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„Die Blechtrommel“

Günter Grass
Wie Günter Grass lebte

Günter Wilhelm Grass wird am 16. Oktober 1927 in der polnischen Stadt Danzig geboren und
wächst als Sohn einer Kaufmannsfamilie in einfachen Verhältnissen auf. Im Kindesalter ist Grass
Messdiener, später besucht er das Gymnasium. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, meldet er
sich freiwillig zur Wehrmacht und ist in der Hitlerjugend aktiv. Dort ist er zunächst als
Luftwaffenhelfer tätig, wird 1944 dann in die nationalsozialistische Parteitruppe "Waffen-SS"
versetzt. Sein 18. Lebensjahr verbringt er fast vollständig in US-amerikanischer
Kriegsgefangenschaft, wo ihm endlich bewusst wird, wie falsch die Einstellung der
Nationalsozialisten doch ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt er ein Praktikum bei einem
Steinmetz und studiert im Anschluss bis 1953 an der Kunstakademie Düsseldorf und der
Hochschule für Bildende Künste in Berlin Grafik und Bildhauerei.

Wie Günter Grass die Welt veränderte

Nach Abschluss des Studiums zieht er nach Paris, wo er die Schweizer Ballettstudentin Anna
Schwarz heiratet und mit ihr vier Kinder bekommt. In dieser Zeit beginnt Grass mit dem
Schreiben und der Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Um 1959 macht er sich an das Werk "Die
Blechtrommel", das heute berühmteste und wichtigste Buch des Schriftstellers. Der Roman
kritisiert vor allem den Umgang der Deutschen mit der Bewältigung ihrer nationalsozialistischen
Geschichte. Grass ist der Meinung, dass das Vergessen oder Verdrängen nicht die richtige
Lösung sei. Auch all seine folgenden Werke wie "Briefe über die Grenze" oder "Der Butt"
behandeln die Themen Schuld, Vergangenheit und Vergessen. Sein bis heute letzter Roman, "Ein
weites Feld" erscheint 1995 und spielt in der Zeit zwischen dem Mauerbau und der
Wiedervereinigung Deutschlands. Der 31-Jährige schafft mit der "Blechtrommel" den
Durchbruch: Grass wird von der Gruppe 47, einem Zusammenschluss von Nachkriegsdichtern,
ausgezeichnet. Sein erster Roman wird verfilmt und gewinnt sogar einen Oscar. Grass, der nun in
der Öffentlichkeit steht, nutzt diese, um politisch aktiv zu werden. Ab 1982 kämpft er als
Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Seite an Seite von Bundeskanzler
Willy Brandt für mehr Demokratie in Deutschland. Er setzt sich unter anderem für gleiche Rechte
bei Ehepartnern, für regenerative Energien und höhere Steuern für Besserverdiener ein. Über
seine Vergangenheit in der Wehrmacht schweigt Grass nie. Er gibt zu, dass er erst spät bemerkt
habe, dass die Ideologie des Nationalsozialismus verbrecherisch sei. Damit sorgt er für viele
Diskussionen. Neben seinem politischen Engagement veröffentlicht Günter Grass weitere Werke
als Schriftsteller, Maler und zeitweise Musiker. Dafür wird er mit hochkarätigen Preisen
ausgezeichnet, die bedeutendste Ehrung ist 1999 der Nobelpreis für Literatur. 1972 trennen sich
Günter Grass und Anna Schwarz. Mit Ute Grunert zieht er zeitweise nach Indien. Bis zu seinem
Tod am 13. April 2015 lebt er dann im Kreis Herzogtum Lauenburg, in der Nähe von Lübeck.
Hier befindet sich auch das Günter-Grass-Haus, in dem all seine Werke ausstellt sind.

Günter Grass Lebenswerk ist bedeutend für Deutschland. Er steht nicht umsonst auf Platz Eins
der Liste der führenden 500 Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.
Die Blechtrommel ist ein Roman von Günter Grass. Er erschien 1959 als Auftakt der Danziger
Trilogie und gehört zu den wichtigsten Romanen der deutschen Nachkriegsliteratur.

