beckett des 1931verfaíiten
ten, dessenBlick auf das Leben als monotone Wiederho- Prowst-Essaysdarauf hinzielen kann, die Idee als zeitloses
lung nichtiger Charaden, sich zueigen machen konnte. Urbild des Seienden sprachlich zu evozieren.:' Nunmehr
Nietzsche, se kónnte man sagen,versuchte die aus Scho-
penhauer gewonnenen Einsichten durch Affirmation zu 21 Brief an Axel Kaun vom 7. 9. 37, in: SamuelBeckett: .Z)iyectú..Wisce/üneows
WHz:-
überschreiten; Beckett aber macht sich das Ausharren in der j7zgsand 4 .Z)ram.ztíc.f;lzzgment,hrsg. von Ruby Cohn, New York 1984, S. 52
Negativitãt zur ãsthetischenAufgabe. Mit der tlbernahme 22 Vgl. folgende Passage,der BeckettsFormulieruqg nahekommt: ,.(. . :) odesendlich
was bei den Indern das Gewebe der Maia heiBt: es ist eben die dem Satz vom
der pessimistischen Grundhaltung unvergeíglich ausge- Grande anheimgegebcne
Erkenntnis, mit der man nie zum innerll Wesender
drückt und gleichzeitig komisch gebrochen im Titel des Dinge gelangt, sondern nur Erscheinungen ins unendliche vcrfolgt, .. .« We/[ a/s
Wil.le wnd Vorstel,l,wn,g1, S. 37q
spãtenTextesWorswa2'd,fío:' - geht aucheineproduktive 23 Vgl. SamuelBeckett:Proasf,.New York 1957,S.60: »But Proust is too much of an
Anverwandlung der Schopenhauerischen Askesethematik, aHectivistto be satisfiedby the intellectual symbolism of a Baudelaire,abstractand
discursive. The Baudelairean unity is a unity ,post rem', a unity abstrncted from
und zwar durchaus im Sinne der Willensverneinung, der plurajiW. His ,corrcspondcnce' is determined by a concept, therefore strictly limi-
ted and exhaustedbv its definition. Proust does not deal in concepts,he pursues
Erlõsung im Leeren, im Nichos, einher. Diese pessimistisch
the Idea, the concreto.« Die entsprechcnden Stellen bei Schopenhauer;»Die /dee
asketische Grundhaltung verbindet sich mit der eigentüm- ist die vermóge der Zeit- und Raumform unserer intuitiven Apprehension in die
Vielheit zerfallene Einheit: hingegen der BegrlÜfist die mittelst der Abstraktion
lichen Wendung gegen die Sprache, die Beckett in einem unserer Vernunft aus der Vielheit wieder hergestellte Einheit: sie kann bezeichnet
Brief an einen deutschenKorrespondenten aus dem Jahr werdcn als ,unidaspost rem., iene als ,finitas ante rem'.« WeJta/s Wz//ea?zdVor-
s e// lzg /, S. 330. Und: »Der BegrláTist abstrakt, diskursiv, innerhalb seiner Sphã
1937 als ãsthetisches Programm formuliert. »Es wird mir«, re võllig unbestimmt, nur ihrer Grenze naco bestimmt, cedem?der nur Vernunft
hat. eneichbarund faíilich. durch Worte ohne weitereVermittelung mitceilbar,
schreibt Beckett (übrigens auf Deutsch), »tatsãchlichimmer durch reine Definitioil ganz zu erschõpfen. Die /dee dagegen,allenfalls.als adã-
quater Reprãsentantdes Begriffs zu definieren, ist durchausans.chaulich
..und,
obu ohl eine uncndliche Menge einzejner Dinge vertrctend, dennoch durchgãngig
20 Samuel Beckett: Worsfw.ird /ío/HzíÉsScó/immsleza, übers. von Erika Tophoven bestimmt . . .« Ebd., S. 328 29. Beckctts Schopenhauer-lnterpretation im ProKst
Schõningh, Frankfurt/M. 1983.Die Resonanz von Becketts englischemTitel, der Essay wird erlãutert und für die Auslegung des. Beckettschen.Gesamm'erks
einerseitsdie optimistische Parole »westward hol« ins Gegenteil verkehrt, ande- fruchtbar gcmacht in: Ulrich Pothast: Dze ezgent/ícbmftapbyszscbe 7ZEig&elt
rerseitsdie sprachbezogene
Formulierung »worst word ho« anklingen lâíit, ist [JbeTSchopenhanersÀstbeuk nnd tire Arlwmchngd rch SapKel Beckett, Ttank
natürlich durch keine tJbersetzung einzufangen. Die durch den Titel geleistete furt/M. 1989.Die Bestimmung der Idemals wnilúsante rem bildet den,Ausgangs-
Engführung von Negativitât urld clon nhafter Komik darf als Emblem von punkt für die originelle und anregendeDeutung von Schopenhaucrs
Asthetik in
Becketts Gesamtwerk angesehenwerden Clement Rosset: Z,'Es bétzq e de Scbopenba#er, Paria 1969

24 25
geht es um die andere Seita der sprachlich ausgelegten Welt: len die Welt zerflieíien sehn und nur das lebre Nichos vor
»Ein Loch nach dem andem in [die Sprache] zu bohren, bis uns behalten«.27Aber wie auch die Gedankenverbindun-
das Dahinterkauernde, sei es etwas oder nichos, durchzu- gen, die Becketts Überlegungen tragen, im einzelnen laufen
sickern anfãngt -- ich kann mir für den heutigen Schriftstel- mógen, fest steht, dali er Ende der dreiBiger Jahre -- angeregt
ler kein hõheres Ziel vorstellen.«" Die drastische Bezeich- durch seine Schopenhauer-Lektüre -- zu einer Zielsetzung
nung des sprachtranszendenten Seins beziehungsweise des für seine Kunst gelangt, die die Auflõsung der sprachlich
Nichts (auch dies eine an Schopenhauer anknüpfende verfãlschten Welt beinhaltet. Dieser Zielvorstellung muíi
Ãquivalenz) als ein »Dahinterkauerndes« wird uns weiter man allerdings eine Klausel hinzufügen, will man den
beschãftigen. Hier gilt es zu betonen, daB das hochgesteck- eigentümlichen Gestus von Becketts Schreiben adãquat
te poetologische Ziel nichoauf Anhieb zu erreichen ist, son erfassen:Das Ziel der Welt- und Sprachauflõsung ist unend-
dern einzig durch eine negativeArbeit an der Sprache,die lich ferngerückt, taucht nur im Zeichen der Vergeblichkeit
sich gleichzeitig in der Sprachevollzieht. Es kommt, se auf. Und diese Vergeblichkeit ist, wie zu zeigen sem wird,
Beckett, darauf an, »irgendwie eine Methode zu erfinden, auf die Differenzlosigkeit des Sinns zurückzuführen.
um diese hõhnische Haltung dem Worte gegenüber wõrt- Das im deutschen Brief skizzierte ãsthetische Programm
lich darzustellen.
In dieserDissonanzvon Mitteln und wird im abschlieílenden Band von Becketts Romantrilogie
Gebrauch wird man schon vielleicht ein Geílüster der End ins Werk gesetzt. Dessen Titel lãBt schon die Strategie er
musik oder des A]]em zu Grunde ]iegenden Schweigens kennen, die den Roman als ganzen prãgt. Franzõsisch:
spüren kõnnen.«" Auch Schopenhauersahbekanntlich in L'/nnomúb/e,englisch:7be Un zzm.zb/e:
wir habeneshier zu
tun mit einer Katachrese durchaus im Sinne von Nietzsches
der musikalischenDissonanz eine von feder Vorstellbarkeit
gereinigte Vergegenwãrtigung des Willens, aber Becketts Schopenhauer-Kritik, aber die Katachrese von Becketts
Verwendung dieses Gedankens weicht von Schopenhauer Titel harrt nicho ihrer protodekonstruktivistischen Lektüre,
darin ab, daR er die Musik als »Endmusik«, als Auflõsung um als solche kenntlich gemacht zu werden. Vielmehr wird
der Welt ins Nichts deutet.Vielleicht (über solche Zusam- sie aufgrund der Dissonanz zwischen benennender Funk-
menhãnge kann man nur mutmaBen) hat er den kühnen tion und semantischem Inhalt simultan mit ihrem Vollzug
Gedanken Schopenhauers, die Musik kõnne »gewisser durchgestrichen,sowohl in ihrer Notwendigkeit wie auch
magen, auch wenn die Welt gar nicho wãre, doca bestehn«," in ihrer Unmóglichkeit ausgewiesen. Mit diesem Sprach-
mit dem SchluB der We/[ .z/sWi//e and Voltse// ng in Ver gestus hebt eine Arbeit des Schreibens an, die ihre eigene
bindung gebracht, demzufolge wir »bei aufgehobenem Wil- Vergeblichkeit inszeniert, indem sie versucht, mit dem
Schweigen,das immer schon sprachlich gebrochen ist, mit
24 SamuelBeckett:Z)ü#ecla,
S.52. dem Ende, das sich mit jedem beendenden Wort entzieht,
25 Ebd., S.53
2(:. 'Wel.t a,!s Wi!!e nnd Vorstel,l,wng i, S. 3S9. 2] Vele ats WilLe ünà Vorsteilung i, S. 558

26 27
zusammenzufallen. Auch wenn Beckett nach Abschluíi der Es ist nicho zu übersehen, da6 die Welt des Namen-
Trilogie auf narrative Formen fasegãnzlich verzichtet und losen (wenn man das eigentümlich weltlose Beziehungs-
einen zerbrõckelnd-fragmentarischen,die syntaktische Ver- geflecht des Romans se bezeichnen dará) mit Hilfe von
bindung unterbrechenden Prosastil entwickelt, gelten seine SchopenhauerischenAnsichten kartographiert wird. Die
Bemühungen immer noch dem unerreichbaren Schweigen Auffassung der Geburt als einer Sünde gegendie Reinheit
der Endmusik. Am Titel des letzten Prosatextes, SEirHngs desNichtseins und damit als Urschuld des Menschen,die
Stl//, ist das Aporetische diesel Projekts ablesbar,denn er Schopenhauerbei Calderon vorgeprãgt band" gehõrt zu
lãÊtdie Frageunentschieden,
ob die Zuckungen(»stir- den zentralen Leitmotiven des Textes. Schopenhauers tJber-
rings«, »soubresauts«) des Lebens, Sprechens und Denkens zeugung, daí! es »kein Ziel des Strebens«" gebe, dal! das
endlich »still. geworden sind oder ,noch« anhalten.:' Was Leben als Wille grundlos sei," entspricht dem Selbstver-
sich hier in der klassischenDãmpfung einer Zweideutigkeit, stãndnisdes Namenlosen als»bereft of purpose, . . . bereft of
im Oszillieren zwischen adjektiver und adverbialer Bedeu- all reason to exist«." Selbst technische Begriffe aus Schopen-
tung inszeniert, ist im Grunde genommen nichts anderes hauers Philosophie werden in den einsamen Monolog auf-
als die qualvolle Vergeblichkeit, die der Namenlose stãndig genommen." Doch die entscheidendeTendenz der Scho-
erfãhrt. Sem Monolog (anderskann man den Roman nicho penhauer-Anspielungen lãuft darauf hinaus, dali die
charakterisieren) endet mit der Unsicherheit, ob ihn sem Existenzdeutung des Philosophen zur Kennzeichnung
Reden und Erzãhlen irgendwann zu sich und zum Schwei- einer Sprachproblematik verwendet wird. So bezieht sich
gen zurückführen werden: » . . . perhaps they]the words] die an SchopenhauersBegriff der metaphysischenGerech-
have carried me to the threshold of my story, before the tigkeit erinnerndeÃuBerung:»My crime is my punish
door that openson my story,that would surpriseme,if it menu«" auf die Tatsache,daR sich der Namenlose den
opens,it will be 1, it will be the silence,where l am, l don't Worten der anderen ausliefert. Und se wie Schopenhauer
know: I'll neverknow, in the silente you don't know, you das Leben des Menschen als ein mit der Zeugung und der
musago on, l can't go on, I'll go on.«"
3C We/f a/s W!//e ?zdVorste// ng /, S. 355, 484. An beiden Stellen zitiert Schopen
hauer zustimmend die Verse ã.us.Z)as.Le&enein 73'awm:»Puasel delito mayor /
28 Samuel Beckett: StirrzngsSfz/// /moer ?zocbnzcbf mebr/ Soa&resaats,dt. Übers. Del hombre es caber nacido.«(Da die grõíite Schuld/ Des Menschen ist, dag er
von Erika Tophovcn Schóningh,franz. tJbers. von SamuelBeckett, Frankfurt/M geborenward.)
1991. Bewundernswert, wie hier die deutsche übersetzung die semantische
31 Ebd., S.425
Ambiguitãt desursprünglichen englischenTitels pointiert. DaB Beckett Zitate aus
seinem gesamtenProsawerk in SÉzmngsSEZ/rmiteinander verwebt, dali der Text 32 Ebd., S. 166.
mithin eine Art Summa im Kleinen darstellt, zeigt Enoch Brater: Tbe Drama ín
z:&eZexZ..Bec&ez'z:'s
Z,ózfe/!cz:ion,New York/Oxford 1994, S. 145 - 163. 33 Beckett: JI/o//oy/.l/a/oz2e l)Íes/TBe C/nnama&/e, S. 388.

