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Von
Hanns Fischer
Mit Z4 Abbildungen
6bb. 2.
In Abbildung 1 ist der Sternenhimmel über einer Landschaft zur leichten
Auffindbarken des Mars (Opposition am 23. August um 5 Uhr mittlerer
Greenwicher Zeit, also um 6 Uhr abends mitteleuropäischer Zeit) gezeigt,
ver winzige am Horizont in den aufgeheilten Himmel weisende Turm deutet
genau nach Süden. Stellt man sich nun um ll Uhr abends mit dem Ge
sicht nach dieser Himmelsrichtung, so steht der Mars, gegebenenfalls etwas
tiefer, an der bezeichneten Stelle als hellster Stern im Sternbilde des Wasser
mann. In größter Erdennähe befindet sich der Mars bereits am 22. August,
da Opposition und geringster Kbstand deswegen nicht genau zusammen
fallen, weil Lrd- und Marsbahn nicht Kreise smd. vie Entfernung beträgt
dabei 58730000 Kilometer.
Abbildung 2 ergänzt das erste Bild, da hier die Sternkarte mit dem schein
baren Lauf des Mars vom 30. April bis zum 1. November sichtbar und die
Opposition durch Umkreisung kenntlich gemacht ist. Stellt man Dp lO um
10 Uhr oder Dp ll um II Uhr oder Dp 12 um 12 Uhr senkrecht zum Horizont,
so befinden sich die Sterne jeweils in der auf dem Kartenbild gezeigten Lage.
(Zeichnung hörbigers.)
von brennender Sehnsucht. y
Ich aber blieb auf dem Mars! Der war bewohnt! Dort oben
fern am dunklen Nachthimmel gab es Menschen. Das war wie ein
Wunder! Lrannte denn dieses Himmelslicht nicht wie die Sonne
in eigener Glut? wie konnte es denn sonst leuchten? wie konnte
dort ein Mensch leben? wie kamen denn Menschen dorthin und wie
wußten wir von ihnen? Das alles stürmte auf den Buben ein. In
seiner Menschenscheu und Verschlossenheit drehte und wendete er
all das in seinem Näpfchen.
Aber eines Sonntagmorgens, als der Vater Rosen schnitt, sagte
er ihm einfach: „Vater, auf dem Mars sind Menschen!" va machte
Vater ein Gesicht, als ob ich ihm weiß Gott was verraten hätte,- dann
aber lächelte er und meinte: „woher weißt du das?"
„Der Herr Kantor sagt es!"
va hing der Vater die Gartenschere in die Laube, trug die Rosen
zur Mutter und rief mich dann. Er stieg in sein Arbeitszimmer hinauf,
klopfenden Herzens ich hinterher. Dort wurde der große Bücherschrank
aufgeschlossen und ein Werk herausgenommen. Und dann sah ich
eine Helle Scheibe mit vielen kreuz- und Querstrichen. Es war ein
Luch in einer fremden Sprache. Aber der Vater erklärte mir, daß diese
Scheibe der Mars sei und die Striche darauf Kanäle. Das könne man
alles in großen Zernrohren sehen, die viel größer waren als unseres,
das gerade hinreichte, um nach der Uhr des nächsten Stadtturmes
unsere Uhren zu stellen. Und weil diese Kanäle vorhanden seien,
weil sie sich änderten, weil man sähe, wie sie sich mit Wasser füllten,
das bei Überschwemmungen aus den Ufern träte, genau wie es auch
die Gder tat, so müsse man annehmen, sie wären von Menschen er
baut. Aber gesehen habe man diese Marsbewohner noch nicht. Und
es sei sehr fraglich, ob das je gelingen würde. Dagegen wäre es wohl
möglich, durch Lichtzeichen mit ihnen in Verbindung zu treten.
Damit schloß die Belehrung, aber das Buch durfte ich zuweilen
besehen. Nie aber sah ich eine andere Seite an als die, welche das
Marsbild zeigte.
Eine brennende Sehnsucht aber war in mir: das alles auch einmal
zu lernen, um „auf alle Zölle" einmal selbst mit den Marsbewohnern
in Verbindung zu treten; denn diese sollten mir dann sagen, ob die
Erde auch leuchtete! Das war einer jener Punkte, der mich nicht los-
lietz: warum leuchtet der Mars? Man hatte mir zwar gesagt, daß der
Stern im Sonnenlicht strahlte. Aber das klang so arg merkwürdig.
10 Schulerinnerungen
Und so türmte sich das Rätsel des Mars immer mehr auf, verwandelte
sich in einen Nnäuel schier unentwirrbarer Widersprüche, bis endlich
in späteren Schuljahren wenigstens so viel klar wurde, daß ein nicht
selbstleuchtender Stern wie der Mars das von der Sonne empfangene
Licht zurückstrahlte, wie es
der Mond ja auch tat. Da
durch aber wurde keines
wegs die Sehnsucht ge
stillt, alles ;u erfahren,
was vom Mars und seinen
Bewohnern zu wissen
möglich war.
Neuen Glanz aber
bekamen die Hoffnungen,
als nach einigen Jahren
der Physikprofessor am
Gymnasium die Zeit vor-
aussagte, da man seinen
Luftballon aus derwesten-
tasche ziehen und zum
Sirius fliegen werde. Man
konnte dann ganz gut den
tlbb. Z: Weg über den Mars neh
Der Mars nach einer Zeichnung von Schia- men— das meinte ich ...
parelli, dem Entdecker der Marskanäle. (Nach Über meine kühnen
Vürgel.) Die Breite der Verdoppelungen ist
in der hier wiedergegebenen Abbildung viel Pläne wurden weidlich
zu groß gezeichnet. Zeigten sie in der Tat abgekühlt, denn eben der
diese Ausmaße, so müßte der Marsozean gleiche Lehrer sagte mir
6—700 Mometer tief sein, eine Zahl, die, wegen mäßigster mathe
wie wir sehen werden, zu bedeutenden Wider
sprüchen fuhrt. Die Nilosyrtis-Gegend scheint
matischer Begabung vor
zu dunkel gezeichnet. aus, es werde mir nie
mals möglich sein, wirk
lich in die Geheimnisse der Natur einzudringen: „... ohne Mathe
matik, wissen Sie!" Damit schloß er seine übliche auf Bedauern ge
stimmte Rede.
Leider hat mein guter Lehrer sich geirrt, wenigstens hinsichtlich
der Fahrt nach dem Sirius. Mit dem Luftballon ist das nichts.
Und was mich anlangt, so bin ich auf meinen Sekundaneransichten
Träumereien. 11
haften geblieben, es sei besser, die Natur und das Leben zu beobach
ten, als sie zu berechnen; ohne Mathematik, wissen Sie!
So wurde der Mars wieder für einige Jahre begraben. Aber
wie der ewige Jude, der immer wieder auftaucht, ungebeten und
unerwartet, so rief auch unser Himmelsnachbar immer wieder die
Erinnerung an ihn zurück, Da wurden schwindelhaft hohe Summen
für den ausgesetzt, welcher auf irgendeine Weise zu einem Gedanken
austausch mit den Marsbewohnern gelangen könnte, vielleicht, daß
diese die kindhaften Zeichen der jungen Lrdenmenschheit verstehen
würden; denn die Bewohner des roten Mars waren ja nach Ansicht
der Astronomen Jahrhunderttausende älter als die von der Sonne
viel, viel später abgeschleuderte Erde. Aber klar war man sich über
eines. Wollte man sich den Marsmenschen bemerkbar machen, so
konnte das nur mit Hilfe der Lichtstrahlen oder mit elektrischen
Wellen gelingen. Und schon waren die reizvollsten Vorschläge da.
Der eine wollte die Sahara (!), der andere die russische Steppe
derart aufforsten, daß der neue Wald dem Bild des pythagoreischen
Lehrsatzes entspräche, also einer mathematischen Grunderkenntnis,
die den Marsbewohnern auf alle Fälle bekannt sein sollte (vgl.
Abb. 48).
Als im Jahre 1909 der Mars sehr günstig zur Erde stand, hörten
die Zeitungsberichte über die Telegraphie nach dem Mars überhaupt
nicht auf. hatte doch Douglas schon im Jahre 1900 (wie sinnig zur
Jahrhundertwende!) Lichtsignale vom Mars aufblitzen sehen. Darum
empfahl der amerikanische Astronom, einen Hohlspiegel von 900 in
Durchmesser zu bauen, um die Martier anzublinken. Der Engländer
Larkin widersprach diesem Vorschlag, denn er hatte errechnet, daß
ein solches Gerät 836 irrn Durchmesser haben müsse. Bald aber stieß
er diese Behauptung selber um und begnügte sich mit nur 42 km,
da die Marsleute gewiß über viel bessere Zeichenempfänger verfügten
als wir jedenfalls viel rückständigeren Erdenbewohner. Man sieht
also, daß noch vor 15 Jahren die Führer der himmelswissenschaft
nicht den geringsten Zweifel an der Bewohnbarkeit des roten Sterns
hegten. Ihnen kamen Männer von der Bedeutung des amerikanischen
Physikers Nikolas Tesla zu Hilfe, der eines schönen Tages erklärte,
er habe in seinem Wohnsitze im Kelsengebirge Nordamerikas durch seine
Anlage für drahtlose Telegraphie drei Signale, die Zeichen für Eins,
Zwei, Drei empfangen, die von keiner irdischen Station ausgegangen
12 Unbekannte Brüder
auf ihm fußend, auch die Kenntnisse vom Aufbau unserer Erde lücken
haft, teilweise sogar völlig falsch sind. Nur so ist es zu erklären, daß
man auch hinsichtlich unseres Geschwistersterns, des Mars, sich bisher
nur in Vermutungen ergehen konnte, da die Erscheinungen auf dem
roten Stern auf keine noch so geistvolle Weise mit den „wissenschaftlich
gesicherten Tatsachen" übereinstimmen wollten. Denn es ist doch wohl
kein größerer Unterschied denkbar, als wenn die einen auf dem Mars
ein hochentwickeltes Leben mit erstaunlichem technischen Können ver
treten, die anderen aber von einem toten, lufthüllenlosen, kalten,
wüstenreichen Stern reden.
Neben einigen, welche die Kanäle entweder als optische Täu
schungen erklären, oder sogar sie leugneten, eine Ansicht, die heute
nicht mehr haltbar ist, neben den gewagtesten Höhenflügen hat neuer
dings Adrian Baumann die bisherigen Leobachtungsergebnisse zu
einem ganz anders gearteten, sehr sachlichen Gesamtbilde vereinigt.
Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Hellen Teile des Sternes nicht,
wie bisher angenommen wurde, Länder sind, sondern Meere, die
infolge der großen Kälte aber vereist sind. Die dunklen Flecke aber
hält er für Land. Auch aus den Eismeeren ragen Inseln hervor, die
zum großen Teil Vulkane sind, tätig noch, und den gelbbraunen
Schleier erklären, der zuweilen in ihrer Nähe beobachtet wird. Zwischen
Inseln und Festland treten nun Spannungen im Eise auf; breite Risse
entstehen und erscheinen uns als „Kanäle". Die aus den Feuerbergen
ausgeworfenen Aschenmengen bedecken auf große Strecken hin das
Eis und rufen die rote Farbe des Sterns hervor. Zwar darf man diese
Zustände als recht ungemütlich bezeichnen, aber auch bei uns leben in
den Polargegenden Menschen. So wundert man sich durchaus nicht,
daß Laumann das Vorhandensein von Lebewesen auf dem Mars für
nicht ausgeschlossen erklärt.
So beachtenswert auch diese von Baumann vertretenen An
schauungen sind und so sehr sie auch den Eindruck einer befriedigenden
Lösung des Marsrätsels machen, so sind auch sie doch viel zu sehr von
dem Laplaceschen Weltbilde beeinflußt, als daß man sie für etwas
grundsätzlich Befriedigendes erklären könnte. Es soll dabei nicht ver
gessen werden, daß Baumann eigene Wege geht. Aber auch ihm
wird das bisherige, in den Grundfesten morsche und an sich unzu
reichende Weltbild zum Verhängnis. Überdies vermag auch er nicht
alle Geheimnisse des Mars zu entschleiern. Eine Teillösung aber
Mars-Ingenieure. 17
6bb. S.
Die Ansicht der berühmten Marsgegend hudraotes Nilus in irdischer Blick-
oerkürzung, wie sie von Schiaparslli in den beiden Marsoppositionen von
1882 und 1886 m derart auffallender Verschiedenheit gesehen wurde, datz
diese geradezu als Beweis für die hohe Geistigkeit und das technische Können
der Mars-Wasserbauingenieure geweitet wurde. Man sieht da, wie im
Jahre 1882 einzelne Kanäle doppelt erscheinen und dann 1886 wieder einfach
gesehen wurden, und umgekehrt. Des Rätsels Lösung wird später gebracht
werden, hier soll nur das Fragezeichen der Marskanal-Verdoppelungen hoch
aufgerichtet und zugleich eine Vorstellung gegeben werden von der ver
meintlich längst erfolgten Abtragung -er Gebirge und Einebnung der Mars
oberfläche, wie sie uns in Abb.4 sichtbar wird, ohne datz dort Näheres über die
Erscheinung der kanaloerdoppelung erkennbar ist (Zeichnung hörbigers)'
dürfte den nicht befriedigen, der von der Einheit der Natur überzeugt
ist und deswegen daran festhalten muh, dah es einen einzigen Schlüssel
zur Lösung aller Naturwunder gibt. Lassen sich also nur Teile eines
Fragenknäuels entwirren, so darf man mit Zug und Recht Zweifel
an der Richtigkeit des ganzen Gedankens hegen.
Sischer, ver Mars. 2
18 Unzureichende Deutungen.
Ubb. 6.
Dieses Bildchen gibt die perspektivischen Grundlagen an, nach denen das
vorhergehende Doppelbild 5 gezeichnet wurde. Ls dient nur dazu, um zu
zeigen, daß auch die scheinbar einfachsten Abbildungen auf entsprechender
mathematischer Grundlage entstanden sind (Zeichnung hörbigers).
für Jupiter und Saturn gegen 1,391081 kin bei der Sonne. Das sind
aber ganz unvorstellbare Größen, und sie werden auch nur wenig
verständlicher, wenn wir sagen, daß jedem der inneren Wandelsterne
ein äußerer von etwa zehnfachem Durchmesser entspricht bei einem also
etwa tausendfachen Rauminhalt. Der 12,756 lun messenden Erde
entspricht dann der 142,745 luu aufweisende Jupiter (1312facher
Rauminhalt); der 12191 km Durchmesser zeigenden Venus wäre
Saturn mit 120780 km entgegenzusehen (867sacher Rauminhalt);
dem nur 4842 km aufweisenden Merkur entspräche Uranus mit 49629
lrm (1186facher Rauminhalt); oder Mars mit seinen 6784 irrn ent
spräche dem 55500 Irrn messenden Neptun, eine Größe, die allerdings
nur den 550fachen Rauminhalt zeigt. Wir kämen so zu dem Ergebnis,
daß die vier äußeren großen Planeten dem Rauminhalt nach zusammen
rund 1060mal so groß sind als die vier inneren. Selbst wenn wir zu
den letzten noch den Mond hinzufügen, wird das Ergebnis nur ganz
unwesentlich beeinflußt, da unser Nachtgestirn nur V°o des Erd-
Rauminhaltes aufweist.
Aber, wie gesagt, diese Zahlen geben uns keine rechte Vorstellung,
wir müssen uns, um ein richtiges Gefühl für die wahren Verhältnisse
zu erhalten, alle diese Werte in einer erfaßbaren Verkleinerung vor
Augen stellen, verringern wir die Ausmaße unserer Sonnenwelt
auf ein Tausendmillionstel der wahren Größe, so werden die Größen-
zusammenhänge sofort durchschaubar. Die Sonne hat dann einen
Durchmesser von rund 1,4 m. Bewegen wir uns nun in der Ebene,
welche die Planetenbahnen um die Sonne bilden, nach außen, so
treffen wir in 58 in Entfernung auf ein Pfefferkorn von 4,8 nun
Durchmesser, den Merkur; nach weiteren 50 in (108 in von der Sonne)
auf eine kleinkirsche von 12,2 nun, die Venus; nach weiteren 41 in
(149 in von der Sonne) auf eine Kirsche von 12,7 nun, die Erde;
und nach weiteren 79 in (228 m von der Sonne) auf eine 6,8 nun
messende Erbse, den Mars. Die kirschengroße Erde wird dabei in einem
Abstande von rund 38 om von einem 3,5 nun großen Pfefferkörnchen,
dem Mond, umkreist. Den erbsengroßen Mars aber umschwärmen
zwei mikroskopische Mehlstäubchen von etwa 0,01 uuu Durchmesser
in Abständen von 9 und 24 nun. Es ist hier ersichtlich, daß die Mars
monde weder nach Bahndurchmesser noch nach Rauminhalt mit
unserem Monde einen vergleich aushalten, denn es gehen rund
43 Millionen Marsmonde auf den Inhalt unseres Mondes. Gehen
Grötzenverhältnis der Wandelsterne. 23
wir nun über Mars hinaus, so treffen wir nach weiteren 550 m
(778 in von der Sonne) auf die l4,3 via große Regelkugel des Jupiter;
nach weiteren 748 in (1426 rn von der Sonne) auf die 12,1 vw
messende Regelkugel des
Saturn, dessen Ring hier
außer Betracht bleibt; bis
zum Uranus, der einer Bil
lardkugel von 5 ein Durch
messer entspricht, brauchen
wir 1443 m oder 1,443 lrm
(2,869 km von der Sonne);
nach weiteren 1,59 Irrn er
reichen wir die Billardkugel
des Neptun von 5,5 cm Durch
messer. von der Sonne bis
zum letzten ihrer Begleiter
hätten wir einen Spazier-
gang von 4,459 lrm zu
machen, hier also werden
die Unterschiede nun ganz
deutlich; neben den Pfeffer
körnern, Erbsen und Rirschen
der inneren Planeten stehen
die Regelkugeln und Billard
bälle der äußeren.
Aber auch andere scharfe
Unterschiede zeigen sich
zwischen den inneren und
äußeren Planeten, wäh
rend die Wandersterne von
Merkur bis Mars ein der
Erde ähnliches Eigengewicht Abb. 8.
aufweisen, weichen Jupiter Die Wandelsterne in richtigem Größen-
verhältnis zur Sonne.
bis Saturn als sehr leichte
Gebilde stark ab. Unter Eigengewicht (spezifisches Gewicht) wird folgen
des verstanden: wiegen wir 1 Liter Wasser von 40 0, so erhalten wir bei
üblichem Luftdruck das Gewicht von 1 lrZ. wiegen wir nun auch 1 Liter
Blei bei 4° genau ab. Es ist selbstverständlich, daß der Liter Blei wesent
24 vom Eigengewicht.
lich schwerer sein muß als der Liter Wasser. Bei näherem Zu
sehen würden wir das Gewicht des Liters Blei zu 11,36 kg finden,
also feststellen müssen, datz Blei 11,36 mal schwerer ist als Wasser.
Setzen wir also das Gewicht der Wassereinheit gleich l, so erscheint
die gleiche Einheit Blei eben l l,36mal schwerer. Wir sagen demgemäß:
das Eigengewicht des Wassers ist gleich l, das des Bleies gleich 1l,36.
Auf diese Weise läßt sich das Eigengewicht jedes Stoffes bestimmen.
Durch erweiterte Rechnungen ist die Forschung in der Lage, auch die
Eigengewichte der Gestirne unserer Sonnenwelt festzustellen. Und
während wir so nun prüfend unsere Weltinsel bis an die fernen Gren
zen durchschreiten, stotzen wir sofort auf ein tiefes Geheimnis, das
kein himmelskundiger zu deuten vermochte. Gegen die Eigengewichte
der inneren Planeten (helioden — Sonnenstoff—Planeten):
Merkur Venus Erde Mond Mars
5,63 5,l9 5,56 3,4 3,99
die also alle, wenn auch mit nicht unerheblichen Schwankungen, so
doch augenfällig eine gewisse Einheit bilden, fallen schroff und über
raschend die äuhern Planeten (Neptoden — Wasser—Planeten) ab:
Jupiter Saturn Uranus Neptun
1,35 0,69 r) 1,37 1,33
die wie ein wesenfremdes Anhängsel ebenfalls eine und, wie man
sieht, in sich sehr übereinstimmende Gruppe bilden.
Was blieb den auf Laplace festgelegten Astronomen übrig,
als der einzige Ausweg, die scheinbar Iahrmillionen älteren äußeren
Planeten als glühende Gasbälle anzusehen, während die Geschwister-
sterne vom Mars ab nach innen zu mehr oder weniger ausgekühlt
sein sollten. Diese ohne jede Erfahrungstatsache abgeleitete Annahme
mutzte zu Widersprüchen führen und führte zu ihnen, ohne natürlich
im tiefsten Sinne eine wirklich einleuchtende Deutung zu geben. Da
versteht man nun, weswegen das von einem kühlen Ropfe ausge
sprochene ehrliche i^norabimus so reichen Beifall und so offene Zu
stimmung fand. Dagegen ist es geradezu erheiternd, jetzt wieder zu
beobachten, mit welcher Hartnäckigkeit die Wissenschaft derartige An
nahmen, wie die Erklärung des Eigengewichts der Wandelsterne,
als gesicherte Tatsachen der exakten Forschung auszugeben versucht.
Genug, wir wollen es ruhig bekennen, datz kein heutiger Himmels
forscher in der Lage ist, das Rätsel der Planetengewichte auch nur an
nähernd einleuchtend zu lösen. Datz eine Erklärung nur dann not
Der geheimnisvolle Gasball. 25
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Abb. 9.
