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Aktuelle Forschungen

zu Kriegsbeuteopfern und Fürstengräbern


im Barbaricum
SCHRIFTEN DES ARCHÄOLOGISCHEN LANDESMUSEUMS

Ergänzungsreihe

Band 4

Herausgegeben vom Archäologischen Landesmuseum


in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen,
dem Dänischen Nationalmuseum
und dem Moesgård Museum
durch Claus von Carnap-Bornheim,
Per Kristian Madsen
und Jan Skamby Madsen
Aktuelle Forschungen
zu Kriegsbeuteopfern und Fürstengräbern
im Barbaricum

Herausgegeben von
Angelika Abegg-Wigg und Andreas Rau

Internationales Kolloquium
unterstützt durch Carlsbergfondet

Schleswig 15.–18. Juni 2006

Wachholtz Verlag
Das Kolloquium und die Drucklegung wurden durch das Dänische Nationalmuseum und das Moes-
gård Museum im Rahmen des Carlsbergfondet-Projektes „Jernalderen i Nordeuropa“ sowie durch
das vom Europäischen Sozialfonds geförderte Projekt „Zwischen Thorsberg und Bornstein“ (III
ASH2000/31/30405) unterstützt.

ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM
STIFTUNG SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE LANDESMUSEEN
IN DER

DÄNISCHES NATIONALMUSEUM

MOESGÅRD MUSEUM

CARLSBERGFONDET

EUROPÄISCHE UNION
EUROPÄISCHER SOZIALFONDS

ISBN 978-3-529-01874-9

Redaktion: Angelika Abegg-Wigg, Christian Radtke, Andreas Rau

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, insbesondere für Vervielfältigungen, der Einspeisung und Verarbeitung
in elektronischen Systemen sowie der photomechanischen Wiedergabe und Übersetzung vorbehalten.

Wachholtz Verlag, Neumünster 2008


Inhalt

Vorwort ........................................................................ 7

Claus von Carnap-Bornheim und Jørgen Ilkjær


„Jernalderen i Nordeuropa“ und „Zwischen Thorsberg und Bornstein“ –
Archäologische Forschung im internationalen Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Kriegsbeuteopfer: Funde, Befunde, Interpretationen

Jørgen Ilkjær
Die Funde aus Illerup Ådal – Der Stand der Forschung im Jahr 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Nina Lau
Zügelkettenzaumzeuge der jüngeren und späten Römischen Kaiserzeit –
Neue Untersuchungen zu Typen, Verbreitung, Herkunft und Datierung . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Ruth Blankenfeldt
Das gebogene Blech aus dem Thorsberger Moor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Suzana Matešić
Militaria im Thorsberger Moorfund – Zeugnisse römisch-germanischer Kontakte . . . . . . . . 85

Thomas Fischer
Bemerkungen zum so genannten Gesichtshelm aus Thorsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Per Ole Schovsbo


Der Moorfund von Tranbær – Forschungen zu den Wagen aus der
älteren Eisenzeit in Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Xenia Pauli Jensen


Vimose revisited – Perspectives and preliminary Results . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

Andreas Rau
Zwischen Südjütland und Nordgallien – Ausrüstungen elitärer Krieger
der frühen Völkerwanderungszeit aus dem Nydam mose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Rasmus Birch Iversen


Fourth and Fifth Century War Booty from Kragehul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

Anne Nørgård Jørgensen


The Porskjær Weapon Sacrifice – Introduction and preliminary Results . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

Kriegsbeuteopfer: Analysen von Materialarten

Susan Möller-Wiering
Die Textilien aus Illerup Ådal – erste Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
Julia Gräf
Die Lederfunde aus dem Thorsberger Moor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Florian Westphal
Holzartefakte aus kaiserzeitlichen Opfermooren –
Neues zu den Altfunden aus Thorsberg und Nydam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231

Fürstengräber der Römischen Kaiserzeit

Hans-Ulrich Voß
Zwischen Vannius-Reich und Vimose – Die elitären Krieger von Hagenow . . . . . . . . . . . . . . 253

Angelika Abegg-Wigg
Zu den Grabinventaren aus den „Fürstengräbern“ von Neudorf-Bornstein . . . . . . . . . . . . . . 279

Matthias Becker
Der Fürst von Gommern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

Keltische, römische und germanische Schlachtfelder und Opferpraktiken

Jon C. N. Coulston
Immortalising Victory: Votive Weapon Depositions in northern Europe
and the Roman Empire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

Jean-Louis Brunaux
Das Tropaion und Denkmal von Ribemont-sur-Ancre –
Von der keltischen Schlacht bis in die Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

Susanne Wilbers-Rost
Kalkriese – Überlieferungsbedingungen für Militärausrüstung
auf einem römisch-germanischen Schlachtfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Achim Rost
Plünderungsprozesse auf Schlachtfeldern – Neue Aspekte auch für Kriegsbeuteopfer? . . . . 355

Ulla Lund Hansen


Zusammenfassende Anmerkungen zum Internationalen Kolloquium
„Aktuelle Forschungen zu Kriegsbeuteopfern und Fürstengräbern im Barbaricum“ . . . . . . 363

Teilnehmerverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
Vorwort
Selbst mehr als 150 Jahre nach der Entdeckung der ersten großen Kriegsbeuteopfer in Jütland um die
Mitte des 19. Jahrhunderts besteht bezüglich dieser Fundgruppe immer noch grundlegender For-
schungsbedarf. Fanden die außerordentlich gut erhaltenen und variantenreichen Materialien nach den
vorbildlichen Publikationen Conrad Engelhardts schnell Eingang in die internationale Fachliteratur,
so blieben die Interpretation und historische Einordnung sowie die damit verbundenen übergeordne-
ten methodischen Fragestellungen oftmals unbearbeitet und vernachlässigt. Diese Situation änderte
sich mit den gut dokumentierten Grabungen in Ejsbøl, Illerup und Nydam, die seit der Mitte des 20.
Jahrhunderts mit großem Erfolg durchgeführt und dokumentiert wurden. Deutlicher als zuvor muss-
ten aber nun zunächst die Fundverhältnisse selbst analysiert werden, um überhaupt zur sicheren chro-
nologischen Einordnung des Materials zu gelangen.
Das große Forschungsprojekt „Jernalderen i Nordeuropa – 400 f.kr. til 600 e.kr.“, das – vom Carls-
bergfondet finanziert – durch das Nationalmuseet København, das Moesgård Museum und das Ar-
chäologische Landesmuseum in Schleswig getragen wird, widmet sich von 2004 bis 2009 in einem weit
verzweigten Forschungsnetzwerk dieser Grundlagenforschung. Der Arbeitsprozess erfordert eine
Vielzahl von Zwischenschritten, wie sie mit diesem Konferenzband belegt werden. Er enthält 20 zum
Druck überarbeitete Vorträge von insgesamt 25, die anlässlich des internationalen Kolloquiums „Ak-
tuelle Forschungen zu Kriegsbeuteopfern und Fürstengräbern im Barbaricum“ vom 15.–18. Juni 2006
im Archäologischen Landesmuseum auf Schloß Gottorf in Schleswig gehalten wurden. Ein weiterer
Beitrag (U. Lund Hansen) fasst die Vorträge und Ergebnisse des Kolloquiums zusammen. Mitaufge-
nommen in den Band wurde zudem der Aufsatz von J. Coulston, der aus einem während der Tagung
vorgetragenen zusammenfassenden Kommentar entstanden ist.
Zusammen mit den Referenten kamen rund 100 Teilnehmer aus neun europäischen Ländern und den
USA nach Schleswig, um aktuelle Fragestellungen und Perspektiven des deutsch-dänischen For-
schungsvorhabens „Jernalderen i Nordeuropa“ in einem größeren internationalen Kreis von Fach-
wissenschaftlern zu präsentieren und zu diskutieren.
Ziel war zudem eine thematisch-inhaltliche Verknüpfung der drei Teilbereiche Kriegsbeuteopfer,
Fürstengräber sowie Schlachtfelder und Opferpraktiken.
Die Interpretationen der Befunde aus Siedlungsgrabungen wurden bewusst nicht bei der Zusammen-
stellung des Vortragsprogramms berücksichtigt, da selbige auch nicht im Mittelpunkt der For-
schungsvorhaben stehen.
Die von den Mitgliedern des Forschungsnetzwerkes „Jernalderen i Nordeuropa“ erarbeiteten Beiträ-
ge spiegeln den Bearbeitungs- und Interpretationsstand etwa zur Hälfte der Projektlaufzeit wider,
sind also als „work in progress“ zu begreifen. Sowohl in den detaillierten Studien zu einer Fundgat-
tung als auch in allgemeineren Beiträgen zeichnen sich schon jetzt bedeutende Ergebnisse unter ver-
schiedenen Aspekten ab.
Die Kriegsbeuteopfer des skandinavischen und norddeutschen Raumes sind für die Beurteilung der
gesellschaftlichen Verhältnisse während der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit im
nördlichen Barbaricum von großer Bedeutung, da sich gerade hier vielfältige Hinweise auf die per-
sönliche Ausrüstung bzw. Ausstattung, auf kultische Vorstellungen sowie auf soziale Gliederungen
der germanischen Bevölkerung finden. In diesen Aspekten ergeben sich Anknüpfungspunkte mit den

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Gräbern gleicher Zeitstellung, wobei die Verflechtungen vor allem im Bereich der kaiserzeitlichen
Eliten durch die Bearbeitung jüngst entdeckter aber auch alt ausgegrabener so genannter Fürstengrä-
ber hervortritt.
Während in der Vergangenheit meist überwiegend Funde aus Edel- und Buntmetall im Mittelpunkt
der vergleichenden Betrachtungen zwischen Bestattungen und Moorfunden standen, rückt nun auch
verstärkt die Analyse des organischen Materials aus beiden Befundkategorien in den Blickpunkt. Fra-
gen zu Technologie, Funktionalität und Materialprovenienz können heute unter anderem durch die
Anwendung neuer naturwissenschaftlicher Methodik präziser formuliert und partiell beantwortet
werden.
Der Vergleich von Kriegsbeuteopferplätzen und Schlachtfeldern bzw. anderen Opferplätzen gibt da-
rüber hinaus Hinweise auf die vielfältigen profanen und kultischen Handlungen, die den Deponie-
rungen vorangegangen sind und so das niedergelegte Material beeinflusst haben.
Sowohl die Moorfunde als auch die reichen Grabfunde des Ostseeraumes weisen einen hohen Anteil
von Funden römischer Provenienz auf. Daneben sind aber auch viele Funde zu verzeichnen, die rö-
mischen Ursprungs sind und im germanischen Milieu überarbeitet wurden oder germanische Funde,
die römische „Vorbilder“ imitieren. Gerade die technologischen Untersuchungen stellen die Überle-
gungen zu den Beziehungen zwischen dem Barbaricum und den Provinzen des Römischen Reiches
auf eine fundierte Grundlage.
Die Tagung in Schleswig wurde durch das Archäologische Landesmuseum in der Stiftung Schleswig-
Holsteinische Landesmuseen und den Carlsbergfondet ermöglicht. Weitere finanzielle Mittel stellte
der Verein zur Förderung des Archäologischen Landesmuseums Schleswig zur Verfügung, wofür an
dieser Stelle herzlich gedankt sei. Die organisatorische Vorbereitung und Durchführung lag in den
Händen von Angelika Abegg-Wigg, Ruth Blankenfeldt, Nina Lau, Suzana Matešić, Andreas Rau und
Florian Westphal (alle Schleswig). Ihnen danken die Unterzeichnenden für ihren engagierten Einsatz
ganz herzlich. Unser Dank gilt zudem Frau Susanne Fischbach, die diese Arbeiten in vielfältiger Wei-
se unterstützte.
Für die sorgfältige redaktionelle Bearbeitung der Beiträge danken wir Christian Radtke sowie den
Herausgebern dieses Bandes, Angelika Abegg-Wigg und Andreas Rau, denen so ein wichtiger Beitrag
für das Projekt „Jernalderen i Nordeuropa“ und damit für die Erforschung der Römischen Kaiserzeit
nicht nur diesseits der Grenzen des Imperium Romanum gelungen ist. Unser Dank gilt zudem Frau
R. Braus vom Wachholtz Verlag, die in bewährter Weise die Produktion des Bandes unterstützte.

Claus von Carnap-Bornheim, Archäologisches Landesmuseum Schleswig


Per Kristian Madsen, Nationalmuseet, København
Jan Skamby Madsen, Moesgård Museum

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Das gebogene Blech aus dem Thorsberger Moor
Von Ruth Blankenfeldt, Schleswig

Schlagwörter: Thorsberg, Prachtausrüstung, Bildfriese, Feinschmiede, Kunsthandwerk


Keywords: Thorsberg, representative equipment, pictorial friezes, silversmiths, art handicraft

Unter den Gegenständen aus dem Thorsberger Moor, Süderbrarup, Kr. Schleswig-Flensburg, be-
finden sich Stücke, die aufgrund des verwendeten Materials und ihrer technisch hochwertigen Aus-
fertigung wie auch ihres exzeptionellen Charakters einer ranghohen Gesellschaftsschicht zugeordnet
werden können. Zu diesen „Prachtausrüstungen“ gehört ein aufwendig verziertes, gebogenes Bron-
zeblech mit vergoldeten Auflagen (Abb. 1–2), welche mit anthropomorphen und zoomorphen Dar-
stellungen verziert wurden – ein in Bezug auf die figürliche Kunst und seine ehemalige Funktion rät-
selhafter und faszinierender Gegenstand1.
Das langrechteckige Grundblech ist halbkreisförmig gekrümmt, hat eine glatte Rückseite und zeigt
auf einer Seite einen laschenartigen Abschluss. Die andere Seite ist nicht vollständig überliefert, son-
dern fransig abgebrochen. Auf der Vorderseite befindet sich zwischen rechtwinklig abgebogenen
Längskanten in drei parallelen Zonen Blechbelag mit figürlichen Darstellungen. Der zentrale, vergolde-
te Bildfries zeigt dabei innerhalb einer aus einem kräftigen Wulst gebildeten Umrahmung fünf große, im
Profil dargestellte Tierfiguren. Diese werden durch weitere kleine Tiere – zwölf Fische und ein Fa-
belwesen mit schlangenartigem Körper – ergänzt. Oberhalb und unterhalb des zoomorph verzierten
Bereiches befindet sich ein Fries aus noch 51 stempelidentischen anthropomorphen, nach rechts
blickenden Köpfen im Profil, von denen jeder zweite vergoldet ist. Das Silberblech wurde hierzu
durch diffusionsgebundene Folienvergoldung vergoldet, wobei die Schnittkanten der Folien noch
deutlich zu erkennen sind (BECKER u. a. 2003, 182 Abb. 9; WOLTERS 2006, 183 Taf. 10a; 11a). Im Ge-
gensatz zu den bekannten Reliefblechen aus der Römischen Kaiserzeit handelt es sich bei den Auf-
lagen auf dem gebogenen Blech nicht um Pressbleche, sondern um komplexe Zisilierarbeiten, welche
zum Teil von der Rückseite her mit Punzierungen versehen wurden (BECKER u. a. 2003, 182)2.

