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Springer-Lehrbuch

Elke Wild
Jens Möller (Hrsg.)

Pädagogische
Psychologie
Mit 92 Abbildungen und 27 Tabellen

123
Prof. Dr. Elke Wild
Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie
AE Pädagogische Psychologie
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
E-Mail: elke.wild@uni-bielefeld.de

Prof. Dr. Jens Möller


Christian-Albrechts-Universität Kiel
Institut für Psychologie
Psychologie für Pädagogen
Olshausenstr. 62, 24098 Kiel
E-Mail: jmoeller@psychologie.uni-kiel.de

ISBN-13 978-3-540-88572-6 Springer Medizin Verlag Heidelberg

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Planung: Joachim Coch


Projektmanagement: Michael Barton
Lektorat: Dr. Christiane Grosser, Viernheim
Layout und Umschlaggestaltung: deblik Berlin
Fotonachweis der vorderen Umschlagseite: © imagesource.com
Fotonachweis der Kapitelfotos: © Veit Mette. www.veitmette.de
Satz und Digitalisierung der Abbildungen: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg

SPIN: 86125123

Gedruckt auf säurefreiem Papier 2126 – 5 4 3 2 1


V

Vorwort
In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Veröffentlichungen vorgelegt, in denen sachkun-
dig über zentrale Forschungsgebiete der Pädagogischen Psychologie informiert wird. Dessen
ungeachtet gab und gibt es aus unserer Sicht einen Bedarf für einen umfassenden Band, auf
den Studierende nutzbringend bei der Vor- und Nachbereitung universitärer Lehre im Fach
Pädagogische Psychologie zurückgreifen können. Auf einen solchen Band sollten zugleich
Lehrende zugreifen können, um ihre Lehrveranstaltungen zu planen und durchzuführen.
Genau diese Ziele wollen wir mit dieser Einführung erreichen:
1. Die Pädagogische Psychologie wird in ihrer Breite dargestellt; d. h., dass über die »klassi-
schen« Kernthemen des Lernens und Lehrens hinaus Themenfelder behandelt werden, die
zu dem immer breiter werdenden Gegenstandsbereich pädagogisch-psychologischer For-
schung zählen und zum Wissenskanon von Absolventen zählen sollten, die eine Tätigkeit
in pädagogischen Praxisfeldern anstreben. Entsprechend bündelt der Band wissenschaft-
liche Erkenntnisse, die für Studierende der Psychologie, für Lehramtsstudierende und
Studierende verwandter Fächer wie der Erziehungswissenschaft oder der klinischen Lin-
guistik berufsrelevant sind.
2. Der Band führt ein in den Gegenstandsbereich pädagogisch-psychologischer Forschung,
d. h., er liefert einen gut verständlichen Überblick über zentrale Konstrukte, Theorien und
Befunde des Fachs. In seinem Anspruch hebt er sich also bewusst ab von bereits vorliegen-
den, exzellent geschriebenen »Nachschlagewerken«, in denen pädagogisch-psychologi-
sche Erkenntnisse in enzyklopädischer Weise zusammengetragen werden.
3. Den Anforderungen eines Lehrbuchs wird durch eine Vielzahl von didaktischen Elemen-
ten Rechnung getragen, auf die in allen Beiträgen zurückgegriffen wird, um das Lesen und
Lernen mit diesem Buch zu erleichtern. Besonderes Augenmerk wurde ferner der Website
zu diesem Buch geschenkt, die über das interaktive Lernportal (www.lehrbuch-psycholo-
gie.de) zu erreichen ist. Studierende wie Dozenten finden hier eine Fülle von Materialien,
die auf der einen Seite unmittelbar der Prüfungsvorbereitung, auf der anderen Seite Vor-
und Nachbereitung pädagogisch-psychologischer Lehrveranstaltungen dienen sollen.

Die zentrale Frage bei der Herausgabe eines einführenden Lehrbuchs ist die Auswahl der
Themenschwerpunkte. Die von uns gewählte klare Struktur orientiert sich an den Tätigkeiten,
die in der pädagogischen Praxis dominieren: Wo immer Entwicklungsprozesse in Gang ge-
setzt oder optimiert werden sollen, wird gelernt, gelehrt, motiviert, interagiert, diagnostiziert
und interveniert. Entsprechend gliedert sich das vorliegende Lehrbuch in sechs Sektionen, die
jeweils drei Kapitel enthalten.
Lernen als die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen ist die wohl grundlegend-
ste Tätigkeit, die in jedem pädagogischen Kontext anzutreffen ist. Gelernt wird nicht nur im
Schulunterricht oder in der Erwachsenenbildung, sondern auch in vielfältigen außerinstitu-
tionellen Settings, etwa beim Verfolgen der Nachrichten im Fernsehen, beim »browsen« im
Internet oder im Tanzkurs. Lernen ist darüber hinaus zentrales Element von Erziehungs- und
Sozialisationsprozessen, denn auch die mehr oder weniger bewusste Übernahme von Wert-
haltungen, Einstellungen und Verhaltensgewohnheiten lässt sich als ein Prozess des Erwerbs
von – emotional »aufgeladenem« – Wissen beschreiben. In der 1. Sektion des Buches wird
daher das Augenmerk auf den Lernenden gerichtet und erläutert, welche Besonderheiten die
menschliche Informationsverarbeitung kennzeichnen und entsprechend bei der Optimierung
VI Vorwort

von Lernprozessen zu berücksichtigen sind (7 Kap. 1), warum für den Erwerb kumulativen
Wissens nicht nur die Intelligenz, sondern vor allem auch das Vorwissen eines Lernenden
entscheidend ist (7 Kap. 2) und mit welchen Herausforderungen Lernende konfrontiert sind,
wenn sie »in Eigenregie« lernen (7 Kap. 3).
Zentrales Element pädagogischer Tätigkeiten ist das Lehren. Wissen zu vermitteln, ist und
bleibt ein zentrales Ziel aller Bildungseinrichtungen. Die Beiträge der 2. Sektion widmen sich
dem Thema, auf welche Weise dieses Ziel effektiv zu erreichen ist, indem sie aufzeigen, welche
Merkmale nach heutigem Erkenntnisstand einen »guten« Unterricht auszeichnen (7 Kap. 4),
welche Bedeutung traditionellen wie »neuen« Medien zukommt bzw. zukommen kann
(7 Kap. 5) und warum erfolgreiches Lernen eine effektive Klassenführung voraussetzt
(7 Kap. 6). Gemeinsam ist allen drei Kapiteln, dass sie aktuelle Diskussionen – beispielsweise
zum Für und Wider des herkömmlichen Unterrichts oder zur Wirkung gewalthaltiger Fern-
sehsendungen – aufgreifen und mit weit verbreiteten Mythen aufräumen.
Bedürfnisse oder Ziele energetisieren unser Handeln – ohne Motivation findet kein Lernen,
keine Entwicklung statt. Wie aber gelingt es, Lernende zu motivieren und wann ist man demo-
tiviert? Die Beiträge der 3. Sektion gehen auf solche Fragen ein, indem sie einen Überblick über
drei in diesem Zusammenhang relevante Themen geben: Motivation, Selbstkonzept und Emo-
tion. Die Ausführungen in 7 Kap. 7 machen dabei deutlich, dass sich Lernende nicht nur in der
Ausprägung, sondern auch der Art ihrer Motivation stark unterscheiden können und dass sich
diese im Erleben und Verhalten sowie in den Lernergebnissen niederschlagen. Welche Rolle
hierbei den Vorstellungen zukommt, die eine Person über sich selbst und ihre eigenen Fähig-
keiten hegt und wie sich diese Überzeugungen herausbilden, wird in 7 Kap. 8 zum Selbstkon-
zept behandelt. 7 Kap. 9 schließlich fasst Erkenntnisse zum emotionalen Erleben von Lernen-
den zusammen und zeigt u. a. auf, wie vielfältig die in Lernsituationen anzutreffenden Gefühle
sind und warum emotionale Kompetenz ein wichtiges Bildungsziel darstellt.
Lernen und Entwicklung finden in sozialen Kontexten statt, und so widmet sich die 4. Sek-
tion in diesem Band der Art und Weise, wie Heranwachsende mit ihren Eltern, Lehrern und
Gleichaltrigen interagieren. In 7 Kap. 10 werden auf die Familie bezogene Themen behandelt,
denen aktuell in der Öffentlichkeit eine hohe Aufmerksamkeit gezollt wird: Was zeichnet eine
»gute« Erziehung aus? Warum sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien in ihrer schu-
lischen Entwicklung beeinträchtigt? Wie gehen Familien mit Krisen um? Auch die Ausfüh-
rungen in 7 Kap. 11 greifen Themen von hoher Relevanz auf, indem sie sich mit der Frage
befassen, warum angehende Lehrer diesen Beruf anstreben, welche Kompetenzen »gute«
Lehrkräfte mitbringen müssen und was sie davor schützt »auszubrennen«. Aber natürlich sind
nicht nur Eltern und Lehrer für die Entwicklung wichtig: Inwiefern und warum Gleichaltrige
sowohl für die Persönlichkeitsentwicklung als auch für die Lern- und Leistungsentwicklung
Heranwachsender bedeutsam sind, ist Gegenstand von 7 Kap. 12.
Um Lern- und Entwicklungsprozesse effektiv begleiten und unterstützen zu können, müs-
sen Lehrende den jeweiligen Lernstand diagnostizieren und die Wirkung ihres Handelns
evaluieren können. Beide Tätigkeiten markieren von jeher zentrale Anforderungen des Be-
rufsalltags von Pädagogen (und Psychologen), sind jedoch in der Folge internationaler Ver-
gleichsstudien ins Zentrum der öffentlichen und fachwissenschaftlichen Aufmerksamkeit
gerückt. Die Kapitel in der 5. Sektion des Buchs informieren den Leser über den Forschungs-
stand und neuere Entwicklungen in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik (7 Kap. 13),
der Evaluation (7 Kap. 14) und geben einen Überblick über nationale und internationale
Schulleistungsstudien (7 Kap. 15).
Die Pädagogische Psychologie versteht sich als ein anwendungsorientiertes Fach. Folglich
kommt solchen Fragen ein besonderes Gewicht zu, wenn entweder der Entwicklung von
VII
Vorwort

Problemen vorgebeugt werden soll oder wenn bereits manifeste Probleme behandelt werden
müssen, d. h. ein gezieltes Intervenieren erforderlich erscheint. Entsprechend wird in Sek-
tion 6 behandelt, welchen Beitrag die Pädagogische Psychologie zur Entwicklung von Maß-
nahmen im Bereich der Frühförderung (7 Kap. 16) geleistet hat, wie Trainings zur Förderung
von Lernenden in unterschiedlichen Altersstufen und Funktionsbereichen aussehen (7 Kap. 17)
und welche Merkmale professionelle Beratung (7 Kap. 18) kennzeichnen.
Gerade weil sich das vorliegende Lehrbuch an ein breites Publikum richtet, war es uns ein
wichtiges Anliegen, dass jedes Kapitel einen in sich geschlossenen Überblick über das jewei-
lige Themengebiet bietet und die Lektüre auch dann gewinnbringend ist, wenn nicht alle
Beiträge in der vorgestellten Reihenfolge gelesen werden. Gleichzeitig haben wir uns jedoch
bemüht, die Querbezüge zwischen den in den einzelnen Kapiteln behandelten Ausführungen
aufzuzeigen und Redundanzen zu vermeiden, indem Themenstellungen nur dann an ver-
schiedenen Stellen aufgegriffen werden, wenn sie jeweils aus unterschiedlichen, sich ergän-
zenden Perspektiven behandelt werden. Insofern sind wir überzeugt, dass die Lektüre aller
Beiträge nicht nur zu einem umfassenderen, sondern auch zu einem tieferen Verständnis der
behandelten Fragen beiträgt.
Damit die Lektüre des Lehrbuchs auch für Studierende ohne pädagogisch-psychologische L Siehe auch »Wegweiser
Vorkenntnisse gewinnbringend ist, haben sich alle Autoren bemüht, ihre Beiträge in klare zum Buch« im hinteren
Abschnitte zu gliedern und mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen zu illustrieren. Da- Buchdeckel
rüber hinaus haben sie sich vielfältiger didaktischer Elemente bedient. So wird jeder Beitrag
eingeleitet mit einer Übersicht über den Aufbau des Kapitels (Trailer) und mit einem Fazit
beendet. Wichtige Definitionen werden in Kästen hervorgehoben und am Ende eines jeden
Kapitels finden sich weiterführende Literaturtipps für eine eingehendere Beschäftigung.
Besonders hervorzuheben sind ferner die vom Text abgehobenen Kästen, die entweder im
Sinne eines Exkurses theoretisch oder forschungsmethodisch interessante Fragen illustrieren
oder anhand von einzelnen Studien der Veranschaulichung empirischer Vorgehensweisen
(Beispielkästen) dienen.
Wegen der besseren Lesbarkeit wurde im Lehrbuch bei Personenbezeichnungen überwiegend
die männliche Form verwendet. Sie schließt aber selbstverständlich auch weibliche Personen ein.
Eine Fülle weiterer Lehr- und Lernmaterialien bietet die bereits erwähnte Webseite zum Siehe auch »Website
Buch: Hier werden englische Fachbegriffe übersetzt und erläutert, Lernkarten mit Fragen und zum Buch« im vorderen
Antworten zur eigenständigen Verständnisprüfung offeriert und Links zu interessanten Inter- Buchdeckel
net-Seiten geliefert. Für Dozenten besonders attraktiv dürften Foliensätze zu den einzelnen
Kapiteln sein, die Abbildungen, Fotos, Merksätze und vieles mehr enthalten.
Ein Lehrbuch, das einen breiten und doch integrativen Überblick über eine ganze Teil-
disziplin liefert, ist auf das Engagement ausgewiesener Fachexperten angewiesen. Wir als
Herausgeber möchten uns daher allen voran bei den Autorinnen und Autoren bedanken, die
so produktiv und effektiv mit uns zusammengearbeitet haben. Dem Verlag, insbesondere
Michael Barton, Joachim Coch und Christiane Grosser, danken wir für ihre unermüdliche
Unterstützung in allen Phasen der Entstehung dieses Buches und für ihre Bereitschaft, unsere
Wünsche und Vorstellungen umzusetzen.
Unser ganz besonderer Dank gebührt schließlich Veit Mette. Seine Fotos, die zu Beginn
jeden Beitrags zu sehen sind, stehen für die Ziele dieses Buchs: Mit ihrer hohen (ästhetischen)
Qualität regen sie zum Betrachten, Verweilen, Nachdenken an und tragen hoffentlich zum
Lesevergnügen bei.

Elke Wild und Jens Möller


Bielefeld und Kiel im Juni 2009
IX

Inhaltsverzeichnis

I Lernen II Lehren

1 Wissenserwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 4 Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Alexander Renkl Frank Lipowsky
1.1 Wissenserwerb – Was wird da erworben? . . . . . 4 4.1 Begriffliche und theoretische Grundlagen . . . . 74
1.2 Was sind bedeutende theoretische 4.2 Merkmale und Merkmalskonfigurationen
Perspektiven? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 erfolgreichen Unterrichts . . . . . . . . . . . . . . . 83
1.3 Wie kann Wissen erworben werden? – Wichtige Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Lernformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 5 Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Holger Horz
2 Intelligenz und Vorwissen . . . . . . . . . . . . . . 27 5.1 Geschichte der Medien
Hans Gruber, Elena Stamouli und Medienforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
2.1 Eine geheimnisvolle, aber wichtige Sache: 5.2 Lernmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Epistemologische Überzeugungen . . . . . . . . . 28 5.3 Medien in Bildungskontexten . . . . . . . . . . . . 120
2.2 Grundlegendes: Intelligenztheorien, 5.4 Medien in außerinstitutionellen Kontexten . . . 125
Wissenstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
2.3 Zusammenspiel von Intelligenz und Wissen
als Gegenstand der Pädagogischen Psychologie 39 6 Klassenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
2.4 Messung von Intelligenz und Wissen . . . . . . . . 42 Tina Seidel
2.5 Intelligenter Wissenserwerb im Studium – 6.1 Klassenführung als zentrales Thema
Auch eine Frage der epistemologischen der Unterrichtsforschung . . . . . . . . . . . . . . . 136
Überzeugungen von Dozierenden? . . . . . . . . 45 6.2 Begriffsklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 6.3 Der Klassiker: Kounins Techniken
der Klassenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
3 Selbstregulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 6.4 Klassenführung als Umgang mit Störungen . . . 143
Meike Landmann, Franziska Perels, Barbara Otto, 6.5 Klassenführung als Management
Bernhard Schmitz von Lernzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
3.1 Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 6.6 Klassenführung als Begleitung
3.2 Modelle zur Selbstregulation . . . . . . . . . . . . . 51 von Lernprozessen bei Schülern . . . . . . . . . . . 146
3.3 Diagnostik von Selbstregulation . . . . . . . . . . 55 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
3.4 Förderung von Selbstregulation . . . . . . . . . . . 61
3.5 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
X Inhaltsverzeichnis

11 Lehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
III Motivieren Mareike Kunter, Britta Pohlmann
11.1 Merkmale des Lehrerberufs . . . . . . . . . . . . . . 262
11.2 Kognitive Merkmale: . . . . . . . . . . . . . . . . .
7 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Wissen und Überzeugungen . . . . . . . . . . . . . 264
Ulrich Schiefele 11.3 Motivationale Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . 273
7.1 Theorien und Konstrukte . . . . . . . . . . . . . . . 152 11.4 Emotionale Merkmale: . . . . . . . . . . . . . . . .
7.2 Bedeutung der Motivation für Lernen Beanspruchungserleben . . . . . . . . . . . . . . . . 276
und Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 11.5 Veränderung von Lehrermerkmalen . . . . . . . 278
7.3 Entwicklung und Förderung motivationaler Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 12 Gleichaltrige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Ursula Kessels, Bettina Hannover
8 Selbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 12.1 Bedeutung und Funktion . . . . . . . . . . . . . .
Jens Möller, Ulrich Trautwein der Gleichaltrigengruppe . . . . . . . . . . . . . . . 284
8.1 Schulisches Selbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . 180 12.2 Beliebtheit und Freundschaft . . . . . . . . . . . . . 287
8.2 Theoretische Wurzeln der pädagogisch- 12.3 Merkmale von Kindern und Jugendlichen
psychologischen Selbstkonzeptforschung . . . . 181 mit unterschiedlichem Peerstatus . . . . . . . . . 288
8.3 Struktur, Stabilität und Erfassung 12.4 Beziehungen zwischen Gruppen . . . . . . . . .
des Selbstkonzepts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 von Gleichaltrigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
8.4 Determinanten des Selbstkonzepts: 12.5 Miteinander und voneinander lernen . . . . . . . 295
Welche Faktoren beeinflussen die Höhe 12.6 Problematische Interaktionen unter
der fachbezogenen Selbstkonzepte? . . . . . . . . 191 Gleichaltrigen: Aggression und Bullying . . . . . 296
8.5 Wirkungen des Selbstkonzepts . . . . . . . . . . . 197 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
8.6 Schulische und außerschulische Interventions-
maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
V Diagnostizieren und Evaluieren
9 Emotionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Anne C. Frenzel, Thomas Götz, Reinhard Pekrun
9.1 Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 13 Pädagogisch-psychologische Diagnostik . . . 307
9.2 Erfassung von Emotionen . . . . . . . . . . . . . . . 209 Oliver Wilhelm, Olga Kunina
9.3 Leistungsemotionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 13.1 Definition und Zielstellungen von Diagnostik . . 308
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 13.2 Beurteilung psychologischer Messverfahren . . 315
13.3 Diagnostische Verfahren und diagnostische
Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
13.4 Abschließende Kommentare . . . . . . . . . . . . . 329
IV Interagieren Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330

14 Evaluation pädagogisch-psychologischer
10 Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Elke Wild, Fiona Lorenz Olaf Köller
10.1 Familie im Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 14.1 Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334
10.2 Erziehung in der Familie . . . . . . . . . . . . . . . . 241 14.2 Die acht Schritte einer wissenschaftlichen
10.3 Familie als Lernumgebung . . . . . . . . . . . . . . 245 Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
10.4 Familien in der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 14.3 Überprüfung der Wirksamkeit . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 von Interventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
14.4 Methodische Probleme bei Evaluationen . . . . . 342
XI
Inhaltsverzeichnis

14.5 Standards für Evaluationen . . . . . . . . . . . . . . 344 18 Pädagogisch-psychologische Beratung . . . . . 429


14.6 Ein Beispiel für eine wissenschaftliche Birgit Pikowsky, Elke Wild
Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 18.1 Was ist pädagogisch-psychologische
14.7 Bildungsmonitoring im allgemeinbildenden Beratung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430
Schulsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 18.2 Anlässe pädagogisch-psychologischer
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432
18.3 Pädagogisch-psychologische Beratung
15 Nationale und internationale als Unterstützungsangebot
Schulleistungsstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 für Personen(-gruppen) und Organisationen . . 435
Barbara Drechsel, Manfred Prenzel, Tina Seidel 18.4 Qualifikation, Qualitätssicherung . . . . . . . . .
15.1 Was können Schülerinnen und Schüler? und Qualitätsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . 451
Das Interesse an Schülerleistungen . . . . . . . . . 354 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454
15.2 Klassifikation von Vergleichsstudien . . . . . . . . 357
15.3 Drei beispielhafte Vergleichsstudien . . . . . . . . 360
15.4 Vergleichsstudien – Von der Idee
zur Testdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Anhang
15.5 Auswertungsverfahren und Ergebnisse
(mit Beispielen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
15.6 Erweiterungen von Vergleichsstudien . . . . . . . 376 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
15.7 Ausblick: Vergleichsstudien der Zukunft? . . . . . 377
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 Verständnisfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473

Autorenportraits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481

VI Intervenieren Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491
16 Frühförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
Judith Gerber
16.1 Was ist Frühförderung? . . . . . . . . . . . . . . . . . 384
16.2 Phasen der Frühförderung . . . . . . . . . . . . . . 385
16.3 Ziele, Arbeitsprinzipien und Formen
der Frühförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
16.4 Spezifische Anlässe und Methoden
der Frühförderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401

17 Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
Stefan Fries, Elmar Souvignier
17.1 Was ist ein Training? Begriffsbestimmung
und Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
17.2 Training kognitiver Grundfunktionen . . . . . . . 410
17.3 Motivationstraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413
17.4 Training sozialer und emotionaler
Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
17.5 Training des Lesens und Schreibens . . . . . . . . 417
17.6 Implementation von Trainingsprogrammen . . 423
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
XIII

Mitarbeiterverzeichnis
Barbara Drechsel, Dr. Holger Horz, Prof. Dr.
Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften UAS Northwestern Switzerland
an der Universität Kiel Institute for Research and Development
Olshausenstr. 62, 24098 Kiel of Collaborative Processes
E-Mail: drechsel@ipn.uni-kiel.de Riggenbachstr. 16, 4600 Olten, Schweiz
E-Mail: holger.horz@fhnw.ch
Anne C. Frenzel, Dr.
Ludwig-Maximilians-Universität München Ursula Kessels, PD Dr.
Department Psychologie Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaften
Leopoldstr. 13, 80802 München und Psychologie
E-Mail: frenzel@psy.lmu.de Arbeitsbereich Schul- und Unterrichtsforschung,
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Stefan Fries, Prof. Dr. E-Mail: ursula.kessels@fu-berlin.de
Universität Bielefeld
Abteilung Psychologie Olaf Köller, Prof. Dr.
Postfach 100131, 33501 Bielefeld Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: stefan.fries@uni-bielefeld.de Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Unter den Linden 6, 10099 Berlin
Judith Gerber, Dr. E-Mail: IQBoffice@IQB.hu-berlin.de
Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie Olga Kunina, Dipl. Psych.
AE Pädagogische Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
E-Mail: judith.gerber@uni-bielefeld.de Unter den Linden 6, 10099 Berlin
E-Mail: olga.kunina@iqb.hu-berlin.de
Thomas Götz, Prof. Dr.
Universität Konstanz/Pädagogische Hochschule Thurgau Mareike Kunter, PD Dr.
Erziehungswissenschaft/Empirische Bildungsforschung Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Fach 45 Erziehungswissenschaft und Bildungssysteme
78457 Konstanz Lentzeallee 94, 14195 Berlin
E-Mail: thomas.goetz@.uni-konstanz.de E-Mail: kunter@mpib-berlin.mpg.de

Hans Gruber, Prof. Dr. Meike Landmann, Dr.


Universität Regensburg Institut für Qualitätsentwicklung
Institut für Pädagogik Walter-Hallstein-Str. 5-7, 65197 Wiesbaden
93040 Regensburg E-Mail: meike.landmann@web.de
E-Mail: hans.gruber@paedagogik.uni-regensburg.de
Frank Lipowsky, Prof. Dr.
Bettina Hannover, Prof. Dr. Universität Kassel
Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaften Fachbereich 1
und Psychologie Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel
Arbeitsbereich Schul- und Unterrichtsforschung, E-Mail: lipowsky@uni-kassel.de
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
E-Mail: bettina.hannover@fu-berlin.de
XIV Mitarbeiterverzeichnis

Fiona Lorenz, Dipl.Psych. Alexander Renkl, Prof. Dr.


Universität Bielefeld Universität Freiburg
Fakultät für Psychologie Institut für Psychologie
AE Pädagogische Psychologie Abteilung Pädagogische Psychologie
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld und Entwicklungspsychologie
E-Mail: fiona.lorenz@uni-bielefeld.de Engelbergerstr. 41, 79085 Freiburg
E-Mail: renkl@psychologie.uni-freiburg.de
Jens Möller, Prof. Dr.
Christian-Albrechts-Universität Kiel Tina Seidel, Prof. Dr.
Institut für Psychologie – Psychologie für Pädagogen – Friedrich-Schiller-Universität Jena
Olshausenstr. 62, 24098 Kiel Institut für Erziehungswissenschaft
Am Planetarium 4, 07737 Jena
Barbara Otto, Dr. E-Mail: Tina.Seidel@uni-jena.de
Goethe-Universität Frankfurt
Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie Ulrich Schiefele, Prof. Dr.
Senckenberganlage 15, 60325 Frankfurt Universität Potsdam
E-Mail: b.otto@paed.psych.uni-frankfurt.de Department Psychologie
Karl-Liebknecht-Str. 24–25
Reinhard Pekrun, Prof. Dr. 14476 Potsdam, OT Golm
Ludwig-Maximilians-Universität München E-Mail: ulrich.schiefele@uni-potsdam.de
Department Psychologie
Leopoldstr. 13, 80802 München Bernhard Schmitz, Prof. Dr.
E-Mail: pekrun@edupsy.uni-muenchen.de Technische Universität Darmstadt
Institut für Psychologie
Franziska Perels, Dr. Division of Educational Psychology
Institut für Qualitätsentwicklung Alexanderstr. 10, 64283 Darmstadt
Walter-Hallstein-Str. 5-7, 65197 Wiesbaden E-Mail: schmitz@psychologie.tu-darmstadt.de
E-Mail: perels@psychologie.tu-darmstadt.de
Elmar Souvignier, Prof. Dr.
Birgit Pikowsky, Dr. Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für schulische Fortbildung Institut für Psychologie V,
und schulpsychologische Beratung Fliednerstr. 21, 48149 Münster
Fachbereich Schulpsychologie E-Mail: elmar.souvignier@psy.uni-muenster.de
Butenschönstr. 2, 67346 Speyer
E-Mail: pikowsky@ifb.bildung-rp.de Elena Stamouli, Dr.
Universität Regensburg
Britta Pohlmann, Dr. Institut für Pädagogik
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung 93040 Regensburg
Abteilung Qualitätsentwicklung und Standardsicherung E-Mail: eleni.stamouli@paedagogik.uni-regensburg.de
Beltgens Garten 25, 20537 Hamburg
E-Mail: Britta.Pohlmann@li-hamburg.de Ulrich Trautwein, Prof. Dr.
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Manfred Prenzel, Prof. Dr. Institut für Erziehungswissenschaft
Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften Münzgass 11, 72070 Tübingen
an der Universität Kiel
Olshausenstr. 62, 24098 Kiel
E-Mail: prenzel@ipn.uni-kiel.de
XV
Mitarbeiterverzeichnis

Elke Wild, Prof. Dr.


Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie
AE Pädagogische Psychologie
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
E-Mail: elke.wild@uni-bielefeld.de

Oliver Wilhelm, Prof. Dr.


Humboldt-Universität zu Berlin, Institut zur Qualitätsentwick-
lung im Bildungswesen
Unter den Linden 6, 10099 Berlin
E-Mail: oliver.wilhelm@rz.hu-berlin.de
II Lehren
4 Unterricht – 73

5 Medien – 103

6 Klassenführung – 135
4

4 Unterricht
Frank Lipowsky

4.1 Begriffliche und theoretische Grundlagen – 74


4.1.1 Didaktische Theorien – Modelle für die Planung und Analyse
von Unterricht – 74
4.1.2 Aeblis Entwurf einer kognitionspsychologischen Didaktik – 75
4.1.3 Instructional-Design-Modelle – 76
4.1.4 Angebots-Nutzungs-Modell – 80

4.2 Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen


Unterrichts – 83
4.2.1 Strukturiertheit des Unterrichts – 83
4.2.2 Inhaltliche Klarheit und Kohärenz des Unterrichts – 86
4.2.3 Feedback – 87
4.2.4 Kooperatives Lernen – 89
4.2.5 Übungen – 92
4.2.6 Kognitive Aktivierung – 93
4.2.7 Unterstützendes Unterrichtsklima – 94
4.2.8 Leistungsförderung und Leistungsausgleich – Unvereinbare Ziele
des Unterrichts? – 95
4.2.9 Optimalklassenstudien – 96
4.2.10 Grenzen – 97

Literatur – 98

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3_4,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
74 Kapitel 4 · Unterricht

Dieses Kapitel beleuchtet theoretische Grundlagen unterrichtlichen Leh-


rens und Lernens und gibt einen Überblick über wichtige Ergebnisse der
Unterrichtsforschung. Dabei wird sowohl auf kognitive als auch auf affek-
tiv-motivationale Merkmale von Schulerfolg Bezug genommen.

4.1 Begriffliche und theoretische zur Analyse von Lehr- und Lernprozessen und zur Er-
Grundlagen klärung von Schulerfolg entwickelt wurden. Daran an-
schließend wird ein Überblick über den Forschungs-
Dieser Abschnitt setzt sich mit begrifflichen und theore- stand zu Unterrichtsmerkmalen gegeben, die die kogni-
tischen Grundlagen unterrichtlichen Lehrens und Ler- tive und die affektiv-motivationale Entwicklung der
nens auseinander. Wenn hier von 7 Unterricht oder un- Lernenden beeinflussen (7 Abschn. 4.2).
terrichtlichem Lehren und Lernen die Rede ist, dann ist
primär der Unterricht in der Schule gemeint, obgleich der
Terminus »Unterricht« auch Prozesse in Institutionen der 4.1.1 Didaktische Theorien – Modelle für die
Erwachsenenbildung, wie z. B. in der Hochschule oder in Planung und Analyse von Unterricht
der privaten oder betrieblichen Weiterbildung, umfasst.
Die allgemeine Didaktik hat eine Vielzahl von didak-
Definition tischen Theorien entwickelt, die sich vor allem als Mo-
Unterricht kann als langfristig organisierte Abfolge delle für die Planung und Analyse von Unterricht verste-
von Lehr- und Lernsituationen verstanden werden, hen. Bekannt geworden sind vor allem die didaktischen
die von ausgebildeten Lehrpersonen absichtsvoll ge- Modelle von Klafki (1963, 1996) und Heimann, Otto
plant und initiiert werden und die dem Aufbau von und Schulz (1965), auf die hier kurz eingegangen wer-
Wissen sowie dem Erwerb von Fertigkeiten und Fähig- den soll.
keiten der Lernenden dienen. Sie finden in der Regel Klafki (1963, 1996) akzentuiert in seiner bildungs-
in bestimmten dafür vorgesehenen Institutionen theoretischen, später zur kritisch-konstruktiven Didak-
unter regelhaften Bedingungen statt (Terhart, 1994). tik weiterentwickelten Konzeption die Auswahl und
Begründung von Unterrichtsinhalten. Dem Bedeu-
tungsgehalt eines Themas misst Klafki die zentrale Rolle
Im Folgenden werden zunächst theoretische Ansätze für die Bildung der Lernenden bei. Da nicht jeder Inhalt
vorgestellt, die seitens der Schulpädagogik (7 Abschn. nach Ansicht Klafkis bildungsbedeutsam ist, hat die
4.1.1) und der Unterrichtsforschung (7 Abschn. 4.1.3) Lehrperson vorrangig die Aufgabe, die Inhalte auf ihren
4.1 · Begriffliche und theoretische Grundlagen
75 4

gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutungsgehalt zu »kognitive Tiefengrammatik« (Messner & Reusser, 2006)
analysieren. Hierzu entwickelt Klafki die sog. didak- des Unterrichts akzentuiert.
tische Analyse, die der Lehrperson Leitfragen zur Vor- Aebli geht – und das kennzeichnet seine Nähe zu
bereitung ihres Unterrichts an die Hand gibt. kognitionspsychologischen und konstruktivistischen
In ihrer Berliner Didaktik unterscheiden Heimann, Positionen (7 Abschn. 4.1.3) – davon aus, dass Lernende
Otto und Schulz (1965) vier Entscheidungsfelder (Ziele, ihr Wissen selbst aufbauen müssen und dass die Ausein-
Inhalte, Verfahren und Medien des Unterrichts) und andersetzung mit Problemen besonders geeignet ist, die-
zwei Bedingungsfelder (anthroprogene und soziokultu- sen Wissensaufbau zu befördern. Die Lernprozesse im
relle Lernvoraussetzungen der Lernenden) und betonen Unterricht sollten nach Aebli (1983) bestimmte Schritte
deren Interdependenz. Beispielsweise lassen sich ohne durchlaufen:
Kenntnis der Lerngruppe und ihrer spezifischen Voraus- 4 problemlösendes Aufbauen,
setzungen didaktische Entscheidungen nicht begründet 4 Durcharbeiten,
treffen. Das Berliner Modell hatte großen Einfluss auf 4 Üben und
die Ausbildung ganzer Lehrergenerationen und akzen- 4 Anwenden.
tuiert vor allem die Frage nach der sinnvollen und kohä-
renten Beziehung zwischen Zielen, Inhalten und Metho- Den Ausgangspunkt einer Unterrichtseinheit bildet ein
den des Unterrichts. Von Schulz (1980) wurde es zur Problem, das die Lernenden zu den geforderten Opera-
Hamburger Didaktik weiterentwickelt, wobei er vor tionen führen soll und das geeignet sein muss, die sach-
allem an den wissenschaftstheoretischen Prämissen des lichen Beziehungen und Strukturen zu verdeutlichen.
Berliner Modells Änderungen vornahm. Das Problem, das in der Regel von der Lehrperson ein-
Obgleich seit einigen Jahren zunehmende Kritik an gebracht wird, sollte in lebenspraktische Zusammen-
den Modellen und Theorien der allgemeinen Didaktik hänge eingekleidet sein. Zunächst entwickeln die Ler-
laut wird, die sich vor allem an der mangelnden Inte- nenden eine Lösung für das gestellte Problem und bauen
gration empirischer Forschungsbefunde und an der Ab- dabei neue Operationen auf. Die bei der Problembear-
straktheit der Modelle entzündet, sind sie auch heute beitung gewonnenen Einsichten sind jedoch noch sehr
noch für die Ausbildung von Lehrpersonen von Bedeu- am spezifischen Problem verhaftet.
tung. Sie geben der Lehrperson wichtige Leitfragen zur Um ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge
Planung von Unterricht an die Hand, sensibilisieren für zu erreichen und bewegliches Denken zu fördern, ist es
bestehende Zusammenhänge zwischen den verschie- daher notwendig, Handlungen, Begriffe und Operatio-
denen Entscheidungsfeldern, regen zur Reduzierung nen durchzuarbeiten, d. h. vielfältigen Transformatio-
und Strukturierung des Unterrichtsgegenstands an und nen zu unterwerfen und sie aus verschiedenen Perspek-
bilden damit ein Gerüst für die Planung und Analyse tiven zu beleuchten. »Im Zuge eines solchen Durchar-
von Unterricht. Zum Ausfüllen dieses Rahmens ist es beitens reinigen wir … den Begriff von den Schlacken,
jedoch auch notwendig, Erkenntnisse aus der empi- die ihm von der ersten Erarbeitung her anhaften. Die
rischen Unterrichtsforschung und den Fachdidaktiken wesentlichen Zusammenhänge treten in Klarheit her-
heranzuziehen. vor« (Aebli, 1976, S. 206). Der Lehrperson kommt dabei
u. a. die Aufgabe zu, neue Einsichten hervorzuheben,
darüber zu wachen, dass der Überblick über das Ganze
4.1.2 Aeblis Entwurf einer kognitions- nicht verloren geht, und den Blick immer wieder auf die
psychologischen Didaktik ursprüngliche Fragestellung zu lenken.
Übungs- und Wiederholungsphasen dienen der Au-
Einen ganz anderen Weg der Theoriebildung beschritt tomatisierung und Konsolidierung des Gerlernten. Ae-
der Schweizer Hans Aebli. Als Schüler Piagets entwickelt bli (1976, S. 238ff.) verweist bei der Gestaltung der
er eine stark auf kognitionspsychologischen Erkenntnis- Übungsphasen auf die Erkenntnisse der Lernpsycholo-
sen beruhende Didaktik und legt den Schwerpunkt auf gie. Er erinnert z. B. an das Gesetz des verteilten Übens
die Lern- und Verstehensprozesse der Lernenden, in- (7 Abschn. 4.2.5) und fordert, erst dann auswendig zu
dem er nach den allgemeingültigen Strukturmerkmalen lernen, wenn eine ausreichende Durcharbeitung stattge-
der Operations- und Begriffsbildung fragt und damit die funden hat.
76 Kapitel 4 · Unterricht

Nach der Konsolidierung des Gelernten sollen Hand- folg eines Schülers als eine Funktion des Verhältnisses
lungen, Operationen und Begriffe in vielfältiger Weise von tatsächlich aufgewendeter aktiver Lernzeit und be-
angewendet werden, um sie transferierbar für neue Kon- nötigter Lernzeit (Lernerfolg = aktive Lernzeit / benö-
texte und Situationen zu machen. Anwendungen stehen tigte Lernzeit). Die benötigte Lernzeit wird aufseiten der
jedoch nicht ausschließlich am Schluss einer Unter- Lernenden beeinflusst von deren Lernvoraussetzungen,
richtseinheit, sondern erfolgen auch bei der Bearbeitung genauer von den aufgabenspezifischen Begabungen und
und Lösung neuer Probleme. den allgemeinen kognitiven Fähigkeiten (. Abb. 4.1).
Aeblis Entwurf einer kognitionspsychologischen Di- Diese wirken sich auf die Fähigkeit aus, dem Unterricht
4 daktik erfreut sich in Deutschland in jüngster Zeit wach- zu folgen, was wiederum Auswirkungen auf die benötig-
sender Beliebtheit. Die Gründe hierfür sind vielfältig. te Lernzeit hat. Die Fähigkeit und Bereitschaft, dem Un-
Zum einen gilt sein Entwurf als anschlussfähig an die terricht zu folgen, hängt allerdings auch von der Qualität
aktuelle Unterrichtsforschung, und zum zweiten richtet und den impliziten Anforderungen des Unterrichts ab:
Aebli seinen Fokus nicht, wie die meisten didaktischen Ist die Qualität des Unterrichts gering, benötigt der Ler-
Theorien, auf Oberflächenmerkmale von Unterricht, nende mehr Zeit und günstigere kognitive Lernvoraus-
sondern eher auf die konkreten Lern- und Verstehens- setzungen, um dem Unterricht zu folgen. Als Merkmale
prozesse der Lernenden. guten Unterrichts nennt Carroll Aspekte wie die Klarheit
der Begriffe und Erklärungen, die vernünftige Anord-
nung der Inhalte, das Ausmaß an Wiederholungen und
4.1.3 Instructional-Design-Modelle Anwendungen, die Klarheit der Anforderungen sowie
die Bekräftigungen, Verstärkungen und Rückmeldun-
Die angloamerikanische Lehr- und Lernforschung fasst gen seitens der Lehrperson.
Modelle zur Planung und Gestaltung von Unterricht Ähnlich wie Carroll räumt Bloom (1976) der Lern-
häufig unter dem Begriff »instructional design« zusam- zeit eine bedeutsame Rolle ein: 90% der Lernenden einer
men (Niegemann, 2001). Im Gegensatz zu den didak- Klasse können gute Leistungen erreichen, wenn ihnen
tischen Modellen deutscher Provenienz (s. oben) fokus- ausreichend Zeit zum zielerreichenden Lernen (»maste-
sieren die Instruktionsdesignmodelle konkreter auf die ry learning«) zugestanden wird und wenn sich der Un-
eigentlichen Lehr- und Lernprozesse und beschäftigen terricht an den speziellen Lernbedürfnissen und Lern-
sich intensiver mit der Frage nach deren Wirksamkeit. voraussetzungen der Lernenden orientiert.
Insofern wundert es nicht, dass die entwickelten Ansätze Ein qualitativ hochwertiger Unterricht zeichnet sich
sehr eng mit den jeweils vorherrschenden lerntheore- nach Bloom dadurch aus, dass die Lehrkraft den Unter-
tischen Annahmen ihrer Zeit korrespondieren. Im Fol- richtsstoff schrittweise darbietet und nach jeder Unter-
genden werden exemplarisch Modelle vorgestellt, die richtssequenz den Lernenden Rückmeldungen gibt, ob
sich auf behavioristische Ansätze stützen, eine deutliche diese die Leistungsanforderungen erfüllt haben oder
Affinität zu kognitiven Theorien aufweisen oder an nicht. Für diejenigen Schüler, die die Lernziele nicht er-
konstuktivistischen Grundannahmen orientiert sind. reicht haben, stellt die Lehrperson zusätzliche Instrukti-
Kritisch angemerkt werden muss, dass vor allem die onen und Übungen bereit, bis die Lernenden die Ziele
frühen Instructional-Design-Modelle den Unterricht erfüllen. Zu den weiteren Komponenten der Unter-
sehr technologisch betrachteten, indem sie unterricht- richtsqualität gehören für Bloom die Bekräftigung der
liche Prozesse auf rationale, vollständig zu planende Teil- Lernenden und ein effektives Unterrichtsmanagement,
schritte reduzierten und ein aus heutiger Sicht ver- das sich in einem hohen Anteil aktiv genutzer Lernzeit
gleichsweise naives mechanistisches Verständnis des widerspiegelt.
Lehrens und Lernens vertraten (Reinmann-Rothmeier In Blooms Verständnis von Unterrichtsqualität
& Mandl, 2001). kommt deutlich das Konzept des zielerreichenden Ler-
nens zum Ausdruck (Bloom, 1971). Dieses hat sich zwar
Behavioristisch orientierte Instructional-Design- einerseits als wirksam erwiesen (Kulik, Kulik, & Ban-
Modelle gert-Drowns, 1990). Andererseits zeigte sich jedoch,
Im Mittelpunkt des einflussreichen Modells von Carroll dass die Effekte in erheblichem Ausmaß mit der Qualität
(1963) steht die Lernzeit. Carroll betrachtet den Lerner- des Lehrerfeedbacks, den spezifischen Leistungsanfor-
4.1 · Begriffliche und theoretische Grundlagen
77 4

