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China Prozess Lesen
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Hinter verschlossenen Türen muss sich seit heute ein Kanadier in Peking vor
Gericht verantworten. Diplomaten werten das Verfahren als Vergeltung für eine
Huawei-Managerin, die in Kanada unter Hausarrest steht.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Die chinesischen Behörden haben heute einmal wieder unter Beweis gestellt, dass die
Volksrepublik kein Rechtsstaat ist, auch wenn das die Staats- und Parteiführung immer
wieder behauptet.
"Willkürlich inhaftiert"
Der Prozess gegen den seit mehr als zwei Jahren in Isolationshaft festgehaltenen
Kanadier Michael Kovrig begann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Begründung
des Gerichts: Es gehe bei der Verhandlung auch um Staatsgeheimnisse. Der kanadische
Diplomat Jim Nickel wandte sich auf der Straße vor dem Gerichtsgebäude an die
ebenfalls vergeblich wartende Journalistinnen und Journalisten.
Die Intransparenz der chinesischen Justiz sei "absolut inakzeptabel", sagte Nickel. Kovrig
sei seit mehr als zwei Jahren willkürlich inhaftiert. "Und jetzt kommt hinzu, dass auch
das Gerichtsverfahren nicht transparent abläuft. Das beunruhigt uns sehr", sagte Nickel.
Kovrig sitzt seit mehr als zwei Jahren in Haft. Bild: AP
Nickel wertete es trotzdem als Erfolg, dass so viele Regierungen ihre Diplomaten zum
Prozess geschickt hatten. Damit zeigten die Staaten ihre Solidarität und ihre
Unterstützung für Kovrig, sagte Nickels.
Neben Kovrig steht noch ein anderer Kanadier in China unter Anklage. Der
Geschäftsmann Michael Spavor muss sich seit Freitag wegen angeblicher Spionage vor
Gericht verantworten. Zuschauer und Diplomaten durften auch an dieser Verhandlung
nicht teilnehmen, weil es angeblich um Staatsgeheimnisse ging.
Beiden Angeklagten drohen lange Haftstrafen. Wann die Urteile verkündet werden, ist
unklar. Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte die "willkürlichen
Inhaftierungen" und Geheimprozesse als "völlig inakzeptabel" kritisiert.
Beziehungen schwer beschädigt
Kovrig und Spavor waren festgenommen worden, nachdem im kanadischen Vancouver
die Finanzchefin des chinesischen Huawei-Konzerns im Dezember 2018 unter
Hausarrest gestellt worden war. Gegen Meng Wanzhou läuft in den USA ein Verfahren.
Washington wirft ihr Verstöße gegen die Iran-Sanktionen vor.
29.01.2019
Westliche Diplomaten sehen darin eine "Vergeltungsaktion". Die Prozesse haben die
Beziehungen zwischen China und Kanada schwer beschädigt. Mehrere Staaten warnen
ihre Staatsbürger inzwischen vor willkürlichen Verhaftungen in China.