Sie sind auf Seite 1von 74

Biosphäre7|8

Sachsen-Anhalt
Biosphäre7|8
Sachsen-Anhalt
Band 7 / 8 Sachsen-Anhalt

Autorinnen und Autoren:


Engelhardt Göbel; Dr. Anja Grimmer; Dr. Volker Vopel

Teile dieses Buches sind anderen Ausgaben der Lehrwerksreihe Biosphäre entnommen.

Autorinnen und Autoren dieser Ausgaben:


Astrid Agster; Stefan Auerbach; Andreas Bauer; Joachim Becker; Dr. Werner Bils; Jens Bussen; Pia Bordes-Sagner; Anke
Brennecke; Silke Bringezu; Frank Deutschmann; Anne-Kathrin Dierschke; Peter Emmler; Robert Felch; Heidemarie Frasiak;
Dr. Axel Goldberg; Daniela Grabenstein; Christian Gröne; Simone Grimm; Beate Haase; Franziska Hach; Angelika Huber;
Silke Hübner; Yvonne Hübner; Lutz Jaeger; Dr. Horst Janz; Daniela Jatzwauk; Michael Jütte; Wolfhard Koth-Hohmann;
Katja Kühl; Prof. Dr. Hansjörg Küster; Dr. Karl-Wilhelm Leienbach; Andre Linnert; Prof. Dr. Anke Meisert; Gabriele Merk;
Monika Pohlmann; Gabriele Merk; Martin Post; Michael Riethmüller; Gabriele Rupp; Dr. Ulrike Schiek; Annegret Schlegel;
Daniela Schmidt; Kathrin Scholz;Kathrin Scholz; Dr. Stephanie Schrank; Hans-Jürgen Staudenmaier; Andre Stein;
­Constanze Steinert; Dr. Matthias Stoll; Michael Szabados; Volker Wiechern; Grytha Wiechmann; Dr. Hans-Joachim Winkhardt

Redaktion: Dr. Adria Wehser

Designberatung: Katharina Wolff-Steininger

Layoutkonzept, Umschlaggestaltung, Layout, technische Umsetzung: SOFAROBOTNIK GbR, Augsburg & München

Grafik: Marina Goldberg, Berlin; Angelika Kramer, Stuttgart; Karin Mall, Berlin; Tom Menzel, Klingberg

Begleitmaterialien zum Lehrwerk

E-Book978-3-06-011706-2
Arbeitsheft 7 / 8 978-3-06-011708-6
Lösungen zum Schülerbuch 7 / 8 978-3-06-011707-9
Handreichungen für den Unterricht Teil 1 978-3-06-420006-7
Handreichungen für den Unterricht Teil 2 978-3-06-420007-4
Handreichungen für den Unterricht Teil 3 978-3-06-420008-1
Begleitmaterial auf USB-Stick mit Unterrichtsmanager und E-Book auf scook 978-3-06-011281-4

www.cornelsen.de

1. Auflage, 1. Druck 2017

Alle Drucke dieser Auflage sind inhaltlich unverändert und können im Unterricht ­nebeneinander verwendet werden.

© 2017 Cornelsen Verlag GmbH, Berlin

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Hinweis zu den §§ 46, 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung ein­gescannt und in
ein Netzwerk eingestellt oder sonst öffentlich zugänglich gemacht werden.
Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen ­Bildungseinrichtungen.

Soweit in diesem Lehrwerk Personen fotografisch abgebildet sind und ihnen von der Redaktion fiktive Namen, Berufe,
Dialoge und Ähnliches zugeordnet oder diese Personen in bestimmte Kontexte gesetzt werden, dienen diese Zuordnungen
und Darstellungen ausschließlich der Veranschaulichung und dem besseren Verständnis des Inhalts.

Druck: XXX

ISBN 978-3-06-011705-5
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

Noch gewusst?  6

Mikroorganismen und  40
ihre Bedeutung
1 Bau und Lebensweise von Bakterien
Bakterien sind wichtige Lebewesen  42
Die Zelle –   8 Bakterien als Krankheitserreger  46
Baueinheit des Lebens IM BLICKPUN KT MEDIZI N
Alexander FLEMING entdeckt das Penicillin   48

1 Lebewesen bestehen aus Zellen


2 Hefen – bedeutsame Pilze
Zellen – Grundbausteine des Lebens  10
METHODE Mikroskopieren und Zeichnen  14 Helfer bei der Lebens- und
Genussmittelherstellung  50
PRAKTI KUM Mikroorganismen 54
2 Pflanzen und Tiere als Lebewesen
Pflanzen sind aus Zellen aufgebaut  16 ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   57
METHODE Herstellung eines mikroskopischen
Präparats von Pflanzenzellen   20
METHODE Herstellung und Färbung eines
­mikroskopischen Präparats von Tierzellen   21

Bau der Tierzelle  22

Pflanzen und Tiere wachsen  24


BASISKONZEPT System  26

Pflanzen und Tiere ernähren sich  28


IM BLICKPUN KT PHYSI K Energie  30

3 Einzellige Lebewesen
Einzeller  32 Wirbellose Tiere  58
IM BLICKPUN KT EVOLUTION Vom Einzeller in ihren Lebensräumen
zum Vielzeller  35
1 Viele Tiere zählen zu den Wirbellosen
ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   38
Vielfalt der wirbellosen Tiere  60

2 Ringelwürmer
Der Regenwurm – ein Ringelwurm  64
METHODE Versuche planen, durchführen
und auswerten  68
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

3 Insekten 2 Stofftransport im Körper


Die Honigbiene – ein Insekt  70 Blut – Zusammensetzung und Aufgaben  138

Insektenstaaten und Kommunikation  74 Blutkreislauf  142

Insekten entwickeln sich unterschiedlich  78 Herz – Bau und Funktion  146


IM BLICKPUN KT MEDIZI N
Angepasstheiten bei Insekten  82 Herz-Kreislauf-Erkrankungen  150
Bedeutung und Schutz der Insekten  86
3 Energie für alle Lebensprozesse
4 Verwandte der Insekten Energiebereitstellung durch Zellatmung  152
Spinnen und Krebstiere  90 IM BLICKPUN KT BIOLOGI E
Zusammenhänge im Stoff- und Energiewechsel
von Pflanzen und Tieren   154
5 Weichtiere
Schnecken  94 4 Ausscheidung von Stoffen
Die Niere – ein Ausscheidungsorgan  156
6 Systematisierung IM BLICKPUN KT MEDIZI N
Stämme der Wirbellosen im Überblick  98 Dialyse und Organtransplantation   158

ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   100 5 Erste Hilfe


Erste Hilfe bedeutet Leben retten  160

ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   164

Der Mensch –  102


Stoff- und Energiewechsel Der Mensch –   166
Immunbiologie
1 Aufnahme von Stoffen
Nahrungsmittel und ihre Inhaltsstoffe  104 1 Krankheitserreger

Gesunde Ernährung  110 Viren als Krankheitserreger  168


IM BLICKPUN KT MEDIZI N Influenza  170
Essstörungen  114

Verdauung von Kohlenhydraten  118 2 Immunsystem


METHODE Ein Protokoll erstellen  122 Immunabwehr  172
Verdauung von Eiweißen und Fetten  124 Immunisierung  176
Verdauung im Überblick  128 IM BLICKPUN KT MEDIZI N HI-Virus und Aids  180
IM BLICKPUN KT MEDIZI N Allergien  182
Lunge – Atmung und Gasaustausch  130
METHODE Arbeit mit Modellen  136 ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   183
5

Der Mensch –   184 Stoff- und Energiewechsel  218


Individualentwicklung bei Samenpflanzen
1 Pubertät 1 Bau und Funktion pflanzlicher Organe
Zeit des Erwachsenwerdens  186 Bau und Funktion der Wurzel  220
IM BLICKPUN KT RECHT Sexueller Missbrauch  190 IM BLICKPUN KT PHYSI K Diffusion und Osmose  224

Geschlechtsorgane  192 Bau und Funktion der Sprossachse  226


IM BLICKPUN KT BIOLOGI E
Wachstum bei Bäumen   228
2 Fortpflanzung und Entwicklung
Menstruationszyklus und Schwangerschaft  196 Das Laubblatt – Ort der Fotosynthese  230
BASISKONZEPT Struktur und Funktion  231
Hormone im Überblick  200 METHODE Eine Mind-Map erstellen  234
METHODE Eine Concept-Map erstellen  235
Von der Geburt bis zum Tod  202
BASISKONZEPT Entwicklung  204
2 Ernährung und Energiefreisetzung
3 Sexualität des Menschen bei Pflanzen
Liebe und Sexualität  206 Die Fotosynthese  236

Verhütung  210 Energiehaushalt von Pflanzen  240


IM BLICKPUN KT WISSENSCHAFTSGESCH ICHTE
IM BLICKPUN KT MEDIZI N
Sexuelle übertragbare Infektionen   214 Pflanzenwachstum  244
METHODE Informationsbeschaffung  215 Bedeutung von Pflanzen  246
PRAKTI KUM Wir untersuchen Pflanzen  250
ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   216

ÜBERPRÜFE DEI N GRUN DWISSEN   253

Aufgaben richtig verstehen – Aufgaben lösen  254

Register  257

Bildquellenverzeichnis  264
Der Mensch –
102

Stoff- und
­Energiewechsel
1 Aufnahme von Stoffen 104

2 Stofftransport im Körper 138

3 Energie für alle Lebensprozesse 152

4 Ausscheidung von Stoffen 156

5 Erste Hilfe 160


In diesem Kapitel beschäftigst du dich mit 103

der Ernährung. Du lernst die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln sowie deren


­Bedeutung für unsere Ernährung kennen. Du erfährst, wie der Körper die Inhalts­
stoffe der Nahrung nutzbar machen kann. Außerdem lernst du, wie man Nähr­
stoffe nachweist.
der Atmung. Du lernst den Bau und die Funktion der Lunge kennen und erfährst,
wie der Gasaustausch erfolgt.
der Energiebereitstellung durch Zellatmung. Du lernst, wie Organsysteme dabei
zusammenwirken.
der Ersten Hilfe. Du lernst lebensrettende Maßnahmen kennen.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

104

01 Reisgericht

Nahrungsmittel und ihre Inhaltsstoffe


Bei der Zubereitung von Speisen werden häufig KOH LEN HYDRATE · Kohlenhydrate können in
viele verschiedene Nahrungsmittel verwendet. unterschiedlichen Zusammensetzungen in den
In einem Reisgericht sind neben Reis oft auch verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommen.
Gemüse und Fleisch enthalten. Woraus beste­ Der kleinste Baustein eines Kohlenhydrats ist
hen die unterschiedlichen Nahrungsmittel? ein Einfachzucker, zum Beispiel Traubenzucker,
die Glukose. Wenn sich zwei Einfachzucker zu­
I N HALTSSTOFFE · Fleisch, Gemüse, Reis und sammenlagern, entsteht ein Zweifachzucker.
alle anderen Nahrungsmittel bestehen jeweils Der Malzzucker zum Beispiel, die Maltose,
aus vielen verschiedenen Stoffen. Diese Inhalts­ ­besteht aus zwei Traubenzuckerbausteinen.
stoffe sind zum größten Teil Kohlenhydrate, Lagern sich viele Zuckerbausteine zusammen,
Fette und Eiweiße. Sie liefern die lebensnot­ bilden sie einen Vielfachzucker, wie zum Bei­
wendige Energie für den Körper und stellen spiel die Stärke. Sie besteht aus Tausenden von
Baustoffe für sein Wachstum und seine Ent­ Traubenzuckerbausteinen. Traubenzucker, Malz­
Vollkornzwieback Zutaten:
Weizenvollkornmehl (66 %), Weizenmehl, wicklung bereit. Weil Kohlenhydrate, Fette und zucker und Stärke werden wie viele weitere
Zucker, pflanzliches Öl, Frischhefe,
Gerstenmalzextrakt, Weizenprotein, Eiweiße über die Nahrung aufgenommen wer­ Zuckerverbindungen als Kohlenhydrate be­
Calciumcarbonat, jodiertes Speisesalz,
Süßmolkenpulver, Invertzuckersirup, den, nennt man sie Nährstoffe. Diese drei Nähr­ zeichnet.
Emulgator (Sojalecithine), Backtriebmittel
stoffe sind in unterschiedlichen Mengen in
(Natriumhydrogencarbonat), Säuerungsmittel Große Mengen an Kohlenhydraten sind vor
Analyse je 100 g
Brennwert 1616 kJ
den Nahrungsmitteln enthalten. Sie machen ­allem in den meisten pflanzlichen Nahrungs­
Eiweiß (Proteine) 14,0 g den größten Anteil der Inhaltsstoffe eines mitteln enthalten. Hierzu zählen beispielsweise
Kohlenhydrate 64,0 g
davon Zucker 10,8 g Nahrungsmittels aus. Für viele lebenswichtige Getreideprodukte wie Nudeln, Brot und Hafer­
Fett 6,0 g
davon gesättigte Vorgänge im Körper sind noch weitere Inhalts­ flocken, aber auch Kartoffeln und viele Früchte.
Fettsäuren 3,1 g
Ballaststoffe 8,5 g stoffe von großer Bedeutung. Dies sind Vita­ Kohlenhydrate können bei der Verdauung
Natrium 0,5 g
mine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Die Art leicht abgebaut werden. Sie liefern dem Körper
02 Lebensmittel­ und Menge der Inhaltsstoffe ist auf der Ver­ dadurch schnell Energie für alle Lebensvor­
verpackung packung eines Lebensmittels angegeben. gänge. Sie sind eine wichtige Energiequelle.
105

FETTE · Fette sind Nährstoffe, die jeweils aus


Glycerin und drei Fettsäuren zusammengesetzt
sind. Sie können sowohl in pflanzlichen als
auch in tierischen Nahrungsmitteln vorkom­
men. Große Mengen tierischer Fette sind zum
Beispiel in Butter, Käse oder Wurst enthalten.
Lichtsind zum Beispiel
Reich an pflanzlichen Fetten Kohlenhydrate
Speiseöl oder Nüsse.
Fette liefern dem Körper hauptsächlich Ener­
gie und dienen als Energiespeicher. Sie stellen e
kos Kartoff

Umwandlung in der Pflanze


Glu
dem Körper doppelt so viel Energie zur Ver­ Glukos
e
fügung wie die gleiche Menge an Kohlen­
Einfachzucker Zweifachzucker Vielfachzucker
hydraten. Der Abbau der Fette bei der Verdau­
ung und damit die Bereitstellung der Energie 03 Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel
Fette
benötigt jedoch viel mehr Licht
Zeit als der Abbau Kohlenhydrate
der Kohlenhydrate. Pflanzliche Fette lassen
sich leichter verdauen als tierische. Neben der CO2 O2 Erdnü
Aufgabe als Energielieferanten und Energie­ ose Kartoff
G luk Umwandlung in der Pflanze
speicher haben Fette auch als Baustoffe eine Glukos
e Glycerin Fettsäuren Fette
­Bedeutung für den Körper. Sie sind für den
Einfachzucker Zweifachzucker Vielfachzucker
Eiweiße
Aufbau von Membranen in Zellen und
­Fettgewebe als Speicher oder Polster wichtig. Fette
Außerdem benötigt der Körper Fette, um
Licht
­bestimmte Vitamine aufnehmen zu können. Sojabo
Kohlenhydrate
CO
Wasser
2
O2
mit Erdnü
Mineralstoffen
EIWEISSE · Eiweiße, auch Proteine genannt, Aminosäuren Eiweiße
bestehen aus aneinandergereihten Eiweißbau­ ose
luk Kartoff
Umwandlung in der Pflanze

G Glycerin Fettsäuren Fette


steinen, den Aminosäuren. Der Sammelbegriff
Glukos
Eiweiße bezeichnet verschiedene Formen die­ e
04 Fettreiche Nahrungsmittel Eiweiße
ser Aminosäureketten. Sie unterscheiden sich Einfachzucker Zweifachzucker Vielfachzucker
in der Menge, der Art und der Reihenfolge der Fette
Aminosäuren, von denen es 20 verschiedene Sojabo
gibt. Man unterscheidet pflanzliche und tieri­ Wasser mit
sche Eiweiße. Fleisch, Fisch und Eier enthalten Mineralstoffen
CO O2
2
Aminosäuren Eiweiße Erdnü
zum Beispiel viel tierisches Eiweiß. Viel pflanz­
liches Eiweiß befindet sich in Erbsen und
Glycerin Fettsäuren Fette
­Bohnen, vor allem in Sojabohnen.
Eiweiße sind als Baustoffe wichtig für das Eiweiße
Wachstum und die Entwicklung des Körpers.
Die verschiedenen Eiweiße können vielfältige
Aufgaben im Körper übernehmen. Sie regulie­ Sojabo
ren Vorgänge im Körper oder spielen bei der Wasser mit
Immunabwehr eine große Rolle. Sie können Mineralstoffen
Aminosäuren Eiweiße
vom Körper aber auch zusätzlich als Energie­
quelle genutzt werden. 05 Eiweißreiche Nahrungsmittel
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

106

MINERALSTOFFE · Mineralstoffe können eben­


so wie Vitamine nicht selbst vom Körper ge­
bildet werden. Auch wenn der Mensch sie nur
in geringen Mengen benötigt, müssen sie über
die Nahrung aufgenommen werden. Mineral­
stoffe sind in allen Lebensmitteln in unter­
schiedlichen Mengen vorhanden. Vor allem
Gemüse, Milchprodukte und Getränke wie
Obstsäfte oder Kräutertees sind reich an Mine­
ralstoffen. Sie sind lebensnotwendig, weil sie
vielfältige Aufgaben für das Wachstum und
die Entwicklung des Körpers erfüllen. Auch
bei der Aufnahme und der Umwandlung von
Stoffen sind Mineralstoffe beteiligt.
06 Obst und Gemüse Natrium sorgt beispielsweise für einen aus­
gewogenen Flüssigkeitshaushalt des Körpers.
VITAMI N E · Vitamine sind Inhaltsstoffe von Kalzium ist unter anderem wichtig für die
Nahrungsmitteln, die der Mensch nicht selber Knochen- und Zahnbildung.
herstellen kann. Man unterscheidet viele In kleinsten Mengen benötigte Mineralstoffe
­verschiedene Vitamine. Sie sind vor allem in werden als Spurenelemente bezeichnet. Hierzu
frischem Obst und Gemüse enthalten, aber zählen zum Beispiel Iod und Zink.
auch in anderen Nahrungsmitteln wie bei­
spielsweise Vollkornprodukten. BALLASTSTOFFE · Neben den Nährstoffen, den
Vitamine sind für viele lebenswichtige Vor­ Vitaminen und den Mineralstoffen gibt es wei­
gänge im Körper unbedingt erforderlich. Sie tere Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln. Diese
spielen zum Beispiel eine wichtige Rolle bei der kann der Körper nicht als Energie- oder Bau­
Blutbildung, der Arbeit des Immunsystems und stoffe nutzen. Sie werden fast unverändert aus­
der Regulation von Vorgängen in den Zellen. geschieden. Sie füllen den Darm und sind so
Sie wirken schon in sehr geringen Mengen von von großer Bedeutung, weil sie die Darmtätig­
nur wenigen Milligramm. Da Vitamine lebens­ keit zusätzlich anregen. Man nennt solche In­
notwendig sind, müssen auch sie in der Nah­ haltsstoffe der Nahrungsmittel Ballaststoffe.
rung enthalten sein. Ohne eine ausreichende
07 Bedeutung der
­Inhaltsstoffe von Vitaminversorgung kommt es zu ernsthaften 1 Nenne die Bedeutung der Inhaltsstoffe
Lebensmitteln Krankheiten, die sogar tödlich sein können. von Lebensmitteln für den Menschen!

Kohlenhydrate Fette Eiweiße Mineralstoffe, Vitamine Wasser


Spurenelemente

Regulationen
Wachstum von
Energie- und Vorgängen
quellen Entwicklung im Körper
M AT E R I A L

107

VERSUCH A Nachweis von Glukose mit Teststreifen


Glukose 2 Sekunden ­ auche jeweils einen Glukose-Test-
T
streifen 2 Sekunden in jedes Becher-
glas. Tupfe die Teststreifen mit der
? Kante auf einem Filterpapier ab und
warte 30 Sekunden.
30
Sekunden A1 Vergleiche sofort die Färbungen
der Testfelder mit der Farbskala
auf der Teststreifendose!
destilliertes destilliertes
Wasser Wasser + ­Beschreibe deine Beobachtungen!
Glukose
A2 Prüfe mit neuen Teststreifen, ob
Material: Durchführung: Traubensaft, Milch und 25 ml
5 Bechergläser (50 ml), Spatel, Glas- Fülle in 2 Bechergläser jeweils 25 ml ­destilliertes Wasser, in dem ein
stab, destilliertes Wasser, Glukose, destilliertes Wasser. Gib in eines der Spatellöffel Honig gelöst wurde,
Glukose-Teststreifen, Filterpapier, Bechergläser 1 Spatellöffel Glukose Glukose enthalten!
­Honig, heller Traubensaft, Milch und rühre mit dem Glasstab um.

