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LESERBRIEFE

Verdächtige Form: Ist diese


kreisrunde Struktur im Westen
Madagaskars ein Meteoriten-
krater oder etwas anderes? Die
dünne gelbe Linie deutet die
Lage des auf dieser Seite unten
abgebildeten Höhenprofils
durch die Struktur an. Zum
Aufsuchen in Google Maps oder
Google Earth kann man von der
kleinen Ortschaft Veromanga
ausgehen, die etwa 35 Kilo-
meter westlich davon liegt.

Google Earth
Einschlagkrater in Madagaskar?
Ich war schon zweimal in Madagaskar und war skeptisch, weil die Struktur inmitten nicht 13 Jahre bis zur Klärung. Herr Rochette
habe seither immer wieder mal etwas über einer aktiven vulkanischen Region liegt, antwortete nach weniger als fünf Stunden. Er
die Insel gegoogelt. Dabei ist mir kürzlich also eine Caldera viel wahrscheinlicher fand diesen Fund so spannend, dass er sofort
diese ringförmige Struktur von etwa 15 Ki- erschien. Immerhin war die Ähnlichkeit mit Höhenmessungen der Gegend ermittelte
lometer Durchmesser aufgefallen (siehe einem ziemlich frischen Einschlagkrater und analysierte. Ergebnis: Es kann kein Ein-
Bild). Das sieht doch sehr nach einem Ein- so groß, dass eine Gruppe von Geologen schlagkrater sein. Die Struktur ist nämlich
schlagkrater aus. Oder ist es eine vulkani- eine Expedition dorthin organisierte. keine Einsenkung, sondern im Gegenteil,
sche Caldera? Ich habe nichts weiter dazu Im Jahr 2019 erschien schließlich in der eine Erhebung in der Landschaft.
herausgefunden. MARKUS WILHELM, Fachzeitschrift »Meteoritics & Planetary Herr Rochette interpretiert sie als einen
ALLSCHWIL, SCHWEIZ Science« eine Publikation von 15 interna- tertiären Granitdom, also eine runde
tionalen Geologen und Mineralogen, die Magmamasse, die von unten in das dortige
Im Jahr 2006 wandte sich unser Leser Leo mit dem gesamten Arsenal einschlägiger Kalkgestein eingedrungen ist, jedoch
Kowald mit einer ganz ähnlichen Anfrage Untersuchungsmethoden die meteoriti- die Oberfläche nicht erreicht hat. In der
an die Redaktion (SuW 5/2006, S. 6). Er hatte sche Natur des Kraters eindeutig nachwies Umgebung von Herrn Wilhelms Fund sind
auf Google Maps entdeckt, dass die als Valle (siehe SuW 4/2019, S. 6) und ihn auf ein Alter mehrere solche Dome bekannt, aber kein
de Pantasma (»Tal von Pantasma«, nach von knapp einer Million Jahre datierte. anderer sieht einem Meteoritenkrater
dem Namen der Kleinstadt in seiner Mitte) Als Tilmann Althaus und ich nun diese ähnlich. Vielleicht hat nur bei diesem einen
bezeichnete runde Senke von gut zehn Anfrage von Herrn Wilhelm und das Bild Dom die Erosion schon die gesamte Kalk-
Kilometer Durchmesser in Nicaragua wie dazu erhielten, waren wir deshalb zunächst decke abgetragen, und der scharfe Rand-
ein Meteoritenkrater aussieht. Die Fachwelt wie elektrisiert. Ein zweiter »Fall Pantasma«? grat des Nicht-Kraters ist die Oberfläche des
Die Rundheit, Einheitlichkeit und Glattheit Granitkörpers?
des Rands ließen einen noch jüngeren Ein- Die untenstehende Grafik zeigt manuell
Höhenprofil: Ein Schnitt durch die obige schlag vermuten – und jungen Vulkanismus aus Google Earth abgelesenen Höhenwerte
Struktur entlang der gelben Linie klärt auf. gibt es in ganz Madagaskar nicht! Auch entlang der oben gelb eingezeichneten
Die Skala links gehört zur blauen Kurve, die findet sich in der Earth Impact Database kein Schnittlinie, und zum Vergleich schema-
das echte Profil (grün) 12,5-fach überhöht madegassischer Eintrag. Wir wandten uns tisch das Profil, das man für einen jungen
zeigt. In Rot ist ein hypothetisches Krater- sofort an den Erstautor der Pantasma-Pub- Meteoritenkrater erwarten würde. Valle de
profil eingetragen. Die grüne Kurve zeigt likation, Pierre Rochette von der Université Pantasma hat ein solches Profil!
das Profil ohne Überhöhung. d'Aix-Marseille. Aber diesmal dauerte es TILMANN ALTHAUS, ULRICH BASTIAN

500 innere Aufwölbungen Hügel außerhalb


400 der runden Struktur
Randgrat
Pierre Rochette / Bearbeitung:
Höhe in Meter

Randgrat
300 felsiger Abhang
felsiger Abhang welliges
200 Fluss Flachland
wellige
SuW-Grafik

100 Tiefebene hypothetisches Kraterprofil


echtes Höhenprofil
0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33
Entfernung in Kilometer

