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3. Themen
4. Figuren
Nationalsozialismus
● Kritik am Führerkult
● Es gibt keine aktive Reflexion, aber historischen Ereignisse werden dargestellt.
● Kristallnacht, Euthanasie…
3. THEMEN
Kritik der bürgerlichen Gesellschaft
● Heuchlerische (hipócrita) bürgerliche Gesellschaft, repräsentiert durch
Erwachsene.
Erinnerung und Schuld
● Oskar wird sich der Passivität des deutschen Volkes gegenüber dem
Nationalsozialismus bewusst.
● Schuld wird auch durch Agnes’ und ihre Selbstmords Standpunkt dargestellt.
● Auch durch Trompeter Meyn und sein Nachbarn, Mitglied des Tierschutzvereins.
Sex und Beziehungen
Dreierbeziehungen
Tod
4. FIGUREN
OSKAR Matzerath
● Er hat von Geburt an einen entwickelten Geist. In seiner Kindheit und Jugend versteht er die Welt (und
kommuniziert mit ihr) durch seine Trommel, mit der er die Realität verändern und Objekte zerstören
kann, sowie durch seine Stimme.
● Er spricht nicht mit seiner Familie, bis er 21 wird und beschließt, wieder erwachsen zu werden
Auch die Erzählperspektive ist komplex, da der Erzähler selbst seine Erlebnisse schildert und dabei unerwartete
Sprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit und in die Zukunft macht.
Da Oscar über ein außergewöhnliches Gehirn verfügt, reflektiert er alles, was er beobachtet, mit einem
ironischen Tonfall, und er verhält sich seiner Umgebung gegenüber sehr zynisch, da er glaubt, allen anderen
überlegen zu sein.
“Mein Anwalt stülpt jedesmal, sobald er mit seinem Hallo das Zimmer sprengt, den Nylonhut über den linken
Pfosten am Fußende meines Bettes. Solange sein Besuch währt — und Anwälte wissen viel zu erzählen — raubt
er mir durch diesen Gewaltakt das Gleichgewicht und die Heiterkeit. Nachdem meine Besucher ihre Geschenke
auf dem weißen, mit Wachstuch bezogenen Tischchen unter dem Anemonenaquarell deponiert haben,
nachdem es ihnen gelungen ist, mir ihre gerade laufenden oder geplanten Rettungsversuche zu unterbreiten
und mich, den sie unermüdlich retten wollen, vom hohen Standard ihrer Nächstenliebe zu überzeugen, finden
sie wieder Spaß an der eigenen Existenz und verlassen mich. Dann kommt mein Pfleger, um zu lüften und die
Bindfäden der Geschenkpackungen einzusammeln.“
5. SPRACHE UND STIL
● Symbolismus und Analogien
BLECHTROMMEL
GLASZERBRECHEN - Kristallnacht
● Adjektiven, Wortkomposita
- Konstant
- Um Oskars entwickelten Geist hervorzuheben
- Wie Oskar die Welt sieht, positiver oder negativer, zynischer, sorgloser. . .
- Um Wörter mit Bedeutung zu laden, und laden sie sogar mit zu viel Bedeutung.
5. SPRACHE UND STIL
● Wiederholte Formeln
“Es war einmal ein Musiker, der hieß Meyn und konnte ganz wunderschön Trompete blasen.
Es war einmal ein Spielzeughändler, der hieß Markus und verkaufte weißrotgelackte Blechtrommeln.
Es war einmal ein Musiker, der hieß Meyn und hatte vier Katzen, deren eine Bismarck hieß.
Es war einmal ein Blechtrommler, der hieß Oskar und war auf den Spielzeughändler angewiesen.
Es war einmal ein Musiker, der hieß Meyn und erschlug seine vier Katzen mit dem Feuerhaken.
Es war einmal ein Uhrmacher, der hieß Laubschad und war Mitglied im Tierschutzverein.
Es war einmal ein Blechtrommler, der hieß Oskar, und sie nahmen ihm seinen Spielzeughändler.
Es war einmal ein Spielzeughändler, der hieß Markus und nahm mit sich alles Spielzeug aus dieser
Welt.”
5. SPRACHE UND STIL
● Realismus, genaue Darstellung der historischen Ereignisse
○ Grass will mit diesem Text das “Schreiben gegen das Vergessen” bearbeiten
● Aber: magischer Realismus
○ Wir erkennen den magischen realismus an elementen wie charakteren mit magischen fähigkeiten
(zerstörerische stimme, magische trommel, fähigkeit, das wachsen zu stoppen) und allegorischen figuren
(satan, jesus).