VERSUCH B Nachweis von Glukose mit der Fehling-Probe

Fehling I Fehling II

destilliertes Glukose-
Wasser lösung 70 °C

Material: Fülle das Becherglas zur Hälfte mit Reagenzgläser in das heiße Wasser-
Schutzbrille, Becherglas (250 ml), Leitungswasser und erhitze es auf der bad und beobachte einige Minuten.
Heizplatte, Thermometer, Reagenz- ­Heizplatte auf 70 °C. Gib in zwei
B1 Beschreibe, woran man erkennt,
glasständer, 5 Reagenzgläser, Pipette ­Reagenzgläser jeweils zunächst
dass das zweite Reagenzglas
(3 ml), Fehling-I- und Fehling-II-­ 20 Tropfen Fehling-I-, dann 20 Tropfen
­Glukose enthält!
Lösung in Tropffläschchen, alle Fehling-II-Lösung und schüttele
­Lebensmittel aus Versuch A ­vorsichtig. Gib dann in das erste B2 Untersuche mit dieser Methode
­Reagenzglas 3 ml destilliertes Wasser, die Lebensmittel aus Versuch A!
Durchführung:
in das zweite 3 ml Glukoselösung und Beschreibe deine Beobachtungen!
Trage während des gesamten Versuchs
schüttele vorsichtig. Stelle die beiden
eine Schutzbrille!
M AT E R I A L

108

VERSUCH C Nachweis von Stärke mit Iod-Kaliumiodid-Lösung


Material: Durchführung: C1 Beschreibe, woran man das Vor-
6 kleine Petrischalen, Spatel, Iod-­ Gib in eine Petrischale einen handensein von Stärke erkennt!
Kaliumiodid-Lösung in Tropffläsch- ­Spatellöffel Stärke und in weitere
C2 Nenne die Lebensmittel, die Stärke
chen, Stärke; ­Petrischalen jeweils kleine Proben
enthalten!
verschiedene Lebensmittel, zum ­verschiedener Lebensmittel.
­Beispiel Kartoffel, Apfel, Joghurt, Tropfe auf die Stärke und die Lebens-
­Banane, Reis, Speck mittel jeweils 3 Tropfen Iod-Kalium­
iodid-Lösung.

VERSUCH D Nachweis von Glukose mit Teststreifen


Material: D1 Beschreibe, woran man das
Speiseöl Rundfilterpapier, Pipetten, Reibschale ­Vorhandensein von Fett erkennt!
Wasser mit Pistill, Speiseöl, Waschbenzin,
D2 Untersuche mit dieser Methode
kleiner Trichter mit Filterpapier,
verschiedene Lebensmittel!
in
Benz

­kleines Becherglas;
Pistill Nenne die Lebensmittel, die Fett
verschiedene Lebensmittel, zum Bei-
enthalten!
Reibschale spiel Milch, Erdnüsse, Äpfel, Käse
Erdnüsse Hinweis: Von festen Lebensmitteln
Durchführung:
müssen kleine Proben in der Reib­
Gib auf einen Rundfilter mit einer
schale unter Zugabe von etwas
­Pipette einen Tropfen Wasser und
Waschbenzin zerkleinert werden.
­daneben einen Tropfen Speiseöl.
Das Gemisch wird mithilfe eines
­Umrande die Tropfen mit verschiede-
Trichters und eines Filterpapiers
nen Farbstiften. Lass das Filterpapier
in ein Becherglas filtriert und ein
trocknen und halte es dann gegen
Tropfen der filtrierten Flüssigkeit
das Licht.
Filtrat auf ein Filterpapier getropft.

VERSUCH E Nachweis von Fett mit Sudan-III-Lösung


Sudan III Material: E1 Beschreibe, woran man das
5 Reagenzgläser, Reagenzglasständer, ­Vorhandensein von Fett erkennt!
Pipetten, Sudan-III-Lösung in Tropf-
E2 Stelle mit dieser Methode fest,
fläschchen; Speiseöl, Milch und fil­
welche Lebensmittel aus Versuch
trierte Flüssigkeiten aus Versuch D
D Fett enthalten!
Durchführung: Vergleiche die Ergebnisse mit
Fülle in ein Reagenzglas eine Daumen- ­denen der Fettfleckprobe!
breite hoch Wasser und gib etwa 2 ml
Speiseöl
Speiseöl dazu. Gib 3 Tropfen Sudan-III-
schütteln Lösung dazu und schüttele vorsichtig.
Wasser
?
109

VERSUCH F Nachweis von Eiweiß mit Teststreifen


2 Sekunden in jedes Becherglas. Tupfe die Test-
? streifen mit der seitlichen Kante auf
30 Sekunden einem Filterpapier ab und warte
Protein
30 Sekunden.

F1 Vergleiche sofort die Färbungen


destilliertes destilliertes
Wasser Wasser + Eiklar der Testfelder mit der Farbskala
2 Sekunden auf der Teststreifendose!
­Beschreibe deine Beobachtungen!
Wasser
30 Sekunden F2 Prüfe mit neuen Teststreifen das
Bohnen Vorkommen von Eiweiß in verschie-
denen Lebensmitteln! Nenne die
Material: Durchführung: Lebensmittel, die Eiweiß enthalten!
5 Bechergläser (50 ml), destilliertes Fülle in 2 Bechergläser jeweils 25 ml
Hinweis: Feste Lebensmittel
Wasser, Eiklar, Glasstab, Eiweiß-­ destilliertes Wasser. Gib in eines der
­müssen vorher in der Reibschale
Teststreifen, Reibschale mit Pistill; Bechergläser etwas Eiklar und rühre
zerrieben und mit Wasser auf­
verschiedene Lebensmittel, zum mit dem Glasstab um. Tauche jeweils
geschwemmt werden.
­Beispiel Milch, Orangensaft, Bohnen einen Eiweiß-Teststreifen 2 Sekunden

VERSUCH G Nachweis von Eiweiß mit der Biuretprobe


Kupfersulfat-
Natriumhydroxid-Lösung Lösung

Eiklar-Lösung
destilliertes
Wasser ? vorsichtig
schütteln

Material: Verdünne etwas Eiklar mit destillier- G1 Beschreibe, woran man das
Schutzbrille, Reagenzgläser mit Stop- tem Wasser und gib etwa 2 ml der ­Vorhandensein von Eiweiß
fen, Reagenzglasständer, Pipetten, ­Eiklarlösung in ein Reagenzglas. Gib ­erkennt!
­Eiklar-Lösung, 10%ige Natriumhydro- in ein zweites Reagenzglas etwa 2 ml
G2 Untersuche in gleicher Weise
xid-Lösung und 1 %ige Kupfersulfat-­ ­destilliertes Wasser. Füge in beide
die Lebensmittel aus Versuch F!
Lösung in Tropffläschchen; Lebens- ­Reagenzgläser jeweils 20 Tropfen
­Vergleiche die Ergebnisse mit
mittel aus Versuch F ­Natriumhydroxid-Lösung und 5 Trop-
­denen aus Versuch F!
fen Kupfersulfat-Lösung dazu. Ver-
Durchführung:
schließe die Reagenzgläser mit Stop-
Trage während des gesamten Versuchs
fen und schüttele vorsichtig.
eine Schutzbrille!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

110

01 Kind beißt in
­einen Apfel

Gesunde Ernährung
„An apple a day keeps the doctor away“ besagt: Stunde. Für einen Mann, der 70 Kilogramm
Wenn man jeden Tag einen Apfel isst, bleibt wiegt, sind das 7 056 Kilojoule pro Tag. Die
man gesund. Äpfel sind zwar sehr gesund, Höhe des Grundumsatzes hängt auch von
­
­reichen jedoch für unsere Ernährung nicht aus. ­Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand ab.
Wie aber kann man sich gesund ernähren? Frauen haben einen etwas niedrigeren Grund­
umsatz, bei alten Menschen ist er ebenfalls
EN ERGI EBEDARF · Selbst wenn wir entspannt niedriger und bei Kranken etwas höher. Die
im Bett liegen, benötigt unser Körper ständig höchsten Anteile am Grundumsatz beanspru­
Energie, vor allem für die Atmung, die Herz­ chen die Leber und die Muskulatur.
tätigkeit, die Verdauung, die Nerventätigkeit Sobald wir uns bewegen oder denken, be­
und für die Erzeugung der Körperwärme. Die nötigen wir mehr Energie. Diese zusätzlich
innerhalb von 24 Stunden bei völliger Ruhe ­erforderliche Energiemenge bezeichnet man
verbrauchte Energiemenge bezeichnet man als als Leistungsumsatz. Dieser beträgt zum Bei­
Grundumsatz. spiel beim Spazierengehen etwa 450 Kilojoule
Früher wurde die Energiemenge in Kalorien pro Stunde, beim Skilanglaufen dagegen 3 200
angegeben. Heute verwendet man die Maß­ ­Kilojoule pro Stunde. Die Summe von Grund-
einheit Joule. Ein Joule Energie benötigt man und Leistungsumsatz ist der Gesamtumsatz.
zum Beispiel, um eine Tafel Schokolade mit Die täglich aufgenommene Energiemenge
100 Gramm Masse einen Meter hochzuheben. ­sollte den Gesamtumsatz decken, also den tat­
1 000 Joule sind ein Kilojoule. Der Grund­ sächlichen Energiebedarf eines Tages. Wollte
umsatz im Körper liegt im Durchschnitt bei man dies allein mit Äpfeln tun, müsste man
4,2 Kilojoule pro Kilogramm Körpermasse und ­etwa vier Kilogramm täglich essen.
111

Aktivitäten
Spazieren-
Rest des gehen
Körpers
13 % „gemütlich“ Grundumsatz
Radfahren Leistungsumsatz
Nieren Leber
7% 27 %
Dauerlauf
Herz
9%
Fußballspielen

Gehirn Muskulatur
18 % 26 % Schwimmen

Skilanglauf

0 500 1000 1500 2000 2500 3000


A B Leistungs- und Gesamtumsatz in Kilojoule pro Stunde
02 Energiebedarf: A Anteil verschiedener Organe am Grundumsatz, B Leistungs- und Gesamtumsatz bei verschiedenen Tätigkeiten

NÄH RSTOFFBEDARF · Die benötigte Energie beträgt ungefähr 1,2 Gramm pro Kilogramm
wird vor allem aus Kohlenhydraten und Fetten Körpermasse. Erwachsene benötigen etwa
gewonnen. Ein Gramm Kohlenhydrate liefert 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpermasse am
17 Kilojoule und ein Gramm Fett 40 Kilojoule Tag, da ständig Zellen erneuert und Gewebe
Energie. Die in Kohlenhydraten enthaltene umgebaut werden. Äpfel enthalten nur sehr
Energie kann schneller freigesetzt werden. wenig Eiweiß. Zur Deckung des täglichen Be­
Deshalb kann man mit einem Stück Trauben­ darfs wären 30 Kilogramm Äpfel erforderlich.
zucker dem Körper sehr rasch Energie zuführen.
Je nach Gesamtumsatz beträgt der tägliche Be­ VITAMI N E, MI N ERALSTOFFE UN D BALLAST-
darf an Kohlenhydraten etwa 320 Gramm und STOFFE · Damit die Nährstoffe als Energie-
an Fetten etwa 90 Gramm. Kohlenhydrate sind und Baustofflieferanten richtig genutzt werden
nur begrenzt in der Leber und den Muskeln können, sind zusätzlich eine Reihe von Vita­
speicherbar. Überschüssige Kohlenhydrate minen und Mineralstoffen notwendig. Sie wer­
werden zu Fetten umgebaut. Diese können den zwar nur in winzigen Mengen benötigt,
langfristig als Fettgewebe gespeichert werden müssen aber mit der Nahrung aufgenommen
und stellen so eine Energiereserve dar. Da werden. Vitamine sorgen für einen geregelten
­beide Nährstoffe wichtige Energielieferanten Ablauf vieler Vorgänge im Körper. Mineralstoffe
sind, dienen sie vor allem als Betriebsstoffe. sind beispielsweise für die Blut- und Knochen­
Ein Gramm Eiweiß liefert 17 Kilojoule Energie. bildung sowie die Nerven- und Muskeltätig­
Eiweiße sind aber nicht wegen ihres Energie­ keit notwendig. Man sollte auch auf eine reich­
gehalts bedeutsam, sondern vor allem wegen liche Aufnahme von Ballaststoffen achten. Sie
ihrer Bausteine, der Aminosäuren. Diese wer­ sind für die Darmtätigkeit sehr wichtig. Ein
den zum Beispiel für den Aufbau von Zellen, Apfel pro Tag trägt zu einer gesunden Ernäh­
etwa in Muskeln, aber auch für Haare und rung vor allem dadurch bei, dass er viele Vita­
­Nägel benötigt. Sie dienen daher vor allem als mine, Mineral- und Ballaststoffe enthält.
Baustoffe. Weil Jugendliche noch wachsen,
­benötigen sie mehr Baustoffe als Erwachsene. 1 Erkläre, was man unter Energiebedarf
Der tägliche Eiweißbedarf von Jugendlichen versteht!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

112

Mineralwasser ­ twa 40 Prozent der täglichen Nahrung die


e
oder Früchtetee
1,5 Liter täglich ­Basis. Die in ihnen enthaltenen Kohlenhydrate
Fette, Öle, decken einen Großteil des Energiebedarfs und
Süßigkeiten
5% liefern auch einige Vitamine und viele Mineral-
und Ballaststoffe. Die Anteile an Obst sollten
mindestens 15 und an Gemüse 20 Prozent be­
Fleisch, Milch und tragen. Damit werden sehr viele Vitamine,
Fisch, Milchprodukte

A
Eier 10-15 % ­Mineral- und Ballaststoffe aufgenommen, bei
5-10 % Hülsenfrüchten außerdem Eiweiße. Als wich­
tige Eiweiß- und Fettlieferanten sollten Fleisch,
ALBRECHTSQUELLE

jung • frisch • dynamisch

Obst Gemüse Fisch und Eier etwa 5 bis 10 Prozent und Milch­
15 % 20 %
produkte 10 bis 15 Prozent betragen. Damit wird
auch der Bedarf an Vitaminen, die nur zusam­
men mit Fett aufgenommen werden können,
und an weiteren Mineralstoffen gedeckt. Fette,
Getreide- wie Butter und Öl, sowie Süßigkeiten mit e­ inem
produkte
und hohen Gehalt an Zucker und Fett sollten höchs­
Karto≠eln
40%
tens 5 Prozent unserer täglichen Nahrung aus­
machen.

03 Ernährungspyramide GESUNDE LEBENSMITTEL · Voraussetzung für


eine gesunde Ernährung sind Lebensmittel,
AUSGEWOGEN E ERNÄH RUNG  · Alle Lebens­ die keine Schadstoffe enthalten. Reste von
prozesse laufen in Körperflüssigkeiten ab. Pflanzenschutzmitteln und Tiermedikamen­
­Unser Körper besteht zu 70 Prozent aus Wasser. ten in Lebensmitteln können den Menschen
Die Aufnahme einer ausreichenden Menge krank machen. Pflanzen, die auf schadstoff­
von Wasser ist daher grundlegend für die freien Böden ohne Insektengifte angebaut
­Ernährung. Man sollte täglich zusätzlich zur wurden, sowie Fleisch, das nicht von Tieren
Nahrung mindestens 1,5 Liter Wasser zu sich aus Massentierhaltung stammt, sind in der
nehmen. Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, Vita­ ­Regel unbelastet und deshalb gesünder. Einige
mine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Wasser Stoffe, die Lebensmittel haltbar machen,
stellen die sieben Säulen der Ernährung dar. In ­sogenannte Konservierungsstoffe, sowie die
Lebensmitteln sind diese Stoffe in unterschied­ vor a­ llem in Fertigprodukten enthaltenen Ge­
lichen Mengenanteilen enthalten. Für die ver­ schmacksverstärker können für einige Men­
schiedenen Mahlzeiten sollten die Lebens­ schen schädlich sein. Frische Lebensmittel sind
mittel so zusammengestellt werden, dass der meistens gesünder. Lebensmittel, die in der
tägliche Bedarf an allen Stoffen gedeckt wird. ­nahen Umgebung erzeugt werden, erhält man
So kann man eine ausgewogene Ernährung er­ auf Wochenmärkten meistens frisch. Damit
reichen. Die für eine ausgewogene und des­ die Inhaltsstoffe nicht bereits vor dem Verzehr
halb gesunde Ernährung empfohlenen Anteile zerstört werden und keine Schadstoffe ent­
verschiedener Lebensmittel veranschaulicht stehen, sollten die Lebensmittel rasch und
eine Ernährungspyramide. Neben dem Wasser, schonend zubereitet werden.
das in Form von Mineralwasser, Kräutertees
oder Saftschorle getrunken werden sollte, 2 Beschreibe, worauf man achten sollte,
­bilden Getreideprodukte und Kartoffeln mit wenn man sich gesund ernähren möchte!
M AT E R I A L

113

Material A Energiebedarf

Aktivität Leistungsumsatz Ein 50 Kilogramm schwerer Schüler


pro 30 Minuten in Kilojoule hat folgenden Tagesablauf:
Schlafen 0 9 Stunden Schlaf, 6 Stunden Schule,
Liegen 42 30 Minuten Radfahren zur Schule mit
Sitzen, Essen, Lesen, Fernsehen 54 10 km / h, 15 Minuten Heimfahrt mit
20 km / h, 2 Stunden Hausarbeiten,
Stehen 92
2 Stunden Fußballtraining, die übrige
Sitzend schreiben, Teilnahme am Unterricht 130
Zeit Essen, Lesen und Fernsehen.
Zu Fuß gehen 5 km / h 393
Radfahren 10 km / h 352 A1 Ermittle den täglichen Leistungs-
Radfahren 20 km / h 976 umsatz dieses Schülers!
Fußballtraining 971 A2 Ermittle den täglichen Gesamt-
Dauerlauf 15 km / h 1 616 umsatz dieses Schülers!

Wie hoch der Grundumsatz pro Wert der Körpermasse in Kilogramm A3 Ermittle deinen ungefähren
­Stunde ist, errechnet sich aus dem multipliziert mit 4,2 Kilojoule (kJ). ­Gesamtumsatz pro Tag!

Material B Ausgewogene Ernährung


Eine ausgewogene Ernährung sollte
ein Nährstoffverhältnis von etwa
55 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent
Fette und 15 Prozent Eiweiße haben.
Gericht A enthält 120 g Spaghetti,
60 g Hackfleisch und 30 g Tomaten­
A B
soße. Gericht B besteht aus 120 g Brat-
wurst, 70 g Pommes frites und 20 g
Nährwerttabelle – Die Angaben gelten für 100 g Lebensmittel Ketchup.

Lebensmittel Energie Kohlen- Fett Eiweiße Vitamine Mineral- Ballast- B1 Stelle die Menge der Inhaltsstoffe
(kJ) hydrate (g) (g) (mg) stoffe (mg) stoffe (g)
der beiden Gerichte in einer
(g)
­Tabelle gegenüber! Berechne die
Hackfleisch 1 243 - 24,5 18,8 2,74 644 -
Bratwurst 1 436 - 36 12,7 3,7 666 -
relativen Nährstoffanteile und tra-
Spaghetti 1 520 75,2 1,2 13 62,3 193,6 0,3 ge sie ebenfalls in die Tabelle ein!
Pommes frites 1 351 36,0 15,5 4,3 23,77 1272,2 1,5 B2 Vergleiche die in B1 dargestellten
Mayonnaise 3 058 3 80 2,0 6,3 109,2
Werte mit den Empfehlungen für
Tomatensoße 1 428 67,5 4,0 8,5 - - -
ein ausgewogenes Nährstoff­
Ketchup 436 24 2,0 - - -
verhältnis!
Kopfsalat 71 2,2 0,2 1,4 11,09 270 0,8
Karotten 172 8,7 0,2 1,1 477 12,4 B3 Ergänze die beiden Gerichte sinn-
Cola 185 11 - - - 25 - voll durch einen Salat oder Nach-
Apfelsaft 197 11,7 - 0,1 1,25 130,4 0,1 tisch! Begründe deine Wahl!
Eiskrem 815 21 11,1 4,5 - - -
Frische Erdbeeren 155 7,3 0,5 0,8 63 223 1,3
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

114

01 Gestörte
Körperwahrnehmung

Essstörungen
Die eigene Wahrnehmung kann täuschen, vor seelische Erkrankungen, bei denen das Essver­
allem wenn sie sehr stark von Befürchtungen halten nicht mehr den tatsächlichen körper­
oder Wünschen bestimmt wird. Eine falsche lichen Bedürfnissen entspricht. Sie können sehr
Wahrnehmung des eigenen Körpers kann zu schwere bis lebensbedrohende Folgen haben.
Essstörungen führen. Was sind Essstörungen?
MAGERSUCHT · Das weibliche Schönheits­
ESSSTÖRUNGEN · Natürlicherweise signalisiert ideal in unserer Gesellschaft verkörpern sehr
uns unser Körper durch Hunger und Appetit, schlanke Topmodels. Vor allem Mädchen im
wie viel und was wir essen sollen. Wenn wir Alter zwischen 13 und 18 Jahren, also in einem
genügend gegessen haben, stellt sich ein Sätti­ Lebensabschnitt, in dem sich der Körper rasch
gungsgefühl ein. Diese natürlichen Signale entwickelt, orientieren sich häufig ausschließ­
sind allerdings durch Ess­gewohnheiten über­ lich an diesem Schönheitsideal. Um ihm zu
deckt, zum Beispiel wenn wir regelmäßig drei entsprechen, vermeiden viele Mädchen eine
Mahlzeiten täglich zu uns nehmen. Seelische Gewichtszunahme durch Diäten und verstärkte
Belastungen können das natürliche Hunger- sportliche Aktivitäten. Wenn eine ständige
oder Sättigungsgefühl unterdrücken. Bestim­ Gewichtskontrolle und die Kontrolle der
­
men über längere Zeit Gefühle – wie zum Bei­ ­Ernährung in den Lebensmittelpunkt treten,
spiel die Angst, zu dick zu werden, der dringende besteht die Gefahr, an einer Essstörung zu
Wunsch nach einem perfekten Körper oder ­erkranken. Weitere Auslöser dafür stellen see­
Frust – unser Essverhalten, kann es zu dauer­ lische Probleme dar. Typisch für diese Erkran­
haften und krank machenden Gewohnheiten, kung sind die Bedürfnisse, perfekt zu sein und
zu Essstörungen, kommen. Essstörungen sind die vollkommene Kontrolle über den eigenen
115