6 Februar 2021 STERNE UND WELTRAUM


Briefe an die Redaktion
Natürliche Kernreaktoren auf der Venus? Weitere Einsendungen finden Sie auf unserer Homepage
unter www.sterne-und-weltraum.de/leserbriefe, wo Sie auch
Vor zwei Milliarden Jahren, als also nicht auf der Venusober- Ihren Leserbrief direkt in ein Formular eintragen können.
im Natururan die Konzentra- fläche noch heute Natururan Zuschriften per E-Mail: leserbriefe@sterne-und-weltraum.de
tion des spaltbaren Uran-235 in geeigneter Form, eventuell
noch mehr als drei Prozent mit Graphit vermischt, einen
betrug, kam es im Gebiet von natürlichen Reaktor ausbil-
Oklo in Gabun, Zentralafrika, den? HARALD LUTZ,
zur Bildung eines natürlichen SINDELFINGEN Gleich zwei Preise für Schwarze Löcher
Kernreaktors. Heute, bei einer
Konzentration des Uran-235 Die kurze Antwort auf diese Fra- Die Astrophysiker konnten sich im Jahr 2020 doppelt freuen,
von nur noch rund 0,7 Prozent, ge lautet »Nein«. Auf der Venus denn zusätzlich zum Nobelpreis für Genzel, Ghez und Penrose
ist dies zum Glück auf der Erde gibt es in Ermangelung von hat auch die »Event Horizon Telescope«-Kollaboration (EHT)
nicht mehr möglich. flüssigem Wasser und damit eine prestigeträchtige Auszeichnung – ebenfalls für Forschung
Aber könnte es nicht heute von hydrothermalen Prozes- über Schwarze Löcher – erhalten: den »Breakthrough«-Preis für
auf der Venus mit ihrer dich- sen, keine Uran-Lagerstätten Fundamentalphysik des Jahres 2020, verliehen im November
ten Kohlendioxidatmosphäre wie auf der Erde. Lagerstätten, 2019. Dieser Preis wird seit 2012 von einer privaten Stiftung ver-
von 90 Bar Druck noch mög- bei denen seltene Stoffe – wie geben. Er ist mit drei Millionen US-Dollar dotiert (also höher als
lich sein, dass sich natürliche zum Beispiel Uran – gegenüber der Nobelpreis) und wurde auf alle 347 Mitglieder der EHT-Kol-
Kernreaktoren ausbilden? Die normalem Gestein um das Viel- laboration verteilt. Einen der »Breakthrough«-Preise von 2018
Verhältnisse im Inneren der tausend- bis Millionenfache hat übrigens Jocelyn Bell Burnell für die Entdeckung der Pulsare
mit Natururan betriebenen, angereichert sind, stellen eine erhalten – beim Nobelpreis 1974 ging sie noch leer aus.
kohlendioxidgekühlten und besondere Spezialität unse- RAINER BECK, BORNHEIM
graphitmoderierten Magnox- rer Erde dar. Es gibt sie nach
Reaktoren (siehe en.wikipedia. derzeitigem Wissensstand auf Der Preis an die EHT-Kollaboration wurde verliehen für die
org/wiki/Magnox) ähneln keinem anderen Planeten im erstmalige Abbildung des dunklen »Schattens«, der die Existenz
nämlich den Verhältnissen in Sonnensystem. des Ereignishorizonts bei einem Schwarzen Loch anzeigt (siehe
der Venusatmosphäre. Könnte TILMANN ALTHAUS SuW 6/2019, S. 26).

58 Jahre auf dem Königstuhl


Errata
Dr. Karl Schaifers, seines Zeichens Mit- entwicklung ist, wie man sieht, in diesem
begründer von »Sterne und Weltraum«, Segment eher vernachlässigbar. Der wun- In SuW 12/2020, S. 74, müsste die
hat 1960 die »Tabulae Caelestes«, den derbare Fund gelang mir, neben einigen Formel in dem grauen Kasten richtig
Himmelsatlas für Hochschultaschen- anderen astronomischen Raritäten, in ei- lauten:
bücher beim Bibliographischen Institut nem kleinen Antiquariat in Baden-Baden.
f = 90° – h + d.
Mannheim herausgegeben. Diesem Die Aufnahme der Galaxie Messier 81 war
war 1962 geschäftstüchtig eine kleine zu damaligen Zeiten sicherlich eine kleine Wir danken Herrn Reinhardt Pigulla
Werbebroschüre aus der Gründungszeit Sensation. MARC KUTTA, für den Hinweis auf den Druckfehler.
unserer Zeitschrift beigefügt. Die Preis- HAMBURG Der Artikel von Jakob Staude über
»50 Jahre auf dem Königstuhl« in
SuW 12/2020 enthält auf S. 44 missver-
ständliche Formulierungen. Richtig ist:
Nach dem Wechsel der Zeitschrift vom
Hüthig-Verlag zum Verlag Spektrum
der Wissenschaft im Jahr 2001 führte
Jakob Staude die Tätigkeit als verant-
wortlicher Redakteur von SuW als freier
Mitarbeiter weiter. Uwe Reichert, der
seit 1989 als Redakteur der Zeitschrift
»Spektrum der Wissenschaft« tätig
war, übernahm Anfang 2006 als Redak-
tionsleiter/CvD die Führung der SuW-
Redaktion. Die Übergabe der Chefre-
Marc Kutta

daktion von Staude zu Reichert erfolgte


mit Wirkung zum 1. Januar 2008. RED.

