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Carole Pateman

Gleichheit, Differenz,
Unterordnung
Die Mutterschaftspolitik und die Frauen in ihrer Rolle
als Staatsbürgerinnen

Der Feminismus - als Politik und Wissenschaft - erscheint häufig in zwei Lager
gespalten: die Verfechterinnen der Gleichheit auf der einen und die Verfechterinnen
der sexuellen Differenz auf der anderen Seite. Einige Feministinnen werden so
verstanden, daß sie Gleichheit im Sinn von identischer Behandlung von Frauen und
Männern fordern, und andere so, daß sie die unterscheidenden Charakteristika und
Aktivitäten von Frauen besonders beachtet wissen wollen. Und es stellt sich heraus,
daß Frauen gezwungen sind und immer gezwungen waren, zwischen den beiden
zu wählen. Wie Joan Scott angemerkt hat, strukturieren Gleichheit und Differenz,
wenn sie dichotomisch gepaart erscheinen, die Unmöglichkeit einer Wahl. Wer sich
für Gleichheit entscheidet, muß die Vorstellung akzeptieren, daß Differenz sich
antithetisch dazu verhält. Wer sich für Differenz entscheidet, gibt zu, daß Gleichheit
unerreichbar ist 1
Diese Wahrnehmung der unvereinbaren Beziehung zwischen »Gleichheit« und
»Differenz« ist nicht nur auf die USA beschränkt, aber eine extrem individualistisch
geprägte politische Kultur, die während langer Zeiträume mit einem konservativen
Obersten Gerichtshof einherging, hatte zur Folge, daß sich die Wahl zwischen
Gleichheit und Differenz in den Staaten schärfer stellt als, sagen wir, in Großbri-
tannien oder Australien. Eines der jüngsten Beispiele ist das Urteil im Fall Sears,
in welchem die Behauptimg der Kommission für Chancengleichheit (Equal Em-
ployment Opportunity Commission), daß das Übergewicht von Männern im Pro-
visionsgeschäft aus der Diskriminierung von weiblichen Arbeitskräften resultiere,
zurückgewiesen wurde zugunsten des Arguments von Sears und Roebuck, daß
dieses Übergewicht die Folge von Unterschieden in den Interessen und Willensent-
scheidungen von Frauen und Männern sei.2
Eine verbreitete Interpretation der Geschichte des Frauenkampfes für das Bür-
gerrecht und vor allem für das Wahlrecht besagt, daß es nur ein Kampf um
Gleichheit war, für die Ausdehnung der »Menschen- und Bürgerrechte« auf die
Frauen. Diese Anschauung versteht die Art und Weise, in der unsere Vorgängerin-
nen für das Bürgerrecht gekämpft haben, falsch. Spätestens ab 1792, als Mary
Wollstonecrafts A Vindication of the Rights ofWomen veröffentlicht wurde, haben
die Frauen sowohl gleiche bürgerliche wie politische Rechte gefordert, und ebenso
sollte ihre Differenz zum Manne in ihrer Rolle als Staatsbürgerinnen anerkannt

Feministische Studien 1/92


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werden. Die meisten Suffragetten z.B. argumentierten, daß das Frauenwahlrecht


als eine Sache der Gerechtigkeit notwendig sei, um die auf der freiwilligen Zustim-
mung aller gegründete politische Herrschaft Wirklichkeit werden zu lassen. Und
auch der besondere Beitrag, den sie als Frauen zum politischen Leben leisten
könnten, war ein maßgebliches Motiv für das geforderte Wahlrecht. In den Jahren
zwischen den Kriegen spaltete sich die feministische Bewegung in den Vereinigten
Staaten und in Großbritannien an der Frage nach einer Schutzgesetzgebung für
Arbeiterinnen und Wohlfahrtsmaßnahmen für Mütter und Kinder. Anhänger des
Equal Rights Amendment (ERA) und der »Rechtsgleichheit« formierten sich auf
der einen, die Verfechterinnen der Sozialreform und die Neuen Feministinnen auf
der anderen Seite. Die Spaltung war sehr real und die Auseinandersetzungen
manchmal hitzig. Trotzdem waren die Positionen beider Seiten nicht so klar
abgegrenzt, wie die simple Entgegensetzung von »Gleichheit« und »Differenz«
nahezulegen scheint Tatsächlich wird oft übersehen, daß der Streit, da alle Betei-
ligten für das Frauenwahlrecht eingetreten waren, vor dem Hintergrund einer
einmütigen Unterstützung für einen sehr bedeutungsvollen Aspekt der »Gleichheit«
geführt wurde.
Es gab auch keine klare Scheidung zwischen Befürworterinnen der »Differenz«
und der »Schutzgesetze« aus der Arbeiterklasse und den Mittelschichtsforderungen
nach »Gleichberechtigung«. Manche Arbeiterinnen in England lehnten die Schutz-
gesetzgebung ab, weil sie Frauen aus verschiedenen Erwerbsbereichen ausschloß,
und manche Gewerkschafterinnen und Arbeiterinnen unterstützten die National
Women's Party (NWP), die den Kampf für das Equal Rights Amendment (ERA)
in den Vereinigten Staaten führte. Überdies betonte die NWP, daß sie nicht gegen
Schutzgesetzgebung sei, soweit diese sich auf beide Geschlechter beziehe, und ihre
Führerin, Alice Paul, erklärte beispielsweise, daß Frauen »die friedliebende Hälfte
der Welt und die Häuslichkeit schaffende Hälfte der Welt«3 seien. In England
unterstützten Feministinnen, die auf »Gleichheit« setzten, im Open Door Council
ebenfalls die Schutzgesetzgebung, die sich auf Männer und Frauen bezog, und
befürworteten Mutterschaftsunterstützungen für Arbeiterinnen. 4 Andererseits ver-
suchten Mitglieder des Women's Bureau in den Vereinigten Staaten, die das ERA
ablehnten, die Lohngleichheit gesetzlich abzusichern, und die New Feminists in
England betrachteten Familienbeihilfen als ein Mittel, die Abhängigkeit der Ehe-
frau von ihrem Mann zu reduzieren, also als ein Mittel, die »Gleichheit« zu
verstärken. Die Six Point Group verlangte, »neben gleichem Lohn, daß >der
ökonomische Wert der Hausarbeit berücksichtigt werden müsse<«,5 und machte
damit die Haltung der Opposition noch undurchsichtiger.
Diese Beispiele sollten hinreichend belegen, daß, obwohl »Gleichheit« und
»Differenz« mit zwei Flügeln der feministischen Bewegung in Verbindung gebracht
worden sind, die Politik der Bewegung sehr viel komplexer ist als oft vermutet. Ich
möchte in explorativer Weise einen anderen Aspekt dieses vielschichtigen Bereichs
untersuchen, den ich Mutterschaftspolitik nennen werde. Die Tatsache, daß nur
Frauen die Fähigkeit haben, schwanger zu werden, zu gebären und ihre Kinder zu
stillen, ist das Merkmal von »Differenz« schlechthin. Geburt und Mutterschaft
symbolisieren schon immer die natürlichen Fähigkeiten, durch die Frauen von der
Politik und dem Recht auf Staatsbürgerschaft ausgeklammert wurden. Mutterschaft
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und Staatsbürgerrecht schließen sich bei dieser Betrachtungsweise gegenseitig aus


(wie Differenz und Gleichheit). Aber wenn »Mutterschaft« all das repräsentiert,
wodurch Frauen vom Staatsbürgerrecht ausgegrenzt wurden, ist Mutterschaft an-
dererseits auch als politischer Status konzipiert worden. Mutterschaft, das haben
Feministinnen schon vor sehr langer Zeit begriffen, funktioniert als ein Hauptme-
chanismus, durch den Frauen in die moderne politische Ordnung einbezogen
worden sind. Dienst und Pflicht der Frauen gegenüber dem Staat sind weithin im
Zusammenhang mit Mutterschaft gesehen worden, und am Beginn einer Untersu-
chung über Mutterschaftspolitik muß deshalb festgestellt werden, wie die Pflicht
der Frauen verknüpft ist mit dem Dienst, den Männer als Arbeiter und Soldaten für
den Staat leisten.

