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Hinterbliebenengeld Zugleich ein

Beitrag zur Zivilrechtsordnung als


Rechtszuweisungsordnung 1st Edition
Teresa Tomas Keck
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Studien zum Privatrecht

Band 113
Teresa Tomas-Keck

Hinterbliebenengeld
Zugleich ein Beitrag zur Zivilrechtsordnung
als Rechtszuweisungsordnung

Mohr Siebeck
Teresa Tomas-Keck, geboren 1988; Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Uni-
versität zu Berlin und an der Sapienza Università di Roma; 2014 Erstes Staatsexamen; 2017
Zweites Staatsexamen; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsrecht an der
Freien Universität Berlin; 2022 Promotion; Richterin in Stuttgart.

ISBN 978-3-16-161807-9 / eISBN 978-3-16-162150-5


DOI 10.1628/978-3-16-162150-5
ISSN 1867-4275 / eISSN 2568-728X (Studien zum Privatrecht)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­
bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2023 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohrsiebeck.com


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Über-
setzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier
gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.
Printed in Germany.
Meinen Eltern
Vorwort

Diese Arbeit entstand während meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin


am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin. Sie wurde
dort im Wintersemester 2020/21 eingereicht und im Sommersemester 2022 als
Dissertation angenommen. Die mündliche Doktorprüfung fand am 10. Juni 2022
statt.
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich an erster Stelle bei meinem Dok-
torvater Prof. Dr. Felix Hartmann, LL.M. (Harvard) für die umfassende Be-
treuung dieser Arbeit, seine wertvollen Anregungen und die gewährte wissen-
schaftliche Freiheit. Die Jahre an seinem Lehrstuhl und die zahlreichen Ge-
spräche mit ihm haben mich fachlich, darüber hinaus aber auch persönlich sehr
bereichert. Prof. Dr. Olaf Muthorst danke ich herzlich für die Anfertigung des
Zweitgutachtens. Meinen Kollegen Dr. Jacob Haller, Thomas Höppel und
Dr. Mattias Prange danke ich für den vielfältigen fachlichen und menschlichen
Austausch sowie für die schöne gemeinsame Zeit am Fachbereich.
Von Herzen danken möchte ich zudem meinem Mann, Marius Keck, für seine
Geduld, seine Zuversicht und seinen unschätzbaren Rückhalt während der ge-
samten Dauer meiner Promotion. Schließlich gilt mein besonderer Dank meinen
Eltern, die mich bei der Verfolgung meiner Ziele stets unterstützt und liebevoll
gefördert haben. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet.

Freiburg, im April 2023 Teresa Tomas-Keck


Inhaltsübersicht

Vorwort ...................................................................................................... VII


Inhaltsverzeichnis ....................................................................................... XI

Einführung ................................................................................................ 1
A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld – ein Novum in der
Rechtsordnung .......................................................................................... 3
B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf
Hinterbliebenengeld ................................................................................. 7

1. Kapitel: Die dogmatische und systematische Einordnung


des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld in das Gefüge des
Haftungsrechts ........................................................................................17
A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld ..........19
B. Systematische Einordnung – der Anspruch auf Hinterbliebenengeld
als Ausnahmevorschrift? ....................................................................... 131
C. Die Funktion des Hinterbliebenengelds ................................................. 189

2. Kapitel: Wertungswidersprüche und Anwendungsfragen


des § 844 Abs. 3 BGB ........................................................................ 209
A. Wertungswidersprüche des Hinterbliebenengelds .................................. 211
B. Fragen in der praktischen Anwendung .................................................. 223

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse ......................... 263

Literaturverzeichnis ................................................................................... 267


Sachregister ............................................................................................... 289
Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...................................................................................................... VII


Inhaltsübersicht ........................................................................................... IX

Einführung ................................................................................................. 1

A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld – ein Novum in


der Rechtsordnung ............................................................................. 3

