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Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades eines


Magister der Rechtswissenschaften
an der rechtswissenschaftlichen Fakultät
der Karl-Franzens-Universität Graz

über das Thema

Die mangelhafte Vertragserfüllung beim Oldtimerkauf

eingereicht von Dipl.-Ing. (FH) Lukas Klever

bei

o. Univ.- Prof. Dr. Peter Bydlinski


Institut für Zivilrecht,
Ausländisches und Internationales Privatrecht

Klagenfurt/Graz, im April 2015


Ich, Lukas Klever, geboren am 15.04.1988, erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die
vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen
Quellen nicht benutzt und die den verwendeten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen
Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Ich versichere ferner, dass ich diese Diplomarbeit
bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als wissenschaftliche Arbeit vorgelegt
habe.

Graz, am 30.04.2015 ………………………….

II
Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………………………....VI

1. Einleitung ............................................................................................................................. 1
1.1. Die rechtsgeschäftliche Erklärung als Ausgangspunkt für den Schuldinhalt .................... 3
1.2. Was macht ein Kraftfahrzeug zu einem Oldtimer? ........................................................... 7
1.3. Das Bewertungssystem nach Classic Data ...................................................................... 12
1.4. Die Zustandsnoten nach Classic Data ............................................................................. 14
2. Der Mangel ......................................................................................................................... 17
2.1. Bedungene Eigenschaften................................................................................................ 17
2.1.1. Ausdrückliche Zusagen ................................................................................................ 18
2.1.2. Schlüssige Zusagen ...................................................................................................... 20
2.1.3. Werbeaussagen............................................................................................................. 21
2.1.4. Zusagen „soweit bekannt“ ........................................................................................... 23
2.1.5. Zusicherung durch Dritte ............................................................................................. 25
2.1.6. Die Fahrbereitschaft sowie die Verkehrs- und Betriebssicherheit ............................... 27
2.2. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften ..................................................................... 30
2.2.1. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften eines Gebrauchtwagens ........................... 31
2.2.2. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften an klassischen Automobilen .................... 33
2.3. Abgrenzungsprobleme ..................................................................................................... 39
2.4. Ungewöhnliche Mängel und Lasten ................................................................................ 40
2.4.1. Die Denkmaleigenschaft iSd § 1 Abs 1 DMSG........................................................... 40
2.4.2. Die Abfalleigenschaft iSd § 2 Abs 1 AWG ................................................................. 43
3. Beweislast ........................................................................................................................... 47
3.1. Die gesetzliche Vermutung des § 924 ABGB ................................................................. 47
3.1.1. Inhalt der Vermutung und maßgeblicher Zeitpunkt ..................................................... 48
3.1.2. Die Reichweite der Vermutung ................................................................................... 52
3.2. Die Ausnahme des § 924 S 3 ABGB ............................................................................... 57
3.2.1. Der Anwendungsbereich der Ausnahme des § 924 S 3 ............................................... 57
3.2.2. Die Auslegung des Ausnahmetatbestands des § 924 S 3 ............................................. 60
3.2.3. Der maßgebliche Zeitpunkt für die Ausnahme des § 924 S 3 ..................................... 63
III
4. Der vertragliche Gewährleistungsausschluss ................................................................. 65
4.1. Das Zustandekommen eines Gewährleistungsauschlusses .............................................. 65
4.2. Die Reichweite eines Gewährleistungsauschlusses ......................................................... 67
4.3. Gewährleistungsausschluss bei massiven Mängeln ........................................................ 71
4.3.1. Bewertung des Meinungsstandes zur Fahrbereitschaft bei vereinbartem
Gewährleistungsauschluss ....................................................................................................... 76
4.3.2. Fazit.............................................................................................................................. 80
5. Die Beschränkung der Gewährleistungsrechte im Verbrauchergeschäft .................... 81
5.1. Die Umgehung des Gewährleistungsrechts im Verbrauchergeschäft ............................. 81
5.1.1. Die Umgehung durch einschränkende Leistungsbeschreibung ................................... 82
5.1.2. Die Probefahrtklausel ................................................................................................... 84
5.1.3. Die Umgehung durch Strohmann- und Agenturgeschäfte ........................................... 88
5.1.4. Der Verkauf als „Bastlerfahrzeug“ .............................................................................. 89
5.1.5. Fazit.............................................................................................................................. 91
5.2. Die Verkürzung der Gewährleistungsfrist im Verbrauchergeschäft ............................... 91
5.2.1. Der Begriff der „gebrauchten“ Ware ........................................................................... 92
5.2.2. Der Oldtimer als „gebrauchte“ Ware ........................................................................... 93
6. Die Folgen der Mangelhaftigkeit ..................................................................................... 97
6.1. Unerhebliche Mängel ...................................................................................................... 98
6.2. Die Verbesserung iwS ................................................................................................... 101
6.2.1. Umfang der Verbesserung ......................................................................................... 103
6.2.2. Frist zur Durchführung der Verbesserung ................................................................. 104
6.2.3. Ort der Verbesserung ................................................................................................. 106
6.3. Unmöglichkeit und Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS .............................. 109
6.3.1. Die Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS im österreichischen Recht ......... 110
6.3.2. Die Unverhältnismäßigkeitseinrede im Lichte der Rsp des EuGH............................ 113
6.3.3. Die Folgen des Urteils für das österreichische Recht ................................................ 114
6.3.4. Die Auswirkungen auf den Bereich des Oldtimerkaufs ............................................ 118
6.4. Vorrang der Primärbehelfe und vom Übernehmer zu vertretende Unmöglichkeit ....... 123
6.4.1. Die vorschnelle Selbstverbesserung durch den Übernehmer ..................................... 124
6.4.2. Vorschnelle Selbstverbesserung und Unverhältnismäßigkeitseinrede ...................... 125
6.5. Der Rechtsbehelf der Preisminderung ........................................................................... 128
IV
6.5.1. Der geringfügige Mangel ........................................................................................... 130
6.5.2. Der bloß geringfügige Mangel am klassischen Automobil ....................................... 133
6.6. Das Wandlungsrecht ...................................................................................................... 136
7. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ............................................................ 137
8. Schlusswort ...................................................................................................................... 142

Literaturverzeichnis………………………………………………………….………………..XV

Anhang A - Zustandsbeurteilung………………………………………………………….XXIII

Anhang B - Preisliste…………………………………………..………………………….XXXVI

V
Abkürzungsverzeichnis
aA anderer Ansicht

aaO am angegebenen Ort

ABGB Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch

abl ablehnend

ABl Amtsblatt

Abs Absatz

aE am Ende

AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen


Union

aF alte Fassung

AG (deutsches) Amtsgericht

AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen

AGBG (deutsches) Gesetz zur Regelung des Rechts der


Allgemeinen Geschäftsbedingungen

aM anderer Meinung

Anm Anmerkung

AnwBl Österreichisches Anwaltsblatt

arg argumentum (Schlussfolgerung)

Art Artikel

AVG Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz

AWG Abfallwirtschaftsgesetz

BauR Baurecht (Deutschland)

BB Der Betriebsberater (Deutschland)

bbl baurechtliche Blätter

VI
Bearb Bearbeitung

BGB (deutsches) Bürgerliches Gesetzbuch

BGBl Bundesgesetzblatt

BGH (deutscher) Bundesgerichtshof

BGHZ Entscheidungen des (deutschen) Bundesgerichtshofs


in Zivilsachen

BlgNR Beilagen zu den stenographischen Protokollen des


Nationalrats

BM Bundesministerium

Bsp Beispiel

BT-Drs Bundestagsdrucksache

bzw beziehungsweise

bzgl bezüglich

CD Compact Disc

d deutsche/-r/-s

dVkBl deutsches Verkehrsblatt

DAR Deutsches Autorecht

DB Der Betrieb (Deutschland)

dBGBl deutsches Bundesgesetzblatt

ders/dies derselbe/dieselbe

dh das heißt

diesbzgl diesbezüglich

DMSG Denkmalschutzgesetz

DnotZ Deutsche Notar-Zeitschrift

DÖV Die öffentliche Verwaltung (Deutschland)

Ds Disziplinarsache

VII
DVBl Deutsches Verwaltungsblatt

E Entscheidung

ecolex Fachzeitschrift für Wirtschaftsrecht

EG Europäische Gemeinschaft

endg endgültig

et al et alii/et aliae (und andere)

EÜ Entscheidungsübersicht

EuGH Europäischer Gerichtshof

EU Europäische Union

EuGH Europäischer Gerichtshof

Erl Erläuterungen

ErläutRV Erläuterungen zur Regierungsvorlage

etc et cetera

EuZW Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht

EvBl Evidenzblatt der Rechtsmittelentscheidungen

evtl eventuell

f und der (die) folgende

ff und die folgenden

FN Fußnote

FS Festschrift

Gebr Gebrüder

gem gemäß

GewRÄG Gewährleistungsrechts-Änderungsgesetz

GlU Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des


k. k. Obersten Gerichtshofes, hrsg von Glaser und
Unger, fortgeführt von Walther (1853-1897)

VIII
GlUNF Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des
k. k. Obersten Gerichtshofes, Neue Folge

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GmbH & Co KG Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie


Kommanditgesellschaft

GP Gesetzgebungsperiode

GPR Zeitschrift für Gemeinschaftsprivatrecht

grds grundsätzlich

hA herrschende Ansicht

hL herrschende Lehre

hM herrschende Meinung

Hrsg Herausgeber

Hs Halbsatz

HS Handelsrechtliche Entscheidungen

ibid ibidem (ebenda)

idF in der Fassung

idR in der Regel

idS in diesem Sinne

idZ in diesem Zusammenhang

ieS im engeren Sinn

IHR Zeitschrift für Internationales Handelsrecht

immolex Zeitschrift für neues Miet- und Wohnrecht

ImmZ Österreichische Immobilienzeitung

inkl inklusive

insb insbesondere

iS im Sinne

IX
iSd im Sinne der/des

iSv im Sinne von

iwS im weiteren Sinn

iZm im Zusammenhang mit

iZw im Zweifel

JA Justizausschuss

JAB Justizausschussbericht

JAP Juristische Ausbildung und Praxisvorbereitung

JBl Juristische Blätter

JR Juristische Rundschau (Deutschland)

JuS Juristische Schulung (Deutschland)

JZ (deutsche) Juristenzeitung

KBB Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger, Kurzkommentar


zum ABGB

KFG Kraftfahrgesetz

Kfz Kraftfahrzeug

kg Kilogramm

KOM Dokument der Kommission der Europäischen Union

KRES Konsumentenrecht-Entscheidungssammlung

krit kritisch

KSchG Konsumentenschutzgesetz

KSchG-HB Konsumentenschutzgesetz-Handbuch

leg cit lex citata/legis citatae (das zitierte Gesetz/des


zitierten Gesetzes

LG (deutsches) Landgericht

lit littera (Buchstabe)

X
LS Leitsatz

LSK Leitsatzkartei

m Meter

Mat Materialien

MDR Monatsschrift für Deutsches Recht

mE meines Erachtens

ME Ministerialentwurf

MietSlg Mietrechtliche Entscheidungen

MR Medien und Recht, Zeitschrift für Medien- und


Kommunikationsrecht (Deutschland)

MRG Mietrechtsgesetz

MS Mitgliedsstaat/-en

MünchKomm Münchener Kommentar

mwN mit weiteren Nachweisen

nF neue Fassung

NJ Neue Justiz (Deutschland)

NJW (deutsche) Neue Juristische Wochenzeitschrift

NJW-RR (deutsche) Neue juristische Wochenschrift


(Rechtsprechungs-Report Zivilrecht)

Nr Nummer

NVwZ Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (Deutschland)

NZ Österreichische Notariatszeitung

NZBau Neue Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht


(Deutschland)

NZM Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht


(Deutschland)

NZV Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (Deutschland)

XI
OGH Oberster Gerichtshof

OLG Oberlandesgericht

OLGR OLG-Report

ÖBA Österreichisches Bankarchiv

ÖJT Österreichischer Juristentag

ÖJZ Österreichische Juristen-Zeitung

ÖRZ Österreichische Richterzeitung (1925 -1938)

ÖWZ Österreichische Wirtschaftszeitung

OVG (deutsches) Oberverwaltungsgericht

PBStV Prüf-und Begutachtungsstellenverordnung

Pkw Personenkraftwagen

QuHGZ Quartalshefte der Girozentrale

RdU Recht der Umwelt

RdW Österreichisches Recht der Wirtschaft

RL Richtlinie (der EU)

Rn Randnummer

Rs Rechtssache/-n

Rsp Rechtsprechung

RV Regierungsvorlage

Rz Randzahl

RZ Österreichische Richterzeitung

S Satz, Seite

Slg Sammlung (der Rechtsprechung des Gerichtshofes


der europäischen Union)

SN Stellungnahme

sog sogenannte/-r/-s
XII
SR AT Schuldrecht Allgemeiner Teil

str strittig

stRsp ständige Rechtsprechung

StVZO (deutsche) Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung

SV Sachverhalt

SZ Entscheidungen des österreichischen Obersten


Gerichtshofes in Zivilsachen

TN Teilnovelle (zum ABGB)

ua unter anderem

udgl und dergleichen

UGB Unternehmensgesetzbuch

Unterabs Unterabsatz

unveröff unveröffentlicht

uva und viele andere

UVS Unabhängiger Verwaltungssenat

uzw und zwar

va vor allem

verb verbundene/-r/-s

VersE Versicherungsrechtliche Entscheidungssammlung

VersR (deutsches) Versicherungsrecht

vgl vergleiche

VO Verordnung

VR Versicherungsrundschau

VRInfo Information zum Verbraucher-Recht

VW Volkswagen

VwGH Verwaltungsgerichtshof
XIII
VwSen Verwaltungssenat

wbl wirtschaftsrechtliche Blätter

WE Wohnungseigentum (Deutschland)

WM (deutsche) Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht

wobl wohnrechtliche Blätter

Z Ziffer

Zak Zivilrecht aktuell

ZAS Zeitschrift für Arbeits- und Sozialrecht

zB zum Beispiel

ZBl Schweizerisches Zentralblatt für Staats- und


Verwaltungsrecht

ZEuP Zeitschrift für Europäisches Privatrecht

ZfBR Zeitschrift für deutsches und internationales Bau-


und Vergaberecht

ZfRV Zeitschrift für Rechtsvergleichung

ZfV Zeitschrift für Verwaltung (Deutschland)

ZGS (deutsche) Zeitschrift für das gesamte Schuldrecht

ZIP (deutsche) Zeitschrift für Wirtschaftsrecht

ZLB Österreichische Zeitschrift für


Liegenschaftsbewertung

ZMR (deutsche) Zeitschrift für Miet- und Raumrecht

ZPO Zivilprozessordnung

zust zustimmend

ZRB Zeitschrift für Recht des Bauwesens

zT zum Teil

ZVB Zeitschrift für Vergaberecht und Bauvertragsrecht

ZVR Zeitschrift für Verkehrsrecht


XIV
1. Einleitung

Zu Beginn des Jahres 2014 waren in Österreich 6,4 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen. Von
diesen Fahrzeugen waren 620.900 Stück zum Stichtag am 31.12.2013 über 25 Jahre alt1.

Historische Kraftfahrzeuge bieten bei fachgerechter Pflege und regelmäßiger Wartung im


Gegensatz zu modernen Fahrzeugen nicht nur eine hohe Wertstabilität, sondern können sogar
massive Wertsteigerungen erfahren. Aus diesem Grund finden heutzutage viele Oldtimerkäufe
nicht nur aus rein ideellen Gründen statt, sondern es stellen – im Gegenteil – vielfach
wirtschaftliche Erwägungen einen dominierenden Faktor dar. Der Marktwert eines klassischen
Automobils steht und fällt mit dessen Erhaltungszustand. Insbesondere im Segment der hoch-
und höchstpreisigen Objekte am Markt liegen zwischen Fahrzeugen ausgezeichneter und solchen
mittelmäßiger technischer Beschaffenheit Wertunterschiede im fünf- oder gar sechsstelligen
Eurobereich. Vielfach zeigt sich der tatsächliche Erhaltungszustand aber erst nach dem Kauf, da
zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses oft sowohl die Infrastruktur zu einer ausreichenden
Begutachtung des Kaufobjekts (so zB die Möglichkeit der Besichtigung auf einer Hebebühne) als
auch die notwendigen technischen Kenntnisse der Vertragspartner fehlen.

Aus diesem Grund liegt es auf der Hand, dass es in diesen Fällen sehr schnell zu einer
Schlechterfüllung des Vertrages und damit einer Eröffnung des Anwendungsbereiches der
Gewährleistungsregelungen der §§ 922 ff ABGB kommen kann. Im Gegensatz zu neuen oder
neuwertigen Kraftfahrzeugen ist aber die Erwartungshaltung des Oldtimerkäufers hinsichtlich der
Kaufsache und damit einhergehend auch die bedungene Beschaffenheit des Kaufgegenstandes
iSd § 922 ABGB eine andere. Aus diesem Grund bedarf es einer weitergehenden
Auseinandersetzung mit dem Mangelbegriff, der im Hinblick auf historische Automobile
differenziert herauszubilden sein wird. Zu diesem Zweck wird im Zuge der vorliegenden Arbeit
die Judikatur österreichischer und deutscher Gerichte zum Gebrauchtwagenkauf dargestellt und
– wo erforderlich – auf eine notwendige Unterscheidung im Hinblick auf die Veräußerung
klassischer Automobile hingewiesen.

1
Statistik Austria, Kfz-Bestand am 31.12.2013 nach Jahr der Erstzulassung und Fahrzeugarten absolut, Tabelle 8.
1
Unter Zugrundelegung dieses Begriffes der Mangelhaftigkeit wird sodann auf den maßgebenden
Zeitpunkt für eine allfällige Schlechterfüllung des Vertrages und die damit verbundene
Verteilung der Beweislast näher einzugehen sein.

Darüber hinaus wird der Ausschluss der Gewährleistung näher beleuchtet. Die österreichische
Rechtsprechung legt Vereinbarungen, mit denen die Anwendung des Gewährleistungsrechts
beschränkt oder ausgeschlossen werden soll, äußerst restriktiv und sogar gegen deren eindeutigen
Wortlaut aus. Dadurch ergibt sich die Situation, dass ein Gewährleistungssauschluss für
bestimmte Mängel auch außerhalb des Verbrauchergeschäfts nicht mehr wirksam vereinbart
werden kann.

Im Handel mit gebrauchten Kraftfahrzeugen versuchen Unternehmer iSd § 1 Abs 1 Z 1 KSchG 2


vielfach, die gem § 9 Abs 1 KSchG zwingende Anwendung des Gewährleistungsrechts dadurch
zu umgehen, dass bestimmte Negativeigenschaften, die ab einem gewissen Fahrzeugalter
erfahrungsgemäß häufig auftreten, vertraglich ausdrücklich vom Käufer akzeptiert werden. Dies
führt bei gehäufter Anwendung derartiger Vertragsklauseln im Ergebnis faktisch zu einem
Gewährleistungsverzicht durch den Verbraucher. Im Zuge der vorliegenden Arbeit sollen die
Grenzen der Zulässigkeit einer solcherart einschränkenden Leistungsbeschreibung ausgelotet und
die rechtliche Grundlage, mit der eine allfällige Unzulässigkeit begründet werden kann,
untersucht werden.

Schließlich werden die Rechtsfolgen der Mangelhaftigkeit analysiert. Beim Kauf von klassischen
Fahrzeugen handelt es sich, wie generell bei Rechtsgeschäften über gebrauchte Sachen, um einen
Spezieskauf, sodass ein Austausch bei solchen Gütern nicht möglich ist. Auch wird die
Verbesserung in vielen Fällen aus tatsächlichen Gründen (wie zB Ersatzteilengpässen udgl)
unmöglich oder nur mit unverhältnismäßig hohem wirtschaftlichen Aufwand durchführbar sein.
Aus diesem Grund verdient die in den verb Rs Weber und Putz ergangene Entscheidung3 des
Europäischen Gerichtshofs, wonach eine nationale Regelung, die dem Übergeber eine Berufung

2
BGBl I 1979/140.
3
EuGH verb Rs C-65/09 und C-87/09, Gebr Weber und Ingrid Putz, Slg 2011 I-05257.

2
auf die Unverhältnismäßigkeit der primären Gewährleistungsbehelfe gestattet, mit der RL
1999/44 EG4 nicht in Einklang zu bringen ist, besondere Beachtung.

Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über die Besonderheiten zu bieten, die sich im
Gewährleistungsrecht im Hinblick auf die Veräußerung von klassischen Automobilen ergeben
können.

1.1. Die rechtsgeschäftliche Erklärung als Ausgangspunkt für den


Schuldinhalt

Die Privatautonomie, also das Konzept der Gestaltung der Rechtsverhältnisse durch den
Einzelnen nach seinem Willen, gilt als Ausdruck des allgemeinen Prinzips der
Selbstbestimmung5 und bildet ein Kernstück westlich geprägter Privatrechtsordnungen. Schon
die Würde6 und die Freiheit7 des Menschen verlangen die Respektierung des Willens des
Einzelnen. Nach der Idee der Privatautonomie können die Subjekte des Privatrechts durch eine
entsprechende Willenserklärung (und gegebenenfalls eine korrespondierende Annahme
derselben) ein Rechtsgeschäft eingehen8. Durch das Rechtsgeschäft wird ein Schuldverhältnis,
das ist ein relatives Forderungsrecht auf eine bestimmte Leistung, begründet9. Der Inhalt eines
Schuldverhältnisses basiert daher auf den von den Parteien abgegebenen Willenserklärungen.

4
Richtlinie 1999/44/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Mai 1999 zu bestimmten Aspekten
des Verbrauchsgüterkaufs und der Garantien für Verbrauchsgüter ABl L 171/12, folgend auch:
VerbrauchsgüterkaufRL.
5 3
Flume, Das Rechtsgeschäft IV (1979) § 1 Z 1.
6 20
Vgl Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts (1999) Rn 116.
7
F. Bydlinski, System und Prinzipien des Privatrechts (1996) 149.
8
Von Zeiller, Das natürliche Privatrecht (1802) § 93. Ein Rechtsgeschäft kommt daher nicht zustande, wenn „den
Parteien erkennbar das Bewusstsein fehlt, mit ihrer Vereinbarung Rechtsfolgen auszulösen“, OGH 1 Ob 566/76
EvBL 1977/68.
9 5
Dullinger, Schuldrecht Allgemeiner Teil (2014) Rz 1/4.

3
Eine solche Erklärung kann nach § 863 ABGB einerseits ausdrücklich, also durch Worte oder
andere Zeichen mit Erklärungswert, oder stillschweigend abgegeben werden. Dies auch dann,
wenn, wie in manchen Gesetzesstellen, eine „ausdrückliche“ (gemeint: eindeutige,
unzweifelhafte) Erklärung gefordert wird10. Eine stillschweigende Erklärung muss nach den im
redlichen Verkehr geltenden Gewohnheiten und Gebräuchen derart eindeutig zu verstehen sein,
dass für den Empfänger dieser Erklärung kein vernünftiger Grund bestehen darf, an deren Inhalt
zu zweifeln11.

Der Gehalt einer Willenserklärung bestimmt sich aber im ABGB nicht nur nach dem Willen der
Beteiligten, sondern nach der Vertrauenstheorie12. Als zurechenbare Willenserklärung gilt
demnach nicht nur eine gewollte Erklärung, sondern darüber hinaus jedes menschliche Verhalten,
das nach der Verkehrsauffassung dazu geeignet ist, beim Erklärungsempfänger die Annahme
auszulösen, dass vom Erklärenden die Begründung, Aufhebung oder Abänderung eines
Rechtsverhältnisses angestrebt wird13. Das Fehlen des Willens wird also in bestimmten Fällen
durch das Element des Vertrauensschutzes aufgewogen14. Die Erklärung gilt so, wie sie ein
redlicher Erklärungsempfänger verstehen durfte15; vorausgesetzt, dass der Empfänger die
Erklärung auch tatsächlich so verstanden hat16. Der tatsächliche Wille des Erklärenden17 bzw das

10 2
HA, so schon Ehrenzweig, System des allgemeinen österreichischen Privatrechts I/1 Allgemeiner Teil (1950)
259; vgl zu § 928 ABGB OGH 1 Ob 274/68 SZ 41/182; Apathy, Gewährleistung für bedungene Eigenschaften und
den verabredeten Gebrauch, JBl 1975, 576.
11 4
Riedler in Schwimann/Kodek (Hrsg), Praxiskommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch IV (2014)
4
§ 863 Rz 12; Bollenberger in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB (2014), im
4
Folgenden zitiert KBB § 863 Rz 6; jeweils mwN.
12
Vgl zum stärker willenstheoretisch ausgerichteten BGB Soergel/Hefermehl, Bürgerliches Gesetzbuch, Allgemeiner
13
Teil II (1999) Vor § 116 Rn 13; Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung und autonome Bindung (1999) 123 f.
13 2
Gschnitzer in Klang (Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch IV/1 (1968) 72; F. Bydlinski,
Privatautonomie und objektive Grundlagen des verpflichtenden Rechtsgeschäftes (1967) 162 ff; vgl Armbrüster in
6 6
Säcker/Rixecker (Hrsg), Münchener Kommentar zum BGB I: Allgemeiner Teil , im Folgenden zitiert MünchKomm I
Vor § 116 Rz 3.
14 4
Bollenberger in KBB § 863 Rz 1.
15
Bollenberger aaO Rz 3; OGH 7 Ob 231/02z RdW 2003, 495.
16
F. Bydlinski, Privatautonomie 36 ff; vgl 4 Ob 2311/96y JBl 1997, 312 (Rummel).
17
ZB OGH 1 Ob 653/78 MietSlg 30.109; 7 Ob 635/83 MietSlg 36.066; 4 Ob 139/84 ZAS 1986/8 (Schima); 3 Ob
4
subjektive Verständnis18 des Empfängers sind jeweils für sich allein nicht maßgeblich 19. Die
objektive Bedeutung der Erklärung ist irrelevant, wenn deren Empfänger den wahren Willen des
Erklärenden tatsächlich erkennt. Daher hat der sogenannte natürliche Konsens, also der
übereinstimmende Parteiwille, Vorrang vor dem objektiven Erklärungswert20. Ebenso kommt bei
einer falsa demonstratio, also einer bloßen Fehlbezeichnung der Sache ohne Fehlvorstellung der
Parteien darüber, das Geschäft so wie von den Parteien gewollt zustande21.

Das praktisch bedeutsamste Rechtsgeschäft ist der Vertrag. Dessen Inhalt stellt die Verpflichtung
zu einer Leistung, also zu einem bestimmten Verhalten des Schuldners dar22. Behauptungs- und
beweispflichtig für den Inhalt eines Vertrages ist nach den allgemeinen Beweislastregeln stets
derjenige, der sich auf ihn beruft23.

Für gültig zustande gekommene Verträge bildet nach § 914 ABGB zunächst der Wortsinn der
Vereinbarung den Ursprung der Auslegung der Absicht der Parteien; dieser muss aber in den
zuvor genannten Fällen hinter den tatsächlichen Parteiwillen zurücktreten24. Führt der Wortsinn
zu keinem klaren Ergebnis, ist auf den von den Parteien in Aussicht genommenen bzw den ihnen
redlicherweise unterstellbaren Zweck des Rechtsgeschäfts, der die erkennbare Absicht des
Erklärenden iSd Vertrauenstheorie widerspiegelt, abzustellen25. Schon im Rahmen dieser

135/93 HS XXIV/5; 10 Ob 509/96 SZ 69/51; 8 Ob 131/03b RdW 2004, 270; 1 Ob 269/03w immolex 2004/82 =
MietSlg 55.773; 8 ObA 68/04i SZ 2004/108.
18
OGH 3 Ob 538, 539/78 MietSlg 31.105.
19
Koziol/Welser (Bearb Kletečka), Grundriss des bürgerlichen Rechts I: Allgemeiner Teil, Sachenrecht,
14
Familienrecht (2014) 347, 459; OGH 6 Ob 179/03x ÖBA 2004, 399; 8 Ob 131/03b RdW 2004, 270.
20 4 4
Riedler in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 863 Rz 3; Bollenberger in KBB § 863 Rz 4; jeweils mwN.
21 2
Klang in Klang IV/1 134; Zemen, Zum Grundsatz „falsa demonstratio non nocet“ im Vertragsrecht, JBl 1986, 756.
22
Vgl von Zeiller, Privatrecht § 93.
23 4
Vgl Rechberger in Rechberger (Hrsg), Zivilprozessordnung (2014) Vor zu § 266 ZPO Rz 7, 11.
24
OGH 9 ObA 185/94 RdW 1995, 227; 3 Ob 534/95 HS XXVI/4.
25 2
Nach Gschnitzer in Klang IV/1 405 geht der Vertragszweck dessen Wortlaut vor, dazu krit Rummel in Rummel
(Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch I³ (2000) § 913 Rz 8; vgl Riedler in
4
Schwimann/Kodek, ABGB IV § 863 Rz 1;
5
einfachen Vertragsauslegung müssen alle Umstände berücksichtigt werden, die auf die Absicht
der Parteien schließen lassen26.

Gelangt man im Rahmen der einfachen Vertragsauslegung zu keinem eindeutigen Ergebnis,


kommt das dispositive Recht zur Anwendung. Erhellt auch dieses nicht, ist der Vertrag mit einer
Regelungslücke behaftet. Eine solche ist durch entsprechende Ergänzung der Vereinbarung unter
Berücksichtigung des hypothetischen Parteiwillens, wenn auch ein solcher nicht festgestellt
werden kann27, unter Zugrundelegung einer Regelung, die vernünftige und redliche Parteien
getroffen hätten, zu schließen28. Als letzte Möglichkeit sind die fehlenden Regelungen schließlich
nach Verkehrssitten (üblicher Sprachgebrauch, im redlichen Verkehr geübte Verhaltensweisen)
sowie nach Treu und Glauben zu ergänzen29.

Während die Vertragsparteien üblicherweise solche Eigenschaften, auf die sie beim
Vertragsabschluss besonderen Wert legen, ausdrücklich im Wortlaut ihrer Erklärungen
festhalten, werden solche Umstände, die von den Parteien gleichermaßen vorausgesetzt werden,
meist nicht gesondert bedungen30. Für diesen Teil des Vertrags wird die allgemein bekannte
Verkehrsübung ausschlaggebend. Mit anderen Worten muss, was allgemein üblich ist, nicht
besonders vereinbart werden31.

Für neue Waren wird dann die Idealbeschaffenheit vorausgesetzt, also die Leistung einer voll
funktionsfähigen, dem Stand der Technik entsprechenden und sich frei von Gebrauchsspuren
befindlichen Sache geschuldet. Bei der Übereignung gebrauchter Sachen werden hingegen im

26
OGH 6 Ob 527/84 HS 16.659; 3 Ob 84/97t NZ 2000, 243; 20.05.1936, ÖRZ 1936, 168; dem folgend Gschnitzer in
2 1.01
Klang IV/1 406; Heiss in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 914 Rz 72 f.
27
Gegen eine solche Rangordnung der Auslegungsmittel Rummel in Rummel, ABGB I³ § 913 Rz 11.
28 4
Bollenberger in KBB § 914 Rz 9.
29
Bollenberger aaO.
30 2
Gschnitzer in Klang IV/1 407.
31 2
Ehrenzweig, Privatrecht I/1 262.

6
redlichen Verkehr Gebrauchsspuren und Abnutzungserscheinungen je nach dem Alter der Ware
und den sonstigen Umständen vorausgesetzt. Welche Erwartungen die Parteien redlicherweise an
die Beschaffenheit eines klassischen Automobils stellen dürfen, soll im Folgenden beleuchtet
werden.

1.2. Was macht ein Kraftfahrzeug zu einem Oldtimer?

Als Oldtimer gelten gemeinhin „alte, gut gepflegte Modelle eines Fahrzeuges mit
Liebhaberwert“32. Voraussetzung für diese Kategorisierung ist also zunächst als objektives
Kriterium ein bestimmtes Alter des Fahrzeuges, während sich ein Liebhaberwert üblicherweise
aus subjektiven Kriterien zusammensetzt.

Einen ersten Aufschluss über eine mögliche Bestimmung des Mindestalters eines Oldtimers
bietet der Begriff des historischen Kraftfahrzeugs in § 2 Z 43 KFG 33: Nach der leg cit ist ein
historisches Fahrzeug ein erhaltungswürdiges, nicht zur ständigen Verwendung bestimmtes
Fahrzeug mit Baujahr 1955 oder davor (lit a leg cit) oder ein Fahrzeug, das älter als 30 Jahre ist
und in die vom Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie approbierte Liste der
historischen Fahrzeuge eingetragen ist (lit b leg cit). Nach § 131b KFG bedient sich der
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie zur Führung der Liste der historischen
Fahrzeuge der sachverständigen Beratung eines Beirates (Beirat für historische Fahrzeuge). Die
Zulassung als historisches Kraftfahrzeug bietet den Vorteil, dass die wiederkehrende
Begutachtung gem § 57a KFG („Pickerlüberprüfung“) nur alle zwei Jahre durchgeführt werden
muss34. Voraussetzung für die Erteilung einer solchen Ausnahmegenehmigung ist der Nachweis
der Erhaltungswürdigkeit und des Erhaltungszustands35. Andererseits dürfen historische
Kraftwagen nur an 120 Tagen im Jahr, historische Motorräder nur an 60 Tagen im Jahr

32 21
Drosdowski et al (Hrsg), Duden: Die deutsche Rechtsschreibung I (1996) 537.
33
Bundesgesetz vom 23. Juni 1967 über das Kraftfahrwesen BGBl I 267/1967.
34
§ 57a Abs 3 Z 4 KFG.
35
§ 34 Abs 4 KFG.

7
verwendet werden. Über die Verwendung sind fahrtenbuchartige Aufzeichnungen zu führen und
der Behörde auf Verlangen vorzulegen36.

Das deutsche Gesetz bietet keine Definition des Oldtimerbegriffs. Dennoch lässt sich aus
verschiedenen Regelungen der Schluss ziehen, dass Fahrzeuge ab einem bestimmten Alter einen
Sonderstatus genießen und nicht mehr als Gebrauchtwagen im herkömmlichen Sinne anzusehen
sind. In Deutschland besteht die Möglichkeit, eine Betriebserlaubnis als Oldtimer zu erhalten
(sogenanntes „H-Kennzeichen“). Diese bietet neben einer günstigen,
schadstoffklassenunabhängigen Besteuerung die uneingeschränkte Möglichkeit des Befahrens
von sogenannten Umweltzonen, das sind in deutschen Städten übliche, örtlich beschränkte
Fahrverbote für Fahrzeuge mit erhöhtem Schadstoffausstoß. Obwohl das deutsche Recht den
Begriff des Oldtimers nicht definiert, verweist § 21c I 4 dStVZO37 auf eine Richtlinie, die einen
Anforderungskatalog für die Begutachtung von Oldtimern beinhaltet. Aus diesem
Anforderungskatalog lässt sich ableiten, dass einem Fahrzeug nur dann der Status als Oldtimer
zuerkannt werden darf, wenn dieses ein Mindestalter von 30 Jahren aufweist, keine
nachträglichen Umbauten vorgenommen wurden38 und sich das Fahrzeug in einem
erhaltungswürdigen Zustand – das ist mindestens ein Zustand der Note 339 gemäß den
üblicherweise für klassische Fahrzeuge verwendeten Bewertungsstufen – befindet40. Auch in
Österreich ergibt sich das Erfordernis eines Mindestpflegezustands daraus, dass Fahrzeuge, die
den Anforderungen an die Verkehrs- und Betriebssicherheit im Straßenverkehr iSd § 57a KFG
iVm § 10 Abs 2 PBStV41 nicht entsprechen, keine Erlaubnis zum Betrieb auf öffentlichen
Verkehrsflächen erhalten.

36
Ibid.
37
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung dBGBl I 679.
38
Davon ausgenommen sind solche Umbauten, die innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren nach der
Erstzulassung vorgenommen wurden.
39
Dazu unter 1.4.
40
Richtlinie für die Begutachtung von „Oldtimer“-Fahrzeugen, dVkBl 1997, 515 (538).
41
Verordnung des Bundesministers für Wissenschaft und Verkehr, mit der Bestimmungen über die Durchführung
der besonderen Überprüfung und wiederkehrenden Begutachtung von Fahrzeugen sowie über die Prüfung von
Fahrtschreibern, Kontrollgeräten und Geschwindigkeitsbegrenzern festgelegt werden BGBl II 78/1998.
8
Für eine zivilrechtliche Betrachtungsweise des Begriffs des historischen Fahrzeugs ist die
Einstufung als historisches Kraftfahrzeugs iSd § 2 Z 43 KFG bzw die Erteilung einer
Betriebserlaubnis als Oldtimer gem §21c iVm §23 I c dStVZO lediglich als Indiz dafür zu
werten, dass es sich bei einem solchen Objekt um ein Liebhaberstück handelt. Vor allem in
Österreich entscheiden sich die meisten Oldtimerbesitzer aufgrund der
Verwendungsbeschränkungen, die für als historische Kraftfahrzeuge zugelassene Objekte gelten,
zu einer herkömmlichen Zulassung ohne besondere Verwendung. Dennoch kann und wird es sich
oft auch bei solchen Fahrzeugen um Liebhaberstücke handeln, deren durch die Parteien in
Aussicht genommene Nutzung sich von jener eines bloßen Gebrauchsgegenstandes stark
unterscheidet.

Eine trennscharfe Abgrenzung des Oldtimers zum bloßen Gebrauchtwagen nach rein objektiven
Kriterien ist für die Zwecke der vorliegenden Arbeit weder möglich noch sinnvoll. Vielmehr hat
eine marktorientierte Betrachtungsweise zu erfolgen, die die Interessenslagen der Parteien und
die Erwartungshaltung des Oldtimerkäufers entsprechend berücksichtigt. Nur so lässt sich
feststellen, welche Leistung aus dem Vertrag geschuldet ist.

Nach der eingangs erwähnten Definition ist der Begriff des Oldtimers als drittes Kriterium
dadurch gekennzeichnet, dass solche Fahrzeuge einen Liebhaberwert aufweisen, der über den
bloßen Gebrauchswert hinausreicht. Ein solcher Liebhaberwert resultiert wiederum aus vielen
verschiedenen Kriterien.

Neben dem Alter beeinflusst die Seltenheit einer Fahrzeugtype deren Marktwert, da sich jeder
Marktpreis aus Angebot und Nachfrage zusammensetzt. Je knapper das Angebot eines
bestimmten Produktes, desto mehr muss der potenzielle Erwerber bereit sein, für sein in Aussicht
genommenes Kaufobjekt auszugeben. Andererseits bestimmt aber in gleichem Maße die
Nachfrage nach einem bestimmten Fahrzeugmodell deren Preis.

Zur Seltenheit addiert sich daher als preisbildender Faktor die Popularität einzelner Modelle.
Während manche Fahrzeugmodelle schon früh zu begehrten Klassikern reifen, werden andere
trotz hohen Fahrzeugalters lediglich als billige Gebrauchtwagen wahrgenommen. Klassische
Sportwagen und Cabriolets werden eher als Liebhaberstücke gehandelt als in größerer Stückzahl
9
gefertigte Limousinenmodelle. So liegen etwa Coupés, also zweitürige Varianten, trotz ihres
geringeren Nutzwertes preislich fast durchgehend mindestens 15% über deren viertürigen
Pendants. Darüber hinaus werden Premium- bzw Luxusmarken eher als Sammlerobjekte
akzeptiert und erschließen daher einen weiteren Interessentenkreis, als dies bei billigeren
Massenprodukten der Fall ist. Während sich die Modelle beliebter Premiummarken, wie Porsche,
Jaguar oder Mercedes, in der Szene einer hohen Beliebtheit erfreuen, gibt es zB kaum Nachfrage
für viele klassische Modelle japanischer Hersteller, was sich in einer entsprechenden Stagnation
der Preisentwicklung niederschlägt42.

Zusätzlich fließen auch rein subjektive Kriterien in die Kategorisierung als Sammler- oder
Liebhaberstück mit ein. Wie kaum ein anderes Konsumgut dient das Automobil auch als Medium
zum Ausdruck der eigenen Identität sowie zur Abbildung des Erfolges, des Lebensstiles und der
Persönlichkeit43. Der Erwerber eines Fahrzeugs ist bereit, für Objekte, die diesen Bedürfnissen
gerecht werden, einen höheren Preis zu bezahlen44.

Bestimmte Modelle werden von der Allgemeinheit wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes, so
zB aufgrund bestimmter stilistischer Merkmale, wie verchromter Stoßstangen, runder, in die
Kotflügel eingesetzter Scheinwerfer, aufgesetzter (Chrom-)Türgriffe, analoger Instrumente,
Verwendung bestimmter Innenraummaterialien udgl, eher als „Klassiker“ wahrgenommen als
baujahrsgleiche Fabrikate, die diese Merkmale nicht aufweisen. Erstere fallen im heutigen
Straßenbild unter modernen Fahrzeugen deutlich auf. Nach einer Studie45 der Ruhr-Universität
Bochum liegt für den Großteil der befragten Oldtimer-Fahrer ein wesentliches Motiv für die
Anschaffung eines klassischen Automobils in dessen Eignung zum Ausdruck der eigenen
Individualität. Außergewöhnliches Design, ein als besonders wahrgenommenes Fahrgefühl sowie
die Akzeptanz und Beliebtheit innerhalb bestimmter Personenkreise werden von Besitzern

42
Vgl die Preisentwicklungen der entsprechenden Modelle in OLDTIMER Markt, Preise Sonderheft Nr 53 (2014).
43
Brzezinski/Schardien/Hossiep, Forschungsbericht Bochumer Automobilforschung (2013) 2.
44
Brzezinski, Zum Zusammenhang zwischen der Klarheit automobilbezogener Marken-Konzepte und der Einstellung
von Fahrern (2012).
45
Ergebnisse zT veröffentlicht in Auto Bild Klassik 09/2014.

10
solcher Fahrzeuge als für sie wichtige – und damit wertbildende – Eigenschaften
wahrgenommen. Auch Jugenderinnerungen können einen wesentlichen Faktor für das Interesse
an Oldtimern bilden. Fahrzeugmodelle, die die angesprochenen Personenkreise mit eigenen
Erlebnissen aus ihrer Jugend verbinden, werden im besonderen Maße mit positiven Gefühlen
verknüpft, was dazu führt, dass für solche Objekte am Markt eine gesteigerte Nachfrage
besteht46.

Die führenden Versicherungen gewähren ihren Kunden für Liebhaberfahrzeuge, die mindestens
20 Jahre alt sind, einen besonderen Tarif47. Die Prämien sind in aller Regel günstiger als die
herkömmliche Einstufung nach Risikofaktoren, da Fahrzeuge dieses Alters in der Regel weniger
häufig, vorsichtiger und von weniger risikobereiten Fahrergruppen bewegt werden.
Voraussetzung für die Zuteilung eines solchen Tarifs ist normalerweise der Besitz eines
zugelassenen Alltagsfahrzeugs. Manche Versicherungen beschränken überdies die zulässige
jährliche Kilometerleistung. Für den Abschluss einer Kaskoversicherung ist die Vorlage eines
durch einen Sachverständigen erstellten Gutachtens notwendig, welches dem zu versichernden
Fahrzeug einen bestimmten Marktwert bescheinigt. Dieser Marktwert wird dabei anhand des
Preises berechnet, den ein Liebhaber dieses Modells bei einem Privatverkauf üblicherweise zu
zahlen bereit ist. Die Versicherer haben also erkannt, dass ab einem gewissen Fahrzeugalter die
Akzeptanz und Beliebtheit innerhalb eines bestimmten Personenkreises als wertbildende
Faktoren des Fahrzeugs zu berücksichtigen sind. Zu der objektiven Komponente des Alters
fließen daher auch subjektive Kriterien in den von den Versicherungen verwendeten Begriff des
Oldtimers mit ein.

Für die Zwecke dieser Arbeit können also Oldtimer beschrieben werden als Fahrzeuge, die
aufgrund ihres Alters sowie aufgrund anderer Kriterien, wie ihrer Exklusivität oder ihres
erhaltungswürdigen Pflegezustands eine Beliebtheit innerhalb eines bestimmten Personenkreises
genießen, die dazu führt, dass für diese Fahrzeuge am Markt Preise erzielt werden, die über ihrem

46
So bewegen sich die Preise für Busse des Typs VW T2, die vielfach mit dem Lebensgefühl der 1960er Jahre
assoziiert werden, im Zustand 2 auf einem Niveau zwischen 25.000 und 65.000 Euro: OLDTIMER Markt, Preise
Sonderheft Nr 53 (2014) 290.
47
Üblicherweise wird als Versicherungsprämie ein vom Bonus-Malus-System unabhängiger Pauschalbetrag von 150
Euro verrechnet.
11
bloßen Restwert als Gebrauchtwagen liegen.

Bei solchen Fahrzeugen werden daher diese Eigenschaften oft von den Parteien eines
Rechtsgeschäfts vorausgesetzt. Da es sich dabei durchwegs um wertbildende Eigenschaften
handelt, die den Entschluss der Parteien zum Vertragsabschluss wesentlich beeinflussen können,
müssen alle objektiven und subjektiven Faktoren, die bei Oldtimern insgesamt zu einem höheren
Marktwert führen als bei Gebrauchtwagen, bei der Ermittlung des Vertragsinhalts berücksichtigt
werden.

1.3. Das Bewertungssystem nach Classic Data

Der Marktwert eines klassischen Automobils richtet sich zum einen nach dem Bestehen eines
Marktes, also dem Vorliegen eines Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage für dieses
Fahrzeugmodell, zum anderen nach dessen Erhaltungs- und Pflegezustand.

Zu diesem Zwecke erstellt die Classic Data Marktbeobachtung GmbH & Co KG mit Sitz in
Bochum Listen, in denen die am Markt gezahlten Preise für verschiedenste klassische
Fahrzeugmodelle abhängig von ihrem jeweiligen Zustand enthalten sind. Die dabei ermittelten
Werte sind durch eine Beobachtung des realen Marktes erhobene Mittelwerte. Diese basieren auf
Auswertungen verschiedenster Informationen, wie Inseraten, Testanrufen bei Inserenten mit
Verkaufsergebnissen, Besichtigungen von Fahrzeugen bei Ausstellungen und Messen,
Auskünften und Zahlenmaterial des Handels, Auktionsbesuchen und deren Ergebnissen,
Clubinformationen etc. Zur besseren Veranschaulichung befindet sich im Anhang B
exemplarisch die durch Classic Data ermittelte Liste für die Marktpreise der Modelle des
Herstellers Mercedes-Benz für das Jahr 2014.

12
Je nach Interessenslage kann es erforderlich sein, unterschiedliche Beträge als Kenngrößen zu
erfassen:

Der Marktwert beziffert den gegenwärtigen erzielbaren Preis für das Fahrzeug am Markt, also
den bei einem sofortigen An- oder Verkauf48 durchschnittlich bezahlten Betrag. Maßgeblich ist
dabei der Markt unter Privatpersonen, außer das betreffende Fahrzeug wird (zB aufgrund seiner
Seltenheit oder seines hohen Preises) fast ausschließlich gewerblich gehandelt. Die von Classic
Data erstellten Preislisten beziehen sich stets auf den Marktwert.

Als Wiederbeschaffungswert werden jene Kosten bezeichnet, zu denen ein Geschädigter im


Falle eines Unfalls ein gleichartiges und gleichwertiges Ersatzfahrzeug beschaffen kann.
Maßgeblich sind hier nicht die tatsächlich für das verunfallte Fahrzeug aufgewendeten Kosten
(zB im Zuge einer Restaurierung), sondern nur der Betrag, zu dem kurzfristig gleichwertiger
Ersatz am Markt beschafft werden kann. Der Wiederbeschaffungswert bildet für die Leistung
durch Versicherungen die Grundlage für Haftpflicht- oder Kaskoschäden im Falle eines
Totalschadens49.

Der Wiederherstellungswert beinhaltet den Anschaffungspreis sowie die belegbaren


Investitionen in das Fahrzeug. Es handelt sich also um den Betrag, der aufgewendet werden
musste, um das Fahrzeug in den gegenwärtigen Zustand zu bringen. Dieser Preis lässt aber keine
Rückschlüsse auf den Marktwert zu. Viele Oldtimerbesitzer sehen die Vornahme von
Restaurierungsmaßnahmen an ihrem Fahrzeug als Freizeitbeschäftigung an. Dabei werden sehr
oft auch solche Instandsetzungs- und Verbesserungsmaßnahmen vorgenommen, die sich in
Anbetracht des Fahrzeugwertes nicht als wirtschaftlich erweisen. Es ist daher nicht unüblich,
dass die Restaurierungskosten den Marktwert des restaurierten Fahrzeugs erheblich übersteigen.

48
In OLDTIMER Markt, Preise Sonderheft Nr 53 (2014) 18 wird ein Verkaufszeitraum von bis zu 3 Monaten als
Richtwert zugrundegelegt.
49
ZB Generali – Allgemeine Kaskobedingungen 2013, Art 5 Z 1.2.
13
1.4. Die Zustandsnoten nach Classic Data

Je besser der Zustand eines Fahrzeugs, desto eher wird das betreffende Fahrzeug einen
besonderen Liebhaberpreis erzielen können. Die für Fahrzeuge in gutem bis ausgezeichnetem
Zustand gezahlten Preise übersteigen jene Preise, die für das gleiche Fahrzeugmodell in mäßigem
Zustand entrichtet werden, in den meisten Fällen um ein Vielfaches. Aus diesem Grund ist es
notwendig, den Erhaltungs- und Pflegezustand klassischer Automobile nach einem klar
definierten System feststellen zu können, das einen objektiven Vergleich einzelner Fahrzeuge
derselben Baureihe untereinander ermöglicht. Die Zustandsbewertung erfolgt aufgrund einer 150
Prüfpunkte umfassenden Beurteilung sämtlicher Baugruppen durch einen Sachverständigen.
Daraus resultiert schließlich eine Gesamtnote von eins bis fünf, wobei der ermittelte Wert mit
einer Dezimalstelle angegeben wird. Zur besseren Nachvollziehbarkeit findet sich ein Beispiel
für die Ermittlung der Zustandsnote eines Mercedes 350 SLC im Anhang A.

Die Zustandsnoten werden von der Classic Data Marktbeobachtung GmbH & Co KG wie folgt
definiert50:

Zustand 1
Makelloser Zustand. Keine Mängel, Beschädigungen oder Gebrauchsspuren an der Technik und
an der Optik. Komplett und perfekt restauriertes Spitzenfahrzeug. Wie neu oder besser 51. Sehr
selten.

Ein Fahrzeug, auf das man begeistert zugeht und bei dem man auch bei genauer Prüfung keine
Mängel feststellt. Basis für die Bewertung in der Zustandsnote 1 ist der angenommene Zustand
bei Erstauslieferung, dh der ehemalige Neuwagenzustand des entsprechenden Herstellers.

Zustand 2
Guter Zustand. Mängelfrei, aber mit leichten (!) Gebrauchsspuren. Entweder seltener, guter

50
Classic Data, Definition der Zustandsnoten.
51
Durch die heutigen technischen Möglichkeiten (zB Schweißarbeiten, computergestützte Messtechniken) sowie
die veränderten Materialien (zB Lack, Oberflächenveredelung) und einen umfangreichen Korrosionsschutz kann ein
komplett restauriertes Fahrzeug den Zustand der Erstauslieferung übertreffen.
14
unrestaurierter Originalzustand oder fachgerecht restauriert. Technisch und optisch einwandfrei
mit leichten Gebrauchsspuren.

Ein Fahrzeug, auf das man begeistert zugeht, aber an dem man bei näherer Betrachtung leichte
Gebrauchsspuren findet. Diese leichten Gebrauchsspuren sollten sich in der nachvollziehbaren,
geringen Gesamtlaufleistung bzw Laufleistung nach der Restaurierung widerspiegeln.
Entsprechend niedrig ist auch der Verschleißgrad der Technik.

Zustand 3
Gebrauchter Zustand. Fahrzeuge ohne größere technische und optische Mängel, voll fahrbereit
und verkehrssicher. Keine Durchrostungen. Keine sofortigen Arbeiten notwendig.

Ein Fahrzeug, auf das man zugeht und bei näherer Betrachtung unschwer Gebrauchsspuren und
diverse kleinere Mängel erkennt. Die Gebrauchsspuren und Mängel sollten sich in der
nachvollziehbaren Gesamtlaufleistung bzw Laufleistung nach einer Restaurierung widerspiegeln.
Dem entspricht auch der Verschleißgrad der Technik.

Zustand 4
Verbrauchter Zustand. Nur eingeschränkt fahrbereit. Sofortige Arbeiten zur Erlangung der
Verkehrs- und Betriebssicherheit sind notwendig. Leichtere bis mittlere Durchrostungen.
Fahrzeug komplett in den einzelnen Baugruppen, aber nicht zwingend unbeschädigt.

Ein Fahrzeug, auf das man zugeht und bei dem diverse Mängel schon aus der Entfernung
erkennbar sind. Eine nähere Inaugenscheinnahme zeigt deutliche Verschleißspuren.

Zustand 5
Restaurierungsbedürftiger Zustand. Fahrzeug in mangelhaftem, nicht fahrbereitem
Gesamtzustand. Umfangreiche Arbeiten in allen Baugruppen erforderlich.

Fahrzeug nicht zwingend komplett. Ein Fahrzeug, bei dem selbst der Laie sofort deutliche
Mängel und/oder Fehlteile erkennt. Könnte auch als Teileträger verwendet werden.

15
Mithilfe dieses Systems wurden von Classic Data bzw deren Bewertungspartnern allein im
vergangenen Jahr rund 22.000 Gutachten zur Bewertung des Marktwerts von klassischen
Automobilen ausgestellt52. Üblicherweise erfolgen Angaben zum Fahrzeugzustand im Rahmen
der Veräußerung von Oldtimern auf dieser Basis. Man kann daher davon ausgehen, dass sich
innerhalb der angesprochenen Personenkreise eine Verkehrsauffassung etabliert hat, nach der
sich Angaben von Zustandsnoten mangels anderslautenden Hinweises auf dieses
Bewertungssystem beziehen53.

52
OLDTIMER Markt, Preise Sonderheft Nr 53 (2014) 15.
53
Vgl OLG Frankfurt 17 U 148/87 NJW 1989, 1095; OLG Köln 26 U 24/96 NZV 1998, 73.

16
2. Der Mangel

Die gewährleistungsrechtlichen Vorschriften dienen der subjektiven Äquivalenz von Leistung


und Gegenleistung54. Die Vertragspartner sollen in die Lage versetzt sein, ihre Leistung nicht im
Gegenzug für eine geringwertigere als die im Vertrag festgehaltene Leistung erbringen zu
müssen55. Ein Mangel liegt also vor, wenn das Geleistete vom Geschuldeten negativ abweicht 56.
Bezugspunkt der Beurteilung ist daher immer der konkrete Vertragsinhalt57. Dieser bestimmt sich
nach den zuvor umrissenen Auslegungsregeln der §§ 914 f ABGB. Ergibt sich aus der Auslegung
des konkreten Vertrags keine eindeutige Definition des Leistungsgegenstandes, so ist ergänzend
auf Natur und Zweck des Geschäftes und die im Verkehr gewöhnlich vorausgesetzten
Eigenschaften, also ausnahmsweise auf ein objektives Kriterium, nämlich den Zustand, gemessen
am Idealzustand, abzustellen58. Ganz grundsätzlich kann der Mangel als negative Abweichung
vom Vertragsinhalt definiert werden.

2.1. Bedungene Eigenschaften

Als bedungen gilt eine Eigenschaft, wenn sie von den Parteien zum Vertragsinhalt erhoben wird.
Die Zusage bestimmter Eigenschaften wird insbesondere dann schlagend, wenn solche im
Verkehr als unerheblich betrachtet werden, wenn ein Gewährleistungssauschluss vereinbart
wurde (§ 929 ABGB), bei offenkundigem Fehlen der Eigenschaft (iZm § 928 ABGB) oder bei
Zusage einer bestimmten Quantität oder Qualität der vorhandenen Güter beim Verkauf in Pausch

54 5
OGH 4 Ob 583/80 SZ 54/168; Dullinger, SR AT Rz 3/67; Koziol/Welser (Bearb Welser), Grundriss des bürgerliches
13
Rechts II: Schuldrecht Allgemeiner Teil, Schuldrecht Besonderer Teil, Erbrecht 64 f.
55 5 13
Dullinger, SR AT Rz 3/67; Koziol/Welser (Bearb Welser), Grundriss II 64 f.
56 4
P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 1.
57 4
HA, zB Riedler, Zivilrecht II Schuldrecht Allgemeiner Teil (2010) Rz 7/1.
58 5
Vgl Dullinger, SR AT Rz 3/72.

17
und Bogen (§ 930 ABGB)59.

Die Vereinbarung des konkreten Vertragsinhalts kann ausdrücklich oder stillschweigend


erfolgen. Nach dem Wortlaut des § 922 ABGB idF vor dem GewRÄG 200260 musste nur für
ausdrücklich zugesicherte Eigenschaften eingestanden werden, allerdings wurde nach der hA die
schlüssige Zusicherung als für die Haftung ausreichend erachtet61. Der Gesetzgeber hat darauf
reagiert und im Rahmen des GewRÄG 2002 das Wort „ausdrücklich“ aus dem Gesetzestext
entfernt. Maßgeblich ist zunächst die durch den Übergeber vorgenommene Beschreibung der
Kaufsache (§ 922 Abs 1 S 2 ABGB). Mit dieser Bestimmung wurde Art 2 Abs 2 lit a der
VerbrauchsgüterkaufRL umgesetzt, der die gesetzliche Vermutung vorsieht, dass die
Sachbeschreibung Vertragsinhalt wird62.

2.1.1. Ausdrückliche Zusagen

Eine ausdrückliche Zusage kann durch Worte (mündlich, schriftlich) oder allgemein
angenommene Zeichen mit Erklärungswert abgegeben werden63. Je klarer und eindeutiger
bestimmte Eigenschaften zugesagt werden, desto größer muss die Schutzwürdigkeit des
Empfängers und desto weitreichender der Inhalt der Zusage beurteilt werden64. Die ausdrückliche
Zusicherung, die Kaufsache wäre frei von allen Mängeln und Lasten, kommt der Zusage

59 3
Vgl Reischauer in Rummel, ABGB I §§ 922, 923 Rz 5.
60
BGBL I 2001/48.
61 3
Reischauer in Rummel, ABGB I §§ 922, 923, Rz 5.
62
Welser/B. Jud, Zur Reform des Gewährleistungsrechts – Die Europäische Richtlinie über den Verbrauchsgüterkauf
und ihre Bedeutung für ein neues Gewährleistungsrecht (2000) 44; Welser/B. Jud, Die neue Gewährleistung:
Kurzkommentar zu sämtlichen gewährleistungsrechtlichen Bestimmungen des ABGB und des KSchG (2001) § 922
ABGB Rz 11.
63
Von Zeiller, Commentar über das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für die gesamten Deutschen Erbländer der
14
Österreichischen Monarchie III (1812) 11; Koziol/Welser (Bearb Kletečka), Grundriss I 332: Kopfnicken,
Kopfschütteln.
64 4
Binder/Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 923 Rz 17.

