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L iebe Freunde, das Thema Fegefeuer um-
fasst eine solch immense geistige Weite, dass
Mögen uns die verschiedenen Beiträge über
das Fegefeuer berühren und werden auch wir
sich diese unmöglich auf wenigen Seiten ein- zu eifrigen Helfern der Armen Seelen! Denn
fangen lässt. Deshalb werdet Ihr in zwei Aus- der Erlöser will nicht nur auf Erden, in der
gabenunserer Zeitschrift darüber lesen können, Streitenden Kirche, unser miterlösendes
wobei wir vor allem Heilige verschiedener Mitwirken, sondern über die Schwelle des Todes
Jahrhunderte zu Wort kommen lassen möchten. hinaus vertraut Er uns die Aufgabe an, Seine
Auf vielfältige Weise setzten sie sich stellver- Erlösergnaden in der Leidenden Kirche bei den
tretend für die Armen Seelen ein, damit sich Armen Seelen fruchtbar werden zu lassen. Sie
diese leichter und schneller dem Erbarmen sind für jede noch so kleine Liebestat, jedes Opfer
Gottes öffnen konnten. Sie pflegten geradezu und Gebet dankbar und werden sich ihrerseits als
vertrauten Umgang mit dieser uns heute oft so beste Freunde erweisen, wenn wir sie anrufen.
fremden Welt. So erlauben wir uns an dieser Stelle, auch unsere
Die sel. Eugénie Smet (1825-1871) gründete nichtkatholischen Leser, die das Glaubensgut
sogar einen Orden, die Helferinnen der Ar- der jenseitigen Läuterung nicht mit uns teilen,
men Seelen, deren erstes Anliegen es ist, sich herzlich einzuladen, vertrauensvoll zu beten:
für die Leidenden im Fegefeuer hinzugeben. „Herr, wende meine Liebe und mein Gebet
Darüber aber mehr im Februar 2013. jenen zu, die beides am meisten brauchen!“
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I m Laufe der folgenden Jahrhunderte suchten
besonders Klöster untereinander Kontakt, um
gegenseitig für verstorbene Mitbrüder und
-schwestern beten zu lassen.
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am Herzen, „dass alle Priester des Erd- „Feldzug des Gebetes“ und vorallem durch das
kreises … gerne und eifrig von diesem ein- Hl. Messopfer Erleichterung zu verschaffen,
zigartigen Privileg … Gebrauch machen“. weil wir „rings um uns beobachten, wie bei
den meisten Menschen das Andenken an die
Sein Nachfolger, Papst Pius XI. (1922-1939), Toten allmählich verblasst … oder sich am
dessen Pontifikat durch seinen Widerstand ge- Grab in äußeren Liebesbezeugungen er-
gen die totalitäre, antichristliche Bewegung schöpft, die zwar gut sind, aber mehr die
des Kommunismus charakterisiert war, bat ein- Hinterbliebenen trösten als den Leidenden
dringlich, den Verstorbenen durch einen wahren im Fegefeuer nützen“.
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Die Mutter der Barmherzigkeit führt sie
in den Himmel ein
B ei der pfälzischen Mystikerin Barbara
Pfister (1867-1909) war der freundschaftliche
öffnete sich, und der Heiland kam ihr mit
Seinen leuchtenden Wunden entgegen. An der
Umgang mit den Armen Seelen so ausgeprägt, Oberin erstrahlten ebenfalls die Wundmale,
dass sie mit ihnen ebenso vertraut umging und sie ging mit ihnen wie in die verklärten
wie mit den Lebenden. Oft besuchte sie in Wundmale des Heilands ein.“
Begleitung ihres Schutzengels das Fegefeuer
und berichtete darüber: „Wo ich stehe und
gehe, immer höre ich das Rufen: ‚Herr,
erbarme Dich meiner!‘ Und in gleicher
I n der vorweihnachtlichen Zeit wurde der
Mystikerin symbolisch für den Zustand der
Weise flehte dann die Gottesmutter bei der Armen Seelen ein unüberschaubares Ackerfeld
Hl. Messe für die Armen Seelen. Überhaupt voll Gestrüpp und Dornen gezeigt, worauf für
sind es, wenn ich das so sagen darf, die Barbara ihre mühevolle, nicht enden wollende
schönsten Augenblicke im Fegefeuer, wenn „Advents-Arbeit“ begann. Unter Kälte und
die Gottesmutter erscheint, um wieder eine Schweiß, Erschöpfung und anderen Sühneleiden
oder mehrere geläuterte Seelen abzuholen übernahm sie die Nöte der Seelen im Fegefeuer,
und in den Himmel zu führen.“ bis sie kurz vor Christi Geburt erleichtert sagen
konnte: „Gott sei Dank, jetzt bin ich mit Maria
Als Barbara Pfister einmal erlebte, dass eine im und Josef auf dem Weg nach Betlehem. Alles,
Ruf der Heiligkeit stehende, ja sogar stigmatisierte alles liegt hinter mir, die Advents-Arbeit ist
Oberin wegen unbegründeter Strenge einer fertig.“ Und zu Weihnachten durften mehr
Mitschwester gegenüber einer längeren Zeit Seelen in den Himmel eingehen als an allen
der Läuterung im Fegefeuer bedurfte, wunderte anderen Tagen des Jahres.
man sich sehr darüber. Barbara aber erklärte:
„Das ist nicht lange und nicht kurz. Diese Ähnliche „Weihnachtsgnaden“ für die Armen
Zeitbegriffe gibt es im Fegefeuer nicht, denn Seelen erlebten unabhängig voneinander zwei
dort herrscht die Ewigkeit.“ Schließlich durfte deutsche Mystikerinnen, die sel. Christina von
Barbara am Ende einer Hl. Messe das Eingehen Stommeln (1242-1312) und Prinzessin Eugenie
dieser Seele in den Himmel schauen, nachdem von der Leyen (1867-1929). In Medjugorje
sie für sie gebetet und gelitten hatte: „Beim ‚Ite, bestätigte dies sogar die Gottesmutter während
Missa est!‘ sang die Seele ein Halleluja, so ihrer Erscheinung am 10. Januar 1983: „Die
himmlisch schön, dass mir die Worte fehlen, meisten Seelen verlassen das Fegefeuer nicht
es zu beschreiben. Sie erhob sich, der Himmel an Allerseelen, sondern an Weihnachten.“
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Katharina von Genua
Katharina von Genua (1447-1510) gehört zu jenen großen Mystikerinnen
des Mittelalters, denen Gott ganz neues Licht über Seine Liebe geschenkt hat.
