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1.

Biografie GUNTER GRASS


Der Autor dieses Romans ist Gunter Grass, einer der bedeutendsten Autoren der modernen
deutschen Literatur. Er ist ein Schriftsteller, der alle Bereiche der Literatur beackert hat
(Romane, Gedichte, Theaterstücke, Essays und sogar Kurzgeschichten).

Erstens, um uns ein wenig räumlich zu positionieren, ist es wichtig zu sagen, dass er 1927 in
Danzig geboren wurde. Damals war Danzig die "Freie Stadt Danzig", die zuvor zum
Preußischen Reich gehört hatte, aber nach dem Versailler Vertrag autonom wurde.
Deswegen lebten polnische, deutsche und kaschubische Bürger in der gleichen Stadt. Jahre
später wurde die Stadt von den Nazis Teil des Dritten Reich gemacht, dann von
sowjetischen Soldaten befreit und an die Sowjetunion angegliedert, und schließlich wurde
sie eine Stadt im Staat Polen, heute bekannt als Gdansk.

Er wuchs als Soldat in der Hitlerjugend auf und wurde 1944 in die Reihen gerufen, um mit
der Schutzstaffel zu kämpfen. Er wurde von den Amerikanern gefangen genommen und
1946 freigelassen. All dies geschah, als er noch sehr jung war, und es waren Ereignisse, die
sein Leben, seine Art, die Welt zu sehen, und natürlich auch seine Art zu schreiben, prägen
sollten.

Nach dem Krieg besuchte er die Düsseldorfer Kunsthochschule, wo er Bildhauerei und


Malerei arbeitete und später auch Gedichte und Theater schrieb. Ab 1958 konzentrierte er
sich aber auf die erzählerische Produktion, also Narrativ, die ihn zu den besten deutschen
Schriftstellern seiner Zeit machte.

Jetzt werden wir einige von seinen Werken sehen. Zu den Zielen, die Gunter grass mit
seinen Werken erreichen will, gehört beispielsweise die Förderung des kritischen Denkens
unter den Lesern, das Schreiben gegen das Vergessen und das Sprechen über den Verlust
von Danzig. Sein erstes Erzählwerk, Die Blechtrommel, aus dem Jahr 1959, spiegelt diese
Intentionen sehr gut wider. Für diese Arbeit trat er der Gruppe 47 bei und gewann später
den Preis der gleichen Gruppe. Mit diesem Werk wurde er national und international bekannt
und schrieb weiterhin Klassiker wie „Katz und Maus (1961)“ und „Hundejahre (1963)“, die
zusammen mit “Die Blechtrommel” die so genannte „Danziger Trilogie“ vervollständigen.
Bemerkenswert sind auch seine Werke „Der Butt (1977)“, „Ein weites Feld (1995)“ und „Im
Krebsgang (2002)“. Im Jahr 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
ZUSSAMENFASSUNG DES INHALTS
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte seiner Hauptfigur, Oskar Mazerath. Der Roman ist
in drei Teile (drei Bucher) gegliedert: Ereignisse vor dem Zweiten Weltkrieg, das Leben
während des Krieges und das Leben in den Nachkriegsjahren.

ERSTE
Das erste Buch beginnt damit, dass Oskars Großmutter seinen Großvater kennenlernt und
sie eine Tochter, Agnes, bekommen, die später Alfred Mazerath heiratet und bei ihm und
seinem polnischen Cousin Jan Bronski lebt. Oskar wird in diesem Haus gezeugt, aber es ist
nicht klar, ob sein Vater Alfred oder Jan ist. In diesem Teil des Romans wird Oskars Kindheit
geschildert, wie er von Geburt an einen voll entwickelten Geist hatte und wie er im Alter von
drei Jahren beschloss, nicht mehr erwachsen zu werden, weil er nicht in der heuchlerischen
Welt der Erwachsenen leben wollte. Zu seinem dritten Geburtstag bekommt er auch eine
Blechtrommel geschenkt, von der er sich bis zum Ende des Romans nicht trennt und mit der
er den Gedanken verbindet, immer ein Kind zu bleiben. Im Laufe der Jahre lernt Oskar
verschiedene Personen in der Stadt kennen. Das erste Buch endet mit der berühmten Nacht
der Kristalle.