18
bestimmter Eigenschaften gleich65. Die Angabe, dass die Sache „völlig einwandfrei“ wäre,
entbindet den Übernehmer von einer Untersuchung im Hinblick auf offenkundige Mängel 66.

Mit der Zusicherung eines bestimmten Kilometerstandes ist nach der Verkehrsauffassung
üblicherweise eine bestimmte Vorstellung vom Zustand des Fahrzeugs verbunden 67. Der Käufer
muss sich daher übliche, mit dem Kilometerstand einhergehende Abnützungserscheinungen
erwarten, die für sich keine Mangelhaftigkeit begründen68. Von einem als fahrbereit angebotenen
KFZ ist zu erwarten, dass außer den sichtbaren Mängeln keine weiteren, die Fahrbereitschaft
beeinträchtigenden Defekte vorliegen69. Der Käufer eines solchen Fahrzeugs kann davon
ausgehen, dass zumindest in ganz naher Zukunft keine Reparaturen vorzunehmen sind70. Wurde
der Motor als tadellos und völlig überholt beschrieben, so begründet es die Mangelhaftigkeit,
wenn dieser nur schwer und nach zahlreichen Startversuchen anspringt 71. Von einem
„Austauschmotor“ kann erwartet werden, dass dieser anlässlich seines Einbaus unter
Auswechslung wesentlicher Teile aufgearbeitet und erfolgreich geprüft worden ist; als
Bezeichnung für einen generalüberholten Motor kann eine solche Aussage jedoch nicht
verstanden werden72. Bei einem „generalüberholten“ Fahrzeug darf der Erwerber darauf
vertrauen, dass für längere Zeit keine größeren Reparaturen notwendig sind73. Die Zusage der
Regendichtheit eines Cabrios kann nicht durch die nachträgliche Behauptung relativiert werden,
dass es sich beim verkauften Gegenstand um einen Oldtimer handle, bei dem

65
OGH 1 Ob 274/68 SZ 41/182 = JBl 1970, 142: Rohbau/Grundstücksabtretung.
66
Anders aber OGH 2 Ob 997/52 SZ 26/24.
67
HS 4.312/56.
68
OGH 7 Ob 573/88 SZ 61/162.
69
OGH 26.06.1973, 4 Ob 538/73; 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48.
70
OGH 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48; 9 Ob 3/09w EvBl 2009/105 = RZ 2009, 199 = RdW 2009, 520.
71
OGH 1 Ob 515/78 RZ 1978, 167.
72
Vgl OLG Koblenz, 5 U 1352/12 BB 2013, 769 = MDR 2013, 777.
73
OGH 2 Ob 218/52 SZ 25/73.

19
konstruktionsbedingt keine vollständige Wasserundurchlässigkeit gegeben sein könne74. Der
Zusatz „10.000 km Garantie“ auf einer Reparaturrechnung darf den Werkbesteller davon
ausgehen lassen, dass innerhalb dieses Zeitraums keine neuerlichen Reparaturen an diesem
Bauteil notwendig sein werden75.

2.1.2. Schlüssige Zusagen

Während eine möglichst detaillierte ausdrückliche Festlegung des Vertragsinhalts naturgemäß am


wenigsten Probleme bereitet, ist eine Beschreibung des Geschuldeten bis in sämtliche
Einzelheiten tatsächlich gar nicht möglich76. Je ausführlicher und präziser der Vertrag die
Leistung regelt, desto weniger muss diese aber erst im Wege der Vertragsauslegung determiniert
werden. Ob ein Umstand zum Vertragsinhalt geworden ist, hängt davon ab, ob die Parteien
diesen zum Vertragsinhalt erheben wollten77 bzw ob ein redlicher Erwerber das Verhalten der
anderen Partei so deuten durfte, dass er davon ausgehen konnte, die betreffende Eigenschaft wäre
zum Vertragsbestandteil geworden.

Eine konkludente Vereinbarung kann sich durch die Geschäftsnatur oder durch sonstiges
schlüssiges Verhalten ergeben (§ 923 1. Fall ABGB). Stillschweigende Zusicherungen können
sich auf Eigenschaften der Sache selbst, aber auch auf einen bestimmten Verwendungszweck
oder die Tauglichkeit zu einem bestimmten Gebrauch beziehen. Der Übergeber hat daher dafür
einzustehen, wenn sich das Kaufobjekt nicht zum vereinbarungsgemäßen Gebrauch eignet.
Ausschlaggebend für das Vorliegen einer Vereinbarung über den Verwendungszweck ist vor
allem die Kenntnis desselben78. Die Kenntnis des Übergebers der durch den Übernehmer
intendierten Verwendung führt aber nicht schon für sich dazu, dass die Sache sämtliche, erst

74
OGH 10 Ob 108/07s Zak 2008, 54 = ecolex 2008, 229.
75
OGH 1 Ob 555/81 SZ 54/81: Ölverbrauch.
76 2
Gschnitzer in Klang IV/1 407.
77
Welser/B. Jud, Gewährleistung § 922 ABGB Rz 10.
78
Vgl OGH 6 Ob 320/62 EvBl 1963/181: Milchkuh.

20
aufgrund einer besonderen Prüfung feststellbaren Eigenschaften dafür besitzt79. Wenn allerdings
der Veräußerer die vom Erwerber gewünschte Eigenschaft kennt oder kennen muss und für ihn
überdies erschlossen werden kann, dass diese auf die Willensbildung des Übernehmers zum
Vertragsabschluss beitragen konnte, gilt die Gebrauchseignung mangels Aufklärung als schlüssig
zugesagt80.

2.1.3. Werbeaussagen

Werbeaussagen in Inseraten, Zeitungsannoncen oder auf Internetplattformen81 sind gem § 922


Abs 2 ABGB Vertragsbestandteil, außer wenn der Übergeber sie nicht kannte oder kennen
konnte, sie vor Abschluss82 des Vertrags berichtigt83 wurden oder wenn sie den
Vertragsabschluss nicht beeinflusst haben konnten84. Auf die tatsächliche Kenntnis des
Übernehmers von der Berichtigung kommt es nicht an, wenn sie der Öffentlichkeit gleich
weitreichend präsentiert wird wie die ursprüngliche Äußerung85. Erfolgt die Berichtigung erst
nach Abgabe bzw Zugang eines Angebots, bleibt die unberichtigte Äußerung nach hL
Vertragsinhalt86.

79
OGH 1 Ob 515/85 JBl 1985, 620 = SZ 58/11; 6 Ob 669/86 JBl 1987, 315.
80
OGH 7 Ob 588/90 JBl 1991, 722 = SZ 63/161; 1 Ob 564/95 RdW 1995, 422 = KRES 5/140 = ecolex 1995, 485;
3
Reischauer in Rummel, ABGB I §§ 922, 923 Rz 5.
81
OGH 2 Ob 176/10m Zak 2011, 376 = RdW 2011, 734 = ecolex 2012, 299; dazu etwa immolex 2011/93 (Prader);
wobl 2012/76 (Limberg); Zak 2012, 260 (Limberg).
82 4
Bzw vor Abgabe der verbindlichen Willenserklärung: P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 11.
83
Auch konludent: OGH 8 Ob 7/10b Zak 2011, 34 = AnwBl 2011, 167 = bbl 2011/97 = ecolex 2012, 126; dazu JBl
2011, 306 (P. Bydlinski).
84 4
So zB wenn sie der Übernehmer gar nicht gekannt hat, P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 11.
85
Augenhofer, Neues Gewährleistungsrecht für Werbeaussagen, MR 2002, 137 (139 f); Faber, Handbuch zum
neuen Gewährleistungsrecht (2001) 75 f.
86 4
P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 11; Welser/Jud, Gewährleistung §§ 922, 923 Rz 15, 22.

21
Damit Werbeaussagen als Vertragsbestandteil in die Vereinbarung zwischen den Parteien mit
einfließen, ist es notwendig, dass die dort gemachten Angaben einen ausreichenden
Konkretisierungsgehalt aufweisen und objektiv feststellbar sind. Je konkreter bestimmte
Eigenschaften umschrieben und je mehr die Erklärung Tatsachenbehauptungen statt Werturteile
enthält, desto eher wird sich beim Erklärungsempfänger eine schutzwürdige Vorstellung
hinsichtlich der Kaufsache manifestieren87. Maßgeblich sind zunächst konkrete Vereinbarungen
88
zum Fahrzeugzustand (zB „restauriert“, „Note 2“, „Originalmotor“, „rostfrei“, „unfallfrei“) .
Beispiele für Werbeaussagen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen und somit keine
zugesicherte Eigenschaft darstellen können, wären allgemein gehaltene Aussagen wie
„hervorragendes Fahrgefühl“, „beeindruckende Optik“ oder „Blickfang“. Allerdings darf der
Übernehmer auch aus der allgemein gehaltenen Formulierung „Top-Zustand“ den Schluss ziehen,
dass zumindest keine größeren technischen Defekte oder sonstige, den Fahrzeugwert erheblich
beeinträchtigende, negative Eigenschaften vorliegen89. Mit der oft in Inseraten verwendeten
Phrase „unverbastelt“ soll wohl einerseits zum Ausdruck kommen, dass sich das Kaufobjekt
zumindest weitestgehend im Originalzustand befindet und dass andererseits am Fahrzeug
durchgeführte Reparaturen fachgerecht vorgenommen wurden.

Was unter einem „restaurierten“ bzw „rostfreien“ Oldtimer zu verstehen ist, muss ebenfalls im
Auslegungsweg ermittelt werden. In einem ersten Ansatz könnte eine analoge Anwendung des an
sich die Gattungsschuld regelnden § 905b ABGB ins Treffen geführt werden, wonach im Zweifel
Sachen mittlerer Art und Güte geschuldet werden, sodass eben mangels genauerer Beschreibung
der vorgenommenen Restaurierung ein durchschnittlich aufwendig restaurierter90 Oldtimer zu
leisten ist. Es muss jedoch einleuchten, dass der durchschnittliche Oldtimerkäufer von einem

87
M. Gruber, Gewährleistung für bedungene Eigenschaften (1990) 85 ff.
88
Zur Zusicherung eines Kilometerstandes: Iro, RdW 1998, 533; vgl auch die reichen Nachweise der deutschen
73
Judikatur bei Weidenkaff in Palandt (Hrsg), Kurzkommentar zum BGB (2014) § 434 Rn 72; vgl ferner zur
Nichteinhaltung der Zusage der Unfallfreiheit: LG Coburg 06.02.2014, 41 O 555/13.
89
OGH 4 Ob 179/11v Zak 2012, 16: „Es schadet nicht, […] wie der Kläger die Formulierung „Top-Zustand“ konkret
verstanden hatte; mit der tatsächlichen Beschaffenheit des Fahrzeugs war sie jedenfalls unvereinbar.“
90
Vgl aber OLG Köln 7 U 185/96 NJW-RR 1998, 128 = NZV 1998, 207 = VersR 1998, 511: „Der Käufer darf davon
ausgehen, dass eine grundlegende, sorgfältige und fachmännisch ausgeführte vollständige Befreiung von Rost und
ein Schutz vor baldigem erneuten Rostbefall erfolgt ist“.

22
restaurierten und rostfreien VW Käfer wohl eine andere Vorstellung hat als von einem Rolls
Royce mit denselben Eigenschaften. Da nämlich bei in großer Stückzahl produzierten
Fahrzeugen, die auch nicht aus anderen Gründen mit besonderem Sammlerwert behaftet sind, die
Restaurierungskosten den Wert des restaurierten Fahrzeugs erheblich übersteigen, werden „Note-
1-Restaurierungen“ bei solchen Objekten in der Praxis so gut wie nie durchgeführt. Unter einem
als „restauriert“ angepriesenen Fahrzeug kann also der Erwerber ein solches erwarten, an dem
eine ihrem Umfang nach in der Preisklasse des Fahrzeugs übliche und durchschnittliche
Restaurierung vorgenommen wurde.

2.1.4. Zusagen „soweit bekannt“

Mit der Klausel, weiterer Sanierungsbedarf „wie beispielsweise Bleiwasserleitungen oder


Asbest“ sei „derzeit nicht bekannt“, werden nach einer neueren Entscheidung91 mögliche
Negativeigenschaften des Kaufobjekts offen gelegt, sodass der Übernehmer damit zu rechnen hat,
dass diese Eigenschaften bei näherer Untersuchung zu Tage treten könnten. Dies ist kritisch zu
sehen: Im Ergebnis führte eine solche Auffassung zur Möglichkeit einer Vertragspraxis, wonach
eine Klausel, nach der bestimmte, näher bezeichnete Mängel derzeit nicht bekannt wären, stets
darin resultieren würde, dass der Übernehmer genau diese Mängel erwarten muss. Gerade die
konkrete Bezeichnung der Mängel lässt aber den Käufer darauf schließen, dass sein
Vertragspartner die Sache zumindest ansatzweise auf diese Mängel hin untersucht oder
irgendwelche, wenn auch nicht weitreichende, Erkundigungen eingeholt hat. Eine solche Klausel
darf daher nicht auch solche Mängel erfassen, die vom Übergeber ohne weiteres feststellbar
gewesen wären. Aus diesem Grund überzeugt die Rechtsprechung des deutschen BGH eher,
wonach vom gewerblichen Übergeber zumindest eine fachmännische äußere Besichtigung
erwartet werden darf92.

Durch das Ankreuzen des Kästchens „Unfallschäden laut Vorbesitzer – nein“ in einem

91
OGH 2 Ob 176/10m Zak 2011, 376 = RdW 2011, 734 = ecolex 2012, 299.
92 9
BGH VIII ZR 183/12 ZIP 2013, 1674 = NZV 2014, 120 = NJ 2013, 514; Reinking/Eggert, Der Autokauf Rn 3895.

23
vorgedruckten Vertragsformular wird nach dem BGH keine bestimmte Beschaffenheit
zugesagt93. Vielmehr handle es sich dabei um eine bloße Wissenserklärung, mit der der
Veräußerer die Angaben des Vorbesitzers wiedergebe. Der Erwerber könne sich nicht erwarten,
dass der Übergeber für die Richtigkeit des Inhalts der Angabe haften wolle, wenn sich dieser
ausdrücklich auf eine bestimmte Quelle bezieht und damit hinreichend deutlich zum Ausdruck
bringt, dass es sich nicht um eigenes Wissen handelt. Genauso wenig sei aber einer solchen
Angabe eine Vereinbarung des Inhalts, dass das Fahrzeug nicht unfallfrei wäre, zu entnehmen.
Die Deutung einer solchen Angabe als Wissensmitteilung lässt diese in praxi also schlichtweg
leer laufen. Ein Gewährleistungsanspruch könnte sich auf diese Zusage lediglich in dem Fall
gründen, dass die Unfallfreiheit vom Vorbesitzer in Wirklichkeit gar nicht bestätigt wurde. Auch
mit dem Ankreuzen der Option „Dem Verkäufer sind auf andere Weise Unfallschäden bekannt –
nein“ in einem vorformulierten Vertragstext wird lediglich die Kenntnis von der Unfallfreiheit
innerhalb der Sphäre des Geschäftsbereichs bekannt gegeben, also eine bloße Wissensmitteilung
getätigt94.

Generell ist die Qualifikation von Eigenschaftszusagen als Wissensmitteilungen problematisch95.


Soweit kein Gewährleistungsverzicht vorgenommen wurde, muss ohnedies für die gewöhnlich
vorausgesetzten Eigenschaften gehaftet werden, sodass eine falsche Wissensmitteilung (zB
hinsichtlich der Unfallfreiheit) dem Übernehmer nicht schadet. Werden aber sämtliche
Beschreibungen zum Zustand nur „soweit bekannt“ vorgenommen und darüber hinaus ein
Ausschluss der Gewährleistung vereinbart, haftet der Übergeber für keine bestimmte Qualität,
während beim Übernehmer durch die „dem Übergeber bekannten“, möglicherweise detaillierten
Angaben bestimmte Erwartungen an die von ihm zu erhaltende Leistung hervorgerufen werden.

Hingegen bindet nach Ansicht des BGH die Zusicherung eines Kilometerstandes innerhalb
vorgefertigter AGB „soweit dem Verkäufer bekannt“ einen gewerblichen KFZ-Händler, weil die

93
BGH VIII ZR 253/05 NJW 2008, 1517; ebenso OLG Bamberg 09.02.2011, 8 U 166/10.
94
OLG Bamberg 09.02.2011, 8 U 166/10.
95 6
Vgl Westermann in Säcker/Rixecker (Hrsg), Münchener Kommentar zum BGB III: Schuldrecht, Besonderer Teil ,
6
im Folgenden zitiert MünchKomm III § 476 Rn 9.

24
Bedeutung einer solchen Klausel zweifelhaft bleibt und daher gem § 5 AGBG96 zum Nachteil
ihres Verwenders ausgelegt werden muss97. Auch nach österreichischem Recht wäre nach der
Regel des § 915 Hs 2 ABGB wohl ähnlich zu entscheiden gewesen98.

2.1.5. Zusicherung durch Dritte

Jedenfalls gegen sich gelten lassen muss der Verkäufer Aussagen Dritter, die seiner Sphäre
zuzurechnen sind, weil sie zB in seinem Betrieb angestellt sind und das vorliegende Geschäft im
Rahmen dieses Betriebes geschlossen wurde, oder weil sie für den Verkäufer im Zuge eines
Vertretungsverhältnisses tätig geworden sind99.

Nicht zuzurechnen lassen braucht sich der Übergeber solche Aussagen Dritter, auf die er sich
nicht selbst bezieht, so zB Angaben in einem unabhängigen Medium oder den Testbericht einer
Verbraucherschutzorganisation100. Anderes muss gelten, wenn sich der Veräußerer auf diese
Aussagen beruft. Daher sind zB Aussagen in einem von einem Dritten erstellten Gutachten über
den Zustand des Fahrzeugs jedenfalls verbindlich, wenn Käufer und Verkäufer das Gutachten
gekannt haben und dieses daher den Vertragsabschluss beeinflusst haben konnte. Nach einem
Urteil des BGH haftet ein Verkäufer, der einen Oldtimer unter Beilegung eines Gutachtens, in
dem eine bestimmte Zustandsnote enthalten ist, veräußert, auch für die inhaltliche Richtigkeit der
in diesem Gutachten gemachten Angaben101. Einigen sich die Parteien auf eine
Ankaufsüberprüfung durch einen Autofahrerclub, so ist davon auszugehen, dass die in dieser

96
(Deutsches) Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen 1976 dBGBl I 3317,
nunmehr ersetzt durch §§ 305 ff BGB. Mit § 305c Abs 2 BGB wurde § 5 AGBG wortgleich übernommen.
97
BGH VIII ZR 292/97 NJW 1998, 2207 = ZIP 1998, 1153 = MDR 1998, 900 = NZV 1998, 322 = WM 1998, 1590 = BB
1998, 1389 = DB 1998, 2056.
98
Iro, RdW 1998, 533.
99 4
Vgl Apathy in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 1017 Rz 1.
100
ErläutRV 422 BlgNr 21. GP 14.
101
BGH VIII ZR 172/12 NJW 2013, 2749 = NZV 2013, 482.

25
Überprüfung festgestellten, allenfalls von der Idealbeschaffenheit abweichenden Eigenschaften
des Kaufgegenstands zum Vertragsbestandteil erhoben werden sollen. Geschuldet wird dann ein
Fahrzeug mit den bei der Ankaufsüberprüfung festgestellten Eigenschaften. In der Regel wird die
Willenseinigung der Parteien zum Vertragsabschluss (bzw zu dessen Bedingungen) ohnedies
vom Ergebnis dieser Überprüfung abhängig sein.

Außerdem können öffentliche Äußerungen Dritter aufgrund der Intensität und Häufigkeit der
Aussage oder der Autorität des Dritten zu einer Verkehrsauffassung über die Beschaffenheit des
Kaufgegenstands führen102. So können zB Testberichte über die Kaufsache zu einer solchen
Verkehrsauffassung beitragen103, was insbesondere für die oft in Oldtimerzeitschriften zu
findenden Fahrberichte oder Kaufberatungen Gültigkeit erlangen kann.

Zusammenfassend muss der Übergeber für Eigenschaften, die lediglich ein Dritter ins Treffen
geführt hat, dann haften, wenn dieser mit dem Übergeber in einem entsprechenden Vertrags-oder
Vertretungsverhältnis steht, wenn die Parteien die vom Dritten erwähnten Eigenschaften
ausdrücklich oder konludent ihrer Vereinbarung zugrundelegen, oder wenn durch die Reichweite
der Äußerungen des Dritten davon auszugehen ist, dass diese zu einer allgemeinen
Verkehrsauffassung über den Kaufgegenstand geführt haben. Der Übergeber muss daher nicht
dafür einstehen, wenn zB der Übernehmer über ein von einem Händler angebotenes Fahrzeug
Informationen beim ihm bekannten Vorbesitzer einholt. Stellen sich diese Informationen als
unrichtig heraus, könnte vom Übernehmer allenfalls eine Irrtumsanfechtung in Aussicht
genommen werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass der Übergeber den Irrtum nicht
veranlasst hat und ihm der Irrtum in den meisten Fällen mangels Kenntnis der Aussagen des
Dritten auch nicht offenbar auffallen musste, sodass für eine Anfechtung aus diesem Rechtsgrund
nur dann Raum bleibt, wenn der Irrtum noch rechtzeitig aufgeklärt wurde. Besteht diese Option
nicht, verbleiben Schadenersatzansprüche gegen den Dritten, falls dieser schuldhaft gehandelt
hat.

102 4
Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 922 Rz 28.
103
Ofner aaO.

26
2.1.6. Die Fahrbereitschaft sowie die Verkehrs- und Betriebssicherheit

Die Fahrbereitschaft sowie die Verkehrs- und Betriebssicherheit stellen Eigenschaften dar, die im
Handel mit Kraftfahrzeugen besonders oft von den Parteien zum Gegenstand einer Vereinbarung
erhoben werden. Bei der Fahrbereitschaft eines Fahrzeugs handelt es sich dem strengen Wortsinn
nach um die Fähigkeit, aus eigener Antriebskraft bewegt zu werden. Hingegen handelt es sich bei
der Verkehrs- und Betriebssicherheit um die Möglichkeit, das Fahrzeug entsprechend den
Anforderungen des Straßenverkehrs ohne Gefährdung der Verkehrssicherheit zu betreiben.
Konkretisiert wird dieser Begriff durch die Bestimmungen des § 57a KFG iVm § 10 Abs 2
PBStV, nach denen Fahrzeugen mit bestimmten, vom Gesetz festgelegten Negativeigenschaften
die Betriebserlaubnis verweigert wird. Beiden Beschaffenheitsangaben ist gemein, dass es sich
dabei um eine Vielzahl an (Einzel-)Eigenschaften handelt104, die in Summe zu einer bestimmten
Beschaffenheit der Sache insgesamt führen.

Fraglich ist, ob die Zusage der Fahrbereitschaft jene der Verkehrs- und Betriebssicherheit
mitumfasst. Nach Mendel soll sich für Privatverkäufe aus der Vertragsauslegung ergeben, dass
mangels anderer Anhaltspunkte üblicherweise nur die Fahrbereitschaft, nicht aber die Verkehrs-
und Betriebssicherheit nach § 57a KFG vorausgesetzt werden darf105.

Dem entspricht die stRsp in der Bundesrepublik: Demnach steht das Vorliegen erheblicher
Mängel iSd Nr 3.1.4.3 Anlage 8 zu § 29 StVZO, dem Pendant zu „schweren Mängeln“ iSd Art 10
Abs 2 Z 3 PBStV nicht in Widerspruch zur Fahrbereitschaft106. Nach dem BGH ist die
Verkehrssicherheit und damit die Fahrbereitschaft nur dann nicht gegeben, wenn das Fahrzeug
als „verkehrsunsicher“ eingestuft werden müsste, wenn also nach österreichischer Terminologie
„Gefahr im Verzug“ iSd Art 10 Abs 2 Z 4 PBStV besteht, weil die vorliegenden Mängel derart

104
Die Begutachtung nach § 57a KFG umfasst 148 Prüfpositionen.
105
Mendel, Zak 2006, 269.
106
BGH VIII ZR 113/92 BGHZ 122, 256 = NJW 1993, 1854 = MDR 1993, 732 = NZV 1993, 306 = WM 1993, 1252 = BB
1993, 1167 = DB 1993, 1461; BGH VIII ZR 72/06 BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 = ZIP 2007, 235 = MDR 2007, 458 =
DNotZ 2007, 288 = NZV 2007, 137 = VersR 2007, 1573 = WM 2007, 984 = JR 2008, 59; OLG Düsseldorf 3 U 31/121
NJW 2013, 2763 = NZV 2013, 506.

27
gravierend sind, dass vom Fahrzeug eine unmittelbare Verkehrsgefährdung ausgeht107.

Nach einer solchen Ansicht würde den Parteien unterstellt, im Zweifel einen Vertrag über ein
unter Inkaufnahme allfälliger, möglicherweise erheblicher Sicherheitsrisiken dennoch sofort
einsatzbereites Fahrzeug abschließen zu wollen. Die österreichische Rsp hat diese Ansicht zu
Recht nicht aufgegriffen, werden doch die Parteien unter einem „fahrbereiten“ KFZ
sinnvollerweise stets nicht nur ein aus eigenem Antrieb bewegliches, sondern auch ein gefahrlos
einsetzbares KFZ vor Augen haben. Auch wenn ein nicht mehr verkehrs- und betriebssicheres
KFZ iSd Art 57a KFG iVm Art 10 Abs 2 PBStV möglicherweise noch fahrbereit sein kann – man
denke nur an das Straßenbild in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen von
westlichen Besitzern ausgemusterte und nach dem Verständnis des § 57a KFG ganz sicher nicht
verkehrs- und betriebssichere Fahrzeuge noch viele Jahre im täglichen Einsatz stehen, – wird
man dem heimischen Autokäufer unterstellen können, dass er unter einem fahrbereiten Fahrzeug
ein solches erwarten wird, welches auch im Straßenverkehr eingesetzt werden darf. Aus diesem
Grund bestehen für das Vorliegen einer Verkehrsauffassung, wonach eine Differenzierung
zwischen den Begriffen der Fahrbereitschaft und der Verkehrs- und Betriebssicherheit
vorzunehmen ist, keine Anhaltspunkte.

Anderes muss aber gelten, wenn ein Fahrzeug als „fahrbereit“ verkauft wird, jedoch durch den
Zusatz „ohne Pickerl“ auf die fehlende Überprüfung nach § 57a KFG hingewiesen wird. Unter
solchen Umständen muss der Übernehmer davon ausgehen, dass diese ohne vorangehende
Durchführung von Reparaturarbeiten nicht bestanden werden kann. Keinesfalls dürfen aber auch
in einem solchen Fall „Mängel mit Gefahr im Verzug“ iSd Art 10 Abs 4 PBStV vorhanden sein,
weil die Weiterbenutzung eines mit solchen Mängeln behafteten Fahrzeugs nach der leg cit
untersagt und daher die zugesagte Fahrbereitschaft auch kurzfristig nicht gegeben ist.

Umfasst hingegen die Parteienvereinbarung die Übergabe eines gültigen Gutachtens iSd § 57a
KFG, so haftet der Übergeber für sämtliche Defekte, die der verkehrs- und betriebssicheren

107
BGH VIII ZR 113/92 BGHZ 122, 256 = NJW 1993, 1854 = MDR 1993, 732 = NZV 1993, 306 = WM 1993, 1252 = BB
1993, 1167 = DB 1993, 1461.

28
Verwendung des veräußerten Fahrzeuges im Wege stehen108. Der Übernehmer darf sich auf die
Richtigkeit des Gutachtens nach § 57a KFG verlassen109. Stellt sich dessen Unrichtigkeit heraus,
verbleiben dem Übergeber allenfalls Schadenersatzansprüche gegen den Ersteller des Gutachtens.

Die Rechtsprechung zur Frage, welche Eigenschaften bei gebrauchten Fahrzeugen als
stillschweigend mitvereinbart gelten und daher bei einer (negativen) Abweichung die
Mangelhaftigkeit begründen, folgt keiner einheitlichen Linie. So wurden die Sprödigkeit von
Isolierungen am Kabelstrang eines 11 Jahre alten Gebrauchtwagens, die zum Ausfall elektrischer
Bauteile (Schiebedach, CD-Player) führte110, sowie das Herabfallen von Verkleidungsteilen an
Zündschloss und Heckklappe111 als alterstypische und daher hinzunehmende Eigenschaften
beurteilt, während ein nach 160 Betriebsstunden hervorkommender Getriebeschaden an einem
Traktor112 sehr wohl als Fehlen einer konkludent zugesicherten Eigenschaft bewertet wurde. Die
Unterscheidung zwischen (allenfalls schlüssig) zugesicherten und (bloß) gewöhnlich
vorausgesetzten Eigenschaften ist von erheblicher Bedeutung, da sich ein unter Privatpersonen
üblicherweise mitvereinbarter Gewährleistungsverzicht nicht auf ausdrücklich 113 oder
konkludent114 zugesicherte Eigenschaften erstreckt.

108
Zum maßgeblichen Zeitpunkt siehe 3.1.1.
109
Vgl BGH VIII ZR 172/12 NJW 2013, 2749 = NZV 2013, 482; OLG Oldenburg 28.02.2014, 11 U 86/13.
110
2 Ob 189/07v Zak 2008, 16 = ecolex 2008, 127.
111
Ibid.
112
OGH 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587; dazu Zak 2007, 6 (P. Bydlinski);
ZVR 2006, 414 (Kathrein); Zak 2006, 269 (Mendel).
113
OGH HS 5.361; 4 Ob 589/69 SZ 42/180; 03.10.1990, 6 Ob 661/90.
114
OGH 18.01.1983, 5 Ob 57/82; 1 Ob 745/79 EvBl 1980/193 = JBl 1981, 203 = SZ 53/37; 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655
= ZVR 1991, 48.

29
2.2. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften

Die Formulierung des Art 2 Abs 2 lit d der VerbrauchsgüterkaufRL, wonach die Vermutung
besteht, dass die Sache eine Qualität und Leistung aufweist, die der Verbraucher aufgrund der
über sie gemachten Äußerungen vernünftigerweise erwarten darf, lässt darauf schließen, dass
durch diese Bestimmung die berechtigten Erwartungen des Verbrauchers geschützt werden
sollen115. Was vernünftigerweise erwartet werden darf, ist anhand des vom EuGH entwickelten,
anspruchsvollen Verbraucherleitbildes, also aus der Perspektive eines verständigen Erwerbers, zu
bestimmen116. Maßgeblich ist also, was der durchschnittliche, rationale und aufgeklärte
Verbraucher in der zu beurteilenden Situation erwartet hätte. Ob der Veräußerer diese
Erwartungen gekannt hat oder hätte kennen müssen, ist unerheblich117.

Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaftes sind also solche, die der Übernehmer nach der
Verkehrssitte und nach der Natur des Geschäfts auch ohne besondere Vereinbarung erwarten
kann118. § 922 Abs 1 S 2 2.Variante ABGB ist insofern redundant, als dass diese Eigenschaften
stets auch ohne die ausdrückliche Nennung im Gesetz mangels gegenteiliger Vereinbarung als
stillschweigend mitvereinbart gelten würden119. Bei der Beurteilung, ob eine Eigenschaft im
Sinne des Gesetzes als gewöhnlich vorausgesetzt anzusehen ist, kommt es nicht darauf an, was
der Erklärende wollte, sondern davon, was der Erklärungsempfänger nach Treu und Glauben aus
der Erklärung erschließen durfte und ist daher an der Verkehrsauffassung zu messen120. Als
Indizien für das Vorliegen einer bestimmten Verkehrsauffassung können zB gesetzliche
Dispositivbestimmungen oder verkehrsübliche typische Vertragsbestimmungen herangezogen

115
Welser/B. Jud, Reform des Gewährleistungsrechts 42, 47; Welser/B. Jud, Gewährleistung § 922 ABGB Rz 14.
116
ErläutRV 422 BlgNr 21. GP 13.
117
Schmidt-Räntsch, Zum Stand der Kaufrechtsrichtlinie, ZIP 1998, 849 (851); Welser/B. Jud, Reform des
Gewährleistungsrechts 49; Welser/B. Jud, Gewährleistung § 922 ABGB Rz 15; Augenhofer, JBl 2001, 88.
118 3 4
Reischauer in Rummel, ABGB I §§ 922, 923 Rz 4; P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 9; vgl auch Gschnitzer in Klang
2
IV/1 407.
119 4
P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 9; zur Reichweite dieser Aussage siehe unter 2.3.
120
OGH 1 Ob 140/00w EvBl 2001/55 = SZ 73/159 = ÖJZ-LSK 2001/39 = ecolex 2001, 373 (Reidlinger).

30
werden121.

2.2.1. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften eines Gebrauchtwagens

In Ermangelung einer anderslautenden Vereinbarung muss ein redlicher Veräußerer in den


meisten Fällen davon ausgehen, dass ein Pkw zur Verwendung im Straßenverkehr angeschafft
wird. Für Gebrauchtwagen gelten daher jedenfalls die Verkehrs- und Betriebssicherheit sowie die
Fahrbereitschaft als vorausgesetzt122. Genauso darf vorausgesetzt werden, dass die für die
Benützbarkeit eines Pkw im Straßenverkehr erforderlichen behördlichen Genehmigungen
vorliegen, ein Fehlen derartiger Genehmigungen bildet einen Rechtsmangel123. Außerdem kann
der Kunde eines Fachbetriebes, der von diesem einen Gebrauchtwagen kaufen will, erwarten,
dass das Fahrzeug vor dem Verkauf zumindest einmal durchgesehen wurde124. Anderes gilt
freilich, wenn das entsprechende Fahrzeug ausdrücklich als nicht fahrbereit, als Ersatzteilträger,
als „Bastlerfahrzeug“ oder zum Restaurieren verkauft wurde oder eine entsprechende
Zustandsnote vereinbart wurde. Als gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaft ist es gem § 922 Abs
1 aE auch anzusehen, dass das Kaufobjekt seiner Bestimmung nach verwendet werden kann.
Demnach liegt zB ein Mangel vor, wenn der Übernehmer einen PKW im Ausland nicht
uneingeschränkt nutzen kann, weil dieser dort als gestohlen gemeldet ist und dessen
Beschlagnahme droht125. Überdies kann der Erwerber eines Gebrauchtwagens grundsätzlich
erwarten, dass sich das übernommene Fahrzeug im Originalzustand befindet, insbesondere, dass
keine Umbauten durch eine nicht sachkundige Person vorgenommen wurden 126. Ein

121
M. Gruber, Bedungene Eigenschaften 75.
122
OGH 7 Ob 23/90 RdW 1991, 142 = VR 1991, 175 = ZVR 1992, 121; 1 Ob 414/97g ecolex 1998, 687 = RdW 1998,
608 = JBl 1998, 652 = ZVR 1998, 380 = SZ 71/88; 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl
2006, 587; 9 Ob 3/09w EvBl 2009/105 = RZ 2009, 199 = RdW 2009, 520; dazu etwa Zak 2009, 133 (P. Bydlinski).
123
OGH 3 Ob 5/07t ecolex 2007, 513 (B. Jud).
124
OGH 27.09.1995, 7 Ob 568/95: mangelhaft reparierter Vorschaden.
125
OGH 1 Ob 186/09y Zak 2010, 38.
126
OGH 4 Ob/13s Zak 2013, 176 = EvBl 2013/133 = ecolex 2013, 969 (Wilhelm).

31
Unternehmer, der eine Reifenfachwerkstätte betreibt, gibt zu erkennen, dass er über jene
technischen Kenntnisse verfügt, die für die betriebssichere Ausrüstung von Fahrzeugen mit
Reifen notwendig sind. Von ihm kann erwartet werden, dass er überdurchschnittliche Sorgfalt
darauf verwendet, Fahrzeuge mit geeigneten Reifen auszustatten und diese betriebssicher zu
montieren127. Zur üblichen Beschaffenheit, die der Übernehmer erwarten kann, gehört –
unabhängig vom Alter des Fahrzeugs – ein funktionsfähiger Kilometerzähler128. Der Erwerber
eines Wohnmobils kann damit rechnen, dass sich im Innenraum keine Ratten und anderes
Ungeziefer eingenistet haben, sodass der Verlust der Gebrauchsfähigkeit droht oder die Substanz
der Sache angegriffen wird129.

Ein Unternehmer, der mit Gebrauchtwagen handelt, muss jedes Fahrzeug durch einen technisch
versierten Mitarbeiter mit der erforderlichen beruflichen Qualifikation zumindest einer
Sichtprüfung seines Äußeren – also einem Augenschein – unterziehen lassen. Auf Mängel, die
bei einer derartigen Sichtprüfung aufgefallen sind oder auffallen mussten, ist der Käufer
hinzuweisen. Falls anhand konkreter Anhaltspunkte der äußeren Zustand eines bestimmten
Bauteils auf weiterreichende innere, insbesondere sicherheitsrelevante Mängel an diesem Bauteil
schließen lässt, sind diese Bauteile einer eingehenderen Untersuchung zu unterziehen130.

Negativeigenschaften, die die Verkehrs- und Betriebssicherheit beeinträchtigen, also


insbesondere solche, die „schwere Mängel“ iSd § 10 Abs 2 Z 3 der Prüf- und
Begutachtungsstellenverordnung bilden und daher bis zu deren Behebung die Betriebserlaubnis
erlöschen lassen, begründen in jenen Fällen, in denen die Fahrbereitschaft erwartet werden darf,
grundsätzlich einen Mangel an gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften131. Umso mehr muss

127
OGH 2 Ob 170/71 SZ 45/75 = JBl 1973, 207 = ZVR 1973, 210.
128
LG Hamburg 26.3.2010, 322 O 222/09.
129
LG Freiburg 6 O 277/12 NJW-RR 2013, 688.
130
OGH 1 Ob 414/97g ecolex 1998, 687 = RdW 1998, 608 = JBl 1998, 652 = ZVR 1998, 380 = SZ 71/88: Reifenplatzer
aufgrund 10 Jahre alter Reifen auf einem knapp drei Jahre alten Gebrauchtwagen.
131
ZB OGH 7 Ob 23/90 RdW 1991, 142 = VR 1991, 175 = ZVR 1992, 121 (Fehlen der Bremsflüssigkeit); ebenso die
deutsche Rsp im Bezug auf mangelnde Verkehrssicherheit iSd § 29 StVZO, BGH VIII ZR 113/92 NJW 1993, 1854 =
BGHZ 122, 256 = MDR 1993, 732 = NZV 1993, 306 = WM 1993, 1252 = BB 1993, 1167 = DB 1993, 1461; OLG Hamm,
28 U 42/09 NJW-RR 2009, 1718; und zwar auch dann, wenn das betreffende Fahrzeug die Hauptuntersuchung am
32
dies gelten, wenn „Mängel mit Gefahr im Verzug“ iSd Z 4 leg cit festgestellt werden, also
solche, „die zu einer direkten und unmittelbaren Gefährdung der Verkehrssicherheit führen oder
mit denen eine unzumutbare Belästigung durch Lärm, Rauch, üblen Geruch oder schädliche
Luftverunreinigungen verursacht werden“. Hingegen werden „leichte Mängel“ iSd Z 3 leg cit,
also Mängel, „die keinen nennenswerten Einfluss auf die Verkehrs- und Betriebssicherheit des
Fahrzeuges haben, nicht übermäßigen Lärm, Rauch, üblen Geruch oder schädliche
Luftverunreinigungen verursachen und bei denen eine kurzzeitige Abweichung von den
gesetzlichen Vorschriften hingenommen werden kann132“, nicht von vornherein einen
Gewährleistungsanspruch auslösen. Hierbei ist unter Berücksichtigung des Inhalts der konkreten
Vereinbarung, des Kaufpreises, der Art, Anzahl und Schwere dieser Mängel, des Alters und der
Kilometerleistung zu bestimmen, ob diese Abweichungen vom Sollzustand von den Parteien
üblicherweise vorausgesetzt werden. Allgemein bleibt aber festzuhalten, dass bei einem
Gebrauchtwagen „leichte Mängel“ iSd § 10 Abs 2 Z 2 PBStV dem bestimmungsgemäßen
Gebrauch nicht entgegenstehen.

2.2.2. Gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften an klassischen Automobilen

Anders kann es sich bei einem klassischen Automobil, das nicht zur bloßen Beförderung von
Personen oder Gütern, sondern als Liebhaberstück erworben wurde, verhalten.

Auch bei historischen Fahrzeugen wird man die Fahrbereitschaft sowie die Verkehrs- und
Betriebssicherheit grundsätzlich erwarten können, wenn das Fahrzeug nicht zum Ausschlachten
oder zum Restaurieren verkauft wurde. Wird ein älteres Fahrzeug als fahrbereit angeboten,
empfiehlt sich insbesondere nach längerer Standzeit jedenfalls eine Überprüfung (und allfällige

Tag der Übergabe (zu Unrecht) bestanden hat, OLG Oldenburg 28.02.2014, 11 U 86/13, allerdings nur bei
Einstufung als „verkehrsunsicher“, BGH VIII ZR 113/92 BGHZ 122, 256 = NJW 1993, 1854 = MDR 1993, 732 = NZV
1993, 306 = WM 1993, 1252 = BB 1993, 1167 = DB 1993, 1461; BGH VIII ZR 72/06 BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 =
ZIP 2007, 235 = MDR 2007, 458 = DNotZ 2007, 288 = NZV 2007, 137 = VersR 2007, 1573 = WM 2007, 984 = JR 2008,
59; OLG Düsseldorf 3 U 31/121 NJW 2013, 2763 = NZV 2013, 506; vgl ferner die Judikaturnachweise bei
6
Westermann in MünchKomm BGB III § 437 Rn 41.
132
§ 10 Abs 2 Z 2 PBStV; vgl OLG Düsseldorf 3 U 31/121 NJW 2013, 2763 = NZV 2013, 506.

33
Instandsetzung) der Bremsanlage (mangelnde Gangbarkeit der Bremskolben, Flugrost an
Bremsscheiben und Bremsbelägen, Porosität der Bremsschläuche, zu niedriger Siedepunkt der
Bremsflüssigkeit), der Bereifung (Porosität, Alter), sowie der Kraftstoffschläuche im Motorraum
(bei Porosität besteht Brandgefahr), da in diesen Baugruppen erfahrungsgemäß besonders häufig
Standschäden auftreten. Wird eine solche Überprüfung (und gegebenenfalls eine Instandsetzung)
nicht vorgenommen, so ist in der Leistungsbeschreibung auf die Standzeit und möglicherweise
damit einhergehende Negativeigenschaften hinzuweisen. Wurde von den Parteien die Leistung
eines Fahrzeugs vereinbart, das bereits eine längere Standzeit hinter sich hat, so bilden die oben
beschriebenen, typischerweise auf eine solche Standzeit zurückzuführenden Defekte keine
gewährleistungsrechtlichen Mängel.

Die von den Parteien ins Auge gefasste Verwendung eines klassischen Automobils liegt jedoch
oft nicht nur im verkehrssicheren Betrieb. Vielmehr wird die beabsichtigte Nutzung des
Oldtimers regelmäßig in einer Freizeitbeschäftigung, also im „Genuss am Fahren“ bestehen.
Gerade in höheren Preiskategorien wird das erworbene Vehikel auch als Prestigeobjekt dienen.
Somit wird das Gefühl, das beim Vorbeifahren durch sich nach dem exotischen Gefährt
umdrehende, staunende Passanten hervorgerufen wird, also der durch die Andersartigkeit im
Straßenbild und den Pflegezustand hervorgerufene Sympathiefaktor innerhalb eines bestimmten
Personenkreises, zur Kaufentscheidung beitragen. Neben diesen subjektiven Überlegungen
werden klassische Fahrzeuge, wie eingangs erwähnt, in zunehmendem Maße als Wertanlage
verstanden. So hat sich beispielsweise der Wert eines Porsche 959 im Zustand 3 innerhalb des
Jahres 2014 von 240.000,- Euro auf 300.000,- Euro, das sind 134 Prozent, erhöht133. All diese für
den Käufer eines Klassikers wertbildenden Faktoren können aber auch durch solche
Eigenschaften beeinträchtigt werden, die die Verkehrs- und Betriebssicherheit in keiner Weise
beeinträchtigen und daher von einem Gebrauchtwagenkäufer nach der Verkehrsauffassung
üblicherweise akzeptiert oder gar nicht erst bemerkt werden134. In diese Kategorie sind zB kaum
sichtbare Lack- und Blechschäden, Abnützungserscheinungen an Innenraummaterialien (Risse
oder Verfärbungen an Polsterstoffen und Verkleidungsteilen etc), Abweichungen vom

133
OLDTIMER Markt, Sonderheft „Preise” Nr 53 (2014) und Sonderheft „Preise“ Nr 51 (2013).
134
Vgl LG München 16.08.2013, 6 O 2154/12: Bei einem hochpreisigen Fahrzeug stellt auch eine Beeinträchtigung
durch Tabakgeruch im Innenraum einen gewährleistungsrechtlichen Mangel dar.

34
Originalzustand durch Verwendung nicht werkseitig verbauter Ersatzteile sowie Abweichungen
von den Angaben zur Vorgeschichte des Fahrzeugs zu werten. Aus diesem Grund muss die
Beurteilung der Mangelhaftigkeit eines Oldtimers differenziert, unter Einbeziehung der
beschriebenen, möglicherweise von den Parteien vereinbarten bzw nach der Verkehrsauffassung
üblichen Zusatznutzungen erfolgen.

Als Indiz für den dem Vertrag zugrunde liegenden Zustand eines Fahrzeugs wird idR zum einen
der Kaufpreis und zum anderen das Verhältnis vom bezahlten Kaufpreis zum Wert des
betreffenden Fahrzeugs laut Classic Data in der jeweiligen Zustandskategorie dienen können. Es
entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, dass in der Regel marktorientierte, verkehrsübliche
Entgelte vereinbart werden135. Dazu ein Beispiel: Ein Porsche 911 3.2 Carrera von 1980 weist
derzeit in Zustand 2 einen Marktwert von € 35.900 und im Zustand 3 einen Wert von € 23.600
auf136. Hat der Käufer für ein solches Modell € 25.000 gezahlt, so wird sich dieser mangels
besonderer Umstände, die in eine andere Richtung deuten, die Leistung eines Fahrzeugs im
Zustand 3 erwarten dürfen, während bei einem Kaufpreis von € 40.000 in einem Vertrag über
diesselbe Type angenommen werden kann, dass der Vorstellung der Parteien eher ein Fahrzeug,
das mindestens mit der Zustandsnote 2 zu bewerten wäre, entspricht. Das bedeutet, dass ein- und
dieselbe Eigenschaft (zB altersentsprechende Abnützungserscheinungen an der Innenausstattung,
leichte Lack- oder Rostschäden udgl.) an ein- und demselben Fahrzeug entweder als der
Verkehrsauffassung nach in den Vertrag aufgenommen anzusehen sein oder einen Mangel
darstellen kann.

Selbstverständlich kann den Parteien nicht pauschal unterstellt werden, allein durch die
Festlegung des Kaufpreises der Vereinbarung stets (konkludent) eine bestimmte Zustandsnote
zugrunde zu legen. Dennoch wird man die dem Kaufpreis entsprechende Zustandsnote zumindest
als erste Orientierungshilfe bei der Ermittlung des Parteiwillens in Betracht ziehen können.
Schließlich soll durch eine inakkurate Leistungsbeschreibung weder der Übergeber noch der
Übernehmer unbillig belastet werden, sodass im Zweifel dem bezahlten Preis eine marktgerechte

135
OGH 2 Ob 176/10m Zak 2011, 376 = RdW 2011, 734 = ecolex 2012, 299.
136
OLDTIMER Markt, Sonderheft „Preise” Nr 53 (2014) 237.

35
Leistung gegenüber zu stellen ist. Bei erheblichen Abweichungen des Kaufpreises vom Wert des
Fahrzeugs im jeweiligen Zustand wird man daher wohl das Vorliegen eines Sachmangels bejahen
können.

Darüber hinaus wird, wie eingangs erwähnt, auch der (absolut) erzielte Kaufpreis eine Rolle
spielen. Je höher die finanzielle Investition des zukünftigen Oldtimerbesitzers ausfällt, desto
weniger wird man ganz allgemein davon ausgehen können, dass (geringfügige)
Negativeigenschaften von vornherein als akzeptiert gelten.

Andererseits muss aber bei gebrauchten Gütern mit bestimmten alterstypischen


137
Negativerscheinungen wie Abnützung gerechnet werden . Die gewöhnliche Beschaffenheit
eines Gebrauchtwagens bzw eines Oldtimers ab der Zustandsklasse 3 schließt daher weder
normale Verschleißerscheinungen138 noch das Risiko größerer Reparaturen aus139. Welche
Eigenschaften in diesem Rahmen hingenommen werden müssen, ist hierbei stets eine Frage des
Einzelfalls, bei der das Alter des Fahrzeugs, die Zahl der gefahrenen Kilometer und der Kaufpreis
dem Gesamtbild der auftretenden Abweichungen vom Idealzustand gegenüberzustellen sind140.
Grobe Defekte, die über bloße Verschleiß- und Abnützungserscheinungen hinausgehen, müssen
jedoch nicht akzeptiert werden. So stellen zB ein zu niedriger Bremsflüssigkeitsstand, der zum
Bremsversagen führt141, oder ein poröser Benzinschlauch, der einen Brand im Motorraum nach
sich zieht142, keine normalen Verschleißerscheinungen dar und begründen die Mangelhaftigkeit.
Von einem Reifen kann erwartet werden, dass sich die Lauffläche nicht löst143. Auch bei einem
34 Jahre alten Cabriolet kann erwartet werden, dass sich das Verdeck ohne besondere

137
OGH 2 Ob 189/07v KRES 5/154 mwN.
138 9
Reinking/Eggert, Der Autokauf Rn 1009 f; OGH 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48; 2 Ob 196/13g Zak
2014, 94: defekte Lastschaltung eines Traktorgetriebes nach 6.500 Betriebstunden.
139
OGH 7 Ob 573/88 SZ 61/162; 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48.
140
OGH 7 Ob 573/88 SZ 61/162 ua.
141
OGH 7 Ob 23/90 KRES 5/122 = VersE 1.482 = VR 1991/174: Bremsflüssigkeit.
142
OGH 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48.
143
OGH 1 Ob 414/97g ecolex 1998, 687 = RdW 1998, 608 = JBl 1998, 652 = SZ 71/88.

36
Kraftanstrengung schließen lässt144. Hingegen stellt nach der deutschen Rechtsprechung ein zu
großes Spiel in einem Axialwellenlager, das zu einem Abreißen und damit zur Unlenkbarkeit des
Fahrzeuges führt, bei einem Gebrauchtwagen mit knapp 200.000 km eine normale
Abnützungserscheinung dar145. Ebenso verhält es sich mit Laufgeräuschen des Getriebes
aufgrund abgenutzter Zahnflanken an einem Gebrauchtwagen mit 179.000 km146. Genauso wenig
stellt die bloße Reparatur von Gebrauchsschäden in Form von Nachlackierungen bei einem
siebeneinhalb Jahre alten Gebrauchtwagen einen gewährleistungsrechtlich relevanten Mangel
dar147. Im vorliegenden Fall wies das Gericht darauf hin, dass die Unzulänglichkeiten der
Lackierung sich auf optisch kaum wahrnehmbare örtlich begrenzte Abweichungen beschränkten
und daher jedenfalls bei einem Gebrauchtfahrzeug dieses Alters als unerheblich anzusehen seien.
Anders kann es sich daher bei einem hochpreisigen Oldtimer verhalten, wenn eine entsprechende
Zustandsnote (2 oder besser) zugesagt wurde. Für den Erwerber eines klassischen Automobils
mit in höheren Preisklassen üblichem Anspruch können auch leichte, ausgebesserte Eindellungen
im Blech, die an einem Gebrauchtwagen lediglich als Bagatellschäden bewertet würden, eine
nicht hinnehmbare Abweichung von der Idealbeschaffenheit bedeuten. Dies wird umso eher der
Fall sein, wenn der Käufer erkennbar beabsichtigt, den Wagen auch einem Fachpublikum zu
präsentieren, welches naturgemäß ein besonders kritisches Auge auf jeden noch so kleinen Makel
wirft.

Bei ausdrücklich als Restaurationsobjekten angebotenen Oldtimern kann die Fahrbereitschaft


nicht gewöhnlich vorausgesetzt werden. Es bleibt fraglich, ob sich ein solches Objekt nach der
Verkehrsauffassung überhaupt durch bestimmte, typische Eigenschaften kategorisieren lässt. Der
Übernehmer kann wohl dennoch erwarten, dass das Fahrzeug, wenn auch mit einem gewissen
Aufwand, noch restauriert werden kann. Da die Restaurierungskosten üblicherweise den Zeitwert
des fertig restaurierten Oldtimers übersteigen, kann aber die bloße Unwirtschaftlichkeit der
Restaurierung nicht als einziges Kriterium für die Mangelhaftigkeit eines solchen Kaufobjekts

144
OGH 10 Ob 108/07s, Zak 2008, 54 = ecolex 2008, 229.
145
OLG Düsseldorf 01.10.2008, 18 U 1/08.
146
OLG Hamm 10.06.2010, 28 U 15/10.
147
OLG Frankfurt 30.06.2009, 14 U 204/07.

37
herangezogen werden. Schäden, die nicht mehr oder nur mit völlig unverhältnismäßigem
Aufwand saniert werden können, braucht der Erwerber jedoch nicht hinzunehmen.

Festzuhalten ist aber nochmals, dass all diese Erwägungen nur dann Gültigkeit besitzen, wenn im
Vertrag nichts Konkretes, insbesondere keine Zustandsnote vereinbart wurde. Schließlich kann es
nicht Aufgabe des Gewährleistungsrechts sein, die Parteien vor dem Abschluss wirtschaftlich
ungünstiger Verträge zu bewahren. Diese Funktion kommt ausschließlich den Rechtsinstituten
des Wuchers (§ 879 Abs 3 ABGB) und der Laesio Enormis (§ 934 ABGB) zu. Nach F.
Bydlinski148 ist es beim Vertragsschluss und insbesondere beim Umsatzgeschäft
selbstverständlich, dass jeder Teil seine eigenen Interessen verfolgt und innerhalb weiter Grenzen
einen etwaigen Informationsvorsprung vor allem hinsichtlich der preisbildenden Faktoren
ausnutzt. Der Vertrag würde seine spezifische Rolle im Wirtschaftsgeschehen auf dem Markt und
im Wettbewerb völlig verfehlen, wenn man erwarten wollte, dass jede Vertragspartei, statt ihre
eigenen Interessen wahrzunehmen, den Kurator des jeweils anderen Beteiligten spiele und
grundsätzlich alle Informationsvorteile aus der Hand gäbe. In besonderem Maße gelte das für die
Preisbildung, bei der die Interessen der Vertragspartner ganz prinzipiell gegensätzlich sind.
Andererseits muss dann eine Grenze gezogen werden, wenn der eine Teil eine besondere
Funktion übernimmt und der andere im Vertrauen darauf auf eigene Nachforschungen verzichtet,
so zB wenn ein Vertragspartner angibt, besondere Fachkenntnisse zu besitzen, den
Leistungsgegenstand schon fachkundig geprüft zu haben oder besondere Kenntnisse über diesen
Gegenstand zu besitzen149. Während also der Verkäufer nicht dazu angehalten ist, den Käufer
ganz grundsätzlich über die Günstigkeit des Geschäfts aus dessen Sicht aufzuklären, hat er ihn
sehr wohl über die ihm bekannten wesentlichen Eigenschaften der Kaufsache zu unterrichten.
Unterlässt er dies, kommt in dem Umfang, in dem der Käufer nicht über die Beschaffenheit der
Kaufsache informiert wurde, ein Vertrag über eine Sache, wie sie im redlichen Verkehr erwartet
werden kann – das ist idR eine Sache, die frei von wesentlichen Abweichungen vom Idealzustand
ist –, zustande.

148
Über listiges Schweigen beim Vertragsabschluss, JBl 1980, 393.
149
Breidenbach, Die Voraussetzungen von Informationspflichten beim Vertragsschluss (1989) 73; OGH 03.12.1997,
7 Ob 272/97v: keine Nachforschungspflicht des Übernehmers hinsichtlich des Baujahres eines Hauses.

38
2.3. Abgrenzungsprobleme

Nach dem Wortlaut des § 923 Hs 1 ABGB gelten all jene Eigenschaften als stillschweigend
mitvereinbart, die sich aus der Natur des Geschäfts ergeben150. Diese Auffassung birgt insofern
Probleme, als sie die für die Beurteilung der Reichweite eines Gewährleistungsausschlusses
wichtige Grenze zwischen gewöhnlich vorausgesetzten und stillschweigend vereinbarten
Eigenschaften verschwimmen lässt. Ein Lösungsansatz liegt in der von M. Gruber151 vertretenen
Ansicht, wonach die (nur) gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften iSd § 923 von den
stillschweigend bedungenen iSd § 863 scharf abzugrenzen sind. Ein anderer Ansatz liegt darin,
zwischen „schlicht“ vereinbarten und zugesicherten Eigenschaften zu unterscheiden 152. Wie
allerdings eine solche Abgrenzung vonstatten gehen soll, bleibt dahingestellt.

Selbstverständlich können die Parteien eine Beschreibung ihrer Leistung auch (positiv oder
negativ) abweichend von den gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften treffen. Genauso
können aber auch Eigenschaften, die als gewöhnlich vorausgesetzt gelten, zusätzlich noch durch
eine diesbezügliche Erklärung zugesichert werden. Diese Erklärung kann ausdrücklich oder
konkludent erfolgen. In letzterem Fall muss dabei ein hoher Maßstab an die Eindeutigkeit einer
solchen Erklärung angelegt werden.

Besonderes Gewicht kommt der Lösung der Frage zu, ob es sich bei der Fahrbereitschaft sowie
bei der Verkehrs- und Betriebssicherheit um gewöhnlich vorausgesetzte oder um stillschweigend
zugesicherte Eigenschaften handelt. Ganz unbestritten wird die Fahrbereitschaft auch geschuldet,
wenn darüber keine besondere Vereinbarung getroffen wurde; außer es deuten konkrete
Anhaltspunkte in eine andere Richtung (fehlende Teile, offenkundige Mangelhaftigkeit etc). Es
handelt sich daher jedenfalls um eine gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaft. Ob die
Fahrbereitschaft darüber hinaus als schlüssig zugesagt gilt, muss iZm allgemeinen
Gewährleistungsausschlüssen noch näher analysiert werden.

