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GRUNDSÄTZLICHES (1):

DEFINITION UND BEZUGSDISZIPLINEN


DER EMP. BILDUNGSFORSCHUNG

Was ist der Gegenstandsbereich der Empirischen Bildungsforschung?


Was eigentlich ist Empirische Bildungsforschung?
Was sind ihre Bezugsdisziplinen?

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Empirische Bildungsforschung ist ein
Forschungsfeld. Was wird eigentlich beforscht?

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Gegenstandsbereich
der Empirischen
Bildungsforschung:
Bildungsorte und
Lernwelten in
Deutschland

(Autorengruppe
Bildungsbericht-
erstattung, 2016,
S. XIV)

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Aktuelle Trends im Bildungssystem

Dazu gehören (aus Köller et al., 2019):


• Demografische Herausforderungen
• Digitale Durchdringung von Arbeits-, Lebens- und
Bildungswelten
• Stärkung der frühen Bildung
• Veränderungen im allgemeinbildenden Schulsystem
• Weiterentwicklungen im Hochschulbereich
• Reformen in der Lehramtsausbildung
• Modernisierung des beruflichen Aus- und
Weiterbildungssystems
• Fortschreitende Institutionalisierung der
Erwachsenen- und Weiterbildung
• Bildungsmonitoring
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Wie ist das Forschungsfeld
Empirische Bildungsforschung definiert?
Was sind seine Aufgaben?

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Was ist (Empirische) Bildungsforschung?

• „Die empirische Bildungsforschung beschäftigt sich mit den


Voraussetzungen, Prozessen und Ergebnissen von Bildung über
die gesamte Lebensspanne hinweg. Untersucht werden daher
Bildungsprozesse in Kindergarten, Schule, Hochschule oder
Weiterbildungseinrichtungen.“
(https://www.foerderinfo.bund.de/de/empirische-
bildungsforschung-207.php; 16.11.2017)
• „Untersuchung der Voraussetzungen und Möglichkeiten von
Bildungs- und Erziehungsprozessen im institutionellen und
gesellschaftlichen Kontexten“ (Deutscher Bildungsrat, 1974)

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Aufgaben und Nutzen

„Es ist als zentrale Aufgabe der Bildungsforschung zu


verstehen, dazu beizutragen, Lehr- und Lernprozesse im
schulischen und außerschulischen Bereich über die
Lebensspanne sowohl grundlagen- als auch anwendungs-
orientiert zu analysieren. Im Kontext dieser Orientierungs-,
Aufklärungs- und Steuerungsrelevanz der Bildungsforschung
…[kann] Bildungsforschung dazu beitragen [..], tatsächliche
Zusammenhänge zu erkennen, ideologische Verschleierungen
zu durchschauen, Vorurteile zu eliminieren und Urteile des
lehrenden, organisierenden, erziehenden Personals und der sich
Bildenden zu klären sowie rationale Begründungen bildungs-
praktische und bildungspolitischer Entscheidungen im Bildungs-
bereich vorzubereiten.“ (Edelmann et al.,2012, S. 11, S. 15)
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Aufgaben und Nutzen

„Es ist als zentrale Aufgabe der Bildungsforschung zu


verstehen, dazu beizutragen, Lehr- und Lernprozesse im
schulischen und außerschulischen Bereich über die
Lebensspanne sowohl grundlagen- als auch anwendungs-
orientiert zu analysieren. Im Kontext dieser Orientierungs-,
Aufklärungs- und Steuerungsrelevanz der Bildungsforschung
…[kann] Bildungsforschung dazu beitragen [..], tatsächliche
Zusammenhänge zu erkennen, ideologische Verschleierungen
zu durchschauen, Vorurteile zu eliminieren und Urteile des
lehrenden, organisierenden, erziehenden Personals und der sich
Bildenden zu klären sowie rationale Begründungen bildungs-
praktische und bildungspolitischer Entscheidungen im Bildungs-
bereich vorzubereiten.“ (Edelmann et al.,2012, S. 11, S. 15)
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Aufgaben und Nutzen