Die Blechtrommel ist ein historischer Roman, Zeitroman, Schelmenroman


(pikarischer/pikaresker Roman) und Entwicklungsroman.

Der Zeitroman ist eine Form des Romans, mit der versucht wird, die Gegenwart vollständig und
nachvollziehbar darzustellen. Der Zeitroman analysiert die Gesellschaft bzw. die
vorherrschenden Lebensbedingungen sowie deren Auswirkungen auf das Individuum. Da viele
Autoren von Zeitromanen ihre Epoche als Krise oder Umbruch empfinden, können die als
Analysen geschriebenen Romane häufig auch als „Zeitkritik“ bezeichnet werden.

Der Schelmenroman oder pikarischer/pikaresker Roman, dessen Ursprung im 16. Jahrhundert


in Spanien liegt, schildert aus der Perspektive seines Helden, wie sich dieser in einer Reihe von
Abenteuern durchs Leben schlägt. Der Schelm stammt aus den unteren gesellschaftlichen
Schichten, ist deshalb ungebildet, aber schlau. Der Held hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse
um ihn herum, schafft es aber immer wieder, sich aus allen brenzligen Situationen zu retten.
Traditionell ist der Schelmenroman eine Autobiographie mit satirischen Zügen, die bestimmte
Missstände in der Gesellschaft thematisiert. Die dabei erlebten Abenteuer sind episodenhaft.

Aufbau

Der Roman ist aus 3 Büchern aufgebaut. Das 1. Buch beschreibt die Zeit vor dem zweiten
Weltkrieg, das 2. Buch die Zeit während des zweiten Weltkrieges und das 3. Buch die Zeit in
Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg. Alle Bücher sind nochmals in Kapitel unterteilt, die
jeweils Überschriften tragen.

Zudem beschreibt ein Teil des Buches die Zeit als Oskar in die Irrenanstalt eingewiesen wird,
dort schreibt er in 2 Jahren von 1952 bis 1954 diese Autobiographie.

Es gibt also zwei Ebenen in diesem Roman, einmal die Erzählzeit, welche die beiden Jahre des
Schreibens umfasst und die Zeit der Jahre 1889 bis 1954, von der erzählt wird.

Der Ich-Erzähler des Romans ist der Sonderling Oskar Matzerath. Er kommt 1924 in Danzig zur
Welt. Zu diesem Zeitpunkt soll sein Verstand laut Selbstauskunft bereits vollständig entwickelt
sein. Da er seit seinem dritten Geburtstag nicht mehr wächst, kann er somit als scheinbar "ewiges
Kind" aus der Perspektive von unten über die Welt der Erwachsenen berichten. Dank seiner
Blechtrommel kann er sich auch Ereignisse, an denen er nicht unmittelbar beteiligt war,
vergegenwärtigen und so etwa auch darüber berichten, wie seine Mutter auf einem kaschubischen
Kartoffelacker gezeugt wurde. Damit wird Oskar zeitweise zu einer Art auktorialem Erzähler, der
sich auch häufig in der dritten Person als „Oskar“ anspricht. Der Perspektivenwechsel von der
ersten zur dritten Person ist eine der tragenden erzählstrukturellen Kunstgriffe des Romans.
Oskar sagt von sich selbst, er habe zu jenen „hellhörigen Säuglingen gehört“, deren „geistige
Entwicklung schon bei der Geburt abgeschlossen ist und sich fortan nur bestätigen muss“. Er
verweigert sich der Welt der Erwachsenen und beschließt im Alter von drei Jahren, nicht mehr zu
wachsen. Gleichwohl fühlt er sich, da „innerlich und äußerlich vollkommen fertig“, den
Erwachsenen weit überlegen. An seinem dritten Geburtstag bekommt er von seiner Mutter eine
Blechtrommel geschenkt, die zu seinem ständigen Begleiter wird. Oskar Matzerath ist ein
„unzuverlässiger Erzähler“, der Wahrheitsgehalt von Oskars Geschichten erscheint oft
zweifelhaft. Zunächst ist er zum Zeitpunkt, an dem sein Bericht 1952 beginnt, Insasse einer Heil-
und Pflegeanstalt und als solcher möglicherweise verrückt und demnach nicht sehr
vertrauenswürdig. Außerdem bleibt unsicher, ob er nicht mehr wächst, weil er die Kellertreppe
hinabfiel, oder ob er aus eigenem Entschluss das Wachstum einstellte und den Kellersturz nur
fingierte, um Fragen zu vermeiden. Auch seine Selbstvorwürfe, er sei schuld am Tod seiner
Eltern und an dem seines Onkels Jan Bronski, werden durch den Verlauf der Handlung kaum
erhärtet. Damit steht aber die Glaubwürdigkeit aller seiner Erzählungen in Frage.

