Sie sind auf Seite 1von 15

...

SilviaBovenschen
Die imaginierteWeiblichkeit
Exemplarische Untersuch ungen zu kulturgeschichtlichen
und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen

Hochschule für Gestaltung


Offenbacham Main
• Bibliothek-

Silvia Bovenschen, geboren 1946, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am


Institut für Deutsche Sprache und Literatur Il der Johann Wolfgang
Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Publikationen u. a.: Ober die
Frage: Gibt es eine weibliche ifsthetik?, in: Ästhetik und Kommunikation
Heft 25, Jg. 7, 1976; (zusammen mit Peter Gorsen) Aufklärung als
Geschlechtskunde. Biologismus und Antifeminismus bei Eduard Fuchs, in:
Ästhetik und Kommunikation Heft 25, Jg. 7, 1976; Die aktuelle Hexe, die
historische Hexe und der Hexenmythos. Die Hexe: Subjekt der Naturan-
eignung und Objekt der Naturbeherrschung, in: Becker, Bovenschen,
Brackert u. a., Aus der Zeit der Verzweiflung. Zur Genese und Aktualität
des Hexenbildes, Frankfurt 1978.
Im frühen 18. Jahrhundert drangen erstmals Frauen in größerer Anzahl
in den Literatursektor ein; sie verkörperten den Typus der »gelehrten
Frau«; einige von ihnen fanden Zugang zum Autorenstatus und avancier-
ten zu »gekrönten Poetinnen•. Schon in der Mitte dieses Jahrhunderts
wurde ein anderer Frauentypus favorisiert: die Empfindsame, die »schöne
Seele•. Höhepunkt und vorläufiger Abschluß dieses ersten Vordringens
der Frauen in den literarischen Diskurs war die Romantik. -An exempla-
rischen Beispielen erörtert Silvia Bovenschen den Zusammenhang zwi-
schen dem weitgehenden Ausschluß der weiblichen Phantasie aus der
kulturellen Produktionssphäre und der männlich normierten Darstellung
der Frau in Literatur, Asthetik und Philosophie. Ihr Buch handelt von der
»Geschichte der Geschichtslosigkeit« der Frauen. Es deckt die lange Spur
eines Denk- und Sprechverbots auf.
SuhrkampVerlag
1. Reduktionstheorien

•Als eine Frau lesen lernte, trat die Frauenfrage in die


Welt.«
Marie Ebner-Eschenbach, Aphorismen

Um einem möglichen Mißverständnis vorzubeugen: es geht hier


nicht darum, der sogenannten ,sozialen Frauenfrage,-ein Topos,
unter dem seit dem 19. Jahrhundert die gesellschaftliche Stellung
der Frauen diskutiert wird - eine ,ästhetische Frauenfrage, beizu-
gesellen. Es gibt, strenggenommen, keine ,Frauenfragen,. Schon
in diesem Begriff steckt die ideelle Kasernierungsabsicht. Die
Annahme, daß sich einzelne Bereiche des Lebens unter ihm
erfassen und abhandeln ließen, während sich alle anderen Berei-
che dem auf das Weibliche gerichteten Zugriff entzögen, ver-
harmlost das Problem und macht überdies die Frauen zum Ob-
jekt eines Partialinteresses. Diese Auslagerung erzeugt gelegent-
lich eine feministische Trotzreaktion, die ihrerseits alle außerhalb
der sogenannten ,Frauenfrage, liegenden Probleme zu ,Männer-
fragen, erklärt und deren Belanglosigkeit verkündet. Obgleich es
sich hierbei zweifellos um eine hohle Inversion handelt, wird
doch durch deren Absurdität die jener Auslegung sichtbar. Die
Umkehrung hat eine polemische Qualität insofern, als sie darauf
aufmerksam macht, daß Probleme, über deren Tragweite und
Bedeutung wissenschaftlicher Konsens besteht, nur scheinbarfrei
sind von geschlechtsspezifischen Parteilichkeiten, in Wahrheit
jedoch, jedenfalls einer These Georg Simmels zufolge, in der
Verabsolutierung ,männlicher, Interessen gründen:
•Die künstlerische Forderung und der Patriotismus [ ... ], die Gerech-
tigkeit des praktischen Urteils und die Objektivität des theoretischen
Erkennens [ ... ] - all diese Kategorien sind zwar gleichsam ihrer Form
und ihrem Anspruch nach allgemein menschlich, aber in ihrer tatsächli-
chen historischen Gestaltung durchaus männlich.« 1
Indem man den Frauen eigene Reflexionsreservate zuweist,
wird der Blick für dieses historische und theoretische ,gentle-

1 Georg Simmel, ZHr Philosophieder Geschlechter,


in: Philosophische
Kullur,
Leipzig 191 ,, S. 65 f.

