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Sabbat
und Reformation
Jahrgang 94 Nummer 4 - 2019
Wächter
1
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Der Sabbatwächter Leuchtturm der Hoffnung, des Glaubens
und der Wahrheit in einer verworrenen Welt.
Jahrgang 94, Nr. 4
Unser Glaube:
• Der allweise, liebende Gott schuf alle Dinge
des Universums durch seinen Sohn, Jesus
Christus; er ist der Eigentümer und Erhalter.
Gestaltung/Layout: I. Müller
Fotos, wenn nicht anders benannt, I.+J. Müller
Titelfoto: Privatbesitz: E Heß
Bibelstellen, wenn nicht anders angegeben:
Lutherbibel, revidierter Text 1984,
durchgesehene Ausgabe,
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2 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Zum Geleit
Es ist die unverdiente Gnade und die ewige Liebe Got- „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer
tes, die uns hält und immer wieder neue Impulse gibt. Die es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme;
Liebe Gottes ist die treibende Kraft, die das Volk Gottes und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens
durch die Jahrhunderte hindurch motiviert hat, treu und umsonst.“ (Offenbarung 22,17)
standhaft zu bleiben. Schon von Beginn des Christentums Ein dreifaches: „Komm!“. Der Geist, die Gemeinde und
an hat diese Liebe einen Verfolger in einen Nachfolger jeder, der es hört und weitergibt sprechen diese wunder-
umwandeln können. Er, der Apostel, der von „Christus bare Einladung aus.
ergriffen worden“ war, war überzeugt davon, dass es nichts Warum sendet Gott diese herrliche Einladung? Er möchte
gibt, was uns von der Liebe Gottes trennen kann. Mehr uns so viel schenken: Vergebung, Befreiung von der Sünde
noch war der Autor der Römer Briefe überzeugt, dass „die und einen neuen Anfang, ein neues besseres Leben, einen
Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden Platz in der Familie Gottes und das ewige Leben.
mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart Die Bibel prophezeit in Jesaja 3,3.5: „… viele Völker
werden soll.“ Weiterhin schreibt Apostel Paulus: „Wer wird werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den
uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal oder Angst Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs,
oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf sei-
oder Schwert? Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod nen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und
noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder des Herrn Wort von Jerusalem. … Kommt nun, ihr vom
Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des Herrn!“.
Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns
zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Die Bibel prophezeit uns, dass es einen Zeitpunkt geben
Christo Jesu ist, unserem Herrn.“ (Römer 8,35 -39) wird, da noch so mancher Mensch den Ruf Gottes „Komm!“
vernehmen wird. Das kann deine ganz persönliche Erfah-
Diese Ausgabe der Zeitschrift Der Sabbatwächter rung sein! Vielleicht aber auch die Erfahrung einer unserer
widmet sich u. a. dem 100-jährigen Jubiläum unserer Familienangehörigen oder eines lieben Freundes.
Gemeinschaft. Die kurzen Einblicke in die Geschichte
zeigen uns Gottes Beistand und Fürsorge für sein Volk. Die Gemeinde Gottes hat einen Auftrag in dieser Welt:
Wenn wir die Zeichen der Zeit betrachten, können wir Alle Menschen einzuladen zum Hochzeitsmahl des Lam-
feststellen, dass die Wiederkunft unseres Heilandes und mes, zum Glauben an das Evangelium und zur Nachfolge
Erlösers Jesus Christus sehr bald stattfindet. Jesu. Es sind 2000 Jahre vergangen, seit dieser Auftrag
von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die
Die Verheißung der Schrift sagt uns: „ ... so wird kom- Zeit ist vorangeschritten. Vor uns liegt die große Aufgabe,
men, der da kommen und soll, und wird nicht lange aus- dieses Werk abzuschließen.
bleiben.“ (Hebräer 10,37) Liebe Geschwister, lasst uns gemeinsam die Welt ein-
Bald wird die „glückselige Hoffnung und Erscheinung der laden mit einem „Komm!“ zu dem Heiland und „Komm!“
Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus zum Vaterhause. Lasst uns als Volk vorbereiten auf Jesu
Christus“ (Titus 2,13) eine Realität sein. Wiederkunft!
Inhalt
Zum Geleit D. Serban, A. Dinut 3 Wollt ihr auch weggehen? I. Müller 25
100 Jahre Deutsche Union G. Castellanos 4 Ein dankbares Herz U. Dürig 18
Wir freuen uns ... H. Welker 10 Seelsorgebrief Ist Gott kleinlich? I. Müller 32
30 Jahre Mauerfall - Erinnerungen 12 Berichte
G. Röglin, E. Heß, I. Müller Filmaufnahmen G. Röglin 38
Kommt! I. Müller 19
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Der Sabbatwächter 2019 - 4
Die Gruppe der Reformer 1920 in Friedensau Bibellektion vom 8.9.1914
100 Jahre
Foto: B. Müller
Deutsche Union
mit Zuversicht in die Zukunft
In die Zukunft mit Zuversicht zu blicken, bedeutet „‚Gedenket aber an die vorigen Tage, in welchen ihr,
zugleich, auf den zurückgelegten Weg mit Bedacht zu nachdem ihr erleuchtet waret, erduldet habt einen großen
schauen. Wir sollten nie vergessen, woher wir kommen, Kampf des Leidens.‘ Hebräer 10,32. Der Herr hat sich sei-
wie der Herr uns geführt hat und wohin er uns bringen will. nem heutigen Volk als ein wunderwirkender Gott erwie-
Ich lade alle dazu ein, sich mit der Geschichte des Volkes sen. Die Vergangenheit des Werkes Gottes muss den
Gottes in der Bibel, mit der Geschichte der Reformatoren Leuten, jung und alt, oft wiederholt werden. Wir müssen
der Adventbewegung und mit der Reformationsbewegung oft von Gottes Güte erzählen und ihn für seine wunderba-
unter den Adventisten im 20. Jahrhundert zu befassen. Wir ren Werke preisen.“1
sollten des Handelns Gottes mit seinem Volk gedenken
und den nachkommenden Generationen davon erzählen. 1 E.G. White, Zeugnisse für die Gemeinde, Band 6, S. 365.
„Mama, es ist Krieg!“ Noch im Jahr 1906 erklärte die Leitung die Position
zum Kriegsdienst so: „Die Adventisten verabscheuen das
Schw. Kramer geht von einem Krankenbesuch nach menschliche Blutvergießen als eine Todsünde und würden
Hause zurück. An der Anschlagsäule auf der anderen aus diesem Grund den Gehorsam verweigern, wenn ihnen
Straßenseite versammelt sich eine aufgeregte Menschen- als Soldat befohlen würde, auf andere zu schießen.“5
menge. Oskar läuft hinüber, um nachzuschauen. Der Kai-
ser hatte die allgemeine Mobilmachung und den Krieg an Mit der Waffe fürs Vaterland
Russland erklärt. Oskar kommt auch aufgeregt zurück und
sagt: „Mama, es ist Krieg!“. Die Ereignisse überschlagen Am Sabbat, dem 15.8.1914, steht der Gottesdienst in der
sich. Eine Kriegserklärung folgt der anderen. Die erschre- Gemeinde Bremen unter dem Eindruck, den die Stellung-
ckende Bilanz des Ersten Weltkrieges: 6.060 gefallene nahmen der Europäischen Division und der Ostdeutschen
Soldaten pro Kriegstag. Über 20 Millionen Menschen – Union zum Kriegsdienst hinterlassen:
Soldaten und Zivilisten – werden bis zum Ende des Krie-
ges ihr Leben gelassen haben.2 „In dieser für Europa schweren und ernsten Zeit möchten
wir eine Bitte an euch richten ... [Als Nachfolger Christi]
„Gott mehr gehorchen sollten wir, soweit wir im Heer stehen oder ins Heer eintre-
ten müssen, unsere militärischen Pflichten freudig und von
als den Menschen“ Herzen erfüllen …“6
„… so halten wir uns doch in dieser gegenwärtigen erns-
Gottesdienst am Sabbat 8.8.1914 in der Gemeinde ten Kriegszeit dazu verpflichtet, für die Verteidigung des
Bremen. Der Älteste der Gemeinde, Wilhelm Richter, ist Vaterlandes einzustehen und auch am Sonnabend (Sab-
untergetaucht, um dem Einberufungsbefehl zu entkom- bat) unter diesen Umständen die Waffe zu führen ...
men. In der Sabbatschule wird das Thema über die Hal- Sollte es dennoch vorkommen, dass eingezogene
tung des Christen zur Obrigkeit besprochen. In der ers- Adventisten den Dienst am Sabbat oder das Nehmen
ten Anmerkung steht: „Wenn uns die bürgerliche Gewalt der Waffe verweigern, so wären wir Ew. Exzellenz sehr
befiehlt, das Gesetz Gottes zu übertreten, so müssen wir zu Dank verbunden, wenn die zuständigen unterstellten
Gott mehr gehorchen als den Menschen …“3 Der Prediger Kommandobehörden von diesem unserem Grundsatz
der Gemeinde hielt eine Predigt darüber, dass Christen Kenntnis erhielten.“7
ihre Feinde lieben sollen und dass sie keinen Anteil am
Krieg haben können.4
5 Herold der Wahrheit, 06.08.1906, zitiert von Walter Leidig Walter
Leidig, Meine Erfahrungen vor und während des Ersten Weltkrieges,
2 https://www.tt.com/panorama/gesellschaft/15006026/70-millionen-solda- unveröffentlichtes Manuskript 01.10.1987, S. 7.
ten-6060-tote-pro-tag-der-erste-weltkrieg-in-zahlen 29.10.19 aufgerufen 6 Guy Dail, Sekretär der Europäischen Division der STA, Rundbrief vom
3 Bibellektionen vom 4. Juli bis 26. September 1914, S. 10. Internatio- 02.08.1914 H.F. Schubert, Vorsteher der Ostdeutschen Union der
nale Traktatgesellschaft Hamburg. STA, Brief an das Kriegsministerium vom 06.08.1914.
4 Oskar Kramer, Entstehung und Fortschritt der Reformationsbewe- 7 H.F. Schubert, Vorsteher der Ostdeutschen Union der STA,
gung. Sabbatwächter Sept./Okt.1993. Brief an das Kriegsministerium vom 06.08.1914.
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Der Sabbatwächter 2019 - 4
100 Jahre Deutsche Union
Die Entwicklung der Deutschen Union Die Ursache der Protestbewegung von 1914 war die
neu verkündigte Stellung der STA-Kirche bezüglich des
Die erste Konferenz der protestierenden Adventisten Kriegsdienstes. Die Protestierenden betrachteten den
– später Reformadventisten – fand noch während des Militärdienst am Sabbat als eine Übertretung des vierten
Krieges im Juli 1915 in Wermelskirchen statt. Im August Gebotes und den Kriegsdienst als eine Übertretung des
erschien die erste Ausgabe von Wächter der Wahrheit. Die sechsten Gebotes. Im Gegensatz dazu erklärte die Kir-
zweite Konferenz wurde in Gelsenkirchen im Dezember che, dass „die Bibel lehrt erstlich, dass die Teilnahme am
abgehalten.13 Kriege keine Übertretung des sechsten Gebotes ist; zwei-
tens, ebenso, dass Kriegführen am Sabbat keine Übertre-
Die Deutsche Union entstand aus der Notwendigkeit, tung des vierten Gebotes ist.“16
den treuen Adventisten am Ende des Ersten Weltkrieges
eine geistliche Heimat zu bieten. Am 23.12.1919 wurde „Wir glauben, dass ihr in den Ansichten, die ihr vertretet
die „Internationale Missionsgesellschaft der Sieben- völlig im Irrtum seid. Wir glauben an das vierte Gebot noch
ten-Tags-Adventisten, alte seit 1844 stehengebliebene ebenso wie bisher, wir sind nicht in der Lage, eure Aus-
Richtung“ behördlich eingetragen und eine kurze Auflis- legung mit Bezug darauf zuzustimmen“ teilte A.G. Dani-
tung der Hauptglaubenspunkte herausgegeben. els den Reformadventisten mit. Daniels betrachtete sich
Im Jahr 1920 begann die Herausgabe des Sabbatwäch- und die anwesenden Leitenden als die höchst mögliche
ters als Mitteilungsblatt der Deutschen Union. Zusätzlich Instanz, um diese Angelegenheit zu besprechen. In dieser
wurde weiterhin die Zeitschrift Wächter der Wahrheit als Stellung sagte er weiter über die Auslegung des sechs-
Missionsblatt herausgegeben.14 ten Gebotes: „Was hättet ihr über Mose gesagt, wenn er,
nachdem das Gesetz am Sinai gegeben war, euch einige
Vom 21. – 23. Juli 1920 traf eine Vertretung der Reform- Tage danach beauftragt hätte, den König von Basan zu
adventisten den Generalkonferenz-Vorsteher A.G. Daniels töten und all die Männer und Kinder und Frauen. Hättet ihr
und andere europäische Leiter, darunter L. Conradi, Vor- ihn des Mordes beschuldigt?“17
steher der Europäischen Division, in Friedensau.