34 Beispielsweisezitiert das »immediate object«, von dem der Namenlose an einer


29 Samuel Beckett: J/o//a7/,l/a/one Z)zes/7%eU?z/zama&/e,
London/Montreuil/New
Stelle spricht(ebd., S. 370), die SchopenhauerischeStandardformel für den Leib
York 1994. Die drei Romano erschienenzuerst auf Franzósisch: Mo//oy(1950);
(»unmittelbares Objekt«)
Ma/one me r1 (1951); L'/lznoma&le (1952). Becketcs engjische Ubersetzungen
erschienenerstmals1955,1956,1959. 35 Ebd.,S.372.

28 29
Geburt auferlegtes Pensum versteht," genauso interpretiert Mahood und Worm ersetzt.Mahood, der letzte ausder
der Namenlose die unausweichliche Verpflichtung, die ihn M-Reihe, ausgestellt in minem Topf vor einem Restaurant,
zu reden und zu erzãhlen zwingt: »l was given a pensum, at das sich einem Schlachthof gegenüber befindet. Auch wenn
birth perhaps, as a punishment for having been bom per' die Topographie an Becketts Pariser Wohnung erinnert, ist
haps«." Auch dieseherbeizitierten Deutungsmuster verfal- diese Plazierung durchaus im Anklang an Schopenhauer
len jedoch der alles zermalmenden Negativitãt der Sprach- erfunden: >,Here all is killing and eating.«" Und Mahood
bewegung, der keine Hypothese standhãlt. Faseim gleichen selbst,fasenur noch Rumpf, Rumpf mit einem Kopf verse-
Atemzug verwirft der Erzãhler die bündigen Formem des hen, verkõrpert ein Schopenhauer-Zitat: »Dem Dienste des
Pessimismus als ZweckmãBigkeit suggerierende und da- Willens bleibt nun die Erkenntnisin der Regem
immer
mit die Ratlosigkeit seiner Lage verharmlosende Fiktionen: unterworfen, wie sie ja zu diesem Dienste hervorgegangen,
»l invented it all, in the hope it would consoleme, help me ja dem Willen gleichsamse entsprossenist wie der Kopf
to go on, allow me to think of myself as somewhereon dem Rumpf«." Mahood, der von den Essensresten der
a road, moving, between a beginning and an end, gaining Restaurantgãstelebt und damit den Dünger abgibt für die
ground, losing ground, getting lost, but somehow in the im Restaurant angebotenen Salate,ist selbst die Restfigur
long run making headway. All nes.«" Auch die Thesen des durch die Individuation auseinandergerissenen, sich
Schopenhauers, die als Prãmissen in die Formulierung der fressenden Lebens. Und sem Gegenpart Worm, dessen
ãsthetischen Aufgabe eingehen, werden ihres Sinnes ent- Inicial ihn schon als Inversionsfigur von Mahood ausweist,
leert, weil sie nichos als Sinn, nichos als »stories« bieten. der BewuÊtlose, Ungeborene, der Hungernde, der Nichts-
Das gilt auchfür die letzte Fiktion, die sich der Er- Habende, ja Nichos-Seiende, der wie es heiílt, wir am Ende
zãhler erlaubt, für die Fiktion, die alle vorhergehenden immer waren unser langesvergeblichesLeben lang: »[wlho
ablõst. In Z,'/zznomab/e werden bekanntlich Murphy, crouchesin their midstwho seethemselves
in him andin
Molloy, Moran und Malone, die Handlungstrãger der their eyesstareshis unchangingstare«;" dieserWorm, das
früheren Romane, durch die groteske Doppelfigur von »Dahinterkauernde« des vorhin zitierten deutschen Briefes
an Axel Kaun, ist die Figuration des Schopenhauerischen
Willens. Damit soll allerdings nicht gesagt sem, daB Z,'/zz-
36 Vgl. Arthur Schopenhauer: Sàmt/icbe WerÉe, hrsg. von Wolfgang Freiherr von nom,zõ/eals fiktive Darstellung philosophischer Konzepte
Lõhneyscn, Bd. 11:Die We/f a/s Wz//e ?zdVorsfe//w/zg//, Frankfurt/M. 1986, S:
728: »Das Leben stellt sich dar als CineAufgabe, ein Pensum zum Abarbeiten und verstanden werden soll; vielmehr geht es bei der Konfigura
daher in der Regel als ein steter Kampf gegendie Not. Demnach sucht ein feder tion Mahood/Worm um »zwei Falschheiten,zwei Kostü-
durch- und davÓnzukommen, se gut es gehn will: er tut das Leben ab wie einen
Frondienst, welcherl er schuldig war. Wer aber hat diesc Schuld kontrahiert? Sem
Erzeuger im Genuíi der Wollust.«
39 Ebd., S.343
37 Beckett: J4o//oy/J4a/onel)zes/Tbe Ulznamaó/e,S. 312.
40 Schopenhauer:IVe/l a/s W://e ?zdVolts e// ng /, S.256
38 Ebd., S. 316. Die Stelle bezieht sich auf die früher zitierte Deutung seinesTons
seinesErzãhlens als abzuarbeitendes
Pensum. 41 Beckett: a4o//oy/.Ma/onze
.Dias/Zbe Z./nnzzmab/e,
S. 349.

30 31
me, die bis ansEnde getragenwerden müssen,bis ich losge- what l feel, an outside and an incide and me in the middle,
lassenwerden kann, allein, im undenkbaren IJnaussprech- perhaps that's what l am, the thing that divides the world in
lichen<.." Das Konzept Schopenhauers wird aufgerufen, two, on the one sêdethe outside,on the other the inside,that
aber nur um als verfãlschende Fiktion, als (mit Nietzsche can be as thin as foil, I'm neither one side nor the other I'm
in the middle, I'm the partition«."
gesprochen) rhetorische Einkleidung entlarvt zu werden.
Denn in keiner der beiden Figuren kann der Namenlose Somit lãBt sich das Strukturgesetz des /nnom.zb/e als
die adãquate Darstellung seines lchs wiedererkennen; einezweifacheBedingungauffassen:1) die Notwendigkeit
Mahood Worm. »is it not the fault of one that l cannot zu sprechen,sich sinnhafter Unterscheidungenzu bedie
be the other?«" Damit haben wir den Nerv von Becketts nen, eine Notwendigkeit, die unausweichlichist, denn
»silenceonce broken« und für den Namenlosen ist es
Schopenhauer-Rezeption in Z,'/nnomab/e getroffen. Man
hat nãmlich zu bedenken,dag das Wort »fault« sowohl immer schon gebrochen »will never again be whole«;"
>Spalt«als auch ,Schuld' bedeutet.DaB heiBt, die Inadã- 2) die Unmõglichkeit sZcb zu sprechen, eine adãquate
quatheit der Konfiguration Mahood/Worm und damit des Objektivierung des lchs sprachlich zu artikulieren, denn
Schopenhauerischen
Konzeptsrührt von ihrer Distinkti- daslch ist lusader Namenlose, der im sinnhaft Unterschie-
onsstruktur her; sie wirft das lch als Namenloses notge- denen fehlt. Zusammenfassen lassen sich diese zwei Bedin-

drungen auf die eine oder die andere Senteeiner sinnhaften gungendurch den Begriff der Differenzlosigkeit desSinns.
Unterscheidung, wo es nicho mehr lch, nicho mehr es selbst Differenzlos ist der Sinn, weil er sich nur durch die Aktua-
ist. Somit bestehtdie »Schuld« desNamenlosen darin, daí! lisierung von anderem Sinn reproduziert, weil er nichos
er sich benennen,sich in der fiktiven Konstruktion objek- anderesals Sinn zulãígt.Es bedarf natürlich, damit diese
tivieren muí!, sich aber dadurch notwendig verfehlt. Mit Aktualisierung zustandekommenkann, einer anderen in
feder Unterscheidung, die er einführt, um sich zu bezeich- stanz, eines lchs vielleicht, das die Aktualisierung voll-
zieht. Aber das heiíit nicht, daí! der Sinn in der Selbstprã
nen, fãllt er durch den Spalt, der die Unterscheidung aller-
erst õffnet. Namenlos ist er, weil er das aus strukturalen senz dieseslchs begründet wãre. Vielmehr setzt die Sinn-
Gründen notwendig fehlende Glied feder Verkettung von struktur iene Instanz als Ausgeschlossenes -- mit Beckett
sinnhaften Elementen ist. Er kann, als Unterscheidendes, gesprochen:als Namenlosen -- voraus. Die enorme Kühn-
im Unterschiedenen nicho vorkommen. Sem Ort ist das heit von BeckettsRoman besteht darin, daB er die Erfah-
Weder/Noch, ein Nicho-Ort also, die sich ins Schweigen
entziehende Differenz. Am deutlichsten ist diesesStruktur-
44 Ebd., S. 386. Übrigens ist disse Zwischen und Grcnzstellun$ des lchs von Scho
gesetz an folgender Stelle ausgesprochen: »perhaps that's penhauer vorgedachtwordcn: »Die Wurzel stellt den Wlllcn,. die Krone [der
Pflanze]den Intellekt vor, und der Indifferenzpunktbeider,der Wurzelstock,
Mare das /cb, welches als gemeinschaftlicher Endpunkt beiden angehõrt.« We/t ú/s
Wi11e{nd VorsteEtngíl, S.26\.
42 Ebd., S.337(Übersctzungvom Verá.).
45 Ebd., S.369.
43 Ebd., S.341.

