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Zusammenfassung Seminar - Entwicklung und Lernen

W2 - Anlage und Umwelt


● Ihr könnt erläutern, was unter dem Anlage-Umwelt-Diskurs verstanden wird und könnt selbständig
Argumente für den Einfluss der beiden Faktoren auf die menschliche Entwicklung generieren.
● Ihr könnt die Zwillingsmethode und Adoptivstudien zur Abschätzung von Anlage- und
Umweltanteilen erläutern sowie kritisch hinterfragen.
● Ihr könnt die Konzepte zur Wechselwirkung von Anlage und Umwelt (aktive, passive, evozierende
Anlagewirkung) voneinander unterscheiden sowie eigene Beispiele dazu entwickeln.
● Ihr kennt Bedingungen, die das Verhältnis von Anlage-Umwelt beeinflussen.

W3 - Überblick und Grundbegriffe


● Den Begriff Sozialisation definieren können und die unterschiedlichen Perspektiven auf das
dahinterliegende Phänomen erläutern können («Was nimmt Einfluss auf die Entwicklung eines
Menschen?»). Ausgewählte Theorien und Perspektiven diesbezüglich verorten können.
● Erklären können, was unter der affirmativen und der emanzipativen Funktion von Sozialisation
verstanden wird.
● Diskutieren können, warum die Auseinandersetzung mit dem Thema Sozialisation und Entwicklung
in der Erziehungswissenschaft/ im Alltag/ in der pädagogischen Praxis relevant ist.

W4 - Entwicklungstheorien
● Stufen der der kognitiven Entwicklung nach Piaget und Spezifika der jeweiligen Stufe kennen
● Beispiele kindlicher Reaktionen oder Entwicklungsschritte mit Piagets Theorie erklären können
● Vorteil und Kritik an Piagets Überlegungen diskutieren können
● 1-2 Beispiele der Relevanz Piagets Stufenmodell (für den pädagogischen Bereich) erläutern können
● Spezifika des entwicklungspsychologischen Blicks auf Sozialisation erläutern können
● Min. ein weiteres Stufen- oder Phasenmodell der Entwicklung nennen können und seinen
Schwerpunkt kennen.

W5 - Soziologische und integrative Sozialisationstheorien


● Ihr könnt einen soziologischen Blick auf Sozialisation und Entwicklung von einem psychologischen
Blick unterscheiden und diese Unterscheidung begründen.
● Ihr könnt begründen, weshalb eine soziologische Perspektive wie der Strukturfunktionalismus die
affirmative Funktion von Sozialisation betont.
● Ihr könnt bei einer Definition von Sozialisation solche Aspekte nennen, welche sie zu einer
integrativen Sozialisationsdefinition machen.

W6 - Sozialisationsinstanzen
● Sozialisationsinstanzen nennen können
● Beispiele für den Einfluss auf die Entwicklung und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen
nennen können (Schwerpunkt: Schule und Familie)
● Die Rolle verschiedener Sozialisationsinstanzen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit an Beispielen
erläutern können und Rückschlüsse für die Gestaltung von Schule/ pädagogischer Praxis
diskutieren können
● Grundgedanken von Bronfenbrenners ökologischer Entwicklungstheorie erläutern können. Die
Systeme und ihre Vernetzung an einem Beispiel (z.B. Bildungschancen) erklären können

W7 - Entwicklungsaufgaben und Übergänge


● Ihr könnt bestimmen, welche Punkte oder Aspekte im Lebenslauf von den bisherigen Entwicklungs-
und Sozialisationstheorien in den Blick genommen werden.
● Ihr könnt erläutern, weshalb gewisse personellen Faktoren als Resilienz oder Ressource für die
Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und Übergängen dienen.
● Ihr könnt die Vorteile einer Lebenslauf- oder Lebensspannen-Perspektive für die
Erziehungswissenschaft begründen

W8 - Behaviorismus und Modelllernen


● Ihr könnt die Grundprinzipien des Behaviorismus (klassisches und operantes Konditionieren) sowie
des Modelllernens unter Verwendung der entsprechenden Fachbegriffe erklären.
● Ihr könnt die spezifischen Sichtweisen des Behaviorismus und des Modelllernens auf das Lernen
voneinander abgrenzen.
● Ihr könnt eure lerntheoretischen Kenntnisse auf Alltagserfahrungen und Phänomene aus dem
pädagogischen Kontext anwenden.
● Ihr könnt den Nutzen und die Grenzen der thematisierten Theorien für die Praxis erläutern.

W9 - Überblick Lerntheorien
● Ihr könnt die spezifischen Perspektiven der behandelten Lerntheorien auf das Lernen erklären,
diese miteinander vergleichen und voneinander abgrenzen.
● Ihr könnt die historische Entwicklung der Paradigmen und Lerntheorien einordnen und könnt
vergleichend die Grundideen des Konstruktivismus als aktuelles Paradigma benennen.
● Ihr könnt eure lerntheoretischen Kenntnisse auf Alltagserfahrungen und Phänomene aus dem
pädagogischen Kontext anwenden.
● Ihr könnt den Nutzen und die Grenzen der thematisierten Theorien für verschiedene
Praxissituationen (z.B. Alltag, Erziehung, Unterricht) erläutern.

W10 - Determinanten von Schulleistung


● Ihr könnt die Begriffe Lernen, Performanz und Schulleistung erläutern und voneinander
unterscheiden.
● Ihr könnt verschiedene individuelle Determinanten von Schulleistung und deren Wirkung auf die
Schulleistung erläutern.
● Ihr könnt die Begriffe Intelligenz und Wissen definieren.
● Ihr könnt das Zusammenspiel von Intelligenz und Vorwissen beim Lernen in eigenen Worten
erläutern.

W11 - Motivation
● Ihr könnt erläutern, was unter Motivation (insbesondere Lern- und Leistungsmotivation) verstanden
wird.
● Ihr könnt die Grundprinzipien der Selbstbestimmungstheorie erläutern.
● Ihr könnt vor dem Hintergrund der gelernten Motivationstheorien pädagogische Schlussfolgerungen
für den Unterricht nachvollziehen und selber ableiten.

W12 - Emotion und Attribution


● Ihr wisst was unter den Begriffen Emotion und Leistungsemotion verstanden wird.
● Ihr versteht was unter State bzw. Trait Emotion und Motivation verstanden wird und könnt Beispiele
dafür nennen.
● Ihr kennt die fünf Komponenten von Emotionen und könnt sie in einem Fallbeispiel erkennen.
● Ihr kennt die Kausalattributionstheorie von Weiner (1986) und könnt den Zusammenhang von
Attribution, Emotion und Motivation (z.B. Selbstkonzept) erläutern.
● Ihr könnt die zentralsten motivationalen Konstrukte und Emotionen anhand eines Fallbeispiels
beurteilen.
Woche 02 - Anlage und Umwelt

Relevanz dieses Diskurses


● Die Frage nach Einfluss von Anlage und Umwelt oder auch genannt «Nature vs. Nurture» kann bis
in die Antike zurückverfolgt werden. Bereits Platon und Aristoteles beschäftigten sich mit diesen
Fragen.
● Dieser Diskurs zieht sich wie ein roter Faden durch eine Reihe erziehungswissenschaftlicher
Themenfelder und Diskurse.
● Die Frage nach dem Einfluss der Anlage und Umwelt auf die individuelle Entwicklung ist für die
pädagogische Psychologie besonders relevant (u.a. für die Frage nach der Wirksamkeit von
entwicklungsbeeinflussenden Fördermassnahmen).