Sie trägt zu Recht den Titel „Theologin des Fegefeuers“.
Denn was Gott sie über diesen Zustand der Reinigung erleben ließ,
stand ganz im Gegensatz zu den damals geläufigen Vorstellungen des Fegefeuers
als ein Ort im Inneren der Erde, in den die Seele hinunterstürzt,
um dort als Strafe für ihre begangenen Sünden
in schrecklichen Feuerqualen zu leiden.
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und sich dem bunten Treiben der damaligen mich an der Sünde als Sünde ergötzte und
High Society zuzuwenden. Es dauerte nicht mich dessen sogar rühmte.“ Trotz allem
lange, bis sie sich ganz in den Vergnügungen fand Katharina keinen Augenblick den inneren
der Welt verlor, so dass sie in ihrem „geistlichen Frieden. Später gestand sie, dass sie in diesen
Dialog“ über diese Zeit schrieb: „Ich war fünf Jahren des weltzugewandten Lebens
schließlich so weit gekommen, dass ich keinen wirklich glücklichen Tag verlebt hat.
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Jahre der Buße und der Nächstenliebe
I n den folgenden vier Jahren lebte Katharina,
gedrängt von der Liebe zu Jesus, ein Leben der
bringen. Bald wurde man auf sie aufmerksam
und bat sie deshalb, die Pflege in dem bekannten
Buße. Sie wollte ihre Sünde sühnen und empfand Krankenhaus Pammatone zu übernehmen. Nach
eine solche Abscheu gegenüber dem Bösen, dass einigen Jahren des demütigen Dienens wurde
sie sich viele Entsagungen auferlegte. Auf diese sie zur Direktorin des Krankenhauses ernannt.
Weise begann sie sich von allem Egoismus zu Sie hatte nicht nur für das gesamte Personal
lösen, bis sie tiefglücklich sagen konnte: „Ich Sorge zu tragen, sondern trug auch die Last der
meine, nichts mehr zu haben, nur noch finanziellen Angelegenheiten des Hauses, das
Liebe!“ mehrere Hundert Kranke beherbergte.
Von dieser glühenden Gottesliebe erfüllt, drängte Ihr Ehemann Giuliano, der durch seine
es Katharina, sie auch anderen weiterzugeben. Verschwendungssucht mittlerweile einen
Deshalb schloss sie sich im Alter von 30 völligen finanziellen Zusammenbruch erlitten
Jahren der „Gemeinschaft der Damen von hatte, begann sich durch die Gebete und Opfer
der Barmherzigkeit“ an. Mit diesen Adeligen seiner Gattin langsam zu bekehren. Nach vielen
widmete sie sich hingebungsvoll den Armen leidvollen Jahren wurde er schließlich für
und Kranken und scheute sich nicht, in den seine 50-jährige Frau zum treuen Helfer in der
schmutzigsten Gassen Genuas den von Würmern Krankenpflege und stimmte zu, den Rest des
zerfressenen Kranken Linderung und Trost zu Lebens eine Josefsehe mit ihr zu führen.
Wie Mutter Teresa im 20. Jh. opferte sich die hl. Katharina von Genua jahrzehntelang für Arme, Kranke und
Sterbende auf. Einmal beklagte sie sich bei Jesus: „Du befiehlst mir, ich solle den Nächsten lieben, und ich
kann doch nur Dich allein lieben und kann doch nichts neben Dir zulassen.“ Da erwiderte ihr der Herr: „Wer
Mich liebt, der liebt auch alles, was Ich liebe. Es genügt, dass du stets bereit bist, für das Wohl des Nächsten,
für seinen Leib und seine Seele zu tun, was nötig ist. Diese Liebe ist frei von sinnlicher Anhänglichkeit, weil
der Nächste dabei nicht in sich, sondern in Gott geliebt wird.“
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„Die Lehre unserer Heiligen ist rein von einem wunderschönen Glasschrein in der Kirche
Irrtum … und ganz seraphisch.” Der S. Caterina und Santissima Annunziata in Genua
unverweste Leib der Heiligen ist heute noch in zu verehren.
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Die Reinigung der Seele im Fegefeuer
N un muss die Seele nur noch vom „Rost
und der Hässlichkeit, wie sie durch die Sünde
minimale Unvollkommenheit von der Größe
eines winzigen Splitters an sich hätte, sich
verursacht wurden, gereinigt werden“. Dazu so schnell als möglich in tausend Höllen
dient die Zeit im Fegefeuer. Katharina beschreibt stürzen würde, um ja nicht mit diesem ganz
das in einem Bild: „Wie sich bei einem minimalen Makel in Seiner Gegenwart zu
zugedeckten Gegenstand, der in der Sonne erscheinen. Da sie aber sieht, dass das
liegt, die Strahlen der Sonne nicht auswirken Fegefeuer dazu bestimmt ist, diese Makel
können, so ähnlich ist es mit dem Rost der zu beheben, stürzt sie sich dort hinein und
Sünde. Er ist gleichsam die Decke, mit der empfindet es als große Barmherzigkeit, sich
die Seelen im Fegefeuer zugedeckt sind. Je auf diese Weise von dem in ihr vorhandenen
mehr der Rost der Sünde durch das Feuer Hindernis befreien zu können.“
verzehrt wird, desto mehr kann die Seele der
Bestrahlung durch die wahre Sonne, die Gott
ist, entsprechen.“ K atharina erkennt, wie die Seelen im
Fegefeuer zwei Zustände intensiv erleben:
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aus lauterer Liebe. Gleichzeitig aber zeigt Die Erkenntnis all dieser Dinge ist es, die jene
ihr Gott auch in Seinem Licht, welches Hin- schmerzliche Qual erzeugt, die die Seelen im
dernis sich noch in ihr befindet, auf Grund Fegefeuer erleiden.