33
32
rung dieses strukturbedingten Dilemmas inszeniert. Des- tigkeit von Becketts Werk. Zu zeigen, daB diese ãsthetische
wegen hat der Namenlose keine Eigenschaften; er verfügt Leistung durch die produktive Anverwandlung von Figuren
nicho einmal über einen Mund. Es geht hier nicho um einen aus Schopenhauers Philosophie ermõglicht wurde, war das
Menschen, sondern um die Zwãnge des Sinns, seine in Ziel meiner Darlegung. Es galt mit anderen Worten nachzu-
und Exklusionen. Aber, wird man einwenden, es gibt den weisen,dag Schopenhauers
Denken maBgeblichzur Er-
Namenlosen doch als Figur der Fiktion, als Erzãhler, der schlieBung des modernen literarischen Diskursraums beige-
mit dem Wórtchen »lch«auf sich verweist. Dem ist aber tragen hat, daí! sich in diesem Denken eine signifikante
nicho se. Das lch, das zurückbleibt, nachdem die fiktive semantische Vorleistung für die moderne Literatur ereignet.
Zweiheit von Mahood und Worm vergessenworden ist, Auch die SehnsuchtnachErlõsung,die BeckettsTexten
erweist sich nur noch als Neuauflage der alten story, als ihren unverwechselbarenTon verleiht, ist bei Schopenhauer
»neuestesSurrogat«." Der »fault« der sinnhaften Alter vorgeprãgt. Beckett eignet sie sich an, andem er ihr die für
native zwischen Mahood und Worm kehrt als »fault of the Schopenhauer charakteristischen religiõsen und metaphysi
pronouns« wieder: »it's the fault of the pronouns, there is schen Bedeutungsschichten abstreift. Das Nichts Schopen-
no namefor me, no pronoun for me, all the trouble comes hauerswird bei Beckett zum Schweigen, zum unmõglichen
from that, that, it's a kind of pronoun too, it isn't that Raum des Weder/Noch, der sich jedem Versuch der sinn-
either«." Schon die semantische Nullform der Deixas liefert haften Besetzung entzieht. Becketts Sehnsucht ist der mit
den Namenlosendem heillosen Entweder/Oder als der dem BewuRtsein des Sinas einhergehende Bezug zur unvor-
Differenzlosigkeit sinnhafter Differenzierung aus. Ihm ist denklichen Indifferenz als einem Undarstellbaren, Namen
feder Name ein Pronomen und als solches katachretisch. losen. In einem dem Komponisten Morton Feldman ge-
Es bleibt jedoch die Sehnsuchtnach Erlõsung, nach widmeten Text, der 1990 -- ein Jahr nach Becketts Tod also
einem Zustand jenseits der sich ins Unendliche fortsetzen uraufgeführt wurde, gelingt es Beckett, diese Sehnsucht,
den Reihe sinnhafter Elemente, nach dem unaussprech- diese gleichsam strukturbedingte Nostalgte des Sprechenden,
lichen Ende. Diese Sehnsucht und die ihr eng verwandte mit unvergleichlicherReinheit zum Ausdruck zu bringen.
asketischeGrundhaltung von Becketts Schriftstellerpersona lch schlieGemit dem ScHuíi diesel À'eílber (»ceder«) über
sind zweifellosbiographischverwurzelt, sind aber dafür schriebenen Textes, der (und ich betone dieses Zeitwort)
keine bloíien Idiosynkrasien. Vielmehr stellen sie eine Mõg batel\
lichkeit modernen Selbstverstãndnissesdar, die einer über thennosound
das Individuelle hinausgehenden semantischen Problem then gendy light unfading on that
unheéded neither
laje abgewonnen wird. Darin besteht die ãsthetische Gül-
unspeakable home"
46 Ebd., S. 396(»latest surrogate«). 48 Samuel Beckett: .4s f&e Sf07y Was Zo/d. Unto//ected nd La e Frase, London/New
47 Ebd., S.408. York. 1990,S. 109.

34 35
r'
111 because it had already been done, by Schopenhauer.«"
Rufen wir schlieÍglichden vorletzten Absatz des schónen
Im vorhergehendenTeil meiner Überlegungen bin Essays üõer die ]ilZass/éer in Erinnerung, dessen Spannung
ich von dem Urteil des jungen Nietzsche ausgegangen, zwischen prãzise datiertem Augenblick und zeitlich-über
Schopenhauer sei bei seinem Versuch, »die erlõsende For- zeitlicher Dauer uns weiter beschãftigen wird: »Jeder
me[ für das ã]testeund schwierigsteRãthse]der Welt« zu miBtraut seinerKunst und ihren Erzeugnissen.lch, der ich
finden, gescheitert.Eine diametral entgegengesetzte
Auf- mich damit abgefunden habe, das unbegrenzte überdauern
fassung ist in dem autobiographischen Essay nachzulesen, von Voltaire oder Shakespeare zu bezweifeln, glaube (an
den Jorge Luas Borges der englischenAusgabe seiner Fik- diesem Abend eines der letzten Tape des Jahres 1965) an das
tionen 7be .AZepb ú7zd Orber Sloóes -7933- /969 beifügte: Fortdauern von Schopenhauerund Berkeley.«'' Bei diesen
»At somepoint« - Borgeshat den Aufsatz selbstauf Bekenntnissen zu Schopenhauer handelt es sich nicho um
Englisch verfaBt »while in Switzerland, l began reading zufãllige, das dichterische Werk nur peripher bertihrende
Schopenhauer.Today fere l to choose a single philosopher Áuílerungen. Die Schopenhauer-Referenz
gehórt zum
l would chooselüm. If the riddle of the universecanbe Kernrepertoire der offenen und verdeckten Anspielungen
stated in words, l think thesewords would be in his writ- und Zitate, aus denen die Texte von Borges gewoben sind.'
ings. l have readhim many limes over, both in German and, Wiederum stellt sich also die Frage, worin die semantische
with my father and his dose friend Macedonio Fernández, Vorleistung der Schopenhauerischen Philosophie für eine
in translation.«" Diese uneingeschrãnkt positive Einstellung der herausragenden Figuren der literarischen Moderne
besteht.
wird noch emphatischerzum Ausdruck gebrachtin einem
Gesprãch, das der britische Philosoph Bryan Magee in der Eine vorlãufige Antwort auf diese Frage bietet der
zweiten Auflage seinesSchopenhauer-Buches, der besten kurze, für Borges' kritisches (Euvre durchaus typische
englischsprachigen Studie über den Philosophen, folgen Essay Z)íe Naco iga// uon Ke,zls." Schon der Titel deutet an,
dermagen wiedergibt: »it was the desire to read Schopen- worum es geht: nicho um einen Text die berühmte Ode ozz
hauerin the origina],[Borges]said,that madehim learn á Nigbli ga/e des englischen Dichters --, sondern um diese
German; and when people asked him, which they often did, Nachtigall selbst, die, obzwar sie nur als Element diesel
why with his love of intricate structure he had never
attempted a systematic exposition of the world-view which
underlay his writings, his reply was that he did not do it 50 Bryan Magee: T%e])bz/osop&7ofScbopen&awer,Oxford/Ncw York 1997,S. 413
51 Jorge LuasBorges: üóer díe K&zssíéer,in: ders.: /?zq iszlionen.Essays/94/ - ]9i2
übers.von Kart August Horst und GiesbertHlaefs,Frankfurt/M. 1992,S.208
52 X$. }tna Seita'. Et mundo como vo! n ã y representadõn. Barões ySchoPenhaa
49 Jorge LuasBorges:7Be 4/@b a/zdOrber Stories /931 - /969, hrsg. und übers=von er, Potomac, Maryland 1997
Norman ThoÚas di Giovanni in Zusammenarbeitmit dem Autor, New York
1978,S.216-217. 53 Jorre Luas Borgas: Dfe N cbtiga// uoz2J(cais, in: dera.: /ng zszlionem,S. 128 - 131

36 37

l
Textesüberliefert ist, als ein wahrhaft Seiendesangespro' dem Essay als FuBnote eine subtile Kritik an William Butler
chen wird. Auf den Titel folga im ersten Satz eine prãzise Yeats einfügt. Dieser cabe seinen Vorgãnger (Keats) mií!-
Datierung der Komposition der Ode, die, se Borges,»der verstanden, andem er in seinem grandiosen Gedicht
an Schwindsucht leidende Dichter arm und vielleicht Saí/ing [o B7zantZam die »Vogelgeschlechter« als »sterbend«
unglücklich verliebt, mit dreiundzwanzig Jahren in einem kennzeichnete." Das klingt, als hãtte Yeats, Borges zufolge,
Garten von Hampstead niederschrieb, an einem Abend im die überzeitliche Idee der poetischenNachtigall nicho als
April 1819.«" Der Erwãhnung des pathetisch aufgeladenen solche erfaBt. Jedoch, wie feder Leser des irischen Dichters
und daher akzentuierten biographischen Details folga dann weiB -- und deswegen kann Borges die eigentliche Poente
der Satz: »Keats vernahm in diesem Vorstadtgarten die seiner Kritik ungesagt lassen --, hat Yeats in dem erwãhnten
erige Nachtigall Ovids und Shakespeares"."Damit ist die Gedicht jenen »sterbenden Vogelgeschlechtern«einen rei-
Konfiguration entworfen, die der Essay als ganzer er- nen Kunstvogel entgegengesetzt,
der auf seinemgoldenen
forscht: die Spannung zwischen datierbarem Zeitpunkt und Ast »outside of nature« den Herren und Damen von
Ewigkeit, zwischen Sterblichkeit und literarischem Fort- Byzantiumvorsingt»Of what is past,or passing,or to
leben, zwischen der Wahrnehmung eines empirisch Gele come.«' Aus der Sicht von Borges besteht die Schwãche
benen und der Anschauung einer zeitlosen Idee. Diese von Yeats'poetologischemKonzept darin, dali er zeitliche
Konfiguration, die ich als Opposition von Singularitãt und Wirklichkeit und zeitlose Kunst auseinanderreiBt, daí! er
Allgemeinheit bezeichnen mõchte, verfehlt man, wenn die die Textwelt der Fiktionen hermetisch abdichtet. Borges
Haupttendenz desBorgesischenWerks als Auflõsung des hingegen will die paradoxe Einheit von Singularitãt und
Wirklichen in einer reinen Textwelt verstanden wird. Zoar Allgemeinheit literarisch einbinden, und, wie das Beispiel
erweist sich die Nachtigall von Keats, wie wir gleich sehen der Nachtigall schon anzeigt, verwirklicht sich diesesPro
werden, als »erige Nachtigall«, die im biblischen Buch jekt in der Zeitstruktur der Wiederholung.
RaEb, in den Texten Chaucers, Shakespeares, Miltons, Aber was hat daselles mit Schopenhauerzu tun? Zu
Mathew Arnolds, bis hin zur .4laZa7zza
Swinburnes ihr Lied ihm gelangt Borges über einen für sem Schreiben wiederum
singt, aber diese ihre poetischeWiederkehr ist jeweils typischen Umweg. Mit leicht ironisierter Akribie wird eine
gebunden an ein datierbares, durch einen Eigennamen refe- wissenschaftliche Diskussion der Ode ausgebreitet, in der
rentialisiertesEreignis,dem als solchemder Tod einge- Keats einer Verwechselung von Individuum (der sterben
schrieben ist. Der Fehllektüre im Sinne einer reinen Text den Dichterpersona) und Gattung (der unsterblichen
welt versucht Borges selbst dadurch vorzubeugen, daB er Nachtigall,die auchdie Moabiterin Ruth auf den Feldern

56 Ebd., S.130,Anmerkung.
54 Xbd., S.128. 57 Se/eczed/]oemsarzd 7üo P/ays c#'W!//üm B t/er Xe.zzs,
hrsg. von M. L. Rosenthal
55 Ebd., S.128 New York 1977. S. 96.