19
man's agreement, getrübt und kann der Übergriff des weiblichen türmte, in den Kontext seiner Philosophie zu rücken, sie in die
Interesses auf diese Sphären gebannt werden. Die den Frauen Landkarte der Ideengeschichte einzutragen. Nur so - im Aufspü-
vorbehaltene Seite in den Zeitungen, das kleine belächelte Frau- ren geschlechtsspezifischer Positionen auch innerhalb der Dis-
en-Ressort in den Medien und die anderen speziell für das kurse, in denen sie nicht explizit gemacht sind, einerseits und in
weibliche Geschlecht eingerichteten Kultur-Nischen sind Bei- der Entfaltung des Zusammenhangs ihrer sporadischen Explika-
spiele für geschlechtsspezifische Asylierung - in diese Winkel tionen andererseits - können die kulturgeschichtlichen Präsenta-
intellektueller Anspruchslosigkeit wurde das weibliche Denken tionsformen des Weiblichen aufgedeckt und kann der Reduktio-
eingewiesen. Und die anderen ,Ressorts< des Denkens, die ,gro- nismus, der die Reflexion auf die für ,Frauenthemen, abgesteck-
ßen, Diskurse, nehmen sich aus, als stünden sie seit Jahrhunder- ten Parzellen einschränken will, ins Wanken gebracht werden.
ten unter dem kulturpäpstlichen Dekret: ,Ich kenne keine Ge- Dieser Vorsatz ist allerdings immens. Er läßt sich selbstver-
schlechter mehr, nur noch Menschen,, dessen versöhnlicher ständlich nur exemplarisch an wenigen Gegenständen erproben,
Schein weitaus gefährlicher ist als die offene Misogynie, denn er denn emphatisch und beim Wort genommen, geböte er die
hebt, wie Simmel schreibt, »die männlichen Wesensäußerungen Neuerschließung gigantischer kultur- und sozialgeschichtlicher
( ... ) in die Sphäre einer überspezifischen neutralen Sachlichkeit Zusammenhänge von den Anfängen der Geschichtsschreibung
und Gültigkeit.« 2 bis in unsere Tage. Es kann sich also in diesem Rahmen und
Es kann von einer impliziten und einer expliziten Thematisie- sinnvollerweise lediglich um provisorische Brückenschläge über
rung des Geschlechtergegensatzes gesprochen werden: implizit die Abgründe einer unerforschten kulturhistorischen Szenerie
insofern, als - wenn wir der Argumentation Simmels folgen - die handeln.
»männlichen Ausformungen« den Urteilen, den theoretischen Minder vorsichtig und realistisch verfährt freilich der oben
und praktischen Normen und den Denkstrukturen bereits inhä- zitierte Reduktionismus; er stutzt sich das Problem zurecht,
rent und also die Begriffswelten gerade dort, wo sie dem Objekti- indem er es auf eine von vielen möglichen ,Fragen, - eine relativ
vitätsideal am nächsten zu sein scheinen, schon einschlägig prä- nebensächliche obendrein - verkleinert. Er rückt die Spezies
formiert sind (und diese implizite Parteilichkeit muß überall ,Frau, neben soziologisch definierte Gruppen, neben Sektenmit-
vermutet werden); dagegen handelt es sich bei den expliziten glieder, Briefmarkensammler oder Kleinaktionäre, denen generös
Thematisierungen · um ideengeschichtliche Raritäten; sie lassen ein gewisser Anspruch auf medien- und wissenschaftspluralisti-
sich nur bei sehr intensiver Durchsicht der Werkausgaben, zwi- sche Beachtung zugestanden wird. Dieser Deutungsansatz, des-
schen deren Buchdeckeln die erheblichen Entwürfe der deutschen sen Nutznießer sich meist viel auf ihre Fortschrittlichkeit zugute
Geistesgeschichte aufbewahrt werden, ausfindig machen. Diese halten, suggeriert, daß es sich bei Frauen um ein zwar nicht ganz
seltsamen Exkurse der Parteilichkeit, die häufig - wie z. B. die unwichtiges, ja, sogar förderungswürdiges, aber im Grunde, was
Präsentation des Weiblichen in der Philosophie Schopenhauers den Bestand der Dinge und ihre mögliche Veränderung betrifft,
- den Charakter des Ausfälligen haben, sind von ihren Autoren eher unmaßgebliches ,Phänomen, handle. Gleichwohl würde kein
nämlich in keinen kohärenten Zusammenhang mit den zentralen ernsthafter Theoretiker behaupten, daß die Frauen tatsächlich
Kategorien ihrer Theorie gebracht worden, sondern verlaufen eine >soziale Gruppe< darstellen. Es gibt also eine Diskrepanz
meist verdeckt und unbeachtet an der Peripherie ihrer Konzepte. zwischen dem reduktionistischen Moment, das in die Fragestel-
So bleibt es einer aufwendigen Interpretationsanstrengung vorbe- lung stillschweigend eingeht und das nur scheinbar das Weibliche
halten, das Verhältnis von Explikation und Implikation in diesen in der Theorie aufwertet, und der Tatsache, daß es sich beim
Systemen zu untersuchen, etwa die wütenden geschlechtsmeta- weiblichen Geschlecht um die Hälfte der Menschheit handelt.
physischen Anwürfe, die Schopenhauer gegen die Frauen auf- Diese Diskrepanz entspricht dem widersprüchlichen Verhältnis
von realer, wenn auch insgeheimer Macht der Frauen einerseits
2 Ebd., S. 69. und den Einschätzungen, die ihnen zuteil werden, andererseits.
20 21
Die latente gesellschaftliche Macht der Frauen - auf ihre Leistun- Zusammengehörigkeit der Judith und der Dalila zu interpretieren. Beide
gen kann weder im häuslichen Bereich (Hausarbeit, Kindererzie- repräsentieren die Minorität innerhalb einer Minderheit, die keine ist,
aber als solche behandelt wurde und wird.«'
hung, Fürsorge, emotionale Stützung) noch in der Berufssphäre
verzichtet werden, garantieren sie doch den Funktionszusam- Was ist eine Minorität innerhalb einer Minde·rheit, die keine ist?
menhang von Produktion und Reproduktion - steht in krassem Während der eine Terminus einen gesellschaftlichen Zustand
Gegensatz zu der Bedeutung, die ihnen in den theoretischen bezeichnen soll, aber nur das Ideologische und nicht das Fakti-
Texten eingeräumt wird.J Und diese Divergenz von faktischem sche trifft, meint der andere etwas gänzlich Fiktives (literarische
Gewicht und ideologischer Verschiebung prägt nicht nur die Kunstfiguren); die Interpretation ästhetischer Gebilde stützt sich
politische und soziologische Diskussion, sie begegnet uns auch in somit selbst auf eine als fragwürdig erkannte Tradition der „Be-
literarischen Diskursen. handlung«. Da es sich bei Dalila und Judith um erdachte, fiktive
Hans Mayer trägt solchen Einschätzungen Rechnung\ wenn er Gestalten - mit einem mythischen Vorleben - handelt, wird die
unter moralpolitischen Kriterien die Frauen der Literatursphäre verdoppelte Minoritätsproblematik vollends vage. Simone de
in die an sich durchaus sympathische Nachbarschaft mit den Beauvoir hatte sich gegen diese »herkömmliche Behandlung«
Juden und den Homosexuellen rückt. Diese Versammlung von verwahrt, indem sie auf den Widerspruch zwischen der realen
,Außenseitern, nimmt sich allerdings recht willkürlich und un- Situation der Frauen und deren Wahrnehmung in den Theorien
vollständig aus (wie steht es z. B. mit den Pyromanen und den aufmerksam machte. Im übrigen sind die Frauen innerhalb der
Moslems?); zudem erscheint die Vergleichsbasis brüchig, weil die Literatur als erdachte Wesen keinesfalls eine Minorität; sie sind
historischen und ideologischen Voraussetzungen der rassistischen vielmehr das große Thema! Möglicherweise ließe sich für die
und sexistischen Unterdrückung für diese vermeintlich exoti- fiktionale Existenz solcher Rachegestalten wie Judith oder Dali-
schen ,Gruppen< anders aussehen als diejenigen für die patriar- Ja - also für einen ganz bestimmten Frauentypus in der Literatur
chalische Subordination der Frauen. 5 Hans Mayer hat dieses - eine Außenseiterdefinition unter literaturgeschichtlichen Ge-
Problem zwar gesehen, er sucht sich jedoch mit dem Hinweis, sichtspunkten rechtfertigen; aber diese kann so bruchlos und in
daß die Frauen zwar realiter keine Minderheit seien, aber als eine lässig assoziativer Anspielung weder aus der Realität der Frauen
solche behandelt würden, einen Ausweg freizuhalten. Die folgen- noch aus den jeweiligen theoretischen Einschätzungen dieser
lose Erkenntnis dieser Ambivalenz macht aber das Minoritäts- Realität unmittelbar gewonnen werden. Eine derart willkürliche
kriterium nicht weniger obsolet. Es besteht nämlich die Gefahr, Verknüpfung von Faktoren der verschiedenen Diskurse hat unter
daß die Tradition dieser ,Behandlung, wider besseres Wissen anderem zur Folge, daß beispielsweise George Sand oder George
fortgesetzt wird. Eliot als schreibende Frauen an den gleichen Untersuchungskrite-
»Die Beauvoir tat diese herkömmliche Behandlung der Frau in der rien, die stets auf das monströs Außenseiterische in diesem durch-
- vor allem - bürgerlichen Gesellschaft, ihren Minoritätsstatus neben gängig vagen Sinne abzielen, gemessen werden wie die beschrie-
Juden, Negern und sexuellen Außenseitern mit der Konstacierung ab: benen Frauen (das heißt: die fiktiven Ausgeburten der Phanta-
Frauen seien jedoch keine Minderheit! Davon ist auszugehen, um die sien). Es findet daher nicht nur eine ständige Vermischung der
Diskursebenen statt, sondern auch noch eine zweite innerhalb der
3 Vgl. zu diesem Problemkreis die folgenden Arbeiten: Werner Thönnessen,
Frauenemanzipation,Frankfurt 1969 (2. Aufl.); Margit Twellmann, Die deutsche verschiedenen Instanzen des Literarischen selbst. Ist die faktische
Frauenbewegung,Meisenheim am Glan 1972; M. Merfeld, Die Emanzipation der Degradierung der Frauen in der Theorie oft genug affirmativ
Frau, Reinbek 1972; Ulrike Prokop, WeiblicherLebenszusammenhang,Frankfurt bestätigt worden, so sollte sich wenigstens die kritische Analyse
1976; Frauenarbeit- Frauenbefreiung,hrsg. v. Alice Schwarzer, Frankfurt 1973. davor hüten, diese Verwechslung, obschon verdeckt, ihrerseits zu
4 Hans Mayer, Außenseiter,Frankfurt 1975.
5 Zudem schenkt die Untersuchung der literarischen ,Außenseitcr,-Funktion von
betreiben, vor allem dann, wenn die Spannung zwischen der
Juden und HomosexuclJen ebenfalls vornehmlich dem Wirken deren männlicher
Vertreter Beachtung. 6 Hans Mayer, Außenseiter,S. 37.

22 23
--
Wirklichkeit und den Einschätzungsmustern einerseits und den kommen, weil von ihnen »ein Wesen nach Kriterien beurteilt
theoretischen Diskursivierungen des Weiblichen und den Weib- wird, die für ein ganz entgegengesetztes kreiert sind«.9 Bei dem
lichkeitsimaginationen andererseits auf dem Programm steht/ Versuch, diesem Dilemma auszuweichen, stellt sich nun aller-
Um diese verschiedenen Präsentationsmodi des Weiblichen im dings ein neues Problem:
literarischen Diskurs soll es im folgenden gehen. Die Reduktion »Sobald man nämlich dennoch zu dem Gefühl gelangt ist, daß hier, trotz
dieser Probleme auf eine ,Frauenfrage, und die ,besondere Be- allem, eine Existenz auf völlig selbständiger normativer Basis vorliegt,
0
handlung, im Rahmen des Minoritätskriteriums sind ein Aus- fehlt nun jedes Kriterium für sie.« '
druck der Unverhältnismäßigkeit zwischen der Vielfalt des imagi- Folgt man der Argumentation Simmels ein Stück weit, so wird
nierten Weiblichen und der weitgehenden Abwesenheit der rea- deutlich, daß er das Problem keineswegs verharmlost: die un-
len Frauen in der Kulturgeschichte. Die ,Reduktionstheorien< sichtbare Gewalt, die der Jahrtausende währende Prozeß der
nehmen diese Asymmetrie ungewolJt schon in ihren Ansatz mit Subordination des einen Geschlechts unter das andere auch über
auf, dessen defiziente Momente nicht mehr erkannt, sondern auf das Denken gewann, regiert dessen Ausrichtungen und macht
die vermeintlichen minoren Qualitäten des weiblichen Kultur- viele scheinbar sachneutrale Kriterien der kulturtheoretischen
charakters transponiert werden. Aber diese Interpretationen - die Diskussion der Parteilichkeit zumindest verdächtig. Simmel er-
immerhin die Differenz von Präsenz- und Präsentationsmodi, blickt hierin eine Transformation gleich der von »Macht in
wenn auch in verzerrter Form, noch enthalten - haben, gemessen Recht«, die zur Verabsolutierung der männlichen Interessen und
an der abstrakten Negation der gravierenden Unterschiede im Ansprüche in der Kulturgeschichte geführt hat und die denjeni-
kulturellen Schicksal der Geschlechter, immer noch eine gewisse gen, die sie in ihren normativen Gefügen gefangen hält, nicht
Plausibilität. Diese Negation beschwört nämlich die kulturelle durchsichtig ist.
Chancengleichheit, indem sie die Kunst zum geschlechtsneutra- Allerdings erkennt Simmel sehr wohl die Gefahr, sich durch die
len Terrain erklärt, deren angeblich androgyner Charakter sich geschlechtsspezifische Relativierung der Kriterien in ein katego-
auch gegen die offensichtliche Ungleichheit in der kulturellen riales Vakuum zu manövrieren, und er sucht ihr durch die
Repräsentanz der Geschlechter behaupte. Aber vor und in der Substantialisierung dessen, was er als „völlig selbständige norma-
Kunst sind keineswegs alle gleich: tive Basis« des Weiblichen bezeichnet, entgegenzuwirken - eine
•Daß man an eine, nicht nach Mann und Weib fragende, rein ,mensch- Substantialisierung, die sich jedoch nicht wesentlich von traditio-
liche, Kultur glaubt, entstammt demselben Grunde, aus dem eben sie nellen Modellen unterscheidet. Zunächst besteht er jedoch der
nicht besteht: der sozusagen naiven Identifikation von ,Mensch, und Sache gegenüber auf jener trennenden analytischen Schärfe, die
,Mann,.« ' die anderen Ansätze vermissen lassen, da sie die unterschiedlichen
Konstitutionsbedingungen für die verschiedenen Präsentations-
formen des Weiblichen ignorieren.
2. Die Ergänzungstheorien
•[ ... ] der Mann fordert von der Frau doch auch, was ihm, nun
Die scheinneutralen Theorien müssen, nach Simmel, zu einer gleichsam als einseitiger Partei, in seiner polaren Beziehung zu ihr wün-
schenswert ist, das im traditionellen Sinne Weibliche, das aber nicht eine
negativen Bestimmung der weiblichen Kulturleistungen deshalb
selbstgenügsame, in sich zentrierende Eigenart bedeutet, sondern das auf
den Mann orientierte, das ihm gefallen, ihm dienen, ihn ergänzen soll.
7 Die Arbeit Hans Mayets gehört zu den wenigen, die sich der Problematik einer Indem die Prärogative der Männer den Frauen diese Doppelheit der
männlich dominierten Literatur angenommen haben - einer Problematik, die der
Literaturwissenschaft zumeist gar nicht ins Blickfeld gerät. Das darf hier nicht
unerwähnt bleiben. 9 Georg Simmel, Zur Philosophuder Geschlechter,in: PhilosophucheKultur, S.
8 Georg Simmel, WeiblicheKultur, in: PhilosophischeKultur, Leipzig 1911, S. 70.
280. 10 Ebd.