Abb. 1. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech (nach ENGELHARDT 1863 Taf. 11,47). – Maßstab 2:3.

1 ENGELHARDT 1863, Taf. 11, 47; SCHUCHHARDT 1936, Taf. 70, 294; WERNER 1941, 63 Abb. 13 Taf. 25; KRÜGER 1949/50;
JANKUHN 1979, Taf. 38 unten; RADDATZ 1987, Kat. Nr. 406 Taf. 92; 93; Kat.-Abb. 24; CRFB D5 Kat.-Nr. XXIV-12-22/7.84.
Aufbewahrungsort: Archäologisches Landesmuseum in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Got-
torf, Schleswig, Inv.-Nr. 5864.
2 Freundl. Hinweis von B. Armbruster, Toulouse.

55
Abb. 2.1. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Das erste Abb. 2.2. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Das zweite
große Tier: Hippokamp (Foto ALM). – Ohne Maßstab. große Tier: Capricorn (Foto ALM). – Ohne Maßstab.

Abb. 2.3. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Das dritte Abb. 2.4. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Das vierte
große Tier: Eber (Foto ALM). – Ohne Maßstab. große Tier: Vogel (Foto ALM). – Ohne Maßstab.

Abb. 2.5. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Das fünfte Abb. 2.6. Thorsberger Moor. Das gebogene Blech. Die Men-
große Tier: Rückblickendes Tier (Foto ALM). – Ohne Maßstab. schenköpfe (Foto ALM). – Ohne Maßstab.

G ERMANISCHE B ILDFRIESE – DER „R ÖMISCH -G ERMANISCHE -M ISCHHORIZONT “

Das gebogene Blech aus dem Thorsberger Moor ist in der bisherigen Forschung häufig in den Kon-
text anderer Fundobjekte mit zoomorphen Abbildungen gestellt worden (WERNER 1941, 62ff.; 1966,
26ff.; KRÜGER 1949/1950; RADDATZ 1987 a–b). Hierzu gehören u. a. fünf seeländische Silberbecher aus
Himlingøje, Amt Præstø (Abb. 3), Nordrup, Amt Sorø (Abb. 4), und Valløby, Amt Præstø (WERNER
1941, Abb. 6 Taf. 20–22; WERNER 1966, Abb. 6 Taf. 7–8; LUND HANSEN 1995, 143 Fig. 4, 6a; LUND

56
Abb. 3. Himlingøje, Seeland. Die
„Jagdfriese“ der beiden Silberbecher
(nach WERNER 1941, 47 Abb. 6). –
Maßstab 2:3.

HANSEN 2006), sowie weitere figürlich verzierte Pressbleche, wie der Besatz eines Trinkhorns aus Lil-
la Jored, Bohuslän (WERNER 1966, 27f. Taf. 8, 2; ANDERSSON 2001, 401), oder der Beschlag mit einer
Hindinnen-Darstellung aus dem Kriegsbeuteopfermoor von Skedemosse, Öland (HAGBERG 1961;
HAGBERG 1967a, 55f. Fig. 45; 46, 40; HAGBERG 1967b, 22ff.; WERNER 1966, Taf. 5).
Aus dem Thorsberger Moor stammen des Weiteren zwei häufig diskutierte Zierscheiben, deren
äußere Zonen durch Pressbleche mit sehr unter-
schiedlichen figürlichen Darstellungen versehen
wurden (Abb. 5.1–2) 3. Formale Vorbilder für diese
in Pressblech gearbeiteten germanischen Bildfriese
sind zu einem großen Anteil in provinzialrömi-
schen Tierfriesen zu suchen, wie sie sich auf Hem-
moorer Eimern oder figürlich verzierten Glas-
bechern aus Niedergermanien befinden (WERNER
1941, 53ff. Abb. 9–11 Taf. 24). Diese Vorbilder in
Form von Tierkampf- oder Jagdszenen wurden
nicht einfach adaptiert, sondern unterlagen einem
selektiven Prozess, der in der Regel exotische Tiere
ausschloss und sie durch Arten ersetzte, die in den
germanischen Gebieten beheimatet waren; Fabel-
wesen allerdings wurden imitiert (WERNER 1966,
21). Eine derartige Selektion ist auch bei dem ge-
bogenen Blech zu beobachten, das mit den beiden
ersten großen Figuren, Hippokamp und Capri-
corn, und dem Tier mit Schlangenkörper Fabel-
wesen abbildet, während Fisch, Eber und Vogel Abb. 4. Nordrup, Seeland. Der Silberbecher (nach ROMAN
einheimische Tierarten darstellen. REFLECTIONS, 203 Fig. 633). – Maßstab 2:3.

3 ENGELHARDT 1863, 27f. Taf. 6, 1; 7; WERNER 1941; WERNER 1966, Abb. 10 Taf. 9; JANKUHN 1979, Taf. 37; RADDATZ 1987,
Kat.-Nr. 407, 2; 423; VON CARNAP-BORNHEIM 1997.

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Die Kombination germanischer und römischer Elemente erklärt VON CARNAP-BORNHEIM (1997, 98)
mit innergermanischen Auseinandersetzungen, die vor allem das 3. Jahrhundert n. Chr. in Skandina-
vien und im nördlichen Mitteleuropa charakterisieren. Militärische Elitegruppen werden in erster Li-
nie durch germanische Symbole gekennzeichnet. Durch die Abhängigkeit vom Import römischer
Waffen spielt allerdings die imperiale Komponente eine große Rolle und muss daher durch eindeutige
Kennzeichen auf statusindizierenden Objekten symbolisiert werden. Auf diese Weise erklärt sich der
ambivalente Charakter der Zierscheiben und des gebogenen Blechs oder der Gesichtsmaske4 aus dem
Thorsberger Moor, welche einen barbarisierten römischen Eindruck vermitteln. Durch den Nach-
weis, dass auf den beiden stilistisch unterschiedlichen äußeren Sektoren der Zierscheiben zum Teil
dieselben Werkzeuge verwendet wurden, kann eine Herstellung der Stücke in derselben Werkstatt,
möglicherweise von demselben Handwerker, als gesichert angesehen werden (VON CARNAP-BORN-
HEIM 1997, 87ff.; 94f. Abb. 9–12). Die Kombination römischer Elemente und Werkzeuge mit Stilele-
menten, die als germanisch zu bezeichnen sind, legt dabei einen germanischen Künstler mit römischer
Ausbildung nahe (EBD. 97). Aufgrund dieser Überlegungen und der gestalterischen Parallelen zu gesi-
chert germanischen Arbeiten – wie den Prachtschilden aus Illerup Ådal, Jütland (VON CARNAP-
BORNHEIM/ILKJÆR 1996b, Taf. 54; 117; 129; 138; 234), und den Silberbechern aus Himlingøje – kann
mit der Anwesenheit germanischer Handwerker mit römischer Ausbildung im Barbaricum bereits für
die Periode C1b gerechnet werden (VON CARNAP-BORNHEIM 1997, 94ff.). Andererseits werden in
schriftlichen Quellen auch römische Handwerker im Dienste germanischer Häuptlinge erwähnt. In
diesem Zusammenhang betont LUND HANSEN (2003a, 101) die oftmals auftretende Schwierigkeit, be-
sonders im Material aus der jüngeren Römischen Kaiserzeit eindeutig die Provenienz mancher Ge-
genstände als germanisch oder römisch bzw. provinzialrömisch zu unterscheiden5.
Die detailliert ausgeführten Binnenzeichnungen des Tierfrieses auf dem Thorsberger Blech (Abb. 2. 1–6)
erinnern stärker an römische Abbildungen als zum Beispiel die glatten Tierkörper auf den seeländischen Sil-
berbechern (Abb. 3–4). Daher soll die Möglichkeit, dass sich der Tierfries des gebogenen Bleches vielleicht
ehemals auf einem römischen Gegenstand, beispielsweise einem Teil der Paraderüstung, befunden hat,
kritisch überdacht werden. Eine Analyse des Stücks mit Hilfe von Röntgenbildern konnte diese „Re-
cycling-Hypothese“ aufgrund eindeutiger konstruktiver Elemente jedoch ausschließen6.
Durch die sorgfältig ausgefüllten Körper der großen Tiere auf dem Thorsberger Blech sind des Weite-
ren formale Bezüge zu keltischen Abbildungen beziehungsweise zu oftmals als „keltisiert“ bezeich-
neten Objekten fassbar. Zu nennen sind hier beispielsweise Figuren auf dem Kessel von Gundestrup
(HACHMANN 1990, Beilage 9–14; NIELSEN u. a. 2005) und die Darstellungen auf mehreren silbernen
Zierscheiben, welche mehrfach als Vorbilder für die Kessel angeführt werden (HACHMANN 1990,
682ff. Abb. 27–40).
Das gebogene Blech aus Thorsberg wird durch seine gestalterischen Bezüge zu den beiden Zierschei-
ben und den seeländischen Silberbechern sowie durch Parallelen mit seriell auftretenden Einzelele-
menten germanischer Kunst in dieser Studie als Produkt eines germanischen Handwerkers, mögli-
cherweise mit einer hochqualifizierten Ausbildung außerhalb des Barbaricums, verstanden. Für eine
Ansprache als germanische Arbeit spricht ebenfalls, dass der Tierfries auf dem Thorsberger Blech we-
niger als szenische Darstellung, sondern viel mehr als eine Reihung einzelner Bilder ohne inhaltlichen
Zusammenhang anzusprechen ist. Dieses aufgereihte Nebeneinander einzelner Figuren, von ROTH

4 ENGELHARDT 1863, Taf. 5, 3; BENNDORF 1878, 12ff. Taf. 15, 3a; MESTORF 1885, Taf. 46, 553; JANKUHN 1954, 112ff.; JAN-
KUHN 1957, Taf. 49; JANKUHN 1979, Taf. 35; JANKUHN 1985, 19 Abb. 6; GARBSCH 1978, 73 Nr. 57 Taf. 25, 4; RADDATZ 1987a,
Kat.-Nr. 405 Kat.-Abb. 23 Taf. 90, 1; 91, 1; CRFB D5 Kat. XXIV-12-22/7.83.
5 Zu dem Problem der Unterscheidung von römischem und germanischem Handwerk siehe auch den Beitrag von A. RAU in
diesem Band.
6 Freundl. Auskunft von B. Armbruster, Toulouse. Die Röntgenanalyse wurde durch R. Aniol, Archäologisches Landesmu-
seum in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf, Schleswig, durchgeführt.

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(1979, 46ff.) als „gewisse Steifheit“ und Charakteristikum der germanischen figürlichen Kunst des 3.
Jahrhunderts n. Chr. bezeichnet, ist an weiteren Bildfriesen zu beobachten. Es muss vorerst unent-
schieden bleiben, ob es sich bei dieser Bewertung um eine Forschungslücke, um „Unvermögen“ der
Künstler oder künstlerische Normen handelt. Vermutlich gehörten szenische Darstellungen nicht
zum Repertoire kaiserzeitlicher germanischer Handwerker und Feinschmiede. So ist auch dem kelti-
schen Kunsthandwerk zweifellos ein hohes Niveau zuzuschreiben, trotzdem gehören echte szeni-
sche Darstellungen – wie etwa auf der Linsenflasche aus Matzhausen in der Oberpfalz (MEGAW/
MEGAW 1989, 94 Abb. 121) oder auf einem Keramikgefäß aus Lábatlan in Ungarn (EBD. 148 Abb.
232) – hier ebenfalls zu den Ausnahmen.
Archäologische Funde wie das hier vorgestellte gebogene Blech, die Gesichtsmaske und die Zier-
scheiben aus dem Thorsberger Moor oder die seeländischen Silberbecher sind einem „Römisch-
Germanischen Mischhorizont“ zuzuordnen. In ihm werden antike Bildelemente übernommen und
nach eigenen Maßstäben verändert und ergänzt. Ein weiteres Beispiel für diese kulturellen Durchmi-
schungen stellt der Nydam-Stil dar, den HASELOFF (1981, 8ff.) als vom römischen Kunsthandwerk
stark beeinflusste Frühform des Tierstils I ansieht. Ebenso wird der etwas früher einsetzende Sös-
dala-Stil von diesen Vorbildern abgeleitet. Die beiden Beispiele erweisen sich jedoch als diffizileres
Geflecht verschiedener Einflüsse und Entwicklungen, das in der jüngeren Forschung nicht aus-
schließlich von römischen Vorbildern abgeleitet wird: STORGAARD (2003, 123f.) bezeichnet den Sösda-
la-Stil als germanische Innovation, während WAMERS (2003, 912 Anm. 18) für den Nydam-Stil eine
Beeinflussung durch ostgermanische Komponenten herausstellt, welche genauso zu bewerten seien
wie römische Wurzeln. Sösdala- und Nydam-Stil zeigen somit beispielhaft das komplizierte Ge-
flecht, das hinter der Aufnahme, Übernahme, Umformung, Weiterentwicklung und Verbreitung
künstlerischer Motive steht.
Das gebogene Blech aus dem Thorsberger Moor, welches wie die beiden Zierscheiben von diesem
Fundplatz als qualitativ hochwertige Einzelanfertigung für eine gesellschaftlich und vermutlich auch
militärisch hoch stehende Persönlichkeit aufzufassen ist, stellt eindeutig ein komplexes Beispiel für
den „Römisch-Germanischen Mischhorizont“ dar.