Frauen in der politischen Ordnung:


Das Paradox von Ausschluß und Einschluß

Die Einbeziehung von Frauen in die politische Ordnung bedarf besonderer Beto-
nung, da oft unterstellt wird, daß die problematische Rolle der Frau als Staatsbür-
gerin aus ihrer Ausgrenzung resultiere. Ein Hauptgrund für die Komplexität des
politischen Status von Frauen liegt darin, daß er niemals eine Angelegenheit des
bloßen Ausschlusses gewesen ist. Der politische Stellenwert der Frauen beruht auf
einem grundlegenden Paradox: Sie sind aus- und eingeschlossen worden aufgrund
genau derselben Fähigkeiten und Eigenschaften. Feministische Wissenschaftlerin-
nen haben aufgezeigt, daß politische Konstruktionen von der Bedeutung des Mann-
oder Frauseins zentrale Wichtigkeit für den Entwurf des wohlgeordneten politi-
schen Gemeinwesens besitzen. In meiner eigenen Arbeit habe ich untersucht, wie
die klassischen Theoretiker des Gesellschaftsvertrags die sexuelle Differenz als die
politische Differenz zwischen Freiheit (Männer) und Unterordnung (Frauen) dar-
gestellt haben. Frauen wurden von der Natur in einem Zustand gehalten, der die für
die Beteiligung am politischen Leben notwendigen Eigenschaften vermissen ließ,
und das Staatsbürgerrecht ist nach dem männlichen Bilde gestaltet worden.6 Unsere
Frauenkörper und charakteristischen weiblichen Eigenschaften stellten all das dar,
was Staatsbürgerrecht und Gleichheit nicht sind. Die »Staatsbürgerrechte« haben
ihre Bedeutung durch den Ausschluß von Frauen gewonnen, das heißt, durch
(sexuelle) »Differenz«.
Aber das ist nur ein Teil der Geschichte von der Entwicklung des modernen
Patriarchats. Die klassischen Theoretiker schlössen Frauen nicht vollständig von
der »Zivilgesellschaft« aus. Die Herausbildung des modernen Patriarchats verkör-
pert auch eine neue Art und Weise, Frauen einzubeziehen, eine Art und Weise, die
schließlich ihre förmliche Aufnahme in die Staatsbürgerschaft mit sich bringen
könnte. Frauen wurden anders einbezogen als Männer, die »Individuen« und
»Bürger« der politischen Theorie: Frauen wurden eingeschlossen als Untergeord-
nete, als das »andere Geschlecht«, als »Frauen«. Sie wurden als den Männern
Untergeordnete deren eigenem privaten Bereich einverleibt und so ausgeschlossen
von der »Zivilgesellschaft«, sowohl im Sinne des öffentlichen Bereichs von Wirt-
schaft, wie auch des Staatsbürgerrechts. Aber das bedeutet nicht, daß Frauen keinen
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politischen Beitrag zu leisten und keine politische Pflicht zu erfüllen hatten. Ihre
politische Pflicht (wie ihr Ausschluß vom Staatsbürgerrecht) leitet sich ab von ihrer
Differenz gegenüber Männern, bemerkenswerterweise von ihrer Fähigkeit zur
Mutterschaft.
Die Lehre des 18. Jahrhunderts von der republikanischen Mutterschaft bietet
eine Illustration der zahlreichen Bedeutungsschichten von Mutterschaft als eines
politischen Status. Die politische Theorie der republikanischen Staatsform legte
Wert auf die aktive politische Teilnahme durch Bürger, die von staatsbürgerlicher
Tugend durchdrungen und auch fähig waren, Waffen zu tragen. Republikanische
Bürger wurden also gleichgesetzt mit Männern und Soldaten - aber wie stand es
um die Frauen? Sie hatten die untergeordneten Gefährtinnen der Bürger zu sein,
aber mit eigener politischer Aufgabe; sie sollten republikanische Mütter sein. In
Amerika war die republikanische Mutter ausgeschlossen vom Staatsbürgerrecht,
aber sie hatte eine entscheidende politische Rolle zu spielen, indem sie Söhne gebar
und großzog, die republikanische T\igenden quasi mit der Muttermilch eingesogen
hatten. Sie blieb eine Hilfskraft im Gemeinwesen, aber eine Hilfskraft, die einen
grundlegenden politischen Beitrag leistete.7 Während der Französischen Revolu-
tion, als man die »Menschen- und Bürgerrechte« zum ersten Mal proklamierte,
wurden die politischen Rechte und Aktivitäten der Frauen unterdrückt, und es
wurde ihnen erklärt, daß ihr Platz der von republikanischen Müttern zu sein habe. 8
Warum sollte die republikanische Mutter keine Staatsbürgerin sein? Aus heuti-
ger feministischer Sicht gab es dafür keinen rationalen Grund. Frauen wollten ihre
Rolle als Staatsbürgerinnen wenigstens teilweise durch Mutterschaft zum Ausdruck
bringen. Von 1790 an wurde gefordert, daß die private Pflicht der Frauen Teil ihrer
Rolle als Staatsbürgerin werden sollte. Ein Jahrhundert nach der Französischen
Revolution, im letzten Jahrzehnt des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts,
herrschte in Frankreich ein »Familienfeminismus« vor, wie Karen Offen gezeigt
hat.9 Feministinnen argumentierten, daß der Staat die Frauen bei ihren Mutterpflich-
ten unterstützen und die materiellen Bedingungen der Mutterschaft verbessern
sollte, und daß denjenigen, die diese nationale Aufgabe erfüllten, Rang und Rechte
der Staatsbürgerin gewährt v/erden sollten.
Dieses Argument war schon während der Französischen Revolution von Mary
Wollstonecraft vorgebracht worden. Wie ich oben bereits bemerkte, stritt Mary
Wollstonecraft sowohl für Gleichheit als auch für die Beachtung der Differenz. Sie
forderte gleiche bürgerliche und politische Rechte für die Frauen und ihre ökono-
mische Unabhängigkeit vom Ehemann, wozu sie anmerkte: »Laßt die Frau an den
Rechten teilhaben, und sie wird in den Tugenden wetteifern mit dem Mann« - und
gleichzeitig forderte sie, daß das Staatsbürgerrecht der Frauen auf andere Weise
bekundet werden sollte als das der Männer. Frauen hätten eine »besondere Bestim-
mung« als Mütter, und ihre gleichwertige Rolle als Staatsbürgerinnen würde durch
Mutterschaft ihren Ausdruck finden. Sie schrieb: »Was die Frauen im allgemeinen
angeht, so haben sie zuallererst Pflichten gegen sich selbst als vernunftbegabte
Wesen, und die nächstwichtige Pflicht als Bürgerin ist die, welche so viele andere
umfaßt, die als Mutter.« Sie hofft auf den Tag, an dem die Menschen verachtet
werden, die keine aktiven Bürger sind; »und während er in einem Aufgabenbereich
des staatlichen Lebens beschäftigt wäre, sollte seine Frau, auch eine aktive Bürge-
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rin, gleichermaßen begeistert sich einsetzen, um ihre Familie zu leiten, ihre Kinder
zu erziehen und ihren Nachbarn beizustehen.«10
Die Schwierigkeit bei dieser feministischen Strategie liegt darin, daß sie aufge-
spießt bleibt auf den Hörnern von Wollstonecrafts Dilemma, wie ich es genannt
habe. Das Dilemma ergibt sich, weil innerhalb des patriarchalischen Entwurfs von
Staatsbürgerschaft immer die Wahl zwischen Gleichheit und Differenz getroffen
werden muß, oder zwischen Gleichheit und Mutterschaft Einerseits bedeutet die
Forderung nach »Gleichheit«, für die Gleichheit mit den Männern zu streiten (die
Ausdehnung der »Menschen- und Bürgerrechte« auf die Frauen zu verlangen), was
zur Folge hat, daß Frauen (wie) Männer werden müssen. Andererseits heißt es das
Unmögliche fordern, wenn einige zeitgenössische Feministinnen darauf bestehen,
daß bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und Tätigkeiten von Frauen wieder
anerkannt und als ein Beitrag zur Staatsbürgerschaft behandelt werden sollten;
solche »Differenz« ist genau das, was patriarchalische Staatsbürgerschaft aus-
schließt
Aktuelle Auseinandersetzungen über die Wiederaufwertung der weiblichen
Fähigkeiten und insbesondere der Mutterschaft berühren auch eine andere Frage:
nämlich wie »Mutterschaft« zu verstehen sei. Bezieht sich »Mutterschaft« nur auf
die Beziehung zwischen Mutter und Kind oder auch auf die Stellung der Frau in
der politischen Ordnung? Ein besonders in den USA einflußreiches feministisches
Argument behandelt Mutterschaft im ersteren Sinn und konzentriert sich auf
»mütterliches Denken«.
Sara Ruddick stellt die These auf, daß das Denken immer eine Erwiderung auf
die gesellschaftliche Praxis ist, in diesem Fall die Ausübung oder Einübung der
Mutterschaft. Mütterliches Denken entwickelt sich aus der Sorge der Mutter für des
Kindes Wohlergehen, Wachstum und Akzeptanz (wird das Kind ein wohlgelittenes
Glied der Gesellschaft sein?) und hat seinen Mittelpunkt in »zugewandter Liebe«.11
Die Idee vom mütterlichen Denken beinhaltet nicht eine simple Rückkehr zu einer
Argumentation aus der Natur (des Weibes). Ruddick legt Wert darauf, daß »müt-
terlich« eine soziale Kategorie sei und daß auch Männer, wenn sie für andere sorgen,
mütterlich denken können. Sie argumentiert, daß die Bedingungen für die Mutter-
schaft der Frauen weitgehend von Männern festgelegt worden sind; deshalb ist das
mütterliche Denken immer offen für eine Zielvorgabe durch die herrschende Kultur
und demzufolge für eine Fremdbestimmung. Das mütterliche Denken muß bewußt
im feministischen Sinne umgeformt werden, und dann, so führt Ruddick aus, »wird
die selbstkritische Einbeziehung mütterlicher Denkungsart in die herrschende
Kultur von allgemeinem intellektuellem und moralischem Nutzen sein«. Wenn das
»mütterliche Denken« erst einmal in »die öffentliche Sphäre« eingebracht ist, kann
die Betreuung der Kinder »dem öffentlichen Gewissen und der Gesetzgebung«
überlassen werden.12 Vergleichbar ist die Behauptung von Jean Elshtain: »Würde
mütterliches Denken als Basis feministischen Bewußtseins übernommen, so würde
sich sofort eine Möglichkeit eröffnen, um den zunehmend verplanten öffentlichen
Bereich einer Revision zu unterziehen.«13 Die Aufgabe der Feministinnen ist es,
laut Ruddick, eine Rechtstheorie zu formulieren, »die von mütterlichem Denken
geprägt ist und es in sich schließt.«14
Eine solche Argumentation, die auf der durch Mutterschaft symbolisierten
Gleichheit, Differenz, Unterordnung 59