Historischer Hintergrung

- Erstes Buch: 1899 - 8. November 1938 (Kristallnacht) - Im Jahr 1927 beschließt Oskar, mit drei
Jahren sein Wachstum einzustellen, um die Sinnlosigkeit vom kleinbürgerlichen Leben der
nationalsozialistischen Zeit zu erfassen.

Die sogenannte Reichskristallnacht war aus nationalsozialistischer Sicht tatsächlich die Korrektur
der Geschichte durch nationalsozialistische Ideen und ihre Verwirklichung in dem ein ganzes
Volk erfassenden Pogrom. Anhand der Schilderung von Ereignissen in dieser Nacht wird
besonders gesellschaftspolitische Kritik geübt. Die freiwilligen Verbindungen der
Kleinbürgerschicht zum Nationalsozialismus werden hier deutlich dargestellt. Es wird die
Zustimmung der Deutschen zum Untergang nicht nur der Juden aber auch die Gläubigkeit der
Katholiken gezeigt. Während die Synagogen in der Stadt brennen, sind in Danzig religiöse
Frauen und frierende hässliche Mädchen mit frommen Heften unterwegs. Die Frömmigkeit der
katholischen Kirche zeigt sich hier kontrastiv in der Nähe der Brände. Die nationalsozialistische
Propaganda bildet also den Weg für den Zerfall der Gläubigkeit. Der Spielzeughändler
Sigismund Markus, der Oskar die Blechtrommeln verkaufte, wird ein Opfer der Kristallnacht.
Oskar mit seinem Vater eilen zum Spielwarengeschäft von Sigismund. Dort sieht Oskar den toten
Markus auf seinem Schreibtisch. Der Jude Markus gilt hier als Prototyp des leidenden, alle
Vorgänge hellsichtig begreifenden Opfers. Er wählt selbst den Zeitpunkt seines Todes, um vor
den SA-Leuten und deren Brutalität zu entkommen. Während der Reichskristallnacht kommt
Oskar erstmals mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in Berührung. SA-Mitglieder
schreiben an die Schaufenster „Judensau“ und verwüsten die Geschäfte. Unter Hitlers Führung
wurden die Juden bereits vor dem Einbruch des Zweiten Weltkrieg verfolgt und getötet. Grass
charakterisiert dadurch die Mentalität der Menschen: sie guckten zwar hin, als die Verbrechen an
Juden begangen wurden, aber schauten danach weg. Eine nüchterne Beschreibung der
Kristallnacht von Oskar spiegelt das „Nicht-Wissen-Wollen“ von den Verbrechen an den Juden
wieder. Die Hauptfigur stellt das Volk als leichtgläubig dar, als Menschen, die an den
Weihnachtsmann glaubten.
- Zweites Buch: Der Zweite Weltkrieg - Vom Beginn (Oskar trat mit Jan Bronski in der
polnischen Post ein und nimmt am 1. September 1939 an deren Verteidigung teil) bis zum Ende
(am 28. März 1945 trifft die Rote Armee in Danzig ein).

- Drittes Buch: Kriegsende 1945 - 1954 - Oskar und Maria sind gezwungen, in Richtung Westen,
nach Düsseldorf überzusiedeln.