www.sterne-und-weltraum.de Februar 2021 7


LESER FRAGEN – EXPERTEN ANTWORTEN

Die wundersame Welt der 21-Zentimeter-Strahlung


In SuW 12/2019, S. 35, und 5/2020, S. 78, wurden die gleichen Grafiken zur 21-Zentimeter-Linie abgebildet
und beschrieben. Auf Grund der Art der Darstellung der Photonabstrahlung stellen sich mir folgende Fragen:
1) Angenommen, ich könnte ein angeregtes Wasserstoffatom mittig in einem theoretischen, kugelförmigen
Detektor platzieren. Wo würde dann die Strahlung gemessen werden können, wenn das Atom sie wieder
abgibt? a) immer an der gleichen Stelle b) immer an einer anderen Stelle c) überall gleichzeitig
2) Wie lang ist die 21-Zentimeter-Welle einer Abstrahlung, beziehungsweise wie lange kann diese von
einem Messgerät registriert werden (und gibt es ein »Ende«)?
3) Wie häufig wird ein Wasserstoffatom in interstellaren Wolken angeregt, beziehungsweise wie oft gibt es
die Strahlung wieder ab? FRANK HALLECKER, VELPKE

H errn Halleckers Fragen sind eigentlich zu speziell für diese Ru-


brik von »Sterne und Weltraum«. Aber die Antworten bringen
einige lehrreiche Aspekte der Quantenphysik und einige wirklich
spontane Abregung von Atomen folgt den gleichen Gesetzen wie
der radioaktive Zerfall von Atomkernen. Also ein richtiges »Ende«
gibt es nicht.
erstaunliche Zahlenwerte mit sich. Deshalb wird wohl nicht nur
Herr Hallecker seine Freude daran haben. 3) Für den Fall der 21-Zentimeter-Strahlung ist jedoch noch nicht
einmal das interstellare Medium ein gutes Vakuum. Die 21-Zenti-
1) Wenn man einzelne Photonen der 21-Zentimeter-Strahlung meter-Linie wird dort nicht durch Strahlung, sondern durch Stöße
detektieren könnte, dann würde man diese an immer anderen mit anderen Atomen angeregt. Solch ein Stoß ereignet sich pro
Punkten beobachten. Die genaue Emissionsrichtung ist bei Atom in den »typischen« dünnen und kühlen interstellaren Wol-
einzelnen spontanen – das heißt nicht von außen provozierten – ken, in denen atomarer Wasserstoff häufig ist (den so genannten
atomaren Abregungsvorgängen prinzipiell unvorhersagbar. Aber HI-Gebieten), größenordnungsmäßig alle hundert Jahre. Also viel,
bei 21 Zentimeter Wellenlänge weist kein praktischer Detektor viel öfter als einmal in zehn Millionen Jahren. Anders gesagt, die
einzelne Photonen nach. Die Strahlung, die man wirklich messen Atome kommen sogar dort nicht in Ruhe zum Abstrahlen – von
kann, stammt stattdessen grundsätzlich immer von vielen Herrn Halleckers hypothetischem Labor ganz zu schweigen! Im
Atomen gleichzeitig. Technisch gesehen sieht man sie deshalb Ergebnis stellt sich auf Grund dieser permanenten Störungen
stets in allen Richtungen gleichzeitig. Auch in Herrn Halleckers durch Stöße ein Gleichgewicht ein, in dem immer drei Viertel aller
hypothetischem Labor müsste man sehr viele Atome haben, um Atome angeregt sind, und in dem also die Hälfte dieser drei Vier-
überhaupt etwas zu messen. tel in jeweils rund zehn Millionen Jahren je einmal abstrahlt. Und
davon leben dann ganze Generationen von Radioastronomen.
2) Kaum zu glauben, aber wahr: Wenn man die Atome in ein rich- Verrückt, nicht wahr?
tig gutes Vakuum packen könnte, dann würde die Strahlung nach Und wieso gerade drei Viertel? Das zu erklären, würde hier zu
einer plötzlichen, schlagartigen Anregung sofort einsetzen und weit gehen. Es steckt zwar »nur« Standard-Atomphysik dahinter,
in jeweils rund zehn Millionen Jahren auf die Hälfte abfallen. Die aber eine ganze Menge davon (kleiner Tipp für Quantenphysik-
freunde: Spinquantenzahl m = +1, 0, –1).
Grundlagendaten zu diesen Antworten und weitere Einzel-
Hyperfeinstrukturübergang: Ein Wasserstoffatom setzt sich aus heiten zur 21-Zentimeter-Strahlung findet man zum Beispiel im
einem elektrisch positiv geladenen Proton (rot) und einem nega- »Abriss der Astronomie«, 6. Auflage, Wiley Verlag, 2012, S. 710 ff.
tiv geladenen Elektron (grün) zusammen. Beide Teilchen besitzen und auf Wikipedia.
Eigendrehimpulse, die so genannten Spins (Pfeile). Diese können
entweder in die gleiche Richtung (links) oder in entgegengesetzte
Richtungen weisen (rechts). Beim Übergang vom Zustand mit ULRICH BASTIAN arbeitet am Astronomischen Rechen-Institut
paralleler Spinstellung in den antiparallelen Zustand sendet das (Universität Heidelberg) an der Gaia-Mission der ESA und ist der
Atom ein Photon mit einer Wellenlänge von 21 Zentimetern aus. Leserbrief-Redakteur von SuW.

Photon
Wellenlänge: 21,106 cm
Frequenz: 1,42 Gigahertz

Umklappen
Proton p Elektron e- p e-
des Spins
SuW-Grafik

Senden Sie uns Ihre Fragen zu Astronomie und Raumfahrt! Wir bitten Experten um Antwort und stellen die interessantesten Beiträge vor.