„Es ist als zentrale Aufgabe der Bildungsforschung zu


verstehen, dazu beizutragen, Lehr- und Lernprozesse im
schulischen und außerschulischen Bereich über die
Lebensspanne sowohl grundlagen- als auch anwendungs-
orientiert zu analysieren. Im Kontext dieser Orientierungs-,
Aufklärungs- und Steuerungsrelevanz der Bildungsforschung
…[kann] Bildungsforschung dazu beitragen [..], tatsächliche
Zusammenhänge zu erkennen, ideologische Verschleierungen
zu durchschauen, Vorurteile zu eliminieren und Urteile des
lehrenden, organisierenden, erziehenden Personals und der sich
Bildenden zu klären sowie rationale Begründungen bildungs-
praktische und bildungspolitischer Entscheidungen im Bildungs-
bereich vorzubereiten.“ (Edelmann et al.,2012, S. 11, S. 15)
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Aufgaben und Nutzen

„Es ist als zentrale Aufgabe der Bildungsforschung zu


verstehen, dazu beizutragen, Lehr- und Lernprozesse im
schulischen und außerschulischen Bereich über die
Lebensspanne sowohl grundlagen- als auch anwendungs-
orientiert zu analysieren. Im Kontext dieser Orientierungs-,
Aufklärungs- und Steuerungsrelevanz der Bildungsforschung
…[kann] Bildungsforschung dazu beitragen [..], tatsächliche
Zusammenhänge zu erkennen, ideologische Verschleierungen
zu durchschauen, Vorurteile zu eliminieren und Urteile des
lehrenden, organisierenden, erziehenden Personals und der sich
Bildenden zu klären sowie rationale Begründungen bildungs-
praktische und bildungspolitischer Entscheidungen im Bildungs-
bereich vorzubereiten.“ (Edelmann et al.,2012, S. 11, S. 15)
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Empirische Bildungsforschung ist ein
interdisziplinäres Forschungsfeld.
Was sind ihre Bezugsdisziplinen?

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Beitrag anderer Wissenschaftsfächer –
Bezugsdisziplinen der Emp. Bildungsforschung

• Große Themenvielfalt – interdisziplinäre Ausrichtung: Bildungsforschung


als integrierende Fachdisziplin, die die verschiedenen Theorien und
Methoden ihrer Bezugsdisziplinen zusammenbringt (meine
Überzeugung in Abgrenzung zu der von Edelmann et al., 2012)
Frage: Welche „Wissenschaftsfächer“ können Sie sich als
Bezugsdisziplinen der Empirischen Bildungsforschung vorstellen?

Aufgabe1:
• Benennen Sie zwei akademische Bezugsdisziplinen und entwickeln
Sie eine Fragestellung zu mindestens einer Bezugsdisziplin. Teilen
Sie Ihre Ergebnisse im Forum.
• Sind Sie von der ein oder anderen Bezugsdisziplin der
Bildungsforschung Ihrer Kommiliton*innen überrascht? Fragen Sie im
Forum nach.
• Beantworten oder kommentieren Sie mindestens eine Frage aus dem
Forum. Beachten Sie dabei die vereinbarten Feedbackregeln.
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Bezugsdisziplinen: Ein Vorschlag

Erziehungswissenschaften
Psychologie
Ökonomie
Fachdidaktiken
Geschichte
Soziologie Empirische Bildungsforschung
Neurowissenschaften Politikwissenschaft
Linguistik
Recht Soziale Arbeit
Medien- und Kulturwissenschaften

Philosophie Informationswissenschaft und Informatik


Frage: Stimmen Sie mit diesen Vorschlägen überein? Sind Sie
überrascht? Stellen Sie Ihre Kommentare gerne ins Forum ein.
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Aufgaben

Aufgabe 2:
Eine der aktuellen Trends im Bildungswesen sind nach Köller et al. (2019)
„Veränderungen im allgemeinbildenden Schulsystem“ – welche sind dies?
Diskutieren Sie dies in Ihrer Gruppe und posten Sie Ihre Antworten im
Forum zur Aufgabe.