Der Autor war zwar nie ein fanatischer Nationalsozialist, oder ein richtiger Hitler-Anhänger,
doch absolut dagegen schien er seinerzeit allerdings auch noch nicht gewesen zu sein. Seine
politische öffentliche Einsicht wuchs nach dem Krieg, obwohl erste Ansätze schon früher
vorhanden gewesen sein müssen. Nach sechzig Jahren brach er sein Schweigen und sagte:

„Mir ging es zunächst vor allem darum rauszukommen. Aus der Enge, aus der Familie. Das
wollte ich beenden, und deshalb habe ich mich freiwillig gemeldet.“

… wir haben bis heute so viele Widerstandskämpfer, dass man sich wundert, wie Hitler an die
Macht hat kommen können. Aber ich will noch einmal zurückkehren in die fünfziger Jahre, um
Ihnen meinen Ansatz beim Schreiben der „Blechtrommel“ zu erklären. Was zuvor, 1945,
geschehen war, galt als Zusammenbruch, war nicht die bedingungslose Kapitulation.
Verharmlosend hieß es: Es wurde dunkel in Deutschland. Es wurde so getan, als wäre das arme
deutsche Volk von einer Horde schwarzer Gesellen verführt worden. Und das stimmte nicht. Ich
habe als Kind miterlebt, wie alles am hellen Tag passierte. Und zwar mit Begeisterung und mit
Zuspruch. Natürlich auch durch Verführung, auch das, ganz gewiss. Was die Jugend betrifft:
Viele, viele waren begeistert dabei. Und dieser Begeisterung und ihren Ursachen wollte ich
nachgehen, schon beim Schreiben der „Blechtrommel“…

Die Blechtrommel kennt keine Tabus, immer wieder tritt die Erzählung in verbotene Sphären ein.
Grass schreibt nicht mit dem moralischen Zeigefinger. Er wollte nicht zulassen, dass seine
Generation sich als Opfer der Nationalisten darstellte. Er schreibt auf, was an moralischem
Einverständnis in Deutschland möglich war, um Hitler an die Macht kommen zu lassen. Der
Autor beweist nichts, greift nichts an, demonstriert nichts. Er hat die Absicht, seine Geschichte
mit einer großen Genauigkeit darzustellen. Anhand der im Buch dargestellten Ereignisse warnt
der Autor vor der Brutalität und der Verleugnung der Verantwortung im Zweiten Weltkrieg.
Grass fordert zwar nicht, der Gesellschaft die Schuld zu geben, aber nach ihm ist jeder Nicht-
Handelnde und jeder Handelnde mitschuldig und ist dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Das
Hauptteil des Buches ist somit die Darstellung von Geschichte, genauer gesagt, die Darstellung
der nationalsozialistischen Zeit und des Umgangs mit der Vergangenheit in der Nachkriegszeit.
Die Blechtrommel als der historische Roman des zwanzigsten Jahrhundert schildert die
untergegangene Freie Stadt Danzig und eine Rettung der untergegangenen Welt vor dem
Vergessenwerden. Das Buch warnt also davor, die Geschichte nicht zu verdrängen und
leichtfertig zu vergessen.
Personen

