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Die

Xiii
Lobpreisungen
Des Namenlosen

Eike Büchse

1
Die XIII Lobpreisungen des Namenlosen

Illustrationen
Cover
pixabay.com
Namenlosen-Vignette von Nadine Schäkel

Vielen Dank an Massimo Feth und Christian Groß für die Unterstützung

Erschienen am 01.09.2018

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licht.

3
Die 13
Lobpreisungen
des
Namenlosen
Anrufungen zu seinen Ehren und
zur Erbauung des menschlichen
Geistes.

1
Gewidmet den freien Menschen Aventuriens
Geschrieben von einem, der die Gnade des
Güldenen erfahren hat.
Von diesen Falschen
Göttern wird die Rede
sein
Von der Schlange Hesinde
Ingerimm, der Schwache Schmied
Efferd, der Ertränker der Hoffnung
Die giftige Spinne Tsa
Rondra, die Zahnlose Löwin
Firun, der Vereiser der Herzen
Phex, der Große Betrüger
Rahja, die Betäuberin des Gesistes
Travia, die Kerkerwächterin der Menschen
Praios, der Meister der Ketten
Peraine, die Unwissende Quacksalberin
Boron, der Zerstörer der Träume

Der Güldene kennt all ihre


Geheimnisse und wird diese
aufdecken!
Von der Schlange Hesinde
Gepriesen sei der Güldene und vernommen werde

sein Wort, wenn hier von Hesinde, der Schlange,

gesprochen wird.

Seit Anbeginn der Zeit, als die falschen Götter den

Menschen Ketten anlegten, werden ihre Geister

vergiftet und ihre einstmals sehenden Augen für

die Wahrheit verschlossen. Die unendliche Gedan-

kenkraft des Menschen wird durch falsche Lehre

und durch das Verbot wahrer Neugierde gefangen

gehalten. Hesinde ist die Schlange, die Bringerin des

4 Von der Schlange Hesinde


Giftes und Erwürgerin des menschlichen Verstandes.

Ihr einziges Anliegen ist es, alles Wissen vor dem

Menschen zu verbergen, auf dass sie nicht auf be-

gehren gegen ihre Priester und Könige.

Ihre Lehre ist das Verbot. Verbot von Wissen über

die menschliche Natur, den Werdegang von Zeit

und Materie, die wahre Art der Gestirne, die Welt

in der sich der Mensch bewegt. Verbot wahrer Ma-

gie, wie sie nur durch das größte aller Opfer gewirkt

werden kann. Hesinde ist nicht die Gelehrsamkeit,

sie ist das Vergessen und Verschließen, sie ist Kon-

trolle und Gehorsam, auf dass der Geist nicht auf

Wanderschaft gehe. Die Ordnung, die durch einige

Wenige erzwungen wird, durch den Adelsstand, fußt

auf dem Unwissen ihrer Untertanen. Denn, könnten

sie klar sehen und die wahre Natur der Welt erken

Von der Schlange Hesinde 5


nen, würden sie gegen das ihnen auferlegte

Joch aufbegehren und ihre Oberen in den Ab-

grund stürzen. Denn hinter dem Schleier der

Unwissenheit liegt eine Sphäre unvorstellba-

rer Kraft. Das wahre Antlitz der Götter und

ihrer Widersacher ist ein Einziges und nur ein

Einziges, und dieses Antlitz wird nur manifest

durch den Glauben der Menschen. Wenden sich

die Menschen von ihren Falschen Göttern ab,

verschwinden diese in der Unendlichkeit von

Zeit und Raum, und jedes Wirken eines Ge-

weihten der Schlange ist nichts als eine kurze

Befreiung des Geistes von seinen Fesseln, die

er als Wundertat seiner Kerkermeisterin Hes-

inde wahrnimmt. Der Güldene, gepriesen sei

die Freiheit die er bringen wird, wird die Ket-

6 Von der Schlange Hesinde


ten des Unwissens für den Menschen sprengen

und ihm das Joch der Sklaverei ein für alle

Mal abnehmen. Jedem Menschen wird es zu-

stehen, sehenden Auges und ohne den Schlei-

er durch die Welt zu gehen und seinem Geiste

die höchste Bildung angedeihen zu lassen –

ohne Einschränkungen, ohne falsche Moral,

ohne überkommene Regeln. Gemeinsam mit

dem Güldenen kann und wird der Mensch in

eine neue Ära aufbrechen, in welcher er sich

an den ihm zustehenden Platz an der Spitze

der Welt findet.