Körper zu haben. Dies verleiht ein Gefühl der


Selbstständigkeit und stärkt scheinbar das
Selbstwertgefühl. Schon geringe Gewichts­
zunahmen lösen panische Ängste aus und
­führen dazu, dass noch weniger gegessen wird.
Da schließlich der Körper immer stärker
abmagert, nennt man diese Essstörung
­
­Magersucht oder Anorexia nervosa, was nerv­
lich bedingte Appetitlosigkeit bedeutet. Über
90 Prozent aller Magersüchtigen sind weiblich.
Aber auch bei Männern tritt Magersucht auf.
Folgen des starken Untergewichts sind neben
Muskel- und Kreislaufschwäche auch Haar­
ausfall und Störungen des Hormonhaushalts.
Bei Frauen bleibt die monatliche Regelblutung A B

aus. Da sich Magersüchtige auch in einem 02 Heutige Schönheitsideale: A bei Frauen, B bei Männern
­extrem abgemagerten Zustand noch als zu
dick empfinden und deshalb noch weniger i­mmer kräftigeren Muskeln maßgebend ist,
essen, können sie nur mit ärztlicher und
­ spricht man von Muskelsucht oder Biggerexie.
­psychologischer Hilfe den Teufelskreis durch­ Als Folgen dieser Sucht stellen sich Gefühls­
brechen, der zu weiterer Abmagerung und er­ schwankungen, Depressionen und hormonelle
neuter Fehlwahrnehmung führt. 5 bis 13 Pro­ Störungen ein. Die krankhafte Sorge um das
zent der an Magersucht Erkrankten sterben ­eigene Aussehen führt zu sozialer Isolation.
daran. Die Einnahme von Medikamenten kann Akne,
hohen Blutdruck und Impotenz bewirken.
MUSKELSUCHT · Auch immer mehr junge
Männer orientieren sich an Schönheitsidealen. ESSSUCHT · Wir essen nicht nur, um uns zu
Das männliche Schönheitsideal besteht vor ­ rnähren, sondern pflegen dabei auch unsere
e
­allem in einem muskulösen Körper mit Wasch­ sozialen Beziehungen, wie zum Beispiel beim
brettbauch. Um diesem Ideal zu entsprechen, gemeinsamen Essen in der Familie. Außerdem
betreiben einige Männer in Fitnessstudios ist Essen mit Gefühlen verbunden. Man kann
Kraftsport. Zusätzlich fördern sie durch Diäten sich zum Beispiel mit Essen verwöhnen und
mit besonders hohen Eiweiß- und geringen auch Stress abbauen. Wenn dauerhaft nicht
Fettanteilen ihren Muskelaufbau. Trotzdem mehr aufgrund des Hungergefühls, sondern
empfinden sie häufig ihren Körper immer vor allem zum Ausgleich von Stress, unange­
noch als zu wenig muskulös. Mit übertriebe­ nehmen Gefühlen oder seelischen Problemen
nen sportlichen Aktivitäten und häufig auch gegessen wird, kann man an Esssucht erkran­
der Einnahme von hormonhaltigen Medika­ ken. Esssucht ist durch Heißhungerattacken
menten, die den Muskelaufbau fördern, ver­ gekennzeichnet, die mehrmals täglich auf­
suchen sie, dieser falschen Körperwahr­ treten können. Pro Anfall können dabei bis zu
nehmung entgegenzuwirken. Wie bei der 60 000 Kilojoule aufgenommen werden. Häu­
Magersucht kann sich dadurch ein Teufelskreis fig werden aus Angst, dick zu werden, diese
einstellen, der zu einer immer stärkeren Kon­ ­riesigen Nahrungsmengen durch Erbrechen
trolle der Ernährung und schließlich zu einer oder Abführmittel wieder aus dem Körper
Essstörung führt. Da hier der Wunsch nach ­entfernt. Man spricht dann von Ess­Brech­
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

116

03 Szenische
­Darstellung einer
Essattacke

Sucht oder Bulimie. Bulimie bedeutet übersetzt anderen Gefühlen zu große Mengen über den
Stierhunger. Bulimiekranke haben in der Regel ganzen Tag verteilt isst, leidet er ebenfalls
ein normales Gewicht, und ihr Essverhalten an einer Essstörung. Schuldgefühle wegen des
­erscheint in der Öffentlichkeit auch als normal. Übergewichts können zu Depressionen führen,
Essanfälle finden heimlich statt und sind mit die wiederum Anlass geben, sich mit Essen zu
anschließenden Schuldgefühlen verbunden. trösten. Es entsteht ein Teufelskreis.
Körperliche Folgen sind Kreislauf- und Ver­ In Spezialkliniken können Menschen mit Ess­
dauungsstörungen sowie Schädigungen der störungen Hilfe finden.
Magenschleimhaut und der Speiseröhre. Um
aus dem Teufelskreis einer Bulimie heraus­ FETTLEI BIGKEIT · Ob man Normalgewicht,
zufinden, ist neben einem normalen Essverhal­ Untergewicht oder Übergewicht hat, kann
ten wie bei allen Essstörungen vor allem die man mithilfe des Körpermassenanzeigers, des
Körpergewicht
Lösung der seelischen Probleme erforderlich. Body­Mass­Index, abgekürzt BMI, beurteilen.
in Kilogramm
BMI = Mit etwa ein- bis zweimal wöchentlich statt­ Erwachsene mit einem BMI zwischen 18 und
(Körpergröße
in Meter)² findenden Essattacken ist eine weitere Form 25 haben ein normales Gewicht. Kleinere BMI-
der Esssucht verbunden, bei der große Mengen Werte zeigen Untergewicht, größere Überge­
an Nahrungsmitteln regelrecht verschlungen wicht an. Bei BMI-Werten von 30 und darüber
werden. Diese Esssucht bezeichnet man als spricht man von Fettleibigkeit oder Adipositas.
englisch binge Binge Eating. Auch beim Binge Eating dient das Für Kinder und Jugendliche gelten etwas an­
= schlingen Essen als Ersatz für seelische Bedürfnisse. Das dere Werte. Fettleibigkeit kann verschiedene
Sättigungsgefühl wird dabei weit überschrit­ Ursachen haben, zum Beispiel erbliche Faktoren,
ten, und es kommt zu Übelkeit und Bauch­ Krankheiten, falsche Ernährung und Bewe­
schmerzen. Im Unterschied zur Bulimie werden gungsmangel oder eine Essstörung. Die körper­
aber keine Maßnahmen zur Gewichtsregulie­ lichen Folgen können Bluthochdruck, Diabetes
rung ergriffen, sodass es langfristig zu einer und Wirbelsäulenprobleme sein.
Gewichtszunahme kommt. Wenn jemand zu­
nimmt, weil er ständig aus Einsamkeit oder 1 Erläutere den Begriff Essstörung!
M AT E R I A L

117

Material A Essstörungen
A1 Beschreibe die Szenen der
­Abbildungen A und B, und be­
nenne die jeweils dargestellte
­Essstörung!

A2 Nenne mögliche Ursachen


und Folgen dieser beiden Ess­
störungen!

A3 Stelle die Teufelskreise der beiden


Essstörungen in Form eines
­kreisförmigen Pfeildiagramms
dar!

A B

Material B Body-Mass-Index
Jungen Mädchen Den Body-Mass-Index, BMI, errechnet
30 30
BMI in Kilogramm pro Quadratmeter

BMI in Kilogramm pro Quadratmeter

man aus dem Körpergewicht in Kilo-


28 28
26 26
gramm geteilt durch das Quadrat der
24 24
Körpergröße in Meter.
22 22 B1 Nenne mithilfe der beiden
20 20
­Diagramme die unteren und
18 18
­oberen BMI-Werte für das Normal-
16 16
gewicht eines neun- und vierzehn-
14 14
jährigen Jungen und Mädchens!
12 12
10 10 B2 Berechne deinen eigenen BMI-
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18
Alter Alter Wert und bewerte dein Gewicht!
starkes Über- Normal- Unter- starkes
Übergewicht gewicht gewicht gewicht Untergewicht

Material C Fettleibigkeit
C1 Beschreibe die mit A gekenn­
zeichnete Ursache für Fettleibig-
? keit! Nenne noch drei weitere
A ­Ursachen!

C2 Vergleiche die Fettleibigkeit mit


? ? der Bulimie!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

118

01 Stärkung mit
Weintrauben

Verdauung von Kohlenhydraten


Wenn wir Weintrauben essen, erhalten unsere aus je zwei Traubenzuckerbausteinen beste­
Muskeln sehr schnell viel Energie. Der Trauben­ hen. Dieser Zweifachzucker wird als Malz­
saft enthält große Mengen des energiereichen zucker bezeichnet. Er ist auch noch zu groß, um
Kohlenhydrats Traubenzucker. Wie macht unser ins Blut zu gelangen.
­Körper Kohlenhydrate für die Muskeln und die
übrigen Organe nutzbar? VERDAUUNG IM DÜNNDARM · Der Malzzucker
kommt vom Mund durch die Speiseröhre in
VERDAUUNG IM MUN D · Traubenzucker ist den Magen und von dort in den Dünndarm.
als Einfachzucker so klein, dass die Moleküle Die vom Dünndarm gebildete Flüssigkeit, der
von den Schleimhäuten aufgenommen und Dünndarmsaft, spaltet die Malzzucker. So ent­
mit dem Blut im Körper verteilt werden kön­ stehen einzelne Traubenzuckerbausteine. Diese
nen. Kohlenhydrate, die größer als der Trau­ wandern dann durch die Dünndarmoberfläche
benzucker sind und aus mehreren zusammen­ in die darunterliegenden zahlreichen Kapillaren.
hängenden Bausteinen, den Einfachzuckern, Die Stärke, die im Mund noch nicht abgebaut
bestehen, müssen zunächst zerkleinert wer­ wurde, wird über die Speiseröhre und den
den, damit sie ins Blut aufgenommen werden ­Magen unverändert bis in den Anfangsteil des
können. Die Vorgänge, durch die die Nährstoffe Dünndarms, den Zwölffingerdarm, transpor­
in kleinere Bestandteile zerlegt werden, nennt tiert. Hier mündet der Ausführgang einer
man Verdauung. Die Verdauung der langen ­großen Drüse, der Bauchspeicheldrüse. Ähn­
Traubenzuckerketten der Stärke zum Beispiel lich wie der Mundspeichel baut die von dieser
beginnt im Mund. Die Speicheldrüsen bilden Drüse abgegebene Flüssigkeit, der Bauch­
pro Tag e­ twa 1,5 Liter Speichel. Dieser zerlegt speichel, die Stärke zu Malzzucker ab. Der Malz­
den Vielfachzucker Stärke in kleine Stücke, die zucker wird anschließend zu Traubenzucker
119

Dünndarm

Zunge

Speichel-
drüsen
Darmzotte

Kapillaren

A B

02 Verdauung der Stärke: A im Mund, B im Dünndarm, C Aufnahme von Traubenzucker in die Kapillaren einer Darmzotte

gespalten. Die Flüssigkeiten, die den Abbau der ­ egen den Darminnenraum gerichtet ist, zahl­
g
Nährstoffe besorgen, bezeichnet man als Ver­ reiche sehr dünne Fortsätze, die Mikrovilli. griechisch mikros
dauungssäfte. Die Dünndarmfalten, die Darmzotten und die = klein

Die Verdauungsvorgänge in unserem Körper Mikrovilli ergeben insgesamt eine Oberfläche lateinisch villus
benötigen eine gewisse Zeit. Der im Trauben­ der Darminnenwand von etwa 200 Quadrat­ = Zottelhaar, Fransen

saft enthaltene Traubenzucker jedoch bringt metern. Das entspricht ungefähr der Fläche Mikrovilli
so schnell Energie, weil er nicht verdaut wer­ ­eines Tennisplatzes. Durch diese riesige Ober­
den muss. Mit dem Blut erreicht der Trauben­ fläche kommen sehr viele Nährstoffbausteine
zucker in kurzer Zeit die Zellen, zum Beispiel zur gleichen Zeit mit der Darmwand in Kontakt.
die Muskelzellen, wo die in ihm enthaltene Die hohe Anzahl der Kapillaren in der Wand
Energie durch die Zellatmung freigesetzt wird. des Dünndarms bildet insgesamt ebenfalls
Um in die Blutbahn übertreten zu können, eine sehr große Oberfläche. Die verdauten
­
müssen die Bausteine der Nährstoffe, zum Bei­ Nährstoffe, in dem Fall die Einfachzucker der
spiel der Traubenzucker, Kontakt mit der Ober­ Kohlenhydrate können so sehr schnell ins Blut
fläche der Verdauungsorgane bekommen. Die aufgenommen werden. 03 Dünndarmzelle
Wand des Dünndarms ist in Falten gelegt. Aus Die Vorteile, die das Prinzip der Oberflächenver­ mit Mikrovilli
diesen Dünndarmfalten ragen wie winzige größerung bietet, treten auch beim Kauen auf.
­Finger viele kleine, dicht stehende Ausstül­ Wenn man dabei zum Beispiel ein Stück Brot
pungen nach innen in den Darm hinein. Man zerteilt, wird seine Oberfläche größer. So hat
nennt sie Darmzotten. Die Oberfläche des der Speichel eine größere Fläche, über die er auf
Dünndarms ist daher sehr viel größer, als sein die im Brot enthaltene Stärke einwirken kann.
Durchmesser von etwa drei Zentimetern und
1 Beschreibe, wie Stärke verdaut wird!
seine Länge von drei bis vier Metern vermuten
lassen. Diese Oberflächenvergrößerung wird 2 Erkläre, wie der Dünndarm im Bau seiner
durch den Bau der Zellen der Darmzotten noch Funktion der Nährstoffaufnahme ange­
weiter verstärkt. Sie tragen an der Seite, die passt ist!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

120

se Ma
yla lta
Am se

Am
Amylase yla
se

Maltase
ä rke Trauben-
St zucker
ker
lz zuc
Ma

04 Abbau der Stärke durch Amylase und Maltase

ENZYME · Die Stärke, zum Beispiel im Brot, ist tur sorgen, nennt man Enzyme. Enzyme sind
sehr stabil. Sie lässt sich nur in ihre Bestand­ Eiweiße. Sie sind nicht nur für die Verdauung
teile auftrennen, wenn man sie stark erhitzt. erforderlich, sondern für fast alle Lebensvor­
Der Mundspeichel und der Bauchspeichel ent­ gänge innerhalb und außerhalb der Zellen.
halten aber einen Stoff, der Stärke auch bei
­Körpertemperatur zerlegt. Dieser Stoff heißt Die Amylase kann nur Stärke spalten, nicht aber
­Amylase. Dazu heftet sich die Amylase für sehr Malzzucker. Sie ist so gebaut, dass sie genau zur
kurze Zeit an eine Stelle der Stärke und Stärke passt, nicht aber zum Malzzucker. Die
­zerschneidet sie, sodass Malzzucker entsteht. Amylase kann daher nur Stärke spalten. Für die
­Danach löst sich die Amylase wieder von der Zerlegung von Malzzucker in zwei Traubenzu­
Stärke und heftet sich an eine andere Stelle ckerbausteine ist ein anderes Enzym zustän­
­eines Stärkemoleküls. dig, die Maltase. Vergleichbar ist das mit einem
Die Amylase verändert sich durch ihre Tätigkeit Schlüssel, der nur in ein ganz bestimmtes Schloss
nicht. Weil sie sich daher immer wieder in kur­ passt. Bei allen Enzymen ist diese Passgenau­
zen Zeitabständen für einen neuen Spaltungs­ igkeit die Voraussetzung dafür, dass sie wirken
vorgang einsetzen lässt, kann mit sehr wenig können. Man spricht daher vom Schlüssel­
Amylase eine große Menge von Stärke abgebaut Schloss­Prinzip. Enzyme können also ihre Funk­
werden. Stoffe, die so wie die Amylase für die tion, die Veränderung von Stoffen, nur erfüllen,
Umwandlung von Stoffen bei Körpertempera­ wenn ihr Bau, ihre Struktur, zu der des Stoffes
passt, der verändert werden soll. Alle Enzyme
sind auf eine b­ estimmte Wirkung spezialisiert.
Maltase zum Beispiel kann nur Verbindungen
zwischen zwei Traubenzuckerbausteinen lösen,
sie aber nicht miteinander verknüpfen.
Für alle Enzyme gilt: Sie bewirken die Um­
wandlung von Stoffen. Sie verändern sich bei
den Umwandlungen der Stoffe selbst nicht.
­Jedes Enzym ist auf ganz bestimmte Stoffe und
eine ganz bestimmte Wirkung spezialisiert.

3 Beschreibe die Arbeitsweise von


05 Schema des Schlüssel-Schloss-Prinzips der Enzymwirkung ­Enzymen!
M AT E R I A L

121

VERSUCH A Wirkung des Speichels auf Stärke

Speichel Speichel
A1 Beschreibe den Versuchsaufbau
und führe den Versuch durch!
37 °C 37 °C 12 °C 12 °C
A2 Erkläre das Ergebnis des Ver-
suchs A!

A3 Stelle Vermutungen an, wie sich


30 30 30 30
das Ergebnis des Versuchs B er­
klären ließe!
20 20 20 20
A4 Begründe, weshalb die Stärke an-
gefärbt wurde!
10 10 10 10
A5 Begründe, weshalb in beiden Ver-
suchen alle Versuchsbedingungen
nach 3 nach 3
Stärkelösung Minuten Stärkelösung Minuten außer einer gleich sein mussten!
VERSUCH A VERSUCH B

In den schematisch dargestellten Lösung blau angefärbt. In beiden


­Versuchen A und B wurde in Wasser ­Versuchen waren alle Versuchs­
gelöste Stärke mit Iod-Kaliumiodid- bedingungen, bis auf eine, gleich.

Material B Wirkung von Enzymen


B1 Beschreibe die im Schema dar­
gestellten Vorgänge, durch die
ein Stoff mithilfe eines Enzyms
b ­gespalten wird!
a
Enzym
B2 Begründe mithilfe des Schemas,
weshalb nur eine geringe Menge
von Enzymen für die Spaltung
A B ­einer großen Stoffmenge erfor­
derlich ist!

B3 Fertige ein ähnliches Schema an,


in dem dargestellt ist, dass ein
c ­Enzym nur einen bestimmten
f
Stoff spalten kann!
A B
B4 Erläutere am Beispiel des bei B3
A
angefertigten Schemas den
d ­Zusammenhang zwischen Struk-
e B
tur und Funktion!

In der Abbildung ist die Wirkung von ­ ines Stoffes dargestellt. Das Schema
e
Enzymen am Beispiel der Spaltung gilt für alle Enzyme.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

122

METHODE

Ein Protokoll erstellen


Naturwissenschaftler führen häufig Experimente durch, um Phänomene zu erklären. Um diese Versuche fest­
zuhalten, werden Protokolle angefertigt. Sie dienen der Dokumentation von Durchführung und Ergebnissen.

Aufgabenstellung Beobachtungen

Die Aufgabenstellung ergibt sich aus der Be­ Hier werden alle Beobachtungen und Mess­
obachtung eines Phänomens. werte notiert, die man während des Experi­
mentes wahrnehmen oder messen kann.
Wichtig ist, dass die Beobachtungen hier
noch nicht g
­ edeutet werden. Messwerte wer­
den zum Beispiel in Form einer Tabelle
Vorbetrachtung, Vermutung zusammen­gefasst.

Um die Aufgabenstellung zu untersuchen,


werden begründete Vermutungen zu ihrer
­Beantwortung aufgestellt. Dazu werden auch
Überlegungen formuliert, wie die Aufgaben­
Auswertung und
stellung gelöst werden kann. Die Vermutun­
Deutung
gen werden auf ihren Wahrheitswert geprüft.
Um die Aufgabenstellung zu beantworten,
werden die Beobachtungen und Ergebnisse
hier ausgewertet. Dafür werden die Beobach­
tungen erklärt und allgemeine Schlussfolge­
Materialien rungen daraus gezogen. Weiterhin wird ein
Bezug zu den anfangs aufgestellten Vermu­
Hier werden alle Materialien, die für den Ver­
tungen hergestellt. Sie sind entweder wahr
such benötigt werden, aufgezählt. Dazu ge­
oder falsch.
hören Laborgeräte, Chemikalien sowie alle
weiteren Materialien wie zum Beispiel Pflan­
zen oder Lebensmittelproben.

Fehlerbetrachtung

Bei Experimenten kommt es oft zu Proble­


Durchführung men in der Durchführung, die man bei der
Um den Aufbau des Experimentes anschau­ Planung nicht bedacht hat. Dadurch entste­
lich zu machen, können Zeichnungen angefer­ hen Fehler und nicht auswertbare Ergebnis­
tigt werden. Die Durchführung beschreibt, se. Diese Fehler werden hier genannt und
was man bei dem Experiment macht. Wichtig ­Änderungsvorschläge für die Durchführung
ist, dass alles so beschrieben wird, dass auch entwickelt.
jemand, der das Experiment nicht kennt, die­
ses nachvollziehen kann.
123

Protokoll
Aufgabenstellung: Überprüfe die Verdauung von Stärke durch Mundspeichel!
Vorbetrachtung/Vermutungen: Stärke wird durch Iod-Kaliumiodid-Lösung nachgewiesen.
Ein Rückgang der Blaufärbung zeigt eine Verringerung der Stärkekonzentration an.
Vermutung 1: Speichel verdaut Stärke.
Vermutung 2: Stärke zersetzt sich in wässriger Lösung von selbst.
Materialien: zwei Reagenzgläser, Reagenzglasständer, zwei 50-Milliliter-Bechergläser, Tropfpipette,
Spatel, Stärke, Iod-Kaliumiodid-Lösung
Durchführung: Dadurch, dass das Ausgangsgemisch in einem
In einem Becherglas werden zehn Milliliter ­einzigen Becherglas hergestellt wird, ist sicher­
Speichel gesammelt. gestellt, dass in jedem Reagenzglas die gleiche
In dem anderen Becherglas wird die Stär- Konzentration enthalten ist.
kelösung aus 20 Millilitern lauwarmem
Wasser und einer Spatelspitze Stärke
hergestellt. Zu diesem Gemisch gibt man Der Versuchsansatz ohne Speichel dient in diesem
fünf Tropfen Iod-Kaliumiodid-Lösung. Fall als Kontrollansatz. Darüber hinaus führt das
Die beiden Reagenzgläser werden etwa Hinzufügen von Wasser dazu, dass beide Gemi-
zwei Zentimeter hoch mit dem Ausgangs- sche auf gleiche Weise verdünnt werden und in
gemisch gefüllt. beiden Reagenzgläsern das gleiche Volumen an
Flüssigkeit enthalten ist. Somit ist sichergestellt,
dass Farbänderungen nicht durch unterschiedli-
In Reagenzglas A werden zwei Milliliter
che Konzentrationen hervorgerufen werden.
Speichel gegeben. In Reagenzglas B w­ erden
zwei Milliliter Wasser gegeben.
In beiden Ansätzen kann die Reaktion über den
Beide Proben werden 15 Minuten stehen gleichen Zeitraum ablaufen.
­gelassen.
Der verbleibende Stärkegehalt, also die Mess­
Die Farbintensität der Proben wird gleich- größe, wird nach gleicher Einwirkzeit erfasst.
zeitig bestimmt.
Durch den Vergleich der Farbintensität können
Die Farbintensitäten der Proben werden die Unterschiede der noch enthaltenen Stärke-
verglichen. mengen festgestellt werden.