150 4 4
Binder/Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 923 Rz 1; P. Bydlinski in KBB § 922 Rz 9.
151
M. Gruber, Bedungene Eigenschaften 75 f, 101 f.
152
Mendel, Gewährleistung beim Gebrauchtwagenkauf, Zak 2006, 270 FN 1.

39
2.4. Ungewöhnliche Mängel und Lasten

Nach § 923 2. Variante ABGB haftet der Übergeber auch, wenn er bei der Übergabe
ungewöhnliche Mängel oder Lasten verschwiegen hat. Solche Mängel oder Lasten sind also vom
Übergeber ausdrücklich zu erwähnen, sofern sie der Übernehmer nicht ohnedies kennt oder
bemerkt. Ob ein Mangel ungewöhnlich ist, ist nach einem rein objektiven Maßstab zu beurteilen;
die Erkennbarkeit ist unerheblich153. Ungewöhnliche Mängel idS sind zB ein Huffehler, der die
Verwendung eines Pferdes auf hartem Boden hindert und eine besondere Behandlung und Art des
Hufschlages erfordert154 oder ein auf Unterlassen des Plandrehens der neu eingesetzten
Zylinderbüchsen zurückzuführender Motorschaden155. Hingegen wurde die bloß theoretische
Möglichkeit, dass ein rechtskräftig erteilter Einzelgenehmigungsbescheid für ein tiefer gelegtes
Fahrwerk am übergebenen Fahrzeug nach § 68 Abs 3 AVG wieder aufgehoben wird, nicht als
Mangel qualifiziert156.

Auch bzw gerade öffentlich-rechtliche Beschränkungen des Eigentumsrechtes müssen im


redlichen Verkehr üblicherweise nicht erwartet werden und können daher ungewöhnliche Mängel
und Lasten iSd § 923 2. Variante ABGB darstellen. Im Folgenden sollen zwei solche für den
Erwerber eines Fahrzeugs nachteilige Eigenschaften von Fahrzeugen beleuchtet und auf ihre
gewährleistungsrechtliche Relevanz hin untersucht werden.

2.4.1. Die Denkmaleigenschaft iSd § 1 Abs 1 DMSG

Von Menschen geschaffene unbewegliche oder bewegliche Gegenstände, die von geschichtlicher,
künstlerischer oder sonstiger kultureller Bedeutung sind, sind vom Bundesdenkmalamt als
Denkmale unter Schutz zu stellen, wenn deswegen ihre Erhaltung im öffentlichen Interesse

153 3
Reischauer in Rummel, ABGB I § 922 Rz 10.
154
OGH 3 Ob 420/53 SZ 26/185.
155
OGH 5 Ob 143/62 JBl 1963, 317.
156
OGH 3 Ob 5/07t Zak 2007, 175 = ecolex 2007, 513 (B. Jud).

40
gelegen ist157. Die Erhaltung liegt dann im öffentlichen Interesse, wenn es sich bei dem Denkmal
aus überregionaler oder vorerst auch nur regionaler (lokaler) Sicht um Kulturgut handelt, dessen
Verlust eine Beeinträchtigung des österreichischen Kulturgutbestandes in seiner Gesamtsicht
hinsichtlich Qualität sowie ausreichender Vielzahl, Vielfalt und Verteilung bedeuten würde158.
Ein solches öffentliches Interesse wird kraft gesetzlicher Vermutung (§ 2 DMSG), durch
Verordnung des Bundesdenkmalamtes (§ 2a leg cit), durch Bescheid des Bundesdenkmalamtes
(§ 3 leg cit) oder durch Verordnung des Österreichischen Staatsarchivs (§ 25a leg cit)
festgestellt159.

Auch für besonders erhaltungswürdige klassische Automobile ist nach den obenstehend
genannten Begriffsbestimmungen eine Unterschutzstellung iSd DMSG denkbar. So wurde zB ein
als Spitz-Wagen oder „Spitzgräf“ bekanntes Fahrzeug aus dem Jahr 1904 als „ein einzigartiges
Dokument aus der Pionierzeit der österreichischen Automobilfabrikation“ vom
Bundesdenkmalamt unter Schutz gestellt160. Eine solche Unterschutzstellung ist für den
Eigentümer mit erheblichen Einschränkungen seines Eigentumsrechts verbunden: So ist die
Zerstörung oder Veränderung eines Denkmals nicht ohne bescheidmäßige Bewilligung des
Bundesdenkmalamts möglich161. Ebenso ist die Verbringung eines Denkmals ins Ausland von
der vorherigen Bewilligung durch das Bundesdenkmalamt abhängig162; dessen Veräußerung
muss innerhalb von zwei Wochen dem Denkmalamt angezeigt werden163.

Beim überwiegenden Teil der denkmalgeschützten Objekte handelt es sich um Immobilien, deren

157
§ 1 Abs 1 Bundesgesetz betreffend den Schutz von Denkmalen wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen oder
sonstigen kulturellen Bedeutung (DMSG) BGBl I 533/1923.
158
Abs 2 leg cit.
159
Abs 4 leg cit.
160
http://www.bda.at/text/136/Denkmal-des-Monats/13585/Ein-Chromjuwel-der-besonderen-Art_Ein-
Personenkraftwagen-aus-der-Produktion-der-Wiener-Automobilfabrikation (02.09.2014).
161
§ 4 Abs 1 DMSG.
162
§§ 16 f leg cit.
163
§ 6 Abs 1 leg cit.

41
Denkmaleigenschaft ohne weiteres aus dem Grundbuch ersehen werden kann. Stehen hingegen
bewegliche Sachen unter Denkmalschutz, bietet sich dem Übernehmer keine Möglichkeit, diese
Eigenschaft zu erkennen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Denkmaleigenschaft die
gewährleistungsrechtliche Mangelhaftigkeit begründet und ob diese vom Übergeber als
ungewöhnliche Last iSd § 923 2. Variante ABGB ausdrücklich erwähnt werden muss.

Die deutsche Rechtsprechung hat die gewährleistungsrechtliche Mangelhaftigkeit aufgrund der


Denkmaleigenschaft des Kaufobjekts bejaht. Die Denkmaleigenschaft begründe demnach zwar
keinen Rechtsmangel, sehr wohl aber einen Sachmangel, weil die Denkmaleigenschaft ihren
Grund in der Beschaffenheit der Sache habe164. Es erlege nämlich eine solche Beschaffenheit
dem Eigentümer zusätzliche Verhaltens- und Unterlassungspflichten auf, denen sich im Regelfall
Eigentümer vergleichbarer Objekte nicht ausgesetzt sähen165. Ein solches Objekt weise eine
Beschaffenheit auf, die bei Sachen der gleichen Art nicht üblich sei. Da die Denkmaleigenschaft
eine Ausnahme von der Regel darstelle, könne der Käufer grundsätzlich davon ausgehen, dass
eine solche Beschaffenheit nicht vorliege166.

Diese Judikatur lässt sich teilweise auf das österreichische Recht übertragen: Die Klassifizierung
einer Sache als Denkmal iSd DMSG beinhaltet ganz ähnliche für den Übernehmer wesentliche
Beschränkungen seines Eigentums wie die zuvor zitierten deutschen Denkmalschutzgesetze. Aus
diesem Grund muss die Denkmaleigenschaft iSd DMSG als gewährleistungsrechtlicher Mangel
anzusehen sein. Gerade bei beweglichen Sachen wie Automobilen stellt die Denkmaleigenschaft
einen ganz ungewöhnlichen Sonderfall dar, mit dem nach der Verkehrsauffassung keinesfalls
gerechnet werden muss167. Aus diesem Grund handelt es sich dabei um eine ungewöhnliche
Eigenschaft iSd § 923 2. Variante ABGB, über die der Übergeber Aufklärung schuldet. Nach

164 5
OLG Saarbrücken 4 U 422/95-75 NJW-RR 1996, 692; für das österreichische Recht offen lassend Dullinger, SR AT
Rz 3/81.
165
OLG Celle 4 U 101/87 DNotZ 1988, 702 zu den §§ 6, 10 des Niedersächsischem Denkmalschutzgesetzes, zust OLG
Naumburg 1 U 541/97 OLGR Naumburg 1999, 126, 129.
166
OLG Rostock 10.08.2006, 7 U 32/05 zu den §§ 6 ff des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmale im
Land Mecklenburg-Vorpommern.
167
Vgl OGH 1 Ob 509/79 MietSlg 31.114: mit rechtskräftigem Bescheid zur Behebung aufgetragenes Baugebrechen.

42
österreichischem Verständnis wäre aber von einem Rechtsmangel auszugehen, weil die
Restriktionen des DMSG die Ausübung des Eigentumsrechts betreffen, während die
Sachsubstanz durch diese Vorschriften nicht beeinträchtigt wird168.

2.4.2. Die Abfalleigenschaft iSd § 2 Abs 1 AWG

Auch am anderen Ende der Preis- und Zustandsskala eines historischen Automobils kann dessen
Erwerber öffentlich-rechtlichen Einschränkungen seines Eigentumsrechts ausgesetzt sein. Das
Abfallwirtschaftsgesetz169 und die Altfahrzeugeverordnung170 sehen Verkehrsbeschränkungen für
Abfälle vor. Obwohl kein Oldtimerliebhaber dabei an sein soeben mühsam erstandenes
Restaurierungsobjekt denkt, können Fahrzeuge mit bestimmten Eigenschaften als Abfall iSd § 2
Abs 1 AWG bzw als gefährlicher Abfall iSd § 2 Abs 4 Z 3 leg cit eingestuft werden. Als Abfälle
iSd § 2 Abs 1 AWG gelten bewegliche Sachen, deren ordnungsgemäße Sammlung, Lagerung,
Beförderung und Behandlung als Abfall im öffentlichen Interesse erforderlich ist (objektiver
Abfallbegriff) oder deren sich ihr Besitzer entledigen will oder entledigt hat (subjektiver
Abfallbegriff). Die Abfalleigenschaft einer Sache ist ausgeschlossen, wenn diese nach der
Verkehrsauffassung neu ist oder in der für sie bestimmungsgemäßen Verwendung steht171. Der
Gebrauch zum Ausschlachten, also der Ausbau von Bestandteilen zur Verwendung als
gebrauchte Ersatzteile, stellt keine bestimmungsgemäße Verwendung im Sinne der genannten
Vorschrift dar172. Die Abfalleigenschaft bei Fahrzeugen ist schon dann anzunehmen, wenn die
Reparaturwürdigkeit des Fahrzeuges in Österreich bzw in Europa nicht mehr gegeben ist173.

168 3
Vgl Reischauer in Rummel, ABGB I § 923 Rz 8.
169
Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft BGBl I 102/2002.
170
Verordnung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über die
Abfallvermeidung, Sammlung und Behandlung von Altfahrzeugen BGBl II 407/2002.
171
§ 2 Abs 3 AWG.
172
VwGH 25.07.2013, 2013/07/0032.
173
Bundesabfallwirtschaftsplan 2011, 8. Leitlinien zur Abfallverbringung, B) Nationaler Leitfaden zur
Unterscheidung betreffend gebrauchte Fahrzeuge, Altfahrzeuge und Unfallautos sowie Fahrzeugteile.

43
Reparaturunwürdigkeit liegt vor, wenn eine Instandsetzung mit wirtschaftlich vertretbarem
Aufwand nicht mehr möglich ist174. Fahrzeuge, die die Abfalleigenschaft erfüllen und in denen
noch Betriebsmittel, wie Kraftstoff, Öle, Hydraulik - und Bremsflüssigkeiten, Öl- und
Benzinfilter, Frostschutzmittel, Starterbatterien und Kühlmittel für Klimaanlagen, vorhanden
sind, gelten überdies als gefährlicher Abfall iSd § 4 Z 3 AWG175.

Die nicht abfallgerechte Lagerung eines Fahrzeugs, dessen Restaurierungskosten den Zeitwert
übersteigen, ist daher nach den §§ 15 ff AWG grundsätzlich unzulässig176. Auch ist nach Art 24
der Verordnung Nr 1013/2006 EG177 eine Verbringung ins Ausland unzulässig. Eine
widerrechtliche Lagerung oder Verbringung ins Ausland von Fahrzeugen mit Abfalleigenschaft
zieht nach sich, dass der Eigentümer des betreffenden Gegenstands gem § 73 Abs 1 AWG
bescheidmäßig dazu verpflichtet werden kann, diesen einer ordnungsgemäßen Entsorgung
zuzuführen.

Es stellt sich daher die Frage, ob es sich bei der Abfalleigenschaft um einen Sachmangel handelt
und derjenige, dem mit Bescheid die Entsorgung eines Fahrzeugs aufgetragen wird, das zum
Ausschlachten oder Restaurieren erworben wurde, die gewährleistungsrechtliche
Mangelhaftigkeit gegenüber dem Veräußerer geltend machen kann. Wurde nämlich ein Fahrzeug
nach dem Willen beider Parteien vorwiegend zu anderen Zwecken als der bestimmungsgemäßen
Nutzung im Straßenverkehr, wie zB der Ersatzteilgewinnung oder der Restaurierung, übereignet,
lag die Abfalleigenschaft bereits zum Zeitpunkt der Übergabe vor.

Dennoch betreffen die Eigentumsbeschränkungen, die aus dem AWG resultieren, alle Sachen der
Gattung „Altfahrzeuge“ gleichermaßen, sodass im redlichen Verkehr damit gerechnet werden

174
Vgl VwGH 28.05.2014, 2011/07/0265.
175 3
List in List/Schmelz, Kommentar zum Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (2009) 43 Z 3; VwGH 27.2.1996, 94/05/0325;
VwGH 25.07.2013, 2013/07/0032.
176
Vgl UVS Oberösterreich 07.04.2000, VwSen-420268/17/Kl/Rd; ebenso die deutsche Rsp, OVG Koblenz 8 A
10623/09 DVBl 2009, 1326 = DÖV 2009, 961 = NVwZ 2009, 1508; OVG Niedersachsen 7 LA 36/09 DVBl 2010, 925 =
DÖV 2010, 701 = NVwZ 2010, 1111.
177
Verordnung Nr 1013/2006 EG über die Verbringung von Abfällen ABl L 190.

44
muss, dass eine Lagerung und Verbringung nur unter Berücksichtigung der abfallrechtlichen
Bestimmungen möglich ist178. Die objektive Abfalleigenschaft iSd § 2 Abs 1 Z 2 kann daher für
sich allein noch nicht die gewährleistungsrechtliche Mangelhaftigkeit begründen. Wird nämlich
eine Sache mangelhaft geleistet und aufgrund des Mangels eine öffentlich-rechtliche Bewilligung
versagt, deren Erhalt Angelegenheit des Gläubigers war, so liegt ein Folgeschaden aus dem
Sachmangel und kein Rechtsmangel vor179. Im redlichen Verkehr kann erwartet werden, dass mit
dem Erwerb von Waren, die ihrer Art nach eine besondere abfallrechtliche Behandlung erfordern
(zB Batterien, Chemikalien etc), oder mit dem Erwerb von Sachen zu einem anderen Zweck als
ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung abfallrechtliche Beschränkungen einhergehen. Es
besteht daher in einem solchen Fall kein Sachmangel, da (nur) eine solche Beschaffenheit
geschuldet war. Diese Lösung ist auch sachgerecht, weil es der Übernehmer selbst in der Hand
hat, durch entsprechende Maßnahmen dafür Sorge zu tragen, dass die Bestimmungen des AWG
eingehalten und das Ergehen eines abfallrechtlichen Beseitigungsauftrags verhindert werden180.

Anderes muss aber gelten, wenn ein Fahrzeug veräußert wurde, nachdem dem Übergeber die
Beseitigung bereits behördlich aufgetragen wurde181. Eine solche Verpflichtung, die auch gegen
den Übernehmer wirkt182, betrifft nämlich ausschließlich den Erwerber einer solcherart belasteten
Sache, während sich andere Übernehmer von Waren derselben Gattung einer solchen
Beschränkung ihres Eigentumsrechts nicht ausgesetzt sehen. Dementsprechend wurde in einer
älteren Entscheidung183 judiziert, dass die Nichterteilung der behördlichen Genehmigung zur

178
Vgl Rsp 1933/329: Der Umstand, dass bei Verbringung eines PKW in ein anderes Zollgebiet Gebühren zu
entrichten sind, stellt keinen ungewöhnlichen Mangel dar, sodass eine Belehrung seitens des Übergebers
unterbleiben kann.
179 3
Reischauer in Rummel, ABGB I § 923 Rz 8, nicht berücksichtigt in OGH 2 Ob 182/97x SZ 70/127.
180
Vgl OGH 3 Ob 5/07t Zak 2007, 175 = ecolex 2007, 513 (B. Jud): Entziehung eines Genehmigungsbescheids erst
nach dem Zeitpunkt der Übergabe mit Wirkung ex nunc.
181
Vgl zur Bindungswirkung von Demolierungsbescheiden im zivilgerichtlichen Verfahren OGH 3 Ob 37/94 SZ
67/64.
182
VwGH 27. 10.1997, Zl 96/10/0255; 10.10. 2007, Zl 2006/03/0151; Pauger, Der dingliche Bescheid, ZfV 1984, 93;
alle mwN.
183
OGH 2 Ob 36/50 SZ 23/147.

45
Veräußerung eines Autowracks einen Rechtsmangel darstellt. Genauso wurden das Fehlen184
oder die Widerruflichkeit185 einer Baubewilligung als Rechtsmängel beurteilt. In diesem Sinne
muss auch die durch verwaltungsbehördlichen Bescheid aufgetragene Verpflichtung zur
abfallrechtlichen Behandlung einen Rechtsmangel begründen. Ein Sachmangel liegt hingegen
nicht vor, da die sachliche Substanz des Kaufgegenstandes durch einen solchen Bescheid nicht
beeinträchtigt wird.

184
OGH 6 Ob 653/86 JBl 1987, 383 = NZ 1987, 204; 1 Ob 645/87 JBl 1988, 787 = wobl 1988, 19 = MietSlg XXXIX/38 =
ImmZ 1988, 4.
185
OGH 10 Ob 502, 503/94 ecolex 1995, 254 = KRES 5/137.

46
3. Beweislast

Die Beweislast für die Mangelhaftigkeit liegt beim Übernehmer. Die Beurteilung, ob ein Mangel
vorliegt, kann nur anhand des Vertragsinhalts vorgenommen werden. Für diesen ist der
Übernehmer insbesondere auch im Hinblick auf stillschweigend getroffene Vereinbarungen der
Kaufsache beweispflichtig186. Anders verhält es sich, wenn die konkludente Vereinbarung von
der Sache anhaftenden Negativeigenschaften behauptet wird; für das Vorliegen eines solchen
Vertragsinhalts ist der Übergeber beweispflichtig.

Die Beweiserbringung für den Übernehmer wird durch die gesetzlichen Vermutungen des § 922
Abs 1 S 2 ABGB erleichtert. Demnach werden die gewöhnlich vorausgesetzte Beschaffenheit,
die Übereinstimmung mit einer Probe oder einem Muster sowie die Verwendbarkeit entsprechend
der Natur des Geschäfts und der getroffenen Verabredung mangels anderslautender Vereinbarung
Vertragsinhalt.

3.1. Die gesetzliche Vermutung des § 924 ABGB

Nach den allgemeinen Beweislastregeln müsste der Übernehmer den Nachweis führen, dass die
geleistete Sache bereits zum Zeitpunkt der Übergabe mangelhaft war. Um den Übernehmer nicht
in einen unbilligen Beweisnotstand zu drängen, trifft § 924 S 2 ABGB187 in Umsetzung des Art 5
Abs 3 der VerbrauchsgüterkaufRL die widerlegliche Vermutung, dass Mängel, die innerhalb von
sechs Monaten nach der Übergabe hervorkommen, bereits zu diesem Zeitpunkt bestanden haben.
Dies wird einerseits damit begründet, dass dem Übergeber der Beweis der Mangelfreiheit
aufgrund seiner Nähe zur geleisteten Sache üblicherweise leichter fällt als dem Übernehmer der

186
Reischauer, Der Entlastungsbeweis des Schuldners (1975) 214.
187
Anders im deutschen Recht: § 476 BGB ist nur im Verbrauchergeschäft anwendbar; dessen Wirkungen können
nicht auf Rechtsverhältnisse zwischen Privaten oder Unternehmern untereinander erstreckt werden, BT-Drucks
14/6040, 245; Matusche-Beckmann in Staudinger, BGB § 476 Rn 7 mwN.

47
Beweis der Mangelhaftigkeit188. Darüber hinaus fehlen dem Übernehmer oft auch die Fähigkeiten
und erforderlichen Fachkenntnisse zur sachgerechten Beurteilung der Mangelhaftigkeit189.
Andererseits liegt es innerhalb der allgemeinen Lebenserfahrung, dass Mängel, die kurz nach der
Übergabe hervorkommen, zumindest ihrer Anlage nach schon zu diesem Zeitpunkt vorhanden
waren190. Maßgeblich ist der Zeitpunkt des Gefahrenübergangs 191, der idR mit der Übergabe
zusammenfällt. Eine zufällige Verschlechterung der Sache während des Gläubigerverzugs
begründet daher keine mangelhafte Leistung192, wobei aber der Schuldner die Beweislast dafür
trägt, dass sich der Gläubiger im Annahmeverzug befindet193. Durch die
Verbrauchsgüterkaufrichtlinie wird nicht bezweckt, in die nationalen Vorschriften, die den
Gefahrenübergang regeln, einzugreifen194.

3.1.1. Inhalt der Vermutung und maßgeblicher Zeitpunkt

Der Gesetzeswortlaut stellt auf das „Hervorkommen“ des Mangels ab, also ein Ereignis, mit dem
der zunächst versteckte Mangel augenfällig wird195. Art 5 Abs 3 der RL 1999/44 EG spricht vom

188
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 14; Welser/B. Jud, Gewährleistung § 924 ABGB Rz 6, so auch die deutschen Mat zu
§ 476 BGB, BT-Drs 14/1640, S 245; aA aber ein Teil der deutschen Lehre zu § 476 BGB für Mängel, die der
Übergeber nicht erkennen konnte, zB Wietoska, Die Beweislastumkehr in § 476 BGB in der Praxis des
Gebrauchtwagenkaufs, ZGS 2004, 8 (10); Grohmann/Gruschinske, Beweislastumkehr gem. § 476 BGB - Tendenz zu
einem effizienteren Verbraucherschutz? ZGS 2005, 452 (454); Witt, Beweislastumkehr nach § 476 BGB bei
äußerlichen Beschädigungen der Kaufsache, NJW 2005, 3468 (3470); ders, Beweislastumkehr beim
Verbrauchsgüterkauf nach § 476 BGB: Versuch einer Bestandsaufnahme, ZGS 2007, 386 (391).
189
Vgl Grohmann/Gruschinske, ZGS 2005, 452 f.
190 2 4
Hödl in Schwimann (Hrsg), ABGB Taschenkommentar (2012) § 924 Rz 2; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV
4 6
§ 924 Rz 3; krit P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 2; zur deutschen Lehre zB Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rn 3;
8
Reinicke/Tiedke, Kaufrecht (2009), Rn 737 f.
191
OGH 8 Ob 124/08f JBl 2009, 377 = EvBl 2009/66 = bbl 2009, 77; so auch ausdrücklich § 476 BGB.
192 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 1; Reischauer, Probleme der Beweislastregeln des § 924 ABGB, JBl 2010, 217.
193 3
Reischauer in Rummel (Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch II/3 (2002) § 1419 Rz 24.
194
Erwägungsgrund 14 der RL 1999/44 EG.
195 4 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 2; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 924 Rz 4.

48
„Offenbarwerden“ des Mangels. Dazu ist keine positive Kenntnis des Übernehmers notwendig196,
vielmehr reicht es auch, wenn zB ein Dritter den Mangel bemerkt197. Uneindeutigkeit besteht in
der Lehre darüber, ob ein Mangel bereits als „hervorgekommen“ gilt, wenn der Übernehmer trotz
fehlender Erkennbarkeit aufgrund anderer, besonderer Umstände Kenntnis vom Mangel
erlangt198. Maßgeblich ist ausschließlich der Zeitpunkt des Hervorkommens, nicht jener der
Geltendmachung199. Wenn also der Mangel innerhalb von 6 Monaten hervorkommt, aber erst
später geltend gemacht wird, muss – zB durch Zeugen – bewiesen werden, dass der Zeitpunkt des
Hervorkommens innerhalb der Sechsmonatsfrist lag200.

Hödl201 weist darauf hin, dass Defekte eines Gebrauchtwagens, die erst Monate nach Übergabe
hervorkommen, gemessen am Vertragsinhalt oft gar nicht als Mangel qualifiziert werden können.
Dabei wird aber verkannt, dass sich – unter der Annahme, dass keine Zusagen iS einer
Mindesthaltbarkeit getroffen wurden – eine allenfalls aus dem Vertragsinhalt resultierende
Abweichung des Geleisteten vom Geschuldeten immer nur auf den Zeitpunkt der Übergabe
beziehen kann. Der Zeitpunkt des Hervorkommens ist für die Frage, ob das verwirklichte
Schadensbild eine Abweichung vom Vertragsinhalt darstellt, irrelevant.

Bildet ein Gutachten nach § 57a KFG einen Teil der Kaufvereinbarung über ein Fahrzeug,
besteht ein Mangel am übergebenen Kaufobjekt, wenn die positive Begutachtung nicht
gerechtfertigt war. Zu beachten ist dabei, dass durch das Gutachten lediglich ein bestimmter
Zustand zum Zeitpunkt der Überprüfung, nicht aber zum Zeitpunkt der Übergabe attestiert

196
Ofner aaO.
197
Faber, Gewährleistungsrecht 94.
198
dafür Kletečka, Gewährleistung neu: Kommentar zum GewRÄG für Praxis und Ausbildung (2001) Rz 4; Ofner in
4 4
Schwimann/Kodek, ABGB IV § 924 Rz 4; dagegen P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 2; ders, Neues zum neuen
1.01
Gewährleistungsrecht, JBl 2005, 681; Zöchling-Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 924 Rz 4.
199
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 14, Welser/B. Jud, Gewährleistung § 924 ABGB Rz 6; ebenso die deutsche Lehre zu
6
§ 476 BGB, zB Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rn 8.
200
Faber, Gewährleistungsrecht 94.
201 2
In Schwimann, ABGB Taschenkommentar § 924 Rz 6.

49
wird202. Abweichungen des tatsächlichen Zustands des Fahrzeugs von dem im Gutachten nach
§ 57a KFG bescheinigten Zustand fallen daher in die Risikosphäre des Übergebers.

Anderes gilt, wenn vereinbart wurde, dass der Veräußerer für etwaige Verschlechterungen des
Fahrzeuges zwischen dem Zeitpunkt der Erstellung des Gutachtens und jenem der Übergabe
nicht haften soll. In einem solchen Fall ist zu beachten, dass sich die Vorschrift des § 924 Abs 2
ABGB lediglich auf den Zeitpunkt der Übergabe bezieht. Offenbart sich innerhalb von 6
Monaten ab der Übergabe eine Beschaffenheit, nach der eine positive Begutachtung iSd § 57a
KFG nicht erteilt hätte werden dürfen, wird nach § 924 Abs 2 ABGB vermutet, dass diese
Beschaffenheit bereits bei der Übergabe vorlag. Hingegen obliegt es dem Übernehmer, den
Beweis zu erbringen, dass die der positiven Begutachtung im Wege stehenden Eigenschaften
auch zum Zeitpunkt der Begutachtung vorhanden waren. Die Vermutung des § 924 Abs 2 ABGB
hilft dem Übernehmer daher nur, wenn der Zeitpunkt der Begutachtung und jener der Übergabe
knapp beieinander liegen.

§ 924 ABGB verwendet den Begriff „Mangel“ in zweifacher, verschiedener Weise. Einerseits als
Abweichung der Beschaffenheit der Sache vom vereinbarten Zustand zum Zeitpunkt des
Offenbarwerdens dieser Abweichung – also iS einer Mangelhaftigkeit der Sache und andererseits
als Abweichung der tatsächlichen von den vereinbarten Eigenschaften zum Zeitpunkt der
Übergabe – also iS einer Mangelhaftigkeit der Leistung203. Maßgeblich ist also die Beurteilung,
ob die Beschaffenheit des Leistungsgegenstands zum Zeitpunkt des Hervorkommens einen
Mangel begründen würde, würde diese Beschaffenheit bereits zum Zeitpunkt der Übergabe
bestanden haben. In einem weiteren Schritt ist festzustellen, ob die hervorgekommenen
Eigenschaften bereits zum Zeitpunkt der Übergabe vorgelegen sind, wobei – die Vereinbarkeit
der Art des Mangels und der Sache vorausgesetzt – die Vermutung des § 924 S 2 bei der
Beweisführung hilft204. Mit anderen Worten stellt § 924 S 2 die Tatsachenvermutung auf, dass,

202
In Gutachten nach § 57a KFG findet sich stets folgender Hinweis: „Der beschriebene Zustand bezieht sich auf
den Zeitpunkt der Begutachtung und beinhaltet keine Prognose über den Zustand des Fahrzeuges bis zum nächsten
Begutachtungstermin.“
203
Reischauer, JBl 2010, 220 f.
204
Leitner, ÖJZ 2009, 476.

50
wenn innerhalb von 6 Monaten eine vertragswidrige Beschaffenheit an der Sache festgestellt
wird205, auch die Leistung mangelhaft war.

Unumstritten ist aber, dass der Übernehmer für das Vorliegen eines Mangels an der Sache
beweispflichtig ist206. Um die Tür zur Beweislastumkehr zu öffnen, muss der Übergeber
Tatsachen nachweisen, die den Schluss zulassen, dass die Beschaffenheit, die innerhalb von sechs
Monaten ab der Übergabe aufgetreten ist, einen Mangel darstellt. Dass schon dieser Beweis im
Hinblick auf die Rsp österreichischer und deutscher Gerichte – auf die im Folgenden noch näher
einzugehen sein wird – dem Verbraucher oft nur schwer gelingen wird, hat auch der europäische
Gesetzgeber bereits zur Kenntnis genommen207. Aus diesem Grund wurde sogar zur Debatte
gestellt, die Sechsmonatsfrist überhaupt zu kippen und die Vermutung des Art 5 Abs 3 der
VerbrauchsgüterkaufRL im Rahmen der vorgesehenen Verjährungsfristen zeitlich unbegrenzt
gelten zu lassen208. Dies ist insofern abzulehnen, als die Frist dazu dient, den Übernehmer dazu
anzuhalten, hervorkommende Mängel innerhalb einer dem Übergeber zumutbaren Zeitspanne
anzuzeigen bzw geltend zu machen209. Ferner wird einerseits das Argument der größeren
Beweisnähe des Übergebers nicht mehr fruchtbar gemacht werden können, wenn bei der
Geltendmachung des Gewährleistungsanspruchs bereits ein langer Zeitraum verstrichen ist.
Ebenso wenig wird man andererseits später hervorkommende Mängel der allgemeinen
Lebenserfahrung nach auf mangelhafte Leistung zurückführen können210.

205 4
So auch P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 3, der von der „nunmehrigen Mangelhaftigkeit“ spricht; vgl ferner dens in
3
KBB (2010) § 924 Rz 3: „nunmehrige Beschaffenheit der Sache“.
206 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 3 mwN; Welser/Jud, Gewährleistung § 924 Rz 2 mwN; Augenhofer, Die Vermutung
der Mangelhaftigkeit bei Übergabe in der OGH-Rechtsprechung, JBl 2007, 768 mwN; vgl auch Rebhahn/Kietaibl in
3
Schwimann/Kodek (Hrsg), Praxiskommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch V (2006) § 1167 Rz 25
4
mwN; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 933a Rz 29.
207
KOM (2006) 744 endg, Grünbuch der Europäischen Kommission zur Überarbeitung des gemeinschaftlichen
Besitzstandes im Verbraucherschutz 31.
208
Ibid 31 f .
209
Welser/B. Jud, Gewährleistung § 924 Rz 6 f.
210 4
Ohnedies krit zu diesem Argument P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 2.

51
3.1.2. Die Reichweite der Vermutung

Es genügt, wenn der Mangel bei Gefahrenübergang bereits latent vorhanden war211.
Unproblematisch bleibt daher die Anwendung der Vermutung auf sogenannte
„Weiterfressermängel“, also auf solche, bei denen aus einem bei der Übergabe versteckt
gebliebenen Mangel später weitreichendere Beschädigungen an der Sache resultieren, so zB bei
einem aufgrund eines lockeren Befestigungsbolzens eingetretenen Zahnriemenrisses und dem
damit einhergehenden Motorschaden212.

Probleme werfen aber jene Fälle auf, in denen offen bleibt, ob die eingetretenen
Negativeigenschaften auf einen technischen Defekt zurückzuführen sind, dessen Ursache sich auf
einen der Anlage nach bestehenden Mangel zum Zeitpunkt der Übergabe gründen kann, oder ob
diese Beschaffenheit aus nicht in der Sphäre des Übergebers gelegenen Gründen (zB
Bedienungsfehler, Zufall, Beschädigung durch den Übernehmer selbst oder durch Dritte)
nachträglich eingetreten ist.

Von einem Teil der Lehre wird § 924 S 2 ABGB nämlich so verstanden, dass dieser lediglich
eine Vermutung für den Zeitpunkt, wann der Mangel eingetreten sei, enthalte213.
Dementsprechend sei im Fall eines Motorschadens, dessen Ursache nicht einwandfrei feststehen
würde und entweder auf mangelhafte Reparaturleistung des Beklagten oder auf andere, nicht in
dessen Sphäre gelegene Gründe, zurückzuführen sei, der Beweis, dass überhaupt ein Mangel
vorliege, nicht gelungen214.

Der OGH hat im Fall des Getriebeschadens eines Traktors die nunmehrige Mangelhaftigkeit, also
die (bloße) mangelhafte Beschaffenheit der Sache, genügen lassen, um die Mangelhaftigkeit der

211
Erl 422 BlgNR 21. GP 14, bezugnehmend auf OGH 1 Ob 509/90 ecolex 1990, 543.
212
OGH 9 Ob 3/09w = EvBl 2009/105 = RZ 2009, 199 = RdW 2009, 52; dazu etwa Zak 2009, 133 (P. Bydlinski); ÖJZ
2009, 733 (Schauer).
213
Faber, Gewährleistungsrecht 92 f; Welser/B. Jud, Gewährleistung § 924 Rz 2; B. Jud, ecolex 2007, 513; dies,
1.01
ecolex 2008, 229; vgl außerdem Zöchling-Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 924 Rz 4.
214
B. Jud, ecolex 2007, 514 zu OGH 1 Ob 273/06p JBl 2007, 786.

52
Leistung zu vermuten215. Genauso wurde der „Pferde-Fall“ 216 entschieden, in dem nicht erwiesen
werden konnte, ob die Erkrankung eines Turnierpferdes bereits bei Übergabe vorgelegen war
oder nicht. Ebenso wurde ein Fall, in dem nicht festgestellt werden konnte, ob eine Schankanlage
aufgrund von Mängeln zum Zeitpunkt der Übergabe oder aufgrund von Bedienungsfehlern nur
eingeschränkt funktionierte, unter Berufung auf § 924 S 2 ABGB zugunsten des Übernehmers
entschieden217.

Dieser letztgenannten, vom 1. Senat getroffenen Entscheidung ist der 8. Senat ausdrücklich nicht
gefolgt218: In diesem sogenannten „Überwurfmutter-Fall“ war der Beklagte mit dem Austausch
einer Ölpumpe an einer Ölfeuerungsanlage betraut, in dessen Zuge er an der Verrohrung der
Pumpe die gebrauchten Überwurfmuttern wiederverwendete. Daraufhin trat ein Schaden an der
Anlage ein, dessen Ursache nicht zweifelsfrei erwiesen werden konnte. Entweder war dieser
durch mangelhafte Werkleistung des Beklagten entstanden, genauso konnte er aber aus einer
nicht in der Sphäre des Werkunternehmers gelegenen Materialermüdung an den
Schraubenmuttern hervorgegangen sein. Nach Ansicht des 8. Senats ginge es in solchen Fällen
um die Unsicherheit auf Tatsachenebene hinsichtlich des Vorliegens eines Mangels selbst, für die
der Übernehmer beweispflichtig wäre, und nicht etwa um den bloßen Zeitpunkt des Eintritts, für
den die Vermutung des § 924 S 2 ABGB schlagend würde. Auch der 4. Senat schloss sich dieser
Meinung an und beurteilte einen Sachverhalt, wonach der Werkunternehmer eine Asphaltdecke
aufgetragen hatte, die sich anschließend unter Frost aufwölbte, dahingehend, dass der Klägerin
der Beweis, dass die Verformung nicht auf andere Gründe zurückzuführen wäre, nicht gelungen
und daher nicht vom Vorliegen eines Mangels auszugehen sei219.

215
OGH 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587; ebenso OGH 1 Ob 273/06p JBl
2007, 786 zu einem Motorschaden, wobei hier allerdings die Ausnahme des § 924 S 3 ABGB zur Anwendung
gebracht wurde.
216
OGH 4 Ob 104/07h JBl 2007, 787 = RZ 2007, 285 = SZ 2007/110.
217
OGH 1 Ob 199/07g JBl 2008, 327 = ecolex 2008, 229.
218
OGH 8 Ob 124/08f JBl 2009, 377.
219
OGH 20.10.2009, 4 Ob 157/09f; ebenso 1 Ob 43/12y Zak 2012,134 = RdW 2012, 517 = ecolex 2012, 386
(Wilhelm).

53
Mit dieser Rechtsansicht vermengt der 8. Senat die Begriffe der Mangelhaftigkeit der Sache und
der Mangelhaftigkeit der Leistung. Würde man der Auffassung des 8. Senats folgen, liefe die
Vermutung des § 924 S 2 ABGB weitgehend ins Leere220. Der vom 8. Senat geforderte Beweis,
dass die vorliegende Beschaffenheit nicht auf anderen, vom Werkunternehmer unabhängigen
Gründen beruht, kann nur durch Beweis einer mangelhaften Leistung – also durch den Beweis,
der dem Übernehmer nach § 924 S 2 ABGB gerade nicht aufgebürdet werden soll221 – erbracht
werden222. Eine nach Übergabe festgestellte oder eingetretene, negativ vom Vertrag abweichende
Beschaffenheit der Sache resultiert nämlich stets entweder aus mangelhafter Leistung oder aus
anderen Ursachen. Bei einem solchen Verständnis beinhaltet also der Beweis, dass überhaupt ein
Sachmangel vorliegt auch gleichzeitig den Beweis mangelhafter Leistung. So könnte sich zB ein
Unternehmer, der defekte, originalverpackte Ware an den Wohnsitz eines Verbrauchers liefern
lässt, durch die bloße Behauptung, der Defekt wäre beim Transport entstanden, von der
Beweislast befreien. Eine solche Interpretation muss auch als den Wertungen des Art 5 Abs 3 der
RL 1999/44 EG zuwiderlaufend betrachtet werden223. Die vom 8. Senat und vom 4. Senat
herausgebildete Entscheidungslinie ist daher abzulehnen. Der „Überwurfmutter-Fall“ dürfte zwar
zumindest im Ergebnis richtig gelöst worden sein: Schließlich wurde lediglich der Austausch
einer Ölpumpe geschuldet und ist § 924 S 2 ABGB auf eine Verletzung vertraglicher
Nebenpflichten, wie der Pflicht, die Substanz des zu bearbeitenden Gegenstand nicht zu
verletzen224, nicht anzuwenden225. Hingegen war Schuldinhalt der vom 4. Senat beurteilten
Vereinbarung gerade die Herstellung einer (einwandfreien) Asphaltdecke und wäre daher
aufgrund der Aufwölbung der Decke die mangelhafte Leistung zu vermuten gewesen226.

220
Foglar-Deinhardstein, Die Vermutung der Mangelhaftigkeit gem § 924 ABGB, Zak 2011, 123.
221
Augenhofer, JBl 2007, 772.
222
Leitner, ÖJZ 2009, 476.
223
Vgl KOM (2006) 744 endg, Grünbuch zur Überprüfung des gemeinschaftlichen Verbraucherbesitzstands 30 f.
224 3
Vgl Reischauer in Rummel, ABGB II/3 § 1298 Rz 19c.
225 4
Reischauer, JBl 2010, 225 f; P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 3.
226
Foglar-Deinhardstein, Zak 2011, 127.

54
Auch die Rsp des deutschen BGH ist von denselben Problemen und Unsicherheiten geprägt. So
wurde in zwei Fällen geurteilt, dass es stets dem Erwerber obliegt, den Beweis für das Vorliegen
eines Mangels zu erbringen. Im Falle eines Motorschadens, der zufolge eines
Sachverständigengutachtens entweder auf einen Materialfehler oder vorzeitigen Verschleiß des
Zahnriemens oder aber auf einen Fahrfehler seitens des Übernehmers zurückzuführen war, sei es
demnach diesem, der insofern beweispflichtig wäre, nicht gelungen, den Beweis der
Mangelhaftigkeit zu erbringen. Schließlich könne der Motorschaden per se nicht als Mangel
gewertet werden, da dieser zum Zeitpunkt der Übergabe zweifelsfrei noch nicht vorgelegen
wäre227. Derselben Linie folgte der BGH in einem Sachverhalt, in dem sich die Ursache für einen
Schaden an einem Turbolader nicht eindeutig feststellen ließ228. In beiden Fällen wird verkannt,
dass ein Motorschaden bzw ein Schaden an einem Turbolader jedenfalls eine vom Vertrag
abweichende Beschaffenheit darstellen und es gerade der Sinn der in § 476 BGB aufgestellten
Vermutung ist, dem Übergeber die Beweislast dafür aufzuerlegen, dass diese negative
Beschaffenheit nicht aus mangelhafter Leistung resultiert229.

Indes wurde eine völlig gleich gelagerte Konstellation, bei der sich nicht feststellen ließ, ob ein
Defekt an der Zylinderkopfdichtung durch einen bereits bei der Übergabe vorhandenen
Anlagemangel oder durch einen Fahrfehler des Übernehmers ausgelöst wurde, unter Berufung
auf § 476 BGB zugunsten des Übernehmers entschieden230. In dieser Entscheidung wurde
richtigerweise darauf abgestellt, ob die gegenwärtige Beschaffenheit (Motorschaden), würde sie
bereits bei Übergabe vorhanden gewesen sein, einen Sachmangel begründen würde. Ebenso
zugunsten des klagenden Übernehmers wurde ein Sachverhalt beurteilt, bei dem ein nur bei
genauem Hinsehen auffallender Karosserieschaden zu bewerten war, der entweder bei der
Übergabe bereits vorhanden war oder nachträglich durch den Kläger oder einen Dritten

227
BGH VIII ZR 329/03 BGHZ 159, 215 = NJW 2004, 2299 = ZIP 2004, 1368 = MDR 2004, 1181 = VersR 2005, 231 =
WM 2004, 1489 = DB 2004, 2210 = JR 2005, 202.
228
BGH VIII ZR 43/05 NJW 2006, 434 = MDR 2006, 510 = NZV 2006, 82 = BB 2006, 68.
229
Roth, Beweislastumkehr beim Verbrauchsgüterkauf, ZIP 2004, 2025, bezeichnet die Vermutung des
Grundmangels als „geradezu ein Schulbeispiel für jene Beweisschwierigkeiten des Übernehmers, für die § 476 BGB
Abhilfe schaffen soll“.
230
BGH VIII ZR 259/06 NJW 2007, 2621 = ZIP 2007, 1610 = MDR 2007, 1295 = NZV 2007, 512 = NJ 2007, 506 = VersR
2008, 930 = WM 2007, 2126 = BB 2007, 1809.

55
verursacht wurde231. Schließlich wurde auch ein Getriebeschaden an einem mit 60.000 km
verkauften Gebrauchtwagen, bei dem sich nicht feststellen ließ, ob die Ursache dafür in einem
bereits bei der Übergabe bestehenden Anlagemangel gelegen hatte, unter Anwendung der
Vermutung des § 476 BGB zugunsten des Übernehmers entschieden232.

In der deutschen Lehre wird die teils restriktive Rechtsprechung des BGH zur Reichweite des
§ 476 BGB weitgehend kritisiert. Unstrittig ist zwar, dass es dem Übernehmer obliegt, das
Vorliegen eines Mangels an sich zu beweisen233. Die hL spricht sich aber für diejenige
Interpretationsvariante aus, wonach es für das Eingreifen der von § 476 BGB aufgestellten
Vermutung ausreichen muss, wenn innerhalb von 6 Monaten eine Beschaffenheit bewiesen wird,
die, wäre sie bei Übergabe vorgelegen, einen Sachmangel begründen würde234. § 476 BGB
begründet daher die Vermutung, dass ein binnen sechs Monaten offenkundig werdender Mangel
aus einem Grundmangel – also dem deutschen Pendant zu einem Anlagemangel – resultiert235.
Nach der hier verwendeten Terminologie versteht also auch die deutsche Lehre die Vermutung
derart, dass ein hervorkommender Mangel an der Sache auch die mangelhafte Leistung impliziert
und dem Übergeber der Gegenbeweis auferlegt werden soll.

Um die Vermutung des Art 5 Abs 3 der RL 1999/44 EG nicht ad absurdum zu führen, muss es
also jedenfalls ausreichen, wenn der Übernehmer beweist, dass die Sache nunmehr eine
Beschaffenheit aufweist, die die Mangelhaftigkeit begründen würde, wenn sie zum Zeitpunkt der

231
BGH VIII ZR 363/04 NJW 2005, 3490 = ZIP 2005, 2020 = MDR 2006, 253 = NZV 2006, 33 = WM 2005, 2293 = BB
2005, 2654 = DB 2005, 2630.
232
BGH VIII ZR 265/07 NJW 2009, 580 = ZIP 2009, 670 = MDR 2009, 192 = DNotZ 2009, 217 = NZV 2009, 135 = NJ
2009, 117 = WM 2009, 911 = BB 2008, 2525 = BB 2009, 185 = ZfBR 2009, 235.
233 3 13
Faust in Bamberger/Roth, BGB § 476 Rn 1; Grunewald in Erman, BGB (2011) § 476 Rn 5; Lorenz in
6 73
MünchKomm BGB III § 476 Rn 24; Weidenkaff in Palandt, BGB § 476 Rn 5; Matusche-Beckmann in Staudinger,
BGB § 476 Rn 3.
234 6
Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rn 4; Lorenz, Sachmangel und Beweislastumkehr im Verbrauchsgüterkauf
– Zur Reichweite der Vermutungsregelung in § 476 BGB, NJW 2004, 3020 (3021); Mankowski, BGHReport 2004,
1204; Reinking, Auswirkungen des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes auf den Neu- und Gebrauchtwagenkauf,
DAR 2001, 8 (14).
235
Lorenz, NJW 2004, 3020 (3021); Roth, ZIP 2004, 2025 (2026); Gsell, Die Beweislast für den Sachmangel beim
3
Verbrauchsgüterkauf, § 476 BGB, JuS 2005, 967 (971); Faust in Bamberger/Roth, BGB § 476 Rn 4; Lorenz in
6 9
MünchKomm BGB III § 476 Rn 4, 17; Reinking/Eggert, der Autokauf Rn 1305.

56
Übergabe schon bestanden hätte236.

3.2. Die Ausnahme des § 924 S 3 ABGB

Nach § 924 S 3 ABGB tritt die Vermutung nicht ein, wenn sie mit der Art der Sache oder des
Mangels unvereinbar ist.

3.2.1. Der Anwendungsbereich der Ausnahme des § 924 S 3

Nach der Art des Mangels unvereinbar ist die Vermutung, wenn der Mangel an der Sache
typischerweise nicht auf mangelhafte Leistung zurückzuführen ist, sondern auf Einwirkungen
von außen. So ist zB ein verunfalltes Fahrzeug jedenfalls mangelhaft, jedoch lässt die Art des
Mangels keinesfalls den Schluss zu, dass dieser Mangel schon bei Übergabe vorhanden war. Die
Materialien nennen als Beispiele die gebrauchsabhängige Verkalkung eines Dampfbügeleisens
und die Abnützung von Bremsbelägen eines in kurzer Zeit intensiv benützten Kraftwagens237.

Bei der Unvereinbarkeit mit der Art der Sache geht es um die typischen, der Sache anhaftenden
Eigenschaften, insbesondere ihre zu erwartende Lebensdauer. Ist die Sache daher typischerweise
besonders kurzlebig, so wird sich Vermutung nicht auf jene Mängel erstrecken können, die
gerade aus dieser Kurzlebigkeit resultieren, so zB bei verderblichen Waren 238 oder bei Gütern,
die schon nach der Verkehrsauffassung nur eine besonders kurze Lebensdauer aufweisen 239.
Keinesfalls ist aber ein genereller Ausschluss der Vermutung bei gebrauchten Sachen

236 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 3; Reischauer, JBl 2010, 217; ebenso nach dem Verständnis der deutschen Lehre, zB
6 3
Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rn 4; Faust in Bamberger/Roth, BGB Rn 8 ff.
237
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 15.
238
Reischauer, JBl 2010, 223 nennt als Beispiel verwelkten Salat.
239
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 15.

57
vorgesehen240, denn auch der Verbrauchsgüterkaufrichtlinie ist nicht zu entnehmen, dass die
Vermutung des Art 5 Abs 3 nicht auch für gebrauchte Waren gelten soll241. Freilich muss bei der
Prüfung, ob mangelhaft geleistet wurde, für gebrauchte Waren zunächst festgestellt werden, ob in
Ansehung des konkreten Vertrags überhaupt ein Mangel an der Sache vorliegt 242, also eine
Abweichung des gegenwärtigen Zustands der Sache von der vertraglich vereinbarten oder
gewöhnlich vorausgesetzten Beschaffenheit. Schließlich findet sich schon in den
Erwägungsgründen der RL, dass „die Qualität und die Leistung, die der Verbraucher
vernünftigerweise erwarten kann, unter anderem davon abhängt, ob die Güter neu oder gebraucht
sind“243. Wie schon im Bezug auf die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften erörtert, kann
bei gebrauchten Waren nicht die gleiche Beschaffenheit wie bei neuen Gütern vorausgesetzt
werden. Erst wenn feststeht, dass unter Berücksichtigung des Vertrags ein Mangel an der Sache
vorliegt, kann die Vermutung des § 924 S 2 ABGB und damit die Ausnahme von derselben nach
S 3 leg cit zur Anwendung gelangen.

Im Anwendungsbereich des Ausnahmetatbestands verbleiben daher jene Fälle, bei denen eine
vom Vertrag abweichende Beschaffenheit festgestellt wird, die aber auf einen Defekt an einem
Bauteil zurückzuführen ist, das nach der Verkehrsauffassung eine Haltbarkeit von weniger als 6
Monaten – bzw von weniger als jenem Zeitraum, der bis zum Hervorkommen verstrichen ist –
aufweist.

Den in den Mat244 genannten Stehsatz, wonach bei Fahrzeugen älteren Baujahrs mit hohem
Kilometerstand nicht alle innerhalb eines halben Jahres auftretenden Mängel generell auf den
Zeitpunkt der Übergabe rückbezogen werden können, hat sich die Rsp dankbar zu eigen

240 13 4
Koziol/Welser (Bearb Welser), Grundriss II 78; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 924 Rz 9; Faber,
Gewährleistungsrecht 99; Krejci, Zum neuen Gewährleistungsrecht, VR 2001, 201 (205); Welser/B. Jud,
Gewährleistung § 924 Rz 10.
241
Serrano in Grundmann/Bianca (Hrsg), EU-Kaufrechts-Richtlinie (2002) Art 1 Rz 28.
242
Krejci, VR 2001, 205.
243
Erwägungsgrund 8 der RL 1999/44 EG.
244
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 15.

58
gemacht245. So wird dieser Passus sogar im Bezug auf einen spröde gewordenen Kabelbaum,
angewandt; dies freilich ohne ersichtlichen Zusammenhang zur getroffenen Entscheidung, bei der
die Wirksamkeit und Reichweite eines von den Parteien vereinbarten
Gewährleistungsauschlusses im Fokus standen und die Mangelhaftigkeit der Leistung ohnedies
vom erkennenden Senat zugrunde gelegt wurde246. Da jedoch Gummi nicht innerhalb weniger
Monate plötzlich versprödet247, stellt ein aufgrund seines Alters spröde gewordener Kabelbaum
geradezu einen Paradefall für eine Eigenschaft248 dar, die ganz sicher bereits bei der Übergabe
bestanden hat und insofern nicht einmal der Vermutung nach § 924 S 2 bedürfte.

Aber auch darüber hinaus ist der Überlegung nicht uneingeschränkt zuzustimmen: Zwar bleibt
unbestritten, dass Fahrzeuge ab einem gewissen Alter erhöhten Verschleiß und damit eine
erhöhte Reparaturanfälligkeit aufweisen. Dieser Umstand wird jedoch schon im Zuge der
Vertragsauslegung berücksichtigt, soweit es um die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften
geht. Erst wenn eine vom Vertrag abweichende Eigenschaft der Sache festgestellt wird, ist zu
prüfen, ob die Vermutung, dass diese bereits bei der Übergabe bestanden haben, mit der Art der
Sache oder des Mangels unvereinbar ist. Es bleibt aber nicht ersichtlich, warum bei älteren
Fahrzeugen ein und derselbe Mangel schneller zu Tage treten soll, als dies bei einem Neuwagen
der Fall wäre. So wurde ein Neuwagen zB ganz bestimmt nicht ab Werk mit verschlissenen
Bremsbelägen ausgestattet, sodass ein solcher Mangel ganz unstrittig noch nicht bei der
Übergabe vorgelegen sein kann. Hingegen müssen verschlissene Bremsbeläge bei einem älteren
Fahrzeug oder einem Oldtimer, der unter Vereinbarung einer entsprechenden Zustandsnote
verkauft wurde, einer vertragsgemäßen Leistung nicht unbedingt im Wege stehen. Ist aber kraft
individueller Vereinbarung oder aufgrund der Vertragsauslegung (zugesicherte Fahrbereitschaft,

245
OGH 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587; 1 Ob 273/06p JBl 2007, 786.
246
OGH 2 Ob 189/07v Zak 2008, 16 = ecolex 2008, 127: „Ungeachtet der nach § 924 Satz 2 ABGB Platz greifenden
Vermutungsregel, dass (auch) jener - nach den […] Feststellungen des Erstgerichtes - in der dort normierten
Sechsmonatefrist aufgetreten ist, können jedoch speziell bei Fahrzeugen älteren Baujahrs mit hohem
Kilometerstand nicht alle innerhalb eines halben Jahres auftretenden Mängel generell auf den Zeitpunkt der
Übergabe rückbezogen werden“.
247
Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik, Industrielle Charakterisierung von Polymeren –
Alterungsverhalten, 10 f.
248
Zur Qualifikation einer solchen Eigenschaft als Sachmangel und deren Behandlung iZm einem allgemeinen
Gewährleistungsausschluss noch unter 4.3, insb bei 74 f.
59
Zustandsnote 3 oder besser, etc) ein Fahrzeug mit intakten Bremsbelägen geschuldet, steht der
Vermutung des § 924 S 2 nichts im Wege. Schließlich erscheint es weit wahrscheinlicher, dass
die Bremsbeläge schon bei der Übergabe verschlissen waren, als dass diese in der kurzen Zeit bis
zum Hervorkommen des Mangels verschlissen worden wären. Gegenteiliges wäre nur dann
anzunehmen, wenn der Erwerber in der Zeit bis zum Hervorkommen mit dem Wagen bereits eine
beträchtliche Kilometerleistung absolviert hätte – was sich im Übrigen ganz leicht anhand des
Kilometerzählers beweisen ließe –, sodass sich Probleme im Bezug auf die Beweislast ohnedies
nicht ergeben. Es lässt sich also nach der Lebenserfahrung keine Grundlage für einen
Erfahrungssatz aufstellen, wonach Mängel an älteren Fahrzeugen plötzlicher auftreten, also
innerhalb kürzerer Zeit von einem bloß latent vorhandenen, versteckten Mangel, zu einer vom
Übernehmer bemerkbaren Schädigung mutieren sollen. Ganz im Gegenteil – drängt sich doch bei
einem Fahrzeug, das schon viele Jahre und eine hohe Kilometerleistung hinter sich gebracht hat,
viel eher die Annahme auf, dass sich etwaige Alterserscheinungen über die Jahre entwickelt
haben und nicht etwa ganz unvermittelt auf den Plan treten.

Zusammenfassend lässt sich die vom Gesetzgeber aufgestellte Hypothese, wonach bei älteren
Fahrzeugen mit hohem Kilometerstand eher eine Unvereinbarkeit der Sache oder der Mängel mit
der Vermutung mangelhafter Leistung anzunehmen ist, nicht aufrecht erhalten. Vielmehr ist für
jeden konkreten Mangel unter einer Gesamtbetrachtung beider
Vermutungsausschlussgründe249 eine Abwägung durchzuführen, ob das Zurückführen des
Mangels an der Sache auf mangelhafte Leistung besonders unwahrscheinlich (zum geforderten
Maß siehe sogleich) scheint oder nicht.

3.2.2. Die Auslegung des Ausnahmetatbestands des § 924 S 3

Die Reichweite des Ausnahmetatbestands bleibt in der Lehre umstritten. Nach der für den
Erwerber günstigsten Interpretation würde § 924 S 3 nur greifen, wenn die Existenz des Mangels
zum Zeitpunkt der Übergabe nahezu ausgeschlossen erscheint, während die erwerberfeindlichste
Auslegung bedeuten würde, dass die Vermutung schon ausgeschlossen ist, wenn die

249 5
Reischauer, JBl 2010, 223 unter Berufung auf Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rz 14, 16.

60
Mangelhaftigkeit bei der Übergabe bloß weniger wahrscheinlich ist als die Mangelfreiheit250. Die
deutsche Lehre spricht diesbezüglich davon, dass das Vorliegen eines Sachmangels in
bestimmten Fällen keine „hinreichende Wahrscheinlichkeit“ für eine mangelhafte Leistung
begründet251. Nach dem BGH reicht es für eine Unvereinbarkeit der Vermutung mit der Art der
Sache oder des Mangels nicht aus, wenn es lediglich an einer hinreichenden Wahrscheinlichkeit
fehlt, dass der Mangel bereits bei Gefahrenübergang vorhanden war, da ansonsten die Vermutung
gerade in jenen Fällen nicht greifen würde, bei denen der Entstehungszeitpunkt des Mangels
nicht zuverlässig festgestellt werden kann252.

Bleibt unklar, ob der Mangel an der Sache durch mangelhafte Leistung oder durch einen
Bedienungsfehler hervorgerufen wurde, greift die Vermutung des § 924 S 2 ABGB253. Die
Vermutung kann aber nach den Materialien254 dann mit der Art des Mangels unvereinbar sein,
wenn die Sache Spuren einer offenkundigen Fehlbehandlung aufweist. Offensichtlich wertet der
Gesetzgeber Spuren einer Fehlbehandlung als Indiz dafür, dass der Bedienungsfehler den Mangel
erst verursacht hat255. Nach hL muss diese Fallgruppe jedoch auf jene Situationen reduziert
werden, in denen der Mangel tatsächlich Folge der Fehlbehandlung ist256.