Dies ist sein Versprechen.

Von der Schlange Hesinde 7


Ingerimm,
der Schwache Schmied
Gepriesen sei der Ältere der Äonen und ver-

nommen werde sein Wort, wenn hier von In-

gerimm, dem Schwachen Schmied gesprochen

wird.

Durch Feuer und Erz erhält unsere materiel-

le Welt ihre Form, wie sie dem Menschen ge-

8 Ingerimm, der Schwache Schmied


wahr wird, Doch wie rückständig muss diese

anzusehen sein! Der Mensch, unter den ewi-

gen Gestirnen der Falschen Götter wirkend,

wird in seiner Schaffenskraft eingeschränkt.

Ingerimm, der Schmied, den man nur als

schwach bezeichnen kann, hat ihn zur Un-

tätigkeit verdammt. Aus Stein und Stahl und

nach alter Sitte soll der Mensch seine Welt

schaffen, wie schon seit Hunderten und Hun-

derten von Jahren seine Väter und Vorväter.

Wer ist dieser Gott, dass er den Mensch zum

Stillstand verurteilt und seine Vervollkomm-

nung verhindert? Wird doch erst durch eine

Kombination der Elemente, durch die Kunst

der Alchimie und durch die Wirkung der Ma-

gie selbst das Schaffen des Menschen zu ei-

Ingerimm, der Schwache Schmied 9


nem Meisterwerke. Doch allzuschnell wird

wahrlich Großes verrufen und verdammt! Das

herrliche Yol-Ghurmak, die Stadt des Fort-

schritts und der Erfinder, muss sich gar un-

ter einem Wolkenpanzer verbergen, um nicht

durch den neidischen Zorn der Götter zer-

schmettert zu werden. Denn mit Grimm wol-

len die Falschen Götter die wahren Bauherren

des Universums strafen, weil sie gegen Unter-

drückung und Zwang auflehnen. Nichts hassen

die Falschen Götter mehr als den Fortschritt

der Menschen, auf dass diese ewig ihn ihren

Fängen bleiben sollen. Und so werden Un-

wahrheiten über die Beschaffenheit der Welt

und ihrer Elemente wie schwarze Saat in die

Köpfe der Menschen gesät und gleich einem

10 Ingerimm, der Schwache Schmied


schwelenden Brand frisst unheilvolle Glut den

menschlichen Geiste Stück für Stück auf, auf

dass dem Menschen kein wahres Meisterwerk

gelinge und er auf ewig darbe und die Fal-

schen Götter um Hilfe anflehe. Der Güldene,

gepriesen sei die Schaffenskraft die er bringt,

will dem Menschen die Augen öffnen und ihn

in seinen Fähigkeiten vervollkommnen. Er

will die Ketten der Menschen zerschlagen und

ihn selbst zum Konstrukteur seines Schicksals

machen, fernab von den überholten und ver-

achtenswerten Regeln der Falschen Götter.

Dies ist sein Versprechen.

Ingerimm, der Schwache Schmied 11


Efferd, der Ertränker der
Hoffnung
Gepriesen sei der Ewige Beweger der Wel-

ten und vernommen werde sein Wort, wenn

hier von Efferd, dem Feind der Freiheit ge-

sprochen wird.