Tipp: Sie können zu diesem und den anderen genannten Trends gerne
auch in der Einleitung des Buchs „Das Bildungswesen in Deutschland.
Bestand und Potenziale im Verlag utb: Julius Klinkhardt nachsehen …

Aufgabe 3:
Die Definition von Doris Edelmann ist sehr dicht. Reflektieren Sie, welche
Inhalte nach ihrer Ansicht Bildungsforschung hat, wie diese Inhalte
analysiert werden sollen, welche Zielsetzungen diese Analysen haben und
wem sie von Nutzen sein sollen. Tauschen Sie sich dazu in Ihrer Gruppe
aus und posten Sie Ihre Antworten im Forum zur Aufgabe.
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Was ist Empirische Bildungsforschung?

https://constructedthoughts.wordpress.
com/tag/double-standard/

• Stellen Sie Ihre Fragen zu den Folien dieser Woche gerne im


studentischen Forum - Verständnisfragen.
• Versuchen Sie mindestens zwei der von Ihren Kommiliton*innen dort
gestellten Fragen zu beantworten bzw. zu kommentieren. Bitte
beachten Sie dabei die vereinbarten Feedbackregeln.

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GRUNDSÄTZLICHES (2):
WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNIS,
FORSCHUNGSANSÄTZE IN DEN
SOZIALWISSENSCHAFTEN
Warum überhaupt Methodenlehre?
Was ist wissenschaftliche Erkenntnis?
Wie ist wissenschaftliche Erkenntnis zu erreichen?

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Wieso braucht es überhaupt Methodenlehre?

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Wieso Methode?

• Eine (einfache) Wissenschaftstheorie: Eine Wissenschaft ist


gekennzeichnet durch einen Gegenstand und eine Methode.
Bitte halten Sie kurz inne und beantworten Sie für sich die
folgenden Fragen:
• Was ist der Gegenstand der Erziehungswissenschaft?
• Was ist ihre Methode?
• Wie steht‘s mit der Physik? (Astronomie, Psychologie,
Germanistik)
• Bezeichnen Sie jeweils Gegenstand und Methode(n)!

• Schlussfolgerung: Es gibt – über die Teilfächer eines Fachs hinaus -


einen Kanon von gemeinsamen Methoden. Um diesen geht es in der
Methodenlehre.

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Wissenschaftstheoretische Vorüberlegungen

Aufgabe 1:
Benennen Sie in Ihrer Gruppe ein Forschungsbeispiel aus der
Erziehungswissenschaft, das Ihnen bekannt ist:
• Was wurde untersucht?
• Zu welchem Ergebnis kam die Untersuchung?

• Vertrauen Sie dem Ergebnis? Warum?


• Stellen Sie Ihre Antworten zu diesen Fragen im Forum zu diesem
Veranstaltungstermin zur Diskussion.

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Wissenschaftstheoretische Vorüberlegungen

Aufgabe:
Benennen Sie in der Kleingruppe ein Forschungsbeispiel aus der
Erziehungswissenschaft, das Ihnen bekannt ist:
• Was wurde untersucht?
• Zu welchem Ergebnis kam die Untersuchung?

• Vertrauen Sie dem Ergebnis? Warum?

 Lehre aus dem Beispiel:


– Es hängt von methodischen Details ab, ob bzw. inwieweit wir eine
Behauptung als gesichert akzeptieren.
– Wissenschaftliche Untersuchungen treiben großen Aufwand, um ihre
Behauptungen zu belegen.
– Vertrauenswürdig ist wissenschaftliche Forschung, wenn die
verwendeten Methoden der Fragestellung angemessen sind und die
Arbeit transparent und sorgfältig durchgeführt und dokumentiert wird.

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Es gibt verschiedene Arten der
Begründung von Wissen. Was ist eigentlich
wissenschaftliche Erkenntnis?

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Wissenschaftliche Erkenntnis

• Arten der Begründung von Wissen:


(1) Berufung auf Autoritäten / Religion / Tradition / Gesundem Menschen-
verstand / Intuition: „Montessori sagt …“ „Stein dagegen meint …“
  nicht adäquat! Hier ein Beispiel:

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Wissenschaftliche Erkenntnis

• Arten der Begründung von Wissen:


(2) Zitieren von Beispielen / Anekdotische Evidenz:
Freud „Der Fall Anna O.“, etc.
„Meine bisherige Erfahrung zeigt, dass …“
  nicht oder nur eingeschränkt adäquat!
– Positiv: Bezug zur Empirie wird hergestellt, aber
– Negativ: auf unkontrollierte Weise (für welche Personen gilt die
Aussage, wie kam es zu der Aussage, gibt es Gegenbeispiele?)