Erblichkeitskoeffizienten beschreiben die Verhältnisse in der jeweils untersuchten Stichprobe;


Generalisierungen sind nicht möglich (da Unterschiede in Varianz Umwelt und Gene möglich sind)

Weshalb ist der Einfluss der Umwelt bei Kindern aus einem armen Viertel höher als bei Kindern aus
einem reichen Viertel? - Hier sind die Umwelte alle unterschiedlich (heterogene Umwelt), was bedeutet,
das die Umwelt mehr Einfluss hat.
Bei den reichen sind die Familien alle ähnlich, somit auch die Umwelt (homogene Umwelt.). Beispiel:
Musikschule, Nachhilfe. Das bedeutet, dass die Anlage mehr Einfluss hat.
Wenn die Umwelt bei allen ähnlich ist, entscheidet die Anlage wer ein Mozart wird

Fazit - Aktuelle Forschungslage

- „Kaum eine wissenschaftlich geführte Debatte ist so oft aufgegriffen, heftig diskutiert und als gelöst
(im Sinne von beigelegt) oder auch prinzipiell unlösbar deklariert worden wie die Frage, ob die
Fähigkeiten eines Menschen stärker (oder gar ausschließlich) durch die Anlagen (genetische
Ausstattung) oder durch Umwelteinflüsse (Milieu, Erziehung) bestimmt werden, oder ob Anlage-
und Umwelteinflüsse untrennbar miteinander verbunden sind“ (Lenz, 2012, S.15).
- Anlage-Umwelt Debatte als historische Pendelbewegung zwischen den Extrempositionen
(Anlagetheorie vs. Umwelttheorie), die in Zwischenzeit durch den interaktionistischen Konsens
abgelöst wurde.

→ Interaktion zwischen Anlage und Umwelt: Die meisten Merkmale und Fähigkeiten werden durch Anlage-
als auch Umwelteinflüsse beeinflusst.

- kein entweder-oder, sondern ein sowohl-als-auch


- komplexes Wechselspiel von Anlage und Umwelt sowie von weiteren Faktoren
- Keine direkten Schätzungen der Anlage und Umwelt Einflüsse möglich:
● Indirekte Schätzung der Anlage durch Zwillingsstudien (aber Einschränkungen beachten,
vgl. Pflichtliteratur)
● Indirekte Schätzung der Umwelt durch Adoptivstudien (aber Einschränkungen beachten, vgl.
Pflichtliteratur)
Fazit: Musikalität im Anlage-Umwelt Diskurs

- Bei Musikern lassen sich teilweise (aber nicht immer) Gehirnstrukturen finden, die sich durch
intensives Lernen und Üben vergrössern und differenzieren lassen.
- Musikalität als genetische Disposition reicht nicht aus, um «erfolgreich» zu werden musikalische
Expertise als Folge der Quantität und Qualität des Übens, Unterstützung aus dem Umfeld,
Lernstrategien, Musikkultur etc.
- Auch hier ist die Interaktion entscheidend: «Eltern sind Träger bestimmter Gene und übermitteln
diese an ihre Kinder. Zugleich schaffen sie Entwicklungsumwelten, die ihren eigenen Anlagen und
damit auch den Anlagen ihrer Kinder entsprechen. Beispielsweise übermitteln musikalische Eltern
genetisch bedingte Musikalität an ihre Kinder; aufgrund ihrer eigenen Musikalität schaffen sie
jedoch zugleich eine musikalisch anregungsvolle Entwicklungsumwelt» (Krettenauer, 2014).

3 Anlagewirkungen:

- Aktive Anlagewirkung: Kind sucht/schafft/selektiert sich Umwelt → Musikalische Kinder suchen


sich eine musikalische Umwelt.
- Passive Anlagewirkung: Transmission (neben genetischer Vererbung über elterliche Umwelt) →
Musikalische Eltern haben Musikinstrumente zuhause
- Evozierte Anlagewirkung: (Elterliche) Umwelt reagiert auf Verhalten des Kindes → Musikalische
Kinder veranlassen Eltern zu musizieren.

Frage: “Wie viel Prozent der Intelligenz ist vererbt?”

Diese Frage:
- ist nur allgemein in Bezug auf Unterschiede zwischen vielen Menschen beantwortbar: «Wieviel
Prozent der Intelligenzunterschiede ist durch (genetische) Vererbung erklärbar?»
- Ist nicht für eine einzelne Person und deren individuelle Entwicklung beantwortbar
→ Erblichkeitskoeffizienten beschreiben die Verhältnisse in der jeweils untersuchten Stichprobe;
Generalisierungen sind nicht möglich (da Unterschiede in Varianz Umwelt und Gene möglich sind)
Take Home Message

● Sowohl Anlage- als auch Umweltfaktoren beeinflussen die individuelle Entwicklung


● Anlage und Umwelt interagieren miteinander (3 Anlagewirkungen)
● Der Erblichkeitskoeffizient ist kein fester Wert, sondern u.a. abhängig von der Variabilität der
Umwelt
→ Je ähnlicher (homogener) die Umwelt, desto grösser ist der genetische Einfluss
→ Je unterschiedlicher (heterogener) die Umwelt, desto grösser ist der Umwelteinfluss
● Der Erblichkeitskoeffizient sagt nichts über die individuelle Entwicklung aus
● Pädagogische Gestaltung der Umwelt scheint sinnvoll zu sein, weil die Entwicklung wichtiger
Schülermerkmale wie Intelligenz nie nur genetisch vorbestimmt ist

Woche 03 - Überblick und Grundbegriffe

Verschiedene Sichtweisen auf Sozialisation: (hier sollte man einschätzen können, zu welcher
Sichtweise eine Persönlichkeit gehört).

Die Soziologische Sicht - Beispiele

● Emile Durkheim: « Sozialisation» ist die «Vergesellschaftung des Menschen». Jüngere


Generationen werden durch die älteren Generationen zur Gesellschaft anerzogen. Das Individuum
nimmt demnach Rollenverständnisse passiv an; Sozialintegration als Disziplinierung.

● Talcott Parsons: Prozess der Internalisierung normativer (Rollen-) Erwartungen in


unterschiedlichen Rollenordnungen; Prozess der Sozialmachung des Individuums (passiv).
Sozialisation als Passung zwischen Rollenerwartungen und individuellen
Einstellungen/Motivationen.

● Herbert Mead: Sozialisation als Integration in die Gesellschaft und als individuelle
Persönlichkeitsentwicklung; Soziale Entwicklung des Individuums, indem sich das Individuum über
Perspektivenübernahme auch als soziale Identität (nicht nur als ICH, sondern auch als soziales
Anderes) versteht.

● Pierre Bourdieu: Sozialisation als Weitergabe eines milieutypischer Habitus , Einfluss von sozialen
Lebensbedingungen auf die Persönlichkeitsentwicklung und Habitus als Reproduktion von
Sozialisation, bzw. als Selbstsozialisation.

Die Psychologische Sicht - Beispiele

● Donald Winnicott: schrittweiser Loslöseprozess von der Mutter; Abgrenzung von Ich und Umwelt;
Entwicklung einer Identität.

● Jean Piaget: Veränderung der Wahrnehmung der Umwelt und Interaktionsmöglichkeiten durch eine
stufenweise kognitive Entwicklung des Individuums.