D ER F EINSCHMIED

Neben Talent und Ausbildung des Handwerkers spielen für die kunstvolle Ausarbeitung von Gegen-
ständen seine Provenienz, seine gestalterischen Fähigkeiten, seine soziale Stellung und geographische
Mobilität eine wichtige Rolle. Um das Phänomen ähnlicher kunsthandwerklicher Erzeugnisse aus un-
terschiedlichen Regionen zu erklären, sind verschiedene Modelle entwickelt worden.
In seinen Studien zu den beiden Zierscheiben (Abb. 5. 1–2) aus dem Thorsberger Moor bezieht sich
WERNER (1941, 44; 68f.) auf das Modell großräumig mobiler Handwerker. Da diese trotz großer geo-
graphischer Entfernungen in stetem Kontakt untereinander stehen und Techniken und Bildelemente
austauschen, führt dies zur Entwicklung bestimmter Formensprachen und der Verbreitung einheit-
licher Motive in einem großen Gebiet.
Durch Funde von Feinschmiedewerkzeugen in Illerup Ådal kann die Anwesenheit mobiler Fein-
schmiede innerhalb germanischer Heereseinheiten belegt werden (VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR
1996a, 371ff. Abb. 235). Hierbei ist allerdings fraglich, wie die oftmals wertvollen Rohstoffe beschafft
wurden. Bei einem eng an elitäre Personengruppen gebundenen Feinschmied ist dieser Aspekt einfa-
cher zu beantworten: Die Mitglieder der Elite stellen nicht nur die verwendeten Rohstoffe, sondern
bestimmen auch Art und Form der erwünschten Gegenstände. Hinweise auf ortsgebundenes Hand-
werk finden sich bei den großen Zentralplätzen wie Sorte Muld auf Bornholm (SKOU HANSEN 2003).
DUŠEK (1992, 131ff.) und VON CARNAP-BORNHEIM (1997, 98f.) beschreiben ähnliche Vorgänge für

59
Abb. 5.1. Thorsberger Moor. Die erste Zierscheibe (nach ENGELHARDT 1863, Taf. 6,1). – Maßstab 1:1.

Thüringen, die östliche Slowakei und Südpolen, wo anscheinend provinzialrömische Einwanderer


Drehscheibenkeramik als Massenware herstellten. Die Kombination beider Modelle (VON CARNAP-
BORNHEIM 2001, 275 Fig. 6) umfasst eine lokale Abhängigkeit des Feinschmiedes von den Bedürf-
nissen lokaler Elitekreise, seine persönliche Mobilität allerdings ist nicht eingeschränkt. Durch seine
technischen und künstlerischen Fähigkeiten und den Kontakt mit elitären Gesellschaftsschichten
konnte er vermutlich einen gehobenen sozialen Rang einnehmen, bei der Rohstoffbeschaffung blie-
ben jedoch Abhängigkeiten zu den Elitegruppen bestehen (EBD. 267f.; 274). Überregional ge-
brauchte Insignien und standardisierte Ausrüstungsgegenstände elitärer Schichten sprechen für einen
regen Austausch der Eliten untereinander. Neben diesem ständigen Kontakt sorgte der mobile kaiser-
zeitliche Handwerker für die Ausbreitung bestimmter Motive und förderte das Aufblühen der figura-
len, kaiserzeitlichen Kunst. Hierzu gehören auch die Übernahme und Umformung provinzialrömi-
scher Motive nach eigenem Form- und Stilempfinden.

D ATIERUNG UND P ROVENIENZ DES GEBOGENEN B LECHES

Die chronologische und chorologische Ansprache des gebogenen Blechs aus dem Thorsberger Moor
hängt stark von der Gesamtinterpretation des Fundplatzes und der Zuordnung zu einer bestimmten
Niederlegung ab. Da sich aufgrund des sauren Moormilieus keine eisernen Waffen erhalten haben,

60
Abb. 5.2. Thorsberger Moor. Die zweite Zierscheibe (nach ENGELHARDT 1863, Taf. 7). – Maßstab 1:1.

fehlen die für eine sichere Datierung wichtigen Lanzen und Speere, die in das von ILKJÆR (1990,
266ff.) erarbeitete System aus Waffenkombinationsgruppen mit chronologischer Relevanz eingehängt
werden könnten. Nach dem bisherigen Forschungsstand lassen sich im Thorsberger Moor drei Nie-
derlegungen erkennen7: Zwei relativ kleine Deponierungen fanden vermutlich in der ersten Hälfte bis
Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. sowie dem Zeitraum um 300 n. Chr. statt (LØNSTRUP 1984, 92 Abb.
1–2; ILKJÆR 1990, 324f. Abb. 201). Eine große Niederlegung wird in einem mittleren Abschnitt der
Periode C1b, etwa zwischen 220 und 240 n. Chr., vermutet (ILKJÆR 1990, 290; 324f. Abb. 201).
Aufgrund formaler und technischer Parallelen kegelförmiger Zierbeschläge mit profilierten Silbernie-
ten und vergoldeter Pressbleche mit konzentrischen Perldrahtabdrücken aus Thorsberg zu Funden
aus den Opfermooren von Illerup und Vimose sowie Inventaren aus norwegischen Gräbern der Stufe
C1b ordnet VON CARNAP-BORNHEIM (1997, 95f.) die beiden Scheiben der großen Hauptniederlegung
der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts zu. Derart deutliche Bezüge sind für das gebogene Blech aus dem
Thorsberger Moor bisher unbekannt. Einige Verbindungen lassen sich jedoch mit germanischen
Fundstücken verschiedener zeitlicher Horizonte finden:

7 LØNSTRUP 1984, 92f. Abb. 1–2; ILKJÆR 1990, 324ff. Abb. 201–203, 205; ILKJÆR 1993, 374ff. Abb. 152; 153; 157; VON CAR-
NAP-BORNHEIM 1997, 79f.; LUND HANSEN 2003b, 88 Abb. 4. Die Anzahl der im Thorsberger Moor erfolgten Niederle-
gungen wird zur Zeit eingehender untersucht.

61
Technische Parallelen sind zu dem figürlich verzierten Beschlag eines Scharniergürtels aus Grab
9/1995 von Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern (LÜTH/VOSS 2000, 173ff. Abb. 18–19; VOSS 2000,
199 Abb. 164; PESCH im Druck) zu ziehen. Die Grablegung wird in einen Zeitraum zwischen 100 und
125 n. Chr. datiert (LÜTH/VOSS 2000, 149ff.; VOSS 2000, 197ff.)8. Die auf diesem Stück dargestellten
anthropomorphen Figuren besitzen Köpfe, die mit auf Kontur geschnittenen Goldfolien belegt und
detailliert ausgearbeitet worden sind. Dieses technische Detail verbindet den Gürtel eindeutig mit
dem gebogenen Blech aus Thorsberg, bei dem jeder zweite Kopf mit einer quadratisch geformten
Goldfolie belegt worden ist.
Gestalterische Zusammenhänge bestehen zwischen dem Thorsberger Blech und den beiden Zier-
scheiben desselben Fundplatzes (Abb. 5. 1–2) wie auch den seeländischen Silberbechern (Abb. 3–4),
die der Periode C1b zugewiesen werden (LUND HANSEN 1995, 237 Fig. 15:5; DIES. 2006, 57). Zwei
weitere, fragmentarisch erhaltene Silberbecher stammen aus Grab 1878 in Brokær in Jütland (Abb. 6.
1–2; KJÆRUM/OLSEN 1990, 118f. Kat.-Nr. 41; RASMUSSEN 1995, 65f. Fig. 23–24; VON CARNAP-BORN-
HEIM 1999b, 129; 136). Diese beiden Stücke besitzen gestalterisch einige Parallelen mit dem gebogenen
Blech, die später noch erläutert werden. Daher vermutete bereits RASMUSSEN (1995, 67) für diese Fun-
de dieselben Wurzeln in Bezug auf ihre Stil- und Werkstatttradition. Das Grab wird der Waffengrup-
pe 4, Übergang B2–C1, nach ILKJÆR (1990, 282ff.; 318) zugeordnet.
ROTH (1979, 46f.) beschreibt das Erscheinungsbild des Bleches im Vergleich mit anderen germani-
schen Tierfriesen als „fortgeschrittener“, während WERNER (1966, 27) eine Gleichzeitigkeit der Funde
aus dem Thorsberger Moor, der seeländischen Silberbecher und des Beschlages aus Skedemosse vo-
raussetzt. Eine Datierung des Stückes anhand einzelner Motive oder der Ausführung ist jedoch nicht
möglich, da bestimmte Elemente der germanischen Kunst über einen langen Zeitraum zu belegen sind
und selbst ungefähr gleichzeitig einzuordnende Figuren auf ganz unterschiedliche Art ausgeführt
werden konnten. Aufgrund der formalen Übereinstimmungen mit anderen germanischen Bildträ-
gern erscheint eine Zuordnung in das ausgehende 2. Jahrhundert n. Chr. und die erste Hälfte des 3.
Jahrhunderts n. Chr. allerdings wahrscheinlich, obwohl Verbindungen zu anderen chronologischen
Zusammenhängen nicht gänzlich auszuschließen sind.
Unsicher ist ebenfalls die ursprüngliche Herkunft des Stückes. Die Provenienz des angreifenden Hee-
res der Hauptniederlegung wird aufgrund der von ILKJÆR/LØNSTRUP (1982, 99f. Abb. 7) kartierten
Verbreitungskarten der in Thorsberg gefundenen Fibeln mit hohem Nadelhalter sowie der Feuer-
zeugtypen hauptsächlich in Provinzen südlich der Ostsee vermutet (ILKJÆR 1993, 377ff. Abb. 153).
Falls das gebogene Blech wie vermutlich auch die Zierscheiben dieser Opferung zuzuordnen sind, ist
eine Herstellung in einer Werkstatt aus einem Bereich zwischen Elbe und Rhein anzunehmen.

D EUTUNG DER FIGÜRLICHEN D ARSTELLUNGEN AUF DEM B LECH

Die Interpretation der figürlichen Darstellungen auf dem gebogenen Thorsberger Blech stellt eine bis-
her nicht befriedigend gelöste Herausforderung dar. Ebenso unbekannt ist die inhaltliche und ikonolo-
gische Verbindung zwischen der „Borte von Menschenköpfen“ (SCHUCHHARDT 1938, 294) und dem
zentralen Tierfries. In einer Studie widmete sich E. KRÜGER (1949/50) ausführlich dem Thorsberger
Stück. Er interpretierte die Menschenköpfe als Abbilder der griechischen Dioskuren-Köpfe und eine
Symbolisierung der kosmischen Vorgänge von Tag und Nacht. In Bezug auf den Tierfries bemühte er
sich um eine Zuordnung der fünf großen Wesen zu germanischen Gottheiten. So sieht er Thor durch
den Bock bzw. das Capricorn, Frey durch den Eber und Odin durch das Hippokamp symbolisiert, Vo-
gel und Wolf schließlich stünden für Frigg-Freya und Tyr. Die Argumente für eine derart genaue An-

8 Siehe auch den Beitrag von H.-U. VOSS in diesem Band.

62
Abb. 6.1. Brokær, Jütland. Fragmente von Silberbecher I (nach RASMUSSEN 1995, 65 Fig. 23d). – Maßstab 1:1.

Abb. 6.2. Brokær. Fragmente von Silberbecher II (nach RASMUSSEN 1995, 66 Fig. 24b-d). – Maßstab 1:1.

sprache scheinen WERNER (1966) nicht ausreichend, allerdings kann er der Interpretation in einem reli-
giösen Sinne und der Verbindung mit Gottheiten durchaus folgen. Eine Deutung bestimmter Tiere als
Attribute germanischer Gottheiten und somit die stellvertretende Darstellung dieser numinosen Wesen
durch die ihnen zugeordneten Tiere sei für verschiedene Bilder aus dem barbarischen Milieu denkbar.
Bock und Eber können argumentativ als Attributtiere für Thor und Frey herausgestellt werden, und
eine bestimmte Rolle für die anderen Tiere ist daher eine logische Schlussfolgerung. Die nach links ge-
richtete Reihe auf dem Gürtelblech stellt vermutlich eine Rangfolge dar (EBD. 26). ROTH (1979, 50) ver-
mutet, dass mit kaiserzeitlichen Tierdarstellungen religiöse Vorstellungen oder zumindest ein Analogie-
zauber zu verknüpfen sind. Die Interpretation der Tiere als Attributtiere und somit als Stellvertreter für
Götter selbst oder als Symbole für bestimmte Eigenschaften, die auf den Träger des Bleches übertragen
werden sollen, scheint vor diesem Hintergrund durchaus logisch zu sein.

63
Die einzelnen Elemente und Figuren auf dem Blech weisen offensichtliche Verbindungen zu stets wie-
derkehrenden Motiven in der germanischen Kunst auf. Daher sollen die einzelnen Abbildungen im
Folgenden auf ihre ikonographischen Elemente untersucht und mit weiteren Fundstücken aus dem
kaiserzeitlichen Barbaricum verglichen werden.

D AS ERSTE UND ZWEITE T IER (vgl. Abb. 2. 1–2)

Das erste große Tier kann aufgrund der Kombination eines Vorderleibes in Form eines Pferdes mit ei-
nem eingerollten Fischhinterleib als Hippokamp bezeichnet werden9. Der Vorderkörper des zweiten
großen Tiers ist als Bock, laut WERNER (1941, 62) als „gehörnter Ziegenkopf“, anzusprechen, der
Hinterleib zeigt einen Fischschwanz. Beide Tiere stellen somit Mischwesen in Form phantastischer
Seewesen dar.
Mischwesen sind erst ab der Römischen Kaiserzeit in der germanischen Kunst nachzuweisen und auf
Einflüsse durch die imperiale und antike Ikonographie zurückzuführen10. Die Darstellungsart und die
einzelnen Stilelemente können dabei sehr unterschiedlich sein. Dies zeigen Vergleiche der beiden ers-
ten großen Tiere auf dem gebogenen Blech mit beispielsweise einem Capricorn auf der zweiten Thors-
berger Zierscheibe (Abb. 5.2) oder den Hippokampen auf den Silberbechern aus Himlingøje (Abb. 3).
Das Capricorn wird aufgrund des Bock-Vorderleibes als Attributtier und somit stellvertretend für
Thor angesprochen (KRÜGER 1949/50, 116f.; WERNER 1966, 24ff.). Während der Fischschwanz von
WERNER (1966, 24) nicht weiter berücksichtigt wird, interpretiert KRÜGER (1949/50, 117) ihn als An-
spielung auf Thors Fischfang mit dem Riesen Hymir – eine Interpretation, die vor dem Hintergrund,
dass es sich bei den phantastischen Seewesen um beliebte, aus der Antike übernommene Motive han-
delt, sehr fraglich ist und in dieser Studie nicht berücksichtigt wird. Im späteren Nydam-Stil stellt das
Hippokamp das am häufigsten vertretene Mischwesen dar (HASELOFF 1981, 13), des Weiteren erleben
hier die Darstellungen von Ketoi und Tiermenschen eine „Blütezeit“.