(3) Generieren bzw. Testen von Hypothesen nach den Regeln der
 empirischen Wissenschaft, d.h. unter Verwendung solider Methoden

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Wie ist wissenschaftliche Erkenntnis
zu erreichen?
Unterschiedliche Forschungsansätze in den
Sozialwissenschaften

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Forschungsansätze in den Sozialwissenschaften
(variiert nach Herzog, 2013, S. 155)

Qualitative Forschung Quantitative Forschung


„Verstehen“ „Erklären“
Eher Nähe zur Alltagswelt Eher ferne der Alltagswelt
Qualitative Zusammenhänge Quantitative Zusammenhänge
Induktion http://www.biografiasyvidas.com/
biografia/d/dilthey.htm
Deduktion
Einzelfallorientierung Allgemeine Prinzipien / Regeln Finden
Ideographisches Paradigma Nomothetisches Paradigma
Geringere Vergleichbarkeit Höhere Vergleichbarkeit
Geringere Standardisierung des Höherer Standardisierungsgrad
Vorgehens

„Mixed Methods“ – Kombination beider Forschungsrichtungen

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Forschungsansätze in den Sozialwissenschaften

Ziele qualitativer Forschung Ziele quantitativer Forschung


„Verstehen“ „Erklären“
Entdecken von Strukturen und Präzisierung von Strukturen
Zusammenhängen Globale Betrachtung einer möglichst
Einbettung des Einzelfalls in großen Anzahl von Fällen
Strukturen Ausblenden individueller Besonder-
Herausarbeiten individueller heiten zugunsten genereller
Besonderheiten Tendenzen
Hypothesen-/theoriegenerierend Hypothesen-/theorieprüfend

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Forschungsansätze in den Sozialwissenschaften

Methoden qualitativer Forschung Methoden quantitativer Forschung


„Verstehen“ „Erklären“
Breite Informationssammlung aus Detaillierte gedankliche
möglichst vielfältigen Perspektiven Vorstrukturierung des „relevanten
und möglichst wenig selektiv Gegenstandsbereiches“, gezielt
Offenheit gegenüber allen selektive Datenerhebung
unerwarteten Erkenntnissen Bilden von Hypothesen, die
Notwendigkeit der „Deutung“ der untersuchungsleitend sind
Informationen zur Gewinnung von Einsatz verbindlicher standardisierter
„Daten“ Verfahren und Methoden
Gegenstandsnahe Daten Gewinnung von unmittelbar
vergleichbaren Daten
Repräsentativität der Daten

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Forschungsprozess in der quantitativen und qualitativen
Forschung (aus Döring & Bortz, 2017. S. 27)

Eher: iterativ

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Aufgabe

Aufgabe 2:
Überlegen Sie sich eine Fragestellung der Erziehungswissenschaft,
die mithilfe quantitativer Forschungsmethoden angegangen werden
kann.
• Wie lautet diese Fragestellung?
• Wie könnte sie im Sinne eines mixed-methods-Ansatzes
angereichert werden? Wann wäre das sinnvoll?
• Bitte dokumentieren Sie Ihre Überlegungen in den Gruppen.

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Grundsätzliches: Wissenschaftliche Erkenntnis, Forschungs-
ansätze in den Sozialwissenschaften

https://constructedthoughts.wordpress.
com/tag/double-standard/

• Stellen Sie Ihre Fragen zu den Folien dieser Woche im


studentischen Forum - Verständnisfragen.
• Versuchen Sie auch mindestens eine der von Ihren
Kommiliton*innen dort gestellten Fragen zu beantworten bzw. zu
kommentieren. Beachten Sie dabei die vereinbarten
Feedbackregeln.
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GRUNDSÄTZLICHES (3):
GUTE WISSENSCHAFTLICHE PRAXIS;
ETHISCH VERANTWORTLICHE EMPIRIE

Was ist gute wissenschaftliche Praxis? Und


wissenschaftliches Fehlverhalten?
Was heißt „ethisch verantwortliches Forschen“ in der
Empirischen Bildungsforschung?