38 39
r'
Festzuhaltenan disser Erlãuterung ist, daí! sie die
lsraelshõrte) bezichtigt wird. Dem philologischen Konsens
widerspricht Borges, indem er »den postulierten Gegensatz Spannung austrãgt zwischen Individuum und Gattung, Sin-
zwischen der vergãnglichenNachtigall dieser Nacht und gularitãt und zeitloser Allgemeinheit, die auch Schopen-
hauers These an der wie Tollheit anmutenden Verbindung
der generischenNachtigall«'s leugnet, und zur Begründung
zwischen deiktischer Angabe (»eben jetzt auf dem Hofe«)
dieser These führt er, wiederum leicht ironisch, eine philo-
und metaphysischerBehauptung aufweist. Der Unterstrei-
sophische Autoritãt an: »Der Schlüssel, der prãzise Schlüs-
sel zu dieser Strophe befindet sich, glaube ich, in einem chung dieser Spannungdient auch die Einrahmung des
Zitats. Vorher die hart aneinander gefügten Datierungen:
metaphysischen Paragraphen von Schopenhauer«.s9Darauf
»Die Ode .zn Cine]Vacbllgóz//ist von 1819; 1844 erschien der
zitiert er folgende Stelleausdem Kapitel ÜZ'erden Zod azzd
Zweite Band von Díe We/f úZsWZ//ewnd Vorsre//wzzg.«''; Und
sem VerbZiltnis zur Unzerstõrbarkeit unsers 'Wesensan sicb
des zweiten Bondes der We/r z/s W!//e #nd Vorsle//a7zg: nach dem Zitat die zeitübergreifende Identitãt des Gedan-
kens: »Keats, womóglich nicht imstande, das Wort
»Man frage sich ehrlich, ob die Schwalbedes heurigen
,Archetyp' zu definieren, kam um ein Vierteljahrhundert
Frühlings eine ganz und gar andere als die des ersten sei und
ob wirklich zwischen beiden das Wunder der Schõpfung einer These Schopenhauers zuvor.«" Es ist für das Ver-
ausnichts sich millionenmal erneuert habe,um ebensooft stãndnisvon Borges'Anwendung von Schopenhauererhel-
lend. wenn man diesen kleinen Text mit der Szeneaus den
absoluterVernichtungin die Hãnde zu arbeiten.-- lch weií!
Baddenbrooés vergleicht, in der Thomas Buddenbrook,
wohl, dali, wenn ich einen ernsthaft versicherte, die Katze,
seinen nahenden Tod ahnend, in dem gleichen Aufsatz
welche eben jetzt auf dem Hoje spielt, sei noch dieselbe,
Über den Tod und sem Verbàttnis zur Unzerstõrbarkeit
welche dort vor dreihundert Jahren die nãmlichen Sprünge
nsers Wese7zs
an sicb ]iest und daraus metaphysischen Trost
und Schliche gemachthat, er mich ftir tola halten würde:
aber ich weií! auch, dali es sehr viel toller ist zu glauben, die schõpft. Bei Thomas Mann, desseneigenefrühe Leseerfah-
heutige Katze seidurch und durch und von Grund auseine rung sich hier widerspiegelt,hat SchopenhauersText den
Status eines Kapitels aus der Bildungsgeschichte einer
ganz andereals iene vor dreihundert Jahren.«"Borges
müden Generation; seine literarische Relevanz besteht in
knappe Erlãuterung der Stelle: »Das bedeutet, daí! das Indi-
seinem historisch-atmosphãrischen Signalwert und seiner
viduum in gewissemSinnedie Gattung ist und die Nachti-
Funktion als eines charakterologischen Konnotators. Ipso
gall von Keats auch die Nachtigall Ruths.«"
fern kónnte man hier von der Einbindung Schopenhauers
in die spãtrealistische Erzãhlkunst reden. Borges hingegen

58 Ebd., S. 129.
59 Ebd
Ó2 Ebd
60 Schopenhauer:We/[a/s WI//e nd Vorsfe//ang//, S. 616.
63Ebd..S.129- 130
61 Borges: l)ie ?gacbtigü// pon Keats, S. 129.

41
40
gewinnt dem philosophischen Werk Schopenhauers, das er men. Im Mittelpunkt von Borges' Interesse an Schopenhauer
teilweise selbst ins Spanischeübersetzte, die Dimensionen steht immer die Frage der Zeit. So bezieht er sich auf die
eines Formproblems ab, das sich in seinen dezidiert antirea- Lehre von der Idealitãt der Zeit und der Zeitlosigkeit bzw.
listischen Erzãhltexten ausgestaltenwird. Ewigkeit des Willens als des wahrhaften Seins; ihn interes-
Unsere vorlãufige Beschreibung dieses Formproblems siert weiterhin Schopenhauers Auffassung vom ãstheti-
alsparadoxesZugleich, alsEinheit der Differenz von Singu- schen Gegenstand als zeitloser platonischer Idee; die Scho-
]aritãt und Allgemeinheitin der Wiederholungbedarfnoch penhauerische Metapher des Lebens als eines Buches, das
der Konkretisierung im Hinblick auf diese Texte. Hinrei- man wachend sequentiell liest, trãumend aber sprunghaft
chendeKlarheit dürften wir jedoch gewonnen haben,um nachvorn und zurück, fasziniert ihn; für seineAbwertung
den Sch[uB des Essays Z)ie ]Vacbflgú// uon Ke.:zfsannãhernd der Geschichte zugunsten des Mythos und die damit ver-
zu verstehen: »die unend]iche Nachtiga]] [hat] in der engli- wandte Ablehnung realistischer Darstellungsintentionen
schen Literatur gesungen; Chaucer und Shakespearefeiern kann er bei Schopenhauer Argumente finden; und schlieí!-
sie, Milton und Matthew Arnold, aber mit John Keats ver- lich gehõrt der Schopenhauerische Begriff der zeitenthobe-
binden wir schicksalhaftihr Bild, wie mit Blake das des nen Unpersõnlichkeit als der Form ãsthetischerSubjekti-
Tigers.«" Das Schicksal-- ein Schlüsselbegriff bei Borgas -- vitãt zu den Basiskonzepten von Borges' Poetik.
wãre der Eingang der Idee in die Singularitãt eines Es ist Hr das Verstãndnis dieser Schopenhaueraneig
Schreibaktes, ihre maBgebliche Verbindung mit dem Eigen- nung nicht unwichtig zu erkennen, dali sie einem Muster
namen einesAutors. Es ist die Fügung, die innerhalb der folgt, das im europãischen Symbolismus geprãgt wurde.
Zeit, augenblickhaft,
die Intuition eineszeitlosenFabel- Das kann man am jungen Hofmannsthal beobachten, des-
wesens ermõglicht. Und dieses Schicksal betrifft auch den, sen Cb.zzzdosbHe/'zum Beispiel das Schopenhauerische
der dieseZeilen schreibt, denn der Tiger, der mit dem letz- Bild der Tantalusqualen des Lebens herbeizitiert, um dann
ten Wort des Textes vóllig unvorbereitet auftaucht, ist als einziges Refugium des JungenLords eigentümlich un-
bekanntlich das dichterische Totem-Tier von Borges selbst. persõnlicheAugenblicke des Entzückens,des zeitlosen
Die kleine Hommagean William Blakes Gedicht 7yge6 Zusammenfallens mit einem Gegenstand, der gleichsam
lyge7; bwmí/zg brÜbt hat den Status einer schmerzhaft den ganzen Weltsinn in sich aufgesaugt hat, gelten zu las-
zurückgehaltenen Unterschrift, einer nicho stattgefundenen sen." SeineSommemeíse
(1903) kulminiert in einer Be-
Datierung. schreibung von Palladios Rotunda, in der gut schopen-
Fast sãmtliche Schopenhauer-Zitate,die ich im Werk hauerisch-- der »Drang der fernen Berge,der Drang der
von Borgas habe finden kõnnen, hãngen mit dem Themen- starken Wãsser« endlich »gestillt« werde, »erlõst durch ein
kreis, der in dem Keats-Essay angesprochen wird, zusam-
Gesammelte 'Werke i» Einzekus
65 jugo von Hofmannsthal: EznBneÊ in: dera
64 Ebd., S.131 g &e/zi.Proszz
/7, Frankfurt/M. 1951, S. 7 - 22

42 43
Gleichnis.«" Und die Kunstwerke im Hlause Lanckoroóski Diese Experimente geschehen nun fase immer aber
erwecken in dem Betrachter laut Hofmannsthal »die aufge- natürlich nicho ausschlieíilich, im Zeichen Schopenhauers.
sammelte Kraft der geheimnisvollen Ahnenreihe in uns, Ein herausragendes Beispiel ist die paradox betitelte Ab-
die übereinandergetürmten Schichten der aufgestapelten hand[ung ]Vewe Wlder/egw?zgder Zeir, die die Frage auf-
wirft:»lst nicho die Wlederbo/wng eines eZnzigenG/ieds
überindividuellen Erinnerung.«" Mit der symbolistischen
Akzentuierung der Zeitenthobenheit der Kunst beginnt hinreichend, die Abfolge der Zeit zu sprengen und zu zer-
eine Phase der Moderne, die man als Ausdifferenzierung stõren?Sind nichoalle, die sich inbrünstig einer Zeile von
einer dem Ãsthetischen eigenen Zeitsphãre charakterisieren Shakespeare hingeben, buchstãblich Shakespeare?«" lllu-
kann. Wãhrend Kunst in der Erstphaseihrer Autonomisie- striert wird die These durch die Erzãhlung einer Begeben
rung der Romantik -- noch eingebunden blieb in den Kon- hein,die sich in den zwanzigerJahrenereignete.Die Nie-
derschrift diesesnarrativen Texteswird auf dasJahr 1928
text gesamtgesellschaftlicher Motivationszusammenhãnge,
und das heiígt als Teil des alle Lebensbereiche tragenden datiert, der Text erschien erstmals in der 1936 verõffentlich-

}listorischen Prozessesbegriffen wurde, fãngt sie mit dem ten Gescbicbleder Z?wigéeif.Er wurde aufgenommenals
Teil eines1944 in der Zeitschrift Sar erschienenenTextes
Symbolismusan, eigenezeitliche Konstellationen zu ent
werfen. Das machaFiguren desepiphanischenAugenblicks, über die Zeit, um zwei Jahre spãter im Jahre 1946, in den
der mythischen Wiederkehr, der überzeitlichen Partizipati- endgültigen Text der Neaen Wlder/egang integriert zu wer-
den. lch zitiere dieseDaten nichoaus philologischer Geflis-
on am Fernstliegenden,der Wíederholung und der zeit-
losen Idee attraktiv; und das macha auch Schopenhauer senheit, sondern weil die Frage der Datierung von Borges
aktuell, der als einziger unter den groílen Âsthetikern der selbstpointiert wird. In einem Text, in dem esum die punk
Goethezeit (abgesehen natürlich von Goethe selbst) eine tuelle Wiederholung einesEreignissesgeht, und damit um
entschieden antihistorische Kunstauffassung entwickelte, die Sprengung
der Zeit, hebt er die Wiederholung
des
Textes selbst hervor. Die Zeitform der Repetition, welche
auf deren Vorgaben vor und nach der JahrhunderTwende
zurückgegriffen werden konnte. Das muíi man als Hinter die Neve Wlder/eg#ngzum Thema hat, ist nicht se sehr
grund für die Schopenhauer-Rezeption von Borgas voraus- eine metaphysische als eine literarische Angelegenheit. Bei
setzen, dessemFiktionen wie auch Essays als Experimente Borges werden die metaphysischenSysteme und das
mit den Anordnungsmóglichkeiten einer von den histori- Schopenhauerische ist nur eines unter vielen -- zu einem
semantischen Reservoir, aus dem er Deutungsmuster für
schen Temporalisierungsschemataabgehobenen literari
schen Zeitspháre anzusehen sind. die Formprobleme der eigenenTexte gewinnt.

66 Hlugo von Hofmannsthal: Sommen"esse,


in: ders.: Prós.z//, S. 74.

