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sor Klaus-Detlev Grothusen aus politischen Gründen Dorothea Willkomms

quellengesättigte Dissertation 1979 scheitern ließ. Sie hat die bis heute einzige (im-
mer noch unveröffentlichte) Monographie über die Südosteuropahistoriographie
vor 1945 vorgelegt.
Der Autor hat die verdrängte Geschichte der Südost(europa)forschung also zwar
aufgegriffen, deren vertiefte „Aufarbeitung“ jedoch den nachfolgenden Generatio-
nen überlassen.

Roman Sandgruber, Hitlers Vater. Wie der Sohn zum Diktator wurde. Graz,
Molden Verlag/Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG 2021. 303 S., € 29,–.
Ralf Georg Reuth, Hitler. Zentrale Aspekte seiner Gewaltherrschaft. München,
Piper 2021. 368 S., € 22,–. // doi 10.1515/hzhz-2022-1339
Thomas Weber, Aberdeen

Alles begann damit, dass dem österreichischen Historiker Roman Sandgruber ein
Stapel Briefe aus der Feder von Adolf Hitlers Vater Alois angeboten wurden. Laut
Sandgruber legen die Briefe aus dem Jahr 1895, als Alois Hitler ein Bauernhaus in der
österreichischen Provinz erwarb, „die Mentalität und Denkweise des Vaters“ offen
(S. 101) und erlauben uns daher, Licht ins Dunkel der Ursprünge seines Sohnes zu
bringen. Schließlich verstehen wir auch mehr als 130 Jahre nach Adolf Hitlers Ge-
burt kaum, wie ein kleiner Junge aus dem bayerisch-österreichischen Grenzland
zum Inbegriff der Schrecken des 20.Jahrhunderts werden konnte. Roman Sandgru-
ber nahm daher die Briefe zum Anlass, ein Buch über die österreichische Lebenswelt
von Alois Hitler und seines Sohnes Adolf zu schreiben.
Laut des Untertitels von Sandgrubers ungeheuer spannendem Buch ergibt sich
aus seinen Forschungen, „wie der Sohn zum Diktator wurde“. Das Denken und Han-
deln von Hitler junior gehe auf dessen Kindheit zurück. Dies gelte nicht nur für sei-
ne deutschnationale Einstellung, sondern selbst für „seine verantwortungslosen
und verbrecherischen Entscheidungen“ (S. 11), denn „sein nationalistischer Frem-
denhass, seine Kirchenfeindschaft, sein antisemitisches Vernichtungsdenken und
seine rassistischen Zielsetzungen“ (S. 12) stammten alle aus Kindheit und Jugend.
Wie Sandgruber einleuchtend darlegt, teilten Hitler senior und Hitler junior
viele Charaktereigenschaften und Einstellungen: ihre formale Höflichkeit, Selbst-
überschätzung, autodidaktische Neigungen, antiklerikale Einstellungen, eine Ver-

NEUE HISTORISCHE LITERATUR / BUCHBESPRECHUNGEN 19.–21. JAHRHUNDERT 261

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