ZWEITE
Jan Bronski wird von deutschen Nazi-Soldaten getötet.
Oskar lernt Maria kennen, ein Mädchen, das etwas älter ist als er und im Laden seines
Vaters arbeitet. Er verliebt sich in sie.
Er hat seine ersten sexuellen Erfahrungen mit ihr, aber sie hat auch ein Verhältnis mit Alfred
Mazerath. Sie wird schwanger, und Oskar glaubt, dass das Kind von ihm ist. Oskar
verspricht, dem Kind zu seinem dritten Geburtstag eine Blechtrommel zu schenken.
Oskar beschließt, Danzig zu verlassen und mit Bebra, einem alten Bekannten, der ebenfalls
klein ist und ein Theater besitzt, eine Reise nach Europa zu unternehmen. Als das Theater
in der Normandie angegriffen wird und eine der Schauspielerinnen, Roswitha, mit der Oskar
eine Beziehung hatte, stirbt, verlässt Oskar das Theater und kehrt nach Danzig zurück.

In Danzig wird Oskar mit Maria und Alfred wiedervereint.


Beeinflusst von Maria beginnt Oskar, in die Kirche zu gehen und sein Verhältnis zum
Glauben zu erkunden.
Im Winter 1944 marschiert die sowjetische Armee in Danzig ein und tötet Alfred Mazerath.
Bei der Beerdigung beschließt er, wieder erwachsen zu werden. Kurt, Marias Sohn, wirft ihm
einen Stein an den Kopf, woraufhin Oskar ins Grab fällt und seine Blechtrommel dort
zurücklässt (Symbolik).
Maria, Oskar und Kurt ziehen nach Düsseldorf.
DRITTE
Oskar, Kurt und Maria leben in einer Wohnung in Düsseldorf.
Kurt und Maria arbeiten auf dem Schwarzmarkt, aber Oskar will das nicht. Schließlich zwingt
Maria ihn, sich Arbeit zu suchen.
Er hat ein paar Jobs, aber keiner davon gefällt ihm.
Oskar macht Maria einen Heiratsantrag (proposición de matrimonio), den sie ablehnt.
Er beginnt als Modell in einer Kunstakademie zu arbeiten.
Er wird finanziell unabhängig und zieht in eine Wohnung, wo er den Musiker Klepp
kennenlernt. Klepp und Oskar bilden zusammen mit Scholle ein musikalisches Trio.
Oskar wird ein Job in Bebras Diskografie angeboten.
Er wird als Musiker berühmt (famoso) und verdient eine Menge Geld.
Eines Tages findet Oskars Hund einen Finger, und Oskar behält ihn und liebt ihn.
Es stellt sich heraus, dass der Finger seiner ehemaligen Mitbewohnerin Dorothea gehört,
und Oskar wird des Mordes beschuldigt.
Er flieht nach Paris, wo er schließlich verhaftet (arrestado) und in eine psychiatrische Klinik
eingewiesen wird.

3. THEMEN
- Kunst
Oskars persönliche Beziehung zur Kunst.
Kunst als Antwort auf den Krieg
zur Erinnerung an die unmittelbare Vergangenheit, die die deutsche
Nachkriegsgesellschaft zu vergessen versucht.
kreative Seite: Theaterspielen / destruktive Seite: die Fähigkeit, Dinge zu
zerstören und die Realität mit der Trommel und seiner Stimme zu verändern.

- Nazionalsozialismus
Kritik am Führerkult
Es gibt keine aktive Reflexion, aber die historischen Ereignisse, die sich
während des Nationalsozialismus abspielten, der Tod von Sigismund Markus,
die Schuld, die eine ganze Generation nach dem Krieg zu vermeiden
versucht... werden dargestellt.
Oskar wird von den Nazibehörden fast verhaftet, um wegen seines
körperlichen Zustands euthanasiert zu werden, sein eigener Vater denunziert
ihn.
Wir werden die figure des vaters später analysieren

- Kritik der bürgerlichen Gesellschaft


Oscar hört auf, erwachsen zu werden, weil er schon als Kind die
heuchlerische (hipócrita) bürgerliche Gesellschaft, die die Erwachsenen
repräsentieren, erkennen kann, eine Heuchelei, die durch die Ankunft des
Nationalsozialismus und die Lebensweise danach noch verstärkt wird.
- Erinnerung und Schuld
Oskar wird Zeuge mehrerer Schlüsselereignisse des Aufstiegs des
Nationalsozialismus, wie z. B. der Kristallnacht, und wird sich der Passivität
des deutschen Volkes gegenüber dem Nationalsozialismus bewusst.

Schuld wird nicht nur durch Oskars Standpunkt dargestellt, seine Mutter
Agnes nimmt sich auch das Leben, weil sie sich schuldig fühlt.