B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs


auf Hinterbliebenengeld .................................................................... 7

I. Die Gesetzeslage vor Einführung des Hinterbliebenengelds ................... 7


1. Der Ausnahmecharakter immateriellen Schadensersatzes.......................... 7
2. Die Erwägungen der Gesetzesverfasser hinsichtlich
immaterieller Schäden ............................................................................... 8

II. Rechtspolitische Gründe für die Einführung des Anspruchs auf


Hinterbliebenengeld ...............................................................................10
1. Wertungswidersprüche .............................................................................10
a) Der Wegfall des Rechtssubjekts bei Tötung und die daraus
resultierende Haftungslücke .................................................................10
b) Kommerzialisierung immaterieller Güter .............................................12
2. Unglücksfälle ...........................................................................................13
3. Der Blick über die Grenzen und die Harmonisierung
der Rechtsordnungen ................................................................................14

III. Gesetzgebungsverfahren ........................................................................16

1. Kapitel: Die dogmatische und systematische Einordnung


des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld in das Gefüge des
Haftungsrechts .........................................................................................17
XII Inhaltsverzeichnis

A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf


Hinterbliebenengeld ..........................................................................19

I. Die Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung ...........................19


1. Grundstrukturen der Rechtszuweisungsordnung .......................................19
2. Kritik am Geltungsanspruch des überkommenen privatrechtlichen
Systembaus ..............................................................................................24
a) Die praktische Überholtheit der Rechtszuweisungsdoktrin für
die moderne Rechtsanwendung ............................................................24
b) Die Rechtszuweisungsordnung als Relikt vergangener Zeiten..............25
3. Alternativen zum überkommenen Ordnungssystem ..................................27
a) Das Rechtsverhältnis als zentrales Element der Privatrechtsordnung ...27
b) Die Lehre vom Institutionenschutz ......................................................28
c) Das Konzept der privaten Rechtsdurchsetzung oder „private law
enforcement“ .......................................................................................30
d) Die Imperativentheorie – ein Gegenentwurf zum überkommenen
Ordnungssystem ..................................................................................33
e) Peukerts Lehre vom Zuweisungsgehalt ................................................37
f) Das einseitig „anspruchsfixierte Denken“ ............................................39
g) Die ökonomische Analyse des Rechts ..................................................42
4. Gründe für den anhaltenden Geltungsanspruch der Rechtsposition
als zentrales Element der Privatrechtsordnung .........................................43
5. Folgen für das Hinterbliebenengeld ..........................................................45

II. Die Zuweisung einer Rechtsposition durch die objektive Ordnung .........46
1. Die Zuweisung absoluter und relativer Rechte .........................................47
a) Absolute Rechte ...................................................................................47
aa) Merkmale einer absoluten Rechtsposition .....................................48
(1) Die Zuordnungs- und die Ausschlussfunktion .........................48
(2) Die sozialtypische Offenkundigkeit ........................................49
(a) Die sozialtypische Offenkundigkeit kraft
Bezugsgegenstands ...........................................................50
(b) Die sozialtypische Offenkundigkeit kraft umfassender
Beschreibung ....................................................................51
(c) Kritik am Erfordernis der sozialtypischen
Offenkundigkeit ...............................................................52
(3) Zusammenfassung...................................................................54
bb) Die Zuordnungsentscheidung des Gesetzgebers ............................54
cc) Die Darstellungsformen der Zuordnung ........................................57
(1) Die Schöpfung oder Erweiterung subjektiver
Rechtspositionen durch Schutzgesetze ....................................58
Inhaltsverzeichnis XIII