● Big Five: Persönlichkeitseigenschaften beeinflussen unsere Wahrnehmung, Erleben und unsere


Interaktion mit der Umwelt
Die Integrative Sicht - Beispiele
(Integrative Ansätze haben heute insbesondere im Kontext von Schule und Bildung die weiteste
Verbreitung)

● Klaus Hurrelmann: Sozialisation als produktive Verarbeitung der inneren und der äußeren Realität
; auf Basis der physischen und psychischen Entwicklung entstehen in der Verarbeitung der Umwelt
relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen; lebenslanger
Prozess, Ziel ist es in seinem Umfeld handlungsfähig zu werden

● Robert Havighurst: Individuum durchläuft gesellschaftlich vermittelte und biologisch angelegte


Entwicklungsaufgaben, welche es durch seine Anlage unterschiedlich bewältigt und damit einen
individuellen Lebenslauf entwickelt.

● Bronfenbrenner: Individuum eignet sich die Umwelt aktiv an und kann sie auch
verändernwechselseitiger Prozess. Dabei kann die Umwelt als mehr oder weniger
entwicklungsfördernd betrachtet werden.

Sozialisation: verschiedene Funktionen

„Der Begriff [Sozialisation] erfasst sowohl die Anpassung des Individuums an die gesellschaftlichen Rollen-
und Verhaltensanforderungen (die affirmative Funktion) als auch die Entwicklung des Menschen zur
autonomen, gefestigten Persönlichkeit (die emanzipative Funktion)“ (Hurrelmann et. al 2018 S.789).

Affirmativ: Wie schafft es eine Gesellschaft, die in ihr lebenden Menschen zu sozialen Wesen zu machen,
die sich in die sozialen Strukturen integrieren?
Emanzipativ: Wie gelingt es den Menschen in einer Gesellschaft, sich die Freiheiten für ihre persönliche
Entwicklung und Lebensgestaltung zu erschliessen und zu autonomen Individuen zu werden?

Take Home Message

● Perspektiven und Theorien zu Sozialisation beschäftigen sich mit der Beziehung und Beeinflussung
des Individuums und seiner Umwelt. Je nach Ansatz liegt der Fokus eher auf der Umwelt
(soziologische Blick), auf personen-internen Merkmalen des Individuums (psychologische Blick)
oder auf der aktiven Verarbeitung und wechselseitigen Beeinflussung von Individuum und Umwelt
(integrativer Blick).
● Das Konzept Sozialisation beinhaltet dabei zwei unterschiedliche Funktionen:
A) Die Anpassung an die bestehende Ordnung der Umwelt, ihre Normen, Werte und
Rollenerwartungen (affirmative Funktion)
B) Die Entwicklung zur Selbstbestimmung des Individuums und zur aktiven
Auseinandersetzung mit seiner Umwelt (emanzipative
Funktion)
Woche 04 - Entwicklungstheorien

Verschiedene Sichtweisen auf Entwicklung


Es gibt auch grosse Unterschiede innerhalb Erziehungstheorien (Bsp. Innerhalb von Piagets Theorien)

Was heisst eigentlich Kognition?

Der Begriff „Kognition“ wird in der Wissenschaft uneinheitlich verwendet. Er umfasst Prozesse und
Strukturen, die sich auf die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen beziehen (z.B.
denken, wahrnehmen, erinnern, lernen)

● Jede*r hat ein bestimmtes Vorwissen, kennen verschiedene Bedeutungen eines Wortes und auch
eigene Assoziationen zu einem bestimmten Begriff
● Einige sind stark individuell geprägt, stammen aus Erfahrungen der eigenen Biographie, andere
sind verbreiteter z.B. in einem bestimmten Kulturkreis gemeinsam, andere sind domänenspezifisch
z.B. Denkt man beim Begriff „Watt“ ans Meer oder an Leistung?
● Woran wir bei einem Begriff oder auch einem Bild oder einem Geruch denken, lässt sich nach
Piaget auf unsere individuellen kognitiven Schemata und unsere kognitiven Strukturen zurückführen
● Er bezeichnet diese als Resultat der Gesamtheit an verarbeiteten Wahrnehmungen, die zugleich die
Grundlage darstellen, um neue Informationen einzuordnen und auf diese zu reagieren.

Kognitive Funktionen: Grundbegriffe

Schema (Invariate): kognitive Denkeinheit zur Verarbeitung von Information


● Einordnung eingehender Informationen, Verbindung mit ausgehender Informationdienen dem
Umgang mit der Umwelt und der Herausarbeitung einer Ich-Identität
● stetiger Aufbau und Differenzierung
● Strukturen sind organisierte Verbindungen von Schemata
● Transfer ist die Anwendung eines Schemas auf unterschiedliche Inhalte und Situationen

Assimilation: Einordnung von Information auf Basis vorhandener Schemata

Akkommodation: Anpassung der Schemata, falls eine Einordnung in bereits vorhandene Schemata nicht
erfolgreich ist
Adaption: Anpassung an die Umwelt durch Prozesse der Assimilation und Akkommodation

Äquilibrationsprozess: Ausbalancieren des Ungleichgewichts im Adaptionsprozess; die Assimilation


scheitert Lernprozess

Pertubation/ Disäqulibration: Widersprüche bei Einordnung einer Information in Schemata = Misslingen


einer Assimilation. (Wir lernen etwas Neues dazu, wenn es zu einer Disäquilibration kommt, man muss
seine Schemata anpassen)

Piagets Entwicklungsstufen (Wir sollen eine Übersicht haben und wichtige Begriffe kennen)

- Sensomotorische Phase = 0-2 Jahre


- Präoperationale Phase = 2-6 Jahre
- Konkret-operationale Phase = 7-11 Jahre
- Formal-operationale Phase = ab 12 Jahren

Eigenschaften:

● Stufenmodell: Veränderung zentraler Denkstrukturen in bestimmten Entwicklungsabschnitten


(diskontinuierlicher Entwicklungsverlauf)
● Qualitative Unterschiede der Denk- bzw. Problemlösungsmodi auf den verschiedenen Stadien
● Jeweilige Entwicklungsschritte dienen dem verbesserten Umgang mit der Umwelt auf der Basis der
● individuellen Potentiale
● Stufen bauen aufeinander auf - zwar unterschiedlich schnell durchlaufen, aber nicht überspringen;
Stufenübergänge sind fließend
Kohlbergs Moralentwicklungsstufen

Eigenschaften:

● Baut auf Piagets kognitive Stufen auf (vgl. z.B. egozentrische Perspektive im Präkonventionellen
Stadium)
● Treibende Kraft: Erweiterung der sozialen Perspektive und der Selbstbestimmung; geistige
Autonomie als (normatives)
● Entwicklungsziel
● Das soziale ICH und die soziale Umwelt stehen (im Gegensatz zu Piagets Theorie) im Fokus
● Moral als Überzeugung in Bezug auf soziale, gemeinschaftliche oder gesellschaftliche Regeln
● Stufen bauen auf einander auf, werden der Reihe nach durchlaufen, sind aber weniger statisch an
Altersstufen gekoppelt
● Es wird von einer Lehr- und Lernbarkeit ausgegangen (eine höhere Stufe wird v.a. durch
Perspektivwechsel und das Nachvollziehen der Bedürfnisse und Sichtweisen anderer erreicht z.B.
bei Dilemma-Diskussionen)

Das Spezifische entwicklungspsychologischer Sichtweisen (auf Sozialisation)