8 Februar 2021 STERNE UND WELTRAUM


BLICK IN DIE FORSCHUNG: NACHRICHTEN
1996 2016

NASA, ESA, B. Balick (University of Washington), M. Guerrero (Instituto de Astrofísica de Andalucía), and
G. Ramos-Larios (Universidad de Guadalajara) (www.spacetelescope.org/images/heic2020a/) /
CC BY 4.0 (creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode)
Planetarischer Nebel verblasst rasend schnell

E ine Beobachtung mit Seltenheitswert:


Anhand von Aufnahmen des Welt-
raumteleskops Hubble haben Forscher
Washington in Seattle haben Astronomen
einen solch starken und raschen Wandel
bisher noch nie bei einem Planetarischen
Gashülle. Bei SAO 244567 handelt es sich
um einen Weißen Zwerg, der offenbar
weniger ultraviolette Strahlung aus-
deutliche Veränderungen im Planetari- Nebel beobachtet. schickt als zuvor. Denn am Ende seines
schen Nebel Hen 3-1357 dokumentiert. Der Stachelrochennebel im südli- Lebenszyklus entwickelt sich ein mas-
Zwischen 1996 und 2016 hat das als chen Sternbild Altar ist 2700 Lichtjahre searmer Stern wie SAO 244567 zu einem
Stachelrochennebel (englisch: Stingray von der Erde entfernt. Im Lauf von nur Roten Riesen. Dabei dehnt er sich stark
Nebula) bekannte Gasgebilde um den 20 Jahren verblasste der bläuliche Nebel aus, kühlt ab und stößt über Sternwinde
alten Stern SAO 244567 seine Form sowie beträchtlich. Ebenso die hellen Ränder, einen Großteil seiner Masse ab. Um ihn
Farbe verändert und deutlich an Hellig- an denen auch die verformte Gestalt des herum entsteht dabei eine Gashülle.
keit verloren. Laut der Forschergruppe Nebels deutlich wird. Grund für die Ver- Wenn anschließend die Fusionsreakti-
um Bruce Balick von der University of änderungen ist der Stern im Inneren der onen im Kern zum Erliegen kommen

Planeten als Testobjekte für das Teleskop NTT

M it dem »New Technolo-


gy Telescope (NTT)« der
Europäischen Südsternwarte
der atmosphärischen Luft-
bewegungen eher mäßig ist.
Im Bild werden die Pla-
zum Zeitpunkt der Aufnahme
annähernd in Opposition zur
Sonne befand. Somit betrug
ßen Polkappen gut erkennen.
Jupiter und Saturn zeigen ihre
charakterischen atmosphä-
ESO in Chile entstanden diese neten zueinander in ihren sein scheinbarer Durchmesser rischen Wolkenmuster aus
Ansichten von Jupiter, Mars richtigen scheinbaren Größen mehr als 22 Bogensekunden. Zonen und Bändern. Auch die
und Saturn, als nach langem am Himmel dargestellt. Mars Auf dem Roten Planeten Cassinische Teilung in den
Stillstand durch die Korona- erscheint sehr groß im Ver- lassen sich helle und dunkle Saturnringen tritt deutlich
Pandemie der EFOSC-Spektro- gleich zu Jupiter, weil er sich Gebiete sowie die beiden wei- hervor.
graf getestet wurde. Dabei
entschieden sich die ESO-
Astronomen, das NTT auf
die im Oktober 2020 hellsten
Planeten auszurichten und Kosmische Testbilder: Mit dem
mit fünf unterschiedlichen New Technology Telescope der
Filtern im sichtbaren Licht ESO in Chile entstanden diese
zu fotografieren. Die Aufnah- Aufnahmen von Jupiter, Mars
men entstanden ohne eine und Saturn (v. l. n. r). Sie sind in
adaptive Optik, so dass ihre annähernd natürlichen Farben
räumliche Auflösung wegen wiedergegeben.
ESO (www.eso.org/public/germany/images/potw2043a/) /
CC BY 4.0 (creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode)

10 Februar 2021 STERNE UND WELTRAUM


Ein Nebel verschwindet: Bilder des Stachel-
rochennebels aus den Jahren 1996 und
2016 zeigen einen verblüffenden Wandel.

und dadurch das Innere beträchtlich


schrumpft, entsteht Kompressions-
wärme, welche ultraviolette Strahlung
freisetzt. Die Folge: Die Gashülle wird
ionisiert, leuchtet, und es erscheint ein
Planetarischer Nebel. Laut Balick und
seinen Kollegen kühlte sich SAO 244567
jedoch ab und sendet so weniger ionisie-
rende Strahlung aus.
Erstmals dokumentierten Astronomen
im Jahr 1971 den Stern SAO 244567 – im
Stadium eines Roten Riesen. Erst vor gut
30 Jahren war dann der Gasnebel entdeckt
worden. Hen 3-1357 ist also ein relativ