(a) Die Begründung der rechtlichen Relevanz eines


(neuartigen) eigenständigen Interesses durch eine Norm ..59
(b) Die Statuierung bloßer unselbständiger Positionen ..........60
(c) Zwischenergebnis .............................................................61
(2) Die Erweiterung subjektiver Rechtspositionen durch
Verkehrspflichten ...................................................................61
(3) Zwischenergebnis ...................................................................62
b) Relative Rechte ....................................................................................63
c) Ergebnis Entstehung von Substanzrechten ...........................................65
2. Die Rolle der Rechtsprechung bei der Zuweisung ....................................65
a) Die grundsätzliche Frage nach der Zuordnungskompetenz
der Gerichte .........................................................................................66
b) Die Anforderungen an die Zuordnungsentscheidung der Gerichte .......68
c) Die bisherige Rolle der Rechtsprechung beim
„Angehörigenschmerzensgeld“ ............................................................69
3. Ergebnis ...................................................................................................70

III. Ansätze zur Bestimmung der Rechtsposition ..........................................70


1. Leben .......................................................................................................70
2. Art. 6 GG .................................................................................................73
a) Die Geltung des Art. 6 GG im Zivilrecht .............................................74
b) Der Schutzbereich des Art. 6 GG .........................................................75
c) Bedeutung für den Anspruch auf Hinterbliebenengeld .........................77
3. Gesundheit ...............................................................................................78
4. Körperverletzung des Hinterbliebenen aufgrund einer Verschmelzung
von Opfer und Bezugsperson ...................................................................82
5. Das seelische Wohlbefinden.....................................................................84
6. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht als Substanzrecht des
Hinterbliebenengelds................................................................................85
a) Eckdaten zur Entstehung des zivilrechtlichen Persönlichkeitsrechts ....86
b) Bisherige Überlegungen zum allgemeinen Persönlichkeitsrecht
als Substanzrecht eines „Angehörigenschmerzensgeldanspruchs“........88
aa) Befürworter ...................................................................................89
bb) Gegner...........................................................................................93
cc) Zwischenfazit ................................................................................95
c) Der Schutzbereich des allgemeinen Persönlichkeitsrechts....................96
aa) Die verschiedenen Fallgruppen des allgemeinen
Persönlichkeitsrechts .....................................................................97
bb) Der Kernbereich des allgemeinen Persönlichkeitsrechts
unter Berücksichtigung des verfassungsrechtlichen
Persönlichkeitsrechts .....................................................................99
XIV Inhaltsverzeichnis

cc) Die besondere persönliche Nähebeziehung als Bestandteil der


persönlichkeitsrechtlichen Privatsphäre ....................................... 101
dd) Der Einfluss von Art. 8 Abs. 1 EMRK ........................................ 103
(1) Die Bedeutung der EMRK für das nationale Recht ............... 103
(2) Der Schutzbereich des konventionsrechtlichen Privatlebens . 104
ee) Zwischenergebnis ........................................................................ 106
d) Die besondere Nähebeziehung als zivilrechtliche Rechtsposition....... 106
aa) Die Zuweisungsentscheidung der Nähebeziehung ....................... 107
(1) Die Nähebeziehung in der Privatrechtsordnung..................... 108
(a) Die besondere Nähebeziehung im Allgemeinen
Gleichbehandlungsrecht – die Rechtsfigur der
assoziierten Diskriminierung .......................................... 108
(b) Bedeutung der assoziierten Diskriminierung für den
Anspruch auf Hinterbliebenengeld? ................................ 110
(c) Die Nähebeziehung im Zusammenhang mit dem
postmortalen Persönlichkeitsschutz ................................ 111
(aa) Die Entwicklung des postmortalen Persönlichkeits-
schutzes .................................................................. 112
(bb) Die Problematik des postmortalen Persönlichkeits-
schutzes in der Rechtszuweisungsordnung .............. 114
(cc) Bedeutung der Nähebeziehung für den post-
mortalen Persönlichkeitsschutz und den Anspruch
auf das Hinterbliebenengeld .................................... 115
(d) Zwischenfazit ................................................................. 117
(2) Die Anerkennung der Nähebeziehung durch die
Schutznorm selbst ................................................................. 117
(3) Der Einfluss der Entstehungsgeschichte des allgemeinen
Persönlichkeitsrechts für die besondere Darstellungsform
der Zuordnung ...................................................................... 118
bb) Umfassender Schutz vor Einwirkungen –
Die Ausschlussfunktion der Nähebeziehung ................................ 119
cc) Die sozialtypische Offenkundigkeit der Nähebeziehung .............. 122
dd) Zwischenergebnis ........................................................................ 124
e) Die Besonderheiten des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und ihre
Vereinbarkeit mit dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld ................ 124
aa) Das allgemeine Persönlichkeitsrecht – ein „Rahmenrecht“? ....... 124
bb) Die Dispositionsbefugnis ............................................................. 128
f) Ergebnis zum Allgemeinen Persönlichkeitsrecht................................ 129