Oskar

Bei diesem Roman handelt es sich um den Lebenslauf Oskars. Oskar muss jedoch in seiner
Charakterisierung in zwei verschiedenen Entwicklungsformen betrachtet werden, zum einen in
der des dreijährigen Oskar und zum anderen in der des erwachsenen Oskar. Der dreijährige,
94cm große Oskar hat kobaltblaue Augen, in denen sich der Wille zu einer Macht spiegelt,
Haare, die er selbst in ihrem Aussehen wie eine ,,putzsüchtige Bürste“ beschreibt. Er ist
selbstbewusst und entschlossen, so sieht er sich selbst als Doppelgänger des Jesuskindes. (Diese
Beschreibung wird von Oskar selbst mit Hilfe von Fotos vorgenommen.) Der erwachsene Oskar
ist 123cm groß, hat einen Kopf, der selbst für Normalgewachsene zu groß wäre, dieser Kopf sitzt
auf einem nahezu verkümmerten Hals. Der Buckel und Brustkorb Oskars treten hervor. Seine
Arme sind kräftig, er hat nun leichtgewelltes dunkelbraunes Haar und stark leuchtende,
bewegliche Augen. (Diese Beschreibung macht sein Pfleger Bruno von Oskar, als dieser nicht
schreiben kann und Bruno für ihn einen Teil des Schreibens übernimmt.) Oskar darf nicht als
wirklicher Mensch gesehen werden, denn vieles in seinem Leben und seinem Können ist nicht
real. Er ist eine von Günter Grass erzeugte Kunstfigur, die durch das eingestellte Wachstum die
Maske eines Kindes behält, dadurch unberechenbar wird und in seiner Gewieftheit den anderen
Menschen die Maske herunter reißt. Nur diese Maske des Kindes und seine Trommel
ermöglichen es ihm während der Vorkriegs- und Kriegszeit zu überleben. Nach Ende des Krieges
beschließt Oskar sein Wachstum wieder zu beginnen, er wird hässlich durch den Buckel, der ihm
wächst. Die Blechtrommel denkt er nicht mehr zu brauchen, doch schnell bemerkt Oskar, dass
die Welt der Nachkriegszeit um keinen Deut besser ist. Er beginnt wieder zu trommeln und somit
die Menschen wieder zu beeinflussen. Nachdem sein Meister gestorben ist, kommt ihm die Welt
noch schlimmer vor. Mit Zunahme an Größe verliert Oskar anscheinend auch die Fähigkeit,
hinter die Kulissen zu schauen. Mit dem Verlust von Bebra ist es Oskar nicht mehr möglich, die
Menschen zu durchschauen. Zunächst flieht sich Oskar in Spaziergänge mit einem Hund. Als er
einen Finger findet, dabei beobachtet wird, flieht er. Letztendlich bekommt er Angst vor der nun
ungewissen Zukunft. Der Rückzug in die Anstalt wird zur letzten Konsequenz, doch dieser
scheinbar sichere Ort soll ihm nun auch genommen werden. Oskar ist keineswegs erfreut, die
Anstalt verlassen zu müssen. Da Oskar keine eigenen Sichtweisen vertreten darf und sein
Handeln mannigfaltig ist, sollte er nicht charakterisiert werden.

Agnes Koljaiczek

Agnes Koljaiczek, verehelichte Agnes Matzerath mit 23 bis 37 Jahren: eine junge Frau, die einen
runden Kopf auf straff fleischigem Hals trägt, ein gewöhnliches Augenpaar mit mehr grauen als
blauen Augen. Sie besitzt einen angeborenen Geschäftssinn, hat Witz und Schlagfertigkeit.
Agnes kommt mit dem anstrengenden Oskar häufig nicht klar, bemüht sich jedoch, allen gerecht
zu werden. Als größer werdende Spannungen in der unten beschriebenen Dreiecksbeziehung
auftreten und die Nationalsozialisten an die Macht kommen, bringt sie sich um.
Alfred Matzerath

Alfred Matzerath ist Agnes Ehemann, kommt von Geburt her aus dem Rheinland, hat einen
blonden Krauskopf, ist angeberisch, kann aber auch elegant bis intellektuell aussehen. Er ist im
allgemeinem aber von ,,rheinischer Fröhlichkeit“ und ein passionierter Koch. Alfred ist ein
ordentlicher, unsensibler, einfach gestrickter Mensch, der seinen Gefühlen keinen Ausdruck
geben kann. So stürzt er sich schon früh in die gefühlslose Welt der Nationalsozialisten, weil er
sich als ungebraucht ansieht.

Jan Bronski

Jan der Pole ist Agnes Vetter und ihr Geliebter. Mit 20 Jahren wurde er schon viermal gemustert,
dennoch wegen seines kümmerlichen Brustkorbs und seiner Schmächtigkeit nie eingezogen. Er
ist bis zu seinem Tode 1939 mit 42 Jahren immer noch zierlich. Jan ist im Gegensatz zu
Matzerath sehr sensibel und kann seinen Gefühlen freien Lauf lassen.