67 jugo von Hofmannsthal: Ánspracbe lm /7a se des GrótáerzLízncÉoroósêi,in:


ders.:Prosa//, S. 30 68 Jorre Luas Barges:jVewe W2der/egwngder Zeit,in: dera.:/ng zsílzo?zen,
S. 192 - 193

45
44
Das Eintreffen der erhellenden Begebenheit, um die es Dag die Wiederholung auch das Wesen der Literatur
betrifft und nãherhin die Bindung des literarischen Werkes
in der ]Veae z WZder/egwng geht, wird folgendermaBen
beschrieben:»Vielleicht sana ein Vogel, und ich empfand für an den Eigennamendes Autors, zeigt Borges'vielleicht
ihn eine kleine Liebe von dem Umfang eines Vogels; doca berühmteste Fiktion PICA'e Menard, -Awlor des Qw#ole. Das

ist am sichersten anzunehmen, daí! in dieser schon schwin- unmõgliche Projekt Menards, dessenliterarische Laufbah n
übrigens mit einem symbolistischen Sonett beginnt, zielt
delerregendenStille kein anderer Laut zu hõren war alsder
auf nichts anderes als eine Wiederholung des Cervantischen
gleichfalls zeitlose der Grillen. Der vorschnelle Gedanke:
lch bin im Jahr achtzehnhundertsoundsoviel, war nicho mehr Werkes.Dabei geht es nicht um die Herstellung einer
nur eine annãhernde Umschreibung, sondern vertiefte sich bloíien Kopie, obzwar das fertige Werk von einer Kopie
zu WirkJichkeit.lch fühlte mich tot, ich fühlte mich als ãuBerlichnichozu unterscheidenwãre, und auch nichoum
ein Hineinleben in Cervantes' Geist und Welt, also nicht um
abstraktes Wahrnehmungsorgan der Welt: unbestimmte
einen Akt der verstehendenDivination. Vielmehr soll das
Furcht, durchtrãnkt von Wissen, das beste Licht der Meta-
mit dem Namen Cervantes unterschriebene Werk desJah
physik. lch glaubte keineswegs, ich sei die sogenannten
Wasser der Zeit hinaufgeschwommen; eher hasteich mich res 1602 in den Jahren nach 1918 aus der Feder diesessin-
im Verdacht, als sei ich Inhaber der entgleitenden oder gulãrenPierreMenard wieder entstehen.
Man kann die Ambition Menards, den die Unmõglich-
abwesenden Bedeutung des unfaílbaren Wortes Ewzg&eit.
Erst da gelang es mir diese Imagination zu definieren.«" keit der Zielsetzung nicho abschreckt,se beschreiben:Er
Zum abstrakten Wahrnehmungsorgan, schopenhauerisch will aus seiner Zeit und aus seiner Individualitãt heraus all
die Selektionen vollziehen, die zu dem genauen Wortlaut
gesprochen:zum reinen Subjekt desErkennens, zum Welt-
auge geworden, erschaut Borges die Idee als die zeitlose des Z)on Qw#ole-Romans hinführen. Diese Selektionen
Form, die,weit davon entfernt, vom singulãrenAugenblick jedoch heben sich, aufgrund ihrer Datierung, unermeíilich
ab von denen, die Cervantes seinerseitsund in seiner Zeit
abstrahiert zu sem, mit diesem zusammenfãllt. Daran ist
festzuhalten, soll der früher zitierte Satz: »Sind nicht alle, traí. Der Scharfsinn, mit dem Borges die Unterschiede der
die sich inbrünstig einer Zeile von Shakespeare hingeben, wohlgemerkt -- identischen Varianten vorführt, qualifiziert
diesenText als eine Hõchstleistung literarischer Virtuositãt.
buchstãblich Shakespeare?«adãquat verstanden werden. Es
handelt sich nicho um psychologische Identifikation, nicho
Wãhrend sich Cervantesmit der groben Opposition zwi-
um eine erlebnismãíiige Aneignung fremder Vergangenhei- schen Rittergeschichten und der armselig-provinziellen
ten, sondernum die Erfahrung einer puren Repetition als Wirklichkeit seines Landes begnügte, wãhlt Menard als
seine»Wirklichkeit.das Land der Carmenzur Zeit von
paradoxer Einheit von Idee und Augenblick. Diese ist für
Borges die zeitlose Zeitform der ãsthetischen Erkenntnis. Lepantound Lope. Die Erfindung der Carmenim neun
zehntenJahrhundert sowie der Nachruhm desDramatikers
69 Ebd., S.195- 196. Lope de Veda gehen mit anderen Worten -- nem, mit den

47
46
aus der Zeit-Abhandlung zitiert: »lst nicht die Wzederbo
gleichenWorten -- als Prãmissender Selektionsleistungin
das MenardscheWerk mit ein. Menards Sul, das archai- /w/zgeines einzlgen G/!Cãeshinreichend, die Abfolge der
sierende Spanisch eines Franzosen, hebt sich in seiner spür- Zeit zu sprengenund zu zerstõren?«Dieser Satzbewahr-
baren A#ektiertheit von dem alltagssprachlichenDuktus heitet sich an der Geschichte von Pierre Menard, von dem
des Cervantes deutlich ab. Cervantes' Formulierung: »die der Erzáhler meint, seineArbeit beinhalte eine neue Lese
technik des absichtlichen Anachronismus und der falschen
Wahrheit, deren Mutter die Geschichte ist«, ist ein konven-
tionelles rhetorisches Lob; bei Menard, dem Zeitgenossen Zuschreibung. Die vom Schema der historischen Zeitfolge
von William James,ist die gleicheFormulierung ein radika- emanzipierte Sinnwelt der Literatur wird disponibel für die
les Bekenntnis zum Pragmatismus.Eine Zeile aus Menards Erprobung diverser Anordnungen und Kombinationen.
Werk lãBt den Erzãhler die Stimme des verstorbenen Homer kann man lesen, als kãme er nach Vergil, die /mala
Freundes hóren und erinnert ihn an ein Gesprãch, das beide rZo Cóàsri als wãre sie ein Werk von Louis Ferdinand
Céline. Das hei6t aber nicht, daB die Literatur zeitlos ist im
über eineZeile von Shakespeare geführt hatten,was natür
lich bei Cervantes' gleichlautenden Worten nicho móglich Sinne des Byzantium-Gedichts von William Butler Yeats.
wãre. So sprachtheoretischbrisant und logisch rigores ist Vielmehr ereignetsie sich je neu, je anders,und dann
schicksalhaft, im unendlichen Felde ihrer paradoxen Wie-
Borges' Darlegung der Divergenzen zwischen den gleich-
laut;nden Texten der beiden Autoren, daGsie ein bedeuten- derholungen.
Eine zweite Erzãhlung, Z)íeÊreisÕõ7mígen
R inen, ent-
der sprachanalytischerÃsthetiker in einer der Frade nach
der Identitãt des Kunstwerks gewidmeten Untersuchung faltet dasgleicheFormproblem wie riem'e .4/ezz.zrd in einer
verwenden konnte." unterschiedlichen Richtung. An einem Flui, der von Süden
nach Norden flieBt, befindet sich die kreisfórmige Tempel-
Die Auflistung der Unterschiede, die Menards Werk
von dem seinesVorgãngers trennen, dürfte hinreichen, um ruine eines vergessenen
Kultes. Hier nimmt sich ein
Mensch vor -- die Aufgabe macha seine Sendung, sem
Borges' Text in dem hier zur Diskussion stehenden Zusam-
Schicksal aus --, einen zweiten Menschen, und zwar aus den
menhang zu verorten. [)ie experimentelle Fiktion Pico'e
iWenard treibt die Spannung zwischen der Allgemeinheit Tiefen seinesWillens heraus,bis ins letzte organischeDetail
desTypus und der Singularitãt des datierbaren Tokens aufs komplett zu ertrãumen. Does gelingt ihm. Der einzige
Ãuíierste -- zum Punkt des Auseinanderfallensin der Iden- Unterschied zwischen dem ertrãumten Menschenund
titãt. Cervantes' Werk, unauflõslich gebunden an seinen einem wirklichen, besteht darin, daK jener vom Feuer nicho

Eigennamen, hebt sich gleichwohl von diesem ab und wird


verzehrt wird. Das ist die Bedingung, die der Zeit- und
durch die Repetition ein Anderes. lch habe oben den Satz Feuergott, der alsTiver bzw. Pferd im Tempel semBild hat,
dem Trãumenden auferlegt. Der Trãumende entlãíit sem
Geschõpf, schickt es zu einem zweiten Tempel, der sich
70 Vgl. Arthur C. Danço: 7be Zra?zsPg
ra zonoÍlbe Colmo?zp&zce.4 Pbz/osopAy
of etwasweiter nórdlich am Fluíabefindet. Dann kommt das
.,4#, Cambridge, Massachusetts/London 1981,S. 33 - 37

49
48
ellesz.rstõrende Feuer und der Mensch entdeckt zu seinem von singulãremAugenblick und íiberzeitlicher Idee in der
Erschrecken, dali es auch ihn unversehrt lãBt, mithin dali Wiederholung. In riem'e J/en.zrd wird dieseparadoxe Ein-
auch er dasTraumprodukt einesanderen Trãumers ist. Die heit aus der Perspektive des Schreibenden, in Z)íe &reís$õr-
Zirkelform der Ruinewird damit zur Figur einerunend- mZgenR ine zaus der Perspektive des Lesenden dargestellt.
lichen Rekursion, der ZeitfluB wird zu einer unabschlieí! Die Erzãhlung F#nes e/ memoàoso (etwa: Fw?zesder Ge-
bares Reine von Trãumern, die selbst ertrãumt werden. d2cb nlsreícbe),die, wie die vorhin besprochenen Texte, in
An der Geschichte ist unschwer das Schopenhauerische die Samm[ung F[ccí07zes" aufgenommen wurde, ]ãBt eine
dritte Variante des Problems erkennen. Bei der Titelfigur
Grundgeriist vom Willen und von der Traumwelt der Indi-
viduation, die wir Wirklichkeit nennen, wiederzuerkennen. handelt es sich um einen jungen Mann, der vom Pferde
Aber es handelt sich hier nicho um die Allegorisierung stürzt und infolge diesesUnfalls gelãhmtwird. Ater der
Sturz hat eine zweite Konsequenz, der das eigentliche Inter-
philosophischer Thesen, nicho um eine fiktional eingehüllte
Aussageüber dasWesender Welt. Die philosophische Vor- essedes Erzãhlersgilt. Aus der Bewuíltlosigkeit wieder zu
sich gekommen, entdeckt nãmlich dieser Ireneo Funes, daB
gabedient vielmehr der Auslegung des Formproblems, das
der Text selbstverkórpert. Im Augenblick desTodeserfãhrt er über ein vollkommenes Wahrnehmungsvermõgen und
der Mensch das Zugleich von Allgemeinheit und Singula- Gedãchtnis verfügt. Er merkt sich alles; jede Einzelheit der
ritãt in der rekursiven Wiederholung. Und dieseErkenntnis ihm begegnenden Welt schreibt sich seinem Gedãchtnis ein.
So ist ihm das Gesicht, das er im Spiegel sieht, jedes-
greift auf den Leser über, der die Zeitform des eigenen
Lesens seinesErtrãumens eines Menschen, der einen Men- mal überraschend neu. Nicht nur der einzelnen Blãtter
schen ertrãumt -- im Text dargestellt findem.Wollte der Leser einesBaumes erinnert er sich, sondern auch ihres jewei-
diese schwindelerregendeErkenntnis in Worten formulieren, ligen Zustandes bei zeitlich auseinanderfallenden Wahrneh
dann fende er wohl keine passenderenals die, mit denen mungsakten. Dagegen kennt er das Allgemeine nicho. Selbst
empirische Begriffe haben für ihn kaum einen Sinn, da sie
Borges die Nele Wzder/egangder Zeit abschliegt: »Die Zeit
ist ein Flua, der mica davonreiílt, aber ich bin der Flui!; sie Gegenstãnde,die ihm als extrem unterschiedlich vorkom-
ist ein Tiver der mich zerfleischt, aber ich bin der Tiger; sie men, gleichsetzen-- der Begriff »Hund«etwa den Hund,
ist ein Feuer,das mich verzehrt, aber ich bin das Feuer. Die den man um drei Uhr vierzehn von der Sentesieht, und den
Welt, unseligerweise, ist real; ich, unsehgerweise, bin Borges.«" Hund, um drei Uhr fünfzehn von vorne gesehen.Kurz:
Meine These war, dal! SchopenhauersPhilosophie Funes erlebt jeden Augenblick bewu8t, registriert jeden
Borges semantische Mittel an die Hland gab, Formproble- Unterschied, speichert fede Partikularitãt des Seienden in
seinem vollkommenen, nichos auslassenden Gedãchtnis.
me, die mit der Zeitlichkeit der Literatur zusammenhãngen,
ins Werk zu setzen.Dabei gins es um die Koinzidenz
72 Vgl. Jorre Luas Borges: Fzélzonen.Erz.ió/Knge?z /939 .7944,übers. von Karl
August Horst und Gisbert H.aefs,Frankfurt/M. 1992
71 /ngwísizionen,S.205.