Beobachtungen: Zu Beginn des Versuchs sind die Lösungen in beiden Versuchsansätzen blauviolett g­ efärbt.
Nach 15 Minuten konnte man beobachten, dass das Gemisch in Reagenzglas A gelblich und das
­Gemisch in Reagenzglas B blauviolett ist.
Auswertung: Die blauviolette Färbung zu Beginn des Versuchs zeigt an, dass Stärke vorhanden ist. In
Reagenzglas A ist die Blaufärbung verschwunden. Daraus kann man schließen, dass der Speichel für
den Abbau der Stärke verantwortlich ist. In Reagenzglas B konnte keine Farbänderung beobachtet
werden. Das ist darauf zurückzuführen, dass keine Zersetzung der Stärke statt­gefunden hat. Die
Hypothese 1 konnte im Experiment zunächst bestätigt werden. Hypothese 2 wurde widerlegt.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

124

01 Bratwurst
vom Grill

Verdauung von Eiweißen und Fetten


Mit der Nahrung müssen wir auch Eiweiße und entsteht eine weiche Masse aus Eiweißen, die
Fette aufnehmen, zum Beispiel in Form von länger im Magen verweilt und somit länger
Fleisch oder fett- und eiweißreichen pflanz­ dem eiweißspaltenden Enzym Pepsin ausge­
lichen Nahrungsmitteln. Wie verdaut und ver­ setzt ist.
wertet der Körper diese Nährstoffe?
Außerdem tötet die Magensäure die in der
VERDAUUNG VON EIWEISSEN · Die in der Nahrung enthaltenen meisten Krankheits­
Nahrung, zum Beispiel in einer Bratwurst, ent­ erreger ab, zum Beispiel Bakterien. Die Mus­
haltenen Eiweiße gelangen nach dem Kauen keln der Magenwand sorgen durch knetende
und Schlucken fast unverändert in den Magen. Bewegungen dafür, dass der Mageninhalt mit
Die Magenschleimhaut bildet pro Tag etwa dem Magensaft gründlich durchmischt wird.
zwei Liter Verdauungssaft. Dieser enthält ein
Enzym, das Eiweiße in kürzere Ketten von Ami­ Die schon in kurze Aminosäureketten zer­
nosäuren zerlegt. Man nennt solche Enzyme, legten Eiweiße verlassen den Magen und
die Eiweiße spalten, Proteasen. Das eiweiß­ ­gelangen in den Dünndarm. Dort wirken Ver­
spaltende Enzym des Magensafts Pepsin wirkt dauungssäfte auf sie ein, die von der Bauch­
nur in einer salzsauren Umgebung. Dafür sorgt speicheldrüse und der Dünndarmwand ge­
eine sehr starke Säure, die besondere Zellen bildet werden. Die Bauchspeicheldrüse bildet
der Magenwand abgeben, die Salzsäure. Diese pro Tag etwa 1,5 Liter Bauchspeichel, der durch
Magensäure hat aber noch weitere Wirkungen. einen Ausführgang in den vorderen Abschnitt
Sie lässt die in Flüssigkeiten, zum Beispiel in des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, fließt.
der Milch, gelösten Eiweiße gerinnen. Dabei Die Dünndarmwand scheidet pro Tag etwa
125

drei Liter Dünndarmsaft ab. Diese beiden Speiseröhre


­Verdauungssäfte enthalten eiweißspaltende
Enzyme, die die kurzen Aminosäureketten
weiter abbauen, bis die ursprünglich in der
Nahrung enthaltenen Eiweiße vollständig in
ihre Einzelbausteine, die Aminosäuren, zerlegt
sind. Auch die Dünndarmwand ist von Mus­
keln durchzogen. Sie treiben den Darminhalt
weiter und durchmischen ihn mit dem Ver­
Magen
dauungssaft.

VERWEN DUNG VON EIWEISSEN  · Aminosäu­


ren sind so klein, dass sie durch die Oberfläche
der Dünndarmzotten und durch die Wand
der darin liegenden Kapillaren ins Blut aufge­
nommen werden können. Das Blut transpor­
tiert sie zu den Zellen. Die Zellen verwenden
die Aminosäuren, um sie zu eigenen, mensch­
lichen Eiweißen wieder zusammenzusetzen. Bauchspeicheldrüse

Die Reihenfolge der Aminosäuren der nun Zwölffingerdarm


menschlichen Eiweiße ist aber anders als die Dünndarm
der Eiweiße in der Nahrung. Die Eiweiße in der
Bratwurst unterscheiden sich deutlich von
­denen in den Zellen des Menschen.
Die Zellen des Menschen bestehen vorwiegend
A
aus Eiweißen. Diese haben nur eine begrenzte
Lebensdauer und müssen daher ständig er­
setzt werden.
Wenn die Eiweißverdauung g ­ estört ist oder
wenn die Nahrung zu wenige Eiweiße enthält,
kommt es daher zu sehr ernsthaften gesund­
heitlichen Störungen. Nicht alle Aminosäuren
Darmzotte
sind gleich wichtig. Diejenigen, die auf jeden
Kapillaren
Fall in der Nahrung enthalten sein müssen,
­bezeichnet man als essenzielle Aminosäuren. B

Für Kinder ist der Eiweißmangel besonders 02 Verdauung von Eiweißen: A im Magen und Dünndarm,
­gefährlich, denn sie benötigen für ihr Körper­ B Aufnahme von Aminosäuren in die Kapillaren einer
Dünndarmzotte
wachstum ständig große Mengen an Eiweißen,
um neue Zellen bilden zu können.

1 Beschreibe, wie Eiweiße verdaut werden! 3 Beschreibe die Aufgaben der Magen­
säure!
2 Begründe den unterschiedlichen Aufbau
der Eiweiße der Nahrung und der Eiweiße 4 Begründe, weshalb ein Eiweißmangel
der Zellen des Menschen! besonders gefährlich ist!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

126

Gallenblase Speiseröhre VERDAUUNG VON FETTEN  · Die in der Nah­


Leber rung, zum Beispiel in einer Bratwurst, enthal­
tenen Fette werden auf ihrem Weg vom Mund
durch die Speiseröhre und den Magen kaum
verändert. Ihre Verdauung beginnt erst im vor­
deren Abschnitt des Dünndarms, dem Zwölf­
fingerdarm. Dort mündet ein Gang, durch den
die Bauchspeicheldrüse ihren Verdauungssaft
abgibt. Der Bauchspeichel enthält außer den
Amylasen und den Proteasen auch Enzyme, die
Magen die Fette in ihre Bestandteile, Glycerin und
Fettsäuren, zerlegt. Weil man Fette in der Fach­
sprache als Lipide bezeichnet, nennt man Fett
abbauende Enzyme Lipasen. Auch der von der
Dünndarmwand gebildete Verdauungssaft
enthält Lipasen.

In den Zwölffingerdarm mündet noch ein wei­


Bauchspeicheldrüse terer Ausführgang. Er geht von der Gallenblase
Zwölffingerdarm aus. In der Gallenblase wird eine Flüssigkeit
gespeichert, der Gallensaft, der auch Galle ge­
Dünndarm
nannt wird. Die Galle wird in der Leber gebil­
A det. Etwa einen halben Liter dieser gelbgrünen
Flüssigkeit gibt die Gallenblase pro Tag in den
Zwölffingerdarm ab. Die Galle zerteilt große
Fetttropfen in viele kleine. Dadurch vergrößert
sie die Oberfläche des Fetts sehr stark. Auf die­
se Weise kann viel Lipase des Bauchspeichels
und des Dünndarmsaftes gleichzeitig an vie­
Darmzotte len Stellen mit viel Fett in Kontakt treten. So
kann in kurzer Zeit eine große Fettmenge ab­
Kapillaren
gebaut werden. In Fetten ist sehr viel Energie
B enthalten. Ohne Galle könnte diese wertvolle
03 Verdauung von Fetten: A im Zwölffingerdarm und Dünndarm, Energiequelle nur sehr unvollständig genutzt
B Aufnahme von Fettbestandteilen in die Kapillaren einer Dünndarmzotte werden.
Die Bestandteile der Fette, Glycerin und Fett­
5 Nenne Verdauungsorgane, die am Abbau säuren, können durch die Zotten der Dünn­
der Fette beteiligt sind! darmwand in die darin liegenden Gefäße ein­
dringen. Ein Teil der Fettbestandteile kommt
6 Erläutere das Prinzip der Oberflächen­
so direkt in die Kapillaren, ein anderer Teil aber
vergrößerung am Beispiel der Wirkung
wird zunächst in Lymphgefäße aufgenommen
von Galle!
und gelangt von dort in das Blutgefäßsystem.
7 Begründe, weshalb die Galle in einigen Dafür sorgt ein Gang, der im oberen Brustbe­
04 Verteilung von Fachbüchern nicht als Verdauungssaft reich das Lymphgefäßsystem mit dem Blutge­
Fett durch Galle bezeichnet wird! fäßsystem verbindet.
M AT E R I A L

127

Material A Verdauung von Nährstoffen


A1 Benenne die mit Zahlen gekenn-
1
zeichneten Bereiche!

A2 Nenne die Fachbegriffe für die


in der Abbildung B dargestellten
Symbole und ordne sie den
­passenden Stellen des Schemas A
a b zu! Dabei sind Mehrfachnennun-
gen möglich.

2 A3 Ordne die Enzyme Proteasen,


3 ­Lipasen, Maltase, Amylasen den
4 Stellen der Abbildung A zu, an
c ­denen sie gebildet werden!
5
6 A4 Nenne die Organe, die an der
­Bildung und Speicherung der
­Flüssigkeit beteiligt sind, die Fett
in kleine Tropfen verteilt!
A B d e f
A5 Nenne den Ort, an dem die Nähr-
Abbildung A zeigt ein Schema der Ver- Nährstoffe und ihre Bestandteile stoffe oder ihre Bestandteile in
dauungsorgane des Menschen. In der ­dargestellt, in die sie durch die Ver- das Blut aufgenommen werden!
Abbildung B sind Symbole für die dauung zerlegt werden.

VERSUCH B Wirkung von Pepsin


Material: B2 Beschreibe deine Beobachtungen
Eiklar- Wasser salzsaure
Lösung Pepsin-
2 Reagenzgläser, siedendes Wasser- beim gleichzeitigen Erhitzen bei-
lösung bad, Eiklar-Lösung, salzsaure Pepsin- der Reagenzgläser im Wasserbad!
Lösung, Wasser, Pipetten
B3 Erkläre die erhaltenen Ergebnisse!
Durchführung:
Unterscheiden sich die Reagenz-
Gib in zwei Reagenzgläser je 5 ml
gläser nach dem Erhitzen nicht,
­Eiklar-Lösung. Das Reagenzglas A
war das Experiment erfolglos.
100 °C wird anschließend mit 3 ml Wasser
und R­ eagenzglas B mit 3 ml salz-­ B4 Begründe mögliche Fehler, die auf-
saurer Pepsin-Lösung gefüllt. getreten sein könnten!
? ­Erwärme beide Reagenzgläser nach
mindestens 30 Minuten in einem
­siedenden Wasserbad.
Wird Eiklar gekocht, gerinnen die dar-
in enthaltenen, langkettigen Eiweiße B1 Stelle Vermutungen an, welches
und es entsteht eine feste, weiße Ergebnis das Experiment zeigen
Masse. Kürzere Eiweißketten können wird!
nicht gerinnen.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

128

Verdauung im Überblick

Zahn

Zunge

Rachenraum

Speicheldrüsen

Speiseröhre

Leber

Gallenblase

Zwölffingerdarm

Bauchspeicheldrüse

Blinddarm

Wurmfortsatz

Mastdarm
129

Mundhöhle:

• Mündung der Ausführgänge der Speichel- Der Speichel enthält das Enzym Amylase.
drüsen Dieses zerlegt einen Teil der in der Nah-
• Speichelproduktion: etwa 1,5 Liter pro Tag rung enthaltenen Stärke in Malzzucker.
• Zerkleinerung der Nahrung durch Zähne Fette, Proteine und Ballaststoffe werden im
und Zunge Mund nicht abgebaut.
Der Nahrungsbrei wird durch den Schluck-
vorgang in die Speiseröhre befördert.

Speiseröhre:

• Länge: etwa 25 Zentimeter Die Speiseröhre dient dem Weitertransport


• Durchmesser: etwa 1,5 Zentimeter der Nahrung. Verdauungsvorgänge finden
nicht statt.

Magen:

• Fassungsvermögen: etwa 1,5 Liter Das Pepsin des Magensaftes zerlegt die
• Verweildauer der Nahrung: 1 bis 5 Stun- Eiweiße in kürzere Aminosäureketten.
den Kohlenhydrate, Fette und Ballaststoffe
• Magensaftproduktion: 2 bis 3 Liter pro werden nicht weiter abgebaut.
Tag
• Magensäure: Abtöten von Keimen

Dünndarm:

• Gesamtinnenfläche: etwa 200 Quadrat Der Dünndarmsaft und der Bauchspeichel


meter enthalten Verdauungsenzyme. Amylasen
• Länge: zwischen 3 und 4 Meter und Maltasen spalten die Kohlenhydrate
• Verweildauer des Nahrungsbreis: 2 bis 4 in Traubenzucker. Proteasen zerlegen die
Stunden Aminosäureketten in Aminosäuren.
• Mündung der Ausführgänge von Lipasen spalten die Fette in Glycerin und
Bauchspeicheldrüse und Gallenblase in Fettsäuren. Kohlenhydrate und Aminosäu-
den Zwölffingerdarm ren werden durch die Zellen der Darm-
• Leber: Produktion von etwa 650 Milliliter wand ins Blut aufgenommen, Glycerin
Gallensaft pro Tag und Fettsäuren gelangen durch die Zellen
• Gallensaft: Zerteilung großer Fetttropfen der Darmwand in Blut und Lymphe.
in viele kleine Ballaststoffe können nicht abgebaut und
• Bauchspeicheldrüse: Produktion von aufgenommen werden. Ein großer Teil des
700 bis 2500 Milliliter Bauchspeichel pro Wassers wird dem Nahrungsbrei ent-
Tag zogen.

Dickdarm:

• Länge: etwa 1,6 Meter Durch Wasserentzug werden die Be-


• Verweildauer der Nahrungsreste: standteile, die vom Körper nicht ver-
zwischen 5 und 70 Stunden daut und aufgenommen werden
können, eingedickt und schließlich
über den Mastdarm ausgeschieden.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

130

01 Auftauchen,
um Luft zu holen

Lunge – Atmung und Gasaustausch


Der Mensch kann nur kurze Zeit unter Wasser ATMUNGSORGAN E · Sobald ein Schwimmer
bleiben. Dann muss er auftauchen, um zu den Kopf über Wasser hat, kann er atmen. Mit
­atmen. Was geschieht bei der Atmung? jedem Atemzug strömt Luft durch den Mund
und die Nase in seinen Körper.
Die Nase prüft, ob gefährliche oder unange­
nehme Stoffe in der Luft sind. Sie ist gut durch­
blutet und von einer Schleimhaut ausge­
Rachen kleidet, der Nasenschleimhaut. Dadurch wird
Mundhöhle
die Luft vorgewärmt und angefeuchtet. Im
­Nasenschleim bleiben Staub und Krankheits­
Speiseröhre erreger hängen. Beim Naseputzen werden sie
Kehlkopf aus dem Körper entfernt. Die Nasenschleim­
haut ist von dicht stehenden, feinen Härchen,
Luftröhre den Flimmerhärchen, besetzt. Sie schlagen
ständig und transportieren so den Nasen­
Lungenfell Lungenflügel schleim nach hinten in den Rachen. Dort wird
Rippenfell er verschluckt. Am Ende des Rachens trennen
Bronchie sich die Transportwege von Luft und Nahrung.
Dort liegt der Kehlkopf. Sein Klappenmecha­
Bronchiole
nismus sorgt dafür, dass die Nahrung in die
Lungen- Speiseröhre gelangt und die Luft in eine durch
bläschen
Knorpelringe versteifte Röhre, die Luftröhre.
Am unteren Ende verzweigt sich die Luftröhre
Zwerchfell
in zwei Äste, die Bronchien. Die Luftröhre und
02 Atmungsorgane die Bronchien sind wie die Nase von einer
131

Schleimhaut ausgekleidet, die Flimmerhärchen


trägt. Durch die Bronchien strömt die Luft in
die Lunge, die rechts und links vom Herzen
fast den ganzen Brustraum ausfüllt. Sie ist in
zwei Hälften, die Lungenflügel, geteilt. Die Lun­
genflügel bestehen aus zartem und sehr emp­
findlichem Gewebe. Die Lunge ist von einer Art
Korb eingeschlossen, dem Brustkorb. Die Seiten
des Brustkorbs sind die Rippen. Den Boden bil­
Zwischenrippenmuskulatur
det eine kuppelförmige Fläche, das Zwerchfell.
Es besteht aus Muskeln und Sehnen.
Rippe

ATEMBEWEGUNGEN · Obwohl die Lunge keine Zwerchfell

Muskeln hat, kann sie ihre Form verändern.


Dafür sind viele kleine Muskeln zuständig,
die zwischen den Rippen liegen. Wenn sich
­diese Zwischenrippenmuskulatur zusammen­ A
eingeatmet ausgeatmet

zieht, heben sich die schräg nach unten ge­


richteten Rippen. Dadurch wird der Brustraum
größer. Die äußere Begrenzung der Lunge, das
Lungenfell, liegt der Innenauskleidung des
Brustraums, dem Rippenfell, sehr eng an. Der
sich vergrößernde Brustkorb zieht die Lunge
deshalb mit und erweitert sie so ebenfalls. Da­
durch saugt sie Luft an. Diese Form der Atmung
bezeichnet man als Brustatmung. Die Verbin­
dung zwischen Lungen- und Rippenfell kommt
dadurch zustande, dass beide Häute sehr glatt
sind und zwischen ihnen ein dünner Feuchtig­ Rippe
keitsfilm liegt. Daher haften sie fest aneinander,
Zwerchfell
ähnlich wie zwei feuchte Glasplatten.
An einer weiteren Atembewegung ist das
Zwerchfell beteiligt. Wenn sich seine Musku­
latur zusammenzieht, wird seine nach oben B eingeatmet ausgeatmet

gewölbte Form flacher. Dadurch senkt sich das 03 Atembewegungen: A Brustatmung, B Bauchatmung
Zwerchfell, drückt auf die Bauchorgane und er­
weitert so den Brustraum nach unten hin. Die schräg nach unten, und die Bauchorgane drü­
Lunge folgt dieser Bewegung, erweitert sich cken das Zwerchfell zurück in die gewölbte
ebenfalls und saugt so Luft an. Diese Form der Stellung. Dadurch verkleinern sich der Brust­
Atmung nennt man Bauchatmung. raum und infolgedessen auch die Lunge, sodass
die Luft ausströmt. Der Mensch atmet meistens
Nach dem Einatmen erschlaffen die Zwischen­ gleichzeitig durch Brust- und Bauchatmung.
rippenmuskulatur und das Zwerchfell. Damit
04 Flimmerhärchen
beginnt das Ausatmen der Luft. Da der Brust­ 1 Beschreibe die Bewegungen bei der auf der Innenwand
korb elastisch ist, sinken die Rippen wieder Brust- und Bauchatmung! der Bronchien
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

132

GASAUSTAUSCH · In der Lunge verzweigen Die Struktur der Lunge, ihr Bau, steht in Zu­
sich die Bronchien sehr stark, bis feinste Luft­ sammenhang mit ihrer Funktion. Sie ist so ge­
kanälchen entstehen, die Bronchiolen. Jede baut, dass in kurzer Zeit sehr viel Gas ausge­
Bronchiole endet in kleinen, traubenförmig tauscht werden kann. Dafür sorgt erstens die
­angeordneten Bläschen, den Lungenbläschen. sehr hohe Anzahl der Lungenbläschen, sodass
Die Lungenbläschen sind von einem eng anlie­ eine Gesamtoberfläche der Lunge von etwa
genden dichten Netz aus feinsten Blutgefäßen 200 Quadratmetern entsteht. Diese große Ober­
Diffusion: physika­ umhüllt, den Lungenkapillaren. Das Blut ist fläche ermöglicht einen intensiven Stoffaus­
lischer Prozess, der von der Atemluft in der Lunge nur durch die tausch zwischen der eingeatmeten Luft und
zur gleichmäßigen
Verteilung von Teil­ sehr dünnen Wände der Kapillaren und Lun­ dem Blut. Zweitens ist das Blut in den fein ver­
chen in Flüssigkeiten genbläschen getrennt. Diese Wände sind für zweigten Kapillaren nur durch dünne Häutchen
und Gasen führt
Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid durchlässig. von der eingeatmeten Luft in den Lungen­
Das Blut, das vom Herzen in die Lunge gepumpt bläschen getrennt. Diese dünnen Häutchen
wird, enthält weniger Sauerstoff und mehr sind nur eine geringe Hürde für den Stoffüber­
Kohlenstoffdioxid als die Luft in den Lungen­ tritt, sodass auch hierdurch der Stoffaustausch
bläschen. Dieser Unterschied gleicht sich durch erhöht ist.
den Prozess der Diffusion teilweise aus, sodass
im Blut der Sauerstoffgehalt steigt und der
2 Stelle in einem Fließschema den Weg
Kohlenstoffdioxidgehalt sinkt. Da es so scheint,
­eines Sauerstoffmoleküls von der Luft
als ob diese beiden Gase getauscht würden,
in die Nase bis ins Blut dar!
spricht man vom Gasaustausch. Dieser ist die
Ursache dafür, dass die ausgeatmete Luft 3 Beschreibe den Zusammenhang von
weniger Sauerstoff und mehr Kohlenstoff­
­ Struktur und Funktion am Beispiel der
dioxid enthält als die eingeatmete. Lunge!