24 25
Maßstäbe auferlegt, den männlichen, als übergeschlechtlich Objektives Buch mit dem Titel Die Frau und die Kunst veröffentlichte und in
auftretenden, und den zu diesem gerade korrelativen, oft ihm genau dessen Theorie die Gleichzeitigkeit von Aufwertung und Abwer-
entgegengesetzten, spezifisch weiblichen - können sie eigentlich von tung besonders deutlich hervortritt: Karl Scheffler.
keinem Standpunkt aus vorbehaltlos gewertet werden.•" Gegen egalitäre Versatzstücke der Argumentation, wie sie seit
Simmel beschreibt eine Setzung: neben das System der beste- der Frühaufklärung sporadisch auftauchten 12 , die auf die Kom-
henden normativen Maßstäbe der kulturellen Wertung wird ein pensationsmöglichkeiten der Geschlechterungleichheit auf der
zweites gestellt, nun in spezieller Ausformung für das Weibliche. Basis gleicher Chancen hinwiesen, hat die Geschlechtsmetaphy-
Dieses zweite Normengefüge existiert jedoch keineswegs gleich- sik die ungleichgewichtige Polarität unter Berufung auf einen
berechtigt neben und mit dem ersten, sondern erfüllt eine abhän- ,höheren Willen, ontologisien. Dabei hält sich in den Ge-
gige Nebenfunktion - es ist ein Ableger. Das wird offenkundig, schlechtsdefinitionen eine Struktur durch - sozusagen quer zu
wenn Simmel auf Rousseau anspielt, der den Frauen als deren deren jeweiliger theoretischer Vermittlung: »Der Mann ist nur in
l~I
'II
vornehmste Aufgabe zuwies, dem Mann »zu dienen und zu
gefallen«. Die streitbare Frauenrechtlerin Hedwig Dohm hat
gewissen Augenblicken Mann, die Frau ist ihr ganzes Leben lang
Frau«'l, hatte Rosseau behauptet, und in diesem Satz steckt eine
diese Appendixkonstruktion, die nicht nur bei Rousseau zu geschlechtspolare Zuschreibung, die die Frau als Gattungswesen,
finden ist, gelegentlich als Ergänzungstheorie bezeichnet. Die den Mann dagegen als das durch Sozialisation und Individuation
Frauen sollen die Männer »ergänzen«, allerdings nicht in dem strukturierte gesellschaftliche Wesen begreift. Dieser Satz Rous-
Sinne, daß sie ihren Interessen und Lebenszusammenhängen seaus wurde unzählige Male, mit leichten Modifikationen, wie-
adäquate Inhalte und Formen in das öffentliche Leben einbrin- derholt; so schreibt zum Beispiel Seheier im Jahr r915, die Frau
gen, sondern indem sie das einzelne männliche Individuum stüt- stehe
zen, abschirmen, indem sie ,drinnen walten, und bestimmte •mit der ruhsamen Gelassenheit eines Baumes [... ) vor der ruhelosen
Sektoren - speziell den des Hauses - so strukturieren, daß der Dramatik der Männergeschichte - immer bedacht, die großen einfachen
Mann zur materiellen und geistigen Produktion freigesetzt ist. Grundlagen festzuhalten, die unsere gattungsmäßige Existenz zu eigen
Für den literarischen oder künstlerischen Bereich nimmt diese hat«.'•
zweite Norm zumeist keine eigenständigen weiblichen Leistun- In der Gegensatzkonstruktion von weiblicher Statik, die in aller
gen an - vorgesehen ist lediglich ein breites Betätigungsfeld als Regel naturmetaphorisch ausgedeutet wird, und männlicher Dy-
Muse. Wendet sich das Interesse dem Verhältnis von geschlechts- namik, die die historischen Momente von Fortschritt und leidvol-
spezifischen und ästhetischen Kategorialisierungen zu, so tritt ler Entfremdung in sich birgt, ist die Abwesenheit des Weiblichen
augenblicklich die von Simmel beschriebene Figur der Verdopp- in der Geschichte zwar noch angezeigt, aber in ideologisch
lung auf den Plan. Da meist nicht unterschieden wird zwischen verklärter Weise.
den Phantasmen des Weiblichen und seiner realen Erscheinung, Die These von der Ganzheitlichkeit und Geschlossenheit des
muß es einerseits aufgewertet werden, um seine thematische ,weiblichen Wesens, wurde gerade zu einer Zeit mit Nachdruck
Brisanz in der Kunst zu begründen, und andererseits abgewertet vorgetragen, als die Frauen schon in hohem Maße in das differen-
werden, da sich am realen Kulturschicksal der Frauen ja nichts zierte Berufs- und Funktionssystem der bürgerlichen Gesell-
ändern soll. Zu Anfang dieses Jahrhunderts hat sich die kultur- schaft - obschon in stets subalterner Stellung - eingegliedert
philosophische Diskussion bisweilen um diese Probleme bemüht.
Simmel, Seheier, Ortega, Klages, sie alle erörterten die ,Funda-
mentalverschiedenheit, der Geschlechter. In diesem Zusammen- 12 Diese Positionen werden im z:.weitenTeil dieser Arbeit untersucht.
13 Jean-Jacques Rousseau, Emile oder Uber die Erziehung, Stuttgart 1970, S.
hang ist auch ein Theoretiker zu erwähnen, der im Jahre 1908 ein 727.
14 Max Seheier, Zum Sinn tkr Frauenbewegung, in: Vom Umsturz der Werte,
, , Ebd., S. 70 f. Bd. z, Lcip:z.ig1923 (zuerst erschienen in: Abhandlungen und Aufsätze, 1915).