IV. Ergebnis............................................................................................... 129


Inhaltsverzeichnis XV

B. Systematische Einordnung – der Anspruch auf


Hinterbliebenengeld als Ausnahmevorschrift? ........................ 131

I. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld als Ausnahme vom „Grundsatz


der Unmittelbarkeit“? .......................................................................... 131
1. Grundlagen des deutschen Haftungsrechts ............................................. 133
a) Das Tatbestandsprinzip ...................................................................... 133
b) Das „Dogma vom Gläubigerinteresse“ ............................................... 134
c) Der Unmittelbarkeitsgrundsatz .......................................................... 136
d) Begründung für das vom Gesetzgeber gewählte Modell des
Haftungsrechts ................................................................................... 137
aa) Der Grund für die Unterscheidung reiner Vermögensschäden
und solcher, die aus der Verletzung eines Rechtsguts resultieren . 138
bb) Die Haftungsbegrenzung bei immateriellen Schäden ................... 140
cc) Fazit ............................................................................................ 141
e) Erforderlichkeit der dogmatischen Zweiteilung des deliktischen
Verletzungstatbestands? ..................................................................... 142
aa) Unmittelbare und mittelbare Verursachung einer
Rechtsverletzung ......................................................................... 142
bb) Die Kritik am aktuellen Meinungsstand....................................... 145
(1) Die Verfehltheit der Gleichsetzung von Rechts- und
Integritätsverletzung als tatbestandsmäßigen
Verletzungserfolg ................................................................. 146
(2) Die einheitliche dogmatische Grundlage von mittelbaren
und unmittelbaren Rechts(guts)verletzungen......................... 147
cc) Zwischenergebnis ........................................................................ 148
2. Präzisierung wichtiger Begrifflichkeiten ................................................ 148
a) Psychisch vermittelte Schäden ........................................................... 149
aa) Schockschäden und Fernwirkungsschäden .................................. 149
bb) Kritische Analyse ........................................................................ 152
cc) Lösungsvorschlag ........................................................................ 154
b) Erst- und Zweitgeschädigter .............................................................. 156
c) Drittschaden....................................................................................... 156
aa) Der mittelbar Geschädigte ........................................................... 157
bb) Die Rechtsfigur der Drittschadensliquidation .............................. 158
3. § 844 Abs. 1 und 2 BGB als Ausnahmevorschriften zu den
herkömmlichen haftungsrechtlichen Grundsätzen .................................. 160
a) Systematik ......................................................................................... 161
b) Normzweck........................................................................................ 163
aa) Vermeidung eines Wertungswiderspruchs ................................... 163
bb) Weitergehender Regelungsgehalt von § 844 Abs. 1 und 2 BGB .. 165
(1) § 844 Abs. 1 .......................................................................... 165
XVI Inhaltsverzeichnis