Blut zum vom


Luft Herzen Herzen
Lungen-
vene

Bronchiole
Bronchiole
Blut
Lungen-
arterie

A Lungen-
vene
Lungenarterie
D

Lungen-
kapillare

B C

eingeatmete Luft Sauersto≠


ausgeatmete Luft Kohlensto≠dioxid

05 Lunge: A Lungenflügel, B Lungenbläschen im Längsschnitt, C Lungenbläschen, Kapillaren teilweise entfernt, D Lungenbläschen mit
­Kapillaren, E Gasaustausch am Lungenbläschen (Schema)
133

GESUNDERHALTUNG DER ATMUNGSORGANE · Jedoch schädigen all diese Dinge immer das
Etwa 100-mal größer als unsere Hautoberfläche Lungengewebe und können sogar vom Körper
ist die Oberfläche unserer Atmungsorgane. aufgenommen werden und dort zu Erkrankun­
Sie sind komplett mit Schleimhäuten bedeckt gen führen. Je häufiger unser Atmungssystem
und deshalb auch sehr empfindlich. Trotzdem also diesen schädlichen Faktoren ausgesetzt
stehen sie mit der Umwelt in engem Kontakt, ist, umso größer wird das Erkrankungsrisiko.
da sie für den Gasaustausch sorgen müssen. Vorbeugend kann nur das Meiden belasteter
Alles, was in der Luft schweben kann, wird Luft helfen.
beim Einatmen in die Lunge aufgenommen
und wirkt auf die Schleimhäute ein. Neben den RAUCHEN · Beim Rauchen von Zigaretten wer­
Atemgasen sind das auch Viren, Mikroben, den freiwillig hochgiftige und krebserregende
Pilzsporen, Pollen, Staub- und Rauchpartikel, Verbrennungsprodukte des Tabaks und des
gasförmige Stoffe wie Gifte oder Lösungs­ ­Zigarettenpapiers inhaliert. Die meisten der
mittel sowie vieles andere mehr. Durch unsere etwa 600 Inhaltsstoffe des Rauches werden
Immunabwehr, aber auch durch die große auch vom Körper aufgenommen und sorgen
­Erneuerungsfähigkeit des Lungengewebes, ist für die Gesundheitsprobleme, die Raucher be­
die Lunge diesen Belastungen relativ gut ge­ kommen können. Das Nikotin, ein sehr starkes
wachsen. Krankheitserreger werden durch das Nervengift der Tabakpflanze, bewirkt, dass sich
Immunsystem und Medikamente abgewehrt. Blutgefäße verengen, wodurch die Hauttempe­
Partikel auf den Schleimhäuten werden durch ratur sinkt, der Blutdruck und der Puls steigen.
die Flimmerhärchen aus der Lunge transpor­ Nach vielen Jahren kommt es zu Durchblutungs­
tiert. Gasförmige Chemikalien können wieder störungen, weil Arterien sich zusetzen. Das zu
ausgeatmet werden. versorgende Gewebe kann absterben. Die Haut
altert vorzeitig. Rauchen macht süchtig. Verur­
sacht wird dies durch das Nikotin, welches im
Gehirn sehr schnell zu Veränderung führt. Die
körperliche Abhängigkeit von Nikotin äußert
sich durch Entzugserscheinungen, beispielweise
Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Nervo­
sität und im Extremfall zitternde Hände. Die
inhalierten Teerstoffe, Verbrennungsprodukte
des Tabaks, behindern zunehmend die Atmung.
Sie lagern sich in der Lunge ab, verkleben die
Flimmerhärchen und verhindern die Selbstrei­
nigung der Lunge. Raucherhusten entsteht und
die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Da die Teerstoffe krebserregend sind, kann in
allen Organen, mit denen sie Kontakt hatten,
nach einiger Zeit Krebs entstehen. Das sind
­neben den Organen des Atmungstraktes wie
Nasenhöhle, Kehlkopf, Luftröhre und Lunge
auch Lippen, Zunge, Speiseröhre und Magen.

4 Erläutere mithilfe der Abbildung 06 die


06 Orte der Wirkung von Tabakrauch Wirkung des Rauchens!
M AT E R I A L

134

Material A Atembewegungen

Tabelle 1 A1 Vergleiche den Zustand des Brust-


korbs bei A und B! Erkläre, wie
Stickstoff 78 %
sich A in den bei B dargestellten
Sauerstoff 17 %
Zustand ändert!
Kohlenstoffdioxid 4%
andere Gase 1% A2 Vergleiche die beiden Tabellen!
Ordne die Tabellen den Abbildun-
Tabelle 2 gen des Brustkorbs zu! Begründe
Stickstoff 78 % die Zuordnung!
A B
Sauerstoff 21 %
B A3 Erkläre die Vorgänge, die zu den in
A Kohlenstoffdioxid 0,03 % den Tabellen dargestellten Unter-
andere Gase 1% schieden führen!

In den Tabellen ist die ungefähre Zusammensetzung der Luft dargestellt,


die sich beim Ein- oder Ausatmen in der Luftröhre befindet.

Material B Luftvolumen in der Lunge


In der Grafik sind die Luftvolumina B3 Ein Schwimmer benötigt etwa
Luftvolumen in der Lunge in Liter

maximale
Einatmung dargestellt, die die Lunge eines be- 45 Liter Luft pro Minute. Be­
6,0
stimmten Menschen enthalten kann. schreibe, wie sich die Grafik
­ändert, wenn die Atmung eines
B1 Stelle mithilfe der Grafik das Luft-
Schwimmers dargestellt wird!
bei ruhendem volumen fest, das bei ruhendem
Körper
Körper mit einem Atemzug auf­ B4 Die Leistungsfähigkeit einer Lunge
3,0 genommen wird, und das Luft­ kann als das Luftvolumen ange­
2,5 volumen, das maximal aufge­ geben werden, die ein Mensch
nommen werden kann! maximal bei einem Atemzug aus-
1,3 maximale atmen kann. Ermittle diesen Wert
Ausatmung B2 Berechne das Luftvolumen, das
mithilfe der Grafik!
bei ruhendem Körper in die Lunge
0
0 4 8 16 20 aufgenommen wird: pro Minute,
Zeit in Sekunden pro Stunde und pro Tag!

Material C Kehlkopf
C1 Beschreibe die Aufgabe des
­Kehlkopfdeckels!
Rachen
C2 Um die Laute beim Sprechen zu er-
Kehlkopfdeckel zeugen, muss Luft durch die Stimm-
offen geschlossen bänder im Kehlkopf strömen. Erkläre
Luftröhre mithilfe der Abbildung, weshalb
man beim Essen nicht reden sollte!
Speiseröhre
135

Material D Teer im Zigarettenrauch


A zeigt das Ergebnis, bei dem der
Rauch nur in die Mundhöhle einge­
atmet und dann wieder ausgeatmet
wurde. Bei B wurde der Rauch bis in
die Lunge gezogen.

D1 Werte die Abbildungen aus!

A B D2 Erläutere die Wirkung des Teers!

In einem Experiment raucht eine Ver- Experiment, das zur Abbildung A D3 Entwickle eine Apparatur mit der
suchsperson eine Zigarette und atmet führt, kann aus Gründen des Gesund- man das Experiment zur Abbil-
den eingezogenen Rauch durch ein heitsschutzes bestimmt auch ohne dung A auch ohne eine Versuchs-
Papiertaschentuch wieder aus. Das Versuchsperson durchgeführt werden. person durchführen könnte!

Material E Hauttemperatur und Puls beim Rauchen

Pulsschläge pro Minute


90
Rauchen
einer
Zigarette
85

80

75

70
0 5 10 15 20 25 30 35
A warmkalt B Zeit in Minuten

Bild A zeigt das Wärmebild der Hand ­ emessen. Nikotin führt zur Ver­
g E2 Werte das Diagramm aus!
eines Rauchers vor dem Rauchen, engung der Gefäße.
E3 Erkläre, welche Folgen aus den
Bild B nach dem Rauchen. Während
E1 Werte die Wärmebilder aus! ­Ergebnissen für den Kreislauf
des Rauchens wurde sein Puls
­abgeleitet werden können!

Material F Warnhinweise auf Zigarettenpackungen


Seit dem Jahr 2003 ist vorgeschrieben, a a Rauchen in der Schwangerschaft
das auf Tabakwarenpackungen Warn- schadet Ihrem Kind.
hinweise stehen: a a Schützen Sie Kinder – lassen Sie sie
a a Rauchen führt zur Verstopfung nicht Ihren Tabakrauch einatmen!
der Arterien und verursacht Herz-
F1 Begründe die Berechtigung der
infarkte und Schlaganfälle.
einzelnen Warnhinweise!
a a Rauchen verursacht tödlichen
­Lungenkrebs.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au f n ahme vo n S t o f f e n

136

METHODE

Arbeiten mit Modellen

Glas- Modelle entwickeln


rohr
Um biologische Strukturen oder Funktionsweisen zu So funktioniert beispielsweise das Modell nur dann,
verstehen, entwickeln Biologen häufig Modelle. wenn der Raum zwischen Luftballon und Glasglocke
­Diese Modellentwicklung kann man gut an einem luftdicht verschlossen ist. Hieraus kann man die
Modell zur Bauchatmung nachvollziehen. Die ­Vorhersage ableiten, dass auch die reale Bauch­
­Modellentwicklung beginnt mit einer Fragestellung atmung nur dann funktioniert, wenn der Raum zwi­
(Wie gelangt Luft in die Lunge?) und einer oder meh­ schen Rippenfell und Lungenfell abgeschlossen ist.
Gummi- reren Ideen (Durch das Senken des Zwerchfells wird Der Vergleich zwischen Vorhersage und Original
haut das Lungenvolumen vergrößert; durch die Volumen­ ­beziehungsweise der Realität gibt Aufschluss darü­
vergrößerung strömt Luft in die Lunge.). ber, ob die Vorhersage zutrifft.
Geleitet von diesen Ideen kann man mit geeigneten In dem Beispiel der Bauchatmung kann sie bestätigt
Glas­
glocke Materialien ein Modell bauen. Die Teile des Lungen­ werden: Kommt es beispielsweise durch eine Brustver­
aufbaus, die man für die Funktion des Einatmens für letzung zu einer Öffnung des Spalts zwischen Rippen­
wesentlich hält, baut man dann im Modell so nach, fell und Lungenfell, funktioniert die Atmung nicht
dass sich der Vorgang des Lufteinströmens beim mehr. Die Vorhersage aus dem Modell stimmt also mit
­Testen des Modells zeigt. Ist dies erreicht, muss in dem Original beziehungsweise der Realität überein.
Luft­ weiteren Überprüfungen gezeigt werden, dass das Solange ein Modell durch derartige Überprüfungen
ballon entworfene Modell auch tatsächlich der realen bestätigt wird, kann es als (vorläufig) gültig beurteilt
01 Modell zur Funktionsweise der Lunge entspricht. Hierzu leitet werden. Trifft die Vorhersage nicht zu, muss das
Bauchatmung man aus dem Modell Vorhersagen ab. ­Modell weiterentwickelt und erneut überprüft werden.

Idee
Frage stellen

Modell
bauen

Modell beurteilen
Modell
erproben

Vorher-
sage
ableiten

Vorhersage und
Vorhersage
Original vergleichen

02 Schritte der Modellentwicklung


137

Struktur- und Funktionsmodelle


Das Modell eines Torsos zeigt den wesentlichen Auf­ Seite 136 beschriebene Glasglocken-Modell den
­
bau der Organe im menschlichen Rumpf, ihre Grö­ ­Mechanismus auf, der auch für das Einströmen der
ßenverhältnisse und Lagebeziehungen. So werden Luft in die Lunge verantwortlich ist. Zieht man die
beispielsweise Form und Lage der beiden Lungen­ elastische Membran an der Unterseite der Glasglo­
flügel sowie ihre Verbindung mit den Atemwegen cke nach unten, so strömt Luft in die mit der Außen­
deutlich. Modelle wie diese, die biologische Struktu­ luft verbundenen Luftballons.
ren darstellen, werden als Strukturmodelle bezeich­ Modelle, die wie dieses eine Funktionsweise darstel­
net. Sie weisen häufig schon auf den ersten Blick len, werden als Funktionsmodelle bezeichnet. Sie
­eine hohe Ähnlichkeit mit den Originalen auf. Dies weisen im Vergleich zu Strukturmodellen meistens
beruht meistens darauf, dass sie die Form, Ober­ eine geringere Ähnlichkeit zu den Originalen auf, da 03 Struktur­
modell des
fläche, Farbgebung oder auch Größe originalnah Merkmale wie Form oder Farbe von nachgeordneter menschlichen
darstellen. Im Gegensatz zum Torso zeigt das auf Bedeutung sind. Torsos

Modelle und Originale analogisieren


Die Luft innerhalb der Glasglocke des Funktionsmo­ Teile des Modells Entsprechung im Original
dells zur Bauchatmung entspricht in der Realität Glasglocke Brustkorb
dem mit Flüssigkeit gefüllten Spalt zwischen Lun­ Luftballons Lungenflügel
genfell und Rippenfell. Aufgrund der geringen Ähn­ elastische Unter­ Zwerchfell
lichkeit dieses Teils des Modells mit den originalen seite
Strukturen kann es leicht zu Missverständnissen Glasrohr nach Luftröhre, Bronchien und
­außen Bronchiolen
kommen. Daher ist es wichtig, die Teile eines Modells luftgefüllter Raum mit Flüssigkeit gefüllter
den entsprechenden Elementen des Originals zuzu­ zwischen Glasglocke Raum zwischen Lungen­
ordnen; dies bezeichnet man als Analogisieren. und Luftballons fell und Rippenfell

Modelle kritisieren
Bei der Entwicklung von Modellen steht meistens zusammenzieht. Da das Zwerchfell im entspannten
­eine spezielle Darstellungsabsicht im Vordergrund. Zustand nach oben gewölbt ist, flacht es sich durch
Das Glasglocken-Modell stellt beispielsweise den das Zusammenziehen des Muskels nach unten ab.
Mechanismus des Lufteinstroms durch Druckunter­ Hierdurch vergrößert sich das Lungenvolumen und
schiede zwischen Glockeninnenraum und Außenluft die Luft strömt ein. Dieser Teilprozess der Bauchat­
dar. Diese Druckunterschiede werden im Modell mung wird also durch das Funktionsmodell falsch
­dadurch erzeugt, dass die elastische Unterseite der dargestellt und muss entsprechend kritisch disku­
Glasglocke nach unten gezogen wird, sodass sich das tiert werden. Diese Modellkritik bedeutet jedoch
Volumen im Inneren der Glasglocke vergrößert. Wür­ nicht, dass es sich um ein „schlechtes Modell“ han­
de man diesen Teil des Modells direkt auf die Realität delt. Vielmehr werden zugunsten einer bestimmten
übertragen, müsste man annehmen, dass ein Mus­ Darstellungsabsicht andere Eigenschaften sinnvol­
kel am Zwerchfell ansetzt und diesen nach unten lerweise vernachlässigt oder vereinfacht im Modell
zieht. Dies trifft jedoch nicht zu. Vielmehr ist das umgesetzt.
Zwerchfell selbst ein Muskel, der sich beim Einatmen
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

138

01 Blutende Wunde

Blut – Zusammensetzung
und Aufgaben
Ein Stich in die Fingerkuppe ist schmerzhaft. ROTE BLUTZELLEN  · Wenn man die festen Be­
Aus der Wunde tritt Blut aus. Für das bloße standteile des Blutes mit dem Mikroskop
­Auge erscheint das Blut als einheitlich rot ge­ ­untersucht, lassen sich verschiedene Zellen
färbte Flüssigkeit. Woraus besteht Blut? ­erkennen. Die meisten Zellen haben die Form
einer Scheibe, die in der Mitte eingedellt ist.
BESTANDTEI LE DES BLUTES · Ein erwachsener Das sind die roten Blutzellen, auch rote Blut­
Mensch besitzt etwa sechs Liter Blut. Lässt man körperchen genannt. In einem Milliliter Blut
56 Prozent Blut einige Zeit in einem Reagenzglas stehen, sind etwa fünf Milliarden von ihnen enthalten.
flüssige
so trennt es sich in zwei Schichten auf. Die Ihr Durchmesser beträgt nur sieben Mikro­
Blutbestandteile
­obere Schicht ist gelblich. Dies sind die flüssi­ meter, das sind sieben tausendstel Millimeter.
gen Bestandteile des Blutes, das sogenannte Sie sind also winzig klein. Rote Blutzellen sind
Blutplasma. Es besteht überwiegend aus mit einer roten Substanz gefüllt, die Sauerstoff
44 Prozent
­Wasser. Darin sind neben Glukose, Fetten und aufnehmen und wieder abgeben kann. Der
feste Proteinen auch Hormone, Mineralstoffe und ­rote Blutfarbstoff heißt Hämoglobin. Es ver­
Blutbestandteile Vitamine gelöst. Außerdem werden Abfall­ leiht dem Blut seine einheitlich rote Farbe.
stoffe und Kohlenstoffdioxid im Blutplasma ­Mithilfe des Hämoglobins sind die roten Blut­
transportiert. zellen in der Lage, Sauerstoff zu transportieren.
02 Zusammen­ In der unteren, roten Schicht sammeln sich die Daneben sind sie auch am Transport von Koh­
setzung des Blutes festen Bestandteile des Blutes. lenstoffdioxid beteiligt.
139

Rote Blutzellen besitzen keinen Zellkern. Sie


haben daher nur eine kurze Lebensdauer von
etwa 110 Tagen. Deshalb müssen sie laufend
neu gebildet werden. Dies geschieht im Inne­
ren einiger Knochen, im roten Knochenmark.
Der Bau einer roten Blutzelle, ihre Struktur,
bietet Vorteile für ihre Funktion, vor allem für
die Aufgabe, Sauerstoff zu transportieren.
Durch die eingedellte Form wird die Ober­
fläche der Zelle größer. An der vergrößerten
Fläche kann die Zelle mehr Sauerstoff auf­
nehmen und abgeben. Der Platz, der durch den
fehlenden Zellkern frei wird, ist mit Hämo­ 03 Blutausstrich (mikroskopische Aufnahme)
globin gefüllt. Je mehr Hämoglobin die Zelle
enthält, desto mehr Sauerstoff kann sie auf­
nehmen und transportieren.

WEISSE BLUTZELLEN  · Viel seltener als die roten


Blutzellen findet man in den festen Bestand­
teilen des Blutes Zellen mit einem Durch­
messer von etwa einem bis zwei hundertstel
Millimetern. Damit sind sie zwar deutlich
­größer als die roten Blutzellen, man erkennt
sie unter dem Mikroskop aber erst, wenn man A B

sie anfärbt. In einem Milliliter Blut gibt es nur 04 Blutzellen (elektronenmikroskopische Aufnahme):
fünf bis acht Millionen dieser weißen Blut­ A rote Blutzelle, B weiße Blutzelle

zellen, die auch weiße Blutkörperchen ge­


nannt werden. Im Gegensatz zu den roten rem dadurch, dass sie diese auffressen. Häufig
­Blutzellen enthalten sie kein Hämoglobin. Sie sterben sie dabei ab. Eiter besteht überwiegend
haben aber einen Zellkern. aus abgestorbenen weißen Blutzellen.
Im Körper des Menschen kommen verschiede­
ne weiße Blutzellen vor. Ihre Bildung beginnt
1 Nenne die festen und flüssigen Bestand­
im roten Knochenmark. In vielen Fällen wird
teile des Blutes!
sie an verschiedenen anderen Stellen des
­Körpers fortgesetzt. Aufgabe der weißen Blut­ 2 Berechne die Anzahl der roten Blut­
zellen ist die Abwehr von Krankheitserregern zellen, die in fünf Litern Blut enthalten
und Fremdkörpern. Während rote Blutzellen sind!
nur passiv vom Blutstrom transportiert wer­
3 Beschreibe den Zusammenhang
den, können sich einige weiße Blutzellen aktiv
­zwischen Struktur und Funktion der
kriechend fortbewegen. Das ist möglich, weil
­roten Blutzellen!
sie ihre Gestalt stark verändern können. Sie sind
sogar in der Lage, die Blutgefäße zu verlassen 4 Stelle die Unterschiede zwischen roten
und sich zwischen den Zellen aufzuhalten. und weißen Blutzellen in Form einer
Auch dort nehmen sie den Kampf gegen einge­ ­Tabelle dar! Berücksichtige dabei ihre
drungene Krankheitserreger auf, unter ande­ Form, Größe, Anzahl und Aufgabe!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

140

05 Wundverschluss:
A Schürfwunde,
B rote Blutzellen
in einem Netz
aus ­Fibrinfäden A B

BLUTPLÄTTCHEN · Zu den festen Bestandteilen ges Netz, in dem rote Blutzellen hängen blei­
des Blutes gehören auch Bruchstücke beson­ ben. Auf diese Weise entsteht eine Art Blut­
derer Zellen. Sie haben einen Durchmesser von pfropf, der die Wunde verschließt. Man
zwei bis drei tausendstel Millimetern und sind bezeichnet diese Bildung eines Blutpfropfes als
somit sehr viel kleiner als rote Blutzellen. Mit Blutgerinnung. Das getrocknete Fibrin bildet
einer Anzahl von 200 bis 300 Millionen pro mit den darin gefangenen Blutzellen später
Milliliter Blut ist ihre Menge deutlich größer den Schorf der Wunde.
als die der weißen Blutzellen. Diese Zellbruch­ Blutplasma, dem das Protein entzogen wurde,
stücke, die Blutplättchen, enthalten keinen Zell­ welches für die Bildung von Fibrin notwendig
kern. Sie sterben daher schnell ab. Ihre Lebens­ ist, nennt man Blutserum.
dauer von nur acht bis vierzehn Tagen ist noch Wenn keine Blutgerinnung möglich ist, lassen
kürzer als die der roten Blutzellen. Im Knochen­ sich Wunden nur schwer schließen. Dadurch
mark werden sie ständig nachgebildet. Blut­ kann es zu großen Blutverlusten kommen.
plättchen sind erforderlich, um Wunden ver­ Wenn mehr als ein Liter Blut verloren geht, be­
schließen zu können. Sie reißen leicht auf, zum steht Lebensgefahr.
Beispiel bei Verletzungen. Dabei werden Stoffe
freigesetzt, die sich im Inneren der Blutplätt­
5 Stelle den Vorgang der Blutgerinnung
chen befinden. Diese Stoffe wandeln ein be­
als Pfeildiagramm dar!
stimmtes Protein des Blutplasmas um. So ent­
stehen winzige Proteinfäden, das Fibrin. Die 6 Erläutere die Bedeutung der Blut­
Fibrinfäden bilden ein engmaschiges schleimi­ gerinnung!