26 27
waren. Die damit verknüpften Anforderungen an die Frauen leiblichen und biologischen Funktionsunterschiede der Geschlechter
leisteten nach Meinung Max Schelers einer gefährlichen, ja die seien, sonst aber sie beide je dasselbe Exemplar ,vernünftige Seele, besä-
,weibliche Substanz, angreifenden und die Frauen um die Entfal- ßen, muß mit S~umpfund Stiel ausgerottet werden. Die geschlechtliche
Differenz ist geistigebenso ursprünglich, wie sie es leiblich und biologisch
tung ihrer wenvollsten Eigenschaften betrügenden Mimikry Vor-
ist.«'1
schub. Er warnte, wie viele seiner Zeitgenossen, vor der ,Ver-
männlichung, der Frauen: Die Polarität der Geschlechter beschreibt nach Seheier ein
•Mit Recht hat. G. Simmel darauf hingewiesen, daß alle Grundbegriffe apriorisches Verhältnis, das, alle Bereiche des Lebens umfassend,
unserer neueren Philosophie (hier als Ausdruck der neuen Kultur be- auf unveränderbare Wesensgesetze zurückgeht. So muß ihm
trachtet) (... ] den sonderbaren Fehler in sich tragen, sich zwar als daran gelegen sein, selbst die Rudimente eines geschlechtsspezi-
,allgemein menschliche, auszugeben, die Maße für die andere Hälhe der fisch egalitären Denkens, wie er es bei Rousseau vorzufinden
Menschheit und deren edelste Kräfte mit zu umspannen, daß sie hierbei glaubt - obgleich sich dessen Sophie nur noch als ein Wesen
aber faktisch nur spezifischmännliche Werte verkörpern, so daß die Frau, ergänzender Dienstbarkeit denken läßt -, »auszurotten«. Die
die allgemein menschlich sein will, eo ipso hierdurch ,männlicher< Frauen sind nach Seheier weder, wie für Schopenhauer, ein Unfall
wird.«'' der Natur, etwas, das in seine Sklavenfunktion durch unnachgie-
Dies kann nup in doppelter Weise verstanden werden: als bige Domestikation gezwungen werden muß, noch ist ihr diffe-
Warnung an die Adresse der Frauen, sich nicht männliche Privile- rentes Wesen aus ihrem spezifischen Kulturschicksal zu erklären
gien anzumaßen, oder als Aufwertung geheimer weiblicher Qua- (wie das die Frauenbewegung jener Zeit tat), vielmehr verbirgt
litäten. Neu gegenüber den traditionellen Diffamierungs- und sich in dieser Differenz, so wie sie empirisch in Erscheinung tritt,
Reduktionsstrategien ist, daß Seheier, wie schon Simmel, das ein qualitativ anderes Wertgefüge - dem allerdings in Zeiten der
weibliche Prinzip nicht allein als Supplement des männlichen Industrialisierung, des Effizienzdenkens und der sozialen Revo-
begreift, sondern ihm ein eigenständiges Wertsystem zugesteht: lutionen erst wieder zu seiner Geltung verholfen werden muß.
•Die logischen ,Normen, und erst recht ,Methoden,, deren richtige •Eben das gehört zum spezifischen Eigenrechte der weiblichen Wert-
Fassung die Erkenntnis von Beidem voraussetzt, jener idealen Gesetze der schätzung, die Werte des geschlossenen Seins des Menschen denjenigen
Gegenstände und jener Denkkonstitution, müssen also bereits für beide seiner ,Leistung, und Leistungskraft vorzuziehen. Soweit aber Leistung
Geschlechter verschieden ausfallen, sofern sie ,richtig, sein sollen. Allen als Wertmaßstab akzeptiert zu werden verdient, ist die wahre Folge jener
Disziplinen der Philosophie und Psychologie harrt gegenwärtigdie noch ,Unterdrückung, -soweit sie stattfand- nicht diese gewesen,daß die Frau
kaum angegriffeneAufgabe, die Konstituentien des weiblichen und des nichts geleistet hätte, was nach männlicher Wertschätzung groß und
männlichen Bewußtseins in allen seinen Aktrichtungen aufzusuchen und erhaben ist, sondern daß ihre spezifischen Leistungen nicht genügend zu
erst aufgrund dieser Erkenntnis die geistigen Betätigungsfelderfür beide ihren Rechten kommen.«' 8
Geschlechter aufzufinden.• ' 6 Bei genauer Prüfung dieses ,weiblichen, Wertsystems zeigt sich
Scheler hat sich der Erfüllung dieser ,harrenden, Aufgabe nicht aber, daß die Argumentation Schelers einem bloß rhetorischen
unterzogen, er hat in seinem Aufsatz die Bewegungen des Den- Appell zur Umwertung gleichkommt. Die konkrete Bestimmung
kens, dessen Strukturen und Inhalte, nicht auf ihre Geschlechts- des Elementarphänomens ,Weiblichkeit< bei ihm unterscheidet
spezifität untersucht, er ist zu keiner Aufteilung der geistigen sich nämlich kaum von den herkömmlichen Geschlechtsbestim-
Betätigungsfelder vorgedrungen. Die Geschlechterdifferenz wird mungen: die Frau ist das »erdenmäßigere, pflanzlichere, in allem
gegenüber älteren Modellen lediglich definitorisch verschärft: Erleben einheitlichere und durch Instinkt, Gefühl und Liebe weit
»Die rohe Vorstellung des 18. Jahrhunderts z.B. J.J. Rousseaus, daß stärker als der Mann geleitete Wesen•. ' 9
die seelischenDifferenzen von Mann und Weib ausschließlichFolgen der
17 Ebd., S. 224.
15 Ebd., S. 113. 18 Ebd., S. 227 f.
16 Ebd., S. 223 f. 19 Ebd., S. 220.

28 29
Der Verdacht liegt nahe, daß das »geschlossene Sein«, das »urweltlich gedachte Kontrast«" eine Bestimmung der Natur sei.
Seheier dem Weiblichen zuspricht und das er gegen ein ,männli- Die Schefflersche Theorie beruht auf der »Doppelheit« (Simmel)
ches, Leistungs- und Effizienzdenken als Besonderheit der Weib- der männlichen Maßstäbe von Weiblichkeit, ohne daß in ihr diese
lichkeit ins Feld führt, in jenem an häuslichen und biologischen Zweischneidigkeit, wie bei Simmel, deutlich würde. AuchScheffler
Funktionen (unter Einschluß der Brut- und Nestpflege) orien- rekurriert zur Erklärung der ungleichgewichtigen Konstellation
tierten Tugendkatalog seine reale Entsprechung hat, der der zwischen den Geschlechtern auf die Strukturen der sozialen und
traditionellen Fraueneinschätzung Kontur verleiht. Jenseits die- ökonomischen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau; diese Ar-
ses Verdachtes allerdings, herausgehoben aus den transzendenta- beitsteilung indes ist für ihn selbst ein Resultat des »von der Natur
len Begründungszusammenhängen und weniger die Resultate als tiefsinnig gedachten Gegensatzes der Geschlechter«. ' 3 Während
die Bewegung dieses Denkens beachtend, hält es, indem es auf der also die Frau ,ganzheitlich, das bleibt, was sie Scheffler zufolge im-
Differenzbestimmung insistiert, Momente jener Geschichte der mer schon war, Natur nämlich, und sich organisch ausbreitet- »sie
Geschichtslosigkeit fest, und zwar in dem Sinn, in dem Adorno möchte wachsen und nach allen Seiten zugleich sich entwickeln, wie
einmal das Phänomen der stereotypen Subsumtion des Weibli- die Frucht schwellend im Raum«' 4 -, muß der Mann sich
chen unter naturgeschichtliche Kategorien damit zu erklären denaturieren, muß er sein, Wachstum<an schnöde Zwecke binden:
suchte, daß der iiper lange Geschichtsperioden währende Aus- »Das männliche Individuum aber wird in seiner partikularistischen
schluß der Frauen aus Teilbereichen der Offentlichkeit und der Tätigkeit notwendig einseitig und entfernt sich weit von der Harmonie.
Produktion Züge in ihnen konserviert habe, die sich nicht bruch- Von der unbewußten Harmonie der Frau entfernt er sich, weil er sie
los in das System der arbeitsteiligen Funktionsformen der kapita- aufopfern muß, um wollend zu werden, was sie willenlos ist; und der
listischen Gesellschaft integrieren ließen. ' 0 höheren bewußten Harmonie bleibt er fern, weil er als einzelner viel zu
Die Schwierigkeit, die Syndrome der Unterwerfung von den schwach ist, um dieses ungeheure Resultat, das nur ein Produkt aller
männlichen Kraft sein kann, in seinem Individuum herzustellen.«' 1
angenommenen Qualitäten der Nicht-Entfremdung zu unter-
scheiden, d. h. die regressiven und utopischen Momente des In dieser Geschlechtsontologie erscheint die Frau als das Undif-
weiblichen Kulturcharakters zu entmischen, umgeht Seheier mit ferenzierte, Molluskenhafte, Vorindividuelle, durch Natur- und
einer willkürlichen Definition der Weiblichkeit. In allen diesen Gattungsgesetze Bestimmte, mit Maßstäben des bürgerlichen All-
,Geschlechtsphilosophien, (Seheier spricht von der »Metaphysik tagslebens gar nicht zu Erfassende. Und tatsächlich bildet die
der Frauenbewegung«), liest man sie gegen den Strich, sind bürgerliche Gesellschaft für das Gebären, für die Arbeiten im
zweifellos Vorstellungen enthalten, die den Schatten der Doppel- Haus, für die familiäre Fürsorge keine Kriterien der Leistungs-
funktion des Weiblichen in der Kunstsphäre erkennen lassen. So messung heraus. Noch heute kommt es einem Sakrileg nahe,
sind z.B. die folgenden Bemerkungen Schefflers ja nicht falsch: einen Vorgang wie den des Gebärens (wird er in einer technischen
»Soweit man auch in der Zeit zurückblickt: immer ist die Frau dem Welt doch wie ein Relikt aus dunklen Naturzusammenhängen
Mann Dienerin oder Heilige gewesen. Zuweilen beides zugleich. Niemals wahrgenommen) als eine Leistung zu bezeichnen - er wird
aber war sie ihm eine gleichberechtigte Partnerin•" - tabuisiert oder mystifiziert. Oder, um es mit Scheffler zu sagen,
im Gegenteil, als Beschreibung der Unterwerfungsgeschichte bei »Gott und Tier liegen in ihr [der Frau, S.B.) näher zusammen«.
gleichzeitiger Idealisierung des Weiblichen sind sie durchaus So wird die Frau mit dem metaphysisch verklärten Prinzip Natur
bündig. Scheffler meint allerdings, daß in diesem Geschlechtsver- in eins gesetzt; sie wird zugleich erhoben und erniedrigt, und
hältnis auch die weiblichen Bedürfnisse eingelöst seien, da der zwar so hoch und so tief, daß sie in den gesellschaftlichen
22 Ebd., S. 8.
20 Vgl. Th. W. Adorno, Vebkns Angriff auf die Kultur, in: Prismen, München 23 Ebd., S. 5.
1963, s.
77. 24 Ebd., S. 17.
21 Karl Scheffler, Die Frau und die Kunst, Berlin 1908, S. 15. 25 Ebd., S. 18.