JAXA
junges Gebilde. Auch der Stern in seinem
Inneren verhielt sich im Lauf der letzten
drei Jahrzehnte nicht nach Handbuch. Ankunft in Australien: Ein Techniker der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA hat die
Wie Forschungen der Astronomin Nicole Landekapsel von Hayabusa-2 geborgen. Zuvor musste er noch kleine pyrotechnische
Reindl von der Universität Potsdam erga- Ladungen entfernen, so dass er einen Splitterschutzanzug tragen musste.
ben, zeigten Aufnahmen aus den frühen
1990er Jahren, dass der Stern auffallend
schnell heißer wurde. Auf seiner Oberflä- Erfolgreiche Rückkehr von Hayabusa-2
che herrschten zunächst Temperaturen
von 21 000 Kelvin – im Jahr 2002 dann
rund 60 000 Kelvin. Danach kühlte sich
der Stern wieder ab. Reindl und ihre Kolle-
D er Rückflug der japanischen Raumsonde Hayabusa-2 zur Erde und der
Abwurf ihrer Probenkapsel mit Gesteinsproben des Asteroiden Ryugu am
5. Dezember 2020 waren ein voller Erfolg. Genau nach Plan drang die von einem
gen vermuteten damals, dass sich eine Hitzeschild geschützte Probenkapsel in die Erdatmosphäre über Australien ein,
dünne Schale aus Helium um den Weißen nachdem sie rund zwölf Stunden zuvor von der Muttersonde abgesetzt worden
Zwerg noch einmal entzündet hatte. war (siehe auch SuW 1/2021, S. 48).
ST-ECF, 3. Dezember 2020; The Astrophysical Journal,
im Druck 2020 Die Kapsel entledigte sich ihres Hitzeschilds und schwebte schon kurze Zeit
später sanft am Fallschirm in das militärische Sperrgebiet von Woomera. Hier
wurde sie von einem Hubschrauber aus aufgespürt und geborgen. Zur Freude
der Wissenschaftler war die Kapsel völlig intakt. Sie wurde für eine erste Untersu-
chung in ein Feldlabor gebracht. Dort zapften Forscher der japanischen Raum-
fahrtbehörde JAXA den Probenbehälter an, der noch hermetisch verschlossen
Die Bilder sind in annähernd natürli- war. Sie konnten dabei Gase in ein hochempfindliches Massenspektrometer lei-
chen Farben wiedergegeben. Allerdings ten und analysieren. Zu Redaktionsschluss war noch nicht bekannt, ob die Gase
waren die verwendeten Filter schmal- aus dem Gestein von Ryugu stammen oder aus der Wandung des Probengefäßes.
bandig, so dass die Planeten nicht ganz Nach diesen Untersuchungen wurde die Kapsel direkt nach Japan geflogen,
dem Anblick mit dem Auge am Teleskop wo ihr Inhalt unter strengsten Reinraumbedingungen zunächst unter Vakuum
entsprechen. Hier fehlen einfach Teile des untersucht werden wird. Derzeit ist noch nicht bekannt, wie viel Gestein in der
kontinuierlichen Spektrums, welches wir Kapsel ist. Erste Bilder weisen auf mehrere Gramm hin.
wahrnehmen können. ESO, 26. Oktober 2020 Das kostbare Material wird nicht nur in Japan untersucht werden. Auch an-
dere Forscher weltweit sollen zum Zuge kommen, darunter eine Gruppe um den
Geowissenschaftler Frank Brenker an der Goethe-Universität Frankfurt. Zudem
wird am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit ein Reinst-
raumlabor für Analysen vorbereitet.
Die Mission der Muttersonde Hayabusa-2 geht dagegen weiter. Sie brachte
sich mit Schubmanövern ihres Bordantriebs vor dem Verglühen in der Erdatmo-
sphäre in Sicherheit und fotografierte beim Erdvorbeiflug sogar die Feuerkugel
der Rückkehrkapsel. Die Sonde wird nun mehrmals die Sonne umrunden und im
Jahr 2027 einen raschen Vorbeiflug an einem weiteren Asteroiden durchführen.
JAXA, DLR, 8. Dezember 2020

ESO (www.eso.org/public/germany/images/potw2043a/) /
CC BY 4.0 (creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode)

www.sterne-und-weltraum.de Februar 2021 11


KURZ & BÜNDIG

Brauner Zwerg mit Radiowellen entdeckt


Weltraumteleskop SPICA
wird nicht gebaut
SPICA, das »Space Infrared Telescope
M it dem Radioteleskopverbund
LOFAR, dem Low Frequency Array
in Mitteleuropa, gelang es erstmals, einen
einen dreidimensionalen Eindruck zu
erzeugen.
Mittels der Großteleskope Gemini
for Cosmology and Astrophysics« wird Braunen Zwerg nur anhand seiner Radio- North und NASA Infrared Telescope Faci-
nicht realisiert. Wenige Monate vor der strahlung zu entdecken. Dafür suchte ein lity auf dem Mauna Kea in Hawaii konnte
endgültigen Entscheidung brach die Forscherteam um Harish Vedantham von dann ein Gegenstück zur Radioquelle im
Europäische Raumfahrtbehörde ESA das ASTRON, dem Niederländischen Institut Infraroten gefunden werden. Es erwies
Projekt ohne Angabe von Gründen ab für Radioastronomie in Dwingeloo, nach sich anhand seiner spektralen Eigenschaf-
(suw.link/2102-N1).
zirkular polarisierter Radiostrahlung ten als ein kühler Brauner Zwerg. Dieser
im Frequenzbereich von 144 Megahertz. ist rund 212 Lichtjahre von uns entfernt
Mondsonde Chang'e-5 Diese Strahlung war schon bei anderen und weist Temperaturen von wenigen
erfolgreich gelandet Braunen Zwergen, welche im Rahmen von hundert Grad auf. Er ist so kühl, dass sich
Am 23. November 2020 startete die Himmelsdurchmusterungen im sicht- in seinem Spektrum Spuren von Was-
chinesische Raumsonde Chang'e-5 mit baren und infraroten Licht aufgespürt serdampf und Methan finden und somit
dem Ziel, Gesteinsproben vom Mond wurden, nachgewiesen worden. Nun dreh- eher den Gasplaneten unseres Sonnensys-
zur Erde zu transportieren. Um den ten die Astronomen um Vedantham den tems als einem Stern ähnelt.
16. Dezember wurde die Rückkehr des Spieß um, suchten und fanden eine Quel- Braune Zwerge sind sternähnliche
Probenmaterials erwartet. Mehr dazu le dieser Radiowellen am Himmel. Diese Himmelskörper, deren Masse aber nicht
im nächsten Heft (suw.link/2102-N2). erhielt die Bezeichnung BDR J1750+3809, ausreicht, in ihrem Inneren die Fusion
wobei die Zahlen die Position am Firma- von Wasserstoff zu Helium zu zünden,
Deutschland und Japan ment angeben. Die Radiostrahlung ent- was die Energiequelle der meisten Sterne
planen Mission DESTINY+ steht durch das Magnetfeld des Braunen ist. Stattdessen leuchten sie schwach im
Im Jahr 2024 soll sich die japanisch- Zwergs in dessen unmittelbarer Umge- Infraroten und geben langsam die Wärme
deutsche Raumsonde DESTINY+ auf den bung und ähnelt Emissionen, wie sie auch ab, die bei ihrer Entstehung in ihrem
Weg zum Asteroiden (3200) Phaeton ma- bei den Gasriesen des Sonnensystems Inneren eingeschlossen wurde, als sie
chen und diesen im Jahr 2028 erreichen. vorkommen. Zirkular polarisiertes Licht sich aus einer dichten Wolke aus Gas und
Er ist der Mutterkörper des Geminiden- wird unter anderem in 3-D-Kinos verwen- Staub zusammenballten.
Meteorstroms (suw.link/2102-N3). det, um mit entsprechenden Filterbrillen The Astrophysical Journal Letters, im Druck, 2020