dessen sie noch nicht dieser Anziehungskraft
der einigenden Liebe Gottes, die Er ihr zu-
wendet, folgen kann. Die Seele erkennt, was
es für sie bedeutet, noch zurückgehalten zu
G ott aber zieht die Seele beständig an
Sich und entflammt sie immer mehr und lässt
werden und das göttliche Licht noch nicht darin nicht nach, bis Er sie zu jener ursprüng-
schauen zu können, hat aber zugleich eine lichen lauteren Reinheit gebracht hat, in der
unsagbare Sehnsucht, sich ohne Hindernis sie geschaffen worden ist.“ Nun kann die Seele
von dieser einigenden Liebe anziehen zu in die vollkommene Vereinigung mit Gott, in den
lassen. Himmel, eingehen.
Vergessene Blumensträuße
D urch Baronin Alix von Belvey, eine Ver-
traute des hl. Pfarrers von Ars, ist uns folgende
starb - verstockt, wie jeder glaubte, und ohne das
Sakrament der Hl. Krankensalbung.
Begebenheit überliefert: Seine untröstliche Ehefrau wurde vor Kummer
„Eine fromme Dame betete viel für die Bekeh- darüber krank, und man fürchtete sogar um ih-
rung ihres nicht praktizierenden Mannes, zumal ren Verstand. In diesem elenden Zustand kam
er an einer weit fortgeschrittenen Herzkrankheit sie nach Ars, wo ihr Johannes Maria Vianney,
litt, an der er jederzeit sterben konnte. Inmitten ohne sie zu kennen, gleich beim ersten Zusam-
ihrer Sorgen war es für diese Dame stets eine mentreffen zurief: ‚Haben Sie denn die Blu-
Freude, die Muttergottesstatue ihres Hauses mit mensträuße für die Gottesmutter ganz ver-
Blumen zu schmücken. Ihr Mann, der überhaupt gessen?!‘
nichts vom Glauben hielt, pflückte ihr gern bun- Diese Frage des Heiligen versetzte die Dame
te Sträuße, obwohl er genau wusste, wozu sie in höchstes Erstaunen, schenkte ihr gleichzeitig
diese verwenden würde. Immer wieder brachte Trost und gab ihr den inneren Frieden zurück.
er seiner Ehefrau die allerschönsten Blumen für Sie hatte verstanden und war voll Gewissheit:
ihre Marienstatue, bis er eines Tages tatsächlich ihrem Manne waren die kleinen Liebestaten zur
eines unvorhergesehenen, plötzlichen Todes Rettung seiner Seele geworden.“
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„Ich hoffe, Gott vergibt ihm! “
E in anderes Ereignis aus dem Leben des
hl. Priesterpatrons Johannes Maria Vianney
hoffe, dass Gott ihm vergibt! Bitte, Herr
Bischof, können Sie mir helfen, wie ich mit
verwendete Weihbischof Andreas Laun aus dieser Situation besser umzugehen lerne?
Salzburg im Februar 2012, um eine besorgte Ich brauche jemanden, der mir hilft!‘
Frau zu trösten, die ihn um Hilfe gebeten hatte.
Seine Antwort veröffentlichte der Weihbischof
und Moraltheologe auch als Hilfe für andere
über Internet:
D ie Schreiberin wandte sich an mich, weil
ich einmal im Fernsehen erzählt hatte, dass auch
„Vor kurzem erhielt ich eine E-Mail mit mein Bruder vor jetzt schon vielen Jahren durch
folgender Bitte: ‚Mein geliebter Bruder hat einen Sprung aus dem vierten Stock gestorben
sich selbst das Leben genommen! Er sprang ist! Ich weiß noch genau, wo in der Wiener In-
in seiner Firma aus dem Fenster und war nenstadt es passiert ist und wie ich bei meinem
auf der Stelle tot. Mich belastet der Tod toten Bruder gestanden bin, bis sein Leichnam
meines Bruders sehr! Da ich einen starken abgeholt wurde! Als Betroffener weiß ich auch,
Glauben habe, bete ich zwar jeden Tag zu wie eigenartig anders und andauernder der
unserem barmherzigen Gott, dass Er ihm Schmerz ist, wenn man einen geliebten Men-
diese Tat verzeihen möge! Aber kann ein schen so, durch Selbstmord, verliert, anders als
Selbstmörder gleich zu Gott kommen, oder wenn jemand durch Krankheit oder aufgrund sei-
wird er dafür bestraft? Hoffentlich hat er ner Jahre von uns geht! Da viele Menschen Be-
durch diesen Tod seine ersehnte Ruhe und troffene sind, möchte ich, auch über das Internet
seinen Frieden gefunden! Er war in seinem … antworten. Dazu fällt mir eine Erfahrung des
Leben ein herzensguter Mensch, und ich Pfarrers von Ars ein.“
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bestimmt: ‚Er ist gerettet.‘ Eine Geste des hatte die Zeit nach der bewegenden Begegnung
Unglaubens war die ganze Antwort der Fremden. mit Johannes Vianney im Gebet zugebracht. Ihr
Da fügte er, ein drittes Mal, jedes Wort betonend, Gesichtsausdruck war nicht mehr der gleiche.