Die Hoffnungen der Reformadventisten wurden ent- Die Reformer fassten das Ergebnis dieses Treffens so
täuscht, als sich Daniels ganz hinter Conradi und die zusammen: „Die irrigen Deutungen des Gesetzes Gottes
Entscheidungen der europäischen Leitung stellte und nur … wurden in den Sitzungen in Friedensau seitens der
zugab, dass einige Dokumente „hätten nicht so heraus- Generalkonferenz nur als Formfehler erfunden, jedoch
gegeben werden sollen“, aber klarstellte, dass sie „nicht nicht als ‚Verführung zur Ungerechtigkeit‘ erkannt und
eine Minute“ zugeben können, „dass wir (d.h. als Gemein- bekannt … Wir waren alle von Herzen bereit, die Einigkeit
schaft) vom rechten Wege abgewichen sind“.15 in der Botschaft zu erzielen, jedoch stand das Gesetz Got-
tes in seiner bestimmten Forderung trennend zwischen
13 Sabbatwächter, Sonderausgabe Dezember 1921, S. 2.
uns ....“18
14 Sabbatwächter 1920, 1. Jg., Nr. 1, S. 2.
15 Protokoll der Verhandlungen mit der Gegenbewegung vom 21. bis 23. 16 Der Krieg und der Christ, S. 18.
Juli in Friedensau, Ausgabe der Internationalen der Siebenten-Tags- 17 Protokoll w.o., S. 34.
Adventisten Reformationsbewegung, Deutsche Union. S. 23 u. S. 30. 18 Sabbatwächter 1920, 1. Jg., Nr. 3, S. 55.
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Der Sabbatwächter 2019 - 4
100 Jahre Deutsche Union
lawien und Ungarn zugegen. Diese historische Rolle der Aus der Geschichte Zuversicht schöpfen
Deutschen Union spiegelte sich in der Leitung der Gene-
ralkonferenz dadurch wieder, dass sie jahrzehntelang
viele Missionare ins Ausland sandte, viele der Hauptäm- Die Geschichte erfüllt den Zweck, dass wir uns Gottes
ter in der Generalkonferenz besetzte und die finanzielle Handeln mit seinem Volk vor Augen führen und daraus die
Hauptlast (zeitweise über 70 %) des Werkes trug. nötigen Lehren für die Gegenwart und die Zukunft ziehen.
Einige der Missionare der Deutschen Union, die ins Aus- Was können wir aus unserer Geschichte lernen?
land gesandt wurden, waren Oskar Kramer – USA, Otto Der Herr hat seine Gemeinde durch zwei Weltkriege
Welp – USA, Br. Dörschler – USA, Karl Kozel – Südame- hindurch bewahrt. Er gab den Treuen Kraft, Prüfungen
rika, Simon Schmidt – Skandinavien, Afrika, Sigmund Gut- und Verfolgung zu ertragen, ja sogar in vielen Fällen die
knecht – Afrika, Br. Korpmann – Kanada, Dieter Wegenast Hinrichtung zu erdulden. Als protestantische Christen,
– Afrika, Kurt Barath – Südamerika, Fritz Baumung – Aus- als Adventisten und als Reformadventisten haben wir als
tralien, Friedrich Herbolsheimer – Spanien, Martin Hunger heute lebende Generation ein kostbares geistliches Erbe
– Argentinien, Wolfgang Kissener – Australien und andere. bekommen, das wir schätzen dürfen.
Im Jahr 1926 nahm die Deutsche Union die Arbeit in Die Glaubenssiege unserer geistlichen Vorfahren ver-
Österreich auf. Albert Müller war der erste deutsche Mis- mitteln uns die Gewissheit, dass unser Gott, der gestern,
sionar, der Kärnten besuchte und eine Gruppe von Gläu- heute und ewig derselbe ist, auch uns die Kraft geben
bigen aufbaute. Im Jahr 1928 begannen die Versammlun- will, heute standhaft und treu zu sein. Jetzt sind wir an
gen in Villach. Georgina Herzeg war eine der ersten, die der Reihe, Geschichte zu schreiben. Die Hingabe, der Mut
die Reformbotschaft annahmen. Die erste Konferenz in und das Gottvertrauen unserer geistlichen Vorfahren die-
Österreich wurde im Jahr 1931 abgehalten. Albert Müller nen uns als Vorbild. Unserer Generation ist die Vollendung
berichtete im Jahr 1932 von einer regen Missionstätigkeit des Auftrags anvertraut. Nimm deinen Platz ein, um die-
durch Kolporteure und Gemeindeglieder in Österreich und sen Auftrag zu erfüllen! Dazu wurde uns eine übernatürli-
dass ein Missionshaus in Klagenfurt gekauft worden sei.23 che Macht zugesichert.
1925 wurde das tschechische Feld in die Deutsche Union
eingegliedert. 24 Auch das Missionsfeld Ungarn wurde zeit- „Wenn ich sehe, was der Herr getan hat, werde ich mit
weise vor dem Krieg unter der Deutschen Union verwaltet. Erstaunen erfüllt und mit Zutrauen zu Christus als dem
Die letzte Unionskonferenz vor dem Zweiten Weltkrieg Führer. Wir haben für die Zukunft nichts zu fürchten, außer
fand im Jahr 1934 in Berlin statt. Im Jahr 1935 vollendete dass wir den Weg vergessen, den der Herr uns in der Ver-
Hitler die totale Machtergreifung. Am 29.4.1936 wurde gangenheit geführt hat und die Lehren, die wir aus unserer
die Reformationsbewegung im ganzen Deutschen Reich Geschichte ziehen können.“26
verboten und es entstand erneut eine schreckliche Verfol-
gung. Erst zehn Jahre nach dem Verbot, am 18.12.1946, Gustavo Castellanos
konnte die Deutsche Union wieder behördlich eingetragen
werden.25 Weiterführende Literatur:
Nur dem Gewissen verpflichtet, Du sammelst meine Tränen, Warum gibt
es eine Reformationsbewegung unter den Siebenten-Tags-Adventisten?,
23 Sabbatwächter Jg. 13, Nr. 13, Juli 1932. Leuchtfeuer Pazifismus, Protokoll von Friedensau
24 Protokoll der Generalkonferenz, 16. – 20. Juli 1925, Beschluss 14.
25 Die Eintragung wurde unter der Bezeichnung gemacht, die die Info-und Bestelladresse: Impressum, Seite 2
Gemeinschaft vor dem Krieg hatte: Internationale Missionsgesellschaft
der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung, Deutsche Union. 26 E.G. White, Leben und Wirken, S. 185.
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Der Sabbatwächter 2019 - 4
Wir freuen uns …
Wie gar … unerforschlich [sind] seine Wege! Römer 11,33.
16. September 2019. SPIEGEL ONLINE veröffentlichte „Am Abend des 15.
einen Bericht über Zeugen Jehovas im Konzentrationsla- September 1939 wurde
ger Sachsenhausen. Vor 80 Jahren wurde einer der Ihren, eine Stunde früher Fei-
August Dickmann, als Kriegsdienstverweigerer vor den erabend gemacht. Die
vollständig angetretenen Häftlingen des KZ’s hingerich- Kolonnen der Häftlinge,
tet. Unser Glaubensbruder Friedrich Bradtka befand sich von ihren Arbeitseinsät-
unter ihnen und wurde Augen- und Ohrenzeuge seiner zen kommend, waren
Hinrichtung.1 alle auf dem Appell-
platz. 8500 Häftlinge
Das in Hamburg erschei- waren angetreten. Auf
nende Magazin DER SPIEGEL einmal hörten wir durch
mit einer verkauften Auflage die Lautsprecher, die
von wöchentlich rund 700 000 an den Laternenpfäh-
Exemplaren2 ist nicht für eine len angebracht waren,
christliche Einstellung bekannt. die Stimme unseres
Es als säkulär zu bezeichnen, Lagerkommandanten
dürfte nicht falsch sein. Jedes Baranowski. Er sagte
Jahr, zum Beispiel zu Weih- u.a.: Friedrich Bradtka
nachten, wird die Geburt Christi ‚Es sind hier Bibel-
in Frage gestellt und das Chris- forscher im Lager, die
tentum als unglaubwürdig dar- verweigern den Kriegsdienst und sagen: Jehova sei ihr
gestellt. König und Ihm allein haben sie Treue geschworen. Sol-
Spiegel Nr. 17 /20.4.19
che Elemente sollen nach dem Kriegsgesetz unschäd-
lich gemacht werden. Solange ich aber im Lager bin, hat
Die Rubrik ‚einestages‘ ist das Zeitgeschichte-Portal von Jehova hier gar nichts zu sagen.‘ Auf Kommando hörten
SPIEGEL ONLINE. Hier werden historische Themen und wir Schüsse fallen, August Dickmann fiel, von Schüssen
Zeitzeugenberichte veröffentlicht und archiviert. In der durchbohrt, nieder.“6 „Auf ein Zeichen Baranowskis sprang
Online-Ausgabe vom 16.09.2019, in der Rubrik ‚einesta- dessen Adjutant Rudolf Höß, später Auschwitz-Komman-
ges‘, wurde ein Bericht unter dem Thema: dant, herbei und schoss dem am Boden Liegenden in den
Kopf. Vier aus der ersten Reihe, einer davon Augusts Bru-
„Kriegsdienstverweigerer im ‚Dritten Reich‘: der Heinrich Dickmann, bekamen den Befehl, ihn in den
An den Zeugen Jehovas verzweifelten die Nazis“, Sarg zu legen und fortzuschaffen.“7
„Der Adventist Günter Pietz aus Der in Schlesien geborene Vic- Der Prediger Alfred Münch Anton Brugger gehörte zu den
Oberschlesien war erst 17, als er tor Pacha trat mit 18 Jahren aus gehörte zu der kleinen Gruppe Reformadventisten, einer Grup-
im April 1943 den Kriegsdienst der katholischen Kirche aus und der Siebenten-Tags-Adventis- pe, die - weil sie schon im Ersten
ablehnte. Alle Versuche, ihn ließ sich als Adventist taufen. ten-Reformationsbewegung. Weltkrieg den Kriegsdienst ab-
nach seiner Inhaftierung umzu- Ende 1940 erhielt er seinen Ein- Neben den Zeugen Jehovas war lehnte - von ihrer Mutterkirche,
stimmen, schlugen fehl. Seinen berufungsbefehl zur Wehrmacht sie die einzige Glaubensgemein- den Siebenten-Tags-Adventis-
Eltern schrieb er: „Wegen der und erschien bei seiner Truppe. schaft, die in ihrer Gesamtheit ten, ausgeschlossen worden
Todesstrafe habe und mache Als jedoch die Waffen ausge- die Kriegsdienstverweigerung war. Nach Beginn des Zweiten
ich mir gar keine Gedanken. geben wurden, erklärte er sei- vertrat. Die gesamte Zeit des Weltkriegs floh der Österreicher
Denn ich weiß, dass mir Gott nem Vorgesetzten, dass er kein Krieges verbrachte er in Gefäng- zunächst nach Italien, wurde in
beisteht, und so einen Frieden Gewehr anrühre. Im Alter von nissen und Konzentrationsla- Mailand verhaftet, kam in ver-
und eine Ruhe im Herzen habe 25 Jahren wurde Pacha 1943 im gern, zuletzt auf der Kanalinsel schiedene Arbeitslager und wur-
ich nicht gehabt wie in diesen Zuchthaus Brandenburg hinge- Alderney, wo die Häftlinge zum de als Häftling im November 1942
letzten Tagen.“ Im September richtet. Bunkerbau eingesetzt wurden. zur Wehrmacht eingezogen. Da
wurde das Urteil mit dem Fallbeil Kurz vor Kriegsende kam er ums er den Dienst verweigerte, wurde
vollstreckt. Auf dem Totenschein Leben. er wegen „Wehrkraftzersetzung“
stand: „Plötzlicher Herztod, zum Tode verurteilt und im Febru-
Atemstillstand.“ ar 1943 in der Strafanstalt Bran-
denburg-Görden hingerichtet.“
„Neben den Zeugen Jehovas hatte einzig die sehr viel kleinere Gemeinschaft der Reforma-
tionsbewegung der Siebenten-Tags-Adventisten ihre Mitglieder aufgerufen, sich nicht am
Krieg zu beteiligen.“9
Abgerundet wurde der Beitrag mit einer 16bildrigen Foto- stelle, um im Westen Fuß zu fassen. Später zog er in die
strecke. Neben den bekannten Kriegsdienstverweigerern Nähe seiner Töchter Martha (verh. Bohlmann) und Emma
August Dickmann, (Zeuge Jehovas), Franz Jägerstätter, (verh. Lange) an den Bodensee. In Stockach-Zizenhau-
(österreichischer Katholik) und Herrmann Stöhr (evange- sen verstarb er am 18.07.1959 im Alter von 73 Jahren und
lischer Theologe), wurden, mit kurzer Beschreibung unter wurde von Br. Otto Welker beerdigt.