Entwicklungstheorien liefern Überlegungen zu den Voraussetzungen mit denen das Individuum der Umwelt
begegnet und mit dieser interagiert
- Z.B. bei Piaget: inwiefern ein Kind zum Perspektivwechsel fähig ist determiniert die Möglichkeiten
der Interaktion mit Personen in seiner Umwelt
- Z.B. bei Kohlberg: Die Stufe der moralischen Entwicklung bestimmt wie stark ein Individuum von der
Anweisung und dem Urteil von Autoritäten abhängig ist oder nach eigenen Werten agiert

Im Zentrum steht dabei das Individuum und die person-internen Prozesse. Die Umwelt ist jedoch stets
Bestandteil der theoretischen Konzepte
- Z.B. Beschreibt Piaget die Entwicklung kognitiver Schemata als Adaption an die Umwelt (geht aber
auf diese, insbesondere die soziale Umwelt, nicht weiter ein)
- Z.B. geht es bei Erikson um individuelle psychosoziale Entwicklungsschritte, die an
Herausforderungen/ Krisen herausgebildet werden. Dabei sind diese in Form von Übergängen
(Kindergarten, Schule, Beruf) mit der institutionellen und gesellschaftlichen Umwelt verbunden

Die Entwicklungsmodelle beschäftigen sich v.a. mit sog. sensiblen Phasen, insbesondere in Kindheit und
Jugend und finden sich daher oft in Phasen- oder Stufenmodellen erläutert
Take Home Message

● Ein psychologischer Blick auf Sozialisation findet sich in verschiedenen Phasen- und
Stufenmodellen der Entwicklung. Gegenstand kann die emotionale, psychosoziale, kognitive oder
moralische Entwicklung sein.

● Piaget beschäftigt sich damit, wie sich das Individuum mit seiner Umwelt in Prozessen der Adaption
und Assimilation seiner kognitiven Schemata auseinandersetzt. Auf dieser Basis beschreibt er ein
Stufenmodell der kognitiven Entwicklung, bei dem er für spezifische Altersstufen typische
Entwicklungsschritte definiert. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung im Kindesalter.

Woche 5: Soziologische und integrative Sozialisationstheorien

(Psychologische) Entwicklungstheorien im Allgemeinen


Entwicklung als:

- mehr oder weniger automatische Heranreifung auf Basis der individuellen Anlagen
- Ergebnis aktiven Lernens in Form von individueller Auseinandersetzung mit der Umwelt
- sichtbar vor allem in sensiblen Phasen

Kognitive Entwicklungstheorie
Kognitive Entwicklung als:
- Adaptionsprozess (Assimilation vs. Akkommodation)
- Abfolge von Stufen mit qualitativ unterschiedlichen Denkstrukturen

Soziale Entwicklungstheorie
Moralische Entwicklung als:
- Entwicklung von sozialen Handlungsmustern, -konventionen, -regeln
- Abhängig von kognitiver Entwicklung
—> Psychosoziale Entwicklungstheorie von Erikson
Wie sieht das Soziale aus, in welchem Entwicklung passiert?

● Moralische Entwicklung: Autoritätsverhältnisse, gesellschaftliche Konventionen und Werte


● Psychosoziale Entwicklung: Gesellschaftliche Rollenerwartungen an Identität, Autonomie, sozialem
Engagement, Produktivität, Intimität
→ Das Soziale oder Gesellschaft als etwas Überindividuelles und relativ Stabiles

→ der Beschreibung des Sozialen widmen sich soziologische Theorien


Take Home Message

- In der kognitiven Entwicklungstheorie von Piaget bleibt die soziale Umwelt relativ unbestimmt.
Moralische oder psychosoziale Entwicklungstheorien beschreiben die individuelle Entwicklung
stärker im sozialen Kontext.
- Der streng soziologische Blick auf Sozialisation geht von der Frage aus, wie sich ein System
stabilisiert und weist dem Individuum eine passive Rolle in seiner Entwicklung zu. Sozialisation kann
aus dieser Perspektive als Sozialintegration verstanden werden.
- Soziologische Grundbegriffe wie Rolle, Institutionen und Normen vermögen die Reproduktion von
sozialer Ungleichheit als ein strukturelles statt individuelles Problem zu erklären.
- Eine gute – integrative – Sozialisationstheorie versucht sowohl die psychologische
Entwicklungsperspektive als auch die soziologische Perspektive zu berücksichtigen und dabei
sowohl die die individuelle Entwicklung als auch den sozialen Kontext möglichst adäquat zu
beschreiben und vor allem den Zusammenhang zwischen den beiden zu eruieren.

Woche 06: Sozialisationsinstanzen

1. Welche Aspekte des Schaffens von Bronfenbrenner werden hier besonders gewürdigt? Welche
Innovationen werden ihm zugeschrieben? An welchen Stellen habe er bisherige Denkweisen und
Praktiken verändert?

– Forschungsmethoden: Die Entwicklung des Kindes müsse im Kontext erhoben werden (und nicht in
experimentellen Designs im Labor); präferiert Längsschnittstudien anstatt isolierte Testung einzelner
Variablen im Querschnitt bis heute zentral z.B. in Mehrebenenmodelle, multivariaten Analysemethoden
usw.
– Interdisziplinarität und Offenheit: Bronfenbrenner denkt und handelt interdisziplinär; nimmt auf viele
Teilbereiche Einfluss (Entwicklungs- und Umweltpsychologie, therapeutische Ansätze, Soziologie...). Neben
der wissenschaftlichen Leistung zeigt er sozialpolitisches Engagement z.B. Einsatz für
bildungsbenachteiligte Kinder- und Jugendliche (Mehrebeneninterventionen). Er überarbeitet seine
Theorien immer wieder, nimmt Kritik aktiv auf.
– Integrativer Blick: Er stellt erstmals das Individuum selbst (und nicht seine Dispositionen oder seine
Umwelt) als aktiv und selbstbestimmt ins Zentrum. Der Fokus liegt eher auf den Mikrosystemen: Die
Person, ihre Aktivitäten, Rollen und interpersonalen Beziehungen, (zugleich auch Kritik: Die anderen
Systeme werden eigentlich wenig beleuchtet; er beschäftigt sich eher damit, wie man auf Entwicklung blickt
als mit konkreter Forschung)
– Trifft den Zeitgeist und innoviert tradierte Denkweisen

2. Wie positioniert er sich zur Anlage-Umwelt-Debatte?

Berücksichtigt genetisch bedingte Aspekte in seinem Modell zunächst nicht; dies wird als Kritik angebracht,
worauf Bronfenbrenner diese aufgreift: Entscheidend sei WIE die Gene Einfluss nehmen und wie dies ggf.
mit der Umwelt korrespondiert (und nicht in welchem Umfang Gene zu tragen kommen). Bspw. verhindere
ein stark negativer Einfluss der Umwelt auf die Entwicklung, dass sich genetische Potentiale entfalten
können

3. Wie äussert er sich zur Sozialisationsinstanz Familie?

Bronfenbrenner beschreibt die Relevanz sozialhistorischer Veränderungen im Kontext der Familie und des
sozialen Umfeldes (vgl. Chronosystem) bspw. Entwicklung zur Kleinfamilie, vergrösserte Spanne zwischen
Arm und Reich, abnehmender Einfluss bestimmter sozialer Systeme (Vereine, Nachbarschaft,
Gewerkschaften).