Mutter-Riesin und Einfängling als Urnotwendigkeiten zur Erzeugung
unserer Sonnenwelt im Sinne der lvelteislehre (Zeichnung hörbigers).
und zwar ein sehr großer Begleiter von Haus aus so reich an Eisen
ist, daß er die auftretenden Spannungen überwindet und als Ganzes
in den Glutflußozean des Riesensternes eindringt.
wem ein solcher Vorgang nicht
glaubhaft erscheint, der kann noch
folgende Denkarbeit zu Hilfe neh
men: Noch während der in unserer
Abb. 10 als L bezeichnete Be
gleiter um die Mutterriesin Ll
kreist, kann ein anderes großes
Gestirn? so nahe vorüberstreichen,
daß der ältere durchtränkte Be
gleiter L aus seiner Lahn gerissen
wird. Aber die Mutterarme lassen
Aus seiner Bahn durch einen vor ihn nicht vollends enteilen, sondern
beigehenden größeren Stern8 heraus- zwingen ihn in so steiler Bahn
gestörter Mutterriesin (ül »-Begleiter
zurück, daß er keine Zeit findet,
8, der nun in steiler Bahn auf A zu
rückfallend in kl eintaucht.Jn den mei sich etwa in Einzeltrümmer auf-
sten Fällen ist aber ein so großer wasser- zulösen, sondern genötigt ist, als
durchtränkter Begleiter derart eisen ganzer Nörper in den Glutleib
haltig und fest, daß er auch ohne eine der Mutter hinabzutauchen bis zu
solche, ihn aus seiner Bahn störende
Leihilfe unzerrissen in den Glutfluß- einer Tiefe, die von seinem eigen
ozean der Mutterriesin eindringen tümlichen Gewicht bedingt wird.
kann Mb. hat nur Anschauung;wert). Macht es auf diese Weise nun
keinerlei Schwierigkeit, den Be
gleiter unzerrissen der Mutterriesin einverleibt zu sehen, so besteht
dennoch auch die vorherige Angabe zu Recht, daß gerade ein sehr
großer Begleiter von Hause aus die nötige Eisenbeimischung mit-
bringt, um der Beihilfe eines dritten Gestirns zum ganzkörperigen
Eindringen in den gigantischen Glutflußozean nicht mehr zu be
dürfen. Nehmen wir die oben gegebenen Zahlen und für den Ein-
fängling ein Eigengewicht etwa dem der Erde gleich, so dürfte er
in einer Tiefe von 130—140 Millionen Nilometer zur Ruhe kommen.
Zur Ruhe? Ein vereister Stern, der in eine Glutmasse eintaucht?
Zur Ruhe? Müßte denn das Eis nicht im Augenblick schmelzen und
verdampfen?
Nun, die Dinge liegen nicht ganz so einfach, wie man aus den ersten
Blick glauben könnte. Selbstredend hat sich der Eindringling jeder
vom Siedeverzug. 2Y
Llbb. 11.
vie vollendete vampfentberstung unserer Mutterriesin LL im südlichen Stern
bilde der Taube infolge Explosion der wasserdurchtränkten Bombe L des
früheren Einfänglings und Begleiters: 8 — künftige Sonne, zugleich Schwer
punkt des in Drehung geratenden Auswurfes kk'/lL'; 8V----gradlinige Schwer
punkts- oder Sonnenbahn, VV — künftige Entberstungsflüchter. m gibt den
Auswürfen ihren eigenen Drehsinn mit, so dah die höher beschleunigten leichten
Massen des rechten Flügels Rk' den langsamer fliegenden Schwermassen der
linken Flügels Vb' voreilen wollen, aber durch die Schwerwirkung von 8 ge
zwungen werden, vorne nach links hinüber zu schwenken. Dadurch entsteht
in dem 8-fernen Gebiete des Auswurfs eine nach vorn links streuende
Schaufelwurf-Wirkung, in dem 8-näheren Gebiete aber allmählich eine voll
kommene Drehung um 8 im Sinne von Drehpfeil v (Zeichnung hörbigers).
Abb. 12.
Entwicklung unserer Sonnen- und Milchstratzenwelt aus dem in Abbildung 11
versinnbildlichten Zustand der Vrehungseinleitung. vie zur späteren inneren
(Gs) Milchstraße führende Eisbildung ist im Gange. Uns berührt für die
vorliegende Arbeit nur der bis zum mittleren Trennungsstrich reichende rechte
Teil der Abbildung, also einschließlich des Eisgewölles lS. Inmitten dieses
Gewölkes befindet sich das restliche Glutflußkreisel, dessen Form Abbildung 13
im wesentlichen zeigt. Dieser mittlere Glutflußkreiselraum, dessen Art durch
Nacheinandervergleich der Abbildungen 12 bis 18 kennen zu lernen ist^
bildet eine Art doppelseitig eingebauchter, also bikonkaver „Linse", die im
Verlauf der ebengenannten Abbildungen immer mehr abtlacht, zusammen-
schrumpft und sich immer mehr und mehr entvölkert, da m ihr zunächst
der gegenseitige Einfang vor sich geht, der Jnnenrand immer größere und
größere Glutflußkugeln an die inmitten werdende Sonne abgibt, während
oom Autzenrand eine Unzahl solcher Glutflußkugeln infolge Zliehkraftüber-
schuß in den mit 6 bezeichneten Lahnen nach außen entweichen, um die
für unsere hiesigen Gedanken außer Betracht bleibende äußere (Glut--Milch
straße zu bilden. An der vrehung des Ganzen beteiligt sich alsbald der dünne
lveltraumwasserstoff des nächsten und dann immer ferneren Umraumes.
Eine wirksame Ventilatorwirkung wird eingeleitet, so daß Unmassen dünnsten
Wasserstoffs (U) aus beiden Polgegenden angesaugt werden, die mit dem
durch vruckentlastung aus dem Glutfluß freiwerdenden Sauerstoff (0) zu
Wasserstoff (8,0) verbrennen. Dieser wird in zwei Ebenen strahlig hinaus
geschoben und zu Schnee verdichtet. Er ballt sich weiter zu zahllosen Eis-
ballen und -blöcken der alleroerschiedensten Größen und befindet sich bereits
durch mechanisch pausenlosen Nachschub neu entstehenden Eises außerhalb
der Sonnenschwere. Vie zwischen ihm und dem Ureisel befindlichen Gebiete
sind also mit einer Unzahl LisPlanetoiden bevölkert, die aber, innerhalb der
Sonnenschwere befindlich, mit Umläufen müssen (Zeichnung hörbigerr).
Abb. 13.
Vas Glutfluhkreisel formelhaft, die Mittelgebiete der Abbildungen 12 bis 18
darstellend. Es mag ein Querschnitt durch 8 der Abbildung 11 senkrecht
zur Sonnenbahn 8L anfangs die Form » zeigen, die aber durch eine Heraus
bildung des Schwerpunnes 8 in Abbildung 11 sich mehr und mehr inmitten
einbaucht, somit aus » die Durchschnitte b, o, ä, e sich durchbilden. In ä
ist nur der eine halbquerschnitt des Keilringraumes LR, in Bild s mit dem
Sonnenembrgo inmitten dargestellt. Dieser Keilringraum Lk flacht sich
durch gegenseitigen Einfang immer mehr ab, schrumpft ein und entvölkert
sich. Aus diesem Glutfluhkreisel, dem erfüllten Keilringraum, entweicht auch
zu beiden Seiten jener Sauerstoff, der sich mit dem beidpolseitig herange
saugten Weltraumwasserstoff zunächst zu Dampf verbindet und im Smne der
Abbildungen 14 bis 18 den Baustoff der Eismuchstrahe L liefert. Überschaut
man die Abbildungen 12 bis 18, so findet man eine Darstellung, die sich
natürlicherweise ergeben würde, wenn der Beobachter sich rasch vom Schau
platz des Lonnenweltwerdens entfernt (Zeichnung hörbigers).
Teile wird das auch gelingen. Da aber nun die Schwerekräfte der Hin
teren Hauptausschußmasse, welche langsam aufholt, zu wirken be
ginnen, wird, statt des freien Zluges ins All, die Zlugrichtung inner-
*
3
26 vom Chaos zur Form.
Kbk>. 14.
Erster Entwicklungszustand des mittleren Glutfluhkreisels 8 aus den Ab
bildungen ll, l2, lS; Baubeginn der Eismilchstratze L; 8 die künftige Zone
der inneren Kleinwandelsterne Merkur, Venus, Erde, Mond, Mars mit
Sonnenballung inmitten. R — Beginn der Eisbildung infolge allmählichen
Einsehens der bei Abbildung lZ beschriebenen ventilatorwirkung; II — beid-
polseitig herangesaugter Wasserstoff- 0-- dem Glutfluhkreisei beidseitig und
auch äquatorial entweichender Sauerstoff, demzufolge Wasser- und zuletzt
Eisbildung bei lL R. Vi« künftige Ebene der Eismilchstratze noch unbestimmt,
da die Eisbildung erst am Anfang, vas Glutslutzkreisel beginnt aber bereits
sein Wanken, vie Keilringräume nur schematisch, in Wahrheit viel stumpf
winkliger und verschwommener begrenzt <Zeichnung yörbigers).
ausgeschoben, hier aber setzt die Weltraumkälte ein und aus dem
Wasserdampf wird zunächst Schnee, der sich dann allmählich zu firneis-
artigem Lise zusammenballt. Nach einiger Zeit wird also das Glut-
flußkreisel von einem am kreiselaußenrande beginnenden Lisgewölk-
ring umgeben sein, dessen Bildung aber nur so lange vor sich gehen kann,
Abb. 15.
Zweiter Entwicklungszustand des mittleren Glutfluhkreisels 8 aus Ab
bildung 14. Aufbau der Eismilchstrahe L aus N und O bezw. N.O. vorn-
links-Abneigung des mittleren Glutfluhkreisels bereits eingeleitet, daher Ab
weichung der Lismilchstrahenebene von der Kusschuhurebene oder der mit
ihr zusammenfallenden Ebene der Sonnenslugbahn (Zeichnung hörbigers).
als vom Glutflußkreisel Sauerstoff geliefert wird. Ist das Kreisel aber
entgast, so muh naturgemäß die Wasserdampf- und Eisbildung auf
hören.
Mittlerweile aber sind auch innerhalb des Kreisels einschneidende
Veränderungen vor sich gegangen. Nicht nur der Sonnenembrgo ist
gewachsen, sondern auch innerhalb des ganzen Kreisels haben größere
Brocken aus Zixsternbaustoff ihre Bahnen ausgefischt und sich durch
Ursonne und Planeten.
Abb. 16.
Dritter Lntwicklungszustand des mittleren Glutfluhkreisels 8 aus Abbildung 15.
Aufbau der Gismilchstrahe L- inmitten die künftige Zone der inneren Pla
neten Merkur, Venus, Erde, Mond, Mars ( Helioden — Sonnenähnliche)
mit fortschreitender Sonnenballung. Die Vorne-Niederwankung aus der Ur-
ebene ist weiter fortgeschritten. Ventilatorwirkung, Eisdampfbildung und
Eismilchstrahenaufbau im vollen Gange. Lismilchstrahenebene D8 zwar
schon angedeutet, während Vorne-Niederwankung des sich abflachenden, ent
völkernden und einschrumpfenden Glutfluhkreisels seine endgültige Stellung
noch etwas unbestimmt läht (Zeichnung hörbigers).
standen, würden wir um diese Zeit von der Ursonne aus einen Spazier-
gang nach dem Kreiselrande und über diesen hinaus in das Eisring-
gewölk machen, so würden wir aus folgendes treffen:
Da, wie wir wissen, im Innern des Kreisels außer Sternbaustoff
nichts anderes vorhanden war, so gewahren wir nun eine Anzahl
40 Eis Planeten
Abb. 17.
vierter Entwicklungszustand des mittleren Glutfluhkreisels 8 aus Abbildung 16.
Aufbau der Eismilchstrahe LL fast beendet, ver Teil L6L8 der Ab
bildung 12 könnte den Grundriß hierzu bilden. 8 künftige heliodenzone
mit fortschreitender Sonnenballuna, deren Vorne-Linksabwankung soweit ge
diehen, daß Eismilchstratzengleicher V6 den auch heute noch vorhandenen Winkel
von 13 bis 17° mit der Sonnenbahn 8L einschließt. 8otr — sehr allmählich ver-
schwimmende Grenze der Sonnenschwere. Die nach Schluß der Entgasung
von 8 bezw. nach Schluß der Eisbildung noch innerhalb 8ob befindlichen
und dort notwendig keplerisch umlaufenden Eismassen bilden sich durch
Zangspiel zu einer lückenlosen Eisplanetoiden-Zone aus, die sich infolge
des anfangs sehr raschen vahnschrumpfenr von dem außerhalb der Sonnen
schwere geratenen nicht umlaufenden Eiskörpergewölbe (heutige Eismilch-
straße) trennt und so jene ungeheuer breite eirleere Zone schafft, die heute
zwischen dem Außenrand der transneptunischen Planetoiden und dem Znnen-
rand der Eismilchstraße klafft. Die Sonne inmitten ist nicht nur das weit
aus größte Glied unter ihren kleingeschwistern, sondern auch die Königin
der beiden Milchstraßen und nicht nur der engeren Sonnenwelt. In den
Abbildungen 14 bis 17 konnte neben der Vorne-Niederwankung nicht auch
die noch geringfügige Links - Abwankung des heliodenkreises dargestellt
werden. Diese wird erst in Abbildung 18 sichtbar (Zeichnung hörtngers).
heben, der vorauffliegende sich aber senken würde. Um nun die Folgen
des Kreiselgesetzes zu verstehen, wollen wir uns den ganzen Vorgang
noch etwas deutlicher machen. Nehmen wir einen Reisen, in dessen
42 Kreiselwanken.
Mitte wir eine Bleikugel als banne durch feine Drähte nach den Rän
dern zu verspannen, und werfen wir ihn flach, also parallel mit dem
Erdboden von uns, so werden wir sehen, daß der Reisen sich alsbald
6bb. 18.
Weiterentwicklung der Eismilchstraße V, der Neptodenzone (Wasserplaneten
Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun nebst Planetoiden) R und der helioden-
Zone (in den früheren Bildern mit 8 bezeichnet) nach Schluß der Eisbildung
und vorgeschrittenem Fangspiel innerhalb Sonnenschwere Lob. Alles durch
aus unmaßgeblich und sehr schematich. LL — Eismilchstraße weit außer
halb der Sonnenschwere Lob befindlich. R6 Lismilchstraßengleicher mit 8L
einen Winkel von 13 bis 16° einschließend. N Neptodenzone, darin die vier
flach gesehenen Kreise samt dem heliodenkreisel, auch die Linksabwankung
nebst der Vorne-Abneigung bereits erkenntlich, vie vier flach gesehenen
Kreise N mögen die Bahnen der vier Neptoden Jupiter bis Neptun ver
sinnbildlichen. Um einigermaßen im Maßstab zu bleiben, hätte man sich
dann die Grenze der Sonnenschwere Lob etwa auf das zehn- bis fünfzehn-
fache und den Jnnenrand von LL auf das vierzig- bis fünfzigfache des ge
zeichneten erweitert zu denken, so daß sich dann außerhalb der Neptunbahn
und innerhalb Leb nicht nur eine breite Zone für die transneptunischen
Planetoiden (Neptoiden), sondern von deren Außenrande auch noch eine
breite eisleere Zone ergibt. Denn es müßte nicht nur in den innerhalb Lob
befindlichen Gebieten der ursprüngliche Nußenrand der transneptunischen
Neptoiden seit Schluß der Eisbildung arg zur Sonne hereingeschrumpft sein,
sondern es mußte sich seither auch Lob infolge des Massenzuwachses der
Sonne wesentlich erweitert haben, ohne aber wenigstens nach rückwärts hin
BB zu erreichen, hiernach dürfte der in der folgenden Abbildung unmaß-
jtabllch gezeigte heutige Zustand sofort verständlich sein (Zeichng. hörbigers).
links herum, so wird sich jetzt das Aufstellenwollen etwas anders äußern,
da zugleich ein kreiselartiges Wanken der Kreiselebene einzutreten
beginnen wird, würde der Reifen weit genug fliegen, so würde man
sehen, wie die Bleikugel aus der Reifenebene etwas nach vorne Heraus
tritt und im ersten Zolle, also ohne Drehung, den Keifen selbst senkrecht
zur Zlugrichtung, mit Drehung aber nur leise kreiselartig wankend und
ihn aufrichtend hinter sich herschleppt.
Ganz dasselbe tut nun die Sonne mit dem Planetenkreisel.
Allerdings vollzieht sich das kreiselartige Wanken der Planetenebene
(Ekliptik) ungemein langsam, und ihre linksherum wankende Lmpor-
stellung ist bis zum heutigen Tage erst bis zu etwa 66° zur Sonnenflug-
bahn gediehen.
Was wir eben hier auf rein mechanischem Wege abgeleitet haben,
das trifft völlig für den Zustand unserer Sonnenwelt zu. Nur ist der
ganze Vorgang bis heute noch nicht zum Abschluß gekommen, sondern
der Planetenreifen erst bis zu einigen 66° aufgerichtet.
Dieser Satz bedeutet aber mehr, als es zunächst scheinen mag,-
er enthält geradezu eine Weltweisheit, von der sich bisher nur sehr
wenige etwas träumen lassen. Man schlage doch einmal irgendeine
Himmelskunde auf, eine wissenschaftliche oder eine volkstümliche —
ganz gleich —, überall wird man Unendlich keilen und Ewigkeiten
finden. Aus diesen beliebig dehnbaren Auffassungen ergeben sich
sofort höchst unklare und irreführende Folgerungen, die alle nach der
eigenartigen Formel verlaufen: wenn im Kosmos zu irgendeiner Zeit
irgendein Vorgang einmal eingesetzt hat, so muß er wegen der unend
lich großen, seitdem verflossenen Zeiträume auch längst zum Abschluß
gekommen sein. Wir aber wissen, daß wir erst in der Zünglingszeit
unserer Sonnenwelt leben, und daß demgemäß kein einziger Vorgang
zu seinem Abschluß gekommen, also alles noch in Fluß und Änderung
begriffen ist. was aber tat die bisherige Forschung? Sie minderte
die Größe der Welt auf die Kleinheit des menschlichen Begriffsver
mögens herab und tat so, als ob sie Unendlichkeiten mit einigen For
meln zu meistern vermöchte. Es bedarf keines weiteren Wortes, um
die ganze Unzulänglichkeit eines solchen Gedankenganges zu erhärten.
wir erkennen, daß Zahrmillionen nur Bruchteile einer Welt
sekunde sind und daß auch der Kosmos, daß die Welt von den bio
logischen, von den Lebensgesehen gemeistert wird. Wir sehen also
hier erstmalig das Werden im All,- fühlen den Pulsschlag, der
44 heutige Sonnenwelt.
Abb. 19.
Entwicklung des heutigen Zustandes der Lismilchstrahe BL, der Neptoden-
zone R usw. aus der Abbildung 18. heliodenzone bereits zu undarstelbarer
Kleinheit zusammengeschrumpft. Alle Bezeichnungen wie bisher. Rl und
Innen- und Autzsnrand der tranrneptunischen Neptoidenzone. 817 — Sonnen-
urort. Infolge des vom Weltraumwasserstoff ausgeübten Widerstandes ist
LL als Ganzes bereits ein gutes Stück hinter der mächtigen Sonnenmasse
zurückgeblieben bezw. ist die Sonne in der Richtung 8L aus 817 bezw. aus
L6 nach vorne und oben um dar gezeichnete Stück vorausgeschlichen. Alle
Einzelheiten, ermittelt auf Grund der Berechnung unter der Voraussetzung
der Muttersternexplosion decken sich vollauf mit den Tatsachen. Auf Grund
der Beobachtung steht die Sonne heute nicht nur den vorderen (Zlugziel-
„Schwan"-seitigen) Teilen der Lismilchstrahe näher als den Hinteren („Lin-
horn"-seitigen) Gebieten, sondern es bildet auch L6 keinen genau größten Kreis
des Himmels mehr. Dieser liegt erst bei Lk (Eismilchstraßen-Parallel-Lbene >.
Ls ist das alles bereits bekannt, da man weiß, datz die Sonne ein wenig
aus der Lismilchstrahenebene nach galaktisch Norden hin (extraplan) ab
weichend steht. Dar schon in Abbildung 18 ersichtliche kreiselartige Wanken
der Neptodenzone bis einschließlich Neptunbahn ist heute bis zu einem Winkel
von 66 Grad zur geradlinigen Sonnenflugbahn 8V gediehen *) lZeichn. hörb).
zeigte. Man denke doch nur an den Blinddarm, ein heute vom Men
schen nicht mehr benötigtes Drgan, das sich in Rückbildung befindet,
also zeigt, wie auch der menschliche Körper sich umbildet, um seiner
besten und zweckmäßigsten Form zuzustreben. Die Blinddarmerkran
kungen zeigen jedoch, daß dieses Ziel noch nicht erreicht wurde, daß
also unnötige Reibungen bestehen, die erst noch beseitigt werden müssen,
ehe wir, allerdings nur in bezug auf den Blinddarm, von dem Abschluß
Gefalle und Spannung. 45
Alle diese bis zu den allertiefsten fragen über Welt und Kultur
hinführenden Einsichten konnten aber nur gewonnen werden, wenn die
irrtümliche Annahme der ewigkeitbedingten bisherigen Anschauungen
als haltlos erkannt und verlassen wird. Man wird sich wundern,
warum ich in diesem Büchlein solche Fragen streife. Ich will den Grund
sofort bekennen. Dem Fernstehenden mag es nach all den bisherigen
technisch-mechanischen Gedankengängen so scheinen, als solle hier
einem Neumaterialismus das Wort geredet werden, wenn je eine
Weltanschauung, und das ist die Welteislehre, ein nach
drückliches, in allen Einzelheiten begründetes und durch
sichtiges verneinen der kraftstofselei ermöglicht hat, so
istesunserneuesweltbild! wir sch au enindie große Werk
statt desweltgeistes — nenneihn Gott, nenneihn Liebe —,
und sind bewußte Zeugen eines Weltgetriebes von wunder
bar einfacher und erhabener Größe. Nie gab es je ein Wissen
um Tatsachen, das wie die Natur selber höchste Zweckmäßig
keit und tiefste sittliche vergeistigung zu einem vollendete
ren Gleichklang verwob, als die Welteislehre, weil sie die Natur
selber ist, dieses neue, einheitliche wissen vom werden im
Weltall.