● Metonymie:
○ Oskars komplexer Verstand erlaubt es ihm, Situationen und Figuren logisch und
gleichzeitig künstlerisch zu beschreiben.
6. ANALYSE (Fragmente des Werkes)
“Ich blieb der Dreijährige, der Gnom, der Däumling, der nicht aufzustockende Dreikäsehoch
blieb ich, um Unterscheidungen wie kleiner und groβer Katechismus enthoben zu sein, um
nicht als einszweiundsiebzig groβer, sogennanter Erwachsener einem Mann, der sich selbst
vor dem Spiegel beim Rasieren mein Vater nannte, ausgeliefert und einem Geschäft
verpflichtet zu sein, das, nach Matzeraths Wunsch, als Kolonialwarengeschäft einem
einundzwanzigjährigen Oskar die Welt der erwachsenen bedeuten sollte. Um nicht mit
einer Kasse klappern zu müssen, hielt ich mich an die Trommel und wuchs seit meinem
dritten Geburtstag keinen Fingerbreit mehr, blieb der Dreijährige, aber auch
Dreimalklugge.”
6. ANALYSE (Fragmente des Werkes)
“Dann ließ ich mir noch den Pullover trotz überheizter Wohnung anpassen, schlüpfte mit Gretchen Schefflers
Hilfe in die Schnürstiefel — inzwischen waren noch die Greffs eingetroffen, weil die Gans für sechs Personen
gedacht war — und nach dem Verschlingen jener mit Backobst gefüllten, vom Matzerath meisterhaft
zubereiteten Gans, während des Nachtisches — Mirabellen und Birnen — verzweifelt ein Bilderbuch haltend,
das Greff mir zu den vier anderen Bilderbüchern gelegt hatte, nach Suppe, Gans, Rotkohl, Salzkartoffeln,
Mirabellen und Birnen, angeatmet von einem Kachelofen, der es in sich hatte, sangen wir alle — und Oskar
sang mit — ein Weihnachtslied und noch eine Strophe, freue Dich, und
Ohtannenbaumohtannenbaumwiegrünsinddeineklingglöckchenklingelingelingallejahrewieder und wollte
nun endlich — draußen bemühten sie schon die Glocken — meine Trommel wollte ich haben — die
betrunkene Bläsergemeinschaft, zu der früher auch der Musiker Meyn gehört hatte, blies, daß die Eiszapfen
von den Fenstergesimsen... ich aber wollte haben, und sie gaben nicht, rückten nicht raus damit, Oskar: »Ja!«
die anderen: »Nein!« — da schrie ich, ich hatte schon lange nicht mehr geschrien, da feilte ich mir nach
längerer Pause wieder einmal meine Stimme zu einem spitzen, Glas ritzenden Instrument und tötete nicht
etwa Vasen, nicht Biergläser und Glühbirnen, keine Vitrine schnitt ich auf, nahm keiner Brille die Sehkraft —
vielmehr hatte meine Stimme etwas gegen alle am Ohtannenbaum prangenden, Feststimmung
verbreitenden Kugeln, Glöckchen, leicht zerbrechlichen Silberschaumgebläse, Weihnachtsbaumspitzen:
klingklang und klingelingeling machend zerstäubte der Christbaumschmuck.