den Bildern, vier Reformadventisten gewürdigt: Anton
Brugger, Alfred Münch, Günter Pietz und Viktor Pacha. Als Folge dieser Veröffentlichung über Kriegsdienstver-
weigerer sind die Abrufe des Wikipedia – Eintrags
Unser Glaubensbruder Friedrich Bradtka überlebte 1068 „Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-
brutale Tage im KZ Sachsenhausen. Er wurde u.a. mit Adventisten, Reformationsbewegung“ einige Tage auf
Pfahlhängen „bestraft“. Ewas später wurde er „von einem das dreifache der üblichen Abrufe gestiegen.
SS-Schergen abgeholt. In der Nähe des Todesgrabens Es war erfreulich und ermutigend zu erleben, wie ein
sollte er sich zur Hinrichtung, mit dem Kopf voraus, an säkulares Magazin die Entstehung der Reformations-
die Wand stellen. Seine letzte Stunde schien gekommen. bewegung und somit den entscheidenden Teil unserer
Friedrich Bradtka, mutig und unerschrocken, sagte zu Geschichte korrekt darstellt. Richtigerweise wird auf die
dem SS-ler: ‚Wenn Sie mich schon erschießen, dann will Ausschlüsse der bibeltreuen Menschen hingewiesen, für
ich Ihnen dabei in die Augen schauen.‘ – Dazu aber war die das Wort Gottes auch in Kriegszeiten bindend war. So
selbst dieser abgebrühte SS - Mann nicht in der Lage und wird nun die Standhaftigkeit der Glaubenszeugen unserer
schickte unseren Glaubensbruder wieder fort.“10 kleinen Gemeinschaft vielen, vielen Menschen bekannt
Friedrich Bradtka durfte im Jahre 1942 nach Hause, nach gemacht. Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit.
Kannwiesen in Ostpreussen zurückkehren. Nach dem
Kriege wurde er am 13.05.1946 aus Ostpreussen ver- „Er tut alles fein zu seiner Zeit.“ Prediger 3,11
trieben und fand in Schleswig-Holstein eine erste Anlauf-
Wir kömnen sicher sein: Gott hat immer einen Weg.
9 Spiegel, einestages, : „Kriegsdienstverweigerer im „Dritten Reich“: An
den Zeugen Jehovas verzweifelten die Nazis“ – Download 13.10.2019.
10 Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 761, Nr. 16590. Helmut Welker
11
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Mauerfall vor 30 Jahren
Erfahrungsberichte
Mauer
ÖFFNUNG
Wir schreiben das Jahr 1989 oder besser, den 09.Novem- bin verwirrt und traurig. Traurig über die Unwissenheit der
ber 1989. Menschen. Ich fühle mich fremd in dieser mir fremd gewor-
Für mich ist es ein Jahr des Umbruchs. Kurz vor diesem denen Welt – möchte in eine andere Welt. Eine Welt, in
Datum, nämlich am 13.09., habe ich mich durch einen Satz, der nur Frieden und Liebe zu finden sind. – Ich sitze vor
den mein jetziger Mann zu mir sagte, für ihn und gleichzeitig dem Fernseher und muss weinen. Mein Mann fährt in die
für Gott entschieden. Ich fühlte mich von Gott angespro- Innenstadt und macht Fotos am Brandenburger Tor. Ich
chen und sah eine Möglichkeit, noch einmal mein Leben, bleibe allein Zuhause.
was ziemlich verfahren war, gänzlich neu auszurichten. So
habe ich mich in Sekunden des Überlegens entschieden, Ein paar Tage später ist mein Geburtstag, der 11. Novem-
‚Ja‘ zu sagen – zu Gott und zu meinem Mann. ber. Wieder so ein einschneidendes Erlebnis. Begrü-
ßungsgeld wird ausgezahlt. Jeder DDR-Bürger bekommt
Es ist eine glückliche Zeit für mich, denn die neue Liebe 100,-- DM. Ort der Auszahlung ist u. a. unsere Bankfiliale in
beschwingt und lässt mich neue Höhen erklimmen. Unser Berlin-Rudow. Wir beide gehören zu den Mitarbeitern, die
nun gemeinsamer Lebensweg gestaltet sich spannend – dieses Begrüßungsgeld auszahlen. Wir fahren morgens
sind wir doch beide auf der Suche nach diesem Gott, der mit dem Auto vor und sehen eine bestimmt 100m lange
in unser Leben getreten ist. Dennoch möchte ich im Fol- Schlange – ordentlich in Reih und Glied – welche sich von
genden nur von mir berichten. - Warum darf gerade ich der Eingangstür der Bankfiliale bis zum U-Bahneingang
so eine tiefe Erfahrung machen? Was will dieser Gott von hinzieht. Es herrscht ein zurückhaltendes Schweigen. Da
mir? Passiert auch anderen Menschen so etwas? Fragen kommt mein Zweigstellenleiter um die Ecke und gratuliert
über Fragen stelle ich mir und erlebe in vielen Kleinigkei- mir vor allen Wartenden zum Geburtstag und überreicht
ten des Alltags die Hand Gottes. Das Ganze ist für mich so mir einen Blumenstrauß! – Alle klatschen! Für mich ist das
abstrakt, dass ich mich total fremd in dieser doch so rea- Ganze eine seltsame Situation. So etwas erlebt man nur
listischen Welt fühle. Der Kontrast der geistlichen Erfah- einmal! Anschließend wird von morgens bis abends meh-
rungen auf der einen Seite und die Arbeit in der Bank mit rere Tage lang Begrüßungsgeld ausgezahlt. Trotz der vie-
all den alltäglichen Schwierigkeiten auf der anderen Seite len Menschen, die sich die ganze Zeit über in den Bank-
ist für mich eine Zerreisprobe. Ein Spagat zwischen Him- räumen befinden, hätte man fast eine Stecknadel fallen
mel und Erde, der mich total aufwühlt und alles Bisherige hören können. Seltsame Situation – so etwas haben wir
durcheinanderwirft. Ich fühle mich durchschaut! Da gibt es noch nie erlebt!
Jemanden, der alle meine Gedanken und Gefühle kennt.
Das erschreckt mich! Dieser Gott zeigt mir dann, dass Heute, 30 Jahre später, darf ich zurückschauen auf ein
unsere Erde nicht mehr lange bestehen wird. Dann sehe Leben voller Höhen, aber auch Tiefen, durch die mich der
ich einen Film über diese Thematik im Fernsehen, fremde Gott, der mich damals ansprach, geführt hat. Heute weiß
Menschen sprechen uns darauf an. Ich bekomme Antwor- ich, dass es Jesus war – denn auch das hat er mir gezeigt.
ten auf Gedanken, die nur EINER kennt. Weltuntergang Ich weiß, dass Seine Liebe beständig ist und dass ich IHM
– nie habe ich mir über Derartiges den Kopf zerbrochen. auch in der Zukunft vertrauen kann, denn die Zukunfts-
Und doch ist das Gezeigte so real für uns, dass wir unsere schau, die ER mir damals gewährte, hat sich mit allem in
Lebensversicherung kündigen. Auf der anderen Seite darf der Bibel bestätigt.
ich Seine große Liebe in Seinem Wirken spüren. Kurz: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt
Mein Leben steht auf dem Kopf! Ende.“ Matth. 28,20
Ich bin überzeugt, dass ER das Werk hier mit dieser Erde
Und nun das! Plötzlich hören wir Gerüchte, dass die zu einem baldigen Ende bringen wird!
Mauer geöffnet worden sei. Menschen stehen auf der Möge ER mir und uns allen helfen, unsere Berufung fest-
Mauer und jubeln und feiern. Wir sehen dieses Schauspiel zumachen.
im Fernsehen. – Wieder ein so einschneidendes Ereignis. Gabriele Röglin
Heute diese Freude und Morgen geht die Welt unter? Ich Foto: R. Röglin
12 Der Sabbatwächter 2019 - 4
30 Jahre Mauerfall - Erfahrungsberichte
Aufstand in DDR
Nach meiner Volksschulentlassung war ich für einige
Monate zu Hause und wartete auf den Ernst des Lebens,
wie es mit Schulung und Beruf weitergehen würde.
Damals gab es noch kein Fernsehen, aber ein Radio
war fast in jedem Haushalt. Über Nachrichten mitgeteilt
sagte meine Mutter etwas von Aufstand, Unruhe und
Krieg in der Sowjetbesetzen Zone.
Verstanden hatte ich nicht viel, aber von da an interes-
sierten mich die Nachrichten vom Radio.
Was ist in dieser „Ostzone“ los? Immer mehr wurde mir
klar, was da wirklich vor sich geht.
Die Nachrichtenmeldungen hörte man fast stündlich
ab. Hoffentlich gibt es nicht schon wieder Krieg. Werden
die Russen kommen? Wie wird das Ganze enden?