. Abb. 4.1. Das Modell von Caroll


(1963) in Anlehnung an Harnischfeger
und Wiley (1977)

derungen und den eingesetzten Tests variieren und dass möglichkeiten und erleichtern die Subsumierung
stärkere Schüler durch die zahlreichen remedialen neuer Ideen unter bereits vorhandene (7 Abschn.
Schleifen in ihrer Entwicklung eher gehemmt werden 4.2.1).
(Arlin, 1984). 4 Der Unterricht sollte von allgemeinen Begriffen zu
Unterrichtspraktisch erwiesen sich die Zergliede- spezifischen Details voranschreiten, da es dem Ler-
rung des Lernstoffs in kleine »Häppchen«, die passive nenden so leichter gelingt, neues Wissen in seine
Rolle der Lernenden und die großen zeitlichen Bean- kognitive Struktur zu integrieren. Dies entspricht ei-
spruchungen, die durch die remediale Instruktionen nem eher deduktiven Vorgehen.
entstanden, als problematisch. 4 Unter integrativer Aussöhnung versteht Ausubel,
Beziehungen, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwi-
Kognitionspsychologisch fundierte Instructional- schen inhaltlichen Aspekten zu verdeutlichen und
Design-Modelle herauszustellen (vgl. auch »Training zum induktiven
Die kognitive Struktur des Menschen ist nach Ansicht Denken« in 7 Kap. 17).
von Ausubel (1974) hierarchisch geordnet. Sie umfasst 4 Sequenzielle Organsation bezieht sich auf die Kohä-
auf einer höheren Ebene allgemeinere Begriffe und Kon- renz des unterrichtlichen Stoffs. Lernen und Behal-
zepte, die sich nach unten in spezifischere Begriffe und ten werden befördert, wenn die Lehrperson die dem
Konzepte auffalten. Damit es Lernern gelingt, neue Wis- Stoff innewohnenden Abhängigkeiten beachtet und
senselemente in die bestehende kognitive Struktur zu den Stoff entsprechend sequenziert.
integrieren, sollte die Darbietung des Unterrichtsgegen- 4 Mit Verfestigung sind vor allem Übungen und Wie-
stands (Exposition) bestimmten Prinzipien genügen: derholungen mit fortschreitenden Variationen ge-
4 Zu Beginn einer Unterrichtssequenz sollten Advance meint.
Organizer als Strukturierungshinweise eingesetzt
werden. Sie geben einen Überblick über den Unter- Diese Prinzipien verdeutlichen die zentrale Rolle, die
richtsgegenstand, bieten gedankliche Verankerungs- Ausubel den Lehrenden zuordnet. Insbesondere schwä-
78 Kapitel 4 · Unterricht

chere Schüler bedürfen aus seiner Sicht darbietender auf ein hohes Maß der Selbststeuerung. Sie intendieren,
Verfahren und einer Vorstrukturierung des Unterrichts- den Aufbau tragfähigen und flexiblen Wissens zu unter-
gegenstands durch die Lehrperson. stützen, das Verständnis für neue Lerninhalte zu erleich-
Im Unterschied zu Ausubel hält Bruner (1961) es für tern und die Anwendbarkeit sowie den Transfer erwor-
erfolgversprechender, wenn die Lernenden zunächst mit bener Kenntnisse und Fertigkeiten zu fördern (Rein-
Einzelfällen bzw. bestimmten Problemen konfrontiert mann-Rothmeier & Mandl, 2001).
werden, um daraus auf übergreifende gesetzmäßige Zu- Zu den bekanntesten konstruktivistisch-orientierten
sammenhänge zu schließen. Die Lernenden sollen sich Instruktionsmodellen zählen das Modell der »anchored
4 dabei aktiv und selbstständig mit den Lernaufgaben aus- instruction« und der Ansatz des »cognitive apprentice-
einander setzen und so zu Konstrukteuren ihres eigenen chip«.
Lernprozesses werden. Den Lehrenden versteht Bruner Mitunter werden auch offene Unterrichtsformen als
als zurückhaltenden Moderator, der für die Auswahl ge- eine Form konstruktivistisch orientierten Unterrichts
eigneter Probleme und Aufgabenstellungen sorgt und betrachtet, da man in den Wahlfreiheiten des Unterrichts
die Lernenden zum Entdecken anleitet. wesentliche Elemente eines konstruktivistischen Lern-
Zwischen Bruner und Ausubel entspann sich seiner- verständnisses berücksichtigt sieht (s. oben). Dabei wird
zeit eine anhaltende Kontroverse, die letztlich – wenn- jedoch übersehen, dass sich aus konstruktivistischen Po-
gleich unter Verwendung unterschiedlicher Termini – sitionen keine direkten Schlussfolgerungen für konkretes
bis heute andauert. Die Forschung zeigt zusammenfas- didaktisches Handeln ableiten lassen (s. unten; auch
send, dass entdeckende Lernumgebungen lehrerge- Reusser, 2006).
lenkten Settings nicht zwangsläufig unter- oder überlegen Die bislang vorliegenden Studien, die sich mit der
sind, sondern dass es auf die Lernvoraussetzungen der Wirksamkeit konstruktivistischer, problemorientierter
Lernenden, auf Merkmale der Lernumgebung und ihrer und offener Lernumgebungen beschäftigten, zeichnen
Implementierung, und dabei insbesondere auf den Grad insgesamt ein uneinheitliches Bild. Dies dürfte teilweise
der Strukturierung und auf die intendierten Kompeten- Unterschieden in der Operationalisierung der Lernum-
zen ankommt (Hasselhorn & Gold, 2006). gebungen geschuldet sein, teilweise aber auch auf eine
unzureichende Erfassung und Kontrolle wichtiger Merk-
Konstruktivistische Ansätze male des Unterrichts und der Lernenden zurückzufüh-
Seit einigen Jahren stoßen gemäßigt konstruktivistische ren sein.
Positionen auf eine breite Resonanz in der Lehr- und 4 Dochy et al. (2003) gelangen in ihrer Metaanalyse zu
Lernforschung und in der Schulpädagogik. Aus kons- dem Fazit, dass problemorientierte Lernumgebun-
truktivistischer Sicht wird Lernen als ein konstruktiver, gen höhere Lernerfolge nach sich ziehen, wenn es um
kumulativer, selbstgesteuerter, situativer, individuell un- den Erwerb von Problemlöse- und Anwendungsfä-
terschiedlicher, gleichzeitig auf die Interaktion mit ande- higkeiten geht. Gemessen am Erwerb von deklarati-
ren angewiesener Prozess des Aufbaus von Wissen und vem und konzeptuellen Wissen fallen die Ergebnisse
der Konstruktion von Bedeutung verstanden (De Corte, jedoch inkonsistent aus und offenbaren teilweise
2000). Einbußen. Giaconia und Hedges (1982) fassen den
Die auf konstruktivistischen Annahmen beruhenden Forschungsstand zum offenen Unterricht zusammen
Lernumgebungen werden häufig unter dem Begriff des und machen hinsichtlich leistungsbezogener Kriteri-
situierten oder problemorientierten Lernens zusam- umsvariablen kaum Unterschiede zwischen geöffne-
mengefasst. Dem situierten Lernen liegt die Annahme ten und lehrergelenkten Unterrichtsformen aus.
zugrunde, dass das Lernen kontextgebunden, d. h. situ- 4 Konstruktivistische und offene Lernumgebungen
iert erfolge. Gerade diese Annahme der Situiertheit des erfordern ein Mindestmaß an Selbstregulationskom-
Lernens wird jedoch nicht vorbehaltlos geteilt, denn petenzen, weshalb Lernende mit günstigeren Vor-
schließlich gibt es zahlreiche Beispiele, in denen die aussetzungen stärker von diesen Ansätzen profitie-
Übertragung erworbenen Wissens gelingt. ren dürften (Lipowsky, 2002).
Situierte Lernumgebungen konfrontieren die Ler- 4 Studienergebnisse verweisen darauf, dass sich die Art
nenden in der Regel mit komplexen Aufgaben und au- und Weise, wie konstruktivistische Lernumgebungen
thentischen Problemen und setzen bei der Bearbeitung realisiert werden, erheblich unterscheiden kann und
4.1 · Begriffliche und theoretische Grundlagen
79 4

Exkurs

Anchored Instruction und Cognitive Apprenticeship


Der Anchored-Instruction-Ansatz wurde von einer immer weiter zurückgefahren. Ein weiteres Kernelement
Gruppe an der Vanderbilt-Universität in Nashville, USA dieses Ansatzes ist, dass Lehrende – analog zu Hand-
(Cognition and Technology Group at Vanderbilt – werksmeistern – ihr Wissen durch »lautes Denken« ver-
CTGV) entwickelt. Die zentrale Komponente der von bal explizieren. Zur Gestaltung des Unterrichts nach den
dieser Gruppe entwickelten Lernumgebungen sind Grundsätzen des »cognitive apprenticeship« werden
sogenannte narrative »Anker«, komplexe Geschichten, verschiedene Strategien empfohlen:
die den Lernenden z. B. mittels Videofilm präsentiert 4 »Modeling« meint das Vorzeigen und Vormachen
werden. An einer bestimmten Stelle bricht der Film und das laute Denken der Lehrperson.
ab. Die Lernenden sollen das Problem zunächst ent- 4 »Coaching« umfasst die Begleitung der Lernenden
decken und mithilfe der im Film enthaltenen Informa- während der Problembearbeitung.
tionen selbstständig und kooperativ lösen. Die Lehr- 4 »Scaffolding« beschreibt die »Vermittlungsbemü-
kraft hält sich dabei zurück und übernimmt in diesen hungen« der Lehrperson im Sinne minimaler didak-
Lernumgebungen die Rolle eines Moderators und zu- tischer Hilfe, um eine Brücke zu schlagen zwischen
rückhaltenden Betreuers. dem bestehenden Wissen der Lernenden und den
Der Cognitive-Apprenticeship-Ansatz (kognitive Anforderungen der Aufgabensituation.
Meisterlehre) geht auf Collins, Brown und Newman 4 »Fading« meint, dass die Lehrperson nach und nach
(1989) zurück. Ausgangspunkt sind Prinzipien der ihre Unterstützung zurückfährt.
Handwerkslehre, die auf den Erwerb kognitiver Fähig- 4 »Articulation« bedeutet, dass die Lernenden ange-
keiten übertragen werden. Im Unterschied zum regt werden, ihre Gedanken, Ideen und Lösungen
Anchored-Instruction-Ansatz fordert der Cognitive- wiederzugeben.
Apprenticeship-Ansatz eine aktivere Rolle der Lehrper- 4 »Cooperation« umfasst die kooperative Bearbeitung
son und eine stärkere Anleitung der Lernenden, da von Aufgaben und Problemen.
insbesondere bei komplexeren Problemen die Gefahr 4 »Reflection« impliziert den Vergleich von Lösungen
der Überforderung besteht. Im Laufe einer Unterrichts- und Strategien im Austausch mit anderen.
einheit wird das Ausmaß an Lehrersteuerung jedoch

dass die Unterschiede in der Implementierung auch Instruktion wider, zwei Begriffe, die vor allem in der
die Stärke der Effekte der Lernumgebungen beein- angloamerikanischen Literatur Verwendung finden.
flussen (Cognition and Technology Group at Vander- Direkte Instruktion beschreibt einen Unterricht, der
bilt, 1997; Hickey, Moore, & Pellegrino, 2001). durch klare Zielvorgaben, die verständliche Darstellung
4 Offenere Lernumgebungen sind offenbar vor allem von Inhalten, ein schrittweises Vorgehen, Lehrerfragen
dann lernwirksam, wenn die Lehrperson den Unter- mit unterschiedlicher Schwierigkeit, Phasen angeleitet-
richtsgegenstand strukturiert und die Lernenden en und selbstständigen Übens, häufiges Lehrerfeedback
kognitiv aktiviert, sodass es den Lernenden gelingt, und eine regelmäßige Überprüfung der Lernfortschritte
neue Wissenselemente und Informationen mit be- der Lernenden charakterisiert ist (Rosenshine & Stevens,
reits bestehenden zu verknüpfen und ihre vorhande- 1986). Indirekte Instruktion wird als Sammelbegriff für
nen Konzepte zu erweitern, umzustrukturieren und unterschiedliche Ansätze und Konzepte benutzt, wobei
ggf. weiterzuentwickeln (Hardy, Jonen, Möller & die Lernenden den Unterrichtsgegenstand und das
Stern, 2006; Lipowsky, 2002). Lernmaterial partiell selbst strukturieren, transformie-
ren oder konstruieren (Borich, 2007) und die demzufol-
Die Diskussion über das Für und Wider von Lernumge- ge mit einem geringeren Ausmaß an Lehrerlenkung ver-
bungen, die sich explizit auf konstruktivistische Ansätze bunden sind. Hierzu zählen u. a. das entdeckende Ler-
und Theorien berufen, spiegelt sich auch in der Diskus- nen (»discovery learning«), das forschende Lernen (»in-
sion über Vor- und Nachteile direkter und indirekter quiry based learning«), das problemorientierte Lernen,
80 Kapitel 4 · Unterricht

Exkurs

Motivationsförderung durch offenen Unterricht?


Als besonderer Vorteil des offenen Unterrichts oder sammenhang zwischen Wahlfreiheiten im Unterricht
konstruktivistischer Lernumgebungen wird immer und dem Autonomieerleben bzw. der Ausbildung von
wieder deren motivierendes Potenzial genannt, wel- Interesse hin (Hartinger, 2005; Grolnick & Ryan, 1987).
ches auf den hohen Grad an Selbstbestimmung der Die Schlussfolgerung »je offener der Unterricht, desto
Schüler zurückgeführt wird. Nach bislang vorlie- motivierter sind die Lernenden« ist jedoch weder empi-
4 genden Befunden greift aber die Annahme, dass mit risch haltbar, noch theoretisch zu erwarten, denn ein
dem Ausmaß an Wahlfreiheiten auch das Autonomie- hohes Maß an Wahlfreiheiten kann im Sinne der Choice-
erleben und als Folge die intrinsische Motivation und Overload-Hypothese auch zu Überforderung, Frustrati-
das Interesse linear zunehmen, zu kurz (auch on, Unzufriedenheit und Lernabbrüchen führen (Iyen-
7 Kap. 10). Zwar deuten einige Befunde auf einen Zu- gar & Lepper, 2000).

offene Unterrichtsformen und konstruktivistisch-orien- Erklärung von Schulerfolg etabliert, das vor allem auf die
tierte Lernumgebungen (Borich, 2007). Arbeiten von Fend (1981) und Helmke (2003) zurück-
Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der empi- geht (. Abb. 4.2). Das sog. 7 Angebots-Nutzungs-Mo-
rischen Befundlage setzt sich gegenwärtig immer stärker dell unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den
die Auffassung durch, dass Formen indirekter Instruk- oben dargestellten Modellen und Ansätzen. So werden
tion auf der einen Seite und Formen direkter Instruktion im Angebots-Nutzungs-Modell schulische und außer-
auf der anderen Seite komplementäre Ansätze sind, die schulische Determinanten des Schulerfolgs zu komple-
es zu verbinden gilt (Lipowsky, 2006; Gräsel & Parch- xen Variablengruppen auf einem höheren Abstraktions-
mann, 2004). niveau gebündelt. Dadurch entsteht eine Art Meta-
Fokussiert man auf affektiv-motivationale Zielkrite- modell, das aufgrund seines hohen Abstraktionsniveaus
rien, so muss lehrergelenkter Unterricht nicht zwangs- als Rahmenmodell verstanden werden kann, welches
läufig mit einer Belastung der Schülermotivation einher- mit spezifischeren Konstrukten und theoriegeleiteten
gehen, genauso wenig wie objektiv vorhandene Hand- Hypothesen »gefüllt« werden muss.
lungsoptionen immer mit dem Erleben von Selbstbe-
stimmung und intrinsischer Motivation verbunden sein Schulerfolg. Schulerfolg wird in diesem Modell als Er-
müssen. Fokussiert man auf kognitive Zielkriterien, so gebnis des Zusammenspiels unterschiedlicher Faktoren
können sich innere mentale Konstruktionsvorgänge betrachtet und umfasst dabei nicht nur die Lern- und
grundsätzlich in jeder Art von Unterricht vollziehen. Leistungsentwicklung, sondern auch die affektiv-moti-
Hinzu kommt, dass eine hohe Aktivität der Lernenden vationale und persönlichkeitsbezogene Entwicklung der
auf der Verhaltensebene, wie sie z. B. im geöffneten Un- Lernenden.
terricht häufig zu beobachten ist, nicht zwangsläufig mit
kognitiver Aktivität, mit dem Aufbau tragfähigen Wis- Unterricht. Das Modell unterscheidet zwischen dem Bil-
sens bzw. der Umstrukturierung von Wissensbeständen dungsangebot und der Nutzung dieses Angebots durch
einhergehen muss. Umgekehrt kann auch ein lehrer- die Lernenden. Im Mittelpunkt des Modells steht der
zentriertes Vorgehen, bei dem die Lernenden äußerlich Unterricht, der als Angebot an Lerngelegenheiten be-
passiv wirken, dazu führen, dass diese neues Wissen auf- trachtet wird, die von den Lernenden in unterschied-
bauen oder altes Wissen um- bzw. restrukturieren. licher Weise wahrgenommen und genutzt werden kön-
nen. Entsprechend werden Quantität und Qualität un-
terrichtlicher Lerngelegenheiten nicht mehr nur in ihren
4.1.4 Angebots-Nutzungs-Modell Wirkungen auf den Schulerfolg untersucht, sondern
auch in ihren Wirkungen auf die Wahrnehmung und
In der deutschen Unterrichtsforschung hat sich in den Nutzung unterrichtlicher Lerngelegenheiten, die sich
letzten Jahren ein integratives systemisches Modell zur z. B. im Erleben des Unterrichts, in der Anstrengungs-
4.1 · Begriffliche und theoretische Grundlagen
81 4

. Abb. 4.2. Vereinfachtes Angebots-


Nutzungs-Modell. (Modifiziert nach
Fend, 1981; Helmke, 2003)

bereitschaft oder in der Mitarbeit der Lernenden aus- sind (Baumert & Kunter, 2006; Lipowsky, 2006). Mit
drücken. Blick auf motivationale und persönlichkeitsbezogene
Der beidseitige Pfeil im Unterrichtsrechteck in Aspekte der Lehrperson geht man heute eher von indi-
. Abb. 4.2 drückt aus, dass Unterricht kein eindirektio- rekten Effekten der beruflichen Motivation, der Persön-
nales Vorgehen darstellt, sondern wechselseitige Inter- lichkeit, des Belastungserlebens und der beruflichen
aktionen und Beeinflussungen beinhaltet: Nicht nur die Zufriedenheit auf den Schulerfolg der Lernenden aus
Lernangebote des Lehrers wirken auf die Schüler, son- (Klusmann, Kunter, Trautwein & Baumert, 2006).
dern auch die Schüler einer Klasse beeinflussen mit ih-
rem Verhalten die Qualität und Quantität der Lernange- Lernende. Die Entwicklung der Lernenden wird, wie
bote, die eine Lehrperson unterbreitet. viele Untersuchungen zeigen, in erster Linie von deren
spezifischen Voraussetzungen determiniert. Während
Lehrer. Das Angebots-Nutzungs-Modell konzeptuali- sich die affektiv-motivationale Entwicklung vor allem
siert Lehrerkompetenzen und Lehrermerkmale als we- durch die affektiv-motivationalen Voraussetzungen der
sentliche Determinanten für die Qualität und Quantität Lernenden vorhersagen lässt, spielen für die kognitive
unterrichtlicher Angebote. Fokussiert man auf die Leh- Entwicklung vor allem das Vorwissen und die Intelligenz
rerkompetenzen, rücken kognitive, motivationale und der Lernenden eine entscheidende Rolle. Darüber hin-
persönlichkeitsbezogene Dimensionen der Lehrper- aus belegt eine Vielzahl von Studien die Bedeutung der
sonen in den Mittelpunkt (7 Kap. 11). Zusammenfas- sozialen Herkunft der Lernenden für den Schulerfolg.
send stützen aktuellere empirische Arbeiten die These,
dass sich das fachliche und fachdidaktische Wissen und Klassenzusammensetzung. Auch die mittlere Leis-
die Überzeugungen von Lehrpersonen positiv auf die tungsfähigkeit einer Klasse beeinflusst die Leistungsent-
Qualität und Quantität der Lerngelegenheiten und auch wicklung eines Lernenden, und zwar unabhängig davon,
positiv auf den Schulerfolg auswirken können, wenn- über welche individuellen Voraussetzungen der einzelne
gleich deutsche Studien hierzu noch kaum vorhanden Lernende verfügt. Das heißt, mit einem Anstieg der Leis-
82 Kapitel 4 · Unterricht

tungsfähigkeit einer Klasse sind bessere individuelle Merkmale der Schule. Merkmalen der Schule kommt im
Leistungen der Lernenden verbunden (z. B. Rinder- Vergleich zu Merkmalen des Unterrichts eine geringere
mann, 2007; Tiedemann & Billmann-Mahecha, 2004). Bedeutung für die Entwicklung der Lernenden zu (s. un-
Mögliche Erklärungen für diesen Effekt sind, dass sich ten). Die Schuleffektivitätsforschung gelangt zusam-
die Lernenden in leistungsfähigeren Klassen stärker ge- menfassend zu dem Ergebnis, dass sich lernwirksame
genseitig anregen und dass die Lehrpersonen in leis- Schulen durch hohe Leistungserwartungen an die Ler-
tungsstärkeren Klassen einen fachlich anspruchsvolleren nenden, durch eine effektive und verantwortungsvolle
Unterricht halten, schneller voranschreiten und höhere Schulleitung, durch Konsens und Kooperation inner-
4 Erwartungen an die Lernenden stellen, was sich insge- halb des Kollegiums, durch ein positives, störungsarmes
samt positiv auf die Verarbeitungstiefe auswirkt. Außer- Schulklima, durch die systematische Überprüfung und
dem kann angenommen werden, dass die günstigere Bewertung von Lernfortschritten der Lernenden und
Klassenzusammensetzung in leistungsstärkeren Klassen durch eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern
einen effektiveren und reibungsloseren Unterricht er- auszeichnen (Scheerens & Bosker, 1997; Teddlie & Rey-
leichtert. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass ein Anstieg nolds, 2001).
in der mittleren Leistungsfähigkeit der Klasse aufgrund In den folgenden Abschnitten wird das Feld »Quali-
sozialer Vergleichsprozesse zu einem geringeren Fähig- tät und Quantität von Lerngelegenheiten« im Angebots-
keitsselbstkonzept der einzelnen Lernenden führen kann Nutzungs-Modell weiter ausdifferenziert.
(7 Kap. 8).

Exkurs
Die Bedeutung der Schüler-, Klassen- und Schulebene
Mehrebenenanalytische Auswertungsverfahren er- anteile teilweise beträchtlich. Die kognitiven, motivatio-
möglichen es, jene Anteile am Schulerfolg (Leistung, nalen und sozialen Lernvoraussetzungen der Schüler
Motivation etc.) eines Lernenden zu bestimmen, die (Individualebene) erklären je nach Studie zwischen 50
auf Unterschiede zwischen einzelnen Schülern (Schü- und 70% der Leistungsunterschiede, auf Merkmale
lerebene), zwischen Klassen (Klassenebene) und zwi- des Unterrichts, der Lehrperson und der Klassenzu-
schen Schulen (Schulebene) zurückzuführen sind. Das sammensetzung (Klassenebene) entfallen Anteile von
Verfahren der Mehrebenenanalyse erlaubt es, Einflüs- ca. 10–30% und auf Merkmale der Schule (Schulebene)
se von Faktoren dieser drei Ebenen gleichzeitig zu Anteile von ca. 5–14%.
modellieren und zu analysieren (Hartig & Rakoczy, im Die Ergebnisse amerikanischer »Value-added«-Stu-
Druck). dien deuten darauf hin, dass der Klassenebene, d. h.
Die Schul- und Unterrichtsforschung hat in zahl- Merkmalen der Klasse, des Lehrers und des Unterrichts,
reichen Studien die Bedeutung dieser drei Einflussebe- eine größere Bedeutung eingeräumt werden muss als
nen vor allem für die Leistungsentwicklung unter- bislang angenommen, wenn man nicht den Leistungs-
sucht. Es zeigt sich, dass sich der größte Teil der Schul- stand, sondern die Leistungsentwicklung untersucht,
leistungsvarianz mit individuellen Schülermerkmalen und dass demgegenüber die Bedeutung der individu-
erklären lässt. An zweiter Stelle folgen Merkmale, die ellen Lernvoraussetzungen eher abnimmt (Lanahan,
mit der Klassenzugehörigkeit eines Schülers zusam- McGrath, McLaughlin, Burian-Fitzgerald, & Salganik,
menhängen, an dritter Stelle Merkmale, in denen sich 2005). Darüber hinaus konnte mehrfach nachgewiesen
Schulen voneinander unterscheiden. Während die werden, dass Merkmale von Schule und Unterricht für
Rangfolge dieser drei Ebenen in ihrer Bedeutung für Schüler mit ungünstigen Startvoraussetzungen eine
die Erklärung von Schulleistungsunterschieden weit- größere Bedeutung haben als für Lernende mit günsti-
gehend unstrittig ist und in zahlreichen Studien bestä- geren Startvoraussetzungen (z. B. Babu & Mendro,
tigt wurde, unterscheiden sich die ermittelten Varianz- 2003).
kognitiv.Wahrnehmen, Denken, Erinnern betreffend
83 4
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
afehtiv-motivational:individuell
4.2 Merkmale und Merkmalskonfigura- neuer Informationen z. B. mittels Advance Organi-
tionen erfolgreichen Unterrichts zers erleichtert wird und indem wichtige Unter-
richtsergebnisse zusammengefasst werden. Auch
Als Zielvariablen von Schulerfolg werden in den fol- Lehrerfragen können zur Strukturierung des Unter-
genden Abschnitten die kognitive und die affektiv-mo- richts beitragen (s. unten).
tivationale Entwicklung der Lernenden untersucht.
Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass die motivatio- Kognitive Zielvariablen
nale Entwicklung deutlich stärker durch individuelle Wie lassen sich positive Effekte der Strukturiertheit des
Bestimmung
Determinanten der Lernenden bestimmt wird als die Unterrichts theoretisch erklären? Die drei Bedeutungs-
kognitive Entwicklung (Kunter, 2005; Van Landeghem, facetten implizieren unterschiedliche Annahmen über
Van Damme, Opdenakker, De Fraine, & Onghena, die angenommenen Wirkungspfade. Die didaktische
2002). Das bedeutet, dass der Spielraum unterrichtlicher Strukturierung des Unterrichts setzt einen sorgfältig ge-
Einflussmöglichkeiten für die affektiv-motivationale planten Unterricht voraus und kann somit als wichtige
Entwicklung geringer ist als für kognitive Zielvariablen. Voraussetzung für angemessene Anforderungen an die
Lernenden begriffen werden. Eine Strukturierung auf
der Verhaltensebene begünstigt eine störungsfreie Ler-
4.2.1 Strukturiertheit des Unterrichts numgebung, fördert die Aufmerksamkeit der Lernenden
und sorgt dafür, dass mehr Unterrichtszeit für die Aus-
Die 7 Strukturierheit des Unterrichts – einige Autoren einandersetzung mit den Unterrichtsthemen zur Verfü-
sprechen auch von Strukturierung – gilt als zentrales gung steht. Auf der Basis einer kognitionspsychologisch
Merkmal effektiven Unterrichts. Bei näherer Betrach- verstandenen Strukturiertheit lässt sich annehmen,
tung zeigt sich jedoch, dass dieses Merkmal in der Un- dass Fragen und Strukturierungshinweise der Lehrper-
terrichtsforschung teilweise sehr unterschiedlich opera- son die Aufmerksamkeit der Schüler auf die relevanten
tionalisiert und verwendet wird. Aspekte des Unterrichtsgegenstands lenken, einen Über-
Grundsätzlich lassen sich mehrere Bedeutungsfacet- blick über den Unterrichtsgegenstand erleichtern und
ten von Strukturiertheit unterscheiden. gedankliche Verankerungsmöglichkeiten bieten, sodass
4 Zum einen kann Strukturiertheit eine klare erkenn- es den Lernenden leichter gelingt, ihr neues Wissen mit
bare Gliederung des Unterrichts in einzelne Phasen bereits vorhandenem zu verbinden (Schnotz, 2006).
und Abschnitte und die Zerlegung des Unterrichts- Die Forschungslage hat sich in zahlreichen Studien
inhalts in einzelne Komponenten bedeuten. Diese mit diesen unterschiedlichen Facetten von Strukturie-
Bedeutung von Strukturiertheit bezieht sich also vor rung beschäftigt. Die didaktische Strukturierung, also
allem auf didaktische Aspekte des Unterrichts. die Gliederung und Sequenzierung des Unterrichts, hat
4 Zum zweiten wird Strukturiertheit häufig als Konsi- sich in Studien zum »mastery learning« und zur »di-
stenz von Regeln, Erwartungen und Grenzen inter- rekten Instruktion« als lernförderlich erwiesen (Ro-
pretiert. Diese Facette von Strukturiertheit fokussiert senshine & Stevens, 1986; Fraser, Walberg, Welch & Hat-
eher auf das Verhalten der Lernenden und auf die tie, 1987).
Aufrechterhaltung der Disziplin im Klassenzimmer. Beleuchtet man Strukturierung auf der Verhaltense-
4 Zum dritten kann Strukturiertheit von Unterricht bene und fragt nach deren Bedeutung, so lässt sich eine
stärker kognitionspsychologisch verstanden werden. Reihe von Studien heranziehen, die zeigen können, dass
Darunter werden Maßnahmen und Handlungen ein störungsarmer, reibungsloser Unterricht und ein
subsumiert, die geeignet sind, eine Verbindung zwi- funktionierendes – bereits zu Beginn des Schuljahres
schen dem Vorwissen der Lernenden und neuen eingeführtes – Regelsystem mit einem höheren Lerner-
Wissenselementen herzustellen und den Aufbau ei- folg der Lernenden einhergehen (Campbell et al., 2004;
ner komplexen und geordneten Wissensstruktur Helmke, Schneider & Weinert, 1986). Häufig werden die
beim Lernenden zu erleichtern. Dies lässt sich z. B. beschriebenen Merkmale mit dem Begriff der effektiven
anbahnen, indem Zusammenhänge zwischen ver- Klassenführung überschrieben (7 Kap. 6). Die aktuelle
schiedenen Aspekten des Unterrichtsinhalts herge- Metaanalyse von Seidel und Shavelson (2007) bestätigt
stellt werden, indem die Übersicht und Einordnung die bedeutende Rolle einer effektiven Unterrichts- und
84 Kapitel 4 · Unterricht

Klassenführung für die kognitive Entwicklung der Ler- nisse berichtet, die die Vorhersage anderer affektiv-mo-
nenden, sofern man quasiexperimentelle und experi- tivationaler Variablen durch Merkmale wie Klassenfüh-
mentelle Studien heranzieht. Eine effektive Klassenfüh- rung und Strukturiertheit des Unterrichts unter-
rung geht mit einem aufgabenbezogeneren Verhalten suchten.
der Lernenden und einem Mehr an inhaltsbezogenen Nach den Ergebnissen aktueller Studien zeigt sich,
Lerngelegenheiten – »opportunity to learn« – einher. dass eine effektive Klassenführung und ein störungsar-
Eine Reihe von Forschungsarbeiten weist nach, dass sich mer, disziplinierter Unterricht positive Wirkungen auf
»time on task«, also die aufgabenbezogene Nutzung der das Autonomieerleben und auf das Kompetenzerleben
4 Lernzeit – sowohl der einzelnen Schüler als auch der der Lernenden haben. Rakoczy (2007) untersuchte im
ganzen Klasse – positiv auf den Lernerfolg auswirkt (z. B. Rahmen der deutsch-schweizerischen Studie »Unter-
Frederick & Walberg, 1980; Rowe & Rowe, 1999). Ähn- richtsqualität, Lernverhalten und mathematisches Ver-
liches gilt für das Ausmaß an inhaltlichen Lerngelegen- ständnis« die Auswirkungen einer effektiven Klassenfüh-
heiten, also für die Zeit, die für die Behandlung eines rung auf die drei sog. »basic needs« nach Deci und Ryan.
Unterrichtsgegenstands zur Verfügung gestellt und ge- Sie wies nach, dass je disziplinierter und störungsfreier
nutzt wird (Hiebert & Grouws, 2007; Walberg & Paik, der Unterricht verlief, desto stärker fühlten sich die Ler-
2000). nenden in ihrem Streben nach Kompetenz und Autono-
Fokussiert man auf die dritte Bedeutung von Struk- mie unterstützt. In einer vertiefenden Analyse können
turierung, so lassen sich z. B. Studien heranziehen, die Rakoczy und Kollegen (2007) zeigen, dass dieser Effekt
Effekte von Strukturierungshilfen, wie z. B. Advance möglicherweise auch darauf zurückzuführen ist, dass
Organizers untersucht haben. Eine große Metaanlyse, Schüler in störungsfreien und strukturierten Lernumge-
die 135 Einzelstudien auswertete, konnte eine mittlere bungen über eine höhere Intensität kognitiver Aktivitä-
Effektstärke von 0,21 ermitteln, was einem kleinen, aber ten und über positivere emotionale Erfahrungen berich-
bedeutsamen positiven Effekt entspricht (Luiten, Ames ten als Lernende in Klassen mit einem höheren Ausmaß
& Ackerson, 1980; auch 7 Abschn. 4.1.3). Eine aktuellere an Störungen und einem geringeren Ausmaß an Diszi-
Metaanalyse kann die positiven Effekte von mündlichen plin. Auch Kunter (2005) weist nach, dass der effektive
Advance Organizers bestätigen, wobei die Effekstärken Umgang mit Störungen und eine klare didaktische
jedoch in Abhängigkeit vom Alter der Lernenden und Strukturierung des Unterrichts von den Lernenden als
dem untersuchten Fach variieren. Demnach profitieren kompetenzunterstützend wahrgenommen werden.
jüngere Lernende und Lernende in sozialwissenschaft- Auch eine kognitionspsychologisch orientierte Struktu-
lichen Fächern stärker von Advance Organizers als Ler- riertheit wirkt sich offenbar positiv auf motivationale
nende in naturwissenschaftlichen und sprachlichen Do- Aspekte des Lernens aus, wie die Studie von Blumberg
mänen (Preiss & Gayle, 2006). und Kollegen (2004) für das Kompetenzerleben und die
In zahlreichen Einzelstudien und einschlägigen Zu- Erfolgszuversicht von schwächeren Schülern nachwei-
sammenfassungen des Forschungsstands finden sich sen kann.
Hinweise auf die Bedeutung der Strukturiertheit des Un- Nimmt man weitere affektiv-motivationale Variab-
terrichts durch Lehrerfragen, Zusammenfassungen und len in den Blick, so zeigt z. B. die längsschnittliche Studie
verbale Hervorhebungen (z. B. Borich, 2007, Marzano, von Kunter und Baumert (2006), dass sich ein geringes
Gaddy, & Dean, 2000; Hardy et al., 2006). Ausmaß an Unterrichtsstörungen positiv auf die von
Schülern erlebte Herausforderung auswirkt, die wieder-
Affektiv-motivationale Aspekte des Lernens um positive Effekte auf die Interessensentwicklung hat.
In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, ob Im Rahmen der Münchener Hauptschulstudie konnte
und inwiefern die Strukturierung des Unterrichts mit mittels Pfadanalysen und unter Kontrolle von kogniti-
positiven Effekten für die affektiv-motivationale Ent- ven und affektiven Lernvoraussetzungen der Lernenden
wicklung der Lernenden einhergeht. Im ersten Teil wird nachgewiesen werden, dass eine effektive Klassenfüh-
dabei auf die Selbstbestimmungstheorie von Deci und rung einen positiven Einfluss auf das Engagement der
Ryan (7 Kap. 7) fokussiert und als Zielvariablen das Au- Lernenden ausübte, das wiederum mit günstigeren Ein-
tonomie- und Kompetenzerleben der Lernenden in den stellungen der Lernenden zum Fach Mathematik und
Blick genommen. Im zweiten Teil werden Studienergeb- mit einem günstigeren mathematischen Selbstkonzept
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
85 4

Exkurs

Lehrerfragen
Lehrerfragen dienen dazu, den Unterricht zu struktu- nisse sind die unterschiedlichen Operationalisierungen
rieren und zu steuern, die Aufmerksamkeit der Lernen- des Begriffs »high-level question«, die unterschiedlichen
den auf relevante Aspekte des Unterrichts zu lenken, Stichproben und curricularen Kontexte, die untersucht
das Vorwissen zu aktivieren, die Lernenden anzuregen wurden, und der Umstand, dass es keine 1:1-Korrespon-
und herauszufordern, Lernwege, (Miss-)Konzepte und denz zwischen dem kognitiven Niveau der Lehrerfragen
(Fehl-)Vorstellungen offenzulegen, den Wissensstand und dem kognitiven Niveau der dadurch angestoßenen
der Lernenden zu ermitteln, Unterrichtsergebnisse zu Schüleraktivitäten gibt (Dillon, 1982; Mills et al., 1980).
sichern, oder manchmal auch dazu, die Lernenden zu Einige Studien verweisen darauf, dass es auch auf die
disziplinieren. Lehrerfragen lassen sich nach unter- Passung zwischen Frageniveau und dem Vorkenntnis-
schiedlichen Kriterien, so z. B. nach ihrem kognitiven stand der Klasse ankommt: Sind die Lehrerfragen zu an-
Niveau und nach ihrer Offenheit ordnen. Was das ko- spruchsvoll und kann somit ein beträchtlicher Teil der
gnitive Niveau von Lehrerfragen anbelangt, wird häu- Lehrerfragen nicht beantwortet werden, so hat dies
fig zwischen »low-level-questions« und »high-level- ebenso negative Auswirkungen auf den Lernerfolg der
questions« unterschieden, wobei sich »level« meist auf Schüler wie ein zu geringes Niveau der Lehrerfragen.
die Lernzielebenen – Wissen, Verstehen, Anwenden, Die entsprechende Schwelle beträgt nach den Ergebnis-
Analysieren, Synthetisieren und Bewerten – nach sen dieser – allerdings schon älteren – Studien in etwa
Bloom (1974) bezieht. Unter Low-Level-Fragen werden zwischen ca. 70 und 80% beantworteter Fragen (Brophy
Fragen verstanden, deren Beantwortung auf die Wie- & Evertson, 1980; Rosenshine & Stevens, 1986).
dergabe von Informationen, Faktenwissen und Defini- Als eine weitere moderierende Drittvariable für den
tionen abzielen, sich also im Wesentlichen auf die Ebe- Zusammenhang zwischen Fragenniveau und Lernerfolg
nen Wissen und Verstehen beziehen, während man kommt der Zeitraum in Betracht, der den Lernenden
unter High-Level-Fragen Denkfragen versteht, die die zum Nachdenken nach einer gestellten Lehrerfrage ein-
Verknüpfung von Informationen, Konzepten, Wissens- geräumt wird. Studien zeigen, dass es einer bestimmten
bausteinen etc. erfordern. Wartezeit zwischen der Lehrerfrage und dem Aufrufen
Die vorliegenden Studien beziffern den Anteil an eines Schülers (Wartezeit) bedarf, damit die Frage ihr
High-Level-Fragen, je nach Definition, auf 4–20%, wäh- Potenzial entfalten kann. Als optimal wird eine Warte-
rend sich demgegenüber der Anteil an Low-Level- zeit von 3–5 Sekunden betrachtet. In vielen Studien
Fragen zwischen 40 und 90% bewegt (Niegemann & stellte sich jedoch heraus, dass die tatsächliche Warte-
Stadler, 2001; Wilen, 1991). Dieser hohe Anteil an Low- zeit im Unterricht deutlich kürzer ist. Wird die Wartezeit
Level-Fragen wird allgemein als kritisch betrachtet. auf 3–5 Sekunden verlängert, führt dies in der Regel zu
Die Forschungslage zu den Wirkungen des kognitiven elaborierteren Schülerbeiträgen, zu einer höheren An-
Niveaus von Lehrerfragen ist jedoch insgesamt un- zahl von Meldungen, zu häufigeren Schülerfragen und
einheitlich. Zwar kann mehrheitlich nachgewiesen insgesamt zu einer aktiveren und niveauvolleren Beteili-
werden, dass kognitiv anspruchsvollere Lehrerfragen gung von Schülern am Unterricht (Rowe, 1974; Tobin,
kognitiv anspruchsvollere Schülerantworten nach 1987). Studien über den Zusammenhang zwischen War-
sich ziehen und insofern zu einer tieferen Verarbeitung tezeiten und Lernzuwachs sind auch international sel-
und Elaboration des Unterrichtsinhalts durch die Ler- ten und kommen nicht zu einheitlichen Ergebnissen
nenden beitragen (Gayle, Preiss & Allen, 2006). Ob mit (Tobin, 1987).
dem Anteil kognitiv anspruchsvoller Fragen aber auch Schülerfragen sind im Unterschied zu Lehrerfragen
der Lernerfolg der Schüler linear zunimmt, ist umstrit- ein vergleichsweise seltenes Ereignis, erfüllen jedoch
ten (Mills, Rice, Berliner & Rosseau, 1980; Samson, eine wichtige Funktion beim Wissensaufbau (Niege-
Strykowski, Weinstein & Walberg, 1987; Winne, 1979). mann, 2004). Bislang sind sie jedoch vergleichsweise
Mögliche Erklärungen für die uneinheitlichen Ergeb- selten Gegenstand von Untersuchungen.
86 Kapitel 4 · Unterricht