Zu Beginn aller Schöpfung war das Wasser

und am Ende aller Tage wird das Wasser

sein. In der Unendlichkeit der Wogen fin-

den sich die tiefsten Geheimnisse des deri-

12 Efferd, der Ertränker der Hoffnung


schen Weltwandels, wie sie sich nicht in den

kühnsten Träumen der Menschen wieder-

finden. Während die Falschen Götter für sich

reklamieren, das Leben und die Menschen ge-

schaffen zu haben, weiß der Güldene, dass der

Mensch aus dem Wasser erstiegen ist; zuerst als

niederer Kriechtier, hat er sich über den Lauf

vieler Jahrtausende zu seiner absoluten Form

erhoben. Die Falschen Götter verabscheuen


dies, es ist ihnen ein Gräuel, wenn sie sich

eingestehen müssen, selbst nichts erschaf-

fen zu können, sondern nur ein Schatten,

ein dünnes Gespinst in den Köpfen vergif-

teter Geister zu sein. Efferd, der Erträn-

ker der Hoffnung, wacht mit seinen hass-

erfüllten Augen über die Gestade, auf dass

Efferd, der Ertränker der Hoffnung 13


niemand den verschlossenen Geheimnissen

auf den Grund gehen mag. Seine tödlichen

Wogen, seine zerreißenden Malströme und

die Schiffe zerberstenden Winde halten die

Mutigen ab, über die willkürlich gesteckten

Grenzen der Länder zu reisen und diese zu

erforschen. Nur die Wenigsten wissen, dass

in den Untiefen vor Havena, in der Bucht von

Selem und in den eisigen Fluten des Nordens

Kostbarkeiten der Schöpfung auf den Menschen

warten. Denn, fände der Mensch heraus wel-

che Allianzen er dort zu schließen im Stande

wäre, würde er bald mächtiger als die Falschen

Götter daselbst werden und könnte diese vom

Angesicht Deres fegen wie ein Sturm ein

kümmerliches Blatt auf dem Boden.

14 Efferd, der Ertränker der Hoffnung


Der Güldene, gepriesen sei der Mut, den er

spendet, wird dem Menschen die Augen öff-

nen und ihn in die tiefsten Geheimnisse der

Ozeane einweihen. Die Schwarzen Archen

der neuen Schöpfung werden schon bald

die Meere der Welt kreuzen. Er und

nur er allein hat die Macht, dem Mensch

die Fähigkeiten der Fische und Wale zu ge-

ben und ihm eine Welt unter den bekannten

Landmassen zu zeigen, auf dass er sie er-

obere und als rechtmäßiger Herrscher sein

Eigen nennen wird.

Dies ist sein Versprechen.

Efferd, der Ertränker der Hoffnung 15


Die giftige Spinne Tsa
Gepriesen sei der All-Eine, der Leuchten-

de, und verbreitet werde sein Wort, wenn

hier von der Spinne Tsa gesprochen wird.

In der Ewigkeit aller Äonen sind manche

Fehler entstanden. Die Falschen Götter ha-

ben Kreaturen erschaffen, die es nicht ge-

ben sollte und Abarten geduldet, die jeder

Beschreibung spotten. Das, was eigentlich

strenger Ordnung und Kontrolle bedarf,

16 Die giftige Spinne Tsa


wird wild und vermeintlich frei auf Dere

abgesetzt und vermehrt sich ohne Sinn und

Verstand. Dies dient allein der frivolen Lust

am Chaos, wie es die Art der giftigen Spin-

ne Tsa ist. Sie allein hat dafür gesorgt, dass

dem Mensch nicht alle Natur Untertan ist

und er sich seinen Lebensraum mit den un-

würdigsten Geschöpfen teilen muss. Tsa sieht

es gerne, wenn die Bauern leiden, weil ihre


Ernte von Heuschrecken gefressen wird und

das Siechtum auf dem Rücken der Wanzen

in die Betten der Menschen kriecht. In ih-

rem Wahn hielt Tsa auch ihre gifttropfende

Klaue über Ungebilde wie Orks oder Oger,

auf dass die Blutsverdorbenen zu ihrer Be-

lustigung Jagd auf die Menschen machen.

Die giftige Spinne Tsa 17


Zwischen all dem Ungetier suchen sich die

herrlichen Ratten ihren Weg, denn sie al-

lein sind unter den Tieren Wissende und

stehen unter dem Schutze des Einen.

Der Güldene, gepriesen sei der Schutz und

die Ordnung die er bringt, wird dem Men-

schen den Rücken stärken und ihm väter-

lich die Hand führen, wenn er mit Schwert

und Feuer das Angesicht Deres von unnöti-


gem Gewürm säubert. Gemeinsam mit ihm

werden die Menschen eine neue Ordnung

errichten, die ihrem Rang auf der Welt ge-

recht wird.

Dies ist sein Versprechen.

18 Die giftige Spinne Tsa


Die giftige Spinne Tsa 19
Rondra, die Zahnlose
Löwin

Gepriesen sei der Nachtschwarze und ver-

breitet werde sein Wort, wenn hier von

Rondra, der zahnlosen Löwin gesprochen

wird.