Haut neu gebildete Haut Schorf

Blut- weiße rote Blut- Fibrin-


gefäß Blutzelle Blutzelle plättchen fäden
A B C

06 Wundverschluss (Schema): A Austreten von roten Blutzellen und Blutplättchen, B Bildung des Fibrinnetzes, C Schorfbildung
M AT E R I A L

141

Material A Blutspende
Bei einer Blutspende wird etwa ein
halber Liter Blut entnommen.

A1 Begründe, weshalb zwei Blut-


spenden nicht zu dicht auf­
einanderfolgen dürfen!

A2 Stelle Vermutungen an, weshalb


nicht jeder Mensch Blut spenden
kann!

A3 Begründe, weshalb die körperliche


Leistungsfähigkeit kurz nach einer
Blutspende herabgesetzt ist!

Material B Blutbestandteile

Anzahl der festen Bestandteile des Blutes Die Tabelle zeigt die Anzahl von Blut-
in Millionen pro Milliliter zellen und Blutplättchen von vier
­Personen. Außerdem sind die Werte
weiße Blutzellen rote Blutzellen Blutplättchen
angegeben, die für gesunde Menschen
normal sind.
normale Werte 5,0 bis 8,0 4 000 bis 6 000 200 bis 300
B1 Nenne für jede Person den
Person A 6,0 5 200 240 ­Bestandteil des Blutes, dessen
Wert vom normalen Zustand
Person B 2,6 4 900 290 ­abweicht!

Person C 5,2 3 200 225 B2 Beschreibe die Schwierigkeiten,


mit denen die Personen B, C und D
Person D 7,8 5 800 91 zu kämpfen haben! Begründe
­jeweils mithilfe der Tabelle!

Material C Bluterkrankheit
Das Blut von Menschen, die an der C2 Begründe, weshalb diese Krank-
Bluterkrankheit leiden, kann nicht heit so gefährlich ist!
­gerinnen. Oft müssen sie Schutzvor-
C3 Begründe, weshalb Bluterkranke
richtungen gegen Stöße tragen, um
schon nach kleinen Stößen große,
innere Blutungen zu verhindern.
blutunterlaufene blaue Flecke
C1 Nenne Bestandteile des Blutes, die ­unter der Haut haben!
an der Blutgerinnung beteiligt
sind!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

142

01 Bewusstloser
Wachsoldat

Blutkreislauf
Nachdem ein Wachsoldat lange Zeit still stehen gefäße, die Blut vom Herzen wegführen, nennt
musste, wurde er bewusstlos und fiel um. man Arterien. Die Blutgefäße verzweigen sich
Wie kam es zu dieser Bewusstlosigkeit? im weiteren Verlauf zu immer kleiner werden­
den Ästen. Durch die Verästelung entsteht
DURCH BLUTUNG · Kurz bevor der Soldat zu schließlich eine sehr große Anzahl kleinster
Boden fiel, wurde sein Gesicht blass. Das lag Blutgefäße, die einen Durchmesser von nur
daran, dass sein Kopf nicht ausreichend mit ­etwa einem Zehntel eines Haares haben. Sie
Blut versorgt wurde. Gefährlich war der Blut­ heißen daher Haargefäße oder Kapillaren. ­Alle
mangel, weil auch das Gehirn nicht mehr ge­ Organe des Körpers werden durch dichte Ge­
nügend Blut erhielt. Daher konnte das Gehirn flechte aus Haargefäßen, den Kapillarnetzen,
seine Aufgabe, den Körper zu steuern, nicht mit Blut versorgt. In den Kapillarnetzen des
mehr vollständig erfüllen. Der Soldat wurde Körpers nimmt das Blut Kohlenstoffdioxid und
bewusstlos und fiel zu Boden. Wie schafft es Abfallstoffe aus den Zellen auf und gibt Sauer­
der Körper, alle Bereiche mit genügend Blut zu stoff und Nährstoffe an sie ab. Diese Nähr­
versorgen? stoffe wurden zuvor in den Kapillarnetzen der
Das Blut fließt in Röhren, die in alle Bereiche Dünndarmwand ins Blut aufgenommen. Auf
des Körpers ziehen. Man nennt sie Blutgefäße dem Weg zurück zum Herzen vereinigen sich
oder Adern. Das Herz pumpt das Blut stoß­ die Kapillaren und die daran anschließenden
weise in die große Körperschlagader, die Aorta. Gefäße wieder. So entstehen immer größer
Von dort abzweigende Blutgefäße versorgen werdende Blutgefäße, die sauerstoffarmes und
den Kopf, die Arme, die inneren Organe und die kohlenstoffdioxidreiches Blut transportieren.
Beine mit sauerstoffreichem Blut. Solche Blut­ Solche Gefäße, in denen das Blut zum Herzen
143

hin fließt, nennt man Venen. Die Vene, die rechts links
in der Nähe des Herzens das vom Kopf und Gehirnkapillaren
Oberkörper kommende Blut sammelt, ist die
obere Hohlvene. Das von den inneren Organen, Kopfarterie
dem Rumpf und den Beinen kommende Blut Kopfvene
gelangt über die untere Hohlvene ins Herz
­zurück.

obere Hohlvene
Weil das Blut immer wieder zum Herzen zu­
rückkehrt, spricht man von einem Blutkreis­ Aorta

lauf. Da es die Blutgefäße dabei nie verlässt, Lungenvene


von einem geschlossenen Blutkreislauf. Das Lungenarterie
Blut, das im Körper seinen Sauerstoff abge­
Lungenkapillaren
geben und Kohlenstoffdioxid aufgenommen
hat, kehrt über die Hohlvenen ins Herz zurück.
Das Herz pumpt dieses Blut dann nicht wieder untere Hohlvene
in den Körper, sondern zunächst in einen zwei­
ten Kreislauf. In diesem Kreislauf führt eine Darmkapillaren
große Arterie vom Herzen weg zur Lunge, die
Armarterie
Lungenarterie. Sie verzweigt sich sehr stark, bis
Armvene
in feine Kapillarnetze. In diesen Lungenkapil­
laren gibt das Blut Kohlenstoffdioxid an die
Luft ab und nimmt Sauerstoff aus der Luft auf.
Das nun kohlenstoffdioxidarm und sauerstoff­
reich gewordene Blut fließt in sich wieder Handkapillaren
­vereinigenden Gefäßen und dann durch die
Lungenvenen ins Herz zurück. Von dort aus
wird es schließlich wieder in die Aorta ge­
pumpt.
Bei einem Herzschlag wird also gleichzeitig
Blut in zwei Kreisläufe gepumpt: in einen Beinarterie
­größeren Körperkreislauf und einen deutlich Beinvene
kleineren Lungenkreislauf. Man spricht daher
von einem doppelten Blutkreislauf. Die
­Trennung in zwei gesonderte Kreisläufe sorgt
dafür, dass das Herz nicht nur den Körper, Fußkapillaren
­sondern auch die Lunge mit voller Kraft durch­
blutet.

sauersto≠reiches Blut
1 Nenne die zwei Blutgefäße, die an das
sauersto≠armes Blut
Herz anschließen und sauerstoffreiches
Blut transportieren! schraffierte Gefäße = Lungenkreislauf

2 Beschreibe den Vorteil eines doppelten ausgefüllte Gefäße = Körperkreislauf


Blutkreislaufs! 02 Schema des Blutkreislaufs von vorne gesehen
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

144

Muskel- Arterie
schicht

Nähr-
sto≠e

Sauer-
sto≠

Kohlen-
sto≠-
dioxid

Abfall-
sto≠e

Muskel- Vene Venen- Kapillaren rote


A schicht klappe B Blutzelle

03 Blutgefäße: A Bau, B Stoffaustausch an den Kapillaren

BAU DER BLUTGEFÄSSE · Das Herz pumpt das dünner ist als die einer Arterie. Die Muskulatur
Blut mit hohem Druck durch die Arterien. Die der Wand ist ebenfalls sehr dünn, sodass sie
Wand einer Arterie ist kräftig und elastisch den Rücktransport des Blutes zum Herzen
und kann so diesem hohen Blutdruck standhal­ kaum unterstützen kann. Daher liegen Venen
ten. Die dicke Muskelschicht der Wand unter­ oft eng neben Arterien oder Skelettmuskeln.
Druck stützt den Bluttransport und kann die Öffnungs­ Wenn sich die Arterie durch die Druckwelle
weite der Arterien verändern. Das stoßweise des Pulses ausdehnt oder der Skelettmuskel
aus dem Herzen gepumpte Blut läuft als Druck­ durch die Kontraktion dicker wird, drückt er
welle durch die Arterien. Sie dehnt die Wände auf die Venen und presst das Blut darin weiter.
der Arterien zu einer kleinen Verdickung aus. Damit das Blut dabei in die richtige Richtung
Dort, wo die Arterien dicht unter der Ober­ fließt, liegen in Abständen von wenigen Zenti­
fläche liegen, zum Beispiel am Handgelenk metern Klappen in den Venen, die Venen­
und am Hals, kann man die vom Herzen kom­ klappen. Sie wirken wie Ventile und verhindern
04 Arterienpumpe mende Druckwelle als Puls ertasten. so den Rückstrom des Blutes in Richtung der
In den Kapillaren ist der Blutdruck nur sehr ge­ Kapillarnetze. Man bezeichnet diesen Mecha­
ring. Ihre Wände können daher sehr dünn sein. nismus des Bluttransports in den Venen als
Dünne Gefäßwände sind erforderlich, weil in ­Arterienpumpe beziehungsweise Muskelpumpe.
den Kapillarnetzen Stoffe aus dem Blut in das Bewegung, zum Beispiel beim Sport, unterstützt
umliegende Gewebe abgegeben und aus ihm daher den Bluttransport in den Venen und da­
aufgenommen werden. Kapillaren sind in so mit den gesamten Blutkreislauf. Bei langem
großer Anzahl vorhanden, dass sie insgesamt unbeweglichem Stehen kann soviel Blut in den
eine Oberfläche von etwa der Größe eines Fuß­ Beinen bleiben, dass das Herz zu wenig für die
ballfeldes bilden. So kann das Blut in kurzer Versorgung des Gehirns zur Verfügung hat. Be­
Zeit viel Sauerstoff und Nährstoffe abgeben wusstlosigkeit kann dann die Folge sein.
­sowie Kohlenstoffdioxid und Abfallstoffe auf­
nehmen. 3 Erläutere den Zusammenhang von
In den Venen bleibt der Blutdruck sehr gering. Struktur und Funktion am Beispiel der
05 Muskelpumpe Das erklärt, weshalb die Wand einer Vene viel Kapillarwände!
M AT E R I A L

145

Material A Blutkreislauf
rechts links Im Schema ist die durchschnittliche
Durchblutung einiger Organe in Litern
Gehirn 0,8 pro Minute bei ruhendem Körper dar-
gestellt.

A1 Nenne die Fachbegriffe für die


mit Zahlen gekennzeichneten
Blutgefäße!
Lunge 5,7
1
2 A2 Beschreibe zwei Wege, die eine
3 Blutzelle nehmen kann, wenn sie
4
von der Aorta aus durch den Kreis-
lauf transportiert wird, bis sie die
5
Aorta wieder erreicht hat! Fertige
dazu jeweils ein Pfeildiagramm
an!

A3 Stelle die Durchblutungsmenge


der im Schema angegebenen
­Organe als Säulendiagramm dar!
innere Organe 3,1
A4 Während eines Marathonlaufs,
­einer Klassenarbeit oder der Zeit
nach einem reichhaltigen Mittag-
essen ändert sich die Durchblu-
Muskeln 1,3
tung der Organe gegenüber dem
Ruhezustand. Stelle Vermutungen
an, in welchen Organen die Durch-
blutung während der oben ge-
Skelett und Haut 0,5 nannten Tätigkeiten jeweils be-
sonders stark ansteigt!

Material B Durchblutung der Haut


Arterie Kapillaren Das Schema zeigt Blutgefäße der
Haut.

B1 Vergleiche den Durchmesser der


Blutgefäße in Schema A und B!

B2 Erläutere den Vorteil, den die Ver-


änderungen der Durchmesser im
Venen Haut- Schema B mit sich bringen!
oberfläche
AA in Ruhe BB Bei starker körperlicher Anstrengung
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

146

01 Abhören der
Herztöne

Herz – Bau und Funktion


Bei der körperlichen Untersuchung horcht der reibungsfrei. Die Herzspitze zeigt leicht nach
Arzt auch das Herz ab. Dabei hört er Herztöne. links.
Wie arbeitet das Herz?
Das Herz ist ein etwa faustgroßer Muskel, der
BAU DES H ERZENS · Das Herz liegt gut ge- Hohlräume umschließt. Einen solchen Muskel
schützt in der Mitte des Brustkorbs unter dem bezeichnet man als Hohlmuskel. Die beiden
Brustbein. Es ist eingebettet in den Herzbeutel. vom Herzmuskel umschlossenen großen Räume
Die Innenwand des Herzbeutels ist mit einer nennt man Herzkammern. Diese sind durch
Schleimschicht ausgekleidet. Dadurch erfolgen die Herzscheidewand voneinander getrennt.
die Pumpbewegungen des Herzmuskels fast Über der linken und rechten Herzkammer liegt
jeweils ein deutlich kleinerer Vorhof. Auf jeder
Seite besteht zwischen dem Vorhof und der
Herzkammer eine Verbindung, die durch Klap­
pen geöffnet und geschlossen werden kann.
Diese Klappen nennt man Segelklappen. Von
den Herzkammern gehen zwei große Arterien
ab, von der rechten Kammer die Lungenarterie
und von der linken die Hauptschlagader, die
Aorta. Die Verbindung zwischen den Herz­
kammern und den abgehenden Arterien lässt
02 Lage des Herzens sich durch die Taschenklappen öffnen und
im Brustkorb schließen.
147

rechts links rechts links

Aorta
Aorta
Lungenarterie
Lungenarterie
Lungen-
venen Lungenvenen

Hohl- Teil des Hohl- linker


vene linken Vorhofs vene Vorhof

Herz- Taschen-
kranz- klappe
rechter gefäße rechter
Vorhof Vorhof

Segel-
rechte klappe
Herz-
kammer
rechte
Herz-
Hohlvene linke kammer
Herz-
kammer Hohlvene Herz- linke
scheide- Herz-
wand kammer
A B

03 Bau des Herzens: A Aufsicht, B Längsschnitt


Gefäße, die sauerstoffreiches Blut transportieren Gefäße, die sauerstoffarmes Blut transportieren

AUFGABEN DES H ERZENS · Das Herz ist der erforderlich als für den Lungenkreislauf. Daher
Motor des Blutkreislaufs. Ein Herzstillstand ist der Herzmuskel auf der linken Seite, von der
hat immer auch einen Kreislaufstillstand zur aus das Blut über die Aorta in den Körper ge­
Folge. Das ist lebensgefährlich. Ein Mensch, pumpt wird, wesentlich kräftiger als auf der
dessen Gehirn nur sechs bis zehn Sekunden rechten Seite.
keinen Sauerstoff erhält, wird bewusstlos. Nach Jeder Muskel benötigt Energie, um seine Arbeit
einigen Minuten ohne Sauerstoff erleidet das zu verrichten. Dies gilt auch für den Herz­
Gehirn nicht behebbare Schäden. Fällt die muskel. Deshalb wird er von Blutgefäßen ver­
­Sauerstoffversorgung des Körpers noch länger sorgt. Die Durchblutung des Herzens erfolgt
aus, stirbt der Mensch. Deshalb muss das Herz nicht von innen her, sondern dafür sorgt ein
das ganze Leben lang ununterbrochen arbeiten Geflecht aus Blutgefäßen, das an der Herzober­
und darf nicht ausfallen. Auch bei Bewusst­ fläche zu sehen ist. Diese Gefäße heißen Herz­
losigkeit schlägt das Herz weiter. Die Steuerung kranzgefäße. Sie transportieren Sauerstoff und
des Herzschlags geschieht nämlich unabhängig Nährstoffe, vor allem Glukose, an das Herz
vom Gehirn und vom übrigen Nervensystem ­heran und führen Kohlenstoffdioxid und Ab­
durch ein Zentrum im Herzen selbst. fallstoffe ab.

Das Herz schlägt bei einem Erwachsenen in


1 Beschreibe die Lage der Segelklappen
Ruhe etwa siebzig Mal pro Minute. Damit
und der Taschenklappen!
­werden jeden Tag etwa 14 000 Liter Blut durch
die beiden Herzkammern bewegt. 2 Begründe, weshalb die Herzkranzgefäße
Für den Körperkreislauf ist ein höherer Druck so wichtig für das Herz sind!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

148

Aorta

Lungen-
arterie

Taschen-
klappen
(geschlossen)

Vorhof

Segelklappen
(geö≠net)

Herzkammer

Herz-
scheidewand

rechts links rechts links


A B

04 Pumpbewegungen des Herzens: A Diastole, B Systole

FUN KTION DES H ERZENS · Das Herz arbeitet Beim Abhören des Herzens kann man zwei
wie eine Pumpe. In ständigem Wechsel saugt rhythmisch aufeinanderfolgende Herztöne
es Blut aus den Venen an und drückt es danach wahrnehmen. Den ersten Ton hört man, wenn
in die Arterien. Die rhythmische Tätigkeit lässt sich die Muskulatur der Herzkammern zusam­
sich in zwei Abschnitte unterteilen. menzieht und die Segelklappen sich schließen.
Zu Beginn der Herztätigkeit strömt Blut aus Der zweite Ton tritt am Ende der Systole auf,
den Vorhöfen in die Herzkammern. Diesen Zeit­ wenn sich die Taschenklappen schließen.
abschnitt, in dem der Herzmuskel entspannt Durch Bewegungen der beiden Vorhöfe öffnen
ist und die Herzkammern sich mit Blut füllen, sich die Segelklappen, sodass das Blut in die
nennt man Diastole. Herzkammern strömen kann. Zu Beginn der
Im Anschluss an die Diastole zieht sich die Systole sorgt der steigende Druck in den Herz­
Muskulatur der Herzkammern zusammen. Da­ kammern dafür, dass sich die Segelklappen
durch verringert sich der Raum in den Kam­ schließen. Dies verhindert, dass das Blut in die
mern, sodass das darin enthaltene Blut unter Vorhöfe zurückfließt. Bei weiter steigendem
Druck gerät. Infolgedessen wird Blut aus der Druck gegen Ende der Systole öffnen sich die
rechten Herzkammer in die Lungenarterie und Taschenklappen und lassen das Blut in die
aus der linken Herzkammer in die große Körper­ ­Arterien fließen, schließen sich aber sofort
arterie, die Aorta, gepumpt. Diesen Abschnitt wieder, damit das Blut nicht in die Herz­
der Herztätigkeit, bei dem der Herzmuskel sich kammern zurückließt
zusammenzieht und Blut in die Arterien drückt,
nennt man Systole. Inzwischen ist Blut aus
3 Beschreibe die Vorgänge während der
den Hohlvenen in den rechten und aus den
Diastole und während der Systole!
Lungenvenen in den linken Vorhof geströmt.
Nur während der Systole zieht sich also der 4 Erkläre, wodurch die Segelklappen
Herzmuskel zusammen. In der übrigen Zeit ­geschlossen und die Taschenklappen
­erschlafft der Herzmuskel. ­geöffnet werden!
M AT E R I A L

149

Material A Bau des Herzens


rechts links A1 Benenne die mit Zahlen gekenn- A4 Stelle Vermutungen an, welche
zeichneten Teile des Herzens mit Folgen es hätte, wenn die beiden
Fachbegriffen! Bereiche 4 und 7 durch ein Loch im
1 Bereich 6 nicht vollständig vonein-
A2 Begründe, ob sich das Herz in der
ander getrennt wären!
Diastole oder der Systole befindet!
2
A3 Beschreibe die Fließrichtung des
3 Blutes in den Gefäßen 1 und 5!

5
6 7

Material B Sportlerherz

Herzmasse in Gramm Aus dem Säulendiagramm kann die B3 Erkläre, weshalb das Herz eines
1 200 Größe des Herzens bei verschiedenen trainierten Sportlers unter ande-
1 012 Personen abgeleitet werden. Je größer rem dafür verantwortlich ist, dass
1 000 929
die Masse des Herzens ist, desto größer seine Körperleistung höher ist als
806 ist auch der Raum der Herzkammer. die einer untrainierten Person!
800
647 B1 Berechne die Unterschiede der B4 Erkläre, weshalb das Herz von Rad-
600 Herzmassen in Prozent zwischen rennprofis bei ruhendem Körper
untrainierte Person
Kurzstreckenläufer
Radsportamateur

der untrainierten Person und den ­weniger häufig pro Minute schlägt
400
Sportlern! als das Herz einer untrainierten
Radrennprofi

Person!
200 B2 Stelle Vermutungen an, wie es zu
den dargestellten Unterschieden
0
Personen gekommen sein könnte!