13
Der Sabbatwächter 2019 - 4
30 Jahre Mauerfall - Erfahrungsberichte
Geflüchtet
Mit einer kleinen Handtasche verließ meine zukünf-
tige Frau als 18-jährige Chemnitz und setzte sich in den
Zug nach Westberlin. Noch auf DDR-Gebiet wurde sie
durch eine Kontrolle aus dem Abteil geführt, um sie zu
verhören. Wo sie hin wollte, war die Frage. Ohne ihn
vorher wahrgenommen zu haben, stand plötzlich ein
höherer Offizier dabei und sagte: „Lasst sie laufen!“. In
Westberlin angekommen, setzte sie sich ins Flugzeug
nach Stuttgart.
Sie durfte nie mehr in die DDR zurück, weil sie
DDR-flüchtig war. Mitte der 1980 er Jahre gab es hin
und wieder verschiedene Erleichterungen für ehemals
geflüchtete DDR-Bürger.
sich nach allen Seiten um. Dann fragte er: „Kann ich die
haben“? Ich nickte ihm zu und er verstaute die Zeitung
in seiner Uniform. Dann ein zögerndes Lächeln: „Sie
können weiterfahren.“ Mit schmunzelnden Gesichtern
sind wir auf DDR-Boden gelangt.
Das Wiedersehen
Auf der holperigen Steinpflaster-Autobahn ging es
nach Chemnitz (Karl-Marx-Stadt). Wunderschöne
Gebäude im Stil der 30iger Jahre, leider teilweise am
Zerfallen und alle hatten eine frische Farbe nötig. Da
und dort stand mal ein Trabi oder Wartburg an der
Straße, auch alte West-Autos, die im Westen nicht
mehr gefahren wurden.
Erfahrungen
Ein Jahr später war ich wieder mit meinem Diesel drü-
ben. Auf der Rückfahrt, noch im Osten auf der soge-
nannten Staatsstraße, war plötzlich Stau. So langsam
zottelte man im Schritttempo vorwärts. Nach vielleicht
10 Minuten klopft der hinter mir stehende Fahrer ans
Fenster mit den Worten: „Wollen sie auch tanken?“.
Dann begriff ich, dass ich aus der Schlange ausbrechen
durfte, um Richtung Westen zu fahren.
15
Der Sabbatwächter 2019 - 4
30 Jahre Mauerfall - Erfahrungsberichte
Später bin ich mit einem Prediger erneut in die DDR Im November 1989 hatte ich das Auto voll besetzt
gefahren. Vor dem Grenzposten sagte mein Begleiter: mit Personal, das ich an verschiedene Stellen brachte.
„Wenn der Beamte in dem Häuschen lächelt, kommen Gegen Abend fuhr ich durch Heidelberg, dann hörte ich
wir ohne Kontrolle durch.“ Und tatsächlich hatte der im Radio, dass die Mauer gefallen und geöffnet sei. Es
betreffende Beamte Dienst, lächelte uns zu und die war eine Nachricht, die einem kalt über den Rücken lief.
Grenze konnten wir ohne Kontrolle passieren. Die DDR war frei!
Es war die Freiheit, die das Volk nach 40 Jahren Gefan-
genschaft erlangt hatte. Viele sagten, dass es ein Wun-
Bei einem anderen Aufenthalt, wir waren drei Mitar- der wäre, wieder frei sein zu dürfen. Auch hier hat Gott
beiter, nahmen wir Abschied von unseren Glaubens- gewirkt und 16 Millionen Menschen wieder befreit von
geschwistern. Von zwei Brüdern wurden wir noch bis Gottlosigkeit und Tyrannei.
Dresden begleitet. Bevor wir Richtung Westen fuhren,
wollten wir noch Brötchen mitnehmen. Diese hatten Wunder soll man nicht vergessen und sich immer wieder
damals besser geschmeckt als im Westen. Die Bäckerei daran erinnern.
war schnell gefunden, aber eine lange Schlange stand Menschen können keine Wunder tun, aber einem leben-
vor dem Laden. Nein, solange können wir nicht warten. digen Gott dürfen wir viele und große Wunder zutrauen.
Dann sagte einer der Begleiter vom Osten: „Gebt mir Bis heute und 30 Jahre danach sollten wir Gott dankbar
Westgeld und ich bringe euch Brötchen, ohne lange zu sein für dieses Ereignis, das weltweit als Wunder Beach-
warten.“ tung gefunden hat.
Er bekam einen DM-Schein in die Hand, lief an der
wartenden Menschenmenge vorbei, direkt vor den Ver-
käufer. Er hielt das Westgeld so auffällig, dass es gut Erwin Heß
zu erkennen war. Schnell reagierte der Verkäufer, packte
zwei Tüten mit Brötchen ein und in wenigen Minuten war
er wieder da. Dieses Reisepräsent war ein willkommener
Gruß aus der DDR.
über Mauern
springen!
Foto: Wikimedia gemeinfrei
Reste der Berliner Mauer an der Niederkirchnerstraße. Berlin, Bornholmer Straße.- Grenzöffnung
Wir schreiben das Jahr 1971. Ein kleines Mädchen zap- Als Jugendliche starrt sie von der Berliner S-Bahn aus
pelt vor dem Küchentisch. Mutti öffnet ein Paket, was der auf einen langen, grauen Betonstreifen: die Mauer. Dahin-
Kleinen viel zu lange dauert. Ganz vorsichtig knüpfen die ter ist die Welt zu Ende, ihre Welt. Was leben da für Men-
Hände an den Knoten des langen Bindfadens und falten schen, die ihr als kleinem Mädchen ein Paket schickten
das Papier auseinander. Das dauert. Was schließlich zum und die vom Staatsbürgerkundelehrer als idiologisch rück-
Vorschein kommt, erscheint dem Kind wie aus einer ande- ständig und gefährlich bezeichnet werden?
ren Welt. Der Karton duftet, obwohl nur ein kleines Stück
Seife am Boden liegt. Oh, damit würde sich die Fami- Als sie selbst schon Mutter ist, strömen Tausende auf
lie nicht die Hände waschen. Das wäre undenkbar. So die Straßen. Sie wollen diese Mauer weghaben. Sie wol-
wertvoll ist die kleine Pappschachtel in den leuchtenden len eins sein mit den Menschen da „drüben“. Die Mauer,
Farben. Die Seife bekommt einen Ehrenplatz im Kleider- deren Existenz der DDR ihren Bestand nicht unbedeutend
schrank und verströmt dort ihren Duft. sicherte, galt als ewig. Wer hatte sich vorstellen können,
dass eines Tages diese Mauer fallen würde? Ohne Krieg
Viele Dinge in unbekannten Verpackungen füllen bald und Blutvergießen wurde diese Mauer am 9. November
den Tisch. Sogar eine Tafel Schokolade für das Mädchen 1989 niedergerissen. Die größte Kraft, die hier gewirkt
ist dabei. So eine Schokolade hatte es noch nie gesehen. hatte, war das Gebet. Die sogenannte friedliche Revolu-
Das schönste Lila, das das Kind sich vorstellen konnte, tion war sehr christlich geprägt.
umhüllte die Kostbarkeit. Das Papier fühlte sich glatt wie
Seide an. Das alles musste aus einer anderen Welt kom- Schon 1980/82 schrieben der Theologe Dr. Theo Leh-
men, vielleicht von einem anderen Planeten? mann und der Liedermacher Jörg Swoboda in ihrem Lied
„Vertraut auf den Herrn für immer“ die folgende Strophe:
Später lernt das Kind in der Schule etwas vom Klassen-
feind und dem antifaschistischen Schutzwall. Den Ort, den „Die Mächtigen kommen und gehen,
die Menschen flüsternd „Drüben“ nennen, gibt es für das und auch jedes Denkmal mal fällt.
Kind gar nicht. Die Geschichten aus dem Märchenbuch Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht,
klingen realistischer.
dem sichersten Standpunkt der Welt.“ 1
1 https://www.evangeliums.net/lieder/lied_wer_gott_folgt_riskiert_
seine_traeume_vertraut_auf_den_herrn_fuer_immer.html 10.9.19
17
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Nikolaikirche in Leipzig - ein Symbol der Friedlichen Revolution 1989.
Hier fanden seit Anfang der 1980er Jahre Friedensgebete statt.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ 2 Menschen dürfen zueinanderfinden, sich austauschen,
sang einst König David. Nun darf das groß gewordene unterstützen, bereichern und erfreuen. „Darum nehmt
Kind, das einst so staunend ein Paket aus Westdeutsch- einander an, wie Christus euch angenommen hat zu
land auspackte, selbst in alle diese Orte reisen, von Gottes Lob.“ (Römer 15,7)
denen es nur wage gehört hatte. Dort leben Menschen,
die dieselbe Sprache sprechen, die durch die vierzigjäh- Seit 30 Jahren können Glieder unserer Glaubensgemein-
rige Trennung jedoch auch viele Unterschiede entwickelt schaft sich ungehindert über den ehemaligen Grenzstrei-
hatten. Die Betonmauer war eingerissen worden. Mauern, fen hinweg besuchen. Viele haben es gewagt. Die erste
Begrenzungen und Hindernisse in den Köpfen und Herzen Reise gen Westen mit dem gebraucht erstandenen Trabi
würden einen längeren Bearbeitungsprozess benötigen. bleibt in lebhafter Erinnerung. Das war eine Weltreise –
in eine andere Welt. Wir hatten andere Kleidung, andere
In diesem Jahr feiert das gesamtdeutsche Volk 30 Jahre Autos, eine andere Vergangenheit. Die junge Frau fühlte
Mauerfall. Wo der Blick auf menschliche Errungenschaften sich wieder wie ein kleines Mädchen, belächelt und klein.
ruht, darf der große Weltenlenker nicht vergessen werden. Doch der, der sie längst über irdische Begrenztheiten
Wir waren ganz nah dran an einer militärischen Eskala- emporgehoben hatte, trug sie auch jetzt. Ihr Glaube war in
tion und sollten vor allem Gott danken für das Wunder der einem atheistischen System starkgemacht worden. Bald
Grenzöffnung und des Mauerfalls. konnten die beidseits der Mauer aufgewachsenen Glau-
bensgeschwister sich als Familie entdecken, die einen
„Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, gemeinsamen himmlischen Vater hat.
was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2)
Die Kleine von damals ist heute über ein halbes Jahrhun-
Wo immer noch Grenzen und Hindernisse uns unüber- dert alt. Sie freut sich immer noch wie ein Kind, wenn sie
windbar erscheinen, wo Menschen sich verständnis- über die ehemalige Grenze in beide Richtungen ungehin-
los oder sogar feindlich gegenüberstehen, wo einer das dert fahren darf.
Leben des anderen kaum kennt oder vielleicht auch nicht Danke, großer Gott, dass Du dies möglich gemacht hast!
kennenlernen möchte, kann uns Gottes große Liebe Flü-
gel verleihen. Wir können überwinden, was uns trennt. Ines Müller
2 vgl. Psalm 18,30.
18 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Kommt!
Unsere Haustür ist auf ca. 30 cm Länge aufgeschnitten – als Postschlitz. Wir haben keinen
Briefkasten angebaut, weil es keinen in der Größe gibt, die wir bräuchten. Täglich sausen die
Zeitungen und Briefe, kleine Päckchen und bunte Blätter durch die Aussparung in der Tür auf
den Fußboden des Flures. Schon beim Aufsammeln dessen erkennen wir: Etwa die Hälfte ist
Werbung. Das Meiste davon wiederum landet ungelesen in der Altpapierkiste. Werbung, die
in Briefumschlägen steckt, wird kurz angeschaut, anderes schon am Absender erkannt und
aussortiert. Wir sind Profis geworden. Blitzschnell analysieren wir z. B. eine Einladung:
19
Der Sabbatwächter 2019 - 4
„Kommt!“
Wir arbeiten und leben schneller ... und haben doch kaum eine Pause.