Nach Ofner257 sind darüber hinaus auch zufällige Beschädigungen der Ausnahme des S 3 zu

250 4 5
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 4; vgl für das deutsche Recht zB Juris Praxiskommentar BGB II/2 (2010) § 476 Rn 19,
wonach überwiegende Wahrscheinlichkeit genügen soll.
251 6
Lorenz in MünchKomm BGB III § 476 Rn 15 mwN.
252
BGH VIII ZR 363/04 NJW 2005, 3490 = ZIP 2005, 2020 = MDR 2006, 253 = NZV 2006, 33 = WM 2005, 2293 = BB
2005, 2654 = DB 2005, 2630.
253
So richtigerweise 1 Ob 199/07g JBl 2008, 327.
254
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 15.
255 4
Krit P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 5, weil Spuren der Fehlbehandlung oft genau daraus entstehen können, dass
der Übernehmer versucht hat, die funktionslose Sache doch noch in Gang zu bringen.
256
P. Bydlinski aaO, wonach die Vermutung nur dann ausgeschlossen werden kann, wenn die Kausalität zwischen
4
Fehlbehandlung und Mangel festgestellt werden kann, während es nach Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV
§ 924 Rz 10 ausreichen soll, wenn die Fehlbehandlung nach objektiven Gesichtspunkten (bloß) geeignet ist, den
Mangel herbeizuführen.
257 4
In Schwimann/Kodek, ABGB IV § 924 Rz 10.
61
subsumieren, wobei als Beispiel ein Defekt an einem Computernetzteil aufgrund einer
vorangegangenen Überspannung durch Blitzschlag genannt wird. In diesem Zusammenhang ist
der Begriff der „zufälligen“ Beschädigung nicht besonders glücklich gewählt. Vielmehr kann
durch die aufgrund des Blitzschlages eingetretene Überspannung die Vermutung der
Mangelhaftigkeit widerlegt werden, wenn nach der allgemeinen Lebenserfahrung eine solche
Situation mit höchster Wahrscheinlichkeit zu einem Defekt führt. Der Fall einer rein „zufälligen“
Beschädigung, also jener, wonach ein bestimmter Mangel typischerweise jederzeit eintreten kann
und deshalb keinen hinreichend wahrscheinlichen Rückschluss auf sein Vorliegen bereits zur Zeit
des Gefahrübergangs zulässt, kann nicht dahingehend gelöst werden, dass die Vermutung der
Mangelhaftigkeit für solche Fälle mit der Art des Mangels unvereinbar ist258. Im Gegenteil, sind
es doch gerade jene Fälle, in denen der Zeitpunkt der Entstehung des Mangels nicht genau
festgestellt werden kann, die von der Vermutung des § 924 S 2 erfasst werden sollten259.

Beweispflichtig für das Vorliegen einer Ausnahme iSd § 924 S 3 ist der Übergeber, der sich auf
diese Ausnahme berufen will260. Der Übergeber muss daher die tatsächlichen Umstände dartun,
aus denen sich die Unvereinbarkeit ergibt, also das Vorliegen einer Sache oder eines Mangels,
welche bzw welcher die Unvereinbarkeit mit sich bringt261. So muss der Übergeber zB die
Tatsache beweisen, dass es sich um eine kurzlebige Sache handelt und daher die Vermutung des
Art 924 S 2 aufgrund des S 3 leg cit nicht zur Anwendung gebracht werden kann.

258 9
So aber Reinking/Eggert, Der Autokauf Rn 1312; Matusche-Beckmann in Staudinger, BGB § 476 Rn 47; Lorenz in
6
MünchKomm BGB III § 476 Rn 17.
259
Vgl BGH VIII ZR 363/04 NJW 2005, 3490 = ZIP 2005, 2020 = MDR 2006, 253 = NZV 2006, 33 = WM 2005, 2293 =
BB 2005, 2654 = DB 2005, 2630; BGH VIII ZR 259/06 NJW 2007, 2621 = ZIP 2007, 1610 = MDR 2007, 1295 = NZV
2007, 512 = NJ 2007, 506 = VersR 2008, 930 = WM 2007, 2126 = BB 2007, 1809.
260
OGH 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587; 1 Ob 199/07g JBl 2008, 327 =
RdW 2008, 328 = Zak 2008, 72 = ecolex 2008, 229 (B. Jud); 8 Ob 124/08f JBl 2009, 377 = EvBl 2009/66 (Leitner, ÖJZ
2009, 476) = bbl 2009, 77.
261
Reischauer, JBl 2010, 223.

62
3.2.3. Der maßgebliche Zeitpunkt für die Ausnahme des § 924 S 3

Die Unvereinbarkeit der Art der Sache oder des Mangels mit der Vermutung der
Mangelhaftigkeit ist unter Berücksichtigung des Zeitpunktes des Hervorkommens zu prüfen262.
Für besonders kurzlebige Waren kann die Vermutung je nach dem Zeitpunkt des
Hervorkommens mit der Art des Mangels oder der Sache im Einklang stehen oder nicht263.
Dadurch wird die Sechsmonatsfrist des § 924 S 2 zu einer Höchstfrist264. Auch hier wird von der
Lehre teilweise argumentiert, dass im Falle des erwartungsgemäßen Erreichens der Lebensdauer
kurzlebiger Waren, so wie zB des Verderbs nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, gar kein
Mangel vorläge265. Nach dieser Ansicht stellt die Kurzlebigkeit eine gewöhnlich vorausgesetzte
Eigenschaft dar, sodass eine negative Beschaffenheit, die aus dem planmäßigen Ende der
Lebensdauer resultiert, keinen Mangel begründen kann. Auch dabei wird die notwendige
Unterscheidung zwischen mangelhafter Sache und mangelhafter Leistung verkannt: So ist
beispielsweise – entgegen der Ansicht der zitierten Autorin – nach Monaten hart und damit
ungenießbar gewordenes Brot sehr wohl mangelhaft, denn wäre hartes Brot übergeben worden,
wäre der Vertrag nicht ordnungsgemäß erfüllt worden. Es handelt sich um ein Paradebeispiel des
§ 924 S 3, denn für diesen Zeitpunkt des Hervorkommens ist die Vermutung der Sache nach
vollkommen ungeeignet. Würde man für kurzlebige Waren einen Mangel an der Sache schon aus
der Vertragsinterpretation heraus verneinen, verbliebe für § 924 S 3 1. Variante kein
Anwendungsbereich.

Auf den Zeitpunkt des Hervorkommens muss auch für Anlagemängel abgestellt werden, die sich
ihrer Natur nach innerhalb bestimmter, kurzer Zeit in einem bestimmten Schadensbild
manifestieren. Bei Fahrzeugen wird dabei der nach der Übergabe verstrichene Zeitraum nur

262 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 7, diesem folgend OGH 4 Ob 104/07h JBl 2007, 787 = RZ 2007, 285 = SZ 2007/110;
vgl Reischauer, Schadenersatz statt Gewährleistung JBl 2002, 156; dens, JBl 2010, 222 f.
263 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 6 nennt als Beispiel Lebensmittel, bei denen die Feststellung der Verdorbenheit
innerhalb des aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums die Vermutung des S 2 zulässt, während dies bei einem
Hervorkommen nach dem Ablaufdatum nicht mehr der Fall ist; vgl ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 15.
264 4
P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 7.
265
So Augenhofer, JBl 2007, 778.

63
sekundär den Ausschlag geben, vordergründig wird hingegen das Ausmaß und die Intensität der
Nutzung, also in erster Linie die seit der Übergabe absolvierte Kilometerleistung maßgebend
sein. So wird es zB im Falle eines bei einem Oldtimer nach fünf Monaten auftretenden
Motorschadens ganz entscheidend darauf ankommen, ob der Übernehmer das Fahrzeug nach dem
Kauf in der Garage abgestellt hatte und der Motorschaden gleich bei der ersten Ausfahrt im
Frühling eingetreten ist oder ob das Fahrzeug in diesem Zeitraum vom Erwerber bereits für viele
tausend Kilometer genutzt wurde.

64
4. Der vertragliche Gewährleistungsausschluss

4.1. Das Zustandekommen eines Gewährleistungsauschlusses

Nach § 929 2. Fall ABGB ist ein Ausschluss oder eine Einschränkung der Gewährleistungsrechte
grundsätzlich zulässig; die Gewährleistungsbestimmungen gehören für Verträge zwischen
Privatpersonen zum dispositiven Recht. Der Gesetzeswortlaut der leg cit, wonach ein solcher
Verzicht „ausdrücklich“ zu erfolgen hat, ist so zu verstehen, dass die Erklärung eindeutig und
unzweifelhaft ausgestaltet sein muss266. Daher können Vereinbarungen über den Verzicht oder
die Einschränkung der Gewährleistungsrechte auch konkludent zustande kommen267; so zB,
wenn der Übernehmer die mit dem Mangel behaftete Sache in dessen Kenntnis vorbehaltlos
übernimmt268, die Mangelhaftigkeit im Passivprozess im Rahmen der von der anderen Partei
erhobenen Kaufpreisklage nicht einwendet269 oder der Ausschluss aller Reklamationen nach
Erhalt der Ware erklärt wird270. Auch dem Erwerb zu einem besonders günstigen Preis wurde in
einer älteren Entscheidung ein stillschweigender Gewährleistungsausschluss zugrundegelegt271.

Hingegen kann die Weiterbenützung nach Hervorkommen des Mangels nach überwiegender Rsp
nicht als stillschweigende Verzichtserklärung gedeutet werden272. Allerdings wurde im Fall eines
trotz mehrmaliger Verbesserungsversuche jahrelang weiterbenutzten PKW ein konkludenter

266
HM, zB Apathy, JBl 1975, 576; P. Bydlinski, Beschränkung und Auschluss der Gewährleistung, JBl 1993, 560
Fn 6; Kurschel, Die Gewährleistung beim Werkvertrag (1989) 121.
267 3
GlUNF 6.185; OGH 2 Ob 57/51 SZ 24/120; 7 Ob 159/75 HS 9401; Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 4 mwN.
268 2
Gschnitzer in Klang IV/1 525 f; OGH 6 Ob 623/87 KRES 6/72 = wbl 1987, 312 (krit Wilhelm).
269
OGH 2 Ob 57/51 SZ 24/120; gegenteilig GlUNF 5.286.
270
OGH 7 Ob 575/81 SZ 55/31 = EvBl 1982/104 = JBl 1984, 432 (zust Reidinger)
271
GlUNF 1.171: Erwerb eines Pferdes unter dem für Schlachtvieh üblichen Preis; vgl 2 Ob 135/10g Zak 2011, 175 =
bbl 2011/163 = bau aktuell 2011, 157 = SZ 2011/45 = ZRB 2012, 51 (Wenusch).
272
OGH 5 Ob 242/64 HS 4318/64; 1 Ob 31/75 EvBl 1976/20 = JBl 1976, 98; 6 Ob 100/75 SZ 48/103 = EvBl 1976/239
= JBl 1976, 646 = HS 9404; 1 Ob 106/13i Zak 2013, 380 = RdW 2014, 64 = EvBl 2014/37 = ecolex 2014, 221 = JBl
3
2014, 259; Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 5; anders jedoch GlUNF 6.434: Nähmaschine.

65
Wandlungsverzicht angenommen273. Diese Ansicht ist insofern abzulehnen, als sie denjenigen,
der dem Übergeber auch für nicht geringfügige Mängel kulanterweise mehrere Gelegenheiten zur
Verbesserung einräumt, gegenüber dem, der sofort auf die Durchsetzung seines
Wandlungsanspruchs dringt, unsachlich benachteiligt.

Noch mehr muss eine Übertragung der in der zitierten Entscheidung vorgenommenen
Überlegungen auf den Erwerb klassischer Fahrzeuge abgelehnt werden: Gerade hinsichtlich des
Oldtimerkaufs, bei dem der Käufer, der ein seltenes Fahrzeugs vielleicht schon jahrelang gesucht
hat, aus diesem Grund vielleicht ein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung des
Kaufvertrags hat, kann das Einverständnis zu weiteren Schritten zur Mangelbehebung nicht als
Verzicht auf den Wandlungsanspruch gewertet werden. Lässt nämlich der Übernehmer im
Rahmen dieser Interessenslage mehrere Verbesserungsversuche zu, fehlt es an den nach der
allgemeinen Regel des § 863 ABGB und in § 928 ABGB speziell für den
Gewährleistungsverzicht nochmals geforderten, besonderen Anforderungen an die Eindeutigkeit
der konkludent abgegebenen Willenserklärung. Der Übernehmer bringt bei einer solchen
Konstellation lediglich zum Ausdruck, dass ihm besonders an der Aufrechterhaltung des Vertrags
unter Beseitigung der Mängel gelegen ist, nicht aber, dass er unter allen Umständen den Vertrag
auch dann aufrechterhalten wolle, wenn die Verbesserung nicht gelingt. Auch die
Weiterbenützung vermag die Annahme einer solchen Willenserklärung nicht zu rechtfertigen;
schließlich kann ohne die regelmäßige Erprobung des nunmehr verbesserten Kaufgegenstands
gar nicht festgestellt werden, ob die wiederholten Verbesserungsversuche endlich zum Erfolg
geführt haben.

Die Erklärung, keine Garantie zu verlangen, schließt keinen Gewährleistungsverzicht mit ein274.
Nicht gefolgt werden kann der Ansicht Kurschels275, wonach in § 929 S 1 ABGB ein
stillschweigender Verzicht auf die Gewährleistungsrechte zu erblicken sei. Vielmehr sind
offenkundige Mängel bereits Teil des Vertragsinhalts, sodass in Ermangelung einer

273
OGH 7 Ob 514/91 SZ 64/15 = EvBl 1991/106 = JBl 1991, 522 = ecolex 1991, 382 = RdW 1991, 203.
274
GlU 10.586: Pferd; anders LG Osnabrück 25.11.2005, 12 S 555/05.
275
Gewährleistung 121.

66
vertragswidrigen Leistung diesbezüglich (auch in Zukunft) keine Gewährleistungsrechte
begründet werden können276.

4.2. Die Reichweite eines Gewährleistungsauschlusses

Ausdrücklich zugesicherte Eigenschaften sind von einem Gewährleistungsausschluss nicht


erfasst277. Unter einer „ausdrücklichen“ Zusicherung ist dabei zu verstehen, dass diese
Eigenschaften besonders vereinbart wurden, was auch konkludent erfolgen kann 278. Mit anderen
Worten ist die Zusicherung dann ausdrücklich, wenn die Erklärung so klar und deutlich ausfällt,
dass deren Empfänger berechtigterweise auf ihren Inhalt vertrauen und eigene Nachforschungen
unterlassen darf279. Schließlich kann es nicht angehen, dass ein Veräußerer erklärt, eine mit
bestimmten Eigenschaften behaftete Sache zu einem durch diese gerechtfertigten Preis verkaufen
zu wollen, im selben Atemzug aber erklärt, für das Fehlen eben jener Eigenschaften nicht
einstehen zu wollen280. Eine Individualabrede geht daher einem Gewährleistungssauschluss
grundsätzlich vor. Zur Überprüfung des Wahrheitsgehalts gemachter Zusagen ist der Übernehmer
weder zu einer Prüfung noch zu einer Besichtigung des Kaufobjekts verhalten281. Hingegen fallen
solche Eigenschaften, die lediglich gewöhnlich vorausgesetzt werden, sehr wohl unter eine
Ausschlussklausel282 bzw sind es gerade diese Eigenschaften, auf die eine solche Klausel

276
OGH 1 Ob 504/92 EvBl 1992/165 = JBl 1992, 646 = ImmZ 1993, 126 = RdW 1993, 178; P. Bydlinski, JBl 1993, 565;
4 3
ders in KBB § 928 Rz 1; Reischauer in Rummel, ABGB I § 928 Rz 3.
277
Rummel in Rummel, ABGB I³ § 864a Rz 13 mwN; OGH 6 Ob 122/66 HS 5.361; 4 Ob 589/69 SZ 42/180 = HS 7.321;
5 Ob 57/82 KRES 5/96 = MietSlg 35.104; 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48: Fahrbereitschaft; 7 Ob 203/09t
ZfRV 2010, 27: Seetüchtigkeit.
278 4
HA zB P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 6; Kurschel, Gewährleistung 33 f; OGH 1 Ob 662/85 SZ 58/174 = JBl 1986, 245
= RZ 1986, 140; aM M. Gruber, Gewährleistung Rz 536 ff, der "ausdrücklich" als Gegensatz zu "konkludent"
versteht.
279
Apathy, JBl 1975, 576.
280 4
P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 3.
281
OGH 2 Ob 218/52 SZ 25/73.
282
OGH 6 Ob 138/98g bbl 1999/170 (Egglmeier) = RdW 1999, 17.

67
abzielen muss, da ansonsten einem wirksamen Gewährleistungsausschluss jedweder
Anwendungsbereich genommen würde283.

Ansonsten herrscht hinsichtlich der Beurteilung der Reichweite von Vereinbarungen, mit der die
Gewährleistungsrechte ausgeschlossen werden, sowohl in der Lehre als auch in der Rsp
Uneinigkeit. Sowohl im Schrifttum als auch in der Rsp wird zunehmend versucht, der dem
Gewährleistungsrecht zugrunde liegenden Grundidee der subjektiven Äquivalenz Rechnung zu
tragen und daher nicht jede die Gewährleistung einschränkende Vereinbarung unbesehen als
wirksam zu betrachten. Zu diesem Ergebnis führen jedoch zwei ganz unterschiedliche Wege.

Einerseits werden Verzichts- und Einschränkungsvereinbarungen restriktiv gehandhabt284, was


bei vom Übergeber formulierten Vertragsklauseln auch dem Prinzip des § 915 2. Hs ABGB
entspricht. Als Begründung wurde dazu in der Vergangenheit vorgebracht, eine restriktive
Auslegung wäre schon allein aus der mit dem Gewährleistungsverzicht verbundenen „Aufgabe
von Rechten“ zwingend herzuleiten285. Zu Recht weist aber P. Bydlinski286 darauf hin, dass zum
einen keine bestehenden Rechte aufgegeben, sondern solche erst gar nicht begründet wurden und
zum anderen diese Nichtbegründung bereits im Rahmen der Vertragsverhandlungen – also
insbesondere im Hinblick auf die Preisgestaltung – berücksichtigt wurde. Aus diesem Grund ist
schon der Begriff des „Gewährleistungsverzichts“ mangels entstandener Rechte, auf die
verzichtet werden könnte, dogmatisch unscharf287.

283 13
Koziol/Welser (Bearb Welser), Grundriss II 262 mwN.
284 3
Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 2; OGH 6 Ob 653/86 JBl 1987, 383 = NZ 1987, 204:
Baumängel/Rechtsmängel; 8 Ob 654/86 ImmZ 1987, 216: Grundstücksgröße; 7 Ob 562/94 RdW 1996, 307.
285
OGH 6 Ob 653/86 JBl 1987, 383 = NZ 1987, 204; OGH 7 Ob 562/94 ÖWZ 1996, 85 (Hüttler) = RdU 1996, 88 (W.
3
Berger); Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 2.
286
Zak 2007, 6.
287
P. Bydlinski aaO; vgl dazu § 444 BGB, der von einer „Vereinbarung, durch welche die Rechte des Käufers wegen
eines Mangels ausgeschlossen […] werden“, spricht.

68
Andererseits wird die Meinung vertreten, dass ein Gewährleistungsausschluss für besonders
massive Mängel sittenwidrig und daher (teil-)nichtig sei288. In diesem Zusammenhang wird der
dem Gewährleistungsrecht innewohnende Äquivalenzgedanke besonders deutlich. Ferner werden
zwei weitere Argumente für diese Rechtsansicht vorgebracht: Erstens hätte der Übernehmer im
Falle, dass er den Mangel bis kurz vor der Übergabe zufällig bemerkt, die Möglichkeit, die
Leistung nach § 918 ABGB als vertragswidrig zurückzuweisen. Zweitens ist das
Gewährleistungsrecht zugunsten des Verbrauchers gem § 9 KSchG nahezu absolut zwingend
ausgestaltet, sodass eine schrankenlose Dispositionsfreiheit unter Privaten zu
Wertungswidersprüchen führen würde289.

Als grobe Richtschnur für das Vorliegen eines solchen besonders massiven und daher eine
Berufung auf die Ausschlussvereinbarung als sittenwidrig qualifizierenden Mangels wird die
Laesio-Enormis-Grenze des § 934 ABGB vorgeschlagen290. Überdies wird von der Rsp ein
Ausschluss der Gewährleistung in AGB für fabriksneue Waren als sittenwidrig beurteilt291.
Dasselbe soll nach einem Teil der Lehre auch für Klauseln gelten, die zu einem Zeitpunkt
errichtet wurden, zu dem die Sache noch nicht vorhanden war und daher eine Begutachtung
durch den Übernehmer nicht einmal theoretisch möglich gewesen wäre292. Allerdings könnte
nach einer solchen Ansicht die Gewährleistung für Werkverträge überhaupt nicht beschränkt
werden293. Fraglich bleibt auch, warum die Schutzbedürftigkeit des Erwerbers in dieser
Fallgruppe hinter der im Rahmen jener – in der Praxis weit häufiger auftretenden –
Konstellationen, bei denen dem Übernehmer die Besichtigung (bloß) aus tatsächlichen Gründen
nicht möglich ist, zurückbleiben soll.

288 4
Statt aller: P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 8; ders, Beschränkung und Ausschluss der Gewährleistung JBl 1993, 559
und 631.
289 4
P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 8; ders, Zak 2007, 6.
290
P. Bydlinski, Zak 2007, 6.
291 3
Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 3; OGH 5 Ob 685/80 SZ 53/128 = EvBl 1981/53 = JBl 1982, 647; 1 Ob
277/98m RdW 1999, 196 ua; so schon ausdrücklich § 309 Z 8 lit b BGB.
292 3
Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 3; obiter RdW 1999, 196; dagegen Reidinger, JBl 1984, 432.
293
Kurschel, Gewährleistung 122, die daher diesen Ansatz als wenig sachgerecht bezeichnet.

69
Soll für eine bestimmte Qualität nicht gehaftet werden, so ist dies durch eine einschränkende
Leistungsbeschreibung, die die möglichen (Negativ-)Eigenschaften der Sache so genau wie
möglich offenlegt und daher transparente und faire Preisverhandlungen ermöglicht, zu
bewerkstelligen294. Im Unterschied zu einem Gewährleistungsausschluss kommt in diesem Fall
von vornherein ein Vertrag über die mit der von der Idealqualität abweichenden, beschriebenen
Beschaffenheit behaftete Sache zustande. Daher kann die Lieferung einer solchen Sache – im
Gegensatz zur Lieferung einer objektiv mangelhaften aber unter Gewährleistungsverzicht
verkauften Sache295 – keinesfalls als vertragswidrig zurückgewiesen werden, wenn der „Mangel“
vor der Übergabe bemerkt wird. Dazu ist allerdings eine hinreichend genaue und konkrete
Beschreibung der in Kauf zu nehmenden Negativattribute notwendig; der generelle Hinweis, dass
eine bestimmte Qualität nicht geschuldet sei, reicht nicht aus296. Insbesondere kann dadurch eine
Haftung für die Untauglichkeit zum bedungenen Gebrauch nicht ausgeschlossen werden297. Der
Fall der völligen Unbenutzbarkeit der übergebenen Sache soll nach der Rsp generell nicht von
einem Verzicht erfasst sein298, was sich allerdings entgegen der dort angeführten Argumente nach
den zuvor beschriebenen Prinzipien nicht aus einer restriktiven Auslegung, sondern allenfalls aus
einer damit verbundenen Sittenwidrigkeit gewinnen lässt299.

Von einem Verzicht sind grundsätzlich auch versteckte Mängel umfasst300, eine Schranke bildet
wiederum die Grenze der Sittenwidrigkeit.

294 4
P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 4.
295
P. Bydlinski aaO Rz 3, 5.
296
P. Bydlinski, JBl 1993, 570; Fenyves in Krejci, Handbuch zum Konsumentenschutzgesetz (1981)
397 ff; Welser/Jud, Gewährleistung § 9 KSchG Rz 2.
297
Rsp 1929/152: Weinfässer.
298
GlU 12.202: nicht lebensfähiges Pferd; Rsp 1929/152; OGH 7 Ob 573/88 SZ 61/162.
299 2
P. Bydlinski, JBl 1993, 634; Gschnitzer in Klang IV/1 525.
300 2 13
Gschnitzer in Klang IV/1 524 f; Koziol/Welser (Bearb Welser), Grundriss II 249; OGH 8 Ob 170/65 HS 5360;
07.09.1976, 5 Ob 617/76; 10.10.1983, 1 Ob 711/83; 4 Ob 180/97t ecolex 1998, 120 (Wilhelm), dazu S. Urbanek,
ecolex 1998, 119; aA OGH 4 Ob 589/69 SZ 42/180; 7 Ob 573/88 SZ 61/162.

70
4.3. Gewährleistungsausschluss bei massiven Mängeln

Während mangelnde, gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften von einem generellen


Gewährleistungsausschluss erfasst werden, ist dies für negative Abweichungen von ausdrücklich
oder stillschweigend zugesicherten Eigenschaften nicht der Fall. Wie schon im Rahmen der
Darstellung der gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften umrissen, bereitet die Abgrenzung
jedoch mitunter erhebliche Schwierigkeiten.

Die größte Problemgruppe stellen dabei jene Konstellationen dar, in denen versteckte, bereits bei
der Übergabe vorhandene Mängel von einem Gewährleistungssauschluss erfasst werden, die
aufgrund ihrer Schwere zu einer massiven Störung der subjektiven Äquivalenz führen. Solche
Situationen treten regelmäßig beim Kauf gebrauchter Kraftfahrzeuge ein.

Der OGH hat jene Fälle, in denen Fahrzeuge gerade noch für eine Probefahrt, in deren Rahmen
der (Anlage-)Mangel nicht bemerkt werden kann, ausreichend fahrbereit sind, ganz überwiegend
zugunsten des verzichtenden Übernehmers entschieden, jedoch mit unterschiedlicher
Begründung: einerseits durch Anwendung der Grenze der Sittenwidrigkeit für gravierende
Mängel301, andererseits durch restriktive Auslegung der Ausschlussklausel im Hinblick auf die
schlüssig zugesagte Fahrbereitschaft. So wurde im vom OGH zu beurteilenden „Zahnriemen-
Fall“302, bei dem ein bereits vor der Übergabe lose gewordener Bolzen zu einem Riss des
Zahnriemens und damit einhergehenden Motorschaden führte, dahingehend beurteilt, dass die
Klausel, wonach die Gewährleistung „absolut ausgeschlossen“ sei, schlüssig zugesagte
Eigenschaften wie die Fahrbereitschaft nicht umfasse. Diese Ansicht stößt in der Lehre
wiederholt auf Kritik, da gerade ein umfassender Gewährleistungsverzicht die Absicht der
Parteien widerspiegelt, die Fahrbereitschaft nicht zum Gegenstand ihrer Vereinbarung machen zu

301
Zumindest obiter OGH 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak 2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587; vgl GlU
12.202; OGH 5 Ob 80/64 HS 4313/45.
302
OGH 9 Ob 3/09w EvBl 2009/105 = RZ 2009, 199 = RdW 2009, 520; uneindeutig 6 Ob 272/05a SZ 2006/19 = Zak
2006, 196 = EvBl 2006/111 = JBl 2006, 587.

71
wollen303. Dies müsse umso mehr gelten, wenn sich die Parteien – wie in diesem Fall – erst gegen
Behebung bestimmter Defekte auf einen Gewährleistungsauschluss einigen konnten und der
Veräußerer in Folge zu erkennen gegeben hat, dass er mit verbleibenden Unsicherheiten über den
Zustand des Fahrzeugs nichts mehr zu tun haben will304. Für eine schlüssige Zusage sei dort kein
Raum, wo gegenteilige, ausdrückliche Vereinbarungen bestünden305.

Von einem streng formalrechtlichen Standpunkt aus betrachtet, besteht eine solche gegenteilige,
ausdrückliche Vereinbarung nicht. Eine allfällige, schlüssige Zusage beschreibt nämlich die
Leistung und betrifft damit den Inhalt des Vertrags. Im Gegensatz dazu bezieht sich ein
Gewährleistungssauschluss nur auf die Frage, ob für Abweichungen des Geleisteten von dieser
zuvor getroffenen Vereinbarung gehaftet werden soll oder nicht. Mit anderen Worten vermag
eine Nebenabrede, mit der ein Gewährleistungsschluss vereinbart wird, den Inhalt der
Hauptleistung grundsätzlich nicht zu beeinflussen.

Dennoch wird in den meisten Fällen von einer schlüssigen Vereinbarung nicht ausgegangen
werden können. Keinesfalls sollen nämlich dem (potentiell) schlüssig Zusagenden Äußerungen
unterstellt werden, die er nicht gewollt hat306. Für den Empfänger einer solchen Handlung darf
kein vernünftiger Grund bestehen, an deren Inhalt zu zweifeln307. Gerade ein ausdrücklicher und
umfassender Ausschluss der Gewährleistung muss jedoch beim Übernehmer zumindest Zweifel
darüber aufkommen lassen, ob der Übergeber trotzdem für die Fahrbereitschaft einstehen will308.
Andererseits wird aber zur vorliegenden Entscheidung auch ins Treffen geführt, dass der
Übernehmer zunächst ausdrücklich auf Gewährleistung bestehen wollte und von dieser

303 9
P. Bydlinski, Zak 2009, 133; Reinking/Eggert, Der Autokauf Rn 1688, 1996; Schauer, ÖJZ 2009, 733, der aber
auch einer Sittenwidrigkeitskontrolle ablehnend gegenübersteht.
304
P. Bydlinski, Zak 2009, 134.
305
P. Bydlinski, aaO.
306 4
Apathy/Riedler in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 863 Rz 12 mwN.
307
Apathy/Riedler aaO.
308
P. Bydlinski, Zak 2009, 134; OGH 9 Ob 50/10h Zak 2010, 413 = ecolex 2011, 31 = ZLB 2011, 37 = NZ 2011, 118 =
bbl 2011/24 = wobl 2011, 225 = SZ 2010/91; dazu etwa JBl 2010, 40 (P. Bydlinski); EvBl 2011/19 (Kogler).

72
Forderung erst abrückte, nachdem einvernehmlich eine § 57a KFG-Überprüfung vorgenommen
worden war, deren Gegenstand insbesondere die Verkehrs- und Betriebssicherheit war. In einer
solchen Konstellation müsse sich der Veräußerer darüber im Klaren sein, dass der Erwerber nur
an einem fahrbereiten KFZ interessiert sei309.

Unbestritten konnte der Erwerber, der sogar bereit war, mehr als den Listenpreis zu zahlen, nach
der Verkehrsauffassung davon ausgehen, dass er ein fahrbereites Fahrzeug erwirbt. In diesem
Fall haben sich aber die Parteien erst nachträglich und aufgrund einer Gegenleistung – nämlich
der Behebung bestimmter Mängel – auf den Gewährleistungsverzicht geeinigt. Der Übernehmer
kann in einer solchen Situation die Erklärung des Veräußerers nicht redlicherweise dahingehend
deuten, dass dieser für die Fahrbereitschaft trotzdem einstehen wolle310. Es wäre hier wohl am
Erwerber gelegen, rechtzeitig Rückfrage zu halten, was hinsichtlich der Fahrbereitschaft zu
gelten habe.

In diese Richtung deutet auch die restriktivere deutsche Rechtsprechung in Bezug auf solche
Sachverhalte: Demnach gilt die Fahrbereitschaft nur dann als stillschweigend zugesagt, wenn
konkrete, besondere Anhaltspunkte für eine solche Zusicherung vorliegen311. Zu weit geht aber
nach österreichischem Verständnis wohl folgende Entscheidung des BGH: Demzufolge stehen
sogar Anlagemängel an Motorblock und Zylinderkopf, die möglicherweise sofort, spätestens aber
nach einer Fahrleistung von 1.000 bis 2.000 km mit Sicherheit zum Motorschaden führen, der
ausdrücklich zugesicherten Fahrbereitschaft nicht entgegen312.

309
Hofmann, RZ 2009, 199.
310
Vgl P. Bydlinski, Zak 2009, 134.
311
OLG Hamm 01.03.1994, 28 U 182/93: „Auch unter Berücksichtigung einer konkludenten Zusicherung der
Fahrbereitschaft (vgl BGH VIII ZR 113/92, NJW 1993, 1854) gilt weiterhin der Grundsatz, dass im Regelfall eine
Fahrbereitschaft vom nichtgewerblichen Verkäufer weder stillschweigend noch konkludent zugesichert werden
soll“.
312
Vgl BGH VIII ZR 72/06 BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 = ZIP 2007, 235 = MDR 2007, 458 = DNotZ 2007, 288 = NZV
2007, 137 = VersR 2007, 1573 = WM 2007, 984 = JR 2008, 59; eine solche Beschaffenheit (Motorschaden nach 700
km) begründet aber sehr wohl einen Mangel an gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften, OLG Köln 22 U 88/03
NJW-RR 2004, 268 = NZV 2004, 46.

73
Zwar weist der BGH zu Recht darauf hin, dass die Fahrbereitschaft zumindest zum allein
maßgeblichen Zeitpunkt der Übergabe noch gegeben war und eine Prüfung, ob es an gewöhnlich
vorausgesetzten Eigenschaften fehle, unterbleiben könne, wenn ein Gewährleistungsverzicht
vereinbart worden war. Auch decken sich die Rsp des OGH und jene des BGH dahingehend, dass
durch die Zusage der Fahrbereitschaft der Verkäufer nicht ohne weiteres Gewähr im Sinne einer
Haltbarkeitsgarantie dafür leiste, dass das Fahrzeug auch nach Übergabe noch über einen
längeren Zeitraum oder über eine längere Strecke fahrbereit bleibe313. Nach österreichischem
Verständnis wird man aber auf Auslegungsebene redlichen und vernünftigen Parteien wohl eine
solche Deutung des Begriffes der Fahrbereitschaft unterstellen, wonach das Fahrzeug jedenfalls
in ganz naher Zukunft noch weiterhin verwendbar bleibt314. Richtig ist auch die Annahme, dass
die Vermutung der Mangelhaftigkeit des dem § 924 S 2 ABGB entsprechenden § 476 BGB dem
Übernehmer in dieser Konstellation nicht nützt, da ja die Gewährleistung hinsichtlich gewöhnlich
vorausgesetzter Eigenschaften ausgeschlossen wurde und die Fahrbereitschaft iS sofortiger
Betriebsbereitschaft und Verkehrssicherheit zum Übergabezeitpunkt erwiesenermaßen noch
vorlag. Aus demselben Grund konnte im vorliegenden Fall vom Übernehmer auch daraus nichts
gewonnen werden, dass Anlagemängel danach zu beurteilen sind, in welcher
Negativbeschaffenheit der bereits bei der Übergabe latent vorhandene Mangel sich nach
weitergefressener Schädigung letztlich manifestiert315. Nach dem hier befürworteten Teil der
österreichischen Lehre muss aber in solchen Fällen je nach der Schwere des durch den
Anlagemangel verwirklichten Schadens eine Berufung auf den Gewährleistungsverzicht an der
damit einhergehenden Sittenwidrigkeit scheitern316.

In einer dem zuvor beschriebenen „Zahnriemenfall“ ähnlichen Konstellation wurden Mängel an


der Elektrik, die bei einem zehn Jahre alten Gebrauchtwagen aufgrund spröde gewordener

313
OGH 4 Ob 150/10b Zak 2010, 412 = EvBl-LS 2011, 82, wonach ein Motorschaden nach 23.000 km nicht mehr die
Vermutung zulässt, dass die schadensursächliche Abnutzung bereits bei der Übergabe vorgelegen sei.
314
Vgl OGH 7 Ob 732/89 JBl 1990, 655 = ZVR 1991, 48: „Wird dem Autokäufer die Fahrbereitschaft zugesichert,
kann er sich darauf verlassen, […] daß Reparaturen und Wartungsarbeiten in ganz naher Zukunft jedenfalls nicht
erforderlich sein werden“.
315
Erl 422 BlgNR 21. GP 14; OGH 26.04.2006, 3 Ob 295/05m; 9 Ob 3/09w EvBl 2009/105 = RZ 2009, 199 = RdW
4
2009, 520; P. Bydlinski in KBB § 924 Rz 1.
316
Statt vieler: P. Bydlinski, Zak 2009, 133.

74
Isolierungen nach einer vom Übernehmer absolvierten Fahrleistung von ca. 13.000 km auftraten
und zu Brandgefahr führten, als von einem Gewährleistungsverzicht erfasst beurteilt, obwohl
durch diese die Verkehrs- und Betriebssicherheit nicht mehr gegeben war und das Fahrzeug mit
einer lediglich 5 Wochen alten Begutachtungsplakette iSd § 57 a KFG angeboten worden war 317.
Zu dieser Entscheidung muss vorausgeschickt werden, dass die darin enthaltenen Ausführungen
des 2. Senats über weite Strecken schwer nachvollziehbar sind und eine sinnvolle
Auseinandersetzung mit der getroffenen Begründung daher nur unter Einschränkungen möglich
erscheint. So wird eingangs der oft bemühte Stehsatz erwähnt, wonach
Gewährleistungsverzichtserklärungen restriktiv auszulegen sind und sich ihre Wirkung daher –
zumindest beim Kauf von einem gewerblichen Händler – nicht auf ausdrücklich oder konkludent
zugesicherte Eigenschaften wie die Fahrbereitschaft erstrecken könne.

Danach heißt es wörtlich:

„Da nach den - insoweit wiederum umbekämpft [sic] gebliebenen - Feststellungen die für die
schadhaften Kabelbäume maßgebliche Sprödigkeit der Kabelstränge ‚unauffällig ist und erst
durch Abbau von Gummiteilen erkennbar wird‘, sodass auch nicht feststeht, dass diese Mängel
dem Beklagten als Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt bereits bekannt waren, kann - im Sinne der
Entscheidung 6 Ob 272/05a - weder von einer ausdrücklichen noch auch schlüssig diesbezüglich
erfolgten Zusage ausgegangen werden (wobei auch nicht unerwähnt bleiben soll, dass bei der erst
rund fünf Wochen vor dem Verkauf erfolgten letzten Kfz-Überprüfung nach § 57a KFG ebenfalls
keine Beanstandung der Verkehrs- und Betriebssicherheit des PKW erfolgt waren).“

Es bleibt unklar, wie der 2. Senat von den Feststellungen, dass es sich bei dem zum Zeitpunkt der
Übergabe bestehenden Anlagemangel aufgrund der Unzugänglichkeit des versprödeten
Kabelbaums um einen versteckten Mangel handelte und dieser dem Übergeber daher nicht
bekannt sein musste, zu der Auffassung gelangt, dass im vorliegenden Fall – entgegen der stRsp
– die Fahrbereitschaft nicht konkludent von den Parteien vereinbart wurde. Scheinbar wird in
dieser Entscheidung anerkannt, wenn auch nirgendwo ausdrücklich erwähnt, dass – zumindest
unter Privaten – die Fahrbereitschaft nicht jedenfalls als schlüssig zugesagt gelten kann; dies

317
OGH 2 Ob 189/07v Zak 2008, 16 = ecolex 2008, 127.
75
insbesondere, wenn durch ausdrückliche Parteienvereinbarungen, wie einen umfassenden
Gewährleistungsausschluss, kein dahingehender Parteiwille zu erkennen ist.

Darüber hinaus wurde in dieser Entscheidung das Vorliegen einer Sittenwidrigkeit verneint, weil
beim Kauf eines zehn Jahre alten Fahrzeugs von einem Privatmann und der gleichzeitigen
Unterfertigung eines Vertragstexts, der einen Gewährleistungsverzicht beinhaltet, klar erkennbar
sein müsse, dass der Übernehmer in diesem Fall die mit diesem Handeln verbundene
Risikoverteilung zu tragen habe.

4.3.1. Bewertung des Meinungsstandes zur Fahrbereitschaft bei vereinbartem


Gewährleistungsauschluss

Fakt ist, dass sich die Abgrenzung zwischen schlüssig zugesagter und (bloß) gewöhnlich
vorausgesetzter Eigenschaft ebenso schwierig wie folgenreich gestaltet. Unbestritten bleibt, dass
eine Individualabrede einem allgemeinen Gewährleistungsausschluss vorgeht. Dies gilt ebenso
für ausdrückliche wie für konkludente Vereinbarungen – vorausgesetzt, man unterstellt letzteren
die Gültigkeit.

Der vom überwiegenden Teil der Rsp getroffenen Annahme, wonach die Fahrbereitschaft beim
Erwerb von gebrauchten Kraftfahrzeugen nach dem Parteiwillen jedenfalls vorausgesetzt sein
soll, kann in dieser Allgemeinheit nicht gefolgt werden. Wird nämlich eine Individualabrede im
Bezug auf die Fahrbereitschaft pauschal und ohne Berücksichtigung der Umstände im Einzelfall
unterstellt, so könnte die Gewährleistung für mangelnde Fahrbereitschaft oder Verkehrs- und
Betriebssicherheit in der Praxis allenfalls dadurch beschränkt werden, dass dem
Gewährleistungsausschluss noch eine Klausel hinzugefügt wird, nach der auch insbesondere
solche Mängel als vom Ausschluss erfasst gelten sollen, die die Fahrbereitschaft bzw die
Verkehrs- und Betriebssicherheit betreffen318. Dem idR rechtsunkundigen Veräußerer kann aber
so viel juristisches Feingefühl wohl kaum abverlangt werden. Unterstellt man der kritisierten
Rechtsauffassung schließlich auch noch den Grundsatz, dass die Gewährleistung hinsichtlich

318
P. Bydlinski, Zak 2009, 133.

76
konkludenter Eigenschaftszusagen auch durch die oben erwähnte Zusatzklausel nicht abbedungen
werden kann, was durch den generellen Vorrang der Individualabrede angenommen werden
muss, weil ja sonst im selben Atemzug Eigenschaften zugesagt und die Haftung für dieselben
wieder ausgeschlossen werden könnten, wäre eine wirksame Beschränkung der Gewährleistung
hinsichtlich solcher Mängel, die die Fahrbereitschaft beeinträchtigen, so gut wie unmöglich. Für
eine Auslegung, wonach bestimmte Merkmale der Kaufsache, wie die Fahrbereitschaft oder die
Verkehrs- und Betriebssicherheit, überhaupt der Disposition der Parteien entzogen sein sollen,
findet sich aber im Gesetz keine Stütze, sodass die diesbezüglich von der Rsp vorgenommene
Begründung abzulehnen ist. In der Praxis bleibt der Versuch einer einschränkenden
Leistungsbeschreibung, in der allfällige Mängel so genau wie möglich aufgelistet werden. Selbst
diese Vorgangsweise wird aber nicht in allen Fällen zum Ziel führen können, da dem Übergeber
eine hinreichend genaue und konkrete Beschreibung der Mängel aufgrund fehlender Kenntnis
derselben nicht immer möglich sein wird. Für solche Sachverhalte bleibt dem Veräußerer im
Hinblick auf die gegenwärtige Rsp somit nur der generelle Hinweis auf nicht vorhandene
Fahrbereitschaft – selbst im Falle des Verkaufs eines an sich fahrbereiten KFZ.

Der korrektere Weg liegt in einer sachgerechten Differenzierung: Zunächst muss durch
Vertragsauslegung festgestellt werden, ob die Parteien die Fahrbereitschaft zum Teil ihrer
Vereinbarung erheben wollten bzw ob der Erwerber das Verhalten des Veräußerers
redlicherweise dahin deuten durfte, dass die Fahrbereitschaft als zugesagt gelten solle. Trifft dies
zu, liegt eine Individualabrede vor, die einen allgemeinen Gewährleistungsausschluss verdrängt.
Der Erwerber ist nämlich dann in seinem Vertrauen auf die Eignung eines KFZ zur Verwendung
im Straßenverkehr schutzwürdig, wenn ihm aus dem Verhalten des Übergebers oder sonst aus
den Umständen die Fahrbereitschaft des konkret in Aussicht genommenen Fahrzeugs nahe gelegt
wird. Dies wird sich aber idR nicht lediglich daraus ergeben, dass vom Verkäufer ein für ein
fahrbereites Fahrzeug marktübliches Entgelt verlangt wird, in diesem Fall handelt es sich (nur)
um eine nach der Verkehrsauffassung vorausgesetzte Eigenschaft.

Eine konkludente Vereinbarung kann sich zB daraus ergeben, dass der Veräußerer sich auf die
konkrete Frage hin, ob das KFZ fahrbereit sei, nicht äußert. In einer derartigen Situation muss
sich dieser bewusst sein, dass der potentielle Käufer beabsichtigt, ein Fahrzeug zum sofortigen
Betrieb im Straßenverkehr zu erstehen. Zwar kann bloßes Schweigen üblicherweise nicht als
77
Zustimmung gewertet werden319, weil der Schweigende idR nicht zum Handeln verpflichtet ist320.
Wenn aber dieser nach der Übung des redlichen Verkehrs eine Erklärung schuldet, wird das
Schweigen als Zustimmung bewertet321. Die Fahrbereitschaft gilt nach der Verkehrsauffassung
als Regelfall. Mangels anderslautender ausdrücklicher Erklärung seitens des Veräußerers muss
sich dieser im Klaren darüber sein, dass der Übernehmer diese Eigenschaft seiner
Kaufentscheidung zugrunde legt. Auch ein umfassender Gewährleistungssauschluss vermag
daran nichts zu ändern. Dieser steht deshalb nicht als ausdrückliche Regelung der Annahme einer
schlüssigen Vereinbarung im Weg, weil die schlüssige und die ausdrückliche Erklärung rechtlich
gleichrangig322 sind und die individuelle Zusage dem allgemeinen Gewährleistungssauschluss
stets vorgeht323.

Gelangt man auf Auslegungsebene zu dem Ergebnis, dass der Gewährleistungsausschluss auch
die Fahrbereitschaft umfasst, kann eine Berufung darauf im Hinblick auf massive Mängel
sittenwidrig sein. Maßgeblich für die Beurteilung sind dabei zum einen die Wertminderung im
Bezug auf den Kaufpreis sowie die Sachkunde des Käufers, zum anderen die Art und Weise, wie
der Gewährleistungssauschluss zustande gekommen ist324. Ein formularmäßiger Ausschluss muss
eher an der Sittenwidrigkeit scheitern als ein solcher, der ausdrücklich von den Parteien
vereinbart wurde oder vielleicht sogar vom Erwerber an den Veräußerer herangetragen wurde.
Auch dass der absolute Kaufpreis eine Rolle spielt, wird man im Hinblick darauf, dass der
unentgeltliche Erwerb überhaupt dem Anwendungsbereich der §§ 922 ff ABGB entzogen ist,
nicht leugnen können. Schließlich muss auch berücksichtigt werden, ob der Verzicht mit einer
Preisreduktion einhergegangen ist oder nicht325. Würde man die Sittenwidrigkeit eines

319 4 4
Apathy/Riedler in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 863 Rz 19; Bollenberger in KBB § 863 Rz 8, jeweils mwN.
320
OGH 2 Ob 13/58 JBl 1958, 17 (Gschnitzer).
321 4
Apathy/Riedler in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 863 Rz 19 mwN.
322 3
Rummel in Rummel, ABGB I § 863 Rz 9.
323
Vgl die Nachweise bei FN 277.
324
P. Bydlinski, JBl 2011, 309.
325
P. Bydlinski aaO.

78
„erkauften“ Gewährleistungsverzichts vorschnell bejahen, so wäre damit der Erwerber
ungerechtfertigt im Vorteil. Entpuppt sich nämlich der Leistungsgegenstand, dessen genaue
Beschaffenheit weder Erwerber noch Veräußerer kennen, als mangelfrei, bleibt das Geschäft zum
– aufgrund des übernommenen Risikos – geringeren Preis aufrecht, während stets unter Berufung
auf die Sittenwidrigkeit Gewährleistungsrechte in Anspruch genommen werden könnten, wenn
sich das Geschäft als besonders unvorteilhaft herausstellt326. Dazu ein Beispiel: Ein 20 Jahre alter
Gebrauchtwagen weist in einem ordentlichen Zustand einen Marktwert von 2.000 Euro auf. Sind
hingegen größere Reparaturen fällig, so übersteigen diese den Zeitwert, sodass für ein
mangelhaftes Fahrzeug nahezu ein Wert von 0 verbucht werden müsste. In Anbetracht der
Unkenntnis über den genauen Zustand wird das Fahrzeug unter Ausschluss der Gewährleistung
um 1.000 Euro verkauft. Tritt nun der erstgenannte Fall ein und das Fahrzeug ist 2.000 Euro wert,
hat der Erwerber ein günstiges Geschäft abgeschlossen. Erweist sich hingegen der Wert von 0 als
zutreffend, könnten Gewährleistungsbehelfe geltend gemacht werden. Das Risiko der
Mangelhaftigkeit wäre also, wie Kogler327 zutreffend formuliert, doppelt abgegolten. Die
subjektive Äquivalenz, um die es letztlich geht, lässt sich aber ganz einfach aufrecht erhalten,
indem man die Sittenwidrigkeit eben nur dann korrigierend eingreifen lässt, wenn sich das mit
dem Gewährleistungsausschluss übernommene Risiko nicht oder nur unverhältnismäßig auf den
Kaufpreis niederschlägt.

Schließlich muss noch darauf hingewiesen werden, dass nicht nur umfassende
Gewährleistungsausschlüsse, sondern auch solche Vereinbarungen durch die Parteien, die
lediglich geringfügige Abweichungen von den gewährleistungsrechtlichen
Dispositivbestimmungen beinhalten, zu einem sittenwidrigen Ergebnis führen können. Als
Beispiel sei ein massiver Mangel, der knapp zwei Jahre nach der Übergabe geltend gemacht
werden soll, genannt. Wird in diesem Fall die Sittenwidrigkeit der Berufung auf einen umfassend
abgegebenen Gewährleistungsverzicht bejaht, so muss dies im Größenschluss auch für eine bloße
Verkürzung der Gewährleistungsfrist gelten. Schließlich kann es nicht angehen, dass der
umfassend Verzichtende besser als derjenige gestellt wird, der nur einer Fristverkürzung
zugestimmt hat.

326
Vgl Kogler, EvBl 2011/19.
327
AaO.
79
4.3.2. Fazit

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die stRsp, wonach die Fahrbereitschaft stets als
schlüssig zugesichert verstanden werden kann, mehr Probleme bereitet, als sie löst. Eine solche
schlüssige Zusage geht zwar tatsächlich einem allgemeinen Gewährleistungsausschluss vor, sie
darf aber nur angenommen werden, wenn ganz konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen.

Auf Ebene der Inhaltskontrolle kann ein Gewährleistungssauschluss in Bezug auf besonders
schwerwiegende Mängel als sittenwidrig zu bewerten sein. Dabei sind der erzielte Kaufpreis
sowohl absolut als auch im Verhältnis zum Marktwert der Kaufsache, die durch den Mangel
bedingte Wertminderung, die Sachkunde des Erwerbers, die Umstände, unter denen der
Gewährleistungssauschluss vereinbart wurde, sowie das Maß, bis zu dem der Erwerber
wissentlich und entgeltlich ein Risiko übernommen hat, zu berücksichtigen. Mängel, die zu einer
Wertminderung von mehr als der Hälfte des bezahlten Kaufpreises führen, werden in den
allermeisten Fällen zu einer Sittenwidrigkeit der Inanspruchnahme des
Gewährleistungsausschlusses führen.

80
5. Die Beschränkung der Gewährleistungsrechte
im Verbrauchergeschäft

Entsprechend dem Art 7 Abs 1 RL 1999/44 EG können nach Art 9 Abs 1 KSchG idF des
GewRÄG 2002 die Gewährleistungsbestimmungen der §§ 922 ff ABGB zu Lasten des
Verbrauchers weder abbedungen noch eingeschränkt werden. Dies betrifft insbesondere die
Behelfe des § 932 ABGB, die Beweislastumkehr des § 924, die Fristen des § 933, aber auch
sämtliche andere Regelungen, aus denen sich Einschränkungen der Gewährleistungsrechte zu
Lasten des Verbrauchers ergeben würden, wie zB Regelungen, wonach die Gewährleistungsfrist
nach einem erfolglosen Verbesserungsversuch nicht neu zu laufen beginnt328, oder
Vereinbarungen, nach denen der Verbraucher mit einem Teil der Verbesserungskosten wie
Anfahrts- oder Wegekosten belastet wird329.

5.1. Die Umgehung des Gewährleistungsrechts im Verbrauchergeschäft

Immer dann, wenn Rechtsnormen zwingend ausgestaltet sind, wird in der Praxis oft versucht,
diese zwingende Anwendung durch Umgehungsgeschäfte zu vermeiden330. Vor allem im
Hinblick auf die Gewährleistungsbestimmungen und dabei speziell im KFZ-Handel werden
regelmäßig Konstruktionen gewählt, die die Verbraucherrechte einschränken sollen. Jedoch sind
auch mittelbare Beschränkungen der Gewährleistungsrechte des Verbrauchers unzulässig331. Ein
Umgehungsgeschäft liegt immer dann vor, wenn die Beteiligten den Tatbestand einer Norm zu
vermeiden suchen, deren Anwendung im Sinne der Sach- und Systemgerechtigkeit der

328 3
Kosesnik-Wehrle in Kosesnik-Wehrle (Hrsg), Konsumentenschutzgesetz (2010) § 9 Rz 7.
329 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 3.
330
Najdecki, Umgehung der Schutzvorschriften für den Verbrauchsgüterkauf (2008) 15.
331
744 BlgNR 14. GP 29.

81
Rechtsordnung unbedingt geboten erscheint332. Im Gegensatz zum Scheingeschäft wird das
Umgehungsgeschäft tatsächlich und in der gewählten Form realisiert 333. Eine Umgehungsabsicht
ist nicht erforderlich; es genügt, wenn objektiv der Zweck der sonst anzuwendenden Norm
vereitelt wird334. Unwirksam ist das Umgehungsgeschäft nur insoweit, als dass dadurch der
Zweck der umgangenen Norm frustriert wird335. Führt also eine Umgehungskonstruktion zur
Aufhebung oder Einschränkung der Gewährleistungsrechte des Verbrauchers, so wird dieses
Geschäft (nur) insofern teilnichtig, als dass diese Rechte geschmälert werden.

5.1.1. Die Umgehung durch einschränkende Leistungsbeschreibung

Die einschränkende Leistungsbeschreibung birgt im Anwendungsbereich des KSchG dort


Probleme, wo durch eine solche die zwingende Anwendung des Gewährleistungsrechts
ausgehöhlt wird336. Leistungsbeschreibungen, mit denen im Verbrauchergeschäft die Anwendung
des Gewährleistungsrechts umgangen werden soll, sind grundsätzlich nichtig337. Solche
Leistungsbeschreibungen sind daher einer strengen Einzelfallüberprüfung zu unterziehen338. Die
Wirksamkeit von Vertragsbestandteilen, nach denen zB „mit Mängeln jeglicher Art zu rechnen
ist“ bzw nach denen die Sache „keine gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften aufweist“,
scheitert schon an der mangelnden Konkretisierung der in Kauf zu nehmenden Negativattribute.
Solche allgemeinen Formulierungen, mit denen der Kaufsache schon im Vorhinein alle

332
Schurig, Die Gesetzesumgehung im Privatrecht: Eine Studie mit kollisionsrechtlichen und rechtsvergleichenden
Aspekten, in FS Ferid (1988) 407 f; OGH Ds 1/74; 9 ObA 340/89 RdW 1990, 294 = ecolex 1990, 305; 1 Ob 201/99m
SZ 73/55 uva.
333
OGH 5 Ob 9/03i RdW 2003, 497 = MietSlg 55.102.
334
Gschnitzer, SR AT I 196; Tamussino, Die Umgehung von Gesetzes- und Vertragsnormen (1990) 61 ff; OGH 6 Ob
39/03h SZ 2003/43.
335 3
Krejci in Rummel, ABGB I § 879 Rz 38.
336
Krejci aaO.
337 3 4
Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 3; Kathrein/Schoditsch in KBB § 9 KschG Rz 2; Krejci in Rummel
(Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch II/4³ (2002) § 9 KSchG Rz 5 ff; alle mwN.
338 2
Donath in Schwimann, ABGB Taschenkommentar § 9 KschG Rz 2.

82
denkbaren Positiveigenschaften abbedungen werden, werden als Gewährleistungsausschlüsse
behandelt und sind daher im Verbrauchergeschäft nichtig339. Auch ist an Zusicherungen
bestimmter Eigenschaften unter der Formulierung „soweit dem Verkäufer bekannt“ im
Verbrauchergeschäft ein strenger Maßstab anzulegen340.

Andererseits muss klar sein, dass nicht jede Leistungsbeschreibung als Umgehung angesehen
werden kann341. Schließlich können in einem Vertrag die wechselseitigen Rechte und Pflichten
selbstverständlich auch abweichend von den gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften der
Hauptleistung festgelegt werden342. Bereits in den Materialien343 zum KSchG wurde dargelegt,
dass - wie eine nähere Betrachtung zeige - die gleiche Rechtslage, wie sie durch einen
Gewährleistungsverzicht herbeigeführt werde, meist auch über eine entsprechende
Leistungsbeschreibung allein erreicht werden könne, die mit dem KSchG erreichte Änderung der
grundsätzlichen Verzichtbarkeit der Gewährleistung in eine grundsätzliche Unverzichtbarkeit
also am wirtschaftlichen Ergebnis eines Vertrages nicht viel ändere. Wie diese Abgrenzung
zwischen einer (zulässigen) Leistungsbeschreibung und einem (bei Konsumenten unzulässigen)
Gewährleistungsausschluss zu ziehen ist, muss im Einzelfall entschieden werden.
Umgehungsabsicht wird dort angenommen, wo die Leistungsbeschreibung offensichtlich nicht
den realen Gegebenheiten entspricht344 oder die Pflicht des Unternehmers zur Erbringung einer
mangelfreien Leistung überhaupt ausgeschlossen wird345.

339
Welser/Jud, Gewährleistung § 9 KSchG Rz 2 f.
340
anders aber die deutsche Rsp, die diese durchwegs als bloße Wissensmitteilungen qualifiziert, BGH VIII ZR
253/05, NJW 2008, 1517 = MDR 2008, 740 = NZV 2008, 344 = VersR 2008, 828 = BB 2008, 1142; BGH 02.11.2010,
VIII ZR 287/09.
341
ZB OGH 11.02.1997, 10 Ob 2066/96p; 1 Ob 183/00v SZ 73/160.
342
OGH 11.02.1997, 10 Ob 2066/96p.
343
744 BlgNR 14. GP 42.
344
Krejci in Rummel, ABGB II/4³ § 9 KSchG Rz 6.
345 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 3; Krejci in Rummel, ABGB II/4³ § 9 KSchG Rz 7, Welser/Jud,
Gewährleistung § 9 KSchG mwN.