20 Rondra, die Zahnlose Löwin


Im ewigen Lauf der Gestirne ist der Wan-

del die einzige Konstante und Stillstand

bedeutet Vergehen. Die Falschen Götter ha-

ben aus ihrer Mitte Rondra, die einstmals

starke Löwin auserkoren um den Mensch in

seinem ewigen Kampf gegen die Unbillen

Deres anzuführen. Doch sie ist nicht die An-

führerin, die den Menschen mit starker Hand

durch die Schlachten leitet, sie ist die Selbst-


herrlichkeit des Siegers ohne wahren Gegner.

In den vergangenen Jahrtausenden verkam

ihr Kampfgeist zur Bequemlichkeit und ihre

sinnlosen Rituale wurden blutleer. Nun

ist das Pantheon in Bewegung und aus den

Tiefen der Zeit wird sich Einer erheben, der

Herr der Heerscharen, der Gebieter der Le-

Rondra, die Zahnlose Löwin 21


gionen und Kommandant aller Armeen. Von

den Menschen wird er Shinxir genannt; er ist

jener, den man westlich des Meeres als tödliche

Hornisse verehrt. Doch der wahre Sehende

weiß, dass Shinxir nur eine Hülle ist. Der

Güldene, gepriesen sei seine Wandlungsfä-

higkeit, ist es, der sich hinter der Maske des

Hornissengottes versteckt. Denn er weiß,

dass die Blendung der Menschen durch die


Falschen Götter noch zu stark ist, als dass

sie seinen reinen Anblick ertragen könnten.

Wenn die Zeit gekommen ist, wird der Gül-

dene aus seinem Kokon hervorbrechen und

sich den Menschen in seiner wahren Gestalt

und vollkommenen Herrlichkeit offenba-

ren. Dies ist sein Versprechen.

22 Rondra, die Zahnlose Löwin


Rondra, die Zahnlose Löwin 23
Firun, der Vereiser der
Herzen

Gepriesen sei der Eine, der in der Einsam-

keit schwelgt, und verbreitet werde sein

Wort, wenn hier von dem Vereiser der Her-

zen Firun gesprochen wird.

Auf Dere hat sich der Mensch viele Regio-

nen erobert – von den dampfenden Dschun-

geln im Süden, über die Ebenen und Wäl-

24 Firun, der Vereiser der Herzen


der im Herzen des Kontinents bis hin zu

den unwirtlichen Gebirgszügen im Osten.

Doch so eifersüchtig, wie der Feind der

Freiheit Efferd seine Meere hütet, so arg-

wöhnisch blickt Firun auf seine Eiswüsten

und gefrorenen Schollen im Norden, wenn

der Mensch darin wandelt. Sein lächerliches

Reich aus kargem Ödland, welches von tie-

rischen Ungebilden bevölkert wird, hat kei-


ne andere Funktion denn die einer tödlichen

Grenze in den unendlichen Norden der Welt.

Dieses Geheimnis, welches der Falsche

Gott Firun so akribisch zu hüten wünscht,

ist der himmlischen Pardona gut bekannt.

Ihr Kampf gilt sein Jahrtausenden allein

der Aufklärung und der Vorbereitung der

Firun, der Vereiser der Herzen 25


Menschen auf die Entschleierung der Ge-

heimnisse. Denn hinter der Mauer aus Eis

erwartet den Menschen die sagenhafte Welt

der Elben des Nordens. Ihre Unterweisung

wird es dem Menschern ermöglichen, über

seine körperlichen und mentalen Grenzen

hinaus zu treten und auf die nächste Stufe

seiner Entwicklung zu steigen.

Der Güldene, gepriesen sei der Pfad, den


er beleuchtet, wird dem Mensch den Weg

durch das Eis ebnen, auf dass er sich mit

den Elben des Nordens verbrüdern soll.

Gemeinsam werden sie aufbrechen in einen

neuen Tag, in dem der Mensch seinen recht-

mäßigen Platz an der Spitze der Schöpfung

einnehmen wird.

26 Firun, der Vereiser der Herzen


Dies ist sein Versprechen.