Eben darum lüftet uns die Welteislehre selbst die schaurigsten
Geheimnisse des Weltalls, läßt uns bis in die Tiefen der 5eelen, in
alles Müssen des Lebens sehen und schärft unseren Blick für die Dinge,
denen man bisher nur rechnerisch auf die Spur kommen zu können
glaubte. Es sei aber bereits hier betont, daß die Welteislehre mit
Absicht bisher nichts über das werden des Weltalls aussagt, sondern
sich damit begnügte, das Werden im Weltall festzustellen und aufzu-
hellen. Zu diesem werden im Weltall gehört aber das''Werden
unserer Sonnenwelt, das werden des Kosmos also, hier lüftete
hörbiger bereits die Schleier, zeigte, wie der Kosmos wurde, wie
er sich änderte, wie er sich anpaßte,- zeigte eben das werden unserer
Sonnenwelt bis auf den heutigen Tag und bis zur Stunde ihres
Untergangs in äonenserner Zukunft.
was bisher keinem Beflissenen der Himmelskunde gelang, klar
aufzudecken, den Flug nämlich unserer Sonnenwelt durchs All, den
Umlauf der Planeten um die Sonne, die Aufrichtung des Planeten
kreisels, die Lage der von der Welteislehre als der inneren erkannten
Eis- im Gegensatz zur äußeren Glutstern-Milchstraße, den krassen
Geheimnisse der Eismilchstrabe. 47
Abb. 20.
Links unsere aus Abbildungen 9 bis l9 abgeleitete Sonnenwelt in etwas ge
drängtem Auf- und Grundriß. Rechts der sonnennächste Geil mit der Lrü-
bahnebene vergrößert heraus gehoben. Im linken Grund- und Aufriß sehen
wir die außerhalb mit uns schwebende Eismilchstraße als einen Eiskörper
ring und innerhalb Sonnenschwere den transneptunischen Neptoidenschwarm
schematich angedeutet, vie infolge des Iveltraumwiderstandes aus der Eis
milchstraße zurückbleibenden kleinsten Liskörper werden, soweit sie in das
Sonnenschweregebiet eindringen, zirkuszeltdachartig zusammengerasst zu einem
Bahngebilde, das dann trichterförmig in dre Sonne mündet. Diesen Eis-
chleiertrichter sehen wir im rechten Bilde vergrößert herausgehoben. Man
ieht, daß die Erde diesen Lisschleiertrichter um den lv. bis 20. August ab-
teigend und um Ende Gktober und Anfang November herum aufsteigend
»urchwandert, zu welchen Zeiten wir auch die beiden jährlichen Hauptzeiten
der Sternschnuppen beobachten können, die als Eiskörper im widergespie-
gelten Sonnenlicht außerhalb der irdischen Lufthülle aufleuchten°). (Nachhörb.
von den Wasserplaneten. 49
wer bis hierher aufmerksam gefolgt ist, der sieht ohne weiteres,
datz der Aufbau unserer Sonnenwelt genau den Ableitungen entspricht:
Sonne und innere Planeten, also Merkur, Venus, Erde, Mond, Mars
sind die Reste jener ehedem aus dem Glutfluhkreisel selbst entstandenen
Planeten, während Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun vorwiegend
aus Wasser bestehen müssen. Diese nutzeren Planeten hätten also ein
Eigengewicht aufzuweisen, das dem des Wassers sehr nahe käme.
Und was beobachten wir? Nun, wie zu erwarten, ein dem Wasser
sehr nahes Eigengewicht um eins herum! Dagegen, was wohl nicht
noch hervorgehoben zu werden braucht, bei den inneren wander-
sternen ein Eigengewicht, das um jenes der aus Sternbaustoff bestehen
den Erde schwankt, wobei die sich ergebenden Abweichungen bis ins
einzelne wieder nur Folgen des durch die Welteislehre erschlossenen
Werdeganges der Sonnenwelt sind.
Die äutzeren Planeten aus fast reinem Wasser! Dieser Satz an
den Anfang dieses Büchleins gestellt, hätte geradezu kindhaft angemutet.
Und jetzt? Ist diese Einsicht nicht eine Selbstverständlichkeit? Sie ist
von überraschend bahnbrechender Lösungskraft.
Man braucht da nur einmal einen Blick nach dem Riesenplaneten
Jupiter zu werfen, dessen innenflüssige Natur uns ja aus der beobacht
baren Lebendigkeit seiner dem Äquator gleichlaufenden Streifung
längst bekannt ist. wäre aber dieser Stern ein außen schlackenüber-
krusteter Glutfluhweltkörper, so müßte er doch nach allen unseren
Meteorsteinersahrungen und geologischen Einsichten eine Dichte von
mindestens 5,5 bis sogar 7 aufweisen und nicht l,3! Man komme uns
aber nicht etwa mit der „Erklärung", es handle sich „natürlich" um
„erklärte" Dinge. Nein, bisher ist wirklich gar nichts erklärt. Uns
macht die Zahl 1,3 als Mischdichte eines von Eisschollen be
deckten, innen zufolge der vruckwärme flüssigen, mit einem aus
Sternbaustoff bestehenden Mittenkerns nicht die geringsten Schwierig
keiten,' denn wenn wir uns überlegen, datz ein planet aus reinem
Wasser doch eben nur ein Eigengewicht von l,0 haben kann und wir
dennoch ein Gewicht von 1,3 finden, so besagt diese Zahl nichts anderes
als den Hinweis aus das Vorhandensein auch schwerer Teile, die wir
uns als metallisch-erdigen Nein zu denken haben. Legen wir gemäß
den Erfahrungstatsachen diesen Reinmasse» ein Eigengewicht von
5—6 bei, so wird offensichtlich, daß ein winziger Rern genügt, um in
Verbindung mit einem unerhört tiefen Gzean die Mischdichte von 1,3
Klscher, v«r Mar;. 4
50 werden eines Großwandelsterns.
zu liefern. Dieser kurze Hinweis auf die Misch dichten wird uns noch
zu beschäftigen haben.
vorerst aber wollen wir hier diesen Gedankengang abbrechen,
um uns noch weiter mit den äußeren Eigentümlichkeiten unserer
Sonnenwelt zu befassen.
Ein ganz einfacher versuch sei vorweggenommen. Werfen wir
eine Handvoll Erde vor uns, so beobachten wir, daß Staub und feiner
Llbb. 21.
Die wachrtumsgeschichte eines der äußeren Großwandelsterne (Groß-Nep-
toden oder Wasserplaneten), wie B. des Jupiter. Ls ist vor allem festzu
halten, datz sich die Großneptoden nicht etwa aus dem flüssigen Zustand mit
Eis umkrustet baden, sondern datz sie durch Eisanschüttung aufgebaut und
bei entsprechender Größe erst durch Schweredruck im Innern zu flüssigem
Wasser wurden, vie Bildchen 1—8 mögen ein solches Wachstum und Jnnen-
flüssigwerden versinnlichen,- im Bildchen 7 bedeutet v den eisenhaltigen me
teoritischen Kern, — Wasser und I' — Zirneiskruste. Ver meteoritische
Kern wächst auch erst bei größeren Eismassen durch den Meteoreinfang zu
jener Größe an, die uns das Eigengewicht der Neptoden von 1,2—1,37 er
klären hilft, vie Neptoden haben sich also aus Lisplanetoiden aufgebaut. Es
ist klar, daß deren sehr viele benötigt wurden, um jene Riesensterne heran
wachsen zu l assen. vie vorwiegend rechtsläufig eingefangenen Planetoiden
mußten auch ihre Bewegungsrichtung dem einfangenden Stern als Drehbewe
gung weitergeben, hieraus wäre zu schließen, daß der größte Neptode, der
Jupiter, auch die kürzeste vrehzeit besitzt, vie Beobachtung bestätigt diese
Ableitung (Zeichnung hörbigers).
Sand dem Luftwiderstand zuerst zum Opfer und nicht weit von uns
zur Erde fallen. Je größer aber die Körner sind, je mehr lebendige
Kraft sie also auszunehmen vermögen, desto weiter werden sie fliegen;
am weitesten werden also die Steinchen gelangen. Diese Erfahrungs
tatsache zeigt uns, daß, wo immer sich Körper durch irgendein Mittel
hindurchbewegen, wo also dieses Mittel einen zu überwindenden
widerstand bildet, daß also in solchem Falle ausnahmslos eine kluslese
stattfindet, derart, daß, je kleiner die Körperteilchen sind, sie um so
eher der Hemmung anheimfallen. Bei einer aus verschieden großen
Line Handvoll Erde. 51
Sonnenfinsternissen als Rronlicht sehen können, ist weit bis über die
Erdbahn hinaus im Sonnenreich zu verfolgen.
Es kann nicht ausbleiben, datz bei allen derartigen Explosionen
und aus allen wasserdampfschlünden neben dem Wasserstoff und dem
Wasserdampf auch Stäubchen des Sonnenstoffes selbst mit in den
Weltraum gerissen werden. Sie sind als kosmischer Staub bekannt und
ihre Losreißung vom Tagesgestirn nur durch die gewalt
samen vampfausbrüche überhaupt erst möglich, vie An
nahme, der Lichtdruck derSonne als solcher genüge, um sie
in den Weltraum hinauszudrücken, entbehrt jeder tatsäch
lichen Unterlage. Erst wenn die winzigen Teilchen vom ex
plosiv entströmenden Dampf so weit von der Sonne ent
fernt sind, daß der Lichtdruck die Schwere überwiegt, erst
dann können sie ihre Weltreise antreten.
Ist es nicht eine Fülle an neuartigen Einsichten, welche uns von
hörbiger vermittelt wird? Und ergibt sich nicht eines aus dem
anderen mit einer Folgerichtigkeit, die geradezu selbstverständlich
anmutet? Und doch haben wir erst einige sehr wenige Dinge erfahren.
Für unsere weiteren Betrachtungen aber wollen wir nun aus den
Weltraumwasserstoff zurückgreifen, der, einem Zauberwort gleich, uns
die Zukunft lichtet weit über den Augenblick hinaus, da das letzte
Leben auf Erden sterben muh.
Sind wir nicht an der Hand der neuen Erkenntnisse in die Ur
zeiten bis zur Geburtsstunde unserer Sonnenwelt hinabgestiegen?
Sind nicht Zahrmilliarden bereits an unserem Auge vorübergejagt,
vom wirren Glutflußknäuel über die wohlgeordnete drehende Linse
bis zu den erhabenen Lahnen, in denen die Sonnengeschwister das
Taggestirn umschwingen und den gleichfalls um die Sonne kreisenden
Eiswüsten der äußeren Planeten? Ist uns jetzt nicht klar, als hätten
wir es immer gewußt, daß aus dem Eiskeller der inneren Milchstraße
Grobeis zur Sonne zieht, um von hier aus umgeformt als Feineis
und Wasserstoff wieder in den Weltraum zu dringen? Ist das nicht
alles einfach, wohldurchdacht? Ist das alles nicht groß und übermensch
lich erhaben?
Und wenn wir nun dem seltsamen Wasserstoff nachspüren, dann
werden sich uns, als sei ein Vorhang gefallen, auch ungeahnte Fern
blicke auftun.
war es denn nicht auch der Wasserstoff, der jene in der Schuß
56 Wasserstoff und Sternenweg.
schon Kulturen, nach deren Aufdeckung wir alle Ursache haben werden,
den Hut zu ziehen. Doch das sind keineswegs die ältesten auf uns
gekommenen Überlieferungen, wir besitzen deren, die älter sind als
fünf Millionen Zähre. Wir wissen heute auch zuverlässig, datz die
Auflösung des Vorgängers unseres heutigen Trabanten und seine
Kngliederung an unseren heimatstern von denkenden und eine sehr
achtbare Kultur besitzenden Menschen erlebt und geschildert wurde,
ven Abschluß dieser Mondeinverleibung bildete die in mehr als sechzig
Überlieferungen auf uns gekommene Sintflut, deren naturnotwen-
diges Eintreten von der Welteislehre außer Zweifel gestellt wird^).
ver Einwurf also, es habe noch kein Mensch die Massenzunahme
eines Sternes durch Angliederung erlebt, ist nicht stichhaltig, sondern
nur eine Folge unserer naturentfremdeten wissenschaftlichen Schul-
meinungen.
Besätzen wir aber auch keinerlei derartige erst heute verstehbare
Berichte, so würden doch, wenigstens dem Kenner der Welteislehre,
schon die geologischen Schichten alles das verraten, was wir zu wissen
Zu Abbildung 23:
ver Lntwicklungszustand des heliodenkreisels (Merkur bis Mars, also Mittel
teil in Abbildung 12—18) zur Zeit des Aufbaues der Kambriumschichten auf
Erden, in denen die ältesten Zeugen des irdischen Lebens gefunden werden.
Es ist die Zeit, in der die Überkrustung der einstmals glutflüssigen Erde schon
soweit gediehen war, datz eine teilweise Wasserbedeckung der Oberfläche mög
lich wurde, derart, daß die Spuren früherer Mondannäherungen und Auf
lösungen durch den inneren Glutfluß nicht mehr ganz verwischt werden konn
ten. In jener Zeit konnten beispielsweise innerhalb der wesentlich erweitert
zu denkenden Merkurbahn noch 6 Jntramerkure s., b, v, ck, o, k die Sonne um
kreist haben, die sich ihr aber seither infolge der Bahnschrumpfung nacheinander
einverleibt haben. Zn unmittelbarer Marsnachbarschaft sehen wir die damalige
Planetenbahn der „Luna", unseres heutigen (Ouartär-) Mondes. Selbstredend
hat man sich für die damalige Zeit sowohl die Erdbahn als auch noch mehr
die des viel kleineren Mars wesentlich erweitert zu denken, so daß zwischen den
damaligen Bahnen von Lrde und Luna beispielsweise vier sich noch etwas klei
nere Zwischenplaneten als Luna um die Sonne tummeln konnten, wir sehen
diese Bahnen mit Silur, Karbon, Zura und Tertiär bezeichnet; denn deren
Planetenkörper sind es, welche die gleichnamigen geologischen Hauptforma
tionen aus den ttuflösungsstosfen ihres jeweiligen Vorgängers aufgebaut ha
ben'). Um die Lrde rankt sich die Kambriummondbahn. Dieser Mond mußte
notwendig wesentlich kleiner als unser heutiger Begleiter sein und konnte,
da er bereits das erste Leben auf Erden vorfand, dessen haltbare Körperreste
in seiner Eiszeit auch haltbar einbetten (Zeichnung Hörbigers).
bO vie Lahnschrumpfung.
brauchen. In der Tat hat auch hanns hörbiger bei der Ableitung
seiner Gedanken nichts von den sogenannten Sagen geahnt, sondern seine
Kenntnisse auf Grund der Beobachtungstatsachen entwickelt. Erst später
stellte er zu seinem eigenen Erstaunen fest, wie scharf die Überliefe
rungen mit den nun erkennbaren Tatsachen übereinstimmten.
Ich sagte schon, datz die geologischen Schichten ein einwandfreies
Zeugnis für die mehrfache Auflösung von Monden geben, wir können
hier anmerken, datz seit dem Tage, da die Erde den ersten, vorwiegend
—!
Lonnendovn
Abb. 24.
vie ineinandersteckenden Bahnschrumpfungskegel des heutigen helioden-
kreisels, also von Merkur, Venus, Erde, Mars. Überlegt man sich nämlich die
in Abbildung 23 beschriebene Bahnschrumpfuna und zugleich die Geschwindig
keit des gradlinigen Sonnenfluges von 20 Sekundenkilometer und betrachtet
man der Einfachheit halber die vier Planetenbahnen als kreise, deren Ebenen
nicht, wie dargelegt, sich erst bis zu 66 Grad zur Sonnenflugbahn aufgerichtet
haben, sondern bereits auf ihr senkrecht stehen, so wird es leicht verständlich,
datz diese vier Körper im Raume eigentlich Schraubenlinien auf sehr schlanken,
und zwar verschieden schlanken Raumeskegeln beschreiben, wie das obige Bild
versinnlicht. vie geradlinige Sonnenflugbahn bildet die Achse dieser Bahn
schrumpfungskegel. Um diese Dinge darstellen zu können, mußte der Sonnen-
weg von etwa l Million Jahren auf einen Marsumlauf gekürzt werden.
Treibt man diese Mahverschiedenheit noch weiter, so tritt der ganze Vorgang
noch deutlicher hervor, wie dies in der folgenden Abbildung 25 so gehalten
erscheint (Zeichnung hörbigers).
oder die ihn an Grütze übertretenden, wir sahen doch, datz, je Heiner
ein Wanderstern ist, er auch um so schneller an die Sonne sich heran
schrauben mutzte. Nun ist aber auch sicher nichts darüber ausgemacht,
daß dieser Vorgang im ganzen Sonnenreiche schon abgeschlossen sei,-
sonst dürfte ja auch der Mars, der doch wesentlich kleiner als die Erde
ist, nicht mehr jenseits der Erdbahn kreisen, wir müssen vielmehr
sagen, datz dieser Zustand gewitz angestrebt wird, und datz es einmal
eine Zeit geben wird, in der der jeweils innere planet kleiner sein wird
als sein äuherer Nachbar, mit anderen Worten, wir werden von der
Sonne nach auhen zu gehend immer auf größere Wandelsterne
treffen.
Solange aber kleinere und größere wandersterne, wie das gegen
wärtig noch der Zall ist, in bunter Reihe abwechseln, wird das Sichten
durch den Wasserstoffwiderstand seinen Zortgang nehmen, va zum
62 Marrschicksal.
Nbb. 26.
Die Entwicklung der inneren Planetenwelt (heliodenkreisel). In der benach
barten geologischen Vergangenheit und der nächsten geologischen Zukunft.
Iw — Zntramerkurbahnkeoel; Llo und Ve — Merkur- und Venusende. Lm
und Lwo -- Tertiärmondbahniegel und Tertiärmondeinfang. I-e — Luna-
einfang. Vnw — venusmondeinfang. vas Bild ließe sich selbstverständlich
durch die Vahnschrumpfungskegel von Jupiter bis Neptun erweitern, gibt
aber auch so schon einen bequem auswertbaren zeiträumlichen Überblick über
das Geschehen in unserer engeren Sonnenwelt in der näheren und ferneren
kosmologischen Vergangenheit und Zukunft (Zeichnung Hörbigers).
also den Raum jenseits der Marsbahn bis weit über die gegenwärtige
Neptunbahn hinaus dicht bevölkerten, hier, das wissen wir bereits,
überwältigte der jeweils Stärkste und Massigste die Schwächsten der
ihn umschließenden Zone, da natürlicherweise die kleineren Liskörper
schneller sich zur Sonne schrauben und so den Bahnweg des Stärkeren
Übersicht der kür die Erde wichtigsten Wandelsternbahnen. Merkur- und Venus
bahn als für Sie Erde von keiner Bedeutung, sind der Einfachheit halber weg-
aelassen. vie Sahn des hallegkometen mag das Schicksal eine; durchgefallenen
Neptunmondkandidaten versinnbildlichen. Man sieht die Möglichkeit, daß die
Erde manchmal auch durch den Eisstaubschweif dieses Kometen gehen kann,
ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Wohl aber kann die Erde manchmal
einen dem Mars entwischten blockadebrechenden inneren Planetoiden ein
fangen, wie dies auch durch die thüringische Sintflut, den Riesenwolkenbruch
vom 29. Mai 1613 bezeugt wird, vie Stundenbezeichnung auf der strahligen
Matzgeraden zeigt die stündliche Lichtgeschwindigkeit bzw. die Lichtausbreitung.
vas Sonnenlicht braucht bis zur Neptunbahn etwas über 4 Stunden, bis zur
Erde nur 8,3 und bis zum Mars 12 Minuten, während es erst in genau 5 Stun
den den Sonnenfernpunkt des hallegkometen erreicht.
kreuzen, von ihm also eingefangen werden mußten. Ruf diese Weise
entstanden die äußeren Großplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun neben einem weiteren, ehedem zwischen Saturn und Uranus
kreisenden Großwasserplaneten, den wir als Jntra-Uranus bezeichnen
und der später, für uns in kosmologischer Vergangenheit, den Baustoff
zu dem wunderbaren Saturnring lieferte").
Wer nun kosmotechnisch, also im Zeit», Raum- und Rraftsinne
vie beiden Planetoidenzonen.
67
der Welteislehre zu denken gelernt hat, dem ist es klar, datz jener
Ureisplanetoidenraum heute noch nicht ausgefischt, also noch nicht
aller ehemaliger Planetoiden bar sein kann. So finden wir denn auch
einen Rest der selbstredend inzwischen stark gelichteten planetoiden-
schwärme zwischen Mars und Jupiter kreisen, eben die Asteroiden
oder die vermeintlich einzigen Planetoiden.