Wir reisen weiter ... und kommen in unserem Leben nicht besser voran.
Wir sind entlastet durch Technik ... und stehen doch ständig „unter Strom“.
Wir genießen viele Freiheiten ... und legen uns selbst die meisten Zwänge auf.
Wir haben genug zum Essen ... und sind hungrig nach Liebe und Anerkennung.
Wir sind umgeben von Trubel ... und fühlen uns einsam.
Wir rühmen uns der Wissenschaft ... und haben mehr Fragen als Antworten.
Wir feiern medizinische Fortschritte ... und fühlen uns nicht gesünder.
Wir sind unabhängig und emanzipiert ... und sehen uns doch mit Aufgabenüberschüttet.
Wir bekommen an jeder Ecke „Glück“ angeboten ... und fühlen uns leer und unglücklich.
Wir betrachten uns als das Zeitalter der Gewinner ... und haben so viel verloren.
Wir meinen, alles im Griff zu haben ... und uns entgleiten das Leben und der Lebensraum.
Das ist der Moment, an dem Jesus seine Arme ausbreitet: „Kommt her zu mir!“.
21
Der Sabbatwächter 2019 - 4
„Kommt!“
Moderne Lasten
Wenn wir über die 613 Gesetze des Volkes Israel den
Jesus Christus liebt mich – ohne Vorbedingung. Kopf schütteln, sollten wir auch unser Leben überprüfen.
Ich möchte an dieser Stelle einige moderne Zwänge und
Der Erlöser starb für mich – und ich bin wirklich Lasten aufzählen und formuliere diese in Werbesprüchen:
erlöst! Meine Schuld ist mir vergeben. Ich darf das
Geschenk der Erlösung annehmen, einfach indem ich
es im Gebet Jesus sage. „Tausche grün mit gelb!
Wenn Du trendy sein willst, trägst du die Sonnenfarbe!“
Ich darf der Sünde den Rücken kehren – und Jesus
hilft mir dabei. „Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, dem fehlt
etwas!“
Ich stehe nicht allein im Glaubensleben – sondern
habe Glaubensgeschwister.
„Ab mit den Gardinen! Her mit Plisseerollos aus Papier!“
Vor mir liegt das ewige Leben. Ich darf schon heute in
enger Verbindung mit Jesus leben. „Ohne rotes Auto auf den Socken kommst du nicht gut
voran!“
„Kehr heim zum Vaterhaus! Gott ruft dir zu: ,Kehre dich
zu mir, denn ich erlöse dich!‘ Jesaja 44,22. Hör nicht auf „Dein Kind muss haben, was alle haben!“
den Feind, der dir einflüstern will, du sollest Christus
fernbleiben, bis du dich selbst gebessert habest und gut
genug geworden seiest, vor Gott treten zu können. Wenn „Ohne Karrierestreben und -erfolge hast du versagt!“
du so lange warten willst, kommst du nie zu Gott! Deutet
Satan auf deine unreinen Kleider, dann wiederhole vor ihm „Sag niemals, wie´s dir wirklich geht! Das macht dich
die Verheißung Jesu: ,Wer zu mir kommt, den werde ich verwundbar!“
nicht hinausstoßen.‘ Johannes 6,37. Sag dem Erzfeind,
dass das Blut Jesu Christi von allen Sünden reinmacht,
und bete mit David: ,Entsündige mich mit Ysop, dass ich
„An der Lage und Größe deiner Wohnung zeigt sich
dein Erfolg.“
rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde.‘
Psalm 51,9. Mache dich auf den Weg zu deinem Vater!“4
„Dein Auto verrät viel über deinen Wert!“
„Satan wird kommen und dich darauf aufmerksam
machen, dass du ein Sünder bist. Aber lass dir von ihm „Unsere Gesellschaft braucht nur die Besten!
nicht einreden, dass dich Gott verworfen hat, weil du Für Mittelmaß ist kein Platz!“
gesündigt hast. Antworte ihm: ,Ja, ich bin ein Sünder, und
deshalb brauche ich einen Erlöser. Ich brauche Vergebung
und Begnadigung, und Christus sagt, wenn ich zu ihm „Deine Wohnung muss wie aus dem Werbefernsehen
komme, wird mir nichts geschehen. In seinem Brief an aussehen!“
mich lese ich: ‚Wenn wir aber unsere Sünden bekennen,
so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt „Deine Familie muss in Größe, Rollenverteilung und
und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.‘ 1.Johannes 1,9. Wertvorstellungen dem aktuellen Trend folgen.“
Ich glaube seinem Wort, und ich werde seinen Geboten
gehorchen.‘ Wenn Satan dir sagt, dass du verloren bist,
dann antworte ihm: ,Ja, aber Christus kam, um zu retten
„Du musst glauben, was die meisten glauben und
leben, wie es die Meisten tun!“
was verloren war. Je größer meine Sünde, desto nötiger
brauche ich meinen Erlöser.‘ Brief 98b, 1896.“5
„Du musst viel besitzen – aber keine Angst haben, dich
nicht überlastet oder überfordert fühlen.“
Wir schmunzeln und doch sind viele Menschen in Hier geht es um dreierlei, das zusammengehört:
solchem Streben gefangen – Zwänge, die unnötig, - die ewige Ruhe auf der neuen Erde
mitunter verletzend und auf jeden Fall nicht förderlich für - der Frieden mit Gott
unsere Beziehung zu Jesus sind. - ein beruhigtes Leben im Vertrauen zu Jesus schon jetzt.
„Wirf dich, deine Gedanken und alles, was dich bedrängt, auf Jesus und sieh, ob er nicht Kraft hat zu erretten! Er kann
die entsetzlichen Einflüsterungen des Feindes zum Schweigen bringen.
Alle, die ihren hoffnungslosen Zustand fühlen, sind eingeladen, zu Jesus zu kommen. …
Mein Glaube ruht nicht auf dem, was ich bin und fühle oder weiß, sondern auf dem, was Christus ist, was er getan
und was er jetzt noch für mich tut. Mein Vertrauen steht nicht darauf, dass ich heilig bin, sondern darauf, dass Christus
meine Gerechtigkeit ist.
Lass dein Selbstvertrauen; wirf dich in Jesu Arme!“6
Ines Müller
6 http://info2.sermon-online.com/german/CharlesHaddonSpurgeon/
Auf_Jesus_Blicken.html
24 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Wollt ihr auch weggehen?
Johannes 6,67
Warm scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Män- „Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, lehrte in den
ner und Frauen kauern im Gras. Sie haben es sich gemüt- Synagogen und predigte das Evangelium von dem
lich gemacht auf einem Berg. Ganze Familien sind dabei. Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen
Mütter versuchen, ihre Kleinen beieinander zu halten. Als im Volk. Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz
ob aus dem weiten Umkreis alle hergeströmt sind, sieht Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit man-
das aus. So übersät mit Gewändern in allen Farben, dass cherlei Leiden und Plagen behaftet, Besessene, Mond-
kaum noch das Gras zu sehen ist. Von der Bergspitze süchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund.
spricht jemand und alle hängen an seinen Lippen. Noch Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus
mehr aber erwarten sie, dass er Wunder tut. Sie erhoffen den Zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von
sich Heilung von ihren Krankheiten. Stundenlang harrt die jenseits des Jordans.“ (Matthäus 4,23-25)
Menge auf dem Berg aus. Der nahende Abend erinnert
alle an den längst zu erwartenden Hunger. Wie mag das Die Geschichte von der Speisung der 5000 verdeutlicht,
enden? Wer wegläuft, könnte etwas verpassen. So warten wie Jesus die Menschen anzog. Da nur die Männer gezählt
sie weiter und hoffen. Ach, und dann werden sie alle mit wurden, waren mehr als doppelt so viele Menschen auf
Essen versorgt. Wunderbar! Ein Massenpicknick in Har- dem Berg versammelt – mit den Frauen und Kindern.1
monie mit all diesen Leuten. Manche kennen sich. Viele Die Bibel verschweigt nicht den Grund, warum alle diese
sind sich fremd. War das ein schöner Tag! So mancher Menschen beieinander waren und Jesus folgten. „Und es
wird sich wünschen: Das wollen wir wieder haben! Da zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die
kommen wir öfter! Hier ist es schön! er an den Kranken tat.“ (Johannes 6,2) Jesus sagte nach
dem Speisungswunder recht deutlich: „ ... Ihr sucht mich
nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr
Eine Massenbewegung von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.“
(Johannes 6,26)
Jesu Wirken auf dieser Erde war lange Zeit eine Massen-
Die Menschen waren wie wir heute. Sie sahen auf das
bewegung, ein Phänomen, das wir uns als großen Rum-
Naheliegende, auf die ganz alltäglichen, irdischen Bedürf-
mel um seine Person vorstellen können. Die Nachricht
nisse. Jesus sagt nicht: Das darfst du nicht. Doch er geht
von den Heilungswundern verbreitete sich in Windeseile.
weiter:
Verständlich, dass die Kranken und ihre Angehörigen zu
Jesus drängten. 1 vgl. Johannes 6,1-14.
25
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Wollt ihr auch weggehen?
„Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, son- Jesus stellt sich als einzigen, absoluten Weg zum ewigen
dern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Leben dar. Da ist kein Platz für andere Vorstellungen oder
Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Erwartungen. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und
Gottes, des Vaters.“ (Johannes 6,27) das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch
mich.“ (Johannes 14,6) Das Volk Israel wartete auf den
Jesu Botschaft Messias. Jesus hatten sie nicht erwartet. Welche Worte
mögen die Juden von ihrem Messias erwartet haben?
Jesus beließ es nicht dabei, die Kranken zu heilen. Er Über Jesu Rede sagten sie: „Das ist eine harte Rede;
hätte es dabei bewenden lassen können, als großer Wun- wer kann sie hören?“ (Johannes 6,60)
derheiler in die Geschichte einzugehen. Doch wem hätte
das weiter genützt als bis zum Ende des Erdenlebens? Dabei sprach Jesus so einfach, so klar, aber auch direkt
Der Heiland zeigte den Bedürftigen seine Liebe, schenkte und kompromisslos. Seine Botschaft zielte auf eine Ent-
Aufmerksamkeit, nahm Anteil und half. Doch dabei blieb scheidung ab: „… Die Worte, die ich zu euch geredet
es nicht. Wahre, dauerhafte, ja ewige Hilfe konnte er nur habe, die sind Geist und sind Leben.“ (Johannes 6,63)
schenken, indem er sich selbst opferte zur Erlösung dieser Jesus wusste schon, dass es hier zu einer Trennung kom-
Menschen.2 men würde. „Aber es gibt einige unter euch, die glau-
ben nicht. …“ (Johannes 6,64)
Jesus wollte seinen Zuhörern sagen, wer er wirklich ist:
„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den Die Entscheidung
wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird
nimmermehr dürsten.“ (Johannes 6,35) Jesus hatte dem Volk den Weg zum ewigen Leben gewie-
Diese Beschreibung, die Jesus von sich gab, stieß nicht sen. Er hatte sich ihnen selbst geschenkt. Dies hätte der
überall auf freudige Ohren. Das Brot aus Mehl und Was- wunderbarste Tag für ganz Israel werden können. Wenn
ser auf dem Berg, als alle dieses Picknick veranstalteten, die Juden dieses Brot des Lebens angenommen hätten,
fanden sie großartig. Deshalb suchten sie weiteren Kon- wäre ihr Segen grenzenlos gewesen – bis in die Ewigkeit
takt zu Jesus. Doch nach dieser Offenbarung Jesu? „Da hinein. Stattdessen lesen wir: „Von da an wandten sich
murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr
Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist, und mit ihm.“ (Johannes 6,66)
sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen
Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Können wir uns das vorstellen? Den Menschen wurde
Ich bin vom Himmel gekommen?“ (Johannes 6,41.42.) der Himmel angeboten und sie sagen: Nein, danke! Sie
sahen den Heiland, hatten seine Wunder erlebt, sind viel-
Das Versorgen in irdischen Angelegenheiten fand das leicht selbst gesund geworden, waren versorgt und um-
Volk richtig gut und es nutzte jede Gelegenheit, sich dem sorgt worden. Ihnen ging es gut bei Jesus. Bis zu diesem
Heiland zu nähern. Doch darüber hinaus fanden sie die Tag fanden sie die Reden des Heilands angenehm, auch
Botschaft von ewigen Leben doch merkwürdig. Das konnte wenn sie nicht alles verstanden. Aber das war nicht so
doch alles nicht stimmen, oder? Jesus hatte sich als Brot schlimm. Sie gingen dennoch mit ihm. Was war denn jetzt
bezeichnet, das die Menschen essen müssten. „Da strit- anders?
ten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der Viele Menschen hatten Jesus nicht als den erkannt und
uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Johannes 6,52) anerkannt, wer er ist: Gottes Sohn, Heiland der Welt, ein-
ziger Weg zum himmlischen Vater und damit zum ewigen
Über das Brot des Lebens schreibt ein Bibelkommentar: Leben.