D AS DRITTE T IER (vgl. Abb. 2. 3)

Das dritte große Tier ist als „Eber“ (WERNER 1941, 4; 1966, 26; KRÜGER 1949/50, 117) oder „Wild-
schwein“ (RADDATZ 1987, 59 Kat.-Nr. 406) anzusprechen. Darstellungen des Ebers finden sich viel-
fach auf germanischen Gegenständen der Römischen Kaiserzeit. Markant sind die in der Literatur
häufig diskutierten kaiserzeitlichen Tierscheibenfibeln11, unter denen eberförmige Stücke den größten
Anteil stellen (WERNER 1966, 14f. Abb. 4; 5 Taf. 4,3; BECK 1986, 331). Diese wurden vermutlich vor-
wiegend von erwachsenen Frauen getragen (TEEGEN 1999, 186f.). In den germanischen Tierstilen in
Mitteleuropa und Skandinavien gehört der Eber – mit Ausnahme des langobardischen Italien – nicht
zum Repertoire der Stil I-Darstellungen (BECK 1986, 332) und wird erst im Stil II zu einer geläufigen
und charakteristischen Figur.
In der nordischen Mythologie ist der Eber mit dem Gott Freyr verbunden (BECK 1986, 334; POLOMÉ
1995; TEEGEN 1999, 326). Der goldene Eber Gullinbursti zog seinen Wagen oder diente ihm als Reit-
tier (DE VRIES 1957, 216; BECK 1986, 334). Er besitzt als Kennzeichen einen goldenen Kamm, der stark
leuchtete – ein Detail, das bei den germanischen Eberfibeln zuweilen durch Vergoldungen illustriert

9 Nach der Definition von HASELOFF (1981a, 13) ist der Vorderkörper eines Hippokamp nicht zwangsläufig der eines Pfer-
des, zwingender sei hingegen der eingerollt dargestellte Hinterleib, der vermutlich einem Fisch zuzuordnen ist.
10 WERNER 1966, 18ff.; 24; ROTH 1979, 50; HASELOFF 1981, 13; HASELOFF 1986, 78ff.; PESCH 2002, 72.
11 Siehe u. a. KUCHENBUCH 1938; WERNER 1966, 12ff. Fundliste 1; THOMAS 1967; BECK 1986, 331; TEEGEN 1999, 185ff.; 326f.

64
ist. Aus der keltischen Mythologie stammen Parallelen, die von einem silberborstigen Eber, Eber Gru-
gyn Gwrych Ereint – Grugyn Silberborste, berichten (BECK 1986, 334). Die Figur des Ebers kann so-
mit auch zu einer tief verwurzelten Sage gehören, die im germanischen Milieu möglicherweise erst
später mit den Götterfiguren vereint worden ist.
Die Borsten bei den germanischen Eber-Darstellungen sind stets betont dargestellt worden (WERNER
1966, 14f. Abb. 4–5 Taf. 4; TEEGEN 1999, Taf. 13a ). Zum einen kann dies als Hinweis auf Gullinbursti
gesehen werden. Zum anderen gibt es in der Mythologie Hinweise, bei denen die Borsten hervorge-
hoben werden. Der Eber besitzt eine enge Beziehung zum Julfest, bei dem das Leittier einer Schweine-
herde geopfert und dem Gott Freyr geweiht wird (DE VRIES 1956, 367; POLOMÉ 1995). Auf die Bors-
ten des Tieres wurde ein Eid geleistet. Daher werden Eber in Zusammenhängen mit dem Fruchtbar-
keits- und Totenkult gesehen. Hinweise auf ihre kultische Bedeutung liefert ebenfalls der „Opfer-
schacht“ von Greußen, Kr. Sondershausen, Thüringen (NEUMANN 1958; TEEGEN 1999, 327), der
neben Pferde- und Rinderzähnen ein um 200 n. Chr. datiertes „Ritualservice“ mit mehreren Schalen,
einem Gefäß in Igelform und einem Gefäß mit Eberkopfverzierung enthielt.
Innerhalb der nordischen Mythologie gibt es Bezüge des Ebers ebenfalls zum Gott Odin (BECK 1986,
334f.): „Ebergestaltige Kampfordnungen“ seien seine Erfindung und die dichterische Bezeichnung für
Odin als Þrór kann gleichbedeutend mit Schwert oder Eber sein. Möglicherweise ist die Verbindung
des Ebers sowohl mit anthropomorphen Göttern als auch mit mythologischen Bezügen auf Eigen-
schaften wie Fruchtbarkeit und stürmisches Anrennen zurückzuführen.
Während der Schwanz bei den Eberfibeln kurz, rund und geringelt dargestellt ist, präsentiert er sich
auf dem Thorsberger Blech lang gezogen und mit zwei hakenförmigen Biegungen. Ein geringelter
Schwanz wird als Merkmal eines domestizierten Tieres angesprochen (TEEGEN 1999, 326). Die Anga-
be von DE VRIES (1956, 362), nach der indogermanische Völker bei Opferzeremonien nur Haustiere
verwendet haben, wird von TEEGEN (1999, 326) durch die Beobachtung ergänzt, dass sich in Opfer-
funden nur wenige Knochen nicht-domestizierter Tiere finden. Daher ist der auf dem Thorsberger
Blech abgebildete Eber vielleicht als „wilder“ Eber anzusprechen, was für den versinnbildlichten In-
halt dieser Figur sehr wichtig sein kann.
Mit der Darstellung einer Eberfigur befindet sich auf dem Thorsberger Blech ein weiteres Motiv, das
im germanischen Formenspektrum der Kaiserzeit mehrfach belegt ist. Es ist möglich, bei dieser Figur
die Symbolisierung bestimmter, vielleicht erwünschter Wesensmerkmale oder einen komplexen Hin-
tergrund in Form einer Sage zu sehen. Die Darstellung eines numinosen Wesens ist jedoch nicht gänz-
lich auszuschließen.

D AS VIERTE T IER (Abb. 2. 4)

Unterschiedliche Vogeldarstellungen bilden innerhalb der kaiserzeitlichen germanischen Kunst ein


sehr häufiges Motiv. Neben der Abbildung vollständiger Vogelkörper im Profil oder deren Köpfe
(WERNER 1941, Taf. 3–4; 7); sind vollplastische Beispiele bekannt, wie die Riemenzunge eines Pracht-
gürtels aus dem Opfermoor von Nydam (JØRGENSEN/VANG PETERSEN 2003, 268 Abb. 8) in Form
eines in Aufsicht betrachteten Vogels, an dessen Flügeln Augen angebracht und somit zusätzlich zwei
Köpfe angeben sind. Eine Sonderstellung nimmt die stilisierte Darstellung des Vogelkopfes in Form
eines Vogelkopfprotoms ein, wie es sich im jüngerkaiserzeitlichen Material vielfach vor allem auf
Schwertriemenbügeln oder Teilen vom Pferdegeschirr befindet (VON CARNAP-BORNHEIM 1991, 7ff.;
RADDATZ 1957, 149ff.).
Der hier behandelte Vogel wird von KRÜGER (1949/50) aufgrund der ihn umgebenden Fische und der
„Eidechse“ als Wasservogel, und genauer als Gans angesprochen. Dieser These wird hier nicht gefolgt.
Zum einen zeigt die Darstellung keine spezifischen Details einer Gans, wie sie zum Beispiel bei ge-

65
stempelten und applizierten Gänsen auf der ersten Thorsberger Zierscheibe (Abb. 5. 1) zu erkennen
sind. Zum anderen sind alle großen Tiere von Fischen umgeben – und trotzdem kann der Eber kei-
neswegs als Seewesen bezeichnet werden.
Ein inhaltlicher Zusammenhang ist allerdings zu einem der kleinen Fische zu vermuten, auf den der
Vogel seinen Schnabel richtet. Ebenso ist eine Verbindung zu einem weiteren kleinen Fisch denkbar,
den er möglicherweise in seinen Klauen hält. Es ergibt sich hierdurch eine Anlehnung an das so
genannte „Vogel-Fisch-Motiv“, das bereits Bestandteil mehrerer Studien gewesen ist12. VON CARNAP-
BORNHEIM/SCHWEITZER (1999/2000) widmen sich ausführlich dessen kaiser- und völkerwanderungs-
zeitlicher Erscheinungsform und ziehen dabei Verbindungen zu einer gotischen Wandersage. Falls
das gebogene Blech aus dem Thorsberger Moor einer Niederlegung in der ersten Hälfte des 3. Jahr-
hunderts n. Chr. zuzuordnen ist, stellt diese Abbildung des „Vogel-Fisch-Motivs“ zugleich den frühes-
ten Nachweis dieses Themas aus dem germanischen Milieu dar (VON CARNAP-BORNHEIM/
SCHWEITZER 1999/2000, 60). Der motivische Bezug eines der großen Tiere zu den kleinen Fischen
kann weder für den Vogel noch für die anderen Figuren zwangsläufig hergeleitet werden. Bei den bei-
den ersten großen Tieren, den Mischwesen mit Fischschwanz bzw. eingerolltem Hinterleib, die als
Seewesen zu bezeichnen sind, ist eine inhaltliche Verbindung zu den Fischen allerdings denkbar.

D AS FÜNFTE T IER (Abb. 2. 5)

Eine artengenaue Ansprache des fünften großen Tieres auf dem gebogenen Blech aus Thorsberg ist
nicht zu treffen, der Bezeichnung als Tiger durch WERNER (1941, 62) kann aufgrund mangelnder spe-
zifischer Merkmale nicht zugestimmt werden. Die Darstellung des Kopfes und der Klauen erinnert
vielmehr an einen Marder, in der Literatur wurde diese Figur auch als Wolf oder Hund angesprochen
(ENGELHARDT 1863, 45; KRÜGER 1949/50, 118; RADDATZ 1987a, 59 Kat.-Nr. 406). Dadurch steht sie
einer Gruppe von tiergestaltigen Scheibenfibeln mit rückblickendem Tier sehr nahe (STEIDL 1999;
DROBERJAR/ŠPAČEK 2003, 325 Abb. 6), die z. T. ebenfalls als Hund bezeichnet werden, wie das Exem-
plar aus Bad Pyrmont, Niedersachsen (TEEGEN 1999, 187), oder eine Fibel aus Mechau, Kr. Salzwedel,
Sachsen-Anhalt (KUCHENBUCH 1938, 92 Liste 14; TEEGEN 1999, 187f.). Wie bei der Thorsberger Ab-
bildung ist die Ansprache von Fibeln mit Tierdarstellung jedoch auch in der Literatur nicht immer
einheitlich diskutiert worden13.
Mit dem zurückgewandten Kopf zeigt dieses Tier eine Pose, die von zahlreichen zoomorphen Dar-
stellungen auf verschiedenen Objektgruppen der germanischen Kunst bekannt ist. Bereits ROTH
(1979, 45f.) bezeichnete das rückblickende Tier als zentrales Motiv germanischer Kunst des 3. Jahr-
hunderts n. Chr. Vorbilder werden in provinzialrömischen Tierfriesen auf Hemmoorer Eimern und
niedergermanischen Glasbechern gesehen. Weitere mögliche Parallelen können aus der skythischen
und keltischen Kunst stammen (MEGAW/MEGAW 1989, 94 Abb. 121; REEDER 1999, 109 Kat.-Nr. 7
Abb. 107).
Durch das Halsband, das sämtlichen Großen Tieren auf dem hier behandelten Blech gemeinsam ist,
werden diese Figuren mit einer Gruppe von Tieren verbunden, die ebenfalls ein Halsband tragen
und zumeist in zurückblickender Pose dargestellt sind. Hierzu gehören die Hindin-Figur auf einem

12 Zum „Vogel-Fisch-Motiv“ siehe u. a. OXENSTIERNA 1956, 70f. Abb. 144–152; QUAST 1990/91; MÜTHERICH 1986; BÖHNER
1994, 518f.; VON CARNAP-BORNHEIM/SCHWEITZER 1999/2000. – PESCH (2002, 65) und MÜTHERICH (1986) bezeichnen die-
ses Motiv als „Motiv des Adler mit Fisch“.
13 Beispielsweise kann sich KUCHENBUCH (1938, 92 Liste 14) bei den Fibeln aus Zethlingen und Cheine, beide Altmarkkreis
Salzwedel, nicht zwischen Hase und Hund festlegen; LEINEWEBER (1997, 244) bezeichnet das Tier aus Cheine als „Hindin“,
dem wiederum TEEGEN (1999, 188) widerspricht; STEIDL (1999, 131ff. Abb. 3) benennt die Tiere auf sämtlichen germani-
schen Scheibenfibeln mit rückblickendem Tier als „Hirschkuh“.