83
5.1.2. Die Probefahrtklausel

Mit der Abrede, mit der ein KFZ „wie besichtigt und Probe gefahren“ veräußert wird, wird nach
der Rsp die Gewährleistung für solche Mängel ausgeschlossen, die während der Besichtigung
und der Probefahrt erkennbar gewesen wären, nicht aber für versteckte Mängel346. Eine solche
Klausel wird von der Zusage, es handle sich um einen „werksgeprüften Gebrauchtwagen in
erstklassigem Zustand“ eingeschränkt, sodass ein solcher Wagen keinen wesentlichen und
kostenintensiven Reparaturbedarf aufweisen darf347.

Nach überwiegender Lehre handelt es sich bei „Probefahrtklauseln“ um


Gewährleistungseinschränkungen, sodass diese im Verbrauchergeschäft wegen Verstoßes gegen
§ 9 KSchG nichtig sind348. Als Grund für die Qualifikation als Gewährleistungsausschluss wird
angeführt, dass es an der Präzisierung eines konkreten Mangels fehle349.

Entgegen der hL handelt es sich bei genauerer Betrachtung jedenfalls in Bezug auf solche
Mängel, die der Erwerber tatsächlich erkannt hat, aber bloß um einen Fall einer einschränkenden
Leistungsbeschreibung, werden doch solche Mängel vom Erwerber akzeptiert und damit
Vertragsbestandteil. Viele Eigenschaften eines Fahrzeuges können durch Worte oder Bilder gar
nicht hinreichend genau beschrieben werden, sondern nur im Rahmen einer Probefahrt vom
Erwerber erfasst werden. Die Probefahrt dient also einem subjektiven Eindruck des potentiellen
Erwerbers vom Kaufgegenstand. Mit anderen Worten handelt es sich bei der Probefahrt per se
um einen Teil der Leistungsbeschreibung.

346
OGH 2 Ob 218/52 SZ 25/73 = HS 1806; 5 Ob 80/64 HS 4313/45; 5 Ob 226/71 KRES 5/61 = JBl 1972, 531 = ÖJZ
1972/170; Urbanek, Besichtigungsklauseln und Gewährleistungsverzicht, ecolex 1998, 119 (120); ebenso OGH 7 Ob
28/13p ZVR 2014, 318 (Janezic, Luftfahrrechtliche Entscheidungen aus den Jahren 2013 und 2014) zur Klausel „wie
besichtigt und Probe geflogen“.
347
HS 5.361/44: Getriebelager.
348 4
P. Bydlinski in KBB § 929 Rz 3; Kathrein, Gewährleistung im Verbrauchergeschäft, ecolex 2001, 426; offen
3
lassend Mendel, Zak 2006, 269; für die deutsche Lehre zB Faust in Bamberger/Roth BGB II § 475 Rn 13.
349
Tiedtke/Burgmann, Gewährleistungs- und Haftungsausschluss beim Verkauf gebrauchter Sachen an und
4
zwischen Verbrauchern, NJW 2005, 1153; vgl Himmelreich/Andreae/Teigelack, Autokaufrecht (2011) § 16 Rn 16.
84
Die Bestimmung des § 9 KSchG bezieht sich nur auf Verzichte, die vor Kenntnis des Mangels
abgegeben wurden; ein Verzicht nach Kenntnis iSd § 1444 ABGB bleibt zulässig350. An einen
stillschweigenden Verzicht müssen der Ratio des KSchG entsprechend strenge Anforderungen
gestellt werden. Bloße Erkennbarkeit des Mangels reicht nicht aus351. Aus diesem Grund sind
nach hL Probefahrtklauseln, die für erkennbare Mängel faktisch einem Gewährleistungsverzicht
gleichkommen, bei Verbrauchergeschäften unzulässig352. Nach der bereits oben zur
Kategorisierung von Probefahrtklauseln vertretenen Meinung müsste konsequenterweise auch
hier die folgende Differenzierung vorgenommen werden: Mängel, die während der Probefahrt
vom Verbraucher tatsächlich bemerkt wurden, konnten von diesem bereits im Rahmen der
Vertragsverhandlungen berücksichtigt werden. Diese wurden also bereits unter Berücksichtigung
der subjektiven Äquivalenz im Vertrag angesprochen und konkretisieren lediglich das
Geschuldete. Im Hinblick auf bei der Probefahrt tatsächlich erkannte Mängel dient also die
Probefahrtklausel bloß als Feststellung, dass die Probefahrt als Teil der Leistungsbeschreibung
gilt und die dabei zu Tage getretenen Eigenschaften Vertragsbestandteil sind. Ob der Vertrag
schon für sich genommen Störungen der subjektiven Äquivalenz aufweist, ist nach den dafür
vorgesehenen Rechtsinstituten des Wuchers und der Laesio Enormis und nicht nach
Gewährleistungsrecht zu beurteilen.

Selbst wenn man aber der hA insoweit folgt und die Probefahrtklausel auch hinsichtlich
tatsächlich erkannter Mängel statt als Leistungsbeschreibung als Gewährleistungsverzicht deutet,
gelangt man zum selben Ergebnis. Wurde nämlich ein Mangel bei der Probefahrt erkannt, liegt
kein (unzulässiger) Gewährleistungsverzicht vor Kenntnis des Mangels, sondern ein (auch im
Verbrauchergeschäft zulässiger) Verzicht nach Kenntnis desselben vor.

350 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 2; zum Verhältnis zwischen § 929 und § 1444 ABGB: Holly in ABGB-
1.01
ON § 1444 Rz 27 f.
351
Apathy aaO; Holly aaO.
352
OGH 5 Ob 226/71 EvBL 1972/170 = JBl 1972, 531; Urbanek, ecolex 1998, 120; Welser/B. Jud, Gewährleistung
3 3
Rz 3; Reischauer in Rummel, ABGB I § 929 Rz 2; Kathrein, ecolex 2001, 428; Apathy in Schwimann, ABGB V § 9
KSchG Rz 2.

85
Beweispflichtig dafür, dass der Erwerber den konkreten Mangel bemerkt hat, ist nach der
allgemeinen Regel, wonach jeder die Behauptungs- und Beweislast dafür trägt, dass der
Tatbestand einer für ihn günstigen Rechtsnorm erfüllt ist353, der Übergeber.

Somit verbliebe für die Unzulässigkeit von Probefahrtklauseln der Anwendungsbereich der
erkennbaren, tatsächlich aber nicht erkannten Mängel. Aber auch hier zeigt sich im Ergebnis kein
Unterschied zwischen der Qualifizierung der Probefahrtklausel als Einschränkung der
Gewährleistungsrechte und jener Ansicht, die die Probefahrt als Teil der Vertragsverhandlungen
wertet. Denn die Klausel wird im Verbrauchergeschäft nach der erstgenannten Ansicht in
Hinblick auf erkennbare, tatsächlich aber nicht erkannte Mängel dennoch greifen, wenn der
Übergeber behauptet, dass der Übernehmer den Mangel vor Vertragsschluss und damit vor
Abgabe der Verzichtserklärung gekannt hat. Ein solcher Verzicht nach Kenntnis des Mangels
wird ja von § 9 KSchG nicht ausgeschlossen. Nach den Beweislastregeln wäre der Übergeber für
das Zutreffen seiner Behauptung beweispflichtig. Ist aber der Mangel für den Erwerber ohne
besondere Aufmerksamkeit und nähere Untersuchung ohne weiteres erkennbar gewesen, so wird
nach der allgemeinen Lebenserfahrung die Vermutung bestehen, dass der Übernehmer diesen
auch tatsächlich bemerkt hat, sodass erst recht letzterer gehalten wäre, den Gegenbeweis zu
erbringen. Zum gleichen Ergebnis gelangt man, wenn man die vom Erwerber während der
Probefahrt festgestellte Beschaffenheit als Teil des Vertragsinhalts ansieht. Auch dann müsste der
Erwerber auf entsprechendes Vorbringen des Übergebers hin beweisen, dass er – entgegen der
allgemeinen Lebenserfahrung – den leicht erkennbaren Mangel tatsächlich nicht bemerkt hat und
dieser daher nicht Teil der Kaufvereinbarung werden konnte. Freilich dürfen bei einer solchen
Sichtweise die Anforderungen an die Fähigkeit des Verbrauchers, bestimmte Mängel zu
erkennen, nicht allzu hoch angesetzt werden, um diesen nicht in einen unbilligen Beweisnotstand
zu drängen354.

353 4
Rechberger in Rechberger, ZPO Vor § 266 Rz 11 mwN.
354
Nach LG Hamburg 26.03.2010, 322 O 222/09 muss es (hier dem Veräußerer) nach der allgemeinen
Lebenserfahrung auf einer 1.000 km langen Überstellungsfahrt jedenfalls auffallen, wenn der Kilometerzähler nicht
funktioniert.

86
Die hA ignoriert, dass eine Gewährleistungsbeschränkung im Bezug auf vom Übernehmer
tatsächlich erkannte Mängel sachlogisch keinen vom Verbot des § 9 KSchG erfassten Verzicht
auf die Gewährleistung vor Kenntnis des Mangels bilden kann und bewertet daher eine solche
Klausel im Verbrauchergeschäft pauschal und ohne nähere Begründung als unzulässig355. Wie
erwähnt bildet der Gewährleistungsverzicht eine Nichtbegründung von Rechten, die idR durch
eine Gegenleistung, typischerweise einen geringeren Kaufpreis, kompensiert wird. Die
(entgeltliche) Übernahme des bloßen Risikos der Mangelhaftigkeit durch den Verbraucher wird
diesem also nach hA nicht zugemutet, während die Leistung einer von der üblicherweise
vorausgesetzten Idealqualität abweichenden Sache sehr wohl vereinbart werden kann, wenn die
Abweichungen hinreichend konkretisiert werden. Dieses Ergebnis ist insofern schlüssig, als dem
Verbraucher im Fall der Beschreibung der vom Ideal abweichenden Beschaffenheit die Tragweite
seiner Erklärung unmittelbar in Form der konkreten Negativeigenschaft vor Augen geführt wird.
Dass es dem Verbraucher in bestimmten Fällen nicht zugemutet wird, gegen Entgelt ein Risiko
zu übernehmen, entspricht den Wertungen, die der Gesetzgeber zum Verbraucherschutz getroffen
hat. Es erscheint jedoch unbillig, im Verbrauchergeschäft einer Probefahrtklausel unter Berufung
auf das Gewährleistungsrecht die Wirksamkeit auch im Hinblick auf solche Mängel zu nehmen,
die vom Verbraucher leicht zu bemerken gewesen wären und bereits Hand in Hand mit einem
entsprechend diesem Risiko verminderten Kaufpreis gegangen sind. Damit wird dem Händler,
der ein Fahrzeug mit mehreren ihm unbekannten Mängeln zu einem dem Zustand nach
angemessenen, günstigen Preis an einen (allenfalls sogar sachkundigen) Interessenten veräußern
will, der bewusst – aus welchen Gründen auch immer – ein genau solches Fahrzeug, also die
sprichwörtliche Katze im Sack, erwerben will, eine solche Transaktion nahezu verunmöglicht.
Fahrzeuge, bei denen sich die genaue Feststellung und Auflistung aller potentiellen Mängel
aufgrund des geringen Restwerts wirtschaftlich nicht lohnt, können nur noch als Ersatzteilträger,
Schrottfahrzeuge, Restaurationsobjekte udgl veräußert werden. Selbst dann verbleibt eine
gewisse Restgefahr, dass vom Gericht der Verweis auf diese Eigenschaft als Umgehungsversuch
qualifiziert und daher als nichtig beurteilt wird.

355 3
Kathrein, ecolex 2001, 428; Welser/B. Jud, Gewährleistung Rz 3; Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 2.

87
5.1.3. Die Umgehung durch Strohmann- und Agenturgeschäfte

Auch durch Ausschaltung der Unternehmereigenschaft des Übergebers wird oft die Umgehung
des § 9 KSchG versucht. Die Eigenschaft als Unternehmer bzw Verbraucher steht jedoch nicht
zur Disposition der Parteien356. Vermerke im Kaufvertrag wie „von privat“ udgl sind daher
unbeachtlich357. Auch das Vorschieben eines nicht unternehmerisch tätigen Strohmanns ist
unzulässig. Gerade bei Oldtimern, die, auch wenn sie von Händlern angeboten werden, so gut
wie immer aus privatem Vorbesitz dorthin gelangen, ist die in der Praxis durchgeführte Anzahl
an sogenannten Vermittlungsverkäufen hoch. Der OGH hat eine (in casu der Steuerersparnis
dienende) Übereinkunft, wonach anstelle des Händlers der Erstverkäufer, der seinen
Gebrauchtwagen in Zahlung gegeben hatte, Vertragspartner des zweiten (potenziellen) Käufers
werden soll, als nichtiges Scheingeschäft beurteilt358. Da zum Zeitpunkt der Zuzählung des
Geldbetrages keineswegs festgestanden sei, ob, an wen und um welchen Kaufpreis das Auto in
der Folge weiterverkauft würde, vielmehr das Geschäft als abgewickelt angesehen wurde, könne
von einem Vermittlungsvertrag keine Rede sein.

Natürlich ist aber nicht jedes Vermittlungsgeschäft per se als Umgehung anzusehen. Dass der
Kaufvertrag unter Mitwirkung eines KFZ-Händlers geschlossen wurde, bedeutet nicht
automatisch, dass dieser als Verkäufer aufgetreten ist. Genauso kann das Geschäft unmittelbar
zwischen privatem Erstverkäufer und Zweitkäufer stattfinden und der Händler tatsächlich nur als
Vermittler auftreten, zB indem dieser seine Infrastruktur oder seinen Kundenstock zur Verfügung
stellt. Für die Beurteilung, ob ein Schein- bzw ein Umgehungsgeschäft vorliegt, ist maßgeblich,
wer das wirtschaftliche Risiko trägt359. Wenn der Händler dem Erstverkäufer schon im Vorhinein
eine vom tatsächlichen Verkaufserlös unabhängige Summe zuzählt, spricht dies dafür, dass zwei
voneinander unabhängige Transaktionen stattfinden. Auch der Umstand, wer als letztes über das

356 6
Vgl Micklitz in MünchKomm BGB I § 13 Rn 33; Denkinger, Der Verbraucherbegriff (2007) 472.
357 9
Reinking/Eggert, der Autokauf Rn 1074; vgl AG München 251 C 7612/03 DAR 2004, 159.
358
OGH 7 Ob 171/71 VersR 1972, 797 = JBl 1972, 473 (krit F. Bydlinski).
359
So auch BGH VIII ZR 175/04 NJW 2005, 1039 = ZIP 2005, 442 = MDR 2005, 568 = NZV 2005, 188 = WM 2005, 807
= DB 2005, 825.

88
Kaufobjekt wirtschaftlich verfügungsberechtigt war, kann Anhaltspunkte liefern.
Umgehungsabsicht hat die deutsche Rsp in einem Fall angenommen, in dem ein PKW in den
Verkaufsräumen eines Händlers nicht im Namen des im Fahrzeugbrief aufscheinenden
Vorbesitzers, sondern eines dort nicht genannten Dritten veräußert wurde360.

5.1.4. Der Verkauf als „Bastlerfahrzeug“

Ein weiterer beliebter Zusatz in Vertragstexten oder Inseraten zu Gebrauchtwagen- oder


Oldtimerverkäufen ist der Hinweis, es handle sich um ein „Bastlerfahrzeug“. Dadurch soll zum
Ausdruck kommen, dass das Fahrzeug durch eine nicht näher konkretisierte
Reparaturbedürftigkeit nicht sofort eingesetzt werden kann. Dies führt dazu, dass keine der
möglicherweise nach der Übergabe zutage tretenden, negativen Eigenschaften die
Mangelhaftigkeit begründen kann. Demnach kann die Verwendung einer solchen
Leistungsbeschreibung einem im Verbrauchergeschäft unzulässigen Gewährleistungsausschluss
gleichkommen. Umgehungsabsicht kann wohl dann angenommen werden, wenn das als
„Bastlerfahrzeug“ angebotene Kaufobjekt einerseits fahrbereit ist und andererseits zu einem Preis
angeboten wird, der bei Leistung einer einwandfreien Sache als marktgerecht angesehen werden
kann361.

Die weitgehende Unwirksamkeit einer solchen Klausel kann aber in einem solchen Fall freilich
auch schon aus der Vertragsauslegung resultieren, wenn die Eigenschaftsangabe
„Bastlerfahrzeug“ in Widerspruch zum restlichen Vertragsinhalt steht. Wenn nämlich der klar
übereinstimmende Parteiwille der bloßen Bezeichnung als nicht funktionsfähig oder als
„Bastlerfahrzeug“ etc gegenübersteht, wird letztere dem Wortlaut nach nicht schon für sich
eindeutige Formulierung eben so zu interpretieren sein, dass diese mit dem erkennbaren
Parteiwillen in Einklang steht. Dies wird insbesondere bei Vereinbarung eines abweichenden

360
OLG Celle 7 U 176/05 ZGS 2007, 79.
361
So OLG Oldenburg 9 W 30/03 ZGS 2004, 75 zum Kauf eines Gebrauchtwagens um 4.900,-- Euro, wobei in diesem
Fall freilich die beklagte Händlerin selbst vorgebracht hatte, die Bezeichnung in erster Linie gewählt zu haben, um
nicht für die Mangelhaftigkeit einstehen zu müssen.

89
Verwendungszwecks, nämlich wenn sich die Parteien ausdrücklich oder konkludent über eine
Nutzung des KFZ im Straßenverkehr verständigt hatten, der Fall sein. Die Individualabrede, mit
der die verkehrs- und betriebssichere Verwendung im Straßenverkehr zugesagt wird, verdrängt
nämlich die pauschale Kategorisierung als „Bastlerauto“, soweit sie sich auf Mängel bezieht, die
einer solchen Nutzung entgegenstehen. Andererseits ist auch nicht anzunehmen, dass die Parteien
mit dem in den Vertragstext aufgenommenen Zusatz eine völlig wirkungslose Vereinbarung
treffen wollten. In einer solchen Konstellation ist daher davon auszugehen, dass sich die Parteien
auf den Verkauf eines Autos zum „Fahren“ einigen wollten, insoweit aber dadurch das Fahren
nicht beeinträchtigt wird, auch zum „Basteln“. Der Erwerber wird dann die Leistung eines
Fahrzeugs erwarten dürfen, das möglicherweise Mängel aufweist, die die Verkehrs- und
Betriebssicherheit nicht beeinträchtigen (zB Mängel an der Innenausstattung, Lackfehler udgl),
da ja der Kaufgegenstand insoweit „zum Basteln“ erworben wurde. Insbesondere „leichte
Mängel“ iSd § 10 Abs 2 Z 2 PBStV werden daher vom Übernehmer eines „Bastlerfahrzeugs“
jedenfalls zu tolerieren sein.

Auf der anderen Seite kann es den Händlern nicht zugemutet werden, jedes Fahrzeug auf Mängel
hin zu untersuchen und umfangreiche Mängellisten zu erstellen. Gerade im niedrigen
Preissegment wäre eine solche Vorgangsweise wirtschaftlich nicht sinnvoll. Außerdem unterliegt
es auch im Verbrauchergeschäft der Autonomie der Parteien, einen Vertrag über den Kauf eines
Fahrzeugs abzuschließen, das seiner Beschaffenheit nach zumindest zunächst nur noch zum
Basteln geeignet ist. Mit einer generellen Unwirksamkeit einer Beschaffenheitsvereinbarung als
„Bastlerauto“ wäre auch denjenigen Verbrauchern nicht gedient, die tatsächlich an preisgünstigen
Fahrzeugen zur Eigenreparatur interessiert sind. Maßgeblich für die Zuordnung, ob eine zulässige
Leistungsbeschreibung oder eine unzulässige Umgehung des § 9 KSchG vorliegt, ist die
erkennbare Absicht des Käufers, die sich in erster Linie aus dem bezahlten Kaufpreis und dem
tatsächlichen Zustand der Kaufsache ermitteln lässt362.

362
Najdecki, Verbrauchsgüterkauf 120 f. Demnach soll auch die Zuordnung des Erwerbers zu einem bestimmten
Personenkreis, nämlich jenem der „Bastler“ ausschlaggebend sein. Dies geht insofern zu weit, als es nicht Aufgabe
des Veräußerers sein kann, aktiv das Motiv des potentiellen Käufers für dessen Anschaffung zu erforschen.

90
5.1.5. Fazit

Letztlich geht es bei der Bestimmung des § 9 KSchG um den Schutz berechtigter
Verbrauchererwartungen363. Wann immer der Verbraucher die Tragweite seines Entschlusses
erkennen und den Mangel ins Kalkül ziehen kann, ist die Umgehungsabsicht zu verneinen364.
Wie an anderer Stelle bereits betont, kann es nicht Aufgabe des Gewährleistungsrechts sein, die
Parteien vor dem Abschluss wirtschaftlich ungünstiger Verträge zu bewahren365. Je klarer daher
in der von den Parteien abgeschlossenen Vereinbarung zum Ausdruck kommt, dass das
angebotene Fahrzeug bestimmte, näher konkretisierte Negativeigenschaften aufweist, desto
weniger wird man von einer Umgehung des Gewährleistungsrechts ausgehen dürfen. Es liegt
dann keine Abweichung des Geleisteten vom Geschuldeten vor, sondern das Geschuldete bleibt
allenfalls hinter dem Wert der Gegenleistung zurück. Das Ungleichgewicht gründet sich daher
schon auf den Vertrag selbst, sodass für solche Fälle ein weiteres Mal auf die für diese
Konstellationen geschaffenen Rechtsinstitute des Wuchers und der Laesio Enormis verwiesen
werden muss.

5.2. Die Verkürzung der Gewährleistungsfrist im Verbrauchergeschäft

Art 7 Abs 1 der RL 1999/44 EG sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten die Frist, innerhalb derer ein
Unternehmer dem Verbraucher für mangelhafte Leistung einzustehen hat, für gebrauchte,
bewegliche Sachen auf nicht weniger als ein Jahr verkürzen können. Von dieser Möglichkeit hat
der österreichische Gesetzgeber Gebrauch gemacht366. Diese Maßnahme soll auch verhindern,
dass im Gebrauchtwagenhandel vermehrt auf (zB die im vorangegangenen Kapitel
beschriebenen) Umgehungsgeschäfte umgestiegen wird367.

363
Welser/B. Jud, Reform des Gewährleistungsrechts 42, 47; Welser/B. Jud, Gewährleistung § 922 ABGB Rz 14.
364
Vgl Fenyves in Krejci, KSchG-HB 397 ff.
365
Vgl FN 148.
366
Uzw in Abänderung der RV im JA, JAB 522 BlgNR 21. GP 2.
367
Kathrein, Gewährleistung im Verbrauchergeschäft, ecolex 2001, 426 (428).
91
Zulässig ist eine Fristverkürzung auf jeden Zeitraum von mindestens einem Jahr368. Diese
erfordert eine Vereinbarung, die im Einzelnen ausgehandelt wurde. Aus diesem Grund scheidet
eine Verkürzung in AGB aus369. Damit soll ausgeschlossen werden, dass sich im Handel mit
gebrauchten Gütern generell eine Fristverkürzung einbürgert370.

Die Fristverkürzung kann einerseits im Verbrauchergeschäft nur für bewegliche Sachen


zulässigerweise vereinbart werden, andererseits muss es sich um gebrauchte Sachen handeln.
Dies ist insbesondere beim Verkauf von Ausstellungsstücken und Vorführgegenständen nicht der
Fall371. Ob eine Sache gebraucht ist, richtet sich nach der Verkehrsauffassung372.

5.2.1. Der Begriff der „gebrauchten“ Ware

Eine Sache ist gebraucht, wenn sie durch die bisherige Verwendung bereits einen Wertverlust
erlitten hat, aufgrund dessen der Verbraucher an diese nicht die gleichen Erwartungen wie an ein
fabrikneues Produkt stellen darf373. Der Begriff der gebrauchten Ware muss daher wohl derart
interpretiert werden, dass es sich auch dann um solche handelt, wenn die zu schützenden
Verbrauchererwartungen an den gebrauchten Kaufgegenstand aus anderen Gründen als dem
vorangegangenen bestimmungsgemäßen Gebrauch gegenüber an Neuware gestellte
Anforderungen zurücktreten. So ist zB ein Neuwagen, der beim Transport zum Autohaus vom
Transporter gefallen ist und dabei einen Totalschaden erlitten hat, immer noch „neu“ iSv
unbenutzt. Dennoch wird der Verbraucher, der ein solches Unfallwrack erwirbt,
vernünftigerweise nicht mehr die Erwartungen an eine solche Kaufsache stellen können, wie dies

368 4 3
Kathrein in KBB § 9 KSchG Rz 4; Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 9.
369
Kathrein, ecolex 2001, 428; Welser/B. Jud, Gewährleistung Rz 8; Kletečka, Gewährleistung Rz 7.
370
JAB 522 BlgNR 21. GP 2.
371
Ibid; Kathrein, ecolex 2001, 428.
372 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 9 KSchG Rz 8; vgl BGH IV ZR 334/55 BGHZ 20, 159 = DB 1956, 373 = JZ 1956,
321 = NJW 1956, 788.
373
JAB 522 BlgNR 21. GP 2.

92
beim Erwerb eines neuen Produkts der Fall wäre. Genauso wird die Verkürzung für Tiere und
Pflanzen als zulässig erachtet374, auch wenn diesbezüglich eine Abgrenzung zwischen
„gebrauchtem“ und „neuem“ Zustand wenig praxisnah scheint.

Speziell für Kraftfahrzeuge wurde die explizite Regelung des § 9 Abs 1 S 3 KSchG geschaffen:
Demnach muss seit dem Tag der Erstzulassung mindestens ein Jahr verstrichen sein, damit die
Fristverkürzung wirksam vereinbart werden kann. Durch diese Regelung können
Gebrauchtwagen nach einem objektiven Kriterium von „Beinahe-Neuwagen“, wie
Vorführfahrzeugen, Fahrzeugen mit Tageszulassung etc, abgegrenzt werden 375. Steht ein
Fahrzeug aufgrund von Absatzproblemen schon viele Jahre bei einem Händler, ohne jemals
zugelassen worden zu sein, stellt sich die Frage, ob es sich um ein neues oder ein gebrauchtes
Kraftfahrzeug handelt. Dieselbe Problematik ergibt sich auch in der oben beschriebenen
Konstellation eines bereits vor der Erstzulassung verunfallten Neuwagens. Grundsätzlich müsste
die speziellere Regelung des § 9 Abs 1 S 3 KSchG der allgemeineren des S 2 leg cit vorgehen,
doch scheint eine Lösung in diese Richtung wenig sachgerecht. Hier dürfte wohl eine Reduktion
auf jene Fälle geboten sein, in denen der Verbraucher vernünftigerweise die bei einem (Beinahe-)
Neuwagen vorausgesetzten Eigenschaften erwarten darf.

5.2.2. Der Oldtimer als „gebrauchte“ Ware

Prima facie fallen auch Oldtimer unter die Bestimmung des Art 9 Abs 1 S 3 KSchG, ist doch seit
ihrer ersten Zulassung jedenfalls mehr als ein Zeitraum von nur einem Jahr vergangen.

Allerdings wird für Antiquitäten die Meinung vertreten, dass für diese eine Fristverkürzung
unzulässig sei376. Schließlich kauft der Erwerber diese Gegenstände gerade deshalb, weil sie

374
Fischer-Czermak, Zwei Fragen zur Gewährleistungsreform, in FS Krejci (2001) 1176; vgl Schmidt-Räntsch, ZIP
1998, 849 (852 f).
375
Fischer-Czermak aaO.
376
Kathrein, ecolex 2001, 428; Welser/B. Jud, Gewährleistung Rz 10; Kletečka, Gewährleistung
Rz 8; Krejci in Rummel, ABGB II/4³ § 9 KSchG Rz 18a.

93
unter anderem aufgrund ihres Alters die Bezahlung eines Liebhaberpreises rechtfertigen. Die –
schon für sich genommen problematische – Annahme, dass der Übernehmer gebrauchte Waren
idR zu einem günstigeren Preis ersteht und daher seine Erwartungshaltung pauschal als weniger
schutzwürdig anzusehen ist, vermag für solche Gegenstände umso weniger zu überzeugen. Auch
Kunstgegenstände, wie insbesondere Werke der bildenden Kunst, für deren Wertbildung der
Umstand, ob sie neu oder gebraucht sind – sofern man sinnvollerweise überhaupt von einem
„gebrauchten“ Kunstwerk sprechen kann –, keine Rolle spielt, können nach dieser Überlegung
nicht von der gebrauchte Güter betreffenden Ausnahmeregelung erfasst sein.

Auch für Oldtimer wird man im Hinblick darauf, dass diese aufgrund ihres Alters, ihres
Pflegezustands, ihrer Seltenheit und ihrer Beliebtheit innerhalb eines bestimmten Personenkreises
oft Liebhaberpreise erzielen, die sogar weit über dem ursprünglichen Neuwert liegen können,
nicht ohne weitere Auseinandersetzung davon ausgehen können, dass die Erwartungshaltung des
Oldtimerkäufers eine geringere Schutzwürdigkeit aufweist als jene des Neuwagenkäufers.
Während die Annahme, dass gebrauchte Ware üblicherweise durch ihre bisherige Verwendung
an Wert verliert, für Gebrauchsgegenstände durchaus zutrifft, kann es sich bei Liebhaberobjekten
wie Oldtimern geradezu ins Gegenteil verkehren: Bei solchen Stücken führt diese bisherige
Verwendung nämlich gerade erst zu einer Steigerung ihres Wertes gegenüber dem ursprünglichen
Neuzustand. Für solche Fälle könnte daher eine teleologische Reduktion des § 9 Abs 1 S 3
KSchG erwogen werden.

Unter dieser Hypothese wäre der Grad der Schutzwürdigkeit der Erwartungshaltung des
Verbrauchers in Abhängigkeit davon zu beurteilen, welche Anforderungen der Erwerber
vernünftigerweise an ein älteres Fahrzeug stellen kann. Je höher der bezahlte Kaufpreis und je
besser der vereinbarte Erhaltungs- und Pflegezustand des Kaufobjekts sind, desto eher werden
diese Anforderungen jenen des Neuwagenkäufers nahe kommen.

Unstrittig würden daher jene Fahrzeuge, die der Vereinbarung nach den Pflegezustand 1 gemäß
dem Bewertungssystem nach Classic Data377 aufweisen sollen, nicht den gebrauchten Gütern
zuzuordnen und daher einer Verkürzung der Gewährleistungsfrist im Verbrauchergeschäft nicht

377
Siehe bei 1.4.

94
zugänglich sein. Denn bei einem Fahrzeug dieser Zustandsnote handelt es sich nach deren
Definition um ein unbenutztes Original (Museumsauto) oder mit Neuteilen komplett restauriertes
Spitzenfahrzeug, dessen Zustand als „wie neu oder besser“ bewertet und bezogen auf den
heutigen Gebrauchtwagenmarkt mit einem Neuwagen mit maximal 1.000 km Laufleistung
verglichen werden kann378.

Ebenso unstrittig würden Fahrzeuge der Zustandsnote 3 nach der von Classic Data erstellten
Bewertungsmethode nicht von der Unzulässigkeit der Gewährleistungsverkürzung im
Verbrauchergeschäft ausgenommen sein, weil sie gemäß ihrer Einordnung unter diese Note
Gebrauchsspuren und trotz Fahrbereitschaft kleinere Mängel aufweisen können und am heutigen
Gebrauchtwagenmarkt vier bis acht Jahre alten, normal gepflegten Fahrzeugen mit einer Leistung
von 50.000-100.000 km entsprechen würden.

Schließlich handelt es sich bei Fahrzeugen der Kategorie 2 um solche, bei denen man (nur) bei
näherer Betrachtung leichte Gebrauchsspuren findet und die im Vergleich mit heutigen
Gebrauchtwagen einem zwei bis drei Jahre alten, gepflegten Fahrzeug mit max. 40.000
Laufleistung entsprechen würden. Die Tatsache, dass sich der Zustand klassischer Automobile
dieser Zustandsnote am ehesten in einem zwei bis drei Jahre alten Äquivalent am
Gebrauchtwagenmarkt widerspiegeln würde, deutet darauf hin, dass vom Verbraucher nicht mehr
die gleiche Perspektive wie beim Neuwagenkauf eingenommen werden könnte. Für das Gros der
am Markt angebotenen Fahrzeuge dieser Zustandskategorie wäre daher die Zulässigkeit der
Verkürzung der Gewährleistungsfrist auch im Verbrauchergeschäft zu bejahen.

Für Fahrzeuge, deren Zustand zwischen den Noten 1 und 2 liegt, wäre eine Einzelfallbetrachtung
vorzunehmen. Könnte die vereinbarte Beschaffenheit des verkauften Oldtimers mit jener eines
(fast) neuen Fahrzeuges verglichen werden und wären daher die berechtigten Erwartungen des
Verbrauchers aus diesem Grund ebenso schützenswert wie die eines Neuwagenkäufers, müsste es
im Verbrauchergeschäft bei der Frist von zwei Jahren bleiben.

378
Classic Data, Definition der Zustandsnoten.
95
Allerdings bleibt es nach dem Willen des Gesetzgebers auch für besonders billige und
minderwertige Neuware bei der Unzulässigkeit der Fristverkürzung, während bei hochwertigen
gebrauchten Gegenständen dem Verbraucher die Fristverkürzung stets zugemutet wird. Nach
dem Empfinden des Gesetzgebers können also weder der Kaufpreis noch der Umstand, dass
bestimte Waren durch den vorangegangenen Gebrauch an Wert zunehmen können, für sich
genommen zusätzliche Kriterien darstellen, sodass die Fristverkürzung de lege lata für sämtliche
gebrauchte Sachen und daher auch für (alle) Oldtimer zulässig ist.

96
6. Die Folgen der Mangelhaftigkeit

Durch § 932 ABGB werden dem Übernehmer einer mangelhaften Leistung Instrumente in die
Hand gegeben, mit denen das in der Mangelhaftigkeit begründete Missverhältnis zwischen
Geschuldetem und Geleistetem beseitigt und die subjektive Äquivalenz wiederhergestellt werden
sollen. Art 3 Abs 3 der RL 1994/44 EG sieht ein Stufensystem vor, wonach der Verbraucher
zunächst nur eine unentgeltliche Verbesserung des gelieferten Verbrauchsgutes oder eine
unentgeltliche Ersatzlieferung verlangen kann379. Nur im Fall der Unmöglichkeit oder
Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung und des Austauschs können die Behelfe der zweiten
Stufe, nämlich Preisminderung oder – wenn es sich um einen nicht geringfügigen Mangel handelt
– Wandlung begehrt werden. Mit dem GewRÄG 2002 wurde dieses Stufensystem in das
österreichische Recht übernommen380. Damit soll dem mangelhaft leistenden Übergeber eine
zweite Chance eingeräumt werden, den Vertrag in einem weiteren Anlauf doch noch
ordnungsgemäß zu erfüllen. Es soll ihm also ein „Recht zur zweiten Andienung381“ eingeräumt
werden, durch welches er dem Übernehmer im Wege der Nacherfüllung doch noch eine
mangelfreie Sache verschaffen, damit die weiteren Rechtsbehelfe des Käufers abwenden und sich
den Kaufpreis sichern kann. Mit dem grundsätzlichen Vorrang der Verbesserung iwS ist nach den
Mat382 keine Schlechterstellung des Übernehmers verbunden, da so lediglich dem ursprünglichen
Parteiwillen, der auf die Erfüllung des geschlossenen Vertrags gerichtet ist, Rechnung getragen
wird383.

379
Hingegen war im der RL zugrundeliegenden Vorschlag der Kommission noch ein freies Wahlrecht seitens des
Verbrauchers vorgesehen, Art 3 Abs 4 KOM (95) 520 endg 14; eine Auflistung der für und gegen den
Verbesserungsvorrang sprechenden Argumente findet sich in Welser/B. Jud, Gewährleistung § 932 ABGB Rz 3 ff.
380
ErläutRV 422 BLgNR 21. GP 15.
381
Der Begriff der „Andienung“ geht wohl auf Großmann-Doerth, Die Rechtsfolgen vertragswidriger Andienung
(1934) 12 zurück.
382
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 19.
383
Reischauer, JBl 2002, 137, 144.

97
6.1. Unerhebliche Mängel

Nach § 932 Abs 2 ABGB idF vor dem GewRÄG 2002 hatte eine unerhebliche Minderung des
Wertes außer Betracht zu bleiben. Diese Passage wurde nicht in die Neufassung des § 932 ABGB
übernommen. Allerdings wurde in den Mat ausgeführt, dass dadurch die materielle Rechtslage
nicht geändert werden sollte384.

Nach hA zur alten Rechtslage wurde vertreten, dass bei bloß unerheblichen Wertminderungen
keinerlei Gewährleistungsbehelfe geltend gemacht werden konnten385. Die Ratio des § 932
Abs 2 aF, wonach die Geltendmachung von ganz unwesentlichen Abweichungen vom
Vertragsinhalt, die kein vernünftiger Mensch als Nachteil empfindet, als missbräuchlich
anzusehen sei, wurde mit dem Schikaneverbot des § 1295 Abs 2 ABGB erklärt386.
Ausgeschlossen war demnach nicht nur der Anspruch auf Preisminderung, sondern auch jener auf
Verbesserung387. Während also für geringfügige Mängel nach nunmehriger Rechtslage nur das
Wandlungsrecht ausgeschlossen wäre, sollte für „besonders geringfügige“ Mängel der Zugang zu
jedwedem Rechtsbehelf abgeschnitten sein. Nach M. Gruber388 sollen sogar geringe
Gebrauchsbeeinträchtigungen den ganz unbedeutenden Mängeln zuzurechnen sein, wenn der
Substanzwert den Gebrauchswert erheblich übersteigt.

Auch nach dem Verständnis der deutsche Lehre und Rsp sollen „unerhebliche Mängel“ und
„bloße Unannehmlichkeiten“ überhaupt keine Gewährleistungsansprüche auslösen389. Als

384
ErläutRV 422 BlgNR 21 GP 19; zust Welser/B. Jud, Gewährleistung § 932 Rz 38.
385
M. Gruber, Bedungene Eigenschaften 161 f; Kurschel, Gewährleistung 37.
386
OGH 5 Ob 198/75 SZ 48/108; OGH 5 Ob 245/69 JBl 1970, 371; OGH 7 Ob 543/76 JBl 1976, 537; Gschnitzer in
2
Klang IV/1 548; vgl schon ZBl 1917 Nr 182.
387 2
OGH 1 Ob 542/79 SZ 52/23; Gschnitzer in Klang IV/1 548; vgl Koziol, Die Grenzen des Zurückbehaltungsrechts
bei nicht gehöriger Erfüllung, ÖJZ 1985, 737 (743), nach dem lediglich der Preisminderungsanspruch ausgeschlossen
sein soll.
388
Bedungene Eigenschaften 161 f.
389
Schwerdtner in Staudinger, BGB II § 651c Rn 20; OLG Hamm DB 1973, 2296; OLG Düsseldorf 18 U 173/91 NJW-
RR 1992, 1331; Tempel, Geringfügige Reisemängel, NJW 1997, 2206 (2208).

98
unerheblich ist demnach ein Mangel insbesondere dann anzusehen, wenn er leicht erkennbar ist
und schnell und mit geringen Kosten beseitigt werden kann, so dass die Geltendmachung einer
Minderung gegen Treu und Glauben verstieße390. So wurde zum Autokauf ein klackerndes
Motorengeräusch während des Schaltvorgangs an einem Neuwagen, das nicht bei jedem Fahrstil
gleichermaßen auftrat und die Gebrauchstauglichkeit nicht und den Fahrkomfort nur
unwesentlich beeinträchtigte, als unerheblicher Mangel eingestuft391. Obwohl die
Mangelhaftigkeit der Leistung dabei ausdrücklich bejaht wurde und die beklagte Übergeberin
auch nach mehrmaligen Verbesserungsversuchen den geschuldeten Zustand nicht herstellen
konnte, wurden dem Übernehmer aufgrund der Unerheblichkeit der Mangelhaftigkeit keine
Ansprüche aus dem Titel der Gewährleistung zuerkannt.

Jedoch lässt RL 1999/44 EG keinerlei Intention dahingehend erkennen, dass innerhalb der
Kategorie der geringfügigen Mängel eine weitere Unterscheidung in „normal“ geringfügige und
ganz unbedeutende Mängel vorgenommen werden soll392. Es bietet sich nach dem Wortlaut des
Art 3 der zitierten RL kein Raum für eine Mängelgruppe, die keinerlei Rechtsfolgen auslösen
soll393. Obwohl von der RL grundsätzlich nur Verbrauchergeschäfte erfasst werden, hat sich der
österreichische Gesetzgeber bewusst für eine Umsetzung im ABGB entschieden, um eine
Zersplitterung des Kaufrechts zu vermeiden394. Aus dieser Überlegung ergibt sich, dass auch
bezüglich der überschießend im ABGB umgesetzten Bereiche, also auch außerhalb des
Verbrauchergeschäfts, eine richtlinienkonforme Interpretation der
Gewährleistungsbestimmungen vorzunehmen ist395.

390 3
Kraemer in Bub/Treier, Handbuch der Geschäfts- und Wohnraummiete III (1999) Rn 1032, 1353; vgl
11
Lützenkirchen in Erman, BGB § 536 Rn 37; BGH XII ZR 251/02 NJW-RR 2004, 1450 = MDR 2004, 1348 = NZM 2004,
776 = ZMR 2005, 101 = DB 2005, 281 (Ls.) zu einer kurzfristigen und geringfügigen Unterschreitung der
Normaltemperatur aufgrund eines Heizungsausfalls im Bestandsobjekt.
391
OLG Saarbrücken 1 U 38/12 NJW-RR 2013, 759 = MDR 2013, 968.
392 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 23; vgl Kerschner/Kehrer in Fenyves/Kerschner/Vonkilch (Hrsg), Klang, Kommentar
zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch §§ 1-43³ (2014) §§ 6, 7 Rz 137 ff.
393 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 23; Kerschner/Bydlinski, Bürgerliches Recht für Fortgeschrittene – Fälle und
6
Lösungen (2015) 20 mwN; vgl die Mat zu § 439 BGB, BT-Dr 14/6040, 231.
394
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 8, 23.
395
Faber, Gewährleistungsrecht 45 ff mwN.
99
Für eine Beschaffenheit der Kaufsache, die nach der Verkehrsauffassung dem Alter, dem
bisherigen Gebrauch und sonst den Umständen entspricht, müssen geringfügige Abweichungen
von der Idealqualität ohnedies in Kauf genommen werden, sodass in diesem Fall der
Geltendmachung von Rechten aus dem Titel der Gewährleistung schon das Fehlen eines Mangels
entgegensteht. Denn die Formulierung, wonach es sich um unbedeutende Mängel bei solchen
handelt, „die kein vernünftiger Mensch als Nachteil empfindet 396“, zeigt, dass in solchen Fällen
ein Mangel, also eine negative Abweichung vom Geschuldeten, nach der Verkehrsauffassung
gerade nicht vorliegt.

Schließlich erscheint es kaum einsichtig, warum im selben Atemzug das Vorliegen eines Mangels
bejaht, hingegen aber die Wiederherstellung der subjektiven Äquivalenz verneint werden soll.
Keineswegs kann jedenfalls ein Fehlen von ausdrücklich oder konkludent zugesicherten
Eigenschaften als unbedeutend angesehen werden397.

Auch das Schikaneverbot des § 1295 Abs 2 ABGB bedingt nicht notwendigerweise die
Aufrechterhaltung einer zusätzlichen Kategorie von solchen Mängeln, die als besonders
unbedeutend angesehen werden. Schikanöse Rechtsausübung wird immer nur dann angenommen,
wenn jedes andere Interesse als das, dem anderen Schaden zuzufügen, fehlt398. Dies kann aber
auch bei solchen Mängeln gegeben sein, die nicht völlig unbedeutend sind, zB wenn der
Übernehmer den Mangel fachgerecht binnen kürzester Zeit selbst beheben könnte, während der
Übergeber dazu eine weite Anreise auf sich nehmen müsste. So wäre zB ein Fahrzeug aufgrund
eines zu geringen Luftdrucks in einem Reifen nicht mehr dauerhaft verkehrs- und betriebssicher,
sodass dieser Mangel keineswegs als unbedeutend zu bewerten sein könnte. Besteht aber der
Übernehmer, der den Reifendruck problemlos selbst an der nächsten Tankstellte wieder in
Ordnung bringen könnte, lediglich aus Boshaftigkeit und Schadenfreude darauf, dass dieser
Mangel vom weit entfernt wohnhaften Übergeber behoben wird, so muss diese Rechtsausübung

396
OGH 8 Ob 501/82 RZ 1983, 187; 1 Ob 656/86 EvBl 1987/49 = wbl 1987, 37; zum neuen Gewährleistungsrecht
26.06.2003, 6 Ob 100/03d; zuletzt 07.04.2011, 2 Ob 57/11p.
397
Kurschel, Gewährleistung 38.
398
ZB OGH 3 Ob 30/71 SZ 44/86; 6 Ob 24/76 EvBl 1977/172.

100
als schikanös und damit missbräuchlich betrachtet werden. Umgekehrt aber wäre es nicht
sachgerecht, dem Übernehmer, der die Verbesserung eines ganz geringfügigen Mangels und
damit lediglich die vertragsgemäße Leistung begehrt, den Weg zu sämtlichen Rechtsbehelfen
abzuschneiden399.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass sich die einst hA, wonach für Mängel, die nur zu
einer unbedeutenden Wertminderung führten, keinerlei Zugang zu den Rechtsbehelfen des
Gewährleistungsrechts bestünde, für das neue Gewährleistungsrecht trotz entsprechenden
Hinweises in den Mat400 und trotz diesbezüglicher Rsp401 nicht aufrecht erhalten lässt402. Für
Negativeigenschaften, die nach der Verkehrsauffassung erwartet werden müssen, ist schon die
Mangelhaftigkeit an sich nicht gegeben. Liegt aber eine auch nur geringe negative Abweichung
von den bedungenen oder gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften vor, so sieht der Art 3
Abs 3 der RL 1999/44 EG ausnahmslos das Eingreifen der Gewährleistungsbehelfe vor. Für die
Fälle schikanöser Rechtsausübung kann unabhängig von der Schwere des Mangels mit einer
analogen Anwendung des § 1295 Abs 2 ABGB und dem generellen Verbot des
Rechtsmissbrauchs das Auslangen gefunden werden.

6.2. Die Verbesserung iwS

Die Instrumente der Verbesserung und des Austauschs zielen darauf ab, das Geleistete
nachträglich an den Vertrag anzupassen403.

Unter Austausch versteht man die Rücknahme der mangelhaften Sache gegen Hingabe einer
mangelfreien Sache derselben Gattung. Demzufolge ist der Austausch beim Spezieskauf stets

399 4
Vgl P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 23.
400
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 19; vgl FN 384.
401
OGH 26.06.2003, 6 Ob 100/03d; 07.04.2011, 2 Ob 57/11p.
402
Anders aber Apathy, Reisevertragsrecht und Gewährleistungsreform, JBl 2001, 481.
403 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 1.

101
unmöglich. Insbesondere kann der Übergeber sich nicht dadurch von seiner
Erfüllungsverpflichtung befreien, dass er eine andere wirtschaftlich gleichwertige Sache leistet404.
Zwischen Verbesserung und Austausch besteht grundsätzlich ein freies Wahlrecht des
Übernehmers. Bei Unmöglichkeit oder Unverhältnismäßigkeit einer der beiden Abhilfen steht nur
die jeweils andere zu405. Bei der Verpflichtung zur Leistung eines Gebrauchtwagens oder eines
Oldtimers handelt es sich anders als bei der Verpflichtung zur Leistung eines Neuwagens um eine
Stückschuld406, sodass der Austausch unmöglich ist407. Der Übernehmer muss daher ein vom
Übergeber angebotenes anderes Fahrzeug nicht als Erfüllung annehmen. Tut er dies dennoch, so
liegt ein neues Rechtsgeschäft vor. Nach P. Bydlinski408 wäre es erwägenswert, dem Übernehmer
ein Wahlrecht zwischen dem Austausch gegen eine gleichwertige Sache und den sekundären
Gewährleistungsbehelfen zuzugestehen, solange dem Übergeber daraus kein Nachteil erwächst.
Dagegen spricht allerdings der Gesetzeswortlaut des § 932 Abs 2 ABGB, der bei Unmöglichkeit
eines der Primärbehelfe ausdrücklich nur den anderen zulässt. Auch muss es Bedenken begegnen,
den Übergeber gegen seinen Willen zur Hingabe einer Sache zu verpflichten, deren Leistung er
im Vertrag niemals zugesagt hat.

Bei der Verbesserung ieS handelt es sich um die Behebung des Mangels an der konkret
geleisteten Sache. Dies erfolgt durch Ausbesserung oder Reparatur bzw bei Quantitätsmängeln
durch Nachtrag des Fehlenden. Die Nachbesserung muss nach Art 3 Abs 3 aE der
VerbrauchsgüterkaufRL unentgeltlich, innerhalb einer angemessenen Frist und ohne erhebliche
Unannehmlichkeiten für den Verbraucher erfolgen, wobei die Art des Gutes sowie der
Gebrauchszweck zu berücksichtigen sind. Mit § 932 Abs 3 ABGB wurden die Vorgaben dieser
Bestimmung ins österreichische Recht übernommen409.

404
P. Bydlinski aaO Rz 3 mwN.
405 5
Dullinger, SR AT Rz 3/91.
406
Zum Gebrauchtwagenkauf Faber, Gewährleistungsrecht 106.
407
Vgl nur Erwägungsgrund 16 der RL 1999/44 EG, wonach gebrauchte Güter aufgrund ihrer Eigenart im
Allgemeinen nicht ersetzt werden können.
408 4 3
In KBB § 932 Rz 3; zust Ofner in Schwimann, ABGB IV § 932 Rz 16; ferner zust B. Jud, Schadenersatz bei
mangelhafter Leistung 151 ff; offen lassend OGH 5 Ob 127/11d Zak 2012, 35.
409
Welser/B. Jud, Gewährleistung § 932 Rz 23.
102
6.2.1. Umfang der Verbesserung

Die Verbesserung stellt einen Resterfüllungsanspruch dar410. Der Umfang der Verbesserung ist
selbstverständlich auf das im Vertrag Geschuldete beschränkt. Tritt am übergebenen
Gebrauchtwagen ein Motorschaden ein, so wird nicht der Einbau eines neuen Motors411, sondern
der Einbau eines seinem Zustand nach dem vereinbarten Fahrzeugzustand entsprechenden
Gebrauchtmotors geschuldet412.

Bei Fahrzeugen wird je nach Art der Sache entweder eine aufwendigere oder eine weniger
aufwendige Reparatur geschuldet. Zeigen sich an einem billigen Gebrauchtwagen mit hohem
Kilometerstand Mängel, wird für eine Anpassung des geleisteten Fahrzeugs an den Vertragsinhalt
üblicherweise die preiswerteste und schnellste Reparatur ausreichen, die zur Wiedererlangung der
Verkehrssicherheit notwendig ist. Hingegen wird bei Neuwagen und Oldtimern entsprechend
vereinbarter Zustandskategorie bei der Verbesserung zur Erlangung der geschuldeten Merkmale
meist eine bedeutend aufwendigere Reparatur, durch die auch optische Beeinträchtigungen
beseitigt werden und von der nach der Qualität ihrer Ausführung erwartet werden kann, dass auf
die gleiche Ursache zurückzuführende Mängel über einen längeren Zeitraum nicht mehr auftreten
werden, vorausgesetzt. So werden zB an älteren Gebrauchtwagen, deren voraussichtliche weitere
Lebensdauer nur noch wenige Jahre beträgt, Rostschäden üblicherweise durch sogenannte
Reparaturschweißungen instandgesetzt, also durch Schweißarbeiten, bei denen ohne
umfangreiche Vorbehandlung des Trägermaterials an der Fahrzeugkarosserie durch
Punktschweißungen Reparaturbleche aufgebracht werden, um vorhandene Durchrostungen zu
überdecken und damit den Mindestanforderungen des § 57a KFG iVm § 10 Abs 2 PBStV gerecht
zu werden. An klassischen Automobilen stellen hingegen solche Reparaturschweißungen für sich

410 2
Einst ganz hA, zB F. Bydlinski in Klang IV/2 153 ff; nunmehr infolge der in den verb Rs Weber und Putz
ergangenen E des EuGH – dazu noch ausführlich unter 6.3.2 f – zweifelnd Kerschner/P. Bydlinski, Fälle und
6
Lösungen 18.
411
OGH 6 Ob 134/08m JBl 2008, 787.
412 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 18.

103
genommen Mängel dar, die ab einer gewissen Zustandskategorie zu einer Herabsetzung der
Zustandsnote führen413.

Führt die Verbesserung dazu, dass der Übernehmer durch diese besser gestellt wird als durch die
bloße Vertragserfüllung, muss er die daraus gezogenen Vorteile in aller Regel nicht vergüten414.
Der Umstand, dass Reparaturen an gebrauchten Gütern wie Kraftfahrzeugen üblicherweise mit
neuen Ersatzteilen vorgenommen werden, führt daher nicht zu einem Anspruch auf Ausgleich des
dadurch erhaltenen Vorteils. Selbstverständlich steht es aber dem Übergeber frei, einwandfreie
gebrauchte Ersatzteile einzubauen, wenn auch dadurch das geschuldete Ergebnis erzielt werden
kann. Stehen gebrauchte Ersatzteile nicht zur Verfügung, kann dies die Unverhältnismäßigkeit415
der Verbesserungsmaßnahme iSd § 932 Abs 4 ABGB begründen. So wurde bei einem
Motorschaden an einem 5 Jahre alten Gebrauchtwagen die Unverhältnismäßigkeit des Einbaus
eines neuen Motors bejaht416. Ob durch die Verbesserung der Gläubiger besser gestellt würde, als
bei mangelfreier Erfüllung des ursprünglichen Vertrages, hat auf die Beurteilung der
Unverhältnismäßigkeit keinen Einfluss417.

6.2.2. Frist zur Durchführung der Verbesserung

Die Verbesserung ist innerhalb einer angemessenen Frist vorzunehmen. Einer Fristsetzung durch
den Übernehmer bedarf es – anders als im Verzugsrecht418 – nicht419. Vielmehr ist der Übergeber

413
Anhang A, insb S XXVI.
414
Fenyves, Vorteilsausgleichung im Gewährleistungsrecht? JBl 1999, 1; B. Jud, Vorteilsausgleich im
Gewährleistungsrecht, JBl 2000, 2, beide mwN; aA Welser, Schadenersatz statt Gewährleistung (1994) 17;
differenzierend Kurschel, Gewährleistung 74 ff; anders die deutsche Lehre und Rsp, BGH VII ZR 169/82 BGHZ 91,
206 NJW 1984, 2457 = MDR 1984, 833 = WM 1984, 1187 = BB 1984, 2021 = DB 1984, 2553 = BauR 1984, 510 = ZfBR
1984, 222; Peters/Jacoby in Staudinger, BGB II § 634 Rn 23 ff uva.
415
Siehe dazu näher unter 6.3.1 ff.
416
OGH 6 Ob 134/08m JBl 2008, 787, allerdings wird auf das Argument, dass der Einbau eines gebrauchten Motors
eine sehr wohl verhältnismäßige Verbesserungsmaßnahme dargestellt hätte, nicht eingegangen; daher krit P.
4
Bydlinski in KBB § 932 Rz 18.
417
B. Jud, JBl 2000, 2; Fenyves, JBl 1999, 1; aA Kurschel, Gewährleistung 72 f.
418 4
So ausdrücklich § 918 ABGB; zu den dort herrschenden Ausnahmen siehe P. Bydlinski in KBB § 918 Rz 13.
104
von sich aus verpflichtet, binnen angemessener Zeit den Mangel zu verbessern420. Die Frist
beginnt mit Zugang des außergerichtlichten Verbesserungsbegehrens beim Übergeber zu
laufen421. Die Angemessenheit der Frist bestimmt sich nach objektiven Kriterien; subjektive
Gründe in der Sphäre des Übergebers vermögen die Angemessenheit nicht zu beeinflussen422.

Bei der Bestimmung der Angemessenheit sind die Art der Sache und deren Verwendungszweck
zu berücksichtigen. Hinsichtlich der Art der Sache wird in den Mat423 exemplarisch angeführt,
dass Investitionsgüter idR aufwendiger zu reparieren sein werden als einfache Elektrogeräte. Als
Beispiel aus der Rsp sei eine Entscheidung424 genannt, in der der OGH eine Frist von 14 Tagen
zur Herstellung neuer Küchenfronten als zu kurz ansah, während die im konkreten Fall
verstrichene Frist von einem Monat noch als angemessen beurteilt wurde. Der vom Übernehmer
beabsichtigte Verwendungszweck muss dem Übergeber zumindest erkennbar sein425, nach
anderer Meinung muss sich dieser Zweck aus dem Vertrag ergeben426.

Bei Oldtimern, die idR aus Liebhaberei angeschafft werden und auf die der Übernehmer nicht als
Fortbewegungsmittel angewiesen ist, wird an die Angemessenheit der Frist kein allzu strenger
Maßstab gelegt werden können. Wie zuvor erwähnt, werden je nach Vertragsinhalt, insbesondere
in Abhängigkeit von der vereinbarten Zustandsnote, mehr oder weniger aufwendige
Verbesserungsleistungen notwendig sein, um eine Anpassung des Leistungsgegenstands an den
Vertrag zu ermöglichen. Je mehr Zeit die geschuldeten Nacherfüllungsarbeiten üblicherweise bei

419
Erl 422 BlgNR 21. GP 17.
420
Ibid.
421
Faber, Gewährleistungsrecht 125; Kletečka, Gewährleistung § 932 Rz 10.
422 4
Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 40.
423
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 17.
424
OGH 6 Ob 85/05a RdW 2006, 145 = RZ 2006, 71 = bbl 2006, 71 = JBl 2006, 437 = JBl 2006, 458 = SZ 2005/157.
425
Ibid; Kletečka, Gewährleistung § 932 Rz 11.
426
Welser/B. Jud, Gewährleistung § 932 ABGB Rz 26; B. Jud, Die Rangordnung der Gewährleistungsbehelfe,
Verbrauchsgüterkaufrichtlinie, österreichisches, deutsches und UN-Kaufrecht im Vergleich, Jahrbuch Junger
Zivilrechtswissenschaftler, 205.
105
fachgerechter Ausführung in Anspruch nehmen, desto länger muss auch die dazu eingeräumte
Frist ausfallen. Schließlich kann aus § 932 Abs 4 ABGB gerade nicht entnommen werden, dass
eine angemessene Verbesserungsfrist, die aufgrund der Umstände besonderes lang ausfallen
muss, schon für sich genommen dem Übernehmer den Umstieg auf die Sekundärbehelfe erlauben
soll. Dies trifft nur dann zu, wenn die für die konkreten Verbesserungsschritte angemessene Frist
aufgrund ihrer außergewöhnlichen Länge auch gleichzeitig eine erhebliche Unannehmlichkeit für
den Übernehmer darstellt. Eine solche sollte aber nur in krassen Ausnahmefällen bejaht werden.
Schließlich würde ansonsten das Recht der zweiten Andienung in allen Fällen, in denen
umfangreichere Verbesserungsmaßnahmen objektiv einen höheren Zeitaufwand erfordern, in das
Belieben des Übernehmers gestellt und so letztlich unterlaufen werden. Dies muss umso mehr
gelten, wenn der Übernehmer auf die sofortige Leistung nicht angewiesen ist, weil er zB den
gekauften Oldtimer in der Wintersaison ohnedies nicht betreiben kann.