„Er ist die geistliche Speise, die das neue Leben auf-
rechterhält (Joh 6,31–58). Das wurde in Israel durch das Wie muss sich Jesus gefühlt haben, als er die Vielen sah,
Schaubrot versinnbildlicht - die zwölf Laib Brot, die jeden die ihm den Rücken kehrten? Da waren Menschen dar-
Sabbat neu auf den Tisch im Heiligtum gelegt wurden. unter, denen er sehr nahegekommen war. Einigen hatte
Es war heilig und wurde nur von den Priestern gegessen er womöglich die Hände aufgelegt, um sie gesund zu
(3. Mo 24,5–9). Wörtlich bedeutet es ,Brot des Angesicht‘ machen. Allen hatte er Worte des Trostes zugesprochen.
(2. Mo 25,30) und ,Schichtbrot‘, wie in 1. Chronika 9,32. Vielleicht waren Familienväter darunter, deren Kinder er
Es versinnbildlichte die Nahrung, die Gott in Christus für gesegnet hatte. Alle wollte er retten. Für jeden einzelnen
Israel bereitstellte, sowie die Ordnung der zwölf Stämme von ihnen war er gekommen, um ihm die Erlösung von
vor ihm. In ihnen wurde die Verwaltung des Segens Gottes Sünden und Tod anzubieten. Jetzt gingen sie und ließen
durch Christus für die Erde gesehen, so wie jetzt Christus ihren Retter in seinem Schmerz um ihretwillen allein. Sie
den Christen erhält.“3 verstanden nicht, was sie taten - wie so viele nach ihnen.
Die Jüngerschar war zusammengeschrumpft auf den
engsten Kreis. „Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr
2 vgl. Philipper 2,6-11.
auch weggehen?“ (Johannes 6,67)
3 https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=
4138 6.9.19
26 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Wollt ihr auch weggehen?
Vielleicht stellt sich jeder diese Szene etwas anders irdische Vorteile, Spaß oder Ehre, wenn wir zu angesag-
vor. Ich sehe Jesus mit einem gesenkten Kopf. Dennoch ten Plätzen und zu gerade beliebten Menschen gehen?
schaut er den Jüngern direkt in die Augen. Seine Schultern Der Mensch hat sich in seiner Natur nicht geändert. Der
beben. Würde er diese hier auch verlieren? Welches Wort Mensch des 21. Jahrhunderts ist nicht weiser als der zum
in dieser Frage könnte Jesus besonders betont haben? Beginn unserer Zeitrechnung.
„Auch“ – wie die vielen anderen? Wir haben heute das Angebot, das nach einer Entschei-
„Ihr“ – zu euch habe ich ein besonderes Verhältnis. dung verlangt: „Kommt her zu mir alle …“ (Matthäus
„Wollt“ – euer Wille ist frei. Ich möchte Nachfolger aus 11,28) sagt Jesus und er meint Dich und mich.
Liebe.
„Weggehen“ – Wir sind so lange miteinander gegangen. Wir können heute Jesus nicht leibhaftig vor uns sehen, wie
Sehe ich euch jetzt nie wieder? die Jünger damals. Dennoch können wir mit IHM auf dem
Weg sein. „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich
Diese Fragen gelten auch uns. Angesichts der Massen, kenne sie und sie folgen mir …“ (Johannes 10,27)
die nicht mit Jesus leben, stellt sich auch uns diese Frage:
Bleiben wir dabei? Oder gehen wir lieber dahin, wo die Lasst uns darauf achten, auf dem Weg mit Jesus zu blei-
Massen sind? Ist uns das mit Jesus alles etwas zu radikal, ben! Das wird kein breiter Weg sein. Nicht die Massen
zu extrem, zu ungewöhnlich – im Blick auf das allgemein spazieren darauf. Der Weg wird nicht das Lob der Welt
Übliche? ernten. Doch es ist der Weg zum Vater – der schmale
Weg des Gehorsams Gottes Geboten gegenüber5 und
„Da antwortete Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir der Liebe zu Gott und dem Nächsten6. Auf diesem Weg
gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir wächst die Frucht des Geistes Gottes.7 „Die Frucht der
haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Got- Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die
tes.“ (Johannes 6,68.69.) Frieden stiften.“ (Jakobus 3,18)
Allen, die fürchten: „Ach, wir sind so wenige!“, sei gesagt
Wer Jesus als seinen Herrn bezeichnet, möchte nicht wie Jesus uns sieht und begleitet: „Wo zwei oder drei
dort sein, wo der Herr nicht ist. Er möchte bei seinem in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten
Herrn sein. Die Botschaft Jesu als Rettungsbotschaft unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)
zu verstehen, an Jesus zu glauben, ihn als Gottes Sohn Wohin willst du gehen?
zu erkennen – das alles können wir auch heute. Das ist Wie damals gehen die Massen heute andere Wege.
ebenso nötig wie damals. Wenn wir vor Jesus stehen, gibt Unsere Gesellschaft fragt nur noch am Rande nach der
es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir kehren ihm den Bibel, oft aus historischen und kulturellen Gründen. Da wird
Rücken oder wir gehen mit ihm weiter. etwas entnommen, was für gut erachtet wird. Jesus kom-
Manch einer denkt vielleicht, er könne Jesus aus dem promisslos nachzufolgen, gilt als extrem und fanatisch.
Weg gehen, einen großen Bogen um ihn machen oder
einfach ihn für nicht existent erklären und über ihn hin- Naumburg, mein Wohnort, freut sich seit 2018 des
weggehen. Das alles ist im Endeffekt nichts anderes als Welterbetitels, so als hätte die ganze Stadt einen Preis
wegzugehen, denn es heißt: Nein, ich möchte nicht mit bekommen. Geehrt wird der Dom und deren Baumeis-
Jesus gehen. ter. Das ist sehr schön. Doch wer versteht die Botschaft
Bei Jesus zu sein ist völlig unabhängig von der Anzahl des gekreuzigten und auferstandenen Herrn, wenn er den
anderer Nachfolger. Ob andere meine Entscheidung Welterbebau aus dem 12. Jahrhundert besucht und unter
gut finden, mich auslachen, verurteilen oder meiden, ist dem Kreuz zu den berühmten Stifterfiguren in den West-
unwichtig. Sicher tut das weh. Hier schmerzt das Wissen: chor schreitet. Da wird die Uta bestaunt, die berühmte Stif-
Die anderen gehen andere Wege. Sie gehen verloren, terfigur. Und Christus? An ihm ist jeder vorbeigegangen,
wenn sie sich nicht zu Jesus wenden. Diesen Schmerz der den Dom besuchte. Ich lade herzlich ein, diesen Weg
teilt Jesus mit uns. Er selbst vergoss Tränen im Angesicht zum Kreuz und weiter mit Jesus zu gehen.
all der verlorenen Menschen, ihrer zeitlichen Leiden und
des ewigen Verlustes.4 Ich möchte mit den Menschen auf dem Berg sitzen,
Jesus zuhören, mich von ihm helfen und versorgen lassen
– doch nicht nur hier und jetzt. Ich möchte die Ewigkeit
Wohin willst du gehen? erlangen. Das möchte mir das wichtigste sein. Ich bin sehr
traurig über jeden Menschen, der sich anders entscheidet.
Die Menschen, denen Jesus damals begegnete, hat-
Dennoch möchte ich nicht dort sein, wo Jesus vergessen,
ten viel Gutes von ihm genossen und mit ihm erlebt. Das
an die Seite gedrängt oder falsch gedeutet wird.8 „Denn
reichte bei den Meisten nicht für eine gute Entscheidung.
der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Gott-
Sind wir heute klüger? Schauen wir bei unseren Entschei-
losen Weg vergeht.“ (Psalm 1,6)
dungen darauf, welchen momentanen Nutzen wir davon
haben? Orientieren wir uns an der allgemeinen Meinung? 5 vgl. Matthäus 7,13.14. Ines Müller
6 vgl. Matthäus 22,37-39.
Gehen wir mit und zu den Vielen? Errechnen wir uns
7 vgl. Galater 5,22.23.
4 vgl. Lukas 19,42. 8 vgl. Psalm 1.
27
Der Sabbatwächter 2019 - 4
EIN DANK BARES HERZ
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der biblischen Empfehlung, in jeder Lebenssituation dankbar zu
sein und der Auswirkung in unserem Herzen.
„Lobet den Herrn, denn Er ist freundlich! Lobet den Herrn, denn Er ist lieblich!“ (Psalm 135,3)
fordert uns der Psalmist auf und: „Lobsinget dem Herrn, ihr seine Heiligen, und preiset seinen
heiligen Namen.“ (Psalm 30,5)
Wer ein Kind Gottes ist, ist sich der Tatsache bewusst, dass es aus dem Reich der Finsternis in
das Reich des Lichts hinübergerettet wurde. Schon allein dafür gebührt Gott Lob, Preis, Ehre und
Dank in Fülle.
In unzähligen Bibelstellen im Alten und Neuen Testament (AT und NT) werden wir dazu ermuntert,
geradezu aufgefordert, dem Herrn zu danken. Wir sollen und dürfen dem Herrn danken, dass er uns
herausgeführt hat aus der Finsternis, dass er unser Ratgeber ist, unser Erlöser, unser Versorger,
und dass Er bei uns ist in allen widrigen Umständen. Ja auch und vor allem für seinen Charakter
28 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Ein dankbares Herz
Die vielen Bibelstellen. die uns auf das Lob Gottes hin-
weisen. sind nicht zu übersehen und machen uns die men-
tale Fokussierung deutlich, in der wir als Christen stehen
sollten. Die Fokussierung auf den Herrn, auf seine hel-
fende Hand in unserem Leben, und darauf, dass uns alles
zum Besten dient wenn wir seine Kinder sind,8 bringt zum
Ausdruck, dass wir in allen Lebensumständen vertrauen Haben wir erfasst, was der Herr uns schenken will mit
können, dass Er einen guten, sinnvollen Plan für unser der Fähigkeit zu danken, entwickeln wir eine Haltung, die
Leben hat, der zur Vollendung führt. mit den Umständen fertig wird, in denen wir uns gerade
befinden. Sind wir in der Lage, das Wozu und nicht das
Der Dank an Gott ist nicht allein nur eine Kommunikations- Warum zu fokussieren, lassen wir uns umgestalten in das
formel. In Aufrichtigkeit angewandt und fokussiert erfasst, Bild Jesu. Wir dürfen erfassen, dass die Freude am Herrn
soll dieser Dank zu einer inneren Haltung werden. Diese unsere Stärke und Er unser großer Lohn ist.
befähigt uns, über die konkreten Umstände hinaus zu erfas-
sen, dass es in diesem Leben um mehr geht, als um den Durch Dankbarkeit wird unser Charakter geformt, unser
Wunsch, dass die Dinge in unserem Leben gut laufen. Herz auf den Herrn gerichtet und unser Herz in die Freiheit
7 vgl. Sacharja 9,16. geführt.