der Lernenden einherging (Helmke, Schneider & Wei- Stellvertretend für die Vielzahl an Studien wird hier
nert, 1986). Auch international lassen sich empirische eine Studie näher vorgestellt. Hines, Cruickshank und
Evidenzen für Effekte eines störungsarmen und struktu- Kennedy (1985) ließen 32 angehende Lehrpersonen die
rierten Unterrichts auf Einstellungsveränderungen der gleiche 25-minütige Unterrichtssequenz unterrichten.
Lernenden nachweisen (Campbell et al., 2004). Die Lerngruppen bestanden aus 4–6 Schülern. Die Un-
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ein terrichtsstunden wurden auf Video gezeichnet. Die Klar-
strukturierter, störungsarmer und effektiv geführter Un- heit des Unterrichts wurde mit 29 Items durch Lehrper-
terricht die affektiv-motivationale Entwicklung der Ler- sonen, Lernende und zwei unabhängige Beobachter
4 nenden befördern kann. Es kann angenommen werden, niedriginferent erfasst. Zusätzlich wurden hochinferente
dass ein Mindestmaß an didaktischer Strukturierung Ratings durch zwei Beobachter vorgenommen. Als Ziel-
eine notwendige Voraussetzung für eine wirksame Klas- kriterien wurden der Lernerfolg und die Zufriedenheit
senführung darstellt, die wiederum als wichtige Voraus- der Lernenden untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass
setzung dafür angesehen werden kann, dass inhaltsbezo- die Klarheit des Unterrichts, unabhängig von dem Ver-
gene Strukturierungen und Hinweise Wirkungen entfal- fahren der Erfassung, positive Effekte auf den Lernerfolg
ten können. und die Zufriedenheit der Lernenden hatte.
Zu den Lehrstrategien, die zur inhaltlichen Klarheit
des Unterrichts beitragen, zählen auch der Einsatz und
4.2.2 Inhaltliche Klarheit und Kohärenz die Verbindung unterschiedlicher Repräsentations-
des Unterrichts formen (s. oben). So ergab die Metaanalyse von Marza-
no und Kollegen (2000), dass der Einsatz »nichtsprach-
Kognitive Zielvariablen licher Repräsentationsformen« deutliche leistungsstei-
Inhaltliche Klarheit beschreibt einen Unterricht, in dem gernde Effekte hat, und zwar vor allem dann, wenn
die inhaltlichen Aspekte des Unterrichtsgegenstandes sprachliche und nichtsprachliche Repräsentations-
sprachlich prägnant und verständlich, fachlich korrekt formen miteinander verknüpft wurden (zur Bedeutung
und inhaltlich kohärent dargestellt und/oder entwickelt des Medieneinsatzes 7 Kap. 5).
werden. Dabei übernehmen variantenreiche Erklä- Warum wirkt sich die inhaltliche Klarheit des Unter-
rungen und Erläuterungen unter Verwendung von Ver- richts positiv auf den Lernerfolg aus? Die inhaltliche
anschaulichungen, Abbildungen, Beispielen, Analogien Klarheit des Unterrichts – so lässt sich annehmen – sorgt
und Metaphern, die Hervorhebung und Zusammenfas- dafür, dass die wichtigsten inhaltlichen Aspekte klar und
sung zentraler inhaltlicher Punkte, die Herausarbeitung deutlich hervortreten und als kennzeichnende Elemente
von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Konzepten, von den Lernenden identifiziert, diskriminiert und ver-
die Verwendung und Verbindung unterschiedlicher Re- arbeitet werden. Auf der Basis der Cognitive-Load-The-
präsentationsformen sowie das wiederholte Aufgreifen orie lässt sich argumentieren, dass die Betonung rele-
von schwierigen Sachverhalten und Aspekten eine wich- vanter Informationen, der Verzicht auf irrelevante und
tige verständnisfördernde Funktion (Cruickshank, 1985; überflüssige Informationen, die didaktische Reduktion
Helmke, 2007). der Komplexität des Inhalts sowie die angemessene Ver-
Die Forschungslage ist trotz der weiten Bedeutung bindung unterschiedlicher Repräsentationsformen das
des Begriffs 7 inhaltliche Klarheit relativ konsistent. Die Arbeitsgedächtnis entlasten und die Informationsverar-
inhaltliche Klarheit des Unterrichts hat positive Effekte beitung erleichtern (Chandler & Sweller, 1991; Mayer &
auf das Lernen der Schüler, unabhängig vom Alter der Moreno, 2003).
Lernenden, unabhängig davon, ob die Klarheit mittels
niedrig- oder hochinferenter Verfahren erfasst wird, un- Motivational-affektive Zielvariablen
abhängig davon, welche Dimensionen von Klarheit tat- Die Forschungslage hinsichtlich affektiv-motivationaler
sächlich untersucht werden und unabhängig davon, ob Zielkriterien ist ähnlich deutlich. Hines, Cruickshank
es sich um experimentelle oder quasi-experimentelle und Kennedy (1985) konnten in ihrer Studie nachwei-
Studien handelt (z. B. Chesebro, 2003; Hines, Cruicks- sen, dass eine höhere Klarheit des Unterrichts mit einer
hank, & Kennedy, 1985; Rodger, Murray, & Cummings, höheren Zufriedenheit der Lernenden einhergeht. Rod-
2007). ger, Murray und Cummings (2007) zeigten in ihrer ex-
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
87 4

perimentellen Studie, dass Studierende stärker motiviert male des Kontexts und des Lernenden dazu beitragen,
sind, wenn die Klarheit des (Hochschul-)Unterrichts dass sich Rückmeldungen lernförderlich auswirken.
ausgeprägter ist. Die Feedbackforschung beschäftigt sich vor allem
Die Studie von Seidel, Rimmele und Prenzel (2005) mit dem Lehrerfeedback auf Aufgaben, bei denen es eine
konnte ebenfalls positive Effekte auf die Motivationsent- richtige Antwort bzw. Lösung gibt. In Abhängigkeit von
wicklung feststellen. Lernende in Klassen, in denen die der Komplexität und der Elaboriertheit des Feedbacks
Zielklarheit und die Kohärenz des Physikunterrichts be- werden verschiedene Formen unterschieden. Die ein-
sonders deutlich ausgeprägt waren, berichteten über fachen Rückmeldungen informieren den Lernenden,
eine höhere intrinsische Motivation als Lernende in ob seine Lösung bzw. seine Antwort richtig oder falsch
Klassen, in denen diese beiden Merkmale vergleichswei- war (»knowledge of results«, KOR) und ggf. noch darü-
se gering ausgeprägt waren. ber, wie die richtige Antwort lautet (»knowledge of cor-
In die gleiche Richtung weisen die Befunde von rect results«, KCR). Zu den komplexen und elabo-
Schrader, Helmke und Dotzler (1997) aus der SCHO- rierteren Rückmeldeformen werden in der Regel Hin-
LASTIK-Studie. Auch hier zeigte die eingeschätzte Klar- weise gezählt, die über die Nennung des richtigen Ergeb-
heit des Unterrichts einen positiven Zusammenhang mit nisses hinausgehen und weitere Informationen und
der affektiven Entwicklung der Lernenden. Erklärungen beinhalten, die für das Verständnis der
Aufgabe von Bedeutung sind und die Lösung bzw. rich-
tige Antwort verständlich machen (vgl. Jacobs, 2002;
4.2.3 Feedback Kulhavy & Stock, 1989).
Fasst man die Vielzahl von Studien zusammen und
Kognitive Zielvariablen differenziert zusätzlich nach den Formen des Feedbacks,
Definition so zeigt sich ein konsistenteres Bild. Demzufolge haben
Feedback wird als jede Art von Rückmeldung ver- Rückmeldungen, die lediglich darüber informieren, ob
standen, die den Lernenden über die Richtigkeit sei- eine Antwort bzw. ein Ergebnis falsch oder richtig ist, in
ner Antwort bzw. seiner Aufgabenlösung informiert der Regel keinen Effekt auf die Lernleistung (Kluger &
(Mory, 2004) oder die dem Lernenden inhaltliche DeNisi, 1996; Mory, 2004). Sind mit der Rückmeldung
und/oder strategische Hilfen und Informationen zu dagegen Informationen verbunden, wie die korrekte Lö-
dessen Bearbeitungsprozess zur Verfügung stellt. sung lautet bzw. ist mit der Rückmeldung eine Fehler-
korrektur verbunden, so ist eher ein Effekt auf den Ler-
nerfolg zu beobachten (z.B. Bangert-Drowns et al., 1991;
Bloße Bekräftigungen (Belohnungen, Lob, Tadel) ohne Heubusch & Lloyd, 1998).
Bezug auf die erbrachte Leistung werden in der Regel Formen elaborierten Feedbacks gelten einfacheren
nicht zum Feedback gezählt (Jacobs, 2002; Mory, 2004) Formen des Feedbacks grundsätzlich zwar als überlegen
und werden bei der folgenden Zusammenfassung nicht (Bangert-Drowns et al., 1991; Kluger & DeNisi, 1996),
berücksichtigt. doch geht man heute davon aus, dass für die positiven
7 Feedback gilt als zentrale Komponente im Lehr- Effekte elaborierter Feedbackformen weitere Variablen
und Lernprozess. Wenn man sich dem Forschungsstand eine Rolle spielen, über deren Zusammenspiel noch we-
zunächst unter Heranziehung der großen Metaanalysen nig bekannt ist. Hierzu zählen z. B. die Komplexität der
nähert, dann gewinnt man schnell den Eindruck, dass Aufgabe und verschiedene Merkmale des Lernenden,
»Feedback geben« per se positive Auswirkungen auf ko- wie z. B. dessen Vorwissen und dessen Umgang mit dem
gnitive und motivationale Zielvariablen hat, so bedeut- gegebenen Feedback.
sam fallen die ermittelten mittleren Effektstärken aus So zeigte sich in einigen Studien, dass bei einfachen
(Hattie & Timperley, 2007; Lysakowski & Walberg, 1982; Aufgabenstellungen, die lediglich die Wiedergabe von
Scheerens & Bosker, 1997). Doch der erste Eindruck Fakten erfordern, elaboriertes und komplexes Feedback
täuscht. Bei näherer Betrachtung ergibt sich ein recht eher schädlich sein kann (Mory, 2004), da es mehr Infor-
uneinheitliches Bild, das die Notwendigkeit einer wei- mationen enthält als zur Korrektur eigentlich notwendig
teren Differenzierung aufzeigt und die Frage aufwirft, sind, wodurch das Arbeitsgedächtnis der Lernenden un-
welche Merkmale von Feedback, aber auch welche Merk- nötig belastet und wertvolle Lernzeit mit vergleichsweise
88 Kapitel 4 · Unterricht

irrelevanten Hinweisen gebunden wird. Elabarorierteres schwierigkeit: Demnach kann bei anspruchsvollen Auf-
Feedback scheint vor allem bei Aufgabenstellungen, die gabenstellungen verzögertes Feedback wirksamer sein
den Erwerb von Regeln und Konzepten intendieren und als bei einfachen Aufgabenstellungen (Hattie & Timper-
komplexeres Denken erfordern, wirksamer zu sein als ley, 2007).
wenig informatives Feedback (Huth, 2004; Krause, Stark
& Mandl, 2004; Moreno, 2004). Motivationale Zielvariablen
Was Merkmale der Lernenden anbelangt, verdeutli- Wirkt sich Feedback auch auf affektiv-motivationale
chen verschiedene Studien, dass der Lernerfolg als Folge Variablen, wie die intrinsische Motivation, das Engage-
4 von Feedback abhängig ist vom Vorwissensstand des ment oder die Zufriedenheit der Lernenden mit der ei-
Lernenden. Insbesondere bei geringerem Vorwissen genen Kompetenzentwicklung aus? Aus theoretischer
sind höhere Effekte von Feedback zu erwarten (Jacobs, Sicht kann angenommen werden, dass insbesondere in-
2002). Für leistungsstärkere Schüler kann unvollständi- formationshaltigere Rückmeldungen, die über eine rei-
ges Feedback effektiver sein kann als für leistungsschwä- ne Ergebnisrückmeldung hinausgehen, positive Effekte
chere, die demgegenüber eher von vollständigem Feed- auf affektiv-motivationale Variablen haben (7 Kap. 9),
back profitieren (Mory, 2004). Van den Boom, Paas und da die Lernenden dadurch Informationen über die Wir-
Merriënboer (2007) berichten über positive Effekte eines kungen ihrer Lernhandlungen erhalten und ihre An-
sogenannten suggestiven Feedbacks, das Hinweise auf strengungen beachtet und gewürdigt sehen, wodurch
Fehler und Probleme enthält, ohne dass jedoch direkte sich ihr Kompetenzgefühl und ihre Lernfreude steigern
Hinweise gegeben werden, worin das Problem bzw. der lassen.
Fehler besteht. Auch Hattie und Timperley (2007) ver- Die Forschungslage zu den motivationalen Wir-
weisen in ihrem Forschungsüberblick auf die Wirksam- kungen von aufgabenbezogenem Feedback fällt aller-
keit von Feedback, das sich auf den Prozess der Bearbei- dings uneinheitlich aus. Einerseits berichten verschie-
tung und auf die Anwendung von Strategien bezieht. dene Studien, dass aufgabenorientiertes Feedback die
Nach den Ergebnissen von Vollmeyer und Rheinberg Motivation und das Interesse steigert (z. B. Butler, 1987).
(2005) kann sogar schon die Ankündigung von Feed- Andere Studien dagegen können keine positiven bzw.
back ausreichen, um Lernende zu einer systematische- keine direkten Effekte des Feedbacks auf affektiv-moti-
ren Anwendung von Strategien anzuregen und damit zu vationale Variablen absichern (z. B. Krause & Stark,
besseren Leistungen zu bewegen. 2004). Die Studie von Vollmeyer und Rheinberg (2005)
Aus einer konstruktivistischen Perspektive sind der zeigt indirekte Effekte des Feedbacks über die ange-
Umgang mit und die Nutzung von Feedback relevante wandten Strategien auf die Motivation.
mediierende Faktoren für die Wirkungen von Feedback. Auch wenn man verschiedene Feedbackformen mit-
Aktuellere Feedbackmodelle und Forschungsbefunde einander vergleicht, wird die Befundlage nicht klarer.
im Kontext des selbstgesteuerten Lernens lassen erken- Offenbar wird der Zusammenhang zwischen Feedback
nen, dass die Nutzung von Feedback nicht nur von ko- und Motivation von weiteren Drittvariablen modierert.
gnitiven, sondern auch von metakognitiven und affek- Narciss (2002, 2004) untersuchte in mehreren Studien
tiv-motivationalen Voraussetzungen der Lernenden, wie die Auswirkungen des Informationsgehalts von Feed-
z. B. den Zielorientierungen und den Kontroll- und back auf kognitive und motivationale Variablen. Ihre
Kompetenzüberzeugungen abhängig ist (Butler & Ergebnisse deuten darauf hin, dass die motivationsför-
Winne, 1995; Mory, 2004; Narciss, 2004; 7 Kap. 8). derlichen Wirkungen eines elaborierteren informativen
Auch der Zeitpunkt der Rückmeldung kann offen- Feedbacks nicht salient werden, wenn die Lernenden
bar die Wirkungsweise des elaborierten Feedbacks be- einer intensiven Aufgabenbearbeitung aus dem Weg ge-
einflussen. In einigen Studien zeigte sich, dass sofortige hen können. Wenn die Lernenden jedoch gezwungen
Lehrerrückmeldungen im Unterricht grundsätzlich sind, sich eine bestimmte Zeit mit den Aufgaben ausein-
wirksamer sind als aufgeschobene bzw. verzögerte Rück- anderzusetzen, werden positive Wirkungen eines infor-
meldungen (Kulik & Kulik 1988; Heubusch & Lloyd, mationshaltigerem Feedbacks wahrscheinlicher.
1998; Dihoff, Brosvis & Eppstein, 2003). In anderen Stu- Unterrichtsstudien, wie die von Kunter (2005) und
dien ergab sich jedoch auch eine Wechselwirkung zwi- Elawar und Corno (1985), zeigen positive Effekte des
schen dem Zeitpunkt des Feedbacks und der Aufgaben- Feedbacks auf affektiv-motivationale Zielvariablen.
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
89 4

Kunter wies bei der Reanalyse der deutschen TIMSS-


Videos nach, dass sich die von den Lernenden wahrge- Zentrale Bestimmungsmerkmale kooperativen
nommene Rückmeldequalität der Lehrperson positiv Lernens
auf die Interessensentwicklung auswirkte, und zwar auch 4 Grundlegend für kooperatives Lernen ist eine
nach Kontrolle der individuellen Lernvoraussetzungen positive Interdependenz (wechseitige Abhän-
der Lernenden und der Kontextbedingungen der jewei- gigkeit) der Lernenden. Das bedeutet: Den Ler-
ligen Klasse. nenden sollte bewusst sein, dass sie die Aufgabe
Elawar und Corno (1985) untersuchten, wie Lehrer- nur zusammen lösen können. Bekräftigungen
rückmeldungen auf Hausaufgaben die Leistung und wie »Wir sitzen alle in einem Boot« oder »Wir zie-
Motivation der Lernenden beeinflussen. Hierzu wurde hen am gleichen Strang« drücken diese positive
eine Experimentalgruppe von Mathematiklehrpersonen Interdependenz aus.
in einem aufwendigen Training fortgebildet. Die aus- 4 Dies impliziert auch, dass jedes Gruppenmitglied
führlichen Lehrerrückmeldungen bestanden aus emoti- eine individuelle Verantwortung für den Ar-
onal-motivationalen und sachlich-inhaltsbezogenen beitsprozess in der Gruppe übernimmt. Die Un-
Komponenten. Verglichen wurden diese ausführlichen terrichtspraxis sieht jedoch häufig anders aus:
Rückmeldungen mit einfachen Rückmeldungen, die die Oft arbeiten nur einige wenige an der Aufgaben-
Lernenden nur darüber informierten, wie viele Aufga- stellung, die anderen »tauchen ab« oder klinken
ben sie richtig bearbeitet hatten. Das ausführlichere sich ganz aus dem Arbeitsprozess aus (Renkl,
Feedback zeigte positive Effekte sowohl auf die Leistun- Gruber & Mandl, 1996).
gen als auch auf das Selbstkonzept, die Lernfreude und 4 Kooperatives Lernen lebt von der Face-to-Face-
auf die Einstellungen der Lernenden zur Lehrperson Kommunikation zwischen den Lernenden, von
und zur Schule. Formen gegenseitiger Unterstützung und
wechselseitiger Rückmeldung.
4 Soziale Fähigkeiten sind gleichsam Vorausset-
4.2.4 Kooperatives Lernen zung und Ziel kooperativen Lernens. Ohne ein
Minimum an vorhandenen Fertigkeiten und Fä-
Kognitive Zielvariablen higkeiten ist kooperatives Lernen kaum realisier-
Sowohl im deutschen wie auch im angloamerikanischen bar, gleichzeitig dient kooperatives Lernen je-
Sprachraum wird der Begriff »kooperatives Lernen« doch auch dem Aufbau sozialer Kompetenzen.
bzw. »cooperative learning« nicht einheitlich verwendet. 4 Die fünfte Komponente bezieht sich auf meta-
Pauli und Reusser (2000) verstehen unter kooperativem kognitive und reflexive Tätigkeiten der Lernen-
Lernen »Lernarrangements, die eine … koordinierte, den. Kooperatives Lernen im engeren Sinne be-
ko-konstruktive Aktivität der Teilnehmer/innen verlan- inhaltet, dass die Lernenden darüber nachden-
gen, um eine gemeinsame Lösung eines Problems oder ken, welche Tätigkeiten und Arbeitsschritte hilf-
ein gemeinsam geteiltes Verständnis einer Situation zu reich sind und wie sie ggf. ihren Arbeitsprozess
entwickeln« (Pauli & Reusser, 2000, S. 421). Mit Ko- modifizieren müssen.
Konstruktion ist gemeint, dass Lernende durch den ge-
genseitigen Austausch neues Wissen aufbauen, ein neu-
es Verständnis oder neue Aufgaben- oder Problemlö- Dem kooperativen Lernen in den USA und auch in an-
sungen entwickeln, die vorher in dieser Form bei keinem deren Ländern liegen langjährig entwickelte und erprob-
der Lernenden verfügbar waren. te Konzepte zugrunde. Diese lassen sich u. a. nach ihrer
Zu beachten ist jedoch, dass kooperatives Lernen Belohnungs-/Bewertungsstruktur und nach ihrer Auf-
nicht einfach gleichzusetzen ist mit jeder x-beliebigen gabenstruktur systematisieren. Hinsichtlich der Beloh-
Form von Gruppenarbeit. Unter Berücksichtigung der nung bzw. der Bewertung wird zwischen Konzepten
umfangreichen Literatur werden immer wieder folgende unterschieden, bei denen die Gruppen aufgrund der in-
zentrale Bestimmungsmerkmale genannt, die koopera- dividuellen Leistungen ihrer Mitglieder belohnt bzw.
tives Lernen im engeren Sinne kennzeichnen (Johnson, bewertet werden und solchen Konzepten, bei denen ent-
Johnson & Stanne 2000). weder keine Belohnung bzw. Bewertung erfolgt oder die
90 Kapitel 4 · Unterricht

Belohnung bzw. Bewertung nur für das Gruppenergeb- terogenen Gruppen (Fawcett & Garton, 2005; Fuchs et
nis, unabhängig von den Leistungen der einzelnen Mit- al., 1996). Für leistungsdurchschnittliche Schüler zeich-
glieder, gegeben wird. Hinsichtlich der Aufgabenstruk- net sich dagegen ab, dass ihr Lernerfolg in heterogenen
tur lassen sich Konzepte voneinander abgrenzen, die Gruppen eher geringer ausfällt als in homogenen Grup-
sich im Grad der Vorstrukturierung und der Aufteilung pen, für leistungsstarke Schüler differieren die Befunde
der Aufgaben unterscheiden. (Webb et al., 1998; Lou et al., 1996). Letzere erzielen in
Zwei bedeutsame Konzepte kooperativen Lernens heterogenen Gruppen offenbar dann einen vergleichs-
werden im folgenden 7 Exkurs vorgestellt. Beim STAD- weise hohen Lerngewinn, wenn eine intensive, freund-
4 Konzept erfolgt eine Gruppenbelohnung aufgrund indi- liche und von gegenseitiger Unterstützung geprägte Ar-
vidueller Leistungen der Gruppenmitglieder, dagegen beitsatmosphäre vorherrscht (Webb, Nemer & Zuniga,
wird auf eine Vorstrukturierung der Aufgaben in der Re- 2002). Das letztgenannte Ergebnis zeigt, dass für das Ge-
gel verzichtet. Beim zweiten hier vorgestellten Konzept, lingen kooperativen Lernens die Interaktionsqualität
dem Jigsaw, erfolgt dagegen keine Belohnung der Leis- eine wichtige Rolle spielt (Hijzen, Boekkaerts & Vedder,
tungen, dagegen sind die Aufgaben vorstrukturiert. 2007).
Was den Forschungsstand zum kooperativen Lernen Ob auch Strukturierungsmaßnahmen die Qualität
insgesamt anbelangt, so zeigen die großen Metaanalysen kooperativen Arbeitens befördern können, ist nicht rest-
zunächst ein relativ konsistentes Bild: Kooperative Lern- los geklärt. In der Metaanalyse von Rohrbeck et al. (2003)
situationen scheinen individualisierten und kompeti- konnte dies nicht bestätigt werden, anderen Studien zu-
tiven Lernsituationen überlegen zu sein (Johnson et al., folge befördern Strukturierungen jedoch die Qualität
2000; Rohrbeck, Ginsburg-Block, Fantuzzo & Miller, kooperativen Arbeitens, insbesondere dann, wenn sie
2003). Doch bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass auf eine Aktivierung und Förderung metakognitiver Fä-
die mittleren Effektstärken in den verschiedenen Meta- higkeiten der Lernenden abzielen (Howe & Tolmie,
analysen erheblich variieren und dass auch innerhalb 2003; Kramarski & Mevarech, 2003).
der jeweiligen Metaanalysen die Effektstärken der ein- Die hier dargestellten Ergebnisse werfen die Frage
zelnen Studien breit streuen. Dies legt die Vermutung auf, wie sich die insgesamt positiven Befunde für koope-
nahe, dass die Effekte kooperativen Lernens von wei- ratives Lernen theoretisch erklären lassen. Hierbei lässt
teren Bedingungen beeinflusst werden. sich eine kognitiv-konstruktivistische und eine motiva-
Die Metaanalyse von Rohrbeck et al. (2003) konnte tionale Perspektive unterscheiden. Aus kognitiv-kon-
eine Reihe solcher Drittvariablen identifizieren, die die struktivistischer Perspektive kann angenommen wer-
Effektivität des »peer-assisted learning« (PAL), bei dem den, dass kooperatives Lernen insbesondere dann zu
sich Schüler gegenseitig in Gruppen unterrichten, mo- einer Weiterentwicklung kognitiver Schemata und
derieren. Demnach fallen die Ergebnisse für diese Art Strukturen beiträgt, wenn es zu einem vertieften Aus-
des kooperativen Lernens dann günstiger aus, wenn die tausch von Meinungen, Ideen und Konzepten zwischen
Lernenden in gleichgeschlechtlichen Gruppen zusam- den Lernenden kommt, wenn widersprüchliche Mei-
menarbeiten, wenn das Ziel der Arbeit von den Ler- nungen aufeinandertreffen und kognitive Konflikte ent-
nenden festgelegt wird und wenn die Arbeit Freiheits- stehen, die zu einem inhaltlich intensiven Diskurs füh-
grade für die Lernenden eröffnet. Besonders hoffnungs- ren (Piaget, 1985). Empirische Evidenzen hierfür fassen
voll stimmen Befunde, die darauf hindeuten, dass insbe- De Lisi und Golbeck (1999) zusammen. Eine stärker so-
sondere sozial benachteiligte Kinder von dieser Art des ziokulturelle Perspektive verfolgt die Theorie Vygotskys
Lernens profitieren. (1978). Vygotsky geht davon aus, dass die kognitive Ent-
Weitere Studien beschäftigten sich mit den Effekten wicklung ein Prozess ist, der vor allem durch die Aus-
der Gruppenzusammensetzung auf den Lernerfolg. handlungs- und Interaktionsprozesse mit (kompetente-
Eine heterogene Zusammensetzung der Gruppe kommt ren) Personen befördert und unterstützt wird. Lernende
offenbar insbesondere den schwächeren Schülern zugu- eignen sich durch die Interaktion mit kompetenteren
te (Lou et al., 1996; Webb et al., 1998). Erklärt wird dies Personen Konzepte, Denkweisen und Strategien an, in-
mit den elaborierteren Erklärungen und Beiträgen der dem sie diese schrittweise internalisieren. Lernende pro-
stärkeren Mitglieder der Gruppen, aber auch mit einem fitieren vor allem dann von dieser Interaktion, wenn
aktiveren Lernverhalten der schwächeren Schüler in he- Anleitung und Unterstützung in der »Zone der nächsten
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
91 4

Exkurs

Student Teams-Achievement Divisions Jigsaw (Aronson, Blaney, Stephan, Sikes, & Snapp,
(Slavin, 1996) 1978)
STAD ist eine Kombination aus Gruppenarbeit, regel- Das Jigsaw (Gruppenpuzzle) verläuft in 4 unterschied-
mäßiger Leistungsüberprüfung und Gruppenbeloh- lichen Phasen. Zunächst teilt sich die Klasse in soge-
nung. STAD umfasst mehrere Phasen. Zunächst führt nannte Stammgruppen mit 4–5 Mitgliedern auf. Darauf-
die Lehrperson im Klassenverband in das Thema des hin werden, auf der Basis thematischer Vorstrukturierun-
Unterrichts ein. In der zweiten Phase arbeiten die Ler- gen seitens der Lehrperson, Expertengruppen gebildet,
nenden in leistungsheterogenen Gruppen. Ziel dieser in die jeweils ein Mitglied jeder Stammgruppe entsandt
Phase ist, dass alle Mitglieder der Gruppe die wird und die unterschiedliche Aspekte oder Aufgaben
entsprechende(n) Aufgabe(n) lösen. Jede Gruppe be- eines komplexeren Themas bearbeiten. Nach dieser Ex-
kommt die gleiche(n) Aufgabe(n) und die gleichen pertenphase folgt die Vermittlungsphase in den Stamm-
Materialien zur Verfügung gestellt. Nach der koopera- gruppen. Jedes Mitglied hat dabei die Aufgabe, sein in
tiven Phase – diese kann 3–5 Unterrichtsstunden um- den Expertengruppen erworbenes (Experten-)Wissen
fassen – erfolgt eine individuelle Leistungsüberprü- an die Mitglieder seiner Stammgruppe weiterzugeben,
fung mit einem Quiz bzw. Test. Dabei arbeitet jeder die sich mit einem anderen Thema beschäftigt haben.
Schüler allein. Die erzielten individuellen Leistungen Daran schließt sich in der Regel noch eine gemeinsame
der Schüler werden jeweils mit einer Baseline, die vor Reflexion im Klassenverband an.
der eigentlichen kooperativen Phase erfasst wurde, Die Befunde zur Lernwirksamkeit des Gruppenpuzz-
verglichen. Daran bemisst sich, wie viele Punkte jedes les fallen, was den Lernerfolg anbelangt, uneinheitlich
Gruppenmitglied erhält. Die Punkte werden pro Grup- aus. In den meisten Untersuchungen konnten keine Vor-
pe aufsummiert, die Gruppe mit den meisten Punkten teile des Gruppenpuzzles gegenüber herkömmlichem
gewinnt. Eine Gruppe – so die Erwartung – kann also Unterricht abgesichert werden können (Hänze & Berger,
nur dann erfolgreich sein, wenn alle Mitglieder der 2007; Souvignier & Kronenberger, 2007). Demgegenü-
Gruppe dazugelernt haben bzw. nach der koopera- ber berichten z. B. Borsch und Kollegen (2002) von posi-
tiven Phase bessere Leistungen zeigen als vorher, was tiven Effekten, d. h., die Lernenden erzielten im Grup-
voraussetzt, dass sich die Lernenden gegenseitig in ih- penpuzzle größere Lernzuwächse als im traditionellen
rem Lern- und Verstehensprozess unterstützen und Unterricht bzw. in Einzelarbeit. Die Metaanalyse von
Verantwortung für sich und die anderen Mitglieder in Johnson, Johson und Stanne (2000) ermittelt für das
der Gruppe übernehmen. Diese Form der Beurteilung Gruppenpuzzle leicht positive Effekte. Einhellig weisen
erhöht den Druck für die einzelnen Gruppenmitglieder die Studien jedoch auf differenzielle Effekte innerhalb
sich anzustrengen und sich für die Arbeit der Gruppe der Gruppenpuzzlegruppen hin: In ihren Expertenthe-
zu engagieren. men schneiden die Lernenden in der Regel besser ab
Slavin (1996) verweist auf die große Bedeutung, als in jenen Themen, die ihnen von ihren Mitlernenden
die der individuellen Leistungsüberprüfung in diesem präsentiert wurden (z. B. Hänze & Berger, 2007). Dieser
Modell eingeräumt werden muss. Eine von ihm durch- Befund ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass
geführte Metaanalyse ergab für diese Form koopera- die Schüler sehr viel mehr Zeit auf die Erarbeitung ihrer
tiven Lernens eine mittlere Effektstärke, was einem Expertenthemen verwenden, und wenn man berück-
schwachen, aber bedeutsamen Effekt entspricht. sichtigt, dass der Lernerfolg in den Nichtexperten-
Wenn dagegen ausschließlich ein einziges von der themen auch von der Qualität der Vermittlung und
Gruppe erstelltes Produkt bewertet wird, zeigen die Präsentation durch die Mitschüler abhängig sein dürfte
Studienergebnisse einen geringeren Effekt. (Webb, Nemer, Chizhik & Sugrue, 1998).
92 Kapitel 4 · Unterricht

Entwicklung« angesiedelt sind, also etwas über den ak- positiven Effekten des kooperativen Lernens ausgehen
tuellen Entwicklungsstand des Lernenden hinausrei- kann. Vielmehr deuten die uneinheitlichen Ergebnisse
chen. Andere Autoren erklären die positiven Effekte darauf hin, dass es auch für den affektiv-motivationalen
kooperativen Lernens mit motivationalen Aspekten des Bereich moderierende Faktoren gibt, die die Stärke der
Lernens (s. unten). Effekte kooperativen Lernens beeinflussen.

Motivationale Zielvariablen
Für Slavin (1996) stellt die Motivation der Lernenden, 4.2.5 Übungen
4 die seiner Meinung nach insbesondere durch die grup-
penbezogene Belohnung auf der Basis der individuellen Übung und Wiederholung sind wichtige Komponenten
Leistungen der Gruppenmitglieder und die sich dadurch im Lern- bzw. Wissenserwerbsprozess und spielen in
ergebende individuelle Verantwortlichkeit der Ler- vielen Instruktionstheorien und -modellen eine wichtige
nenden gefördert wird, den entscheidenden Wirkme- Rolle (vgl. Aebli, 7 Abschn. 4.1.3). Üben dient der Spei-
chanismus beim kooperativen Lernen dar. cherung und Festigung von deklarativem und prozedu-
Andere Autoren sehen eher in der sozialen Kohäsion ralem Wissen und damit der Entlastung des kognitiven
der Gruppenmitglieder den entscheidenden Grund für Systems. Als allgemein anerkannt gilt, dass Training und
die positiven Effekte kooperativen Lernens, da koopera- Übung mangelnde Fähigkeiten und Begabung zumin-
tives Lernen dem Bedürfnis nach sozialer Eingebunden- dest partiell kompensieren können.
heit entgegenkommt und darüber die Lernmotivation Wenn man den Forschungsstand zum Thema
der Lernenden fördert (Cohen, 1994). »Üben« analysiert, so fällt zunächst auf, dass es ver-
Insgesamt liegen zu den Effekten auf motivational- gleichsweise wenig aktuelle Studien gibt, die die Wir-
affektive Variablen (Einstellungen zum Lernen, Selbst- kungen von Übungen und Übungskomponenten auf
wertgefühl, Formen der Lernmotivation) deutlich weni- schulrelevantes Wissen und schulbezogene Fähigkeiten
ger Studien vor als für die Leistungsentwicklung. Zu- explizit untersuchen. Implizit wird entsprechenden Fra-
sammenfassungen des Forschungsstands und Metaana- gen innerhalb der Forschung zum Erwerb und zur Be-
lysen indizieren auch hier ein insgesamt positives Bild deutung von Lernstrategien für den Lern- und Übungs-
(Lou et al., 1996; Springer, Stanne & Donovan, 1999). erfolg nachgegangen (7 Kap. 2; Klauer & Leutner, 2007;
Zieht man einige aktuellere Einzelstudien heran, so Mandl & Friedrich, 2006).
wird das Bild verschwommener. In der Studie von Krau- Auch in Standardwerken zum Thema Unterrichts-
se und Stark (2004) blieben die erwarteten Effekte ko- qualität wird immer wieder auf die Bedeutung des Übens
operativen Lernens auf motivationale Variablen, wie die für den Lernprozess hingewiesen (Brophy, 2000; Borich,
Selbstwirksamkeit, die erlebte Kompetenz, die wahrge- 2007). Marzano et al. (2000) ermitteln in ihrer Metaana-
nommene Anstrengung sowie die Akzeptanz der Ler- lyse für das Merkmal »Hausaufgaben und Übungen«
numgebung, allesamt aus. Positive Ergebnisse ergeben eine Effektstärke von d=0,77, was einen beträchtlichen
sich dagegen aus zwei Studien, die die Wirkungen der Effekt darstellt. Auch die fachdidaktische Forschung
STAD-Methode und des Gruppenpuzzles untersuchten. stellt die Bedeutung des Übens für den Lernprozess her-
In einer amerikanischen Studie mit Lernenden an High- aus (z. B. für die Mathematik: Grouws & Cebulla, 2000).
schools konnten positive Effekte der STAD-Methode auf Dabei wird meist darauf verwiesen, dass positive Effekte
die Entwicklung der Selbstwirksamkeit, der intrinsischen von Übungen am ehesten dann zu erwarten sind, wenn
Motivation sowie auf die Zielorientierungen der Ler- ein ausreichendes konzeptionelles Verständnis beim
nenden nachgewiesen werden (Nichols, 1996). Hänze Lernenden vorhanden ist. Dieser weit verbreiteten An-
und Berger (2007) zeigen, dass sich das Verfahren des sicht widersprechen allerdings die Befunde von Rittle-
Gruppenpuzzles positiver auf die drei »basic needs« Johnson, Siegler und Alibali (2001), die wechselseitige
nach Deci und Ryan (1985), also auf das Kompetenzer- Zusammenhänge zwischen der Entwicklung konzeptu-
leben, die soziale Eingebundenheit und das Autonomie- ellen Verständnisses und prozeduraler Fertigkeiten
erleben, auswirkt als traditioneller Unterricht. nachweisen konnten.
Zusammenfassend zeigt sich auch für den affektiv- Als empirisch gut bestätigt gilt, dass verteilte
motivationalen Bereich, dass man nicht automatisch von Übungen grundsätzlich effektiver sind als massierte
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
93 4

(Donovan & Radosevich, 1999; Cepeda, Pashler, Vul, eines vertieften Verständnisses – zu sein, wenn er Ler-
Wixted & Rohrer, 2006) nende zum vertieften Nachdenken und zu einer elabo-
Wie lang dürfen die Zeiträume zwischen den rierten Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsgegen-
Übungseinheiten sein? Lange ging man davon aus, dass stand anregt. Damit wird das Konstrukt der 7 kogni-
es sinnvoll sei, die Zeitintervalle zwischen den Wieder- tiven Aktivierung umschrieben, ein vergleichsweise
holungsphasen sukzessive auszudehnen. Aktuellere Stu- junges Konstrukt in der Unterrichtsforschung, das von
dien können dies jedoch nicht bestätigen. Donovan und Baumert und Klieme in Abgrenzung zu anderen Basis-
Radosevich (1999) zeigen, dass zu lange Zeiträume zwi- dimensionen der Unterrichtsqualität, wie Schülerorien-
schen den Übungseinheiten den Übungserfolg schmä- tierung und Klassenführung, in die Diskussion einge-
lern können. Cepeda et al. (2006) berichten in ihrer Me- führt wurde (Baumert et al., 2004; Klieme, Lipowsky,
taanalyse von einer uneinheitlicher Befundlage: Wäh- Rakoczy & Ratzka, 2006).
rend einige Studien nachweisen, dass mit einer Vergrö- Inwieweit Lernende kognitiv aktiviert und stimuliert
ßerung der Zeiträume zwischen den Übungsphasen ein werden, lässt sich nicht direkt beobachten, sondern wird
höherer Lernzuwachs verbunden ist, gelangen andere in der Regel über verschiedene Indikatoren approxima-
Studien zu dem Ergebnis, dass gleich lange Zeiträume tiv zu erfassen versucht. Diese beziehen einerseits Merk-
vorteilhafter sind. male des Unterrichtsangebots, andererseits Aspekte der
Rohrer und Taylor (2006) untersuchten im Rahmen Nutzung dieses Angebots durch die Lernenden ein. In-
einer experimentellen Studie die Effekte des sog. Over- dikatoren des Unterrichtsangebots umfassen vor allem
learning – also des Weiterübens einer Tätigkeit, die man Aspekte des Lehrerverhaltens. Die Lehrperson kann den
eigentlich schon beherrscht – auf mathematisch-strate- Prozess der kognitiven Aktivierung initiieren und beför-
gischen Lernerfolg von Studierenden. Die Anforderung dern, indem sie
bestand für die teilnehmenden Studierenden aus einer 4 die Lernenden mit kognitiv herausfordernden Auf-
vergleichsweise unterrichtsnahen, komplexen und ko- gaben konfrontiert,
gnitiv anspruchsvollen Aufgabe. Den Ergebnissen dieser 4 kognitive Konflikte provoziert,
Studie zufolge hat das Overlearning, also zusätzliche 4 auf Unterschiede in inhaltsbezogenen Ideen, Kon-
Übungsphasen, weder einen kurz- noch einen langfris- zepten, Positionen, Interpretationen und Lösungen
tigen Effekt. Dieses Ergebnis widerspricht früheren Stu- hinweist,
dien, die positive Effekte für das Overlearning nachwei- 4 die Lernenden anregt, ihre Gedanken, Konzepte,
sen konnten (vgl. auch Klauer & Leutner, 2007). Mögli- Ideen und Lösungswege darzulegen und zu erläu-
cherweise spielen für die Inkonsistenzen die unter- tern,
schiedlichen Bedingungen und Kontexte der jeweiligen 4 anregende, wohl überlegte Fragen stellt und
Untersuchungen eine Rolle. 4 allgemein gesprochen eine diskursive Unterrichts-
Insgesamt verweisen die Ergebnisse darauf, dass kultur pflegt, in der sich die Lernenden intensiv über
Übungen dann vergleichsweise wirkungslos verpuffen, inhaltliche Konzepte und Ideen austauschen.
wenn die Lernenden die auszuführenden Tätigkeiten
schon beherrschen und wenn die Übungsaufgaben keine Korrespondierend hierzu lässt sich auf der Ebene der
Variationen und Herausforderungen beinhalten, sodass Angebotsnutzung dann von einem vergleichsweise ko-
es den Lernenden nicht oder nur unzureichend gelingt, gnitiv aktivierenden Unterricht ausgehen, wenn die Ler-
die kennzeichnenden Bestandteile des relevanten Kon- nenden kognitiv anspruchsvolle Tätigkeiten ausüben,
zepts zu diskriminieren und zu generalisieren (Bjork, also z. B. Argumente austauschen, Querverbindungen
1994). Hier zeigen sich interessante Parallelen zur den zu anderen Themen oder Konzepten herstellen, Lö-
Empfehlungen von Aebli (1976; 1983). sungswege erläutern, vergleichen und beurteilen, Ver-
mutungen formulieren, Fragen stellen, Antworten und
Lösungen hinterfragen und ihr Wissen auf andere Situ-
4.2.6 Kognitive Aktivierung ationen übertragen.
Theoretisch weist das Konstrukt der kognitiven Ak-
Aus einer kognitiv-konstruktivistischen Sicht verspricht tivierung u. a. Bezüge zu den Theorien von Vygotsky
Unterricht dann erfolgreich – im Sinne der Förderung und Piaget und zu konstruktivistischen Theorien des
94 Kapitel 4 · Unterricht