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Forschen – Forschungsethik

• Prinzipien über den Umgang zwischen Forschenden und


untersuchten Personen und zwischen Forschenden und der
Öffentlichkeit
• Zwei Facetten:
– Verhalten gegenüber der Fachöffentlichkeit und der
Gesellschaft – „Gute wissenschaftliche Praxis“ vs.
„Unsauberes Arbeiten“ und Plagiat
– Ethische Unbedenklichkeit von Forschungshandeln–
Leitfragen für die eigenen Datenerhebungen
• Ausführliche und verständliche Aufklärung
• Datenschutz
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Was ist gute wissenschaftliche Praxis vs.
wissenschaftliches Fehlverhalten?

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Gute wissenschaftliche Praxis

• Wissenschaftliche Selbstverpflichtung zu redlichem Denken und Handeln


• „die den respektvollen Umgang miteinander, mit Studienteilnehmerinnen und -
teilnehmern, Tieren, Kulturgütern und der Umwelt umfasst
• und das unerlässliche Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft stärkt und
fördert“ (Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft DFG S.7)
• Dazu gehört es, „lege artis zu arbeiten, strikte Ehrlichkeit im Hinblick auf die
eigenen und die Beiträge Dritter zu wahren, alle Ergebnisse konsequent selbst
anzuzweifeln sowie einen kritischen Diskurs in der wissenschaftlichen
Gemeinschaft zuzulassen und zu fördern.“ (S. 9)
• Vermittlung in der Lehre – Verpflichtung aller wissenschaftlich Ausgebildeten:
„Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tragen Verantwortung dafür, die
grundlegenden Werte und Normen wissenschaftlichen Arbeitens in ihrem Handeln
zu verwirklichen und für sie einzustehen. Die Vermittlung der Grundlagen guten
wissenschaftlichen Arbeitens beginnt zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt in der
akademischen Lehre und wissenschaftlichen Ausbildung.“ (S. 10)
• Siehe http://doi.org/10.1002/9783527679188.oth1
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Typische Problemkreise

• Wissenschaftliches Fehlverhalten
− Datenfälschung:
in Täuschungsabsicht erstellte, gelöschte
oder bearbeitete Informationen
(aus wikipedia)
− Plagiat:
Diebstahl geistigen Eigentums
unrechtmäßige Aneignung
von Gedanken, Ideen o. Ä. eines anderen
auf künstlerischem oder wissenschaftlichem Gebiet
und ihre Veröffentlichung
(aus dem Duden)

 Ernste Konsequenzen für die Wissenschaftler*innen;


bei Qualifizierungsarbeiten aber auch für die Studierenden!
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Umgang mit Plagiaten an der Universität Vechta

• Grundsatzbeschluss des Prüfungsausschusses BACS vom


11.6.2008:
Täuschungsversuche/Plagiate werden vom Prüfungsausschuss
streng geahndet. Im Falle eines Täuschungsversuchs werden die
Möglichkeiten des § 12 Abs. 3 der Prüfungsordnung ausgeschöpft.
Dort heißt es:
In besonders schwerwiegenden oder wiederholten Fällen von
Täuschung kann der Prüfungsausschuss die oder den Studierenden
von der Fortsetzung des Prüfungsverfahrens ausschließen. Die
Bachelorprüfung ist dann endgültig nicht bestanden.
Nachgewiesene Täuschungsversuche werden in der "Karteikarte" der
Studierenden im Prüfungsamt vermerkt. Im Wiederholungsfall (d.h.
schon beim 2. nachgewiesenen Täuschungsversuch) werden die
betreffenden Studierenden vom Weiterstudium ausgeschlossen!

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Umgang mit Plagiaten an der Universität Vechta

 Hiermit wurden Sie vor den Risiken eines Plagiats


gewarnt. Sie wissen nun, dass es unethisch ist und nicht
den Standards guter wissenschaftlicher Praxis
entspricht, Texte oder Daten ohne Angabe der verwendeten
Quellen zu benutzen.

Im Falle eines gravierenden Verstoßes


- Wird die Täuschungsabsicht in der Karteikarte vermerkt,
- Kann die Prüfungsleistung als „nicht bestanden“ gewertet
werden,
- Können Sie - im Falle eines zweifachen Verstoßes -
exmatrikuliert werden,
- Kann der akademische Grad entzogen werden.
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Lösung: Alle Quellen korrekt zitieren

• Wissenschaftliches Fehlverhalten
− Datenfälschung
− Plagiate
Thema wird auch behandelt
unter den Begriffen:
„Gute wissenschaftliche Praxis“
vs. Wissenschaftliches Fehlverhalten

• Ernste Konsequenzen für die Wissenschaftler*innen;


bei Qualifizierungsarbeiten aber auch für die Studierenden!
• Lösung: Alle Quellen korrekt zitieren!
Bei Qualifizierungsarbeiten: Eidesstattliche Erklärung
ernst nehmen!
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Was heißt ethisch verantwortliches Forschen in
der Empirischen Bildungsforschung?