hinzu: ‚Ich sage Ihnen: Er ist gerettet. Er ist Sie hatte den Frieden wiedergefunden. Vor der
im Fegefeuer, und man muss für ihn beten. Abreise suchte sie P. Guillaumet auf, dankte
Zwischen dem Brückengeländer und dem ihm für seine Hilfe und sagte: ‚Ich verlasse
Wasser hatte er noch so viel Zeit, einen Akt Ars und kehre geheilt nach Hause zurück.
der Reue zu erwecken. Die Gottesmutter hat Die Ärzte hatten mich der Gesundheit
ihm diese Gnade geschenkt. Erinnern Sie wegen auf Reisen geschickt. Aber in
sich an den Marienmonat. Sie hatten im Mai Wirklichkeit nagte in mir furchtbar ein
immer eine Marienstatue in Ihrem Zimmer Schmerz der Verzweiflung beim Gedanken
stehen, und Ihr Mann ließ es geschehen. an den tragischen Tod meines Mannes. Er
war ungläubig, und ich hatte doch so ganz
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Bruder im Fegefeuer? Kann schon sein, Bedingungen, die gegeben sein müssen, damit
vermutlich ja, aber das Fegefeuer ist ja in die todsündige Tat auch wirklich Todsünde ist!
seinem Wesen viel mehr Gnade als Strafe, Nicht mit einem Wort, aber mit all diesen
eine Gnade, die ihm nur hilft, ganz rein Worten: Ich kann meiner Briefschreiberin
zu werden - den geretteten Selbstmördern nicht sagen, wie Gott ihren Bruder beurteilt,
ebenso hilft wie wohl fast allen Menschen, aber viel Hoffnung kann ich ihr geben … für
wenn sie gestorben sein werden!‘ ihren Bruder und für meinen Bruder und für
viele andere Brüder und Schwestern, die sich
Aber haben wir nicht gelernt, dass jeder Mord das Leben genommen haben und noch nehmen
und darum auch der Selbstmord eine Todsünde werden! Ob von der Brücke oder anders, auch
ist? Ja, und das Gelernte ist wahr. Aber ebenso hier gilt: Gottes Wege sind nicht unsere Wege,
haben wir gelernt: Gott allein weiß um den aber Seine Wege sind immer Wege des Heiles,
Einzelfall Bescheid; und was uns, äußerlich und Er redet jedem Menschen bis zuletzt zu,
gesehen, eine Todsünde zu sein scheint, diese Seine Wege zu gehen, um auf ihnen zu
kann in Wirklichkeit, und daher auch im Ihm zu gelangen - mit Ihm im Paradies zu
Urteil Gottes, etwas ganz anderes sein! Denn sein - wenn nicht schon heute, dann eben sehr
nicht jede begangene Todsünde erfüllt alle bald!“
Die Armenseelenmutter
Maria Simma
Die Österreicherin Maria Simma (1915-2004) aus dem Ort Sonntag
im großen Walsertal/Vorarlberg trägt zwar nicht den Ehrentitel
„Theologin des Fegefeuers“, aber auch sie hatte die Berufung, einzigartige
Erkenntnisse über die jenseitige Welt der Armen Seelen zu bekommen und
weiterzuvermitteln. „Ich habe nur die Volksschule während acht Jahren besucht“,
sagte die zeitlebens sehr demütige Maria Simma einmal. „Aber durch meine
Beziehung zu den Armen Seelen habe ich vieles gelernt … Einen eigentlichen Grund,
warum die Armen Seelen gerade zu mir kommen, kenne ich nicht.
Es gäbe viel frömmere Menschen, als ich es bin … aber Gottes Wege lassen sich nicht
ergründen … Für mich wäre es ja viel leichter, alles verborgen zu halten,
als an die Öffentlichkeit zu bringen und für die Sache einzutreten,
weil man von so vielen nicht verstanden und verachtet wird, oft sogar von Priestern.“
Dennoch blieb Maria Simma ihrem anspruchsvollen Dienst
an den Armen Seelen über 60 Jahre lang treu.
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Suche nach dem rechten Weg
M aria Simma wuchs in einer
kinderreichen Familie auf, die so arm war, dass
N ach acht Jahren der Suche dachte die
inzwischen 25-Jährige: „‚Jetzt ist Hopfen
ihre Geschwister schon früh als Hilfsarbeiter und Malz verloren. Nun habe ich den Weg
und Kindermädchen zu fremden Leuten kamen. doch nicht finden können, den Gott mir
Sie selbst, sehr gläubig veranlagt, fühlte sich vorgezeichnet hat.‘ Das machte mir längere
gedrängt, Gott ein besonderes Opfer zu bringen: Zeit seelisch sehr zu schaffen. Weil ich aber
„Darum betete ich schon als Schulkind, auf schon von Kindheit an eine große Liebe zu den
meinem weiten Weg, um die Milch zu holen: Armen Seelen hatte und auch meine Mutter viel
‚Lieber Gott, Du kannst alles. Mach, wenn auf sie hielt und uns immer wieder einschärfte:
ich an der einen oder anderen Heuscheune ‚Wenn ihr ein großes Anliegen habt, dann
vorbeigehe, dass ein Zettel drinnen liegt, geht zu den Armen Seelen, das sind die
auf dem draufsteht, was ich tun soll.‘ dankbarsten Helfer‘, tat ich dies.“
Immer wieder ging ich in die Scheunen, um Maria versprach der Gottesmutter Jung-
diesen Zettel zu finden, aber stets vergeblich. fräulichkeit und vollzog - auch im Na-
Langsam wurde ich ungeduldig und sagte men der Armen Seelen - die Marienweihe
zum lieben Gott: ‚Weißt’, ich bin dann nach dem hl. Ludwig Maria von Montfort.
nicht schuld, wenn ich diesen Weg nicht Äußerlich lebte sie sehr bescheiden, übernahm
finde, den Du für mich bestimmt hast.‘ die Kirchenreinigung in Sonntag, half freiwillig
Als ich aus der Schule entlassen wurde, mit, die Kinder auf die Hl. Beichte und die Hl.
dachte ich mit 17 Jahren: ‚Jetzt gehst’ halt Erstkommunion vorzubereiten, und sorgte für
ins Kloster, vielleicht will das der liebe ihren Vater bis zu seinem Tod. Ab 1947 wohnte
Gott.‘“ Aufgrund ihrer schwachen Gesundheit sie ganz allein und führte als Zusatzerwerb eine
blieb es bei drei vergeblichen Versuchen. Kleingärtnerei.