Wissenserwerbs auf. Der inhaltliche Austausch mit an- die von Hiebert und Wearne (1993) sowie Befunde meh-
deren Menschen, insbesondere mit kompetenteren Mit- rerer qualitativer mathematikdidaktischer Studien, die
lernenden und Erwachsenen, wird von Vygotsky (1978) Hiebert und Grouws (2007) zusammenfassen, verweisen
als zentrale Voraussetzung für die allmähliche Verinner- auf die positiven Effekte eines Unterrichts, der sich durch
lichung von neuen Konzepten, Strategien und für den eine höhere Anzahl kognitiv anspruchsvoller Aufgaben
Aufbau von neuem Wissen verstanden (7 Abschn. 4.2.4). und durch die kognitiv anspruchsvolle Auseinanderset-
Der Ansatz von Vygotsky wie auch das Konstrukt der zung mit zentralen mathematischen Kernideen auszeich-
kognitiven Aktivierung betonen gleichermaßen die Be- net. Taylor, Pearson, Peterson und Rodriguez (2003)
4 deutung der fachgebundenen Interaktion für den Auf- konnten ähnliche Befunde für die Leseleistungen von be-
bau von neuem Wissen. nachteiligten Grundschülern ermitteln: Demnach wur-
Die Konfrontation der Schüler mit anderen Stand- den die Leseleistungen der Lernenden vor allem dann
punkten und Sichtweisen bzw. die Initiierung von Wi- gefördert, wenn die Lehrpersonen die Lernenden zu ko-
dersprüchen stellt eine Voraussetzung für das Entstehen gnitiv anspruchsvollen Aktivitäten anregten.
kognitiver Konflikte dar, die im Sinne Piagets (1985) als Weitere empirische Hinweise für die Bedeutung
Motor für die Weiterentwicklung kognitiver Strukturen eines kognitiv aktivierenden Unterrichts ergeben sich
betrachtet werden. Theoretische Basis für diese Annah- durch die positiven Ergebnisse von Trainingsprogram-
men bildet das sog. Äquilibrationskonzept, also das Be- men, die auf die Förderung (meta-)kognitiver Fähig-
streben des Lernenden, ein Gleichgewicht zwischen den keiten bzw. auf die Schulung von »thinking skills« abzie-
existierenden Vorstellungen und Konzepten einerseits len (z. B. Hattie, Biggs & Purdie, 1996; Kramarski &
und neuen Informationen und Erfahrungen andererseits Mevarech, 2003).
herzustellen. Der Impuls zum Aufbau und zur Weiter-
entwicklung kognitiver Strukturen erfolgt dadurch, dass
der Lernende mit Informationen, Erfahrungen oder 4.2.7 Unterstützendes Unterrichtsklima
Phänomenen konfrontiert wird, die im Widerspruch zu
seinen bisherigen Konzepten stehen und die ihn erken- In der Schul- und Unterrichtsforschung zählt der Klim-
nen lassen, dass seine bisherigen Vorstellungen nicht abegriff zu den undeutlichsten Konstrukten überhaupt
mehr tragfähig sind und neue Konzepte plausibler er- (Gruehn, 2000). So kann Klima zum einen die emotio-
scheinen (7 Abschn. 4.2.4). nale Grundtönung der Lehrer-Schüler-Beziehung, zum
Die Forschungslage zu Wirkungen eines kognitiv ak- anderen die Grundorientierungen und Werthaltungen
tivierenden Unterrichts ist noch vergleichsweise dünn. der am Schulleben beteiligten Personen oder die von den
Die meisten Studien liegen zum Mathematikunterricht Lernenden wahrgenommene Lernumwelt meinen (Eder,
vor. Klieme, Schümer und Knoll (2001) konnten auf der 2001). Als wahrgenommene Lernumwelt kann Klima
Basis der Daten aus der TIMSS-Videostudie 1995 posi- wiederum die Wahrnehmungen der einzelnen Schüler
tive Zusammenhänge zwischen der kognitiven Aktivie- oder die Wahrnehmungen einer ganzen Klasse reprä-
rung der Lernenden und dem Lernzuwachs nachweisen, sentieren. Im ersten Fall spricht man vom individuellen
dabei wurde jedoch der Mehrebenencharakter der Da- Klima, im zweiten Fall vom geteilten oder kollektiven
ten nicht berücksichtigt. In dem Projekt »Unterrichts- Klima. In neueren Arbeiten wird vor allem die kollektive
qualität, Lernverhalten und mathematisches Verständ- Wahrnehmung einer Lerngruppe als Indikator für das
nis« stellten Lipowsky et al. (im Druck), nach Kontrolle Unterrichtsklima herangezogen.
diverser Lernvoraussetzungen und klassenspezifischer Die uneinheitliche Konzeptualisierung des Begriffs
Bedingungen, einen positiven, wenngleich schwachen Klima findet auch in inkonsistenten Forschungsergeb-
Effekt der von externen Beobachtern hochinferent ein- nissen ihren Niederschlag. Ein erster Blick in die eng-
geschätzten kognitiven Aktivierung auf den Lernerfolg lischsprachige Literatur, offenbart nur scheinbar ein re-
der Schüler während einer dreistündigen Unterrichts- lativ einheitliches Bild: Darin findet man häufig Hinwei-
einheit zur »Satzgruppe des Pythagoras« fest. se darauf, dass ein gutes Unterrichtsklima eine zentrale
Auch Befunde des amerikanischen QUASAR-Pro- Voraussetzung für effektives Lernen sei (z. B. Brophy,
jekts (Stein & Lane, 1996), des britischen CAME-Projekts 2000; Fraser, 1994). Berücksichtigt man aber jene Stu-
(Shayer & Adhami, 2007), Ergebnisse einer kleinen Stu- dien, in denen mit dem Klima die Beziehungsqualität
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
95 4

zwischen Lehrenden und Lernenden erfasst wurde und sondern an einer überdurchschnittlichen Förderung
die den Einfluss der kollektiven Wahrnehmung auf den ganzer Klassen bei gleichzeitiger klassenbezogener Ver-
Lernzuwachs mehrebenenanalytisch untersuchten, so ringerung der Leistungsunterschiede zwischen stärkeren
lassen sich keine belastbaren Befunde für direkte Effekte und schwächeren Schülern festgemacht. Deutsche Stu-
der affektiven Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung dien können bislang aber nur wenig belastbare Befunde
auf den Lernerfolg der Lernenden absichern (Campbell für die gleichzeitige Vereinbarkeit von Leistungsförde-
et al., 2004; Gruehn, 2000). rung und Leistungsausgleich vorlegen. Im Gegenteil:
Auch aus theoretischer Sicht lassen sich eher indi- Einige Studien verweisen darauf, dass spätestens ab dem
rekte Effekte des Unterrichtsklimas auf den Lernerfolg Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe
annehmen: In Klassen mit einem positiv ausgeprägten Schereneffekte evident werden: Schüler, die das Gym-
Klima, das von gegenseitiger Wertschätzung und Re- nasium besuchen, erzielen größere Lernfortschritte als
spekt geprägt ist, fühlen sich die Lernenden wohler. Sie jene einer niedrigeren Schulform (Becker, Lüdtke, Traut-
gehen gerne in die Schule, haben positivere Beziehungen wein & Baumert, 2006). Ditton (2007) weist bereits für
zu Mitlernenden und zu ihrer Lehrperson, erleben sich die Grundschule Schereneffekte nach: Demnach öffnet
stärker sozial eingebunden und dazugehörig, strengen sich die Leistungsschere zwischen Kindern mit günstige-
sich mehr an und entwickeln eine höhere Motivation für ren und ungünstigeren familiären und sozialen Voraus-
das Lernen. Das aktive Engagement und die höhere Mo- setzungen bereits am Ende der Grundschulzeit. Die Ber-
tivation wirken sich dann wiederum positiv auf den Lern- liner ELEMENT-Studie zeigt dagegen, dass Lernende,
erfolg aus. die die 6-jährige Grundschule besuchen, keine ungüns-
Für diesen indirekten Effekt des Unterrichtsklimas auf tigere Lernentwicklung im Lesen aufweisen als jene Ler-
den Lernerfolg – über das Erleben sozialer Eingebunden- nenden, die bereits nach dem 4. Schuljahr auf das Gym-
heit, das aktivere Engagement und eine höhere Lernmo- nasium wechseln. Für Mathematik werden jedoch leich-
tivation – sprechen vergleichsweise viele empirische Be- te Schereneffekte sichtbar, d. h. die Lernentwicklung der
funde (z. B. Furrer & Skinner, 2003; Osterman, 2000). Schüler an den Gymnasien verläuft etwas günstiger als
Darüber hinaus belegen Studien, dass ein wertschätzender die Entwicklung derjenigen, die auf der Grundschule
Umgang miteinander, eine warme und fürsorgliche At- verbleiben (Lehmann & Lenkeit, 2008). Zusätzlich treten
mosphäre sowie ein unterstützendes Lehrerverhalten das in Klasse 6 aber auch innerhalb beider Schulformen
Engagement und die Anstrengungsbereitschaft, das Ver- Schereneffekte auf, d. h. die Leistungsstreuung nimmt in
halten im Unterricht, das Selbstkonzept, die Selbstwirk- Mathematik in beiden Schulformen zu.
samkeit und die Zielorientierungen der Lernenden för- Als mögliche Erklärungen für Schereneffekte kom-
dern können (Ames & Archer, 1988; Furrer & Skinner, men Unterschiede zwischen den Schülergruppen, die
2003; Reeve, 2002; Goodenow, 1993; Ryan, Stiller, & sich im Zeitverlauf verstärken, Unterschiede in der Zu-
Lynch, 1994; Turner et al., 1998; Wentzel, 1997). sammensetzung der Klassen und dadurch ausgelöste
Die Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung hat dem- Beeinflussungen des Unterrichtstempos und der Unter-
zufolge offenbar das Potenzial, die affektiv-motivatio- richtsqualität sowie – bezogen auf die Sekundarstufe –
nale Entwicklung der Lernenden zu fördern und darü- Besonderheiten der jeweiligen Schulform in Frage, die
ber auch den Lernerfolg zu beeinflussen. Zu beachten ist sich z. B. in curricularen Unterschieden, Unterschieden
jedoch, dass die Schaffung eines guten Unterrichtskli- in der Ausbildung der an der jeweiligen Schulform un-
mas nicht nur von der Lehrperson, sondern auch von der terrichtenden Lehrpersonen und in Unterschieden der
Klassenzusammensetzung abhängig ist. Stundentafeln niederschlagen. Unterschiedliche Schul-
formen stellen offenbar differenzielle Entwicklungs-
milieus mit spezifischen Förderbedingungen dar (Bau-
4.2.8 Leistungsförderung und Leistungs- mert, Köller, & Schnabel, 2000).
ausgleich – Unvereinbare Ziele des Auch in älteren Studien wurde der Frage nach der
Unterrichts? Vereinbarkeit von Leistungsförderung und Leistungs-
ausgleich nachgegangen. Zwar konnten in den größeren
Mitunter wird die Effektivität von Schule und Unterricht Studien regelmäßig einzelne Klassen identifiziert wer-
nicht an der individuellen Förderung der Lernenden, den, denen die Reduzierung der Leistungsstreuung und
96 Kapitel 4 · Unterricht

eine vergleichsweise günstige Leistungsförderung ge- lich, dass die Leistungsgewinne der stärkeren Schüler in
lang, bei differenzierter Analyse stellte sich jedoch mit- leistungsegalisierenden Klassen häufig geringer ausfal-
unter heraus, dass die vergleichsweise guten Leistungen len als man aufgrund der Leistungsstärke dieser Schüler
der leistungsschwächeren Schüler mit erwartungswidrig hätte erwarten können. In der Breite zeigen sich zudem
schlechteren Leistungen der stärkeren Schüler einher- eher Schereneffekte, d. h., die Leistungskurven von
gingen (Baumert et al., 1986). schwächeren und stärkeren Schülern gehen, zumindest
Eine gewisse Ausnahme stellt die Untersuchung von unter den herrschenden schulischen und unterricht-
Einsiedler und Treinies (1997) dar. Die beiden Autoren lichen Bedingungen, im Zeitverlauf eher auseinander als
4 untersuchten die Effekte der gleichmäßigen Verteilung zusammen.
der verbal-kognitiven Interaktionen im Unterricht auf
unterschiedliche Leistungsgruppen. Die Untersuchung
bezog sich curricular auf den Sachunterricht, einbezo- 4.2.9 Optimalklassenstudien
gen wurden 21 Grundschulklassen. Die Autoren stellten
fest, dass eine Verringerung der Leistungsstreuung vor Lange Zeit ging man in der Unterrichtsforschung von
allem in jenen Klassen gelang, in denen sich die Interak- einer prinzipiellen Unvereinbarkeit leistungs- und moti-
tionen gleichmäßig auf unterschiedliche Leistungsgrup- vationsförderlichen Unterrichts aus: Unterrichtsmerk-
pen verteilten, während in unterschiedsverstärkenden male, die sich positiv auf die kognitive Entwicklung aus-
Klassen primär die leistungsstärkeren Schüler das Un- wirken, ziehen Einbußen bei der affektiv-motivationalen
terrichtsgeschehen dominierten. Gleichzeitig war fest- Entwicklung nach sich und umgekehrt. In den letzten
zustellen, dass die Streuungsminderung in den unter- Jahren mehren sich jedoch die empirischen Hinweise,
schiedsausgleichenden Klassen nicht zu Lasten der stär- dass es durchaus gelingen kann, mit dem gleichen Un-
keren Schüler ging. Hier deutet sich ein gewisser Wider- terricht sowohl die Leistungsentwicklung als auch die
spruch zu dem Ergebnis von Baumert und Kollegen affektiv-motivationale Entwicklung der Lernenden zu
(1986) an, doch ist zu beachten, dass Anlage und Stich- fördern. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zu-
proben der beiden Studien nicht vergleichbar sind. sammenhang sog. 7 Optimalklassenstudien. Sie unter-
Nach einer aktuellen amerikanischen Studie gelingt suchen, durch welche Merkmale sich jene Klassen aus-
es auch guten Lehrpersonen nicht ohne Weiteres, die zeichnen, die vergleichsweise hohe Zuwächse im kogni-
Leistungsdivergenz in Klassen zu verringern. Die Studie tiven und affektiv-motivationalen Bereich erzielen. Die
untersuchte, ob es Lehrpersonen, die nach Ergebnissen wichtigsten Ergebnisse werden nachfolgend dargestellt.
einer Evaluation als besonders effektiv angesehen wur- Helmke und Schrader (1990) betrachteten im Rah-
den, eher gelingt, die Leistungsschere zwischen stärke- men der Münchener Hauptschulstudie jene 5 von insge-
ren und schwächeren Schülern im Lesen und in Mathe- samt 39 Klassen genauer, die besonders positive Lern-
matik zu verringern. Die Stichprobe umfasste nahezu entwicklungen, ein günstiges mathematisches Selbst-
400 Lehrpersonen und ca. 7.000 Schüler der 4.–6. Jahr- konzept sowie positive Einstellungen zum Fach Mathe-
gangsstufe. Mehrebenenanalytische Auswertungen matik aufwiesen. Diese »Positivklassen« unterschieden
zeigten nach Kontrolle diverser Lernvoraussetzungen sich von den restlichen Klassen durch eine effektive Nut-
keinen Effekt der »teacher quality« auf die Verringerung zung der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit,
der Leistungsstreuung, wohl aber einen Haupteffekt auf durch vergleichsweise hohe Anteile von Kleingruppen-
die Leistungsentwicklung. Das bedeutet: Die besser eva- unterricht und individueller Hilfestellungen sowie durch
luierten Lehrpersonen erzielten zwar höhere Lernzu- die Tendenz der Lehrperson, den Lernenden Zeit zum
wächse bei ihren Schülern, vermochten es aber nicht, die Überlegen zu lassen, was die Autoren mit dem Begriff
Leistungsdivergenz in ihren Klassen zu reduzieren (Bor- der »Langsamkeitstoleranz« überschreiben.
man & Kimball, 2004). Gruehn (1995) gelangt zu ähnlichen Ergebnissen. Sie
Zusammenfassend weisen die hier angeführten Stu- untersuchte den Mathematikunterricht in 137 Klassen
dien darauf hin, dass es zwar in Einzelfällen gelingen der 7. Jahrgangsstufe und machte den Schulerfolg an der
kann, die beiden Zielkriterien Leistungsförderung und Entwicklung der Leistungen, des mathematischen Fä-
Leistungsausgleich zu realisieren. Insbesondere die Stu- higkeitsselbstkonzepts und der Schulfreude fest. Die
die von Baumert und Kollegen (1986) macht aber deut- 20 Optimalklassen, die in allen drei Zieldimensionen
4.2 · Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
97 4

vergleichsweise positive Entwicklungen zeigten, zeich- ten Merkmale festmachen. Die Optimalklassenstu-
neten sich durch eine effiziente Klassenführung, eine dien identifizierten in der Regel mehrere Konfigu-
intensive Lernzeitnutzung, durch ein niedriges Interak- rationen von Merkmalsausprägungen erfolgreicher
tionstempo, einen klar verständlichen Unterricht und Klassen. Unterricht kann demnach auf verschie-
eher geringe Mitbestimmungsmöglichkeiten aus. dene Weisen erfolgreich durchgeführt und gestaltet
Im Rahmen der SCHOLASTIK-Studie identifi- werden.
zierten Weinert und Helmke (1996) 13 Optimalklassen, 3. Die dargestellten Merkmale unterscheiden sich hin-
in denen sich die mathematischen Leistungen, das ma- sichtlich ihrer Komplexität und hinsichtlich ihres
thematische Selbstkonzept und die Lernfreude über- Inferenzgrades. Dies lässt sich exemplarisch an den
durchschnittlich entwickelten und in denen zudem eine Merkmalen Feedback und kognitive Aktivierung
Verringerung der Leistungsunterschiede zwischen stär- zeigen. Beim Feedback handelt es um ein vergleichs-
keren und schwächeren Schülern festgestellt werden weise eng umgrenztes und gut beobachtbares Merk-
konnte. Diese Optimalklassen zeichneten sich durch mal von Unterricht, während die kognitive Aktivie-
eine hohe Klarheit und Strukturiertheit des Unterrichts, rung aus unterschiedlichen Facetten besteht, demzu-
durch eine effektive Klassenführung, durch eine inten- folge eine höhere Komplexität aufweist und in der
sive aufgabenbezogene Nutzung der Lernzeit, durch in- Regel über eine Reihe von Indikatoren erfasst wird.
dividuelle Unterstützung der Lernenden und durch die 4. Die für diesen Beitrag herangezogenen Studien be-
Variabilität von Unterrichtsformen aus. Darüber hinaus ziehen sich auf unterschiedliche curriculare Kontex-
zeigte sich jedoch, dass die Merkmalsprofile der Opti- te. Die identifizierten Merkmale sind also eher do-
malklassen vergleichsweise breit streuten, d. h. den »Kö- mänenübergreifender Natur.
nigsweg« bzw. das Muster erfolgreichen Unterrichts gibt 5. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass durch
es nicht. Erfolgreicher Unterricht lässt sich offenbar un- den Einbezug domänenspezifischer Merkmale noch
terschiedlich, wenngleich nicht beliebig realisieren. bedeutsamere Effekte des Unterrichts zu erwarten
Zu beachten ist bei diesen Optimalklassenstudien, sind (Seidel & Shavelson, 2007).
dass die Merkmalsprofile optimaler Klassen erst nach-
träglich bestimmt wurden. Dieses Vorgehen lässt offen, Die dargestellten Merkmale lernwirksamen und motiva-
ob es nicht weitere Komponenten von Unterricht gibt, tionsförderlichen Unterrichts lassen sich zu drei über-
die gleichzeitig die kognitive und affektiv-motivationale geordneten Dimensionen von Unterrichtsqualität ver-
Entwicklung der Lernenden positiv beeinflussen. Ausge- dichten:
klammert blieben in den Optimalklassenstudien z. B. 1. Zeit zum Lernen: Eine effektive Unterrichts- und
stärker domänenspezifische Merkmale des Unterrichts. Klassenführung und eine deutliche Strukturiertheit
des Unterrichts tragen dazu bei, dass ein hohes Aus-
maß an Lerngelegenheiten zur Verfügung steht und
4.2.10 Grenzen optimal genutzt wird. Eine effektive Unterrichts- und
Klassenführung und ein gut strukturierter Unter-
Bei dem hier vorgenommenen variablenzentrierten Re- richt sind somit wichtige Voraussetzungen für eine
view des Forschungsstands ist Folgendes zu beachten: intensive Be- und Verarbeitung der Unterrichtsin-
1. Zwischen den dargestellten Merkmalen guten Unter- halte und für das Erleben eigener Wirksamkeit auf-
richts ergeben sich teilweise inhaltliche Überschnei- seiten der Lernenden.
dungen. Zum Teil ist auch von ähnlichen Wirkme- 2. Klarheit und Kohärenz der Darstellung und Niveau
chanismen auszugehen. Dies lässt sich z. B. exempla- der Verarbeitung von Informationen: Die inhalt-
risch am »kooperativen Lernen« und an der »kogni- liche Klarheit und fachliche Kohärenz des Unter-
tiven Aktivierung« zeigen, die sich beide auf die richts, die kognitionspsychologisch verstandene
Theorien Piagets und Vygotskys stützen. Diese Über- Strukturiertheit des Unterrichts, die Bereitstellung
schneidungen bedeuten auch, dass sich die Effekte informativen Feedbacks, die kognitive Aktivierung
mehrerer Merkmale nicht einfach addieren lassen. und metakognitive Förderung der Lernenden und
2. Guter Unterricht lässt sich somit nicht zwangsläufig der intensive fachliche Austausch der Lernenden un-
an der Anzahl der überdurchschnittlich ausgepräg- tereinander beschreiben einen Unterricht, in dem
98 Kapitel 4 · Unterricht

die neu zu lernenden Konzepte und Aspekte des Un- Diese verdichteten Dimensionen lernwirksamen und
terrichtsgegenstands klar und verständlich er- und motivationsförderlichen Unterrichts weisen große Ähn-
bearbeitet werden und die Lernenden zu einer ver- lichkeiten mit den auf empirischer Basis gewonnenen
tieften inhaltlichen Verarbeitung angeregt werden. Faktoren zweiter Ordnung auf, die mit den Begriffen
3. Unterstützendes Unterrichtsklima: Eine vertiefte effektive Unterrichts- und Klassenführung, kognitive
inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Unter- Aktivierung bzw. kognitives Potenzial und Lernunter-
richtsgegenstand erfordert ein hohes Engagement stützung bzw. unterstützendes Unterrichtsklima über-
der Lernenden. Eine positiv ausgeprägte Lehrer- schrieben werden (Brunner et al., 2006, Klieme et al.,
4 Schüler-Beziehung und ein unterstützendes Unter- 2006). Offen ist gegenwärtig noch, inwieweit sich fach-
richtsklima sind wichtige Voraussetzungen für dieses didaktische und damit domänenspezifischere Merkmale
Engagement der Lernenden, für das Erleben sozialer von Unterrichtsqualität in diese eher fachunabhängigen
Eingebundenheit und die Förderung der Motiva- Basisdimensionen guten Unterrichts empirisch integrie-
tion. ren lassen.

G Fazit
Im Mittelpunkt dieses Kapitels stand die Frage, welche gene Rückmeldungen seitens der Lehrperson, durch
Merkmale einen lernwirksamen und motivationsför- variantenreiche Übungen und Wiederholungen und
derlichen Unterricht charakterisieren und wie sich ent- durch ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes
sprechende Effekte theoretisch erklären lassen. Den Unterrichtsklima aus. Diese Merkmale sind nicht not-
Ergebnissen der herangezogenen Studien zufolge wendigerweise an bestimmte Unterrichtsformen oder -
zeichnet sich ein lernwirksamer und motivationsför- methoden gebunden, sondern lassen sich grundsätzlich
derlicher Unterricht durch ein ausreichendes Maß an in Formen direkter und indirekter Instruktion verwirkli-
Lerngelegenheiten und eine intensiv genutzte Lern- chen.
zeit mit wenig Unterrichtsstörungen und -unterbre- Die angeführten theoretischen Erklärungen für die
chungen, durch eine deutliche Strukturierung des Un- berichteten Effekte der dargestellten Unterrichtsmerk-
terrichtsverlaufs, durch eine hohe inhaltliche Klarheit male können nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine
bei der Darstellung und Bearbeitung des Unterrichts- konsistente Theorie des Unterrichts, die die Spezifität
gegenstands, durch fachliche Kohärenz, durch die ko- der einzelnen Unterrichtsfächer ausreichend berück-
gnitive Aktivierung und durch den intensiven fach- sichtigt und empirische Befunde unterschiedlicher Dis-
lichen Austausch der Lernenden, durch inhaltsbezo- ziplinen einbezieht, noch aussteht.

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11

11 Lehrer
Mareike Kunter, Britta Pohlmann

11.1 Merkmale des Lehrerberufs – 262


11.1.1 Die Rolle von Lehrern: Anforderungen und Erwartungen – 262
11.1.2 Lehrer als Thema in der Pädagogischen Psychologie:
Klassische Themen und neuere Trends – 263

11.2 Kognitive Merkmale: Wissen und Überzeugungen – 264


11.2.1 Wissen – 264
11.2.2 Überzeugungen und Erwartungen – 267

11.3 Motivationale Merkmale – 273


11.3.1 Berufswahlmotive – 274
11.3.2 Enthusiasmus und intrinsische Motivation – 274
11.3.3 Zielorientierungen – 275

11.4 Emotionale Merkmale: Beanspruchungserleben – 276


11.4.1 Belastungsfaktoren: Umweltfaktoren
und individuelle Ressourcen – 276
11.4.2 Die Bedeutung von Beanspruchungs-
symptomen für die
Berufsausübung – 277

11.5 Veränderung von


Lehrermerkmalen – 278
11.5.1 Trainings zur Verbesserung
unterrichtsbezogener
Handlungskompetenzen – 278
11.5.2 Trainings zur Verbesserung
allgemeiner beruflicher
Kompetenzen – 279

Literatur – 280

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3_11,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
262 Kapitel 11 · Lehrer

Lehrer sind zentrale Akteure im Bildungssystem. Dass sie einen substanziellen


Einfluss auf das Lernen und die Entwicklung ihrer Schüler haben können, ist
auch aus empirischer Sicht unstrittig (z. B. Rowan, Correnti & Miller, 2002). For-
schung zum »Lehrereffekt« zeigt, dass Schüler auch bei gleichen persönlichen
Voraussetzungen innerhalb einer Schule systematische Unterschiede in ihren
Leistungsentwicklungen zeigen, je nachdem, von welcher Person sie unterrich-
tet werden. Warum jedoch manche Lehrpersonen erfolgreicher als andere sind
und welche persönlichen Voraussetzungen dies bestimmen, soll im vorlie-
genden Kapitel näher betrachtet werden
Angesichts der zentralen Bedeutung, die Lehrern zugesprochen wird, ist es
erstaunlich, dass die Pädagogische Psychologie bisher nur vereinzelt die Leh-
renden selbst in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt hat. Es existieren nur
wenige Arbeiten, die sich mit den persönlichen Voraussetzungen erfolgreicher
Lehrkräfte beschäftigen oder die Konzepte verfolgen, um Lehrkräfte bei der
Entwicklung dieser Voraussetzungen und Kompetenzen zu unterstützen. So
stehen den zahlreichen Alltagsannahmen über die Merkmale guter Lehrkräfte
nur sehr wenige aussagekräftige empirische Befunde gegenüber. Das Anliegen
dieses Kapitels ist es, den Lesern einen Eindruck über den aktuellen Kenntnisstand in der pädagogisch-psychologischen
Lehrerforschung zu geben und aufzuzeigen, in welchen Bereichen gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Speziell soll auch
darauf hingewiesen werden, in welchen Bereichen noch deutliche Wissenslücken zu konstatieren sind.
Um die Leser auf das Thema Lehrer einzustimmen, liefern wir zunächst eine Art Anforderungsanalyse, die die typischen
Herausforderungen des Lehrerberufs beschreibt. Anschließend fassen wir Ansätze der pädagogisch-psychologischen
Lehrerforschung zusammen und erläutern dann, welche Merkmale von Lehrern bisher in der Forschung Aufmerksamkeit
fanden. Das Kapitel schließt mit einer Beschreibung von Ansätzen zur Veränderung von Lehrermerkmalen.
11
11.1 Merkmale des Lehrerberufs lichen Lernziele aus dem Blick zu verlieren. Über diese
unmittelbaren Unterrichtstätigkeiten hinaus müssen
11.1.1 Die Rolle von Lehrern: Unterrichtsstunden geplant, Arbeiten korrigiert, Ar-
Anforderungen und Erwartungen beitsgruppen und Schulausflüge geleitet sowie Elternge-
spräche geführt werden – und all dies geschieht unter
Lehrer haben einen komplexen Beruf. Ihre Tätigkeit ist den aufmerksamen Augen der Öffentlichkeit und Bil-
vielseitig, oft wenig planbar und bietet zwar einerseits dungspolitik, die ihrerseits Forderungen an »den Lehr-
hohe gestalterische Freiheitsgrade, unterliegt aber ande- körper« stellen. Vor allem die Erwartungen der Öffent-
rerseits diversen praktischen Einschränkungen (Lortie, lichkeit und die vermeintlich geringe Wertschätzung
1975). In ihrer Haupttätigkeit, dem Unterrichten, stehen ihrer Tätigkeit wird von vielen Lehrkräften als besonde-
Lehrer vor der Herausforderung, Schüler dazu zu bewe- re berufliche Belastung wahrgenommen (Osterwalder,
gen, sich aktiv mit Themen auseinanderzusetzen und 2003). Jedoch scheint sich hier – zumindest, was die Si-
anstrengende Lerntätigkeiten vorzunehmen, die sich die tuation in Deutschland betrifft – in den letzten Jahren
Lernenden typischerweise nicht freiwillig gewählt ha- eine Trendwende vollzogen zu haben. So liegt in einer
ben. Auch wenn jeder einzelne Schüler dabei individuell aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage der
zu fördern ist, findet diese Interaktion normalerweise in Lehrerberuf auf dem 6. Platz in einer Rangreihe von Be-
einer Gruppe statt. Auf die Lehrkraft kommt somit die rufen, vor denen die Befragten am meisten Achtung ha-
Aufgabe zu, diese Gruppe zu ordnen und so zu organi- ben, und zwar noch vor Rechtsanwälten, Diplomaten
sieren, dass Lernen überhaupt möglich wird: Die vielen oder Unternehmern (Institut für Demoskopie Allens-
simultan ablaufenden Ereignisse erfordern Aufmerk- bach, 2005).
samkeit und Konzentration, da oftmals schnelle Ent- Den vielseitigen Herausforderungen, denen Lehr-
scheidungen zu treffen sind, ohne dabei die ursprüng- kräfte im Berufsalltag begegnen, steht eine besondere
11.1 · Merkmale des Lehrerberufs
263 11

Exkurs und langfristig gesehen vor allem Anforderungen an die


selbstregulativen Fähigkeiten (7 Kap. 3) der Lehrer stellt.
Was zeichnet den »guten Lehrer« aus?
Dieses typische Anforderungsprofil gilt es zu beachten,
Wir alle haben Hypothesen darüber, was ein guter
wenn man fragen möchte, welche persönlichen Merk-
Lehrer ist. Diese Annahmen sind stark davon ge-
male für eine erfolgreiche Berufsausübung relevant
prägt, welche Erfahrungen man selbst in seiner
sind.
Schulzeit gemacht hat – immerhin verbringt der ty-
pische Schüler bis zu 15.000 Stunden in der Schule
(Rutter, Maughan, Mortimore, & Ouston, 1980) und 11.1.2 Lehrer als Thema in der
erlebt dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Lehr- Pädagogischen Psychologie:
kräften in vielen verschiedenen Situationen. Klassische Themen und neuere
Als Einstimmung in das Thema des Kapitels kön- Trends
nen Sie versuchen, sich an Ihre eigene Schulzeit zu
erinnern: Wer war die beste Lehrkraft, die Sie je in
Die Kernfrage, welche Merkmale ein Lehrer aufweisen
Ihrer Schullaufbahn erlebt haben? Denken Sie an
sollte, um den Beruf erfolgreich auszuüben, ist in der
einen Lehrer oder eine Lehrerin, die Sie besonders
psychologischen Forschung immer wieder thematisiert
beeindruckt hat und überlegen Sie, was diese Person
worden (Bromme, 1997; Bromme, Rheinberg, Minsel,
im Vergleich zu andern Lehrern ausgezeichnet hat.
Winteler, & Weidemann, 2006). Dabei lässt sich eine
Vielleicht überlegen Sie auch einmal, welche Lehr-
Veränderung in den theoretischen Perspektiven, unter
kraft Sie im negativen Sinn beeindruckt hat: Welches
denen diese Frage im Verlauf der Zeit betrachtet wurde,
war der schlechteste Lehrer, den Sie je erlebt haben?
beobachten.
Welche Merkmale wies diese Person auf?
In den Anfangsjahren der Lehrerforschung wurde
insbesondere untersucht, inwieweit Lehrkräfte sich
durch besondere Ausprägungen in Persönlichkeitsmerk-
Beschäftigungsstruktur entgegen. Im Hinblick auf die malen wie Ehrlichkeit, Konventionalität, Humor, Affek-
langfristige Berufstätigkeit zeichnet sich die Lehrerlauf- tivität sowie Extraversion und Introversion auszeichnen,
bahn in der Regel zwar einerseits durch eine relativ hohe und ob Unterschiede in diesen Merkmalen auch Unter-
Sicherheit des Arbeitsplatzes, aber andererseits durch schiede im Unterrichtserfolg der Lehrkräfte erklären
ein nur gering steigendes Gehalt und wenig Aufstiegs- können. Diese Fragestellung spiegelt eine grundlegende
möglichkeiten innerhalb des Tätigkeitsfeldes aus. Aus Annahme über den Lehrerberuf wider, die sehr häufig
psychologischer Sicht bedeutet dies, dass erhöhtes Enga- sowohl bei Schülern selbst als auch in der Fachliteratur
gement und Anstrengung nicht zwingend zu materiellen zu finden ist: Nämlich die Idee des »geborenen Lehrers«
Belohnungen führen und sogar unbefriedigende Ar- bzw. die Überzeugung, dass es sich beim Lehrerberuf um
beitsleistungen nicht unmittelbar negative Konse- eine Art Kunst handelt, für die nur bestimmte Personen
quenzen nach sich ziehen müssen. Hinzu kommt, dass das notwendige Talent mitbringen. Empirisch finden
sich die Arbeitsleistung von Lehrkräften nur schwer an- sich für diese Annahme aber kaum Belege (Bromme &
hand von objektiven Kriterien messen lässt, vor allem Haag, 2004; Getzels & Jackson, 1963; Rushton, Morgan,
auch deshalb, weil »Erfolge« oder »Misserfolge« des Un- & Richard, 2007).
terrichts natürlich in einem hohen Grad auch von den Ein veränderter Blick auf den Lehrerberuf findet sich
Schülern selbst bestimmt werden. Gleichzeitig steht das ab den 1980er Jahren in zwei unterschiedlichen For-
tägliche Handeln unter einer relativ hohen Autonomie, schungssträngen. So hat man sich zum einen – deutlich
da innerhalb des Unterrichts kaum strukturelle Vorga- beeinflusst durch die kognitive Wende in der Psycholo-
ben eingehalten werden müssen und ein Großteil der gie – verstärkt den Kognitionen von Lehrern zugewen-
Arbeitszeit in freier Zeiteinteilung genutzt werden det, indem die Struktur ihres Wissens, Unterschiede
kann. zwischen Experten und Novizen, aber auch Überzeu-
Festzuhalten ist somit, dass die Tätigkeit des Lehrers gungssysteme oder Erwartungen untersucht wurden
einen vielseitigen Beruf darstellt, der im täglichen Han- (Bromme, 1997; Woolfolk Hoy, Davis, & Pape, 2006).
deln hohe Konzentration und Anstrengung erfordert, Parallel dazu hat sich zum anderen – beeinflusst durch
264 Kapitel 11 · Lehrer

soziokognitive Theorien der Gesundheitspsychologie – Inhalte sollte die Lehrer-Erstausbildung vermitteln und
ein weiterer Forschungsstrang etabliert, nämlich die For- welche Inhalte sollten systematisch in die Lehrerfortbil-
schung zu Lehrerstress und Lehrerbelastung (Kyriacou, dung integriert werden?
1987; Vandenberghe & Huberman, 1999). In der Psychologie wird häufig zwischen deklara-
In der aktuellen Forschung lassen sich vor allem zwei tivem Wissen, d. h. Wissen über Fakten und Sachver-
Trends beobachten. Zum einen finden sich stärker inte- halte (»Wissen, was«), und prozeduralen Wissensinhal-
grative Ansätze, die einen breiteren theoretischen Rah- ten, d. h. Handlungswissen (»Wissen, wie«), unterschie-
men spannen und versuchen, sowohl kognitive als auch den (7 Kap. 1). Bei Lehrkräften kann somit z. B. Wissen
emotional-affektive Merkmale von Lehrern in ihrem über fachliche Sachverhalte oder die Kenntnis verschie-
Wechselspiel zueinander zu betrachten. Zum anderen dener Methoden als deklaratives Wissen verstanden
geht es in aktuellen Forschungsfragen nicht mehr nur werden. Wissen darüber, wie bestimmte Methoden an-
einfach darum, die Eigenschaften »guter« bzw. erfolg- gewendet oder disziplinarische Maßnahmen vollzogen
reicher Lehrkräfte zu beschreiben, sondern auch danach werden, kann als prozedurales Wissen verstanden wer-
zu fragen, welche dieser Eigenschaften veränderbar und den. Es wird davon ausgegangen, dass deklaratives Wis-
folglich vermittelbar sind. Damit werden Lehrkräfte sen überwiegend im universitären Teil der Lehramtsaus-
nicht länger ausschließlich in ihrer Funktion als Gestal- bildung, und prozedurales Wissen stärker im praktischen
ter für Lernsituationen verstanden, sondern selbst in den Handeln, welches mit der Referendariatszeit beginnt,
Mittelpunkt von Lernprozessen gestellt: Wann und wie erworben wird.
lernen Lehrer und wie kann es ihnen gelingen, auch mit Zur inhaltlichen Beschreibung des Lehrerwissens
fortschreitenden Berufsjahren immer wieder neu den wird häufig auf eine Taxonomie von Shulman (1987)
wandelnden Anforderungen erfolgreich zu begegnen? zurückgegriffen, die – ohne explizit zwischem dekla-
Wie werden darauf in 7 Abschn. 11.5 näher eingehen. rativem und prozeduralem Wissen zu unterscheiden
– mehrere Wissensinhalte beschreibt, welche speziell
für das Unterrichten unmittelbar relevant erscheinen
11 11.2 Kognitive Merkmale: (. Abb. 11.1).
Wissen und Überzeugungen
Definition
Kognitive Merkmale beziehen sich auf Aspekte des Den- Arten des Lehrerwissens (nach Shulman, 1987;
kens, Schlussfolgerns, Gedächtnisses oder auf Einstel- Baumert & Kunter, 2006)
lungen und Überzeugungen. Vor allem das Wissen und 4 7 Fachwissen (»content knowledge«): tiefes Ver-
die Überzeugungen von Lehrkräften werden als beson- ständnis des zu unterrichtenden Schulstoffes
ders relevant für ihr berufliches Handeln gesehen. Gele- 4 7 Fachdidaktisches Wissen (»pedagogical con-
gentlich werden beide Bereiche auch unter dem Begriff tent knowledge«): Wissen darüber, wie fachliche
der »Expertise« zusammengefasst. Inhalte durch Instruktion vermittelt werden kön-
nen
4 7 Curriculares Wissen (»curricular knowledge«):
11.2.1 Wissen Wissen über die Anordnung von Inhalten in
Lehrplänen und über verfügbare Lehrmateri-
Was müssen Lehrer eigentlich wissen, um erfolgreich alien
unterrichten zu können? Antworten auf diese Frage ha- 4 7 Allgemeines pädagogisches Wissen (»peda-
ben unmittelbare praktische Relevanz: Während bekannt gogical knowledge«): Wissen über die Schaffung
ist, dass z. B. Einstellungen und Meinungen von Lehr- und Optimierung von Lehr-Lern-Situationen so-
kräften häufig sehr stabil und nur sehr schwierig direkt wie entwicklungspsychologisches und pädago-
beeinflussbar sind, geht man davon aus, dass Wissen gisch-psychologisches Grundwissen
leichter veränderbar ist, z. B. durch geeignete Lehrange-
bote. Die Frage, welches Wissen hilfreich ist, um erfolg-
reich zu unterrichten, ist deshalb besonders dann wich- Dabei gelten Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und
tig, wenn es um Ziele der Lehrerbildung geht: Welche curriculares Wissen als fachspezifische Wissenskompo-
11.2 · Kognitive Merkmale: Wissen und Überzeugungen
265 11

. Abb. 11.1. Beispiel für die Systematisierung


von Lehrerwissen: Erfassung von Lehrerwissen
im Projekt COACTIV. (Modifiziert nach Baumert
& Kunter, 2006; Brunner et al., 2006)

nenten, während generelle, fachübergreifende Wissens- urteilung von Schülern (Schrader, 1989). So hat bei-
inhalte durch das allgemeine pädagogische Wissen be- spielsweise ein Befund der PISA-Erhebung 2000, nach-
schrieben werden. Diese Systematik hat sich in der Lite- dem ein Großteil der befragten Hauptschullehrkräfte
ratur als theoretischer Konsens zur Beschreibung ver- nicht in der Lage waren, diejenigen ihrer Schüler zu
schiedener Wissensinhalte durchgesetzt. Allerdings gibt identifizieren, die im Lesekompetenztests als besonders
es bisher nur sehr wenige Arbeiten, die die vermutete schwache Leser auffielen, zu Diskussion über die ver-
Dimensionalität empirisch überprüft haben. Als ein Bei- meintlich geringe diagnostische Kompetenz deutscher
spiel seien die Ergebnisse einer Studie von Krauss et al. Lehrer geführt (Artelt, Stanat, Schneider & Schiefele,
(2008) genannt, in der ein Test zur Erfassung des mathe- 2001). Diagnosewissen bzw. diagnostische Kompetenz
matischen Wissens und des fachdidaktischen Wissen bei kann fachspezifische, fachübergreifende, prozedurale
Mathematiklehrkräften der Sekundarstufe 1 zum Ein- oder deklarative Aspekte beinhalten. Die Verwendung
satz kam (. Abb. 11.1). Während der Fachteil reine Ma- des Begriffs »Kompetenz« soll dabei unterstreichen, dass
thematikaufgaben beinhaltete, mussten die Lehrkräfte in diesem Bereich Wissen und situationsspezifisches
im fachdidaktischen Teil z. B. typische Schülerfehler zu Handeln eng miteinander verbunden sind. Soll z. B. eine
bestimmten mathematischen Themen nennen oder ver- Lehrkraft beurteilen, ob ein bestimmter Schüler zusätz-
schiedene Erklärungen für mathematische Probleme liche Fördermaßnahmen im Lesen benötigt, kann sie
finden. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede im dabei zwar auf vorhandenes Wissen (z. B. über vergan-
Wissensumfang zwischen den Lehrkräften. Bemerkens- gene Leistungen oder über Tests zur Erfassung der Lese-
wert war, dass beide Wissensaspekte zwar hoch mitein- fähigkeit) zurückgreifen, sie muss aber auch situationale
ander korrelierten, aber dennoch konzeptuell voneinan- Aspekte berücksichtigen (z. B. Tagesstimmung des Schü-
der abgrenzbar waren. Das heißt, dass manche Lehrkräf- lers oder Leistungen in anderen Bereichen). Dieses Bei-
te zwar hohes Fachwissen aufwiesen, aber geringeres spiel verdeutlicht die vielen unterschiedlichen Aspekte,
fachdidaktisches Wissen und umgekehrt. die für Lehrkräfte im Hinblick auf Diagnostik relevant
Speziell in der deutschsprachigen Literatur wird häu- sind. Auch die empirische Befundlage zeigt, dass es ver-
fig vom Diagnosewissen bzw. der 7 diagnostischen mutlich nicht gerechtfertigt ist, von »einer« diagnosti-
Kompetenz von Lehrkräften gesprochen. Gemeint ist schen Kompetenz im Sinne einer abgrenzbaren Fähig-
dabei Wissen über und die Fähigkeit zur korrekten Be- keit zu sprechen, da unterschiedliche diagnostische As-
266 Kapitel 11 · Lehrer

pekte meistens kaum miteinander korreliert sind (Spi- für erfolgreiches unterrichtsbezogenes Handeln darstellt
nath, 2005). Wichtige Aufgaben zukünftiger Forschung und sich somit auch in den Lernergebnissen Schüler nie-
in diesem Bereich dürften daher die Systematisierung derschlagen sollte, liegen erstaunlicherweise nur wenig
der verschiedenen Aspekte sein sowie der Nachweis, belastbare Befunde vor, die diese Annahme empirisch
welche dieser Aspekte besonders relevant für erfolg- stützen. Auch gibt es kaum Ergebnisse, die Aussagen
reiche Unterrichtsgestaltung sind. über die relative Bedeutsamkeit der unterschiedlichen
Auch wenn es überaus plausibel scheint, dass eine Wissensarten zulassen. Zwar weist eine Reihe an Beo-
umfangreiche Wissensbasis der Lehrkraft die Grundlage bachtungsstudien darauf hin (z. B. Borko et al., 1992;

Exkurs
Unterschiede zwischen »Experten« und »Novizen«
Dass sich die Wahrnehmung und Interpretation von d. H., auf nur eine einzige Perspektive, konzentrierten.
Klassensituationen bei Junglehrern (»Novizen«) und er- Weiterhin kommentierten die erfahrenen Lehrkräfte
fahrenen Lehrkräften (»Experten«) deutlich unterschei- das Unterrichtsgeschehen häufiger in Form von Be-
det, belegt u. a. eine Arbeit von Sabers, Cushing und wertungen und Interpretationen, während beide Novi-
Berliner (1991). zengruppen eher bewertungsfreie Beschreibungen
Erfahrene Lehrkräfte, Berufsanfänger und Lehr- abgaben. Interessanterweise zeigten sich jedoch keine
amtsstudierende betrachteten in diesem Quasi-Experi- Gruppenunterschiede in einem Wissenstests, der un-
ment authentische Videoaufnahmen, die den Unter- terrichtsirrelevante Informationen aus den Szenen ab-
richt in einer Klasse zeigten. Die Videoaufnahmen wur- fragte.
den auf drei verschiedenen Bildschirmen gezeigt, auf Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass es Lehr-
denen die Szenen aus jeweils unterschiedlichen Blick- kräften mit zunehmender Berufserfahrung besser ge-
winkeln dargestellt wurden; diese unterschiedlichen lingt, mit der Multidimensionalität des Unterrichts-
Filme wurden darüber hinaus zeitversetzt gestartet geschehens umzugehen: Aufgrund ihres Erfahrungs-
11 (. Abb. 11.2). Die Studienteilnehmer wurden aufge- schatzes scheint es erfahrenen Lehrkräften somit
fordert, die Unterrichtsszenen zu beobachten und eine leichter zu fallen, die vielen Ereignisse, die während des
Reihe von Fragen dazu zu beantworten. Es stellte sich Unterrichts gleichzeitig stattfinden und unmittelbare
heraus, dass die erfahrenen Lehrkräfte im Vergleich zu Reaktionen erfordern, zu ordnen und zu bewerten –
den Novizen die Möglichkeiten der drei Monitore während Novizen größere Schwierigkeiten haben, die
besser nutzten, während sich die Studierenden und zahlreichen auf sie einströmenden Informationen auf
Berufsanfänger sehr stark auf den mittleren Monitor, produktive Weise zu nutzen.