(2) § 844 Abs. 2 als Schutzrecht einer Rechtsposition ................ 166


(a) Die Unterhaltsforderung als (absolute) Rechtsposition? . 167
(aa) Die Lehre vom deliktischen Schutz der Forderung .. 167
(bb) Einwendungen gegen die Lehre vom deliktischen
Schutz der Forderung und ihre Entkräftung ............. 169
(cc) Die Unterhaltsforderung als Rechtsposition des
§ 844 Abs. 2 BGB ................................................... 174
(aaa) Der absolute Charakter der
Unterhaltsforderung ...................................... 174
(bbb) Eingriff in die Forderungsinhaberschaft
durch Tötung des Unterhaltsschuldners? ....... 176
(dd) Zwischenergebnis ................................................... 178
(b) § 844 Abs. 2 BGB als Schutzrecht für das aus dem
„familienrechtlichen Band“ begründete Recht auf
Unterhalt ........................................................................ 178
(c) Zwischenergebnis ........................................................... 180
c) Ergebnis ............................................................................................. 181
4. § 844 Abs. 3 BGB als Anspruchsgrundlage für einen Drittschaden? ..... 181
a) Der Hinterbliebene als mittelbar Geschädigter? ................................. 181
b) Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld als gesetzlich geregelter
Fall der Drittschadensliquidation?...................................................... 183
c) Zwischenergebnis .............................................................................. 187

II. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld als Schutz für eine eigene
subjektive Rechtsposition ..................................................................... 187

III. Ergebnis............................................................................................... 188

C. Die Funktion des Hinterbliebenengelds ..................................... 189

I. Die verschiedenen Funktionen des Schadensersatzrechts und ihre


Bedeutung für das Hinterbliebenengeld ............................................... 190
1. Die Ausgleichsfunktion .......................................................................... 190
2. Die Genugtuungsfunktion bei immateriellen Schäden ............................ 192
a) Die Genugtuung beim „Schmerzensgeld“ gem. § 253 Abs. 2 BGB ... 192
b) Die Genugtuung bei einer Entschädigung wegen Verletzung
des allgemeinen Persönlichkeitsrechts ............................................... 196
aa) Die Genugtuungsfunktion bei § 823 Abs. 1 BGB i.V.m. Art. 2
Abs. 1, Art. 1 Abs. 1 GG ............................................................. 196
bb) Die Genugtuungsfunktion im AGG ............................................. 197
cc) Fazit ............................................................................................ 199
c) Zwischenergebnis .............................................................................. 199
Inhaltsverzeichnis XVII

d) Kritik an der Genugtuungsfunktion .................................................... 199


3. Die Präventionsfunktion ......................................................................... 202

II. Rückführung des Hinterbliebenengelds zur Ausgleichsfunktion ............ 205

III. Ergebnis............................................................................................... 207

2. Kapitel: Wertungswidersprüche und Anwendungsfragen


des § 844 Abs. 3 BGB ......................................................................... 209

A. Wertungswidersprüche des Hinterbliebenengelds................... 211

I. Kein vertraglicher Anspruch auf Hinterbliebenengeld ......................... 211


1. Das Hinterbliebenengeld de lege lata ..................................................... 211
2. Kritik ..................................................................................................... 212
a) Notwendigkeit eines vertraglichen Anspruchs auf
Hinterbliebenengeld? ......................................................................... 212
b) Gründe für eine Beschränkung des Hinterbliebenengelds auf
das Deliktsrecht?................................................................................ 216
3. Fazit und weiterführende Überlegungen ................................................. 217

II. Kein Anspruch auf Hinterbliebenengeld bei Überleben des


Primärverletzten .................................................................................. 218

B. Fragen in der praktischen Anwendung....................................... 223

I. Die Bedeutung der einzelnen Tatbestandsmerkmale ............................. 223


1. Der Hinterbliebene ................................................................................. 223
2. Das besondere persönliche Näheverhältnis ............................................. 224
3. Das seelische Leid .................................................................................. 227