Bebra

Bebra ist ein Musikclown, der gleich Oskar ein Liliputaner ist und ihm erstmals bei einem
Zirkusbesuch 1934 begegnet. Schon bei dieser Begegnung sagt er die Zukunft voraus:

,,Sie kommen! Sie werden die Festplätze besetzen! Sie werden Fackelzüge veranstalten! Sie
werden Tribünen bauen, Tribünen bevölkern und von Tribünen herunter unseren Untergang
predigen. Geben Sie Acht, junger Freund, was sich auf den Tribünen ereignen wird! Versuchen
Sie, immer auf der Tribüne zu sitzen und niemals vor der Tribüne zu stehen!“

Die Aussage von Bebra klingt wie eine unwirkliche Geschichte, ein böses Märchen, das sich
jedoch bewahrheiten wird. Günther Grass verleiht der Geschichte damit etwas Fantastisches.
Nach dem 2. Weltkrieg wird Bebra Leiter einer erfolgreichen Konzertagentur. Obwohl er im
Krieg für das Propagandaministerium gearbeitet hat, wird er nicht zur Rechenschaft gezogen,
sondern beginnt eine neue Kariere. In Dieser beeinflusst er die Menschen auch. So stellt er Oskar
ein, um die Menschen manipulieren zu können. Wie Bebra, wurden viele Verbrecher des Krieges
nicht bestraft, sondern machten schnell wieder Karrieren in hohen Positionen. Wie auch der
Obergefreite Lankes, der während des Krieges auf Befehl seines Vorgesetzten drei Nonnen am
Strand der Normandie erschießt. Auch dieser ist somit ein Verbrecher des Krieges, wird dafür
jedoch nicht bestraft und nach dem Krieg zu einem angesehenen Künstler. Bebra kann als sehr
anpassungsfähig bezeichnet werden, denn ihm geht es sowohl während dem Krieg als auch nach
dem Krieg in einer leitenden Position sehr gut. Er verwendet seine Vorahnung, um das an die
Macht kommen der Nationalsozialisten zu seinem Vorteil auszunutzen. Auch unter den neuen
Gegebenheiten der Nachkriegszeit kommt er gut zurecht. Er stellt Oskar bei seiner
Konzertagentur ein und macht ihn so zu einem reichen Mann.

Maria Truczinski (16 bis 24 Jahre), Maria ist Dienstmädchen bei Matzerath und Oskars erste
große Liebe. Der um einiges ältere Matzerath heiratet sie, als sie schwanger wurde. Oskar ist der
Meinung, dass das Kind von ihm sei und will sie zwingen es abzutreiben. Doch sie weigert sich.
Das Kind wird geboren und Kurtchen genannt. Später stirbt Matzerath und Maria wird Witwe.
Oskar macht ihr einen Heiratsantrag, den sie ablehnt.
Figurenkonstellation

Alfred-Agnes-Jan

Als erstes ist da die ,,klassische" Dreiecksbeziehung auf sexueller Ebene. Agnes steht zwischen
dem ,,Reichsdeutschen Matzerath", der ihr Sicherheit bietet und dem polnischen Jan Bronski,
ihrem sensiblen Geliebten, der ihr Zärtlichkeit und Liebe verheißt. Doch zeigt diese
Dreiecksbeziehung neben den privaten, auch eine politische Ausdehnung auf, genau auf dieses
Problem weist Grass durch Sigismund Markus hin. Agnes bildet in dieser Beziehung die Basis des
Dreiecks, weil sich Agnes seinem Gegenspieler Matzerath zugewandt hat, tritt Jan in den Dienst
der Polnischen Post. Da Agnes aber auch nicht von Jan ablässt, kommt Matzerath sich oft
überflüssig vor und verfällt mehr und mehr der Nazipartei. Er ist politisch völlig uninteressiert. 