Firun, der Vereiser der Herzen 27


Phex, der Grosse
Betrüger

Gepriesen sei der Einzigartige und vernom-

men werde sein Wort, wenn hier von Phex,

dem Großen Betrüger, gesprochen wird.

In dem verzweifelten Versuch, seine Ge-

schicke selbst zu lenken, legt der Mensch

sein Vertrauen in die Hände des Falschen

Gottes Phex. So stark feilschend, dass es an


unwürdige Bettelei grenzt, ist der Mensch

bereit sein Hab und Gut in die Waagscha-

28 Phex, der Große Betrüger


le zu werfen, um für einen kleinen Moment

Herr über sein Leben zu sein und sich den

Unbillen der Falschen Götter zu entziehen.

Dieses Schutzgeld, wie man es ja nennen

muss, währt jedoch nicht lange. Denn ge-

rade hat sich der Mensch für einen kurzen

Augenblick freigekauft, ist sein teures Ge-

schenk auch schon wieder hinfort und er

muss abermals bei dem großen Geldeintrei-

ber Alverans betteln gehen. Von der Wiege

bis zur Bahre wird das Schicksal des Menschen

durch die Fesseln der Götter gebunden und die-

se werden nur dann gelockert, wenn es ihnen

nützlich erscheint.
Der Güldene, gepriesen sei die Selbstbe-

stimmtheit, die er bringen wird, hält nichts

Phex, der Große Betrüger 29


von Zwang und hohlen Versprechungen.

Seine Jünger, die ihm reinen Herzens fol-

gen, werden alleine und ohne Richter über

die Wege entscheiden, die sie einschlagen.

Dies ist sein Versprechen.

30 Phex, der Große Betrüger


Phex, der Große Betrüger 31
Rahja, die Betäuberin
des Geistes

Gepriesen sei der Güldene und vernommen

werde sein Wort, wenn hier von Rahja, der

Betäuberin des Geistes, gesprochen wird.

32 Rahja, die Betäuberin des Geistes


In ihrer niederträchtigen Art haben die

Falschen Götter Gifte des Geistes erschaf-

fen, die dem Menschen die Sinne verwirren

und ihn fügsam halten sollen.

Dazu gehören alle Lustbarkeiten wie Tanz

und Spiel, der Rausch des Weines und des

Krautes, der irre Singsang der Barden und

die ungezähmte Fleischeslust. Während ihre

eigenen Geschicke gelenkt und sie selbst in


die Hörigkeit gedrängt werden, haben die

Falschen Götter eine der ihren, Rahja, aus-

erkoren, des Menschen klare Sicht zu trü-

ben und ihn von den wesentlichen Dingen

im Leben abzulenken. So setzt sie ihre Gifte

ein, auf dass sich der Mensch in ihren Tempeln,

den Kaschemmen und Bordellen verirrt und

Rahja, die Betäuberin des Geistes 33


nicht mehr über sein Schicksal sinnieren soll.

Jede Orgie dient alleine der Ablenkung, jedes

im Suff gesungene Lied verschließt die Ohren

und jeder nackte Körper blendet die Augen.

Der Güldene, gepriesen sei die Klarheit,

die er bringen wird, bietet Rausche an, die

jene der Falschen Göttin Rahja bei Weitem

übertreffen. Der Rausch des Wissens, der

Rausch der Macht und der Rausch der

Ewigkeit sind all jenen Zugänglich,

die ihm und nur ihm folgen, auf dass sie

ihren Körper und ihren Geist ganz ihm

überantworten. Die Freiheit, die er ver-

heißt, ist weit größer und die Geschenke

weit zahlreicher, als die Falschen Götter sie

den Menschen jemals zu geben vermögen.

Dies ist sein Versprechen.

34 Rahja, die Betäuberin des Geistes


Rahja, die Betäuberin des Geistes 35
Travia, die Kerkerwäch-
terin der Menschen

Gepriesen sei der Erwecker und vernommen

werde sein Wort, wenn hier von Travia, der

Kerkerwächterin der Menschen gesprochen

wird.

