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Landschaftsarchitektonisches

Entwerfen - Auszüge aus


Hans Loidl´s: Freiräume(n)

Entwerfen ist Gestaltung, ist schöpferische


Tätigkeit mit dem Ziel, Gestalt (Zusammenhang) zu
entwickeln.

Entwurf setzt sich aus vielen Faktoren zusammen –


kulturelle, fachspezifische Zugänge Hintergründe,
das Spezifische des Ortes, ... es ist nicht mit
klassischen wissenschaftlichen Kriterien
vergleichbar.

Denn Entwerfen bewegt sich zwischen objektiven


und subjektiven Gestaltbildungskriterien, in jedem
Fall aber beruht sie auf intersubjektiven
Erkenntnissen (wir bewegen uns in einem speziellen
Umfeld – immer innerhalb von Zusammenhängen).

Entwerfen bewegt sich aber auch zwischen den


Polen der Multiplikation (Erhöhung der
Komplexität) und Reduktion (Verringerung der
Komplexität, Suche nach Beziehungen). Es bewegt
sich auch zwischen Analyse und Synthese.

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Entwurfsinhalte – Entwurfsqualitäten – Entwurfskomponenten von Raum Ort / Weg
Grundlagen guter Gestalt
Einheitlichkeit durch Gemeinsamkeit
Gemeinsamkeit der Lage
Nähe
Anordnung
Gemeinsamkeit im Erscheinungsbild
Ideel/thematische Gemeinsamkeit
Unterschiedlichkeit
Reichhaltigkeit – die Störung der Einheitlichkeit
Vielfältigkeit
Vielschichtigkeit

Merkmale guter Gestalt


Anregung/Unsicherheit
Spannung
Gewichtigkeit/Ausgewogenheit
Harmonie
Verbindende Idee/Thema/Konzept
Deutlichkeit
Einfachheit

Werkzeug
Wiederholung
Muster
Raster
Variation
Transformation
Sequenzen
Rhythmus
Proportion
Zeichen
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Grundlagen guter Gestalt bedarf eines Anteils Reichhaltigkeit,
Unterschiedlichkeit der Komponenten, dadurch entsteht Spannung.

Zum Thema RAUM

“Es gibt nicht den Menschen und außerdem Raum” o.F.Bollnow

Raumbildung ist etwas ganz selbstverständliches für uns Menschen, ist eine essenzielle Tat des sich Verortens.

Landschaftsarchitektonische Objekte (Park, Garten Hof, etc.) eint die Präsenz des Himmels als ständigem Begleiter.

1.Satz: Raum ist Flächeneinheit und dreidimensionaler Grenze.


2.Satz: Je schwächer die Grenze, desto stärker die Fläche (und umgekehrt).
3.Satz: Raum ist Proportionserleben (nicht Maßerleben)
4.Satz: Raumerfassung ist Vorerfahrung

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“Der Mensch spannt seinen Raum von der Mitte, in der er steht, jeweils im Rahmen eines begrenzenden und einheitsbildenden
Horizonts auf, und daß der Mensch seinen Horizont nie erreicht, sondern dieser mit ihm fortwandert, zeigt nur, daß der Horizont
untrennbar zum Menschen gehört und der Mensch jeweils die Mitte seines vom Horizont umschlossenen Raumes bleibt. “
o.F.Bollnow

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Die Zer-störung des „reinen“ Raumes

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Landschaftserfahrung - Freiraumerfahrung als eine Suche nach dem Rahmen bei Christophe Girot
Auszüge aus dem Text: Die Suche nach dem Rahmen. Facetten der Landschaftsarchitektur des 21.Jahrhunderts, Hannover 2001

Landschaft braucht einen Rahmen, um als solche betrachtet zu werden. Aber dieser Rahmen muß dem menschlichen Masstab und der direkten
Umgebung gerecht werden.
Eine Landschaft ohne den Betrachter gibt es nicht, ästhetische Wahrnehmung der Landschaft wird essentiell vom Masstab des Betrachters und nicht
vom Masstab des Territoriums bedingt.
Das Verständnis für die Rolle des Betrachters ist daher essentiell für die Entwicklung einer Theorie, die das Entstehen der Gartenkunst und der
Landschaftsgestaltung erklären will.

Die Neudefinition der Landschaftsästhetik ist vor dem Hintergrund der gegensätzlichen und oft widersprüchlichen wissenschaftlichen sowie
poetischen Methoden, die wir verwenden, besonders schwierig.

Wir haben akzeptiert, daß Landschaftsökologie die Grenzen des Gartens übersprungen und nun das ungerahmte Reich entfernterer Gebiete berührt
hat. Noch haben wir weder eine angemessene ästhetische Tradition, noch die richtigen Instrumente, um mit solch einer Ausdehnung fertig zu werden.

