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1. Abstract
2. Die Fragestellungen
3. Emotionen erkennen
Abb. 1
Schematische Darstel-
lung der Mimikmus-
kulatur
Abb. 2
Beispieldarstellung
der Gruppe H für die
Emotionserkennung
Abb. 4
Extraktion von Bild-
information mit sog.
Gabor Wavelets
5. Die Voruntersuchung
Wie oben (siehe Kapitel 2) beschrieben, dient die Voruntersuchung
dazu, herauszufinden, ob mit der gewählten Methode voraussichtlich
sinnvolle Ergebnisse ermittelt werden können, also die Emotionen der
Probanden und Probandinnen messbar sind.
Abb. 7
Das Design Thinking
Model nach ideas(r)
evolution (Mateus
2016)
Abb. 5
Demo Beispiel für
die Ergebnisse der
Emotion API
Abb. 6
Gesichtserkennung
mit zwei Methoden (rot
und blau)
Abb. 8
Positionierung der
Kameras bei den
Arbeitsgruppen
5.2 Erhebungsbogen
Zu Beginn des Projektes wurden den Testpersonen ein Erhebungsbogen
mit der Limbic Map nach Häusel (Häusel 2014, S. 110–113) ausgehän-
digt, mit der Bitte nach jeder Phase des Design Thinking Prozesses die
vorherrschend gefühlte Emotion mit einem nummerierten Aufkleber zu
markieren (siehe Abb. 9).
Für die Extraktion der Emotionen aus den Photographien wurde ein
PHP Programm erstellt, das pro Photographie eine Anfrage an Cognitive
Services stellt und den zurückgeschickten Textstring aufgelöst in eine
MySQL-Datenbank schreibt. Die kostenfreie Version mit der gearbeitet
wurde, lässt außerdem nur 3 Dateien pro Minute zu. Ein entsprechender
Timer stellte sicher, dass alle Bilder in korrekten Zeitabständen bearbei-
tet wurden und so keine Datenlücken entstanden.
Abb. 10
Die Datenbankstruktur
für die Emotionser-
kennung
Für eine Bilddatei ergab dies beispielsweise ein Ergebnis wie in Abb. 11
dargestellt. Das Profil des Studenten am Bildrand wurde nicht als ver-
wertbares Gesicht erkannt. Nur die beiden Studentinnen, die sich direkt
der Kamera gegenüber befinden, wurden identifiziert und ihre Mimik
bewertet.
Links Rechts
anger: 0,00004 0,00592
contempt: 0,00203 0,00574
disgust: 0,00020 0,00013
fear: 0,02548 0,00000
happiness: 0,98505 0,00184
Für die Erhebung mit der Limbic-Map wäre eine numerische Auswer-
tung über ein Koordinatensystem oder Vermessung der Abstände zu
relevanten Punkten möglich. Für diese Voruntersuchung wurde aber
darauf verzichtet und nur eine visuelle Bewertung durchgeführt. Um die-
se sinnvoll möglich zu machen, wurden aber alle erfassten Ergebnisse in
InDesign nachgezeichnet. So ist es möglich, Ergebnisse übereinander zu
legen oder nach Bereichen zu gruppieren (siehe Kapitel 7).
Abb. 12
Darstellung der
Ergebnisse inklusive
„neutral-Werte“
Zur besseren Visualisierung wurde deshalb ein Diagramm ohne die Wer-
te für „neutral“ erzeugt und zusätzlich die einzelnen Phasen des Design
Thinking Prozesses farblich codiert (siehe Abb. 13). Lediglich die Werte
für „happiness“(grün) und „sadness“(blau) zeigten signifikante Werte.
Abb. 14
Darstellung signifi-
kanter, nicht-neurtaler
Emotionswerte, Anzahl
und Prozentwert im
Vergl. zu Neutral
7.2 Erhebungsbogen
Die Auswertung der Erhebungsbögen erfolgte auf drei Weisen. Zum
einen wurden die ermittelten Daten im Lauf des Prozesses einer Gruppe
(emotional journey) begutachtet. Danach wurden die Daten pro Arbeits-
phase gruppiert und zu guter Letzt wurde über eine Visualisierung, die
an die Heatmap-Darstellung (Schumacher 2012, S. 119) der Interaktions-
forschung angelehnt ist.
Abb. 15
Beispiele für stark
variierende Emotions-
verläufe
Bei einigen Probanden zeigte sich eine klare Konzentration auf einen
Bereich (siehe Abb. 16).
Abb. 16
Beispiele für Emoti-
onsverläufe in einem
engen Bereich der
Limbic Map
Für die weitere Forschung ist ebenfalls relevant, wie sich die Verteilung
über die verschiedenen Arbeitsphasen zeigt. Diese Darstellung zeigt,
Abb. 17
Angegebene Emotio-
nen in den verschiede-
nen Arbeitsphasen
Abb. 18
Experiment Heatmap
Darstellung
8.1 Emotion
Die vorhergehenden Kapitel zeigen, dass Geisteszustände, die landläu-
fig als „Emotion“ bezeichnet werden, sehr vielfältig und komplex sind
und einer genaueren Definition bedürfen. Schwierig ist dabei allerdings,
dass der Begriff auch im wissenschaftlichen Kontext sehr unterschiedlich
definiert wird. Es fehlt an einer allgemein anerkannten Definition für
Emotion (Izard 2010, S. 269)
Die Definition scheint noch immer sehr komplex. Sie folgt in ihrer
Mehrstufigkeit dem modalen Modell mit Situation, Aufmerksamkeit, Be-
wertung und Reaktion (siehe Abb. 19). Zerteilt man die Definition nach
diesem Ablauf, wird sie verständlicher und nachvollziehbar. „Emotionen
gehen mit Veränderungen des subjektiven Erlebens einher“ (Rother-
mund; Eder 2011, S. 168). Sie motivieren und unterstützen Aktionen,
soziale Interaktionen und sowohl adaptives als auch maladaptives
Verhalten (Izard 2010, S. 368). Somit kann das Aktivieren der richtigen
Emotion Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit beim Rezipienten
verbessern (Häusel 2013, S. 28).