. Abb. 11.2. Versuchsaufbau zur


Untersuchung der unterschiedlichen
Wahrnehmung und Interpretation
von Unterrichtssequenzen bei Exper-
ten- und Novizen-Lehrkräften
11.2 · Kognitive Merkmale: Wissen und Überzeugungen
267 11

Leinhardt & Smith, 1985), dass Lehrkräfte mit viel Be- fassen. Innovative Zugänge wie z. B. Computersimula-
rufserfahrung, die sich reflektiert und tiefgründig mit tionen oder Rollenspiele dürften hier besser geeignet
ihrem Fach und den Instruktionsprozessen ihres Fachs sein (siehe Kasten), um beispielsweise verschiedene As-
auseinandersetzen, ihren Unterricht in besonderem pekte der diagnostischen Kompetenz zu erfassen (z. B.
Maße kognitiv anregend und adaptiv gestalten. Da es die Untersuchungen im »Simulierten Klassenraum« von
sich hier aber häufig um interpretative Fallstudien han- Südkamp, Möller & Pohlmann, 2008).
delt, die zudem oft mit speziellen Lehrergruppen und
ohne Vergleichsgruppen arbeiten, ist die Übertragbar-
keit der Ergebnisse dieser Studien auf die Lehrerpopula- 11.2.2 Überzeugungen und Erwartungen
tion allgemein eher eingeschränkt.
Wie kommt es zu dieser Forschungslücke? Die be- Überzeugungen von Lehrkräften werden häufig im Zu-
sondere Schwierigkeit liegt darin begründet, geeignete sammenhang mit ihrem Wissen diskutiert (Woolfolk
Maße zur Erfassung des Wissens zu entwickeln, die ge- Hoy et al., 2006).
nutzt werden können, um Unterschiede zwischen Lehr-
kräften zuverlässig zu beschreiben. So hat man sich in Definition
einer Reihe von Studien darauf beschränkt, Wissen in 7 Lehrerüberzeugungen (»teacher beliefs«) be-
Form von formalen Abschlüssen zu erfassen und hat inhalten Vorstellungen und Annahmen von Lehr-
z. B. untersucht, inwieweit die Menge der Kurse, die eine kräften über schul- und unterrichtsbezogene
Lehrkraft in dem unterrichteten Fach belegt hat, die Un- Phänomene und Prozesse mit einer bewertenden
terrichtsgüte oder Lernergebnisse der Schüler vorhersa- Komponente.
gen kann – hier kommen mehrere Studien zu sehr un-
terschiedlichen Ergebnissen (Ball, Lubienski, & Mew-
born, 2001; Baumert & Kunter, 2006). Anders als Wissen, welches sich inhaltlich auf Fakten
Eine direkte Erfassung von Wissen in Form von Tests oder Schemata bezieht, repräsentieren die Überzeu-
– die für Schüler ja längst etabliert ist – wurde für Lehr- gungen von Personen deren Meinungen, Bewertungen
kräfte erst in den letzten Jahren begonnen, zum Teil in- oder auch subjektive Erklärungssysteme (Pajares, 1992).
folge von administrativen Vorgaben (z. B. bei den Zerti- Vergleicht man etwa eine Wissensfrage wie »Welche un-
fizierungsprozeduren in den USA; Darling-Hammond, terschiedlichen Möglichkeiten, gibt es, um einem Schü-
2000). Als ein erster gesicherter empirischer Befund lässt ler den Satz des Pythagoras zu erklären?« (zur Erfassung
sich festhalten, dass sich Lehrkräfte durchaus in Umfang des mathematikspezifischen fachdidaktischen Wissens)
und Tiefe ihres berufsbezogenen Wissens unterschei- mit einer Überzeugungsfrage wie »Welche Methoden
den. Solche interindividuellen Unterschiede lassen sich bevorzugen Sie, um Ihren Schülern den Satz des Pytha-
beispielsweise anhand von internationalen Vergleich- goras zu erklären?« (Überzeugung über die Wirksamkeit
studien (Schmidt et al., 2007) ermitteln oder in Studien, bzw. Nützlichkeit bestimmter Methoden), so wird deut-
in denen Lehrer nach Art der Ausbildung (z. B. Baumert lich, dass Überzeugungen persönliche Bewertungen be-
& Kunter, 2006; Brunner et al., 2006) oder Länge der inhalten, die immer eine subjektive Komponente enthal-
Berufserfahrung verglichen werden, wie es im sog. Ex- ten und daher nicht per se als richtig oder falsch bewer-
perten-Novizen-Paradigma häufig geschieht (z. B. Sa- tet werden können. Gleichzeitig können natürlich Über-
bers, Cushing, & Berliner, 1991; . Abb. 11.2; Krolak- zeugungen mehr oder weniger gut begründet sein oder
Schwerdt & Rummer, 2005). Aus dem breiten Spektrum auf falschen Prämissen beruhen und somit dann das
der berufsbezogenen Expertise scheint gerade das fach- Handeln von Lehrkräften einschränken: Beispielhaft
bezogene Wissen bedeutsam dafür zu sein, inwieweit wird dies weiter unten an den Erwartungseffekten ver-
Unterricht fachlich anregend gestaltet wird und zu güns- deutlicht. Die reflektierte Auseinandersetzung mit den
tigen Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler eigenen Überzeugungen und die bewusste Überprüfung,
führt (Ball et al., 2001; Baumert & Kunter, 2006). Kritisch inwieweit die eigenen Bewertungssysteme das Handeln
ist anzumerken, dass typische Papier-und-Bleistifttests möglicherweise einschränken, gelten daher als eine
vermutlich nur begrenzt geeignet sind, um situationsge- wichtige Komponente der Professionalität von Lehrkräf-
bundenes prozedurales Wissen von Lehrkräften zu er- ten (Bromme, 1997, Woolfolk Hoy et al., 2006).
268 Kapitel 11 · Lehrer

. Tab. 11.1. Überzeugungen von Lehrkräften: Bezugssystem, Inhalte und Beispiele. (Modifiziert nach Woolfolk Hoy et al., 2006)

Bezugssystem Inhalte Beispiele für untersuchte Konstrukte

Selbst Vorstellungen zur eigenen Identität, Eigenes Rollenverständnis


Überzeugungen über eigene Fähigkeiten Selbstwirksamkeitsüberzeugungen

Lehr-Lern-Kontext Überzeugungen über Lehren und Lernen, Lerntheoretische Überzeugungen


das Fach, einzelne Schüler Epistemologische Überzeugungen über das eigene Fach
Erwartungen an Schüler
Attributionen für Schülerleistungen

Bildungssystem Bildungspolitische Themen, Standards, Einstellung zu konkreten Reformen


Reformen Einstellung zu Standards

Gesellschaft Kulturelle Normen und Werte, die Bildung Normative Erziehungsziele


und Schule betreffen, Einstellungen zu Kindheit Moralvorstellungen
und Jugend

Im Gegensatz zu vielen anderen Lehrermerkmalen haltlich miteinander kongruent sein. So ist z. B. vorstell-
hat der Bereich der Überzeugungen relativ viel Auf- bar, dass eine Lehrkraft zwar prinzipiell eine positive
merksamkeit in der pädagogisch-psychologischen For- Meinung zu reformorientierten Unterrichtsansätzen
schung gefunden. Untersucht wurden dabei Über- hat, aber gleichzeitig findet, dass in ihrer speziellen
zeugungen, die von Einstellungen zur eigenen Person Schule mit der von ihr unterrichteten Schülerklientel
über Haltungen zum eigenen Fach und zu einzelnen diese Methoden nicht einsetzbar sind. Dass starke Über-
Schülern bis hin zu subjektiven Theorien über Lehren zeugungskonflikte innerhalb einer Person möglicher-
11 und Lernen reichen. Zur Ordnung der vielfältigen weise einen beruflichen Belastungsfaktor darstellen und
Ansätze bietet es sich an, Überzeugungen darauf hin zu gerade auch bei Berufsanfängern zum sog. »Praxis-
gliedern, auf welche Systemebene sie sich beziehen schock« führen können, ist gut vorstellbar.
(. Tab. 11.1). Zahlreiche Befunde belegen, dass Überzeugungen
Aus dieser Perspektive betrachtet können Lehrkräfte von Lehrkräften eine bedeutsame Rolle für ihr Handeln
bestimmte Vorstellungen darüber haben, welche spe- spielen können. Welche Meinung eine Lehrkraft über
zielle Rolle sie als Lehrer gerne einnehmen wollen. Sie einen bestimmten Schüler, eine bestimmte Methode
können zudem in unterschiedlichem Maße davon über- oder inhaltliche Zielsetzung hat, kann auf unterschied-
zeugt sein, bestimmte lehrerrelevante Fähigkeiten mehr liche Weise ihr Verhalten in der jeweiligen Situation be-
oder weniger stark zu besitzen. Des Weiteren können stimmen. Es lassen sich mindestens drei Effekte unter-
sich Überzeugungen auf den unmittelbaren Wirkungs- scheiden (Pajares, 1992):
kontext der Lehrkräfte, also ihre Schule, ihre Klassen, 4 Filtereffekt: Die Wahrnehmung und Interpretation
ihre Schüler oder ihr Fach beziehen. Unabhängig von von Ereignissen wird beeinflusst.
ihrem direkten Umfeld haben Lehrkräfte ferner Mei- 4 Motivierender Effekt: Die Entscheidung für eine be-
nungen über Aspekte des Bildungssystems allgemein, stimmte Handlung wird beeinflusst.
wie z. B. über bildungspolitische Themen oder bildungs- 4 Steuerungseffekt: Die Reaktionen auf Handlungen
relevante Innovationen. Schließlich sind Lehrkräfte – wie anderer werden beeinflusst.
alle Menschen – von kulturspezifischen Normen und
Werten geprägt, die gesellschaftliche Haltungen zu erzie- Die pädagogisch-psychologische Forschung hat sich mit
hungsnahen Themen wie Bildungskonzepten oder das den möglichen Wirkungen der verschiedenen Lehrer-
grundsätzliche Verständnis von Kindheit und Jugend überzeugungen relativ intensiv auseinandergesetzt. Im
widerspiegeln. Folgenden stellen wir exemplarisch drei Überzeugungs-
Nicht immer müssen bei einer Person die auf ver- bereiche vor, für die entsprechend gut abgesicherte Er-
schiedenen Ebenen angesiedelten Überzeugungen in- kenntnisse vorliegen.
11.2 · Kognitive Merkmale: Wissen und Überzeugungen
269 11
Überzeugungen über das Selbst: darauf bezieht, wie sehr eine Lehrkraft annimmt, dass sie
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen von Lehrern selbst die Fähigkeit und die Mittel besitzt, um eine Auf-
Das Konstrukt der Selbstwirksamkeit geht auf die so- gabe zu meistern, beschreibt die allgemeine Wirksam-
zialkognitive Theorie Banduras zurück (7 Kap. 1) und keitsüberzeugung, wie sehr eine Lehrkraft annimmt,
beschreibt die Überzeugungen, inwieweit Personen sich dass die Bewältigung einer Aufgabe überhaupt – unab-
in der Lage sehen, bestimmte Aufgaben – auch unter hängig von der eigenen Person – möglich ist. Konkrete
schwierigen Bedingungen – erfolgreich zu bewältigen. Beispiele für diese unterschiedlichen Facetten der Leh-
Übertragen auf Lehrkräfte und ihre primären Aufgaben rer-Selbstwirksamkeit sind anhand von Frageboge-
bedeutet Selbstwirksamkeit somit in einem allgemeinen nitems in . Tab. 11.2 dargestellt.
Sinne die Einschätzung einer Lehrperson darüber, wie Die enge Verbindung zwischen Selbstwirksamkeits-
gut es ihr gelingen kann, das Lernen und Verhalten ihrer überzeugungen und dem Verhalten von Lehrkräften ist
Schüler zu unterstützen und zu fördern, und zwar auch in vielen Studien demonstriert worden (Tschannen-Mo-
bei vermeintlich schwierigen oder unmotivierten Schü- ran & Hoy, 2001). So berichten Lehrkräfte mit hohen
lern (Tschannen-Moran & Hoy, 2001 ). Selbstwirksamkeitsüberzeugungen von positiveren Ein-
stellungen gegenüber innovativen Unterrichtsmetho-
Definition den, scheinen diese auch häufiger einzusetzen (Tschan-
7 Lehrer-Selbstwirksamkeit: Überzeugungen einer nen-Moran & Hoy, 2001; Wolters & Daugherty, 2007)
Lehrperson darüber, wie gut es ihr gelingen kann, und schildern vergleichsweise hohes Engagement auch
effektiv zu unterrichten im außerunterrichtlichen Bereich wie z. B. bei Schulpro-
grammen (Somech & Drach-Zahavy, 2000). Ferner sind
positive Selbstwirksamkeitsüberzeugungen mit höherer
Um eine genaueres Verständnis von Selbstwirksamkeits- Berufszufriedenheit und geringerer Beanspruchungs-
überzeugungen bei Lehrkräften zu gewinnen, lassen sich symptomatik verbunden (Schmitz & Schwarzer, 2000).
zwei Beschreibungsdimensionen differenzieren (. Tab. Ob positive Selbstwirksamkeitsüberzeugungen aber
11.2). So können die Überzeugungen der Lehrkräfte von tatsächlich das Lehrerverhalten günstig beeinflussen,
Einschätzungen über die Lehrtätigkeit i. Allg. bis hin zu lässt sich aufgrund der bisherigen Datenlage nur schwer
Annahmen über ganz spezifische Aufgaben reichen. beurteilen. Da es sich bei den meisten der vorliegenden
Gleichzeitig kann die Überzeugung, eine Aufgabe gut Studien um Querschnittsdesigns handelt, die darüber
oder weniger gut bewältigen zu können, von zwei unter- hinaus häufig ausschließlich mit Selbstberichten arbei-
schiedlichen Aspekten beeinflusst werden, die als per- ten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beo-
sönliche Wirksamkeitsüberzeugung (»personal teaching bachteten Zusammenhänge durch Effekte in der umge-
efficacy«) und allgemeine Wirksamkeitsüberzeugung kehrten Richtung erklärt werden können. Es ist bei-
(»general teaching efficacy«) bezeichnet werden. Wäh- spielsweise durchaus plausibel anzunehmen, dass Lehr-
rend sich die persönliche Wirksamkeitsüberzeugung kräfte, wenn sie auf eine interessierte und engagierte

. Tab.11.2. Unterschiedliche Dimensionen der Lehrer-Selbstwirksamkeit mit Beispielen aus gängigen Fragebögen

Persönliche Wirksamkeitsüberzeugung Allgemeine Wirksamkeitsüberzeugung


(Schmitz & Schwarzer, 2000, S. 16) (Gibson & Dembo, 1984, S. 573; Übersetzung
durch den Autor)

Bezogen auf die Lehrtätigkeit »Ich weiß, dass ich es schaffe, selbst den »Für eine Lehrkraft ist es schwierig, etwas zu
allgemein problematischsten Schülern den prüfungs- erreichen, weil der familiäre Hintergrund eines
relevanten Stoff zu vermitteln.« Schülers/einer Schülerin seine/ihre Leistungen
so stark beeinflusst.«

Bezogen auf spezifische »Ich weiß, dass ich zu den Eltern guten »Wenn Schüler zu Hause nicht richtig erzogen
Aufgaben im Lehrerberuf Kontakt halten kann, selbst in schwierigen werden, dann sind sie auch im Unterricht un-
Situationen.« diszipliniert.«
270 Kapitel 11 · Lehrer

Schüler- bzw. Elternschaft stoßen oder innovative Me- Überzeugungen über bestimmte Schüler:
thoden häufiger anwenden, auch nach und nach das Ge- Lehrererwartungen
fühl entwickeln, diese sicher und effektiv anwenden zu Überzeugungen, die Lehrkräfte über bestimmte Schüler
können. Um mehr über die Rolle von Selbstwirksamkeit haben, sind unter dem Stichwort 7 Erwartungseffekte
als ein Motor für effektives Lehrerverhalten herauszu- (»teacher expectation effects«) untersucht worden und
finden, sind demnach echte Längsschnittdesigns oder stellen ein wichtiges Thema der pädagogisch-psycholo-
(quasi-)experimentelle Studien gefragt (z. B. Stein & gischen Lehrerforschung dar (Ludwig, 2001; Bromme et
Wang, 1988). al., 2006).
Eine weitere offene Frage betrifft den Zusammen-
hang zwischen Selbstwirksamkeit und der Lernbereit- Definition
schaft der Lehrkräfte selbst. Lehrkräfte sind über ihre Unter dem Erwartungseffekt versteht man, dass
gesamte Berufsbiografie hinweg immer wieder gefor- eine Lehrkraft bestimmte Überzeugungen über das
dert, sich mit neuen Konzepten, bildungspolitischen Potenzial eines Schülers hat und allein diese Erwar-
Erneuerungen und sich wandelnden Schulsituationen tungen dazu beitragen, dass sich der Schüler so ver-
auseinanderzusetzen. Die Selbstwirksamkeitsüberzeu- hält oder Leistungen zeigt, wie die Lehrkraft es er-
gungen der Lehrkräfte könnten theoretisch auf unter- wartet hat. Erwartungseffekte können in positive
schiedliche Weise auf das diesbezügliche Verhalten wir- oder negative Richtungen gehen.
ken. Einerseits könnten hohe Selbstwirksamkeitsüber-
zeugungen dazu führen, sich diesen Herausforderungen
vermehrt zu stellen. Andererseits könnte aber auch ein In der Studie von Rosenthal und Jacobsen (1968) zum
sehr hoher Glaube in die eigenen Fähigkeiten verhin- sog. 7 Pygmalioneffekt (. Exkurs) wurde zum ersten
dern, dass Lehrkräfte ihre eigene Entwicklung kritisch Mal beschrieben, dass sich Schüler unterschiedlich in
reflektieren und aktiv nach Lerngelegenheiten zur Ver- ihren Leistungen entwickeln, je nachdem, welche Erwar-
besserung der Fähigkeiten suchen (Wheatley, 2002). tungen ihr Lehrer an sie hat. Diese Untersuchung regte
11 Eine empirische Überprüfung dieser Frage ist bisher seit den 1960er Jahren eine ganze Reihe weiterer Studien
noch nicht erfolgt. an (zusammenfassend Babad, 1993; Jussim & Harber,

Exkurs
Pygmalioneffekt
Der Pygmalioneffekt ist eine speziell auf die Interaktion teilt; alle Schüler hatten lediglich an einem regulären In-
zwischen Lehrern und Schülern bezogene Form der telligenztest teilgenommen. Nach einem Schuljahr wies
sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Der Begriff geht bei einer erneuten Testung die Schülergruppe mit ver-
auf die klassische Studie zurück, die Rosenthal und Ja- meintlich hohem Potenzial im Vergleich zu den anderen
cobsen unter dem Titel »Pygmalion in the Classroom« Schülern tatsächlich einen deutlich höheren Zugewinn
(in Anlehnung an den Bildhauer Pygmalion in der grie- in der Intelligenz auf.
chischen Mythologie, der eine von ihm geschaffenen Die Ergebnisse der Studie von Rosenthal und Jacob-
Statue zum Leben erweckt) 1968 veröffentlichten. sen lieferten den Anlass für viele Nachfolgestudien, in
In dem – aus heutiger Sicht ethisch äußerst frag- denen immer wieder nach Belegen für oder gegen die
würdigen – Experiment erhielten Grundschullehrkräfte Existenz des Pygmalioneffektes gesucht wurde (Babad,
unterschiedliche Informationen über das Leistungs- 1993; Jussim & Harber, 2005, Rosenthal, 1991). Der Be-
potenzial ihrer Schüler. Dabei wurde ihnen mitgeteilt, griff Pygmalioneffekt wird dabei meistens in Referenz
dass ein Teil der Schüler Ergebnisse in einem speziellen auf die Studien von Rosenthal und Mitarbeitern ver-
Intelligenztest aufweisen würde, welche zeigen, dass wendet, die sich eng an das ursprüngliche Forschungs-
bei diesen Schülern in Kürze eine besonders günstige paradigma der Originalstudie anlehnen. Der weitaus
Intelligenzentwicklung zu erwarten sei. Tatsächlich wa- häufiger verwendete Begriff der Erwartungseffekte um-
ren die Informationen, welche Intelligenzentwicklung fasst dagegen unterschiedliche Auftretensformen
für welchen Schüler zu erwarten sei, rein zufällig ver- (s. unten).
11.2 · Kognitive Merkmale: Wissen und Überzeugungen
271 11

2005), die untersuchten, ob solche Erwartungseffekte handelt es sich wohl um eher kleine Effekte. Ausgehend
wirklich auftreten, unter welchen Bedingungen sie ver- von den durchschnittlich beobachteten Effektgrößen
stärkt auftreten, welche Wirkmechanismen dahinter ste- lässt sich schlussfolgern, dass die Erwartungen einer
hen und ob bzw. durch welche Maßnahmen Erwar- Lehrkraft nur bei etwa 5–10% ihrer Schüler tatsächlich
tungseffekte reduziert werden können. deren Leistungen beeinflussen (Jussim & Harber, 2005).
Die Befundlage zur Rolle der Lehrererwartung ist Die Befundlage deutet weiterhin darauf hin, dass Erwar-
äußerst heterogen und generelle Aussagen über die Stär- tungseffekte besonders bei bestimmten Schülergruppen
ke, praktische Relevanz oder Auftretensformen von Er- wahrscheinlich sind, wie z. B. bei Kindern mit sozial
wartungseffekten in der Lehrer-Schüler-Interaktion sind schwachem familärem Hintergrund oder Kindern aus
nur schwer zu treffen (Jussim & Harber, 2005; Rosenthal, ethnischen Minderheiten (Tenenbaum & Ruck, 2007) –
1991). Dies liegt vor allem daran, dass je nach Studie aber auch (in positiver Richtung) bei Schülern mit hoher
häufig ein ganz unterschiedliches Verständnis von Er- physischer Attraktivität (Ritts, Patterson, Tubbs, 1992).
wartungseffekten zugrunde liegt. So werden erstens Ef- Wie kommt es zu einem Zusammenhang zwischen
fekte auf verschiedene »Outcome«-Variablen themati- den Lehrererwartungen und der Leistungsentwicklung
siert. Am häufigsten wird der direkte Effekt der Lehre- von Schülern? Es ist plausibel, dass eine Lehrkraft sich,
rerwartungen auf die Leistung von Schülern behandelt je nachdem, wie sie über einen bestimmten Schüler
(z. B. auf die Intelligenzentwicklung: z. B. Jussim & Har- denkt, sich diesem Schüler gegenüber auf spezielle Wei-
ber, 2005; Rosenthal & Jacobsen, 1968; oder auf Schulleis- se verhält. Dabei scheinen vor allem zwei Wirkmecha-
tungen: z. B. Madon, Jussim, & Eccles, 1997; s. a. Trouill- nismen eine besondere Rolle zu spielen (Babad, 1993),
oud, Sarrazin, Bressoux, & Bois, 2006 für motivationale nämlich das sozioemotionale Klima und das Lernange-
Merkmale). Untersucht wird aber auch, inwieweit ledig- bot. So scheinen Lehrkräfte die soziale Interaktion mit
lich die Leistungsbeurteilungen der Lehrkräfte durch Schülern, von denen sie einen günstigen Eindruck haben
ihre Erwartungen verändert werden, und zwar unab- bzw. von denen sie zukünftig gute Leistungen erwarten,
hängig von den tatsächlichen Schüler-Outcomes. insgesamt freundlicher und geduldiger zu gestalten.
Zweitens spricht man von Erwartungseffekten im Darüber hinaus werden diese Schüler nicht nur häufiger
Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiungen im Unterricht aufgerufen, sondern erhalten auch eher
(»self-fulfilling prophecy«) streng genommen nur dann, schwierigere Aufgaben, werden somit also stärker her-
wenn das erwartete Ereignis – wie die Intelligenzsteige- ausgefordert. Dies verdeutlicht, dass Erwartungseffekte
rung im Beispiel der Pygmalion-Studie – noch nicht nicht ausschließlich negativ sein müssen: So zeigen ver-
stattgefunden hat und somit die die mentale Antizipa- schiedene Studien, dass hohe Erwartungen (zum Teil
tion des Ereignisses auf das Ereignis selbst wirkt (Lud- auch leichte Überschätzungen) seitens der Lehrkräfte
wig, 2001). Für den Schulbetrieb relevanter dürften vor sich durchaus günstig auf die Leistungs- und Motivati-
allem sich selbst erhaltende Prophezeiungen (»self- onsentwicklung von Schülern auswirken können, und
maintaining prophecy«) sein, bei denen die Erwartungen dass tendenziell diese positiven Effekte die negativen Ef-
der Lehrkraft auf faktisch bereits bestehenden Unter- fekte einer Unterschätzung überlagern (Jussim & Har-
schieden (also z. B. von der Lehrkraft beobachtete Leis- ber, 2005; Madon et al., 1997; Trouillard et al., 2007).
tungsdifferenzen in der Klasse) beruhen. In diesem Fall Die Tatsache, dass die Interaktion mit anderen Men-
handelt es sich also nicht notwendig um Fehleinschät- schen stark durch die eigenen Erwartungen und Erklä-
zungen von Lehrkräften, sondern durchaus begründete rungsmuster, die man in Bezug auf seine Interaktions-
Erwartungen – die aber möglicherweise dazu beitragen, partner hat, beeinflusst wird, findet sich in allen Berei-
die Leistungsunterschiede innerhalb der Klasse zu ver- chen menschlichen Handelns und ist kein lehrerty-
stärken. pisches Phänomen. Im Fall von Lehrkräften können
Auch wenn somit allgemein gültige Aussagen nur Erwartungseffekte aber besonders gravierende Konse-
schwer zu treffen sind, spricht der heutige Forschungs- quenzen haben, die mitunter die Lebenswege von Schü-
stand doch dafür, dass Erwartungseffekte der beschrie- lern entscheidend beeinflussen können. Dass sich Er-
benen Art sowohl in authentischen Klassensituationen wartungen seitens der Lehrkräfte auf die Schülerbeurtei-
als auch in künstlichen Experimentalsettings auftreten lung auch auf die Notengebung auswirken, wurde in
(Jussim & Harber, 2005; Rosenthal, 1991). Allerdings vielen Studien belegt (Ludwig, 2001).
272 Kapitel 11 · Lehrer

Besondere Bedeutung dürften Erwartungseffekte 7 Lerntheoretische Überzeugungen beschreiben die


auch bei Entscheidungen über Fördermaßnahmen oder Annahmen und Wertvorstellungen, die Lehrende über
Übergangsempfehlungen von Lehrkräften haben. Ange- Lehr-Lern-Prozesse haben; sie beziehen sich spezifisch
sichts der Tatsache, dass solche Entscheidungen von im- auf das jeweilige Fach (z. B. »Schüler lernen Lesen am
menser Bedeutung für die Bildungskarrieren der jewei- besten durch die Ganzwortmethode.«) oder auf Lehren
ligen Kinder und Jugendlichen sind, scheint es angezeigt, und Lernen i. Allg. (z. B. »Schüler lernen am besten,
in solchen Situationen besonders auch auf mögliche Er- wenn man sie möglichst eigenständig Probleme bearbei-
wartungseffekte zu achten. Ein Beispiel für die substan- ten lässt«).
zielle praktische Relevanz von Erwartungseffekten und Viele Studien zeigen, dass sich die Vorstellungen und
für die komplexen Zusammenhänge, die diesem Phäno- Meinungen über Lehren und Lernen von Lehrkräften
men zugrunde liegen, ist eine Studie zu Übergangsemp- mit zwei grundlegenden Lerntheorien aus psycholo-
fehlungen von Grundschullehrkräften in der Schweiz gischer Sicht in Verbindung bringen lassen, nämlich
(Trautwein & Baeriswyl, 2007). In dieser Studie konnte einerseits dem Informationsverarbeitungsansatz und
gezeigt werden, dass die Übertrittsempfehlungen der andererseits der konstruktivistischen Lerntheorie
Lehrkräfte am Ende der Grundschule u. a. von den all- (7 Kap. 1). Beide Lerntheorien basieren auf unterschied-
gemeinen Einschätzungen, die die Lehrkräfte zum Fähig- lichen Annahmen darüber, wie Wissen konzeptionali-
keitspotenzial der Schüler abgaben, bestimmt wurden. siert ist, und welche Lernprozesse angenommen werden
Diese Fähigkeitseinschätzungen der Lehrkräfte wiede- – je nach Ansatz bedeutet dies auch unterschiedliche
rum waren nur zum Teil durch objektive Leistungsunter- Vorstellungen über die Lehrerrolle. So finden sich einer-
schiede der Schüler erklärbar. Darüber hinaus zeigte sich seits Lehrkräfte, die Lernen und Lehren eher im Sinne
ein Geschlechtereffekt (Mädchen wurde geringeres Po- eines Sender-Empfänger-Modells (7 »transmission
tenzial zugesprochen) und ein Bezugsgruppeneffekt (in view«) verstehen, bei dem eine fest umschriebene Men-
Klassen mit insgesamt hohem Leistungsniveau waren die ge an Informationen von der Lehrkraft an die Schüler
Einschätzungen geringer). Diese Ergebnisse belegen, dass weitergegeben wird. Die wichtigste Aufgabe der Lehr-
11 Erwartungen von Lehrkräften ihr Entscheidungsverhal- kraft wäre es daher, die Informationen so aufzubereiten,
ten in wichtigen Situationen beeinflussen können und dass sie effektiv von den Lernenden aufgenommen, ge-
dass diese Erwartungen zum Teil auf Faktoren begründet speichert und wieder abgerufen werden kann – prak-
sind, die wenig mit dem tatsächlichen (Leistungs-)Ver- tisch könnte dies dadurch geschehen, dass komplexe
halten der Schüler selbst zu tun haben. Sachverhalte in kleinere Einheiten heruntergebrochen
Da die Forschung gezeigt hat, dass Erwartungen von werden, genügend Zeit zum Speichern (d. h. Üben) be-
Lehrkräften nur begrenzt und mit relativ viel Aufwand reitgestellt wird und Fehler beim Abruf möglichst direkt
zu verändern sind (Babad, 1993), ist es vermutlich sinn- korrigiert werden. Lehrkräfte, die andererseits eher ein
voll, gerade bei wichtigen Bildungsentscheidungen Pro- konstruktivistisches Verständnis vom Lehr-Lern-Pro-
zeduren zu etablieren, die das Risiko von Fehlentschei- zess haben (7 »constructivist view«), gehen davon aus,
dungen aufgrund von Erwartungseffekten minimieren. dass Wissen im gemeinsamen Diskurs mit Lehrenden
Dies könnte z. B. eine stärkerer Gewichtung objektiver und Lernenden aufgebaut wird und legen besonderen
Leistungskriterien oder die Berücksichtung mehrerer Wert darauf, individuelle Problemlöse- und Konstruk-
Lehrerurteile sein. Um in der der täglichen Unterricht- tionsprozesse zu unterstützen. Für die Aufgaben der
spraxis das Auftreten von Erwartungseffekten zu redu- Lehrkraft bedeutet dies eher ein Verständnis des Lehrers
zieren, bieten sich Reflexionen des eigenen Unterrichts- als Mediator, der Denkprozesse durch komplexe Pro-
handelns in Form von Videofeedback oder Team-Tea- blemstellungen auslöst und durch individuelle Hilfe-
ching-Methoden an (7 Abschn. 11.5.1). stellungen (»scaffolding«) den Wissensaufbau der Ler-
nenden unterstützt.
Überzeugungen über Lehren und Lernen: Vor allem Studien in den Fächern Mathematik und
Lerntheoretische Überzeugungen Naturwissenschaft belegen, dass Lehrkräfte tendenziell
Die Haupttätigkeit aller Lehrkräfte ist das Unterrichten. eher in die eine oder andere Richtung in ihren lerntheo-
Insofern kommt den Meinungen, die Lehrende über das retischen Überzeugungen tendieren – obwohl es durch-
Unterrichten haben, eine besondere Wichtigkeit zu. aus möglich ist, dass eine Person beide Positionen gleich-
11.3 · Motivationale Merkmale
273 11

zeitig vertritt und je nach Situation unterschiedliche sonen mit einer kritischen Haltung gegenüber dem
Gewichtungen legt. Insgesamt aber scheinen Lehrkräfte Schul- und Bildungssystem vermutlich gerade nicht den
sich eher der einen oder anderen »Tradition« verpflich- Lehrerberuf wählen und auch später nicht in der Lehrer-
tet zu fühlen und richten ihren Unterricht auch danach ausbildung tätig sind. Innerhalb dieser systemimma-
aus. Einer Studie an Grundschullehrern (Staub & Stern, nenten Laufbahn, die wenig Gelegenheit zum Hinterfra-
2002) zufolge setzten Lehrkräfte, die bezogen auf den gen der früh erworbenen Haltungen bietet, ist es wahr-
Mathematikunterricht eher konstruktivistische Über- scheinlich, dass sich traditionelle Überzeugungen erhal-
zeugungen über Lehren und Lernen hatten, in ihrem ten bzw. progressive Überzeugungen kaum durchsetzen
Unterricht vermehrt Aufgaben ein, die komplexe Denk- (Lortie, 1975). Bedenkt man darüber hinaus den ein-
prozesse erforderten. Diese Unterrichtspraxis wirkte gangs angesprochenen Filtereffekt von Überzeugungen,
sich günstig auf die mathematischen Fähigkeiten der so lässt sich fragen, wie häufig Lehrkräfte überhaupt
Schüler aus – und zwar vor allem bei Aufgaben, die eher herausgefordert werden, sich mit neuen Ansichten und
komplexe Problemlöseansätze erforderten (vgl. auch Überzeugungen auseinander zu setzen.
Dubberke, Kunter, McElvany, Brunner & Baumert, In neueren Ansätzen der Lehrerbildung hat man sich
2008). daher der Frage zugewandt, wie man eigentlich Situatio-
nen gestalten müsste, um Lehrkräfte anzuregen, sich
Konservatismus von Lehrerüberzeugungen ihrer Überzeugungen bewusst zu werden und sie zu
Ein immer wiederkehrendes Thema in Bezug auf Über- reflektieren. Unter Rückgriff auf die Conceptual-Change-
zeugungen von Lehrkräften betrifft die Beobachtung, Literatur sind Fortbildungskonzepte entstanden, die ge-
dass in der Lehrerschaft häufig traditionelle Auffas- nau an dieser Frage ansetzen (z. B. Möller, Hardy, Jonen,
sungen über Lernen und Schule zu finden sind und sich Kleickmann, & Blumberg, 2006; auch 7 Abschn. 11.5.1).
die Überzeugungen von Lehrkräften nach abgeschlos-
sener Ausbildung nur noch wenig im Verlauf der Berufs-
ausübung zu verändern scheinen; diese Veränderungs- 11.3 Motivationale Merkmale
resistenz (Lortie, 1975; Pajares, 1992) wird daher häufig
auch als ein Faktor herangeführt, der es erschwert, Re- Wenn es um Eigenschaften guter Lehrer geht, wird im-
formen und Innovationen in der Schule umzusetzen. mer wieder auf deren Motivation verwiesen. Vermutlich
Aus psychologischer Sicht bietet vor allem die Litera- werden auch den Lesern dieses Kapitels vor allem dieje-
tur zum »conceptual change« einen Erklärungsansatz nigen Lehrkräfte in Erinnerung geblieben sein, die gera-
für die Stabilität und Veränderungsresistenz von Lehrer- de nicht »Dienst nach Vorschrift« machten, sondern sich
überzeugungen an (Posner, Strike, Hewson, & Gertzog, im Unterricht oder außerhalb durch hohes persönliches
1982): So ist davon auszugehen, dass sich Konzepte und Engagement auszeichneten. Mit der Motivation von
Überzeugungen nur dann verändern, wenn zum einen Lehrkräften sind die persönlich variierenden Gründe für
die bisher bestehenden alten Konzepte nicht reichen, um die Initiation, Richtung, Intensität und Aufrechterhal-
beobachtete Phänomene zu erklären, und zum anderen tung von Verhalten angesprochen (7 Kap. 7). In der
neue Konzepte zur Verfügung stehen, die plausibel und Lehrerforschung ist vor allem der Aspekt der Initiation
erklärungsmächtig sind. Lern- und schulbezogene besonders häufig thematisiert worden, also die Frage,
Überzeugungen von Lehrkräften entwickeln sich ver- warum Personen überhaupt ein Lehrerstudium begin-
mutlich vor allem in drei Lerngelegenheiten (Richard- nen. In neuerer Zeit wird auch untersucht, warum man-
son, 1996), nämlich che Lehrkräfte – unabhängig von ihren ursprünglichen
1. den eigenen Schulerfahrungen, Berufswahlmotiven – ihren Beruf mit mehr oder weni-
2. der formalen Ausbildung und ger Energie verfolgen. Theoretisch wurden hierbei vor
3. den eigenen persönliche Erfahrungen (»life expe- allem Überlegungen zur Schülermotivation auf Lehren-
riences«). de übertragen. Die Frage nach der Aufrechterhaltung
und dem Absinken von Motivation, das im Extremfall
Überzeugungen zum Lehren und Lernen und zur Rolle bis zur Aufgabe des Berufs führen kann, wird in 7 Ab-
von Schule und Erziehungen werden somit bereits sehr schn. 11.4 unter dem Thema »Beanspruchungserleben«
früh gefestigt – und es ist davon auszugehen, dass Per- diskutiert.
274 Kapitel 11 · Lehrer

11.3.1 Berufswahlmotive Richardson, 2007) das berufsbezogene Selbstkonzept,


die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der gesell-
Was motiviert – derzeit immerhin über 10% der Studien- schaftliche Beitrag und die eigenen früheren Lehr- und
anfänger – ein Lehramtsstudium aufzunehmen? Die vor- Lernerfahrungen. Knapp dahinter landeten die Faktoren
liegenden Untersuchungen zur Berufswahlmotivation Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit und Arbeits-
angehender Lehrkräfte weisen ausnahmslos auf die sub- platzsicherheit. Eine deutlich geringere Bedeutung wur-
jektive hohe Bedeutsamkeit der Arbeit mit Kindern und den den Motiven Zeit für Familie, soziale Einflüsse und
Jugendlichen hin (im Überblick Brookhart & Freeman, Negativauswahl (»fallback career«) zugeschrieben.
1992). Als weitere wichtige Gründe werden der gesell- Für den deutschsprachigen Raum wurde der »Frage-
schaftliche Beitrag, die abwechslungsreiche und interes- bogen zur Erfassung der Motive für die Wahl des Lehr-
sante Tätigkeit, fachbezogene Interessen, die Vermittlung amtsstudiums« (FEMOLA; Pohlmann & Möller, 2007)
von Wissen, erfahrungsbestimmte Motive, die Verein- entwickelt, dem ebenfalls das Erwartungs-Wert-Modell
barkeit von Familie und Beruf und die Möglichkeit zur zugrunde liegt. Mit diesem Instrument ließen sich fak-
eigenen Weiterbildung genannt. Darüber hinaus sind ex- torenanalytisch 6 Faktoren identifizieren (. Exkurs). Die
trinsische Motive wie der hohe Freizeitanteil, die Arbeits- Rangfolge der Faktoren entspricht inhaltlich im Wesent-
platzsicherheit und das gute Gehalt von Bedeutung, wer- lichen den berichteten Befunden. Die wichtigsten Mo-
den allerdings in der Regel weniger stark gewichtet. tive für die Wahl des Lehrerberufs waren laut Angaben
Unterschiede in den Motiven findet man u. a., wenn der Studierenden das pädagogische Interesse, das fach-
man männliche und weibliche Lehramtskandidaten ver- liche Interesse und die berufsbezogene Fähigkeitsüber-
gleicht: So geben Frauen erwartungsgemäß in stärkerem zeugung. Dahinter folgen extrinsische Motive, unter
Maß das Motiv »Vereinbarkeit von Familie und Beruf« denen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Ar-
an, während Männer hingegen häufiger die Vermittlung beitsplatzsicherheit und der hohe Freizeitanteil subsu-
von Wissen sowie extrinsische Motive nennen (z. B. Oer- miert sind. Als weniger bedeutsam wurden die sozialen
sterreich, 1987; Ulich, 1998). Die Arbeit mit Kindern Einflüsse und vor allem die geringe Schwierigkeit des
11 steht bei beiden Geschlechtern jedoch ganz oben in der Lehramtsstudiums bewertet.
Rangfolge. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Mehr-
Auch der Vergleich von Lehramtsanwärtern ver- zahl der Studien geschlossene, reaktive Antwortformate
schiedener Schulformen brachte Unterschiede in der verwendet und daher Antworttendenzen wie selbstwert-
Motivkonstellation hervor. So beschreiben sich ange- dienliche Verzerrungen oder Ja-Sage-Tendenzen bei der
hende Grundschullehrkräfte als stärker pädagogisch Angabe der Motive nicht auszuschließen sind. Darüber
motiviert, wohingegen Sekundarschullehrkräfte in hö- hinaus scheinen sich die Berufswahlmotive historisch zu
herem Maß fachorientiert sind (Brookhart & Freeman, verändern (Jantzen, 1981).
1992). Darüber hinaus nennen Grundschullehrkräfte
häufiger gesellschaftliche Motive und positive Folgen
des Berufs für sich selbst. Extrinsische Motive werden 11.3.2 Enthusiasmus und intrinsische
von Lehramtsanwärtern der Grundschule und des Gym- Motivation
nasiums hingegen seltener genannt als von angehenden
Haupt- und Realschullehrern. Wie eingangs beschrieben gilt es als eine wichtige Eigen-
In jüngerer Zeit wurden erste Ansätze verfolgt, die schaft von Lehrern, begeistert und motiviert zu sein,
Forschung zur Berufswahlmotivation von Lehrkräften häufig wird hierfür auch der Begriff Enthusiasmus ver-
an elaborierte motivationstheoretische Modelle anzu- wendet. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Lehrkräf-
binden. So entwickelten Watt und Richardson (2007) auf te, die ihren Beruf gern ausüben und sich für ihr Fach
Basis des 7 Erwartungs-Wert-Modells von Eccles (2005) interessieren, diese Begeisterung auch auf ihre Schüler
die »Factors Influencing Teaching Choice Scale« (FIT- übertragen und diese anregen können, sich mit Freude
Choice-Scale) und konnten mit diesem Instrument und Interesse dem Lernstoff zu widmen. Diese Annah-
12 Einflussfaktoren für die Wahl des Lehrerberufs diffe- me wird durch experimentelle Studien empirisch ge-
renzieren. Am höchsten rangierten bei den australischen stützt: So zeigen Lernende in Unterrichtssituationen
Lehramtskandidaten in dieser Untersuchung (Watt & günstigeres Lernverhalten und höhere Motivation, wenn
11.3 · Motivationale Merkmale
275 11