30 31
Lebenszusammenhängen keinen Platz mehr findet. Zunächst Und:
scheint Schefflers Differenzbestimmung für die Frau positiv aus- •Sie findet im Manne den Willen, der ihrer harmonischen Willenlosig-
zufallen: sie ist, was der Mann werden will; sie trägt die Harmo- keit kategorisch die Bahn bestimmt. Erscheint ihr ein solcher Wille nicht,
nie in sich, die er erstreben muß, um sie eines Tages zurückzuge- so im der weibliche Mikrokosmos durchs Leben dahin (... ) oder es
winnen. Aber all dies spielt sich nur in der Idee ab, in der Realität schlägt die Frauennatur in männische Einseitigkeit um und zerstört damit
sich selbst.«,s
gilt diese Größe nichts: Gaia am Spülstein. Sobald sie die Erfah-
rungswirklichkeit der Frauen berührt, nimmt die Geschlechtsme- Für die menschliche/männliche Realität werden zwei Vorstel-
taphysik Züge des Zynismus an: lungen entwickelt: eine Idee von Harmonie, die das Etikett
»Hätte in unserer Kultur nicht das Sachelement eine so entscheidende ,weiblich, trägt, zu der der Mann nur auf dem Umweg über die
Prärogative vor dem Personalelement, so wäre die moderne Arbeitstei- Kulturleistung gelangen kann, und eine ,ideale, Vorstellung einer
lung gar nicht durchzuführen [ ... ]. Arbeitsteilung aber ist, wie die ganze dumpfen häuslichen Repräsentanz dieser ,harmonischen Mikro-
Geschichte der Arbeit zeigt, offenbar dem männlichen Wesen unver- kosmen,, die vom männlichen Willen gelenkt sind. In diesem
gleichlich viel adäquater als dem weiblichen. Noch heute (... ) ist die Deutungsmuster garantiert das Weibliche ein doppeltes Glück:
Tätigkeit einer Hausfrau eine mannigfaltigere, weniger spezialistisch fest- emphatisch als Trägerprinzip einer regressiv-utopischen Einheits-
gelegte, als irgendein männlicher Beruf. Es scheint, als könne der Mann
sehnsucht, realiter, indem es eine passive, ,natürliche, Knetmasse
seine Krah eher in eir:e einseitig festgelegte Richtung fließen lassen, ohne
in männlicher Hand bleibt.
seine Persönlichkeit zu gefährden ... «'6
So hat denn in der Tat die Schefflersche Geschlechtsphilosophie
Der im » Weibtum ruhende« (Simmel), ,.die Werte des geschlos- zwei Orientierungen: im Hinblick auf die Realität soll die ge-
senen Seins« (Seheier) und der »Natureinheit« (Scheffler) verkör- schlechtsspezifische Arbeitsteilung legitimiert und die weibliche
pernden geschichtlich ungeformten ,Wesenssubstanz Frau <steht Subordination festgeschrieben werden, im Reich der Ideen wird
das endliche bürgerliche Subjekt Mann gegenüber, das, eingebet- eine menschheitsgeschichtliche Entwicklung, nämlich die Disso-
tet in ein Ginerwerk sozialer Funktionen, wirkt und schafft. Von ziation von den Zwängen des unminelbaren Naturverhältnisses
den realen Frauen ist hier nicht die Rede. Die beständige Be- - ein Prozeß, der dieser Theorie zufolge offensichtlich nur den
schwörung weiblicher Naturpotenz verrät eine Verschiebung. Mann erfaßte -, auf die angeblich naturgewollte Fundamentalver-
Die Sehnsucht nach der Versöhnung mit der Natur, nach einem schiedenheit der Geschlechter projiziert. Damit die schräge Uto-
nichtentfremdeten Dasein wird, ideologisch verzerrt, auf das pie als teleologisches Trostmoment und als patriarchalische Pan-
Weibliche projiziert. Diese Verschiebung - eine häufig anzutref- toffelseligkeit fungieren kann, darf sich am weiblichen Schicksal
fende Figur - betrifft mithin nur das gedachte Weibliche; die nichts ändern, während gleichzeitig das imaginierte Weibliche
Verwandtschaft der realen Frauen mit der Natur beschränkt sich abstrakt aufgewertet wird.
darauf, daß sie wie diese Objekt der männlichen Zugriffe und »Es ist darum auch bezeichnend, daß der Mann die Frau weniger als
Beherrschung sein sollen. Die weibliche ,Natur< wird so einerseits Individuum liebt denn als Gattung. Er idealisiert nicht eigentlich das
zur Trägerin der ideellen männlichen Harmonie- und Einheits- einzelne Weib, sondern das weibliche Prinzip.«' 9
sehnsüchte stilisiert, andererseits schließt ihre Definition das
Hier ist die Distanz zwischen dem projizierten weiblichen
Gebot der Unterwerfung und des Stillhaltens ein.
Idealbild und der Wirklichkeit der einzelnen Frauen angedeutet.
»Die ganze wirkliche weibliche Harmonie muß auf einseitig starkes
Dennoch muß auch in deren passiver Hingabe sich noch ein
Streben verzichten; und für den Mann ist die Harmonie überhaupt nur
Moment jener dem Bild zugesprochenen Harmonie und ,Einheit,
symbolisch vorhanden. Die passive Harmonie der Frau heißt Natur, die
bewußte und gewollte des Mannes heißt Kultur.« ' 1 wiederfinden lassen, wenn nicht ein für den männlichen Geist

26 Georg Simmel, Zur Philosophieder Geschlechter,S. 100. 28 Ebd., S. 24.


27 Karl Scheffler,Die Frau und die Kunst, S. 20. 29 Ebd., S. 2 3.

p 33
bitterer Verlust dieser Bildqualität eintreten soll: »Diese Einheit, stimmt: ihm fehlen wesentliche Züge von Vergesellschaftung und
worin sich der Mann so gerne bespiegelt, wird aber zerstört, bewußter Subjektivität. Die Frau wird künstlich zurückversetzt
wenn einzelne Kräfte vor anderen entwickelt werden.«l 0 auf den Stand des ,naiven Bewußtseins,. Die Beschreibung, die
Diese Botschaft läuft in einer industrialisiert arbeitsteiligen Hegel von dessen Struktur gibt, versammelt alle die von Scheffler
Gesellschaft notwendig auf die Forderung nach dem Verzicht der auf das Weibliche applizierten Charakteristika:
Frauen auf alle ökonomischen und politischen Ansprüche, auf die »Den Anfang macht das, was an sich ist, das Unmittelbare, Abstrakte,
Brachlegung ihrer kreativen Fähigkeiten, auf ein fremdgesteuertes Allgemeine, was noch nicht fortgeschritten ist. Das Konkretere, Reichere
passives Dasein hinaus. Nur so kann sich der Mann beim Anblick ist das Spätere; das Erste ist das Ärmste an Bestimmungen.«"
der Frau in dem Bild spiegeln, das er vom Weiblichen hat. Der Dieses ,naive Bewußtsein, der Frau ist bei Scheffler allerdings
Zynismus dieses Denkens zieht aus den Merkmalen der Unter- willkürlich herausgehoben aus seinem genuinen geschichtsphilo-
werfung durch den Mann eine Utopie für den Mann. Und jeden sophischen Kontext; es ist verkümmert zu einer statischen Zu-
Einwand glaubt es mit dem Hinweis auf die Unvergleichbarkeit standsbeschreibung des Weiblichen. Weder sein logischer noch
der Geschlechter (»ebenso könnte man sagen, Granit sei morali- sein materialer (geschichtlicher) Ort ist erhalten oder neu be-
scher als Sandstein, die ,Eiche< sei besser als die ,Linde,«l') stimmt, die geschichtsphilosophische Dialektik ist stillgelegt. Es
unterbinden zu können. Die vielbeschworene Totalität der weib- wird zum Vehikel einer Ursprungs- und Identitätssehnsucht, die
1
lichen Natur kann nur in blinder Abstraktion von der Realität
1
1
einer industriellen Gesellschaft hypostasiert werden. Paradoxer-
sich an ,das Weibliche, heftet. Die Forderung, die Frauen sollten
in dem angeblich durch ihre ,Natur, vorgegebenen Zustand ver-
weise wird den realen Frauen, die ja unbestreitbar in dieser harren, ist dem schon von Hegel in seiner »Dürftigkeit« entlarv-
Gesellschaft leben, der Verlust dieser ihrer angeblichen ,Ge- ten »Ansinnen«H ähnlich, »zu den Wilden, [... ] ihren Sitten und
schlossenheit, angedroht, wenn sie dem Stand der gesellschaftli- den entsprechenden Vorstellungen zurückzukehren«l 6, nur daß
chen Entwicklung entsprechend agieren, wenn sie sich z. B. auf die Vorstellung einer Rückkehr zum Leben der Wilden damals
differenzierte Tätigkeiten und Arbeitsbereiche einlassen. Das
Verdikt gilt gleichfalls für die Operationen ihres Verstandes (»mit
1 Begriffen vermag sie freilich nicht viel anzufangen~Jz): im Den- }4 G.W.F . Hegel, Vorlesungenüber die Geschichteder Philosophie,in: G.W.F.
1
ken können die Frauen keine Leistung erbringen, nach ScheHler Hegel, Werke, Bd. r8, auf der Grundlage der Werke von 1832-1845 neu ediene
Ausgabe v. E. Moldenhauer und K. M. Michel, Frankfurt am Main 1971, S. 59; im
taugen sie nicht einmal zum Objekt des Denkens. folgenden heißt es: •Man könnte denken, das Eme sei das Konkrete. So ist das
»Zur Geringschätzung der Frau neigte der Mann, wenn er über sie Kind, als noch in der ursprünglichen Totalität seiner Natur, konkreter. Der Mann ist
denkt. Er merkt dann, daß es ihr versagt ist, die intellektuellen Fähigkei- beschränkt, nicht mehr diese Totalität, er lebt ein abstrakteres Leben - stellen wir
ten zu entwickeln, mit deren Hilfe der Mann sich dem Leben gegenüber uns vor. Der Mann handelt nach bestimm1en Zwecken, nicht mit ganzer Seele und
ganzem Gemüt, sondern zersplittert sich in eine Menge von abstrakten Einzelheiten.
behauptet.«ll [ ... ] Gefühl und Anschauung ist das Erste, das Denken das Letzte. In der Tat ist es
Menschheitsgeschichtliche Entwicklungen - im intellektuellen aber umgekehrt. Das sinnliche Bewußtsein is1 freilich überhaupt konkse1er und,
wenn auch das Ärmste an Gedanken doch das Reichste an Inhalt. Das Kind ist auch
Bereich die Begriffsabstraktion und im ökonomischen Bereich die
das Abstrak1es1e, das Ärmst e an Gedanken; mit dem Natürlichen verglichen, ist der
Teilung der Arbeit - dürfen für die Frauen keine Folgen haben, Mann absuakt, als Denken ist er aber konkreter als das Kind. Der Zweck des
da sie die vermeintliche Totalität der weiblichen Natur zerstören Mannes ist allerdings abstrakt, als von allgemeiner An, z. B. seine Familie zu
würden. Das Weibliche ist in dieser Qualifizierung negativ be- ernähren oder Amtsgeschähe zu verrichten; aber er trägt zu einem großen objekti-
ven organischen Ganzen bei.• Ersetz, man das Won Kind durch das Wort Frau, so
hat man, von wenigen Abweichungen abgesehen, in etwa die Bestimmung des
JO Ebd ., s. 19. Weiblichen, wie sie sich bei Scheffler findet.
31 Ebd., S. 10. Jl Ein ,Ansinnen<, das sich sehr häufig auf Rousseau beruft, in dem Mjßvcrständ-
32 Ebd., S. 25. nis, dieser habe eine Rückkehr zum Naturzustand proklamien .
H Ebd., S. 14. 36 G.W.F. Hegel, Ober die Geschichteder Ph,Josophie,S. 67.