51
50
Im Laufe der Erzãhlung werden Vorgãnger (Locke, Me/t aZsWz//ewnd Volts e//z ng findet Eingang in die sprach-
Swift) genannt,die sich ãhnlicheFãlle wie den von Funes kritischen ReHexionen,die Nietzsche in der im zweiten
vorgestellt hatten, aber die eigentliche Genealogieseiner Abschnitt erwãhntenSchrift beber Wúbrbeí wlzdLüge ím
Erfindung verschleiert Borges. Sie geht nãmlich auf Scho- aassermora/iscben Sinne entfaltet: »Jeder Begriff entsteht
durch Gleichsetzen des Nicho-Gleichen. So gewiss nie ein
penhauer zurück, der die Sonderstellung des Menschen
darin sah, daB er sich mit Hilfe der Sprache dem Andrang Blatt einem anderen ganz gleich ist, se gewissist der Begriff
der Gegenwart entreiBt und ein Selbstverstãndnisaufbaut, Blatt durch beliebiges Fallenlassen dieser individuellen Ver-
in dem Vergangenheit und Zukunft zu Bezugspunkten der schiedenheiten, durch ein Vergessen des Unterscheidenden
Lebensorientierung werden. Erinnerung und Antizipation gebildet«."
entstehendurch Reduktion von Komplexitãt, durch cine Die zwei angeHihrten Stellen darf man ruhig als die
abstrahierende Leistung, welche die Fülle der anschau- Quellen von Borges' Erzãhlung ansehen.In der Figur des
lichen Gegenwart in wiederholbare Schemata-- allgemeine Funes wird ein Mensch imaginiert, der -- mit Nietzsche
Begriffe überführt." Schopenhauers
Konzept vom Zu- gesprochen die Kraft zu vergessennichobesitztund daher
sammenhang zwischen spracllicher Abstraktion und Tem- gelâhmt, handlungsunfãhig ist, und der gleichzeitig kei-
poralisation wird von Nietzsche in der zweiten Z./nzeit- ne Komplexitãt reduzierenden Gleichsetzungen des Nicht-
gemãssen Betracbtttng, Vom Nwtzen und Nacbteil der Gleichen vornimmt und daher sprachunfãhig ist. Mit dieser
.f/isfoHe/ür das Z,ebezz,aufgegriffen und zur These radikali- Figur die vielleicht die Ruhe (Ireneo) der flieRendenZeit,
siert, eine notwendigeBedingungdes gesunden,aktiven die punktuelle Gegenwart als n nc s ns" personifiziert,
Lebens sei das Vergessen.Die These wird durch die knappe gestaltet Borges einen Grenzwert seines Schreibens. Denn
Skizze eineshypothetischen Falls begründet: »Denkt euch die Poente der Erzãhlung ist ja die, daB wir das, was Funes
das ãussersteBeispiel, einen Menschen, der die Kraft zu erlebt, nicho denken kónnen. Er steht auíierhalb der Sphã-
vergessengar nicho besãsse,der verurteilt wãre, überall ein re sprachlich vermittelter Erkenntnis und Verstãndigung.
Werden zu sehen:ein Solcher glaubt nicho mehr an sem Funes' BewuBtsein ist dem menschlichen inkommensura-
eigenesSem, glaubt nicht mehr an sich, sieht elles in beweg- bel; es fãllt mit der absoluten Singularitãt des gegenwãrtigen
te Punkte auseinanderfliessenund verliert sich in diesem Augenblicks zusammen. Funes kennt keine Wiederholun
Strome des Werdens: er wird wie der recite Schüler Herak gen,weil sich bei ihm alles, bis ins letzte Detail, wiederholt.
liaszuletzt kaum mehr wagenden Finger zu heben.«" Der Sem schónes Buch über Borges beendet Heinz Schlaf-
fer mit dem Satz:»Die Literatur sollte keine Autoren ken-
gleiche Gedankenkomplex aus dem Vernunft-Kapitel der

75 Fricdrich Nietzsche; Ue&er Wa#rbei nd Lüge im ssermora/lscbe?z Sz?zne


73 Vgl. Schopenhauer: WeJt íz/s Wi//e rlc/ Varste//K/zg /, S. 72 - 77. S. 880.
74 Friedrich Nietzsche:Vom NKtze?zzí?zd
Naco el/ der /7zsfone/hr das Leben,
ders.: Sãmt/lc&e Werée, Bd. 1, S. 250. 76 Vgl. Schopenhauer: We/t aZsW2/7ewnd Vorste//wng /, S. 385 - 386.

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52
nen -- auKer Borges, dessengame dann der Inbegriff von wer von beiden [Borges oder ich] dieseSenteschreibt.«" Das
Literatur Mare.«"Den Satzkann ich unterschreiben,aber ist es,was ich die Einheit von Allgemeinheitund Singu-
nicho in dem von Schlaffer gemeinten Sinne. Der Eingang laritãt nannte: sie spaltet und begründet den Schreibakt und
der Literatur in den Namen ist keine eitle Phantasie,keine den Akt des Lesens mit ihrer Paradoxie. Und diese Para
Flucht aus der Welt in die zeitlosen Ideen. Das war der doxie, maílgeblich durch Schopenhauergeprãgt,ist das,was
Wunsch von Yeats. Vielmehr geht es um die paradoxe uns am Namen Borges,der die Literatur bezeichnet,zu
Doppelstruktur des Namens als eines Zugleich von ideeller lesen gegebenist.
Allgemeinheit und Singularitãt. Diese Struktur habe ich
anhand von Borges Schopenhauer-Rezeption als Formpro'
blem seinesWerkes nachzuzeichnen versucht. Das Problem,
lv
von dem hier die Rede ist -- das Problem des literarischen
Eigen namens und der Datierung --, findet seine gültige For-
Es ging mir in diesemEssay nicht darum, die ganze
mulierung in einem Text, der den Titel trãgt: Borgas and icb. Spannbreite von Schopenhauers EinfluB auf die moderne
Das lch, dasin diesemText spricht,ist dassingulãreIndivi- Literatur darzustellen.SogroB ist dieserEinfluíi, daBer ein
duum, das durch Buenos Aires schlendert und vielleicht Forschungsgebiet für sich ausmachen würde. Der Versuch,
mal stehenbleibt, um einen Bogengang und die Gittertür zu ihn in seiner Gesamtheit darzustellen, ergãbe nur einen
betrachten. Borges ist das Autoren-lch, über das man in Katalog von Namen und Titeln, in dem daseigentlich Inter
einem biographischenLexikon nachlesenkann. Das lch essante verschwãnde: die Transformation philosophischer
lebt »sevor mich hin, damit BorgesseineLiteratur ausspin- Thesen und Einsichten in Formprobleme, die sich in libera
nen kann.«" Zu einer bestimmten Zeit habe es versucht, rischen Texten von Rang entfalten. Wie das vor sich geht,
sollte am Werk von Beckett und Borges aufgezeigt werden.
sich von Borges zu befreien, aber die Spiele mit der Zeit und
Die Auswahl der beiden Autoren ist natürlich sehr
mit dem Unendlichen, die ihm das ermóglichen sollten,
gehóren nun nicho ihm, sondern Borges. So geht es dem lch: speziell. Sie fokussiert einen Ausschnitt aus der Landschaft
der modernen Literatur, den man als selbstreflexives Schrei-
entweder geht ihm alles verloren, fãllt es dem Vergessen
anheim, oder es fãllt dem anderen, dem Literatur-Borges ben bezeichnen kónnte. Die Texte von Beckett und Borges
zu. IJnd nun der SchluílsatzdesTextes:»lch weiíi nicho, unterhalten zwar, aber nicht dadurch, dali sie, wie in der im
zwangzigsten Jahrhundert noch anhaltenden Tradition
realistischen Erzãhlens, Konfigurationen der Lebenswelt
wiedererkennen lassen. ceder die Vergegenwãrtigung ge
77 Heinz Schlaffer: Borgas,Frankfurt/M. 1993,S. 125.
78 Jorre Luas Borges: Borgas 1{72dz(b, in: dera.: Borgas nd /cb. K#rzprosa Hlzd
Gedzcbte/960, ilbers. von Karl August Horst und Gisbert Haefs, Frankfurt/M.
79 Ebd.,S.47
1993,S.46.

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54
schichtlicher Erfahrung noch die Darstellung psychologi- Borges die Haltung eines metaphysischen conslr#dear:
scher Motivationsgeflechte ist ihre Sache. Politisches Enga- zusammengenommen deuten diese für den selbstreflexiven
gement fehlt ihnen (den Texten,nicho unbedingt den Auto- Traditionsstrang innerhalb der modernen Literatur typi-
ren) gãnzlich. Das sind jedoch mõgliche Zielsetzungen schen Phãnomene auf die Zukunftstrãchtigkeit des Scho-
moderner Literatur, und aus der Tatsache,daB sie dem penhauerischen Konzepts -- um nicho zu sagen: Ideais -- der
ãsthetischen Anliegen von Beckett und Borges fremd sind, Unpersõnlichkeit. Schopenhauers Bedeutung für die mo-
sola nicht geschlossen werden, dali dort, wo sie vorherr- derne Literatur liegt zum Teil darin, daí! seinePhiiosophie
schen, Schopenhauer ohne Belang sem müílte. Das Beispiel einen semantischen Raum erõffnet, in dem Formem uon lcb-
von Günter Grass, dessen Darstellung der Katastrophe des /oserSw&7eAtiuízãterprobt werden kõnnen.
Zweiten Weltkriegs in der B/ecbfromme/ als greulich-gro- Der zweite Aspekt von Schopenhauers Philosophie,
teske Komõdie maílgeblich von Schopenhauer beeinfluBt welcher sie für den selbstreflexiven Flügel der ãsthetischen
ist, beweist das Gegenteil. Moderne zitierbar macha, ist die Be onang des Z)arsre/-
DaB zwischen SchopenhauersPhilosophie und der /wngsprob/ems. Selbstreflexive Literatur ist sich dessen
Tradition selbstreflexiven Schreibens, der auch die im Vor- bewuBt, dali sie keine Welt der Dinge, sondern eine der
beigehen erwãhnten Vorgãnger von Beckett und Borges Zeichen entwirft, dali ihr eine gewisse Intransparenz
(Kafka, die Symbolisten) zuzurechnen sind, eine starke wesentlich ist. Diese tlberzeugung hãngt natürlich mit der
Affinitãt besteht, ist allerdings nicho zu leugnen. Die Wahl- sprachtheoretischen Wende, die sonsa sehr diversen philo-
verwandtschaft beruht meines Erachtens auf vier Besonder- sophischen und künstlerischen Richtungen des zwanzig-
heiten der Schopenhauerischen Philosophie. Als erste ist die sten Jahrhunderts gemeinsam ist, zusammen. Nun gehõrt
Akzentuierung der t/npersóz/ícbÊeit zu nennen, die in Schopenhauer freilich nicho zu den groBen Sprachtheoreti
Schopenhauers Auffassung ãsthetischer Sublektivitãt als kern unter den Philosophen. Damit sollen seinediesbezüg-
eines reinen Erkenntnissubjekts in aller Deutlichkeit her- lichen Verdienste nicho geschmãlert werden, denn die weni
vortritt. Bei Schopenhauer
wird diesesAbsehenvom indi- gen Bemerkungen zur Sprache,die in der We/r aZsIVZ//ea zd
viduellen lch in der Terminologie seines philosophischen Vorsfe//wng vorkommen, umreiBen ein in der Tat hõchst
Meisters Kant gedacht, aber die gleichsam materielle Ein- originelles Konzept einer anthropologisch fundierten,
sicht behãlt auch und geradedann ihre Gültigkeit, wenn pragmatischen Sprachtheorie. Im Zusammenhang mit Bor
man sie der transzendentalphilosophischen Prãmissen ent- ges' danes-Erzãhlungwurde das oben angedeutet."Aber
kleidet. Die imp.zssiuitéFlauberts, das Verschwinden des trotz dieser Leistung trifft es zu, daB die Sprache an sich
individuellen Erlebnissubjekts aus der Lyrik seio Mallarmé Hr Schopenhauer kein theoretischer Gegenstand ist. Sem
und den Symbolisten,
die merkwürdigeNeutralitãtder
Erzãhlstimme bei Kafka oder Blanchot, Becketts Reduk-
tion des Erzãhlers auf die bloBe Instanz des Sprechens,bei 80 Zu diesem Thema vgl. Arnold Gehlen: Díe ResaZzaeSc&open&aaers,
S. 35 - 36

