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Totenbrett

Als Totenbretter (Leichenbretter, Reebretter oder Rechbretter) werden Holzbretter


bezeichnet, auf denen Tote bis zum Begräbnis aufgebahrt und die zur Erinnerung an
den Verstorbenen am Wegrand aufgestellt wurden.

Totenbrettergruppe auf dem


Inhaltsverzeichnis Kalvarienberg in Regen
Verbreitung
Entwicklung
Volksglauben
Totengedenkbretter
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

4 Totenbretter und ein Gedenkkreuz


Verbreitung in Bodenmais

Dieser Brauch war im 19. Jahrhundert im gesamten bairischen und alemannischen


Raum verbreitet. Für denNiederrhein ist er ebenfalls belegt.[1]

Heute finden sich Totenbretter nur noch im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald sowie inselartig zwischen Lech und
Ammersee, in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Landsberg und schließlich im Chiem- und Traungau sowie im Rupertiwinkel.
Am Niederrhein beherbergt heute noch die Eyller Kapelle im Kreis Kleve viele Exemplare.[1]

Entwicklung
In Bayern wurde die Bestattung der Toten in Särgen etwa um das 17./18. Jahrhundert eingeführt. Vor dieser Zeit wurden die
Verstorbenen in der Wohnstube auf Brettern aufgebahrt und auf diesen auch zu Grabe getragen. Die Bretter wurden entweder mit dem
in ein Leinentuch gewickelten Leichnam vergraben, verbrannt oder für weitere Todesfälle aufbewahrt.

Im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Raum entwickelte sich der Brauch, das Brett (mit einer Widmung versehen) als Totenbrett
aufzustellen. Die Erinnerungsinschrift entwickelte sich erst im Laufe der Zeit. Anfangs wurden nur drei Kreuze in das Holz
geschnitzt, gebrannt oder darauf gezeichnet bzw. gemalt. Später finden sich ausführlichere Texte und Gedichte zum Lob des
Verstorbenen. Mehr oder weniger aufwändige Schnitzereien und farbige Malereien wurden erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts
üblich.

Vermutlich wurden die Totenbretter ursprünglich waagrecht angebracht. In der Oberpfalz ist diese Form mancherorts noch heute zu
sehen. Später stellte man die Bretter senkrecht auf. Diese Änderung des Brauchtums vollzog sich von Süden in Richtung Norden.

Zeitweise war die Aufstellung von Totenbrettern verboten.

Heute wird das Brauchtum fortgeführt. Allerdings werden die oTten nicht mehr zuvor auf diesen Brettern aufgebahrt.
Für den Niederrhein ist folgendes bekannt: Unmittelbar nach dem
Tode eines Angehörigen wurde ein schwarzes Totenbrett als so
genanntes Zeigebrett außen neben die Haustür gestellt. Darauf waren
als Zeichen der Vergänglichkeit ein weißes Kreuz mit Totenschädel
und zwei gekreuzte Knochen gemalt. Je nach Gegend konnte das
Totenbrett unterschiedliche Funktion haben. Zunächst wurde der Tote
darauf aufgebahrt und zur Begräbnisstätte transportiert. Dann wurde
es als Bestattungsbrett benutzt, auf dem der Tote ins Grab gelegt
wurde. Eine weitere Nutzung bestand im Brett als V
erkündigungs- und
Zeigebrett, wie es z. B. in Uerdingen der Fall war. Nach der
Beerdigung wurde das Totenbrett in einer Kapelle aufbewahrt. Dort
diente es als Gedenkbrett für den Verstorbenen.[1]