34 35
bereits ihre Attraktivität verloren hatte und die Südsee zur Zeit de und schrubbende Opfer der männlichen Überlegenheit und
Schcfflers weitgehend erforscht war. So wurden denn die dispari- obendrein der Verachtung ist, wird in der Imagination zum
tätischen Strukturen in den Entwicklungen des männlichen und funkelnden Edelstein, zum luxurierenden Kultgegenstand, zum
des weiblichen Kulturcharakters zum Anlaß, dieses »Erste« und Medium vielfältiger Vorstellungen, die sich auf ein solchermaßen
»Ursprüngliche« in der ,Natur, der Frau zu suchen. Indem unzerstörtes Ganzes richten.
Scheffler die Spezies Frau menschheitsgeschichtlich zurückver- • Während der Mann mit seiner einseitigenErkennmisarbeitbeschäftigt
setzt auf eine frühere Entwicklungsstufe, trägt er der kulturge- ist, bedarf er von Zeit zu Zeit eines Blickesauf eine Harmonie, damit er
schichtlichen Absenz der Frauen, ohne diese begrifflich erfassen nicht die Zuversicht verliere, seine Arbeit zwecke irgendeinemBezug zu
zu können, gleichsam in einem blinden Reflex Rechnung. einem Ganzen.«;8
Dies charak terisiert freilich nur einen Projektionsmodus. Dieses Ganze nun findet der Mann, wenn er seinen Blick zwei
Gleichzeitig wird nämlich in dem diffusen Gebrauch der Begriffe ,Gegenständen< zuwendet: den Frauen und der Kunst. Die proji-
»weibliche Natur«, »Mutternatur«, »Allmütterlichk eit«, die zur zierte Verwandtschaft des Weiblichen mit der Kunst schließt
Bestimmung des Weiblichen herangezogen werden, dieses selber jedoch die realen Frauen keineswegs mit ein; diese haben mit der
zu einem Bestandteil der Natur. So kann es nicht verwundern, Kunst nichts zu tun, sie sind im Gegenteil per definitionem zur
wenn - wie Scheffler schreibt - der Mann, sobald er über die Frau Kunst unfähig. Allein die imaginierte, die symbolische Frau ist
denkt, sie verachten muß, denn sie ist diesem Denken längst der Kunst nahe.
unterworfen, ist vereinnahmtes Material, ,natürlicher, Rohstoff
•Zu solchen Symbolen werden ihm [dem Mann, S.B.) das Kunstwerk
des ,männlichen, Verstandes. und die Frau. Das Kunstwerk ist ihm symbolischfür die ideale, bewußt
»Stets war der Primat des Logos ein Stück ArbeitSmoral.Die Verhal- erstrebte Harmonie, weil darin die jeweiligenErgebnisseder Kulturarbeit
tensweisedes Denkens als solche, gleichgültig,was sie zum Inhalt hat, ist anschaulichniedergelegtsind,[ ... ] die Frau wird dem Mann symbolisch,
habituell gewordene, verinnerlichteAuseinandersetzungmit der Natur; weil sie ihm die Natureinheit verkörpert, so wendet er sich rückwärtSder
Eingriff kein bloßes Empfangen. Daher geht mit der Rede vom Denken schönen Ruhe zu, woraus er hervorgegangenist und worin er ein Gegen-
überall die von einem Material zusammen, von dem der Gedanke sich bild [... ] des allgemeinenEndziels erblickt.«l9
geschiedenweiß, um es zuzurichten wie die Arbeit ihren Rohst0ff.• i1
Im Rahmen einer restaurativen Kunsttheorie, die das Kunst-
Die verborgene Halbwahrheit dieser Theorie Schefflers - und werk nur als ,Ergebnis der Kulturarbeit, auffaßt, werden die Frau
das allein macht sie interessant, denn ihre ideologischen und und die Kunst gleichermaßen auf ein männliches Bedürfnis hin
diffamat0rischen Bestandteile sind schnell entlarvt - steckt in der funktionalisiert: Die Frau ist als Verkörperung der Natureinheit
indirekten Thematisierung eines historischen Sachverhalts: der das, was der Mann im Kunstwerk erst wiederherzustellen sucht.
Tatsache, daß die Frauen über große Zeiträume in die Auseinan- Doch diese Verwandtschaft wird den Frauen nicht zur Chance,
dersetzung mit der Natur nicht eingriffen, daß sie verpflichtet sondern dient der Legitimation ihres Ausschlusses auch aus dieser
waren aufs ,bloße Empfangen< und daher dem männlichen Den- Sphäre. Mag die Gleichsetzung der Begriffe Frau und Natur, die
ken als den natürlichen Materialien und Rohstoffen der Zurich- immer wieder stattfindet, auch den Eindruck einer natura natu-
tung gleichartig erschienen. Da jedoch diesem Denken die rans vermitteln, gemeint ist allenfalls eine natura naturata.
Gleichsetzung des Weiblichen mit der Natur nicht immer bewußt Schefflers scheinheiliger Hinweis auf eine männliche Defizienz,
war, konnte die Frau daneben oder vielmehr darüber stets noch auf den durch die Arbeitsteilung erzwungenen Partikularismus,
etwas anderes repräsentieren - bei Scheffler allerdings nur, wenn trifft zwar ein reales, wenn auch am falschen Objekt orientiertes
er nicht denkt -: das nicht-entfremdete, nicht in einzelne Aktio- Neidmoment, gleichzeitig aber wird das Weibliche in diesem
nen zerspaltene Ganze. Das, was in der Wirklichkeit das gebären-
38 Karl Scheffle,, Die Frau und die Kunst, S. 23.
37 Th. W. Adorno, Drei Studien zu Hegel, Frankfurt am Main 1963, S. 33. 39 Ebd., S. 22.