Schon von Kindesbeinen an, verderben die

Falschen Götter den Geist der noch jungen

36 Travia, die Kerkerwächterin der Menschen


Menschen und pflanzen ihnen Furcht und

Glauben ins Herz. Im Schoße einer eigentlich

wohlmeinenden Familie aufgezogen, erleben

die Nachkommen das Buckeln und Kriechen

ihrer geliebten Eltern vor den Züchtigun-

gen der Alveraniare und der Furcht vor ihrer

überharten Strafe. Über diesen Kerker der

Hoffnungslosigkeit wacht Travia, und sie al-

lein bringt Generationen von Menschen dazu,


das Gift des falschen Glaubens zu konsumie-

ren und den daraus entstehenden Brodem an

ihre Kinder und Kindeskinder weiterzurei-

chen, auf dass keines der Menschengeschlech-

ter jemals frei von dieser Krankheit des Geistes

sein soll.

Travia, die Kerkerwächterin der Menschen 37


Der Güldene, gepriesen sei die Aufklärung,

die er bringt, wird seinen treuen Anhängern

das Licht der Erkenntnis auf den Weg geben

und ihren Kindern die Reinheit des Geistes

schenken, auf dass sie ihr eigener Herr sein

werden, frei von den Lasten der Falschen

Götter.

Dies ist sein Versprechen.

38 Travia, die Kerkerwächterin der Menschen


Travia, die Kerkerwächterin der Menschen 39
Praios, der Meister der
Ketten

Gepriesen sei der Freiheitsliebende und

verbreitet werde sein Wort, wenn hier von

Praios, dem Meister der Ketten, gesprochen

wird.

Des Menschen Hörigkeit der Falschen Göt-

ter ist tief in ihm verwurzelt und vom An-

40 Praios, der Meister der Ketten


beginn der Zeit beabsichtigt. Der Mensch

soll nicht in Freiheit leben, es ist den Göttern

ein Gräuel. So wachen sie eifersüchtig über

die Schritte der Menschen und versehen

seine Fähigkeiten bislang mit engen Gren-

zen und zerschlagen alle Hoffnungen auf

wahre Größe mit der ihnen innewohnen-

den Sterblichkeit. Der Mensch ist bisweilen

dergestalt geschaffen, dass er sich selbst in


Knechtschaft begibt und nie sein eigener

Herr sein kann. So muss er immer einen

König, einen Falschen Priester und weite-

re Obere haben, denn allein er erträgt die

Freiheit nicht. Damit dies immer so bleibt,

haben die Falschen Götter Praios, den Meister

der Ketten, den Obersten der Meuchlerbande,

Praios, der Meister der Ketten 41


das Leuchtfeuer der Grausamkeit zu ihrem

Fürsten auserkoren und es ihm zur Aufgabe

gemacht, die Menschen gleich den Amei-

sen klein zu halten und sie in ihre ge-

liebte und gehasste Sklaverei zurückzu-

drängen, wann immer es nötig erscheint.

Der Güldene, gepriesen sei die Selbstbe-

stimmtheit, die er bringen wird, wird diese

Ketten zerschlagen und den Menschen zum


Gleichen unter Gleichen machen, auf dass

er sein eigener Herr sein werde, ohne Re-

geln, ohne aufgedrängte Moral und ohne

die Rachsucht der Falschen Götter.

Dies ist sein Versprechen.

42 Praios, der Meister der Ketten


Praios, der Meister der Ketten 43
Peraine, die unwissende
Quacksalberin

Gepriesen sei der Eine, der immer erquick-

te, und vernommen werde sein Wort, wenn

hier von Peraine, der unwissenden Quack-

salberin gesprochen wird.