56 57
mõchte. Mit der Abkopplung der Vorstellung von jeglicher
philosophisches Interessegilt vielmehr der (auch die Spra- externen Referenz entsteht nãmlich das Problem des man
che umfassenden) Domine der Vorstellungen, und auf die-
sem Feld beinhaltet sem Beitrag einen ganz entschiedenen gelnden Gehalts. Reprãsentationen,die nur auf andere
Reprãsentationen verweisen, wirken leer; die Substanz der
Vorgriff auf die Darstellungsproblematik,
die man um die
Welt lõst sich auf; die Erfahrung wird zu einem Traum-
Jahrhundertwende sprachkritisch reflektieren wird. Was ist
nun dasZukunftsweisende an SchopenhauersVorstellungs- gebilde. Schopenhauer, der dieses Problem ins allgemeine
BewuBtsein hob, meinte es dadurch lõsen zu kõnnen, dali
konzept? Wohl dies:dali er anstatt wie reine idealistischen
er dem Leib einen philosophischen Schlüsselstatuszu
Zeitgenossen vom Subjekt auszugehen, die Vorstellung
selbst als das primãre Datum nimmt und sodann der Frage
schrieb.Denn mein Leib ist mir nicht nur als Vorstellung
nach deren Sinnstruktur nachgeht. Dabei stellt sich heraus, gegeben,sondern auch als unmittelbares Bewuíitsein des
dali Vorstellungen dadurch sinnvoll sind, daí! sie auf andere Impulsos, des Begehrens,des Willens, und die Evidenz
dieser Gegebenheit ist feder Reprâsentationvorgãngig. So
Vorstellungen verweisen, diese wiederum auf andere, und
seweiter ad iMinitum. Nicho als Bilder von Objekten, aber gewinnt Schopenhauerden Gehalt zurück, den seineTheo
auch nicho als vom Subjekt vollzogene Setzungen werden rie der Vorstellung verabschiedethaste.Er deutet die ganze
die Vorstellungen konzipiert, sondern als Elemente eines vorgestellte Welt nach Analogie des Leibes als »Objek-
interreferentiellen(also: selbstreferentiellen) Netzwerkes. titãt«" des metaphysischenWillens. Nicho die Einzelheiten
Genau diese sich ins Unendliche erstreckende Verweisungs von SchopenhauersArgumentation sind jedoch für unsere
struktur meint Schopenhauermit der oben zitierten Formei Fragestellungwichtig, sondern deren übergreifende seman-
von der »gânzlichen
und durchgãngigen
Relativitãtder tische Konfiguration. Sie besteht darin, daB sowohl dem
Denken als auch der künstlerischen Praxis nunmehr die
Welt als Vorstellung«.8'Im Hlinblick auf das Darstellungs-
Aufgabe zufãllt, den Bezag zw eí zem Unz'ordeno/ícben, sicb
problem ist Schopenhauers semantische Vorleistung also
darin zu sehen,da8 er die Vorstellung sowohl vom Subjekt der ReprZisentation Entziebenden zu ge'ioinnen. V.s ç.ann
als auch vom Objekt abkoppelt und sie damit autonom keinen Zweifel daran geben, dali die Schopenhauerischen
setzt. Erst mit Schopenhauerwird es mõglich, díe Repr2- Lõsungsangebote einerseitsdie unmittelbare Gegebenheit
des Leibes, andererseitsdie ãsthetische Idee als Vergegen
selzfariozzú/s gescb/osse7zes
S7sfem za den&en. Die Diskussi-
on von Nietzsche und Beckettim zweiten Abschnitt zeigt wãrtigung einer wesenhaften Struktur des Seios -- traditi-
onsbildend sind. Den ersten Weg beschreitet der Expressio
zwei Weisen, diese Móglichkeit zu verwirklichen.
nismus in allen seiner Erscheinungsformen, den zweiten
Eng verwandt mit der eben erõrterten semantischen
Vorleistung ist nun ein dritter Aspekt der Schopenhaueri- (das belegen die open angeführten Zitate aus Hofmanns-
schenPhilosophie, den ich den Bezwg zam Sem nennen
82 Diesen Terminus führt Schopenhauer Vete als 'Wiite nd Vorstelt ng i
S.173
81 We/ta/sWi//e nd Voltse// ng/, S.71

59
58
thals Frühwerk) der Symbolismus. Aber auch wo die Scho- lungssystems, anderseits die Thematisierung der Lambe
penhauerischeLõsung nicht überzeugt -- wie im Falle von weile -- dieser modernen Krankheit -- als einer Zeiterfahrung
Nietzsche und Beckett --, bleibt die semantischeStruktur an sich. Die vierte semantischeVorleistung der Schopen-
die gleiche, nur bezieht man sich auf die Abwesenheit des hauerischen Philosophie für die moderne Tradition selbst-
Seins,auf dessen Entzug. reflexiven Schreibens besteht in der Zrennang uon Zeir #nd
Beim zuletzt zu erwãhnenden Aspekt von Schopen- Sinzz.Aufgrund dieser Trennung stõÊt die moderne Litera-
hauers Philosophie haben wir es mit einer semantischen tur an die Grenze der narrativen Form als einer Synthese
Konfigurationzu tun, die die Gegenüberstellung
von von zeitlicherAbfolge und semantischen
Konzepten.Es
Beckett und Borges ans Licht hebt. Denn, wenn unsere gehórt zum Erbe Schopenhauers, daB diese Grenze als
überlegungen richtig sind, besteht die semantischeVorlei- Formmóglichkeit in den postnarrativenTextenvon Beckett
stung Schopenhauers für Beckett darin, daB seine Philoso- und Borges entdeckt werden konnte.
Sind damit die semantischen Vorleistungen der Scho-
phie auf das Problem der Differenzlosigkeit des Sinns auf-
merksam macha.Bei Borges hingegen geht es um die die penhauerischenPhilosophie für die moderne Tradition
zeitliche Abfolge sprengendeZeitform der Wiederholung. selbstreflexiven Schreibens erschópft? lch glaube nicho, und
Dali man aber diese beiden Formprobleme separar anvisie um diese tJberzeugung zu begründen, móchte ich diesen
ren kann, ist nicho selbstverstãndlich. Vielmehr ist es ja tra- Essay mit einer kurzen Glosse zu Thomas Bernhard auch
ditionell se gewesen,dali Zeit und Sinn zusammenbehan- er ein intensiver Leser Schopenhauers -- schlieRen.Das Fak-
delt wurden und anders gar nicho behandelt werden tum, von dem ich ausgehe,ist, daB in BernhardsgroBem
konnten. Das ist nãmlich dasGesetzder Narration: dali Roman .4ws/óscbwng"die Lektüre Schopenhauers, die ein
sich der Sinn in der Zeit entfaltetund dali die zeitliche gehende Diskussion seiner Thesen, die genaue Beschrei-
Abfolge einen Sina hat. Dieses Strukturgesetz beruht dar- bung und gebührende Würdigung seiner sprachlichen
auf. dali traditionelle narrativeFormen menschlichesHan Meisterschaft, nicbt stattfinden. Die Auseinandersetzung
deln zum Gegenstand haben, denn die Handlung entfaltet mit Schopenhauer -- eine Sache von ãuílerster Wichtigkeit,
sich als Cine zeitliche Abfolge, die einen übergreifenden eine Pflicht des Geistes muíi immer wieder aufgeschoben
Sinn hat. Bei Borges und Beckett allerdings (andere Auto- werden; nicho einmal die Erinnerung an vergangene
ren kõnnte man natürlich auchin diesemZusammenhang Gesprãche über den Philosophen gewinnt im Text der .4as-
nennen) lõst sich die Zeit bzw. der Sinn aus dieser Amalga- /óscbang erzãhlte Gegenwart. Schopenhauerist als Leit-
mierungund wird zu einemSonderthema.
Die Zeit hat figur von Bernhards Schreiben nur noch als Abwesender
nicho mehr unbedingt einen Sinn, und der Sinn ist nicht prãsent. Und der Grund dafür ist seinerseits Schopenhaue-
gebunden an den zeitlichen Vollzug. Diese Trennung ist bei risch. Der Aspekt in SchopenhauersPhilosophie, der von
Schopenhauer vorgedacht worden. Das belegen einerseits
83 Thomas Bernhard; .4as/óscb#7zg.
Ez?zZela//, Frankfurt/M. 1996
die eben erõrterte Problematik eines geschlossenen Vorstel-

61
60
Bernhard als Formproblem aktualisiert wird, ist die Lehre über den Andor
vom Geme als dem Subjekt reiner Kontemplation. Die
Daseinsweise des Genies ist aber stãndig bedroht durch die
Da'oid E. WellbeU,
sich unermüdlich reproduzierende Mediokritãt der egoisti- 1947 in Cooperstown, New
schen Zielen nachjagenden Willenssubjekte. Bei Bernhard York geboren, studierte Ger-
L
\

manistik an der State Univer


baIlE sich diese ausufernde Verlogenheit, diese Kunstfeind-
lichkeit und Borniertheit, zu einem Gegen-Willen,der sich sity of New York at Bing
hamton (B.A. 1969) und an
in den Worten niederschlãgt, die den Schreibenden umge
der Yale University (Ph. D.
ben. Die Sprachwelt von Bernhard ist gleichsam okkupiert 1977). 1975 1983 Assistant
vom schnõden Andrang der omniprãsenten Verfãlschung Professor. 1983-1987 Asso-
Deswegenkommt esfasenie zur Niederschrift der groBen ciate Professor 1987 1990
Professor of German and
Abhandlung, zur gründlichen Auseinandersetzungmit
Comparative Literature und
dem groBen Werk, zur Partizipation an der reinen Kontem-
Chairman des Department of
plation; deswegen ist das Erzãhlsubjekt eine se prekãre, Comparativa Literature an
gefâhrdete Figur immer am Rende des Wahnsinns. Das der Stanford UniversiW- Kali
Subjekt bei Bernhard ist ein von Sprachwunden genarbtes; fornien. Seit 1990 William
die Worte der Vielen umschwirren eswie dreiste Zumutun- Kurrelmeyer Professorof German an derJohns Hopkins Univer-
sity, Baltimore, Maryland. 1980 - 1981 Gastprofessur an der Rhei
gen, unakzeptable Verfãlschungen; esist ein beleidigtes, ein nischenFriedrich Wilhelms-Universitãt Bonn, 1984- 1985an der
aus der Beleidigung heraus empórtes Subjekt -- und es ist Princeton University, New Jersey. 1989 - 90 Fellow des Wissen
daher auch komisch. So entsteht bei Bernhard ein unmógli schaftskollegs zu Berlin, 1994- 1996 Gastforscher am Zentrum
cher Traum: der verbissene Wunsch, diese Willensspuren der für Literaturforschung, Berlin, 1994- 1996Mitglied der interdis
anderen endlich auszulóschen, der Wunsch, das letzte Wort ziplinãren Forschungsgruppe»Poetik und Hermeneutik«
zu -haben. Damit holt er einen Aspekt von Schopenhauers
Philosophie, der bislang unbeachtet geblieben ist, in die Ge-
Bücbuerõffentticbangen
genwart. Denn genau dieser Wunsch, genau diese Sehnsucht
nach der endgü/ ZgenAussage,der Aussage,die in ihrer Leasing's»Laocoon«:Semioticsand Aestbeticsin tbe Age ofRea-
strahlenden Gültigkeit dem Gewimmel der Verlogenheiten son,Cambridge1984.
ein Ende machenwürde, ist einewesentlicheMotivation Goetbes »Harzreise im 'WinteT«: Eine Deutwngskontrouerse, n\k
des Schopenhauerischen Schreibens. Die Schopenhauerische Klaus teimar Paderborn 1984
Wat findem in Bernhards Texten ein modernes Echo. Was Tbe Specnlar Moment. Goetbe's L)ric and tbe Beginnings of
Bernhard dem Werk Schopenhauers abgewinnt, ist mit an- Romanlictsm, Stanford 1996.

deren Worten dessen eigene tragisch-komische Gestalt. Neo-Retóricae Z)econsrwç2o,


Rio deJaneiro 1998.