Voyager-Sonden liefern
noch immer Ergebnisse
Auch 43 Jahre nach dem Start sind die
Voyager-Raumsonden noch immer aktiv
und liefern neue Erkenntnisse. Nun
fanden sich Hinweise auf eine bislang
unbekannte Art von solaren Elektronen-
Ausbrüchen (suw.link/2102-N4).

25 Jahre SOHO-Raumsonde
Seit einem Vierteljahrhundert
beobachten Forscher mit der
europäischen Sonde SOHO, das
»Solar Heliospheric Observatory«, die
Geschehnisse auf und im direkten
Umfeld der Sonne. Neben unzähligen
Ausbrüchen und Sonnenflecken
registrierte SOHO auch mehr als
ASTRON / Danielle Futselaar

4000 Kometen, die ein feuriges Ende in


der Sonne fanden (suw.link/2102-N5).

Weitere aktuelle Meldungen


aus Astronomie und
Weltraumforschung
finden Sie auf Zwitterobjekt als Radioquelle: Im Magnetfeld des Braunen Zwergs
www.spektrum.de/astronomie und
BDR J1750+3809 wird zirkular polarisierte Radiostrahlung erzeugt, die vom
www.sterne-und-weltraum.de/twitter
Teleskopverbund LOFAR aufgefangen wurde (künstlerische Darstellung).

12 Februar 2021 STERNE UND WELTRAUM


Staub könnte Leben auf Exoplaneten begünstigen

B isher ist wenig bekannt


über die Bedingungen,
die auf Planeten in anderen
ler um Ian Boutle vom Met
Office einen Bestandteil von
Atmosphären ins Spiel, der
Sternsystemen herrschen. in bisherigen Simulationen
Zwar haben Astronomen vernachlässigt wurde: Staub,
in den vergangenen Jahr- der insbesondere in trocke-
zehnten mehr als 4300 Exo- nen, nicht von Vegetation
planeten entdeckt; bei den bedeckten Gebieten in die Luft
allermeisten weiß man bisher gelangt. Da die feinen Partikel
jedoch nur, wie groß und Infrarotstrahlung abfangen,
schwer sie ungefähr sind und könnten sie die Bedingungen
in welchem Abstand von ih- auf der Oberfläche eines Exo-
rem Stern sie sich durch das planeten stark verändern.
All bewegen. Davon könnten Felsplane- Phobos
Bei vielen Exoplaneten ten besonders betroffen sein,
würden Forscher gerne mehr welche rote Zwergsterne auf
wissen. Etwa, aus welchen dichten Bahnen umkreisen –
Gasen ihre Atmosphären und dort, wegen der geringe-

NASA, ESA und STsCI


bestehen. So könnten sie im ren Strahlungsleistung der
Idealfall Bedingungen auf der Zwerge, mitunter trotzdem in Deimos
Planetenoberfläche folgern. die habitable Zone fallen. Viele
Allerdings konnten sie mit dieser Welten rotieren wegen
Teleskopen bisher bloß bei der Nähe zu ihrem Stern
einigen Dutzend großer gebunden, zeigen also ihrem Staubiger Mars: Während der Opposition im Jahr 2018 wurde der
Exoplaneten einzelne Gase Zentralgestirn immer dieselbe Rote Planet von einem globalen Staubsturm umhüllt. Könnte
in der Atmosphäre identifi- Seite. Staub in der Atmosphä- solcher Staub dazu beitragen, auf manchen Exoplaneten das Klima
zieren. Mit Blick auf kleinere re könnte auf diesen Welten lebensfreundlicher zu gestalten?
Felsplaneten bleiben Astro- dabei helfen, das resultierende
physikern daher bislang nur Temperaturgefälle zwischen
Computersimulationen, die Tag- und Nachtseite zu verrin- Da die Partikel elektroma- Fehlen von Staubspuren in der
auf Basis weniger Parameter gern. Schließlich würde der gnetische Wellen in vielen Atmosphäre interessant: Denn
den enormen Spielraum an Schmutz in der Luft die Tag- Frequenzbändern absorbieren, das würde für eine Oberfläche
Möglichkeiten ausloten – und seite des Planeten kühlen und könnten sie potenziell span- sprechen, auf der Pflanzen,
vermutlich in vielen Fällen die Nachtseite erwärmen. nende Biosignaturen wie die Meere oder Eispanzer verhin-
deutlich danebenliegen. Staub könnte allerdings von Wasserdampf, Sauerstoff, dern, dass Material im großen
In ihrer Forschungsarbeit auch die Untersuchung ferner Ozon und Methan verdecken. Stil aufgewirbelt wird.
bringen die Wissenschaft- Exoatmosphären erschweren: In gleicher Weise wäre das Nature Communications 11, 2020