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In der nächsten Nacht kam der gleiche Mann So begann das besondere Armen-Seelen-
wie in der Vornacht, und ich fragte ihn: ‚Was Apostolat von Maria Simma. In den folgenden
willst du von mir?‘ Jetzt antwortete er: ‚Drei 13 Jahren kamen meist im Armen-Seelen-Monat
Hll. Messen lass mir lesen, dann bin ich er- November vereinzelt Seelen zu ihr, denen sie
löst!‘ Da wusste ich: ‚Das muss eine Arme Seele mit Erlaubnis ihres Seelenführers helfen durfte.
sein!‘ Und mein Beichtvater bestätigte es mir.“ Nie wies sie eine Seele ab.
Maria Simma blieb ihr Leben lang eine einfache, bodenständige Christin, der von Gott die Kardinaltugend der
Tapferkeit geschenkt wurde, welche sie im Umgang mit den Seelen im Fegefeuer sehr brauchte. Ein sechs Seiten
umfassendes psychologisches Gutachten, das im Auftrag eines Theologieprofessors aus Innsbruckvon Dr. Ewald
Böhm erstellt wurde, bestätigt, dass bei Maria Simma von Hysterie und Psychopathie keine Rede sein kann.
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Im Namen der Armen Seelen
Aufträge weiterleiten
E in Jahr später, im Sommer 1954, begann
für Maria Simma eine neue Art der Hilfeleistung:
Das wäre doch viel einfacher, als wenn ich es
melden muss. Da kam eine Seele und gab mir
„Jede Nacht kamen Arme Seelen. Mitunter einen scharfen Verweis: ‚Versündige dich nicht
sagten sie auch, wer sie sind, wie sie gegen Gottes Auftrag. Er teilt Seine Gnaden
heißen, wann und wo sie gestorben sind. Sie aus, wem Er will. Nie wirst du die Macht
gaben mir Aufträge, dieses oder jenes den bekommen, einer anderen Person eine Arme
Angehörigen zu melden. Dadurch drang die Seele zu schicken.‘“
ganze Sache langsam an die Öffentlichkeit,
was mir sehr unlieb war.“ Verständlicherweise Pfarrer Matt schrieb in seinem Bericht an den
kostete es sie Überwindung, den ihr meist Bischof: „Ich habe die Meldungen größtenteils
vollkommen unbekannten Hinterbliebenen zu an die Pfarrämter zur Überprüfung und
schreiben, um sie im Namen ihrer Verstorbenen Weitergabe gesandt.“ Viele Rückantworten
z. B. aufzufordern, für die Missionen zu spenden, bezeugen, dass Maria Simmas Angaben über die
was sie leider während ihres Lebens nie getan ihr völlig unbekannten Fälle exakt stimmten.
hatten, oder eine verborgene Geldschuld zu
begleichen; Ungerechtigkeiten zu bereinigen; Häufig baten Seelen im Läuterungszustand
fremdes Eigentum zurückzuerstatten; Rufmord auch um Gebet, wobei die Armenseelenmutter
oder Verleumdung aufzuklären oder eine Hl. auch andere zur Mithilfe ersuchen durfte, z.B.
Messe für die Arme Seele feiern zu lassen und für Priesterseelen beteten Priester. Immer mehr
stellvertretend für sie daran teilzunehmen und Ratsuchende wollten Aufschluss über ihre
liebevoll zu kommunizieren. Verstorbenen haben, so dass ein Briefträger sich
In einer Aufzeichnung vom 21. November 1954 später erinnerte, Frau Simma habe oft bis zu
schrieb Maria Simma: „Ich dachte schon oft 50 Briefe am Tag erhalten. Im Sommer kamen
daran, wie ich einer anderen Person eine Arme zudem bis zu acht Reisebusse aus Österreich,
Seele zuschicken könnte, und fragte, warum sie Deutschland, Belgien, Frankreich und der
sich nicht bei ihren Angehörigen direkt meldete. Schweiz.