66
Beschlag aus dem Opfermoor von Skedemosse auf Öland (HAGBERG 1961; HAGBERG 1967a, 55f.
Fig. 45; 46,40; HAGBERG 1967b, 22ff.) und eine sehr ähnliche Darstellung auf einer Scheibenfibel aus
Tangendorf, Hamburg-Harburg (WEGEWITZ 1941; BRANDT 2006). Auch bei einigen rückwärtsbli-
ckenden Tieren auf den Scheibenfibeln ist Halsschmuck zu beobachten (STEIDL 1999, 131ff. Abb. 2),
ebenso bei einem stark beschädigten Pressblech einer Scheibenfibel aus Häven in Mecklenburg-Vor-
pommern (VOSS 1999), auf dem ein vorwärts blickender Vierbeiner dargestellt ist. Es existiert ein
Wandermotiv vom „Hirsch mit dem goldenen Halsband“, das vermutlich bereits bei Hochkulturen
aus dem Vorderen Orient bekannt war, wie ein Fundstück aus Luristan des 8.–7. Jahrhunderts v.
Chr. vermuten lässt, und das bis in die christliche Kunst Skandinaviens zu belegen ist (HEIZMANN
1999, 604f.). In der literarischen Tradition wird dem goldenen Halsband oftmals die Symbolik eines
hohen Lebensalters zugesprochen. Das Motiv ist u. a. bei Plinius zu finden, und Caesar sowie Karl
der Große wurden als Hirschfänger bezeichnet. Die Abbildung auf dem Thorsberger Stück kann
zwar nicht mit einer Überlieferung um eine Hirschkuh oder Hindin in Zusammenhang gebracht
werden, jedoch zeigt dieses Beispiel, dass bestimmte Darstellungen aus dem kaiserzeitlichen Milieu
vermutlich Hinweise auf Sagenstoffe vorgeschichtlicher Epochen enthalten, deren Kenntnis uns heute
verloren ist. Zusammenfassend gesehen, ist eine Zuordnung dieser Figur zu einem göttlichen Wesen
daher nicht zu erschließen.
Das Halsband an bestimmten Hirsch- und Hindinnenfiguren wurde als sagenhaftes Symbol für ein
hohes Lebensalter angesprochen. Daher ist auch für den Halsschmuck an den fünf großen Figuren
auf dem Thorsberger Blech eine tiefergehende Bedeutung möglich. Andererseits treten ab der jün-
geren Römischen Kaiserzeit im archäologischen Fundgut charakteristische Schmuckformen auf, die
den Status ihres Trägers markieren (LUND HANSEN 1998, 347). Dabei steht außer Frage, dass golde-
ne Hals- und auch Handgelenkringe als hohe Rangabzeichen zu interpretieren sind. Die Halsringe
auf dem Thorsberger Blech sind somit auch als Symbole für Macht und Herrschaft zu deuten. Sol-
len mit den Großen Tieren bestimmte Charakterzüge symbolisiert werden, so verknüpft der Hals-
schmuck diese Eigenschaften mit dem herrschaftlichen Besitzer des Stückes, der zweifellos einer eli-
tären Schicht angehört. Mit der Darstellung beringter Tiere wird somit der exklusive und statusin-
dizierende Charakter des gebogenen Bleches zusätzlich betont.

K LEINE T IERE IN DEN Z WISCHENRÄUMEN

Auf dem zentralen Fries des gebogenen Bleches befinden sich zwischen den großen Tieren verteilt ins-
gesamt zwölf kleine Fische, bei denen es sich wie bei den Hippokampen und dem Bock mit Fisch-
schwanz um Seewesen handelt; daher ist auch ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen diesen Tieren
nicht ausgeschlossen. Eine bestimmte Symbolik für die zwölffache Abbildung dieses Tieres scheint
ebenso denkbar, wie auch für die auffällige Anordnung von drei Fischen gleicher Größe zwischen der
vierten und fünften großen Figur (Abb. 2. 5). Eine Interpretation als Zeichen für „Dreifaltigkeit“, wie
KRÜGER (1949/50, 120) sie für das schlangenartige Wesen vorschlägt, entbehrt jedoch jeder Grund-
lage. Schließlich ist die häufige Darstellung der Fische als Reaktion auf einen „horror vacui“, also als
Füllelement aufzufassen, wie er für die germanische Kunst beschrieben wird (WERNER 1966, 28;
ROTH 1979; 48 HASELOFF 1981, 114).
Die „wurmartige“ (WERNER 1941, 62) Gestalt mit vier Beinen, die sich oberhalb des vierten großen
Tieres, der Vogeldarstellung, befindet und von RADDATZ (1987a, Kat.-Nr. 406 Taf. 93b) als „gefieder-
te Schlange“ bezeichnet wurde, stellt ein Wesen dar, dessen Ansprache sehr umstritten und schwierig
ist (Abb. 2. 4). Bereits die Laufrichtung ist nicht eindeutig zu benennen. Falls es sich bei dem gespal-
tenen Ende um ein geöffnetes Maul handelt, wäre dies die einzige nach rechts orientierte Darstellung
auf dem gesamten Fries. Das dreigeteilte, linke Ende könnte ebenfalls als ein aufgerissener Mund mit

67
herausgestreckter Zunge verstanden werden. Der Interpretation als „dreiköpfiger Molch“ (KRÜ-
GER 1949/50, 120) wird hier nicht zugestimmt. Eine Deutung als fabelhaftes Seewesen ist aufgrund der
möglichen Verbindung zu den kleinen Fischen dagegen nicht auszuschließen.
Die Figur besitzt Parallelen zu zwei jeweils doppelt abgebildeten Fabelwesen auf einem außergewöhn-
lich reich verzierten bronzenen Schildbuckel aus Herpály in der Theiß-Region in Ungarn (Abb. 7. 1–2;
FETTICH 1930; WERNER 1941, Taf. 28–29; VON CARNAP-BORNHEIM 1999a). Durch die formale Über-
einstimmung mit dem Typ 3d nach ILKJÆR (1990, 35) und eine auffallende Ähnlichkeit bei den Grund-
maßen mit dem Schildbuckel SABL aus Illerup Ådal ist eine Zuordnung des Schildbuckels in die erste
Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. möglich (VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1996a, 292). Die Fabelfi-
guren besitzen ebenfalls einen schlangenartigen Körper. Eine der Figuren, die durch WERNER (1941, 67)
als von provinzialrömischen Vorbildern abgeleiteter „Gryllus“ bezeichnet wird, zeigt ebenfalls einen
Kamm aus parallelen Strichen auf dem Körper (Abb. 7. 1). Das zweite Tier, von WERNER (1941, 67) als
„Seetier mit Greifenkopf“ tituliert, hat vergleichbare Beine und einen geteilten Schwanz (Abb. 7. 2).
Eine Ansprache als Grille ist für die „gefiederte Schlange“ auszuschließen, möglich scheint dagegen
eine Interpretation als Drache: Drachen wurden in der Römischen Kaiserzeit von Feldzeichen und
Münzen übernommen und dabei zunächst in Form von schlangenartigen Wesen abgebildet (HOH-
MANN 1986; PESCH 2002, 69; 72). Das Beowulf-Epos liefert Beschreibungen von Drachen als Wesen
zu Land und Wasser, und frühe Bildzeugnisse zeigen Drachen als großen Wurm oder mächtige
Schlange (HOHMANN 1986). Aus der Antike liegen Beschreibungen von Drachen bereits durch Plinius
den Älteren (23–79 n. Chr.) vor, der sie in seiner Naturalis historia als größte aller Schlangen be-
zeichnet, die zusätzlich einen Rückenkamm aufweisen. Neben dem Maul stellt der Schwanz ein
wichtiges Merkmal dar, mit dem der Drache Schläge austeilt. Diese Details sind mit der „Rücken-
befiederung“ und den beiden nicht eindeutig anzusprechenden Enden auch bei dem Wesen auf dem
Thorsberger Blech zu beobachten. Die Existenz einer derartigen Figur mit diesen Merkmalen auch
im germanischen Milieu ist nicht unwahrscheinlich. Nach CAPELLE (1986, 136f.) sind sicher nach-
weisbare Drachenbilder in der germanischen Kunst des ersten Jahrtausends auch deshalb selten,
weil dem heutigen Betrachter eindeutige Kriterien für eine derartige Ansprache fehlen. Aus dem
kaiserzeitlichen Barbaricum seien Abbildungen von Drachen bisher gänzlich unbekannt. Es ist zu
diesem Zeitpunkt nicht auszuschließen, dass es sich bei dem kleinen Fabelwesen auf dem Thorsber-
ger Blech möglicherweise um eine frühe Wiedergabe einer Drachenfigur handelt.

D AS M OTIV DER MENSCHLICHEN M ASKE

Die Abbildung des menschlichen Kopfes, in der Regel als en face-Darstellung, ist auf verschiedenen
Objektgruppen der Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit zu beobachten und wurde in der For-
schung bereits mehrfach diskutiert14. Trotz der abweichenden Ausführung auf dem Thorsberger Blech
als Profilansicht soll das Motiv der menschlichen Maske im germanischen Milieu an dieser Stelle kurz
beleuchtet werden.
Die anthropomorphe Ansichtsmaske stellt ein weit verbreitetes Motiv dar und tritt an Gegenständen
aus dem kaiserzeitlichen Barbaricum sowohl einzeln als auch in Gruppen oder zu Reihen formiert
auf15. Zahlreiche Beispiele bezeugen seine Verwendung in der gesamten jüngeren Kaiserzeit mit einem

14 Siehe u. a. LUND 1990; HULTHÉN 1991; RASMUSSEN 1995, 64ff.; VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1996a, 433ff.;
VON CARNAP-BORNHEIM 1999b; PESCH 2004.
15 Beispiele für Funde mit Ansichtsmaskenmotiv: Thorsberger Moor (RADDATZ 1987a, Kat.-Nr. 404; 405; 406; 407, 2; 423 Taf.
89–93; 95; 99); Silberbecher Himlingøje (WERNER 1941, 47 Abb. 6 Taf. 22; LUND HANSEN 1995, 143 Fig. 4, 6a); Schildbrett-
beschläge Illerup Ådal und Vimose (VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1996, 440ff.); Ortband Vimose (ENGELHARDT 1869, 17
Taf. 10, 92; RASSMUSSEN 1995, Fig. 25e; VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1999a, 288; 467 Abb. 288 Fundliste 18 Nr. 50).

68
Abb. 7. 1. Herpály, Ungarn. Ausschnitt des Stangenschildbuckels (nach WERNER 1941, Taf. 29,1). – Maßstab 2:1.

Abb. 7. 2. Herpály, Ungarn. Ausschnitt des Stangenschildbuckels (nach WERNER 1941, Taf. 29,2). – Maßstab 2:1.

69
Schwerpunkt im 3. Jahrhundert n. Chr. (VON CARNAP-BORNHEIM 1999b, 129 Fundliste). Aus frühe-
ren chronologischen Zusammenhängen stammen ein Beschlag aus Hügel 2 in Agersbøl in Jütland aus
der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. (BRØNDSTED 1963, 174 Abb. 175; VON CARNAP-BORNHEIM
1999b, 136) und die Masken auf den Resten der beiden Silberbecher aus Brokær (RASMUSSEN 1995,
Fig. 23, 24, 25e) aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhundert n. Chr. (Abb. 6. 1–2). Die Köpfe der
menschlichen Figuren auf dem Scharniergürtel aus Hagenow, welcher einem Zeitraum zwischen 100
und 125 n. Chr. angehört, wurden durch Goldfolienauflage besonders hervorgehoben (LÜTH/VOSS
2000, 173ff. Abb. 18–19; VOSS 2000, 199 Abb. 164; PESCH im Druck), weshalb sie ebenfalls dem be-
tonten Ansichtsmaskenmotiv zuzuordnen sind.
Das Motiv der maskenartig stilisierten Abbildung des menschlichen Gesichts im germanischen Milieu
wird oftmals von römischen Vorbildern abgeleitet (HASELOFF 1981, 81; VON CARNAP-BORNHEIM/
ILKJÆR 1996a, 435). Hinweise auf den Einfluss römischen Kunsthandwerks sollen nicht nur durch die
Darstellungen selbst, sondern auch durch die Serienproduktion und das en face-Motiv an sich fassbar sein.
Andererseits sind auch eindeutige Parallelen zu Abbildungen anthropomorpher Gesichter der keltisch ge-
prägten Vorrömischen Eisenzeit des Nordens fassbar. Zwischen den kaiserzeitlichen Stücken und „kelti-
schen“ Gesichts-Darstellungen beispielsweise auf den Attaschen des Wagens aus Dejbjerg in Westjütland
(BECKER 1984; RASMUSSEN 1995, 69 Fig. 25j) sowie menschlichen Maskenblechen mehrerer Kesselfunde16
sind Ähnlichkeiten festzustellen, die für eine Kontinuität von Motiv und Technik über den Zeitraum von
der „keltischen Eisenzeit“ bis in die Römische Kaiserzeit hinein sprechen (PESCH im Druck). Zu diesen
Parallelen aus dem keltischen Kulturkreis gehören auch die Mehrfachabbildungen desselben Maskenmo-
tivs, wie sie etwa auf Phaleren aus Manerbio sul Mella in Norditalien (MEGAW 1970, 130 Kat.-Nr. 204; 205)
und auf dem gebogenen Blech und den beiden Zierscheiben aus Thorsberg (Abb. 3. 1–2) sowie den radial
auf Schildbrettern angeordneten Ansichtsmasken aus Illerup Ådal (VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR
1996a, 433ff.; VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1996b, Taf. 54; 117; 129; 138; 234) zu verzeichnen sind17.
Ein Überleben keltischer Traditionen bei der Darstellung des menschlichen Gesichts wird ebenfalls für
Masken an kaiserzeitlicher Keramik aus dem heutigen Dänemark und Norwegen vermutet (LUND 1990;
HULTHÉN 1991). Auch aus dem römischen Fundgut ist die Abbildung anthropomorpher Köpfe bekannt18.
Die mit dem Motiv der anthropomorphen Maske verbundene Bedeutung ist bisher nicht geklärt (PESCH
im Druck). Sie werden u. a. als Apotropaion angesprochen (HASELOFF 1981, 86) oder in einen göttlichen
Zusammenhang eingeordnet (PESCH im Druck). Chorologische Untersuchungen zeigen unterschiedliche
Verwendungen des Motivs für bestimmte Objektgruppen: Nach VON CARNAP-BORNHEIM (1999b, 133),
wurden Ansichtsmasken im germanischen Milieu selten in Verbindung mit Pferdegeschirr angetroffen. Im
hunnischen Kulturkreis sind sie in dieser Verknüpfung jedoch häufig zu beobachten, kommen dort aller-
dings nicht als Schildbrettbeschläge vor. Ansichtsmasken aus Pressblech sind stets ranghohen Militärper-
sonen zuzuordnen. Die wenigen bekannten Exemplare aus Frauengräbern sind im nordgermanischen
bzw. wielbarkischen Milieu an Prachtfibeln gebunden und werden durch VON CARNAP-BORNHEIM
(1999b, 132) als Abzeichen reicher Frauen interpretiert. Eine derartige Interpretation ist nach Ansicht
der Verfasserin auch für viele Maskenabbildungen aus der „männlichen Sphäre“ naheliegend, bei-
spielsweise den Maskenblechen auf den Prachtschilden aus Illerup Ådal (VON CARNAP-BORNHEIM/
ILKJÆR 1996a, 433ff. Abb. 257) und Vimose (EBD., 433 Abb. 257).