8.2 Stimmung
Viele Autoren differenzieren zwischen Emotion und Stimmung. Stim-
mungen sind zeitlich ausgedehnt und nicht so intensiv wie Emotionen.
Sie entstehen auf der Basis des Allgemeinzustands der Person und sind
eher diffus. Emotionen hingegen sind eher von kurzer Dauer und auf
etwas ausgerichtet, also objektbezogen (Brandstätter u.a. 2013, S. 130).
Stimmungen treten nicht nach außen auf. Sie haben keine mimischen
oder gestischen Signale und können allenfalls über die währenddessen
auftretenden Emotionen identifiziert werden (Ekman 2007, S. 50).
8.3 Gefühl
Antonio Damasio definierte das Gefühl als weitere Geistesverfassung.
Damasio zitiert Shake- Gefühle sind mentale Bilder, die aus bewussten Denkprozessen entste-
speares Richard II, um hen und die zur Gänze innerlich sind. Sie werden nicht durch Mimik oder
Emotion und Gefühl zu
Gestik visualisiert. „Die Emotionen treten auf der Bühne des Körpers auf,
illustrieren:
Der Schatten meines
die Gefühle auf der Bühne des Geistes“ (Damasio 2004, S. 38). Gefühle
Kummers? Ha! laß sehn: sind ein mächtiges Instrument des Menschen. Sie können automatisch
Es ist sehr wahr, mein auftretende Emotionen in gewissem Ausmaß lenken und damit steuern,
Gram wohnt innen ganz, wie eine Reaktion genau ausfällt (ebd., S.98).
Und diese äußern Wei-
sen der Betrübnis
Sind Schatten bloß vom
Die Übersetzung des von Damasio benutzten Begriffs „feeling“ mit „Ge-
ungeseh‘nen Gram, fühl“ ist nach Auffassung der Autoren nicht ganz glücklich, da „Gefühl“
Der schweigend in ge- vielfältig geprägt ist. Hans-Georg Häusel zum Beispiel nutzte eine Defi-
quälter Seele schwillt. nition für „Gefühl“, welche weitgehend der der Basis-Emotion entspricht
und wahrscheinlich genauer als „Empfindung“ bezeichnet werden
könnte (Häusel 2009, S. 42–43). Wahrscheinlich wäre die Übersetzung
des Begriffs „feeling“ bei Damasio mit „Befinden“ treffender gewesen.
Im Laufe der Beobachtung der Design Thinking Session und bei der
Analyse und Diskussion der Forschungsergebnisse wurden folgende
Schlussfolgerungen und Gedanken entwickelt:
1. Die Lehrsituation:
Das grundlegende Ziel der Veranstaltung war die Vermittlung von
Kenntnissen über den Design Thinking Prozess. Deshalb wurden zwi-
schen den Design Thinking Phasen sehr intensive Vorlesungsblöcke
Allerdings sei an dieser Stelle auch gesagt, dass die Software noch nicht
optimal arbeitet. Oft wurden zum Bespiel lächelnde Gesichter als „neu-
tral“ bewertet. Eine Bewertung durch einen menschlichen Beobachter
hätte hier wohl eher „happiness“ angegeben.
Die Dauer einer Design Thinking Session liefert ein weiteres Problem.
Es kann nie mit ausreichender Wahrscheinlichkeit gesagt werden, ob
die Probanden wirklich „bei der Sache sind“, also sich gerade mit der
gestellten Aufgabe beschäftigen. Ein deutliches Beispiel zeigt sich in
Abb. 13. Der extreme Ausschlag bei „Happiness“ in der Mitte der Grafik
befindet sich genau an der Zeitlinie zur Mittagspause. Es liegt also der
Verdacht nahe, dass die aufgezeichneten lachenden Gesichter mehr mit
Essen zu tun hatten, als mit geistiger Nahrung. Für Folgeprojekte be-
deutet dies, dass man sicherstellen muss, dass die beobachtete Person
wirklich gerade mit der Forschungsthematik beschäftigt ist, um keine
verfälschten Ergebnisse zu erhalten. Die Technologie selbst ist vielver-
sprechend, der Einsatzbereich muss aber gut überlegt und orchestriert
werden.
Die Befragung der Personen mit der Limbic Map erscheint eher viel-
versprechend. Allerdings sollte eine Version mit einer Reduktion der
angebotenen Begriffe entwickelt werden und für diese Begriffe klare
Erläuterungen/Abgrenzungen angeboten werden, um Missverständnis-
se zu vermeiden.
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Abbildungsverzeichnis
Abb. 5 Demo Beispiel für die Ergebnisse der Emotion API („Microsoft
Cognitive Services - Emotion API“ 2016)