,,Aber das war so seine Angewohnheit, immer zu winken, wenn andere winkten, immer zu
schreien, zu lachen und zu klatschen, wenn andere schrien, lachten oder klatschten. Deshalb ist
er auch verhältnismäßig früh in die Partei eingetreten, als das noch gar nicht nötig war, nichts
einbrachte und nur seine Sonntagvormittage beanspruchte." 

Matzerath steht für das Kleinbürgertum und so sind viele seiner Gedanken und Handlungen auf
den Großteil des Kleinbürgertums zu projizieren. Aufgrund dieser Menschen kamen die
Nationalsozialisten nur auf die hinter ihnen stehenden Massen. Also trug jeder dieser Mitschuld
an der so großen Macht der Nationalsozialisten. Nur das gemeinsame Skatspiel ist ,,ihre
Zuflucht, ihr Hafen", in den sie immer vor den Problemen fliehen. Doch als Agnes nicht mehr will
und ,,nicht nur vom Aal, auch vom Leben, besonders von Männern" genug hat und stirbt, löst
sich diese Zuflucht nach und nach auf, weil Matzerath auf die Partei und Jan auf seine
Anstellung bei der Polnischen-Post Rücksicht nehmen muss. Im gleichen Maße verschlimmern
sich die politischen Konflikte zwischen Deutschen und Polen.

Alfred-Maria-Oskar

Als zweites gibt es eine Dreiecksbeziehung in Form eines Vater-Sohn-Konfliktes, in ihm kämpfen
Alfred und Oskar als sexuelle Rivalen um Maria, doch obwohl sie bei Alfred sexuell unbefriedigt
scheint, bleibt sie bei ihm. Auch nach seinem Tod will sie Oskar nicht als Ehemann.

Bebra-Roswitha-Oskar

Zuletzt gibt es noch eine Dreiecksbeziehung der Kleinwüchsigen Bebra, Roswitha und Oskar, die
sich in der Welt der ,,Großen" als Anhänger der Verweigerung zusammenschließen. Die
Kleinwüchsigen sind, im Gegensatz zu den Erwachsenen, in der Lage hinter die Fassaden zu
blicken. So erkennt Bebra schon 1934, dass die Nationalsozialisten aufmarschieren werden.
Symbole

Die Blechtrommel

Die Blechtrommel trägt die Nationalfarben Polens, also rot und weiß. Häufig wird eine
Personifizierung dieser vorgenommen und es geschieht, dass sie ein Eigenleben entwickelt. Die
Trommel als Mittel zum Durchsetzen: Oskar lernt seine Trommelkünste gezielt einzusetzen und
löst eine nationalsozialistische Parteiversammlung auf. Oskar verwandelt auf der Maikundgebung
der Nationalsozialisten einen Marsch in einen Walzer, indem er unter der Bühne sitzt und die
Musiker mit seinem Trommeln beeinflusst.

Das Zurücktrommeln:

Oskar ist in der Lage, andere Personen in ihre Kindheit zurück zu trommeln und kann sie so alles
vergessen lassen. Diese Fähigkeit setzt er bei den Gästen des Zwiebelkellers ein. Die Trommel
spielt auch in der Erzählzeit, für Oskar als Insasse einer Irrenanstalt, eine wichtige Rolle, da er
sich durch sie genauer an die Vergangenheit zu erinnern vermag. Je mehr er trommelt, desto
mehr Einzelheiten fallen ihm ein.

Aufgrund dieser Erinnerungen gesteht sich Oskar ein, dass seine Trommel und auch er selbst
seiner Mutter, seinem ,,Onkel und Vater“ Jan, sowie seinem mutmaßlichem Vater den Tod
gebracht haben.

