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VU Klinische Psychologie SoSe 2018

PSYCHOSOZIALE VERSORUNGSSYSTEME

Aufgabenstellung
Lesen Sie sich zunächst die 2 fiktiven Fallbeispiele durch. Stellen Sie sich vor dass sich die beiden
beschriebenen Personen an Sie wenden und Sie um Unterstützung bitten. Sie müssen nun
entscheiden, an welche Institutionen Sie die Personen weiterverweisen, damit diese sowohl in ihrer
akuten Krise als auch längerfristig bestmöglich versorgt werden.

Achten Sie dabei vor allem auf folgende Informationen, die Sie den Fallbeispielen entnehmen
können:

- Soziodemographische Faktoren: Wie alt sind die Personen? Welchen Geschlechts sind sie? Wie
hoch ist ihr Einkommen? Sind sie krankenversichert? Wo wohnen die Personen?
- Bildung: können die Personen Deutsch (in Wort und Schrift)? Welchen Bildungsabschluss weisen sie
auf?
- Psychosoziale Situation: Mit wem leben die Personen zusammen? Wohnen sie alleine? Sind
körperliche Erkrankungen bekannt? Tritt die berichtete Symptomatik zum ersten Mal auf? Ist die
Krise akut und muss sofort etwas getan werden? Ist die Person vielleicht schon in Behandlung?

Führen Sie anschließend eine Recherche durch und wählen Sie dabei diejenigen Institutionen aus, an
die Sie die Personen jeweils weiterverweisen können. Beachten Sie dabei folgende Punkte:

- Erstkontakt: an welche Institution kann sich die Person mit ihrer speziellen Problematik akut
wenden? Muss sie sich einen Termin ausmachen? Gibt es eine telefonische Hotline? Gibt es
alternative Versorgungsmöglichkeiten? Welche sind besser?
- Weiterversorgung: wird die Person von dieser Institution auch weiterversorgt? Wenn nein: wo gibt
es die Möglichkeit einer längerfristigen Behandlung? In welcher Form erfolgt diese Versorgung
(ambulant vs. stationär/ in einer Privatpraxis vs. Klinik vs. Beratungsstelle)?
- Versicherung: gibt es bei beiden Varianten (Erstkontakt & Weiterversorgung) die Möglichkeit
kostenloser Erstgespräche? Was muss vom Patienten/ der Patientin selbst übernommen werden?
Wie viel kann von der Krankenkasse rückerstattet werden?

Dokumentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Recherche kurz (max. 1 A4-Seite pro Fallbeispiel) und
beschreiben Sie, welche konkreten weiteren Schritte Sie der jeweiligen Person empfehlen würden
(Erstkontakt/ -versorgung; weitere Behandlungen).

Schreiben Sie anschließend ein kurzes Resümee (max. ½ A4-Seite):

- Ist die Versorgungslage für beide Personen zufriedenstellend? Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten?


- Welche speziellen Eigenschaften bzw. Umstände der Personen haben Ihnen Schwierigkeiten bei der
Suche nach einer geeigneten Versorgung gemacht?

Formalia:

- Ziel: Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema


- APA Style, sowohl Formatierung, als auch Zitierungen
- Umfang: max. 2-3 Seiten, plus Literaturverzeichnis
Mag. Catharina Schneider
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Anna Felnhofer
VU Klinische Psychologie SoSe 2018

- Datei abspeichern unter „Nachname, Vorname“, Namen in Kopf-/Fusszeile nicht vergessen!


- Abgabefrist ist der 20.04.2018 (23.55 auf Moodle eingestellt), Nichteinhaltung führt zu Punktabzug