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Neutrinos bestätigen weitere Fusionsreaktion in der Sonne
Anhand von Neutrinos aus dem Inneren der Sonne haben
Fachleute erstmals den sekundären Fusionsprozess in der
Sonne direkt nachgewiesen. Wie das Team des Neutrino-
experiments Borexino in der nun in »Nature« veröffentlich-
ten Zusammenfassung der Ergebnisse berichtet, trägt der
CNO-Prozess etwa ein Prozent der gesamten Fusionsleistung
der Sonne bei. Das entspricht dem theoretisch erwarteten
Wert. Vorhergesagt hatten diese Prozess bereits in den 1930er
Jahren unabhängig voneinander die beiden Physiker Hans

Borexino Collaboration
Bethe und Carl-Friedrich von Weizsäcker, um die Energie-
produktion in der Sonne zu erklären. Daher wird der CNO-
Prozess auch als Bethe-Weizsäcker-Zyklus bezeichnet.
Der größte Teil der Sonnenenergie stammt aus der
direkten Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium; beim
CNO-Zyklus nehmen Kohlenstoff (C), Stickstoff (N) und Sauer-
stoff (O) in einem Kreislauf nach und nach Wasserstoffatom- Kugeliger Neutrinofänger: Der Borexino-Detektor war erst mit
kerne auf und spalten Heliumatomkerne wieder ab. Während Wasser, später mit einer Spezialflüssigkeit gefüllt. Mit ihm ge-
der Laufzeit des Experiments von Juli 2016 bis Februar 2020 lang der Nachweis von Neutrinos des CNO-Zyklus der Sonne.
zählte der Detektor im Mittel etwa sieben Neutrinos pro Tag,
die auf diesen Mechanismus zurückgehen.
Entscheidend für den Nachweis der Neutrinos aus diesem Neutrinos, die beim CNO-Prozess entstehen, geben
Prozess war, Störsignale aus anderen Quellen, zum Beispiel Aufschluss über die schweren Elemente im Sonneninneren,
aus radioaktivem Zerfall im Detektor, möglichst genau zu die man in der Astrophysik als Metalle bezeichnet. Genaue
bestimmen. Während sich die Neutrinos aus der direkten Ver- Daten über den Anteil dieser Metalle könnten deswegen dazu
schmelzung von Wasserstoffkernen klar vom Hintergrund- beitragen, einen Widerspruch zwischen einigen gemessenen
rauschen abheben, liefert der CNO-Zyklus ein Signal, das nur Eigenschaften der Sonne und den Vorhersagen von Sonnen-
ebenso stark oder sogar schwächer ist als weitere Signale im modellen aufzuklären. Außerdem erhoffen sich Fachleute
gleichen Energiebereich – besonders jenes vom Zerfall des aus solchen Daten weitere Informationen über die Entwick-
Nuklids 210Bi (Bismut). Wie viele Neutrinos also tatsächlich lung der Sonne und anderer Sterne im Lauf ihrer Existenz.
von den beteiligten Kernen 13N, 15O und 17F stammen, ermit- Insbesondere deutlich massereichere Sterne ziehen einen be-
telte das Borexino-Team, indem es genau analysierte, welcher trächtlichen Teil ihrer Fusionsleistung aus dem CNO-Prozess.
Anteil der Signale höchstens aus anderen Quellen stammt. Nature 587, 2020

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a) 1953 a) 105 Meter a) 1. Oktober 2020
b) 1963 b) 205 Meter b) 1. Dezember 2020
c) 1973 c) 305 Meter c) 1. Januar 2021

Unter allen Lesern, die uns die richtige Lösung per E-Mail an gewinnspiel@sterne-und-welt- Datenschutzhinweis: Die personenbezogenen Daten der Teilnehmer werden ausschließlich
raum.de schicken, verlosen wir oben genannten Preis. Einsendeschluss ist der 5. Februar für die Durchführung des Gewinnspiels, d. h. die Verlosung und die Kontaktaufnahme zum
2021. Bitte beachten Sie untenstehende Teilnahmebedingungen. Teilnehmer zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung und Zusendung genutzt.
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trum der Wissenschaft und deren Angehörige. Die Namen der Gewinner (und bei »Zum
Nachdenken« aller Teilnehmer mit der richtigen Lösung) werden in »Sterne und Weltraum« Veranstalter der Gewinnspiele von »Sterne und Weltraum« ist: Spektrum der Wissenschaft
veröffentlicht. Die Teilnehmer erklären sich mit der Veröffentlichung von Name, Vorname Verlagsgesellschaft mbH, Tiergartenstraße 15 – 17, 69121 Heidelberg.
sowie Wohnort zu diesem Zweck einverstanden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

14 Februar 2021 STERNE UND WELTRAUM


Der freigelegte Kern

images/heic2012a/) / CC BY 4.0 (creativecommons.org/


NASA, ESA, K. Pontoppidan (www.spacetelescope.org/
eines Riesenplaneten?