Es interessiert uns nicht so sehr der typische touristische Blick auf die Stadt, sondern vielmehr die allzu banalen, unbeschriebenen Nachbarschaften,
die wir durchqueren, um an die gefeierten Aussichtspunkte zu gelangen. Unsere Welt des dazwischenseins ignoriert und negiert den alten Bezirk von
Haus und Garten. Das Fehlen eines ästhetischenModells, nennen Sie es Rahmen, für diese offene Umgebungen treibt uns häufig in den unsicheren
Bereich purer Spekulation. Ich bin überzeugt, daß uns neue Instrumente zur Verfügung stehen, die unsere Sichtweise verändern und unsere Entwürfe
beeinflussen wird.

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Der Sozialpsychologe E.T.Hall
unterscheidet 4 Kategorien von
sozialer Distanz:
Intim-Distanz : bis 0,5 m

Personal-Distanz: o,5 – 1 m (instintiver


Schutzumkreis)

Sozial-Distanz: 1 – 2,5 m
(engere Sozialdistanz) und 2,5 – 5 m
(weitere Soziadistanz) 2,5 - 5,0 m

Öffentliche Distanz: 5 – 7 (10) m (Obergrenze ist je


nach kultureller, sozialer und persönlicher
Prägung unterschiedlich)

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Der Hain, die im Verhältnis zur Umgebung dichte Gruppierung von Bäumen, ist
ein eigenständiger Raumtyp. Haine sind „Häuser“: Flächeneinheitlichkeit und
Grenzkörper entstehen gleichsam als Umkehrung üblicher
landschaftsarchitektonischer Räume

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Gruppenweise Auflockerung strenger Haine schafft neue räumliche Sitautionen des Haines (Lichtungen)

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Bewegung und Erschließung “Weg”

Zwei sehr archaische Faktoren sind für die Art unserer Bewegung ausschlaggebend: das Bedürfnis nach
vorausschauender Orientierung und jenes nach ein möglichst “unaufmerksamen” Auftritt.

Vorausschauende Orientierung
Wege signalisieren Zusammenhänge. Ist kein materieller Weg als Angebot einer “mit Sicherheit” begehbaren
bewegungslinie vorhanden, werden instinktiv Anknüpfungspunkte im Gelände gesucht, nach denen die eigene
Bewegungslinie vorausschauned “gebildet” wird.

Der “unaufmerksame” Auftritt


Unaufmerksamer Auftritt meint das instinktive Nestreben nach möglichst wenig Aufmerksamkeit forderndem,
kräftesparenden und bequemen Auftreten und gleichmäßigem Ausschreiten.

Trampelpfad – der Archetyp des Weges


Die häufige Begehung einer bestimmten Linie im Gelände führt zum Archetyp des Weges, dem Trampelpfad.

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Das Bestreben eines gleichmäßigen, entspannten, eines „unaufmerksamen“ Auftritts zeigt sich in einigen charakteristischen
menschlichen Verhaltensweisen der Fortbewegung:

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Weggelenke: sind besondere kleinräumige „im Weg“, sie be-deuten Veränderung

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Wegkreuzungen als Weggelenke brauchen Ruhebereiche in denen die Nutzer die
Fortbewegung unterbrechen können.

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Treffen Bewegungslinien außerhalb des
rechten Winkels auf lineare Strukturen,
führt dies zu einer automatischen Lenkung
zum offenen Winkel (größer als 90 °)

Wegstationen sind Weitungen entlang eines


Weges, sie unterbrechen lange Wegfluchten

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Das hierarchische Wegenetz bietet Wegverbindungen gestufter Wertigkeiten (und Nutzbarkeiten) an.

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Positive Lenkung
Das Wissen über das instinktive Gehverhalten der Menschen gehört zum Fundament landschaftsarchitektonischer Entwurfsarbeit.
Sichtbeziehung und Wegzeichen sind die Mittel “positiver Lenkung”

Äußere und innere Erschließung


Äußere Erschließung meint die Erreichbarkeit und die hauptsächlichen Zutrittspunkte eines Freiraumes von den umliegenden Bereichen aus.
Innere Erschließung beginnt dort, wo die äußere Erschließung endet. Sie ist der Oberbegriff aller primär der Bewegung dienenden
Strukturen und Elementen eines Freiraumobjektes.
Die Erschließung ist selten Selbstzweck.

Erschließung bedingt Arealbildung (s.S 112)

Szenen bilden. Wege inszenieren ihren Umraum, sind “Leseanleitungen” ihrer Umgebungsqualitäten.
“Ein schöner Weg sagt Irene während einer Wanderung – meint sie tatsächlich den Weg ?

Angenehme Fortbewegung

Bestandsschonung (Besucherlenkung)

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Weniger gerichtete Räume geben nur schwache Anhaltspunkte für die Wegführung, der Weg selbst muß „leiten“

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Gestaltung ist Wiederholung: Variationen im Muster und im Raster

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Sequenzen sind Transformationen, deren Veränderung durch immer gleiche Eingriffe
sukzessive erfolgt und deren sämtliche Zwischenstufen nacheinenander angeboten
werden.

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