Alfons Matt, der vorbildliche, recht nüchterne Ortspfarrer von Sonntag, glaubte an das Charisma von Maria
Simma und förderte es von Anfang an. Als Seelenführer begleitete er sie jahrzehntelang und schrieb 1954 in
seinem detaillierten offiziellen Bericht an Weihbischof Franz Tschann in Feldkirch: „Was Maria Simma im
Verkehr mit den Armen Seelen erlebte und von ihnen erfahren hat … was sie in schwersten Leidensstunden
zu unserem Trost geschaut hat … vermittelt wertvolle Einblicke in die jenseitige Welt … und steht in vollem
Einklang mit der Glaubenslehre über das Fegefeuer.“
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Lauscher am Schlafzimmerfenster
N atürlich gab es auch genug Zweifler,
die alles für einen Schwindel hielten. Darunter
was geschehen war, und sie daraufhin fragte,
warum die Jugedlichen die Armen Seelen nicht
waren auch einige Burschen aus der Umgebung, wahrgenommen hatten, wurde ihr erklärt:
die 1954 zwei Nächte nacheinander aus
Neugier eine Leiter an das Holzhaus von Maria „Die Burschen sind noch am Leben.“ -
Simma lehnten und bis zum offenstehenden „Aber ich bin doch auch noch am Leben
Schlafzimmerfenster hochstiegen. Sie wurden und höre euch trotzdem“, wandte sie ein. „Du
Augen- und Ohrenzeugen, wie die Belauschte gehörst zu uns … Der Weg zu dir ist hell“,
mit den Armen Seelen sprach und sich Notizen gab die Arme Seele zu verstehen. „Du hast
machte, wie sie stöhnte und weinte und nach dich durch die Weihe in besonderer Weise
einem Taschentuch suchte. Obwohl die jungen der Mutter der Barmherzigkeit geschenkt,
Männer die Armen Seelen weder hörten noch und sie hat dich uns übergeben. Darum ist
sahen, machten sie sich von nun an nie wieder der Weg zu dir für so viele Seelen hell. Du
über die Armenseelenmutter lustig. tust gut daran, uns aus Liebe und Mitleid
Als Maria dann von einer Armen Seele erfuhr, bereitwillig anzunehmen.“
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Erlebnisse mit Armen Seelen
L assen wir nun Maria Simma über einige
eindrückliche Erfahrungen mit Armen Seelen
schon über hundert Jahre alt.‘ Als ich sie
freundlich grüßte, sagte sie: ‚Warum grüßen
berichten, die sie im Laufe der Jahre machte: Sie mich? Mich grüßt niemand mehr!‘ Ich trö-
„Einmal kam ein Bauer zu mir und klagte: ‚Ich stete sie: ‚Sie sind doch des Grußes wert wie
baue zurzeit einen Stall. Jedes Mal, wenn die jeder andere auch!‘ Da fing sie zu klagen an:
Mauer eine gewisse Höhe erreicht hat, fällt ‚Niemand denkt so über mich. Kein Mensch
sie zusammen. Wir haben alles untersucht gibt mir etwas zu essen, und ich muss auf der
und keinen Fehler gefunden. Da muss etwas Straße schlafen.‘ - ‚Das gibt es doch nicht‘,
Unnatürliches am Werke sein, was sollen wir dachte ich, ‚sie ist halt nicht mehr ganz klar
tun?‘ Ich fragte ihn: ‚Hast du vielleicht einen im Kopf.‘ Ich versuchte ihr zu erklären, dass das
Verstorbenen, der etwas gegen dich hatte nicht stimmen könne. ‚Aber ganz gewiss!‘, er-
oder dir vielleicht feindlich gesinnt war?‘ widerte sie. Ich überlegte: ‚Wenn sie lästig ist,
Er entgegnete: ‚Ja, so jemanden gibt es. Ich müsste man sie nicht lange haben, weil sie
habe gleich gedacht, das kann nur der sein, ja schon so alt ist‘, und lud sie ein, bei mir zu
der lässt mir auch drüben noch keine Ruhe.‘ essen und zu schlafen. ‚Ja, bitte, aber ich kann
- ‚Der wünscht nur‘, sagte ich, ‚dass du ihm nichts bezahlen!‘ - ‚Das macht nichts, aber
verzeihst, und sonst gar nichts!‘ - ‚Was, Sie müssen es nehmen, wie ich’s hab’. Ich
dem soll ich verzeihen, der mir im Leben so bin nicht eingerichtet auf Gäste. Aber besser
schwer geschadet hat, dass er dann in den noch so, als auf der Straße schlafen.‘ Darauf
Himmel fliegen kann? Nein, nein, der soll dankte sie erleichtert: ‚Vergelt‘s Gott. Jetzt bin
seine Sache nur abbüßen!‘ Ich musste ihn be- ich erlöst!‘, und verschwand.
schwichtigen: ‚Deshalb fliegt er nicht in den
Himmel. Er muss schon büßen, aber er er- Bis dahin hatte ich gar nicht bemerkt, dass es
trägt es dann leichter. Er wird dir keine Ruhe sich um eine Arme Seele handelte. Offenbar hat-
lassen, bis du ihm von Herzen verzeihst.‘ te sie im Leben jemanden abgewiesen, obwohl
Weil er das nicht einsah, fragte ich ihn: ‚Was be- sie verpflichtet gewesen wäre zu helfen.“ Maria
test du denn im Vaterunser: Vergib uns un- Simma konnte also durch ihre angebotene Lie-
sere Schuld, wie auch wir vergeben unseren bestat genau jene Lieblosigkeit wiedergutma-
Schuldigern - da sagst du ja praktisch zu chen, wofür die Arme Seele einer Läuterung im
Gott: Du darfst mir nicht verzeihen, weil ich Fegefeuer bedurft hatte.
dem Nächsten auch nicht verzeihe!‘ - ‚Ja, das
ist mir erst jetzt so richtig klar geworden‘, Das folgende Beispiel zeigt, wie eine scheinbar
musste er gestehen. Und so rang er sich schließ- unbedeutend kleine Liebestat für die Ewigkeit
lich durch: ‚In Gottes Namen will ich verzei- entscheidend sein kann: „‚Was willst du mit
hen, damit mir der Herrgott auch vergibt!‘“ diesem Putzkübel in der Hand?‘, fragte ich
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Ich muss ein neues Leben anfangen
„U nvergesslich war mir die Begegnung
mit jenem Priester, dessen rechte Hand schwarz
Als ich seine Frage bejahte, fing er an zu toben,
das gäbe es doch nicht, das sei nur Gelderpresserei
war“, sagte Maria Simma. „Ich erkundigte mich und Schwindel. ‚Welches ungerecht behaltene
nach der Ursache, und der Priester gestand mir: Gut sollen wir zurückgeben?‘, wollte er nun
‚Ich hätte mehr segnen sollen! Sag das jedem doch konkret wissen. ‚Das weiß ich nicht,
Priester, dem du begegnest. Sie sollen mehr ich bekam nur den Auftrag, Ihre Familie zu
segnen, denn sie können viel Segen verbreiten ersuchen, sie soll das ungerecht behaltene
und viel Böses abwenden.‘“ Als Maria Simma Gut zurückerstatten; welches, müsst ihr selbst
einmal einer Familie schreiben musste, sie solle wissen‘, erwiderte ich. Er wusste tatsächlich sehr
ungerecht behaltenes Gut zurückgeben, erhielt genau Bescheid!