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Ethisch verantwortliche Empirie

Drei Leitfragen in der Planung und Durchführung der Erhebung:

• Erhalten die Teilnehmenden an der Untersuchung und


gegebenenfalls ihre gesetzliche Vertretung genügend
Informationen, um über eine Teilnahme an der
Untersuchung tatsächlich freiwillig entscheiden zu können?
--> Ausführliche und verständliche Aufklärung
• Wurden alle Vorkehrungen zur Minimierung der Risiken
getroffen?
• Wird die Privatsphäre der Untersuchungsteilnehmenden
ausreichend geschützt?
--> Bestimmungen zum Datenschutz
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Ethische Unbedenklichkeit von Forschung

• Prüfung geplanter Forschungsvorhaben

• Für alle Vorhaben, die personenbezogene Daten erfassen

• Die Projektleitungen behalten selbstverständlich die


alleinige Verantwortung für die Durchführung des
Vorhabens

• Für Arbeiten im Studium und für Qualifizierungsarbeiten im


Bachelor und Master: zusammen mit der betreuenden
Person
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Ethische Unbedenklichkeit von Forschung

• Kernproblem: Schädigung der Versuchsperson d.h.


körperlich oder psychisch schädigen, einer Belastung aussetzen

• Ursprung der Problematisierung


– Nürnberger Prozesse: 23 Ärzte angeklagt
– daraus entstand der Nürnberger Code (1947): 10 Prinzipien für
Forschung
– u.a. ‚voluntary informed consent‘
– und ‚valid research design‘

• Seither viele Varianten (für verschiedene Fächer)


 Ethische Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und
des BDP:
https://www.dgps.de/fileadmin/documents/berufsethische_richtlinien_dgps.pdf

 Ethikkodex der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft


(DGfE):
http://www.dgfe.de/fileadmin/OrdnerRedakteure/Satzung_etc/Ethikkodex_2010.pdf
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Typische Problemkreise

• Schädigung der Versuchsperson

Täuschung
z.B. in Solomon Aschs (1956)
Experimenten zum Photo: age-of-the-sage.org

Gruppendruck

Komplizen des VL Vp

Welche Strecke ist gleich lang wie X ? Mit-Vpn sagen (zuerst):

Aufgabe 1: Recherchieren Sie eines von Solomon Aschs Experimenten zum


Gruppendruck. Was könnte hier das ethische Problem sein; d.h. wie könnten
Versuchspersonen in diesem Experiment im ethischen Sinne geschädigt werden?
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Schädigung der Versuchspersonen – Lösungen (1)

• Auf Aufklärung basierende Einwilligung in die Forschung


(„informed consent“):
− Erhebungsteilnehmende müssen über Ziele aufgeklärt
werden
− müssen über mögliche Schädigungen aufgeklärt werden
− müssen informiert werden, dass sie jederzeit ohne Angabe
vom Gründen von der Teilnahme zurücktreten können

• Nachträgliche Aufklärung („debriefing“): z.B. Handout, www-link


− Sollte generelle Prozedur sein! zu Zweck / Ergebnissen
− Aber: Besonders im Falle von Täuschung!