63
62
Als Heraasgeber:
THEMEIN Eine Pvluatdrwck Reine
der CaraFTiedricbuon SiemensStiftung
Positionen dev Literatuvxoissenscbaft. Acbt Modellanalysen am
Beispiel'uon Kleists »Das Erdbeben in Cbile«, München 'lq85,
zweite Auflage 1987, dritte Auflage 1994. In der Reihe 7bemen wird eine kleine Auswahl der im Wissenschaftlichen
Reconstrwcting
Indiuiduatism:
Indevdisc@tinary
Stwdies
ol:Identit), Programm der Carl Friedrich VODSiemensStiftung gehaltenenVortrãge in
teilweiseüberarbeiteterund erweiterterForm verõffentlicht. Die Publika
Se/g and Áafonomy, mit Thomas Heller und Mortos Sosna,
StaMord 1986. tionen kónnen von der Stiftung direkt bezogen werden. Vergriffene Bonde
sind mit dem Vermerk vgr gekennzeichnet.
RAefoàca/íí7.' HisroO,-7beoT-Pracfíce, mitJohn Bender, Stanford

CArozzofypes.' 7be Conslraction of Zme, mit John pender,


Stanford 1991 l Reinhard Raffalt: Z)ás Proa/em der i(on zê bz/dwzzg in der zeztge?zós-
síscbenpese//scbílát. 1960. 2. Auflage 1970. 20 S. ugr
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der Z)eafscbenzwr WZTÊ/icbéeif
der
Po/ifzé. 1963. 2. Auflage 1970. 40 S. vgr
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À/enscben. 1964. 2. Auflage 1970. 36 S. ugr
7 C\emews hugust P.ndreae. Leben soir in einer über$K$gesellscbaft!
1965. 2. Auflage 1970. 28 S.vgr
8 Rolf R. Bigler: .Wóg/icbÊei en nd Grenzen der Psycbo/oglscbezz
Rüsfang, 1965. 2. Auflage 1970. 35 S
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57 Seth Benardete: On Pálio's »SJmposíwm« über P&ztons »Sy/nPoszon«.
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58 Yosef Hayim Yerushalmi; »Dlener vo/z Kónzgena/zd nicbl Z)ze/zeruon
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62 S
59 Stefan Hildebrandt: Wúbrbeif nd We m z bem z zscberEr&ennfnzs.
1995.60S.
60 Dieter Grimm: Bra cb E rop zCineVel$assng? 1995.58 S.
61 Horst Bredekamp; Reprãserzfúrz07z
Knd Bz/dmagíeder Re?zíssancea/s
Forznprob/em.1995.84 S.
62 Paul Kirchhof: Z)ie Verscbzedenbeir
der J/enscbez #nd die G/eícbbezl
uor dem Gesefz.1996.80 S
63 Ralph Lerner; Ã/alho/lides' Vorbi/der me?zscb/icber Vo//Éomme/zbeif.
1996.50 S.
É,4 lasso ttoÍmann: Bilder des Füedens odes Die vergessene Gerecbtigkeit.
Drei anschawlicbe Kapitel dev Staatspbilosopbie. 'L9q7. q8 S.
65 Ernst-Wolfgang Bõckenfõrde: We/cbe/zWeggebt EwroPa?1997.60 S.
66 Peter Gülke; /m Z7Ê/ s eí ze We/f..4/ozzzrls/elzre SirzBonie/z.
1997.64 S.
67 David E. Wellbery: Scbopenbú erspede /zg/ãr dzemodems Z,ilerafwz
1998.70S.
68 Klaus Herding: Pregas«Z.eolzardo«.
EzlzeÁ seznandersetz/íng
mírpsycbo
.zna/7 zscben7beoHen der Gegenw.za. 1998. 80 S.

AuRerhalb der Reihe ist erschienen


1985 - 1995 Cara Fáedrtcb uon Siemens Stiftwng Zebnjabresbeücbt.

1996. 2. Auflage 1999. 144 S. mit 81 Abblldungen.

68
Notiz zuT Zitierweise Verõffentlichungen
DavidE.'«'ellbery:
der Carl Friedrich von SiemensStiftung
Schopenhauers Bedeutung für die moderne Literatur -- HeTausgegeben
uon Heinz GKmin und Heinricb Meter
Miinchen: Carl Friedrich von SiemensStiftung, 1998
(Reine »Themen«, Bd. 67).
Band 1: Heinrich Meter (f7rsg.,l
Die Herausforderung der Evolutionsbiologie
294 Seiten mit 28 Abbildungen, DM 19,90, Serie Paper 997.

Heinücb Meia Richard D. Alexander


Die Hlerausforderungder Evolutions- Über die Interessen der Menschen
biologie und die Evolution von Lebensablãufen
Hans KwmmeT
leoa Pvigogine Gruppenführung bei 'Her und Mensch
Die physikalisch-chemischen in eúoHutionãrer
Sicht
Wui;zeín des Lebens
:bàstün Vogel
Gibt esCine natürliche Moral?
Ricbarã Dawkins Oder: Wie widernatürlich ist unsere Ethik?
Auf welche Einheiten richtet sich die
natürliche Selektion? E,rvlst Mayr
Die Darwinsche Revolution und die
Widerstãnde gegen die Selektionstheorie
Norben BiscbaÍ
Reger D. Masters
EH::gÊH:;$:1Ü::Ü"':"'« Evolution:bjologie? menlchliche
Denkens Natur und Politkche Philosophie

Band 2: Die Zeit -- Dauer und Augenblick


417 Seiten mit 51 Abbildungen, DM 19,90, Serie Paper 1024.

mean-Piewe Bbser Jan Assmann


Die Zeit in der Physik

}obn A Wbeeler arstenGolpe


Jense+tsalle{.Zeitlichkeit: Anfang und Ende Die Zeit in drei asiatischenHochkulturen
Zler physikalischen Zeitskala (Babylon
--Iran --Indien)
ManfTed Eigen HwbeTt Cancik
Evolution und Zeitlichkeit Die Rechtfertigung Gottes durch
den »Fortschrãt dàr Zeiten«.
Hans Heimann Zur Differenz jüdisch-christlicher und
Zeitstrukturen in der Psychopathologie hellenisch-rõúischer Zeit- und
CaraFriedrich von SiemensStiftung Geschichtsvorstellungen
Stidliches SchloíÊrondel1 23 )tto-Joacbim Griisser deter Hà,bevle
D-80638Múnchen Zeit und Gehirn. Zeitliche Aspekte der Zeit und Verfassungskultur
Signalve.rarbeiçungin den Sidnesorganen
utid im Zentralneftensystem Dava(i Epstein
Das Erlebnis der Zeit in der Musik
© 1998 Carl Friedrich von SiemcnsStiftung, München }ürgen AscboÍf
Die innere Uhr des Menschen Esgar Lüscber
Layout und Herstellung Udo Wjedemann . ., Zu;ammenfassendeBemelkungen
Druck Mayr Miesbach,Druckerei und VerlagGmbU. Ferdi71andSeibt zur physikalischenZeitdefinitiõh
Die Zeit als Kategorie EmstPõppet
der Geschichte uild als Kondition Erlebte Zeit und dieZeit überhaupt
des historischen Sinns Ein Versuch der Integration
Band 3: Heinrich Meier (r/rsg.) Banda Gerhard Bõrner Jürgen Ehlers, Heinrich Meter (f/rsg.)
Zur Diagnose der Moderne Vom Urknall zum komplexenUniversum
251 Seiten, DM 19,80, Serie Piper 1143. Die Kosmologie der Gegenwart
222 Seiten mit 26 Abbildungen, DM 22,90, Serie Piper 1 850
Heüricb Meter Armes He!!w
Die Moderne beereifen - Die ethischen Alternativen der Moderne
Engebert L. Scbiicking Immo Ai?enzeliw
die Moderno vollenden? Die Suche nach der unbekannten Materie

Daniet Bel,t
Kennetb Minogae
Drei Formen des modernen europãischen Ü'=iha:::n:ZiH.::.'
Staates Geria rd Bõmer
Sb Manta Rees
Zur Auflõsung der W:idersprüche Vom »einfachen«IJrknall zum MutmaBungen über den Anfang der
von Modernitãt und Modernismus meanFrançoàs
L)otard Welt: Das inDationãre IJniversu;h
Das BeispielAmerikas Zeit heute komplexen cosmos
HeTwigScba!»er l)ennis W. Scüma,
WinfriedScbalze Hans-Mania Ga,u,ger Die kosmische Entwicklung als Spiegel-
onde der Moderne? Gibt es eine Sprache der Moderne? bild der 'ü7elt der Elementarteilchen lst das Universum einzigartig?
Zur Korrektur unseresBeeriffs
derModerno aus historisclíer }osepb Crqsq ;irFrea Hoyle
Sicht t)ber die Alten und die Modernen Erfordert dieAstrophysik Cine Jiirgen Eblers
Alternative zum UrknaU? Epilog

Band 4: Talo Schabert (,f/rsg.) Band 7: Heinrich Meter, Detlev Ploog (//rsg )
Die Welt der Stadt
Der Menschund semGehirn
261 Seiten mit 26 Abbildungen, DM 19,80, Serie Piper 1317
Die Folgender Evolution
Reter Ha! Matbüs ScbTeiber
259 Seiten mit 19 Abbildungen, DM 19,90, Serie Piper 2457
Gibt es sie noch - die Stadt? Die Stadt als Medium
}abn R. Searle AngehD. Fúederici
Td,oScba,bert Die wíssenschaftliche Erforschung des MenschlicheSprachveqrbeitung und
JosQb R)kRoen
Wie werden Stãdte regiert? Bewuíitseins ihre neuronalén Grundlagen
Fürdie Stadt-
Argumente fur ihre Zukunft Ma,naet, Ca,stelts WalfSüger Mavtin HeiseKberg
Die zweiaeteilte Stadt - Der Beobachterim Gehirn Das Gehirn des Menschen aus
WotígangJ.Mommsen Arm unJReich in den Stãdten
Stadt und Kultur im deutschen Kaiserreich Lateinamerikas, der USA und Europas biologischerSiçht
Emst Põppel,
Zeitlose 2eiten: Das Gehirn als paradoxo Geratd M. Edelman / Giwíio Tononi
Ka r! Riba Natban GU,zel Zeitmaschine
Menschen in Massen. Vielfalt. Nonkonformismus Neuronaler Darwinismus:
und Kreativitãt - Leal,ieL. iversen Eine selektionistische Betrachtungsweise
Ein spelifisches GroRstadtsylet und reine desGehirns
1-1er:fusforderungenan die Literatur das Beispiel der Stadt New York Die Chemie des Gehirns

Ricbard E. Leake) Dettev Ploog


Die Bedeutung eines vergrõíierten Epilog:
Gehirns in der'Evolutioiides Menschen l)as sõziale Gehirn des Menschen
Band 5: Einführung in den Konstruktivismus
187 Seiten mit 15 Abbildungen, DM 19,80, Serie Piper 1165

Emst von Ghsevsfetd Reter M. Hejl


Konstruktion der Wirklichkeit und des Konstruktion der sozialenKonstruktion
Begriffs der Objektivitãt Grundlinien einer konstruktivistischen
Sozialtheorie
}-ieinz uon FoersteT
Entdecken oder ErHlnden - Wie lâlit sich ;iegfriedJ. Scbmidt
Verstehen verstehen? Vom Text zum Literatursystem -- Skizze
einer konstruktivistischen(empirischen)
Pa,wt,
Watzü,\oick Literaturwissenschaft
Wirklichkeitsanpassungoder angepaílte
»Wirklichkeit«?: Konitruktivismus und Pele! M. Hej!, Siegf+iedj. Scbmidt
Psychotherapie Bibliographie

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