sie sogleich Besuch: „Schon vom Hausgang her
hörte ich jemanden schimpfen. Ich öffnete die Seinen Reden entnahm ich, dass es mit seinem
Zimmertür, um nachzuschauen. Ein Mann stand christlichen Glauben nicht mehr weit her war,
draußen, der sofort verächtlich fragte: ‚Wo ist denn er wetterte gegen Papst, Kirche und Religion.
denn da die Armen-Seelen-Phantasiererei?‘ Doch nachdem ich ihm alles ruhig erklärt hatte,
- ‚Nur hereinspaziert‘, entgegnete ich ihm, wurde er ruhiger und sagte: ‚Wenn die Sache so
‚von einer Armen-Seelen-Phantasiererei ist ist, muss ich ein neues Leben anfangen. Ich
hier keine Rede.‘ Nun ging er schnurstracks auf traute keinem Priester mehr, aber jetzt muss
sein Ziel los: ‚Ist Ihnen Herr E. erschienen?‘ ich wieder an Gott glauben, denn Sie hätten
Mein aufgebrachter Besucher war nämlich niemals wissen können, dass auf unserem
einer von den Angehörigen, denen ich im Anwesen ein ungerecht behaltenes Gut ist.
Auftrag von Herrn E. melden musste, sie sollen Das wussten nicht einmal alle Mitglieder
ungerecht behaltenes Gut wieder zurückgeben. unserer Familie!‘“
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ich. Doch nach ungefähr fünf Minuten hörte bald wieder gut wird! Verzeihen wir so rasch
ich furchtbares Getrampel. Ein großes Tier als möglich! Die Liebe geht über alles. Die Lie-
kam daher. So etwas hatte ich bisher noch be deckt eine Menge Sünden zu, das kann nicht
nie erlebt. Es war ein Nilpferd. Ich sprengte genug gesagt werden.“
sogleich Weihwasser und fragte: ‚Wie kann
ich dir helfen?‘ Wieder erhielt ich keine
Antwort. Es war unheimlich. Nun kam der
böse Feind in Gestalt einer grauenerregenden
D azu ein Armen-Seelen-Erlebnis von Ma-
ria Simma: „Es war 1954 bei der großen Lawi-
Riesenschlange, die das Tier umschlang, um es nenkatastrophe. Ein 20-jähriger Bursche, der in
zu erwürgen. einem lawinensicheren Haus wohnte, hörte in
Plötzlich verschwand alles. Ich machte mir der Nacht Hilfeschreie. Er stand sofort auf und
große Sorgen und überlegte: ‚Die Frau wird wollte hinaus. Aber seine Mutter hielt ihn zu-
doch nicht verloren sein!‘ Kurze Zeit später rück: ‚Jetzt sollen andere auch einmal hel-
kam eine Arme Seele in Menschengestalt, wie fen. Wenn die Lawinen derart krachen, ist
sie immer zu mir kommen; sie tröstete mich es draußen viel zu gefährlich.‘ Ihr Sohn ließ
und schenkte mir Klarheit: ‚Hab keine Angst, sich jedoch nicht aufhalten. Er stürzte den Hil-
die Frau ist nicht verloren, aber sie hat das ferufenden entgegen, geriet aber selbst in eine
schwerste Fegefeuer, das es gibt.‘ Die Arme Lawine und starb. Schon nach zwei Nächten
Seele erklärte mir auch warum. Diese Frau habe kam er zu mir und bat, für ihn drei Hll. Messen
während Jahrzehnten mit einer anderen Frau in lesen zu lassen. Seine Angehörigen wunderten
Feindschaft gelebt und sei schuld gewesen, dass sich, dass er so rasch erlöst werden sollte, denn
diese Feindschaft entstanden sei. Mehr noch: er war religiös nicht besonders eifrig gewesen.
ihre Feindin habe oft Frieden machen wollen, Mir aber hatte der Bursche anvertraut: ‚Weil
aber sie habe es ausgeschlagen; selbst in der To- ich im Dienst der Nächstenliebe gestorben
deskrankheit habe sie das Versöhnungsangebot bin, war mir Gott so gnädig. Ich hätte nie
der anderen schroff zurückgewiesen, so dass sie mehr im Leben eine so glückliche Sterbe-
schließlich unversöhnt starb! Hier sehen wir: stunde gehabt.‘ Ja, erst in der Ewigkeit wird
Auch wenn es im Leben oft zu Streitereien man merken, wie gut es der liebe Gott mit uns
kommt, sollen wir doch dafür sorgen, dass alles meint.“
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Wallfahrtskapelle der Mutter der Barmherzigkeit
für die Armen Seelen
E ine Arme Seele durfte Maria Simma
mitteilen, die Gottesmutter wünsche in Sonntag
So entstand die Kapelle am gewünschten
Ort. Als sie fertig war, teilte die Gottesmutter
den Bau einer Kapelle, so groß, dass darin das Maria Simma erneut durch eine Arme Seele
Hl. Messopfer gefeiert werden kann. Zudem mit, am Kapellchen solle ein Bild angebracht
gab sie der Armenseelenmutter genau den werden, das sie als Mutter der Barmherzigkeit
zukünftigen Standort an, nämlich dort, wo sich für die Armen Seelen darstelle. „Ich bat die
seinerzeit ein Marienbildstöcklein befunden Gottesmutter um einen guten Maler“,
hatte, das jedoch von einer Lawine weggerissen sagte Maria Simma. „Kurz darauf kam der
worden war. polnische Jesuit P. Stanislaus Skudrzyk
SJ zu mir. Als ich ihm mein Anliegen
Die Eigentümer hatten daraufhin versprochen, unterbreitete, erklärte er mir, er kenne in
den Grund, auf dem das Bildstöcklein stand, Krakau einen guten Maler, Prof. Adolf
einmal kostenlos als Bauplatz für eine Kapelle Hyla, der imstande wäre, das Bild schön
zur Verfügung zu stellen. Davon allerdings zu gestalten. Der polnische Jesuitenpater
hatte Maria Simma nicht die geringste Ahnung, … nahm nun alles persönlich in die Hand,
ganz im Gegensatz zum Ortspfarrer Matt. auch die Finanzierung des Bildes, dessen
„Ich informierte meinen Seelenführer“, Transport von Krakau via London nach
berichtete sie, „und er nahm die Sache sofort Sonntag ohne Störung verlief. “
ernst, weil ihm bekannt war, dass an jener
Stelle früher tatsächlich ein Bildstöcklein Im Marienmonat Mai 1959 wurde die
gestanden war, was ich persönlich gar nicht Kapelle eingeweiht. Seither steht sie als
wusste. Daran konnten sich nur noch die Wallfahrtskapelle und als Gedenkstätte für die
alten Leute erinnern.“ Armen Seelen allen Pilgern offen.