Die vermeintlich einzigen! Denn in Wahrheit ist oder mutz der
Umschwungsraum der äutzeren Grohplaneten bis weit außerhalb
der heutigen Neptunbahn noch immer mit Tausenden von größeren
Eisplanetoiden bevölkert sein. Aus diesem sangen sich ja die Wasser
planeten noch heute ihre Monde aus purem Life ein. Es ereignet sich
nun zuweilen, datz ein solcher Einfang mißlingt, und dann wird aus
einem solchen durchgefallenen Mondkandidaten eine Erscheinung,
deren Unerklärbarkeit jetzt als überwunden gelten kann: es entsteht
ein großer Komet, dessen Eis in Sonnenähe zu Lisdampf verwandelt,
vom Sonnenlichtdruck abgestoßen, als immer der Sonne abgekehrte
Zahne in den Weltraum gedrückt und vom Taggestirn beleuchtet wird.
So sind die fünf großen Romelen Westphal, pons, Brorsen, Glbers
und halleg nichts anderes als durchgefallene Neptunmondkandidaten.
Sehr wohl wissen wir, datz hier für die Welteislehre scheinbar
einige Schlichtbild-(spektroskopische)Schwierigkeiten bestehen. So unter
scheidet Bredichin drei Arten von Kometenschweifen: Erstens solche
aus wasserstoffgas, zweitens solche aus Natrium und drittens solche
aus Lisendampf. wir meinen nun aber, datz aus keinem Gebiete der
Astrophgsik die technische Unerfahrenheit den Linien-vertrauenden-
Schlichtbildbeobachter so sehr in die Irre geführt hat, wie gerade hier.
Wir wissen sehr wohl, daß Bredichin nicht etwa, wie das auch häufig
geschieht, aus dem Schlichtbild des Kometenschweifes aus dessen Zu
sammensetzung geschlossen hat. Er vermeinte vielmehr, den Ausbau
aus dem Umwege des Molekulargewichtes, und zwar aus den Anfangs
geschwindigkeiten des vampfaufstieges, richtig erkannt zu haben.
Datz uns aber das Schlichtbild über die Stoffart des Kometenschweifes
nichts verraten kann, wenn es sich da selbstverständlich nur um Sonnen
licht handelt, das vom entstehenden Eisdampf zurückgeworsen wird,
ist sofort klar, vie Verschiedenheiten der Dichte und der Geschwindig
keiten des vampfaufsteigens werden unter sonst gleichen Verhält
nissen wohl in erster Linie vom Gefüge des verdampfenden Kometen
kerneises abhängen, denn es ist keineswegs gleich, ob das Eis mehr
5*
68 Die Quellen des Marsmeers.
Diese Zahlen dürfen uns nicht erschrecken, denn wir kennen heute
tausend Planetoiden, sehen doch aber nur die allergrößten. Rechnen
wir also die von 10—30 lcrn Durchmesser mit hinzu, so müssen wir uns
die fragliche Zone von vielen Hunderttausenden von Eisplanetoiden
bevölkert denken. Da also die Größen von 10, 20 und 30 irrn Durch
messer vorgeherrscht haben dürsten, so darf man wohl von vielen
Zehntausenden sprechen.
Ruch hier aber gelingt es einem Eisplanetoiden, wenn auch sehr
selten, unbemerkt in das Gebiet zwischen Erde und Mars hineinzu-
schrumpfen, sich also dem Einfang durch den Mars zu entziehen. Es
ist daher auch noch sehr die Zrage, ob der in seinem sonnennahen
Bahnteil bereits innerhalb der Marsbahn befindliche, im August 1898
von Witte entdeckte winzige planetoide Eros sich der Gefangennahme
durch Mars noch wird entziehen können. Gelingt ihm dies aber, so
muß er, vielleicht erst nach einigen Jahrtausenden, um so sicherer der
Erde anheimfallen. Unsere Nachkommen erleben dann wieder eine
Art der vom Standpunkte der Wetterkunde völlig rätselhaften „Thü
ringer Sintflut", die ganz ähnlich diesem ausnahmsweise verheerenden,
mit allerschwerstem Hagel durchsetzten wolkenbruch am 29. Mai 1613 die
üppigen Zluren zwischen dem harz und Thüringerwald überschüttete^).
hätten wir der Planetoiden nicht gedacht, so wäre der Schluß
zulässig gewesen, daß von den inneren, aus Kixsternbaustoff bestehen
den Planeten Merkur, Venus, Erde, Mond und Mars nach alledem,
was wir von dem doppelten Eiszufluß, dem des Grobeises und dem
des Zeineises, gehört haben, daß also von allen inneren der Merkur
der wasserreichste, der Mars aber der wasserärmste sein müßte.
vas Vorhandensein der Asteroiden und ihr Lingefangenwerden
durch den Mars bedingt, neben dem verhältnismäßig geringen Grobeis-
und Zeineiszufluß, eine reichliche Bewässerung von dersonnenfernen
Seite her. Mars steht gewissermaßen als Grenzwächter der inneren
Planetenwelt gegen die allzu häufigen heimsuchungendurch die Plane
toiden (Thüringer Sintflut). Er schützt also die Erde als seinen inneren
Nachbar auch heute noch immer gegen übermäßigen Wasserzufluß aus
dem Reiche der Asteroiden. ver Mars muß also sehr wasserreich sein.
hier können wir nun eine Zrage beantworten, die erfahrungs
gemäß von allen nur flüchtig mit den Hauptgedanken der Welteis
lehre vertrauten ohne Ausnahme aufgeworfen wird, vie Zrage lautet:
„wie kommt es, daß ausgesucht (!) gerade die Erde im ganzen
70 Wasserarmut der Erde.
vie alte Schule glaubte ja auch etwa den Tiger zu kennen, wenn
sie ihn recht genau beschrieb, oder das Wesen des Kreuzdorns, wenn
Staubgefäße und Blumenblätter sorgfältig gezählt, die Einordnung
in Klassen und Familien gestatteten. Sn der Tier- und Pflanzenkunde
ist man von dieser Art „Naturwissenschaft" abgekommen. Zu sehr
drängten alle Ergebnisse nach der Richtung Umwelt. Ein Wesen kann
nur in und aus seiner Umwelt verstanden werden, keinesfalls aber
an sich. So ist es auch mit dem Mars, wir würden niemals den
Träumereien verfallen sein, aus unserem Nachbarplaneten Bewohner
und Bauten zu vermuten, wenn wir mehr der Marsumwelt unser
Augenmerk zugewendet hätten.
wie auf der Erde, so ist auch im Kosmos eine Erscheinung nur
dann zu deuten, wenn sie aus ihrer Umwelt verstanden wird. Und
das haben wir getan; denn es gibt nichts, das für sich bestände! Alles
Wissen um das Wesen der Welt muß solange eitel bleiben, bis es nicht
gelingt, die lückenlose Abhängigkeit einer Erscheinung von der anderen
aufs klarste aufzuzeigen. Und dieses auch im philosophischen Sinne
höchste aller Ziele wird allein von der Welteislehre erreicht, hier gibt
es nur einen einzigen Gedanken, dessen logisches weiterspinnen zur
Lösung aller lebenswichtigen Fragen unserer Sonnenwelt hinführt.
Ich habe darum behauptet, die Betrachtung des Mars leite nicht nur
zu rein naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern berge tiefere
werte. Und der tiefste Wert, den wir erarbeiteten, ist das wissen um
die eherne Verkettung aller Dinge, alles Lebens, alles Seins. Es gibt
nichts, das nicht vom anderen abhängig wäre, wo bleibt da der
eitle Mensch mit seinem Wahn, Herr der Welt zu sein? Ich will die
Antwort geben: Im Unglück! Und deswegen im Unglück, weil er die
Gesetze des Lebens bisher gar nicht kennt, und ohne es zu wissen gegen
sein heiligstes eigenes Gesetz handelt. Marsweisheiten? wenn man
so will, meinetwegen! Aus jedem Sandkorn am Strande, aus jedem
Kristall, aus jedem Blümlein sind dieselben Erkenntnisse zu schöpfen,
wenn man auf das große Gesetz lauscht, dem alles Sein Untertan ist,
das uns die Welteislehre erkennbar machte ...
Es ist das Gesetz der natürlichen Notwendigkeiten. Nur
der Mensch geht daran, sich als Ziel die Erfüllung unnatürlicher,
naturwidriger Notwendigkeiten vorzusehen. Man betrachte die Blume,
den Käfer, das Tier, und man wird finden, wie widernatürlich der
Mensch handelt. Und man betrachte die Gestirne in ihrer still-schweig
ver schweigsame Mars. 75
vereister Gzean legen. Ver Mars ist also vereist, vie Quelle seiner
Meere liegt, wie wir sahen, in der Eisplanetoidenzone, die außerhalb
seiner Bahn zwischen ihm und dem Jupiter sich befindet. Und damit
sind weitere Tatsachen gegeben, welche für die Gestaltung und das
Wesen unseres merkwürdigen Nachbars grundlegend sind, wenn wir
nämlich hier berücksichtigen, datz die Lahnausschweifung des Mars
sechsmal grötzer ist als die der Erde, und datz seine Achse um 1,5 Grad
mehr zur Bahnsenkrechten geneigt ist, datz seine Achse also schiefer
zur Umlaufsebene steht als die der Erde, datz ferner die entferntere
Stellung des Mars von der Sonne die Nrast der Sonnenstrahlung
/ gegen die der Erde aus 0,431 vermindert und datz die Gberfläschen-
schwere des „Nanal"sterns nur 0,38 der irdischen Dberflächenschwere
beträgt, so ergeben sich aus diesen vingen Folgerungen von schwer
wiegender Tragweite, va nämlich der Mars von einem uferlosen
Gzean überdeckt und überdies durchtränkt und durchkühlt ist, kann eine
Bildung von Sauerstoff und Stickstoff nicht mehr stattfinden. Also
gerade das, was wir aus der Erde mit Luft bezeichnen, fehlt auf dem
Mars. Dagegen wird dieser Stern infolge seiner Dberflächenschwere
soviel Weltraumwasserstoff als Gashülle auf sich verdichten, datz man
sagen kann, er habe seine Dberflächenschwere bis zu jenen Höhen mit
einer Wasserstoffgashülle gesättigt, wo das Ausdehnungsbestreben
des Wasserstoffes die Marsschwere überwiegt. Line einfache Rechnung
zeigt dann, datz der Gasdruck an der Marseisoberfläche auf den Dua-
dratzentimeter nur wenige Gramm betragen kann, im Gegensatz
zu 1030 Gramm, die wir für die gleiche Fläche am irdischen Meeres
spiegel beobachten. Folgt aus dieser einfachen Erkenntnis nicht etwas
wesentliches?
Nun, wir wissen sehr wohl, datz unsere irdische Lufthülle wie ein
pelz gegen die andringende Weltraumkälte wirkt. Es ist der Mantel,
der alles Leben vor dem Erfrieren schützt, würden wir statt eines
solchen Mantels die Erde nur mit einem leichten Luftschleierumhüllen,
dann gehört nicht viel Einbildungskraft dazu, um zu sehen, wie alles
vor Frost und Üälte erstarren und vergehen würde. Und ein solch
dünner Schleier ist es eben allein, der die hülle um den Mars bildet,
vie einfache Folge dieses Zustandes hietze also, der Mars mühte selbst
dann, wenn er in Erdennähe die Sonne umliefe, vereist sein. Nun
aber steht er der Sonne viel ferner. Er erhält nicht einmal die Hälfte
der irdischen Sonnenstrahlung. Dazu aber kommt seine noch schiefere
78 ver Lisozean der Mars.
Abb. 28.
var Weltbild des Mars nach den langjährigen Beobachtungen des Mailänder
Astronomen Schiaparelli. Links die einfachen Marslinien („Kanäle") und
rechts deren Verdopplungen zeigend, von den Fachastronomen werden die Hellen
Flächen vorwiegend für Festländer, und die dunklen für seichte Meere, von
manchem auch für bloße Moräste gehalten. Daher betrachtet man die dunklen
Linien notwendig als Kanäle, deren Verdopplungen in neuerer Zeit aus
Mangel an einer zureichenden Erklärung überhaupt bezweifelt werden. Es
wurden selbstredend nicht alle „Kanäle" auf einmal gesehen, sondern nur je
weils einzelne, dieSchiaparelliim Laufe der Jahre in seine Karten einzeichnete.
vie Abbildungen zeigen die sog. Frühjahrsschneeschmelze auf der Südhalbkugel
(oben). Bezeichnend ist die Tatsache, daß die „kanal"verdopplungen immer
zur Zeit der Frühjahrs- und Herbstnachtgleiche auftreten, und daß man die ver
meintliche Überschwemmung vornehmlich zur Südsommerszeit beobachten kann
dabei weniger auf der schwieriger zu sehenden Nordseite, vie vereinzelten
weißen Flächen im vermeintlichen südlichen Dzean gelten als Inseln.
««« »M «« u.
rc^on,lr
pwne! stowUvn ^rilorin
n»?^-ck»7>><I«>' u.llr-VuUlL>IK<»s
N^lirozen-
Mb. 29.
vie Umwelt der Mars. 81
Zu übb. 29.
vie gegenseitigen Größen-, Meerestiefen- und Gashüllenverhältnisse von
Lrde, Mars und dem ehemaligen Planeten Luna, dem heutigen Erdmond.
Luna laut Abbildung 23 zur irdischen Nambriumzeit noch als selbständiger Planet
bzw. Nachbar der damals viel sonnenferneren Marsbahn, wie Mars hatte er
Gelegenheit, Eisplanetoiden einzufangen. Daher auch der Wasserreichtum von
Mars und Luna im Verhältnis zur Wasserarmut der Erde, vie Gzeantiefen
der drei Gestirne sind auf der rechten Leite des Bildes 25fach überhöht
im gleichen Maßstabe dargestellt. Mars besitzt eine frei schwimmende Eis
kruste, Luna als Mond ist bis zum etwa 200 Lm tiefen Meeresgrunde gefroren,
als planet aber ähnlich wie Mars gewesen. Nur die Erde besitzt am Grunde
ihrer Wasserstoffhülle ein dickgasiges Gemisch von 79°/, Stickstoff und 21°/,
Sauerstoff. Im Bilde ist die Höhe der Atmosphäre nur mit 400 Kilometern
angenommen. Mars besitzt nur eine sehr dünne Wasserstoffhülle, während
unser Mond nur Spuren von Wasserstoff aufweisen kann, vie Gasverhält
nisse sind links SOfach überhöht dargestellt, im selben Maßstab rechts ebenfalls
für Mars und Luna (Zeichnung hörbigers).
Sischer, ver Mars. tz
82 vie «Opposition am 23. August 1924.
Abb. 30.
Vie fast kreisrunden Lahnen von Erde und Venus und die weitausschweifenden
Lahnen von Mars und Merkur um die Sonne. Mittelabweichungen: Merkur —
0,206, Venus — 0,007, Erde — 0,017, Mars — 0,0933. In allen Lahnen
bezeichnet Aph —Sonnenferne (Aphelium) und per — Sonnennähe (peri-
helium). In Erd- und Marsbahn kennzeichnen 8, ll, den Frühlings-,
Sommer-, Herbst- und Winteranfang, also b' und 8 die zugehörigen Nacht
gleichen der Nordseite. Verhältnis der Planetenkugeln maßstäblich richtig, vie
gezeichnete Stellung von Erde und Mars für den 23. August gilt für die günstigste
«Opposition und engste Annäherung dieses Jahrhunderts (Zeichnung hörbigers).
bewegliche Wasser in den Gezeiten, also als Ebbe und Zlut, sehr wohl
merkbar sind, spielen die beiden winzigen Marsbegleiter für ihren
Mittenstern nicht die geringste Rolle,- denn ihre Kleinheit schlieht
eine Gezeitenwirkung völlig aus. Eine Mondslut ist also auf dem
Mars nicht vorhanden, vas wird noch deutlicher werden, wenn wir
uns unsere klbb. 29 daraufhin anschauen. Würden wir nämlich die
beiden Punkte k und I) links unten als die Marsmonde in natürlicher
Größe wiedergegeben annehmen, so müßte die daneben abgebildete
Marskugel, um zu ihnen zu passen, einen Durchmesser von 40 cm
zeigen, würden aber die auf dem rechts stehenden Bande der Gzean-
tiesen gezeigten beiden Punkte k und v die Mondgrößen darstellen,
so wäre die Marskugel als Lall von gerade 1 m Durchmesser zu denken.
Und wollten wir gar die beiden am oberen Rande stehenden Erbsen
k und v als wahre Mondgrötzen auffassen, so müßte der Mars 4 m
Durchmesser zeigen. Aus diesen vergleichen geht doch klar hervor,
daß Phobos und Veimos als Zluterreger nicht in Betracht kommen.
In Wahrheit betragen den höchsten Messungen gemäß die Durchmesser
für phobos 9,4 Kur, für veimos 8,1 irrn. Beide Sternchen umrasen
den Mars in 7 Stunden 39 Minuten und 30 Stunden 18 Minuten,
phobos geht also auf Mars täglich fast dreimal auf und, da er sich
schneller als der Mars selber dreht, im Westen.
Ruch diese Tatsachen sind von einschneidendem Werte und zeigen,
daß die bisherige Überzeugung von der Richtigkeit der Gasnebel-
entstehung unserer Sonnenwelt unhaltbar ist, denn wie sollten wohl
abgeschleuderte Ringteile schneller um den Hauptstern laufen, als
dieser sich selbst dreht? vas hat auch die heutige Himmelskunde be
reits eingesehen und ist zu der ihrer gesamten Himmelsmechanik ins
Gesicht schlagenden Ausflucht gekommen, beide Monde seien ein
gefangene Planetoiden.
wir bedürfen dieser Notausflucht nicht, denn uns ergeben sich
alle Monde als ehemals selbständige und später infolge der Lahn
schrumpfung notwendigermaßen eingefangene weltenkörper. Zu
dem müssen wir auf Grund unserer ganzen Erkenntnis die Eisnatur
der Planetoiden behaupten. Und diese Behauptung, so merkwürdig
sie zunächst klingt, ergibt sich als nicht zu missendes Glied der gesamten
Gedankenkette, wäre unsere Überzeugung falsch, so könnte es niemals
möglich sein, mit Hilfe ihrer Einbeziehung als grundsätzlich wesent
licher Teil unserer Marserkenntnisse zu einer Gesamterklärung -er
6*
Das Marsrätsel.
Abb. 21.
Graphische Berechnung; grundlage zur Bestimmung der wechselnden Sonnen-Zahresflutlräste in der uferlos
freischwimmenden Eiskugelkruste des über 400 l<m tiefen Marsozeans. Vie lotrechten Schroffen in den sechs
Viagrammen versinnlichen Verhältniswerte der in den einzelnen Punkten der Eilängen lp/I» und Linsen-
durchmessern clp/ä» wirkenden vehnkräfte. vie beiden viagrammpaare unten links und rechts sollen dem
Reinmathemathiker den Rechnungsvoraang versinnlichen. Näheres hierüber siehe das Nusklappblatt am Ende
des Buches. Aus Raumgründen wurden darüber dieselben Viagramme in bloß vrittellothöhen nochmals,
und zwar für das Marsei Np und sowie die Marslinse i.p und b.» getrennt übersichtlich gemacht. Aus
diesen im Radiusvektor wirkenden vehnkrästen lassen sich dann auch die in jedem cbm Wasser der einzelnen
Ei- und Linsenschalen wirkenden Flutkräfte nach Richtung und Grötzenverhältnis richtig konstruktiv ableiten,
c» wie solche amUmfang (Meridian) deroberen vierUmrihbilderauch angedeutet erscheinen (Zeichnung hörbigers)").
vas Marsrätsel. 85
vas Marsrätsel.
Perihel-Abplattung: Aphel-Abplattung:
Abb. 32.
vie wechselnde Jahresflutwirkung auf die sreischwimmende Marseiskruste, dargestellt durch die vergrößerte
heraushebung der 8 Bilder aus Abbildung 3l. Vie zeitliche Reihenfolge dieser 8 Bilder im Sinne des Mars
umlaufes ist l, ls, 2, ll, 3, 3s, 4, IV. Es gehören l und ls unmittelbar vor und nach dem Perihel,
3 und 3» unmittelbar vor und nach dem Aphel, während 4/IV und 2/II der Ausbauchung?- bzw. Einbauchungs-
nachtgleiche angehören. — Bild 1 und ls — Perihel-Beharrungszustand im Bahnstück pbr—k>dr; 3 und 3s —
Aphel-Seharrungszustand im Bahnstück zusammen also die beiden „Todes"-Stadien der ansonsten
so lebhaften Marsoberfläche. 2/Il--- der Linbauchungsvorgang, d. i. verlinsungs- oder Abplattungsabnahme
im Bahnstück Rb—Bd. Und die Bilder 4/IV — der Ausbauchungsvorgang, d. i. verlinsung-oder Abplattungs-
00 zunahme im Bahnstück^b-^b, zusammen also die beiden,, Lebens "-Stadien derselben Oberfläche>. < Zeichn.hörb.)
Zlutwirkung der Sonne. 87
*) vie auf Seite 87 bis 103 folgenden, wegen ihrer Wichtigkeit sehr
ausführlich gehaltenen Beschreibungen der Abbildungen 31a und 32 finden
wegen der Schwierigkeit des Stoffes im späteren Text ihre mehrfache
Wiederholung.
88 vie Lösung des Rätsels.
folgenden erst abzuleiten haben, wir erinnern uns nochmals, daß wir
es also mit einem Ein- und Ausatmen des Marsozeans zu tun haben.