»Differenz« beruht, hat prompt die Entgegnung einer Verfechterin der »Gleichheit«
herausgefordert Mary Dietz hält dagegen, daß mütterliches Denken die Trennung
zwischen Privatem und Öffentlichem verstärkt. Mütterliches Denken ist nicht
politisch; es erwächst aus einer Beziehung zwischen Ungleichen (Mutter und Kind),
die »intim, ausschließlich und individuell« ist, und bildet von daher einen Gegensatz
zum demokratischen Bürgerrecht, das »kollektiv« ist, »umfassend und allgemein«.
Die Verbindung zwischen Mutter und Kind ist vollkommen verschieden von den
Bindungen der Mitbürgerschaft. Zu behaupten, daß mütterliches Bewußtsein eine
Basis für Feminismus und Staatsbürgerschaft sein kann, heißt das politische Leben
verkehrt herum zu betrachten. Nur wenn Frauen als Bürgerinnen handeln, nicht als
Mütter, können die politischen Maßnahmen, die Feministinnen befürworten, durch-
geführt werden. Dietz folgert, daß dementsprechend die Werte, die Feministinnen
verteidigen müssen, nicht als solche mütterlich sind (das Aufziehen und Behüten
von Kindern), sondern politisch (Freiheit, Gleichheit, Verfugungsmacht in der
Gemeinschaft). Feministinnen sollten die weibliche Identität nicht auf die einzige
Dimension der »Mutter« reduzieren, sondern bemüht sein, »das reale Leben von
Frauen als weitgehend ins Staatsbürgerrecht Einbezogene zu stärken.«15
Die Debatte oszilliert deshalb weiterhin zwischen »Differenz« (mütterliches
Denken sollte in seinem Wert geschätzt und in die politische Arena eingebracht
werden) und »Gleichheit« (Staatsbürgerrecht, nicht Mutterschaft ist lebenswichtig
für Feministinnen) und bleibt so befangen im Wollstonecraft-Dilemma. Es gibt auch
noch andere Probleme, wenn »Mutterschaft« nur hinsichtlich des Mutter-Kind-
Verhältnisses gesehen wird. Beispielsweise wird die Aufmerksamkeit abgelenkt
von der Struktur der sexuellen Beziehungen und der Bedeutung von »Sex« in der
heutigen Gesellschaft; mit anderen Worten: Dem Zusammenhang, in dem Frauen
schwanger werden, wird wenig Beachtung geschenkt 16 Stattdessen konzentriert
sich die Aufmerksamkeit auf »Mutterschaft« als Teil der »Familie« und der Privat-
sphäre, sie erscheint entweder als unpolitisch oder außerhalb der Politik, wodurch
sich zwei Lösungen für die mißliche Lage von Frauen anbietea Ein populärer
Vorschlag bezieht sich auf »geteilte Elternschaft« innerhalb der Familie; Männer
müssen ermutigt werden, »Mütter« zu sein. Doch wie Lynne Segal kritisch ange-
merkt hat

beziehen sich viele Männer heutzutage durch ihre Anwesenheit bei der Geburt,
durchs Kinderwagenschieben und Kinder-ins-Bett-Bringen in einer Weise sensibel
auf Frauen und Kinder, die für ihre Vater undenkbar gewesen wäre - aber das
Gebäude der männlichen Macht wankt nicht.17

Der andere Vorschlag lautet, »Mutterschaft« solle in Form von mütterlichem


Denken in Politik und Staatsbürgerschaft eingeführt werden. Aber in einem anderen
Sinn ist »Mutterschaft« schon sehr lange Teil der Politik.
60 Carole Pateman

Mutterschaft als politischer Status

Mutterschaft als ein politischer Status, als das entscheidende Vehikel für die
Einbeziehung von Frauen in die politische Ordnung, hat die Pflicht der Frauen
gegenüber dem Staat und ihre Rolle als Staatsbürgerinnen geformt. Ich möchte mich
der politischen Pflicht und dem Dienst der Frauen von zwei Seiten nähern: von der
Struktur des Wohlfahrtsstaates her und von der Frage nach den politischen Ver-
pflichtungen aus dem Staatsbürgerrecht. (Im Rahmen dieses Essays kann ich nicht
diskutieren, wie Mutterschaft auch als politischer Status durch einen großen Teil
der politischen Aktivitäten von Frauen widergespiegelt wird, z.B. als Teilnehme-
rinnen an Brotkrawallen, als »weibliche Hilfstruppen« bei Streiks oder in jüngerer
Zeit als Teilnehmerinnen der Anti-Atom-Bewegung oder, indem sie aktiv werden
für die »Verschwundenen«, wie die Mütter der Plaza de Mayo.)
Das »Sozialversicherungsmodell« des anglo-amerikanischen Wohlfahrtsstaates
basiert auf der Vorstellung, daß die Individuen einen »Beitrag« leisten, wodurch sie
einen Anspruch auf die Segnungen des Wohlfahrtsstaates erhalten oder auf die
sozialen Rechte aus dem Bürgerstatus, wie T.H. Marshall formulierte.18 Erwerbs-
arbeit wird zum Angelpunkt des Wohlfahrtsstaates, denn der »Beitrag« wird aus
der Lohntüte des Arbeiters genommen.19 Außer in feministischen Diskussionen
wird selten registriert, daß es Männer als »Arbeiter«, »Ernährer« und Empfänger
des Familienlohns sind, die als jene »Individuen« betrachtet werden, die imstande
sind, den »Beitrag« für den Wohlfahrtsstaat zu entrichten.
Von Frauen hat man nicht angenommen, daß sie denselben Beitrag wie Männer
entrichten (könnten), und deshalb haben sie nie die gleichen Ansprüche im Wohl-
fahrtsstaat besessen. Das wurde deutlich in dem Bericht von William Beveridge,
der das Fundament für die umfassenden britischen Wohlfahrtsreformen der 40er
Jahre legte:

Die große Mehrheit der verheirateten Frauen muß betrachtet werden als mit einer
Arbeit beschäftigt, die lebenswichtig, aber trotzdem unbezahlt ist, und ohne die ihre
Ehemänner ihre bezahlte Arbeit nicht verrichten könnten und ohne die die Nation
nicht fortbestehen könnte.20

Die Aufgaben einer Ehefrau und Mutter waren nicht die »Arbeit«, die mit Gleichheit
und Staatsbürgerrecht assoziiert wurde, und Ehefrauen und Ehemänner wurden im
National Insurance Act von 1946 verschieden behandelt. Das soll nicht heißen, daß
Frauen aus dem Wohlfahrtsstaat völlig ausgeschlossen worden wären. Eher kann
man sagen, daß sie für gewöhnlich dessen Leistungen nicht in ihrer Eigenschaft als
Bürgerinnen erhielten. Seit mehr als einem Jahrzehnt haben feministische Wissen-
schaftlerinnen aufgezeigt, daß Frauen, die jetzt die Hauptklientel des Wohlfahrts-
staates und die Mehrheit der Armen stellen, immer noch dazu neigen, die ihnen
zustehenden Leistungen nicht wie Männer aus eigenem Recht, sondern als Abhän-
gige und Untergeordnete männlicher Bürger, der Ernährer, in Empfang zu neh-
men.21 So verkörpert die Struktur des Wohlfahrtsstaates die (patriarchalische
Konstruktion der) sexuelle(n) Differenz.
Aber die Frauen hatten auch einen Beitrag zu leisten, der ihre Differenz zu
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Männern widerspiegelte. Es ist ein paradoxer Beitrag, der den Frauen abgefordert
wurde: nicht die öffentliche Wohltätigkeit des »Wohlfahrtsstaates«, sondern die
Leistung privater, unbezahlter Wohltätigkeit im Hause.
Frauen nähren als Mütter die nächste Generation von Bürgern, und als Ehefrauen
und Tochter kümmern sie sich um die Kranken, die Gebrechlichen und die Alten.
Der Wohlfahrtsstaat ist immer abhängig gewesen vom Beitrag der Frauen, aber
letzterer bleibt ohne Anerkennung und getrennt vom Staatsbürgerrecht. In der
gegenwärtigen Periode der »Privatisierung« gewinnen die privaten Aufgaben der
Frauen ein noch größeres Gewicht.
Auch die Frühphase des britischen Wohlfahrtsstaates illustriert die Wichtigkeit
eines andersartigen Beitrags oder Dienstes für den Staat, was entscheidend ist für
das Verständnis der Mutterschaftspolitik. Während des Ersten Weltkriegs zahlte die
britische Regierung »Trennungszulagen« an die Ehefrauen von Soldaten und
Matrosen, und dies war der Zeitpunkt, so Susan Pederson, an dem die »>Logik< der
sozialen Staatsbürgerschaft in Kraft gesetzt wurde mit dem Ziel, die häuslichen
Rechte des männlichen Bürgers aufrechtzuerhalten.«22 Im Endeffekt ersetzte der
Wohlfahrtsstaat den Ehemann als »Ernährer«, während dieser abwesend war, um
einen andersgearteten Beitrag zu leisten. Wie ein Abgeordneter anmerkte, wurde
die Zulage »vom Staat als Teil der Löhnung des Soldaten gezahlt«; es bestand kein
Rechtsanspruch seiner Ehefrau. 23 Finanzielle Zuwendungen, die der Staat an
Männer zahlte aufgrund von Rechtsansprüchen, die sie für ihre Dienste als Staats-
bürger, sei es als Arbeiter oder Soldaten, erworben hatten, konnten nicht ihren
Ehefrauen gehören; »Frauen« und »Staatsbürgerrecht« sind Gegensätze, und Frau-
en hatten ihren »besonderen« Beitrag zu erstatten.
Die ursprüngliche Form der Dienstleistung von Ehefrauen (Frauen) ist zu
erkennen, wenn der jeweilige Beitrag von Frauen und Männern aus einem anderen
Blickwinkel betrachtet wird, wobei die Argumente hinsichtlich der politischen
Verbindlichkeiten und Pflichten des Staatsbürgers zu erwägen sind. Die äußerste
Prüfung der Bürgertreue und die höchste Pflicht aus dem Bürgerrecht ist es, für den
Staat zu sterben. Wie ein Politikwissenschaftler kürzlich schrieb, »ist es eine der
zentralen Pflichten des Staatsbürgers, sein Leben zu geben, falls es notwendig sein
sollte, um eine bestimmte politische Ordnung zu unterstützen oder zu schaffen.« 24
Michael Walzer stellt auch eine andere Pflicht des Bürgers zur Diskussion, nämlich
»die Verpflichtung, für den Staat zu leben«, oder die Pflicht, das Staatsbürgerrecht
nicht durch Selbstmord aufzukündigen, was dem Bürger abverlangt, die Wechsel-
fälle des täglichen Lebens zu ertragen. Walzer merkt an, daß für die Schriftsteller
des 18. Jahrhunderts die Fähigkeit, Selbstmord zu begehen, ein Teil des Rechts auf
Leben war, »die beste Bewährungsprobe für (menschliche) Standfestigkeit als
freies und vernunftgeleitetes Geschöpf.« 25
Ich will nicht die Frage des Selbstmords diskutieren, sondern eine Frage stellen,
die in den mir bekannten Debatten über die politische Treuepflicht ungestellt bleibt,
nämlich ob die Pflicht von Männern und Frauen, für den Staat zu sterben und zu
leben, in gleicher Weise interpretiert und ausgeführt wird. In den Standard-
erörterungen über die zwei Pflichten fragen die Theoretiker des Staatsbürgerrechts
nicht, ob eine von den beiden auf die Frauen zutrifft. Sowohl die Pflicht, für den
Staat zu sterben, wie auch die Pflicht, für den Staat zu leben, werden typischerweise
62 Carole Paternali