8 vgl. Römer 8, 28. U. Dürig
31
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Seelsorge Brief Nr. 8
Rudi
Lieber Rudi,
ich freue mich sehr, dass Dir Gott wichtig ist und Du Dein Leben im Verständnis der christlichen Nächstenliebe gestal-
test. Das ist eine Hälfte des Willens Gottes für seine Kinder.
Ja, Gott ist groß und seine Barmherzigkeit übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Er sandte seinen Sohn zu
unserer Erlösung, als wir noch nichts von ihm wissen wollten, ja als wir seine Feinde waren.1 „… Gott ist die Liebe
…“ (1. Johannes 4,16) Dieses Wort beschreibt Gottes Charakter umfassend. Alle seine Taten entspringen der Liebe.
Gott schuf uns aus Liebe, erlöst uns durch Christus aus Liebe, ist bei uns aus Liebe und zeigt uns aus Liebe, wie wir
leben sollten.
Ich lade Dich, lieber Rudi, ein, dass wir gemeinsam in der Bibel forschen, ob Gott es mit seinem Willen so genau nimmt!
1 vgl. Römer 5,8. Das Seelsorgeanliegen wurde frei nach realen Erlebnissen formuliert.
Als Jesus nach dem höchsten Gebot gefragt wurde, ant- Ich möchte folgendes zu bedenken geben:
wortete er:
Gott ließ uns die Bibel durch menschliche Werkzeuge
„,Du sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben von überliefern. Menschen schrieben auf, was Gottes Geist
ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem ihnen auftrug. Allein die zehn Gebote schrieb Gott selbst!
Gemüt.‘ (5.Mose 6,5) Dies ist das höchste und größte „Und als der Herr mit Mose zu Ende geredet hatte
Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ,Du sollst dei- auf dem Berg Sinai, gab er ihm die beiden Tafeln des
nen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ (3. Mose 19,18) Gesetzes; die waren aus Stein und beschrieben von
In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und dem Finger Gottes.“ (2. Mose 31,18)7
die Propheten.“ (Matthäus 22,37-40)
Wie wichtig müssen Gott diese Gebote sein, dass er sie
In meiner Jugend sangen wir ein schönes Lied: persönlich niederschrieb!
Gott schrieb alle zehn Gebote. Er sagte nicht, dass
„Liebe ist nicht nur ein Wort, irgendeins weniger wichtig wäre, entfernt oder geändert
werden dürfe. Vom Finger Gottes in Stein geschrieben –
Liebe das sind Worte und Taten …“2 das nenne ich felsenfest, unumstößlich und von höchster
Wichtigkeit! Der Jakobusbrief beschreibt Gott als „ …
Liebe in Bezug auf Menschen können wir uns recht gut Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch
vorstellen. Da wird sich gekümmert, geholfen, zugehört, Wechsel des Lichts und der Finsternis.“ (Jakobus 1,17)
getröstet usw. Aber die Liebe zu Gott? Wie sollte die aus-
sehen? Schauen wir auf die ersten vier Gebote. Gott erwartet,
dass wir allein ihm dienen. Nichts sollte seinen Platz ein-
Die Liebe zu Gott ist die zweite untrennbare Hälfte des nehmen. Der Schöpfer beansprucht in allem die Priorität.
göttlichen Gesetzes, ausgedrückt in den zehn Geboten.3 Auf unserer To-Do-Liste sollten also nicht das schöne
Die Gebote des zwischenmenschlichen Miteinanders sind Haus, das teure Auto oder andere Wünsche und Ziele
wichtig, ersetzen jedoch nicht die Gebote zur Beziehung vor unserer Beziehung zu Gott rangieren. (1. Gebot) Die
des Menschen zu Gott. Hier geht es um die Gebote 1-4: Anbetung von Bildern und dergleichen ist weiter verbreitet,
Die alleinige Gottesverehrung, das Verbot der Bildnisan- als auf den ersten Blick angenommen. Religiös gemeinte
betung, die Ehrfurcht vor dem Namen Gottes und das Bildnisse und Statuen dürfen nicht das Ziel der Anbe-
Sabbatgebot.4 tung sein. Christen sollten sich vor Gott beugen, nicht vor
Abbildungen. (2. Gebot) Das gedankenlose Plappern von
Wie genau Gott es mit der Nächstenliebe nimmt, illus- Worten und Ausrufen, mit denen Gott gemeint ist, verbie-
trierte Jesus am Gleichnis vom barmherzigen Samariter.5 tet Gott selbst. Er möchte nicht in leichtfertiger Weise und
Konkret zählte Jesus die Taten der Nächstenliebe auf: unüberlegt in aller Munde sein, wenn er gar nicht ange-
Bedürftige mit allem Nötigen versorgen, Aufnahme Frem- sprochen wird. (3. Gebot)
der, Besuche.6 Paulus geht in seinen Briefen ebenfalls
sehr in die Praxis, z.B. 1. Römer 12 ab Vers 9: ein liebe- Kommen wir zum 4. Gebot, zum Sabbatgebot.
volles Miteinander, gegenseitige Hilfe, Gastfreundschaft,
trösten und Frieden halten. Ich verstehe Dich so, Du meintest, das sei Gott
nicht so wichtig.
Die Frage, die sich jetzt stellt lautet: Nimmt Gott auch
die ersten vier Gebote genau? Oder ist er da eher undiffe- Lieber Rudi, ich kann Dich besser verstehen, als Du
renziert, weitschweifig im Verständnis und lässt den Men- wissen kannst. Ich bin in der evangelischen Kirche auf-
schen frei, was genau sie unter seinem Gebot, also sei- gewachsen und natürlich war mir der Sonntag wichtig.
nem Willen, verstehen sollten? Manche Menschen stellen Christen halten den Sonntag. Klar! Oder sollte da etwas
sich „den lieben Gott“ als ein stets nachsichtiges Wesen anderes in der Bibel gemeint sein? Ich habe erst vom Sab-
vor, das über alle unsere Unzulänglichkeiten hinwegsieht bat erfahren, als ich um die 20 Jahre alt war. Zuerst dachte
und jedem völlige Freiheit im Glauben und Ausleben des ich genauso wie Du: So kleinlich wird Gott schon nicht sein!
Christseins gewährt. Ist dem so? Egal welcher Tag. Hauptsache wir haben einen Ruhetag.
Das Ringen um den richtigen Anbetungstag fand ich unnö-
2 Text: Eckart Bücken, Melodie: Gerd Geerken, 1973. tig. Außerdem sind die Sabbathalter im Verhältnis zu den
3 vgl. 2. Mose 20, 1-17.
4 vgl. 2. Mose 20,1-11.
Sonntagshaltern verschwindend gering an Zahl. Schon
5 vgl. Lukas 10,25-37. deshalb müssten sie auf dem Holzweg sein, dachte ich.
6 vgl. Matthäus 25,35-40. 7 vgl. 5. Mose 5,22.
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Der Sabbatwächter 2019 - 4
Ich wollte nicht zu Menschen gehören, die zwar über,
von und sogar mit Gott reden, aber denen sein Wille nicht so wichtig ist.
nem Wort stünde? Was wäre, wenn Gott sich nichts aus
den schönen Worten machte, mit denen viele Christen,
auch natürlich Theologen, umgingen, um den Sonntag zu
begründen? Was wäre, wenn Gott am Ende meines Chris-
tenlebens zu mir sagte: Ich kenne dich nicht.9 Welch eine
Katastrophe! Das Thema beschäftigte mich also weiter.
„Der Protestantismus, indem er die Autorität der katho- Ja, Gott nimmt es mit dem Gehorsam ihm gegenüber
lischen Kirche abweist, hat keine guten Gründe für seine sehr genau. Eva aß lediglich eine Frucht in einem Garten
Sonntagsheiligung. Er sollte logischer Weise den Sams- voller Obst, würde mancher vielleicht meinen. Doch Gott
tag-Sabbat halten.“14 hatte genau das verboten und die Konsequenz bei Unge-
horsam lautete: „… musst du des Todes sterben.“ (1.
Diese Aussagen berühren und erstaunen mich heute Mose 2,17) Auch heute gilt: „Der Sünde Sold ist der Tod
noch sehr. Damals, vor etwa 30 Jahren, brachten sie mich …“. Aus welchem Grund sollte Gottes Wort für diesen Teil
zur Umkehr und führten mich dazu, den Sabbat als Ruhe- nicht gelten, während wir uns gern auf die zweite Hälfte
tag Gottes anzuerkennen. „Ich merke, dass alles, was dieses Bibelwortes stützen? „… die Gabe Gottes aber
Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazu- ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“
tun noch wegtun.“ (Prediger 3,14.) (Römer 6,23) „Denn des HERRN Wort ist wahrhaftig,
und was er zusagt, das hält er gewiss.“ (Psalm 33,4)
Ganz besonders bewegte mich folgende Aussage Jesu:
„Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in Lieber Rudi, ich lade Dich herzlich ein, nach Gottes Wilen
das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun zu forschen und Dir die Beschreibung der Kinder Gottes
meines Vaters im Himmel!“ (Matthäus 7,21) anzusehen: „Hier ist Geduld der Heiligen! Hier sind,
die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an
Ich wollte nicht zu Menschen gehören, die zwar über, von Jesus!“ (Offenbarung 14,12).
und sogar mit Gott reden, aber denen sein Wille nicht so Jesus sagt: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine
wichtig ist. Das war mir zu riskant. Hier stand mein ewiges Gebote halten.“ (Johannes 14,15)
Leben auf dem Spiel! Ich möchte niemandem die Seligkeit
absprechen, weil er ein anderes Verständnis und andere Manche Christen kleben sich einen bunten Fisch aufs
Gewohnheiten hat. In mir persönlich jedoch reifte die Auto, um zu zeigen, dass sie mit Gott leben. Gott möchte,
Erkenntnis, dass Gott beides ist: unvorstellbar großzügig dass wir uns als seine Kinder zu erkennen geben:
und barmherzig, weil er seinen Sohn zu meiner Erlösung
gab. Gleichzeitig ist Gott treu, verlässlich und unverän- - indem wir Liebe untereinander haben.15
derlich. Auf seine Worte, die Gebote und Verheißungen, Dieser Aufruf erinnert an die zweite Gesetzestafel
darf ich bauen. Ich kann nicht sagen: „Bitte Gott, erfülle – das menschliche Miteinander.
mir genau Deine Versprechen an mich, aber nimm es mit
dem, was Du von mir möchtest, nicht so genau!“ Mose - Indem wir Gott als Schöpfer, Herrn und Gesetzgeber
betete Gott mit den Worten an: anerkennen, ehren und anbeten. „Sage den Israeliten:
„Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und gedul- Haltet meinen Sabbat; denn er ist ein Zeichen zwi-
dig und von großer Güte und Treue, der da Tausen- schen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht,
den Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch hei-
und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern ligt. … Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den
sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kin- Israeliten. …“ (2. Mose 31,13-17)
deskindern bis ins dritte und vierte Glied.“ Zum geistlichen, neutestamentlichen Israel dürfen heute
(2. Mose 34,6.7.) alle Gläubigen gehören.16
Wir haben wieder die beiden Seiten: Die Erlösung aus Jesus Christus hat uns versprochen wiederzukommen
Liebe und die Strafe für jene, die sich nicht erlösen lassen und seinen Kindern das ewige Leben zu schenken.17
wollen. Nun könnten wir sagen: Jesus vergibt uns ja alle Möge kein aufrichtiger Christ, auch Du, lieber Rudi, dann
Schuld. Doch wie sieht es mit bewusster Übertretung der fehlen! Wir dürfen uns schon heute darauf freuen, gemein-
Gebote aus, mit der Haltung der Ablehnung oder anderen sam im Himmel Sabbat zu feiern.18 Das ist mein herzlicher
Sicht auf die göttlichen Anweisungen? Gott sagte schon Wunsch.
dem Volk Israel:
„Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Bitte melde Dich, wenn Du tiefer in diese Thematik ein-
Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des steigen und Christen kennenlernen möchtest, die den
Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete; den Fluch Sabbat als Ruhetag halten!
aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten Ines Müller
des Herrn …“ (5. Mose 11,26-28) 15 vgl. Johannes 13,35.