36 37
Denken mit Natur analogisiert: es wird zum Rohstoff der männ- Georg Simmel, der, gemessen an den durchsichtigen Manövern
lichen Phantasien und zum Objekt der materiellen Ausnutzung. der Schefflerschen Theorie, wesentlich differenzierter argumen-
Einheit sucht der Bürger in der vermeintlichen weiblichen tiert und im Weiblichen nicht nur ein Supplement des Männli-
Natur und im Kunstwerk. Klotzig wird die auf das Kunstschöne chen erblickt - er hypostasiert eine ,weibliche Kultur, sui gene-
und das Naturschöne transponierte Geschlechterpolarität bei ris -, bleibt, wenn es darum geht, die Eigenständigkeit dieser
Scheffler im abgehalfterten Zusammenhang seiner ästhetischen Kultur zu bestimmen, entweder vage und abstrakt oder seine
Kategorien zur Funktion eines männlichen Sehnsuchts- und Er- Definitionen fallen zurück auf traditionelle Einschätzungsmuster.
gänzungsstrebens degradiert. Zweifellos zeichnen sich die Scheff- Hilfreich ist die Simmelsche Theorie des Weiblichen vor allem
lerschen Beiträge zur ästhetischen Theorie nicht eben durch dort, wo sie die Relationen und Konfigurationen des geschlechts-
Originalität aus, dennoch ist sein Buch durch zwei Faktoren spezifischen Kulturprogramms beschreibt; verläßt sie die Ebene
interessant: zum einen - das ist der unwichtigere Aspekt - ist der Analyse immaterieller Beziehungsformen, um auf deren reale
Scheffler einer der ganz wenigen, die eine Arbeit speziell über das Entsprechungen zu rekurrieren, verdünnt sie sich zu einer Apo-
Verhältnis der Frauen zur Kunst geschrieben haben (in Wahrheit logie des Bestehenden. Im Affront gegen die Ergänzungstheorien
schrieb er eine Arbeit über das Verhältnis des codierten Weibli- verschieben sich in der Simmelschen Argumentation zwar die
chen zur Kunst), zum anderen sind in seinem Buch in kompri- Relationen:
mierter und teilweise trivialisierter Form die gängigen Argumen- •Das Verhältnis zu den Dingen, das in irgendeiner Weise zu haben
tationsfiguren versammelt, die zu diesem Verhältnis von seinen allgemeine Notwendigkeit ist, gewinnt die Frau, sozusagen ohne das Sein,
Kollegen im Laufe der letzten drei Jahrhunderte häufig nur in dem sie ruht, zu verlassen - durch eine unmittelbarere, instinktivere,
skizzenhaft vorgeführt wurden. So beschreibt z.B. auch der Satz gewissermaßen naivere Berührung, ja Identität. Ihre Existenzform geht
nicht auf jene besondere Trennung von Subjekt und Objekt, die erst
Goethes, das Weibliche sei »das einzige Gefäß, was uns Neueren wieder in den besonderen Formen von Erkenntnis und Schaffen ihre
40
noch geblieben ist, um unsere Idealität hineinzugießen« , in der Synthese erfährt. So ist eigentlich der Mann, der denkende, produzieren-
Metapher des Gefäßes das Weibliche als Hohlform für die männ- de, sozial betätigte, trotz aller Verabsolutierung seiner seelischen Inhalte
lichen Entwiirfe. [... ] viel mehr ein Relativitätswesen als die Frau.• ••
. Gerade weil die Frau nicht direkt in die bürgerliche Arbeitswelt
Aber auch bei Simmel - wie schon bei Seheier und Scheffler
hineingezwungen ist, kann sie zu deren Flucht- und Zielpunkt werden.
[... ]Nur in dem engen Kreis des Hauses tätig, von entfremdeter Arbeit - verträgt die Beschwörung weiblicher Qualität nicht die Kon-
gleichsam frei, scheint sie jene ästhetische Existenz zu führen [... ], die frontation mit der Wirklichkeit, ohne in Affirmation umzuschla-
dem Mann versagt ist.«' ' gen. Weil, so lautet das Argument, die kulturellen Objektivatio-
nen vom Mann geschaffen würden, um schließlich zu jener
Während der Mann eine sehr konkrete und hautnahe Bezie-
Synthese zu gelangen, die dem Weiblichen immer schon inhärent
hung zu seiner Arbeitssphäre hat, wird in seiner Feierabendwahr- sei, und weil die sich selbst begründende Totalität des Weiblichen
nehmung der häusliche Tätigkeitsbereich der Frau zu einer quasi notwendig zerstört würde, wenn die Frauen versuchten, in glei-
vorbürgerlich strukturierten Zone der Ruhe und der Harmonie. cher Weise produktiv zu sein, müsse das weibliche Geschlecht im
Nicht der faktische, sondern der idealisierte gesellschaftliche
Status der Passivität und Nichtproduktivität verharren. Simmel,
Status der Frauen dient als Basis für die projektiven, auf Einheit der dazu aufgerufen hatte, die Theorien auf ihre insgeheime
gerichteten Imaginationen. männliche Parteilichkeit, auf die patriarchale Interessenlage, der
40 Goethe zu Eckermann, 5. 7. 1827, J.P. Eckermann, Gespräcbe mit Goetbe,in: sie sich verdanken, zu untersuchen, hat es leider unterlassen, in
J. W. Goethe, Gedenkausgabeder Werke, Briefe, Gespräche,Bd. 14, hrsg. v. E. seiner eigenen Theorie der weiblichen Kultur mit dieser Forde-
Beutler, Zürich 1948, S. 155, zitiert nach: Heinz Scblaffer, Der Bürger als Held,
Frankfurt am Main1973, S. 66.
41 Heinz Schlaffer, Der Bürgerals Held, S. 66. 41 Georg Simmel, Zur Philosophieder Gescblecbter,S. 79.