Zusammenfassung: Sozialisation und Sozialisationsinstanzen

Neben dem Individuum selbst nehmen verschiedene Instanzen (Personen, Organisationen, Institutionen...)
entweder unbeabsichtigt oder unbewusst oder intendiert und geplant auf die Sozialisation eines
Individuums Einfluss.
- Sozialisation ist als ganzes von aussen nur bedingt steuer- und kontrollierbarErziehung ist ein
Element von Sozialisation und eine intendierte Form
- Sozialisation hat ein unsicheres Ziel und ist Ergebnis eines lebenslangen Prozesses
- Diese verschiedenen Sozialisationsinstanzen haben zu unterschiedlichen Phasen im Lebensverlauf
eine unterschiedliche Bedeutung
- Je nach Sozialisationsinstanz werden verschiedene Rollen eingenommen (Schülerin, Sohn,
Freund...) und es bestehen von Seiten der Instanz Erwartungen an diese Rollen
- Als, aus der Sicht der jeweiligen Instanz, «erfolgreiche» Sozialisation gilt, wenn in möglichst großem
Umfang deren jeweiligen Werte, Normen und Rollen übernommen werden
Fazit: Einfluss der Sozialisationsinstanzen auf Bildungsgerechtigkeit

- Soziales und ökonomisches Kapital der Familie (Sprachförderung, Investieren in die Bildung,
Ausstattung der Lernumgebung, Kontakte und Beziehungen in Bildungseinrichtungen,
Durchsetzungsfähigkeit...)
- Bildungssystem (Schularten, Schulform, Ganztagsbetrieb, Schulpflicht, stark/ schwach selektiv,
Segregation, Durchlässigkeit, Schulkultur)
- Pädagogisches Ausrichtung und Schulfunktion (selektiv, individuelle Förderung, Umgang mit
Heterogenität, Betreuungsmöglichkeiten)...
- Inklusion (Teilhabe, individuelle Förderung, Barrierefreiheit, Exklusion – Integration – Inklusion)

● Vergleichbare Bildungschancen bedürfen der Berücksichtigung unterschiedlicher person-interner


(Entwicklungs-) Voraussetzungen (psychologischer Blick auf Entwicklung)
● Vergleichbare Bildungschancen benötigen Kenntnisse über gesellschaftliche Rollenzuschreiben
und einen aktiven Einsatz, um damit verbundene Benachteiligungen entgegenzuwirken/ zu
vermeiden (soziologischer Blick)
● Insbesondere die primären und sekundären Sozialisationsinstanzen sind hierbei im Zuge der
intendierten Sozialisationsprozesse (Erziehung, Lernen) zentrale Akteure
● gesellschaftlich und medial vermittelte Rollen und Rollenerwartungen (tertiäre
Sozialisationsinstanzen) nehmen über die Akteure der primären und sekundären Sozialisation
zusätzlich indirekten Einfluss auf das Individuum

Take Home Message

- Die Sozialisation eines Menschen ist geprägt durch den Einfluss verschiedener
Sozialisationsinstanzen mit ihren jeweiligen Potentialen. Jede der Instanzen weist eigene
spezifische Funktionen, Merkmale sowie Normen und Regeln auf.
- Die Familie gilt als stärkster Einflussnehmerin. Daneben werden jedoch zunehmend Bildungs- und
Erziehungsaufgaben in die Hand des Staates übertragen.
- In der Frage nach Bildungsgerechtigkeit vereinen sich Fragen des Einflusses und der
Voraussetzungen in den verschiedenen Sozialisationsinstanzen und die Wechselwirkung zwischen
Mikro-, Meso- und Exosystemen aber auch die Entwicklungsvoraussetzungen des einzelnen
Kindes.

Woche 7: Entwicklungsaufgaben und Übergänge

Life course Perspektive - Elder


- Entwicklungsverläufe (trajectories) insbesondere durch Übergänge (transitions) strukturiert
- Übergänge vor allem institutionell und normativ definierte „Marker“ (Schulübertritt, Übertritt in Beruf,
Eheschliessung usw.)
- Endogenität Bewältigung eines Übergangs bestimmt weiteren Entwicklungsverlauf
- Produktiver Umgang des Individuums: Durch Entscheid und „Hinarbeiten“ auf Übergänge

Lifespan Perspektive - Havighurst


- Lebensspanne durch Lebensphasen strukturiert
- Lebensphasen bieten gesellschaftlich und biologisch bedingte Entwicklungsaufgaben
- EndogenitätBewältigung einer Lebensphase bestimmt Bewältigung der nächsten Lebensphase
- Produktiver Umgang des Individuums: Verstehen und Bewältigen der Entwicklungsaufgaben
Take Home Message

- Die bisherigen theoretischen Konzepte der Sozialisation und Entwicklung lassen sich in den
Lebenslauf einordnen.
- Die Stärke einer life course- oder lifespan-Perspektive liegt in der Verknüpfung von strukturellen und
individuellen Faktoren zu einer Entwicklungstheorie. Dabei werden sowohl individuelle Ressourcen
als auch die gesellschaftlichen Strukturen als etwas Veränderbares verstanden. Diese Veränderung
passiert über Lernen oder über sozialen (politischen) Wandel.
- Lernen kann so als Lernen für die Lebensbewältigung (genauer Bewältigung von
Entwicklungsaufgaben und Übergänge) verstanden werden.

Woche 8: Behaviorismus und Modelllernen

● Ihr könnt die Grundprinzipien des Behaviorismus (klassisches und operantes Konditionieren) sowie
des Modelllernens unter Verwendung der entsprechenden Fachbegriffe erklären.
● Ihr könnt die spezifischen Sichtweisen des Behaviorismus und des Modelllernens auf das Lernen
voneinander abgrenzen.
● Ihr könnt eure lerntheoretischen Kenntnisse auf Alltagserfahrungen und Phänomene aus dem
pädagogischen Kontext anwenden.
● Ihr könnt den Nutzen und die Grenzen der thematisierten Theorien für die Praxis erläutern.

KLASSISCHE KONDITIONIERUNG

Reizgeneralisierung ist das Anwenden vorher


erlerntenVerhaltens auf neue, ähnliche Reize.Little Albert
hatte am Ende Angst vor allem Fell-Ähnlichem.

Reizdiskrimination ist der Generalisierung


entgegengesetzt. Hier wird bei zwei ähnlichen Reizen
unterschiedliches Verhalten gezeigt und somit zwei Reize
unterschieden.
Prinzip der operanten Konditionierung

Banduras Theorie des Lernens am Modell

= Beobachtungslernen oder soziales Lernen durch Imitation

Lernen ist nicht allein durch Reiz-Reaktions-Zusammenhänge zu erklären (Klassische Konditionierung),


und Verhalten muss auch nicht erst ausgeführt werden, um gelernt zu werden (Operante Konditionierung).

Beispiel: Ein Kind sieht, wie seine Schwester sich die Finger am Ofen verbrennt. Es hat gelernt dies besser
zu unterlassen.