Selbstredend ist diese Bewegung, die in Wirklichkeit ein Aus- und
Linbauchen der Eiskruste bedingt, sehr gering, hier mußte sie, um
sinnfällig zu werden, rein formelhaft und maßstäblich sehr übertrieben
dargestellt werden. In Wahrheit dürsten diese nur durch technische
Überlegung erkennbaren Formänderungen so gering sein, daß sie bis
her auch dem mit dem besten und stärksten Fernrohr bewaffneten und
mit den schärfsten Augen ausgezeichneten Beobachter nicht aufgefallen
sein mögen. Dies um so weniger, als die Zustände II und 3/3a nur
in den ungünstigsten Sonnenfernoppositionen zu sehen sind. Damit
ist nicht behauptet, datz sie etwa unsichtbar bleiben, denn wir besitzen
bereits heute bei näherer Nachprüfung Abbildungen, die, wie wir noch
sehen werden, außer den Flecken- und Linienänderungen auf dem Mars
auch die Formänderungen erkennen lassen. Sobald die Himmelskunde
sich auf Welteisboden stellen wird, und das kann nur noch verhältnis-
mätzig kurze Zeit dauern, wird sie selbst alle Beweise zu erarbeiten
vermögen. Dann wird sie erkennen, datz die Veränderungen des
äutzeren Anblicks eben nur die Folgen der in unseren beiden Abb. 31a
und 32 ersichtlichen Atembewegungen der Eiskruste sein können.
Es soll da aber keineswegs etwas behauptet werden, sondern wir
wollen gerade hier in die Tiefe greifen, um die mechanischen Gründe
dieses Nrustenatmens als durchaus natürliche Notwendigkeiten an
Hand der Abb. 31a und 32 verstehen zu lernen, wie wir also bereits
in der Abb. 30 sahen und schon mehrfach hörten, ist die Marsbahn
ausschweifend. Der Wert beträgt 0,0933 gegenüber 0,01675 bei
Erde und 0,0068 bei Venus. In Sonnenferne ist also Mars um 1,2 mal
so weit vom Taggestirn abgerückt als in Sonnennähe. Es ist klar, datz
auch die Nrästewirkungen der Sonne je nach diesen Stellungen kleiner
und grötzer sein müssen. So ist die Sonnenanziehung in Sonnennähe
aus dem Mars 1,44mal größer als in Sonnenferne. Diese Tatsache
bedingt nun eine weitere Eigentümlichkeit der Marsbewegung, wenn
nämlich die Sonne den Mars in der ihr nächsten Stellung 1,44 mal
stärker anzieht als in der sonnenfernsten Stellung, so bliebe unter
sonst gleichen Umständen nichts anderes übrig, als daß der Mars eines
Tages in die Sonne hineingezogen würde. Das ist selbstverständlich
ein sehr volkstümlicher vergleich. Ich benutze ihn nur deswegen, um
zu zeigen, daß es nur einen Ausweg gibt, den Mars vor diesem Schicksal
9V Dar erste Neplersche Gesetz.
Abb. 3Z.
Diese Abbildung zeit das erste tteplersche Gesetz, nämlich daß ein in weit
ausschweifender Bahn sich um die Sonne (8) bewegender Himmelskörper in
gleichen Zeiten in Sonnennähe die größere Strecke ^6, in Sonnenferne aber
die kleinere Strecke 6V zurücklegt. Trotzdem sind die beiden Zischen 8^8
und 86V einander inhaltsgleich (nach valier).
ihren höchsten Wert zu erreichen. Deswegen darf man sagen, datz auf
jedem Kubikmeter der Eiskruste die Zlutkräfte in anderer Gröhe und
Richtung wirken.
Noch leichter gelingt vielleicht die Raumvorstellung, wenn wir
an einen Gummiball denken, der zunächst zweifellos eine recht voll
endete Kugel darstellt. Nehmen wir an, datz die Wandung des Balles
nach einer Seite zu etwas dünner ist, und befestigen wir hier eine Gse,
ebenso auch eine solche an der entgegengesetzten Seite, und zerren wir
nun die ehemalige Kugel etwas in die Länge, so werden wir eine ei-
ähnliche Form erhalten. Bei gleicher Wandstärke würde dieser ver
such nicht einen eiförmigen, son
dern einen walzenförmigen Körper
ergeben.
Sehen wir uns die Verformung
nun genauer an, so bedarf es keiner
Beweise, dah jene Gegenden, die
in Abb. Z4 mit M als Eigürtel
bezeichnet sind, einen geringeren
Kbb. 34.
Durchmesser aufweisen, als er vor
Diese Abbildung gilt als Behelf zur
dem während der ungestörten
Raumvorstellung. B8x — Lispih;
B8t--- Eistumpfdazwischenvtz- Kugelform vorhanden war. Vas
Eigürtel. besagt also: Wird eine Kugel zum
Ei verformt, so werden die Gebiete
des Eigürtels gewissermatzen eingeschnürt, wenden wir diese Erkennt
nis auf den Mars an, so können wir sagen: Sm Eigürtel wirken die
Zlutkräfte einschnürend, also nach dem Marsmittelpunkt zu.
vas alles sind natürliche Notwendigkeiten, die zu durchschauen
für das Verständnis der Umwelteinflüsse auf den Mars grundlegend
bleiben. Dennoch haben diese Ableitungen nur gedanklichen Wert,-
denn es ist klar, datz sich die Verhältnisse einigermaßen ändern müssen,
sobald wir uns den Mars als um sich selbst drehend denken. Natürlich
wirken auch hier diese Zlutkräfte im früheren Eigürtel einschnürend,
also dauernd verkürzend auf den Polardurchmesser, aber eben infolge
der Drehung doch nur überhuschend verlängernd aus den Äquator-
durchmesser, eben weil in jeder Minute durch die Umdrehung ein
neuer Aquatordurchmesser verlängert werden mühte.
Infolge der Drehung kann also aus der gedanklich vorausgesetzten
Kugel kein Ei werden, sondern das Ganze muh sich zu einer Art plumper
Linsenverformung.
93
Rreise verlaufen, also ein Atmen darstellen,- und dieses eben infolge
der Sonnenflutkräfte hervorgerufene Atmen ist in Sonnenferne
schwächer als in Sonnennähe und überdies abhängig von der stark
wechselnden Bahngeschwindigkeit, die in Sonnennähe ebenfalls
größer ist als in Sonnenferne.
wir erleichtern uns diese Vorstellung, wenn wir für die vreh-
verlinsung, die also immer gleichbleibend ist, das bestehende Wort
„verlinsung" beibehalten,- für die zusätzliche, das Jahr hindurch at
mende verlinsung aber „Ausbauchung" (Zunahme der verlinsung
auf dem Wege vom Aphel über IV nach dem perihel) und „Linbau-
chung" (Abnahme der verlinsung auf dem Wege vom perihel über
II zum Aphel zurück) verwenden.
Betrachten wir nun einmal den jährlichen Bahnweg des Mars
um die Sonne, und zwar in der Pfeilrichtung unserer Abb. Zla. Gehen
wir vom Aphel aus, wo ja die Wirkung der Zlutkräfte am geringsten ist,
so ist es selbstverständlich, daß bei der Annäherung an die Sonne, also
vorwiegend bei IV, infolge der wachsendenZlutkräfte Ausbauchung,
also stärkere verlinsung, zu beobachten sein wird, hat dann der Mars
das perihel überschritten, entfernt er sich also über II wieder von der
Sonne, um zum Aphel zurückzugelangen, so muß die Zlutkrastwirkung
immer geringer werden und damit auch die Ausbauchung sich zurück
setzen, d. h. in die Einbauchung Umschlägen.
Es werden also besonders zwei Bahnstücke in der Nähe des peri-
hels und Aphels unterschieden werden können, darinnen sich die
Bahngeschwindigkeit von Tag zu Tag nur sehr wenig ändert,- hier
also wird nur eine sehr geringe Verformung stattfinden, eine so
geringe Verformung, daß der Zustand der Eiskrustengestalt fast ein
vauerzustand bleibt. Diese beiden Lahnstücke, die etwa 20 Grad
vor und nach dem Perihel und Aphel dicker ausgezogen sind, sehen
wir mit kbr/kbn (perihelbeharrungszustand) und (Aphel-
beharrungszustand) bezeichnet. Im Gegensatz zu diesen beiden Ge
bieten verhältnismäßiger Ruhe gibt es notwendigerweise noch zwei
andere Bahnstücke, die, wie schon erwähnt, eine von Tag zu Tag sich
rasch ändernde Bahngeschwindigkeit aufweisen. Es sind dies die dicker
ausgezogenen Bahnteile der Ausbauchung und der Einbau
chung Lb/Lb. In diesen beiden öahnstücken müßten wir also, daran
läßt unsere Ableitung gar keinen Zweifel, die raschesten Veränderun
gen auf der Marsoberfläche beobachten können, vorausgesetzt natür
Tod" und „Leben". 95
a 6bb. 26. b
vie Helle Südpolkappe des Mars als auffallende weihe Beule; diese Erscheinung
wurde bisher niemals gedeutet (nach ttrrhenius).
Bisher deutete man diese Erscheinung bekanntlich so, datz die süd-
seitige „Zrühjahrsschneeschmelze" gerade um den Pol herum gegen
das Helle Weih des vermeintlichen Polarschnees am grellsten absteche.
viesen Zustand erkennt man auch ganz deutlich auf Obb. 37, die eben
falls von Arrhenius stammt, und zwar ganz klar rechts vomPolfleck:
links aber ist der Gegensatz nicht
so ausgeprägt, warum wohl?
vie bisherigen Anschauungen
werden hier vergeblich nach einer
Deutung suchen, ver Kenner des
Welteises sieht aber sofort, datz hier
naturnotwendig eine Aufhellung
eintreten mutzte. Wer aufmerksam
gelesen hat, wird bereits in der Lage
sein, des Rätsels Lösung zu finden,
das wir später noch gesondert geben
Obb. 37. werden.
Lin merkwürdiger Gegensatz zwi Wir können also zusammen
schen der scharf abgesehten rechten fassend sagen, datz die weitzen polar
Seite der Polkappe und der ver
schwommenen linken Seite, eine beulen tatsächliche Erscheinungen
bisher ebenfalls völlig unbeachtete sind, wie sie in Abb. 31a und 32 for
Erscheinung (nach Arrhenius). melhaft und übermäßig stark betont
abgeleitet wurden. Man lasse sich
ulso durch die notwendige Matzstabverzerrung nicht irremachen: Es
sollte nur sinnfällig werden, datz in den günstigeren Periheloppo-
sitionen die beiden polarflecken eigentlich als flache Beulen über den
allgemeinen Marsumritz herausragen.
Selbstredend ist diese Beulenwirkung in den Abb. 36a und b noch
ein wenig durch das dunkle Sichelstück, also durch den Selbstschatten
optisch vergröhert. Aber trotz dieser optisch möglichen „Täuschung" ist
die Ausbeulung der Hellen Polflecke Wirklichkeit. Es sei dies besonders
deswegen hervorgehoben, weil bei den sonnenfernen (Aphel-) Oppo
sitionen sich eher eine gestufte Terrasse (Abb. 3la, 2 und II) darbieten
würde, wenn sich, was allerdings unwahrscheinlich ist, diese Erscheinung
der Beobachtung erschlichen liehe. Immerhin mühte sich die scharfe
Grenze zwischen der polumflutung und dem polarfleck anders dar
stellen als in den Anblicken der günstigen Periheloppositionen. Diese
Tatsache muh man sich wieder an Hand der Abb. 32 ableiten.
Polkappen und Kanäle. 103
und für immer sichtbar bleiben kann, ist leicht einzusehen und folgt
überdies auch aus dem auch am Mars vorhandenen Sonnenfeineise,
das zu ihm zwar nur zu einem Fünftel dessen gelangt, was durchschnitt
lich die Erde erhält, wo es als Feineisstaub dieirdischen Zirruswolken
bildet.
Derartige „Wolken" sind auf dem Mars aber unmöglich, vie
dünne wasserstoffhülle vermag die viel zu schweren, wenn auch win
zigen Eiskristalle gar nicht zu tragen, vas Sonnenfeineis wird vielmehr
wie ein ewiger zarter Staubregen niedergehen und senkt sich in seiner
eisigen kosmischen Urform langsam auf das Marseis nieder. Die Sonne
beschneit den fernen Stern, und sie beschneit auch die dunklen Frisch-
überfrierungen, bleicht sie also langsam aus und färbt sie wieder weiß,
wie die Umgebung, so daß sie dem kluge des Beobachters mit der Zeit
entschwinden. Und diese zweite Art des Bleichens, bisher ebenfalls
niemals zureichend gedeutet, ergab sich uns wie alle bisherigen Er
gebnisse. eigentlich ganz von selbst. Das Gesetz der natürlichen Not
wendigkeiten ist in allen Fällen zwingend.
voch der Renner könnte hier noch einen Einwurs machen. Er
weiß nämlich, datz unter Umständen ein sehr plötzliches Nachbleichen
einsetzt. was wir hier folgerten, ist aber der allmähliche Vorgang.
Auch die plötzliche Lleichung ergibt sich uns von selbst.
Steht nämlich ein Sonnenfleck der Erde unmittelbar gegenüber,
werden wir also gewissermaßen unmittelbar angeblasen, so verursacht
eine derartig kräftige Feineisbestreichung auf Erden einen gewaltigen
Wettersturz, der sich mit Regen, Gewitter, barometrischen Depressionen,
magnetischen Gewittern, Nordlichterscheinungen, starken psychischen
Beeinflussungen zu erkennen gibt und bisher in seinen weittragenden
Werten weder erkannt noch gewürdigt werden konnte, hier können wir
auf diese fesselnden Fragen nicht näher eingehen, zumal ich sie ander
weitig bis zu ihren kulturbedingenden Folgerungen beschrieben Habens.
Eine solche unmittelbare Anblasung verstärkt also den üblichen
Feineiszuflutz in plötzlichem und sehr erheblichem Matze. Vie wesens
gleiche, wenn auch schwächere Wirkung muh nun selbstredend auch
auf dem Mars eintreten, wenn dieser Stern eine unmittelbare An
blasung erhält. Obwohl nur ein Fünftel so stark, ist das Geschehen doch
unerwartet und im vergleich zu den üblichen Erscheinungen plötzlick
und überragend. Der Beobachter sieht dann eben ein stark gesteigertes,
unerwartet schnelles Ausbleichen.
108 vom klaffen der Ureisschollen.
wir wissen jetzt also, daß nicht die 5prünge im Life selbst es
sind, die wir sehen, sondern nur dunkle Krischüberfrierungen des be
reiften eisbestäubten, also weißen Alteises, bewirkt durch das aus
solchen Sprüngen Herausschwallende und längs der Sprünge sich aus
breitende Wasser. Den Sprung selbst können wir niemals sehen, selbst
dann nicht, wenn er m hrere Meter oder mehrere hundert Meter
klaffen sollte. Um aber plötzlich die zu einer mehrere Kilometer breiten
Eisüberflutung nötigen Wassermassen emporschwallen zu lassen, be
darf es nur eines klaffens von mehreren Dezimetern, va wir aber
schon wissen, daß solches Neuaufbrechen nicht völlig haltbar zugefrore
ner alter Sprünge durch die gewaltigen Kräfte der Iahresslutwirkung
bedingt ist, daß also das Aufbrechen alter Sprünge durch einen Wasser
druck erfolgt, durch ein Atmungsbestreben des ganzen Gzeans, so er
kennen wir auch, daß solches Aufbrechen einem Zwange folgt, der eben
sowohl den Sprung sofort klaffen macht, als auch sofort große Wasser
massen empordrückt. Damit dürften auch die Zweifel behoben sein,
welche befürchten lassen, daß ein nur geringes klaffen nicht die ge
nügenden Wassermassen für die späteren kilometerbreiten Krischüber
frierungen zu liefern vermöge.
Man wird fragen, warum die bisherige Himmelskunde diese ein
fachen Deutungen nicht längst allein gefunden hat. vie Antwort
lautet: vie Astronomie baute auf Voraussetzungen, die aller Wirklich
keit und Erfahrung widersprechen. Varum mußte auch all das ver
borgen bleiben, was wir nun bereits wissen; denn solange die Planeten
beobachter auf dem Mars Kestländer, wüstenflächen, Moräste und
Kanäle sehen wollen, kann nie von einer Erkenntnis der wahren Zu
stände gesprochen werden. —
hat der Mars sich also während der Zeit seiner Annäherung an
die Sonne ausgebaucht, so wird er sich, je weiter er nach Überwindung
der Sonnennähe sich von dem Taggestirn wieder entfernt, auch wieder
einbauchen müssen, um in Sonnenferne immer zur annähernden Kugel
zu werden. Es ist dies alles so selbstverständlich, daß es jedem einleuch
ten muß, der auch nur ein geringes Raumvorstellungsvermögen und
wenig Übung in der Abschätzung kosmischer kräftewogen besitzt.
Betrachten wir nun nochmals die schon mehrfach erwähnte aus
schweifende Bahn des Mars, va der sonnennächste Punkt des Mars
weges fast mit dem Drte der südlichen Sommersonnenwende zusammen-
sällt, so kommt es, daß das südliche Sommerhalbjahr nur 305,7, das
Wiederholung. 109
Kbb. 39.
vas Kreiselwanken der Erdachse als vergleich zu der grundsätzlich ähnlichen
Erscheinung beim Mars (nach valier).
bar gestreckte Ellipse und verbinden wir die beiden fernsten Punkte
der Lllipsenbahn miteinander, so erhalten wir die fragliche große Achse,
die man wissenschaftlich mit Apsidenlinie bezeichnet. Die Zolge von
beiden Erscheinungen ist nun, daß sich der Zrühlingspunkt und der
Nach 5800 Jahren. 117
ist und auch die Achse um 1,5 Grad mehr zur Bahnsenkrechten geneigt
ist. Dazu erhält Mars nur 0,431 der Sonnenstrahlungskraft und besitzt
eine derartig dünne lvasserstoffhülle, daß die mittlere Sonnenwärme
am Marsäquator unter — 30" 6 liegen muß.
Nun beträgt die Rückumschlichzeit des Mars-Periheliums rund
19200 Erdenjahre, vie Zeit eines Nreiselumwankens mag ähnlich
lang sein. Man kann also den Zeitabschnitt, in dem auf der Süd- und
Nordseite der lange strenge mit dem kurzen milden Winter abwechselt,
aus Mars mit rund 10000 Erdenjahren ansehen, wobei es an sich nichts
ausmacht, ob diese Angabe um 5 oder 10"/<> irrig ist, denn wir brauchen
grundsätzlich nur diesen Begriff des von halbkugel zu halbkugel sich
bewegenden Winterstrengewechsels auf Mars zur Erklärung des so
unscheinbaren und nächst den Nanalverdopplungen dennoch größten
Rätsels der auf Abb. 40 ersichtlichen weißen Spiralstreifen, die ihr
Entdecker Schiaparelli mit „Trainses blanches" bezeichnet hat.
Ihre Niederzeichnung stammt aus den Jahren 1879 und 1881.
Zlammarion, der sich eingehend mit dem nach seiner Anschauung
bewohnten Mars beschäftigt hat, sagt darüber: „Auf der nördlichen
halbkugel hat man Helle spiralförmige Banden, vom Pol ausgehend,
gesehen, welche atmosphärische Strömungen andeuten, die von der
Drehbewegung des Mars beeinflußt werden." vas ist alles, was er
über diese höchst merkwürdige Erscheinung zu verkünden hat. Und das
ist wenig! Und dieses Wenige ist, wie wir uns jetzt schon sagen können,
unrichtig; denn daß es sich bei der dünnen Marsgashülle nicht um
„atmosphärische Strömungen" handeln kann, ist ebenso klar, als wie,
daß diese Erscheinung mit der Drehung des Mars deswegen zusammen-
hängt, weil sie passatartig verläuft.
Wollen wir also einer Deutung näherkommen, so werden wir bei
einigem Nachdenken eine Möglichkeit dann finden, wenn wir zu jener
Zeit zurückkehren, in welcher die Marsnordhalbkugel im Gegensatz
zur Gegenwart den längeren und strengeren Winter hatte und damit
auch im vergleich zur Südhalbkugel eine dickere Eiskruste besaß. Um
aber keine auch noch so geringe uns erkennbare und denkbare Be
einflussung durch die Umwelt außer acht zu lassen, wollen wir auch
der Tatsache gedenken, die sich aus den Bahngrundlagen der Pla
neten ergibt, nämlich, daß die Bahnausschweifung der Merkur- und
Marsbahn heute im Zunehmen begriffen ist, und zwar bei Merkur
um 20 und bei Mars um 95 Einheiten der zehnten Dezimale in lO Zah-
Passatwirkung. 119
ren, während sich diese Bahneigenheit bei Venus um 54 und bei der
Lrde um 42 Einheiten der zehnten Dezimale in 10 Jahren vermindert.
Unter allen vier inneren Planeten nimmt also die Ausschweifung der
Marsbahn am weitaus raschesten zu. Sie mußte daher vor rund
5000 Jahren, zur Zeit also da die Nordkappe den längeren und
strengeren Winter hatte, um etwa 95 x 500 — 47 500 Einheiten der
zehnten Dezimale kleiner, also etwa 0,0953040 gewesen sein, anstatt
der heutigen 0,0933088. vas gibt natürlich nicht viel aus, darf aber
doch nicht unerwähnt bleiben, da es in unserem Sinne vermindernd auf
die Jahresslutkräfte wirkt.
wichtiger selbstverständlich ist die Tatsache, daß vor denselben
5000 Jahren die Nordkappe den längeren und strengeren Winter
hatte. Sie scheint damals als größere, dickere, stärkere und auch tiefer-
tauchende Rappe bestanden zu haben und sogar manchmal auch bis
näher an den Äquator heran ungeborsten geblieben zu sein.