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Ausführliche und verständliche Aufklärung

• Einverständniserklärung:
– freiwillige Teilnahme
– verständliche Informationen über Ziele und Ablauf der Studie
• Kopie von Einverständniserklärung und gegebenenfalls
Aufklärungsbogen an die Teilnehmenden
• Widerrufsklausel
• Aufklärung zum Umgang mit den Daten
– anonymisiert: praktisch kein Rückschluss auf Identität möglich
– pseudonymisiert: Rückschluss auf Identität nur anhand der Entblindungs-
liste möglich
– Entblindungsliste: wird an einem separaten Ort verschlossen aufbewahrt

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Beispiel: Informed consent
(in einem Experiment zu Lärm und Leistung)

Falls sie sich entscheiden an dem Experiment teilzunehmen, gilt folgendes:


1. Ihre Daten werden anonymisiert.
2. Die Lautstärke, die in dem Experiment eingestellt wird, ist weit unterhalb
der Grenze, die als gefährdend gilt und unterscheidet sich nicht von dem
Level, dem Sie im Alltag ausgesetzt sind.
3. Das Experiment findet in einer schalldichten Kammer statt um
sicherzustellen, dass sie nicht von externen Geräuschen abgelenkt werden.
Die Türen sind nicht verriegelt und von innen zu öffnen, so dass Sie zu
jeder Zeit aus der Kammer herausgehen können.
4. Sie können das Experiment jederzeit abbrechen – entweder komplett oder
für eine bestimmte Zeit - ohne Sanktionen befürchten zu müssen.
5. Falls Sie weitere Fragen haben, wenden sie sich jetzt oder direkt nach
Abschluss des Experimentes an den/die Versuchsleiter/in.

Aufgabe 2: Diese Aufklärung richtet sich an Studierende. Warum ist sie eventuell nicht
für Schulkinder geeignet? Wie gehen Sie vor, wenn Sie Daten mit Schulkindern
erheben möchten? Ändern Sie den Aufklärungstext
Ort und Datum ReferentIn entsprechend. www.uni-vechta.de
Bestimmungen zum Datenschutz

• Vertraulichkeitserklärung (der Untersuchenden gegenüber


Versuchsleitung und Ethikkommission) über die
– Vertrauliche Behandlung aller von den Teilnehmenden gegebenen
Informationen (auch über die Teilnahme selbst)
– Sofortige Anonymisierung / Pseudonymisierung und Verwahrung
der Entblindungsliste verschlossen an separatem Ort
– Sofortige Löschung der Daten auf persönlichen Wunsch der
Teilnehmenden
• Schweigepflichterklärung (von allen Projektbeteiligten, die
Daten erheben oder mit ihnen umgehen) über
– den korrekten Umgang mit Daten (Anonymisierung /
Pseudonymisierung; Bearbeitung nur in Projekträumen) und
– die korrekte Verwahrung der Daten (versperrt, passwortgesichert)
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Schädigung der Versuchspersonen – Lösungen (2)

• Kosten-Nutzen-Erwägungen:
− Aufwiegen der negativen Aspekte für die einzelnen
Teilnehmenden an der Erhebung durch
 Belohnung
 Bildung
 Späterer Platz im Extra-Förderkurs?
– Aufwiegen der negativen Aspekte durch die Untersuchung
im Ganzen
– Wissenszuwachs vs.
– vorübergehende Einschränkung ethischer Prinzipien
(z.B. Belastung zufügen)

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Beispiel: Kosten-Nutzen-Erwägungen

Loftus et al. “Lost in a Shopping Mall”

• Experiment:
− 24 Vpn; 3 echte Kindheitserlebnisse
von Verwandten erfragt
− ein falsches: ‘lost in a shopping mall’

• Schlussfolgerung: Induzieren falscher Erinnerungen möglich


Aufgabe 3: Recherchieren Sie die „Lost in the Mall“-Technik von Elizabeth Loftus.
Suchen Sie eine der grundlegenden Untersuchungen, beschreiben Sie das Vorgehen
und die Ergebnisse des Experiments.
Was ist hier das forschungsethische Problem? Wie könnte hier eine Kosten-Nutzen-
Erwägung aussehen?
Warum - glauben Sie - wurde die Durchführung von Experimenten dieser Art von der
zuständigen Ethikkommission erlaubt? Bitte begründen Sie.
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Forschen – Forschungsethik

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• Bitte erörtern Sie die Aufgaben in Ihrer Gruppe und stellen Sie sich in
Ihrer Tandemgruppe bzw. im Forum zur Diskussion.
• Stellen Sie Ihre Fragen zu den Folien dieser Woche im studentischen
Forum - Verständnisfragen.
• Versuchen Sie auch mindestens eine der von Ihren Kommiliton*innen
dort gestellten Fragen zu beantworten bzw. zu kommentieren. Beachten
Sie dabei die vereinbarten Feedbackregeln.
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