38 39
rung Ernst zu machen. Sehr zögernd taucht bei ihm zwar das lichkeit schiebt sich im Rückblick an die Stelle der weiblichen
Motiv einer Unterwanderung der verabsolutierten männlichen Geschichte. Die Grenzen zwischen Fremddefinition und eigener
Kultur durch die weibliche auf - die Ahnung einer Art weiblicher Interpretation sind nicht mehr auszumachen. Der Reichtum der
Kulturrevolution -, da jedoch das Weibliche, würde es sich imaginierten Bilder kompensiert scheinbar die Stummheit der
objektivieren, nicht mehr wesensbestimmt das Weibliche wäre, Frauen. Aber selbst deren Sprachlosigkeit ist noch Teil ihrer
wird dieser Gedanke zugunsten der Behauptung zurückgestellt: Mythologisierung. Das hat Walter Benjamin zu der Frage veran-
»Im großen und ganzen bleibt also das Haus die große Kulturlei- laßt:
stung der Frauen.« 43 Die Grenzüberschreitung - der Schritt aus
» Wie sprache n Sappho und ihre Freundinnen? Wie kam es, daß Frauen
dem Haus in die gesellschaftlichen Aktionsräume bei gleichzeiti- sprachen? Denn die Sprache entseelt sie. Die Frauen empfangen keine
ger Wahrung jener in sich selbst bestimmten Potentialität des Laute von ihr und keine Erlösung. Die Worte wehen über die Frauen hin,
Weiblichen - kann allenfalls durch individuelle Kraftakte einzel- die beieinander sind. [... ) Die Sprache trägt die Seelen der Frauen nicht,
ner ,Ausnahmefrauen, gelingen: denn sie vertrauen ihr nichts; ihr Vergangenes ist nie beschlossen. Die
»Nur den Frauen von sozusagen genialer Weiblichkeit scheint es gege- Worte fingern an ihnen herum und irgendeine Fertigkeit antwortet ihnen
ben, zugleich als durchaus differenzielle lndividualisiertheit und zugleich geschwind. [... ] Worte sind stumm. Die Sprache der Frauen blieb
als Einheit, deren Tit'fenschicht die Kräfte aller Besonderung noch in aller ungeschaffen. Sprechende Frauen sind von einer wahnwitzigen Sprache
Ungeschiedenheit enthält, zu wirken - analog dem großen, in eben dieser besessen.•• '
Zweiheit wirkenden Kunstwerk und gleichgültig gegen deren begriffliche Meist jedoch blieb das Schweigen der Frauen unbemerkt, es
Unverträgli chkeit.•"' wurde zugedeckt vom Lärm der nie unterbrochenen stellvertre-
Eine Rezeption der Simmelschen Ausführungen zur Weiblich- tenden Rede über das Weibliche.
keit, die sich lediglich auf deren an der Oberfläche abgebildeten Wenn es, wie Simmel behauptet, stimmt, daß eine männliche
Resümees richtet, muß Enttäuschungen in Kauf nehmen; dort Kultur für sich als Ergänzungsbestimmung noch einmal ein ima-
allerdings, wo sie, wie der Autor selbst, primär die Beziehungs- ginäres Weibliches setzt, das, obgleich davon abgetrennt, auf das
formen, die Projektionsstrukturen, die symbolischen Repräsenta- Kulturschicksal der wirklichen Frauen zurückwirkt, so verfällt
tionen des Weiblichen ins Auge faßt, wird sie in seinen Texten er, indem er jenseics dieser Projektionen ein Weibliches sui
fündig. Das Interesse Simmels an der Bedeutung des Spezifischen, generis annimmt, dem gleichen Fehler der abstrakten Setzung,
an den geronnenen Beziehungen, die, zu Mikrokosmen geordnet, den er zuvor scharfsinnig kritisierte. Diese Versuchung rührt zum
Partikel der äußeren und inneren Realität - des Imaginativen wie Teil wohl von dem (auch hier heuristisch eingeführten) Begriff
des Sozialen - in sich aufnehmen können, ist es, was seinen Blick des Weiblichen selbst her, der nur mittelbar aus der Analyse
auf die Probleme einer ,weiblichen Kultur, lenkte. seiner traditione!Jen Bestimmungen und in der Negation dersel-
Der Begriff des Weiblichen erschöpft sich nicht in den sozialen ben seine Kontur erhält.
Existenzformen der Frauen, sondern er gewinnt seine Substanz Es läge nahe, um sich nicht mit der Entzifferung verwischter
aus der Wirklichkeit der Imaginationen. Die mythologisierte, Spuren begnügen zu müssen, die literarischen Manifestationen
zuweilen idealisierte, zuwei len dämonisierte Weiblichkeit mate- aus weiblicher Hand zum anschaulichen Material authentischer
rialisiert sich in den Beziehungen der Geschlechter und in dem Weiblichkeit zu erheben. Hierin liegt jedoch zweifellos eine
aus diesem fremden Stoff gewonnenen Verhältnis der Frauen zu Gefahr, weil der Verdacht, daß gerade die schreibenden Frauen
sich selbst. Weibliche Realität ist mehr als soziale Stellung plus im Zuge enormer Anpassungsleistungen zuweilen die besten
ein wenig Ideologie. Die Morphogenese der imaginierten Weib- Plagiate ,männlicher, Kunstformen und Kunstinhalte besorgten,
45 Walter Benjamin, Metaphysiftder Jugend, in: Walter Benjamin, Gesammelte
43 Georg Simmel, WeiblicheKultur, S. 3'<1· SchriftenBd. II. 1. Hrsg. v. R. Tiedemann und H. Schweppenhäuser, Frankfurt am
+4 Georg Simmd, Zur PhJoroph~der Geschlechter,S. 71. Main 1977, S. 91-
40
41
unkritisch ausgeschaltet wird. Nachweislich haben viele der lando, welche Grenzen überschritten, welche Gesetze mißachtet,
schreibenden Frauen sich weniger an der Besonderheit ihrer welche verwegenen Unabhängigkeiten herausgebildet werden
eigenen kulturellen Situation orientiert als vielmehr an den nor- müssen, um eine Identität auszubilden. Orlandos kulturge-
mativen poetischen und poetologischen Vorgaben ihres jeweili- schichtliche Odyssee mündet in die kulturelle Situation einer
gen männlich geprägten kulturellen Umfeldes. Wenn der Begriff Schriftstellerin des zwanzigsten Jahrhunderts; das phantastische
des Weiblichen im wesentlichen strukturiert ist durch jene proji- Abenteuer, die Geschichtslosigkeit des weiblichen Geschlechts
zierten Ergänzungsbestimmungen, dann ist es durchaus möglich, lebensgeschichtlich einzuholen, kann nur durch die Aufhebung
daß die Imaginationen der Autorinnen, die sich an ihr eigenes der als objektiv veranschlagten Zeit- und Geschlechtsnormen
Geschlecht heften, selber eine Spiegelung dieser Projektionen gelingen und darf als Reflexion der Autorin, Virginia Woolf, auf
sind. Denn das Bild der Frau von der Frau besteht keineswegs die komplizierten Voraussetzungen ihrer eigenen Imaginationen
unabhängig von jener gigantischen, jahrhundertelang angerei- verstanden werden. Wenn Kultur, wie es bei Simmel heißt, »der
cherten Bildergalerie des Weiblichen, die mit den ästhetischen Weg der Seele zu sich selbst« ist, dann beschreibt die fiktive
Objektivationen und den Trivialmythen bestückt ist. Biographie Orlandos, welche Umwege die weibliche Imagination
»Das Verhältnis der Frau zu sich läßt sich zeigen am Spiegel. Der nehmen muß, um zu sich selbst zu kommen.
Spiegel, das sind die,Blicke der anderen, die vorweggenommenen Blicke
der anderen. Und von alters her befragt ihn die Frau mit der bangen Frage
der Stiefmutter im Märchen: ,Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die 3. Inszenierung der inszenierten Weiblichkeit:
Schönste im ganzen Land? , [ ... ] Es kommen die Schreckensmomente, Wedekinds ,Lulu, - paradigmatisch
wo die Frau sich im Spiegel sucht und nicht mehr findet. Das Spiegelbild
ist irgendwohin verschwunden, der Blick des Mannes gibt es ihr nicht
»Die Frau ist ein Erzeugnis des Mannes. Gott hat das
zurück .• •6 Weibchen geschaffen und der Mann die Frau; sie ist das
Nur wenige Schriftstellerinnen haben diese Schreckensmomen- Resultat der Zivilisation, ein künstliches Werk. In den
te in ihre Arbeit mit aufgenommen. Virginia Woolf gerät das Ländern, in denen jede geistige Kultur fehlt, existien sie
Schreckensmoment allerdings souverän zur literarischen Pointe. nicht, denn sie ist ein Kunstwerk im menschlichen Sinn;
(werden aus diesem Grund alle großen allgemeinen
Ihr Roman Orlando,die phantastische Biographie ihrer Freundin
Ideen weiblich symbolisien?)«• I
V. Sackville-West, ist bis in die Komposition hinein eine Aus- Flauben
einandersetzung mit dem kulturellen männlich-weiblichen Alter-
nativprogramm. Die wundersame Lebensgeschichte der Or-
lando-Figur zeichnet sich nämlich durch zwei Eigenwilligkeiten Zu der Zeit, da Simmel, Seheier und Scheffler ihre ,Diskussion
aus: zwanzig Jahre ihrer individuellen Lebenszeit umfassen drei- ums Weib, führten, betrat eine Kunstfigur die Bühne, die als eine
hundertfünfzig Jahre der Geschichte, und Orlando, den die Fortsetzung 48 der Diskussion mit anderen Mitteln angesehen
Leser(-innen) kennenlernen, wie er als Jüngling am Hofe Königin werden kann: Lulu. Lulu bezeichnet den Sprung des Mythos in
Elisabeths I. reüssiert, fällt in seinem dreißigsten Lebensjahr in die Zivilisation. Erdgeist und Die Büchse der Pandorasind die
einen sieben Tage und Nächte währenden Schlaf und erwacht als Titel des Wedekindschen Doppeldramas; die »Urgestalt des Wei-
Frau - eine Metamorphose, die er/sie mit milder Verwunderung
und ohne Identitätskrise übersteht. Die Kontinente, die Jahrhun- 47 Gustave Flaubert, Brief an Louise Co/et vom 27. 3. 1853, in : Gustave Flaubert,
derte und die Geschlechtszugehörigkeiten durcheilend, zeigt Or- Briefe, hrsg. und übermzr v. Helmur Scheffel, Zürich 1977, S. 240.
48 ,Fortsetzung , kann hier selbstverständlich nichr im chronologischen Sinn
verstanden werden, da die Wedekindschen Srücke früher entstanden sind als die
46 Elisabeth Lenk, Die sich selbst'1/
erdoppelndeFrau, in: Frauen/Kunst/Kultur- oben erörcetten Theorien. - Das Drama Erdgeisterschien zuerst 1895, Die Büchse
geschichte, in: Ästhetik und Kommunikation, Heh 25, Jg. 7, S. 87. der Pandora 190,.

42 43
- Beide Ansätze durchkreuzen die Geschichte; indem man ihre
4. Kurze Bemerkung zum Thema ,Gleichheit und
jeweilige Erscheinung und ihre spezifische innere Argumenta-
Differenz, tionsfigur, ihre von historischem Ort zu On wechselnde Vor-
herrschaft und ihren Qualitätswandel nachzeichnet, erhält man
Die oben zitierten Theorien zur Begründung einer ,weiblichen die Taxonomie des Weiblichen.
Substantialität< haben, trotz ihrer unterschiedlichen Vorausset-
zungen, eine gemeinsame Gegnerin: sie verstehen sich als Affront
gegen die Egalitätstheorien, die seit dem 18. Jahrhundert die
Diskussion um die Rechte der Frauenmitstrukturieren; sie halten
an der Differenz fest. So ambivalent und dem männlichen Inter-
esse verpflichtet dieses Insistieren auf der Differenz auch sein
mag, es ist berechtigt, weil und indem es darauf pocht, daß diese
die Gleichheit verheißenden Theorien das unterschiedliche Kul-
turschicksal der Geschlechter zu ignorieren, deren unterschied-
liche Geschichtlichkeit zu leugnen trachten; daß sie die Frau zu
dem machen wolle~, was der Mann schon ist, d. h. daß sie le-
diglich die Angleichung forcieren. 84 Keinesfalls berücksichtigen
die geschlechtsspezifischen Egalitätstheorien die verschiedenen
Präsenz- und Präsentationsformen des Weiblichen, und sie liefern
auch keine Phänomenologie des Weiblichen, wie das z.B. die
Simmelsche Kulturphilosophie vermag. Während nun freilich die
einen die Differenz ,wesenslogisch, fixieren, gleichzeitig jedoch
den realen Status des Weiblichen festschreiben wollen, versuchen
die anderen, den Status der Frauen zu verändern und ihn dem des
Mannes anzupassen, ohne die ungleichgewichtigen geschichtli-
chen Voraussetzungen der Geschlechter zu beachten. Die bloße
Angleichung könnte theoretisch den von Simmel beschriebenen
Verabsolutierungsprozeß einer ,männlichen,, scheinobjektiven
Kultur bis zur Auflösung des ,Weiblichen, vorantreiben, d. h. so
weit, daß es sich nicht einmal mehr negativ, als Absenz oder als
Einzulösendes, denken läßt. Dem steht indes das gleichbleibende
Bedürfnis der Männer entgegen, dem Weiblichen Sehnsüchte und
Drohungen einzuschreiben und gleichzeitig die realen Frauen
in ihrem »halbkolonialen Status« (Bloch) zu belassen. Daraus
ziehen die Ergänzungstheoreme bis heute ihre Attraktivität, so
wie die Egalitätstheoreme ihre Berechtigung aus dem faktischen
Unrecht, das den Frauen angetan wurde (und angetan wird),
herzuleiten suchen.
84 Vgl. zu diesemThemenkomplex SilviaBovenschenund Peter Gorsen, Aufklä -
rung als Geschlechtskunde, in: Ästhetik und Kommunikation, Heft 25, September
1976.

6o

Das könnte Ihnen auch gefallen