Aber auch dann hatte sie sich gewiß nicht in einem dem Äquator
gleichlaufenden Riß abgelöst, sondern stellte eine schartig losgebrochene
Rappe dar, mit einem an Einbuchtungen reichen und wahrscheinlich
zuweilen stark ausgezackten Rande. Taucht nun eine dermaßen
schartig losgeborstene Rappe nur mäßig, so wird das Wasser nicht
ringsum in entsprechender Menge über den Rappenrand empor-
schwallen, sondern mehr an den Einkerbungen des schartigen Randes,
da ja die Zacken sich mäßig über dem Meeresspiegel erheben. Line
derartig einbrechende Leflutung kann selbstredend nicht in geschlossener
Ringflutwelle zum Pol vordringen, sondern nur in den einzelnen von
den Reiben ausgehenden Strömen. Und diese Ströme können auch
nicht geradeswegs zum Pol fließen, sondern müssen passatartig nach
Gsten ausgebogen sein. Wir brauchen uns dabei nur vorzustellen,
daß jeder Teil des Äquators innerhalb von 24^4 Stunden an seinen
Ausgangspunkt zurückkehrt, dabei aber den weg eben um den ganzen
Äquator herummacht. Sn Polnähe aber wird innerhalb der gleichen
Zeit bei einer Umdrehung ein viel geringerer weg zurückgelegt, würde
man also einen mit Äquatorschwungkraft versehenen Rörper eilig nach
Norden bewegen, also in Gebiete, die sich relativ zum Äquator langsamer
drehen, so würde er nach Gsten in der Richtung der Sterndrehung vor
aneilen müssen, denn er besitzt eben die Schwungkraft des Äquator
gebietes, also des größten Rreises, und würde in einen kleineren Rreis
versetzt eben schneller laufen müssen als die Eigenteile dieses Gebietes,
120 Entstehung der Streifen.
bis in niedrigere Breiten hinab ein Stück, so daß damals solche Passat
spiralströme möglich waren, wer gegen diese Deutung etwas ein-
zuwenden hat, der möge es nur dann tun, wenn seine Erklärung der
weihen Streifen als Glied einer weltenschöpferischen Gedankenkette
gelten kann.
wenn Schiaparelli diese weihen Streifen bis zum Äquator
hinab und sogar auch darüber hinaus andeutet, so ist hier vielleicht
ein wenig Lrgänzungsbestreben schuld. Es bietet sich aber in dieser
Hinsicht dem Beobachter Gelegenheit, die Angaben Schiaparellis
nachzuprüfen.
Sollten später Vorgänge eingesetzt haben, welche die bereits mit
den Spiralströmen versehene Rappe zum Zerbersten brächte, so mühten
die sog. Ranäle an den Stellen, wo sie die vammstreisen durchqueren,
nur als sehr feine Striche sichtbar sein; denn wir wissen ja, dah die gute
Sichtbarkeit der Ranäle von dem emporschwallenden Gzeanwasser
erzeugt wird, das sich zu beiden Seiten der Risse die Ureisschollen be
netzend ausbreitet. Eine solche Ausbreitung ist aber auf den erhöhten
vammteilen ausgeschlossen.
vie Beobachtung bestätigt vollauf die hier gegebene Ableitung,
ver einfache Augenschein darf also als ein Beweis dafür gelten, dah
die Tranees blanches ein etwas erhöhtes Eisgeschiebe auf ebener Eis
fläche darstellen, da der Ranal in schön gleichmäßiger Breite von beiden
Seiten an den weihen Streifen herankommt, über die Streifenbreite
hinweg aber zu einer schmalen, kaum sichtbaren dunklen Linie zu-
sammenschrumpft. ver Sprung durchsetzt also wohl ungehindert auch
den Geschiebestreifen, während die Überflutung zu beiden Seiten der
Sprungränder sich im Bereiche des Geschiebes nicht so weit auszu-
breiten vermochte, wie auf der ebenen Eisfläche.
ver in unserer Abb. 41 sichtbare, von Ranälen durchbrochene
weihe Streifen hat allerdings nicht das Aussehen der Spiralstrom
betten aus Abb. 40. Es kann da aber auch eine Verzeichnung vorliegen.
Immerhin könnte es sehr wohl jener Spiralstreifen sein, der von drei
dunklen Streifen durchsetzt auf VIo in Abb. 40 zugeht. Sollte der weihe
Streifen in Abb. 41 aber etwas anderes sein, als das geschilderte Spiral
strombett, so bleibt dennoch nur die Überzeugung übrig, daß es sich
notwendigerweise um eine geringe Erhöhung des Lisgeländes handelt.
Es könnte vielleicht eine in sanft geneigter Bahn anlangende grohe
Lissternschnuppe oder ein kleiner Marsmond gewesen sein, der seinen
122 Umfang der welteislehre.
datz der entstandene Eishügel derart auf die unterste Eisschicht drückt,
daß diese langsam tiefer sinkt. Daraus würde eine in das Gzeanwasser
hineinragende Eisnase folgen, die nun aber sofort bei Entstehen ab
geschmolzen werden müßte, so datz die für jene Breiten notwendige
und entsprechende Eisdicke immer wiederhergestellt bleibt. Dieser
Vorgang, der sich also im Laufe vieler Zahrmillionen zahlreiche Male
wiederholt hat, lätzt es nun verständlich werden, warum wir die Ver
stärkung des Marsozeans eine voninnenaufpumpung nannten.
Denken wir uns also die Zeit, als der erstmalig völlig überkruftete
Marsozean die weiteren tausend oder zehntausend Eisplanetoiden ver
schluckt hatte. Dann wird, wie wir sahen, die Tiefe des uferlosen Meeres
zugenommen haben. Inzwischen mußte aber das Marseis auf seinem
Wege um die Sonne nicht nur in Ureistafeln zertrümmert, sondern es
mußten auch die Vruchränder der in jedem Marsjahr zweimal bei der
Ausbauchung und Einbauchung neu gerichteten Ureistafeln ein wenig
auseinandergerückt werden. Zwischen die Ureistafeln bauten sich die
schon beschriebenen Zungeisstreifen.
Da der Einfang der Eisplanetoiden
aber ein Dauervorgang blieb, so
wurden die Zungeisstreifen allmählich
immer breiter und breiter. Im Laufe
Hunderter von Zahrmillionen, in denen
es nie an Liseinfang mangelte, wuchs
der Vzeaninhalt des Mars also immer
weiter. Trotzdem sind die Ureistafeln
bei nur etwas größerer Krümmung
an Zlächengröße und Zorm fast immer
dieselben geblieben, während nur die übb. 42.
Breite der dazwischengefrorenen Zung- Formelhafte versinnlichung des
eisstreifen dauernd sich vergrößert hat. Zahrmillionen langen Gzean-
Es ist also sehr leicht einzusehen, anstieges in 4 zeitlich durch
große Zwischenräume getrennten
daß es endlich soweit kommen mußte,
Zuständen I—IV zur Erklärung
daß einzelne alte Bruchländer nun der so geheimnisvollen Kanal
bis auf 10, 20, 30 und mehr Kilo- verdopplungen.
meter auseinander gewichen sind.
Un diesen Notwendigkeiten läßt sich nicht rütteln, wir wollen
aber der Sache dennoch eine ausführlichere Betrachtung widmen, um
in allen Einzelheiten auch völlig verstanden zu werden, vor allem des
126 Kanalverdoppelungen.
wegen, weil uns hier noch einmal die Formänderung der Marskugel
je nach ihrer Stellung zur Sonne beschäftigt.
Denken wir uns den Mars einmal von rund 6700 Irrn Durchmesser
und seinen aus Fixsternbaustoff bestehenden Kern schön gerundet von
etwa 5900 Kur Durchmesser, so bleibt eine Gzeantiefe von 400 km. Vie
Oberfläche dieses uferlosen Meeres wäre dann seit der beginnenden
ersten Vereisung des Kerns um rund 30000000 Quadratkilometer
vergrößert worden, wenn wir nun die erste, vorhin beschriebene frei-
schwimmende Eiskugelkruste uns ganz regelmäßig zersägt vorstellen,
so wie das unsere Abb. 42 zeigt, so beobachten wir ein grundsätzlich
immer gleiches und immer zunehmendes wachsen der Jungeisstreifen,
da ja die Ureistafeln infolge des Wasserzuwachses immer weiter aus
einander weichen müssen. Durch diese formelhafte Aufteilung des
Eisozeans in Sprünge, die parallel zum Äquator laufen, und solche,
die senkrecht auf ihm stehen, gewinnen wir nun auch eine erleich
terte Vorstellung dessen, was wir früher mit Stoßfugen bezeichneten.
Seim Ausbauchen um die Zeit des Marsfrühlings muß, wie wir wissen,
der Marsgürtel zu enge werden. Es werden also vorwiegend in den
Tropengegenden die auf dem Äquator senkrecht stehenden Risse auf-
brechen müssen. Ein halbes Marsjahr später, im herbst, wenn das
Einbauchen beginnt, wenn also die beiden Polkappen auseinander
streben, ihre Entfernung also vergrößern, müssen in erster Linie die
dem Äquator gleichlaufenden Stoßfugen ringsum bersten. Dieses
Ereignis tritt ja nun dauernd auf bei dauerndem Zuwachs des tvzean-
wassers, dauerndem Auseinanderrücken der Ureisschollen und dauern
dem Wachsen der zwischen sie gebauten Zungeisstreifen. Allmählich
kommen wir dann zu einem so weiten Auseinanderstehen der Ureis
schollen, wie sie unsere Abbildung bei IV zeigt.
Reißen nun im Zolle der Ein- oder Ausbauchung die Zungeis-
streifen nur einerseits von den Ureistafeln los, so werden die früher
schon erörterten Wasseraustritte längs der Sprünge und die daraus
folgenden dunklen Frischüberfrierungen im Fernrohr als feine dunkle
Linien sichtbar. Das aber geschieht erst dann, wenn der durch die
Verdampfung entstandene Eisnebel verschwunden ist. was wir sehen,
sind dann die uns bereits vertrauten „Kanäle".
Ganz anders aber wird das Bild, wenn einzelne der Zungeisstreifen-
stücke sich beiderseits von den Ureistafeln ablösen. Dann erblicken
wir notwendig zwei wie Eisenbahnschienen nebeneinander laufende
Lösung der Kanalverdoppelungen. 127
parallele, dunkle Linien. Und nun drängt sich uns ganz von selbst
eine Erklärung auf, denn was wir eben beschrieben, ist nichts anderes
als das von den bisherigen Marsforschern niemals ent
schleierte Rätsel der Ranalverdopplung.
Nun bieten aber auch diese Ranalverdopplungen an sich mancher-
klbb. 43.
vas Wesen der sog. „Marskanal "Verdopplungen im Sinne der welteislehre.
Die 4 Lckbilder I, II, III und IV sollen die nach vielen Jahrmillionen zu be-
messende Tiefenzunahme des Marsozeans durch den Eisplanetoideneinfang
versmnlichen. Deren in regelmäßige „Eirtafeln" aufgeteute weiße Flächen
dagegen stellen je einen Bruchteil der freischwimmenden Glazialsphäre des
Mars dar,- ihre schematiche aradnetzartige Zerteilung soll als vereinfachende
Voraussetzung die Erklärung der im mittleren Figurenteile im größeren Maß
stabe dargestellten „Kanalverdopplungen" erleichtern (Zeichnung hörbigers).
Diese Hinweise mögen hier gegeben sein, weil wir sie später noch
bei der Tiefenberechnung des Marsozeans benötigen werden. Aus
unserer Abb. 43 IV sind die Jungeisstreisen etwa 120—140 Kur breit.
Es ist doch anzunehmen, daß die beiden Linien noch sichtbar sein
müssen, wenn sie ein Zehntel dieser Jungeisstreifen, also etwa 12,
15 oder 20 Kur breit sind.
An sich sind zwar diese Überlegungen nicht von so grundlegender
Wichtigkeit. Aus Gründen der Vollständigkeit durften sie aber hier
nicht unerwähnt bleiben.
Doch kehren wir zu den Verdopplungen selber zurück.
Bisher gab es kein Mittel, auch nur im entferntesten sich eine
Vorstellung darüber zu machen, wie ganz plötzlich zwei gleichlaufende
Kanäle von Hunderten von Kilometern Länge sichtbar werden konnten.
Es geschieht dies nämlich in so kurzer Zeit, datz auch diejenigen wie
vor einem Wunder stehen, welche auf dem Mars wirkliche Kanäle
zu erblicken glauben; denn auch das Zlietzen von Wasser braucht einige
Zeit. Da mützten wohl auch die glanzvollsten Ingenieurgedanken vor
der Sprödigkeit des Stoffes auch dann zurückschrecken, wenn es sich
um die Meisterung von Wasserbewegungen handelt. Aller Schleusen-
bau würde uns niemals sagen können, warum zu einem heute vor
handenen Kanal von wie gesagt Hunderten von Kilometern Länge
morgen ein zweiter gleichlaufender vorhanden wäre. Erst die Welt
eislehre gestattet uns da eine klare und alle Erscheinungen deutende
Einsicht in die Verhältnisse und steht mit ihren Ableitungen im vollen
Einklang mit den Beobachtungstatsachen.
Mit den Einsichten über die wirklichen Ursachen der Kanalver
dopplung sind wir aber auf einen weg gelangt, der noch mancherlei
andere Dinge klärt. Aus unserer Abb. 43 sehen wir deutlich nicht nur
das Breiten-, sondern auch das Tiefenwachstum der zwischen den
Ureistafeln sich einbauenden Iungeisstreifen. Es ist nun bekannt,
datz Eis auf dem Wasser schwimmt. Dabei tauchen neun Zehntel in
die Flüssigkeit ein, während ein Zehntel aus dem Wasser emporragt.
würden wir also die Dicke des Marseises an irgendeiner Stelle mit
10 km annehmen, so würden zwei dort befindliche Ureistafeln 9 kva
tief im Wasser liegen und 1 krn in die dünne Wasserstoffatmosphäre
des Mars emporragen. Diese Tatsache würde in dem Augenblick
sichtbar werden, sobald die Schollen bei der Ausbauchung etwas aus
einanderweichen. Stände in diesem Augenblick ein Beobachter am
Stichen, Der Mars. g
130 verschiedene Breite.
Rande einer solchen Bruchspalte und wäre er in der Lage, bis auf das
Seewasser hinabzublicken und die Tiefe zu messen, so würde er, sofern
Rbb. 44.
Vier verschiedene Möglichkeiten der einfachen und doppelten „Ranalbildung"
auf Mars in formelhafter Darstellung. Oben vertikaler Schnitt durch das frei-
schwimmende Ureis mit Querschnitten durch verschiedene, weit auseinander
gewichene alte Sprungränder und dazwischengebaute Jungeisstreifen. Unten
Draufsicht auf die Oberfläche des Ureises nebst Darstellung der Sprungrand
überflutungen durch Ouerbeschraffung. I — ein noch wenig erweiterter
Sprung im Ureise mit schmalem Jungeisstreifen. Seim wiederaufbruch
findet das aufsteigende Wasser erst eine kleine Senke vor, die es sofort erfüllt,
und überlausend beflutet es die Sprungränder in durchaus gleicher Breite
und gefriert sofort als einfache, von der Erde aus sichtbare dunkle Linie
nieder. 2 ----- derselbe Vorgang bei viel weiter auseinandergewichenen Sprung-
rändern. Da; austretende Wasser erfüllt jetzt wohl auch noch die ganze Breite
der durch den Jungeisstreifen gebildeten Niederung, ohne sie überborden zu
können. Das Ergebnis ist ein von der Erde aus besonders gut sichtbarer
breiter, scharf begrenzter Dunkelstreifen. 3 --- derselbe Vorgang wie in
2 bei noch weiter auseinandergewichenen Sprungrändern. Das beiderseits
austretende Wasser vermag nicht nur die geringe Senkung nicht mehr zu er
füllen, sondern es fliehen die beiderseitigen Leflutungswellen auch schon nicht
mehr ineinander. Es ergeben sichzweifeinere parallele Linien, die natür
lich auch dann noch sichtbar bleiben, wenn die Überflutung nieder- und
die Berstung wieder zu gefroren ist. 4-----ähnlicher Vorgang bei sehr weit
aureinandergewichenen Rändern eines sehr alten Ureissprunges. Der
Jungeisstreifen mag schon die Dicke des Ureises erlangt haben und seine Ober
fläche bildet daher auch keine Senkung in der Lisoberfläche mehr. Das austre
tende Wasser ergießt sich zu beiden Seiten beider Sprungränder, und nach seinem
Niedergefrieren bleibt eine sehr breitgeleisige Doppellinie gut sichtbar.
Manchmal bricht in 3 und 4 der Jungeisstreifen nur einerseits vom Ureise
los, um eine einfache Dunkellinie zu erzeugen (Zeichnung hörbigers).
Zwölf Arten der Doppelung. 131
Abb. 45.
Zwölf verschiedene Vorgänge der einfachen und doppelten „Ranal"bildung
auf Mars in formelhafter Querschnitt- und Grundritzdarstellung (nach hör
biger).
Seite hin keinerlei Wasser fließen lassen kann. Sofern nun der Jung-
eisstreifen sich beiderseits von den Ureisschollen löst, ist bei entspre
chender Breite und entsprechender Wasseremporschwallung sehr wohl
der Zall möglich, daß beide Wasseraustritte einander erreichen. Dann
bietet sich der Jungeisstreifen in seiner ganzen Breite dem Beschauer
als frischüberfroren, also dunkelgefärbt dar. Derartige sehr breite
„Uanäle" sind den Beobachtern wohl vertraut.
Abb. 46.
vie Gegend des Sonnenseer auf dem Mars nach einer am 8. 10. 18S4 von
vouglas unter besonders günstigen Sichtbarkeitsverhältnissen gewonnenen
Aufnahme, hier handelt es sich nur um Nleinoerbruch ohne Verdopplungen.
Jüngere bis ältere Sprungrandüberflutungen und Ganzüberflutungen sind
deutlich zu erkennen, vorurteilsfrei betrachtet ist hier das Tafeleis geradezu
mit Händen zu greifen, vr. M. wilh. Meger als Verteidiger der Marsinge-
nieure sagt hierzu folgendes: „vas Bild zeigt ein kompliziert angeordnetes
Kanalsgstem und in ganz besonders auffälliger Weise die Fortsetzung der
dunklen Kanallinien über das Land hinaus bis in die dunklen Gebiete der sog.
Meere, in deren Innern hier ein ebensolches kompliziertes Kanalsgstem auf-
tritt, wie in den Landgebieten. Ls ist schlechterdings unmöglich, sich
solche parallelsgsteme, welche auf der Erde nur die vollendetste
Zeldmetzkunst hervorzubringen vermag, allein durchun; bekannte
Naturkräfte entstanden zu denken."
wissenschaftliche Träumereien. 13Z
wir sind jetzt auf Mars gewissermaßen schon ganz „zu Hause".
Daher dürfte es reizvoll sein, an die Klärung einer der berühm
testen Marsgegenden zu gehen, deren nähere Gberflächengestaltung
uns Schiaparelli vermittelte. Sie ist unter dem „kanalschleusen-
rätsel Hydraotes-Nilus" bekannt geworden (Abb. 47).
vas Bild ist deshalb lehrreich, weil die beiden Aufnahmen aus
den Jahren 1882 und 1886 vielfach dazu benutzt wurden, um das
Vorhandensein von Wasserbauingenieuren auf dem Mars zu „be
weisen". Es dürfte ganz kurzweilig sein, diesen Ingenieurnachweis
aus dem Buche von Gtto Droh, „Mars, eine Welt im Kampf ums
Dasein", wenigstens auszugsweise kennenzulernen. „Ein äußerst
lehrreiches Beispiel," so schreibt Droh, „für die offenbare Beherr
schung des hydraulischen Riesenwerkes liefern uns die Beobachtungen,
welche Schiaparelli während der Jahre 1882 und 1886 an dem Kanal-
system Hydraotes-Nilus gemacht hat. Auf den ersten Blick sieht man
aus Schiaparellis Zeichnungen, daß im Jahre 1882 das Kanalsystem
reicher ist als im Jahre 1886, da drei Kanäle sich verdoppelt haben
und zwei einfache Wasserläufe, sowie zwei Wasserbecken neu hinzu
gekommen sind, während ein drittes seine Gestalt geändert hat. Zu
gleich bemerken wir aber auch, daß der Wasserreichtum der Gegend
im früheren Jahre ein größerer war als im letzteren r denn die Neben-
läufe von Jamuna, Ganges, Nilokeras ... (usw. usw.) verdanken un
mittelbar oder mittelbar ihr Dasein bzw. ihren Größenzuwachs dem
höheren Wassergehalte der beiden Meerbusen. — Bei oberflächlicher Ve
rachtung könnte man allerdings das Gegenteil annehmen usw. usw....
— wir wollen uns an dieser Stelle nur folgende Zragen vorlegen:
Erstens: Ist es ohne die Annahme einer willkürlichen Beherr
schung des Kanalsystems zu erklären, wie das zwischen Margaritifer
Sinus und Jamuna liegende Teilstück des Hydraotes-Nilus einfach
verschwinden und das homologe Stück des Nebenkanals von der
Jamuna an im vergleich zu dem übrigen Kanalteil sich bedeutend
oerschmälern kann? Wir müssen mit.Nein' antworten, ob wir nun
annehmen, daß die Regulierung von dem Margaritifer Sinus, Lunae
Lacus oder der Jamuna ausgeht. Zweitens: Weshalb zeigen die
Bestandteile des Lacus Lunae trotz der bedeutenden Wasserzufuhr
gerade jetzt ein so regelmäßiges, trapezartiges Aussehen? Die Ant
wort kann nur lauten: weil sie bis jetzt bis an ihre Bewehrungen
gefüllt sind und ihr normales Aussehen verraten. Drittens: Ist
134 Das Schleusenrätsel.
die Begrenzung des Lacus Lunae bis zum Ganges, ferner die der
Teilstrecken des Hgdraotes-Nilus bis zur Jamuna eine von Natur
oder Runst so scharf geschaffene, wie wir dies auf der 1886er Zeich
nung wahrnehmen? Eine ungezwungene Erklärung im ernsteren
Das
Marskanal-„Schleusen-" Rätsel
„Hydraotes-Nilus"
u. seine Lösung imSinne derwLL
Nach L. Schiaparellis Aufnahmen in
den Dppositions-Jahren 1882 u. 1886
— Iungeir-Streifkn M — Jungeis-Nisle
vr --- Ureis-Taseln M «. UI — und u-
Seflutung
iösuog
Abb. 47.
vie beiden linken Bilder zeigen Schiaparellis Aufnahme dieser Nilusgegend
aus den Zähren 1882 und 1886 mit scheinbar ganz verschiedenen Schleusen-
stellungen der vermeintlichen voppelkanäle. vas rechte Bild bringt die Lösung
im Sinne der welteislehre ^Zeichnung hörbigers).
gl>b. 48.