Fallbeispiel 1
Damla C. ist ein 17jähriges Mädchen türkischer Abstammung, das vor zwei Jahren mit seinen Eltern
und seinem um vier Jahre jüngeren Bruder aus der Türkei nach Wien umgesiedelt ist. Damla besucht
derzeit einen Deutschkurs und soll im darauffolgenden Herbst eine Lehre beginnen, jedoch ist sie
nicht der Ansicht, dass ihre Deutschkenntnisse dafür ausreichen. Sie berichtet, dass sie alltäglichen
Konversationen nur schwer folgen kann, aber stets für ihre Eltern dolmetschen muss und sie dies
sehr unter Druck setzt.
Damla kontaktiert Sie mit folgendem Anliegen: Ein selbst durchgeführter Schwangerschaftstest hat
vor zwei Wochen eine Schwangerschaft positiv bescheinigt, die ärztliche Untersuchung steht
allerdings noch aus. Damla hat nun große Angst, dass ihre streng religiösen Eltern, die sie im
kommenden Sommer an einen türkischen Landsmann verheiraten möchten, davon erfahren
könnten. Auch die nunmehr nicht gegebene Unversehrtheit ihres Hymens ist ein Thema, das Damla
große Sorgen bereitet. Sie hat keine Freunde und weiß nicht, an wen sie sich mit ihrem Problem
wenden kann; vor allem fürchtet sie sich, von ihrer Familie verstoßen zu werden, sollte diese von der
Schwangerschaft erfahren. Sie hat nur sehr wenig Geld, und sie zweifelt sehr stark daran, dass sie an
eine größere Summe herankommen könnte, ohne Verdacht zu erregen.
Damla berichtet, dass sie sich zunächst überlegt hat, wegzulaufen, aber da sie nicht gewusst hat
wohin, hat sie diesen Plan wieder verworfen. Auch hat sie bereits einige erfolglose Versuche
unternommen, die Schwangerschaft eigenhändig abzubrechen, und sie berichtet, dass sie vor allem
in den letzten Tagen immer häufiger Selbstmordgedanken hat. Sie bestreitet allerdings, bereits einen
klaren Plan gefasst zu haben, stattdessen spielt sie beständig unterschiedliche Szenarien im Kopf
durch.
Damla wendet sich nun an Sie und fragt Sie um Rat, wie sie weiter vorgehen kann.

Fallbeispiel 2
David K. ist ein 34jähriger Beamter, der seit sieben Jahren mit seiner Frau, Jana K., verheiratet ist und
mit ihr zwei Kinder im Vorschulalter hat. Er besitzt einen Maturaabschluss, lebt am Rande von Linz in
einem Einfamilienhaus und ist seit fünfzehn Jahren in der städtischen Verwaltung beschäftigt. Er
berichtet von ehelichen Problemen, die von Beginn an bestanden haben sollen, sich aber in den
letzten beiden Jahren maßgeblich zugespitzt haben. Seine Frau beschreibt er als dominant und
herrisch, und er gibt zu, dass es Tage gibt, da er sehr lange arbeitet, nur, um nicht nach Hause gehen
zu müssen. Die Beziehung zu seinen beiden Töchtern bezeichnet er als gut, er genießt es, Zeit mit
ihnen zu verbringen und bedauert, dass er ihnen unter der Woche aufgrund seiner Arbeit nicht mehr
Aufmerksamkeit widmen kann.
David berichtet von mittlerweile täglichen Streitigkeiten mit seiner Frau, die abgesehen von verbalen
Attacken nun auch schon körperliche Übergriffigkeiten beinhalten. So habe ihn seine Frau einmal mit
einem Stuhl am Kopf getroffen, sodass er wegen einer Platzwunde behandelt werden musste, und
vor
einigen Tagen sei sie ihm gar mit dem Küchenmesser nachgelaufen. Er fürchtet, dass es noch zu
gröberen Verletzungen kommen könnte und er macht sich Sorgen um die Kinder, die die
Auseinandersetzungen oft direkt mitansehen müssten.
David räumt ein, dass sich sein Trinkverhalten seit einigen Jahren verändert hat; er trinkt teilweise
schon in der Früh einen Kaffee mit Rum, und zu Mittag gönnt er sich mindestens ein, manchmal auch
zwei große Bier. Seine Frau droht ihm die Kinder wegzunehmen, wenn er mit dem Trinken nicht
aufhört, aber er fühlt sich nicht im Stande, etwas zu ändern. Er vernachlässigt zusehends seine
eigene Hygiene, schläft am Wochenende den ganzen Tag, fühlt sich insgesamt antriebslos und
Mag. Catharina Schneider
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Anna Felnhofer
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bedrückt; auch berichtet er über körperliche Probleme, die sich in letzter Zeit häufen, darunter
Probleme beim Schlucken und starkes Sodbrennen sowie auch häufige Magenschmerzen.
David gibt zu, dass er zusehends Angst hat, nach Hause zu gehen, und dass er eigentlich eine Auszeit
bräuchte; seinen Freunden hat er von den Schwierigkeiten noch nichts erzählt, denn er fürchtet sich,
dass diese ihn auslachen könnten, und so weiß er nicht, wohin er sich wenden könnte.
David kommt zu Ihnen und bittet Sie um Unterstützung

Mag. Catharina Schneider


Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Anna Felnhofer

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