Komponenten des Modelllernens:

1. Aneignungsphase
- Aufmerksamkeitsphase: Differenzierte Beobachtung ist eine notwendige Bedingung des
Beobachtungslernens (wichtige Voraussetzung: Aufmerksamkeit)
- Behaltensphase: Beobachtung muss gespeichert werden

2. Ausführungsphase
- Nachbildungsphase: Erinnerungen der modellierten Verhaltensmuster steuern deren Ausführung
(man muss sich erinnern)
- Motivationsphase: Verstärkungs- und Motivationsprozesse werden benötigt um Beobachtung in
Handeln umzusetzen. (Modell wird belohnt/bestraft).
Take Home Message

- Der Behaviorismus und die sozial-kognitive Lerntheorie nehmen einen spezifischen Blick auf das
Lernen ein und eigenen sich vor allem dazu, Änderungen im Verhalten einer Person zu erklären.
Sie fokussieren hingegen weniger auf Mechanismen des Erwerbs von fachlich- inhaltlichem Wissen.
- Vor allem im Hinblick auf Gefühlsreaktionen kann die klassische Konditionierung eine
Erklärungshilfe darstellen, um bestimmte erlernte Verhaltensweisen im alltäglichen und schulischen
Kontext zu erklären.
- Bedeutung im Kontext schulischen Lernens: Behavioristische Ansätze und die sozial-kognitive
Theorie können herangezogen werden, um Verhaltensweisen zu erklären bzw. zu beeinflussen, die
das soziale Miteinander betreffen und im Sinne des „Classroom Managements“ eine Voraussetzung
für das fachliche Lernen darstellen.
Woche 09: Überblick Lerntheorien

Aufgabe Influencer als Modelle - Resultate

Warum ahmen Follower ein bestimmtes Verhalten nach? Welche Rolle spielt das Modelllernen?

Influencer sind Modelle für erstrebenswerte Verhaltensweisen, Auftreten, Lebensstil, Produkte (z.B
Aussehen, Mode, Sportlichkeit, Reisen).

Einflussgrössen beim Modelllernen:

1. Modellprestige und Kompetenz: Influencer geniessen ein hohes Ansehen und werden mit Erfolg
und Kompetenz assoziiert → Follower möchten die Erfolge ebenfalls erleben. Das beeinflusst die
Aufmerksamkeit des Followers
2. Emotionale Nähe und Authentizität: Präsenz auf Social Media, private Einblicke ins Leben,
“Imperfektion” → Aufbau von Vertrauen und Beziehung, Identifizierung mit der Person.
3. Gleiche Zielsetzungen: Aufmerksamkeit (Likes, Anerkennung), Gesundheit, Sportlichkeit,
Schönheit
4. Positive Ergebniserwartung: Präsentation von Erfolgserlebnissen und erstrebenswerten
Verhaltensweisen (z.B sportlicher oder beruflicher Erfolg).
2 - 4 → Förderung der Selbstwirksamkeit des Followers

5. Positive Konsequenzen: Erfolg, Aufmerksamkeit und Anerkennung (z.B durch Likes) →


Motivationsprozesse, u.a. Stellvertretende Verstärkung für die Follower
6. Entwicklungsstand: Aufmerksamkeit insbesondere von Jugendlichen in der Phase der
Identitätssuche

Beispiel im Fliesstext:
Follower ahmen Influencer vor allem wegen dem Modelllernen nach: Ein Individuum lenkt seine
Aufmerksamkeit immer wieder auf Bilder von Influencer (Modelle), weil es ihnen auf den sozialen Medien
folgt. Es speichert das Beobachtete in seinem Gedächtnis ab (z.B ein Tutorial). Danach vollzieht das
Individuum diese Handlung gedanklich oder real. Das Individuum wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die
Handlung ausführen und das gleiche Verhalten zeigen, weil es stellvertretend verstärkt wird. Das Modell
wird für ihre Verhalten verstärkt durch ihre Fans, die Komplimente in den Kommentare und ihr tolles Leben.

Welche Rolle spielen klassische und operante Konditionierung?

Produktmarketing: hohe Beeinflussung, Identifikation mit Marken und Produkten

Klassische Konditionierung: Assoziierung von Influencer mit bestimmten Werten/Gefühlen, die dann
auch auf die vermarkteten Produkte übertragen werden.
Beispiel:

Influencer postet Bild (UCS) ------> lösen Gefühle wie Glück, Freude, Entspannung (UCR)
Koppelung mit Produkt (NS) -----> Produkt wird assoziiert mit Glück, Freude (CR)

Beispiel Fliesstext: Der Influencer (UCS) führt zu einer anerkennenden Reaktion (UCR) und ist positiv
konnotiert. Postet ein Influencer vermehrt Fotos mit Produkte (NS) werden die Reaktionen und
Assoziationen des Influencer auf das Produkt übertragen. Somit wird nun das Produkt (UCS) mit einem
hohen Status und Ansehen in Verbindung gebracht (CR)

Operante Konditionierung: Verstärkung durch positive Kommentare von Influencer, Peer-Feedback,


Anerkennung. Promotion/Gutscheine.

Prinzipien des Konstruktivismus:

- Wahrnehmung ist ausschnitthaft (individuelle und subjektive Realität)


- Radikale Position: Es gibt keine objektive Realität (nicht bei allen gleich)
- Lernen ist ein eigenaktiver Konstruktionsprozess (Individuum sucht aktiv nach infos und interpretiert
diese dann auf Basis seines Vorwissens)
- Lernen als Konstruktionsprozess erfolgt auf Basis der Vorerfahrungen und des Vorwissen eines
Individuums
- Kontext Schule: Konstruktivismus bedeutet jedoch nicht, dass die Lehrperson eine passive Rolle
einnimmt

Sozialer Konstruktivismus (eine Form von Konstruktivismus):


- Wissen wird sozial konstruiert und geteilt
- Lernen ist ein Prozess der gegenseitigen Abstimmung und Kommunikation (Gruppenarbeit)
- Im Austausch mit anderen werden Informationen tiefgehend verarbeitet und eigene Vorstellungen
deutliche
- Sozialer Lernprozess

Siehe Tabelle auf OLAT

Take Home Message: Was nützen uns Lerntheorien?

- Lerntheorien können spezifische Einsichten in alltägliche und pädagogische Phänomene geben.


- Sie können dabei helfen, Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten zu erklären und
pädagogische Lösungen im Umgang damit zu finden.
- Die spezifischen Sichtweisen verschiedener Lerntheorien eröffnen Möglichkeiten zur Unterstützung
von Lernprozessen und zur Gestaltung von Lernumgebungen.
- Lerntheorien bieten verschiedene Optionen zur gezielten Beeinflussung von Verhalten und
Wissenserwerb.
Woche 10: Determinanten von Schulleistung (Intelligenz und Wissen)

Wiederholung: Fallbeispiel zu den Lerntheorien

→ Lara hat Fabio auf dem Pausenplatz getreten. Wie könnte dieses Verhalten erklärt werden?

1. Klassische Konditionierung
- Wenn Lara angegriffen (geschlagen, getreten) wird (UCS), reagiert sie aggressiv und wehrt sich,
d.h. sie schreit, tritt, schlägt (UCR). Durch die konfliktreiche Situation zu Hause und ihren
aufbrausenden Vater hat sie gelernt, dass sie immer dann geschlagen wird, wenn ihr Vater zuvor
seine Stimme erhebt bzw. laut wird (NS). Sie reagiert nun schon auf das Lautwerden (CS) mit
Angriff/Aggressivität (CR).
- Fabio wird im Streit mit Lara laut (CS) und Lara tritt Fabio (CR).

2. Operante Konditionierung
- Lara hat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Aggressivität (treten, schlagen) wirken und
man so seinen Willen durchsetzen kann.positive Verstärkung
- Für ihr aggressives Verhalten hat sie nie negative Konsequenzen erfahren.negative Verstärkung
- Daher wurde im Laufe der Zeit die Auftretenswahrscheinlichkeit für ihr aggressives Verhalten
erhöht. Auch um sich gegen Fabio durchzusetzen, tritt sie ihn.