6. ANALYSE (Fragmente des Werkes)
“Was wäre der Katholizismus ohne die Köchin, die alle schwärzt? Sie warf den Schatten, als des Sigismund
Markus Spielzeug zusammenbrach, und die Gören auf dem Hof des Mietshauses, Axel Mischke und Nuchy
Eyke, Susi Kater und Hänschen Kollin, sie sprachen es aus, sangen, wenn sie die Ziegelmehlsuppe kochten: »
Ist die Schwarze Köchin da? Jajaja! Du bist schuld und du bist schuld und du am allermeisten. Ist die
Schwarze Köchin da...« Immer war sie schon da, selbst im Waldmeisterbrausepulver, so unschuldig grün es
auch schäumte; in allen Kleiderschränken, in denen ich jemals hockte, hockte auch sie und lieh sich später
das dreieckige Fuchsgesicht der Luzie Rennwand aus, fraß Wurstbrote mitsamt den Pellen und führte die
Stäuber auf einen Sprungturm — nur Oskar blieb übrig, sah Ameisen zu und wußte: das ist ihr Schatten, der
sich vervielfältigt hat und der Süße nachgeht, und alle die Worte: Gebenedeite, Schmerzensreiche,
Seliggepriesene, Jungfrau der Jungfrauen ... und alle die Gesteine: Basalt, Tuff, Diabas, Nester im
Muschelkalk, Alabaster so weich... und all das zersungene Glas, durchsichtige Glas, hauchdünn geatmete
Glas... und Kolonialwaren: Mehl und Zucker in blauen Pfund- und Halbpfundtüten. Später vier Kater, deren
einer Bismarck hieß, die Mauer, die frisch gekalkt werden mußte, ins Sterben verstiegene Polen, auch
Sondermeldungen, wenn wer was versenkte, Kartoffeln, die von der Waage polterten, was sich zum
Fußende hin verjüngt, Friedhöfe, auf denen ich stand, Fliesen, auf denen ich kniete, Kokosfasern, auf denen
ich lag... alles im Beton Eingestampfte, der Saft der Zwiebeln, der die Tränen zieht, der Ring am Finger und
die Kuh, die mich leckte... Fragt Oskar nicht, wer sie ist! Er hat keine Worte mehr. Denn was mir früher im
Rücken saß, dann meinen Buckel küßte, kommt mir nun und fortan entgegen: [...]”
6. ANALYSE (Fragmente des Werkes)
7. HISTORISCHEN UND LITERARISCHEN KONTEXT
Historisch
● Zusammenleben von Polen, Deutschen und Kaschuben in der Freien Stadt Danzig
● Nationalsozialismus
● Zweiter Weltkrieg
○ Armut, Hunger, Verzweiflung
● Überfall auf Polen
● Auswandern
Literarisch
● Nachkriegsliteratur
● Gruppe 47
7. HISTORISCHEN UND LITERARISCHEN KONTEXT
GRUPPE 47
- Deutscher und österreichischer Autoren
- Ziel: die deutsche Nachkriegsliteratur wiederzubeleben
Anfänge
- 1946 Gründung der Zeitschrift Der Ruf in München
- Die Autoren wurden entlassen wegen zu großer Systemkritik
- Ziel: über die Demokratie zu sprechen und sie zu fördern
Gründung:
- 1947 Gründung der Gruppe 47
- Inspiriert von spanischen Generación del 98
- Ziel: die deutsche Literatur zu fördern und die Produktion neuer Stile und
literarischer Kreativität zu ermutigen
8. FRAGEN FÜR DIE DISKUSSION
● Ist die klassische spanische Figur des "pícaro" in diesem Roman wiederzuerkennen?
Wo kann man es merken?
8. FRAGEN FÜR DIE DISKUSSION
● Haltet ihr Oskar für einen guten oder schlechten Charakter? Warum?
8. FRAGEN FÜR DIE DISKUSSION
● Warum denkt ihr, dass Oskar das Buch mit einer Reflexion über den Tod beendet?
VIELEN DANK
BIBLIOGRAPHIE
● Corbeto, P. (2019). La culpabilidad y sus formas en las obras de Günter Grass: Die Blechtrommel y
Katz und Maus. Universidad de Sevilla, Sevilla.
● Ehlert, J. (2019). "Die Blechtrommel": Günter Grass' kontroverser Roman. Norddeutscher Rundfunk.
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Blechtrommel-Guenter-Grass-kontroverser-Roma
n,blechtrommel112.html
● Frizen, W. (2009). Die Blechtrommel — ein schwarzer Roman - Grass und die Literatur des Absurden.
Arcadia.
● Görtz. F. (1984). Die Blechtrommel. Attraktion und Ärgernis. Ein Kapitel deutscher Literaturkritik.
Luchterhand.
● Grass, G. (1993). Die Blechtrommel. Deutscher Taschenbuchverlag.
● Iztueta, G. (2003). Oskar Matzerath: pícaro sin ser víctima social. In “Pervivencia de la narrativa
picaresca en lengua alemana, inglesa y española”. Ediciones Universidad de Salamanca, Salamanca.
https://addi.ehu.es/bitstream/handle/10810/20500/Pervivencia_de_la_narrativa_picaresca.pdf?se
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● Just, G. (1972). Darstellung und Appell in der Blechtrommel von Günter Grass. Darstellungsästhetik
versus Wirkungsästhetik. Äthenäum Verlag, Frankfurt.
● Schwartze-Köhler, H. (2009). „Die Blechtrommel“ von Günter Grass: Bedeutung, Erzähltechnik und
Zeitgeschichte. Frank & Timme.