Rohe versinnlichung eines teleskopischen Weltbildes der Erde unter Voraus
setzung völliger Durchsichtigkeit und wolkenlosigkeit der Lufthülle zum ver
gleich mit den Weltbildern des Mars und der Luna in Abbildung 49 und 50
desselben Maßstabes. Man vergleiche hier die reichgegliederten und zerrissenen
Uferlinien der irdischen Landflächen mit den geraden Linien und langge
schwungenen kurven auf Mars! — 5elbst wenn wir wissen, daß die Erde
auch in höhenrichtung ein reichgegliedertes Relief aufwcist, auf Mars aber
vermeintlich nur ebene Landflächen bestehen sollen, ist dieser krasse Unterschied
in den Linien auf Erde und Mars durch wirkliche Marslandschaften nicht zu
erklären lnach hörbig er).
Mars und Mond. 137
Abb. 49.
Ein teleskopischer Anblick des Mars
nach Pros. I. hussegs Aufnahme
vom 17.—20. August 18S2 zum ver
gleich mit den Weltbildern der Erde
und desErdmondes in Abb.48 und SO
desselben Maßstabes, vas Bild zeigt
nur das gleichzeitig sichtbarGewesene
dieser einen Beobachtung im Gegen
satz zu denBildern des Schiaparelli
<Übb. 38 und 40), der alle Beob
achtungen aus mehreren Oppo
sitionen zusammengezogen hat.
Abb. 50.
Vas Weltbild des Erdmondes nach
einer in fortschreitender Phase ge
zeichneten Mondkarte Vpelts zum
vergleich mit den beiden Weltbildern
der Erde und des Erdmondes vom
selben Maßstabe in Abb. 48 und 49.
auf den Erdkern ausgeübten Druckes etwas dichter sein als der kleinere,
nur von Wassermassen und Eis überlagerte Marskern. hier kann
man also gewissermatzen schon rein gefühlsmäßig zu einem verläß
lichen Urteil kommen und sagen, daß die Mischdichte des Marskerns
nicht gut über 5,55 und nicht gut unter 5,50 betragen darf. Im ersteren'
Falle wäre die Tiefe des Marsozeans etwa 441 Irm, im letzten rund
430 lau. wir werden also den tatsächlichen Verhältnissen sehr nahe
kommen, wenn wir von einer Dzeantiefe von rund 400 lau sprechen.
Über auch diese Zahl führt uns noch zu Widersprüchen, denn die
vorhin angenommene durchschnittliche Summenlänge aller Kanäle
mit 1,5 Millionen Kilometern dürfte jedenfalls zu gering bemessen sein.
Zudem finden wir bei Kanalverdopplungen Zungeisstreifenbreiten,
die 40, 50 und mehr Kilometer betragen. Lei einem nur 400 lau
tiefen Meere, das zeigt die eingehende Rechnung deutlich, könnten
aber nur Breiten von rund 32 lau auftreten. Wir sind da scheinbar
in eine Sackgasse geraten. Über nur scheinbar! Denn den Ausweg
zeigen uns die bereits früher mehrfach erwähnten Inseln. Diese sind
ja aus dem Tafelmosaik des Gürtelureises bis hinauf über die Kappen
geschwemmt worden und haben es eben den Ureistafeln gestattet,
weiter sich voneinander zu entfernen, als es nach der Rechnung die
eigentliche Tiefe des Ozeans gestattet, wir sehen also, daß die Ureis-
tafeln viel mehr auseinandergewichen sind, als es die Oberflächen-
vergrößerung durch reinen Gzeananstieg zulassen würde.
halten wir einen kurzen Rückblick, so müssen wir uns sagen, daß
es drei unbestreitbare Gründe gibt, die einen sehr tiefen Marsozean
fordern. Einmal sahen wir den Mars als Grenzwächter zwischen
inneren und äußeren Planeten kreisen und als solcher dem Andrängen
-er außerhalb seiner Bahn um die Sonne ziehenden Eisplanetoiden
ausgeseht. Diese gehen auf ihm nieder und mästen unaufhörlich seinen
wasseroorrat, vergrößern also dauernd seine Oberfläche. Zum anderen
sind wir uns klar darüber geworden, daß die in ziemlicher Breite auf
tretenden Verdopplungen der Kanäle nur durch Lisberstungen bei sehr
tiefem Ozean möglich sind. Und zum letzten sind wir gezwungen, aus
-er von den Himmelsforschern errechneten Dichte des Mars von
rund 4 mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen etwa 430—440 Irrn
liefen Ozean zu schließen.
wir stehen am Ende unserer Schilderungen der Marswelt. Ls
war gewiß kein aufregender weg, den wir gegangen, und alle die
Übersicht.
141
Abb. 51.
Mars in den perspektivischen Bildgrößen seiner verschiedenen Stellungen zur
Erde, von links nach rechts: a) Im größten klbstand von uns; b) im gün
stigsten Geviertschein (Guaoratur); o) m ungünstigster Gemeinstellung (Aphel-
Gpposition); a) in bestmöglicher Stellung (Perihel-Vpposition), wie sie am
22. klugust 1924, und zwar nur einmal in diesem Jahrhundert, eintreten wird
(nach valier).
wenn wir aber nun noch einmal zu der Verdopplung der dunklen
Linien auf dem Mars zurückkehren, so hat uns ihre Entschleierung doch
mit jeder nur wünschenswerten Sicherheit darauf hingewiesen, daß
die äußeren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun nebst
ihren Monden, ihren Nometenfamilien und den Planetoiden aus
Wasser und Eis vorwiegend bestehen müssen und datz ferner, wenn wir
diese unumgängliche Zolgerung anerkennen, auch der doppelte Lis-
zuflutz zur Erde eine unabweisbare und unbedingte Notwendigkeit
ist; denn von dem vorderen Teile der Eismilchstratze, deren Entstehungs
geschichte uns die Lis- und Wassernatur der äußeren Planeten sicher
vom Grobeis. 143
Es gibt nichts außer dem Ganzen. Und dieses Ganze ist es, was
aufgehellt werden muß, wenn die Naturforschung ihre Ausgabe er
füllen will, Grundlagen zu einem Weltbild zu geben und den weg
zu richtiger und naturgemäßer Lebensgestaltung zu vermitteln.
Diese höchste Aufgabe der Naturwissenschast ist in der Zersplitte
rung der Londerforschung völlig untergegangen, vor lauter wissen
ist die Erkenntnis bisher unentdeckt geblieben. Zahllose Einzelheiten
wurden erarbeitet; aber die Londerforschung brächte es soweit, zu
behaupten, es sei nicht Aufgabe der Wissenschaft, ein Weltbild zu
geben, sondern es genüge, den Zustand der Dinge exakt zu betrachten
und messend und rechnerisch aus diesen Betrachtungen die rein
geistigen Ergebnisse zu ziehen, vie Wissenschaft ist in eine Sack-
gasse geraten, sie hat den Blick für das Ganze nicht aufzu-
bringen vermocht. Aber dieser Blick ist eben notwendig,
um zu wissen, wie die Welt ist, damit wir aus diesem Welt
bild erkennen können, wie wir unser Leben zur höchsten,
edelsten Korm, zur harmonischen Vollendung zu bringen
vermögen.
Denn nur wahres, unbewußtes Wissen vermag zu schauen!
Diese Aufgabe zu lösen ist der Welteislehre vorbehalten, die nicht
nur in sich das Weltbild als solches umschließt, sondern auch den großen
Pulsschlag der Welt enthüllt, um zu sittlicher Lebensentfaltung hin
zuleiten.
Uns galt es hier mehr einiges über das Weltgeschehen zu er
fahren, in dessen endloser Nette auch der Mars nur ein einziges und
seinen natürlichen Notwendigkeiten gemäßes Glied bildet. Nlar bis
ins einzelne greifend, werden und vergehen umspannend, die Gesetze
des Seins erfassend, wird nun das Weltgeschehen erlebbar; und dieses
lückenlose, zwangsläufige Sichändern bedingt eben überall grundsätz
liche Verknüpfungen, deren eine Beweis für die Notwendigkeit aller
anderen ist.
Aber gerade diese Notwendigkeiten zerstörten uns gar manchen
holden Traum, vom Mars mußten wir heimkehren, enttäuscht, die
unbekannten Brüder vergeblich gesucht zu haben. Zur Erde zurück
mußten wir und zu den Wirklichkeiten der Tatsachen.
Damit uns die Erde leicht werde ...
hier Hausen wir Menschen als einzige denkende Bewohner zwischen
der Glut der Sonne und den Eiswüsten aller übrigen Planeten, wir
wir sind allein. 147
sind allein; allein auf unserer ganzen Sonneninsel. Und wenn wir
unseren Blick hinaus in die endlosen weiten der Welt schweifen lassen,
dann bleibt er vielleicht am Ringnebel in der Leger hängen, wo eine
ähnliche Eismilchstraße die Möglichkeit zum Bestehen eines erdähnlichen
Sternes gibt; oder am Andromedanebel, der, heute noch sicherlich eine
viel jüngere Weltinsel als die unsere,
später einmal Leben tragen könnte.
vas sind die bisher bekannten
beiden einzigen anderen Grotzgebilde
der uns zugänglichen Welt, in denen
wir Leben vermuten oder erhoffen
können. Und wenn wir annehmen,
datz jede von ihnen rund tausend Licht
jahre von uns entfernt ist, so um-
schlietzt diese grausige Uluft eineRaum-
kugel von fast viereinviertel Milliarden
Rubiklichtjahren, in deren Mitte wir
Erdenbewohner einsam durch den
Raum ziehen wie auf verlorenem
Schiffe im uferlosen Gzean der Zeit. Abb. 53.
Es könnte einem schwindeln ob Ringnebel in der Leger. Außer
dieser Erkenntnis, und ein kühles halb unseres Lonnenreiches
Grausen greift an die Seele, wir scheint der Ringnebel in der
sind allein. Und doch können wir Leger die einzige mit unseren
gegenwärtigen Fernrohren er
klar und fest diesem überwältigenden kennbare Weltinsel zu sein,
wissen ins Auge sehen; wir, die wir welche ebenfalls Leben tragen
mit dem Lichte der Welteislehre bis könnte.
in die dunkelsten Lcken und Winkel
nicht nur im Geschehen unserer Sonnenwelt hineinzuleuchten ver
mögen, sondern die wir auch die Gesetze des Lebensablaufes in
Händen halten, ver Traum von der Vielheit der bewohnten
Welten ist ausgeträumt, aber ein neues Morgenrot steigt
empor: vas wissen um die geheimsten Verknüpfungen,
die den Uosmos und alles Leben auf der Welt aufs aller-
engste und innigste verbinden.
ver nämliche Takt, der den bleichenden Schleier über die Tis-
gefilde des Mars breitet, der nämliche Takt, der die seinen Zeder
wolken, die Zirren, in die hochschichten der irdischen Lufthülle bläst,
lü
*
148 vie Sprache der Natur.
derselbe Takt ist es, dem auch das Leben und alle seine Äußerungen
unterworfen sind.
ver Ärzt von heute, besonders der Seelenarzt, weiß um diese
vinge, und er ahnt, daß Sonnentakt und Lebensrhgthmus von
einander abhängen. Aber noch kennt er nicht die Zusammen
hänge, die uns die Welteislehre enthüllt. Um sie wissen,
aber heißt, auch den weg kennen, der den Menschen davor bewahrt,
dem großen Takte, dem Pulsschlag der Welt zuwiderzuhandeln. Erst
dort, wo der Pulsschlag der Welt als urgegebene Notwendigkeit vom
Menschen beachtet und zur Grundlage seines Tuns, zum Wegweiser,
zur Erfüllung natürlicher Notwendigkeiten gemacht, reines Schauen
wird, nur dort kann der Wirrwarr unserer Zeit, kann der Nieder-
bruch der Kultur, können die Hemmungen und Reibungen, die Er
folglosigkeit und die Unzufriedenheit überwunden, kann eine Zeit
heraufgeführt werden, bewußten Lebens, bewußter Lebensgestaltung,
bewußter Kultur.
hier leuchtet das Morgenrot auf, das Morgenrot einer neuen
Zeit, vas Morgenrot einer Spanne, die ihre Weisheiten nicht er
denkt, sondern die hingeht, um hingebend und einfältig von der Natur
als der Mutter des Lebens zu lernen,- einer Zeit, die wissen wird, daß
es gleich bleibt, ob sie sich in die schmucklose Blüte am Wegrain, in die
Sprache der Berge, in das erhabene Kauschen des Waldes, ob sie sich
in die Unendlichkeit des Raumes oder aus einen Stern flüchtet, der
wie der Mars die licht- und kraftspendende Sonne umkreist — überall
wird sie zu lernen vermögen, daß nur im großen Khgthmus und seiner
Befolgung der weg zur Vollendung liegt.
von überall, wo immer es sei, in jeder Stunde wird sie die
Sprache der Natur vernehmen, die beschwörend ist und segnend zu
gleich:
Und schreite kühnen Schritts durch Weltenweiten,
Schwing deinen Geist in immer höhre Lahn,
von allen Kernen heimwärts lenkt ein Kahn,
Und will zum Licht der letzten Wahrheit leiten ...
-Anmerkungen.
(Zu Leite 24J von den Astronomen ist bei der Berechnung der Saturn-
dichte fraglos «in Hehler gemacht worden, hier sei nur so viel gesagt, daß
es dem praktisch erfahrenen Mathematiker nicht gestattet ist, die Saturnkugel,
dichte aus der Umlaufsgeschwindigkeit der innersten Saturnmonde in der
selben sorglosen Weise ;u berechnen, wie dies bei Jupiter statthaft ist. wir
können also sagen: Das Eigengewicht der äußeren Planeten ist einheitlich,
nämlich bei Jupiter um 1,25, bei Saturn um 1,20—1,20, bei Uranus um
1,27 und bei Neptun um 1,22 herum. Damit ergibt sich auf Grund der Welt
eislehre, dah die scheinbar abweichende Dichte des Saturns nur auf einen
Rechenfehler der Astronomen zurückgeführt werden muh.
2. (Zu Seite 22.) vergleiche das Werk von Max valier, „ver Sterne
Bahn und Wesen". Gemeinverständliche Einführung in die Himmelskunde. Mit
6 Tafeln auf Kunstdruckpapier und SO Abbildungen im Text. 22 Bogen. 8°.
Koehler L Amelang, Leipzig.
2. (Zu Seite 22.) vgl. hannr Zisch er, „Rhythmus des kosmischen
Lebens". Das Luch vom vulsschlag der Welt. Mit zahlreichen Abbildungen.
Etwa 160 Seiten 8". Koehler L Amelang, Leipzig.
4. (Zu Seite 44.) Es ist hier zu beachten, dah es der massige Jupiter,
in der Zeichnung als innerster Ncptoidenbahnkreis gekennzeichnet, ist, der die
Bahnebenen des Saturn, Uranus und Neptun zum Mithalten zwingt, die an
sick das Bestreben haben, bei der Aufrichtung zurückzubleiben. Zu gleicher
Zeit zügelt Jupiter die Bahnebenen Mars, Erde, Venus und Merkur, die das
Bestreben haben, im selben Krciselwankcn vorzueilen. Aus dieser Tatsache er
gibt sich die fast einheitliche Bahnebene von Merkur bis Neptun, und das trotz
dem um 7 Grad weitergediehene Wanken der Merkurbahn wird erklärlich.
Es reicht aber dieser Ekliptik anschmiegende Einfluß Jupiters nur bis zur Nep
tunbahn, so daß man sich den Außenrand der transneptunischen Neptoiden-
zone noch fast ganz, den Jnnenrand Rll etwas weniger gut, der Eismilchstraßen-
parallelebene RI> angeschmiegt denken muß. Bei genauem Hinsehen merkt
man, daß eine heranlchrumpfende Bahn eines äußeren Neptoiden die Neptun
bahn nur in den beiden Gegenden von SO und 270 Grad ekliptikaler Länge
annähern kann, wird ein solcher Neptoide dann eingckangen, also zum Monde
gemacht, so ist schon zu erkennen, daß eine solche Mondbahncbene nur ziemlich
steil zur Ekliptik stehen kann, so daß dann dem widerstand des Weltraumwasser
stoffes nicht mehr viel zu tun übrig bleibt, um diese neue Mondbahnebene
vollends senkrecht zur Sonnenflugbahn 8L aufzustellen, wie es bei der Triton
ebene tatsächlich zutrisft. Auch hier wird also ein bisher von der Astronomie
vergeblich bearbeitetes Rätsel mit Hilfe der welteislchre mühelos gelöst. Ich
habe diese wichtige Tatsache m meinem Buche „Rhythmus der kosmischen Lebens"
näher behandelt. — Nun kann es aber geschehen, daß ein solcher Neptunmond
einfang mißlingt. Dann wird der durchgefallene Mondkandidat in ebenso
steiler Bahnebene zur Sonne hingeworfen, und aus dem transneptunischen
150 Anmerkungen.
)lanetoiden ist auf diese Weise ein Komet von ungefähr 65 bis 85 Zähren
lmlaufszeit geworden (;. 8. halleg, Brorsen, Bibers, Pons, westphal),
ofern der Kometenwurf nicht etwa so gut zur Sonne gezielt war, dah der
Lomet bei seiner Wiederkehr weit über die Neptunbahn hinaurschwingt und
die Sonnenschweregrenze Lob überschreitend, nicht mehr zur Sonne zurück-
kehrt, sondern mit einem gewissen gleichbleibenden Geschwindigkeitsrest
geradlinig das Weite gewinnt. Solche Kometen sind gewiß sehr viele beob
achtet und irrig berechnet worden, vie Berechnung muß deswegen fehlgehen,
weil ihr die irrige Annahme zugrunde liegt, daß die Sonnenschwere in ganz
große Raumestiefen hinaus niemals Null werden kann. Alle berechneten
Kometenumlaufszeiten über 90 oder 100 Jahre müssen aber ebenso falsch
sein wie Umlaufszeiten von 5000 und mehr Jahren, vie meisten solcher Ko
meten müßten infolge der Störungsorte bei 90 und 270 Grad im groben
Durchschnitt die Eigentümlichkeit zeigen, daß sich ihre großen Achsen der
Richtung 90 Grad nach 270 Grad ekliptikaler Länge und umgekehrt anschmiegen,
was, wie zu erwarten, tatsächlich zutrifft. Man hat gezwungenermaßen bis
her diese Eigentümlichkeit damit zu erklären versucht, daß gerade die Kometen
mit solcher Bahnachsenlage am leichtesten entdeckt werden können, vie WLL
gibt aber hierfür die erste zwingende und einwandfreie himmelsmechanische
Erklärung, zwangsläufig abgeleitet aus dem vordem erörterten Geburtsakt
unserer Sonnenwelt.
5. (Zu Seite 48.) ver eben abgeleitete ideale Trichter könnte natürlich
nur dann in solcher glatten Einfachheit bestehen, wenn das Milchstraßeneis
noch viel inniger in einem dünnen Ring zusammengerafft wäre und außerdem
außerhalb der Erdbahn sonst keine Planeten den Eisschleiertrichter stören wür
den. va aber diese Voraussetzungen nicht zutreffen, sondern da geradezu
das Gegenteil der Fall ist, so wird der Eisschleiertrichter sehr verschieden dick
wandig und gestört aussehen. vie gestörten Ankömmlinge in Ekliptiknähe
werden die Erdbahn mit ihren sonnennächsten Bahnteilen in den mit Geaen-
abstieg und Gegenaufstieg bezeichneten Gegenden beschwärmen und ihr dort
Gelegenheit zum Roheiseinfang geben. Daraus leiten fich die Februarstürme
der Südhälfte und dar Avrilwetter der nördlichen Lrdhälste her. Mit ihrem
Septemberort unterfährt die Erdbahn den Eisschleiertrichter. Daher beobach
ten wir im September das sekundäre Septemberminimum der Sternschnuppen
und den sog. sonnigen Altweibersommer. Die weiteren Schlußfolgerungen
aus Abb. 17, die hier nur den weg des Roheises zur Sonne zu vermitteln
sucht, müssen als ins Gebiet der Wetterkunde fallend besonderen Werken
vorbehalten werden. Eine zusammenhängende gemeinverständliche Über
sicht vermittelt mein „Rhgthmüs des kosmischen Lebens". Eine eingehende Be
handlung der gesamten Wetterkunde wird später erscheinen.
6. (Zu Seite 53.) Den Besitzern meines Buches „Rätsel der Tiefe",
1. Auflage 1923, sei empfohlen, die ersten 6 Zeilen der Unterschrift zu Abb. 2
auf Seit« 28 im Sinne des vorstehenden Wortlautes abzuändern.