Exkurs

Fragebogen zur Erfassung der Motivation für die Wahl des Lehramtsstudiums (FEMOLA)
Der FEMOLA (Pohlmann & Möller, 2007) erfasst erwar- Studienwahl heraus. . Tab. 11.3 zeigt die 6 resultie-
tungs- und wertbezogene Faktoren (Eccles, 2005) für renden Skalen mit jeweils einem Itembeispiel.
die Wahl des Lehramtsstudiums. Als erwartungsbezo- Vergleiche zwischen Lehramtsstudierenden des
gene Komponenten ließen sich Fähigkeitsüberzeu- Gymnasiums und der Realschule wiesen darauf hin,
gung und die wahrgenommene geringe Schwierigkeit dass angehende Gymnasiallehrkräfte in stärkerem
des Studiums identifizieren, als wertbezogene Kompo- Maße fachliche Interessen als Studienwahlmotiv anga-
nenten das pädagogische Interesse, das fachliche In- ben, während die zukünftigen Realschullehrkräfte hö-
teresse und Nützlichkeitsaspekte. Entsprechend dem here Ausprägungen auf den Skalen »geringe Schwie-
Erwartungs-Wert-Modell bildeten sich die sozialen Ein- rigkeit« und »Nützlichkeitsaspekte« aufwiesen.
flüsse als weiterer, empirisch trennbarer Faktor für die

. Tab. 11.3. Skalen und Itembeispiele des FEMOLA

Faktor Itembeispiel
»Ich habe das Lehramtsstudium gewählt, weil …

Pädagogisches Interesse … ich gern mit Kindern und Jugendlichen arbeite.«

Fachliches Interesse … ich die Inhalte meiner Fächer interessant finde.«

Fähigkeitsüberzeugung … ich denke, dass ich eine gute Lehrerin/ein guter Lehrer sein werde.«

Nützlichkeitsaspekte … ich neben dem Beruf auch noch Zeit für Familie, Freunde und Hobbies haben will.«

Soziale Einflüsse … mir in der Familie nahe gelegt wurde, das Lehramtsstudium aufzunehmen.«

Geringe Schwierigkeit des Studiums … es leichter ist als andere Studiengänge.«

sie annehmen, dass die Lehrperson aus Interesse (anstatt im Umgang mit Leistungssituationen beschreibt. Meis-
aus externen Gründen) unterrichtet (Wild, Enzle, & tens wird zwischen einer 7 Lernzielorientierung (»mas-
Hawkins, 1992) und wenn Lehrpersonen beim Unter- tery approach«) und einer 7 Leistungszielorientierung
richten durch nonverbale Mittel (Mimik, Gestik) Freude unterschieden (»performance approach«), wobei Letz-
am Lerngegenstand suggerieren (Babad, 2007). Die bis- tere oft noch in Annäherungs- und Vermeidungsziele
her vorliegenden Studien zum Erleben bei Lehrkräften differenziert wird (Elliot, 1999). Während Personen mit
belegen, dass Lehrer, die selbst davon berichten, ihren Leistungszielorientierung dazu tendieren, in leistungs-
Beruf gerne und mit Freude auszuüben, bessere Unter- thematischen Situationen vor allem ihren relativen Leis-
richtsqualität (Pelletier, Séguin-Lévesque, & Legault, tungsstand im Vergleich zu anderen Personen zu fokus-
2002) und hoch engagiertes Verhalten in und außerhalb sieren, sehen Personen mit Lernzielorientierung solche
des Unterrichts zeigen (Long & Hoy, 2006). Dieses in- Situationen eher als Möglichkeit des Lernens und Errei-
trinsische Erleben scheint sich tatsächlich auch auf die chens von selbstgesetzten Standards.
Schüler zu übertragen (Bakker, 2005). Ausgehend von der Annahme, dass die Schule nicht
nur für Schüler, sondern auch für Lehrkräfte einen leis-
tungsthematischen Kontext darstellt, untersuchte Butler
11.3.3 Zielorientierungen (2007, 2008) die Bedeutung unterschiedlicher Zielorien-
tierungen von Lehrkräften für ihr Verhalten in und
Einer der derzeit prominentesten motivationspsycholo- außerhalb des Unterrichts. Dabei wurde angenommen,
gischen Ansätze setzt an dem Konstrukt der 7 Zielorien- dass Lehrkräfte mit einer Lernzielorientierung beruf-
tierungen (7 Kap. 7) an, das unterschiedliche Tendenzen liche Herausforderungen – z. B. schwierige Unterrichts-
276 Kapitel 11 · Lehrer

situationen – eher als Chance für berufliche Weiterent-


wicklung begreifen, während leistungszielorientierte Bei 7 Beanspruchung handelt es sich um individu-
Lehrkräfte in solchen Situationen eher daran denken, elle Reaktionen auf Belastungen; unterschieden
wie ihr Handeln von anderen bewertet wird. Zusätzlich werden kann zwischen kurzfristigen Beanspru-
wurde eine Arbeitsvermeidungsorientierung, also die chungsreaktionen (z. B. positives/negatives Empfin-
Tendenz, die leistungsrelevanten Situationen mit mög- den, verminderte Konzentration) und langfristigen
lichst wenig Aufwand zu erledigen, erfasst. Es zeigte sich Beanspruchungsfolgen (chronischer Stress, Burn-
nicht nur, dass je nach Zielorientierung Lehrkräfte zu out).
unterschiedlichen Unterrichtsgestaltungen neigten, was Unter 7 Burnout versteht man langfristige Bean-
sich auch im Verhalten der Schüler niederschlug. Viel- spruchungsfolgen; Burnout ist ein psychologisches
mehr neigten auch Personen mit einer Lernorientierung Syndrom, welches durch die Symptome emotionale
eher dazu, außerhalb des Unterrichts Unterstützung und Erschöpfung, Depersonalisierung und ein Gefühl
Anregung von anderen zu suchen. Ähnliche Befunde verminderter Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist
finden sich auch bei Studien, in denen Lehramtsstudie- (Maslach, Schaufeli & Leiter, 2001).
rende untersucht wurden (Dickhäuser, Butler, & Tönjes,
2007; Malmberg, 2006).
Die Forschung zur Bedeutung von Zielorientie- Als eine langfristige Beanspruchungsfolge wird speziell
rungen von Lehrkräften steht noch am Anfang, doch auch bei Lehrern das Burnout-Syndrom diskutiert
liefern diese ersten Befunde wichtige Hinweise auf mög- (s. Definition). Das am häufigsten verwendete Verfah-
liche Gründe für unterschiedliches Lehrerverhalten. ren zur Messung von Burnout ist das »Maslach Burnout
Inventory« (MBI; Maslach & Jackson, 1981). Dieser Fra-
gebogen erfasst drei Aspekte, die den Autorinnen zufol-
11.4 Emotionale Merkmale: ge die Kernsymptome des Burnouts darstellen: emotio-
Beanspruchungserleben nale Erschöpfung, Depersonalisierung und wahrgenom-
11 mener Leistungsmangel. Eine Übersetzung dieser Skala
Wie eingangs gezeigt wurde, stehen Lehrer im Rahmen liegt für den deutschsprachigen Raum von Enzmann
ihrer beruflichen Tätigkeit vor vielseitigen Anforde- und Kleiber (1989) vor. Emotionale Erschöpfung be-
rungen. Für einen Teil der Lehrkräfte scheinen diese schreibt dabei Gefühle der emotionalen Überforderung
Anforderungen besondere Belastungen darzustellen, und der Ermüdung (z. B. »Am Ende des Schultages fühle
denn verschiedene empirische Untersuchungen be- ich mich erledigt.«). Depersonalisierung kommt in einer
schreiben ein vergleichsweise hohes Beanspruchungs- zunehmend zynischen und negativen Einstellung zum
erleben – welches von kurzfristigen Reaktionen wie Ausdruck, vor allem bezogen auf die Schüler (z. B. »Ich
negativen Emotionen bis zu langfristigen Folgen wie glaube, ich behandle Schüler zum Teil ziemlich unper-
Stresserkrankungen reichen kann (z. B. Barth, 1990, sönlich.«). Die dritte Dimension »Leistungsmangel«
Körner, 2003). hebt auf das Gefühl der verminderten Leistungsfähigkeit
ab (z. B. »Ich fühle mich voller Tatkraft«, umgepoltes
Definition Item).
7 Belastungen sind berufsbezogene Umweltfak-
toren, die auf die Person einwirken und zu positiven
oder negativen Reaktionen führen können. Unter- 11.4.1 Belastungsfaktoren:
schieden wird zwischen objektiven Belastungen Umweltfaktoren und individuelle
(psychophysiologisch nachweisbare Umweltmerk- Ressourcen
male wie z. B. Lärm oder organisatorische Struktu-
ren) und subjektiven Belastungen (individuelle Fragt man Lehrkräfte, welche Aspekte ihres Berufsle-
Wahrnehmung und Interpretation von Umweltbe- bens sie selbst als besonders belastend empfinden, wer-
dingungen). den häufig institutionelle Faktoren genannt, wie etwa
6 hohe Arbeitsbelastungen durch große Klassen, hetero-
gene Leistungsniveaus in den Klassen, schwierige Schü-
11.4 · Emotionale Merkmale: Beanspruchungserleben
277 11

ler, hohe Lärmpegel und hohe Stundenbelastungen. Bewältigungsmuster stellt der »Schontyp« dar, der durch
Darüber hinaus werden auch fehlende Unterstützung geringeres Arbeitsengagement und hohe Distanzie-
durch die Eltern und die Gesellschaft sowie das Erleben rungsfähigkeit gekennzeichnet ist. Lehrkräfte dieses Ty-
von Fremdbestimmung durch Verbürokratisierung, pus weisen in der Regel keine erhöhten Beanspruchungs-
Verrechtlichung und bildungspolitische Maßnahmen als symptome auf – inwieweit ein solches Bewältigungs-
belastende Aspekte beschrieben (Schaarschmidt, 2005; muster allerdings langfristig zu negativen beruflichen
Burke, Greenglass & Schwarzer, 1996). Entwicklungen führt, ist noch eine offene empirische
Dennoch scheinen nicht alle Lehrkräfte in gleichem Frage.
Maße von den berufstypischen Belastungen beeinträch- Im Rahmen des Ansatzes der persönlichen Ressour-
tigt zu werden. Wie in 7 Abschn. 11.3.2 dargestellt wur- cen kommt auch der Selbstwirksamkeitserwartung eine
de, berichten viele Lehrkräfte, ihren Beruf gerne und mit Bedeutung zu (7 Abschn. 11.3.2). Lehrer, die der Über-
Freude auszuüben – trotz teilweise ungünstiger schu- zeugung sind, kompetent handeln zu können, haben
lischer Bedingungen. anscheinend bessere Stressbewältigungsstrategien und
Theoretische Ansätze zur Erklärung von Beanspru- erleben eine höhere Berufszufriedenheit (Schmitz,
chungserleben (z. B. Antonovsky, 1987) betonen, dass 2001). Als weitere persönliche Ressourcen werden inter-
berufliche Situationen vor allem dann von Personen als nale Kontrollüberzeugungen (z. B. van Dick, Wagner &
belastend empfunden werden, wenn es ihnen an Res- Petzelt, 1999), schulisches Engagement und sinnvoll er-
sourcen mangelt, um die Situation angemessen bewälti- lebte außerschulische Tätigkeit (Buschmann & Gamsjä-
gen zu können. Dabei wird zwischen personalen Res- ger, 1999) oder realistische Erwartungen an den Beruf
sourcen (z. B. Fähigkeiten oder Strategien) und sozialen (Schmitz und Leidl, 1999) diskutiert.
Ressourcen (z. B. Unterstützung durch Kollegen) unter-
schieden. Wichtig ist, dass Lehrkräfte nicht ausschließ-
lich als Opfer ihrer Arbeitsbedingungen betrachtet wer- 11.4.2 Die Bedeutung von
den, sondern ihnen eine aktive Rolle bei der Mitgestal- Beanspruchungssymptomen
tung ihrer Belastungssituation zugeschrieben wird. für die Berufsausübung
Ein bekanntes Instrument zur Erfassung des beruf-
lichen Beanspruchungserlebens und zum Umgang mit Die beschriebenen Beanspruchungsfolgen können die
Belastungen ist der von Schaarschmidt und Fischer Lebensqualität und das Wohlbefinden der Lehrkräfte
(1997) entwickelte »Fragebogen zu arbeitsbezogenen erheblich einschränken und letztlich zum Aufgeben
Verhaltens- und Erlebensmustern« (AVEM). Dieses des Berufs führen. Da es sich bei der Lehrerschaft um
Verfahren erlaubt es, Personen hinsichtlich ihrer berufs- die größte akademische Berufsgruppe handelt, ist es
bezogenen Ressourcen und ihres Risikos für psychische von besonderer Relevanz, die für das Belastungserle-
und physische Erkrankungen zu differenzieren. Auf Ba- ben relevanten Bedingungen zu identifizieren. Dies gilt
sis der Ausprägungen im Arbeitsengagement, der psy- umso mehr, als sich die physische und psychische
chischen Widerstandsfähigkeit sowie den arbeits- und Gesundheit der Lehrkräfte auf das Niveau ihrer Arbeit
lebensbezogenen Emotionen lassen sich verschiedene auswirken dürfte. So könnte ein erhöhtes Beanspru-
Bewältigungsmuster identifizieren. Speziell der »Ge- chungserleben zu problematischen Verhaltensände-
sundheitstyp«, der durch eine Kombination von gleich- rungen der Lehrkräfte führen, wie z. B. zu ungedul-
zeitig hohem Engagement und hoher Widerstandsfähig- digem oder wenig wertschätzenden sozialem Verhalten
keit gekennzeichnet ist, scheint wenig psychische und den Schülern gegenüber oder einer weniger gründ-
somatische Beanspruchungsfolgen aufzuweisen, wäh- lichen Unterrichtsvorbereitung (Maslach & Leiter,
rend im Gegensatz dazu für Lehrkräfte des Risikotyps A 1999). Erste empirische Befunde weisen darauf hin, dass
(hohes Engagement, aber geringe Widerstandsfähigkeit) die Unterrichtsqualität bei Lehrkräften mit ungünstigen
und des Risikotyps B (geringes Engagement und geringe Bewältigungsmustern und erhöhtem Beanspruchungs-
Widerstandsfähigkeit) ein erhöhtes Risiko für Burnout- erleben tatsächlich leidet, was wiederum mit ungünsti-
Symptome sowie eine erhöhte Zahl an krankheitsbe- gen motivationalen Ausprägungen seitens der Schüler
dingten Fehltagen und selbstberichteten Leistungsein- einhergeht (Klusmann, Kunter, Trautwein, Lüdtke, &
bußen beobachtet werden konnten. Ein interessantes Baumert, 2008).
278 Kapitel 11 · Lehrer

11.5 Veränderung von 11.5.1 Trainings zur Verbesserung


Lehrermerkmalen unterrichtsbezogener Handlungs-
kompetenzen
Auch wenn – wie bereits diskutiert – Annahmen über
»geborene Lehrer« durchaus gängig sind, umfassen die Die spezifischen, unterrichtsorientierten Trainings ver-
für den Lehrerberuf notwendigen persönlichen Voraus- folgen das Ziel, didaktische Fertigkeiten und Handlungs-
setzungen selbstverständlich viele Aspekte, die Personen kompetenzen im Unterricht zu verbessern. Besonders
erst im Verlauf ihrer Berufsausbildung oder Berufsaus- erfolgreich sind dabei Programme, die sowohl Aspekte
übung erwerben und weiterentwickeln. Vor allem die des Verhaltenstrainings (»microteaching«) als auch kog-
kognitiven Merkmale wie Wissen und Überzeugungen nitive Komponenten (»reflective teaching«) einbeziehen
sind Kern der professionellen Kompetenz von Lehrkräf- (siehe z. B. Kramis, 1991).
ten, die vor allem im Rahmen strukturierter Lerngele- Unter 7 Microteaching versteht man eine Methode
genheiten erworben werden. Dabei stellt die Ausbil- des Unterrichtstrainings, bei der angemessenes Leh-
dungsphase selbst vermutlich die wichtigste Gelegenheit rerverhalten systematisch eingeübt werden soll. Die
zum Kompetenzerwerb dar. In Deutschland ist die Leh- komplexe Unterrichtssituation wird dabei in über-
rerausbildung zweiphasig aufgebaut, mit einer ersten schaubare Sequenzen unterteilt, um dann schrittweise
theoretisch angelegten Phase – dem Universitätsstudium einzelne Teilfertigkeiten (z. B. Frageverhalten, Ver-
– und einer zweiten praktischen Phase – dem Referen- stärkung, Einleiten eines neuen Unterrichtsabschnitts)
dariat. Inwieweit diese Trennung lernpsychologisch zu trainieren. Nach den Prinzipien des Modelllernens
sinnvoll ist, und wie gewährleistet werden kann, dass die und der Verstärkungslernens werden diese Fertigkeit-
gelernten Inhalte optimal an die beruflichen Anforde- en in Rollenspielen und durch Videoanalysen erwor-
rungen angepasst werden, ist Thema vieler aktueller De- ben. Evaluationsstudien (im Überblick Klinzing, 2002)
batten und hat in den letzten Jahren zu diversen Varia- weisen darauf hin, dass sich Microteaching zumindest
tionen des ursprünglichen Ausbildungsmodells geführt für die kurzzeitige Veränderung einzelner Verhaltens-
11 (Tenorth, 2006; Terhart, 2001). weisen gut eignet. Zur Nachhaltigkeit der erzielten
Im Folgenden wollen wir stärker auf Programme ein- Effekte, insbesondere im normalen Unterricht, liegen
gehen, die als Zusatzangebote zur formalen Ausbildung allerdings widersprüchliche Ergebnisse vor (vgl. Klin-
vorliegen und Lehrer darin unterstützen sollen, berufs- zing, 2002).
relevante Kompetenzen zu entwickeln. Im deutschen Trainingsprogramme, die versuchen, sowohl Verhal-
Sprachraum gibt es eine Reihe fundierter und empirisch tensveränderungen hervorzurufen als auch handlungs-
bewährter 7 Lehrertrainings, die sich zum großen Teil leitende Kognitionen zu beeinflussen, basieren oft auf
an Lehramtsstudierende wenden. Es existieren aber auch der sozial-kognitiven Lerntheorie. Die therapeutischen
Trainings für Referendare und Programme der Lehrer- Konzepte der Verhaltensmodifikation werden auf den
fortbildung (der sog. dritten Phase der Lehrerbildung). schulischen Kontext übertragen, mit dem Ziel, Lehrer
Dabei stützen sich Trainingskonzepte auf Befunde der bei der Bewältigung beruflicher Probleme zu unterstüt-
Lehr-Lern-Forschung und bedienen sich in ihrem me- zen und ihnen Strategien zum verbesserten Umgang mit
thodischen Vorgehen verschiedener Verfahren aus dem Schülern zu vermitteln.
therapeutischen Bereich und der klinisch-psycholo- Ein prominentes Beispiel hierfür ist das Konstanzer
gischen Praxis. Inhaltlich lassen sich die Programme in Trainingsmodell (Dann & Humpert, 2002), welches die
spezifische Trainings zur Unterrichtsoptimierung und Kompetenz von Lehrkräften im Umgang mit aggressiven
in allgemeinere Trainings zur Verbesserung sozialer und und störenden Schülern steigern soll. In diesem Training
kommunikativer Kompetenzen unterteilen (Bromme et wird von den subjektiven Theorien der Lehrkräfte über
al., 2006). Problemsituationen ausgegangen. Ziel ist es, den Leh-
renden diese Überzeugungen bewusst zu machen und
sie mit wissenschaftlichem Expertenwissen zu konfron-
tieren, um so die Kommunikations- und Handlungsfä-
higkeit zu erweitern und flexibler zu machen. Das Trai-
ning wird in der Lehrerfortbildung eingesetzt, indem
11.5 · Veränderung von Lehrermerkmalen
279 11

zwei Kollegen jeweils ein »Tandem« bilden, das sich 11.5.2 Trainings zur Verbesserung allge-
wechselseitig Unterrichtsbesuche abstattet und Verhal- meiner beruflicher Kompetenzen
tensweisen und Situationen kritisch reflektiert. Die
Autoren selbst berichten positive Auswirkungen des Ziel der Trainings zur Verbeserung der allgemeinen be-
Trainings sowohl auf die Lehrkräfte als auch auf die ruflichen Kompetenzen ist es, Lehrkräften Strategien zum
Schüler (Tennstädt & Dann, 1987), wobei die Befund- erfolgreichen Umgang mit nicht unterrichtsspezifischen
lage insbesondere im Hinblick auf langfristige Effekte Situationen vermitteln. Zu solchen allgemeinen Program-
eher dürftig ist. men zählen beispielsweise Maßnahmen zur Verbesserung
Ein weiteres Beispiel ist das Münchener Lehrertrai- der Stressbewältigung (z. B. Kretschmann, 2000). Weiter-
ning (Havers & Toepell, 2002) zum Umgang mit Diszi- hin existieren Trainings, die auf dem humanistischen An-
plinierungsschwierigkeiten im Unterricht und zur Refle- satz von Carl Rogers basieren und (zukünftige) Lehrer zu
xion der persönlichen Vorstellungen zum Lehrerberuf. einem Gesprächsverhalten anleiten wollen, das von emo-
Das Training wendet sich an Lehramtsstudierende kurz tionaler Wertschätzung, einfühlendem Verstehen und
vor dem Studienabschluss und soll die unterrichtliche Echtheit geprägt ist. Programme, die diesen Ansatz ver-
Handlungskompetenz der Teilnehmer mithilfe von Rol- folgen, sind beispielsweise die »Erfahrungstrainings« zu
lenspielen, Videoanalysen und Demonstrationsexperi- nondirektiver, wertschätzender Interaktion in der Tradi-
menten verbessern. Die kritische Auseinandersetzung tion von Tausch & Tausch (Tausch, 2001) oder die Gor-
mit der eigenen Rolle als Lehrer erfolgt über das Schrei- don-Lehrertrainings zur partnerorientierten demokra-
ben einer pädagogischen Autobiografie. Die Effektivität tischen Konfliktlösung (Sauter, 2001). Während die Eva-
des Münchener Lehrertrainings wurde von Teilnehmern luationsergebnisse für die Erfahrungstrainings eher unbe-
als außerordentlich hoch eingeschätzt (Havers, 2001). friedigend waren (vgl. Nickel, 1983), konnten für das
Befragungen ehemaliger Teilnehmer, die inzwischen als stärker praxisorientierte Gordon-Lehrertraining auch
Lehrer arbeiteten, deuten darüber hinaus auf positive längerfristige Einstellungs- und Verhaltensänderungen
Langzeitwirkungen hin. der Teilnehmer nachgewiesen werden (Sauter, 2001).

G Fazit
Die Pädagogische Psychologie beschäftigt sich mit den gen können – wie am Beispiel der Erwartungseffekte
psychischen Prozessen, die sich innerhalb von pädago- gezeigt – somit Einfluss auf das Lernen und Verhalten
gischen Situationen abspielen. Die wissenschaftliche der Schüler nehmen. Dass sich neben kognitiven As-
Beschäftigung mit dem Erleben und Handeln von Leh- pekten auch motivational-emotionale Lehrermerkmale
rern ist daher aus mindestens zwei Gründen relevant. wie die Freude an der Tätigkeit oder die erlebte Bean-
Zum einen sind Lehrkräfte maßgeblich dafür ver- spruchung auf das unterrichtliche Handeln auswirken
antwortlich, die Lernprozesse von Schülern zu steuern können, wird durch neure Forschungsergebnisse be-
und zu begleiten. Wie wir im vorliegenden Kapitel ge- legt.
zeigt haben, können verschiedene Merkmale der Lehr- Das Verhalten und Erleben von Lehrern ist aber auch
kräfte ausschlaggebend dafür sein, wie gut ihnen die aus einem weiteren Grund ein wichtiges Thema für die
Gestaltung von unterrichtlichen Lernsituationen ge- Pädagogische Psychologie. In neueren Ansätzen wird
lingt. Eine umfangreiche Wissensbasis über fachliche durchgängig davon ausgegangen, dass nicht angebore-
Inhalte, Methoden und Lernprozesse scheint hilfreich ne Talente, sondern berufsspezifische erlernbare Kom-
zu sein, um adaptiv auf Bedürfnisse der Lernenden ein- petenzen entscheidend sind für eine erfolgreiche Be-
zugehen. Gleichzeitig weisen viele empirische Befunde rufsausübung. Es existieren daher verschiedene Ansätze
darauf hin, dass die Wahrnehmung und Interpretation zur Aufrechterhaltung, Verbesserung und Erweiterung
von Unterrichtsgegebenheiten häufig durch spezi- von Handlungs- und Unterrichtskompetenzen, die sich
fische Überzeugungen der Lehrenden beeinflusst wer- in Form praxisorientierter Trainingsprogramme an Lehr-
den und ihr Handeln bestimmen. Diese Überzeugun- amtsstudierende, Referendare und ausgebildete Lehr-
6
280 Kapitel 11 · Lehrer

kräfte richten. Lehrer rücken somit selbst als Lernende gen und die Generalisierbarkeit der Befunde in beson-
in den Fokus pädagogischer Interventionen – aus em- derer Weise zu berücksichtigen. Die meisten der aktuell
pirischer Sicht ist dieses Thema noch längst nicht er- vorliegenden Befunde stammen allerdings aus quer-
schöpfend erschlossen. schnittlichen Designs und beruhen größtenteils auf
Die Lehrerforschung wurde lange Zeit durch die Selbstberichten. Für die zukünftige Forschung sind da-
Diskussion um »den guten Lehrer« geprägt und von her insbesondere längsschnittlich angelegte Studien
Fallstudien sowie qualitativen Analysen dominiert. In oder Interventionsstudien erforderlich, um Wirkzusam-
den letzten Jahren ist vermehrt der Trend zu beobach- menhänge nachzuweisen und die Nachhaltigkeit der
ten, stärker quantitativ ausgerichtete Ansätze zu verfol- vermuteten Effekte sicherzustellen.

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Mobbing und sozialer Unterstützung. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 46, Woolfolk Hoy, A., Davis, H., & Pape, S. (2006). Teachers’ knowledge, beliefs, and thinking. In
269–280. P. A. Alexander & P. H. Winne (Eds.), Handbook of educational psychology (pp. 715–
737). Mahwah, N. J.: Lawrence Erlbaum.

11
Anhang
Glossar – 459

Verständnisfragen – 473

Autorenportraits – 481

Quellenverzeichnis – 487

Stichwortverzeichnis – 491

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
Glossar

Ê Memocards zum Trainieren der Glossarbegriffe und der englischen Übersetzungen finden
Sie auf der Website zum Lehrbuch unter www.lehrbuch-psychologie.de.

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
460 Glossar

Aktive Lernzeit (active learning time). Die aktive Lern- einer leistungsstarken und prestigeträchtigen Bezugs-
zeit ist eng mit dem Konzept der Klassenführung ver- gruppe (z. B. Schulform).
bunden. Ziel ist, z.B. Disziplinierungsprobleme zu mini-
mieren um die verfügbare Zeit (Klassenstunde) mög- Beanspruchung (stress). Individuelle Reaktionen auf
lichst vollständig für eine aktive Auseinandersetzung mit Belastungen; unterschieden werden kann zwischen
Lerninhalten nutzen zu können. Lehrende müssen vor- kurzfristigen Beanspruchungsreaktionen (z. B. positi-
ausschauend handeln und durch die Organisation und ves/negatives Empfinden, verminderte Konzentration)
Strukturierung des Unterrichts dafür sorgen, dass die und langfristigen Beanspruchungsfolgen (chronischer
zur Verfügung stehende Lernzeit optimal genutzt wird. Stress, Burnout).

Allgemeines pädagogisches Wissen (pedagogical Behavioristische Theorien (behaviorist learning theo-


knowledge). Wissen über die Schaffung und Optimie- ries). Lehnen sich erkenntnistheoretisch an die Natur-
rung von Lehr-Lern-Situationen sowie entwicklungs- wissenschaften an und akzeptieren nur Aussagen über
psychologisches und pädagogisch-psychologisches beobachtbares Verhalten als wissenschaftlich (Psycho-
Grundwissen. logie als Verhaltenswissenschaft). Subjektive intrapsy-
chische Vorgänge werden aus der Betrachtung weitge-
Angebots-Nutzungs-Modell (Model of the uptake of hend ausgeschlossen.
learning opportunities). Dem Angebots-Nutzungs-Mo-
dell liegt die Auffassung zugrunde, dass Bildungsange- Belastungen (strain). Berufsbezogene Umweltfaktoren,
bote Lerngelegenheiten darstellen, die von den Ler- die auf die Person einwirken und zu positiven oder ne-
nenden – in teilweise unterschiedlicher Weise – wahrge- gativen Reaktionen führen können. Unterschieden wird
nommen und genutzt wird. Das Modell drückt auch aus, zwischen objektiven Belastungen (psychophysiologisch
dass den Eingangsvoraussetzungen der Lerner (z.B. ihre nachweisbare Umweltmerkmale wie z. B. Lärm oder or-
Motivation, die die Wahrnehmung, Nutzung und Verar- ganisatorische Strukturen) und subjektiven Belastungen
beitung der Lernangebote durch die Lernenden steuert) (individuelle Wahrnehmung und Interpretation von
eine wichtige moderierende Funktion im Lehr- und Umweltbedingungen).
Lernprozess zukommt. Neben schulischen Bildungsan-
geboten (Unterricht), die im Zentrum des Modells ste- Beratung, pädagogisch-psychologische (counseling,
hen, berücksichtigt das Modell auch außerunterricht- educational psychological). Meist kurzfristige angelegte
liche und außerschulische Einflussfaktoren. und prinzipiell freiwillige Beziehung, in der Berater vor-
wiegend mittels sprachlicher Interaktion und unter
Appraisals (appraisals). Kognitive Bewertungsprozesse Rückgriff auf pädagogisch-psychologisches Wissen ver-
von Situationen, Tätigkeiten oder der eigenen Person. suchen, Personen oder Gruppen von Personen aus dem
Unterschiedliche Konstellationen von Appraisals rufen erzieherischen Feld in die Lage zu versetzen, ihr Problem
unterschiedliche Emotionen hervor. zu lösen, um Entwicklungsprozesse zu optimieren

Armut (poverty). Im engeren Sinne ist arm, wer nicht Bezugsgruppeneffekt (reference group effect). 7 Big-
über genügend Mittel zum physischen Überleben ver- Fish-Little-Pond-Effekt
fügt. Psychologisch entscheidend und hierzulande rele-
vant ist jedoch die relative ökonomische Deprivation. Big-Fish-Little-Pond-Effekt (Big-Fish-Little-Pond-Ef-
Relative Armut bezieht sich auf die relative Einkom- fect). Der BFLPE beschreibt die negativen Auswirkungen
mensarmut, auch relatives Armutsrisiko genannt, bei der Leistungsstärke einer Bezugsgruppe (z. B. Schulklas-
der das mittlere Einkommen einer betrachteten Gesell- se) auf das Selbstkonzept des einzelnen Schülers: Danach
schaft die Referenzgröße darstellt. hat von zwei Schülern identischer Leistungsstärke mit
einiger Wahrscheinlichkeit derjenige ein höheres Selbst-
Basking in Reflected Glory (basking in reflected glory). konzept, der sich in der leistungsschwächeren Klasse
»Sich im Glanze anderer zu sonnen« meint hier die Er- befindet.
höhung des Selbstkonzepts durch die Zugehörigkeit zu
461
Glossar

Bullying (bullying). Unter Bullying wird ein aggressives Constructivist View (constructivist view). Konstrukti-
Verhalten gefasst, bei dem ein Schüler oder eine Schüle- vistisches Verständnis vom Lehr-Lern-Prozess, wonach
rin wiederholt und über einen längeren Zeitraum den Wissen im gemeinsamen Diskurs mit Lehrenden und
schädigenden Handlungen von (einer Gruppe von) Mit- Lernenden aufgebaut wird.
schülern ausgesetzt ist. Kennzeichnend ist dabei ein Un-
gleichgewicht der (physischen oder psychischen oder Curriculares Wissen (curricular knowledge). Wissen
sozialen) Kräfte von Täter/n und Opfer. Es werden in der über die Anordnung von Inhalten in Lehrplänen und
Literatur drei Arten von Bullying unterschieden: phy- über verfügbare Lehrmaterialien.
sisches, verbales und relationales Bullying.
Deklaratives Wissen (declarative knowledge). Ent-
Burnout (burnout). Langfristige Beanspruchungsfolge; spricht in etwa dem Begriff des »Faktenwissens« im
psychologisches Syndrom, welches durch die Symptome deutschen Sprachgebrauch – in Abgrenzung zum Kön-
emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und ein nen (Beherrschung von Fertigkeiten), welches in der
Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit gekennzeich- Psychologie als prozedurales Wissen bezeichnet wird.
net ist. Deklaratives Wissen kann sich auf »Wissen, dass« über
einzelne Fakten, aber auch über komplexe Zusammen-
Chunking (chunking). Prozess des Bildens Bedeutung hänge (z. B. Verständnis des Zusammenspiels von öko-
tragender Informationseinheiten im Arbeits- oder Kurz- logischen Faktoren) beziehen.
zeitgedächtnis, mit dessen Hilfe erklärt werden kann,
weshalb Menschen trotz vergleichbarer Gedächtniska- Diagnostische Kompetenz (diagnostic competence).
pazität unterschiedlich viel erinnern können. Wissen über und die Fähigkeit zur korrekten Beurtei-
lung von Schülern.
Clique (clique). Cliquen sind soziale Netzwerke, in die
bestimmte Personen eingebunden und von denen ande- Diagnostische Strategien (diagnostic strategies). Un-
re ausgeschlossen sind. Sie werden einerseits definiert terschiedliche Fragestellungen und verschiedene metho-
über ihre Größe (typischerweise 3-9 Personen) und an- dische Vorgehensweisen im diagnostischen Prozess.
dererseits darüber, dass ihre Mitglieder in der Regel un- Dabei werden drei verschiedene Dimensionen unter-
tereinander befreundet sind. schieden: Status- vs. Prozessdiagnostik; normorientierte
vs. kriteriumsorientierte Diagnostik und Modifikations-
Cognitive-Load-Theorie (cognitive load theory). In die- vs. Selektionsdiagnostik.
ser Theorie wird vor allem die Begrenztheit des mensch-
lichen Arbeitsgedächtnisses betont. Zudem wird argu- Diagnostischer Prozess (diagnostic process). Begrün-
mentiert, dass traditionelle Lehr-Lern-Methoden und - dete Zuschreibung eines Attributs oder einer Eigenschaft
Materialien (z. B. Trennung von Abbildung und Rech- zu einer bestimmten Beobachtungseinheit (z. B. einer
nung in Geometrie) das Arbeitsgedächtnis unnötig stark Person, Gruppe oder Institution).
belasten, z. T. sogar überlasten (z. B. durch Schwierig-
keiten bei der Integration der beiden Informationsquel- Dimensionale Vergleiche (dimensional comparisons).
len). Dadurch wird Lernen behindert. Es werden ins- Vergleiche der eigenen Leistungsfähigkeit in einem Fach
truktionale Designmaßnahmen vorgeschlagen (z. B. in- mit der eigenen Leistungsfähigkeit in einem anderen
tegrierte Darbietung von Abbildung und Rechnung), Fach.
mit denen unnötige Arbeitsgedächtnisbelastung mini-
miert und die Auslastung durch förderliche Prozesse Effektstärke (effect size). Statistisches Maß, das aufzeigt,
maximiert wird (z. B. Variabilität in der Vorgabe von inwiefern Unterschiede zwischen Populationen, Korre-
verwandten Aufgabentypen, um deren Differenzierung lationen, Prozentwertdifferenzen o. Ä. nicht nur statis-
zu erlernen). tisch, sondern auch praktisch bedeutsam sind.

Emotionale Intelligenz (emotional intelligence). Zu-


sammenspiel der vier Fähigkeiten Wahrnehmen, Verste-
462 Glossar

hen, Integrieren und Regulieren der eigenen Emotionen von gesellschaftlich als relevant erachtetem Wissen,
und der Emotionen anderer. Verhalten und Normen ab. Erziehungsziele und -prakti-
ken unterliegen daher sozialen Wandlungsprozessen.
Emotionen (emotions). Mehrdimensionale Konstrukte, Auch wird in gängigen Definitionen der Selbsttätigkeit
die aus affektiven, physiologischen, kognitiven, expres- der zu Erziehenden Rechnung getragen, indem Erzie-
siven und motivationalen Komponenten bestehen. hung immer nur als (absichtsvolles) »Versuchshandeln«
charakterisiert wird.
Emotionsregulation (emotion regulation). Zielgerich-
tete, bewusste oder unbewusste Aufrechterhaltung, Stei- Erziehungsberatungsstellen (child guidance center).
gerung oder Senkung der eigenen Emotionen oder der Die institutionelle Erziehungsberatung wird von eigens
Emotionen anderer Menschen. eingerichteten Erziehungsberatungsstellen ausgeübt, in
denen mehrere, meist hauptamtliche Erziehungsberater
Entdeckendes Lernen (discovery learning). Bei dieser in einer Arbeitsgruppe (z. B. Ärzte, Psychologen, Päda-
Lernmethode werden zentrale Aspekte des Lernstoffes gogen und Sozialarbeiter) zusammenarbeiten sollen
nicht präsentiert, sie sollen vielmehr von den Lernenden (vgl. Interdisziplinarität).
selbst entdeckt werden. Dazu stellt der Lehrende ent-
sprechende Materialien, eine zu bearbeitende Problem- Explorations- und Neugierverhalten (exploring and in-
stellung oder Unterstützungsangebote bereit; je nach quisitive behavior). Kann sowohl bei Menschen als auch
spezifischem Ansatz gibt der Lehrende minimal oder in Tieren beobachtet werden und richtet sich auf die Er-
substanziellem Ausmaß Struktur vor. Dadurch dass Wis- kundung neuer bzw. unbekannter Umweltbereiche.
sen selbst erarbeitet wird, soll tieferes Verständnis er-
reicht werden. Vielfach wird zudem angestrebt, die Fachdidaktisches Wissen (pedagogical content know-
Kompetenz zu lernen zu fördern. ledge). Wissen darüber, wie fachliche Inhalte durch
Instruktion vermittelt werden können.
Epistemologische Überzeugungen (epistemological
beliefs). Subjektive Vorstellungen über die Beschaffen- Fachwissen (content knowledge). Wissen über den zu
heit (d.h. Objektivität, Richtigkeit oder Aussagekraft) unterrichtenden Schulstoff.
von Wissen. Sie beeinflussen Informationsverarbeitung,
Lernverhalten, Lernmotivation und Lernleistung. Familie (family). Gruppe von Menschen, die durch nahe
und dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden
Erwartungseffekt (expectancy effect). Spielt in vielen sind, die sich auf eine nachfolgende Generation hin
Bereichen menschlicher Interaktion eine Rolle. Bezogen orientiert und die einen erzieherischen und sozialisato-
auf Unterrichtsprozesse bezeichnet der Begriff ein Phä- rischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder be-
nomen, bei dem eine Lehrkraft bestimmte Überzeu- reitstellt.
gungen über das Potenzial eines Schülers hat, und allein
diese Erwartungen dazu beitragen, dass sich der Schüler Familienorientierung (family orientation). Begleitung
so verhält oder Leistungen zeigt, wie die Lehrkraft es aller Familienmitglieder bei der Bewältigung äußerer
erwartet hat; vgl. Pygmalioneffekt. und innerer Belastungen im Umgang mit den Beein-
trächtigungen des Kindes.
Erwartungs-Wert-Modell (Expectancy-Valence Model
of Motivation). Motivationspsychologisches Modell zur Feedback (feedback). Rückmeldung, die den Lernenden
Erklärung leistungsbezogenen Verhaltens. Als zentrale über die Richtigkeit seiner Antwort bzw. seiner Aufga-
Determinanten werden die subjektive Erfolgserwartung benlösung im Anschluss an eine bearbeitete Aufga-
bei der Ausübung des Verhaltens und der subjektive benstellung informiert oder die dem Lernenden inhalt-
Wert dieses Verhaltens angenommen. liche und/oder strategische Informationen zu dessen
Bearbeitungsprozess zur Verfügung stellt. Rückmel-
Erziehung (education). Zielt auf eine Förderung der psy- dungen können m.o.w. informativ sein (d.h. sachliche
chischen Entwicklung von Menschen sowie den Erwerb Informationen über Lücken und Verbesserungsmög-
463
Glossar

lichkeiten beinhalten) und Bewertungen enthalten, die nalen Prozessen. Meist wird (mindestens) zwischen
je nach herangezogener Bezugsnorm (z.B. individuell vs. einer Phase vor der Handlung (präaktional), während
sozial) divergieren und damit auch in unterschiedlichem der Handlung (aktional) und nach der Handlung (postak-
Maß motivierend sein können. tional) unterschieden.