Sind daher die Reparaturmaßnahmen im Rahmen der Verbesserung besonders aufwendig – zB,
weil schlecht verfügbare Ersatzteile beschafft oder gar nachgefertigt werden müssen, oder weil,
damit die eigentliche Verbesserung stattfinden kann, erst umfangreiche Zerlegungsarbeiten
erforderlich sind – kann auch eine Verbesserungsfrist von mehreren Monaten noch als
angemessen betrachtet werden. Als Richtschnur kann jene Zeitspanne dienen, die ein
durchschnittlicher Fachbetrieb zur sorgfältigen Ausführung der erforderlichen Arbeiten
veranschlagen würde.

6.2.3. Ort der Verbesserung

Beide Rechtsbehelfe sind vom Übergeber als Resterfüllungsanspruch am Ort, an dem die
Hauptleistung geschuldet war, zu erbringen427. Im Verbrauchergeschäft hat der Übergeber gem
§ 8 Abs 1 Z 1 KSchG im Falle eines vom Erfüllungsort abweichenden Orts der tatsächlichen
Übergabe an diesem Übergabeort zu leisten; beim Versendungskauf ist die

427
Welser/B. Jud, Gewährleistung § 8 KSchG Rz 1; Faber, Gewährleistungsrecht 140 f; Welser, Anmerkungen zum
Konsumentenschutzgesetz, JBl 1979, 456.

106
Verbesserungsleistung iwS am Bestimmungsort zu erbringen428. Auf Verlangen des Verbrauchers
kann der Unternehmer auch verpflichtet sein, die Verbesserung am inländischen gewöhnlichen
Standort der Sache zu erbringen, wenn einerseits dieser Standort für den Unternehmer nicht
überraschend und die Beförderung zum Übergeber durch den Verbraucher untunlich ist. Nach
den Mat429 muss es sich dabei um einen Gegenstand handeln, der gewöhnlich immer am selben
Ort verwendet wird. Dies sei bei einem eingebauten Möbelstück, nicht aber bei einem
fahrunfähigen PKW der Fall. Nach Fenyves430 ergibt sich hingegen aus dem Gesetzeswortlaut
(arg: „untunlich ist“) kein zwingendes Erfordernis der Ortsfestigkeit der Sache. Nach dem
zitierten Autor befindet sich der gewöhnliche Standort eines PKWs am Ort der Zulassung431.
Damit ist allerdings dem Verbraucher immer dann wenig geholfen, wenn vor der Zulassung des
Fahrzeugs Verbesserungsmaßnahmen getroffen werden sollen, woran ihm besonders gelegen ist,
wenn die Zulassung nicht erteilt werden kann, weil die Mängel einem Bestehen der Überprüfung
nach § 57a KFG entgegenstehen. Dasselbe gilt, wenn das Fahrzeug an einem anderen Ort als
jenem, an dem es gewöhnlich verwendet wird, zugelassen ist. Daher ist dem Standpunkt in der
Lehre der Vorzug zu geben, wonach als gewöhnlicher Standort jener Ort anzusehen ist, an den
die Sache immer wieder zurückgebracht wird, wo sie gewartet und verwahrt wird432.

Die Untunlichkeit der Beförderung ist objektiv, nach Art der Sache zu bestimmen, nicht aber
nach der subjektiven Beschwerlichkeit für den Verbraucher433. Dies kann sich zB daraus ergeben,
dass dem Verbraucher typischerweise geeignete Transportmittel nicht zur Verfügung stehen oder

428 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 8 KSchG Rz 3.
429
ErläutRV 744 BlgNR 14. GP 28.
430
In Krejci, KSchG-HB 385.
431 3
Fenyves aaO; zust Apathy in Schwimann, ABGB V § 8 KSchG Rz 5, der darauf hinweist, dass unter
„Zulassungsort“ wohl der Wohnsitz, Sitz oder Ort der Hauptniederlassung des Zulassungsbesitzers verstanden
werden müsse.
432 3
Krejci in Rummel, ABGB II/4³ Rz 21; Langer in Kosesnik-Wehrle (Hrsg), Konsumentenschutzgesetz (2009) Rz 7;
I. Welser, Der Erfüllungsort für Verbesserungspflichten des Unternehmers nach § 8 KSchG, ÖJZ 2001, 749.
433
ErläutRV 744 BlgNR 14. GP 28.

107
zum Transport überdurchschnittliche Körperkräfte nötig wären434. Bei Kraftfahrzeugen bildet es
den Regelfall, dass die Reparatur nicht unmittelbar vor Ort ausgeführt werden kann, sondern das
Fahrzeug zu diesem Behufe in eine Werkstatt verbracht werden muss. Bei nicht fahrbereiten
Automobilen wird die Verbringung durch den Übernehmer grundsätzlich untunlich sein, weil der
durchschnittliche Verbraucher nicht über einen Abschleppwagen verfügt. Bei fahrbereiten
Fahrzeugen wird die Tunlichkeit der Verbringung durch den Verbraucher normalerweise gegeben
sein. Allerdings beinhaltet die Tunlichkeit wohl auch die objektive Zumutbarkeit der an sich
möglichen und wirtschaftlichen Verbringung. Ist also die Verbringung zwar möglich, aber
objektiv, also für jeden durchschnittlichen Verbraucher, unzumutbar, wird die Tunlichkeit
dennoch zu verneinen sein. So wird zB der Übernehmer nicht dazu verhalten werden können, ein
an sich fahrbereites Vorkriegsfahrzeug mit geringer Höchstgeschwindigkeit und fehlendem
Fahrkomfort über eine weite Strecke zu überstellen oder ein Cabriolet bei winterlichen
Straßenverhältnissen auf eigener Achse zum Übergeber zu verbringen. Hochpreisige Oldtimer
werden wohl überhaupt nicht während des Winters auf eigener Achse überstellt werden müssen,
wenn Streusalz auf die Fahrbahn aufgebracht ist und dadurch eine Schädigung des gepflegten
Liebhaberstücks droht.

Ist eine Übersendung an den Sitz des Unternehmers bzw an den Sitz des vom Unternehmer zur
Verbesserung ausgewählten Erfüllungsgehilfen435 tunlich, kann dieser nach § 8 Abs 2 KSchG
wählen, ob er die Verbesserung am nach § 8 Abs 1 Z 1 KSchG bzw Z 2 leg cit geschuldeten Ort
erbringt, oder ob er die Übersendung auf seine Kosten und Gefahr verlangen will 436. Der
Normalfall wird bei defekten Fahrzeugen dahin gehen, dass die Abschleppung in die Werkstatt
des Übergebers oder in die eines Dritten veranlasst wird. Ob der Auftrag dazu durch den
Übergeber oder durch den Übernehmer erteilt wird, macht im Ergebnis keinen Unterschied, im
Normalfall wird über diesen Umstand ohnedies Einvernehmen erzielt werden können437.

434
JAB 1223 BlgNR 14. GP 3; von der Rsp wird an die Untunlichkeit kein allzu strenger Maßstab gelegt, OGH 8 Ob
17/00h JBl 2001, 236.
435
Fenyves in Krejci, KSchG-HB 390.
436 3
Apathy in Schwimann, ABGB V § 8 KSchG Rz 8.
437
Vgl Faber, Gewährleistungsrecht 142 f.

108
Die Bestimmung des § 8 Abs 1 Z 3 KSchG stellt klar, dass der Unternehmer die
Verbesserungskosten, insbesondere Versand-, Arbeits-, und Materialkosten, zu tragen hat. Die
Versandkosten sind auch dann zu ersetzen, wenn der Übernehmer den Transport zum Übergeber
selbst durchgeführt hat438, allerdings ist der Kostenersatz stets auf die notwendigen Kosten
beschränkt439.

6.3. Unmöglichkeit und Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS

In welchen Fällen die Verbesserung unmöglich ist, lassen sowohl die


Verbrauchsgüterkaufrichtlinie als auch das ABGB offen. Gemeint sind wohl die Fälle der
objektiven Unmöglichkeit des § 878 ABGB440, also jene Konstellationen, bei denen die
Verbesserung von niemandem erbracht werden kann441. So kann zB der Verkäufer, der dem
Übernehmer irrigerweise dessen eigene Sache veräußert hat, diesen Mangel nicht heilen,
genausowenig kann aber jeder andere in dieser Situation Abhilfe schaffen. Dass die Verbesserung
dem Übergeber bloß subjektiv unmöglich ist, weil ihm zB die entsprechenden Fachkenntnisse
oder die dazu erforderliche Infrastruktur fehlen, führt nicht zur Unmöglichkeit der Verbesserung.
Vielmehr muss der Übergeber dann eben die Verbesserungsleistung bei einem geeigneten
Professionisten in Auftrag geben.

Der Übergeber kann sich nicht auf die Unmöglichkeit der Verbesserung berufen, wenn er diese
Unmöglichkeit selbst verschuldet hat442.

438
Faber, aaO 141.
439
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 24; Kathrein in Pirker-Hörmann/Hammerl (Hrsg), Das neue Gewährleistungsrecht
(2004) 39; daher sind zB Kosten, die durch die Mitreise der Ehefrau des Übernehmers entstanden sind, nicht zu
ersetzen, OLG Graz 09.04. 2009, 4 R 21/09d-69.
440
IdS Faber, Gewährleistungsrecht 104.
441 4
Vgl Apathy/Riedler in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 878 Rz 5 ff.
442
OGH 6 Ob 85/05a RdW 2006, 145 = RZ 2006, 71 = bbl 2006, 71 = JBl 2006, 437 = JBl 2006, 458 = SZ 2005/157;
Reischauer, JBl 2002, 148.

109
Beim Verkauf von Gebrauchtwagen und Oldtimern werden vielfach Baujahr443,
Kilometerstand444 und Unfallfreiheit445 zugesagt. Bei negativen Abweichungen von einer solchen
Beschaffenheit ist eine Verbesserung nach der Natur des Mangels unmöglich. Überdies wird
beim Oldtimerkauf die Unmöglichkeit der Verbesserung überdurchschnittlich oft damit
begründet, dass in vielen Fällen für die Reparatur notwendige Ersatzteile nicht mehr zur
Verfügung stehen. Im Falle gänzlicher (objektiver) Unmöglichkeit kann der Übernehmer nach
§ 932 Abs 4 S 1 sofort auf die Sekundärbehelfe greifen. Andererseits stehen ihm aber auch nur
diese zur Verfügung, was sich immer dann als unbefriedigend erweisen kann, wenn der
Übernehmer ein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung des Vertrages verfolgt, weil er zB
ein bestimmtes, seltenes Fahrzeug schon über viele Jahre hinweg gesucht hat.

Die bloße Nichtverfügbarkeit von Ersatzteilen muss noch nicht in jedem Fall die Unmöglichkeit
der Verbesserung nach sich ziehen. Lassen sich nicht verfügbare Ersatzteile noch nachfertigen
oder können mit höherem Aufwand möglicherweise noch Restbestände aufgespürt werden, ist
nicht von Unmöglichkeit auszugehen, sondern allenfalls über eine entsprechende Einrede des
Übergebers die Verhältnismäßigkeit dieser Maßnahme zu beurteilen – dazu sogleich. Je älter und
seltener das übergebene Fahrzeug, desto eher wird – neben dem besonderen Interesse des
Übernehmers an der Verbesserung – die individuelle Nachfertigung einzelner Ersatzteile im
Hinblick auf eine solches Fahrzeug eine gängige Maßnahme darstellen und desto eher wird daher
die Nachfertigung dem Übergeber zumutbar sein.

6.3.1. Die Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS im österreichischen Recht

Auch wenn die Verbesserung und der Austausch für den Übergeber mit einem
unverhältnismäßigen Aufwand verbunden sind, gelangen nach § 932 Abs 4 S 1 ABGB
unmittelbar die Sekundärbehelfe zur Anwendung. Sinnvollerweise wird man diesen Einwand

443
OGH HS 244; 1 Ob 515/78 RZ 1978, 167; 15.10.1998, 6 Ob 221/98p.
444
OGH 2 Ob 51/63 ZVR 1963, 210; 1 Ob 745/79 SZ 53/37 = EvBl 1980/193; HS 4.312/56.
445
OGH 6 Ob 100/75 SZ 48/103; HS 7.323/54.

110
aber nur dem Übergeber zugestehen können446, der insofern die Beweislast für die
Unverhältnismäßigkeit trägt447. Die Unverhältnismäßigkeit ist nur über eine entsprechende
Einrede des Übergebers und nicht etwa amtswegig aufzugreifen448.

Ob die Verbesserung oder der Austausch in ihrer Beziehung zueinander unverhältnismäßig sind,
richtet sich nach § 932 Abs 2 ABGB auch nach dem Wert der mangelfreien Sache, der Schwere
des Mangels und den mit der anderen Abhilfe für den Übernehmer verbundenen
Unannehmlichkeiten. Dazu wird allerdings von der österreichischen Rsp449 vertreten, dass diese
Bestimmung ausschließlich die Abgrenzung zwischen Verbesserung und Austausch regelt,
während sich ein Teil der Lehre450 auf dem Standpunkt befindet, dass diese auch für die
Beurteilung der Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS gegenüber den Sekundärbehelfen
heranzuziehen sei. Nach der in der Rsp vertretenen Ansicht erweisen sich die genannten Kriterien
für die Beurteilung der Unverhältnismäßigkeit der Primärbehelfe gegenüber der Preisminderung
und der Wandlung als unpassend451. Vielmehr ist nach österreichischem Verständnis die Höhe
des zu tätigenden Aufwands der Wichtigkeit der Behebung für den Übernehmer
gegenüberzustellen452, also – im Gegensatz zur Intention des Richtliniengebers (zumindest im
Hinblick auf die Abgrenzung der Primärbehelfe untereinander) – auf ein subjektives Kriterium
abzustellen. Unverhältnismäßigkeit liegt demnach dann vor, wenn der mit der Verbesserung

446
Faber, Gewährleistungsrecht 118 f; Welser/Jud, Gewährleistung Rz 17; Augenhofer, Zum Vorrang der
Verbesserung nach dem GewRÄG 2001, JBl 2006, 437; aA wohl Kletečka, Gewährleistung Rz 12; dahingehend auch
der Wortlaut des Art 3 Abs 3 der RL 1999/44 EG sowie des 11. Erwägungsgrundes der zitierten RL.
447
I. Welser, Der Erfüllungsort für Verbesserungspflichten des Unternehmers nach § 8 KSchG, ÖJZ 2001, 745 (747).

448
Vgl OGH 6 Ob 151/12t Zak 2013, 278 = EvBl‑LS 2013/153 = JBl 2013, 654 = RdW 2013, 599; dazu etwa Zak 2013,
267 (P. Bydlinski).
449
OGH 8 Ob 108/06z SZ 2006/184 = Zak 2007, 74; dazu JBl 2007, 519 (krit Faber); 6 Ob 241/06v Zak 2008, 236 =
ecolex 2008, 525; 6 Ob 134/08m EvBl 2008/180 = JBl 2008, 786 = ecolex 2009, 27.
450 4
So Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 47; ebenso die Mat, ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 19; Zöchling-
1.01
Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 932 Rz 48; vgl Faber, JBl 2007, 519 (522); dens, Gewährleistungsrecht 120.
451
OGH 8 Ob 108/06z = Zak 2007, 74 = EvBl 2007/66 = RdW 2007, 468 = SZ 2006/184 = HS 37.342; zust P. Bydlinski
4 4
in KBB § 932 Rz 18; aA Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 47 f.
452
OGH 8 Ob 108/06z = Zak 2007, 74 = EvBl 2007/66 = RdW 2007, 468 = SZ 2006/184 = HS 37.342; P. Bydlinski in
4
KBB § 932 Rz 18 mwN.

111
verbundene Aufwand in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Mangels für den Besteller steht453,
wobei diese auch dann noch nicht gegeben sein muss, wenn der vom Übergeber zu tätigende
Verbesserungsaufwand den Wert der Gegenleistung übersteigt454. Hat zB der Übernehmer durch
die Wahl teurer Fliesen dargelegt, dass ihm nicht nur die Funktionalität, sondern auch der
optische Eindruck besonders wichtig ist, stellt auch die Neuverfliesung eines gesamten Zimmers
aufgrund von Sprüngen an fünf Fliesen keinen unverhältnismäßigen Aufwand dar455.

Während beim Werkvertrag bzw in Fällen, in denen das übergebene Gut zum Einbau bestimmt
ist, die Verbesserungskosten auch den Wert der Gegenleistung übersteigen können, muss die
Unverhältnismäßigkeitsgrenze beim Kaufvertrag jedenfalls mit dem Wert der Gegenleistung
begrenzt werden. Während nämlich Fliesen, verlegte Laminatböden udgl nicht mehr ohne
erheblichen finanziellen Aufwand entfernt werden können und dem Übernehmer, der bereits
seinen alten Fußboden, seine alten Fliesen etc unwiederbringlich entfernt hat, eine Wandlung im
Hinblick auf diesen Umstand nicht zugemutet werden kann, können mangelhafte bewegliche
Sachen wie Kraftfahrzeuge idR ohne einschneidende Nachteile für den Übernehmer im Rahmen
der Rückabwicklung des Vertrags zurückgestellt werden. Auch ein besonderes Interesse an der
Aufrechterhaltung des Vertrags auf Seiten des Übernehmers kann nicht derart hoch bewertet
werden, dass es gerechtfertigt wäre, dem Übergeber Verbesserungsmaßnahmen zuzumuten, bei
denen er im Ergebnis nicht nur keine Gegenleistung erhält, sondern – im Gegenteil – noch über
den Wert der verkauften Sache hinaus Aufwendungen vornehmen muss. Auch an dieser Stelle
muss in Erinnerung gerufen werden, dass die Gewährleistungsbehelfe unabhängig von jedwedem
Verschulden seitens des Übergebers zur Anwendung gelangen. Es wäre nicht einsichtig, warum
ein schuldlos handelnder Übergeber, der eine Sache in Unkenntnis ihrer Mangelhaftigkeit
veräußert hat, mehr verlieren können sollte, als die mangelhafte Sache selbst. Während einerseits
keine vernünftige Partei einen Vertrag abzuschließen bereit wäre, bei dem sie letzten Endes mehr
aufwenden muss, als sie erhält, wird andererseits auch kein redlicher Übernehmer fordern
können, dass wirtschaftlich unsinnige Verbesserungsmaßnahmen vorgenommen werden.

453
OGH 6 Ob 241/06v = Zak 2008, 236 = ecolex 2008, 525; nach Erwägungsgrund 11 der RL 1999/44 EG soll es
hingegen für die Unverhältnismäßigkeit ausreichen, wenn die Kosten der Abhilfe deutlich höher sind als die Kosten
einer anderen Abhilfe.
454
Ibid; 8 Ob 108/06z = Zak 2007, 74 = EvBl 2007/66 = RdW 2007, 468 = SZ 2006/184 = HS 37.376.
455
OGH 7 Ob 131/99m RdW 1999, 780.
112
6.3.2. Die Unverhältnismäßigkeitseinrede im Lichte der Rsp des EuGH

Die Beurteilung der Frage, ob eine unverhältnismäßige Belastung des Übergebers vorliegt, ist
nach dem 11. Erwägungsgrund der RL 1999/44 EG nach objektiven Kriterien vorzunehmen.
Demzufolge sind Abhilfen unverhältnismäßig, die im Vergleich zu anderen Abhilfen
unzumutbare Kosten verursachen würden. Nach Art 3 Abs 3 der RL 1999/44 EG sind zur
Beurteilung der Unverhältnismäßigkeit der Wert, den das Verbrauchsgut ohne die
Vertragswidrigkeit hätte, die Bedeutung der Vertragswidrigkeit und der Umstand, ob auf einen
anderen Rechtsbehelf zurückgegriffen werden könnte, ohne dass dadurch erhebliche
Unannehmlichkeiten für den Verbraucher entstehen würden, zu berücksichtigen. Dabei lässt der
Wortlaut der RL offen, ob sich deren Art 3 Abs 3 S 2 lediglich auf die Abgrenzung zwischen den
beiden primären Gewährleistungsbehelfen bezieht, oder ob davon auch die
Unverhältnismäßigkeit beider Primärbehelfe gegenüber den Sekundärbehelfen erfasst sein soll456.
Diese Frage wurde nunmehr vom EuGH in den verbundenen Rechtssachen457 Weber und Putz
ausdrücklich zugunsten der ersten Variante entschieden.

In der genannten Entscheidung hatte sich der EuGH zunächst mit den Aus- und Einbaukosten bei
mangelhafter Leistung von Bodenfliesen bzw einer Spülmaschine zu beschäftigen. Beiden Fällen
war gemein, dass es sich um bloße Kaufverträge handelte, der Übergeber den Aus- und Einbau
also nicht schuldete. Dennoch hat der EuGH geurteilt, dass der Unternehmer verpflichtet ist, das
als Ersatz gelieferte Verbrauchsgut einzubauen oder die für den Ein- und Ausbau notwendigen
Kosten zu tragen. Dies wurde in erster Linie mit der in Art 3 Abs 4 VerbrauchsgüterkaufRL
normierten Unentgeltlichkeit der Ersatzlieferung begründet. Nach Ansicht des EuGH würden die
Kosten für den Aus- und Einbau durch die mangelhafte Lieferung jedenfalls entstehen, wenn die
Sache bereits entsprechend ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung gutgläubig durch den
Käufer eingebaut wurde458. Eine Tragung durch den Übergeber, der mangelhaft geleistet habe, sei

456
Jud, GPR 2009, 79; Faber, Zak 2007, 300.
457
EuGH verb Rs C-65/09 und C-87/09, Gebr Weber und Ingrid Putz, Slg 2011 I-05257.
458
Ibid Rn 57.

113
daher insofern statthaft, als dass ansonsten der Verbraucher mit zusätzlichen Kosten belastet
würde, die ihm im Fall mangelfreier Leistung nicht entstanden wären459.

Der EuGH geht aber in seiner Entscheidung noch weiter: Demnach schließt Art 3 Abs 3
Unterabs 2 der Richtlinie überhaupt aus, dass eine nationale gesetzliche Regelung dem Verkäufer
das Recht gewährt, die einzig mögliche Art der Abhilfe wegen ihrer absoluten
Unverhältnismäßigkeit zu verweigern460. Der EuGH gelangt im Rahmen eines Vergleichs der
Sprachfassungen der RL zu der Auffassung, dass sich das Wort „Abhilfen“ im dort angeführten
11. Erwägungsgrund lediglich auf das Verhältnis der Primärbehelfe untereinander bezieht 461.
Einer allfälligen übermäßigen Belastung des Unternehmers könne damit begegnet werden, dass
im nationalen Recht Regelungen vorgesehen werden könnten, die den Kostenerstattungsanspruch
des Verbrauchers auf einen Betrag beschränkten, der dem Wert, den das Verbrauchsgut hätte,
wenn es vertragsgemäß wäre, entspräche und der Bedeutung der Vertragswidrigkeit angemessen
wäre. Schließlich lasse eine solche Regelung das Recht des Verbrauchers, Ersatzlieferung zu
begehren, an sich unberührt462.

6.3.3. Die Folgen des Urteils für das österreichische Recht

Das gegenständliche Urteil wurde in der österreichischen463 und deutschen464 Literatur zum Teil
scharf kritisiert. Insbesondere lässt der EuGH die Grenzen zwischen Erfüllungsanspruch und

459
Ibid Rn 47 f.

460
Ibid Rn 73, Tenor 2; anders hingegen noch Rs C‑404/06, Quelle, Slg 2008 I-02685.
461
Ibid Rn 70; dazu krit Faber, Aus- und Einbaukosten und Unverhältnismäßigkeit der Nacherfüllung 11 f.
462
Ibid Rn 74.
463
Faber, Ein- und Ausbaukosten 3 ff; ders in Eilmannsberger/Herzig (Hrsg), Jahrbuch Europarecht 2012, 425;
Wilhelm, EuGH weitet Gewährleistung aus: Machen wir mit? Oder ist die Frage schon Ketzerei? ecolex 2011, 873;
P. Bydlinski, Weite verschuldensunabhängige Verkäuferhaftung nach Selbsteinbau durch den Käufer? ÖJZ 2011,
893.
464
ZB Ayad/Schnell, Der Eiertanz des EuGH – verschuldensunabhängige Mängelhaftung für Ein- und Ausbaukosten,
aber nicht unbegrenzt! BB 2011, 1938; Lorenz, Ein und Ausbauverpflichtung des Verkäufers bei kaufrechtlicher
Nacherfüllung – ein Paukenschlag aus Luxemburg und seine Folgen, NJW 2011, 2241; Kaiser, EuGH zum Austausch
114
Ansprüchen aus dem Titel des vertraglichen Schadenersatzes verschwimmen465, obwohl die
Regelungen der Mitgliedsstaaten in Bezug auf letztere – wie im 6. Erwägungsgrund der RL
1999/44 EG ausdrücklich statuiert – gerade nicht durch die RL beeinträchtigt werden sollten466.
Außerdem wurden auch jene Ausführungen des Generalanwalts nicht gebührend berücksichtigt,
wonach eine Verpflichtung des Übergebers, unverhältnismäßige Nacherfüllungsmaßnahmen
vorzunehmen, dem Ziel der RL, einen angemessenen Interessenausgleich zwischen Verkäufer
und Käufer herbeizuführen, widersprechen und für den Verkäufer eine exorbitante Härte
darstellen würde467.

In Österreich war es vor dieser Entscheidung des EuGH unstrittig, dass Aus- und Einbaukosten
als Mangelfolgeschäden nicht im Wege eines verschuldensunabhängigen
Gewährleistungsbegehrens geltend gemacht werden können468. Ebenso konnte vom Übergeber
aufgrund der expliziten Regelung des § 932 Abs 4 ABGB über eine entsprechende Einrede die
Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS ins Treffen geführt und damit der Übernehmer auf
die Sekundärbehelfe verwiesen werden.

Teilweise wird vertreten, die Richtlinienkonformität des österreichischen Gewährleistungsrechts


wäre damit herzustellen, den § 932 Abs 4 ABGB durch Weglassen der Passage „oder für den
Übergeber mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden“ teleologisch zu

mangelhafter eingebauter Verbrauchsgüter, JZ 2011, 978; Staudinger, Wenig Erbauliches aus Luxemburg, DAR
2011, 502; Gsell, Nacherfüllungsort beim Kauf und Transportlast des Käufers, JZ 2011, 988; Greiner/Benedix, Das
Verbrauchsgüterkaufrecht zwischen europarechtlichen Vorgaben und Grenzen des Richterrechts, ZGS 2011, 489;
Schulte-Nölke, Der EuGH gestaltet das Kaufrecht radikal um, ZGS 2011, 289.
465
Lorenz, NJW 2011, 2243.
466
Vgl Harke, Aus- und Einbau als verschuldensunabhängige Verkäuferpflicht – ein Deutungsversuch, ZGS 2011,
536; Gsell, JZ 2011, 995; Lorenz, NJW 2011, 2243; ebenso Schlussanträge GA Mazák, Rs C-65/09 Rz 58 ff und Rs C-
87/09 Rz 59 ff.
467
Schlussanträge GA Mazák, Rs C-65/09 Rz 85 ff.
468 3
OGH 7 Ob 235/02p SZ 2002/152; 10 Ob 94/08h bbl 2009/54; 11.10.2012, 1 Ob 172/12v; P. Bydlinski in KBB
1.01 3
§ 933a Rz 10; Zöchling-Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 933a Rz 9; Ofner in Schwimann, ABGB IV § 933a
Rz 1; Welser/Jud, Gewährleistung § 933a Rz 10; Kletečka, Gewährleistung § 933a Rz 1 ff.

115
reduzieren469. Allerdings weist P. Bydlinski470 mit Recht darauf hin, dass durch das Instrument
der teleologischen Reduktion lediglich die Nichtanwendung einer unpassenden Bestimmung auf
bestimmte Fallgruppen, nicht aber das gänzliche Weglassen von Gesetzesteilen gerechtfertigt
werden kann. § 932 Abs 4 S 1 ABGB gibt aber ganz ausdrücklich den in klare Worte gegossenen
Willen des Gesetzgebers wieder, dem Übernehmer im Falle der Unverhältnismäßigkeit der
Verbesserung iwS nur die Sekundärbehelfe zu gewähren, sodass eine Vereinbarkeit der zitierten
Bestimmung mit dem Urteil des EuGH auf die genannte Art nicht in methodisch zulässiger
Weise erzielt werden kann471. Allerdings lässt sich diese Konformität nach Ansicht des genannten
Autors dennoch auch de lege lata für das österreichische Recht herstellen: § 932 Abs 4 S 1 sagt
nämlich lediglich aus, dass die Verbesserung iwS auf eine entsprechende Einrede hin nicht
geschuldet wird, wenn dadurch der Übergeber mit unangemessen hohen Kosten im Verhältnis
zum Nutzen der Verbesserung für den Übernehmer belastet wird472. Mit anderen Worten steht die
genannte Bestimmung des ABGB dem nicht entgegen, dass der Übernehmer durch eine
angemessene Beteiligung an den unverhältnismäßigen Kosten die Einrede der
Unverhältnismäßigkeit zu Fall bringen und sich damit seinen Anspruch auf Nachbesserung
aufrechterhalten kann. Mit einer solchen Auslegung ist den im Urteil des EuGH genannten
Anforderungen Genüge getan473.

Obwohl der österreichische Gesetzgeber die Vorgaben der Richtlinie im ABGB, also für das
gesamte Gewährleistungsrecht und ohne Einschränkung auf den Verbrauchsgüterkauf, umsetzen
wollte474, hat der OGH475 sich unter Berufung auf den deutschen BGH476 und auf Faber477 im

469
Faber, Aus- und Einbaukosten 23 f; Perner/Zoppel, EuGH: Umwälzungen bei der Gewährleistung, RdW 2011,
447; Fucik, Gewährleistungsrecht auf dem Prüfstand des EuGH, ÖJZ 2011, 697.
470
ÖJZ 2011, 899; ders, Richlinienkonforme „gesetzesübersteigende“ Rechtsfindung und ihre Grenzen – eine
methodische Vergewisserung anlässlich 20 Jahre EU-Mitgliedschaft, JBl 2015, 2 (7 f).
471
P. Bydlinski, ÖJZ 2011, 899, FN 37; ausführlich ders, JBl 2015, 2.
472
P. Bydlinski, ÖJZ 2011, 901.
473
So auch für das deutsche Recht Jaensch, Der Umgang der kaufrechtlichen Nacherfüllung, NJW 2012, 1028; aA
Faber, Aus- und Einbaukosten 13, 72, 91, 107, nach dessen Ansicht der Wortlaut des Urteils (Rn 74, 76, Tenor 2) die
Möglichkeit der angemessenen Beteiligung ausschließlich in den Aus- und Einbaufällen gestattet.
474
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 8.

116
Hinblick auf die Aus- und Einbaukosten ausdrücklich für eine „gespaltene“ Auslegung
entschieden478. Demnach könne dem Gesetzgeber ein Wille, auch ein durch den EuGH
ermitteltes, außerordentlich überraschendes Auslegungsergebnis überschießend, dh auch für
außerhalb des Verbrauchsgüterkaufes angesiedelte Sachverhalte umzusetzen, nicht unterstellt
werden. Die Geltendmachung von Aus- und Einbaukosten im Rahmen eines
verschuldensunabhängigen Gewährleistungsbegehrens bleibt somit auf Verträge zwischen
Unternehmern und Verbrauchern iSd § 1 KSchG beschränkt und erstreckt sich nicht auf
Kaufverträge zwischen Unternehmern oder zwischen Verbrauchern479. Es erscheint nicht
unwahrscheinlich, dass auch im Hinblick auf die Einrede der absoluten Unverhältnismäßigkeit
von der österreichischen Rsp eine geteilte Auslegung zwischen Verbraucherverträgen iSd § 1
KSchG und Rechtsgeschäften zwischen Unternehmern bzw Verbrauchern untereinander vertreten
werden wird480. So wurde die Unverhältnismäßigkeitseinrede des Unternehmers im Fall des
Kaufs einer Garage – also einer nicht vom Anwendungsbereicht der VerbrauchsgüterkaufRL
erfassten unbeweglichen Sache – durch einen Verbraucher ausdrücklich zugelassen481.

475
OGH 9 Ob 64/13x Zak 2014, 196 = JBl 2014, 531 = EvBl 2014/89 (Perner) = ZVB 2014, 363 (Kraus).
476
BGH VIII ZR 226/11 BGHZ 195, 135 = NJW 2013, 220 = ZIP 2012, 2397 = DNotZ 2013, 282 = EuZW 2013, 157 =
NZBau 2013, 104 = NJ 2013, 29 = WM 2013, 1910 = DB 2012, 2804 = ZfBR 2013, 141; ebenso bereits VIII ZR 70/08
NJW 2009, 1660 = ZIP 2009, 376 = MDR 2009, 438 = EuZW 2009, 270 = NJ 2009, 205 = WM 2009, 524 = BB 2009,
685 = BauR 2009, 812.
477
Faber, Aus- und Einbaukosten 97 ff.
478
krit P. Bydlinski, JBl 2015, 12 ff.
479
OGH 9 Ob 64/13x Zak 2014, 196 = JBl 2014, 531 = EvBl 2014/89 (Perner) = ZVB 2014, 363 (Kraus), 4.11.
480
Dafür Karner/Koziol, Der Ersatz von Mangelfolgeschäden in Veräußerungsketten von Unternehmern, JBl 2012,
145; Faber, Aus- und Einbaukosten 101.
481
OGH 5 Ob 126/12h Zak 2013, 78 = ecolex 2013, 521 = immolex-LS 2013/23 = MietSlg 65.152; dazu immolex
2013, 118 (Faber); ZVB 2013, 258 (Oppel); EvBl 2013/89 (Reif); ZRB 2013, 100 (Seeber-Grimm/Seeber); wobl 2013,
181 (Terlitza), freilich ohne dass die aus der E in den verb Rs Weber und Putz resultierende Problematik dort mit
einem Wort erwähnt wird.

117
6.3.4. Die Auswirkungen auf den Bereich des Oldtimerkaufs

Während in den verb Rs Weber und Putz die Verbesserung ieS, also die Reparatur der konkret
geleisteten Sache, an deren Unmöglichkeit scheiterte, ist beim Oldtimerkauf aufgrund dessen
Eigenart als Speziesschuld der Austausch generell unmöglich. Das vom EuGH erzielte
Auslegungsergebnis zu Art 3 Abs 3 Unterabs 2 der RL 1999/44 EG, wonach die einzig mögliche
Art der Abhilfe wegen ihrer absoluten Unverhältnismäßigkeit nicht verweigert werden darf,
schlägt also ganz allgemein auf den Spezieskauf482 und damit auch den vorliegend behandelten
Oldtimerkauf durch.

Gerade beim Erwerb klassischer Automobile wird dem Übernehmer – wie erwähnt – oft ein
besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung des Vertrages zukommen. Je seltener das
veräußerte Fahrzeug am Markt angeboten wird und je eher besondere Merkmale, wie exklusive
Ausstattungsdetails, eine außergewöhnliche Historie, Originalzustand, prominenter Vorbesitz
udgl, die Beschaffung eines ähnlichen Fahrzeugs am Markt erschweren, desto eher wird der
Übernehmer in erhöhtem Maße daran interessiert sein, doch noch eine vertragsgemäße Leistung
zu erhalten. Auf der anderen Seite übersteigen aber die Sanierungskosten aufgrund höherer
Ersatzteilpreise für klassische Fahrzeuge, aufgrund des hohen Arbeitsaufwands und schließlich
aufgrund des meist notwendigen Einsatzes entsprechend kostenintensiver Fachbetriebe den als
Gegenleistung vereinbarten Kaufpreis oft erheblich. Exemplarisch sei ein durch den deutschen
Bundesgerichtshof entschiedener Fall erwähnt: So wurden durch diesen im Falle eines Oldtimers
des Typs Mercedes-Benz 280 SE des Baujahres 1969, den der Übernehmer zu einem Kaufpreis
von 17.900,-- Euro erworben hatte, Verbesserungskosten für die Sanierung massiver
Korrosionsschäden von 33.300,-- Euro zugesprochen483. Aufgrund dieser Interessenslage kommt
der Einrede der Unverhältnismäßigkeit auf diesem Gebiet besondere Bedeutung zu.

Zur Einrede der absoluten Unverhältnismäßigkeit der Primärbehelfe musste sich der OGH nach
dem vom EuGH ergangenen Urteil in den verb Rs Weber und Putz bislang nicht äußern. Die

482
Faber, Aus- und Einbaukosten 91.
483
BGH VIII ZR 172/12 NJW 2013, 2749 = NZV 2013, 482, dabei wurde vom Übergeber die Unverhältnismäßigkeit
allerdings nicht eingewendet.

118
unterschiedlichen Szenarien seien daher im Bezug auf ihre praktischen Auswirkungen auf den
Oldtimerkauf im Folgenden näher untersucht.

Folgt man der von Perner/Zoppel484 vertretenen Auffassung, wonach der § 932 Abs 4 S 1 durch
Streichung der Passage „oder für den Übergeber mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand
verbunden“ teleologisch zu reduzieren wäre, würden dem Übergeber pauschal auch wirtschaftlich
noch so unsinnige Verbesserungsmaßnahmen aufgebürdet. Die Haftung des Verkäufers ginge
damit, obwohl dieser weder den Mangel verschuldet hat noch in den meisten Fällen überhaupt
Kenntnis davon haben konnte, ins Uferlose. Der vom österreichischen Gesetzgeber verfolgte
Zweck, den Übergeber bei der Nacherfüllung nicht in unverhältnismäßiger Weise zu belasten 485,
würde damit nicht einmal im Ansatz berücksichtigt. Außerdem würde der berechtigte Schutz der
Normunterworfenen entäuscht, die auf den eindeutigen Wortlaut, der aus dem (seinerzeitigen)
klaren Willen des Gesetzgebers hervorgegangen ist, vertrauen durften486.

Nach der Ansicht P. Bydlinskis487 kann Art 3 Abs 3 der RL 1999/44 EG in der Konstellation der
Aus- und Einbaufälle dahingehend teleologisch reduziert werden, dass die den Aus- und Einbau
umfassende Ersatzlieferung dann nicht begehrt werden kann, wenn es sich bloß um einen
geringfügigen Mangel iSd Art 3 Abs 5 der RL handelt. Hingegen soll es bei nicht geringfügigen
Mängeln bei der Ersatzlieferung inklusive Aus- und Einbau bleiben, zumindest, wenn der Einbau
zur bestimmungsgemäßen Verwendung der Kaufsache notwendig ist, der Einbau ohne
Sorgfaltsverletzung des Übernehmers erfolgt ist und die Interessen des Käufers ohne den Einbau
des als Ersatz gelieferten Gutes nicht ausreichend befriedigt werden können. Dieselbe
Vorgangsweise soll im Hinblick auf die Unverhältnismäßigkeitseinrede zum Tragen kommen.
Damit kann aber nicht in allen Fällen das Auslangen gefunden werden, in denen die
Verbesserungskosten in krassem Missverhältnis zum Wert des Verbrauchsguts und zur
Bedeutung der Vertragswidrigkeit stehen. Freilich liegt einem geringfügigen Mangel auch nur

484
RdW 2011, 447.
485
Vgl ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 16.
486
P. Bydlinski, JBl 2015, 9 f.
487
ÖJZ 2011, 897.

119
eine geringfügige Vertragswidrigkeit zugrunde, sodass eine Abwägung schon aus diesem Grund
nicht zur Verhältnismäßigkeit wirtschaftlich aufwendiger Verbesserungsmaßnahmen führen
kann. Die Konstellation in den verb Rs Weber und Putz war aber derart, dass die Kosten zum
Aus- und Einbau unweigerlich angefallen waren, sodass sich nur noch die Frage stellt, wer diese
letzten Endes tragen muss. Schließlich wäre in den Aus- und Einbaufällen den Interessen des
Übernehmers mit einer Wandlung keinesfalls ausreichend Rechnung getragen, da dieser erst
recht mit den Aus- und Einbaukosten belastet bliebe. Im Unterschied dazu stellt sich die
umgekehrte Fallgruppe „Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung beim Spezieskauf“ derart dar,
dass vom Übernehmer eine Verbesserungsmaßnahme begehrt wird, aus der dem Übergeber
unverhältnismäßig hohe Kosten erwachsen, deren Anfallen aber durch die noch ohne weiteres
mögliche Vertragsaufhebung verhindert werden könnte. Während die Kosten in der ersten
Konstellation durch den gutgläubigen Einbau angefallen sind, kann keinesfalls von
Gutgläubigkeit ausgegangen werden, wenn der Verbraucher trotz Wissens um die
Unwirtschaftlichkeit einer Verbesserungsmaßnahme die Ausführung derselben fordert488.

In einem allfälligen Rechtsstreit vor österreichischen Gerichten wäre also festzustellen, ob sich
das vom EuGH ermittelte Auslegungsergebnis auch auf die Fälle der Unmöglichkeit der
Verbesserung beim Spezieskauf erstreckt. Dem Urteilstenor des EuGH ist nämlich lediglich zu
entnehmen, dass Art 3 Abs 3 Unterabs 1 und 2 der RL 1999/44 EG derart zu verstehen sind, dass
die einzig mögliche Art der Abhilfe, durch die sich der vertragsgemäße Zustand des
Verbrauchsguts herstellen lasse, nicht wegen Unverhältnismäßigkeit der Kosten verweigert
werden darf, die sich aus der Verpflichtung ergeben, den Ausbau dieses Verbrauchsguts aus der
Sache, in die es eingebaut wurde, und den Einbau des als Ersatz gelieferten Verbrauchsguts in
diese Sache vorzunehmen. Aufgrund der Formulierung des Urteilstenors muss nicht zwingend
davon ausgegangen werden, dass die genannten Richtlinienbestimmungen auch
notwendigerweise dahingehend interpretiert werden müssen, dass die einzig mögliche Art der
Abhilfe auch wegen Unverhältnismäßigkeit der Kosten, die sich aus anderen Umständen als der

488
Nach OGH 4 Ob 80/12m Zak 2012, 296 = Jus-Extra OGH-Z 5201 = bau aktuell 2012, 189 = bbl 2012, 271 = RdW
2012, 594 = JBl 2013, 180 = AnwBl 2013, 189 = JBl 2013, 151 (Faber) = ecolex 2013, 116 (Wilhelm) muss die
fehlende Gutgläubigkeit allerdings durch eine entsprechende Einrede geltend gemacht werden. Eine solche könnte
bei genauerer Betrachtung bereits implizit in der Einrede der Unverhältnismäßigkeit mit enthalten sein.

120
Verpflichtung zum Aus- und Einbau ergeben, nicht verweigert werden darf489. Schließlich trifft
die den Gerechtigkeitserwägungen des EuGH zugrunde liegende Prämisse490, dass die Kosten
jedenfalls – also auch dann, wenn die Parteien von einem Austausch ihrer Leistungen endgültig
Abstand nehmen – anfallen, auf die Konstellation „Unverhältnismäßigkeit der Nachbesserung
beim Spezieskauf“ gerade nicht zu491.

Von einem österreichischen Gericht könnten daher in einem solcherart gelagerten Fall dem
Gerichtshof die folgenden Fragen zur Vorabentscheidung iSd Art 267 AEUV vorgelegt werden:

1. Sind die Bestimmungen des Art 3 Abs 3 Unterabs 1 und 2 der Richtlinie
1999/44 EG dahingehend auszulegen, dass sie einer nationalen gesetzlichen Regelung
entgegenstehen, wonach der Verkäufer das Recht hat, die Nachbesserung des
vertragswidrigen Verbrauchsgutes als einzig mögliche Art der Abhilfe zu verweigern,
weil sie ihm Kosten verursachen würde, die sich aus anderen Gründen als der
Verpflichtung des Übergebers zum Ausbau dieses Verbrauchsgutes aus der Sache, in
die es eingebaut wurde, und zum Einbau des als Ersatz gelieferten Verbrauchsgutes in
diese Sache ergeben und die – verglichen mit dem Wert, den das Verbrauchsgut hätte,
wenn es vertragsgemäß wäre, verglichen mit der Bedeutung der Vertragswidrigkeit und
verglichen mit den Kosten einer angemessenen Minderung des Kaufpreises oder einer
Vertragsauflösung – unverhältnismäßig wären, insbesondere, weil diese Kosten im Fall
einer angemessenen Minderung des Kaufpreises oder einer Vertragsaufhebung nicht
anfallen würden?

2. Falls die erste Frage bejaht wird: Ist dies auch dann der Fall, wenn die
Vertragswidrigkeit bloß geringfügig im Sinne des Art 3 Abs 5 der RL ist?

489 1.01
So aber Faber, Aus- und Einbaukosten 3; offen lassend Zöchling-Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 932
Rz 48/1.
490
EuGH verb Rs C-65/09 und C-87/09 Rn 47 f.
491
Vgl Faber, Aus- und Einbaukosten 50, der selbst einräumt, dass das Element der Gutgläubigkeit jedenfalls bei
positiver Kenntnis des Mangels fehlt; vgl ferner Höpfner, Anmerkungen zu BGH vom 21.12.2011 (VIII ZR 70/08 JZ
2012, 468), JZ 2012, 473.

121
Nimmt man hingegen die Judikatur des EuGH – wie in der Rsp der nationalen Gerichte nicht
unüblich – ohne weitergehende Auseinandersetzung als gegeben hin und muss die gegenwärtige
österreichische Rechtslage mit dem Urteil in den verb Rs Weber und Putz in Einklang gebracht
werden492, so führt für die hier behandelte Fallgruppe ein weiterer Ansatz P. Bydlinskis493 zu
einem sachgerechteren Ergebnis: Demnach kann eine Übereinstimmung des österreichischen
Rechts mit den Vorgaben des EuGH durch eine solche Auslegung des § 932 Abs 4 S 1 ABGB
erzielt werden, wonach im Fall der Unverhältnismäßigkeit der Verbesserung iwS die Übernahme
eines entsprechenden Kostenbeitrags494 durch den Übernehmer vorgesehen wird. So könnte der
Verbesserung Begehrende seinen Verbesserungsanspruch durch Übernahme jenes Kostenanteils,
der über den wirtschaftlich vertretbaren Aufwand hinausreicht und damit im Verhältnis zu den
Sekundärbehelfen die wirtschaftliche Unverhältnismäßigkeit begründet, aufrechterhalten. Ist er
dazu nicht bereit, muss er sich mit den Sekundärbehelfen zufrieden geben. Der Übernehmer hat
es also selbst in der Hand, sein Interesse an der Aufrechterhaltung des Vertrages zu bewerten und
gegen die ihm sonst zustehenden Sekundärbehelfe sinnvoll abzuwägen. Im Übrigen wurde ein
solches Verständnis des § 932 ABGB schon für das geltende österreichische Recht vor dem
Ausspruch des Urteils des EuGH in den verb Rs Weber und Putz diskutiert495.

Auch wirft eine solche Vorgangsweise keinerlei prozessrechtliche Probleme auf496. Die
Unverhältnismäßigkeit kann ohnedies nur über eine entsprechende Einrede geltend gemacht
werden497, ansonsten bleibt es bei der Kostentragung durch den Übergeber. Erklärt sich der
Übernehmer auf diese Einrede hin bereit, den die Unverhältnismäßigkeit verursachenden
Kostenanteil zu übernehmen, fällt der Rechtsgrund der Einrede weg und dem

492
Dazu abl, falls eine Interpretation contra legem in Kauf genommen werden müsste P. Bydlinski, JBl 2015, 4, 5,
mwN auch der Gegenmeinung.
493
ÖJZ 2011, 901.
494
Der allerdings vom zitierten Autor abgelehnt wird, ÖJZ 2011, 898.
495
Schon zum alten Gewährleistungsrecht B. Jud, JBl 2000, 2 ff.
496
So aber Stabentheiner/Cap, ÖJZ 2011, 1052.
497
Zur Einrede der „relativen“ Unverhältnismäßigkeit OGH 6 Ob 151/12t = Zak 2013, 278 = EvBl-LS 2013/153 = JBl
2013, 654 = RdW 2013, 599; dazu Zak 2013, 267 (P. Bydlinski).

122
Verbesserungsbegehren muss – Zug um Zug gegen Zahlung des Kostenanteils – Erfolg zuerkannt
werden. Willigt hingegen der Käufer nicht in die Übernahme eines entsprechenden Kostenanteils
ein, kommt der Einrede Berechtigung zu, ist das Verbesserungsbegehren abzuweisen und stehen
dem Übernehmer nur noch die sekundären Gewährleistungsbehelfe zu.

Schließlich müssten auch noch Anhaltspunkte für die Bewertung des Umfangs eines vom
Übernehmer zu tragenden Kostenanteils gefunden werden. Zur Bewertung der
Unverhältnismäßigkeit an sich kann auf die bisherige Rsp, wonach eine solche vorliegt, wenn der
mit der Verbesserung verbundene Aufwand in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Mangels für
den Besteller steht, zurückgegriffen werden498. Kann aber jene Grenze gezogen werden, die für
die Unverhältnismäßigkeit schlagend werden soll, lässt sich auch jener Anteil leicht ermitteln, der
über diese Grenze hinaus reicht. Demnach muss der vom Käufer zu übernehmende Kostenanteil
mit jenem Betrag bemessen werden, um den die Verbesserungskosten insgesamt die Kosten einer
gerade noch verhältnismäßigen Verbesserung übersteigen499. Zu beachten ist dabei allerdings,
dass der derart ermittelte Betrag im Verbrauchergeschäft nicht über jener Grenze angesetzt
werden darf, die einer „angemessenen“ Beteiligung iSd Urteils in den verb Rs Weber und Putz
entspricht.

6.4. Vorrang der Primärbehelfe und vom Übernehmer zu vertretende


Unmöglichkeit

Immer dann, wenn die Unmöglichkeit der Verbesserung vom Übernehmer zu vertreten ist,
scheidet eine Eröffnung des Anwendungsbereichs der Sekundärbehelfe aus500. Andernfalls stünde

498
OGH 6 Ob 241/06v = Zak 2008, 236 = ecolex 2008, 525.
499
So schon B. Jud, JBl 2000, 2 ff, aA Fenyves, JBl 1999, 1, der auch auf den vom Übernehmer erhaltenen Vorteil
abstellen will.
500
Ganz hA, zB B. Jud, Gewährleistung beim Reiseveranstaltungsvertrag, ecolex 2001, 430 (431); Welser/B. Jud,
4
Gewährleistung § 932 ABGB Rz 31; Kletečka, Gewährleistung § 932 Rz 17; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV
§ 932 Rz 46; Kurschel, Gewährleistung 83; Karollus in Pirker-Hörmann/Hammerl 124 ff.

123
es dem Übernehmer frei, die Verbesserung zu vereiteln und damit den Vorrang der Primärbehelfe
ad absurdum zu führen501.

6.4.1. Die vorschnelle Selbstverbesserung durch den Übernehmer

Besondere Bedeutung kommt in der Praxis jenen Konstellationen zu, in denen der Übernehmer
(zB aus Unkenntnis des Verbesserungsvorrangs im Gewährleistungsrecht) die Verbesserung
selbst vornimmt oder vornehmen lässt. Unbillig wäre es, den mangelhaft leistenden Übergeber
diesfalls vollständig aus der Haftung zu entlassen502, genauso können aber dem Übergeber nicht
jene Kosten aufgebürdet werden, um die sich die Verbesserung aus dessen Perspektive durch das
voreilige Handeln des Übernehmers verteuert hat503. Nachdem in der Lehre teilweise auch ein
Verwendungsanspruch nach § 1042 ABGB504 bzw Ansprüche aus Geschäftsführung ohne
Auftrag505 ins Treffen geführt wurden, gebührt nach der nunmehr herrschenden Lehre506 und der
Rsp507 ein Anspruch analog §§ 1155 Abs 1, 1168 Abs 1 ABGB. Teilweise wird eine
differenzierende Ansicht vertreten, wonach für eine Selbstverbesserung im Verzug des

501
Welser/Jud, Gewährleistungsrecht § 932 Rz 31.
502 4
So aber Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 46; ebenso die deutsche Rsp, BGH VIII ZR 100/04 BGHZ
162, 219 = NJW 2005, 1348 = ZIP 2005, 861 = MDR 2005, 673 = DNotZ 2005, 677 = WM 2005, 945 = BB 2005, 909 =
DB 2005, 997 = BauR 2005, 1021 zum Motortausch in einer Fremdwerkstatt; VIII ZR 1/05 NJW 2005, 3211 = MDR
2006, 141; VIII ZR 126/05 NJW 2006, 988 = ZIP 2006, 525 = MDR 2006, 679.
503
Kletečka, ecolex 1996, 234; Koziol, RdW 1994, 343 f.
504
OGH 4 Ob 598/89 ÖBA 1990, 390; 9 Ob 342/98d RdW 1999, 648; 6 Ob 134/08m JBl 2008, 786; Koziol, Der
Ersatzanspruch des Gläubigers gemäß § 1042 ABGB bei Vornahme der dem Schuldner obliegenden Leistung, RdW
1994, 341 (343 f); Reischauer in Rummel, ABGB I³ § 932 Rz 13; ders, JBl 2002, 137, 151; Holzinger, RdW 2008, 636;
dagegen generell für zweipersonale Verhältnisse OGH 1 Ob 122/00y RdW 2001, 145.
505
Rummel, Altes und Neues zu § 1042 ABGB, JBl 2008, 432.
506
P. Bydlinski, JBl 2005, 681; Augenhofer, JBl 2006, 439.
507
Ausdrücklich nach Bewertung des Meinungsstandes OGH 8 Ob 14/08d JBl 2008, 781 = SZ 2008/87 = RdW 2008,
645 (Holzinger 636) = ecolex 2008, 905 (Wilhelm 881) = Zak 2008, 313; verfehlt die E OGH 8 Ob 36/07p Zak 2007,
354 = RdW 2008, 80 = MietSlg 59.106 = HS 38.295 = ZLB 2012, 97, in der ein solcher Anspruch unter Hinweis auf
mangelndes Verschulden gar nicht geprüft wird.

124
Übergebers mit der Nachbesserung § 1042 ABGB zur Anwendung gelangen soll, während sonst
§ 1168 Abs 1 ABGB analog herangezogen werden soll508.

In beiden Varianten muss der Übergeber das herausgeben, was er sich dadurch erspart hat, dass er
die Verbesserung nicht selbst vornehmen musste. Allerdings ist dieser Anspruch im Gegensatz zu
jenem nach § 1042 mit dem Wert der Gegenleistung begrenzt509, sodass der Übernehmer dadurch
in allen Fällen, in denen die Verbesserungskosten den Wert der Gegenleistung übersteigen,
schlechter gestellt wäre510.

Der Leitentscheidung511 des OGH lag folgender Sachverhalt zugrunde: Der Kläger hatte bei der
Beklagten einen Oldtimer, Jaguar E Coupé, Baujahr 1973 zum Preis von 17.300 Euro gekauft.
Die Streitteile hatten eine Zustandsvereinbarung des Inhalts „technisch okay“ getroffen. In der
Folge zeigten sich massive Mängel, die der Kläger, ohne die Beklagte zuvor zur Verbesserung
aufgefordert zu haben, selbst beheben ließ. Der 8. Senat entschied, dass in solchen Fällen dem
Käufer die Kosten, die sich der Übergeber infolge des Unterbleibens der Verbesserung erspart
hat, analog § 1168 Abs 1 zu ersetzen sind. Diese Kosten entsprechen nach dem OGH jenen einer
angemessenen Verbesserung durch entsprechende Professionisten, wenn der Übergeber nicht die
Möglichkeit einer kostengünstigeren Behebung bzw eine geringere Ersparnis behauptet und
beweisen kann.

6.4.2. Vorschnelle Selbstverbesserung und Unverhältnismäßigkeitseinrede

Probleme bereiten jene Fälle, in denen der Übernehmer die Verbesserung selbst vorgenommen
oder vornehmen lassen hat, obwohl der Übergeber sich zu Recht auf die Unverhältnismäßigkeit
derselben berufen hätte können. Gerade diese Konstellation tritt beim Oldtimerkauf häufig auf:

508
Karner, Rechtsfolgen einer (voreiligen) Selbstverbesserung durch den Gewährleistungsberechtigten, ZVR 2009,
4
152 (155); Koziol in KBB § 1042 Rz 5.
509
AA Reischauer, Gewährleistung und verschuldensunabhängiger Verbesserungskostenersatz, Zak 2011, 323 (325).
510
Bollenberger, Das stellvertretende Commodum 226; Holzinger, RdW 2008, 639.
511
OGH 8 Ob 14/08d JBl 2008, 781 = SZ 2008/87 = RdW 2008, 645 (Holzinger 636) = ecolex 2008, 905 (Wilhelm 881)
= Zak 2008, 313.
125
Der Übernehmer, der sein Liebhaberstück restauriert oder restaurieren lässt, behebt – wie gerade
der Umstand zeigt, dass die Kosten einer fachgerechten Restaurierung üblicherweise den
Zeitwert des fertig restaurierten Fahrzeugs übersteigen – im Zuge der Restaurierung oft auch
solche Mängel, deren Beseitigung durch den Übergeber als unverhältnismäßig gelten würde. Der
Übernehmer wäre über eine entsprechende Einrede auf die Geltendmachung der Sekundärbehelfe
eingeschränkt.

Prima facie erscheint es in solchen Fällen geboten, den Übernehmer seiner Rechte verlustig
gehen zu lassen, da er die einzigen ihm zustehenden Rechte, nämlich jene der sekundären
Gewährleistungsbehelfe, durch die voreilige Eigenreparatur selbst verunmöglicht hat. Schließlich
soll der Übernehmer nicht die Einrede der Unverhältnismäßigkeit von vornherein damit
frustrieren können, dass er die unverhältnismäßige Verbesserungsmaßnahme selbst durchführt.
Eine Wandlung, die normalerweise im Interesse des die Unverhältnismäßigkeitseinrede
erhebenden Übergebers gelegen ist und insofern in solchen Konstellationen trotz voreiliger
Selbstverbesserung in Betracht kommen würde, wird regelmäßig den Interessen des Übernehmers
zuwiderlaufen, der ja schon einen (sogar unverhältnismäßig hohen) Aufwand auf die Sache
getätigt und damit sein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung des Vertrages bekundet
hat.