3. Modelllernen
- Bei den Peers (= Modelle) auf dem Schulhof hat Lara immer wieder beobachtet, dass sich jene
durchsetzen (stellvertretende Verstärkung), die andere schlagen und treten, wenn es nötig ist
(Aneignungsphase).
- In ihrem Streit mit Fabio wendet sie das beobachtete Verhalten an (Ausführungsphase), da sie sich
erhofft, damit durchsetzen zu können.

4. Konstruktivismus
- Idee 1 (bewusste Entscheidung): Lara hat noch nie andere Kinder getreten, weil sie zu Hause
gelernt hat, dass dieses Verhalten unsozial ist. Bislang haben ihre Versuche, etwas an Fabios
Mobbing zu ändern, nicht geholfen. Sie spricht mit ihrem Bruder und entscheidet Fabio mit seinen
eigenen Waffen zu schlagen.
- Idee 2 (fehlendes Wissen): Lara hat in den verschiedenen Konfliktsituationen, die sie bisher erlebt
hat, nie durch Nachdenken, Gespräche mit älteren Personen (Lehrer*in / Eltern / Freunde) oder
Anti-Gewalttrainings (z.B. Faustlos) Handlungsalternativen zu ihrem aggressiven Verhalten gelernt.
Chance: Konstruktion von Handlungsalternativen als Ausweg für Gewalt
LERNEN

Schulleistung (Vorlesung): die von der Schule initiierten Lernprozesse und Lernergebnisse der Schüler.
Kompetenzen: Die “bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und
Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen.

Bezugsnormen:
- sachliche Bezugsnorm = “man muss X Punkte erreichen, um zu bestehen (Norm erreichen)
- Soziale Bezugsnorm = Vergleiche mit anderen, “mehr als den Durchschnitt”
- Individuelle Bezugsnorm = Vergleich mit sich selber, z.B die eigenen Leitungs des letzten Tests

Determinanten der Schulleistung: Faktoren, welche die Schulleistung beeinflussen


- Individuelle Merkmale der SuS
- Familie
- Schule
- Peers
- Medien

→ Komplexes Zusammenspiel, keine einzelne Determinanten isoliert betrachten → Multiple


Determiniertheit von Schulleistung

Individuelle Determinanten

Konstitutionelle Faktoren: Geschlecht, Alter, Beeinträchtigungen etc.


Kognitive Faktoren: Intelligenz, Vorwissen, Vorausgehendes Leistungsniveau ---> Hohe (positive)
Zusammenhänge mit Schulleistung
Konativa Faktoren: Lernstrategien, Metakognitive Kompetenzen, Lerngewohnheiten, Arbeitstechniken,
Handlungskontrolle
Motivationale Faktoren
Intelligenz: “Intelligenz ist die Fähigkeit eines Menschen zur Anpassung an neuartige Bedingungen und
zur Lösung neuer Probleme auf Grundlage vorangehender Erfahrungen im gesellschaftlichen Kontext”

Fluide Intelligenz (Catell) → genetisch bedingte Komponente, Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken

Kristalline Intelligenz - verfestigte kognitive Fähigkeiten: Teil von Intelligenz, der auf Lernerfahrung und
Ansammlung von Wissen und Kenntnissen zurückgeht. Abhängig vom kulturellen Kontext und
Lerngewohnheiten. → Endprodukt der fluiden Intelligenz, Bildung und Kontext.

Wissen: “... relativ überdauernder Inhalt des Langzeitgedächtnisses”

- Situationales Wissen: Wissen über Anforderungen und Merkmale von domänenspezifischen


Problemen.
- Konzeptuales / deklaratives Wissen: Semantisches Wissen über Fakten und Konzepte
- Prozedurales Wissen: Wissen über Handlungen
- Strategisches bzw. Metakognitives Wissen: Wissen über Gestaltung und Regulation des eigenen
Lernens

Vorwissen:
- Wissen über Fakten, Begriffe und Prinzipien in einer Domäne
- Kann in unterschiedlicher Strukturierung Verarbeitungstiefe vorliegen
- Je grösser die Aktivierung, desto grösser die Chance, dass die Knoten aus dem Langzeitgedächtnis
ins Arbeitsgedächtnis abgerufen werden können.
- Je häufiger Wissenselemente (Knoten) gemeinsam aktiviert werden, desto stärker sind die
Assoziationen (Kanten) zwischen diesen Knoten.

Lernstrategien: “mental repräsentierte situationsübergreifende Schemata oder Handlungspläne zur


Steuerung des eigenen Lernverhaltens”. Relevant für den lebenslangen Lernprozess.

Relevanz von Intelligenz und Vorwissen für den Lernprozess

Intelligenz:
- Schlüsseldeterminante für Schulleistung (r= 0.5)
- (Differenzial)diagnosen bei Problemsituationen und Teilleistungsstörungen
- Hohe Intelligenz (schlussfolgerndes Denken) relevant für verschiedene Aktivitäten
- Wichtig für Wissenerwerbsprozesse: effektive Problemlösestrategien, schnelle Erkennung von
Regeln, Problemen, grössere Verarbeitungskapazität, elaborierte Lern-und Gedächtnisstrategien
- Wichtigkeit der Intelligenz beim Lernen ist abhängig vom Vorwissen: Lernerfolg abhängig von
Intelligenz und Vorwisse
Intelligenz wichtiger:
- In der frühen Phase des Wissenserwerbs
- Bei schweren, unvertrauten Aufgaben
- Über alle Fächer gemittelte Schulleistung

Konzeptuell-semantisches Vorwissen wichtiger:


- In der späteren Phase des Wissenserwerbs (sobald gewissen Expertise erworben)
- Vorhersage fachlicher Leistungen (domänenspezifisch)
- → Vorwissen ermöglicht eine schnellere Aktivierungsausbreitung und Vernetzung der Knoten in
semantischen Netzwerken

→ Bedeutung von Intelligenz nimmt im Laufe der Grundschulzeit / des Lebens ab.

Woche 11: Motivation

Motivation als komplexer Sammelbegriff: “Motivation ist aus wissenschaftlicher Sicht ein komplexes
Konstrukt, das nicht mit einer einzigen Theorie hinreichend differenziert beschrieben werden kann”. Der
Begriff wird im Alltag oft verwendet, aber unterschiedlich verstanden

Motivation: «Motivation beschreibt Gründe für den Beginn und die Richtung von Verhalten, die Dauer und
die Art der Durchführung (Pintrich, 2003).

Lernmotivation: «Lernmotivation bezeichnet die Bereitschaft eines Lernenden, sich aktiv, dauerhaft und
wirkungsvoll mit bestimmten Themengebieten auseinanderzusetzen, um neues Wissen zu erwerben bzw.
das eigene Fähigkeitsniveau zu verbessern» (Krapp, Greyer & Lewalter 2014, S. 194).

Leistungsmotivation: «Leistungsmotivation bezieht sich [...] auf das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in
all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemassstab für
verbindlich hält und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann» (Krapp, Greyer & Lewalter
2014, S. 194).