nur im Hinblick auf Männer diskutiert. Die Pflicht, für den Staat zu sterben, bedeutet
nach allgemeiner Übereinkunft, auf Geheiß des Staates zu den Waffen zu greifen
und, wie Hobbes formulierte, »seinen Schutz zu beschützen«, selbst wenn der
Bürger dafür mit dem Leben bezahlen muß.26 Es kann niemandem verborgen
bleiben, daß Waffen zu tragen und auf dem Schlachtfeld für den Staat zu sterben,
für Frauen nie in Frage kam. Das »Juwel« in der Argumentation der Gegner des
Frauenwahlrechts war das Beharren auf dem Kriterium, Frauen seien nicht fähig
oder nicht willens, physische Gewalt anzuwenden, deshalb würde ihre Einbezie-
hung in das Bürgerrecht den Staat in Gefahr bringen.27 Dieses Argument wird in
den gegenwärtigen Auseinandersetzungen über den Kampfeinsatz von Frauen
immer noch vorgebracht.
Nur wenige Politikwissenschaftler erörtern ausdrücklich die Pflicht, für den
Staat zu leben, oder die Dienstbereitschaft, die dem Staat während jedes einzelnen
Tages im Lauf eines ganzen Lebens gebührt Aber Diskussionen über das Bürger-
recht im Wohlfahrtsstaat machen deutlich, daß es oberste Pflicht ist, sich in
bezahlter Stellung zu betätigen - wiederum eine Männerpflicht. T.H. Marshall
beispielsweise argumentierte, daß die Individuen eine allgemeine Verpflichtung
haben, durch ihren Dienst als Staatsbürger die allgemeine Wohlfahrt zu befördern.
Er schrieb, »von herausragender Bedeutung ist die Pflicht zur Arbeit«, nicht nur
einen Job zu haben, sondern »sein Herz hineinzulegen und hart zu arbeiten«.28 In
Marshalls Argumentation verschwindet die unbezahlte Arbeit der Frauen, »ohne
die«, wie Beveridge anmerkte, »die Nation nicht fortbestehen könnte«, ohne eine
Spur zu hinterlassen. Das ist nicht die Arbeit des Staatsbürgers, Teil seiner politi-
schen Pflicht, sondern die Arbeit, die Frauen dem Staat schulden aufgrund ihres
Geschlechts, und die deshalb nicht in die Sphäre des Staatsbürgerrechts fällt.
Trotzdem haben Frauen wie Männer die politische Pflicht, für den Staat zu leben,
nicht zum wenigsten deshalb, weil auch an Frauen der Ruf ergehen kann, im Verlauf
ihrer unbeachteten, prosaischen Pflichterfüllung für den Staat zu sterben. Daß auch
Frauen die Pflicht haben, für den Staat zu sterben, wird von Politikwissenschaftlern
nicht bemerkt, weil sie im privaten Bereich, nicht in der öffentlichen Arena des
Schlachtfelds erfüllt wird. Die Pflicht der Frauen ist ihrer unklaren Stellung im Staat
angepaßt, indem sie Natur und (sexuelle) Differenz zur Anschauung bringt, nicht
das vertraglich geregelte Leben in der Öffentlichkeit des gleichen Staatsbürger-
rechts. Die höchste politische Pflicht der Frauen ist die Mutterschaft, zu gebären
für den Staat, und falls die Natur es so bestimmt, ihr Leben zu geben bei der
Erschaffung neuen Lebens, neuer Staatsbürger.
Michael Foucault hat ausgeführt, daß in der Neuzeit eine Verlagerung der
Souveränität, die symbolisiert war durch das Schwert und das Recht des Souveräns,
seine Untertanen zum Tode zu verurteilen, auf neue Formen von Herrschaft und
Disziplinierung stattgefunden hat, die sich auf die Quantität und die Qualität des
Lebens der Bevölkerung richten.29 Foucault fragt nicht, »woher diese Bevölkerung
kommt«. Auf diese Weise ignoriert er die Tatsache, daß die patriarchalische
Auffassung von der Geschlechterdifferenz und die Art der Einbeziehung der Frauen
in die politische Ordnung einen westlichen Bestandteil des Interesses bilden, das
der moderne Staat an Zahl und Zustand seiner Bevölkerung hat. Heute wie in der
Vergangenheit sind viele Staaten stark darüber beunruhigt, ob sie über eine ausrei-
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chende Bevölkerungszahl verfügen, um »groß« und mächtig zu sein oder sich


gegenüber anderen Völkern zu behaupten, die wegen ihrer Masse oder ethnischen
Zusammensetzung als Bedrohung angesehen werden. Ob Frauen ihre politische
Pflicht erfüllen oder nicht, ist deshalb immer eine Hauptsorge des Staates gewesen,
und ein ganzer Katalog von Maßnahmen ist angewendet worden, um sicherzustel-
len, daß sie es tun. Für die enthusiastische Erfüllung ihrer politischen Pflicht
konnten sie eine offizielle Belohnung entgegennehmen ähnlich wie herausragende
Soldaten. Im Jahre 1920 wurden in Frankreich, wo die Bevölkerungszahl schon
lange eine Quelle der Beunruhigung für den Staat war, besonders fruchtbare Frauen
mit einer Medaille am Ordensbande ausgezeichnet.30
Zu einem früheren Zeitpunkt im 20. Jahrhundert führte ein Rückgang in der
Geburtenrate der Weißen sowohl in Australien wie in den Vereinigten Staaten zur
Furcht vor einem »Rassenselbstmord«. Die Lage der Frauen und die politische
Pflicht zur Mutterschaft standen deshalb im Mittelpunkt der nationalen politischen
Bemühungen. Befragungen zum Thema wurden durchgeführt, und 1904 wurde in
Australien die kinderlose Frau als »selbstsüchtig« verurteilt und von den lautstärk-
sten Geburtsprotagonisten als eine »Bedrohung für die Reinheit des gesellschaftli-
chen Lebens und die nationale Stabilität« bezeichnet.31 In jüngerer Zeit brachte das
Ceau^escuregime in Rumänien die Pflicht der Frauen in schärfster Weise zur
Geltung bei dem Versuch, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Bevölkerung auf
30 Millionen zu steigern, indem Verhütung und Abtreibung verboten waren und
Arbeiterinnen polizeilich überwacht wurden, um sicherzustellen, daß alle Schwan-
gerschaften entdeckt und ausgetragen wurden. (Die z.T. daraus resultierende weit-
verbreitete Aussetzung von Säuglingen, die arme, überlastete Mütter verkommenen
Institutionen überließen, hat seit dem Umsturz des Regimes viel öffentliches
Interesse gefunden, nicht jedoch die Politik selbst).
Der Staat ist immer auch an der »Qualität«, nicht nur an der Quantität der
Bevölkerung interessiert gewesen. Wenn Frauen auch die Pflicht gehabt haben, für
den Staat zu gebären, so wurden doch nicht alle Frauen als geeignet betrachtet,
Mütter zu sein. Weiße Mittelschichtsfrauen als »höherwertiges« genetisches Mate-
rial schienen den Bestand der Nation zu untergraben, wenn sie das Ausmaß ihrer
Dienstleistung begrenzten, bzw. durch Anwendung »unnatürlicher« Mittel gänzlich
umgingen. Andere Frauen sind Maßnahmen unterzogen worden, um sie von der
Erfüllung ihrer Pflicht abzuhalten; Frauen von eingeborenen, nichtseßhaften oder
schwarzen Minderheiten sind in westlichen Ländern ohne ihre Einwilligung steri-
lisiert worden, und Argumente über die schädlichen Auswirkungen einer gestaffel-
ten Geburtsrate bei Frauen entsprechend ihrem I.Q. oder ihrer Klasse tauchen
regelmäßig in der Diskussion auf. Während ich diesen Essay schrieb, veröffentlich-
te der Philadelphia lnquirer ein umstrittenes Editorial, in dem Prämien befürwortet
wurden, um arme schwarze Frauen zu ermutigen, sich eine neue Vorrichtung zur
Geburtenkontrolle einsetzen zu lassen, die sie fünf Jahre lang vor einer Schwan-
gerschaft schützen sollte, und ein Richter in Visalia in Kalifornien verurteilte eine
schwarze Frau, die der schweren Mißhandlung ihrer Kinder überführt worden war,
dazu, diese fragliche Vorrichtung als Vorbedingung der Strafaussetzung zur Bewäh-
rung anzuwenden.32
Das schrecklichste und anschaulichste Beispiel für diesen Aspekt der Mutter-
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schaftspolitik war Nazideutschland. Das Naziregime wird oft so dargestellt, als ob