Material C Leistungen des Herzens

ruhend belastet In der Tabelle sind Daten zu Tätigkeit C2 Erkläre die Unterschiede, die
und Leistung des Herzens bei ruhen- sich für den ruhenden und den
Von einer Herz- 70 ml 70 ml
kammer bei dem Körper und bei einer bestimmten ­belasteten Körper ergeben!
­einem Schlag körperlichen Anstrengung angegeben.
gepumptes C3 Berechne, wie oft pro Tag bei
Sie gelten für ein und dieselbe Person.
Blut ­ruhendem Körper das gesamte
Herzschläge 70 130
C1 Berechne jeweils für den ruhen- Blut durch das Herz fließt!
pro Minute den und den belasteten Körper,
C4 Begründe, weshalb die aus beiden
wie viel Liter Blut in einer halben
Gesamte 6l 6l Herzkammern in die Blutgefäße
­Blutmenge Stunde in die Aorta gepumpt wird!
ausströmenden Blutmengen
im Körper
gleich groß sein müssen!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
S t o f f t r a n sp o r t im Kö r pe r

150

IM BLICKPUNKT MEDIZIN

Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Fast die Hälfte aller Menschen in Deutschland ERKRAN KUNGEN DER VEN EN · Bei Bewe­
stirbt infolge von Krankheiten des Herz-Kreis- gungsmangel kann der Bluttransport in den
lauf-Systems. Häufig sind die Ursachen man­ Venen so gering sein, dass vor allem im
gelnde Bewegung, falsche Ernährung, hoher Unterschenkel viel Blut unbewegt in den
­
Blutdruck oder Rauchen. Solche Bedingungen, ­Venen bleibt. Häufig können die dünnen Wän­
die Krankheiten begünstigen, heißen Risiko­ de der Venen der ständigen Belastung durch
faktoren. den Blutstau nicht standhalten. Die ­Venen er­
weitern sich dann so stark, dass die Venenklap­
pen nicht mehr dicht schließen. Dadurch staut
sich immer mehr Blut in den Venen. Wenn die
geschädigten Venen als ­dicke, bläuliche, ge­
schlängelte Adern durch die Haut schimmern,
spricht man von Krampfadern. Das gestaute
01 Krampfader: Blut bildet in den Krampfadern leicht feste
A gesunde Vene, Blutgerinnsel, die zur Verstopfung der Vene, zu
B Krampfader mit einer Thrombose, führen können. Wenn sich
nicht mehr
schließenden Teile eines solchen Blutgerinnsels ablösen und
Venenklappen A B mit dem Blutstrom in ein Kapillarnetz ge­
langen, kann es zu lebensgefährlichen Durch­
Blutgerinnsel blutungsstörungen kommen, zum Beispiel in
der Lunge.

ERKRAN KUNGEN DER ARTERI EN · An den


Wänden der Arterien kann es zu Fett- und
Kalkablagerungen kommen. Das geschieht vor
02 Thrombose allem dann, wenn die Gefäßwände schon vor­
mit sich lösen­
dem Teil des geschädigt sind, zum Beispiel bei Rauchern
Blutgerinnsels oder durch zu hohen Blutdruck. Die Ablagerun­
gen verengen und verhärten die A ­ rterien. Der
durch die Verengung gestiegene Blutdruck
schädigt die spröden und wenig elastischen
Arterienwände weiter. Das kann zu Wuche­
rungen führen, die die Arterien i­ mmer enger
03 Arterio­ machen. Eine solche Erkrankung der Arterien­
sklerose: wände nennt man Arterienver­kalkung oder
A Ablagerung von Arteriosklerose. Bei Arterio­sklerose steigt die
Fetten und
Gefahr, dass die Arterien platzen oder dass sich
Kalk,
B Wucherung der Blutgerinnsel bilden, die die Arterien vollstän­
Arterienwand A B dig verschließen.
151

H ERZI NFARKT UN D SCH LAGANFALL · Beson­ rechts links


ders gefährlich sind Arteriosklerosen in
­Ge­fäßen, die das Herz und das Gehirn mit Blut
Aorta
versorgen. Wenn ein Herzkranzgefäß verstopft
wird, erhält der von ihm versorgte Teil des
Teil des
Herzmuskels kein Blut und damit auch keinen linken
Sauerstoff mehr. Nach kurzer Zeit sterben die Vorhofs

betroffenen Muskelzellen. Man spricht dann rechter


Vorhof
von einem Herzinfarkt. Wenn zu große Berei­
che des Herzens betroffen sind, ist das lebens­
gefährlich, weil das Herz aufhört zu schlagen.
Eine Verengung oder Verstopfung von Blut­
gefäßen im Gehirn führt dazu, dass Nerven­
zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff
versorgt werden. Sie können dann ihre
­Auf­gaben nicht mehr erfüllen. Es kommt zu
­einem lebensbedrohenden Schlaganfall. Wel­
abgestorbener
che F­ olgen ein Schlaganfall hat, hängt davon Bereich 04 Herzinfarkt
ab, w
­ elche Bereiche des Gehirns betroffen sind, (Schema)
wie groß der nicht mehr durchblutete Teil des
Gehirns ist und wie lange der Hirnbereich von
der Blutzufuhr abgeschnitten wurde. Häufig abgestorbener
Gehirnbereich
führt ein Schlaganfall zu schwerwiegenden
Behinderungen, zum Beispiel Lähmungen,
Sprachstörungen oder Beeinträchtigungen des
Sehens. Nicht selten ist er tödlich.

VORBEUGUNG · Die meisten Risikofaktoren


für die Erkrankungen des Herz-Kreislauf-­
Systems mit ihren oft tödlichen Folgen lassen
sich durch eine gesunde Lebensweise ver­
Halsschlagader
meiden. Menschen, die sich viel bewegen, zum (Arterie)
Beispiel regelmäßig Sport treiben, auf eine 05 Schlaganfall
ausgewogene Ernährung mit wenig Fett und (Schema)
Zucker achten und nicht rauchen, können das
Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls
deutlich senken.
2 Erkläre, weshalb ein Herzinfarkt und ein
Schlaganfall tödlich sein können!
1 Beschreibe die Vorgänge im Herz-Kreis­
lauf-System, die zu einer Verstopfung 3 Recherchiere im Internet, wie man er­
von Blutgefäßen des Gehirns oder des kennen kann, ob jemand einen Schlag­
Herzens führen können! anfall erlitten hat!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
E n e r g ie f ü r alle L ebe n sp r o zesse

152

01 Kinder beim
Fußballspielen

Energiebereitstellung durch Zellatmung


Beim Fußballspielen merkst du körperliche Ver­ leicht ertasten, mit welchem Rhythmus das
änderungen: Du schwitzt, bist aus der Puste und Blut durch die Blutgefäße gepumpt wird. Dies
schließlich erschöpft. Was haben diese körper­ bezeichnet man als Puls. Während des Fußball­
lichen Reaktionen mit der Zellatmung zu tun? spiels wird er schneller und kräftiger. Dies
zeigt an, dass das Herz mit jeder Kontraktion
CO2 = Formel für ATEMFREQUENZ UND PULS · Kurz nach Beginn mehr Blut in die Blutgefäße pumpt als in Ruhe.
­Kohlenstoffdioxid des Fußballspiels wird die Atmung schneller. Der Rhythmus des Pulses entspricht dabei der
O2 = Formel für Die Anzahl der Atemzüge pro Minute nennt Anzahl der Herzschläge. Bei völliger körper­
­Sauerstoff man Atemfrequenz. Sie steigt von 16 bis 19 im licher Ruhe beträgt der Puls eines gesunden
H2O = Formel für Ruhezustand auf bis zu 50 an. Zusätzlich ver­ ­Jugendlichen 60 bis 85 Schläge pro M
­ inute. Dies
­Wasser größert sich das Volumen der pro Atemzug ein­ ist sein Ruhepuls. Bei körper­licher Belastung
geatmeten und ausgeatmeten Luft. Am Hand­ kann der Puls Werte von bis zu 190 Schlägen
gelenk oder an der Halsschlagader lässt sich pro Minute erreichen. Dies nennt man den Be­

Energie

Glukose + Sauerstoff Kohlenstoff- + Wasser


dioxid

02 Ablaufschema
und Bruttogleichung C6H12O6 + 6O2 6CO2 + 6H2O
der Zellatmung
153

lastungspuls. Erst einige Zeit nach Ende des mehr Sauerstoff ins Blut. Gleichzeitig schlägt
Fußballspiels nähern sich Atemfrequenz und das Herz pro Minute häufiger, wodurch das
Puls wieder den Ruhewerten an. Blut schneller durch die Blutgefäße fließt. So
erreichen Sauerstoff und Glukose schneller die
ENERGIEBEREITSTELLUNG · Bei einem Fußball­ Muskelzellen.
spiel müssen die Beinmuskeln viel Arbeit ver­ Das bei der Zellatmung entstehende Kohlen­
richten. Dafür benötigen die Muskelzellen stoffdioxid wird beim Ausatmen aus dem Kör­
­Glukose und Sauerstoff. Glukose wird bei der per abgegeben. Es kann durch die größere
Zellatmung in den Mitochondrien unter Sauer­ Fließgeschwindigkeit des Blutes schneller zur
stoffverbrauch in Kohlenstoffdioxid und Wasser Lunge transportiert werden.
umgewandelt. Dabei wird Energie für den Kör­ Während des Fußballspiels ist die Rate der Zell­
per nutzbar. Ein Teil dieser Energie kann von atmung erhöht, wodurch mehr Wärme ent­
den Muskelzellen für die Kontraktion verwendet steht. Die Körpertemperatur steigt und der
werden. In den Muskeln wird die chemische Körper beginnt zu schwitzen. Der Schweiß an
Energie in Bewegungsenergie umgewandelt. der Körperoberfläche verdunstet, sodass Wärme
Ein anderer Teil der Energie, die bei der Zell­ aus dem Innern des Körpers nach außen trans­
atmung entsteht, wird als Wärme abgegeben. portiert und abgegeben wird. Auf diese Weise
Zellatmung findet ständig in den Mitochon­ wird die Körpertemperatur wieder normalisiert.
drien statt. Bei erhöhter Muskeltätigkeit, wie
1 Erläutere die körperlichen Folgen des
beim Fußballspielen, ist der Energiebedarf grö­
­erhöhten Sauerstoffbedarfs in den
ßer. Der Umsatz der Zellatmung ist höher als in
­Muskelzellen!
Ruhe. Hierdurch benötigen die Muskelzellen
mehr Glukose und mehr Sauerstoff als in Ruhe. 2 Erläutere anhand des Schemas in der
Durch die Erhöhung der Atemfrequenz und ­Abbildung 03 die Prozesse zur Energie­
durch tiefere Atemzüge gelangt über die Lunge bereitstellung für die Muskeln!

Herz-
Kohlenhydrate Kreislauf-System Zellatmung

Ernährung
(Verdauungsorgane) Glukose Muskeltätigkeit

mechanische
Sauerstoff Energie
O2
äußere Atmung
(Atmungsorgane) Energie

CO2
thermische
Kohlenstoffdioxid Energie

Wasserausscheidung Erhalt der


(Niere, Haut, Lunge) H2O Körpertemperatur

Wasser Kapillare Muskel Wärmeabgabe

03 Schema zur Energiebereitstellung durch Zellatmung


D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
E n e r g ie f ü r alle L ebe n sp r o zesse

154

IM BLICKPUNKT BIOLOGIE

Zusammenhänge im Stoff- und Energiewechsel von Pflanzen und Tieren

Alle Lebewesen sind aus Stoffen aufgebaut. Sie müssen beispielsweise auf den Energieträger Adenosintriphos­
aus der Umgebung Stoffe aufnehmen, diese um­ phat, kurz ATP, übertragen und so für alle Prozesse zur
wandeln und Stoffwechselendprodukte abgeben. Der Lebenserhaltung und zur Stoffumwandlung nutzbar.
Stoffwechsel ist immer mit der Aufnahme, Umwand­
lung und Abgabe von Energie, also mit einem Energie­ Bei allen heterotrophen Lebewesen wie den Tieren und
wechsel, verbunden. dem Menschen laufen ebenfalls Prozesse des Stoff-
und Energiewechsels ab. Allerdings sind solche Lebe­
Autotrophe Lebewesen wie Pflanzen sind in der Lage, wesen im Gegensatz zu Pflanzen auf die Aufnahme
durch die Fotosynthese aus den energiearmen Stoffen energiereicher organischer Stoffe, sogenannter Nähr­
Kohlenstoffdioxid und Wasser den energiereichen stoffe, angewiesen. Diese werden durch die autotro­
Stoff Glukose herzustellen. Die dafür notwendige phen Organismen hergestellt und über die Nahrungs­
Energie erhält die Pflanze durch die Aufnahme der ketten weiter gegeben.
Lichtenergie, die sie mithilfe von Chlorophyll in che­ Ein Teil der aufgenommenen Nährstoffe wird in kör­
mische Energie der Glukose umwandelt. pereigene Baustoffe umgewandelt. Ein weiterer Teil
Ein Teil der Glukose aus der Fotosynthese dient der dient als Energieträger. Auch in Mitochondrien der
Pflanze als Ausgangsstoff für die Herstellung aller an­ tierischen Zellen wird bei der Zellatmung Glukose ab­
deren Stoffe, aus denen sie besteht. Die Energie für die gebaut. Die chemische Energie wird ebenfalls im ATP
Stoffumwandlungen stammt aus der Zellatmung. Als gespeichert, welches anschließend für alle lebens­
Energiequelle dient ebenfalls Glukose aus der Foto­ erhaltenden Prozesse und den Umbau von Stoffen zur
synthese. Sie wird in den Mitochondrien der Pflanzen­ Verfügung steht. Bei Tieren und dem Menschen wird
zellen wieder vollständig zu Kohlenstoffdioxid und ein Teil des ATPs in den Muskeln in mechanische Ener­
Wasser abgebaut. Die chemische Energie wird dabei gie umgewandelt und ermöglicht so die Bewegung.

Licht
O2 autotropher heterotropher
Organismus Organismus
Aufbau Aufbau
CO2 Fotosynthese körpereigener Verdauung körpereigener
organischer Stoffe organischer Stoffe

H2O Glukose Glukose

O2 Zellatmung ATP O2 Zellatmung ATP

CO2 CO2

Prozesse zur Prozesse zur


H2O Lebenserhaltung H2O Lebenserhaltung

01 Stoff- und Energiewechsel von Pflanzen und Tieren


M AT E R I A L

155

Material A Zusammenwirken von Organsystemen


A2 Im Sportunterricht steht ein
Atmungssystem
1 000 m Lauf an. Die Muskeln
­unseres Bewegungssystems
CO2 ­benötigen dafür viel Energie.
­Benenne und erläutere den
­Prozess, der dafür zuständig ist!

A3 Begründe, warum die unterschied-


lichen O­ rgansysteme bei körper­
Glukose licher A
­ nstrengung ihre Aktivität
steigern ­müssen!

A4 Nach längerer körperlicher


­Aktivität benötigt unser Körper
A1 Übertrage das Schema in deinen Energie, Verdauung, Sauerstoff, neue „Energie“ durch Nahrung.
Hefter, ergänze folgende Begriffe: Niere, Atmung, Wasser! Begründe!

VERSUCH B Fitness
B1 Stelle die Messwerte der Jugend­
Zeit in Minuten Herzschläge pro Minute lichen mit unterschiedlichen Far-
Jugendlicher 1 Jugendlicher 2 Jugendlicher 3 ben in einem Liniendiagramm dar!
Zeitpunkt „0“ 75 56 85
­(Ruhepuls) B2 Beschreibe das Diagramm und die
nach 3 min Belastung 120 100 140 Kurvenverläufe!
(Belastungspuls)
B3 Begründe, welche der Kurven für
nach 3 min Pause 95 65 120
­(Erholungspuls) ­einen trainierten und welche für
­einen untrainierten Jugendlichen
Bei Steigerung der körperlichen Akti- Dazu misst man den Erholungspuls zu gilt!
vität schlägt das Herz schneller. Dies einer bestimmten Zeit nach Ende der
B4 Miss deinen Ruhepuls und mache
lässt sich feststellen, wenn man den Belastung. Je größer die Differenz ist,
dann in schneller Folge drei
Puls fühlt. Die Anzahl der Herzschläge desto besser ist das Herz-Kreislauf-
­Minuten lang Kniebeugen! Miss
pro Minute wird als Herzfrequenz System an körperliche Belastungen
­un­mittelbar danach deinen Belas-
­bezeichnet. Bei körperlichem Ruhe­ angepasst und desto besser ist die
tungspuls und nach drei Minuten
zustand spricht man von Ruhepuls, ­Fitness.
Pause deinen Erholungspuls! Trage
während einer körperlichen Belastung
Auch die Atmung ändert sich in deine Daten in das Diagramm
von Belastungspuls. Nach Beendigung
­Abhängigkeit von der körperlichen von Aufgabe A1 ein und beurteile
einer körperlichen Belastung sinkt die
­Aktivität. deinen Trainingszustand!
Herzfrequenz wieder. Sie wird als
­Erholungspuls bezeichnet. Die Diffe- Durch das Zusammenwirken von B5 Beobachte parallel zu den Messun-
renz zwischen dem Belastungspuls ­Organen und Organsystemen kann gen in Aufgabe B4 deine Atmung
und dem Erholungspuls gibt an, wie unser Körper auf veränderte Belas­ und erkläre die registrierten Ver-
schnell sich das Herz von der Belas- tungen reagieren. änderungen!
tung wieder erholt.
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au ss c heid u n g vo n S t o f f e n

156
Nierenkapsel

Nierenrinde

Nierenmark

Nierenpyramide

Nierenarterie

Nierenvene

Nierenbecken

Harnleiter
A

01 Die Niere
A Modell
B Schema B

Die Niere – ein Ausscheidungsorgan


Jeder Mensch besitzt zwei Nieren. Die etwa BAU DER N I ERE · Nieren sind etwa elf Zenti­
faustgroßen, bohnenförmigen Organe liegen meter lang, fünf Zentimeter breit und drei Zen­
im oberen Lendenbereich beiderseits der timeter dick. Sie zeigen im Längsschnitt einen
­Wirbelsäule. Täglich wird die gesamte Blut­ schichtartigen Aufbau: Die dunklere Nieren­
menge ungefähr 300 mal durch die Nieren rinde umschließt das hellere Nierenmark. Sie
­geleitet. Dabei wird das Blut gereinigt. Wie ist insgesamt von einer Bindegewebshaut um­
­geschieht das? geben. Nierenrinde und Nierenmark sind durch
pyramidenförmige Strukturen miteinander ver­
Nierenvene zahnt. Diese enden in einem Hohlraum, dem
Nierenarterie
Nierenbecken. Hier hat der Harnleiter seinen
Niere Ursprung. In diesen Bereich führt auch die
Nierenarterie in die Niere hinein und die
­
­Nierenvene aus der Niere heraus.
untere Hohlvene

Bauchschlagader FUN KTION EN DER N I ERE · Die Hauptaufgabe


der Niere besteht in der Ausscheidung von Ab­
Harnleiter
fallprodukten des Stoffwechsels. Dazu gehören
Harnblase unter anderem Harnstoff und Harnsäure. Da
diese Stoffe über den Blutkreislauf in die
­Nieren transportiert werden, spricht man auch
02 Lage der Nieren im Körper davon, dass die Nieren das Blut reinigen. Die
157

ausgeschiedenen Stoffe werden mit dem Harn Arterie Kapillaren Sammel-


röhrchen
über die Harnblase entsorgt. Blut mit Blutzellen
Durch Zurückhaltung oder Abgabe von Wasser und Bluteiweiß
und darin gelösten Mineralstoffen regulieren Blut
die Nieren auch den Wasser­ und Mineral­
stoffhaushalt des Körpers. Dies beeinflusst Nieren-
die Zusammensetzung der Blutflüssigkeit, was körperchen
sich indirekt auch auf den Blutdruck auswirkt.
Außerdem produzieren die Nieren Hormone.
Sie sind unter anderem für die Blutdruck­
regulation oder die Blutzellbildung wichtig.

Nierenkanälchen
DAS N EPH RON  · Die Reinigung des Blutes in
den Nieren erfolgt in mehr als einer Million
gleichen Bauteilen, den Nephronen. Ein Neph­ Abfallprodukte

ron setzt sich aus dem Nierenkörperchen, das Wasser


in der Nierenrinde liegt, und dem Nieren­
Vitamine
kanälchen, das sich zu großen Teilen im
Mineralstoffe
­Nierenmark befindet, zusammen. Das Nieren­ Primärharn
körperchen besteht aus einem etwa 0,25 Milli­ Traubenzucker Endharn
meter großen Säckchen. In dieses führt eine
kleine Arterie hinein und gliedert sich in viele N I EREN ERKRAN KUNGEN · Wenn im Harn ge­ 03 Funktionsweise
kleine Kapillaren auf. Die Kapillaren vereinigen löste Stoffe auskristallisieren, entstehen Nieren­ des Nephrons

sich zu einer herausführenden Arterie. An den steine. Werden die Kristalle so groß, dass sie
Kapillaren tritt Wasser mit allen darin gelösten den Harnleiter verstopfen, können sie zu Harn­
Stoffen aus dem Blut in das Nierenkörperchen stau führen, was mit stechenden Schmerzen
aus. Blutzellen und Bluteiweiß bleiben in den verbunden ist. Die wichtigste Vorbeugungs­
Kapillaren. Dadurch ist die Blutmenge in der maßnahme besteht darin, ausreichend viel zu
abführenden Arterie kleiner als in der zu­ trinken.
führenden. Der Vorgang heißt Filtration. Diese Krankheitserreger, die über Harnröhre, Harn­
winzigen Arterien gliedern sich dann noch­ blase und Harnleiter in das Nierenbecken ge­
mals in Kapillaren auf, die die Zellen der Niere langen, können dort eine Entzündung hervor­
mit allem Nötigem versorgen und vereinigen rufen. Eine solche Nierenbeckenentzündung
sich letztendlich zur Nierenvene. kann die Nierenfunktion beeinträchtigen.
Bei der Filtration entsteht Primärharn, der Zum Leben reicht die Leistung einer Niere völlig
neben Abfallprodukten auch viel Wasser,
­ aus. Sollten jedoch beide erkrankt sein oder gar
­Mineralstoffe, Vitamine und Traubenzucker versagen, kommt es zu schweren Erkrankungen,
enthält. Diese Stoffe werden von den Nieren­ die lebensbedrohlich sein können.
kanälchen wieder zurück in das Blut trans­
portiert. Durch den Rücktransport entstehen
1 Beschreibe den Aufbau der Niere und
aus täglich etwa 170 Litern Primärharn ein bis
nenne Funktionen ihrer Teile!
zwei Liter Endharn.
Die Nierenkanälchen leiten den Endharn über 2 Erkläre den Begriff Ausscheidung mit­
Sammelröhrchen in das Nierenbecken. Von dort hilfe der Begriffe Filtration und Rück­
gelangt er über den Harnleiter in die Harnblase. transport!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
Au ss c heid u n g vo n S t o f f e n

158

IM BLICKPUNKT MEDIZIN

Dialyse und Organtransplantation

DIALYSE · Bei einem Nierenversagen ist die Niere


nicht mehr in der Lage, die Abfallprodukte des Stoff­
wechsels, zum Beispiel Harnstoff, mit dem Urin aus
dem Körper auszuscheiden. Es kommt zu Vergiftungen
des Körpers. Dies kann ohne medizinische Behand­
lung zum Tod des Patienten führen.
Ärzte versuchen daher, durch eine künstliche Blut­
wäsche, die Dialyse, sozu­sagen das Blut von den Ab­
fallstoffen zu reinigen. Das Dialysegerät ist am Blut­
kreislauf des Patienten an­geschlossen und entzieht
dem Blut die Abfallstoffe. Der Patient muss dafür
mehrmals in der Woche in mehrstündigen Sitzungen
01 Dialysegerät mit dem Gerät verbunden werden.