Individuelle Determinanten - Motivationale Faktoren


Verschiedene motivationale Konzepte und Theorien:
- Fähigkeitsselbstkonzept
- Interesse (Bestandteil intrinsischer motivation)
- Selbstkontrolle (Marshmallow-Test
- Zielorientierung

→ Moderate direkte Zusammenhänge mit Schulleistung

→ Motivation als Voraussetzung und Ergebnis von erfolgreichen Lernprozessen


Die Selbstbestimmungstheorie
Kernelemente (3)

Relevanz für die Pädagogik

Relevant für die erziehungswissenschaftlicher Perspektive und insbesondere für die Untersuchung der
Bedingungen und Ursachen intrinsisch motivierten Lernens und darauf basierend Variablen guten
Unterrichts

Gestaltung einer optimalen Lernumgebung durch die Förderung der drei Basisbedürfnisse
Autonomie, Kompetenz und soziale Kompetenz (um die Entstehung intrinsischer und die Integration
extrinsischer Motivation zu erleichtern): → Konkrete Handlungsmöglichkeiten im Unterricht:

Autonomie: Befriedigung des Bedürfnisses nach Autonomie


- Mitbestimmungsmöglichkeiten bei Lernzielen, Lerngegenständen und Lernwegen
- Nutzung von Lernaktivitäten, die umfangreiche Handlungsspielräume und Möglichkeiten zur
- Selbststeuerung erlauben
- Schaffung von Möglichkeiten zur Selbstbewertung
- Gemeinsames Aushandeln von Verhaltensregeln
Kompetenz: Befriedigung des Bedürfnisses nach Kompetenzerleben
- Klare, verhaltensorientierte oder inhaltsbezogene Rückmeldung (Feedback) von Erfolgen
- Individuelle und kriteriale Bezugsnorm Orientierung
- Klare, strukturierte und verständnisorientierte Instruktion
- Anpassung der Schwierigkeitsgrade an individuellen Kenntnisstand (Individualisierung)
- Unterstützung und Hilfsangebote bei Schwierigkeiten
- Erfolge wahrnehmen und wertschätzen
- Talente erkennen und fördern

Soziale Kompetenz: Befriedigung des Bedürfnisses nach sozialer Eingebundenheit


- Einsatz von Gruppenarbeitsmethoden (soziales Lernen fördern)
- Partnerschaftliches Verhältnis zwischen Lehrkraft und SuS (Respekt, Interesse, Wertschätzung)
- Rituale und Regeln einführen
- Positives Klassenklima (Wertschätzung, Vertrauen, Respekt etc.)

Weitere Handlungsmöglichkeiten im Unterricht

Förderung von Wert (situationales Interesse)


- Betonung der Bedeutsamkeit des Lerngegenstands
- Ausführliche Begründung der Lernaktivitäten
- Artikulierung des eigenen Interesses an den Lerninhalten
- Herstellung von praktischen Anwendungsmöglichkeiten und anderen Alltagsbezügen
- Erhöhung des emotionalen Gehalts des Lernstoffs
- Verbindung des Lernstoffs mit den Interessen der SuS
- Abwechslungsreiche Gestaltung der Stoffvermittlung
- Induzieren kognitiver Konflikte (Widersprüche zum vorhanden Wissen)

Förderung der Erfolgserwartung


- Lehrziele und hierzu passende Lehrmethoden einer Unterrichtseinheit verdeutlichen
- Aufgabenstellungen klar verständlich kommunizieren
- Herangehensweisen und Lösungsschritte bewusst machen
- An ähnliche, bereits bewältigte Aufgaben erinnern
- Möglichkeiten zum Umgang mit Schwierigkeiten aufzeigen.
Woche 12: Emotion

Emotionen: “Emotionen sind mehrdimensionale Konstrukte, die aus affektiven, physiologischen,


kognitiven, expressive und motivationalen Komponenten bestehen”

Leistungsemotionen: “Leistungsemotionen sind diejenigen Emotionen, die in Bezug auf


leistungsbezogene Aktivitäten und die Ergebnisse dieser Aktivitäten erlebt werden”
→ Erfolge und Misserfolge

Dispositionen und aktuelles Erleben

State:
- Momentane Motivation bzw. Emotion für eine bestimmte Aufgabe, in einer bestimmten Situation
- z.B. situationales Interesse für eine bestimmte Aufgabe (state Motivation), Freude über ein
Geschenk (state Emotion)
→ Prozessmerkmal: Beschreibung in einer aktuellen Situation

Trait
- Habituelles Erleben, überdauerndes Merkmal (situationsunabhängig)
- «charakteristische» emotionale Reaktion bzw. motivationale Disposition
- z.B. generelles Interesse für Mathematik (trait Motivation), generelle Ängstlichkeit (trait Emotion)
→ Dispositionales Merkmal: Beschreibung interindividueller Unterschiede

Attribution:
“Attributionen (engl. attributions) sind Ursachenzuschreibungen. Die pädagogisch-psychologische
Attributionsforschung beschäftigt sich im Kern mit den von Personen angenommenen Erklärungen und
Begründungen von leistungsbezogenem Verhalten und deren Auslösern und Konsequenzen.
Sie beschäftigt sich damit, welche Ursachen Schüler und Lehrer schulischen Leistungen zuschreiben,
welche Emotionen (...) diese Ursachenzuschreibungen z. B. nach der Rückgabe von Klassenarbeiten
auslösen und wie Schülern zu günstigeren Attributionsmustern verholfen werden kann.“

Zusammenhang Attribution und Emotionen

Internale Attribution: Stolz, Scham


Externale Attribution: Dankbarkeit, Ärger, Überraschung
Stabilitätsdimension: wirkt auf Erwartung hinsichtlich zukünftiger Ergebnisse und führt zu Hoffnung,
Hoffnungslosigkeit / Resignation

Zusammenhang Attribution und Motivation (Fähigkeitsselbstkonzept)

Niedriges Fähigkeitsselbstkonzept:
- Attribution von Erfolgen eher auf externale, zufällige Faktoren
- Misserfolge eher auf internale Faktoren, eigene mangelnde Begabung
- Unterschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten
- häufiger bei Mädchen

Hohes Fähigkeitsselbstkonzept:
- Attribution von Erfolgen eher auf stabile, internale Faktoren
- Misserfolg eher auf variable Faktoren
- im Durchschnitt attribuieren Menschen eher selbstwertdienlich

Repetition der zentralsten Konstrukte:

Intrinsische Motivation:
Handlung bereitet Freude und BefriedigungAnreiz in der Handlung an sich

Extrinsische Motivation:
Handlung als Mittel zum ZweckAnreiz liegt im erwarteten Handlungsergebnis
Erwartungskomponente:
Subjektive Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit des Handelns

Wertkomponente:
U.a. erwarteter Nutzen der Handlungsergebnisse

Fähigkeitsselbstkonzept: die kognitive Repräsentation der eigenen Fähigkeit (mentales Modell)


- Wichtige Komponenten: Einschätzungen eigener Kompetenzen und Schwächen

Zielorientierung: habituelle oder dispositionale Merkmale einer Person, die relativ dauerhaft im kognitiven
System der Person repräsentiert sind und in vergleichbaren Lernsituationen immer wieder aufgerufen
werden.
- Lernzielorientierung: Lern- und Leistungssituation wird als Chance zur Verbesserung der eigenen
Fähigkeit wahrgenommen. Erfolg gemessen am Lernfortschritt.
- Leistungszielorientierung: Lern- und Leistungssituation wird als Möglichkeit zur Demonstration
der eigenen Leistungen angesehen. Erfolg gemessen an einer (akzeptablen) Leistung.

Wechselseitiges Zusammenspiel Motivation, Emotion und Kognition

Take Home Message:

- Motivation und Emotion sind eng miteinander verknüpfte Bedingungsfaktoren des Lernens und der
menschlichen Entwicklung.
- Bei der Erforschung der Einflüsse motivationaler und emotionaler Faktoren auf das Lehren und
Lernen geht es insbesondere um die Frage, ob und in welchem Ausmass sie zur Vorhersage des
Lernverhaltens und zur Erklärung von Leistungsunterschieden herangezogen werden können.

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