16 Gundestrup, Nordjütland: HACHMANN 1990; KAUL/WARMIND 1999; FALKENSTEIN 2004. – Illemose/Rynkeby, Fünen:
KLINDT-JENSEN 1950, 109ff. Fig. 68a. – Sophienborg, Seeland: KLINDT-JENSEN 1950, 112ff. Fig. 69a. – Gårdby, Öland: CA-
PELLE 1998. – Ringsbølle, Lolland: KAUL 2006.
17 Der Vergleich mit keltischen Kopfdarstellungen bezieht sich hier allein auf gestalterische Mittel und nicht auf die symbo-
lische Darstellung abgeschlagener Köpfe, wie sie für das „têtes coupées“-Motiv im keltischen Kulturkreis vermutet wird;
siehe dazu und zu der Vorstellung vom Kopf als „Sitz der Seele“ u. a. REINACH 1913; LAMBRECHTS 1954; BERANEK 1962;
HÄRTL 2005.
18 Für die in ihrer ikonographischen Ausführung von den germanischen Gesichtern stark abweichenden Darstellungen siehe
mit weiterführender Literatur u. a. DÖVENER 2000.

70
Obwohl die Abbildung des menschlichen Kopfes in der Römischen Kaiserzeit offenbar ein wichtiger
Bestandteil des künstlerischen Repertoires war, stellt die Ansicht der Köpfe im Profil eine Besonder-
heit des Thorsberger Stückes dar. Profildarstellungen von menschlichen Köpfen sind erst in späteren
Zusammenhängen häufig anzutreffen, wie auf den völkerwanderungszeitlichen Brakteaten (AXBOE
u. a. 1985). KRÜGER (1949/50, 114f.) interpretiert die Köpfe als Abbilder der griechischen Dioskuren-
Köpfe und eine Symbolisierung der kosmischen Vorgänge von Tag und Nacht. Diese Ansprache, ge-
stützt auf die Zweifarbigkeit und eine von ihm vermutete Anzahl von ursprünglich 60 dargestellten
Köpfen, ist zweifelhaft. In dem Effekt, der sich durch die abwechselnd goldenen und silbernen Köp-
fe ergibt, kann auch der Wunsch nach Polychromie als gestalterischem Mittel gesehen werden, wie sie
zum Beispiel als bewusstes Stilelement in den späteren Kerbschnittgarnituren eingesetzt wurde.
Schließlich ist nicht gänzlich auszuschließen, dass sich der Besitzer durch eine Art „vielfach stilisier-
tes Selbstportrait“ auf dem Stück verewigt hat.

G ESAMTINTERPRETATION DES B ILDINHALTES

Zusammenfassend ist festzustellen, dass dieses Blech eine Fülle von bekannten Motiven des künst-
lerischen Repertoires germanischer Handwerker der römischen Kaiserzeit aufweist. Es bleibt jedoch
ungeklärt, ob die Vielzahl bekannter Motive als Aneinanderreihung verschiedener Inhalte verstanden
werden kann oder ob sich sämtliche Darstellungen zu einem großen Gesamtinhalt fügen.
In verschiedenen Forschungsansätzen wird ein kultischer Grundgedanke als Triebfeder zur Aus-
bildung figürlicher Kunst vorausgesetzt19. Für PESCH (im Druck) steht fest, dass Kunst im gesamten
Altertum und in der Neuzeit keine spontane und individuelle Neuschöpfung einzigartiger Bilder war,
sondern als kommunikatives Mittel nach festgelegten Regeln mit einheitlichen Formen und Motiven
arbeitete.
Der von HAUCK (1992, 263) geprägte Begriff der „Gedächtniskultur“ ist jenen Kulturen zuzuordnen,
die auf einer mündlichen Überlieferung beruhen und deren Identität sich mit Hilfe von Bildern aus-
drückt. Diese „Gedächtniskultur“, die im Norden bereits vor dem Entstehen der Schriftlichkeit er-
scheint, sei dort fassbar, wo es gelänge, frühe Abbildungen und späte Texte zusammenzubringen. Ihre
Sprache sind Bilder, welche sowohl die gesellschaftliche Ordnung als auch die allgemeine Weltan-
schauung und Religion ausdrücken und in der Kultur zugleich als verbindendes Element dienen. Zum
Beispiel bedeutete das Tragen eines Brakteaten und somit die Präsentation eines Bildes mit einer ge-
sellschaftlich anerkannten sakralen Aussage für den Träger zugleich ein Bekenntnis zu diesen sozialen
Normen. HARDT (1998, 322) bezeichnet außergewöhnliche, mit einer bestimmten Symbolik behaftete
Gegenstände, die zu wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen präsentiert wurden, als „objects of
memory“. Die Symbolik konnte beispielsweise einem gemeinschaftlichen Erlebnis gelten. Durch die
materielle Präsentation dieser Erinnerung werden das „Wir-Gefühl“ der Anwesenden und somit die
politischen und militärischen Verhältnisse der Gemeinschaft gestärkt (HARDT 1998, 324f.).
Mehrfach wurde bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die einzelnen Motive auf dem Blech
komplexe Inhalte – bekannte Sagen etwa – versinnbildlichen, die dem kaiserzeitlichen Betrachter aus
verschiedenen Regionen des Barbaricums bekannt waren. Das kollektive Gedächtnis gesellschaftli-
cher und militärischer Eliten fasst H. WOLFRAM (1990, 324) in seinen Studien zu der Kultur der Go-
ten mit dem Begriff der „gentilen Memoria“ zusammen. Als materielle Manifestation dieses Phäno-
mens wird durch VON CARNAP-BORNHEIM/SCHWEITZER (2001, 63f.) die Verbreitung des „Vogel-
Fisch-Motivs“ angeführt, wie es sich möglicherweise auch auf dem Thorsberger Blech in Form der

19 Beginnend mit ZEISS (1941), der die figürlichen germanischen Darstellungen als „Heilsbilder“ bezeichnet und profane
Freude am Verzieren ausschließt; siehe mit weiterführender Literatur u. a. WERNER 1966; ROTH 1979; PESCH im Druck.

71
vierten Figur befindet. Mit großer Sicherheit existierten in der älteren und jüngeren Römischen Kai-
serzeit verschiedene Objekte, welche die oben beschriebenen Funktionen erfüllt haben. Das gebogene
Blech aus Thorsberg dürfte dazugehört haben: Es handelt sich um ein auffälliges, aus wertvollen
Rohmaterialien technisch hochwertig hergestelltes, künstlerisch einzigartiges und den Rang seines
Besitzers kennzeichnendes Objekt. Sicher offenbarten sich dem kaiserzeitlichen Betrachter die sym-
bolisierten Inhalte des Bildprogramms ohne weitere Erklärungen. Ob mit dem gebogenen Blech nun
ein „object of memory“ vorliegt, das bei bestimmten Anlässen präsentiert wurde, bleibt überlegens-
wert, handelt es sich doch offensichtlich um einen Gegenstand, der von einem Heer – in diesem Fall
dem unterlegenen Heer – mitgeführt wurde. Vielleicht hatte der Heerführer das Stück in seinem Ar-
senal, um es nach siegreicher Rückkehr – die ihm ja nicht beschieden war – bei bestimmten gesell-
schaftlichen Zusammenkünften zu präsentieren und die gemeinschaftliche Erinnerung an die gewon-
nene Schlacht für die innere Stärkung zu nutzen. Für eine derartige Interpretation sind schließlich die
ehemalige Funktion des Stückes und seine Anbringung zu überprüfen.

F UNKTION DES B LECHES

Eine mögliche Deutung als „Besatz eines Gürtels“ (WERNER 1941, 62) scheidet aufgrund der Maße
und der Krümmung aus: Das Blech besäße mit einem vervollständigten Durchmesser von 18 cm einen
Umfang von knapp 57 cm – eine Größe, die keinesfalls dem Taillenmaß eines männlichen Kriegers
entspricht. Ebenso wenig leuchtet die Interpretation als „Panzer-Schulterklappe“ (RADDATZ 1987a, 59
Kat.-Nr. 406) ein, da sich das Blech zwar von den Maßen her an der Schulter befunden haben kann,
eine Anbringung in diesem Bereich aber als störend empfunden werden musste. Die Orientierung der
Ornamentik spricht für eine „waagerechte“ Verwendung, während sich die Figuren auf einer Schulter-
klappe dem Betrachter seitlich abgewendet hätten. Eine Deutung als Besatz eines Trägerobjektes wie
„einer runden Büchse“ (SCHUCHHARDT 1938, Taf. 70, 294) oder einem „Holzsockel“ (KRÜGER 1949/
50, 114), auf dem sich Abbilder von Göttern befanden, kann nicht widerlegt, aber auch nicht bewie-
sen werden. KRÜGER begründet seine Überlegung mit seiner Interpretation der Tiere auf dem zoo-
morphen Bildfries als Götterbilder. Im Folgenden werden drei neue Theorien zur Verwendung des
Bleches vorgetragen.

V ERWENDUNG DES B LECHES – T HEORIE 1

Der Ansatz, von den Figuren und ihren ikonographischen Details auf die ehemalige Funktion zu schlie-
ßen, ist aufgrund der unsicheren Interpretation der Abbildungen zwar methodisch anfechtbar, jedoch
einen Versuch wert. Formale Vorbilder für den Tierfries sind, wie bereits beschrieben, zu einem großen
Teil bei provinzialrömischen Arbeiten auf Hemmoorer Eimern (Abb. 8) und Glasbechern zu suchen.
Des Weiteren zeigt das Blech eine Kombination zoomorpher Darstellungen mit anthropomorphen
Köpfen. Es ist nicht zu entscheiden, ob dieses Arrangement zugleich eine inhaltliche Synthese besitzt,
zumindest ist die Verbindung auf Gegenständen aus dem kaiserzeitlichen Barbaricum selten. Die beiden
Zierscheiben aus dem Thorsberger Moor (Abb. 5. 1–2) sind mit jeweils sehr unterschiedlich verzierten
Außenzonen geschmückt. Auf der ersten Scheibe befinden sich neben der Abbildung des Kriegsgottes
Mars und weiterer figürlicher Darstellungen acht nachträglich applizierte, zoomorphe Figuren. Die
zweite Scheibe zeigt dagegen einen Tierfries mit germanischer Ikonographie. Zentral besitzen beide Stü-
cke jeweils neun ringförmig angeordnete Pressbleche mit einer menschlichen Ansichtsmaske, so dass
auch hier eine Kombination aus „wiederholt abgebildetem menschlichem Kopf mit zoomorphen
Figuren“ vorliegt. ENGELHARDTS (1863, 27) Bezeichnung der zentralen Köpfe als „Medusahoved“

72
Abb.8. Himlingøje, Seeland. Abrollung des Bildfrieses eines Hemmoorer Eimers (nach WERNER 1966, 20 Abb. 8). – Maßstab ca.1:1.

wurde in der Literatur zunächst übernommen (WERNER 1941, 3f.; RADDATZ 1987a, 63), durch VON
CARNAP-BORNHEIM (1997, 82f.) jedoch abgelehnt. Die Darstellung von Efeu- bzw. Blätterranken und
Korymben auf der Stirn ließen vielmehr Verbindungen zu Abbildungen von Dionysos/Baccus in helle-
nistischer und römischer Zeit erkennen (VON CARNAP-BORNHEIM 1997, Anm. 58).
Die Kombination aus „wiederholt abgebildetem menschlichem Kopf mit zoomorphen Figuren“ ist
ebenfalls auf einem der beiden Silberbecher aus Himlingøje (Abb. 3) zu beobachten (WERNER 1941,
47 Abb. 6 Taf. 22; WERNER 1966, 18ff. Abb. 6; LUND HANSEN 1995 Fig. 4, 6a). An zentraler Stelle in-
nerhalb eines der „Jagdfriese“20 befinden sich zwei gegenständig angeordnete Masken mit Schnurrbart
und Kappe. Wie auf dem Thorsberger Blech sind unter den Darstellungen des Jagdfrieses auch Hippo-
kamp, gehörntes Wesen (Capricorn), Vogel und rückblickendes Tier. Um die Tiere wurden Reihen
kleiner Punkte angebracht, die in etwa den Körperkonturen folgen. Und ebenfalls wie auf dem
Thorsberger Blech werden auch die Friese auf den Bechern von Himlingøje von wulstigen Schnur-
borten gerahmt. In diesem Zusammenhang ist die genauere Betrachtung der nur in Fragmenten erhal-
tenen Silberbecher aus „Grab 1878“ aus den mit römischem Import reich ausgestatteten Brandgräbern
aus Brokær interessant (Abb. 6. 1–2; RASMUSSEN 1995, 65f. Fig. 23–24; KJÆRUM/OLSEN 1990, 118f.
Kat.-Nr. 41; VON CARNAP-BORNHEIM 1999, 129; 136). Die beiden Becher sind in ihrer Form vermut-
lich mit den seeländischen Silberbechern zu vergleichen (RASMUSSEN 1995, 66 Fig. 23). „Silberbecher
I“ (Abb. 6. 1) besitzt eine Reihung von identischen en face-Masken. Zwischen den Köpfen befinden
sich auf Höhe der Kinnpartie jeweils drei pyramidenförmig angeordnete Perlbuckel, die eine klare
Verbindung zwischen diesem Stück und dem gebogenen Blech aus Thorsberg herstellen. RASSMUSSEN
(1995, 67) vermutet daher, dass die Bildfriese der Becher aus Brokær und des Thorsberger Fundes die-
selben Wurzeln bezüglich ihrer Stil- und Werkstatttradition besitzen. Das Ornament der pyramiden-
förmig angeordneten Punkte besitzt darüber hinaus Parallelen zu den beiden bronzenen Kesseln aus