U m den etwa 730 Lichtjahre


von uns entfernten, son-
nenähnlichen Stern TOI 849
University of Warwick geht da-
her davon aus, dass es sich bei
TOI 849b um einen freigeleg-
kreist ein Exoplanet in nur ten Kern eines einstmals viel

licenses/by/4.0/legalcode)
18 Stunden. Dies ist in Anbe- größeren und massereicheren
tracht von rund 4300 bekann- Gasriesen handelt.
ten Exoplaneten mittlerweile Durch extreme Gezeiten-
nichts Außergewöhnliches kräfte, die durch das nahe
mehr, jedoch lassen die Eigen- Zentralgestirn verursacht
schaften des mit dem Welt- wurden, könnte die Gashülle
raumteleskop TESS entdeckten des Planeten regelrecht zerris- Fledermaus im All: Mit dem Weltraumteleskop Hubble entstand
Himmelskörpers aufhorchen: sen worden sein. Eine heftige diese Aufnahme des Sterns HBC 672 (Pfeil). Die beiden dunklen
TOI 849b hat etwa 39 Erdmas- Kollision mit einem anderen keilförmigen Schatten rechts und links vom Stern werden durch
sen, aber nur den 3,4-fachen Planeten oder die Verdamp- eine dicke, den Stern umgebende Staubscheibe erzeugt.
Erddurchmesser, also etwas fung der Atmosphäre werden
weniger als die Größe von als Alternativszenarien nicht
Neptun. Dadurch erreicht er ausgeschlossen. Schattenspiele um
eine mittlere Dichte von rund In einem weiteren
den Stern HBC 672
5,2 Gramm pro Kubikzentime- Vorschlag »verhungerte«
ter, was fast der mittleren Dich-
te der Erde von 5,5 Gramm pro
Kubikzentimeter entspricht.
der Planet kurz nach seiner
Entstehung, als der Stern die
ihn umgebende Scheibe aus
U ngefähr 1300 Lichtjahre
von uns entfernt im
Sternbild Schlange (lateinisch:
kegel und erinnern manche
Beobachter an die Fügel einer
Fledermaus. Dies brachte dem
Eine solch hohe Dichte weist Gas und Staub durch seine Serpens) befindet sich im Stern und seinem Nebel die
auf einen Aufbau aus Silikat- Strahlung zerstörte – noch be- Schlangennebel der junge englische Bezeichnung »Bat
gesteinen und metallischem vor TOI 849b genügend Masse Stern HBC 672, der von einer Shadow« ein.
Eisen hin. Wissenschaftler dis- erreichen konnte. Es könnte Scheibe aus Gas und Staub Die Schattenkegel sind
kutieren auch Hochdruckvari- sich eine Lücke in der Scheibe umgeben ist. Das ist weiter sehr groß und erreichen etwa
anten von heißem Wassereis. gebildet haben, so dass nicht ungewöhnlich, aber den 200-fachen Durchmesser
Dagegen dürften die Gehalte TOI 849b vom Nachschub ab- seine Lage im Schlangennebel unseres Sonnensystems, rund
von Wasserstoff und Helium, geschnitten wurde. Auf jeden sorgt für einen besonderen das 12 000-Fache der Distanz
die beispielsweise bei Jupiter Fall bietet dieser Exoplanet Lichteffekt: Links und rechts Erde – Sonne. Somit benötigt
oder Saturn den Löwenanteil die Gelegenheit, das tiefe In- von HBC 672 breiten sich keil- das Licht bis zum Rand der
ihrer Masse ausmachen, sehr nere eines Gasriesen zu erfor- förmige dunkle Schatten aus. Schattenkegel etwa 45 Tage.
gering ausfallen. schen, was bei den Planeten Sie gehen darauf zurück, dass Eine Forschergruppe um
Eine internationale For- in unserem Sonnensystem das Sternlicht nicht die relativ Klaus Pontoppidan am Space
schergruppe um David J. nicht möglich ist. dicke Staubscheibe um den Telescope Science Institute in
Nature Astronomy 2020, doi.org/10.1038/
Armstrong von der britischen s41586-020-2421-7 Äquator durchdringen kann. Baltimore, Maryland, vermu-
So werden Gas und Staub in tet, dass die Aufwölbung der
unmittelbarer Umgebung Scheibe auf einen Planeten
nicht beleuchtet. um HBC 672 zurückgeht, der
Diese Scheibe ist aber nicht den Stern auf einer der Schei-
statisch und gleichförmig dick, be gegenüber leicht geneigten
sondern rotiert um den Stern. Bahn umläuft. Durch seine
Geraten dann dickere Bereiche Schwerkraft verformt er die
in den Weg des Sternlichts, so Scheibe und verbiegt sie.
verbreitern sich die Schatten- ST-ECF, 25. Juni 2020
Mark Garlick / University of Warwick

Die Zahl des Monats

Mit 80 Zentimetern ist der


Große Refraktor in Potsdam das
Heißer Neptun: So könnte der neptungroße Exoplanet TOI 849b aus viertgrößte Linsenfernrohr der Welt.
der Nähe aussehen (künstlerische Darstellung).

www.sterne-und-weltraum.de Februar 2021 15

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