Auch in diesem Fall wäre es allerdings nicht überzeugend, den Übergeber, der mangelhaft
geleistet hat, gänzlich aus seinen Verpflichtungen zu entlassen. Schließlich erscheint es nicht
einsichtig, warum dieser bei Leistung einer Sache, die mit einem wirtschaftlich nicht sinnvoll
behebbaren Mangel behaftet ist, besser gestellt sein soll als bei Leistung eines Kaufgegenstands,
der lediglich einen leicht behebbaren Mangel aufweist.

Weder der Anspruch analog § 1042 ABGB noch jener analog § 1168 Abs 1 ABGB erscheinen
hier passend, weil der Übergeber zu einer unverhältnismäßigen Reparatur nicht verpflichtet ist
und sich insofern nichts erspart hat, das man anrechnen könnte.

Ein Anspruch analog § 1042 ABGB scheidet schon klar nach dessen Wortlaut aus, weil der
Übergeber nach dem Gesetz keinen Aufwand hätte machen müssen. Eine Möglichkeit bestünde
darin, dem Übernehmer einen Anspruch analog § 1168 Abs 1 ABGB zuzuerkennen, der nach
126
oben hin mit der Höhe des Wandlungsinteresses beschränkt wird. Ist nämlich die Verbesserung
iwS unverhältnismäßig, stehen als Rechtsfolge der Unverhältnismäßigkeit nur noch die
Sekundärbehelfe zur Verfügung. Der mangelhaft leistende Übergeber hat sich also durch die
Selbstverbesserung zwar keine Verbesserungskosten erspart, weil er zu einer Verbesserung nicht
verpflichtet gewesen wäre, sehr wohl ist er aber durch die Vorgangsweise des Übernehmers der
Rückabwicklung des Vertrags entgangen. Allerdings wird die betragsmäßige Bewertung des
Wandlungsinteresses praktische Schwierigkeiten bereiten. In Fällen, in denen der Übergeber kein
aus seiner Sicht günstiges Geschäft geschlossen hat und ihm daher kein besonderes Interesse an
der Aufrechterhaltung des Vertrags zukommt, wird dieses regelmäßig mit null zu bewerten sein.
Auch das muss nicht zwangsläufig Bedenken begegnen, schließlich hat § 1168 Abs 1 ABGB
lediglich den Zweck, Bereicherungen hintanzuhalten512, die beim Übergeber, der sich ohnedies
nichts erspart hat, nicht eingetreten sind.

Ein anderer Lösungsweg wäre darin gelegen, dem voreilig selbst Verbessernden unabhängig von
der Geringfügigkeit des Mangels (nur) eine Preisreduktion zu gewähren. Diese Variante dürfte
am ehesten den Parteiinteressen und den Wertungen des Gewährleistungsrechts entsprechen.
Dem Übernehmer kommt für nicht geringfügige Mängel stets ein Wahlrecht zu, ob er Wandlung
oder Preisminderung begehren will513. Repariert ein Übernehmer ein mangelhaftes KFZ selbst,
um es anschließend in Benützung zu nehmen, so ist darin ein stillschweigender
Wandlungsverzicht zu erblicken514. Durch die Selbstverbesserung hat also der Übernehmer
entschieden, die Wandlung nicht in Anspruch nehmen zu wollen, woraufhin ihm nur der Behelf
der Preisminderung übrig bleibt. Das Ausmaß der Preisminderung bestimmt sich wie üblich nach
der relativen Berechnungsmethode. Dadurch kann der Übernehmer auf die erfolgreiche Einrede
der Unverhältnismäßigkeit hin nicht die unverhältnismäßigen Kosten der Selbstverbesserung515,

512
P. Bydlinski, JBl 2005, 681.
513 4 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 20; Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 80.
514
OGH HS 6.470; generell zum konkludenten Wandlungsverzicht bei Weiterbenützung der Kaufsache 1 Ob 318/71
SZ 44/179 = EvBl 1972/186 = JBl 1972, 370 = QuHGZ 1972 H3/104; HS 7.335/13, 4318/64; 1 Ob 31/75 EvBl 1976/20
= JBl 1976, 98; aA 6 Ob 100/75 SZ 48/103.
515
Vgl ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 18, wonach die Preisminderung nicht notwendig zu den konkreten Kosten der
Verbesserung führt.

127
sondern nur die objektive Wertminderung aufgrund der Mangelhaftigkeit in Anschlag bringen.
Dies entspricht auch am ehesten dem, was redliche Parteien vernünftigerweise bei Kenntnis des
Mangels vereinbart hätten516.

6.5. Der Rechtsbehelf der Preisminderung

Bei der Preisminderung handelt es sich um eine Herabsetzung des Kaufpreises und damit um eine
Anpassung des Vertrages an die mangelhafte Leistung. Während die RL 1999/44 EG den
Mitgliedsstaaten keine konkreten Kriterien zur Ermittlung des Umfanges des
Preisminderungsrechtes vorschreibt, erfolgt die Berechnung in Österreich auch nach dem
GewRÄG 2002 nach der relativen Berechnungsmethode517. Demnach verhält sich der geminderte
Preis zum bezahlten so wie der geminderte Wert zum Marktwert der Sache (p:P = w:W)518. Dabei
wird also auch die Abweichung zwischen Verkehrswert und vereinbartem Preis berücksichtigt.

Die Preisminderung findet im Verkehrswert der Kaufsache keine untere Grenze, sodass in diesen
Fällen das gewährleistungsrechtliche Preisminderungsrecht weiter reicht als ein Irrtumsanspruch
nach § 872 ABGB519. Nach der relativen Berechnungsmethode wäre auch eine Minderung auf
null grundsätzlich möglich, wenn die mangelhafte Sache objektiv keinen Wert aufweist. Während
der OGH zum Werkvertrag regelmäßig Preisreduktionen auf null billigt520, zeigt sich die
diesbezügliche Judikatur zum Kaufvertrag restriktiver521. Bollenberger522 spricht diesbezüglich
von einem Scheinproblem: Demnach würde der Vertrag derart geändert, dass bei einer

516 4
Vgl Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 64.
517
ErläutRV 422 BlgNR 21. GP 18.
518 4
Ganz hA, siehe nur P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 21 mwN; aA Reischauer in Rummel, ABGB I³ § 932 Rz 8.
519
OGH 6 Ob 221/98p JBl 1999, 115.
520
OGH 6 Ob 133/69 HS 7.337; HS 10.890; insbesondere dann, wenn der Materialaufwand gering war und nur die
ohnedies unbrauchbare Arbeitsleistung frustriert wird, OGH 17.09.1997, 3 Ob 130/97g.
521
OGH 6 Ob 221/98p JBl 1999, 115; 7 Ob 212/06m ecolex 2007, 99 (B. Jud): kontaminiertes Grundstück.
522
Das neue Wahlrecht zwischen Wandlung und Minderung, RdW 2002, 713.

128
Preisminderung auf null gleichzeitig auch der Anspruch auf die Gegenleistung, also die
Herausgabe der Sache, entfiele, sodass dies im Ergebnis der Wandlung gleichkomme. Allerdings
wird dabei nicht berücksichtigt, dass in den allermeisten Fällen die Sache noch einen, wenn auch
sehr geringen Restwert (zB bei Automobilen den Schrottwert) aufweist. Hätte also die Sache
einen Wert von null, müsste der Verkäufer die Sache nicht herausgeben, während er dieselbe
Sache, hätte sie noch einen Wert von 1 Euro, gegen Zahlung dieses (nach der relativen
Berechnungsmethode um das Verhältnis von Kaufpreis zu mangelfreiem Wert angepassten)
Betrages herausgeben müsste. Dagegen, dass dem Verkäufer bei besonders hohen
Preisreduktionen ein Geschäft aufgedrängt würde, das er so nicht abgeschlossen hätte523,
begegnet der zitierte Autor mit der Möglichkeit einer Irrtumsanfechtung durch den Verkäufer.

Im Rahmen der Veräußerung klassischer Automobile zum Zwecke der Restaurierung bildet es –
wie im Zuge der vorliegenden Arbeit schon mehrfach betont – geradezu den Regelfall, dass die
Kosten der Restaurierung den Marktwert des Fahrzeugs übersteigen. Wurde das Fahrzeug zu
einem solchen Behufe veräußert, liegt nach der Verkehrsauffassung nur in seltenen Fällen ein
Mangel vor524. Zeigen sich aber im Zuge der Restaurierung Abweichungen vom Vertrag, zB weil
bestimmte ausdrücklich zugesicherte Eigenschaften fehlen, wird der Übernehmer oft
Preisminderung begehren, weil ihm mit einer Wandlung aufgrund der bereits begonnenen
Restaurierungsarbeiten üblicherweise wenig gedient wäre.

Schwierigkeiten können dann damit einhergehen, den objektiven Wert der mangelhaften Sache
zu bestimmen. Dieser orientiert sich grundsätzlich am Markt für mit einem derartigen Mangel
behaftete Objekte525. Besteht ein solcher Markt nicht oder schlägt sich die ausdrücklich von den
Parteien bedungene Eigenschaft nicht im objektiven Wert der Kaufsache nieder526, so kann der

523
Vgl zum Problem Welser, Der Entwurf für ein neues Gewährleistungsrecht, ecolex 1995, 11 (13).
524
Siehe bei 2.2.2.
525
OGH 2 Ob 13/84 JBl 1985, 41 (zust Apathy) = ZVR 1985, 375 = RZ 1984, 255.
526 4
Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 65 nennt als Beispiel ein Haus, das irrtümlich in einer „falschen“
Farbe gestrichen wurde.

129
Richter einen der Höhe nach strittigen Betrag gem § 273 ZPO selbst unter Umgehung eines
angebotenen Beweises nach freier Überzeugung festsetzen527.

Der objektive Minderwert soll zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses zu ermitteln sein 528, was im
Hinblick auf einen Gleichklang mit den allgemeinen Gefahrtragungsregeln so verstanden werden
muss, das der Marktwert der mangelhaften Sache bezogen auf den Zeitpunkt des
Vertragsschlusses ermittelt wird. Schließlich soll lediglich das Risiko späterer
Wertveränderungen – etwa infolge gewandelter Verkehrsauffassung – unberücksichtigt
bleiben529, nicht aber Schäden, die sich zwischen Vertragsschluss und Übergabe in der Sphäre
des Übergebers ereignet haben.

6.5.1. Der geringfügige Mangel

Nach § 932 Abs 4 ABGB steht dem Übernehmer grundsätzlich ein Wahlrecht zwischen
Preisminderung und Wandlung zu530. Letzere kann aber immer nur dann begehrt werden, wenn es
sich um einen „nicht geringfügigen“ Mangel handelt. Was darunter zu verstehen ist, wird weder
durch die RL 1999/44 EG einschließlich ihrer Erwägungsgründe, in der diesbezüglich von einer
„geringfügigen Vertragswidrigkeit“ die Rede ist, noch durch § 932 Abs 4 ABGB und dessen
Materialien näher konkretisiert und muss daher im Auslegungsweg gewonnen werden.

Die dazu in der Literatur vorgebrachten Lösungswege sind vielfältig531. Nach einem Ansatz ist
für die Beurteilung der Geringfügigkeit darauf abzustellen, ob der Übernehmer den Vertrag auch

527 4
Ofner in Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 66; allerdings nicht, wenn der Marktwert eines mangelhaften
Pkw problemlos durch einen Sachverständigen ermittelt werden kann, OGH 6 Ob 221/98p JBl 1999, 115.
528
OGH 3 Ob 420/53 SZ 26/185; 2 Ob 179/57 JBl 1957, 454; 1 Ob 626/82 HS 13.138; zust Ofner in
4 2
Schwimann/Kodek, ABGB IV § 932 Rz 64; aA Adler/Höller in Klang V 396 FN 36, nach denen für den Werkvertrag
auf den Zeitpunkt der Übergabe abgestellt werden soll.
529
OGH 1 Ob 626/82 HS 13.138 mwN.
530 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 20.
531
Eine Übersicht der vorgebrachten Argumente findet sich in 1 Ob 14/05y RdW 2005, 538 = SZ 2005/82 = ÖJZ-LSK
2005/201 = RZ 2005 EÜ 124 = JBl 2005, 720 (vgl dazu: Bydlinski, JBl 2005, 681) = Jus-Extra OGH-Z 4011 = EvBl
130
in Kenntnis des Mangels, wenn auch zu anderen Konditionen, abgeschlossen hätte 532. Weiters
wird der Umstand ins Treffen geführt, ob die Rückabwicklung des Vertrags in Anbetracht der
Schwere des Mangels eine unangemessene Sanktion darstellen würde533 bzw ob die
Gläubigerinteressen infolge der Mangelhaftigkeit der Sache nur geringfügig verletzt würden534.
Auch die objektive Wertminderung muss jedenfalls in Betracht gezogen werden 535. Nach einem
weiteren Ansatz sollen die Schwere des Mangels, der Wert der mangelfreien Sache und die für
den Übernehmer mit der Preisminderung verbundenen Unannehmlichkeiten unter
Berücksichtigung des Erwerbszwecks in die Bewertung der Geringfügigkeit mit einfließen536.
Auch die leichte Behebbarkeit soll für die Geringfügigkeit ausschlaggebend sein537. Schließlich
wird auch die Warte des Übergebers ins Spiel gebracht: Die Übergeberinteressen, nämlich ob und
in welcher Höhe dieser bereits Aufwendungen zur Errichtung und Abwicklung des Vertrags
getätigt hat und wie schwer es ihm fallen wird, für die Sache einen neuen Käufer zu finden,
sollen den drohenden Einschränkungen des Übernehmers gegenüber gestellt werden, die sich
unter anderem aus allenfalls eintretenden Mangelfolgeschäden, Minderung der Zuverlässigkeit,
Brauchbarkeit und Nutzungsdauer der Sache sowie im geringeren Maße der Beeinträchtigung
von ideellen und ästhetischen Empfindungen ergeben können538.

Im Fall eines Neuwagens, bei dem Vibrationsgeräusche beim Fahren im eingelegten ersten und
dritten Gang im kalten Motorzustand und Geräusche bei einem atypisch langsamen

2005/201 (Rabl) = EvBl 2005, 900 (Proschak) = Schopper, JAP 2005/2006, 120 = Zak 2005, 23 (Bollenberger); vgl
ferner Welser, Der „nicht geringfügige Mangel“ in der Judikatur des OGH, FS Binder (2010) 213, mwN der Rsp.
532 1.01
Zöchling-Jud in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 932 Rz 66; Kletečka, Gewährleistung § 932 Rz 19; ders, Der
geringfügige Mangel, RdW 2003, 612.
533
Welser, Das neue Gewährleistungsrecht, ecolex 2001, 420 (424); in diese Richtung auch Apathy, JBl 2001, 479,
der zum Reisevertrag darauf abstellt, ob dem Übernehmer das Behalten der mangelhaften Leistung zumutbar ist.
534
Reischauer, JBl 2002, 142.
535 6
Krejci, VR 2001, 210 f; Kerschner/P. Bydlinski, Fälle und Lösungen 19, nach denen eine Wertminderung von
mehr als einem Viertel des Gesamtwert idR sicherlich nicht mehr als geringfügig gelten kann.
536
Faber, Gewährleistungsrecht 133.
537
Bollenberger, Das neue Wahlrecht zwischen Wandlung und Minderung, RdW 2002, 713.
538
Bollenberger, aaO.

131
Schaltvorgang auch bei betriebswarmen Motor auftraten, wurde vom OGH die Geringfügigkeit
des Mangels bejaht und das Wandlungsbegehren des Klägers abgewiesen539. Der 1. Senat stellte
zunächst fest, dass der Mangel weder eine Beeinträchtigung der bestimmungsgemäßen Nutzung
im Hinblick auf den Vertragsinhalt noch eine Verkürzung der zu erwartenden Lebensdauer mit
sich brächte. In der weiteren Begründung wurde eine Interessensabwägung durchgeführt, die vor
allem aufgrund des aus der kurzfristigen Benutzung durch den Übernehmer resultierenden, weit
geringeren erzielbaren Verkaufspreises bei einer Wiederveräußerung durch den Übergeber
zugunsten des Letzteren entschieden wurde540. Feststellungen, ob der Übernehmer aus
subjektiver Sicht den Vertrag bei Kenntnis des Mangels nicht geschlossen hätte, hielt der OGH in
seiner Leitentscheidung hingegen für entbehrlich, weil damit die nachträgliche Geltendmachung
eines bloßen Motivs ermöglicht würde541.

Immer dann, wenn ausdrücklich zugesicherte Eigenschaften fehlen, muss die Geringfügigkeit
verneint werden, weil der Übernehmer in diesem Fall sein besonderes Interesse am Vorliegen
dieser Eigenschaften zum Ausdruck gebracht hat542. So wurde die fehlende, aber ausdrücklich
zugesagte Regendichtheit eines Oldtimers (MG B Roadster Cabrio, Baujahr 1973) vom OGH als
nicht geringfügiger Mangel qualifiziert543. Genauso wurde eine Heizung, mit der sich der
Fahrzeuginnenraum eines Neuwagens lediglich auf 20° C aufheizen ließ, obwohl die Käuferin
auf ihren besonderen Wunsch hin ein aufzahlungspflichtiges Luxuspaket mit Klimaanlage
gewählt hatte, als nicht geringfügiger Mangel beurteilt544. Schließlich stellt auch ein Ölverlust an
einem 18 Jahre alten Gebrauchtwagen trotz leichter Behebbarkeit einen nicht geringfügigen

539
OGH 1 Ob 14/05y RdW 2005, 538 = SZ 2005/82 = JBl 2005, 720 = ÖJZ-LSK 2005/201 = RZ 2005 EÜ 124.
540
Krit Kletečka, Der geringfügige Mangel, RdW 2003, 612.
541
Vgl Kletečka, RdW 2003, 612 ff; Bollenberger, Erste Judikatur zur „Neuen Gewährleistung“ - Geringfügige Mängel
beim Autokauf, Zak 2005, 23.
542 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 19 mwN, krit Meyenburg, Zur „Neuen Gewährleistung“ - Fragen aus der Praxis, Zak
2008, 43.
543
OGH 10 Ob 108/07s Zak 2008, 54 = ecolex 2008, 229; freilich wird man die fehlende Regendichtheit aufgrund
der massiven Nutzungsbeeinträchtigung wohl auch ohne besondere Abrede nicht als geringfügigen Mangel
bewerten können.
544
OGH 8 Ob 63/05f Zak 2005, 35 = RdW 2005, 744 = ecolex 2006, 25; dazu etwa Zak 2005, 23 (Bollenberger); JAP
2005/2006, 120 (Schopper).

132
Mangel dar, wenn der Übernehmer durch die vorangegangene Individualabrede „Ölverlust
reparieren“ sein besonderes Interesse an einer derartigen Beschaffenheit kundgetan hat 545.

Mehrere, an sich geringfügige Mängel können in Summe zu einer Mangelhaftigkeit der


Kaufsache führen, die insgesamt nicht mehr als geringfügig bezeichnet werden kann 546. Bei der
Beurteilung der Geringfügigkeit kommt es auf den Zustand nach der teilweise erfolgten
Verbesserung an547.

6.5.2. Der bloß geringfügige Mangel am klassischen Automobil

Im Folgenden soll ein Überblick gegeben werden, auf welche Kriterien unter Berücksichtigung
der einschlägigen Rsp zur Ermittlung bei der Geringfügigkeit eines Mangels bei klassischen
Automobilen besonderes Augenmerk gelegt werden muss. Wie zuvor skizziert, muss die
Beurteilung der Geringfügigkeit nach der bisher ergangenen Rsp vermittels einer
Interessenabwägung vorgenommen werden, in deren Rahmen das sich aus dem konkreten
Vertrag bzw den Umständen des Einzelfalls ergebende Interesse auf Seiten des Übernehmers
sowie die durch eine allfällige Wandlung bewirkten negativen Auswirkungen auf Seiten des
Übergebers berücksichtigt werden müssen.

Zunächst ist demnach der von den Parteien ausdrücklich oder schlüssig dem Vertrag zugrunde
liegende Verwendungszweck zu ermitteln. Wie schon unter 2.2.2 beleuchtet, liegt die intendierte
Verwendung eines Oldtimers im Gegensatz zu jener eines Gebrauchtwagens in vielen Fällen
nicht nur in der bloßen Fortbewegung. Ist nämlich der Erwerber (für den Veräußerer erkennbar)
nur an einem hochwertigen Stück für seine Sammlung interessiert, so müssen auch nach der

545
OGH 7 Ob 239/05f Zak 2006, 196 = EvBl 2006/112 = RdW 2006, 496 = JBl 2006, 585 = SZ 2006/17 = HS 37.374 =
ecolex 2006, 562 (Wilhelm).
546
OGH 7 Ob 194/05p Zak 2005, 76 = ecolex 2006, 26 = RdW 2006, 16 = SZ 2005/138 = MietSlg 57.105; dazu ZVR
2006, 285 (Kathrein/Bauer), wobei in dieser E dahingestellt blieb, ob an einem Neuwagen ein mangelnder
Geradeauslauf, der zu einer ungewollten Seitenabweichung von 2 m auf 100 m Fahrstrecke führte, sowie störende
Vibrationen im Bereich des Armaturenbretts auch jeweils für sich genommen einen nicht geringfügigen Mangel
begründet hätten.
547 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 7; aA Jud, Schadenersatz 165.

133
Verkehrsauffassung geringe Mängel ausreichen, um dem Übernehmer das Wandlungsrecht
zuzugestehen548.

An in erster Linie als Wertanlage angeschafften Fahrzeugen, die üblicherweise nur im geringen
Maße bewegt werden, um den Kilometerstand nicht überflüssig zu erhöhen und damit
einhergehende Verschleiß- und Abnützungserscheinungen hintanzuhalten, können im Gegensatz
zu Gebrauchtwagen auch solche Mängel als geringfügig gelten, durch die die Fahrbereitschaft
sowie die Verkehrs- und Betriebssicherheit nicht mehr gegeben ist. Denn bei einem Gegenstand,
der in erster Linie als Wertanlage verstanden wird, ist dem Käuferinteresse in den meisten Fällen
schon mit einer entsprechenden Preisreduktion Genüge getan549. Freilich muss der Mangel
dennoch mit vernünftigem Aufwand behebbar sein, da durch irreparable Schäden der
Fahrzeugwert so massiv beeinträchtigt würde, dass diese auch der Nutzung als Wertanlage im
Weg stünden.

Bei Oldtimern, die vorwiegend zum Gebrauch im Fahrbetrieb angeschafft wurden, wird es in
erster Linie auf die Behebbarkeit des Mangels ankommen. Immer dann, wenn der Übernehmer
den Mangel problemlos selbst verbessern oder durch einen Dritten verbessern lassen kann, um
den Kaufgegenstand in den ursprünglich dem Vertrag nach gewünschten Zustand bringen,
werden dessen Interessen in geringerem Maße beeinträchtigt, als wenn er die Sache endgültig im
mangelhaften Zustand belassen müsste550. In Hinblick auf unbehebbare Mängel wird die von den
Parteien vereinbarte Zustandsnote als Ausganspunkt zur Beurteilung der Geringfügigkeit dienen
können. Je besser nämlich die vereinbarte Beschaffenheit der Kaufsache insgesamt, desto eher
werden auch nur leichte Abweichungen vom vertraglich Geschuldeten dem Übernehmer, der die
Leistung einer vollkommen einwandfreien Sache erwarten durfte, nicht zugemutet werden
können. Wer zu einem entsprechenden Preis ein Fahrzeug der Spitzenklasse (Note 1,5 oder
besser) erwirbt, bringt schon damit zum Ausdruck, dass er an einem makellosen Zustand

548 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 19.
549
Kletečka, RdW 2003, 612 ff.
550
Vgl Apathy, JBl 2001, 480 f; Bollenberger, RdW 2002, 715; hingegen kommt es nach der Rsp für besonders
vereinbarte Eigenschaften auf die leichte Behebbarkeit nicht an, OGH 7 Ob 239/05f Zak 2006, 196 = EvBl 2006/112
= ecolex 2006, 562 (Wilhelm) = RdW 2006, 496 = JBl 2006, 585 = SZ 2006/17.

134
interessiert ist. In einem solchen Fall können auch solche Abweichungen vom Geschuldeten, die
nach der im Gebrauchtwagenhandel bzw im Handel mit Oldtimern niedrigerer Preis- und
Zustandskategorien geltenden Verkehrsauffassung als vollkommen unbedeutend gelten würden,
nicht geringfügige Mängel darstellen551. In solchen Situationen ist ferner zu beachten, dass die
Behebbarkeit oft deshalb nicht angenommen werden darf, weil durch viele Reparaturmaßnahmen
(Austausch oder Nachlackierung von Bauteilen, Austausch des Motors etc) der in hohen
Zustands- und Preiskategorien ebenfalls oft vereinbarte bzw in dieser Preis- und Zustandsklasse
der Verkehrsauffassung nach erwartete Originalzustand verloren ginge.

Bei Oldtimern durchschnittlichen Zustands wird dem Erwerber idR kein höher zu bewertendes
Interesse an der Rückabwicklung des Vertrages zukommen als dem Gebrauchtwagenkäufer.
Unbehebbare Mängel, die der Verkehrs- und Betriebssicherheit und damit der Betriebserlaubnis
im Straßenverkehr nach § 57a KFG entgegenstehen, werden bei als fahrbereit verkauften
Oldtimern oder solchen, die unter Vereinbarung einer Zustandsnote von 3 oder besser veräußert
wurden, keinesfalls als geringfügig gelten können, weil sie die dem Vertrag zugrundeliegende
Nutzung vereiteln. Problematisch erweist sich auch hier die Rsp, wonach die Fahrbereitschaft
nicht bloß eine gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaft, sondern üblicherweise eine konkludent
vereinbarte Eigenschaft darstellt552. In Kombination mit jener Judikatur zur Geringfügigkeit,
wonach das Fehlen ausdrücklich oder stillschweigend vereinbarter Eigenschaften stets einen
nicht geringfügigen Mangel indiziert, würde im Einzelfall unbillige Härte gegenüber dem
Übergeber Platz greifen. So würden sämtliche Mängel, die als „schwere Mängel“ iSd § 10 Abs 3
Z 3 PBStV zu qualifizieren wären, nicht geringfügige Mängel darstellen. Würde also ein
Fahrzeug zB mit einer defekten Glühlampe übergeben und schlüge der erste
Verbesserungsversuch fehl, weil irrtümlich eine „Montagsbirne“ eingebaut würde, die kurz nach
dem Einbau ebenfalls den Dienst quittierte, würde dem Übernehmer aufgrund dessen die
Wandlung zustehen, obwohl dieser Mangel in wenigen Minuten und mit vollkommen
unbedeutendem finanziellen Aufwand beseitigt werden könnte. Es ist daher jener Meinung in der

551
Zu den Anforderungen an ein Fahrzeug der Zustandsnote 1 siehe 1.4 sowie Anhang A.
552
Zur Problematik siehe 2.3.

135
Lehre der Vorzug zu geben, wonach ganz leicht zu behebende Mängel nur in Ausnahmefällen als
nicht geringfügig bewertet werden sollten553.

6.6. Das Wandlungsrecht

Für nicht geringfügige Mängel steht – unter der Voraussetzung der Eröffnung des
Anwendungsbereichs der Sekundärbehelfe – dem Übernehmer das Recht auf Wandlung des
Vertrages zu. Während also die Preisminderung darauf abzielt, durch nachträgliche Anpassung
des Geschuldeten an das Geleistete die subjektive Äquivalenz aufrecht zu erhalten, wird durch
das Wandlungsrecht der Vertrag endgültig beseitigt und somit zumindest die objektive
Äquivalenz wiederhergestellt554.

An klassischen Fahrzeugen werden oft Mängel offenbar, nachdem diese bereits vom Übernehmer
zum Zwecke der Restaurierung zerlegt worden sind. Die Rückstellung der Sache im Zustand der
Übergabe ist jedoch keine Voraussetzung des Wandlungsrechts555 – im Gegenteil – es steht
sogar die schuldhafte Beschädigung der mangelhaften Kaufsache dem Wandlungsrecht nicht
entgegen556. Freilich können gegen den schuldhaft handelnden Übernehmer in solchen Fällen
Schadenersatzansprüche nach den §§ 1295 ff ABGB geltend gemacht werden.

Ansonsten ergeben sich für das Wandlungsrecht keine Besonderheiten in Hinblick auf die
Veräußerung klassischer Automobile, sodass eine weitergehende Auseinandersetzung damit im
Rahmen der behandelten Thematik unterbleiben kann.

553
Apathy, JBl 2001, 480 f; Bollenberger, RdW 2002, 715; Kletečka, RdW 2003, 612 ff.
554 4
P. Bydlinski in KBB § 932 Rz 1.
555
OGH 8 Ob 80/12s ecolex 2013, 692: Heizkörper
556
OGH 2 Ob 280/04x Zak 2005, 76 = Jus-Extra OGH-Z 4075 = ecolex 2006, 124.
136
7. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

[1.] Ein Oldtimer ist ein Fahrzeug, für das Liebhaberpreise erzielt werden, die über seinem
bloßen Wert als Gebrauchsgegenstand liegen. Dieser besondere Wert resultiert aus verschiedenen
Eigenschaften, wie insbesondere dem Alter, der Seltenheit, der Popularität der Marke und des
Modells sowie dem Erhaltungs- und Pflegezustand. Diese Faktoren führen dazu, dass
verschiedene klassische Fahrzeugmodelle innerhalb eines bestimmten Personenkreises eine
besondere Beliebtheit genießen, die für diese Modelle zu einer Wertsteigerung führt.

[2.] Der Preis eines Oldtimers richtet sich in besonderem Maße nach dessen Erhaltungs- und
Pflegezustand. Das von der Classic Data Marktbeobachtung GmbH & CO KG erstellte
Bewertungssystem nach einem Schulnotenschlüssel erlaubt es, den Zustand eines klassischen
Fahrzeugs objektiv und nachvollziehbar zu ermitteln. Die dabei verwendeten Zustandsnoten sind
innerhalb der angesprochenen Personenkreise derart verbreitet und bekannt, dass innerhalb der
Oldtimerszene von einer Verkehrsüblichkeit dieses Notensystems gesprochen werden kann. Bei
Verwendung einer Zustandsnote durch die Vertragsparteien kann daher davon ausgegangen
werden, dass sich solche Angaben auf das Notensystem nach Classic Data beziehen. Wird der
Transaktion ein Gutachten zugrundegelegt, in welchem dem übereigneten Fahrzeug eine
bestimmte Zustandsnote attestiert wird, so haftet der Übergeber auch dann für die Richtigkeit
dieses Gutachtens, wenn ihm dessen Unrichtigkeit nicht bekannt war.

[3.] Legen die Vertragsparteien ihrer Vereinbarung keine bestimmte Zustandsnote zugrunde,
müssen die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften des jeweiligen Fahrzeugs ermittelt
werden. Dabei wird man mangels anderer Umstände davon ausgehen können, dass die Parteien
ein marktübliches Entgelt vereinbaren wollten. Als erster Anhaltspunkt zur Ermittlung der
gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften an einem klassischen Automobil kann daher jene
Beschaffenheit dienen, die unter Berücksichtigung des von Classic Data verwendeten
Notensystems und der damit einhergehenden Oldtimer-Preislisten dem bezahlten Kaufpreis
entspricht.

137
[4.] Die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften eines klassischen Automobils können sich
von jenen eines Gebrauchtwagens stark unterscheiden. Die üblicherweise erwartete
Beschaffenheit eines Gebrauchtwagens liegt aufgrund dessen Verwendungszwecks im
Wesentlichen in der verkehrs- und betriebssicheren Benutzung im Straßenverkehr. Bei der
Veräußerung klassischer Automobile unter Vereinbarung einer entsprechenden Zustandsnote
(2 oder besser) kann hingegen davon ausgegangen werden, dass die von den Parteien intendierte
Nutzung auch das Bewirken eines bestimmten ästhetischen Eindrucks erfasst. Negative
Abweichungen vom Idealzustand, die diesen ästhetischen Eindruck beeinträchtigen können,
bilden daher in diesen Fällen gewährleistungsrechtliche Sachmängel. Ebenso verhält es sich bei
solchen Objekten mit Abweichungen vom Originalzustand oder Diskrepanzen zum
Vertragsinhalt bezüglich der Historie des Fahrzeugs. Daher können auch die Verwendung nicht
originalgetreuer Ersatzteile oder Unstimmigkeiten in den Angaben zur Vorgeschichte des
Fahrzeugs die gewährleistungsrechtliche Mangelhaftigkeit begründen. Im Gegensatz dazu kann
bei Fahrzeugen, die erkennbar zu Restaurierungszwecken oder unter Vereinbarung einer
Zustandsnote von schlechter als 3 erworben wurden, auch die Fahrbereitschaft sowie die
Verkehrs- und Betriebssicherheit nicht vorausgesetzt werden.

[5.] Im Gebrauchtwagenhandel sowie im Handel mit klassischen Fahrzeugen werden die


Gewährleistungsrechte vielfach vertraglich abbedungen. Die Rsp legt solche Vereinbarungen
äußerst restriktiv und in Einzelfällen sogar gegen ihren klaren Wortlaut aus. Insbesondere werden
die Fahrbereitschaft sowie die Verkehrs- und die Betriebssicherheit vom OGH nicht als
gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften, sondern als Inhalt einer konkludenten
Individualabrede verstanden, was dazu führt, dass sämtliche Mängel, die das Bestehen einer
„Pickerlüberprüfung“ iSd § 57a KFG iVm § 10 Abs 2 PBStV vereiteln, von einem
Gewährleistungsausschluss nicht erfasst werden. Diese Rsp führt im Ergebnis dazu, dass die
große Gruppe jener Mängel, die der Verkehrs- und Betriebssicherheit entgegenstehen, auch
außerhalb des Verbrauchergeschäfts pauschal der Parteidisposition entzogen werden.

[6.] Nach einem wachsenden Teil der Lehre kann die Berufung auf eine Vereinbarung, mit der
die Gewährleistung ausgeschlossen wird, im Fall massiver Mängel als sittenwidrig zu bewerten
sein. Dabei sind der absolut bezahlte Kaufpreis, die durch den Mangel bewirkte Wertminderung,
die Sachkunde des Erwerbers sowie das Maß, bis zu dem sich die Vereinbarung des
138
Gewährleistungsausschlusses in einem geringeren Kaufpreis niedergeschlagen hat, zu
berücksichtigen. Die Sittenwidrigkeit ist insbesondere dann zu bejahen, wenn die
Mangelhaftigkeit zu einer Wertminderung von mehr als der Hälfte des Kaufpreises führt oder die
Vereinbarung insgesamt die Elemente des Wuchertatbestandes erfüllt.

[7.] Im Verbrauchergeschäft bilden die Gewährleistungsbestimmungen weitestgehend


zwingendes Recht. Vereinbarungen, mit denen diese umgangen werden sollen, sind daher als
nichtig zu beurteilen. Dies gilt insbesondere für solche Leistungsbeschreibungen, mit denen
sämtliche Positiveigenschaften des Kaufgegenstands abbedungen und somit die
Verbraucherrechte ausgehöhlt werden, sowie für Geschäfte, mit denen bewusst die
Unternehmereigenschaft des Übergebers ausgeschaltet werden soll. Die Rsp betrachtet auch
Probefahrtklauseln als im Verbrauchergeschäft unzulässige Gewährleistungsbeschränkungen.
Jedoch konnte im Zuge der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass die Probefahrt einen Teil
der Leistungsbeschreibung darstellt und solche Negativeigenschaften, die in deren Rahmen
bemerkt wurden oder vom Verbraucher ganz leicht zu bemerken gewesen wären, üblicherweise
in den Vertragsverhandlungen berücksichtigt wurden. Aus diesem Grund handelt es sich bei
solchen Probefahrtklauseln lediglich um die Feststellung, dass die Probefahrt als Teil der
Leistungsbeschreibung gilt und die in deren Zuge nachweislich festgestellte Beschaffenheit des
Fahrzeugs zum Vertragsinhalt erhoben wurde. Durch den Verbraucher bereits bei der Probefahrt
festgestellte Abweichungen vom Idealzustand können daher gerade nicht als
gewährleistungsrechtliche Mängel anzusehen sein. Mangels Rechten aus dem Titel der
Gewährleistung, die dem Verbraucher im Hinblick auf diese Eigenschaften erwachsen, können
Probefahrtklauseln daher nicht als die Rechte des Verbrauchers einschränkend betrachtet werden.

[8.] Klauseln, mit denen Gebrauchtwagen oder Oldtimer als „Bastlerfahrzeug“,


„Restaurierungsobjekt“ udgl offeriert werden, sind im Lichte der erkennbaren Absicht des
Erwerbers, des tatsächlichen Zustands des angebotenen Objekts sowie des bezahlten Kaufpreises
zu bewerten. Immer dann, wenn durch die Verwendung solcher Klauseln schutzwürdige
Erwartungen des Verbrauchers frustriert werden, sind diese als Umgehung des zwingenden
Gewährleistungsrechts als nichtig zu beurteilen.

139
[9.] Für gebrauchte bewegliche Sachen sieht das KSchG im Verbrauchergeschäft die Möglichkeit
der Verkürzung der Gewährleistungsfrist auf ein Jahr vor. Als gebraucht gelten nach § 9 Abs 1
S 3 KSchG insbesondere Kraftfahrzeuge, deren Erstzulassung mehr als ein Jahr zurückliegt. In
der vorliegenden Arbeit wurde erwogen, die Anwendung dieser Bestimmung derart teleologisch
zu reduzieren, dass klassische Automobile der Zustandsnote 1, also solche, die sich faktisch im
Neuzustand befinden, nicht unter diese Regelung subsumiert werden sollen. Allerdings stellt der
Gesetzgeber diesbezüglich bewusst – wenn auch auf kritikwürdiger Ratio bauend – auf das
Kriterium des vorangegangenen „Gebrauchs“ ab. Aus diesem Grund muss die Fristverkürzung
nach der geltenden Rechtslage im Hinblick auf alle gebrauchten Gegenstämde und daher auch für
Antiquitäten sowie Oldtimer im Bestzustand als zulässig betrachtet werden.

[10.] Im Falle der mangelhaften Leistung schuldet der Übergeber zunächst Verbesserung oder
Austausch. Der Austausch ist beim Oldtimerkauf wie generell bei Speziesschulden unmöglich.
Der Umfang der Verbesserung bestimmt sich nach dem ursprünglichen Vertrag, dh je nach
vereinbarter Zustandsnote müssen die Verbesserungsarbeiten mehr oder weniger umfangreich
ausgeführt werden. An die Angemessenheit der Verbesserungsfrist ist, da Oldtimer regelmäßig
lediglich der Liebhaberei dienen, kein strenger Maßstab anzulegen.

[11.] Sind Verbesserung und Austausch unmöglich, so kann der Übernehmer nur noch
Preisminderung oder, wenn es sich um einen nicht bloß geringfügigen Mangel handelt,
Wandlung begehren. Bislang bestand in Österreich aufgrund des eindeutigen Gesetzeswortlautes
des § 932 Abs 4 S 1 ABGB in Lehre und Rsp Einigkeit darüber, dass der Übergeber die
Primärbehelfe durch eine entsprechende Einrede abwenden und den Übernehmer auf die
Sekundärbehelfe verweisen kann, wenn die Verbesserung oder der Austausch verglichen mit den
Sekundärbehelfen einen wirtschaftlich unverhältnismäßigen Aufwand erfordern. Durch die
Judikatur des EuGH, wonach eine solche nationale Regelung mit den Bestimmungen der
VerbrauchsgüterkaufRL nicht im Einklang steht, muss die österreichische Auffassung neu
überdacht werden. Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde vorgeschlagen, eine Vorlagefrage an
den EuGH zu richten, mit der festgestellt werden soll, ob nach dessen Ansicht die
unionsrechtlichen Vorgaben auch in jenen Konstellationen einer Einrede der
Unverhältnismäßigkeit der Primärbehelfe entgegenstehen, in denen der Austausch unmöglich ist
und die Verbesserung einen unverhältnismäßig hohen Aufwand erfordert. Im Gegensatz zu den
140
vom EuGH in den verb RS Weber und Putz beurteilten Aus- und Einbaufällen kann nämlich in
der Situation der Unmöglichkeit des Austausches beim Spezieskauf das Anfallen der
unwirtschaftlich hohen Verbesserungskosten durch die Wandlung des Kaufvertrages vollständig
verhindert werden.

[12.] Dennoch lässt sich, wie in der Lehre aufgezeigt, die Kompatibilität des österreichischen
Rechts mit dem ergangenen Urteil des EuGH schon de lege lata herstellen: Die Einrede der
Unverhältnismäßigkeit kann nämlich vom Übernehmer dadurch entkräftet werden, dass er sich
zur Übernahme eines entsprechenden Kostenbeitrages bereit erklärt. Dieser Beitrag muss dabei
mit dem die verhältnismäßigen Kosten übersteigenden Betrag bewertet werden.

[13.] Verbessert der Übernehmer die mangelhafte Sache selbst oder lässt er sie durch einen
Dritten verbessern, so können die Verbesserungskosten nach nunmehr überwiegender Lehre und
Rsp analog § 1168 Abs 1 ABGB vom Übergeber zurückgefordert werden. Die Höhe des
Kostenersatzes ist dabei auf jenen Betrag beschränkt, den der Übergeber selbst für die
Verbesserung hätte aufwenden müssen. Im Zuge der Instandsetzung klassischer Automobile
werden regelmäßig Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt, die sich als wirtschaftlich
unverhältnismäßig iSd § 932 Abs 4 S 1 ABGB erweisen. Die als Ersparnis- bzw
Bereicherungsvorschriften konzipierten §§ 1042, 1168 Abs 1 ABGB lassen sich nicht analog
heranziehen, da im Falle der Unverhältnismäßigkeit der Verbesserungsmaßnahme den Übergeber
keine Verpflichtung zur Verbesserung trifft. Es erscheint weder gerecht, dem voreilig
Verbessernden die Möglichkeit zu gewähren, auf diesem Weg seinem Vertragspartner die
Einrede der Unverhältnismäßigkeit abzuschneiden, noch wäre es billig, den mangelhaft
Leistenden ganz aus der Haftung zu entlassen. Vorliegend wird die Meinung vertreten, dass dem
Übernehmer in dieser Konstellation (ausschließlich) ein Recht auf Preisminderung zukommen
soll.

141
8. Schlusswort
Das Interesse an klassischen Automobilen erfährt eine stetig wachsende Beliebtheit. Deren
Reparaturfreundlichkeit, deren individuelles Design sowie deren im Vergleich zu Kraftwagen der
heutigen Zeit als besonders empfundenes Fahrgefühl lassen den Personenkreis der „Oldtimer-
Enthusiasten“ kontinuierlich anwachsen.

Unterstützt wird diese Entwicklung von der hohen Wertstabilität solcher Fahrzeuge. Während der
klassische „Sparstrumpf“ in Zeiten von Finanzkrise und Negativleitzins schleichend von der
Inflation aufgefressen wird, erfreuen sich Besitzer vieler Oldtimer-Modelle durch ihr Hobby auch
nach Abzug der Garagierungs- und Wartungskosten unterm Strich noch an einem Plus in ihrer
Jahresbilanz. Das historische Automobil dient im Jahr 2014 längst nicht nur mehr der klassischen
„Sonntagsfahrt“, sondern ist zumindest in Teilen längst zum begehrten Investitionsgut und damit
auch zum Spekulationsobjekt gereift557.

Der Genuss währt jedoch nicht lange, wenn das erstandene Objekt an schwerwiegenden Defekten
leidet und als häufigstes Ausfahrtsziel die Werkstatt angesteuert werden muss. Darüber hinaus
sind Oldtimer im mittelmäßigen bis schlechtem Zustand als Wertanlage ungeeignet. Veräußerer
klassischer Fahrzeuge neigen dazu, das eigene Liebhaberstück im Hinblick auf etwaige Mängel
mit Scheuklappen zu betrachten und dessen Zustand höher einzuschätzen, als dies tatsächlich
gerechtfertigt ist. Erklärt sich der Übergeber eines mangelhaften Fahrzeugs nicht bereit, Abhilfe
zu schaffen, kommt es häufig zum Prozess. Ein solcher bringt naturgemäß Unannehmlichkeiten
für beide Streitparteien sowie für den unterlegenen Teil auch Kosten mit sich, die oft in keiner
Relation zum Streitwert stehen.

Aus diesem Grund empfiehlt sich im Interesse beider Parteien die Vornahme einer möglichst
detaillierten Leistungsbeschreibung, in der alle potentiell vom Übernehmer als negativ
empfundenen Eigenschaften so weit wie möglich offen gelegt werden. Je geringer die
technischen Kenntnisse der Vertragspartner sind und je höher der Kaufpreis ausfällt, desto mehr

557
Vgl nur http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/sparen-und-geld-anlegen/luxusgueter-der-
oldtimer-ist-die-beste-wertanlage-12943419.html (14.12.2014).

142
rentiert sich die Einholung eines durch einen Sachverständigen erstellten Wertgutachtens. Wird
der Inhalt der Kaufvereinbarung durch detaillierte Angaben in einem solchen Gutachten so
umfassend wie möglich konkretisiert und sind daher beide Parteien genau über den Zustand des
Kaufobjekts aufgeklärt, können gerichtliche Auseinandersetzungen weitestgehend vermieden
werden.

Wie die vorliegende Arbeit zeigt, fällt bereits die österreichische Judikatur zum
Gebrauchtwagenkauf umfangreich aus. Auf die deutsche Rsp zur Mangelhaftigkeit gebrauchter
Kraftfahrzeuge konnte aufgrund ihrer enormen Vielfalt überhaupt nur exemplarisch und
oberflächlich eingegangen werden. Hingegen bleibt die Anzahl ergangener Judikate zur
Mangelhaftigkeit von Oldtimern höchst übersichtlich. Dies ist einerseits mit der wohl höheren
Sachkenntnis von Erwerbern historischer Fahrzeuge – die sich üblicherweise mit technischen
Details eher auseinanderzusetzen bereit sind als Gebrauchtwagenkäufer – zu erklären.
Andererseits besteht aber innerhalb der „Oldtimerszene“ wohl auch ein hoher gemeinschaftlicher
Zusammenhalt. Aufgrund dessen führen Mängel – zumindest solche, die behoben werden können
– innerhalb dieser Gemeinschaft weniger häufig zu Streitigkeiten oder gar zu Gerichtsprozessen.
Nicht selten nehmen Übergeber und Übernehmer eines mangelhaften Fahrzeugs die notwendige
Verbesserung dann sogar bei einem „Werkstattabend“ zusammen in Angriff. So können
gleichzeitig ein aufkeimender Disput vermieden und das gemeinsame Hobby ausgeübt werden.
Eines trennt nämlich den Oldtimer-Käufer ganz entscheidend vom Ersteher eines
Gebrauchtwagens: Die Freude am Automobil!

143
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XXII
Anhang A

Zustandsbeurteilung eines Mercedes-Benz SLC 350

aus

OLDTIMER Markt, Sonderheft „Preise“ Nr 45 (2010)

XXIII
I ,r*r*rr*"

Schätzeleln
Erinnern Sie sich noch on den guten Stern unserer Spendenoktion
zugunsten krebskronker Kinder? ,Am Beispiel des goldenen Mercedes
350 SLC hoben wir dokumentiert, wie ein quolifiziertes Gutochten
entsteht und wie ouch Sie lhr Auto zuverlössig bewerten können
asAuto ist ein echtes Goldstück - und fenster rundum. Wahrschei nl ich misstrau- diesem Zeitpunkt hatte der Mercedes die
das liegt keineswegs nur daran, dass te er diesen neumodischen elektrischen Farbe gewechselt, vom rötlicheren By-
der Mercedes 350 SLC anno 1972 im Fensterhebern. Der fehlende rechte Au- zanzgold in einen deutlich dezenteren
prunkig-selbstbewussten Farbton Byzanz- ßenspiegel kündet von Sparsamkeit - auch Champagnerton. Diverse Standschäden
. goldmetallic das Licht der Welt erblickte. beim Hersteller. waren beseitigt worden, wovon rundum
.. Das Achtzylinder-Coup6 ist eines der we- lrgendwann in der Jugend dieses Auto- neue Bremsen/ neue Reifen und Türgum-
-nigen Überlebenden seiner Arl. Jahrzehn- mobils muss es dann mal gekracht haben. mis Zeugnis ablegen. Auch die Neulackie-
telang liebevoll gepflegt vom Erstbesitzer, Vorn und vermutlich unverschuldet. Der rung war so professionell gemacht, dass
der sich beharrlich weigerte, das konser- Schaden war so heftig, dass der Querträ- der alte Ton nur bei detektivischer Suche
vativeTraumauto nach ein paarJahren der ger oberhalb des Kühlergrills ausgetauscht zu entdecken ist. Zum lnterieur passt die
begierigen Halbwelt zu überlassen, die werden musste. ln einer Mercedes-Werk- neue Farbe perfekt.
sich Anfang derAchtziger so gern mit dem statt wurde dann die Front erneuert und Apropos lnterieur: Sowohl die Velours-
nicht mehr ganz so taufrischen Charme die Fahrgestellnummer von Hand wieder Sitze als auch der Rest des lnnenraums
der Bourgeoisie umgab. eingeschlagen. Letzteres und ein entspre- im krassen Cegensatz zu den
stehen
Andere Coupds wurden tiefergelegt, chender Eintrag im Fahrzeugschein sind 222.916 Kilometern, die der Tacho aus-
verspoilert und verbreitert, während die die einzigen lndizien, die den Unfall heu- weist. Denn innen wirkt das Auto fast wie
Wartungsi nterva I le immer länger wurden. te noch dokurnentieren - wenn man ein- neu. Keine durchgesessenen Polster, kein
Dieser MerCedes blieb standesgemäß. mal davon absieht dass sich die gesamte abgewetzter Stoff oder gar nachträglich
Dabei hatte sich sein Besitzer von Anfang Karosserie in erstaunlich rostfreiem Zu- eingebaute Lautsprecherboxen. Es ist eine
an auf das Wesentliche konzentriert. Er stand befindet. Das legt die Vermutung Atmosphäre wie in Omas guter Stube, wo
bestellte das Oberklassecoup6, das - ein- nahe, dass damals mehr getauscht werden die Kaffeetafel nur zu besondern Celegen-
malig in der Firmengeschichte * auf Basis musste als nur das Schlossblech mit der heiten gedeckt wurde, während der Alltag
des SL und nicht auf der Bodengruppe der Fahrgestellummer. in der Küche stattfand. Und ähnlich wie
großen Limousine entstand, fast schon mit ,,Der SLC war immer mein Traumauto!", Omas Möbel haben vermutlich auch die
Bescheidenheit. Velours statt Leder, Kli- erzählt Roland Fried, der den goldenen Mercedes-Sitze die meiste Zeit unter
maanlage statt Sch;ebedach und Kurbel- 35Oer am 8. Juli 2008 auf sich zuließ. Zu Schonbezügen verbracht. Es ist also ein
bürgerlich-gediegenes Ambiente zum
Wohlfühlen, das den stolzen Kapitän hin-
ter dem großen Lenkrad umfängt.
,,lch bin mit dem Auto viel zu wenig
gefahren, weil ich einfach keine Zeit ha-
be", seufzt Roland Fried, der als Ceschäfts-
führer eines Möbelhauses in der Nähe von
München viel zu tun hal Also fasste er
einen bemerkenswerten Intschluss: Er
spendete sein Traumauto für die alljähr-
I iche Kinderkrebshi lfe-Aktion von OLDTI-
MER MARKT.
So kommt es, dass ich mit dem V8-Cou-
pd in Castrop-Rauxel auf den Hof von
Classic Data rolle, denn wir hatten uns
kurzerhand entschlossen, das repräsenta-
tive Fahrzeug auf der Techno Classica zu
präsentieren um so die professionelle Be-
wertung eines Oldtimers nachvollziehbar
und transparent zu machen. Denn eins
steht fest: Zwischen den Zustandnoten, )

die in der Szene kursieren und der Ein- f.

Bild rechts: Von unten präsentiert tich das 37 Jahre alte Coupä in ähnlich gutem Zustand wie schätzung eines Cutachters liegen gele-
von oben..Das Bodenblech ist rostfrei und ungeschweißt - eine echte Rarität gentlich Welten.
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OLDTIMER MARKT Sonderheft 45
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Besonders wichtig: der Abgleich zwischen Vermeidbare Fehler: grob ei:rgeschweißtes Vom Ventildeckel bis zur Alu-Ölwanne ist der
Fahrzeugschein trnd Fahrgestellnummer Blech und verbogener Falz am Schweller Dreieinhalbliter-Achtzylinder staubuocken

Blick auf den Tacho versetzt Meißner mei-


ner Euphorie völlig unvermittell einen
Dämpfer: ,,Mit einer Laufleistung von über
200.000 Kilometer hat selbst ein Achtzy-
linder schon einen beträchtlichen Teil sei-
ner Lebenserwartung hinter sich, Damit
kann die Zustandsnote schon nur noch
zwischen Zweiminus und Dreiplus lie-
gen!" ln mir regt sich zunächst Wider-
spruch, denn das Coupd gehört eindeutig
zu den besten Exemplaren seiner Art.
Doch Meißner argumentiert logisch:
,,Wenn Motor, Cetriebe, Hinteraclrse und
Fahrwerk nicht nennenswert überholt
worden sind, stehen solche Arbeiten bei
diesem Tachostand einfach eher an, als
wenn das Auto erst 100.000 Kilomter auf
der Uhr hätte. Und diesen Umstand müs-
sen wir selbstverständlich berücksichti-
genl" lch weise darauf hin, dass sechsstel-
lige Kilometerzähler bei Oldtimern ja eher
Jenseits der 200.000 Kilometer hat auch ein Achtzylinder einen erheblichen Teil seiner die Ausnahme sind und dass die Laufleis-
,,Lebenserwartung" hinter sich, betont Classic-Data-Gutachter Frank Meißner tung angesichts eines überdurchschnitt-
lichen Allgemeinzustandes ja nur schwer
zu schätzen sei, deich Meißner winkt ab:
Preisangeben, wie sie dieses OLDTI- Mit dem Classic-Data-Bewertungsbo- ,,ln der Regel orientieren wir uns an den
M ER-MARKT-Sonderheft iefert, si nd aber
I gen in der Hand geht der Kfz-Sachverstän- Angaben des Fahrzeugbesitzers - es sei
nur dann wirklich aussagekräftig, wehn dige Frank Meißner gemessenen Schrittes denn, sie sind offensichtlich zu optimis-
Fahrzeugbesitzer, Versicherungen und po- um das Coldstück herum und ist offen- tisch. Dann versuchen wir die tatsächliche
tentielle Käufer dasselbe Bild vor Augen sichtlich angetan. Doch wie gut der Laufleistung anhand typischer Verschleiß-
haben, wenn vom Zustand zwei oder drei Mercedes wirklich ist, wird sich erst zei- merkmale zu ermitteln. Letztlich geht es ja
die Rede ist - Preise ohne Relation sind gen, wenn die 'l 42 Einzelpunkte der meist um die Frage, ob vor den 50.000 auf
schließlich Schall und Rauch. Checkliste abgearbeitet sind. Nach einem dem Zähler eine Eins, eine Zwei oder eine

So manches lahrwerksgummi Simmerringe in Ordnung: Auch Beruhigend: Alle Bremszangen Das Hinterachsgetriebe ist dicht
gehört noch zur Erstausrüstung die Stirnseite des V8 ist trocken und -leitungen sind neuwertig und läuft angenehm leise

Wackelprobe: Die (ardanwelle Die Farbe {äuscht: Das Braun Der Auspuff ist neuwertig und Am Endtopf ist sogar noch der
zeigt kein spürbares Spiel stammt vom Unterbodenschutz ein Mercedes-Originalteil schwarze Werkslack zu erkennen

10 OLDTIMER MARKT sonderhefl 45


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Ksä

Der Lack entscheidet über den äußeren


€indruck. Dieser ist nahezu makellos

Peilung entlang der Seiterrlinie: ,,Der Verlauf der Sicken deutet darauf hin, dass der Restaurator
zuers{ den Vorderkotflügel und dann die Tür eingepaset hat, richtig ist es aber umgekehltl"
Zustand zwei: Schöner 6lanz, aber die
Reflexion offenbart Wellen im Untergrund
I)ru.i ft:hIt. lJli rtsl,rtrrier.tcn Vorlirit'gslahr- rn,it,' Vcrsllrlt'ili, iiberspachtcItt' Iioslstr.'l-
l('ue(:)r'rlrill (i('f l.tr lr0st.rtt<l rl;tntl itrltllcr li,rr, []nrlit lrtigl<r'itt,rr orkrr ( )rigirr,rlil;ils-
wcitor irr rlcn llirrlergrurr(1, d(tnn tn,ur rruingcl clrcrr all cli<'sc l)irrgc, r.lic cincnr
l<rrnn <l,rvon ,lLrsll(.h('n, (lass llsl ;rllc l(orn- ()lrltirner inr l.ar.rft' scint'r (icst ltit ltlt' so
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ZLrst.rrrr l!" llrrbriken untcrloill: lllt't.h, I,rr l<, ( lrrorr,
Llt:i .rllcr ( )l)i('klivil;il isl e,s jcrlrx li arrr.h ( i I, rs, Vcxiei l< ((.ll rrios), l{;irlc'r/ltt'i k'rr, "t ii-
liir (iular..lrIt'r nir'hI cin1,rch, <'irrt:rtr l(l;rssi- rclr, l:a lr rg,rsl rr u rr.r, 'I iirvt'r'l< lt,'id Lr rtgcn,
kcr dic rii ht i gr, /rrslantlsno{c,/r.rru()r(Jncn. Silzi., Arrlaturcnlrrcll, .llotlr'rrt, I Iirrrrrrt'1,
Zuständ drei: Wellen. weniger Glanz r:nd l)cnrr l<.rirrn t'in Aull'l or.k'r Molorracl ;rltr,'rt l(ol k rr.rir rn, Motorr.r u rr r, Är lrcl'riir; l(ii h lt'r;
deutliche Verzerrrngen am Türspalt irn 5tIrcl<. l)a gibt os Nt'Lrlatl<it]rurrg,('rr, rt', l'rr-rbe'fa lr rt, ('hc'r k
Anblrr.t tci lc, l-;rr,rll.rrol
Molori-i I rcrhr r I t r rrgcn, l.l nr I r.r u {cn c'l rt't-t st r nai.h Itrolrcf;rlrit, l:lork'ngruppc, Vorrk,r-

Zustand vier: Billiglack mit Orangenhaut


passt zum unregelmäßgen Türspalt Normalerweise eine Schwachstelle: Die Die geschmiedeten Fuchs-Räder blieben von
Frontschürze präsentiert sich rostfrei Bordsteinkontakten weitgehend vergchont

Zustand fünf: Bei die:er völlig verwitterten Der Motorraum zeigt sich unverbastelt, die Die Schläuche der Klimaanlage sind zwar alt
Oberfläche ist von Läck keine Rede mehr Stehbleche sind in gutem Zuständ - aber momentan noch dicht

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Schade: Die Schwellerfalze .,,Anheben auf einer Hebebühne Austretendes Wachs deutet auf Solche Spaltmaße sorgen für
wurden durch unsachgemäßes... vorn und hinten plattgedrückt guten Rostschutz hin Abzüge in der Haltungsnote

Pluspunkt: An diesem Rostherd Die hinteren Radtäufe wurden Die Kofferraumklappe ist sowohl ..,als auch vorn neuwertig. Das
ist das Coup6 makellos bereits nachlackiert an den hinteren Ecken... ist selten beim C107

Auch am Tlpenschriftzug deutet Lichtref lexe zeigen Einschlüsse Die Tankklappe schließt nicht Die teure Heckscheibendichtung
Wachs auf Konservierung hin im Lack und winzige Wellen richtig. Liegt's an den Gummis? ist neu, die Hutablage trocken

achse, Hinterachse und ,,sonstige Kosten". dasselbe Ergebnis", erklärt Meißner. ,,Wir Beim Lack fällt das Umspritzen in einen
Bevor der Cutachter in die erste Rubrik haben festgestellt, dass zwischen zwei un- anderen Farbton als Originalitätsmangel
Blech eine Note zwischen eins und fünf abhängigen Bewertungen desselben Au- ins Cewicht, hinzu kommt, dass die hin-
einträgt, verteilt er acht Unternoten für äu- tos selten mehr als zwei Zehntelnoten teren Radläufe nach der Restaurierung
ßere Erscheinung, Passgenauigkeit der Tü- liegen." schon einmal beilackiert wurden, was bei
ren und Hauben, Anbau von Stoßstangen ln den Bereichen Blech und Lack kommt genauem Hinsehen auch einem Laien
und Zierleisten, Unebenheiten/Beulen, der Sternenkreuzer auf die Noten 3,5 und auffällt.
reparierte Vorschäden, Spachtelstellen, 3,0. Beim Blech kommt einerseits äer re- Besser sieht es im Bereich Clas aus. Es
Durchrostungen und Karosserieverände- parierte Unfallschaden zumTragen, ande- ist rundum in Ordnung, die Frontscheibe
rungen. Die übrigen Rubriken sind ähn- rerseits fällt ein zehn Zentimeter langes, zeigt kaum sichtbare Laufspuren der
lich aufgebaut und haben bis zu 15 Unter- recht grobschlächtig eingeschweißtes Re- Scheibenwischer, und die ebenso teure
punkte. ,,Selbst.wenn ein anderer Prüfer paraturblech am lnnenschweller ins Auge. wie neuralgische Heckscheibendichtung
ein paar Details anders bewerten würde, Außerdem hat vermutlich eine unwis- wurde erst in jüngerer Vergangenheit er-
kämen beide durch die enorme Zahl der sendeWerkstatt die empfi ndl ichen Schwel- neuert. Hier notiert Cutachter Meißner
Prüfpunkte am Ende doch annähernd auf ler-Falze plattgedrückt. eine glatte 2,0.