Die Mutter, welcher Oskar schon genug Probleme bereitet, ist schwanger. Aus diesem Grund
wird sie verrückt und verschlingt Unmengen an Fischen. Dabei vergiftet sie sich. Seinen
mutmaßlichen Vater führt er zur polnischen Post, um seine Trommel durch deren Hausmeister
reparieren zu lassen. So wird Jan auch gegen seinen eigentlichen Willen zum Verteidiger des
Gebäudes. Als dieses von der Heimwehr der Deutschen gestürmt wird, nehmen sie ihn als
Gefangenen. Oskar lässt die Männer der Heimwehr glauben, dass Jan ,,ein unschuldiges Kind in
die Polnische Post geschleppt hatte, um es auf polnisch unmenschliche Weise als Kugelfang zu
benutzen.“ Jan wird mit den anderen Verteidigern wegen Freischärlerei erschossen. Oskar bringt
Matzerath um, indem er, als die Russen das Haus der Familie Matzerath stürmen, ihm sein
Parteiabzeichen mit unverschlossener Sicherheitsnadel reicht. Dieser sieht als einziges Versteck
vor den Russen nur seinen Mund. Er will das Abzeichen deshalb herunterschlucken, doch er
verschluckt sich und erstickt daran.

Oskars Todesverlangen

Oskar hat von Anfang an ein Todesverlangen und betont immer wieder, dass er in die
embryonale Kopflage zurück will. So erzählt er von seiner Geburt:

,,Einsam und unverstanden lag Oskar unter den Glühbirnen, folgerte, daß das so bleibe, bis
sechzig, siebenzig Jahre später ein endgültiger Kurzschluß aller Lichtquellen Strom unterbrechen
werde, verlor deshalb die Lust, bevor dieses Leben unter den Glühbirnen anfing; und nur die in
Aussicht gestellte Blechtrommel hinderte mich damals, dem Wunsch nach Rückkehr in meine
embryonale Kopflage, stärkeren Ausdruck zu geben. Zudem hatte die Hebamme mich schon
abgenabelt; es war nichts mehr zu machen.“
,,Als Embryo [...] verhieß mir das Spiel mit meiner Nabelschnur nacheinander die
Trommelstöcke, Herberts Narben, die gelegentlich aufbrechenden Krater jüngerer und älterer
Frauen, schließlich den Ringfinger und immer wieder, vom Gießkännchen des Jesusknaben an,
mein eigenes Geschlecht [...] Heute bin ich wieder bei den Trommelstöcken angelangt. Sie
werden es erraten haben: Oskars Ziel ist die Rückkehr zur Nabelschnur [...]“

Mit gewissen Objekten assoziiert er den Tod. Sie haben deshalb etwas Anziehendes für ihn.

Zu diesen Gegenständen gehören Särge, Friedhöfe, Krankenschwestern, sowie die Röcke seiner
Großmutter, die Aale und der abgehackte Finger im Glas.

Die Aale haben die Bedeutung des Todes für Oskar, da diese Mitschuld am Tod seiner Mutter
tragen.

Die vier weiten Röcke der Großmutter haben eine große Bedeutung für ihn, da seine Mutter
unter diesen gezeugt wurde. Oskar verkriecht sich öfter unter den Röcken seiner Großmutter, um
der embryonalen Kopflage näher zu sein.

In den Krankenschwestern sieht Oskar sowohl die Geburt als auch den Tod. So wird der
Mensch vom Anfang seines Lebens bis zum Ende von ihnen begleitet.

Das Schreien

Oskar kann mit seiner Stimme Glas zerschreien. Dieses nutzt er nicht nur um sich zu verteidigen,
wenn ihm seine Blechtrommel genommen wird. Er zersingt nach Verbesserung seiner Kunst
Gläser von Schaufenstern und manipuliert damit die Menschen dahin gehend, etwas zu klauen.

Oskar gelingt es jedoch nicht, die Scheiben von Kirchen zu zersingen. Dieses soll die
Geschütztheit der Kirche vor den Nationalsozialisten darstellen, die Taten dieser zwar nicht
unterstützt, jedoch geduldet hat.

Während seiner Zeit beim Frontheater setzt Oskar seine Gabe dazu ein, die Westfrontsoldaten zu
unterhalten. Als Wunderwaffe benennt Oskar seine Stimme, als er als Bandenführer bei den
Stäubern fungiert. Eine „Wunderwaffe“, die die Nationalsozialisten sich wünschten, um den
Krieg zu gewinnen.

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