TRANSPLANTATIONSMEDIZIN · Oft reicht die Dialyse


Blutzufluss bei fortgeschrittenem Nierenversagen nicht aus, um
das Leben der Patienten zu retten. Nur eine gesunde
Dialyse- Niere kann helfen.
Pumpe flüssigkeit
Die Verpflanzung von Zellen, Geweben, Organen oder
Dialyse-
gerät
Körperteilen in den Körper eines Empfängers nennt
man Transplantation. In Deutschland gibt es Trans­
Dialyse- plantationszentren, in denen speziell ausgebildete
flüssigkeit
Ärztinnen und Ärzte Transplantationen häufig aus­
Schlauch Blutausgang
führen. Das Verfahren ist dort inzwischen medizinischer
Alltag. Nach Angabe der Deutschen Stiftung für Organ­
02 Dialyse (schematisch) transplantation werden pro Jahr etwa 4000 Organe
übertragen. Davon bilden Nierentransplantationen
mit rund 65 Prozent den Hauptanteil.
kranke Nieren

ORGANSPEN DE · Im Jahr 2015 warteten in Deutsch­


land etwa 10 200 Menschen auf ein Organ, davon
transplan- Harnleiter 7530 auf eine Niere. Hat ein Spender eine schriftliche
tierte Genehmigung zur Organspende abgegeben, dürfen
Niere
seine Organe erst nach eindeutig festgestelltem Hirn­
tod entnommen werden. Eine Alternative zu dieser
Harnleiter Organspende nach dem Tod ist die Lebendspende
Harnblase
­einer Niere.

1 Finde Argumente für und gegen einen Organ­


03 Transplantierte Niere spendeausweis!
M AT E R I A L

159

Material A Gesunderhaltung des Nieren- und Harnsystems


A1 Ordne die in den Abbildungen 1
bis 7 dargestellten Stoffe und Ver-
haltensweisen nach ihrer positi-
ven oder negativen Wirkung auf
unsere Ausscheidungsorgane!

1 A2 Begründe deine Zuordnung!


2
A3 Leite Regeln zum Schutz deines
Nieren- und Harnsystems ab!

5
6

Material B Leistungen der Nieren

Produktion von Hormonen

Stoffwechselprodukte
wie Harnstoff

Filterung
des Blutes
Ausscheidung Giftstoffe

Salze (Regulierung des


Mineralstoffhaushalts)

Regulierung des
Wasserhaushalts

B1 Fasse alle in der Abbildung dar­ B2 Erläutere mögliche Folgen für den B3 Begründe, warum eine Dialyse
gestellten Aufgaben der Niere Organismus bei einer Störung der ­eine gesunde Niere nicht voll­
­zusammen! Nierentätigkeit! ständig ersetzen kann!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
E r s t e H il f e

160

01 Rettungskräfte an
einer Unfallstelle

Erste Hilfe bedeutet Leben retten


Ferienzeit ist Reisezeit. Viele Menschen sind auf ben. Ganz wichtig: Zuerst wird die Unfallstelle
verkehrsreichen Autobahnen unterwegs. Leider gesichert, zum Beispiel durch das Aufstellen
ereignen sich trotz zunehmend sicherer Fahr­ des Warndreiecks. In Abhängigkeit der Ge­
zeuge schwere Unfälle, bei denen Personen zu schwindigkeit des Verkehrs soll es in der Stadt
Schaden kommen. Helfen ist in diesen Situatio­ 50 Meter, auf der Landstraße 100 Meter und
nen eine der wichtigsten Aufgaben. Doch wie auf der Autobahn 200 Meter vom Unfallort
helfe ich richtig? entfernt aufgestellt werden. Von enormer Be­
deutung ist das Absetzen eines Notrufs über
R I C H T I G E S  V E R H A LT E N  A N  D E R UNFA L L ­ Handy oder an einer Notrufsäule. So können
STELLE · Jeder Jugendliche und Erwachsene schnell Rettungskräfte wie Notarzt oder Feuer­
sollte in der Lage sein, an einer Unglücksstelle wehr zu einer Unfallstelle gerufen werden.
Erste Hilfe zu leisten. Dabei müssen jedoch
Grundsätze eingehalten werden, um nicht sich Sofern Verletzte aus dem Gefahrenbereich ge­
selbst oder Betroffene zu gefährden. Es muss rettet werden müssen, können dabei auch
also zunächst auf ausreichenden Eigenschutz mehrere Helfer zusammenwirken.
geachtet werden. Jetzt gilt es die Basismaßnahmen der Ersten
Das Tragen einer reflektierenden Warnweste Hilfe einzuleiten, zum Beispiel Maßnahmen
ist deshalb an der Unglücksstelle vorgeschrie­ zur Wiederbelebung oder zur Wundversorgung.

Polizeilich erfasste Unfälle 2014 (Quelle: Statistisches Bundesamt)


Unfälle insgesamt Verunglückte Personen
02 Unfallstatistik Gesamt Leicht verletzte Schwerverletzte Getötete
auf deutschen 2 406 685 392 912 321 803 67 732 3 377
Straßen
161

BASISMASSNAHMEN DER ERSTEN HILFE · Dazu Bewusstsein Atemfunktion


gehören die Kontrolle der wichtigsten Lebens­
→ Ist der Verletzte → Sind Atembewe-
funktionen Bewusstsein, Atmung und Herz- ansprechbar? gungen sichtbar/
Kreislauf-System, die man Vitalfunktionen hörbar/fühlbar?

nennt. Bereits nach drei Minuten Herzstill­ Vitalfunktionen


stand wird das Gehirn nicht mehr ausreichend
mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt, was
zu schweren Hirnschäden führen kann. Herz-Kreislauf-System
03 Vitalfunktionen
→ Kannst du den Puls ertasten? des Körpers

HERZ-LUNGEN-WIEDERBELEBUNG · Ist die ver­


unglückte Person bewusstlos und ist auch keine
regelmäßige, selbstständige Atmung feststell­
bar, beginnen die Ersthelfer nach dem Notruf
sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Dreißig kräftige Herzdruckmassagen wechseln
mit zwei Atemspenden, bis der Rettungsdienst
eintrifft. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung 04 Herzdruck­
gewährleistet. massage

ERWEITERTE MASSNAHMEN DER WI EDERBE-


LEBUNG · Unterstützt werden kann die Herz-
Lungen-Wiederbelebung durch den Einsatz
­eines Automatisierten Externen Defibrillators
(AED). Das automatische Menü weist den
­Helfer in den Gebrauch ein und unterstützt
den Erfolg der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
In vielen öffentlichen Gebäuden sind bereits
AED verfügbar. 05 AED

UNTERLASSEN E H I LFELEISTUNG  · Ersthelfer


kann jeder sein, denn schon der Notruf kann
Leben retten. Nur unterlassene Hilfeleistung ist
strafbar. Das Bilden einer Rettungsgasse auf
Autobahnen hilft, dass die Rettungskräfte den
Unfallort schnell erreichen. Zunehmend ge­
fährden aber auch Schaulustige die Rettungs­
maßnahmen an den Unfallstellen, was zu wei­ 06 Unfallstelle mit
teren Unfällen führen kann. Schaulustigen

1 Beschreibe das Zusammenwirken der 2 Werte die Unfallstatistik der Abbildung 02


Rettungskräfte in Abbildung 01. Be­ aus! Erläutere, warum Kenntnisse der
gründe, weshalb ein korrekter Notruf Ersten Hilfe Voraussetzung für den
entscheidend für die Rettung der Ver­ ­Führerscheinerwerb sind!
unglückten ist!
D e r M e n s c h – S t o f f - u n d ­E n e r g ie w e c hsel
E r s t e H il f e

162

VERSORGUNG OFFEN ER WUN DEN · Offene


Wunden bergen das Risiko des Blutverlustes
sowie der Infektion mit Krankheitserregern.
Blutende Wunden sollen durch keimfreie Ver­
bände versorgt werden. Bei stark blutenden
Wunden helfen Druckverbände. Erste­Hilfe­
07 Inhalt eines Kästen enthalten die wichtigsten Verbands­
Erste-Hilfe-Kastens materialien.

VERSTAUCHUNGEN UND KNOCH EN BRÜCH E ·


Werden Gelenke extrem überdehnt, kann es
zu Verstauchungen mit starken Schmerzen
und Bewegungseinschränkungen kommen.
Gleiches gilt für Knochenbrüche. Stützver­
bände und Bandagen bei Verstauchungen
­sowie Schienen bei Knochenbrüchen sorgen
als Maßnahmen der Ersten Hilfe für die Ruhig­
08 Knochenbruch:
stellung der Verletzungen. Bei komplizierten
A Bruch des Unter­
schenkels, Verletzungen ist oft auch eine Operation er­
B mit Schiene A B forderlich.

Verbrennungen der menschlichen Haut ERSTE H I LFE BEI VERBRENNUNGEN  · Leichte


Verbrennungen oder Verbrühungen können
1. Grades Rötung und Schwellung der Haut,
Schmerzen, Haut heilt vollständig unter fließendem, nicht zu kaltem Wasser ge­
kühlt werden. Bei großflächigen, schweren
2. Grades Blasenbildung und starke
­Schmerzen, Haut heilt, aber Verbrennungen besteht Lebensgefahr. Der
­Narbenbildung möglich Notarzt muss alarmiert werden. Die betroffene
3. und 4. große Blasen und Nekrosen, keine Person muss vor Unterkühlung geschützt wer­
09 Verbrennungen Grades Schmerzen, keine Selbstheilung,
der menschlichen den. Dazu kann eine Rettungsdecke verwendet
Transplantationen
Haut werden.
griechisch:
nekrosis VORSICHT ÄTZEN D! · Der Umgang mit ätzen­
= abgestorbenes
­Gewebe den Stoffen wie Säuren und Basen birgt Risi­
lateinisch: ken. Trotz sorgfältiger Handhabung kann es zu
transplantare Unfällen kommen. Bei Verätzungen müssen
= verpflanzen
die betroffenen Hautabschnitte mit klarem
Wasser gründlich gespült werden. Sollten die
Augen betroffen sein, wird ebenfalls ausgiebig
gespült. Anschließend wird ein keimfreier Ver­
band angelegt.

3 Beschreibe den Inhalt eines Erste-Hilfe-


Kastens! Begründe, weshalb blutende
10 Gefahrensymbol Wunden durch keimfreie Verbände ge­
(GHS) ätzender Stoffe stoppt werden müssen!
M AT E R I A L

163

Material A Situationsgerechtes Handeln – Stabile Seitenlage


1. 2. Die Abbildung zeigt das schrittweise
Vorgehen des Helfers und die Endposi-
tion. Anschließend kontrolliert der
Helfer fortlaufend die Atemfunktion
des Verletzten. Durch den Einsatz einer
Rettungsdecke kann der Verletzte vor
Unterkühlung geschützt werden.
3. 4.
A1 Beschreibe das Vorgehen des
­Helfers beim Lagern des Verletzten.
Notiere wichtige Stichpunkte!

A2 Wendet eure Beschreibung in


­einer Partnerübung an, um die
­Lagerung in der stabilen Seiten­
lage zu üben!

A3 Erkläre die notwendigen Hand­


Der Ersthelfer überprüft am Unfallort Verletzter ohne Bewusstsein, verfügt
lungen des Helfers, falls die
die lebenswichtigen Funktionen, das aber über eine eigenständige, aus­
­Atmung beim Verletzten unregel-
Bewusstsein, die Atemfunktion sowie reichende Atmung, wird er in der
mäßig wird oder ausfällt!
die Herz-Kreislauf-Funktion. Ist ein ­stabilen Seitenlage gelagert.

Material B Der Notruf 112


Umfang Rettungskräfte an die Unfall-
stelle geschickt werden. Gleichzeitig
wird immer auch die Polizei infor-
miert.

Die Rufnummer 112 soll künftig euro-


paweit einheitlich als Notrufnummer
gelten.
A B
B1 Erläutere, welche Informationen
Angabe der 5 W: sich hinter den einzelnen „W“ des
a a WO? Notrufs verbergen!
a a WAS?
B2 Begründe, warum das Warten auf
a a WELCHE (Art der Verletzungen)?
Rückfragen der Rettungsleitstelle
a a WIEVIEL?
sehr wichtig ist!
a a WARTEN!
B3 Positioniere dich zum immer
C D
­wieder stattfindenden Missbrauch
Unter der Notrufnummer 112 erreicht dienst und die Feuerwehr. Nach ein- der Notrufnummer 112!
man in Deutschland die integrierten gegangenem Notruf entscheiden die
Rettungsleitstellen für den Rettungs- Mitarbeiter der Leitstelle, in welchem
Ü B E R P R Ü F E D E I N GRUN DW I S S E N  DER MENSCH – STOFF- UND ENERGIEWECHSEL

164

A Aufnahme von Stoffen 12 das Schlüssel-Schloss-Prinzip am Beispiel


der Maltase mithilfe einer beschrifteten
Skizze beschreiben? (Seite ���)

13 ein Versuchsprotokoll zur Wirkungs­


weise von Enzymen erstellen? (Seite 120
sowie Seite 122 und 123)

14 die Verdauung von Eiweißen und Fetten


erläutern? (Seite 124 bis 126)

15 die Funktion und den Wirkungsort


Kann ich … der verschiedenen Verdauungsenzyme
nennen? (Seite 129)
1 den Bau von Fetten, Eiweißen und ver­
16 den Weg der Luft beim Einatmen
schiedenen Kohlenhydraten beschreiben
­beschreiben? (Seite 130)
und modellhaft zeichnen? (Seite 136
und 137) 17 den Bau der Lunge beschreiben?
(­ Seite 131 und 132)
2 beschreiben, welche Aufgaben Kohlen­
hydrate, Fette und Eiweiße im Körper 18 die Vorgänge bei der Brust- und Bauch­
des Menschen haben? (Seite ��6 und ���) atmung erklären? (Seite 131 sowie
­Seite 136 und 137)
3 die Funktion von Vitaminen, Mineral­
stoffen und Ballaststoffen beschreiben? 19 den Gasaustausch in der Lunge erläutern?
(Seite ��8) (Seite 132)

4 je einen Versuch erläutern, mit dem man 20 Maßnahmen zur Gesunderhaltung der
Glukose, Stärke, Fette und Eiweiße nach­ Atmungsorgane begründen? (Seite 133)
weisen kann? (Seite ��� bis ���)
21 am Beispiel der Lunge die Arbeit mit
6 erläutern, wie man eine ausgewogene ­Modellen erläutern? (Seite 136 und 137)
Ernährung erreichen kann? (Seite ���
bis ���)
B Stofftransport im Körper
7 die Begriffe Grund- und Leistungsum­
satz erläutern? (Seite ���)

8 verschiedene Formen der Essstörungen


beschreiben? (Seite ��6 bis ��8)

9 die Verdauung von Kohlenhydraten im


Mund und im Dünndarm miteinander
vergleichen? (Seite ��� und ���)

10 das Prinzip der Oberflächenvergrößerung


am Beispiel des Dünndarms erklären? Kann ich …
(Seite ���)
1 die Zusammensetzung des Blutes be­
11 die Arbeitsweise eines Enzyms am Bei­ schreiben und den Blutbestandteilen
spiel der Amylase erläutern? (Seite ���) Funktionen zuordnen? (Seite 138 bis 140)
165

2 den Vorgang der Blutgerinnung be­ D Ausscheidung von Stoffen


schreiben? (Seite 140)

3 ein vereinfachtes Schema des Blut­


kreislaufs skizzieren und beschriften?
(Seite 142 und 143)

4 Unterschiede in Bau und Funktion


von Venen, Arterien und Kapillaren
­beschreiben? (Seite 144)

5 den Bau des Herzens als beschriftete Kann ich …


Schemazeichnung darstellen? (Seite 148)
1 den Bau der Niere beschreiben und die
6 die Tätigkeit des Herzens erläutern? Teile und ihre Funktion nennen?
­(Seite 146 bis 148) ­(Seite 156 und 157)

7 Beispiele für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2 die Aufgaben der Nieren nennen und da­
nennen und erläutern? (Seite 150 bis 151) raus ableiten, welche Folgen eine einge­
schränkte Nierentätigkeit hat? (Seite 156
bis 158)
C Energiebereitstellung
3 Maßnahmen zur Gesunderhaltung der
Nieren erläutern? (Seite 157)

E Erste Hilfe

Kann ich …

1 das Prinzip der Zellatmung beschreiben?


(Seite 153)

2 die Veränderung von Puls und Atmung


bei sportlicher Tätigkeit beschreiben? Kann ich …
(Seite 152 und 153)
1 das richtige Verhalten an einer Unfallstelle
3 anhand eines Schemas die Energiebereit­ beschreiben und begründen? (Seite 160)
stellung durch Zellatmung beschreiben?
2 Basismaßnahmen der ersten Hilfe nennen
(Seite 153)
und beschreiben? (Seite 161 und 162)
4 Anpassungen von Atmung und Herzfre­
3 Unfallstatistiken auswerten und unter
quenz beim Sport begründen? (Seite 153)
Nutzung der Zahlen begründen, dass
5 Zusammenhänge im Stoff- und Energie­ Kenntnisse der Ersten Hilfe Voraus­
wechsel von Pflanzen und Tieren er­ setzungen zum Erwerb des Führer­
läutern? (Seite 154) scheins sind? (Seite 160 und 161)
BILDQUELLENVERZEICHNIS

264

Titelbild: F1online 3.li: imago 3.re-ob: F1online / Radius Images 3.re-unt:


mauritius images / imageBROKER / Hans Lang 4.li: Shutterstock / Kamil
Macniak 4.re: Shutterstock / wavebreakmedia 5.li: mauritius images /
Photo Alto 5.re: Cornelsen / Volker Minkus 103.1: Shutterstock / Kamil
Macniak 104.1: mauritius images / imagebroker / Creativ Studio Heinemann
105.3, 105.4, 105.5: Volker Minkus, Isernhagen 106.6: mauritius images /
FOODFOLIO 110.1: mauritius images / Alamy 113.MatB-A: Fotolia / M.studio
113.MatB-B: Fotolia / Robert Neumann 115.2A: picture-alliance / dpa 115.2B:
Shutterstock / CURAphotography 116.3: Mauritius Images / Alamy / David
Robinsono 118.1: Fotolia / cosma 124.1: Fotolia / exclusive-design 130.1:
Fotolia / Andrii Iurlov 131.4: Science Photo Library / Gschmeissner, Steve
135.MatD: Minkus, Volker, Isernhagen 135.MatE: InfraTec GmbH 135.MatF:
Fotolia / Rumkugel 137.3: Minkus, Volker, Isernhagen 138.1: Shutterstock /
yod00 139.3: Okapia / NAS / Biophoto Associates 139.4A: Agentur Focus /
eye of science / Meckes / Ottawa 139.4B: Okapia / NAS / Stem Jems 140.5A:
mauritius images / Alamy 140.5: Science Photo Library / Nishinaga, Susumu
141.MatA: Shutterstock / Lisa S. 141.MatC: Shutterstock / Pavel L Photo and
Video 142.1: picture-alliance / Royal Press / A. Nieboer 146.1: Fotolia / Ale­
xander Raths 146.2: Fotolia / Sebastian Kaulitzki 152.1: mauritius images /
Lumi images 156.1A: TopicMedia / imageBROKER / Martin Schrampf
158.1: Shutterstock / Picsfive 159.MatA-1: Fotolia / underdogstudios
159.MatA-2: Fotolia / Kaiya_Rose 159.MatA-3: Shutterstock / Jorg Hackemann
159.MatA-4: Fotolia / Pixelot 159.MatA-5: Shutterstock / PHILIPIMAGE
159.MatA-6: Shutterstock / Africa Studio 159.MatA-7: Shutterstock /
Lewzstock 160.1: ddp images 161.4: mauritius images / Alamy / INSADCO
Photography 161.5-li: PantherMedia / Marko Beric 161.5-re: Mauritius
Images / Alamy / INSADCO Photography 161.6: action press / TRAX 162.7:
actionpress / die bildstelle / PICTUREDESK.COM 162.8: mauritius images /
imageBROKER / Jochen Tack 162.10: Fotolia / wladi 163.MatB-A: mauritius
images / imageBROKER / Bodo Schieren 163.MatB-B: Shutterstock /
Georgejmclittle 163.MatB-C: mauritius images / imageBROKER / Bodo
Schieren 164.A: mauritius images / imagebroker / Creativ Studio Heinemann
164.B: Shutterstock / yod00 165.C: mauritius images / Lumi images 165.D:
Fotolia / psdesign1 165.E: mauritius images / Alamy / INSADCO Photography
Biosphäre7|8
Sachsen-Anhalt

ISBN 978-3-06-011705-5

,!7ID0G0-bbhaff!

Das könnte Ihnen auch gefallen