Geburten freudig begrüßt worden wären und Mutterschaft einen hohen Wert
bedeutet hätte: Bilder von rosigen, flachshaarigen Müttern und Kindern sind
hinlänglich bekannt. Aber wie Gisela Bock in ihrer überaus wichtigen Untersu-
chung aufgezeigt hat, betrachtet die »Rassenlehre« der Nazis nicht einmal alle
deutschen Frauen als geeignete Mütter. Von 1933 an wurde eine offizielle Politik
der Zwangssterilisierungen und erzwungenen Abtreibungen durchgeführt. Die
geistig und körperlich Behinderten zusammen mit den Gruppen der »Minderwer-
tigen«, den Zigeunern, Juden, Slawen und so weiter waren die Zielscheibe, und
nicht Geburtenfreundlichkeit, sondern extreme Geburtenfeindlichkeit trennt das
Naziregime von den westlichen Ländern der Epoche. 33
Der Dienst und das Opfer, die von Frauen als Gebärenden, und der Dienst und
das Opfer, die von Männern als Soldaten verlangt werden, wurden oft verglichen
(wenn sie auch nie von Politikwissenschaftlern zusammengebracht worden sind).
Präsident Roosevelt zum Beispiel verglich die »feige« oder »selbstsüchtige« Frau,
die sich vor der Pflicht, Mutter zu werden, drückte, mit dem Mann, der sich fürchtet,
seine Pflicht in der Schlacht zu tun, wenn das Vaterland ihn ruft, und erklärte beide
für gleich verächtlich.34 Vom feministischen Standpunkt aus stellte August Bebel
fest, daß »eine Frau, die Kinder zur Welt bringt, der Gemeinschaft einen mindestens
ebenso großen Dienst erweist wie der Mann, der sein Land verteidigt.« Er hob
besonders hervor, daß die Todesrate unter Gebärenden wahrscheinlich höher war
als unter Soldaten auf dem Schlachtfeld und kommentierte, daß dies Grund genug
sei, die Frauen mit allen Rechten zur vollkommenen Gleichstellung mit den
Männern auszustatten.35 Eine englische Feministin, Maude Royden, wiederum
erklärte während des »Krieges zur Beendigung aller Kriege«:

Der Staat braucht Kinder, und ihnen das Leben zu geben, ist ein gefährlicher und
gleichzeitig ehrenwerter Dienst. Wie der Soldat nimmt die Mutter ein Risiko auf
sich und ist zu Opfern bereit, die nicht mit Geld aufgewogen werden können. Aber
wie der Soldat auch sollte sie deswegen nicht »ökonomisch abhängig« gemacht
werden,36

Niemand, so betont sie, ist der Auffassung, daß ein Mann

zur Bestreitung seines Lebensunterhalts von seiner Frau abhängig sein muß, weil
er Soldat ist... Man kann wirklich nicht all das, was Mutterschaft bedeutet, mit Geld
bezahlen, aber man kann einen Mann auch nicht fürs Sterben bezahlen. Soldaten
jedoch sind vom Staat alimentiert?1

Roydens Hinweis auf die »ökonomische Abhängigkeit« bringt Mutterschaft mit


beiden Dimensionen des Männerdienstes am Staat in Zusammenhang. Britische
Feministinnen betrachteten die Trennungszulage, die während des Krieges gezahlt
wurde, aus einer von der herrschenden Meinung, wonach sie Teil des Lohns des
Arbeiter-Soldaten war, völlig abweichenden Sicht. Die Feministinnen argumentier-
ten, daß die Zulagen der Ehefrauen als ein Anrecht betrachtet werden sollten, als
Rechtsanspruch einer Staatsbürgerin im Austausch für ihre Dienste, die sie dem
Gleichheit, Differenz. Unterordnung 65

Staat in ihrer Häuslichkeit erbrachte. Wie Eleanor Rathbone konstatierte, sollte die
Zahlung behandelt werden als »eine gesetzlich geregelte Zahlung an eine Frau im
Hinblick auf ihre (Biirgerinnen-)Funktion als Ehefrau und Mutter.«38 Eleanor
Rathbone stand in der vordersten Reihe einer breiten Bewegung für die staatliche
Absicherung von Müttern, die in den westlichen Ländern zu Anfang des 20.
Jahrhunderts einsetzte. In ihren radikalsten Zeiten sah sie die Zuwendungen als
Heilmittel gegen die Unterordnung der Ehefrauen, weil sie helfen würden, deren
ökonomische Abhängigkeit vom Familienlohn des Ehemannes abzuschaffen. Rath-
bone behauptete, daß Zahlungen an Mütter »ein für alle Mal den Unterhalt der
Kinder und die Reproduktion der Gattung von der Lohnzahlung abkoppeln wür-
den.«39 Der Weg wäre dann geebnet, daß Arbeiterinnen die gleichen Löhne bezahlt
bekämen wie ihre männlichen Kollegen.
Der Vergleich der Feministinnen zwischen den Risiken, die Mütter und Soldaten
eingehen, und die Argumentation, daß Zuwendungen an Mütter eine Abgeltung
ihrer Verdienste als Staatsbürgerinnen sein sollte, liefen Sturm gegen das Wollsto-
necraft Dilemma. Die Pflicht der Frauen, für den Staat zu gebären, ist keine Pflicht
der Staatsbürgerin, und die Todesopfer der Mutterschaft sind nicht unter jene zu
subsumieren, die im Dienst des Vaterlandes gefallen sind Unter diesem Blickwin-
kel kann der Tod im Kindbett nicht ein Opfer sein wie der des Soldaten, sondern
steht für einen Unfall der Natur, als Antithese zu dem menschlichen Heroismus, der
sich beim Tod im Gefecht bewährt 40
Dementsprechend wurden bei der Familienunterstützung (wie die Zuwendun-
gen an Mütter am Ende hießen), als sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbri-
tannien schließlich eingeführt wurde, die Zahlungen direkt an die Mutter geleistet
und konnten so als ein Zeichen der Anerkennung für ihren Beitrag betrachtet werden
- aber nur als Privatpersonen, nicht als Staatsbürgerinnen. Überdies war auch die
Ansicht weit verbreitet, die Familienunterstützung sei ein Mittel, um die Armut
unter Kindern zu lindern und den Familienlohn aufzubessern.
Eine feministische Strategie, die die Integration des selbständigen Beitrags der
Frauen ins Staatsbürgerrecht verlangt oder die Dienstleistung der Frauen mit der
der Männer als Arbeiter und Soldaten vergleicht, beruht auf der Voraussetzung, daß
»Frauen« und »Differenz« in die politische Ordnung einbezogen werden müssen.
Die entscheidende Fragestellung lautet, ob sexuelle Differenz politisch relevant ist
und in welcher Weise »Differenz« berücksichtigt werden könnte. Auf diese Weise
wird aber die grundsätzliche Frage übersehen, wie die bereits vollzogene Verein-
nahmung von Frauen umgekehrt und verändert und so die Verbindung zwischen
»Gleichheit« und »Differenz« transformiert werden könnte. Es bleibt eine entmu-
tigend schwierige Aufgabe, die politischen Strukturen neu zu gestalten, aber am
Ende des 20. Jahrhunderts haben sich einige bedeutsame Veränderungen - manche
noch zu neu, um rasch eingeschätzt zu werden - in dem Kontext vollzogen, in dem
die Mutterschaftspolitik am Ende ist
Jetzt sind nicht nur Männer, sondern zumindest in den Vereinigten Staaten auch
Mütter Soldaten. Die amerikanischen Truppen, die kürzlich Krieg gegen den Irak
führten, umfaßten unter den Frauen (etwa 6% der Streitmacht) auch Mütter, die in
Stellungen hinter der Front eingesetzt wurden. Der Vergleich zwischen der Todes-
rate von Müttern und Soldaten hat auch viel von seiner Überzeugungskraft verloren
66 Carole Pateman