Flow (flow). Positives emotionales Erleben, wenn man in Hierarchische Intelligenzmodelle (hierarchical models
der Bearbeitung einer Aufgabe völlig aufgeht. Vertreter des of intelligence). Modelle der Intelligenzforschung, in
Flow-Ansatzes postulieren, dass Flow eine optimale Erle- denen eine hierarchische Ordnung von Intelligenzkom-
bensqualität darstellt, die Höchstleistungen begünstigt. ponenten angenommen wird. Auf der obersten Ebene
steht der Generalfaktor »g«, der die allgemeine Intelli-
Fremdwahrnehmungen (external perceptions). Ein- genz erfasst und in Teilkomponenten aufgespaltet wird.
schätzungen anderer Personen (Eltern, Lehrer, Mitschü-
ler) bezüglich der Eigenschaften eines Schülers. Homophilie (homophily). Homophilie bezeichnet das
Phänomen, dass Kontakt zwischen ähnlichen Personen
Ganzheitlichkeit (holism). Im Rahmen der Fördermaß- wahrscheinlicher ist als Kontakt zwischen unähnlichen
nahmen werden neben den Defiziten der Kinder auch Personen. »Gruppenhomophilie« bedeutet, dass Mit-
die individuellen Stärken des Kindes berücksichtigen. glieder einer Gruppe einander ähnlicher sind als Nicht-
Eine Voraussetzung für das Gelingen der Fördermaß- Gruppenmitglieder, »Freundschaftshomophilie« bedeu-
nahmen setzt ein Minimum an psychischer und phy- tet, dass Menschen auch ihre Freunde vorzugsweise un-
sischer Sicherheit voraus, d. h., die primären Bedürfnisse ter solchen Personen wählen, die ihnen selbst auf rele-
der Kinder nach Nahrung, Sauberkeit und emotionaler vanten Merkmalen ähnlich sind.
Eingebundenheit müssen sichergestellt sein. Die Auf-
merksamkeit der in der Frühförderung beschäftigten Hypermedia (hypermedia). Verschiedene Medien wer-
Personen muss daher auch auf die unmittelbare Umge- den über analoge oder elektronische Verknüpfungen
bung der Kinder gerichtet sein, um beim Vorliegen von miteinander in Beziehung gesetzt.
Defiziten Verbesserungen anzuregen bzw. in die Wege
zu leiten. Hypertext (hypertext). Hierbei handelt es sich um Texte,
die in nichtlinearer Form (meist über elektronische Ver-
Globale Intelligenzmodelle (global intelligence mo- knüpfungen, sog. Hyperlinks) miteinander verbunden
dels). Modelle der Intelligenzforschung, in denen Intel- sind.
ligenz als ganzheitliche und homogene Fähigkeit ange-
sehen wird. I/E-Modell (Internal External Frame of Reference Mo-
del). Das Internal-External-Frame-of-Reference-Modell
Gruppe (group). Unter einer sozialen Gruppe versteht beschreibt die Effekte sozialer und dimensionaler Ver-
man zwei oder mehr Personen, die sowohl von Außens- gleiche auf fachbezogene Selbstkonzepte.
tehenden als auch von sich selbst als zu derselben Kate-
gorie gehörig wahrgenommen werden: Die Mitglieder Implementation (implementation). Umsetzung von
wissen um die eigene Gruppenzugehörigkeit (kognitive Prinzipien oder Programmen in einen konkreten Kon-
Komponente) und dieses Wissen geht mit einer posi- text. Das Konzept der Implementation ist eng mit dem
tiven oder negativen Bewertung (evaluative Komponen- Transferbegriff verbunden. In der Pädagogischen Psy-
te) sowie positiven bzw. negativen Gefühlen (emotionale chologie ist wichtig, dass es sich dabei immer um einen
Komponente) einher. Transfer – beispielsweise von grundlagenwissenschaft-
lichen Erkenntnissen (Lern- oder Motivationstheorien)
Handlungsphasenmodell (Rubicon Model of Action oder Trainingsprogrammen – in einen Anwendungs-
Phases). Handlungsphasenmodelle (wie das Rubikon- kontext wie z. B. schulischen Unterricht handelt.
Modell von Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer)
unterteilen eine Handlung in unterschiedliche Phasen
mit jeweils unterschiedlichen motivationalen und volitio-
464 Glossar

Informationsverarbeitungstheorie (information pro- wendigen Informationen aus den unterschiedlichen


cessing theory). Wissenschaftstheoretische Sichtweise, Förderbereichen zu verfügen. Das Grundprinzip der Zu-
die (vor allem kognitive) menschliche Prozesse als Infor- sammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten fach-
mationsverarbeitungsprozesse interpretiert. Wichtige lichen Richtungen ist unter dem Begriff der »Komplex-
Gegenstandsbereiche sind die Repräsentation und Orga- leistung« im Sozialgesetzbuch (SGB IX) rechtlich ver-
nisation von Wissen und Gedächtnis sowie die Prozesse, ankert.
die sich auf das Aufnehmen, Behalten und Verwenden
von Wissen beziehen. Intervention (intervention). Intervention (lat. dazwi-
schentreten, sich einschalten) steht im Kontext der Päd-
Informelles Lernen (informal learning). Lernprozesse, agogischen Psychologie für das direkte Eingreifen in ein
die außerhalb formaler Bildungsinstitutionen (z. B. Geschehen, um ein unerwünschtes Phänomen zu besei-
Schule) erfolgen. Dabei wird meist zwischen non-for- tigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen (z. B. Trai-
mellen (z.B. Nachhilfe durch Institute) und informellen ningsinterventionen).
Bildungs-settings unterschieden.
Kanaltreue (channel loyalty). Bindung eines Medienre-
Inhaltliche Klarheit (content clarity). Unterricht, in dem zipienten an ein institutionalisiertes Informationsange-
die inhaltlichen Aspekte des Unterrichtsgegenstands bot wie z. B. eine Tageszeitung, einen Fernseh- oder Ra-
sprachlich prägnant und verständlich, fachlich korrekt diosender.
und inhaltlich kohärent dargestellt und/oder entwickelt
werden. Dabei übernehmen variantenreiche Erklä- Klassenführung (leading school classes). Unter dem
rungen und Erläuterungen, die Herausarbeitung von Begriff der Klassenführung werden verschiedene Unter-
Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Konzepten so- richtsmerkmale gebündelt. Zentral ist, dass Lernumge-
wie die Verwendung und Verbindung unterschiedlicher bungen so gestaltet werden, dass Lernen störungsarm
Repräsentationsformen eine wichtige verständnisför- abläuft, die vorgegebene Lernzeit maximal ausgeschöpft
dernde Funktion. wird und die Lehrenden die Lernprozesse optimal be-
gleiten und unterstützen.
Intelligenz (intelligence). Fähigkeit eines Menschen zur
Anpassung an neuartige Bedingungen und zur Lösung Klassenmanagement (classroom management). Klas-
neuer Probleme auf der Grundlage vorangehender Er- senführung mit einem Schwerpunkt auf Umgang mit
fahrungen im gesellschaftlichen Kontext. Störungen bzw. Vermeiden von Störungen ist eng mit
dem englischen Begriff des »classroom management«
Intelligenzforschung (intelligence research). For- verbunden. Klassenmanagement versteht sich in diesem
schungsrichtung der Psychologie, in der vor allem the- Sinne als das Herstellen und Aufrechterhalten von Ord-
matisiert wird, wie sich Personen rasch mit neuartigen nungsstrukturen im Klassenzimmer. Ziel ist es, den Un-
Denkaufgaben zurechtfinden, welche Fähigkeiten sie be- terricht möglichst störungsarm zu halten.
züglich intellektueller Operationen wie Analysieren,
Synthetisieren, Generalisieren, Induzieren, Deduzieren, Klumpenstichprobe (cluster sampling). Stichprobe, die
Abduzieren oder Abstrahieren besitzen. aus mehreren zufällig ausgewählten Teilmengen der
Zielpopulation (z. B. mehrere Schulen oder Schulklas-
Interdisziplinarität (interdisciplinarity). Um der Kom- sen) besteht.
plexität der kindlichen Entwicklung und der unter-
schiedlichen Fördermöglichkeiten gerecht zu werden, Kodalität (codality). Informationen können in unter-
muss in allen Bereichen der Beratung und Frühförde- schiedlicher Zeichenform repräsentiert werden, indem
rung (d. h. Diagnostik, Förderplanung/-durchführung man analoge (z. B. Bilder, lautmalerische Töne) oder
und Beratung) fach- und systemübergreifend zusam- abstrakte Zeichen (z. B. Buchstaben, Sprachlaute) ver-
mengearbeitete werden, d. h., alle an der Frühförderung wendet.
beteiligten Personen müssen sich regelmäßig unter-
einander austauschen, um entsprechend über alle not-
465
Glossar

Kognitive Aktivierung (cognitive activation). In Abgren- Kriteriale Vergleiche (criteria-based comparison). Ver-
zung zu handlungsorientierten Konzepten wird betont, gleiche der eigenen Leistung mit einem vorliegenden
dass der Wissenserwerb nicht von der sichtbaren Aktivität Kriterium wie beispielsweise Bildungsstandards, Kom-
des Lerners (z.B. Experimentieren im Schülerlabor) ab- petenzstufen oder Lehrplanvorgaben.
hängt sondern von dem Grad, indem er im Unterricht zu
einer gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Gegen- Kybernetik (cybernetics). Kybernetik (griech. Steuer-
stand motiviert wird. Zur kognitiven Aktivierung der Ler- mannskunst) ist die Wissenschaft von der Funktion
nenden kann die Lehrperson beitragen, indem sie heraus- komplexer Systeme, insbesondere der Kommunikation
fordernde Aufgaben und Fragen stellt, kognitive Wider- und der Steuerung eines Regelkreises.
sprüche und Konflikte »provoziert« und das Vorwissen
und die Konzepte der Lernenden einbezieht. Latente Variable (latent variable). Parameter in einem
mathematischen Modell, der nicht direkt beobachtet
Kompetenz (competence). Bereichsspezifische Fähig- werden kann. Die latente Variable soll das in Frage ste-
keiten und Fertigkeiten, Wissen und Strategien, die not- hende psychologische Konstrukt repräsentieren – der
wendig sind, um mit Anforderungen eines Bereichs er- Grade der Ausprägung wird anhand empirischer Daten
folgreich umgehen zu können. Bei Vergleichsstudien geschätzt.
stehen Kompetenzen im Blickpunkt: Vergleichsstudien
erfassen bereichsspezifische Kompetenzen (z. B. Lese- Lehrer-Selbstwirksamkeit (teacher self-efficacy). Über-
kompetenz) und bereichsübergreifende Kompetenzen zeugungen einer Lehrperson darüber, wie gut es ihr ge-
(z. B. Lernstrategien, Problemlösen). Aus den Antwor- lingen kann, effektiv zu unterrichten.
ten auf die Testfragen (Testleistung oder Performanz) zu
einem bestimmten Teilgebiet wird die Kompetenz in Lehrertraining (teacher training). Eine sehr intensive
diesem Bereich erschlossen. und praxisorientierte Form der Lehrerbildung zur Ver-
besserung der Unterrichtsqualität.
Kooperatives Lernen (cooperative learning). Bezeich-
net die Zusammenarbeit von Lernenden in Kleingrup- Lehrerüberzeugungen (teacher beliefs). Vorstellungen
pen (einschließlich Tandems), um Lernaufgaben zu be- und Annahmen von Lehrkräften über schul- und unter-
wältigen. Es steht dabei nicht (alleine) die Qualität eines richtsbezogene Phänomene und Prozesse mit einer be-
»Produktes« oder einer Problemlösung im Vordergrund, wertenden Komponente.
wie etwa bei einer Gruppenarbeit im Arbeitskontext,
sondern das Lernen eines jeden Einzelnen. Leistungsmotiv (achivement motive). Zeitlich stabile
Wertungs- und Verhaltensdispositionen für den Lei-
Korrelation (correlation). Enge des Zusammenhangs stungsbereich. Leistungsmotiviertes Verhalten ist ge-
zwischen Merkmalen. Dieser kann zwischen +1 (je mehr kennzeichnet durch die Auseinandersetzung mit einem
Merkmal A, desto mehr Merkmal B) und -1 (je mehr als verbindlich erachteten Gütemaßstab. Leistungsmoti-
Merkmal A, desto weniger Merkmal B) liegen. Unab- viertes Verhalten (z. B. etwas besonders gut machen wol-
hängig von deren Höhe dürfen Korrelationen nicht als len, etwas besser als andere machen wollen etc.) kann
Kausalbeziehung interpretiert werden. somit gelingen oder scheitern. Die Selbstbewertung ei-
gener Tüchtigkeit vor dem Hintergrund des Gütemaß-
Kovarianzanalyse (analysis of covariance). Die Kovari- stabs bildet den Anreiz der leistungsmotivierten Zielver-
anzanalyse ist ein allgemeines lineares Modell mit einer folgung.
kontinuierlichen abhängigen Variable und einem oder
mehreren Prädiktoren. Sie ist eine Verknüpfung von Va- Leistungszielorientierung (achievement goal orienta-
rianzanalyse und Regressionsanalyse und prüft, ob Prä- tion). Motivationale Tendenz, eigene Stärken zu demon-
diktoren einen Effekt haben, wenn der Effekt einer Ko- strieren bzw. eigene Schwächen zu verbergen. Das Lei-
variate kontrolliert wird. stungsverhalten wird vornehmlich durch die Bewertung
von anderen bestimmt.
466 Glossar

Lernbegleitung (learning support). Die Qualität der In- Lernen von Modellen (observational learning). Beim
teraktion zwischen Lehrenden und Lernenden in der Be- Lernen von Modellen (auch: Modelllernen) wird typi-
gleitung, Unterstützung und Rückmeldung von Lernpro- scherweise eine Person beobachtet, die ein exemplari-
zessen sowie das Klima innerhalb einer Klassengemein- sches Problem löst (Lernen aus Lösungsbeispielen). Die
schaft sind Kennzeichen einer Lernbegleitung im Unter- Lernenden können dabei sehen, wie man beim Problem-
richt. Ziel einer Lernbegleitung im Unterricht ist es, die lösen sinnvollerweise vorgehen kann und wie Sack-
Schüler zu einer möglichst lang andauernden und inten- gassen und Schwierigkeiten überwunden werden kön-
siven Auseinandersetzung mit Lerninhalten anzuregen. nen. Das »Modell-Lernen« gilt als ein zentraler Mecha-
nismus für Sozialisationsprozesse (Kinder lernen am
Lernen aus Lösungsbeispielen (learning from worked- Modell ihrer Eltern) und wurde in instruktionspsycho-
out examples). Bezeichnet üblicherweise nicht (!) das logischen Ansätzen (z.B. cognitive apprenticeship) sys-
Lernen mit Lösungsbeispielen im traditionellen Unter- tematisch zu nutzen versucht; häufig wird hiermit auch
richt oder in typischen Lehrbüchern. Dort wird meist die Wirkung von Medien (z.B. aggressionsfördernde
nach der Einführung eines Prinzips oder Gesetzes ein Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen) zu er-
Beispiel gegeben, dann werden Aufgaben zum Bearbei- klären versucht.
ten präsentiert. Beim Lernen aus Lösungsbeispielen wird
die Phase des Beispielstudiums verlängert, damit sicher- Lernstandserhebungen (measuring pupil achieve-
gestellt wird, dass die Lernenden ein Prinzip oder Gesetz ments). Überprüfen Lernergebnisse im Hinblick auf Stan-
und dessen Anwendung verstanden haben, bevor sie dards, wie sie in den länderübergreifenden Bildungsstan-
selbst verständnisorientiert Aufgaben lösen. Komplexe dards bzw. den daran gekoppelten Anforderungen/Kern-
Beispiele, bei denen eine Person aufzeigt, wie man ein curricula der Länder formuliert werden. Sie zielen darauf,
Problem löst, werden meist Modelle genannt (Lernen nach vorgegebenen Aufgaben und Beurteilungsmaßstä-
von Modellen). ben Aussagen über die zu fest definierten Zeitpunkten von
Schülern erreichten Lernergebnisse und damit über er-
Lernen aus Texten (learning by text). Bei dieser Lernart reichte Kompetenzniveaus machen zu können.
wird den Lernenden schriftlicher und mündlicher Text
dargeboten, den es zunächst zu »verstehen« gilt. Gelernt Lernstrategie (learning strategy). Handlungsplan zur
werden sollen dabei meist nicht der ganze Text in seinen Steuerung des eigenen Lernens. Weit verbreitet ist die
einzelnen Aussagen, sondern die Kernaussagen des Tex- Differenzierung in kognitive, metakognitive und res-
tes und »naheliegende« Schlussfolgerungen. Für das Ler- sourcenbezogene Lernstrategien.
nen ist ein »Verstehen« des Textes, im Vergleich z. B. zu
einem oberflächlichen Auswendiglernen, ein günstige Lerntagebücher (learning diaries). Standardisierte,
Bedingung. Für tiefes Verstehen muss der Lernende sein strukturierte Beobachtungsleitfäden, die die Aufmerk-
Vorwissen mit der Textformation in Verbindung brin- samkeit des Lerners mittels offener und geschlossener
gen; dieser Prozess fördert auch die Speicherung im Fragen auf wesentliche Aspekte des Lernprozesses len-
Langzeitgedächtnis, also Lernen. ken. Zur systematischen Beobachtung und Dokumenta-
tion von Lernverhalten haben sich neben standardisier-
Lernen durch Tun (learning by doing). Diese Bezeich- ten Lerntagebüchern auch Portfolios und Lernprotokol-
nung wird für im Detail ganz unterschiedliche Lern- le etabliert.
arrangements verwendet, die aber alle gemeinsam ha-
ben, dass die Lernenden selbst Aufgaben bearbeiten bzw. Lerntheoretische Überzeugungen (learning theory be-
Probleme lösen. Bisweilen ist diese Lernform durch ein liefs). Annahmen und Wertvorstellungen von Lehrenden
Versuch-Irrtum-Vorgehen gekennzeichnet; andererseits über Lehr-Lern-Prozesse.
kann das Lernen durch Tun auch stark strukturiert und
angeleitet sein, etwa in intelligenten tutoriellen Syste- Lernzielorientierung (learning goal orientation). Moti-
men, die die Lernaufgaben, Rückmeldungen und Hilfen vationale Tendenz, Kompetenzen zu erwerben und zu
auf das spezifische Vorwissen des einzelnen Lernenden verbessern.
abstimmen.
467
Glossar

Letztgültige Ziele (ultimate goals). Letztgültige bzw.ul- Physik) begründen. Die Begründung wird als Metastate-
timate Ziele bezeichnen Zustände, die mit einem Verhal- ment über eine eigene Aktion (prozedurales Wissen)
ten letztendlich erreicht werden, ohne von den Handeln- gesehen. Andere sehen diese Art der Begründungen als
den direkt bzw. bewusst angestrebt zu werden (z. B. Wei- Selbsterklärungen an, die in einem Fachgebiet Verbin-
tergabe der eigenen Gene, Sicherung des Überlebens). dung zwischen Prinzipien und Lösungsverfahren her-
Beispielsweise dient das Spielen der Kinder in vielen Fäl- stellen, sodass ihnen kein metakognitiver Status zuge-
len dem Kompetenzerwerb, obwohl für die Kinder die sprochen wird. Der Kern von Metakognition, und da
Freude am Spielen im Vordergrund ist und eine Kompe- besteht Einigkeit, bezieht sich aber auf das Wissen um
tenzerweiterung nicht intentional angestrebt wird. Die Strategien-, Aufgaben- und Personmerkmale sowie die
Freude stellt in diesem Fall das proximale Ziel des Ver- Regulation der eigenen Kognition.
haltens dar.
Microteaching (microteaching). Eine Methode des Un-
Manifeste Variablen (manifest variable (indicator). Be- terrichtstrainings in der Lehreraus- und -fortbildung,
obachtete Variablen, von denen auf das zugrunde liegen- bei der angemessenes Lehrerverhalten systematisch ein-
de psychologische Konstrukt geschlossen wird. geübt werden soll.

Medialität (mediality). Art und Weise, mit der eine In- Modalität (modality). Hebt auf die Sinneskanäle ab, über
formation repräsentiert wird (z. B. als gedruckter Text, die Informationen aufgenommen werden (z.B. visuell vs.
Audiofile, Bild, Film etc.). auditiv). Wird eine Information (z. B. Tonfilm) über
mehrere Sinneskanäle (hier: visuell und akustisch) rezi-
Mediator (mediator variable). Mediatorvariablen ver- piert, spricht man von einer multimodalen Informa-
mitteln den Einfluss einer Variablen auf eine andere Va- tionsverarbeitung.
riable. Beispielsweise mediieren unterschiedliche Frei-
zeitinteressen die Effekte des Geschlechts auf die Lese- Multimedia (multimedia). Der Begriff Multimedia ist
kompetenz. nicht einheitlich definiert. Heute bezeichnet er norma-
lerweise integrierte, interaktive, digitale Informations-
Medien (media). Vermittler von Zeichen (z. B. Sprach- ressourcen, in denen unterschiedliche Medien (Multi-
laute, Buchstaben, Bilder) zwischen Subjekten und/oder medialität) in unterschiedlichen Kodierungsformen
Objekten mit dem Ziel der Informationsübertragung. (Multikodalität) miteinander verknüpft sind. Die multi-
medialen Informationsressourcen müssen dabei in der
Metaanalyse (meta-analysis). Eine Metaanalyse fasst Regel über verschiedene Sinneskanäle (Multimodalität)
verschiedenen Untersuchungen zu einem wissenschaft- durch die Rezipienten verarbeitet werden.
lichen Forschungsgebiet zusammen. Durch die Zusam-
menfassung und systematische Analyse der im For- Objektivität (objectivity). Wesentliches Gütekriterium
schungsgebiet vorhandenen, inhaltlich homogenen, zur Beurteilung diagnostischer Verfahren; bezeichnet
empirischen Einzelergebnisse, soll die übergreifende Ef- den Grad, in dem Testergebnisse unabhängig von der
fektgröße in Bezug auf den Forschungsgegenstand (z. B. Durchführung, Auswertung und Interpretation sind.
Wirksamkeit von Interventionen zur Selbstregulation) Die Objektivität wird nur selten empirisch genauer un-
geschätzt werden. tersucht.

Metakognitives Wissen (meta-cognitive knowledge). Online (online). Wissenswerb kann online (Rezipienten
Bezieht sich auf das »Wissen über Wissen« bzw. über eng sind aktuell über das Internet verbunden) oder offline
mit Wissen verbundene Phänomene. Dabei wird die erfolgen (z.B. können sich Studierende eine aufge-
Grenzziehung von Kognition und Metakognition von zeichnete Vorlesung anhören, wann immer sie dies tun
verschiedenen Autoren unterschiedlich vorgenommen wollen).
wird. Manche Autoren bezeichnen es z. B. als Metakog-
nition, wenn Lernende einen Problemlöseschritt, den sie Ontogenese (ontogenetics). Entwicklung des Men-
vornehmen, mit einer Gesetzmäßigkeit (z. B. aus der schen von der Geburt bis ins hohe Alter.
468 Glossar

Optimalklassen (optimal class size). Schulklassen, die Bildmaterial (z. B. Tintenkleckse, Zeichnungen von mo-
sich im Vergleich zu anderen Klassen in verschiedenen tivrelevanten Situationen) von den Probanden zu inter-
Dimensionen positiv entwickelt haben, also z. B. eine pretieren ist. Es wird angenommen, dass Einstellungen,
durchschnittlich besonders positive kognitive und moti- Motive und Persönlichkeitsmerkmale sich in diesen In-
vationale Entwicklung zu verzeichnen haben. terpretationen äußern bzw. auf das Bildmaterial »proji-
ziert« werden. Projektive Tests sind weniger anfällig für
Organisationsentwicklung (organization develop- gezielte Selbstdarstellungen als Fragebogen.
ment). Fortlaufender, in den Arbeitsalltag integrierter
Prozess, der auf eine kontinuierliche Verbesserung der Prozedurales Wissen (procedural knowledge). Ent-
Qualität des Arbeitslebens und der Leistungsfähigkeit spricht in etwa dem Begriff des Könnens im deutschen
einer Organisation abzielt. Organisationsentwicklung Sprachgebrauch – in Abgrenzung zu (deklarativem)
setzt offene Information und aktive Beteiligung aller Be- Wissen. Prozedurales Wissen bezeichnet »Wissen, wie«,
troffenen voraus, wobei die Verantwortung für Planung etwa dazu, wie man bestimmte Aufgaben aus der Mathe-
und Initiative primär bei den Fürhungskräften und Mit- matik oder Physik ausrechnet oder auch wie man eine
arbeitern der einzelnen Organisationseinheiten (z. B. bestimmte Maltechnik zum Einsatz bringt (z. B. in
Abteilungen) liegt. Kunstunterricht).

Peer (peer). Der Peerstatus eines Kindes wird daraus er- Prozessdiagnostik (process diagnostics). Im Zentrum
rechnet, wie häufig bei soziometrischen Verfahren ande- steht die Erfassung von Veränderungen (z.B. in Einstel-
re Kinder angeben, dieses Kind zu mögen und mit ihm lungen oder Verhaltensweisen) über mehrere Zeitpunkte
zusammenarbeiten oder spielen zu wollen. Dieser Index hinweg.
bildet das Ansehen eines einzelnen Kindes innerhalb der
Klasse ab. Dabei werden zwei verschiedene Dimensio- Prüfungsangst (test anxiety). Unlustvolles emotionales
nen berücksichtigt: die soziale Präferenz (»social prefe- Erleben von Aufgeregtheit, Nervosität und Unsicherheit
rence«) und die soziale Beachtung (»social impact«) vor und während Prüfungen und ähnlichen Bewer-
eines Kindes. Die soziale Präferenz leitet sich aus der tungssituationen. Es wird typischerweise zwischen der
Differenz zwischen der Anzahl der positiven und nega- »Worry-Komponente« und der »Emotionality-Kompo-
tiven Stimmen, die ein Kind erhalten hat, ab und be- nente« von Prüfungsangst unterschieden.
schreibt, wie sehr ein Kind von den Gruppenmitgliedern
gemocht wird. Die soziale Beachtung ergibt sich aus der Psychosoziale Risiken (psychosocial risks). Entwick-
Summe der positiven und negativen Nennungen und lungsgefährdende Umweltbedingungen überwiegend
bildet damit ab, wie stark ein Kind von den Klassen- im familiären Bereich, die die Befriedigung grundle-
kameraden wahrgenommen wird. gender physischer und psychischer Bedürfnisse verhin-
dern. Hierunter fallen vor allem deprivierende Lebens-
Phylogenese (phylogenetics). Entstehung bzw. Ent- umstände, psychische Erkrankungen mindestens eines
wicklung des Menschen (und aller anderen Lebewesen) Elternteils und Armut. Das Risiko für eine ungünstige
im Laufe der Evolution. Entwicklung der Kinder steigt, je schwerwiegender die
Unterversorgungen ausfällen.
Piktogramme (pictogram). Sie benutzen meist verein-
fachte bildhafte Darstellungen des darzustellenden Pygmalioneffekte (pygmalion effects). Speziell auf die
Gegenstandes oder Sachverhaltes zur Informationsver- Interaktion zwischen Lehrern und Schülern bezogene
mittlung. Form der sich selbst erfüllenden Prophezeiung, bei der
sich die Leistungen der Schüler entsprechend der Lehre-
Praktische Intelligenz (tacit knowledge). Fähigkeit, mit rerwartungen entwickeln; vgl. Erwartungseffekt.
realen Problemen erfolgreich umzugehen.
Randomisierung (randomization). Zufallsauswahl; bei
Projektive Motivmessverfahren (projective tests). Ver- der Zusammenstellung von Stichproben werden Per-
fahren, bei denen mehrdeutiges bzw. auslegungsfähiges sonen zufällig ausgewählt bzw. auf verschiedene Unter-
469
Glossar

suchungsgruppen aufgeteilt, sodass jedes Individuum kreten Zahlen ausgefüllt und auf die konkreten Ereig-
exakt die gleiche Wahrscheinlichkeit hat, in eine Gruppe nisse bezogen). In einem Schema können deklaratives
aufgenommen zu werden. und prozedurales Wissen integriert werden.

Reaktivität (reactivity). Maß zur Beschreibung von Re- Schulentwicklung (school development). Systemischer
aktionen. In der Sozialforschung unterscheidet man re- und systematischer Prozess, in dem alle Beteiligten für
aktive (z. B. teilnehmende Beobachtung) von nichtreak- die Schule vor Ort gemeinsam Ziele aufstellen und ver-
tive (z. B. verdeckte Beobachtung) Verfahren und meint suchen, sie umzusetzen und zu evaluieren mit dem Ziel,
damit das Ausmaß der Veränderung des zu unter- die Qualität der Schule zu verbessern. Schulentwicklung
suchenden Gegenstandes durch das angewendete Ver- ist kein eng umrissenes Projekt, sondern ein zielgerich-
fahren. teter Veränderungsprozess. Schulentwicklung realisiert
sich in den Aufgabenbereichen Unterrichtsentwicklung,
Regression zur Mitte (regression towards the mean). Personalentwicklung und Organisationsentwicklung.
Phänomen, bei dem extreme (weit vom Mittelwert ab-
weichende) Ausprägungen einer unabhängigen Variab- Schulpsychologische Dienste (school counseling ser-
len mit weniger extremen Ausprägungen (d. h. weniger vices). Sollen die Arbeit von Bildungseinrichtungen
vom Mittelwert abweichend) in der abhängigen Variab- durch psychologische Theorien, Erkenntnisse und Me-
len einhergehen. Beispielsweise sind Kinder besonders thoden in ihrem Entwicklungs-, Veränderungs- und
hoch gewachsener Eltern im Mittel im Vergleich zu ih- Anpassungsprozess unterstützen. Kann sich an Einzel-
ren Eltern kleiner. personen (Schüler, Lehrer, Eltern), Gruppen (Klassen,
Lehrergruppen, Elterngruppen) sowie die ganze Schule
Reliabilität (reliability). Wesentliches Gütekriterium zur oder Schulnetzwerke richten.
Beurteilung diagnostischer Verfahren; gibt die Zuverläs-
sigkeit eines Tests an. Klassische Formen der Reliabili- Schulsystem (school system). Das Schulsystem bezeich-
tätsermittlung beruhen im Wesentlichen auf der Unter- net das Gefüge aller schulischen Einrichtungen und
suchung der Stabilität einer Rangreihe von Personen Möglichkeiten des Erwerbs von Bildung in einem Staat.
über Itemstichproben oder Messzeitpunkte. Im Schulsystem werden Qualifikationen erworben und
bescheinigt, die für die berufliche Laufbahn von Per-
Ressourcen (resources). Ressourcen (franz. Mittel, sonen entscheidend sind. Es finden also Selektionen
Quelle) ermöglichen die Realisierung von Handlungen statt. Das Schulsystem hat neben dieser Funktion auf in-
oder Vorhaben. Hierzu zählen materielle oder immate- dividueller Ebene auch die Aufgabe, Chancengerechtig-
rielle Mittel wir Betriebsmittel, Geldmittel, Boden, Roh- keit herzustellen: Alle Mitglieder einer Gesellschaft sol-
stoffe, Energie oder Personen. Im Rahmen der Selbstre- len gerechte Bildungschancen erhalten. Disparitäten, die
gulation werden interne (z. B. Fähigkeiten, Konzentra- durch unterschiedliche soziale oder kulturelle Herkunft,
tion, Selbstwirksamkeit) von externen Ressourcen (z. B. das Geschlecht oder besonderen Förderbedarf entste-
Lernumgebung, Literatur, kollegiales Lernen) unter- hen, sollen möglichst durch die Schule verkleinert oder
schieden. aufgehoben werden.

Schema (schema). Kognitive Struktur, mit der Informa- Selbsterklärungen (self-explanation). Erklärungen, die
tionen interpretiert und organisiert werden. Es resultiert zum einen von einem Lernenden selbst generiert werden
aus Erfahrungen in wiederholt vorkommenden (Problem) und die er zum anderen auch primär an sich selbst rich-
Situationstypen (z. B. Probleme zur Berechnung der tet. Sie enthalten Information, die nicht direkt im Lern-
Wahrscheinlichkeit des gemeinsamen Auftretens von material enthalten ist. Typisch dafür wäre ein Lernender,
unabhängigen Ereignissen), die in abstrahierter Weise der sich den Sinn eines Lösungsschritts (z. B. in Hinblick
repräsentiert werden. Ein Schema ist eine skelettartige auf das Zwischenziel, das damit erreicht wird) bewusst
Wissensstruktur, die mit den Spezifika einer aktuellen macht oder von den Spezifika einer Problemstellung die
Problemsituation angereichert wird (z. B. wird der Mul- strukturellen Merkmale abstrahiert, die für die Wahl des
tiplikationssatz für unabhängige Ereignisse mit den kon- korrekten Lösungswegs von Bedeutung sind.
470 Glossar

Selbstkompetenz (self-efficacy). Geht zurück auf Albert Personmerkmalen während verschiedener Ausschnitte
Bandura und meint die Erwartung einer Person, auf- der Lebensspanne erheblich beeinflussen.
grund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen
erfolgreich ausführen zu können. Stage-Environment-Fit-Theorie (Stage-Environment
Fit Theory). Diese Theorie geht von der Erkenntnis aus,
Selbstwertgefühl (sense of self-worth). Gesamtheit der dass bestimmte Lern- bzw. Erziehungsumwelten nicht
affektiven Einstellungen einer Person zu sich selbst. generell für eine Person günstig oder ungünstig sind,
sondern dass die Passung mit einer Umwelt von der je-
Selbstwirksamkeitsüberzeugung (self efficacy beliefs). weiligen Entwicklungsphase (»stage of development«)
Konkrete Erwartung, dass eine Aufgabe oder Herausfor- der Person abhängt.
derung aus eigener Kraft erfolgreich bewältigt werden
kann. Statusdiagnostik (status assessment). Im Zentrum
steht die Feststellung der relativen Ausprägung eines
Self-Enhancement-Ansatz (self enhancement ap- interessierenden Konstrukts (z.B. Intelligenz) zu einem
proach). Das zentrale Postulat lautet, dass günstige gegeben Zeitpunkt. Zentral ist die Annahme, dass für
Selbstkonzepte zu einer positiven Leistungsentwicklung das interessierende Konstrukt von einer relativen (situa-
beitragen. tions- und zeitüberdauernden) Stabilität auszugehen
ist.
Skill-Developement-Ansatz (skill development ap-
proach). Das zentrale Postulat lautet, dass hohe Leistun- Stichprobe (sample). Um den Aufwand von Untersu-
gen zu einer positiven Selbstkonzeptentwicklung bei- chungen mit Tests zu reduzieren und dennoch repräsen-
tragen. tative Aussagen treffen zu können, werden Stichproben
von Personen gezogen. Um eine Stichprobe ziehen zu
Sozial abweichendes Verhalten (deviance). Mit dem können, muss man zunächst die Population definieren,
Begriff des sozial abweichenden Verhaltens von Kindern über die die Stichprobe etwas aussagen soll. Kann man
und Jugendlichen wird hervorgehoben, dass klinisch re- die Stichproben nicht durch eine völlig zufällige Aus-
levante »Verhaltensstörungen« weder genetisch oder wahl treffen, muss entschieden werden, nach welchen
biologisch begründet sein müssen und der Grad der Gesichtspunkten eine Stichprobenziehung optimiert
»Abweichung« letztlich auf sozialen Konventionen be- wird. In Vergleichsstudien werden häufig komplexe
ruht. In der aktuellen Literatur werden meist aggressive, Stichproben gezogen, d. h., dass verschiedene Arten der
oppositionelle, gewalttätige, delinquente und kriminelle Stichprobenziehung miteinander kombiniert werden
Verhaltensweisen gefasst. Um eine klinisch relevante müssen (z. B. die Ziehung einer Stichprobe von Schulen
Störung des Sozialverhaltens diagnostizieren zu können, mit einer Ziehung von Schülern in den Schulen.
gilt es Anzahl, Intensität und Dauer der Verhaltens-
probleme sowie damit einhergehende Beeinträchti- Strategien (strategies). Allgemein versteht man unter
gungen der kindlichen Entwicklung zu berücksichtigen. Strategien das planvolle Anstreben eines Ziels. Im Zu-
Eine sehr ungünstige Entwicklungsprognose haben Kin- sammenhang mit Lernverhalten spricht man entspre-
der, bei denen Störungen sehr früh, sehr massiv und in chend von Lernstrategien und bezeichnet damit Verhal-
vielfältigen Lebensbereichen auftreten. tensweisen und Gedanken, die Lernende aktivieren, um
Prozesse des Wissenserwerbs und ihre Motivation zu
Soziale Vergleiche (social comparisons). Vergleiche der steuern. Durch den Einsatz von Lernstrategien können
eigenen Leistung mit der Leistung anderer (z. B. der Mit- Lernende mithin ihr eigenes Lernen selbst beeinflussen.
schüler).
Stress (stress). Zustand der »Alarmbereitschaft« eines
Sozialisation (socialisation). Prozesse mit nicht bewusst Organismus, der sich auf erhöhte Leistungsanforde-
beabsichtigten Effekten – also ohne pädagogische Inten- rungen einstellt, wenn die eigenen Fähigkeiten und Fer-
tion. Dennoch (oder gerade deshalb) können Sozialisa- tigkeiten von den Anforderungen in der Umwelt über-
tionsprozesse die Veränderung oder Stabilisierung von troffen bzw. in Frage gestellt werden.
471
Glossar

Strukturiertheit (Structure). Strukturiertheit des Unter- können zur allgemeinen Förderung, zur Prävention, zur
richts meint zum einen eine klare erkennbare Gliede- Rehabilitation und zur Behebung von Defiziten einge-
rung des Unterrichts in einzelne Phasen und Abschnitte. setzt werden.
Zum zweiten wird Strukturiertheit häufig als Konsistenz
von Regeln, Erwartungen und Grenzen begriffen und Transfer (transfer). Transfer (lat. hinüberbringen) oder
drückt sich somit in einer effektiven Unterrichts- und Lerntransfer bezeichnet in der Pädagogischen Psycholo-
Klassenführung aus (Verweis auf Klassenführung). Zum gie die Übertragung von durch Lernen erworbenes Wis-
dritten wird der Begriff Strukturiertheit von Unterricht sen über konkrete Gegenstände oder Zusammenhänge
häufig kognitionspsychologisch verwendet, um Maß- auf mehr oder weniger ähnliche (naher vs. weiter Trans-
nahmen und Handlungen zu beschreiben, die der Ver- fer) Phänomene oder Anwendungsbereiche, indem die-
knüpfung des Vorwissens der Lernenden mit neuen se verallgemeinert oder abstrahiert werden.
Wissenselementen und einem geordneten Aufbau von
Wissen dienen (z.B. advanced organizer). Transmission View (transmission view). Lerntheore-
tische Überzeugung im Sinne des Informationsverarbei-
Strukturmodelle der Intelligenz (structural models of tungsansatzes, wonach eine fest umschriebene Menge an
intelligence). Modelle der Intelligenzforschung, in de- Informationen von der Lehrkraft effektiv an die Schüler
nen Intelligenz als Fähigkeit angesehen wird, die sich aus »weitergegeben« wird.
mehreren (z.T. hierarchischen) Komponenten zusam-
mensetzt. Üben (practice). Zumeist eine Form des Lernens durch
Tun, bei der nicht die Erarbeitung von neuem Stoff an-
Systemmonitoring (system monitoring). Zielt auf Infor- gestrebt wird, sondern die Festigung und Automatisie-
mationen über Organisationen (z.B. Bildungssysteme) rung. Gegebenenfalls kann dabei noch eine Feinabstim-
ab. Dies impliziert eine stichprobenbasierte Erhebung mung des Wissens erfolgen, etwa indem noch kleinere
von Schüllerleistungen zur Feststellung der Leistungsfä- Fehler korrigiert, Wissenslücken geschlossen oder die
higkeit von Schulsystemen. Auswahl jeweils effizienter Lösungsvarianten für ver-
schiedene Problemtypen (Transfer!) optimiert werden.
Temporale Vergleiche (temporal comparisons). Ver-
gleiche der eigenen aktuellen Leistung mit vorherigen Unterricht (lesson). Abfolge von Lehr- und Lernsitua-
Leistungen. tionen, die von ausgebildeten Lehrpersonen in institu-
tionalisierten Kontexten (Schule, Weiterbildung) ab-
Test (test). Verfahren zur Untersuchung eines empirisch sichtsvoll geplant und initiiert werden und die dem Auf-
abgrenzbaren Merkmals (z. B. der Kompetenz) mit dem bau von Wissen sowie dem Erwerb von Fertigkeiten und
Ziel einer quantitativen Aussage über den relativen Grad Fähigkeiten der Lernenden dienen.
der individuellen Ausprägung des Merkmals. Die Ant-
worten der Person auf bestimmte Testaufgaben dienen Validität (validity). Das entscheidende Gütekriterium in
als Indikator für die (latente) Fähigkeit einer Person, der psychologischen Diagnostik. Auf einer theoretischen
auch außerhalb der Testsituation eine vergleichbare Auf- Ebene geht es vorrangig darum, inhaltlich-psycholo-
gabe oder ein vergleichbares Problem lösen zu können. gisch zu beurteilen und zu begründen, inwiefern eine
Aus der Testleistung eines Schülers wird also auf das Po- spezifische Messung geeignet ist das intendierte Kons-
tenzial bzw. die Kompetenz der Person geschlossen. trukt abzubilden. Auf einer empirischen Ebene geht es
insbesondere darum, datengestützt zu demonstrieren,
Training (training). Ein Training ist eine strukturierte dass Kernannahmen über die Eigenschaften einer Mes-
und zeitlich begrenzte Intervention, in der mittels wie- sung zutreffen. Ergebnisse zur konvergenten und diskri-
derholter Ausübung von Tätigkeiten die Absicht verfolgt minanten Validität helfen hier häufig auch die Relevanz
wird, Fertigkeiten und Fähigkeiten aufzubauen oder psychologischer Diagnostik zu unterstreichen.
zu verbessern. Es gibt pädagogisch-psychologische
Trainings für kognitive, motivationale, selbstregulative, WHO (World Health Organisation). Die Weltgesund-
soziale und emotionale Funktionsbereiche. Trainings heitsorganisation (World Health Organisation) ist Koor-
472 Glossar

dinationsbehörde der Vereinten Nationen für das inter- Wissenspsychologie (psychology of knowledge). For-
nationale öffentliche Gesundheitswesen. Eine zentrale schungsrichtung der Psychologie, in der aus einer infor-
Aufgabe der WHO stellt die Entwicklung und weltweite mationsverarbeitungstheoretischen Sichtweise vor allem
Durchsetzung von Leitlinien, Standards (z. B. ICD) und vier Themenbereiche analysiert werden: Erwerb von
Methoden in gesundheitsbezogenen Bereichen dar. Wissen, Repräsentation und Organisation von Wissen
im Gedächtnis, Prozesse des Abrufs von Wissen, An-
Wissen (knowledge). Relativ dauerhaft (im LZG) ge- wendung des Wissens beim Denken und Handeln.
speicherte Gedächtnisinhalte, deren Bedeutsamkeit
durch soziale Übereinkunft festgelegt wird (»Allgemein- Zielorientierung (goal orientation). Motivationale Ten-
wissen«). Vom Wissen eines bestimmten Menschen ist denzen, die das Verhalten in Lern- und Leistungssitua-
in der Regel nur die Rede, wenn er Überzeugung von der tionen beeinflussen.
Gültigkeit dieses Wissens besitzt.
Verständnisfragen

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
474 Verständnisfragen

Ê Die Antworten auf die nachfolgend aufgeführten Fragen finden Sie auf der Website zum
Lehrbuch unter www.lehrbuch-psychologie.de.

Kapitel 1

1. In der öffentlichen Diskussion zum Lernen kann man im Internet zahlreiche Diskussions-
beiträge finden. Ein typischer Beitrag lautet in etwa wie folgt: »Konstruktivismus bedeutet
aktives Lernen. Dies kann z. B. über das Schreiben von Computerprogrammen, das An-
fertigen von Zeichnungen oder aktives Diskutieren erfolgen. Wenn man etwas durch selb-
ständiges Erarbeiten lernt, ist es viel tiefer im Gedächtnis verankert als etwas, was einem
eine Lehrkraft erklärt hat.« – Welcher grundlegenden Perspektive des Wissenserwerbs
entspricht so ein Statement?
2. Stellen Sie sich vor, ein Schüler der 5. Klasse bearbeitet die folgende Textaufgabe: »Michael
hat eine Sammlung von Seilen mit einem Meter Länge. Er hätte gerne ein zwölf Meter
langes Seil. Wie viele Seile mit einem Meter Länge muss er aneinanderknoten, um ein
12 Meter langes Seil zu bekommen?« Die Antwort kommt schnell: »Ist ja einfach: 12«. Wie
könnte man diese Antwort aus der Sicht der Textverstehensforschung interpretieren?
3. Stellen Sie sich zwei fortgeschrittene Gitarrenschüler vor. Schüler A hat bereits eine Ge-
samtübungszeit von 6 Stunden in ein schwieriges Jazz-Stück investiert, Schüler B erst 3
Stunden. Wenn beide 2 zusätzliche Übungsstunden investieren, wer macht dann aller
Wahrscheinlichkeit nach die größeren Fortschritte (z.B. in dem Sinne, wie viele Takte nun
durchgespielt werden können, bevor wieder ein »Stolperer« passiert)? Warum?
4. Was spricht dafür, Schüler nach der Einführung eines Prinzips, z.B. eines Satzes in der
Mathematik, mehrere Beispiele zur Anwendung dieses Prinzips studieren zu lassen, statt
ihnen Aufgaben zum Bearbeiten vorzugeben?
5. Warum ist es nicht sinnvoll, traditionelle Unterrichtsformen, wie etwa eine Vorlesung an
der Universität, mit passiv-rezeptivem Lernen gleichzusetzen?