73
Rynkeby (UNDSET 1882, Fig. 132–133; KLINDT-JENSEN 1949, Fig. 68) und Rå (KLINDT-JENSEN 1949,
Fig. 70d): Hier wurden jeweils im Stirnbereich der Stierkopfattaschen drei Kreise eingestempelt,
welche ebenfalls zu einem Dreieck angeordnet sind.
„Silberbecher II“ (Abb. 6. 2) ist stärker fragmentiert, jedoch lassen sich in seiner Morphologie einige
Unterschiede zu dem anderen Becher erkennen, so dass diese beiden Fundstücke kein echtes Paar
bilden (RASSMUSSEN 1995, 65f. Fig. 24). Die en face-Masken auf „Silberbecher II“ sind von einer
Punktreihe umgeben, die mit den umrissbegleitenden Punkten auf dem gebogenen Thorsberger Blech
parallel gesetzt werden können. Es handelt sich allerdings um ein im germanischen Milieu mehrfach
anzutreffendes Verzierungselement, das zum Beispiel bei den Ansichtsmasken vom Typ B1 und B3
aus Illerup Ådal ebenfalls zu beobachten ist (VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1999a, 437ff. Abb.
257). Ein deformiertes Stück mit kleineren Masken ist ebenso wie ein Fragment mit der beschädigten
Darstellung eines Pferdekörpers vermutlich dem „Silberbecher II“ zuzuordnen. Die Kombination
von „wiederholt abgebildetem menschlichem Kopf mit zoomorphen Figuren“ ist somit auch hier zu
vermuten. Aufgrund der Verzierungselemente Masken und Halbkreise sowie zahlreicher weiterer
Grabbeigaben, die von engen Kontakten zum Kontinent zeugen, spricht sich RASSMUSSEN (1995, 70)
für eine Arbeit kelto-römischer Handwerker aus.
Durch die bacchantischen Abbildungen auf den beiden Zierscheiben aus Thorsberg und die Verbin-
dungen zu den Silberbechern aus Brokær und Himlingøje und somit auch zu den anderen seeländi-
schen Silberbechern sind Verbindungen zu hochwertigen und luxuriösen Gegenständen aus dem Be-
reich des Trinkzeremoniells herzustellen. Vor diesem Hintergrund kann das Thorsberger Blech als
Besatz eines exklusiven Gegenstandes aus der Sphäre des Trinkgeschirrs gedient haben. Seine geboge-
nen Längskanten besitzen zudem formale Entsprechungen zu den umgebogenen Oberkanten der
figürlich verzierten dänischen Silberbecher. Eindeutigere konstruktive Parallelen finden sich bei den
Beschlägen mehrerer Trinkhörner aus Hade Hedesunda, Gästrikland, Schweden (WERNER 1966, 28
Taf. 13, 2; MAGNUS 1999, Fig. 7. 1). Die kreisrunden, geschlossenen Beschläge zweier dieser aus Bron-
zeblech gefertigter Trinkhörner weisen wie das Thorsberger Blech rechtwinklig abgebogene Längs-
kanten auf21. Zudem sind die runden Beschläge anscheinend aus zwei gleichartigen Teilen zusammen-
gesetzt, wobei der laschenartige Abschluss eines Stückes auf dem jeweiligen Gegenstück befestigt
wurde. Auf der Rückseite des Thorsberger Stücks ist an der nicht vollständig überlieferten Seite eine
senkrechte, über die gesamte Höhe verlaufende Rille zu erkennen. Sie lässt sich durch ein dort ehemals
befestigtes Metallstück erklären, dessen Abschluss ähnlich geformt ist wie die Lasche auf der voll-
ständig erhaltenen Seite des gebogenen Bleches. Daher ist es möglich, dass sich hier einmal ein zwei-
tes, ähnlich gestaltetes Blech befunden und somit ursprünglich ein geschlossener Ring vorgelegen hat.
Die silberne Verkleidung eines dritten Trinkhornes aus dem schwedischen Fundkomplex zeigt ein
figürlich verziertes Pressblech mit einem Fries springender Stiere und einer darunter angebrachten
Reihe von Bukranien.
Der rekonstruierte Durchmesser für einen ehemaligen Trägergegenstand des Thorsberger Bleches
würde knapp 18 cm betragen. Diesem Maß und der stabile Ausarbeitung nach zu urteilen kann das
Blech bei einer möglichen Verwendung an aufwendigem Trinkgeschirr den Besatz an einem auffallend
großen Trinkhorn gebildet oder auch einen germanischen Holzeimer oder ein anderes Mischgefäß
verziert haben. Diese These wird durch die formalen Vorbilder der germanischen Bildfriese in Form
provinzialrömischer Verzierungen auf Hemmoorer Eimern gestützt. Mit den sorgfältig ausgeführten
Binnenzeichnungen der großen Tierkörper, den pyramidenförmig angeordneten Punktbuckeln zwi-

20 „Jagdfriese“ werden die Abbildungen mit einem Fries menschlicher Figuren mit einem Ringknaufschwert genannt
(WERNER 1941, 46f.; WERNER 1966, 17).
21 Die Fundumstände der Gegenstände aus Hade Hedesunda:
(http://mis.historiska.se/mis/sok/include_image_exp.asp?uid=239793) erschweren eine exakte chronologische Anspra-
che dieser Stücke; siehe auch MAGNUS 1999. Für Hinweise zu diesem Fund danke ich auch K. Andersson, Stockholm.

74
schen den anthropomorphen Gesichtern, der partiellen Vergoldung einzelner Bildbereiche und der
Kombination aus zoomorphen Darstellungen und dem menschlichen Kopf finden sich zudem gestal-
terische Parallelen zu den auffälligen Kesselfunden aus dem keltischen bzw. „keltisierten“ nordischen
Kulturkreis.
Aus dem Kriegsbeuteopfermoor von Nydam stammen hölzerne Daubenreste, mit denen die Anwesen-
heit von Eimern auch in dieser archäologischen Quellengruppe belegt wird (BEMMANN/BEMMANN
1998a, 202)22. Derart massiv gearbeitete und aufwendig gestaltete Eimerbeschläge sind aus dem germa-
nischen Milieu bisher allerdings unbekannt. Hier sind die umlaufenden Bronzebeschläge eher schlicht
und funktional gestaltet. Aus der schmalen Nietplatte auf der Rückseite des Thorsberger Bleches kann
auf seine Befestigung auf einem dünnen Trägermaterial wie Stoff oder Leder geschlossen werden. Eine
derartige Bespannung eines germanischen Holzeimers ist bislang unbekannt, jedoch sprechen die kon-
struktiven Elemente des Thorsberger Stückes auch nicht gegen eine Befestigung auf dünn ausgehäm-
mertem Metall.

V ERWENDUNG DES B LECHES – T HEORIE 2

In einem weiteren Ansatz soll der Gedankengang verfolgt werden, dass der Besitzer des gebogenen
Bleches dieses zu bestimmten Anlässen sichtbar am Körper getragen hat. Einige Körperregionen sind
dabei bereits ausgeschlossen worden. So ist das Blech als Gürtelbeschlag oder als Schulterklappe
ungeeignet. Bei einer Befestigung am Bein befände es sich je nach Position sehr locker oder eng am
Körper. Bisher sind aus dem germanischen Milieu keine dort angebrachten Prestigeobjekte bekannt,
mit Ausnahme von aufwendig gearbeiteten Sporen, die neben der Repräsentation auch einen funktio-
nalen Nutzen erfüllten. Daher wird eine derartige Interpretation nicht weiterverfolgt. Es bleiben so-
mit Hals und Kopf übrig.
Halsschmuck als statusindizierendes Objekt bei den elitären Schichten des kaiserzeitlichen Barbari-
cums wurde bereits im Zusammenhang mit den Halsbändern der fünf großen Tiere angesprochen.
Praktisch betrachtet, scheint eine solche Interpretation sehr unbequem für den Träger zu sein, jedoch
ist es aus dem sarmatischen Raum ein Vergleich bekannt. Im Grabhügel 10 der Nekropole von
Kobyakovo bei Rostov am Don befindet sich die Bestattung einer Frau, deren Grablegung in das 1.–2.
Jahrhundert n. Chr. datiert wird (TREISTER 1997, 42ff.). Um den Hals der Toten fand sich ein Torques
(Abb. 9; EBD., 46ff. Fig. 8–10), der zweiteilig gearbeitet ist und aus zwei unterschiedlich langen breiten
Bändern besteht, von denen das kürzere rückseitig angebracht ist und durch zwei Scharniere abge-
klappt werden kann. Das durchbrochen gearbeitete Stück mit Einlagen aus Türkisen zeigt einen umlau-
fenden Fries mit einer zentralen, als göttlich zu interpretierenden Figur und zoomorphen Darstel-
lungen sowie Mischwesen. Gebrauchsspurenanalysen beweisen eine Verwendung des Torques bereits
zu Lebzeiten, während hingegen ein in demselben Grab gefundenes Diadem vermutlich erst für die
Bestattungszeremonie angefertigt wurde. Neben ähnlichen Maßen sind mit den zylindrischen Schar-
nieren an beiden Enden des längeren Stückes aus Kobyakovo und dem streifenförmigen Abschluss
des Thorsberger Bleches technische Ähnlichkeiten zwischen beiden Fundstücken vorhanden. Die
figürlichen Bildfriese verbinden schließlich beide Fundstücke formal miteinander, wobei die Abbil-
dungen deutlich jeweils eigenen ikonographischen Vorlieben folgen. Kontakte zwischen dem sarma-
tischen Siedlungsgebiet, dem österreich-ungarischen Raum und dem nördlichen Barbaricum wurden
zuerst in den Markomannenkriegen geknüpft und blieben auch danach bestehen23. Fundgruppen wie

22 Freundl. Auskünfte von F. Westphal, Schleswig, und A. Rau, Schleswig.


23 Ausführlich zu diesen Beziehungen mit weiterführender Literatur VON CARNAP-BORNHEIM 2003b; bes. LUND HAN-
SEN 2003a.

75
Abb. 9. Kobyakovo bei Rostov/Don. Torques aus Grabhügel 10 (nach TREISTER 1997, 79 Fig. 8). – Maßstab 1:2.

Abb. 10. Catalka, Rumänien. Nackenschutz (nach STEPHENSON 2001, Fig. 16). – Maßstab 1:2.

Schwertperlen, propellerförmige Seitenstangen vom Pferdegeschirr und Kolbenarmringe sind Zeu-


gen dieser Beziehungen24. Die Objekte wurden im germanischen Milieu aufgenommen und fungierten
zum Teil als statusindizierend – Kolbenarmringe bieten dafür ein besonders exklusives Beispiel (WER-
NER 1980; LUND HANSEN 1998, 348ff.). Auch im sarmatischen Siedlungsgebiet sind diese Kontakte
durch markante Objekte zu belegen (TEJRAL 2003, 239ff. Abb. 1).

24 Zu diesen Fundgruppen WERNER 1980; VON CARNAP-BORNHEIM 2003a; TEJRAL 2003; SCHWERIN VON KROSIGK 2005.

76
Ein weiteres Argument für die Trageweise des gebogenen Bleches am Hals stammt aus einer in das
2. Jahrhundert n. Chr. datierten Bestattung aus Catalka bei Starozagorsko in Bulgarien (Abb. 10;
STEPHENSON 2001, Fig. 16). Das auf der Schauseite ursprünglich rot bemalte Stück, an dem sich ver-
mutlich ein Kettenhemd befand, diente als Nackenschutz und zeigt in Höhe und (vervollständigtem)
Durchmesser ähnliche Abmessungen wie das Thorsberger Blech. Bereits in der ersten Hypothese für
seine ursprüngliche Verwendung wurde darauf verwiesen, dass das Blech mit einem heute verlorenen
Gegenstück ursprünglich einen geschlossenen Ring gebildet haben kann: eine Rekonstruktion, welche
die Interpretation als Eimerbesatz, aber auch als Halsring unterstützt. Das rückwärtige Nietblech, das
eine Befestigung auf Stoff oder Leder vermuten lässt, spricht nicht gegen eine Deutung als Halsring,
da der Halsschmuck durch die Befestigung auf einem weichen Trägerstoff sogar noch komfortablere
Eigenschaften besäße.
Auch bei dieser Interpretation ist einzuwenden, dass bisher keine derartigen Fundstücke aus dem
nördlichen Barbaricum bekannt sind. Zudem handelt es sich bei der sarmatischen Bestattung um die
Grablege einer Frau. Gegenstände aus den kaiserzeitlichen Kriegsbeuteopfern sind jedoch vermutlich
ausschließlich Männern zuzuordnen. Durch die beiden Vergleichsbeispiele kann allerdings gezeigt
werden, dass auffällig gestaltete metallene Gegenstände mit ähnlichen Maßen wie das Thorsberger
Blech durchaus am Hals getragen werden konnten.

V ERWENDUNG DES B LECHES – T HEORIE 3

Eine letzte Überlegung für die ursprüngliche Funktion des gebogenen Bleches gilt dem Kopf als mög-
lichem „Träger“. Das Fundmaterial aus dem Thorsberger Moor zeigt, dass sich die ranghohen Krieger
mit schützenden und zugleich repräsentativen Kopfbedeckungen in den Kampf begaben. Zeugen
hierfür sind der Römische Helm vom Typ Nida-Heddernheim (RADDATZ 1987a, Kat.-Nr. 400–403;
CRFB D5 Kat. XXIV-12-22/7.80) und die Gesichtsmaske25.
Der menschliche Kopf ist auf dem gebogenen Blech dargestellt und durch die Wiederholung und den
Farbwechsel von Gold und Silber besonders betont. Detailliert ausgeführt sind dabei nicht nur die
Einzelheiten des Gesichts, sondern auch eine Kopfbedeckung. Dabei ist Abbildung im Profil, wie be-
reits erwähnt, für das kaiserzeitliche Repertoire ungewöhnlich. Eine große Gruppe mit Profildarstel-
lungen bilden die völkerwanderungszeitlichen Brakteaten – Imitationen und Weiterentwicklungen
kaiserlicher Medaillons und Münzen aus dem Römischen Reich – die bestimmte Motive der vergött-
lichenden Kaiserherrschaft regelmäßig übernommen haben26. Dazu gehören Gesten, wie z. B. die er-
hobene Hand mit abgespreiztem Daumen (WAMERS 2003) und die Darstellung bestimmter Objekte
wie Panzer und Diadem (BEMMANN/BEMMANN 1998a, 225ff. Abb. 82; 83. 1.2; BEMMANN/BEMMANN
1998b, Kat.-Nr. Nydam II, 68 Taf. 233; 236). Auch der menschliche Kopf auf dem Thorsberger Blech
besitzt einen Schmuck, der durch drei Rippen dargestellt ist. Zudem beträgt ein ergänzter Durchmes-
ser des Stücks von 18 cm bzw. ein Umfang von knapp 57 cm etwas mehr als der Kopfumfang eines er-
wachsenen Mannes. Wie der Freiraum zwischen Kopf und Blech gefüllt wurde, bleibt bislang unbe-
kannt. Nach der rückwärtig angebrachten Nietplatte war das Blech auf einem dünnen Trägerobjekt
befestigt, der aus Textil oder Leder bestand. Trotz der seltenen Erhaltung organischer Materialien
sind derartige Kopfbedeckungen archäologisch bekannt:
Aus dem antiken Steinbruch Mons Claudianus in der östlichen ägyptischen Wüste, in dem zwischen
dem späten 1. und der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Granit abgebaut wurde, liegen über 50 000

25 Kürzlich gelang es S. Matešić, die bisher gültige Rekonstruktion der Gesichtsmaske und der ihr zugeordneten „Spangen-
kappe“ zu modifizieren; siehe auch die Beiträge von S. Matešić und T. Fischer in diesem Band.
26 Für die in der Literatur vielfach besprochene Gruppe der Brakteaten siehe mit weiterführender Literatur und zahlreichen
Abbildungen z. B. AXBOE u. a. 1985; HAUCK 1992.