7. (Zu Seite 59.) ver Professor der Geologie an der Universität
Gießen, vr. k. Hummel, hat in feiner in heft 2b der „Umschau" 1924 ver
öffentlichten Ablehnung der weltersgeologie den Sah ausgesprochen, daß ein
solcher Mondniedergang nach seiner Anschauung ausgeschlossen sei und „hör-
Anmerkungen. 1KI
biger und seine Anhänger sich die Massenverhältnisse offenbar nie ganz klar
gemacht haben". Es ist immer ganz erfreulich, wenn ein Theoretiker den Prak
tiker zu belehren versucht, nur gilt als stille Voraussetzung, daß der Theoretiker
die notwendigen Einsichten besitzt, um die Sachlage zu überschauen. Diese
Kenntnisse fehlen aber Hummel, wie aus jedem seiner Abschnitte unzweideu
tig hervorgeht. Hummel „berechnet" nämlich, daß unser heutiger Mond,
sofern er sich über der Erde auflöst, die Erde mit einer-45 üm dicken Schicht dann
bedecken mußte, wenn er gleichmäßig über unseren Erdball verteilt würde,-
also, so folgert Hummel, ist die Annahme hörbigers ein Unding, daß sich
nämlich frühere Monde auf der Erde aufgelöst haben könnten, da ihre Schichten
auch dann, wenn die Monde kleiner als der heutige waren, sehr viel stärker
sein müßten. Ein derartiger Einwurf kann selbstverständlich nur von Laien
ernst genommen werden, da Pros. Hummel nicht beachtet, daß die Erde
gegen Ende jeder Mondzeit durch die immer näher umrasende Mondmasse
stark verlinst (abgeplattet) wird. Sei auch die heutige Abplattung der Erde
nur mehr teils durch Zurücksetzung der tettiärmondzeitlichen Erdenlinse,
teils durch Ausfüllung der höheren und polarbreiten mit dem sintflutlrch
abgeschwemmten Mondlösungsmaterial, so kann man die unmittelbar vor
sintflutliche Erdabplattung doch mindestens 6—8 mal so stark annehmen,
wie sie heute ist. Wie denn auch die Abplattung des Saturn (--- r/i») trotz
langsamerer Rotation zufolge nahe umrasender großer Ringmasse größer ist,
als die des schneller rotierenden Jupiter (-- Vi»)- Lei einer Erdenverlinsung
von etwa r/n hat sich notwendig der größere Teil des damaligen Erdozean;
in den Tropen zu einer Gürtelflut zusammengezogen. Nach der sich rasch
vollziehenden Mondauflösung nimmt also diese Gürtelhochflut auch noch die
Schmelzwassermassen des Mondeises samt Lösungsschlamm auf, — und diese
Schlammflut empfindet nun die höheren und polarbreiten als zwei flache
Rugelschalen, in welche sie sich in Form von zwei ungeheuren Ringflutwellen
hinabwalzen: vie „Große Flut" der naturvölkerlichen Überlieferung.
8. (Zu Seite 59). Näheres über Mondeinfang und Mondauflösunq siehe
hanns Fischer, „vie Sintflut". 6. Auflage. Rochier 8c Amelang, Leipzig.
Leipzig 1924. hier sind die Rätsel der Sintflut, der Gsterinsel, des Atlantis
unterganges, der Rassenentstehung und vieles mehr eingehend behandelt.
Ferner hanns Fischer, „In mondloser Zeit". 2. Auflage. Zungborn Verlag,
Lad Harzburg.
S. (Zu Seite 62.) über die Gesetze des Mondeinfanges gibt Aufschluß
das grundlegende Luch von Philipp Fauth, „Mondesschicksal. wie er ward
und untergeht". Roehler 8c Amelang, Leipzig.
1V. (Zu Seite 64.) Näheres über den Grob- und Feineiszufluß zur Lrde
siehe hanns Fischer, „Rhythmus des kosmischen Lebens", vas Luch vom
Pulsschlag der Welt. Rochier 8c Amelang, Leipzig. Sn diesem Luche versuchte ich
den Nachweis zu führen, daß alles Leben genau so wie etwa die Großwetter
lage der Lrde unmittelbar vom Sonnentakte abhängig ist. Meine Ableitungen
führten auch zur Begründung der h e l io b io l o g i e, der auch die Seelenforschung
eingeordnet werden muß. vie irdische Umwelt in ihrer stofflichen und in
ihrer geistigen Natur (Suggestion im Sinne LouSs) und die Erbanlagen allein
reichen zur Erfassung der psychologischen Gesetze nicht aus. Erst die Erfassung
152 Anmerkungen.
vie beiden nach außen hin ansteigenden, mit R» ----- VV2 R» bezeichneten
Geraden oersinnlichen uns die Zunahme der Sonnenfliehkraft l? nach außen,
in unserem Falle also nach den beiden extremen Lahnorten (perihel und Aphel)
hin. — Zm Ausdruck R — ^V2 R bedeutet L --- Fliehkraft der Masseneinheit
in der Lntfernungseinheit bei der Winkelgeschwindigkeit IV und kx dieselbe
Fliehkraft am Radius R».
Soll der Schwerpunkt w des Planeten in der Marsbahn laufen, so muh
in jedem Augenblick t? — 8, also die Fliehkraft Rm des Massenschwerpunkts,
gleich der Sonnenschwere 8m sein. Es ist also
so leicht einzusehen, daß beim rotierenden Mars alle Massenpunkte des Mars
volumens relativ gleich große kreise um die Sonne beschreiben, also im jeweili
gen Lahnpunkt auch alle Massenpunkte die gleiche Fliehkraft entwickeln müssen.
In den vertikal schraffierten hubkräftediagrammen kommt dies dadurch
zum Ausdruck, daß beim „Marsei" die Fliehkraftlinie nach außen ansteigt^
bei der Mars„linse" aber horizontal verläuft. Man muß sich eben vorstellen,
datz der rotierende Marsozean erst eine geringe verlinsung durch die Zentri
fugalkraft erfährt, und datz dann diese vrehlinse mit zu sich selbst parallel verblei
bender Drehachse so um die Sonne läuft, daß diese Achse stets nach denselben
beiden Punkten des Weltraumes weist. Und diese Linse wird dann erst durch
die Iahresflutkräfte (vgl. Krästediagramme der perihel- und Aphellinse) noch
weiter, und zwar rund 25° schief zur Drehachse verlinst.—wir müssen es hör-
biger überlassen, dies in einem von ihm geplanten Buch über Tages- und
Zahresfluten im Planetensystem noch genauer auszuführen.
vorläufig genügt vielleicht die folgende Hilfsvorstellung: Bei Schnellzugs
lokomotiven sehen unr meist drei grohe Triebräoerpaare durch Kuppelstangen
verbunden und nur ein Bäderpaar davon mittels Triebstange angetrieben.
Ts ist leicht vorzustellen, datz alle Massenpunkte dieser Kuppelstange genau
gleich grotze kreise beschreiben, von denen jeder seinen eigenen Mittelpunkt
hat. von den drei Kurbelzapfen selbst aber, welche durch diese Kuppelstange
untereinander verbunden sind, beschreibt jeder Massenpunkt (eines bestimmten
Radius) einen anderen kreis, jedoch um den gemeinsamen Mittelpunkt des
zugehörigen Triebrades.
Es umläuft also unser hypothetisches Marsei den Sonnenmittelpunkt
genau so, wie der Kurbelzapfen des Lokomotivrades das Radmittel umläuft:
es beschreiben die beiden Punkte r und n zwei verschieden große kreise um
den gemeinsamen Sonnenschwerpunkt.
vie rotierende Marslinse aber müssen wir uns erst durch die Rotation
linsenförmig verformt und sie dann mit zum Weltraum fixer Achse so um die
Sonne laufend denken, als wäre diese Achse an einer großen Lokomotiokuppel-
stange unter 25° Neigung zur Radachse befestigt: Es beschreiben dann alle
Massenpunkte des gesamten Marsvolumens gleich große kreise, von denen
jeder seinen besonderen Mittelpunkt im Innern der Sonne hat.
Es ist also leicht einzusehen, daß die Eiform nur beim nicht rotierenden
Mars sich voll ausbilden kann, weil dann die Massenträgheit es nicht hindert,
daß jeder Massenpunkt den auf ihn wirkenden Resultierenden aus Marsschwere,
Sonnenschwere und Sonnenfliehkrast zu folgen Zeit findet. — Beim rotieren
den Mars verhindert es die Massenträgheit, daß jeder Massenpunkt nebst der
Rotationsverformung auch den Resultierenden aus Sonnenschwere und Um
lauffliehkraft im vollen Matze folge. Denn es müßte ja während eines Mars
tages der Marsozean rasch nacheinander nach jedem Aquatordurchmesser
zu einem neuen Ei verformt werden, was natürlich nicht möglich ist. Es
bildet sich daher gleichsam ein Mittelding zwischen Kugel und jener Abplattung
heraus, die entstünde, wenn in jedem Sahnpunkte die Marslinse jenen Äquator-
durchmesser hätte, der gleich lang mit der diesem Bahnpunkte entsprechenden
Eiachsenlänge ru ist.
Anmerkungen. 185
wir sehen also in Abb. 32» zunächst unten die Ableitung der Hubkräfte
für alle Punkte x der Lilänge l bzw. Linsendurchmesser <i in einem größeren
Viagrammaßstab übersichtlich gemacht. Aus diesen Viagrammen erscheinen
dann oben die reinen Jahrerhubkraftdiagramme sowohl für Perihel und Aphel
als auch für Marsei und Marslinse in V, des Grdinaten-Maßstabes heraus
gehoben und in den darüber gezeichneten Gzeanverformungen diese Jahres
flutkräfte für je lO Punkte eines Meridians sowohl nach Richtung als auch
relativer Größe angedeutet. Man kann sich diese Kräfte in Grammen für
jeden Kubikmeter Wasser nicht nur eines jeden Mendians, sondern für
jeden Kubikmeter einer meterdicken Kugelschale bestimmt denken, so daß es
sich also nicht bloß um ein slächenhaftes, sondern um ein rotationskörper-
haftes ZlutkraftMem der ganzen äußeren Ei- oder Linsenschale handelt.
Denkt man sich nun den ganzen Marsozean zwiebelschalenartig in lauter
meterdicke Eischalen bzw. Linsenschalen zerlegt und auf jede solche Schale das
seinem Mittelabstand entsprechende Zlutkraftsystem für jeden Kubikmeter
Wasser wirkend, wie es da in allen 4 Verformungen für einen Meridian der
äußersten Schale lückenhaft angedeutet erscheint, so läßt sich gefühlsmäßig
schon ermessen, wie aus dem nicht rotierenden Marsei eine doppelt abgeplattete
Kugel (sanfte Linse) entstehen muß, wenn dieser über 400 kw tiefe Mars
ozean rotiert: Es kommt zu der fixen Vrehabplattung nach schiefer Linsenachse
noch die wechselnde Jahresflutabplattung nach einer zur Sahnebene senkrecht
zu Senkenden Linsenachse hinzu.
Betrachten wir nun das Linsenflutkraftsgstem und denken wir uns das
selbe körperhaft (ringsum r n als Symmetrieachse) wirkend, so sehen wir, daß
zwar die beiläufig zum Radiusvektor parallelen Aquatordurchmesser wohl ge
dehnt werden, daß aber die dazu etwa senkrechten Aquatordurchmesser mit
beiläufig halb so großen Zlutkräften (negativen Hubkräften) gestaucht werden.
Nimmt man nun die wasserträgheit der rotierenden Tropenzone des Mars-
ozeans hinzu, so wird sich da ein Mittelding zwischen Dehnung und Stauchung
der Tropendurchmesser herausstellen. In Richtung des Polardurchmessers
aber bleiben die durchmesserktauchenden Zlutkräfte dauernd in Wirksamkeit.
Es kann also nur eine sehr gedrungene Linse das Resultat sein, die ein Tages-
flutatmen kaum erkennen läßt. Den geringen vsrformungsbestrebungen der
Tagesflutkräfte ist die geringe Elastizität der Linseneiskruste allemal gewachsen,
nicht aber den großen Unterschieden der perihel- und Aphelflutkräfte, wenngleich
dieselben für die wirkliche Marslinse kleiner sind (vgl. hubkräfte b- und du)
als für das hypothetische MarSei (vgl. S- und 8»).
wenn wir uns nun eine tabellarische Übersicht über die im Perihel und
Aphel an den extremen Punkten 2 und u angre,senden hubkräfte schaffen
wollen, so wären es die folgenden Kräfte:
hubkräfte 8 an den Punkten 2 und n des Marseies:
im perihelium bei pr und pu:
Np- -- -- Ni/R-r-N-
Hpn -- — K,/R^
18b Anmerkungen.
-- - «,/k-
Zur weiteren Berechnung sei hierzu nur folgendes noch bemerkt: 1 ebw
Wasser fühlt in der Erdbahn (mittlerer Sonnenabstand) 600, 655, also rund
600 x Sonnenschwere. In der Marsbahn (mittlerer Sonnenabstand) ist das 0,431
dessen, also rund 258,88 oder rund 260 x Sonnenschwere des odm Wasser.
An der kugelig gedachten Marsoberfläche wiegt 1 okrn Wasser 370000 x,
auf Erden 1000000 x. Man kann also mit obigen Formeln nach Einsetzung
der nummerischen Werte berechnen, um wieviel 1 vbm Wasser bei 2 und n
in allen 4 Fällen durch diese hubkräste ö und b leichter und an den Polen
schwerer ist als im mittleren Niveau ohne Sonnenflutkräfte.
15». (Zu Seite 86.) vom Aphel bis perihel zustrebend, bringen die
schwerer berstenden Polkappen den zu kleinen, hingegen vom perihel dem
Aphel zustrebend, den zu großen Krümmungshalbmesser mit. wegen der
aus Abbildung 31s ablesbaren großen jahreszeitlichen Unterschiede zwischen
Nord- und Südkrustenhälfte ist heute notwendig die Lüdpolkappe die stärkere
und die nördliche die schwächere. Nach dem Tropenbersten wird somit die
nördliche Polkappe bis zu kleinerem Umfang abkalben, so datz die südliche
Polkappe stets die größere bleiben wird. Es wird also beim Aurbauchen
(Bahnstück Hb—^b) die südliche Polkappe mit breiterem — die nördliche
mit schmälerem Rand oder auch gar nicht tauchen. Daher sieht man vor
den günstigen Peribeloppositionen (südliches Frühjahr und Sommer, Mars
monate Lept.-Vkt.-November) gerade die Südseite mehr und die Nordseite
weniger „überschwemmt", was aber im WLL-Sinne nur als „frisch Lber-
froren" zu verstehen ist. Infolge zarter Bestreuung mit sonnenflüchtigem
Feineis bleichen diese vunkelfärbungen bald wieder nach, besonders dann
rasch, wenn Mars von einem kräftigen Koronastrahl bestrichen wird.
16. (Zu 5eite 107.) vgl. die in Anm. 10 genannten Bücher von hanns
Fischer.
17. (Zu Seite 123.) Näheres über alle diese Folgerungen ist zu finden
in hanns Fischer, „Rhythmus des kosmischen Lebens", vas Buch vom Puls
schlag der Welt, koehler Lc Amelang, Leipzig.
Inhalt.
vie Ziffern beziehen sich auf die Zeilenzahlen.
Vorwort 1. — ver Sprung in; kill 8. — von brennender Sehnsucht 9. —
Schulerinnerungen 10. — Träumereien 11. — Unbekannte Brüder 12. —
Laplace am Ende 13. — vie wüste des Wissens 14. — Brunner und paulsen 15.
— Adrian Baumann 16. — Mars-Ingenieure 17. — Unzureichende Deutun
gen 18. — Deutungen „an sich" 19. — Erde, Mond und Mars 20. — Unsere
Sonnenwelt 21. — Spaziergang im Sonnenreich 22. — Gröhenverhältnis der
Wandelsterne 23. — vom lngengewicht 24. — ver geheimnisvolle Gasball 25.
— Sternmutter und Einfängling 26. — Lternenhochzeit 27. — Sternbefruch
tung 28. — vom Siedeverzug 29. — Neue Sterne 50. — Geburt unserer
Weltinsel 31. — 6n der wiege unserer Sonnenwelt 32. — Geburt der Lis-
Milchstrahe 33. — Mörserschuh und Mutterstern 34. — vas Glutfluhkreisel 35.
— Dom Lhaos zur Zorm 36. — Entwicklung des Kreisels 37. — weiteres
Wachstum 38. — Ursonne und Planeten 39. — Eisplaneten 40. — Trans
neptunische Planetoiden 41. — Kreiselwanken 42. — vom fliegenden Reifen 43.
— heutige Sonnenwelt 44. — Gefalle und Spannung 45. — vom neuen Welt
bild 46. — Geheimnisse der Eismilchstratze 47. — vom Grschleiertrichter 48. —
von den wasservlaneten 49. — werden eines Grotzwandelsterns 50. —
Eine Handvoll Lrde 51. — vas Ei; in der Sonne 52. — von Sonnenflecken 53.
— Lichtdruck und Zeineis 54. — Schwerkraft und Lichtdruck 55. — Wasserstoff
und Sternenweg 56. — vor 13500 Jahren 57. — vie Erde zur Kambriumzeit
59. — Vie Sahnschrumpfung 60. — vormondzeit und Erdende 61. — Mars
schicksal 62. — Rückschau 63. — Merkur und Venus 64. — Asteroiden 65. —
vom Saturnring 66. — vie beiden Planetoidenzonen 67. — vie Duellen des
Marsmeeres 68. — Thüringische Sintflut 69. — Wasserarmut der Lrde 70. —
Ver wasserreichste innere planet 71. —Revolution der Naturwissenschaft 72.—
vom scheinbar Unmöglichen 73. — Vas Gesetz der natürlichen Notwendigkeiten
74. — ver schweigsame Mars 75. — Entstehung der Lufthülle 76. — vie Gas
hülle des Mars 77. — ver Eisozean des Mars 78. — Tiefe des Marsozeans 79.
— Erde, Mars und seine Monde 80. — vie Umwelt des Mars 81. — vie
Dpposition am 23. August 1924 82. — Mars und seine Monde 83. — vas
Marsrätsel 84. —Zlutwirkung der Sonne 87. — vie Lösung des Rätsels 88.—
vas Atmen der Eiskruste 89. — Vas erste Keplersche Gesetz 90. — Vom vor
gestellten Marsei 91. — Lisverformung 92. — Linsenversormung 93. —
Ausbauchen und Linbauchen 94. — „Tod" und „Leben" 95. — Jahreszeiten
des Mars 96. — Unterschiede am Süd- und Nordpol 97. — von den Polkappen
98. — Vie „weihe Beule" 100. — Deutung der neuen Erscheinung 101. —
Ein neues Rätsel 102. — Polkappen und Kanäle 103. — „Inseln", „Seen"
und „Meere" 104. — Übereinstimmungen 105. — vie wahren Ursachen der
Kanäle 106. — plötzliches Bleichen 107. — vom Klaffen der Ureisschollen 108.
— Wiederholung 109. — verschweißen des Ureises 110. — wann wir Kanäle
entdecken 111. — Nochmals die Zrühjahrsüberschwemmungen 112. — Pol
kappen — Ausbauchung 113. — Weiher polarfleck 114. — heutiger Zustand
115. — Ehemaliger Zustand 116. — Nach 5800 Jahren 117. — Weihe Spiral
streifen 118. — Passatwirkung 119. — Entstehung der Streifen 120. — Damm
158 Inhalt.
streifen 121. — Umfang der welteirlehre 122. — vie Uferlosigkeit der Dzean«
123. — Einsturz eines Planetoiden 124. — Aufpumpung des Dzeans 128. —
Kanalverdoppelungen 126. — Lösung der Kanalverdopplungen 127. —
Breite der Kanaloerdopplungen 128. — verschiedene Breite 129. — Zwölf
Arten der Doppelung 131. — Gegend des Sonnensees 132. — wissenschaft
liche Träumereien 133. — vas Schleusenrätsel 134. — Marskulturingenieure
135. — Weltbild der Erde 136. — Mars und Mond 137. — vor der Ent
scheidung 138. — Tiefenberechnung 139. — Widersprüche 140. — Übersicht
141. — Perspektivische Bilder vom Mars 142. — vom Grobeis 143. — vom
Zeineis 144. — Einfluß der Grotzplaneten 145. — Bewohnte Welten 146. —
wir sind allein 147. — Vie Sprache der Natur 148. — Anmerkungen 149.
Drei Romane auS sagenumwobener Vorzeit
AuS ferner Urzeit deS Menschen, von der uns keine Kunde blieb in
Pergament oder Stein, raunt die Sage von der stolzen KönlgSburg
Atlantis und der unvergleichlich hohen Kultur ihrer Bewohner. Der
Untergang deS AtlanttS-ReicheS ist ebenso märchenhaft wie seine Blüte:
lm Verlaufe eines schlimmen TageS und einer schlimmen Nacht, so er
zählt plato, sank die Insel inS Meer... WaS sich damals zugetragen,
wie die Atlanter durch kluge Gesetze Ihre Rasse schützten und ihr Reich
allen Ländern Segen brächte, wie selbst im fernen Westen, auf dem
Hochland von Bolivien, eine atlantische Kolonie weit vor der Inkazeit
prächtige Kunstwerke schuf und mächtige Bauten türmte — merkwürdig
unvollendet, als seien ihre Meister mitten im Schaffen von einer un
geheuren Katastrophe überrascht worden — und wie, in noch fernerer
Vergangenheit, die erdumfangende Sintflut unvorstellbare Umwäl
zungen auf der Erde hervorrief — all daS hat Edmund Klß mit dichte
rischer Kraft anschaulich gestaltet und künstlerisch bewältigt in seinen
Romanen:
Frühling in Atlantis
Au« der Blütezeit des Reiche«
Das alte Lled von Baldur und Loki und von aufopfernder Treue ge
winnt hier neue Gestalt, auS der Zelt, da dle arische Nasse ihre erste
Blüte erreicht und den Adel höchsten Menschentums errungen hat.
Mit platonS Atlanttsbertcht
Die Geschichte der großen erfüllten und doch tragischen Liebe des Stern-
weisen von Tihuanaku zu einer Fürstentochter, der letzten, nie gekrönten
Königin deS untergehenden atlantischen Weltreiches