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Ein Heiligtum für die
Armen Seelen
Die imposante Basilika „Unsere Liebe Frau von Montligeon“ entstand an einem
abgelegenen Ort in der Normandie auf Initiative des französischen Landpfarrers
Paul Joseph Buguet (1843-1918) und gilt heute als Weltgebetszentrum für die Armen
Seelen. Es ist Sitz eines internationalen Sühnewerkes, in dem seit über 120 Jahren
zahllose Menschen mit Maria vereint für die Seelen im Fegefeuer beten,
namentlich für die vergessensten unter ihnen.
Geprüfte Menschen, die unter dem Verlust ihrer Lieben leiden, zieht es bis heute zu „Unserer Lieben Frau von Montli-
geon“. Ihrer Obhut ist das gesamte Sühne- und Gebetswerk für die Armen Seelen anvertraut, und durch ihre mütterliche
Gegenwart wurde das neugotische Heiligtum der Armen Seelen zu einem Ort des Trostes und der Hoffnung und zum
Zentrum einer sehr lebendigen, weltweiten Gebetsfamilie. Auch Priester, Schwestern und eigens ausgebildete Laien üben
bei der Basilika einen wichtigen Liebesdienst aus, indem sie den Pilgern in ihrem Schmerz beistehen, ihnen zuhören und
Trost zusprechen. Darauf legte schon seinerzeit Pfarrer Buguet großen Wert.
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Ein marianisches Sühnewerk
U nter dem tiefen Eindruck dieses Besuches
schrieb Pfarrer Buguet einfache Statuten und bat
Nach nur drei Jahren war das Werk
erstaunlicherweise in ganz Frankreich und darüber
seinen Bischof um die Erlaubnis, das beabsichtig- hinaus bekannt. Abbé Buguet verstand jedoch,
te Werk mit dem Ziel zu gründen, „unter der dass es nicht nur ein Sekretariat und eine geregelte
Schirmherrschaft von ‚Maria der Befreierin‘ Wallfahrtsseelsorge brauchte, sondern vor allem
Hll. Messen für die Verstorbenen zelebrieren eine größere Kirche. Mit festem Vertrauen auf
zu lassen“. Ein Sou, heute vergleichbar einer Gottes Vorsehung und die Fürsprache der Armen
Fünfcentmünze, als Jahresbeitrag für die Seelen machte er sich an die Planung eines
Mitgliedschaft genügte, denn es sollte ein Werk großen Heiligtums, das am Dorfrand mitten in
der Armen für die Armen sein. „Nun gut“, meinte den Feldern entstehen sollte. Um für das Projekt
Bischof Trégaro zu Abbé Buguet, nachdem er im die nötigen Mittel zu sammeln, reiste er durch
Oktober 1884 die Statuten unterzeichnet hatte, Europa und sogar nach Nordamerika.
„wenn Sie auch keinen Erfolg haben werden,
so doch das Verdienst; und wenn Gott will, 1895 - es hatten sich bereits drei Millionen
wird nichts Ihr Werk aufhalten können.“ Mitglieder eingeschrieben - erhob Papst Leo
XIII. das Werk weltweit zum Mutterwerk aller
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damit die Bereitschaft, sich durch Gebet, ein Wirksamkeit des eucharistischen Opfers.
Leben aus dem Glauben und auch persönlichen Das erstaunliche Sühnewerk entstand zu einem
Einsatz in der Kirche für die Lebenden und Zeitpunkt, als die Kirche in ihrer Sorge um die
Toten der Bruderschaft einzusetzen. Zugleich Armen Seelen sehr nachgelassen hatte. Pfarrer
hat er selbst Anteil am Gnadenstrom des Buguet starb 1918, ein Jahr nachdem die Got-
weltweiten Gebetes und des Hl. Messopfers, tesmutter in Fatima gelehrt hatte, für jene zu
das täglich für die Lebenden und Toten des beten, „die der Barmherzigkeit am meisten
Werkes auf allen Kontinenten zelebriert wird. bedürfen“, und wenige Monate vor dem Ende
Die eigentliche Kraft des von Abbé Buguet des Ersten Weltkrieges, in dem 15 Millionen
gegründeten Werkes liegt im Glauben an die Menschen, oft unvorbereitet, den Tod fanden.
Die Mitgliedschaft geht natürlich über den Tod hinaus. Deshalb umfasst das Register von
Montligeon heute die Namen von rund zehn Millionen verzeichneten Lebenden und Toten.
Wer sich in dieses Sühnewerk einschreiben möchte, kann weitere Informationen unter folgender
Adresse erhalten: Sanctuaire Notre-Dame de Montligeon, 61400 La Chapelle-Montligeon,
Tel: 0033/(0)233851700; Fax: 0033/(0)233851715; Internet: www.montligeon.org
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