OLDTIMER MARKT sonderheft 45 13


Der Anbau der Chromteile ist nicht leicht, Es ist nicht alles Byzanzgold, was glänzt: So Versatzstücke: Die Fahrertür steht etwas
hier platzte dabei sogar der Lack ab sah die Originalfarbe des 350 SLC aus weiter heraus als der vordere Kotflügel

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Die meisten Zierleisten sind gerade und Die Türgriffe sind wie neu und frei von den Der Versatz zwischen Tür und hinterem
wurden bei der Restaurierung gut angepasst sonst so häufigen Ausblühungen Seitenteil ließe sich noch einstellen

Wer gut schmiert: Die Türscharniere sind Das rechte Türfangband wurde mitlackiert, lntaktes Blech: Auch von unten präsentieren
spielfrei und auch ansonsten kerngesund das linke (korrekterweise) nicht sich die Türen in gutem Zuständ

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Die kostspieligen Dichtungen an den Türen


wurden bereits erneueft ...

...während die Pendants an der Karosserie Extravagantes Coupö-Detail: Die hinteren Seitenscheiben lassen sich samt Chromleiste
offensichtlich noch die alten sind versenken und geben so eine durchgehende Fensteröffnung frei - die Mechanik funktioniert

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BEWERTUNG I
Weiterhin punktet der SLC mit neuwer- -S
tigen Hochgeschwindigl<eitsreifen und
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fün{ Fuchs-Leichtmetallrädern in grltem


Zustand. Auch in diesem Bereich gibt es
eirre 2,0.
DieTr-iren fallen satt ins Schloss und zei-
gerr l<ein Spiel in den Scharnieren. Die
teuren Cummidichtungen an den Portalen
wurden erneuert, allerdings steht den ris-
sigen Pendants im Türausschnitt cler Karos-
Die Dachrinnenleiste wurde beim Einbau serie diese Arbeit nr:ch bevor, was eJie Ce-
verkratzt und ist vorn sogar eingerissen samtnote cler Türen aut 2,4 clrücl<t.
Wie zu erwarten war, punktet cler wun- Zustand eins: Perfekler Radlauf verbindet sich
derschöne lnneraum mit einer Cesamtein- mit restauriertem Rad zum Gesamtkunstwerk
clrucksnote vr:n 2,0. Allein die leicht wel-
ligen Türverkleidungen (3,0) uncl ein loser
Sitzanschlag auf der Beifahrerseite (3,0)
sorgen flir Abzüge. Das rissfreie Armatu-
renbrett sirrlct nur wegen der defekten Uhr
r-rnd einem nicht exal<t eingepassten lns-
trunrententräger auf ein Mittel vctn 2,5,
den Teppichboclen taxiert Mei[3ner mit cler
Note 2,3. Am Dachhimmel fallen ihrn die
verfärbten Sonnenblenden und eine lose
A-Säulenverkleiclung ins Alrge * insgesamt
Nur wer die Dichtung beiseite drückt. findet
winzige Rostansätze, die aber harmlos sind Note 2,B. Zustand zwei: Der Radlauf ist nicht per{ekt,
Der originalgeireue Motorralrm zeigt dürftiger Chrom trübt den guten Eindruck
die normalen Spuren der Jahre, w.rs sich
in der unauffälligen Note 3,0 wiclerspie-
gelt. Iin echtes Clanzlicht offenbart sich
hingegen Lrnter der l(offerraumklappe. Die
sandfarbene Cunrnrirnatte auf clem Koffer-
raumboden ist in gutem Zustand r-rrr<J frei
von Rissen * eine echte Rarität. Der Tep-
pichboclen an den Seiten wurde neu ver-
legt, lässt aber teilweise die originale Ein-
fassr-rng vernrissen. Danl< neuer Dich-
tungen bl ieberr clem Coupd Wasserei nbrü-
che erspart, und clas gesamte Blech im Zustand drei: Gebrauchsspuren an Felgen
Die schweren Portale haben vertikal kein
l(offerraum ist dernentsprechencl in gutem und Kappe sowie geringerer Chromglanz
Spiel und fallen gewohnt satt ins Schloss
Zustancl. Unter dem Strich gibt es dafür
die NQte 2,5.
l!
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Die schlechteste Note des garrzen Be-
-l\
:i!
:.il
ä I i* {i r",r,:rn;r.i ;i { $r'
wertungsbogens ist im wahren Sinne des
Wortes unsichtba[ denn unter clem Punkt
It
.!r Die Froge, ob ein Fohrzeug durch einen Zubehör mr-rss Meißner clas Bordwerl<zeug
Defekt um mehrere Noten follen kcnn, sorgt uncl den Radrnr-rtternschlüssel als fehlend
:l oft für Streit. Selbstverstöndlich wird ous
::t;
abhaken (Note 6.0). Allein der Wagenhe-
srt.lJ einem restourierlen Zweier durch einen ber ist in gutem Zustand vorhanden und
:l$:
Anlosser-Defekt n;cht gleich ein Vierer, nur
rettet die Zubehör-Cesamtnote inrmerlrin
IF weil der Wogen momenton nur bedingt
..!i fohrbereit ist. Ziehen Sie einfoch den Preis auf eine glatte 5,0. Cerade hier oifenbart
:!l für einen Austousch-Anlosser vom Preis der sich eine Schwachstelle des Classic-Data-
}i Note zwei ob, und Sie hoben den korrekien Systems, denn letztlich schlägt dieser Fün- Zustand vier: Lackabplatzer passen zu
Morktwert. Weniger einfoch ist dqs bei fer auf die Cesamtnote ebenso clurch wie
i*: brüchigen Reifen und verrosteten Felgen
Durchrostungen. Hot zum Beispiel bei
i\ einem echten Zustond-zwei-Auto der clie Note 2,5 bei den Chromteilen. Wäh-
:i:$
i:.i1
lockierer on einer Tür bei der Grundierung
rend das tehlende Bordwerkzeug jedoch
-fil
geschlompt, und eine Rostblose von der für Klimpergeld auf jedem zweiten Teile-
:.:i
:$ Größe eines Zweieuroslücks deutel dorouf markt herumliegt, kostet allein die Chrom-
t: hin, doss umrandung des Kühlergrills ein kleines
dos Türblatt unter dem Metollic'
il lock durchgerostet ist, wird sich der Vermögen von Stoßslangen Sanz zu
Verköufer größere Abzüge gefollen lossen schweigenl
ä:
*t müssen: Zu den Restqurierungskosien für
s die Tür kommen noch Ein- unä Ausbou. Die nächste Rurbrik heißt Motor, Anbau-
:j\ Demontoge und teile, Antrieb. Hier liegt das Kühlsystem
.$ Monloge oller Anbouteile
und die Lockierung. Für den Köufer eine mit Note 3,0 unauffällig im Mittelfeld. Bei
* unsichere Soche. lm Zweifelsfoll ist es bes- den Nebenaggregaten wie Wasserpumpe,
si.s ser, solche Möngel vor dem Verkouf zu be- Lichtmaschine, Anlasser und Auspuff-
$s
seitigen, domit dos gonze Fohrzeug nicht l<rümmer gibt es ehenfalls nichts zu be- Zustand fünf: Keine Radkappe, der Rest ist
in einem unoünstioen Licht erscheint- mängeln. Allerclings gehörerr die Cunrmi- offensichtlich stark sanierungsbedürftig

()LDTIMIR MARK-I sondcrheft 45 1 5


schläuche und Düsen der Einspritzanlage lungen, die ihren Zweck ganz offensicht-
M$tslx': Ns{s "$
-5 vermutlich noch zur Erstausrüstung, was
sich an brüchigen Oberflächen zeigt. Dies
lich zur Zufriedenheit erfüllt haben. Die
einzige Auffälligkeit ist ein grob eingebra-
und ein leises Zischeln an der rechten tenes Reparaturblech von etwa zehn Zen-
Krümmerdichtung sorgen dafür, dass die timeter Länge, das wohl irt grauerVorzeit
Note in diesem Bereich auf 3,5 absinkt. dingesetzt wurde, bevor.der Mercedes
Die Unterrubrik Motor bleibt zwar frei Klassiker-status erlangte. Ahnlich kompe-
von Punktabzügen, die Bemerkung tent wie der Schutzgas-Paganini, der diese
222.000 Km - Verschlerßl sorgt aber auch Reparatur verbrochen hat, war vermutlich
hier nur für eine 3,0. Dazu Frank Meißner: auch der Schrauberkollege, der die Cum-
,,Die Einspritzdüsen sind mit den Cummi- mipuffer einer Hebebühne unter den
schläuchen fest verpresst, wenn hier etwas Schwellerenden des SLC ansetzte. Die
undicht wird, kommen auf den Besitzer Blechfalze an dieser Stelle waren mit den
gleich mehrere hundert [uro Ersatzteilkos- 1600 Kilo Leergewicht des Sternenkreu-
Zustand eins minus: Falsche Leitungen ten zu. Die defekte Krümmerdichtung ha- zers völlig überfordert und sind seither im
trüben das ansonsten perfekte Bild be ich mit 200 Euro veranschlagt, weil wahren Sinne des Wortes platt. Anderer-
versierte Schrauber das auch ohne Motor- seits punktet das Coup6 mit einer taufri-
ausbau hinkriegen. Die Werkstattanwei- schen Auspuffanlage aus dem Mercedes-
sung von Mercedes-Benz veranschlagt
hier aber den kompletten Ausbau des
Triebwerks - vermutlich, weil der unum- $ ü* Nq*{ *n- []et$ f] ;{,;{}6"r
gänglich wird, wenn beim Lösen der Aus-
puffsclrrauben ein Stehbolzen abreißt und Note l: Mqkelloser Zustqnd. Keine Mönqel
on Technik, Optik und Historie (Originolitö}.
ausgebohrt werden mussl" Ein Fohrzeuo äer obsoluten Soitzen-klosse.
Bei der Laufprobe brabbelt der Motor Wie neu (oJer besser). Sehr sälten!
V8+ypisch vor sich hin, und allein das lei-
se Abblasen der Krümmerdichtung trübt Note 2: Guter Zustond. Oriqinol oder foch-
oerecht restouriert. Mönoelfre-i. ober mit leich-
den Ohrenschmaus * eine glatte Drei. ien Gebrouchsspuren. Käine fehlenden oder
Zustand zwei: Die Vergaser sind angelaufen, Bei der Probefahrt legt Meißner beson- zusötzlich montierlen Teile (Ausnohme: Wenn
Gummiteile verhärtet Lack ist abgeplatzt es die STVZO verlongtf.
deres Augenmerk auf die Schaltarbeit des
Automatikgetriebes und den Antritt des Note 3: Gebrouchter Zustond. Normole Spu-
Motors, beides ist überzeugend. Die Kli- ren der Johre. Kleinere Mönsel, obe. uoll fohr-
maanlage bläst eiskalte Luft in den lnnen- bereit. Keine DurchrostunoeÄ" Keine soforli-
gen Arbeiten notwendiq.I\icht schön, ober
raum, und auch die Heizung funktioniert.
Iebrouchsfahig
Der Öldruck ist top, der Motor bläut we-
der beim Anlassen noch im Schiebebe- Note 4: Verbrouchter Zustond, eventuell teil-
trieb. Allerdings lässt die Spurtreue des reslouriert. Nur bedinot fohrbereit. Sofortioe
Coupds zu wünschen übrig, und das Lenk- Arbeiten notwendio. Läichtere bis mittlere "
Durchrostunoen. Eiäioe kleinere Teile können
rad steht leicht schief. Meißner: ,,Die Ach- fehlen oder äefekt se"in. Aber: immer noch re-
sen müssen auf jeden Fall vermessen und lotiv leicht zu reporieren und zu restourieren.
eingestellt werden. Auch die hinteren
Stoßdämpfer sind verschlissen, aber dazu Nofe 5: Reslourierunosbedürftioer Zustond.
Zustand drei: undichter Schlauch, vermackte Nicht fohrbereit. Schleäht restouiiert eventuell
Schrauben, Ölnebel an der Unterseite kommen wir späterl" Unter dem Strich ouch teilweise oder komolelt zerleot. Größere
notiert Meißner nach der Probefahrt eine lnvestitionen notwendio.'ober immär noch re-
'
4,0, was mir angesichts der unauffälligen slourierbor- Fehlende leile.
Hauptl<omponenten ein wenig zu pessi-
mistisch erscheint. Schließlich kosten ein Benz-Regal - ein wahrhaft teures Vergnü-
Satz Stoßdämpfer und eine Achsvernres- gen. Außerdem sind alle vier Bremssättel
sung nicht die Welt. und alle Bremsschläuclre neu. sodass es
Nach der Probefahrt testet der Sachver- für den künftigen Besitzer am Unterboden
ständige noch Feststellbremse, Heizung, keinen Handlungsbedarf gibt. Auch ein
Scheibenwischer, Licht, Hupe und Blirrker paar kleine Verformungen am vorderen
auf Funktion. Hier fällt auf, dass die Schei- Rahmenausleger sind rein kosmetischer
benwischer in Ruheposition zu hoch im Natur und vermutlich beinr Parl<en durch
Zustand vier: geflickte Kabel, Lack abgeplatzt, Sichtbereich des Fahrers stehenbleiben. Kontakt mit einem überhöhten Bordstein
Rost und der linke Lufbchlauch fehlt Die Hupen klingen ein wenig heiser, was entstanden. Alles in allem geht die Boden-
Meißner darauf zurückiüh(, dass deren gruppe mit eine Cesamtnote von 3,5 in
Cehäuse an der Karosserie anliegt. Der die Bewertung ein. Die Vorderachse ge-
Blinkerhebel stellt sich links nicht autonra- sellt sich n1it2,4 dazu, und die Hinterach-
tisclr zurück. ln der Summe notiert Meiß- se bleibt mit einer glatten Drei völlig un-
ner für den Unterpunkt ,,nach Probefahrt" auffällig.
die Note 3,5. Die Rubrik ,,Sonsliges", die für zusätz-
Nun rollt das Coldstück auf die Bühne, liche Kosten für Überführung, Verzollung,
die für Oldtimer-Fans die Welt bedeutet. neuen Kfz-Brief, fällige Hauptuntersu-
Von unten sieht der Mercedes insgesamt chung und eventuelle Umrüstungen tre-
ziemlich gut aus. Die dorninierende Farbe stimmt ist, bleibt bei unserem Mercedes
ist zwar Braun, die stammt aber von regel- leer. ln der Zusammenfassung acldiert
Zu5tand fünf: fehlende Teile, läuft nicht, das mäßigen Unterbodenschutzbehand- Meißner iedoch 50 Euro für eine neue
Ausschlachten hat hier bereits begonnen

16 OLDT|MER MARKT sclncledrefl 45


BrwERruNc I
Uhr, 200 Euro für die Krümmerdichtung,
200 Euro für zwei neue hintere Stoßdämp-
t'er, 150 Euro für die Achseinstellung, 200
Euro für die Einstellung von Scheibenwi-
schern und Hupen und 500 Euro für neue
Schläuche und Düsen eler Einspritzanlage.
Die Summe von 1350 Euro ist so berech-
net, dass alle Arbeiten von einem Hob-
byschrauber in Eigenleistung ausge{ührt
werden. ln einer Vertragswerkstatt kann
sich die Summe leichl verdoppeln. Aller-
Eine originale Kofferraum-Gummimatte in Rund um die Heckleuchten ist der typische
dings besteht zum Beispiel bei den Schei-
diesom Zustand kann man lange suchen Wassereintruch bislang ausgeblieben
benwischern, clen Hupen, der Uhr uncl
den Kraftstoffschläuchen kein akuter Hand-
lungsbedarf.
Drei bis vier Stunden braucht der Sach-
verständige, r-rm alle i42 Positionen seiner
Liste abzuhaken. Dann stehen die Einzel-
noten der 25 Rubriken untereinander und
werden mit dem Taschenrechner zunächst
addiert und dann durch 25 geteilt. Bei un-
serem Testl<andidaten ergab das einen No-
tendurchschnitt von 2,9, was nach dem
Schulnotensystem von Classic Data einer
- glatten Drei entspricht. lm Tabellenteil Die Reserveradmulde ist rostfrei, darin findet Auch die Seitenfächer sind makellos erhalten.
clieses Sonderheits taucht der 350 SLC im sich eine weitere neuwertige Fuchs-Felge weil das Kofferabteil trocken blieb
Zustand zwei mit 15.800 Euro auf, in Zu-
stand clrei sind es noch 9800 Furo. Die
Differenz zwischen den beiden Noten be- vierende Mängel den Zustancl beeinträch- rungen beschränkt. lnnerhalb von 15 bis
trägt also 6000 Euro, das macht 600 Euro tigen. Zu oft wurden den Assekuranzen 30 Minuten überprüft cler Sachverstärrdige
für eine Zehrrtelnote. Da wir es hier mit schon Bilder cles falschen Fahrzeugs r,rn- diese Punkte und dokumentiert das Ergeb-
einer 2,9 zu tun haben, schlägt Meißner tergej ubelt oder schwere Techn i kschäclen nis zusammen mit dem aktuellen Markt
also 600 Euro auJ den Dreier-Wert auf. verschwiegen. Erteilt die Versicherung wert. Für viele Besitzer von Brot-und-But-
Das macht einen Crundpreis von 10.400 danrr die Kasko-Deckung, könnte der Be- ter-Autos wi rd die Versicheru ngsforderu ng
Furo. Hirrzu kommen clie preistreibenden sitzer clurch einen fingierten Diebstahl die nach einer Profibewertung damit über-
lxtras des Coupds: ein Becker Mexiko Versicheru n gssu mrrle f r"i r ei n i n taktes Fa h r- haupt erst zumutbar * wer will bei einem
Cassette Vollstereo-Radio (400 Euro), die zeug kassieren. Da ein detailliertes Cut Fahrzeugwert von 2500 Euro schon 250
Klimaanlage (500 Euro), dle Velourssitze achten jedoch 200 bis 350 Euro kostet, Euro für ein Cr"rtachten ausgeben?
(100 Eurer). Ansonsten gibt siclr cler entstand bei Classic Data die so genannte Die Kurzbewertung hat allerdings auch
Mercedes gher spartanisch, die Automatik Kurzbewerlung, die sich zum Preis von 95 ihre Kehrseite. Oft wird sie beim Verkauf
wirkt sich bei diesem Modell nicht preis- luro auf die Kernfragen der Versiche- eines Klassikers als Cutachten tituliert -
steigernd aus, da die seltenen Schaltwa-
gen sogar gesuchter sind. lm Cutachten
stehen für das Coldstück letztlich 1'1.400
Sterntaler.
lnvestitionen wie die komplett neue
Haben Sie ein Fahrzeug mit
Bremsanlage, die neuen Reifen oder rjie
neuen Cummidichtr"rngen schlagen dabei
l
kaum zu Buche, weil es sich dabei um rt $
reine I nstandhaltungsarbeiten handelt, die
als normal vorausgesetzt werden. Meiß-
ner: ,,Würde der Motor beim Starten zum
Beispiel stark bläuen, müssten wir die *rEtffil
Kosten einer professionellen Zylinder-
kopfüberholung zu etwa 50 Prozent vom
Fahrzeugwert abziehen. Ein sauber lau-
fender Motor ist hingegen der Normalfall,
der oberhalb von Note vier l<einen beson-
deren Bonus verdient."
Wichtig ist die Wertfeststellung vor Wir bieten lhnen sino
allem für die Kaskoversicherung. Um sich
vor Betrügereien zu schützen, wollen die
Versicherer genar-r wissen, ob sich das
Fahrzeug tatsächlich im angegeben en Zu- lnios lrnter T*le ion 0 :i.8 03/'55 11 :t1-,
stand befindet. Die wichtigste Aufgabe w,/\rw.AXA.ile ode r direkt bei unserunt
des Cutachters besteht darin, festzustel- B€treuer in lhrer itlälrel K$nmen Sie zur
len, ob die Fahrgestellnummer mit den Versichorung, die neuc lfläßstribe setrt. Maßstäbe/neu dellnlo*
Papieren übereinstimmt und ob nicht gra-

Ot.DTlMIR MARKI Sonclerheft '15 17


Chrcm: Nclte "| -5

Zustand eins: Diese Türeinfasrlng zeigt


ein Top-Ergebnis dank guter Vorarbeiten

Probefahrt: Die Klimaanlage funktioniert, die hinteren Stoßdämpfer sind verschlissen. und die
Spur märste eingestellt we.den. Das Automatikgetriebe schaltet sanft und ruckfrei

Zrrstand zwei: Dieselbe Stelle wurde hier


nicht optimal verschliffen und verchromt

Funktionieren die Schalter? Meißner hakt Typisch: Die Sonnenblenden sind verblichen.
geduldig eine Position nach der anderen ab Da hilft auch kein Kunststoffreiniger

Zustand drei: Wellen,'Kratzer und matte


Partien kennzeichnen das Gebrauchsauto ein Anspruch, dem sie angesichts der zeugbereiche, an denen wir Uie Noten
oberflächlichen Prüfung nicht gerecht von eins bis fünf im Bild darstellen kön-
werden kann. Nicht selten beschweren nen. Dass es sich bei den Demonstrations-
sich Käufer dann über versteckte Mängel, objekten um verschiedene Porsche 356
die dem Cutachter in der Kürze der Zeit handelt, ist übrigens kein Zufall. Kaum ein
nicht aufgefallen sind. Vor allem bei hoch' anderes populäres Fahrzeug wird derartig
preisigen Fahrzeugen ist aus Käufersicht hochkarätig restauriert, und so war es rei
ein detailliertes Cutachten sinnvoller, und lativ leicht, auch die oberen Zustandsno-
auch Versicherungen geben sich oberhalb ten zu zeigen. Bei typischen Brot-und-
eines bestimmten Fahrzeugwertes nicht Butter-Autos trifft man Zustandsnoten
mehr mit einer Kurzbewertung zufrieden. oberhalb der Zweiplus deutlich seltener
Oldtimerbesitzer, die ihr Auto gut ken- an, was sich auch im Anzeigenteil nieder-
nen, können dessen Zustandsnote mithilfe schlägt. ,,Topzustand" wird bei. einem
Zustand vier: Mit Ausblühungen und Pickeln der Classic-Data-Checkliste auch selbst Ford Taunus P6 anders definiert als bei
beginnt der Glanz, sich zu verabschieden sehr genau einstufen (sie steht im lnternet einem Mercedes 300 SL. Während der
unter www. ol dti m e r i nfo. de / down load s stolze Taunus-Eigner ein gepflegtes Rent-
zum kostenlosen Herunterladen bereit nerauto mit geringen Cebrauchsspuren in
oder kann bei Classic Data, Herner Straße der Carage hat, versteht der Flügeltürer-
130 in 44575 Castrop-Rauxel gegen Ein- freund unter ,,Topzustand" ein Fahrzeug,
sendung eines mjt 1,45 Euro frankierten das besser ist als ein Neuwagen. Classic-
und an Sie selbst adressierten Rückum- Data-Cutachter Frank Meißner: ,,Die SL-
schlags angefordert werden). Liegt die Zu- Szene ist wählerisch. Mittlerweile werden
standsnote i n ei ner Verkaufsanzeige trotz- als Einser nur noch Fahrzeu1e akzeptier!
dem voll daneben, ist die Ursache dafür die bjs zur letzten Schraube in Neuzu-
meist nicht im Notensystem zu suchen... stand versetzt wurden - und davon gibt es
Als zusätzliche Hilfe für die Einschätzung eine ganze Menge. Die Lackierungen be-
der Noten haben wir deren genaue schrift- wegen sich dabei auf einem Niveal, das
Zustand fünf: Glanz und Pickel halten sich liche Definition auf diesen Seiten ebenso MercedeS in den Fünfzigern gar nicht bie-
die Waage * Zeit für neuen Chrom festgehalten wie fünf repräsentative Fahr- ten konnte!"

1 B oLDTIMER MARKT sonderhefr 45


BEWERT*U.NG I
e,!{.-
::#*
l1'&f{1i.'

:i:1,.llt
;.._::il,/t:'; . Glatte Eins: passendes Leder; top verarbeitet
"4!:a::; :: ...

\ttti'
- wie bei einem neuen Por5che 356

".,,!i.

Das wunderbar erhaltene lnterieur gehört zu den stärksten Seiten des Mercedes. Die beinahe
neuwertigen Velours-Sitze passen eigentlich nicht zur Laufleistung von 220"000 Kilometern
Zustand zwei: Dieser erneuerte Lederbezug
_*{_{**e&s
zeigt bereits die ersten Abriebspuren

Die Ausstattung ist eher mager. Wichtigste Die defekte Uhr veranschlagt der Gutachter Zustand drei: Für Puristen ist das intakte
Ausnahme: die Klimaanlage mit Eeschaffungskosten von 50 Euro Originalleder mit schöner Patina erste Wahl

1. $j.,
rit..*$*

Vier: abgeschürft und durchges€ssen. Das


,r', r|i ist mehr als Patina - der Sitz ist verbraucht
,/.i\\
/.\\'-:
r\\':
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$
\=
A=
.l:
äE

Zeitreise ins Jahr 1972: Der plüschige Fond des Coupös sieht so aus, als ob hier noch nie Zustand fünf: Aufgeplatzte Nähte machen
jemand gesessen hätte. Die veränderte Außenfarbe (Tunisbeige-Metallic?) passt gut dazu diesen 5itz zum Restaurierungsobjekt

()l I)Tle'1fRNlr\RKI Sorrrk'rlrt'lt 45 19


I ,**r*rr""

Das Fazit der


Eewertung ist
eindeutig: ln dieses
Auto ist in den
vergangenen
Jahren viel Geld
investiert worden.
Die hohe
Laufleistung
verhindert jedoch
eine wirklich gute
Zustandsnote

Da beim Taunus P6 solche Restaurie- das daran, dass ich mich noch gut erin- ein paar Zehntel in Richtung zwei ver-
rungen kaum zu finden sind, definiert die nern kann, wie schlimm die Zeit den schieben. Mit neuen Stoßdämpfern oder
Ford-Szene ein Top-Auto entsprechend meisten SLC mitgespielt hat, und all diese einer neuen Auspuffkrümmerdichtung et-
anders. Hier gehen die Anbieter davon Sünden finden sigh an diesem verhät- wa, oder mit einer Spureinstellung. Als
aus, dass ein Top-Auto zu den besten sei- schelten Klassiker eben nicht. Hier gibt es nahezu unüberwindbare Hürde entpuppt
ner Art gehört. Das kann durchaus kleine wie beim berühmterr Wasserglas zwei sich aber derTachclstand, der eine bessere
Lackmängel und geringe Cebrauchs- Sichtweisen: \chön, dass er noch so gut Note vereitelt.
spuren einschließen. Cenau hier stößt das aussieht - oder Schade, dass dieses oder
Classic-Data-System an seine Crenzen. jenes eben nicht mehr so ist wie beim Text: Peler Sreinfurrh
Denn wenn Lackqualität und Spaltmaße Neuwagen. Mit ein wenig Zuwendung fotos: Mqrtin BrÜggemonn/PS
unabhängig vom Fahrzeug definiert wer- lässt sich die Zustandsnote auch noch um p.steinf urrh@oldtimer-morkt.de
den, erhält selbst ein fabrikneuer Triumph
Spitfire bestenfalls eine Zweiminus. Ein
, rabant mit einer Zustand-eins-Lackierung
-sähe aus wie seine eigene Karikatur. Dazü
Frank Meißner: ,,Wer heute einen Oldti-
mer restauriert, versucht in der Regel, das
bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Also
wird ein Spitfire bei der Restaurierung bes-
ser lackiert als damals ab Werk. lch bin
jedenfalls noch niemandem begegnet, der
sein Auto schlechter als möglich restau-
iiert hat, nur um den historisch korrekten
Originalzustand wiederherzustellen!" Da
ist es von Vorteil, dass nur selten Autos
auftauchen, die als Neuwagen vakuum-
verpackt eingelagert wurden - denn sonst
müsste sich so mancher Hersteller wohl
die Kritik gefallen lassen, dass seine Pro-
dukte schon als Neuwagen allenfalls mir
telmäßig waren.
,,Unser" 350 SLC liet 1972 sicher nahe-
zu perfekt vom Band, und auch heute
rroch gehört er zu den besten Exemplaren
seiner Art. Mit Zustand drei mag man sich
nicht so recht anfreunden, wenn man zum
ersten Mal um das Coldstück herumgeht.
ln meinem ganz persönlichen Fall liegt

20 OLDTIMER MARKT sonderhefr 45


Anhang B
Preisliste für Modelle des Herstellers Mercedes-Benz für das Jahr 2014

aus

OLDTIMER Markt, Sonderheft „Preise“ Nr 53 (2014)

XXXVI
IrtittlilllElJil{t:-

Mercedes-Benz

Der 170V mit hängenden Wischern und vertikalen


Kühlschlitzet entsprsch dem Vorkriogsmodell

Oer l70S ist wegen seiner Ganzstahlkarosserie Beim 170Vb enlfielen zwar die vortikalen Schlitze an der Motorhaube. die auJ eilem lragendon
leichter zu restaurieren und deshalbbelieblor Hokgerüst ruhende Stahlkarosserio trug aber noch immer die hängonden Vorkriegs-Scheibenwischer

Jeder zweite 0eutsche träumte vom eigenen Fahrrad, als das 170S Cabrio A Darin konnle sich die Familie von Welt im wahren Sinne des Wortss sehen
lür eil stattliches Vermögen beim Mercedes-Benz-Händler zu haben war lasson. Das 170S Cabrioler 3 war offen lür lünl und so teuer wie zwoi 170Va

0LDTIMEB MARKT Sonderhelt 53 169


-rttl{i{l{üt!:J{rrn

' ":f:: ;sr::r .,....: . i. -.i -- I l1;


Nur 997 Exemplare des 220 Cabriolet B entstanden zwischen 1951 und Die lnsignien der Oberklasse: Versenkte Scheinwerler und der seidenweiche
1954 in Handarbeit. Ein gediegenes Automobil für erlolgreiche Menschen Sechszylindermotor des 220 sorgten für 0istanz zum ,,kleinen" 1 70er

Das Coup6 der 220er-Reihe lief nur 85-mal vom Band. Kein Wunder: Für Bestseller: Das schnittige 220 Cabriolet A blieb bis 1955 im Programm und
mehr als 20.000 Mark gab's 1954 auch schon nette Häuschen im Grünen verkaufte sich 1278-mal - häuliger als das fünfsitzige Schwestermodell

Kanzler Adenauer wählte den 300er als Dienstwagen. Wenn Cabrio fahren zum Staatsakt wird: Die Des Kanzlers neue Kleider: Ah 1957 trug der
So wurde er zum Taufpaten der ganzen Baureihe olfenen 300er gab es nur als viertüriges Cabrio D ,,Adenauer" neumodische Bügelfalten

Die 300-5-Reihe gehört zü den begehrtesten Der Verkaufsschlager der S/Sc-Reihe war das Aul 141 Exemplare brachte es der 300 S Roadster,
Mercedes - hier das Cabriolet A Coup6: 314 Kunden bevorzugten das Blechdach als Einsprilzer verließen gar nur 53 Stück das Werk

300 (w186 il) 51-54 6 3.0 88.000 € 65.000 € 40.000€ t0% 25.000 € 11..700€ 17.600 DM
300.b (w1s6 ill) 54,55 6 3.0 ','89.000€ eO.SOO t 40.900€ 10% 25,500 €: . r.1.900€ 22J'00 pM
300 ( {w186 rv) 55-57 6 3.0 90.000 € 67.500 € 41.800 € 7 0/" 25.800 € 1.2.200€ 22.000 Dltrl
300 d (W,1.89i)r",'.:.'r:.i . .' : 57.62 b i.o ioz.ooo c 7s.500 € 49.500€ , 1% 24,800{ .12.400 € 27,000 9ltlt
300 Cabriolet 0 (W186ll) 51-55 6 3.0 235.000 € 170.000 € 123.s00€ 7% 69.000 € 44.300 € 21.600 DM
300 b Cabi'iolet'0 (W186lll) 54:55 6 3:0 ,240000 € 175.000 € 12s.500€ 6% 44.300 € 24:700 PM.
r70oq-0E
300 c Cabriolet D (W186 lV) 55-s7 6 3.0 270.000 € 190.000 € 138.000€ 7% 75.200(" 46.400€ 24.700 DM
300dCabrioletD(Wls9) 57:6A 6 3.0 310.000 € 225.000 € 762.500€ t7% 88.700 € 55"500 € 3t.500 DM
3oo s {w188 r} 52-55 6 3.0 280.000 € 230.000 € 155.000€ 83.000 € 56.000 € 34.500 DM
300 s (w188 l) 51-55 6 3.0 690.000 € 560.000 € 380.000€ '2%
13t* 260.000 € 1s5.000 € 3{,5000M
300 5 Cabriolet A (W188 l) 52-55 6 3.0 660.000 € 540.000 € 370.000€ Lstv 250.000 € 1s5.000 € 34.s00 DM
300 sc (W188 ll) 55-58 6 3.0 305.000 € 245.000€ 170.000€ 3t% 90.000 € 52.00Ö € 36.t{t0DM
300 5c (w188 il) 55-58 6 3.0 730.000 € 600.000 € 400.000€ t17% 280.000 € 165.000 € 35.500 DM
55"58 6 3.0 710.000 € 580.000 € 390.000€ 120% 270.000 € 165.000 € 35.500 DM

170 0LDTIMER MAßKT sonderheft 53


-tr1|Ii{tIrJ*!!JI[71

Der pausbäckige 180er mit Ponton-Karossarie löste den Breiterer Kühlergrill und fehlende Stoßstangenhörner: Oies ist ein 180 b. Das praktische
170er ab. Der schmale Grill prägt die frühen Versionen Ausstellfenster gab es schon ab April 1958. Als Diesel war dieses Auto besonders beliebt

Nach 1957 rnterschied den tg0 nur noch der Chromstreifen unter den llleues Gesicht, gleicher C}arakter: Ab Jsli 1959 präsentierte sich der lg0er
Fenstern vom 180, der jetzt auch den 1,9-Liter-Motor hatte - nür mit 65 pS mit breiterem Grill und wuchtigeren Stoßstangen. lntern hieß er nun lg0 b

Neben dem 300 SL in


New York vorgestellt,
ertpuppt€ sicl der 190 S[
nicht als kleiner Bruder des
Super-Mercedes, sondern als
sportlicher Aufschnitt der
Ponton-Eeihe. Der
eigens konstruierte
105-PS-Motor reichle
jedoch allemal. um die
überwiegende Mehrheit
aller deütschen
Verkehrsteilnehmer
souverän hinter
sich zu lassen. Nach einer
kurzen Phase der Stagnation
hat der 190 SL in letzter Zeit
kräftig zugelegt

172 0tDTtMER MARKT Sonderheft 53


l{{1tl:t!,il,.Ilrfl

-r[llf,

. '*l i ' :ivla1r*tilllheid:ll


Mil etwas längerer Motorhaube, längerem Radstand und dezentem Ghrom 21.500 Mark - damit war das 220 S Coupd ab 0ktober 1956 genau so teüei
trugen die unscheinbaren großen Ponton-Modelle den Pelz nach innen wie das Gabrio A,/C, das drei Monate zuvor präsentiert worden war

Sehen und gesehen werden:


Das prunkige 220 S Cabrio
A,/C bot seinen lnsassen beim
entspannten ßeisen einen
mondänen ßahmen. Auf den
Rücksitzen konnte es
allerdings schon bei durchaus
moderaton
Geschwindigkeiten
sehr zugig werden

21e (W1os) 4tL 56-59 6 2.2 85 48.000 € 12.400 € 17.900€ 20% 8.200 € 3.600 € 10.500 DM
:.iJ.i{iilt i$l]ia*'l''{-\;SÄ
S.1,Y--a.q-:f {t-*lw-.JrriS.i,$t'{\i'il$r,!{!li*il}l$i}"jliiiä'i$\i liü-r: iä,rtll R,ütät l.I.i:i3iüd0$ iiliili$.bö$ äririqP.PP3,*tUtU l-.i*ii$$ü!-3, ji.ri:!;t5.yJ,:
:j t:lg*i.?-g.!*v!.T*::
220 S (W180 il) 4tL 56-59 6 2.2 100 57.740€ 38.400 € 21.600€ 2t% 9.800 € 4.200 € 12.500 DM
Kä$P.rl!,!iit!{.iuht$r$I;::llt.$.i:*{t..t},i-r'$. r:r..:€ iübt *iäi: i{m lrif$bitöl$ i$li.-$-$$ti$ lli j,'Si..ö.0$ilir,ri'.ü...:Bl li$tssnw $r{Silg.ilX
220 5 {W180 il) Cab 56-59 5 2.2 100 157.000 € 102.000 € 62.800€ 3% 38.800 € 18.900 € 21.500 DM
,R-o$"F(W8gJ$i$$i*li,il$*t fti[$ :i9i: ,}rffi {.i*.!;; ,..i;t'ö$.qff .lililiriiöü. riilä3.pö.0.gmi'* r-tiiifsffi,$ $*tiiäü,iltüü li,*r$.9..IqPü{i
220 sE {W128) cpö 58-60 6 2.2 115 102.500 { 80.000 € 49.000€ ,tyo 25.000 € 11.300 € 23.200 DM
uöitrRLitriiörats€w$.{Assi**i$i*|*s*i* r$;dx :l!lig!: lr.,l*8.^;Ä'i;l rrliiiiijiiinät-l; iiiriritrsäöCü{ir,*i i:*irütitib'dii .i-:il;ni:ih:jrirl; l,:i{iläöfftiüli

$Sll:!'tr$.'',':'.':'
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Aufbruch in eine neue Zeit Mit Panoramascheiben, HeckJlossen und jeder Vom lrendsetter zum Sparbrötchen: lm Flossenkleid des 220ers konkurrierte
Menge Platz läutets der neue 220er die Ara der Einheitskarosserie ein der aufgeboh*e 230 S mit der neu gestalteten S-Klasse 250 S/St (W1081

174 otoTlMER MAFKT sonderheft 53


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Selten und praktisch: Preislich liegen die in Belgien
gebauten Universal-Kombis an der Flossen-Spitze

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Kürzere Motorhaubc, Fundscheinwerfer und einlache Stoßslangen verraten: Hier arbeitet ein Vienylinder Ab 1965 saß der Blinker unterm Scheinwerler.
als 0tto oder Diesel. Bei rlen frühen ,,kleinen Flossen" sitzen die Blinker noch auf dem Kotflügel was die Fronl elwas wuchtiger wirken ließ

1e0 c (W110) 4tL 61.65 4 1.9 80 23.604€ 14.900 € 8.100€ t6% 1.500 € 800 €
1e0 Dc (Wu0) 4tL 6r"-65 4 2.0 55 22.800 € 14"400 € 7.900€ t6% 1.500 € 800 €
2oo (w1ro) 4tl 65-68 4 2.0 95 24.200 € 1s.900 { 9.700 { 27% 3.600 € 1.500 €
200 D {w110) 4tL 65-68 4 2.0 55 23.900 € 15.800 € 9.740€ 24% 3.600 € 1.500 €
200 Universal (W110) Kom 66'67 4 2.0 95 35.500 f 23.500 € 14.300€ 32% 7.200 € 1.000 €
L4q-q!,-t-ygll'llo"o) Kom 66-67 _3 ?! _5.1 35.200 € 23.400 € 1.4.300€ 36% 7.200€ 3.000 €

Die 220u Cabrios und Coupds der Heckflossenära (Wl l l/3) sind nur in Der,,Hochkühler" prägt die beiden frühen lller-Serien. Ab Novenrber tg69
Details von ihren 250e r Nachfolgern (Wl11/lll) zu unterscheiden hatten auch die Sechszylinder den Flachkühler der 3,5-Liter-V8-Modelle

Die Cabrios und Coupds auf Basis der 300er Heckllosse (Wl12/3) sind am Kaum ein anderer 0ldtimer bietet unter freiem Himmel derart viel Platz lür
üppigen Chromschmuck erkennbar und kosten einen satten Aufpreis vier bis fiinl Personen - und ist dabei auch noeh so alltagstauglich

220 SEb (w11u3) cpe 61-65 6 2.2 1,20 46.400 € 35.200 € 17900€ 5% 8.100 € 3.900 € 23.500 DM
220 sEb (W11ilr) Cab 61-65 6 2.2 na 115.000 € 91.000 { 45500€ ,3yo 20.000 € 9.400 € 25.200 DM
2s0 sE (w111 ilr) cpe 65-61 6 2.5 150 49.000 { 36.500 € 18.900 € 4% 8.500 € 4.000 € 24.350 DM
2s0 5E (W111ilr) Cab 65-67 6 2"5 1s0 110.000 € 86.700 € 43.900€ 15% 18.900 € 9,200 € 26.3500M
280 (W111 t28)
SE tpe 67-71 6 2.8 160 57.s00 € 41.400 € 25.600 € 25y 10.700 € 4.900 € 26.750 0M
280 SE (Wi"11 828) Cab 67-7r 6 a,o 160 117.000 € 94.000 € 52.000€ 18% 23.300 € 9.500 € 28.800 DM
280 sr 3.s (w111 Ers/1) cpd 69-17 B 3.5 200 71.000 € 54,100 € 31.500 € 24% 15.200 € 7.200€ 30.640 0M
280 sE 3.5 (W111E3s/1) Cab 69'71. 8 3.5 200 205.000 € 160.000 € 101.900€ 67% 42.600€ 18,100 € 34.ß0DM
300 sE (w112/l) tab 62-65 6 3.0 160 139.000 € 92500 € 55.000 € t2% 27.900 € 13.100 € 34.750 DM
300 sE (w112/3) Cab 65-67 6 3.0 170 139.000 € 97.500 € 5s.000€ 12% 27.900 € 13.300 € 33.350 DM
100 sE (w112/3) cpd 62"65 6 1.0 160 62.900 € 47.400 € 25.300€ 7% 13.500 € 6.100 € 32.750 DM
lqs!!1,vy!?/1 f ,Qi_€1 9- 3.0 1.1q_ 62.900 € 47.400 € 25.300€ 6% 1l.500 € 6.100 € 31.350 DM

iil.t1{iF f ir li4l\!ilrl sonderheft 53 175


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182 0LDTTMEB MARKT sonderheft 53


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Mit dem G-Modell beschritt Mercedes vor 35 Es gab etliche Karosserievarianten: offen, Auch die Hadstönde variiorlen: Ganz links ein
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(beide entweder mit Sesrhlossenem 8l€chaufbau oder vollverglast), hlnzu lommt dle selteneOffenve15ion mit Softt0t

Mil der neuen S-Klasse vom Typ W126 schul Der längere Radstand der $EL-Modelle kommt Das Facelift von lll85 lällt vor allem durch die
Designer Bruno Sacco sein Meisterwerk ausschlioßlich den Fondpassagieren zugule g69lätlete Seitenbeplankung ins Aügo

7.400€ 2t%

'Sll"langv€rsionen kost€n €twa l0 Pro2ent Aufpreis. "Ausführlrg€n mit Kat (Jofern nirht serienmäßlg) rechtferilg€n
elnen Aufpreis von l5 prozent

Wio fast alls Luxusautomobile musstsr: auch die oleganten S-Klasse-Coup6s Heüto erfi6uen sich unvorbastollo Exemplare aus Rentnarhand aioer
der Baureihe 126 zunächst die Zunoigung der Halbwelt abschütteln soliden lllachfrage - oine verlässliche Invsstition in die Zukunft

380 SEC" cpd 81-85 8 3.8 218 15.300 € 8.400€ 6% 3.600 € 83.050 Dlfi

s00 5Ec' cpä 81"85 8 5.0 240 19.500 € 11.000€ t0% 4.800 € 73.900 Dl,l
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560 SEC' cpe 85-91 8 5.6 300 19.000 € 10.500 € -s% 4.500 € 133.600 Drvl
'Ausführungen mitgereS€llem Drelwege.Kät rechtfertlgen elnen Aufprelr v0n l5 Prozent (sofern nlcht serenmäßig)

0IDTIMER MARKT Sonderhelt 53 183


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obwohl bereits 1982 präsentiert, wirkt die Form Die frühen Versionen bis Bauiahr 1988 sind an Ah Modelljahr 1989 präsentiert sich der Baby-Benz
des Mercedes 190 noch immer zeitlos-modern der schmalen Seiten-Scheuerleiste zu erkennen mit breiter Seitenbeplankung nach Art des Hauses

Fiir Sammler besonders interessant sind die Genau 502 Exemplare entstanden vom 190 E 2.5 16 Ebenfalls 5lJ2 Exemplare, aber deutlich heißer:
16-V-Homologationsmodelle mit 2,3 und 2,5 Litet Evolution I - schon heute meist in lcsten Händen der t90E 2.5 l6 Evolution ll von 1990

1q0 87-84 2.500 € 1.300€'13% 400 € 25.600 DM

190 84-88 2.900 € 1.300{ -ls?6 400 € 27.400 DM

190- 88-90 3.100 € 1.500f "25% 500 € 34.540 DM


3.200 € 1.500€ "rs}6 500 € 27.700 Dm
190 [*' 82-88
89-90 3.700 € 1..600€"27% 600 € 34.140 DM
190 E

190 E 1.8 90-93 3.400 € 1.600 € '2{16 600 € 34.140 Dllt

190 E 2.0 91-93 3.400 € r.600€"27% 600 € 41.496 DM

190 E 2.3r* 86-88 3.600 € 1.800€ -1t96 700 € 34.800t}M


190 [ 2.3 88-93 3.600 € L.900 € -L7 % 700 € 39.6X0 DM

190 E 2.3 16- 83.88 11,500 { 7.300 € g% 3.900 € t2.2000M


r-90 E 2.5 16 88-93 13.700 € 8,400 €t5% 4.500 € 67.940 DM

L90 E 2.5 16 Evolution I 1989 38.500 € 24.000 € 14.100€ 23% 7.300 € 8?.200 DM
190 [ 2.5 16 Evolution ll i"990 67.600 € 47.900 € 30.200{ t4% 13.800 { 104.040 DM

190 E 2.6t 86,:88 3.400 € 2.000€ "3t% 500 € 39.100 Dtvl


88-93 3.600 € 2.000€'26% 700 € 47.190 DM
r-90 E 2.6
190 D 83-88 4.000 € 1.800€ 13% 500 € 26,900 DM
190 D 88"93 4.100 € 1.900 € L2% 500 € 33.570 DM

r.90 D 2.5 84-88 4.100 € 1.900 € 6Yo 500 € 3t.900 DM


1S0 D 2.5 88-93 4.300 € 2.100 € tlo/o s00 € 37.960 0M
190 D 2.5 furbo 88-93 4.500 € 2.200 € 0% 700 € 41.530 DM
'Au:führungen mit geregeltem Dreiwe8e Kal re(hlfertigen einen Aufprcis von zehn Prozent (solern ni(ht eerienmäßig)

Die Baureihe Wl24 entwickelte sich für Mercedes zum Bestseller' Wie beim Neue Sachlichkeit: Chrom gab es nur am l(ühlergrill. Die heute typischen
190er sind die lrühen Modelle an der schmalen Scheüerleiste zu erkennefi. schrägen Bückleuchten feierten beim W124 ihren Einstand

200 4tL 84-89 1.700€ -tt% 33.200 DM

200E' 4tL 85-89 1.800€ VYo 40.140 DM

200 D 4tL 84-89 1.400 € -7 % 34.280 DM

230 E 4tL S4:S9 1.900 € "5 % 37.210 DM

250 D 4tL 84'89 1.500 € -12 % 37.990 DM

250 D Turbodiesel 4tL 88-89 1.800 € -5 96 53.240 DM

260 E
{4Matic) 4tL 84-89 1.900€ "24% 42.700 DM
4tL 84:89 2.200€ "15% 56.940 DM
300 E (4Matic)
300 D (4Matic) 4tL 84-89 1.800 € -5% 41.710 DM

300 D Turbodiesel 4tL 87-89 1.900 € '54/o 5s.s70 DM

184 otDTIMER MARKT sonderheft 53


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t*':
Facelift: Ab 1989 gab es farblich mehr oder weniqer Schmale Edelstahlleisten an den Planken Kraft-Wagon: Der bärenstarke 500 E ist an leicht
glücklich abgestimmte Seitenbeplankungen beendeten den Eindruck trister Zweckmäßiqkeit ausgestellteo Korllügeln zu erkennen

Weiße Blinker, Plakettengrill, und Stoßleisten in


Beplankungsfarbe * so präsentierte sich...

...der erlolgreiche Oauerbrenner W124 ab 19g3. ...ging mit dem neuen Klassendenken einher und machte die Eaureihe zur E-Klasse. Hier der E 500,
Das vorangestellte E in der Modellbezeichnung... der wie sein Vorgänger technisch auf dem 500 S[ basiert, von dem Antrieb unrl Fahrwerk stammten

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200 4tt
I
8e-e0 4 2.0 105 3.600 € L.700 € .1"S % 600 € 35.430 DM
|
2o0E 4tL I 89-92 4 2.0 118 4.100 € 1.900€.14% 700 € 41.210 DM
I 200F
I
4tL I oz o-, 4 2.0 136 4.400 € 2.100 € '\ % 800 € 49.990 DM
I
E200 4tL I sr-ss 4 2.0 136 4.500 € 2.200€ "39% 900 € 50.430 DM
I

I
2o0D 4tL I 89-93 4 2.0 3.000 € 1.500 € bv' 500 € 40.640 DM
I
E 200 Diesel 4tL e3-es 4 2.0 75 3.100 € 1.600€'16:6
I I 600 € 45.750 Dttl
| 220r 4tL I 92-91 4 2.2 150 4.600 € 2.200 € "15 1ä 800 € 52.040 DM
lrno 4tI
I

93-96 4 2.2 1.50 4.700€ 2.300€ -3S% 900 € 54.050DM


I z:or 4tL 89-92 4 2.3 132 4.200 € 2.000€"1,7% 700 € 39.100 tM
250 D 4il 89-93 5 2.5 94 3.100 € 1.600 € "ä3 % 500 € 49.920DM
t 250 Diesel 4tL 93'95 5 2.5 113 3.200 € 1.700 € -19 % 600 € 53.360 DM
250 D Turbodiesel 4il 89-93 5 2.5 L26 3.600 € 1..900€ -s% 700 € 51.980DM
E 250 Turbodiesel 4fl, 93-95 5 2.5 726 3.700 € 2.000€ 17% 800 € 57.730 DM
250 E (aMatic) 4tt 89-92 6 2.6 160 4.000 € 2.200€ "J.$% 700 € 47.2500M
280 t 4il 92-9) 6 2.8 197 4.500 € 2.400€ "r4% 900 € 60.480 0M
E280 4tt 93-95 5 2:8 193 5.000 € 2.500€ -L*tt 1.000 € 61.640 Dn4
300 E (4Matic) 4tl 89-92 6 3.0 180 4.200 € 2.400 € ,Lv % 700 € 5X.530 DM
€ 300 4 Matic 4tL 92-96 6 3.0 180 4.400 € 2.600€ "1*?{ 800 € 83.6600i,1
300E-24 4tl 88-92 6 3.0 220 4.400 € 2.700€ -25% 900 € 64.180 DM
300 D (4Matic) 4tL 89"93 6 3.0 113 3.400 € 1.900 € "5 36 700 € 54.6200M
E 300 Diesel 4tL 93-95 6 1.0 136 4.100 € 2.300€,L5% 900 € 57.730 DM
300 D Turbodiesel (aMatid 4tL 89-93 6 3.0 747 3.800 € 2.100€ -s% 900 € 57.170 DM
E 300 Turb0diesel (4Matic) 4tL 93-95 6 3.0 747 4.100 € 2.300€ .18% l 1.000 € 66.810 DM
320 E 4tL 92'93 6 3.2 220 5.500 € 3.000 € -s%l 1.100 € 69.480 DM
t 320 4tL 93-95 6 ].2 220 5.800 € 1.400€ lJ %
I

1.200 € 70.780 DM
I l
400 E 4tL 92-93 8 4.0 279 10.200 € 4.900€ -4% I 2.100 € I
I 92.340 DM
8420 4tL 93-95 8 4.2 279 12.300 € 7.200€ 10%l 1.000 €
I

| 96.310 DM
I
500 E 4il 90-91 8 5.0 326 25.000 € 1s.000€ 24% I 7.soo € 134.520 DM
E 500 4tL 93-95 8 5.0 320 26.300 € 15.800 € 5.Äl 7.400 €
|

|
145.590 DM
I 60 AMC 4tI 93"94 I 6.0 381 30.200€ ] 18.700€ 15%
I

I 8.200 € I 179.860 DM
'Die Allradverrionen 4Mntlc rcchtfertigen einen A0fpreis von l5 Prozent

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0t0TlllliFR MAfiKl Sonderhelt 53 185


0ie T-Modelle der 124-Baureihe überflügelten Ab 1989 präsentierten sich auch die T-Modelle Junge 124er T-Modelle sind noch immer geswht
ihre Vorgänger in Platzangebot und Stückzahl mit der modischen Seitenbeplankung aus Plastik - sie sind schlicht besser als ihre Nachfolger (W2t0)

'0rc Allradver rionen 4Mdt i( rr(hl fer I rgen ci npn Aufpreil von I I' Proren t

Während die Cabrios der Ct24-Baureihe stabil Nach 20 Jahren Abstinenz bot Mercedes 1991 Nach dem Facelift von 1992 präseltierten sich
blieben, gaben die Coup6-Preise leicht nach endlich wieder ein viersitziges Cahrio an auch Cabrios und Coupds mit dem ,,Plakettengrill"

200 cE cpi 92-93 2.0 136 7.500 € 3.700€ -t0% 1.700 € s9.910 DM
E 200 Coup€ . r : cpd P3;96 .2.0 136 , ,7.900€ ' 4;100€ . .9% 2.000 € 59.920 DM
E 200 Cabriolet Cab 94-96 2.0 t36 i"7.000 € 11.000€ 7% 6.100 € 70.950 0M
22oCE cP6' g7-s3 2.2 150 8.000 € +.zooe ' "l:6 2,100 € 6{.t90 DM
E220Coupe cpd 93-96 2.2 150 8.300 € 4.600 € -4% 2.400€ 65.490 DM
E 220 Cabriolet Cab 92-97 2.2 r15o 17.800 € LL.2A0€ 7% , 6.100€ 79.920 oil
230 CE cp€ 89-92 2.3 132 6.500 € 3.300 € -3% 1.700 € 49.280 DM
300 cE Lpe . 89:9a ,,1.0:.: .x-!Qi ':7.1Q0€ . :.oooe '-ix 'i.Foo{ ..ei.lloott
300 cE-24 cpd 88-92 3.0 220 7.900€ 4.100 € -2y. 1.900 € 7s.870 DM
300 CE-24 Cabriolet cib:' ei'931. i':3j0]: ,:zid,, :: $:700€ :' ,'io.Qodtr'i't9i 5500 € 99.630 DM
320 CE cpe 92"93 3.2 220 8.700 € 4.900 € 20/. 2.600 € 82.820 DM
E 320 Cabriolet crb 92;97
'3,2 '220 19.400 € 11.400 € 5% 6.200 € 102.640 DM
E 320 Coupd cPd 93-96 3.2 220 9.800 € s.500 € -5% 3.000 € 84.410 DM
's:00d€
E 36 AMG Coupd Lpe ei:ö6 3.6 .272 14.400 € ,9.300€ 18% t22.070DM
E 36 AMC Cabriolet Cab 93"97 3.6 272 45.000 € 30.000€ t22% 17.000 € 140.t00 DM

186 otDTtMEB MARKT sonderheft 53


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