II. Die Bemessung des Hinterbliebenengelds ............................................ 228


1. Wortlaut des § 844 Abs. 3 BGB ............................................................. 229
2. Anhaltspunkte in der Gesetzesbegründung ............................................. 230
3. Ansätze in der Literatur .......................................................................... 231
a) Höhenvorstellungen ........................................................................... 231
b) Kriterien für die Bemessung .............................................................. 232
4. Die Bemessung in anderen europäischen Ländern .................................. 237
5. Die Bemessung des LG Tübingen .......................................................... 238

III. Folgefragen ......................................................................................... 242


XVIII Inhaltsverzeichnis

1. Konkurrenz des Hinterbliebenengelds zu anderen denkbaren


Ansprüchen ............................................................................................ 242
a) Das Verhältnis von Hinterbliebenengeld und Schockschaden ............ 242
b) Konkurrenz zu einem eigenen Schmerzensgeldanspruch des
Primärverletzten................................................................................. 244
c) Das Verhältnis von § 844 Abs. 3 zu § 823 Abs. 1 BGB ..................... 245
2. Das Verhalten des Erstverletzten und seine Auswirkungen auf das
Hinterbliebenengeld ............................................................................... 245
a) Die Anrechenbarkeit eines Mitverschuldens des Verstorbenen .......... 246
b) Vertragliche Haftungsausschlüsse ...................................................... 247
c) Tötung auf Verlangen ........................................................................ 248
3. Die Übertragbarkeit der Forderung aus dem Anspruch auf
Hinterbliebenengeld ............................................................................... 249
a) Die Vererbbarkeit der Forderung ....................................................... 249
b) Die Abtretbarkeit der Forderung aus dem Anspruch auf
Hinterbliebenengeld ........................................................................... 250
4. Die versicherungsrechtlichen Besonderheiten beim
Hinterbliebenengeld ............................................................................... 253
a) Die Einstandspflicht der Haftpflichtversicherung ............................... 253
b) Das Hinterbliebenengeld und die gesetzliche Unfallversicherung ...... 254
aa) Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur
Nichtanwendung der Haftungsausschlüsse nach
§§ 104 ff. SGB VII bei Schockschäden und ihre Übertragung
auf das Hinterbliebenengeld ........................................................ 256
bb) Übertragung der Argumentation auf das Hinterbliebenengeld ..... 258

IV. Auswirkungen der Einführung eines Anspruchs auf


Hinterbliebenengeld an anderer Stelle in der Rechtsordnung .............. 259
1. Ersatz für jegliche Gefühlsschäden? ....................................................... 259
2. Entschädigung bei jeglicher Beeinträchtigung einer besonderen
Nähebeziehung? ..................................................................................... 261
3. Der umfassende Schutz durch die „Trias der Haftungssysteme“............. 261

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse .......................... 263

Prüfungsschema § 844 Abs. 3 BGB ............................................................ 266

Literaturverzeichnis .................................................................................... 267


Sachregister ................................................................................................ 289
Einführung
A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld –
ein Novum in der Rechtsordnung

Am 22. Juli 2017 ist das Gesetz zur Einführung eines Anspruchs auf Hinterblie-
benengeld in Kraft getreten.1 Eine Reihe neu eingefügter Vorschriften, darunter
§ 844 Abs. 3 BGB, statuieren, dass Hinterbliebene, die in einem besonderen per-
sönlichen Näheverhältnis zu einer getöteten Person standen, für das zugefügte
seelische Leid von dem Ersatzpflichtigen eine angemessene Entschädigung in
Geld verlangen können.2
Hintergrund der neuen Regelung war eine langwährende juristische Diskus-
sion über die Einführung eines „Angehörigenschmerzensgelds“, der durch eine
Reihe dramatischer Ereignisse, die viele Todesopfer forderten,3 besonderer Auf-
trieb verliehen wurde.4 Hinzu trat der Umstand, dass Deutschland im Vergleich