in einer Zeit, in der die Gefahren des Kindbetts für die meisten Frauen in den
westlichen Ländern so entscheidend verringert worden sind. Zum ersten Mal in der
Geschichte sind für Frauen die Mittel zugänglich, die ihnen die Wahl erlauben, ob
und wann sie ihre politische Pflicht erfüllen wollen, obwohl es jetzt eine mächtige
Bewegung gibt, die durch das Verbot von Verhütung und Abtreibung die Mutter-
schaft als eine vom Willen der Person unabhängige Pflicht der Frauen geltend
machen will - etwa in der Art, wie Männer zwangsweise eingezogen werden
können. Im Jahr 1989 erließ der Oberste Gerichtshof der USA ein Urteil, wonach
es für die Einzelstaaten verfassungskonform ist, die Beteiligung öffentlicher Ein-
richtungen und Angestellter bei Abtreibungen zu verbieten; arme Frauen wurden
so eines Teils ihrer sozialen Bürgerrechte beraubt. Gleichzeitig gibt es Anzeichen
dafür, daß Mutterschaft allmählich nicht nur als eine Pflicht, sondern als ein Recht
angesehen wird. Ein großer Teil der öffentlichen Anteilnahme und Rhetorik rund
um die neuen Reproduktionstechnologien und die sogenannte Leihmutterschaft
vermittelt den Eindruck, daß Frauen das Recht haben, fruchtbar zu sein oder die
Fruchtbarkeit anderer (meist armer) Frauen sich anzueignen.41 Der Wohlfahrtsstaat
hat, von seiner patriarchalischen Struktur einmal abgesehen, auch die Stellung der
Mütter verändert. Wohlfahrtsleistungen versetzen Mütter in die Lage, ein Leben zu
wählen, das zwar im anglo-amerikanischen System nicht sehr komfortabel, aber
immerhin unabhängig von der ökonomischen Schirmherrschaft eines Mannes ist.
(Und die künstliche Befruchtung - eine alte Technik mit neuer Anwendung - macht
es Frauen möglich, Mutter zu werden, ohne sich in sexuelle Beziehungen mit
Männern einzulassen).
Am meisten fällt vielleicht ins Auge, daß jetzt mehr Mütter als je zuvor
berufstätig sind, aber Frauen werden im allgemeinen immer noch schlechter bezahlt
als Männer, so daß ihre ökonomische Abhängigkeit bestehen bleibt, wenn auch in
weniger strenger Form als in der Vergangenheit Auch die Aufteilung der Arbeit im
Privatbereich nach den Geschlechterrollen hat sich durch den Eintritt der Frauen
ins Erwerbsleben nicht in großem Stil verändert, wie das lehrreiche schwedische
Beispiel enthüllt. Seit den 60er Jahren hat dort die nationale Arbeitsmarkt- und
»Gleichstellungs«-politik die Frauen in die Lage versetzt und ermutigt, berufstätige
Mütter zu sein, speziell durch die Bereitstellung großzügiger Einkommensersatz-
zahlungen für Eltern, die für sehr kleine Kinder sorgen, und durch öffentliche
Kinderbetreuung. Obwohl viele junge Männer Kinderwagen schieben, nehmen nur
sehr wenige Väter Elternurlaub, und die Geschlechtertrennung auf dem Arbeits-
markt ist im Vergleich mit anderen OECD-Ländern am stärksten ausgeprägt Sogar
in einer Gesellschaft mit einem bemerkenswert hohen Grad von Gleichheit in vieler
Hinsicht ist die Verbindung von männlicher Beschäftigung und Staatsbürgerrecht
(oder von waffentragenden Männern und Staatsbürgerrecht) noch nicht gebro-
chen.42
Die Bedeutung von »Gleichheit« in der schwedischen »Gleichstellungspolitik«
bringt mich zurück an meinen Ausgangspunkt: »Gleichheit« und »Differenz« sind
entgegengesetzt, oder im besten Fall sind gewisse Kompensationen für die »Diffe-
renz« erlaubt (so haben Frauen beispielsweise flexible Arbeitszeiten und Mutter-
schaftsurlaub, Kinderbetreuung ist gewährleistet, und die Geschäfte sind am Abend
geöffnet).
Gleichheit, Differenz, Unterordnung 67

Aus dem beträchtlichen Maß formaler Gleichheit, das Frauen heute errungen
haben, ist »Differenz« nach wie vor ausgeschlossen, während andererseits die
Vereinnahmung von Frauen aufgrund ihrer »Differenz« unangetastet bleibt. Ein
grundsätzliches Problem dabei ist jedoch genau die Tatsache, daß die Auseinander-
setzung als eine von »Gleichheit« und »Differenz« geführt worden ist. Dafür gibt
es gute Gründe, wie ich mit meinen historischen Beispielen zu zeigen versucht habe.
Die Beispiele sollten aber auch verdeutlichen, daß es im Wesentlichen nicht um
sexuelle Differenz, sondern um die Unterordnung der Frau geht »Gleichheit« ist
wie andere zentrale politische Kategorien ein umstrittener Begriff, aber während
»Gleichheit« in einigen möglichen Bedeutungen »Differenz« einschließen mag,
kann »Gleichheit« in keinem Sinn, der sich mit einem echt demokratischen Staats-
bürgerrecht verbinden läßt, Unterordnung umfassen. Mit einem »echt demokrati-
schen Staatsbürgerrecht« meine ich, daß beide Geschlechter Vollbürger sind und
daß für sie als Frauen und Männer ihr Bürgerrecht von gleichem Wert ist Unter
dieser Voraussetzung kann die Bedeutung der sexuellen Differenz nicht länger die
Differenz zwischen Freiheit und Unterwerfung meinen. Der springende Punkt beim
Problem der »Differenz« ist die Freiheit der Frauen.
Einige der leidenschaftlicheren Fürsprecherinnen der Differenz scheinen vor-
auszusetzen, daß Gleichheit nicht wichtig ist. Aber eine entscheidende Dimension
von Frauenfreiheit ist die Freiheit, die im gleichen Staatsbürgerrecht enthalten ist.
Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß die Spaltung zwischen »Gleich-
heit« und »Differenz« in den 20er Jahren zwischen Frauen eintrat, die alle für das
gleiche Staatsbürgerrecht bei den politischen Wahlen gekämpft hatten. Das gleiche
politische Ansehen als Staatsbürgerinnen ist notwendig für die Demokratie und die
Selbstbestimmung der Frauen. Wenn sich die politische Bedeutung der sexuellen
Differenz verändern und das Bürgerrecht der Frauen dasselbe wert sein soll wie das
der Männer, dann müssen die patriarchalischen sozialen und sexuellen Beziehun-
gen in freie Beziehungen verwandelt werden. Das heißt nicht, daß alle Bürgerinnen
wie Männer werden oder daß Frauen gleich behandelt werden müssen. Im Gegen-
teil, damit das Bürgerrecht gleichwertig sein kann, muß sich die Substanz der
Gleichheit entsprechend der verschiedenen Umstände und Fähigkeiten der Staats-
bürger und -bürgerinnen unterscheiden. Weder füllt die Mutterschaft heutzutage ein
Frauenleben aus oder bedroht es so wie einst, noch ist das Staatsbürgerrecht der
Frauen nur eine Angelegenheit der Mutterschaft; aber Mutterschaft und Staatsbür-
gerrecht bleiben innig verbunden. Nur Frauen können neuen Bürgerinnen das
Leben geben, die wiederum ihrerseits eine demokratische Verfassung mit Leben
erfüllen.
(Aus dem Amerikanischen übersetzt von Elisabeth Hannover-Driick).
68 Carole Pateman

Anmerkungen
Ich bin Keith D. Watenpaugh außerordentlich dankbar fur die Hilfe bei der Korrektur dieses Aufsatzes.