Es gibt ein Textfragment, in dem der Trompeter Meyn, Oskars Nachbar, eines
Nachts, als er traurig und betrunken ist, seine vier Katzen tötet. Sein
Nachbar, ein Mitglied des Tierschutzvereins, zeigt ihn bei der Polizei an. Hier
zeigt sich die Gleichgültigkeit und Schuld der Deutschen, die einen Nachbarn
wegen der Tötung seiner Katzen anprangern, während sie wegsehen, wenn
Synagogen brennen und Juden getötet werden.

Sex und Beziehungen


Tod

4. FIGUREN

OSKAR Matzerath
Er hat von Geburt an einen entwickelten Geist. In seiner Kindheit und Jugend versteht er die
Welt (und kommuniziert mit ihr) durch seine Trommel, mit der er die Realität verändern und
Objekte zerstören kann, sowie durch seine Stimme.
Er spricht nicht mit seiner Familie, bis er 21 wird und beschließt, wieder erwachsen zu
werden
Er kennt die Welt um sich herum und analysiert sie ständig, er entwickelt einen
ausgeprägten Sinn für Ironie, den er in seiner Kunst (Malerei, Autobiografie, Musik) zum
Ausdruck bringt.
Er übernimmt keine soziale Verantwortung, schiebt alles auf die Gesellschaft und nie auf
sich selbst und hat kein Problem damit, Chaos zu säen, wenn er damit sein einziges Ziel
erreicht: das Überleben.
Persönlichkeitsmerkmale: kalt, exzentrisch, rebellisch, nonkonformistisch, intelligent,
verschwörerisch (conspiranóico)

AGNES Matzerath
Sie ist Oskars Mutter und eine der einzigen Personen, die sich um ihn kümmert. Trotzdem
haben sie aufgrund von Oskars Persönlichkeit, seiner Entscheidung, nicht mehr erwachsen
zu werden, und seiner Weigerung, vor seiner Familie zu sprechen, keine besonders enge
Beziehung. Agnes ist sehr sensibel, sowohl für das Schöne als auch für das Schlechte. Sie
ist eine traurige und unzufriedene Frau, die, als sie zum zweiten Mal schwanger wird und
kein Kind haben will, beschließt, Selbstmord zu begehen.
ADOLF Matzerath
Ehemann von Agnes und der rechtliche Vater von Oskar. Er ist ein gefühlskalter Mann, er ist
kein liebevoller Vater für Oskar, und er kümmert sich auch nicht gut um seine Frau. Er weiß
von der Beziehung zwischen seiner Frau und seinem Cousin, aber es ist ihm egal. Er stimmt
mit der Ideologie des Nationalsozialismus überein, und sein Tod durch die Rote Armee kann
als Symbol für den Tod des Nationalsozialismus durch die Sowjets verstanden werden.

JAN Bronski
Er ist Alfreds Cousin und, so vermutet Oskar, sein richtiger Vater. Er bezeichnet sich selbst
als Pole, nicht als Deutscher, und ist im Gegensatz zu Alfred gegen den Nationalsozialismus
und die deutsche Besetzung von Danizg. Er liebt Agnes, ist immer lieb zu ihr und auch zu
Oskar. Er stirbt bei der Verteidigung des polnischen Postamtes in Danzig.

MARIA Truczinski
Sie ist Alfreds Angestellte (empleada) und Oskars Kindermädchen, aber auch seine erste
Liebe. Oskar und Maria haben eine merkwürdige Beziehung. Zuerst verehrt (adora) Oskar
sie und vergleicht sie mit der Jungfrau Maria, aber diese Verehrung endet, als er entdeckt,
dass Maria und Alfred miteinander schlafen. Maria ist es auch, die Alfred überredet, ihren
eigenen Sohn wegen Behinderung zu denunzieren, und sie vernichtet auch ihre sexuellen
Beziehungen mit Oskar. Trotzdem leben sie nach dem Krieg scheinbar in Harmonie
zusammen. Maria ist ein Symbol für den bürgerlichen deutschen Bürger, der kein Problem
damit hatte, den Nationalsozialismus anzunehmen und später aus Bequemlichkeit alles zu
leugnen, was geschah und was er an Grauen mit sich brachte.

ANNA Matzerath
Oskars Großmutter. Die ganze Geschichte beginnt mit dieser Figur. Sie ist Kaschubin und
hat sich immer als solche identifiziert, die deutsche und polnische Identität abgelehnt und
sich von politischen Ideologien ferngehalten.

SIGISMUND Markus
Er ist der jüdische Spielzeugmacher, der Oskar seine Blechtrommeln schenkt. Er stirbt in der
Nacht der Glasscherben. Als Symbol des jüdischen Volkes ist er auch eine wichtige Figur für
Oskar wegen seiner Beziehung zu ihm und seinen Trommeln.