Kapitel 2

1. Warum ist umfangreiches Vorwissen bei der Bewältigung komplexer, authentischer Pro-
bleme von Bedeutung?
2. Welcher ist der Gegenstand der Informationsverarbeitungstheorie?
3. Was wird in Ackermans Theorie der »ability determinants of skilled performance« be-
schrieben?
4. Wie wird praktische Intelligenz nach Sternberg definiert?
5. Warum spielen epistemologische Überzeugungen von Lernenden eine wichtige Rolle bei
der Ausübung der Tätigkeit von Lehrenden?

Kapitel 3

1. Welche Phasen werden bei den neueren prozessorientierten Modellen der Selbstregulation
unterschieden und was beinhalten die einzelnen Phasen?
2. Welchem Grundgedanken folgt das Modell des adaptiven Lernens von Boekaerts und
Niemivirta (2000)?
475
Verständnisfragen

3. Welche Verfahren zur Erfassung selbstregulierten Lernens werden unterschieden?


4. Beschreiben Sie die Inhalte des LIST!
5. Wie lauten die allgemeinen Prinzipien, die bei der Wissensvermittlung zum selbstregulier-
ten Lernen beachtet werden sollten?

Kapitel 4

1. Was versteht man unter dem Angebots-Nutzungs-Modell?


2. Wie lassen sich positive Effekte kooperativen Lernens von Lernenden theoretisch er-
klären?
3. Was sind Optimalklassen?
4. Was versteht man unter den drei Basisdimensionen von Unterrichtsqualität?
5. Vergleichen Sie den STAD- und JIGSAW-Ansatz zum kooperativen Lernen.
6. Erläutern Sie, warum konstruktivistische Theorien des Wissenserwerbs nur bedingt ge-
eignet sind, bestimmte Unterrichtsformen zu legitimieren.
7. Was versteht man unter direkter und indirekter Instruktion?

Kapitel 5

1. Welche Rolle spielen die lokale und globale Textkohärenz beim Lesen eines Textes?
2. Wie kann der Lernvorteil multimedialer Medien im Vergleich zum Lernen mit Texten
erklärt werden? Unter welchen Bedingungen tritt der Lernvorteil multimedialer Medien
auf?
3. Wie weit ist die Integration der sog. »Neue Medien« in institutionellen Bildungskontexten
fortgeschritten?
4. Was sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ansätzen zur Erklärung des
Medienkonsums?
5. Führt der Konsum gewalthaltiger Medien zu einer höheren realen Gewalttätigkeit der
Medienkonsumenten?

Kapitel 6

1. Was sind die fünf Merkmalsbereiche einer effektiven Klassenführung nach dem »Klassi-
ker« Kounin (1976)?
2. In welche Bereiche lässt sich Klassenführung auf der Basis des heutigen Forschungsstandes
einteilen?
3. Was bedeutet Klassenmanagement?
4. Was versteht man unter aktiver Lernzeit?
5. Was bedeutet Lernbegleitung?
476 Verständnisfragen

Kapitel 7

1. Was versteht man unter Lernmotivation und wie unterscheiden sich die intrinsische und
die extrinsische Form der Lernmotivation?
2. Welcher Zusammenhang besteht zwischen intrinsischer Motivation und letztgültigen
Zielen des Verhaltens?
3. Unter welchen Bedingungen kann auch das implizite Leistungsmotiv zur Vorhersage von
Schulleistungen beitragen?
4. Worin unterscheidet sich die Wirkung von Annäherungsleistungszielen und Lernzielen?
5. Inwiefern kann die im Laufe der Schulzeit zu beobachtende Abnahme von Schülerinteres-
sen auch positiv betrachtet werden?

Kapitel 8

1. Was versteht man unter einem bereichsspezifischen Selbstkonzept?


2. Welche Rolle spielt das schulische Selbstkonzept im Erwartungs-Wert-Modell?
3. Unterscheiden Sie den Skill-Development-Ansatz vom Self-Enhancement-Ansatz.
4. Beschreiben Sie den Big-Fish-Little-Pond-Effekt.
5. Was versteht man unter dimensionalen Vergleichen?

Kapitel 9

1. Wie können Emotionen definiert werden?


2. Inwiefern sind Emotionen und Stimmungen bzw. Emotionen und Stress verwandt bzw.
voneinander abzugrenzen?
3. Was ist die zentrale Annahme der Appraisal-Theorien? Welche Appraisals gelten laut Pe-
kruns Theorie als besonders bedeutsam für die Entstehung von Emotionen im Lern- und
Leistungskontext?
4. Über welche Mechanismen wirken Emotionen auf schulische Leistungen?
5. Wie können Lehrkräfte Leistungsemotionen von Schülern positiv beeinflussen?

Kapitel 10

1. In welchen Funktionsbereichen der Entwicklung zeigt sich die stärkere Gefährdung von
Kindern mit Migrationshintergrund und unter welchen Bedingungen sind Probleme be-
sonders wahrscheinlich?
2. Für Intelligenz als ein wichtiges Personenmerkmal sind in verhaltensgenetischen Studien
wiederholt hohe Erblichkeitskoeffizienten ermittelt worden. Gleichzeitig haben sich Intel-
ligenztrainings (wie das von K.J. Klauer) als enorm erfolgreich erwiesen. (Wie) Sind diese
Befunde zu vereinbaren?
3. Welche Erziehungsstile unterscheidet Larry Steinberg und welche Dimensionen erziehe-
rischen Verhaltens werden dazu herangezogen?
4. In der (populär-)wissenschaftlichen Literatur kann man zwei Extrempositionen antreffen:
Einige sehen eine Beteiligung von Eltern beim Lernen als Indikator für das Versagen von
Schule und lehnen diese ab, andere dagegen sind der Auffassung, dass Eltern helfen müs-
477
Verständnisfragen

sen, weil dies zu ihrer Erziehungsfunktion zählt. Welche Position würden Sie vertreten und
welche Bedingungen erachten Sie als ausschlaggebend für eine gelingende Hilfe von Eltern
beim häuslichen Lernen?
5. Welche Befunde sprechen für die hohe Anpassungsfähigkeit von Kindern und welche
Faktoren erhöhen die Vulnerabilität Heranwachsender?

Kapitel 11

1. Wie hat sich die Perspektive auf Lehrer in der pädagogisch-psychologischen Forschung im
Verlauf der Zeit geändert und welche Konsequenzen hatte das für die empirische For-
schung?
2. Was versteht man unter Erwartungseffekten und wie ist der derzeitige empirische Kennt-
nisstand hierzu?
3. Welche Formen des Lehrerwissens kann man unterscheiden?
4. Haben Lehrkräfte ein höheres Risiko für Stresserkrankungen? Diskutieren Sie diese Frage
vor dem Hintergrund empirischer Befunde.
5. In Diskussionen über Ansätze zur Verbesserung der Bildungsqualität wird gelegentlich
vorgeschlagen, den Zugang zum Lehrerberuf stärker zu beschränken und nur hoch moti-
vierte und talentierte Kandidaten zuzulassen. Nehmen Sie – basierend auf Erkenntnissen
der pädagogisch-psychologischen Forschung – Stellung zu diesem Vorschlag.
6. Stellen Sie sich vor, Sie sind Bildungsminister(in) und sollen die Lehrerbildung reformie-
ren. Welche Ansatzpunkte halten Sie für besonders wichtig?

Kapitel 12

1. Welche Erklärungen gibt es für das Phänomen der Homophilie?


2. Benennen Sie verschiedenen Formen sozialen Einflusses, die innerhalb einer Gruppe Ju-
gendlicher wirksam werden können!
3. Was ist mit der »Ko-Konstruktion sozialer Realität« unter gleichaltrigen Kindern gemeint
und weshalb ist dies in Beziehungen zwischen Gleichaltrigen eher möglich als in Bezie-
hungen, die Kinder zu Erwachsenen haben?
4. Wie wird in der Forschung anhand von soziometrischen Verfahren der Peerstatus eines
Kindes ermittelt und welche fünf Kategorien des Peerstatus werden in der Literatur unter-
schieden?
5. Was ist der »Bystander-Effekt« und warum ist es wichtig, diesen bei der Entwicklung von
Anti-Bullying-Maßnahmen zu berücksichtigen?

Kapitel 13

1. Erklären Sie den Begriff »pädagogisch-psychologische Diagnostik«. In welchen Anwen-


dungsfeldern kommt die pädagogisch-psychologische Diagnostik zum Einsatz?
2. Welche wichtigen Taxonomien von Problemen der pädagogisch-psychologischen Diag-
nostik kennen Sie? Nennen Sie jeweils Beispiele für Fragestellungen.
3. Nennen und erläutern Sie drei relevante Gütekriterien anhand derer psychologische Tests
bewertet werden?
478 Verständnisfragen

4. Erklären Sie die Begriffe Basisrate und Selektionsrate an einem Beispiel. Was versteht man
unter Sensitivität, Sensibilität und Effizienz eines Testverfahrens?
5. Welche diagnostischen Informationen bzw. Verfahrensklassen können in der pädago-
gisch-psychologischen Diagnostik herangezogen werden? Welche Vorzüge und Nachteile
haben diese Verfahren?

Kapitel 14

1. Beschreiben Sie kurz, was unter einer Evaluation zu verstehen ist und welche Unterschei-
dungen diesbezüglich vorgenommen werden können.
2. Beschreiben Sie den idealtypischen Ablauf einer wissenschaftlichen Evaluation.
3. Beschreiben Sie ein Untersuchungsdesign, mit dem sich Maßnahmen wissenschaftlich
evaluieren lassen.
4. Nennen Sie typische methodische Probleme bei wissenschaftlichen Evaluationen und be-
schreiben sie diese kurz.
5. Was versteht man unter Bildungsmonitoring?

Kapitel 15

1. Erklären Sie, was für unterschiedliche Grundausrichtungen von Vergleichsstudien es gibt


und was dabei jeweils gemessen werden soll.
2. Beschreiben Sie verschiedene Untersuchungsdesigns, die man bei Vergleichsstudien un-
terscheidet.
3. Erklären Sie, welche Rolle die theoretische Rahmenkonzeption einer Vergleichsstudie für
deren Durchführung spielt.
4. Erklären Sie, was Kompetenzstufen sind und wie sie zu interpretieren sind?
5. Beschreiben Sie, unter welchen Perspektiven man die Ergebnisse von Vergleichsstudien
betrachten kann.

Kapitel 16

1. Welche Prinzipien liegen der Arbeit in der Frühförderung zugrunde?


2. Welche Rolle kommt der Familie im Rahmen der Frühförderung zu?
3. Wie sieht ein idealtypischer Verlauf in der Frühförderung aus?
4. Welche Rolle kommt der frühkindlichen Bindung beim Umgang mit psychosozialen
Risiken zu?
5. Wie lässt sich die Wirksamkeit von Frühfördermaßnahmen beurteilen?

Kapitel 17

1. Durch welche zentralen Merkmale zeichnet sich Training aus?


2. Das Denktraining nach Klauer gilt als eines der am besten evaluierten Trainings. Inwiefern
wurden in den Evaluationen des Denktrainings zentrale Aspekte der Wirksamkeitsüber-
prüfung von Trainingsverfahren realisiert?
479
Verständnisfragen

3. Warum sollten vor dem Hintergrund des Selbstbewertungsmodells der Leistungsmotiva-


tion nur solche Trainings zu einer überdauernden Veränderung der Effekte führen, in
denen alle drei Prozesskomponenten des Leistungsmotivs trainiert werden?
4. Welche Parallelen finden sich bei effektiven Programmen zur Förderung des Leseverste-
hens auf der einen und des Schreibens auf der anderen Seite?
5. Welche zentralen Problemstellungen lassen sich im Hinblick auf die Implementation von
Trainingsprogrammen nennen?

Kapitel 18

1. (Inwiefern) Lässt sich Psychotherapie und Beratung voneinander abgrenzen?


2. Erläutern Sie Probleme in der kindlichen Entwicklung, die mit höherer Wahrscheinlich-
keit eintreten, wenn Kinder in Armut aufwachsen.
3. Diskutieren Sie Herausforderungen, die sich für Schulpsychologen stellen, wenn sie Schu-
len mit Blick auf Maßnahmen zur Stärkung der Eltern-Lehrer-Kooperation beraten.
4. Was kennzeichnet den Schülerfeedbackansatz und inwiefern kann er zur Veränderung der
Schul- und Unterrichtskultur beitragen?
5. Wie lässt sich die Qualität von pädagogisch-psychologischer Beratung erfassen und
sichern?
Autorenportraits

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
482 Autorenportraits

Barbara Drechsel Dr. Anne C. Frenzel Thomas Götz


Wo und wann haben Sie Kiel, 2000 Promotion: Universität München, Promotion: Universität München,
promoviert/habilitiert? Juli 2004 Juli 2002
Habilitiere derzeit, Abschluss des Habilitation: Universität
Verfahrens voraussichtlich Ende München, November 2005
Mai 2009

Wo arbeiten Sie jetzt und seit Seit 1998 am Leibniz-Institut für Universität München, Universität Konstanz und Päda-
wann? die Pädagogik der Naturwissen- Department Psychologie, gogische Hochschule Thurgau,
schaften, Kiel seit November 2001 seit Oktober 2007

Und mit welchen Schwer- Internationale Vergleichsstudien, Schwerpunkt Pädagogische Schwerpunkt Empirische Bil-
punkten? Lehrerprofessionalität Psychologie, Motivation und dungsforschung, Emotionen,
Emotion Selbstreguliertes Lernen
Welche Hobbies haben Sie? Musik, Lesen

Holger Horz PD Dr. Ursula Kessels Prof. Dr. Olaf Köller


Wo und wann haben Sie Promotion: 2004, Universität Promotion: Freie Universität Promotion: 1997 zum Dr. phil.
promoviert/habilitiert? Mannheim, LS Erziehungs- Berlin 2001 an der Christian-Albrechts-
wissenschaften (Prof. M. Hofer) Habilitation: Freie Universität Universität zu Kiel
Habilitation: 2008, Universität Berlin 2007 Habilitation: 2001 an der Univer-
Koblenz Landau, Fb Psychologie, sität Potsdam (Dr. phil. habil.,
AS Multimedia (Prof. W. Schnotz) Vernia legndi für Psychologie)
Wo arbeiten Sie jetzt und seit Seit 1/2009 : UAS Northwestern Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin,
wann? Switzerland, Institute for Re- seit Okt. 2002 seit 2004
search and Development of Col-
laborati ve Processes, Riggen-
bachstr. 16, 4600 Olten, Schweiz
Und mit welchen Schwer- Instructional Design, Blended Schul- und Unterrichtsforschung Schulleistungsdiagnostik
punkten? Learning, Arbeiten und Lernen Geschlechterforschung
mit Multimedia, Bild- & Textver- Identitätsentwicklung im schuli-
stehen. schen Kontext

Welche Hobbies haben Sie? Reisen, Rennradfahren


483
Autorenportraits

Stefan Fries Judith Gerber Hans Gruber Bettina Hannover


Promotion: 2000 an der Universität Bielefeld, 2005 Promotion: 1991, Psychologie, Promotion: Technische Universi-
Universität Potsdam LMU München tät Berlin 1987
Habilitation: 2006 an der Habilitation: 1999, Venia Legendi Habilitation: Technische Universi-
Universität Mannheim für Psychologie und Empirische tät Berlin 1994
Pädagogik, LMU München
Lehrstuhl für Pädagogik III
Universität Bielefeld, Abteilung Universität Bielefeld seit 2000 Universität Regensburg Freie Universität Berlin,
Psychologie, AE Psychologie der seit Okt. 2002
Bildung und Erziehung seit 2008
Motivation und Lernen
Selbstregulation und Eltern-Kind-Beziehung Expertise, Professional Learning, Selbst und Identität
multiple Ziele Lernen am Arbeitsplatz, Hoch- Geschlechterforschung
schuldidaktik Migrationsforschung
Marathonlaufen, Zitherspielen, Oper, Tanz und Theater
Problemschach

Olga Kunina Mareike Kunter Meike Landmann Frank Lipowsky


Promotion: in Psychologie, 2004, September 2004, TU Darmstadt Promotion: Juni 2003 an der
Freie Universität Berlin Pädagogischen Hochschule
Habilitation: in Psychologie, Heidelberg,
2008, Freie Universität Berlin

Humboldt-Universität zu Berlin, Seit 1999 Max-Planck-Institut für Institut für Qualitätsentwicklung, Universität Kassel, 1.10. 2006
Institut zur Qualitätsentwicklung Bildungsforschung Wiesbaden seit März 2008
im Bildungswesen seit 09/2006

Mathematikleistungen in der Lehrerforschung, Unterrichts- Das hessische Institut für Quali- Empirische Unterrichts-
Grundschule forschung, Motivation im Klas- tätsentwicklung (IQ) ist eine forschung, Lehrerforschung
Multivariate statistische Model- senzimmer Evaluationsagentur, die landes-
lierung weit und auf allen Ebenen die
Qualitätsentwicklung im hessi-
schen Bildungswesen unter-
stützt. Schwerpunkt: Zentrale
Lernstandserhebungen als Bei-
trag zur schulischen Qualitätsent-
wicklung, Kompetenzmessung
Standard- & Latein Gesellschafts- Sport, Krimis, Backen Basketball, Wandern, Lesen,
tanz Klavierspielen
484 Autorenportraits

Fiona Lorenz Prof. Dr. Jens Möller Barbara Otto


Wo und wann haben Sie Ich promoviere zurzeit an der Promotion: Kiel 1991 Promotion: 11/2007 an der Tech-
promoviert/habilitiert? Universität Bielefeld bei Prof. Elke Habilitation: Kiel 1996 nischen Universität Darmstadt
Wild.

Wo arbeiten Sie jetzt und seit Ich arbeite seit November 2006 Seit 2003 Professur Psychologie Seit 02/2007 als Wissenschaftli-
wann? als wissenschaftliche Mitarbeite- für Pädagogen che Mitarbeiterin im Arbeitsbe-
rin an der Universität Bielefeld in reich Pädagogische Psychologie
der Arbeitseinheit Pädagogische an der Goethe-Universität Frank-
Psychologie bei Prof. Elke Wild. furt
Und mit welchen Schwer- Meine Schwerpunkte in der For- Selbstkonzept, Lehrkräfte Selbstreguliertes Lernen, Lern-
punkten? schung liegen im Bereich Motiva- Diagnostische Kompetenz motivation, Determinanten aka-
tions- und Erziehungspsycholo- Kooperatives Lehren demischer Leistung, Nachhilfe
gie, ansonsten bin ich in der Leh-
re tätig und in der dem Lehrstuhl
angeschlossenen Pädagogisch-
Psychologischen Beratungsstelle.
Welche Hobbies haben Sie? Laufen, Volleyball Krimis lesen

Manfred Prenzel Alexander Renkl Prof. Dr. Ulrich Schiefele


Wo und wann haben Sie München, 1980 Promotion: 1991, Universität Hei- Promotion: 1984 Univ. Wien
promoviert/habilitiert? München, 1987 delberg, Habilitation: 1997, Uni- Habilitation: 1994 Univ. der
versität München Bundeswehr München

Wo arbeiten Sie jetzt und seit Seit 1997 am Leibniz-Institut für Seit 1999 Universität Freiburg, Univ. Potsdam seit 1.10.2007,
wann? die Pädagogik der Naturwissen- Professur für Pädagogische Psy- Exzellenzbereich Kognitions-
schaften, Kiel chologie und Entwicklungspsy- wissenschaften, Department
chologie Psychologie
Und mit welchen Schwer- Large Scale Assessment, Unter- Kognitive Lernprozesse und Lern- Pädagogische Psychologie, Aus-
punkten? richtsforschung, Professionalisie- strategien, beispielbasiertes Ler- wirkungen von Motivation und
rung nen und Lehren, Verhältnis von Interesse auf Leseverstehen
instruktionalen Erklärungen und
Selbsterklärungen, Lernen durch
reflexives Schreiben, Lernen mit
multiplen Repräsentationen
Welche Hobbies haben Sie? Musik, Kriminalromane Gutes Essen und Trinken sowie Lesen, Musikhören, Sport
Sport, insbes. Nordic Walking
und Laufen
485
Autorenportraits

Reinhard Pekrun Franziska Perels Birgit Pikowsky Britta Pohlmann


Promotion: 1982, Universität Promotion: September 2002 an Promotion: Mannheim 1992; Promotion: in Psychologie, 2003,
München, Habilitaton: 1986, der Technischen Universität Universität Bielefeld
Universität München Darmstadt. Habilitation: Januar
2009 an der Technischen Univer-
sität Darmstadt
Universität München, Depart- Institut für Qualitätsentwicklung Seit 2006 im Fachbereich Schul- Seit 2008 Landesinstitut für
ment Psychologie, seit 2001 seit Juni 2005 psychologie, Institut für schuli- Lehrerbildung und Schulent-
sche Fortbildung und Schulpsy- wicklung (Hamburg)
chologische Beratung in Speyer

Emotionsforschung und Pädago- Schulinspektion Schulpsychologische Beratung Evaluation von Schulversuchen,


gische Psychologie Empirische Fundierung der Entwicklung von Instrumenten
Schulentwicklung und Qualitäts- zur Kompetenzfeststellung
sicherung der Evaluation

Musik Lesen, Reisen, Golf spielen

Bernhard Schmitz Tina Seidel Elmar Souvignier Elena Stamouli


Promotion: 1984, FU Berlin Promotion: 2002 in Kiel Promotion: 2000 an der Universi- Promotion: 2003, Pädagogik,
Habilitation: 1995, TU Berlin Juniorprofessorin 2003–2007 tät Frankfurt. Habilitation: 2006 Universität Regensburg
an der Universität Frankfurt Habilitation: 2009, Pädagogik,
Universität Regensburg
Institut für Psychologie TU Darm- Friedrich-Schiller-Universität Universität Münster; Institut für Institut für Pädagogik, Universi-
stadt, Seit 1997 Jena, seit 2007 Psychologie in Bildung und schu- tät Regensburg
lischer Erziehung seit 2007

Förderung von Selbstregulation Unterrichtsforschung Diagnose und Förderung des Le- Emotionale Kompetenzen, Be-
und Problemlösen, Konzeption Lehrerforschung severständnisses; rufszufriedenheit, Professional
und Effektivität von Trainings Hochschulforschung Kooperatives Lernen Learning.
Argumentation und Verhand-
lung, Beratungskompetenz von
Lehrern, Standardisierte Tage-
bücher
Tanzen, Joggen, Lesen, Theater, Puzzeln Literatur, Photografica
Oper
486 Autorenportraits

Prof. Dr. Ulrich Trautwein Elke Wild Oliver Wilhelm


Wo und wann haben Sie Promotion: FU Berlin 2002 Promotion: 1993, Mannheim Promotion: 2000 an der Universi-
promoviert/habilitiert? Habilitation: FU Berlin 2005 Habilitation: 1999, Mannheim tät Mannheim. Juniorprofessur
2002 Humboldt Universität
Stiftungsprofessur 2006 Hum-
boldt Universität
Wo arbeiten Sie jetzt und seit Seit 2008 Professur für Empiri- Seit 2000 an der Uni Bielefeld Humboldt-Universität zu Berlin,
wann? sche Bildungsforschung an der Institut zur Qualitätsentwicklung
Universität Tübingen im Bildungswesen seit 09/2006
Und mit welchen Schwer- Selbstkonzept Familien- und Motivations- Konstruktion und Evaluation von
punkten? Empirische Bildungsforschung psychologie, Beratung, Jugend- Leistungs- und Fähigkeitstests
Lehr-Lern-Forschung forschung Multivariate Untersuchung von
Fähigkeitskonstrukten
Welche Hobbies haben Sie? Lesen, Schwimmen, Fotogra-
phieren
Quellenverzeichnis

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
488 Quellenverzeichnis

Seite Kapitel Quelle


Kapitel 3
53 Abb. 3.2 Aus Schmitz, B. & Schmidt, M. (2007). Einführung in die Selbstregulation. In M. Landmann &
B. Schmitz (Hrsg.) Selbstregulation erfolgreich fördern. Praxisnahe Trainingsprogramme für effek-
tives Lernen (S. 9–18.) . Stuttgart: Kohlhammer. Mit freundlicher Genehmigung des Kohlhammer-
Verlags.
55 Abb. 3.4 Aus Landmann, M. & Schmitz, B. (2007a). Welche Rolle spielt Self-Monitoring bei der Selbstregulation
und wie kann man mit Hilfe von Tagebüchern die Selbstregulation fördern? In M. Gläser-Zikuda &
T. Hascher (Hrsg.), Lernprozesse dokumentieren, reflektieren und beurteilen. Lerntagebuch &
Portfolio in Forschung und Praxis (S.149–169). Bad Heilbrunn: Klinkhardt-Verlag. Mit freundlicher
Genehmigung der Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung KG.
57 Tab. 3.2 Aus Wild, K. P. & Schiefele, U. (1994). Lernstrategien im Studium. Ergebnisse zur Faktorstruktur und
Reliabilität eines neuen Fragebogens. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie,
15, 185–200. Mit freundlicher Genehmikgung des Hans Huber-Verlags.
58 Abb. 3.5 Aus Otto, Barbara (2007). SELVES - Schüler-, Eltern- und Lehrertrainings zur effektiven Vermittlung
von Selbstregulation. Berlin: Logos-Verlag. Mit freundlicher Genehmgiung des Logos-Verlags.
65 Tab. 3.3 Aus Perels, F. (2007). Hausaufgabentraining für Schüler der Sekundarstufe I: Förderung selbstregu-
lierten Lernens in Kombination mit mathematischem Problemlösen bei der Bearbeitung von
Textaufgaben. In M. Landmann & B. Schmitz (Hrsg.), Selbstregulation erfolgreich fördern (S. 33–51)
Stuttgart: Kohlhammer. Mit freundlicher Genehmigung des Kohlhammer-Verlags.
Kapitel 6
139 Abb. 6.a © bjupp – Fotolia.com
144 Abb. 6.b photos.com
145 Abb. 6.c photos.com
Kapitel 7
155 Abb. 7.a Foto: imagesource.com
159 Abb. 7.b Foto: imagesource.com
169 Abb. 7.c Foto: imagesource.com
Kapitel 10
237 Abb. 10.1 Erstellt nach Hofer M, Wild E & Noack P (Hgs.) Lehrbuch Familienbeziehungen. 2. überarbeitete
und erweiterte Auflage, S. 13. Hogrefe: Göttingen. Mit freundlicher Genehmigung vom Hogrefe-
Verlag.
241 Abb. 10.a Foto: imagesource.com
244 Abb. 10.b Foto: imagesource.com
251 Abb. 10.c Foto: imagesource.com
Kapitel 12
285 Abb. 12.a Foto: imagesource.com
288 Abb. 12.b Foto: imagesource.com
297 Abb. 12.c Foto: imagesource.com
299 Abb. 12.1 Nach Crick, N. R & Dodge, K. A. (1994). A Review and Reformulation of Social Information-Processing
Mechanisms in Children’s Social Adjustment. Psychological Bulletin, 115, 74–101. Adapted with
permission of the American Psychological Association.
Kapitel 13
329 Abb. 13.3 Aus Gölitz, D., Roick, T. & Hasselhorn, M. (2006). Deutscher Mathematiktest für vierte Klassen
(DEMAT 4). Göttingen: Hogrefe. Mit freundlicher Genehmigung des Hogrefe-Verlags. Beziehbar
über: Testzentrale Göttingen, www.testzentrale.de, E-Mail: testzentrale@hogrefe.de, Tel.:
0551/50688-0)
489
Quellenverzeichnis

Seite Kapitel Quelle


Kapitel 15
361 Abb. 15.01 PISA Broschüre – Die internationale Schulleistungsstudie der OECD, OECD 2007, www.oecd.org/pisa
368 Abb. 15.03 Aus Prenzel, M., Carstensen, C. H., Frey, A., Drechsel, B. & Rönnebeck, S. (2007b). PISA 2006 – Eine
Einführung in die Studie. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert (Hrsg.), PISA 2006. Die Ergebnisse der
dritten internationalen Vergleichsstudie (S. 49). Münster: Waxmann. © Waxmann Verlag.
Verwendung mit freundlicher Genehmigung.
369 Abb. 15.04 Aus Drechsel, B. & Artelt, C. (2007). Lesekompetenz. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert, W. Blum, M.
Hammann, E. Klieme & R. Pekrun (Hrsg.), PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen
Vergleichsstudie (S. 229). Münster: Waxmann. © Waxmann Verlag. Verwendung mit freundlicher
Genehmigung.
372 Abb. 15.05 Aus Drechsel, B. & Artelt, C. (2007). Lesekompetenz. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert, W. Blum, M.
Hammann, E. Klieme & R. Pekrun (Hrsg.), PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen
Vergleichsstudie (S. 233). Münster: Waxmann. © Waxmann Verlag. Verwendung mit freundlicher
Genehmigung.
373 Abb. 15.06 Aus Ehmke, T. & Baumert, J. (2007). Soziale Herkunft und Kompetenzerwerb: Vergleiche zwischen
PISA 2000, 2003 und 2006. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert, W. Blum, M. Hammann, E. Klieme &
R. Pekrun (Hrsg.), PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie (S. 318).
Münster: Waxmann. © Waxmann Verlag. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.
375 Abb. 15.07 Aus Ehmke, T., Blum, W., Neubrand, M., Jordan, A. & Ulfig, F. (2006). Wie verändert sich die mathe-
matische Kompetenz von der neunten zur zehnten Klassenstufe? In M. Prenzel, J. Baumert, W. Blum
et al. (Hrsg.), PISA 2003. Untersuchungen zur Kompetenzentwicklung im Verlauf eines Schuljahres
(S. 74). Münster: Waxmann. © Waxmann Verlag. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.
Kapitel 16
385 Abb. 16.a © bilderbox – fotolia.com
390 Abb. 16.b Aus Vojta V & Peters A (2007) Das Vojta-Prinzip. Springer: Heidelberg. S. 118
393 Abb. 16.c J. Coch
397 Abb. 16.d J. Coch
Kapitel 17
417 Abb. 17.a Foto: imagesource.com
422 Abb. 17.b Foto: imagesource.com
Stichwortverzeichnis

E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, DOI 10.1007/978-3-540-88573-3,


© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
492 Stichwortverzeichnis

A – soziale 155, 197


Big-Fish-Little-Pond-Effekt 191
Elaboration 10, 23, 57, 200
Elternhaus 236–257
Big-Five 189 Eltern-Lehrer-Kooperation 436, 443
ACT-Theorie 36 Bildungsmonitoring 356, 348 Emotion 200, 206, 209, 229
Adoleszenz 189 Bildungspanel 378 Enthusiasmus 274
Affiliation 286 Bildungsstandards 311, 330, 349, 362f. Entscheidung 152, 272, 308, 311, 313,
Aggression 129, 145, 296, 297 Bildungssystem 355 320, 323
Amotivation 146 Bindung 397 epistemologische Überzeugung 5, 28
Analphabetismus 108 Blended Learning 121, 123 Erblichkeit 239, 394
Angebot-Nutzen-Modell 73, 80, 355 Bullying 296, 297, 301 Erstgespräch 440
Animation 112 Burnout 276 Erwachsenenalter 66
Anlage-Umwelt-Debatte 30 Erwartungs-Wert-Modell 153, 170,
Anspruchsniveau 20, 414 198, 274
Anstrengung 191, 200
Appraisal 218
C Erwartungseffekt 267–273, 270
Erziehung 137, 241–244
Arbeitsgedächtnis 10, 106, 112, 114, Erziehungsberatung 313
117 chronische Erkrankung Erziehungsstil 137, 243, 244
Armut 242 – von Eltern 255f. Evaluation 334–337, 339, 349, 449
Attribution 64, 191, 197, 215, 218, 220, – von Kindern 254 Expertise 30, 264, 320
414 chunking 36 Explorationsverhalten 157
Aufgabenorientierung 162 classroom management (7 Klassen-
Aufmerksamkeitsdefizitsstörung 410 führung)
Aufmerksamkeitstraining 407
Ausdauer 200
Cognitive-Load-Theorie 11, 117
concept map 44
F
Autonomie 84, 222 conceptual change 168, 273
coping 209, 229 Fähigkeitskonzept (7 Selbstkonzept)
Familie 236–239

B – Familienstresstheorie 253

D – Ein-Elternteilfamilie 249
Feedback 87–88
Basking-in-reflected-glory-Effekt 192 Fernsehkonsum 128, 129
Begabung 40 Denktraining 407 Flow 158, 209, 225
Behinderung 387 depressive Verstimmung 432 Förderung
– geistige 392 Diagnostik 308–330 – direkte 246
Belastung 264, 276–278 didaktische Theorien 74–75 – indirekte 79, 245
Beliebtheit 287 digitale Medien (7 Medien) Fortbildung 125, 273, 278
Beratung 430f., 433, 435, 436 dimensionaler Vergleich 191 Fremdwahrnehmung 182
– Einzelfallberatung 438 Disziplinierung 136, 138–140, 143, 252, Freundschaft 287, 288
– von Gruppen 442 279 Frühförderung 384–401
– von Institutionen 447 Dyskalkulie 433
– von Schulen 447
Berufsberatung 314
G
Berufswahl 274, 445
Bezugsgruppe 217
E
Bezugsnorm 155, 170, 196, 197, 310, Gedächtnis 8–12, 30, 34–36, 114, 184,
415 E-Learning 45 224–225, 328, 410
– individuelle 155, 170, 196 Einschulung 311 Gedächtnisleistung 224
– sachliche 155 Einzelfallanalyse 309 Geschlechterstereotyp 191, 195
Stichwortverzeichnis
493 A–M

Geschlechtsunterschiede 117 Intervention 50, 61, 172, 224, 432 Leistungsbeurteilung 271
Gewaltprävention 416 Item-Response-Theorie 368 Leistungsemotion 211
Gleichaltrige (Peers) 284–302 Leistungsmotiv 160, 165, 413
Gruppe 291, 292 Leistungsrückmeldung 191, 223

K Leistungsziele 162, 166


Lernbehinderung 312, 392

H Kinderarmut 434
Lernen 12, 17, 22, 125, 173, 418
– aus Lösungsbeispielen 16
Kindesmisshandlung 244 – beispielbasiertes 17
Handlungsplanung 51 Klassenarbeit 191 – entdeckendes 12, 21, 22
Handlungsphasen 51–52 Klassenführung 136–144 – informelles 125
Hausaufgaben 249 Klassenklima 146 – kooperatives (7 kooperatives Lernen)
Head Start 399 kollegiale Fallberatung 445 – mit Texten 168
Hochbegabung 313 Kommunikationstechnologie 378 – rezeptives 22
Hochschulzulassung 313 Kompetenz 6, 265, 326, 355, 415, 420 – selbstreguliertes 50–69, 418
Homophilie 292f. – diagnostische 265, 326 Lernmanagement-System 121
Hörschädigung 391 – metakognitive 420 Lernmedien 104–131
Hyperaktivität 312, 410, 432, 433 – pädagogische 326 – computergestützte 114
Hypertext 107 – sozial-emotionale 415 Lernmotivation 137, 152–175, 200
Kompetenzstufen 370f. Lernstrategien 5, 12, 56, 200, 225
Konformität 294 Lerntagebuch 55

I Konstruktivismus 7, 78
Kontrasteffekt 193
Lernumgebung 13, 107
– familiale 79, 245–246
Kontrollüberzeugung 228 – computerbasierte 13, 107
Ich-Orientierung 162 Konzentration 146 Lernziele 162, 166
Identität kooperatives Lernen 22, 89–90, 173, Lese-Rechtschreib-Schwäche 417, 432
– soziale 291 295 Leseförderung 420
– ideal self 184 Körperbehinderung 389–390 Lesekompetenz 107, 361
Individualdiagnostik 369 Krankheit 253ff. Lesestrategie 407
induktives Denken 406, 411–413 – der Kinder 253
Informationsverarbeitung 28 – der Eltern 255
Informationsverarbeitungskapazität
114
Krankheitsmanagement 254–255
Kurswahl 199
M
Instructional-Design 123
– ID-Modelle 73, 76, 106 Marburger Rechtschreibtraining 421
Instruktion 222
– direkte 79
L Matthäus-Effekt 409
Medien 104
Intelligenz 30, 32, 35, 41–43, 168, 209, – digitale 113
313, 327–329, 411 Langeweile 214 Medienforschung 105–106
Intelligenztest 42, 439 Langzeitgedächtnis 9–10 Mediengeschichte 104
Intelligenztheorie 162 lautes Denken 36, 44, 79, 319 Medienkompetenz 121, 122, 131
Interesse 163–164, 168, 200 Lehramtsstudierende 136, 445 Medienpsychologie 105
Interessendifferenzierung 172 Lehrer 81, 136 Mehrebenenanalyse 82
Interessenförderung (7 Motivierung) Lehrerausbildung 278, 444 mentales Modell 108, 112, 115
intergenerationale Transmission 239 Lehrerfragen 85 Metaanalyse 87, 194
Internal/External-Frame-of-Reference- Lehrerrolle 272 Metakognition (7 Lernstrategien,
Modell (I/E-Modell) 188, 191 Lehrersozialisation 445 metakognitive)
Internalisierung 159 Lehrerurteil 326 microteaching 278
494 Stichwortverzeichnis

Migration 372ff., 435, 238


Misshandlung 239
phonologische Bewusstheit 417
Piktogramm 112
S
Mobbing 297 Präsenzlehre 120
Modalitätseffekt 118 – digitalisierte 121 Scheidung 249, 250–252
Modelllernen 278 Prävention 301–302, 334, 395, 398, Schemata 6
Motiv 152–154, 161, 413 416–417, 432 Schereneffekt 95
– Annäherung 161 – primäre 384 Schreiben 423
– Anschluss 153 – sekundäre 384 Schreibtraining 407
– explizites 161 Praxisschock 268 Schriftspracherwerb 392, 417–423
– implizites 161 Problemlösen 6 Schulangst 432
– Leistung 153 Produktionsdefizit 62 Schuleffektivitätsforschung 82
– Neugier 153 Professionalisierung 450 Schulentwicklung 450
– Vermeidung 161 Professionalität 267–273 Schülertraining 61, 64–65, 436
Motivation 152, 225–227, 273 Prognose 317 Schulinspektion 350
Motivationstraining 407 Prokrastination 215 Schulleistung 165–170, 167
Motivierung 67, 229, 413ff., 446 Prozessdiagnostik 309 Schulleistungstest 329
Multi-Matrix-Design 367 Prüfungsangst 207, 213, 224, 226 Schulpädagogik 74
Multikodalität 114 psychometrische Forschung 31 Schulqualität 355
Multimedia 113 psychosoziales Risiko 396 Schulstruktur 376
Multimodalität 114 Psychotherapie 431 Sehschädigung 391
Multiple-Choice 43 Pubertät 188 Selbstbestimmungstheorie 63, 84,
Pygmalioneffekt 270 156, 247
Selbstbewertung 56, 186, 214, 414

N Selbstbild (7 Selbstkonzept)

Q Selbstkonzept 54, 169, 180, 182, 186,


187, 188
Nachhaltigkeit 424 – bereichsspezifisches 180
Netzwerkanalyse 44 Qualitätsentwicklung 450 – emotionales 182
neue Medien (7 auch Medien, digitale) Qualitätssicherung 363, 452 – globales 181
120, 123 Qualitätsstandards 451–453 – nicht-schulisches 182
Neugier 156 – schulisches 180
Nutzungsdefizit 62 Selbstkonzeptforschung 185

R Selbstregulation 51–68, 226, 228, 263,


419, 423

O Ranking 337
Selbstvertrauen 180
Selbstwertgefühl 180
Reattribuierungstraining 415 Selbstwertschutz 186
Objektivität 317 Rechenschwäche (7 Dyskalkulie) Selbstwertsteigerung 186
Optimalklassen 96 Reliabilität 317 Selbstwirksamkeit 52, 169, 170, 181,
Repräsentation 115 269
– mentale 115 Self-Enhancement-Ansatz 198

P – situationale 15
Ressource 225, 277
Self-Handicapping 215
Self-Monitoring 52–55, 54
Rückmeldung 137, 183 SINUS 445
Panelstudie 363 Skill-Development-Ansatz 197
Peers (7 Gleichaltrige) soziale Herkunft 81, 240, 293–294, 356,
peer education 296 372–373, 435, 446
Persönlichkeit 327 soziale Vergleichsinformation 185, 191
Stichwortverzeichnis
495 M–Z

Sozialverhalten 238 Trendanalyse 375 virtuelle Hochschule 123, 124


Spiel 286 Trennung (7 Scheidung) Vorwissen 9, 16, 35, 108, 112, 116
Split-Attention-Effekt 117 Trotzverhalten 432
Sprachentwicklung 393
Sprachstörung 393
W
Sprechstörung 393
Stage-Environment-Fit-Ansatz 171
U
Statusdiagnostik 309 Wahrnehmung 111, 115
Stereotype Threat 196 Übergangsempfehlung 272 Weiterbildung 125, 314
Stieffamilie 249- 252 Überlernen 21 – berufliche 314
Stimmung 208, 224 Überzeugung 267–273 – betriebliche 125
Störung (7 Verhaltensstörung) Übung 92–93 Wertschätzung 146
Streber 289 – verteilte 21 Wiederheirat (7 Scheidung)
Stress 208, 264, 276, 277 Unterhaltungsmedien 126 Wissen 28, 30–36, 43, 59, 264, 407
Supervision 445 Unterminierungseffekt 158 – deklaratives 4, 36, 264, 407
symbolischer Interaktionismus 182 Unterricht 74, 83, 86, 136 – fachdidaktisches 264
Systemmonitoring 334 Unterrichtsstörungen 289 – konditionales 59
Unterrichtsforschung 74 – konzeptuelles 37
Unterrichtsklima 94 – metakognitives 5

T Unterrichtsqualität 136, 355


Unterrichtsstil 138–141
– pädagogisches 264–267
– prozedurales 4, 36, 37, 264, 407
Ursachenzuschreibung (7 Attribution) – situationales 37
Teilleistungsschwäche (7 auch Lese- – strategisches 37
Rechtschreibschwäche / Dyskalkulie) – träges 7
312, 392
Teleteaching 124
V Wissensarten 4
Wissenserwerb 4
Tests, psychologische 355 Wissenspsychologie 30
Testtheorie 321 Valenz 164 Wohlbefinden 208
Textkohärenz 108 Validität 318–321
Textverständlichkeit 109 Veränderungsmessung 309
Training 56, 61–67, 171, 278,
406–428
Vergleichsstudie 354–379
Verhaltensauffälligkeit 312
Z
– für Eltern 64 Verhaltensregulation 159–160
– für Lehrkräfte 64, 278 Verhaltenstraining 444 Zeitreihenanalyse 59
– für Schüler 61, 64–65, 436 Verhaltensstörung 136, 312, 394, 416 Zielorientierung (7 auch Lern- und
Transfer 7, 63, 409 Videoanalyse 138, 139, 143 Leistungsziele) 161, 165, 275

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