1 J.W. Scott (1988): Gender and the Politics of History. New York, Columbia University Press,
S. 172. Zur deutschen Debatte um Gleichheit und Differenz: Ute Gerhard u.a. (Hrsg., 1990):
Menschenrechte haben (k)ein Geschlecht. Differenz und Gleichheit. Frankfurt
2 U.S. District Court for the Northern District of Illinois, Eastern Division, EEOC vs. Sears,
Roebuck & Co., 1986, Civil Action n. 79-C-4373. Eine Berufungsklage im Jahre 1988 führte zu
einer Bestätigung des Urteils; der Fall bezieht sich auf die Zeit von 1973 bis 1980. Der
Urteilsspruch und die Expertenaussagen von Historikern auf entgegengesetzten Seiten haben zu
einer langanhaltenden und oft scharfen Debatte gefuhrt
3 Zitiert in C.L. Bacchi (1990): Same Difference: Feminism and Sexual Difference. Sydney, Allen
and Unwin, S. 45.
4 H. Smith (1990): British Feminism in the 1920s. In: ders. (Hrsg.) (1990): British Feminism in the
Twentieth Century. London, Edgar Elgar, S. 50f.
5 Zitiert in Bacchi (1990): a.a.O., S. 66.
6 Siehe C. Pateman (1988): The Sexual Contract. Cambridge, Polity Press; Stanford, Stanford
University Press. Anders als bei anderen Vertragstheoretikeni sind bei Hobbes Männer und Frauen
von Natur aus frei. Zu Hobbes siehe C. Pateman (1989): »God Hath Ordained to Man a Helper«:
Hobbes Patriarchy and Conjugal Right In dies.: The Disorder of Women: Democracy, Feminism,
and Political Theory. Cambridge, Polity Press; Stanford University Press.
7 Siehe L.K. Kerber (1980): Women of the Republic: Intellect and Ideology in Revolutionary
America New York, W. W. Norton & Company.
8 Siehe J.B. Landes (1988): Women and the Public Sphere in the Age of the French Revolution.
Ithaca, New York, Cornell University Press; vor allem Kapitel 4.
9 K. Offen (1984): Depopulation, Nationalism, and Feminism in Fin-de-Siecle France. In: American
Historical Review. 89:3. 1984, S. 665f.
10 M. Wollstonecraft (1975): A Vindication of the Rights of Women. New York, Norton, S. 145f„
189, 194. Deutsch: Verteidigung der Rechte der Frauen, I u. II, Zürich 1975, 1976.
11 S. Ruddick (1983); Maternal Thinking. In: J. Trebilcot (Hrsg.) (1983): Mothering: Essays in
Feminist Theory. Totowa, N.J., Rowman and Allanheld, S. 227.
12 Ruddick (1983): a.a.O., S. 226.
13 Zitiert in M. Dietz (1985): »Citizenship with a Feminist Face: The Problem with Maternal
Thinking.« In: Political Theory. 13:1, 1985, S. 23.
14 Ruddick (1983): a.a.O., S. 226.
15 Dietz (1985): a.a.O., S. 20.
16 Ich habe diese Probleme in meinem Buch The Sexual Contract (1988): a.a.O. diskutiert.
17 L. Segal (1987): Is the Future Female? London, Virago Press, S. 211.
18 Th. H. Marshall (1963): »Citizenship and Social Class«. In: Sociology at the Crossroads and other
Essays. London, Heinemann.
19 Die Bedeutung der bezahlten Beschäftigung für Männer bei der Entwicklung des Wohlfahrtsstaa-
tes wird diskutiert in C. Pateman (1989): »The Patriarchal Welfare State«. In: The Disorder of
Women. a.a.O..
20 Zitiert in J. Dale und P. Foster (1986): Women and the Welfare State. London, Routledge and
Kegan Paul, S. 17.
21 Für empirische Belege siehe Pateman. »The Patriarchal Welfare State« (1989), a.a.O., S. 241 f.
22 S. Pederson (1990): »Gender, Welfare, and Citizenship in Britain During the Great War«. In: The
American Historical Review. 95:4, 1990, S. 985.
23 Pederson (1990): a.a.O., S. 997.
24 J. Dunn (1980): Political Obligation in its Historical Context. Cambridge, Cambridge University
Press, S. 251.
25 M. Walzer (1971): Obligations: Essays on Disobedience, War and Citizenship. New York, Simon
and Schuster.
26 T. Hobbes (1968): Leviathan, ediert von C.B. MacPerson, Middlesex, England, S. 375.
Gleichheit, Differenz. Unterordnung 69

27 Dieser Ausdruck findet sich in B. Harrison (1978): Separate Spheres: The Opposition to Women 's
Suffrage. London, Crook Helm, S. 73.
28 Marshall (1963): a.a.O., S. 123f.
29 Siebe M. Foucault (1979): Discipline and Punishment. New York, Vintage Books, und (1980):
The History of Sexuality. Band 1, New York, Vintage. Deutsch: (1979) Sexualität und Wahrheit
Bd. 1, Frankfurt
30 Offen (1984): a.a.O., S. 669f.
31 Zitiert in R. Pringle (1973): »Octavius Beale and the Ideology of the Birth-Rate: The Royal
Commissions of 1904 and 1905«. In: Refactory GirL 3, 1973, S. 20.
32 Berichtet in T.B. Rosenstiel, Los Angeles Times, 20. Dezember 1990. S. A32.
33 Siebe G. Bock. (1986): Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Studien zur Rassenpolitik
und Frauenpolitik, Opladen.
34 Zitiert in B. Ehrenreich and D. English (1978): For Her Own Good. New York, Anchor Press,
S. 171.
35 A. Bebel (1986): Woman in the Past, Present and Future. London, Reeves, S. 149. Deutsch: Die
Frau und der Sozialismus. Nachdruck der 1929 ersch. Jubiläumsausgabe, Berlin, Bonn 1977.
36 Zitiert in S. Pederson (1989): »The Failure of Feminism in the Making of the British Welfare
State«. In: The Radical History Review. 43, 1989, S. 91.
37 A.M. Royden (1917): »The Future of the Woman's Movement«. In: V. Gollanz (Hrsg.) (1917):
The Making of Women. Oxford Essays in Feminism London, Allen and Unwin, S. 140.
38 Zitiert in Pederson (1990): »Gender, Welfare, Citizenship«, a.a.O., S. 1003.
39 Zitiert in B. Cass (1983): »Redistribution to Children and to Mothers: A History of Child
Endowment and Family Allowances«. In: C. Baldock and B. Cass (Hrsg.) (1983): Women, Social
Welfare, and the State. Sydney, Allen and Unwin.
40 Die Schwierigkeit einer Reinterpretation der Bedeutung von Mutterschaft in dem Sinn, daß sie
als öffentliche Dienstleistung und als Opfer wie das von Soldaten erscheint ist nirgends besser
illustriert als in Simone de Beauvoirs berühmter feministischer StadieTheSecondSex (Middlesex,
England, Penguin Books Ltd., 1975. Deutsch: Das andere Geschlecht, Reinbek 1968). Sie
argumentiert, daß Männer dadurch, daß sie ihr Leben als Jäger oder als Krieger riskieren, ihre nur
natürliche, animalische Existenz überwinden. Frauen, die dadurch bestraft sind, »daß sie von
diesen kriegerischen Räubereien ausgeschlossen sind«, (S. 95) wiederholen oder reproduzieren
nur Leben anstatt ihre Leben für »Gründe (einzusetzen), die wichtiger sind als das Leben selbst«
(S. 96). Das ist der Grund, warum junge Leute über eine schwangere Frau lachen, »die des Lebens
passives Instrument geworden ist« (S. 513).
41 Es haben sich auch neue internationale Dimensionen der Mutterschaftspolitik herausgebildet, die
weit von der internationalen Kooperation zwischen den Mitgliedern der Frauenbewegung der
Vergangenheit entfernt sind. Die gegenwärtigen Probleme müssen in einem neokolonialen
Zusammenhang gesehen werden, in dem orale Schwangerschaftsverhütungsmittel (»die Pille«)
an Frauen der Dritten Welt getestet werden und ein Handel mit - manchmal entführten - Babies
von armen Frauen der Dritten Welt zu den reichen im Westen existiert.
42 Siehe z.B. H. M. Hernes (1987): »The Weifare State Citizenship of Scandinavian Women«. In:
The Welfare State and Women Power: Essays in State Feminism Oxford, Oxford University Press,
Kapitel 7.

Die englischsprachige Originalfassung dieses Beitrags erscheint in: Gisela Bock and Susan James
(1992): Beyond Equality and Difference. Citizenship, Feminist Politics and Female Subjectivity.
London

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