BEBRA
Ein anderer kleiner Mann freundet sich mit Oskar an. Er ist die erste Figur, bei der sich
Oskar wiedererkannt fühlt, und er ist derjenige, der ihm ermöglicht, seine künstlerischen
Fähigkeiten auf kreative und nicht destruktive Weise zu entwickeln. Er erscheint und
verschwindet mehrmals in Oskars Leben.

KLEPP
Klepp ist sein Nachbar in Düsseldorf, mit dem er eine Gruppe bildet und in die Welt der
Musik eintritt. Oskar spielt dank Klepp zum ersten Mal nach Alfreds Tod wieder die Trommel.
BRUNO Münsterberg
Er ist Oskars Betreuer in der psychiatrischen Klinik, in der er derzeit untergebracht ist. Er
behandelt Oskar immer gut. Dies ist die einzige Perspektive, die wir von Oskar aus einer
dritten Person haben.

5. SPRACHE UND STIL


Die Sprache des Werks ist komplex und sehr reich an Adjektiven, was auf die Tatsache
zurückzuführen ist, dass der Erzähler Oskar ist, ein Junge mit einer sehr tiefen intellektuellen
und analytischen Fähigkeit.
Auch die Erzählperspektive ist komplex, da der Erzähler selbst seine Erlebnisse schildert
und dabei unerwartete Sprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit und in die Zukunft
macht.

literarische Ressourcen:

- Ironie und Zynismus


Da Oscar über ein außergewöhnliches Gehirn verfügt, reflektiert er alles, was er
beobachtet, mit einem ironischen Tonfall, und er verhält sich seiner Umgebung
gegenüber sehr zynisch, da er glaubt, allen anderen überlegen zu sein.
(lo veremos en un ejemplo en los fragmentos)

- Analogie und Symbolismus


Der Text ist voll von Analogien und Symbolen, und es ist unmöglich, sie alle
unterzubringen.

Grass präsentiert bestimmte Objekte oder Charaktere zu bestimmten Momenten, um


sie semantisch mit anderen Bedeutungen zu verbinden. Nichts von dem, was auf
dem Stück geschieht, ist Zufall, alles hat einen versteckten Sinn.

BLECHTROMMEL
GLASZERBRECHEN - Kristallnacht
DIE RÖCKE SEINER GROßMUTTER - ein familiärer und ruhiger Ort
WALDMEISTER - Sexuelle Erregung (excitación)
SCHWARZE KOCHIN - Tod

- Adjetiven und Wortkomposita


Es ist ein Text, in dem die Adjektive konstant sind. Diese Ressource wird teilweise
verwendet, um Oskars entwickelten Geist hervorzuheben, und durch die Analyse
dieser Adjektive verstehen wir, wie Oskar die Welt sieht, positiver oder negativer,
zynischer, sorgloser. . .
Es ist auch eine Ressource, um Wörter mit Bedeutung zu laden, und laden sie sogar
mit zu viel Bedeutung.
6. FRAGMENTEN
“Dann ließ ich mir noch den Pullover trotz überheizter Wohnung anpassen, schlüpfte mit
Gretchen Schefflers Hilfe in die Schnürstiefel — inzwischen waren noch die Greffs
eingetroffen, weil die Gans für sechs Personen gedacht war — und nach dem Verschlingen
jener mit Backobst gefüllten, vom Matzerath meisterhaft zubereiteten Gans, während des
Nachtisches — Mirabellen und Birnen — verzweifelt ein Bilderbuch haltend, das Greff mir zu
den vier anderen Bilderbüchern gelegt hatte, nach Suppe, Gans, Rotkohl, Salzkartoffeln,
Mirabellen und Birnen, angeatmet von einem Kachelofen, der es in sich hatte, sangen wir
alle — und Oskar sang mit — ein Weihnachtslied und noch eine Strophe, freue Dich, und
Ohtannenbaumohtannenbaumwiegrünsinddeineklingglöckchenklingelingelingallejahrewieder
und wollte nun endlich — draußen bemühten sie schon die Glocken — meine
Trommel wollte ich haben — die betrunkene Bläsergemeinschaft, zu der früher auch der
Musiker Meyn gehört hatte, blies, daß die Eiszapfen von den Fenstergesimsen... ich aber
wollte haben, und sie gaben nicht, rückten nicht raus damit, Oskar: »Ja!« die anderen:
»Nein!« — da schrie ich, ich hatte schon lange nicht mehr geschrien, da feilte ich mir nach
längerer Pause wieder einmal meine Stimme zu einem spitzen, Glas ritzenden Instrument
und tötete nicht etwa Vasen, nicht Biergläser und Glühbirnen, keine Vitrine schnitt ich auf,
nahm keiner Brille die Sehkraft — vielmehr hatte meine Stimme etwas gegen alle am
Ohtannenbaum prangenden, Feststimmung verbreitenden Kugeln, Glöckchen,
leichtzerbrechlichen Silberschaumgebläse, Weihnachtsbaumspitzen: klingklang und
klingelingeling machend zerstäubte der Christbaumschmuck.