16 vgl. Römer 9,6-29.
17 vgl. Johannes 14,1.2.
14 ins Deutsche übersetzt aus American Catholic Review, Jan. 1883. 18 vgl. Jesaja 66,22.23.
35
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Gemeindeleben
90. Geburtstag
Wir in der Gemeinde Mosbach freuten uns dieses Jahr,
eine besondere Jubilarin beglückwünschen zu können:
unsere liebe Schwester Lore Schmidt feierte im Mai
ihren 90. Geburtstag. Bei einer kleinen Überraschungs-
feier überreichten wir ihr im Namen der Gemeinde und
Gemeinschaft einen Geschenkkorb. Wir sind dem Herrn
dankbar, dass sie nach jahrelangem Dienst gemeinsam
mit ihrem Mann, auch jetzt noch in ihrem Alter aktiv und
viel unterwegs sein kann. Wir wünschen ihr weiterhin viel
Gesundheit, Gottes Segen und dass sie uns noch lange
erhalten bleibt.
Die Gemeinde Mosbach
Foto: Gemeinde Mosbach
Filmaufnahmen Noch vor ca. 25 Jahren, als wir unsere Ernährung auf eine vegetarisch,
von Kochvor- vegane Kost umstellten, war dieser Lebensstil etwas Besonderes und
es gestaltete sich nicht so einfach wie heute, an die entsprechenden
führungen für Lebensmittel zu kommen. Mittlerweile finden wir Sojamilch und Co. fast
schon in allen Supermärkten. Ein veganer Lebensstil ist schon längst
nichts Besonderes mehr und es gibt vielfältige Informationen darüber.
Und doch kommt es bei dieser Ernährungsform, soll sie gesund für un-
seren Körper sein, auf die richtige Kombination von Getreide, Samen,
Nüssen, Obst und Gemüse an. Eine vegane Vollwerternährung, die
all diese von Gott gegebenen Lebensmittel enthalten, ist anzustreben.
E.G. White schrieb bereits vor ca. 150 Jahren: „Getreide, Früchte, Nüs-
se und Gemüse bilden die von unserem Schöpfer für uns ausgewählte
Ernährung. Diese Erzeugnisse sind, wenn sie möglichst einfach und
www.fit-4life.de natürlich zubereitet werden, am gesündesten und nahrhaftesten. Sie
vermitteln Kraft, Ausdauer und Verstandesschärfe…“1
Wir glauben daher, dass wir mit unserer Ernährungsform einen wich-
tigen Beitrag für die Bevölkerung leisten können. An wie viel Krankheit
und Leid hat sich doch die Menschheit auf Grund eines unmäßigen,
ungesunden Lebensstils gewöhnt! Hier sollten wir ansetzen und zu
Reformen in der Ernährung und des Lebensstils ermutigen.
Am 30. Mai d. Js. begannen wir deshalb mit Filmaufnahmen von Kochvorführungen in unserer Gemeindewohnung in
Hamburg. Dazu reiste unser neuer Mitarbeiter, Br. Fernando Leon, mit seiner umfangreichen, professionellen Filmaus-
rüstung an und es konnten die ersten fünf Rezepte gefilmt werden.
Derzeit wird auch eine eigene Internetseite der Gesundheitsabteilung unter dem Namen www.fit-4life.de aufgebaut.
Sie soll bunt und lebendig werden und wird zuerst einmal Gesundheitsartikel sowie Rezeptkurzfilme enthalten. Diese
sollen dann auch über die neuen Medien wie You Tube und Whats App verbreitet und mit der Gemeinschaftshomepage
vernetzt werden. Diese ersten Kurzfilme sind mittlerweile fertig und warten nach Fertigstellung der Gesundheitsseite auf
ihre Verbreitung. Für die Zukunft ist geplant, pro Woche einen Rezeptfilm in Umlauf zu bringen.
Solltet ihr Ideen für unsere Gesundheitsseite oder Interesse am Schreiben von kurzen Artikeln haben, dann könnt ihr
euch gern mit mir unter der Tel-Nr. 040 284 73 642 in Verbindung setzen. Ich freue mich über euren Anruf.
Gabriele Röglin, Mitarbeiterin der Gesundheitsabteilung Foto: R. Röglin
1 E.G. White, Bewusst essen S. 159.
38 Der Sabbatwächter 2019 - 4
Taufe in Naumburg
Für Regina Püschel war der Sabbat, der 21. September
2019, ein ganz besonderer Tag. Sie wurde in der Saale
von Bruder Jens Müller getauft. Lange hatte sich Schwes-
ter Regina auf diesen Tag vorbereitet. Sie war auf unsere
Gemeinde aufmerksam geworden durch eine Einladung
zum Christlichen Gesprächskreis im Fenster unseres Hau-
ses. Wir sind uns ganz sicher: Gott hat Regina zu uns
geführt. Inzwischen sind ihr Bibelstunden und -seminare,
Bibelfernkurs und die aktive Teilnahme am Gemeindeleben
seit vielen Monaten vertraut. Vor der Taufhandlung schil-
derte sie ihren geistlichen Werdegang und die Freude, in
der kleinen Naumburger Ortsgemeinde ein geschwisterli-
ches Miteinander gefunden zu haben, das ihr so wichtig sei.
Adrian Dinut war in seiner Predigt auf die große Freude
im Himmel eingegangen, die an diesem Tag herrsche, weil Die Taufhandlung - Regina Püschel und Jens Müller
Regina sich ganz für den Heiland entschied.
Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich
Gemeinde- und Familienglieder sowie Freunde am Saa-
leufer, um dieses freudige Ereignis mitzuerleben. Jens
Müller sagte bei der Aufnahme in die Ortsgemeinde: „Liebe
Regina, wenn du je Zweifel hast, komme an diesen Ort,
denke an deine Taufe und sieh nach oben! Da wollen wir
alle hin!“. Gegenüber der Taufstelle erhebt sich eine Fel-
senwand. Der Ort ganz oben wird „Himmelreich“ genannt.
Adrian Dinut wandte sich abschließend an das neue
Gemeindeglied und gestand, dass wir in der Gemeinde
unvollkommene Menschen seien, die auch Fehler mach-
ten und Enttäuschungen verursachen könnten. Wir seien
jedoch miteinander auf dem Weg der Heiligung, des Ler-
nens und immer wieder auf Vergebung durch Gott und
untereinander angewiesen.
Mit einem Kuchenpicknick, viel Gesang und Erzählen
klang dieser schöne Tag am Saaleufer aus.
Wir wünschen unserer neuen Glaubensschwester
Regina viele stärkende Erfahrungen an der Hand Jesu.
Möge Er sie durch die Höhen und Tiefen des Lebens füh- Die Gemeindeaufnahme
ren und tragen. Ines Müller v.l.n.r.: J. Müller, R. Püschel, I. Müller, A. Dinut
Fotos: o. u. Mitte: E. Eder, u.: I. Müller
Die Taufgemeinde
39
Der Sabbatwächter 2019 - 4
Bezirkskonferenz in Berlin
Du bist eingeladen! Bist du bereit?
Das Motto der Bezirkskonferenz der ODV am 05.10.2019 In kleinen Gruppen tauschten wir uns über persönliche
in Berlin war »Die Hochzeit des Lammes« nach Offenba- Erfahrungen aus.
rung 19,9: „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes Wodurch wurden wir berührt?
geladen sind.“ Eine Einladung zu dem wohl wichtigsten Was sprach uns besonders an?
Event überhaupt. Hast du dir darüber schon mal Gedan- Was können wir aus unseren gemachten Erfahrungen im
ken gemacht? Umgang mit anderen lernen, wie uns anvertraute Gaben
für Gott einsetzen?
Die Predigt am Sabbatvormittag hielt Bruder A. Dinut zu „Wenn es je eine Zeit in der Geschichte der Sieben-
dem Gleichnis des Hochzeitsmahles aus Matthäus Kapitel ten-Tags-Adventisten gab, in der sie aufstehen und leuch-
22. Die Geschichte ist ziemlich bekannt: Ein König richtet ten sollten, dann ist das jetzt.“ E.G. White, Christus ist Sieger, S. 352.
das Hochzeitsfest für seinen Sohn aus; alles ist vorberei- Martin Luther hat einmal gesagt: „Wenn ich wüsste,
tet, nur noch die geladenen Gäste fehlen. Also schickt der dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch
König Diener, um besagte Gäste an das große Ereignis ein Apfelbäumchen pflanzen, aber auch meine Schulden
zu erinnern, doch sie reagieren gleichgültig, wollen nicht bezahlen.“
kommen, ja werden sogar handgreiflich und töten die Die- Was bedeutet DIR die Endlichkeit dieser Welt? Inwiefern
ner des Königs. ist der Gedanke, dass Jesus bald wiederkommt in Deinem
Der König wird sehr wütend und lässt die Mörder umbrin- Leben präsent?
gen. Er schickt nochmals Diener mit dem Auftrag, alle ein- Was ist besonders wertvoll an Deiner Beziehung zu
zuladen, die ihnen über den Weg laufen. So füllt sich der Jesus? Was gibt Dir Kraft, trägt Dich durch den Alltag,
Festsaal mit den verschiedensten Menschen. Als der König lässt Dich Schwierigkeiten und Probleme meistern, lässt
schließlich den Saal betritt, fällt ihm ein einziger Mensch Dich hoffen …?
auf, der kein feierliches Gewand trägt. Trotzdem spricht
er ihn mit „Mein Freund“ an und fragt nach dem Grund Nur die, die bereit waren, gingen mit dem Bräutigam zur
für das fehlende Hochzeitskleid; doch der Mann kann ihm Hochzeit (vgl. Matthäus 25,10). Das war das Thema mit
darauf keine Antwort geben, keine ausreichende Entschul- Bruder H. Abraham. Es ist alles vorbereitet, wir alle sind
digung vorbringen. So endet die Geschichte damit, dass eingeladen. Es fehlt nur deine, meine, unsere bewusste
er hinaus in die Finsternis geworfen wird. Entscheidung diese Einladung anzunehmen; nicht wie die
„Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind auser- geladenen Gäste aus dem Gleichnis:
wählt.“ (Matthäus 22,14) „...Die Hochzeitsfeier ist vorbereitet, aber die geladenen
Nach dem gemeinsamen, leckeren Mittagessen ging Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen.“
es am Nachmittag in einen Workshop mit Geschwister (Matthäus 22,8)
Müller über. Das Hauptthema war die Verkündigung des Möge Gott uns alle reichlich segnen.
Evangeliums, der Adventbotschaft und insbesondere das
Bewusstsein der Zeit, in der wir leben. Marinella Calderon-Vielma
Foto: M. Bordonaro