77
Textilfunde vor, unter denen sich die Reste dreifarbiger Kappen befinden (MANNERING 2006, 154ff.)27.
Kappe MC 1110 (EBD. 156 Fig. 6–7) besitzt Ohrklappen und einen Nackenschutz. Vermutlich wurde
dieses Stück unter einem Helm getragen, konnte aber aufgrund der sorgfältigen und dreifarbigen Aus-
führung auch ohne Helm benutzt werden. Darüber hinaus sind römische Gesichtshelme mit einer
Lederkappe als Kopfbedeckung bekannt, auf der eine Art Kranz oder Diadem befestigt wurde
(GARBSCH 1978, Taf. 17). Die an diesen Stücken befestigten Diademe sind aus filigranen Materialien
gefertigt und wirken – ebenso wie die auf Bildträgern wie Brakteaten oder Medaillonen dargestellten
Kopfschmucke – biegsam und durch ihre Bindung im Nacken relativ leicht. In diesem Merkmal zei-
gen die Figur auf dem Thorsberger Blech und die hier vorgestellten Vergleichsbeispiele deutliche Un-
terschiede. Ein derart graziler Kopfschmuck mit einer Art Stirnband ist möglicherweise auf einem
kleinen Ortband aus dem Opfermoor Vimose auf Fünen dargestellt (ENGELHARDT 1869, 17 Taf. 10,
92; RASSMUSSEN 1995, Fig. 25e; VON CARNAP-BORNHEIM/ILKJÆR 1996a, Abb. 288).
Wie für die Deutung als Torques lassen sich auch bei einer Interpretation als Diadem oder Kopf-
schmuck Parallelen zu reiternomadischen Stämmen ziehen. Bei Skythen, Sarmaten, Goten und vor
allem Hunnen sind Goldstreifen im Haar und Diademe auf dem Kopf als Bestandteile hoher gold-
besetzter Prunkhauben vornehmer Frauen und Mädchen nachzuweisen (GUSSONE/STEUER 1984,
364ff.), wie beispielsweise bei der Frau aus Kobyakovo (TREISTER 1997, 48f.). Prunkvolle Kopfbede-
ckungen sind auch aus skythischen Männergräbern belegt, werden dort allerdings nicht als Würde-
zeichen interpretiert (GUSSONE/STEUER 1984, 364). Als Herrschaftszeichen germanischer Könige sind
Diademe auf Münzbildern ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. bekannt (EBD. 367). Neben römischen Para-
dehelmen mit Diadem-Rand stammen aus dem germanischen Milieu auch germanische Spangenhelme
mit verziertem, umlaufenden Stirnband – so wie auch die Zierbänder der Thorsberger Gesichtsmas-
ken in Anlehnung an römische Diadem-Darstellungen als eine germanische Zutat betrachtet werden.
Das Thorsberger Blech ist mit seiner starren, bronzenen Grundplatte für eine Adaption eines rö-
mischen Gesichtshelmes mit Lederkappe und Diadem zu wuchtig und starr. Eine leichte Kopfbe-
deckung aus organischem Material müsste zudem stabilisiert werden, um das Blech zu halten. Schließ-
lich erlaubt der (rekonstruierte) Abstand zwischen Blech und Kopf des Trägers einen dickeren Ge-
genstand, der sich unter dem mit der Nietplatte befestigten Stoff befand.
Die Funktion des Thorsberger Moores als ein Platz für Kriegsbeuteopfer, die zahlreichen Funde rö-
mischer Provenienz und die bereits erwähnten Beispiele für einen „Römisch-Germanischen Misch-
horizont“ aus dem Barbaricum, zu dem auch das gebogene Blech sowie der römische Helm und die
Gesichtsmaske zu zählen sind, können als Argumente für eine Zuordnung des Bleches in den Bereich
der Paraderüstungen gewertet werden. Die Bildchiffre „Menschen mit Helm“ findet sich vielfach auf
Teilen der römischen Paraderüstung wie Panzerbeschlägen, Wangenklappen oder Beinschienen28. Auf
den Helmen der römischen Paraderüstung sind häufig figürliche Motive und Tierfriese dargestellt, wie
es bei den Stücken aus Ostrov bei Constanta in Rumänien oder aus dem ägyptischen Sheik-Ìbada am
Ostufer des Nil (GARBSCH 1978, Taf. 19, 27) überliefert ist. Bestimmte häufige Darstellungen sind
möglicherweise als Apotropaion zu deuten. Neben diesen formalen Vorbildern sprechen die Maße des
Thorsberger Bleches nicht gegen eine Befestigung auf einem Helm. Die zoomorphen Friese im Berei-
che der Stirn, wie sie besonders gut auf dem Beispiel aus Sheik-Ìbada zu sehen sind, können einer ger-
manischen Adaption als direktes Vorbild gedient haben. Ein Helm aus Catate-Razboieni bei Alba in
Rumänien (GARBSCH 1978, 100 Abb. 6) besitzt ein von Schlangen gerahmtes Stirnband, das in tech-
nischer Hinsicht als ein Vorbild betrachtet werden mag. Zusammenfassend wird daher bei dieser drit-
ten theoretischen Überlegung zur Interpretation des Thorsberger Bleches eine Befestigung auf einem
Helm im Bereich der Stirn vermutet.

27 Für diesen Hinweis danke ich U. Mannering, Kopenhagen.


28 Umfangreiche Zusammenstellung von Teilen der römischen Paraderüstungen mit zahlreichen Abbildungen bei GARBSCH
1978, für die Darstellung „Menschen mit Helm“ siehe besonders Taf. 3; 8; 11; 33–37.

78
Die durch drei glatte Wülste auf der Stirn dargestellte Kopfbedeckung des Menschen auf dem Blech
wird von RADDATZ (1987a, 59) als Binde bezeichnet, das Ohr sei vermutlich mit einem Ring ge-
schmückt. WERNER (1941, 63) sieht darin lediglich mit Kappen bedeckte Köpfe. Das Original und die
Umzeichnungen in den Publikationen (ENGELHARDT 1863, Taf. 11, 47; RASMUSSEN 1995, 69 Fig. 25a)
zeigen dagegen eindeutig einen Kopf mit einer helmartigen Bedeckung. Die weist im Stirnbereich drei
Rippen und eine das Ohr vollständig bedeckende Klappe auf. Möglicherweise bietet das dreifach ge-
rippte Band im Bereich der Stirn den entscheidenden Hinweis auf die Verwendung des Bleches: als
Andeutung nämlich seiner drei Bildzonen. Falls das zutrifft, wären auf dem Blech nicht nur sein Be-
sitzer – als profilierter Kopf –, sondern auch seine Funktion – als Stirnband – wiedergegeben.
Mit dem gebogenen Blech aus dem Thorsberger Moor liegt ein exklusiver und singulärer Fund vor. Der
ikonographische Inhalt ist aufgrund der aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzten frühen
germanischen Kunst vielschichtig. Es ist davon auszugehen, dass figürliche Kunst in der Römischen
Kaiserzeit als kommunikatives und in dieser hohen technischen Ausführung auf wertvollen Rohmate-
rialien auch als statusindizierendes Mittel eingesetzt wurde. Daher diente das Blech mit Sicherheit vor
allem repräsentativen Zwecken, die aufgrund des Fundortes „Opfermoor für Kriegsbeute“ vermutlich
im militärischen Bereich zu suchen sind. Eine Interpretation als Besatz eines Helmes scheint daher die
logische Konsequenz zu sein. Andererseits stellen die formalen und ikonographischen Bezüge zu Ge-
genständen des gehobenen Trinkzeremoniells so starke Argumente dar, dass die Verfasserin zu diesem
Zeitpunkt von einer Verwendung als Beschlag eines Trink- oder Mischgefäßes ausgeht.

A NHANG : D ETAILLIERTE B ESCHREIBUNG DER B ILDELEMENTE (Abb. 2. 1–6)

Das erste große Tier zeigt einen Kopf mit zwei aufgestellten Ohren, einem runden Auge und einer
langen Schnauze. Zwei Vorderbeine mit Hufen gehen in einen langen Körper über, der in einem ein-
gerollten, spitzen Hinterleib endet. Über dem Rücken verläuft ein Zickzackband, das in einer dreige-
teilten Linie ausläuft.
Das zweite große Tier zeigt eine Mischung aus behuftem Tier und Fisch. Das Vorderteil besteht aus
einem gehörnten Ziegenkopf mit mandelförmigem Auge und leicht geöffneter Schnauze sowie zwei
Vorderbeinen, von denen eines einen dreieckigen Huf, das andere eine Art zweigeteilte Kralle zeigt.
Hinter dem Nacken setzt ein unverhältnismäßig großer Fischkörper an, der eine große geteilte
Schwanzflosse sowie eine Rücken- und eine Bauchflosse besitzt. Die Binnenzeichnung des Körpers
deutet durch leicht gebogene Linien ein Fischschuppenmuster an.
Der Kopf der dritten großen Figur hat zwei schmale, parallel aufgestellte Ohren, ein rundes Auge
sowie eine große flache Nase. Aus der geschlossenen Schnauze steht ein langer Zahn hervor. Der am
Hinterlauf gebogene Körper weist vier Beine mit dreieckigen Hufen und einen zu einem doppelten
Haken gebogenen Schwanz auf, welcher mit einem kräftigen, nicht ganz bis an die Ohren heran-
reichenden Kamm verbunden ist.
Das vierte große Tier stellt eine Vogelgestalt mit einem runden Auge und einem spitzen nach unten ge-
richtetem Schnabel dar. Der Vogel zeigt im Gegensatz zu den anderen Tieren, deren Vorder- und Hin-
terbeine stets paarig wiedergegeben wurden, nur ein Bein. Dieses endet in einer dreigeteilten Kralle.
Das fünfte große Tier schließlich zeigt ein sich umblickendes Wesen, dessen Kopf ein spitzes aufge-
stelltes Ohr, ein mandelförmiges Auge und eine geöffnete Schnauze mit bleckender Zunge besitzt.
Über den gebogenen Rücken läuft ein Zickzackband, das in einer als Darstellung eines buschigen
Schwanzes gedeuteten Linie mit gegenständig angesetzten kurzen Linien ausläuft. Die vier Beine
enden in viergliedrigen Klauen. Während die Köpfe der großen Tiere glatt gestaltet sind, zeichnen sich
ihre Körper durch eine aufwendige Binnenzeichnung aus. Der Übergang zwischen Kopf und Körper
ist bei den großen Tieren durch einen glatten Halsring markiert.

79
Die Zwischenräume des Frieses sind mit insgesamt zwölf kleinen, nach links gerichteten Fischen ge-
füllt, die einen langovalen Körper mit deutlicher Schwanzflosse und einem jeweils durch einen Strich
angegebenen Maul besitzen. Durch zwei bis drei kurze parallele Striche sind Brust- und Rückenflos-
se dargestellt. Die Fische sind unregelmäßig verteilt, in einem Fall neben dem fünften Tier auf der lin-
ken Seite jedoch zu einer untereinander angeordneten Dreiergruppe formiert.
Zu den kleinen Tieren gehört eine längliche Gestalt mit vier Beinen, die sich oberhalb des vierten gro-
ßen Tieres, dem Vogel, befindet. Auf dem Rücken dieses Wesens sind kurze parallele Linien aufge-
stellt. Das rechte Ende läuft gespalten aus, während die linke Seite in einen dreigeteilten Fortsatz über-
geht. Die Laufrichtung dieser Figur ist nicht eindeutig zu benennen.
Alle fünf großen Tiere sind von einer mehr oder weniger geschlossenen Reihe aus kleinen Punktbu-
ckeln eingefasst, die sich grob am Umriss des Tieres orientiert. Derartige Buckelreihen verlaufen eben-
falls parallel zu dem diese Bildzone umrahmenden Wulst.
An den Längsseiten des Bleches ist jeweils eine Reihe von insgesamt noch 51 erhaltenen menschlichen
Köpfen im Profil dargestellt. Die Blickrichtung geht bei allen nach rechts. Kinn, Mund und Nase sind
deutlich ausgearbeitet. Das Auge ist durch einen kleinen Punkt-Buckel angegeben. Der Kopf ist mit
einer helmartigen Bedeckung versehen, die im Bereich der Stirn drei Rippen besitzt und deren Oh-
renklappe das Ohr bedeckt. Jeder zweite Kopf wurde mit einer quadratischen Goldfolie belegt. In den
Zwickeln zwischen den Köpfen ist auf Höhe des Kinns jeweils eine Gruppe von pyramidenförmig an-
geordneten Drillingsperlbuckeln platziert.

L ITERATUR

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Ruth Blankenfeldt
Archäologisches Landesmuseum in der
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen
Schloß Gottorf
D 24837 Schleswig
blankenfeldt@schloss-gottorf.de

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