“Was wäre der Katholizismus ohne die Köchin, die alle schwärzt? Sie warf den Schatten, als
des Sigismund Markus Spielzeug zusammenbrach, und die Gören auf dem Hof des
Mietshauses, Axel Mischke und Nuchy Eyke, Susi Kater und Hänschen Kollin, sie sprachen
es aus, sangen, wenn sie die Ziegelmehlsuppe kochten: »Ist die Schwarze Köchin da?
Jajaja! Du bist schuld und du bist schuld und du am allermeisten. Ist die Schwarze Köchin
da...« Immer war sie schon da, selbst im Waldmeisterbrausepulver, so unschuldig grün es
auch schäumte; in allen Kleiderschränken, in denen ich jemals hockte, hockte auch sie und
lieh sich später das dreieckige Fuchsgesicht der Luzie Rennwand aus, fraß Wurstbrote
mitsamt den Pellen und führte die Stäuber auf einen Sprungturm — nur Oskar blieb übrig,
sah Ameisen zu und wußte: das ist ihr Schatten, der sich vervielfältigt hat und der Süße
nachgeht, und alle die Worte: Gebenedeite, Schmerzensreiche, Seliggepriesene, Jungfrau
der Jungfrauen ... und alle die Gesteine: Basalt, Tuff, Diabas, Nester im Muschelkalk,
Alabaster so weich... und all das zersungene Glas, durchsichtige Glas, hauchdünn geatmete
Glas... und Kolonialwaren: Mehl und Zucker in blauen Pfund- und Halbpfundtüten. Später
vier Kater, deren einer Bismarck hieß, die Mauer, die frisch gekalkt werden mußte, ins
Sterben verstiegene Polen, auch Sondermeldungen, wenn wer was versenkte, Kartoffeln,
die von der Waage polterten, was sich zum Fußende hin verjüngt, Friedhöfe, auf denen ich
stand, Fliesen, auf denen ich kniete, Kokosfasern, auf denen ich lag... alles im Beton
Eingestampfte, der Saft der Zwiebeln, der die Tränen zieht, der Ring am Finger und die Kuh,
die mich leckte... Fragt Oskar nicht, wer sie ist! Er hat keine Worte mehr. Denn was mir
früher im Rücken saß, dann meinen Buckel küßte, kommt mir nun und fortan entgegen:
Schwarz war die Köchin hinter mir immer schon.
Daß sie mir nun auch entgegenkommt, schwarz.
Wort, Mantel wenden ließ, schwarz.
Mit schwarzer Währung zahlt, schwarz.
Während die Kinder, wenn singen, nicht mehr singen:
Ist die Schwarze Köchin da? Ja — Ja — Ja!

7. HISTORISCHEN UND LITERARISCHEN KONTEXT


Historisch
Zusammenleben von Polen, Deutschen und Kaschuben in der Freien Stadt Danzig
Nationalsozialismus
Zweiter Weltkrieg
Armut, Hunger, Verzweiflung
Überfall auf Polen
Auswandern (von danzig nach düsseldorf)
Literarisch
Nachkriegsliteratur
Gruppe 47

GRUPPE 47
Die Gruppe 47 war ein informeller Zusammenschluss deutscher und österreichischer
Autoren und Kritiker mit dem Ziel, die deutsche Nachkriegsliteratur wiederzubeleben.

Im Jahr 1946 gründeten zwei deutsche Autoren in München die Zeitschrift Der Ruf, wurden
aber wegen zu großer Systemkritik entlassen. Ihr Ziel war es, über die Demokratie zu
sprechen und sie nach dem Nationalsozialismus zu fördern.

Nach einem weiteren gescheiterten Versuch, eine Zeitschrift zu gründen, gründeten die
Autoren die Gruppe 47, inspiriert von der spanischen Generation von '98, in der Hoffnung,
die deutsche Literatur zu fördern und die Produktion neuer Stile und literarischer Kreativität
nach der Diktatur zu ermutigen, ähnlich wie in Spanien.

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