In ihrer unbarmherzigen Eitelkeit haben

die Falschen Götter mit Absicht mit Un-

44 Peraine, die unwissende Quacksalberin


vollkommenheit belegt. Leidet der Mensch

doch seit jeher an Krankheit und Verletz-

lichkeit und ist damit den Unbillen seiner

ihn umgebenden Welt ausgesetzt. Sind die

Falschen Götter den so unwissende Hand-

werker, dass sie ihre eigene Schöpfung mit

derlei Makeln versehen haben? Steht es dem

Menschen nicht zu, stark und unverletzlich

wie die Berge zu sein! Herablassend wie sie


sind, gaben die Falschen Götter dem Men-

schen ein Mindestmaß an Heilkraft des

Körpers und ein Mindestmaß an Medizin,

um ihn bis zu seinem allzufrühen Ableben

zu erhalten. Peraine, die unwissende Quack-

salberin, wacht mit Argusaugen über die Fä-

higkeiten der Menschen sich selbst zu heilen,

Peraine, die unwissende Quacksalberin 45


auf dass keiner über das ihm vorbestimmte

Maß gesunden möge. Ihre Heilpflanzen sind

schwach, ihre Tränke und Tinkturen ver-

wässerte Abklatsche jener glorreichen Wun-

dermittel, die der Güldene dem Menschen

zu geben vermag. Er, gepriesen sein die

Gesundheit, die er dem Menschen schenkt,

wird die ihm treu ergebenen zu starken Mo-

nolithen werden lassen, die in der Lage sind

allen Krankheiten und jeder Gebrechlich-

keit für immer zu trotzen und sich in der

Unendlichkeit der Tage wiederfinden.

Dies ist sein Versprechen.

46 Peraine, die unwissende Quacksalberin


Peraine, die unwissende Quacksalberin 47
Boron, der Zerstörer der
Träume

Gepriesen sei der Eine, der Ewig Wache,

und verbreitet werde sein Wort, wenn hier

über Boron den Zerstörer der Träume ge-

sprochen wird.

In ihrer gnadenlosen Herrschsucht haben

die Falschen Götter die Menschen mit der

48 Boron, der Zerstörer der Träume


Last des Alters und der immerwährenden

Furcht vor dem Tode beschlagen, auf dass

sie in Demut ihr Haupte neigen und auf die

Gnade nach dem Ableben hoffen.

Es ist ein Gräuel, dass dem Menschen,

gleich einer Schneeflocke in der Son-

ne, ein Ende in Vergänglichkeit und

Siechtum droht. Obgleich er die Krone

der Schöpfung sein soll, ist seine Zeit so


stark begrenzt, dass es ihm nicht erlaubt

ist, wahrhaft Zeitloses zu erschaffen und

sich ganz einer Sache hinzugeben, muss

er doch stets darum bangen, die Wirkung

seines Schaffens nicht mehr in voller Blü-

te zu erleben. Kaiser, Könige, Dichter und

Denker schrecken stets vor ihrer eigenen

Boron, der Zerstörer der Träume 49


Sterblichkeit zurück, wähnen sie ihr Ende

doch allzu nahe. Als grimmigen Herrscher

über das willkürliche Ende des Lebensfadens

wacht der Falsche Gott Boron, der den Men-

schen den Traum der Unsterblichkeit niemals

austräumen lässt und ihn gleich eines Schul-

deneintreibers mit aller Macht zu sich holt.

Der Güldene, gepriesen sei die Unendlich-

keit, die er zu bringen vermag, wird dem


Menschen den Weg in die Unsterblichkeit

weisen, wenn er sich ihm nur ganz hinzuge-

ben vermag. Krankheit, Pestilenz und Ver-

gänglichkeit werden für immer im Nichts

verschwinden, wenn Er, der Eine, seine

schützende Hand über die noch Sterbli-

chen legen wird. Dies ist sein Versprechen.

50 Boron, der Zerstörer der Träume


Boron, der Zerstörer der Träume 51
Lobpreisung des Einen

Gepriesen sei der Eine, der Rastlose, der

Ewig Wache, der Freiheitsliebende, der

immer erquickte, der Güldene, der Nacht-

schwarze, jener der in Einsamkeit schwelgt

und den man den Güldenen nennt.

Gepriesen seien das Licht und die Erkennt-


nis und die Ketten, die er sprengen wird.

Gepriesen seien der Rausch der Macht, der

Rausch der Freiheit und der Rausch der

Ewigkeit, die er bringen wird.

52 Lobpreisung des Einen


Gepriesen sei das Opfer, das er von uns ver-

langen wird und die Erlösung von den Fal-

schen Göttern.

In seinem Namen wollen wir die Welt

nach seinem Bilde formen.

Dies ist unser Versprechen.

In seinem Namen wollen wir die Alverani-


are überkommen und dem Mensch den Weg

zur Freiheit weisen.

Dies ist unser Versprechen.

In seinem Namen wollen wir all jene stürzen,

welche sich zu Unrecht Herrscher nennen.

Dies ist unser Versprechen.

Lobpreisung des Einen 53


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