Volksglauben
Die zunehmend künstlerische Gestaltung der Bretter im 19.
Jahrhundert stellte eine Abkehr vom ursprünglich verbreiteten
restauriertes Volksglauben dar. Dieser besagte, dass die Seele des Toten erst
Totenbrett, ca. Erlösung findet, wenn sein Totenbrett verfallen war. Um eine
1840, möglichst kurze Zeit im Fegefeuer zu erzielen, wurden die älteren
Wenigmünchen, Totenbretter daher aus Weichholz gefertigt und ungeschützt der
Inschriftansicht
Witterung ausgesetzt. Vereinzelt wird auch von Totenbrettern
berichtet, die als Trittplanken oder Stege genutzt wurden.
restauriertes Totenbrett,
ca. 1850, Wenigmünchen,
Totengedenkbretter Bayern, Inschriftansicht
Neben den „echten“ Totenbrettern mit bis zu 2 m Länge und 40 cm Breite hat sich – vor allem
im südöstlichen Oberbayern (Chiemgau, Rupertiwinkel) – der Brauch entwickelt, kürzere,
schmalere Gedenkbretter aufzustellen. Diese selten mehr als 150 cm langen und 30 cm breiten Bretter werden ebenfalls an
Wegrändern aufgestellt. Auf ihnen finden sich Sinn- und Gedenksprüche, die jedoch nicht an eine bestimmte Person erinnern,
sondern allgemein zum Totengedenken auffordern.

Im Bayrischen Wald gibt es ebenfalls reine Gedenkbretter, die aber auch an konkrete Tote erinnern.

Siehe auch
Stickel

Literatur
Reinhard Haller: Totenbretter. Brauchdenkmäler in Niederbayern und der Oberpfalz. Neue Funde zu einem alten
Thema. Morsak Verlag, Grafenau 1990,ISBN 3-87553-362-3.
Walter Hartinger: Das Totenbrett. Überlegungen zur Nomenklatur und Genese eines Brauchs.In: Jahrbuch für
Volkskunde. 6, 1982, S. 126–148.
Walter Hartinger: Totenbretter im Bayerischen Wald und Böhmerwald. Überlegungen zu ihrer Entstehung und
Funktion. In Ostbairische Grenzmarken.32, 1990, ISSN 0078-6845, S. 123–138.
Walter Hartinger: Religion und Brauch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992,ISBN 3-5341090-0-7.
Günther Kampfhammer:Brauch. In: Hejo Busly, Toni Drexler, Carl A. Hoffmann, Paul-E. Salzmann, Klaus
Wollemann (Hrsg.): Der Landkreis Fürstenfeldbruck. Natur – Geschichte – Kultur
. Landratsamt, Fürstenfeldbruck
1992, ISBN 3-9803189-0-7.
Hans Roth: Zeugnisse des Totengedenkens in der Landschaft. In: Sigrid Metken (Hrsg.): Die letzte Reise. Sterben,
Tod und Trauersitten in Oberbayern.Hugendubel, München 1984,ISBN 3-88034-247-4 (Ausstellungskatalog,
München, Stadtmuseum, 4. Juli bis 9. September 1984).
Holzabsatzfonds: Splint 2007. Bonn 2007, ZDB-ID 2300368-6.

Weblinks
Wiktionary: Totenbrett – Bedeutungserklärungen,
Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Totenbrett – Album mit Bildern, Videos und
Audiodateien
Der Brauch der Toten- und Gedenkbretter
Brauchtum im Oberpfälzer Raum

Einzelnachweise
1. Melanie Baehr: Friedhofskultur am Niederrhein - konkretisiert am
Beispiel der Stadt Krefeld. Diplomarbeit, Universität Duisburg-Essen
2006.

Totengedenkbrett bei Grafrath. Die


Inschrift:
„Die Toten rufen uns zu:
‚Das was ihr seid,
das waren wir.
Und das was wir sind,
das werdet ihr noch sein.‘“

6 Totengedenkbretter und ein


Wegkreuz am Weg zwischen
Brennes und Mooshütte, Bayerischer
Wald

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otenbrett&oldid=183867686“

Diese Seite wurde zuletzt am 20. Dezember 2018 um 09:20 Uhr bearbeitet.

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