1
Gesetz vom 17.07.2017, BGBI. I. 2017, S. 2421.
2
Die Regelung findet sich wortgleich auch in § 10 Abs. 3 StVG; § 5 Abs. 3 HaftPflG; § 7
Abs. 3 ProdHaftG; § 86 Abs. 3 AMG; § 32 Abs. 4 S. 5 und 6 GenTG; § 12 Abs. 3 UmweltHG;
§ 28 Abs. 3 AtG; § 35 Abs. 3 LuftVG.
3
Z.B. das ICE-Unglück von Eschede am 03.06.1998; der Absturz der Concorde am
25.07.2015; das Love-Parade-Unglück am 24.10.2010; der Absturz der Germanwings-Ma-
schine am 24.03.2015; das Eisenbahnunglück von Bad Aibling am 09.02.2016 sowie das
Busunglück auf der A9 in Oberfranken am 03.07.2017.
4
Das Angehörigenschmerzensgeld war Thema des Arbeitskreises I des 50. Verkehrsge-
richtstags in Goslar 2012, https://deutscher-verkehrsgerichtstag.de/media//Editoren/Dokum
entationen/50.%20Dokumentation%20VGT%202012.pdf (Stand: 27.07.2022); des 66. Deut-
schen Juristentags 2006 in Stuttgart (vgl. Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 62 ff.);
des 45. Deutschen Juristentags 1964 in Karlsruhe (vgl. Stoll, Gutachten zum 45. DJT 1964,
Bd. I Teil 1, S. 145); vgl. ferner auch den Gesetzesentwurf des Bayerischen Staatsministeriums
der Justiz, abrufbar unter: https://www.justiz.bayern.de/media/pdf/gesetze/gesetzentwurf a
ngehoerigenschmerzensgeld.pdf (Stand: 27.07.2022); siehe zur Entwicklung der rechtspoli-
tischen Diskussion über die Einführung eines Angehörigenschmerzensgelds die Zusammen-
fassung bei Behr, Schmerzensgeld und Hinterbliebenengeld, S. 209 ff.; vgl. ferner auch Hop-
penstedt/Stern, ZRP 2015, 18; für die Einführung eines Anspruchs auf Angehörigenschmer-
zensgeld sprachen sich u.a. aus: Ch. Huber, NZV 2012, 5 ff.; Jaeger/Luckey, Das neue Scha-
densersatzrecht, Rn. 79; Jeinsen, zfs 2008, 61, 63; Schwintowski/C. Schah Sedi/M. Schah Sedi,
zfs 2012, 6; Staudinger, NJW 2006, 2433, 2435; ders., DAR 2012, 280, 282 ff.; Stürner, DAR
1986, 7, 11; Wagner, ZEuP 2015, 869, 883; Wenter, ZfSch 2012, 243 ff.; Wiese, Recht und Staat
294/295, S. 60; v. Gierke, Deutsches Privatrecht III, S. 970 Fn. 60; dagegen etwa: Diederichsen,
DAR 2011, 122, 124; Dressler, DAR 1996, 81; Jansen, ZEuP 2001, 30, 60 f.; Katzenmeier, JZ
2002, 1029, 1034 f.; G. Müller, VersR 1995, 489, 494.
4 A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld – ein Novum in der Rechtsordnung

mit anderen EU-Staaten als rückständig galt,5 weil die deutsche Rechtsordnung
eine Entschädigung Hinterbliebener für ihr seelisches Leid zuvor nicht vorsah.6
Ein eigener Schadensersatzanspruch wurde Angehörigen nur ausnahmsweise im
Falle eines „Schockschadens“ gewährt,7 bei dem eine psychisch vermittelte Ge-
sundheitsbeeinträchtigung angenommen wird, die bei einem Dritten durch die
Verletzungshandlung beim Primärverletzten eingetreten ist.8 Das setzt jedoch
voraus, dass die Beeinträchtigung beim Dritten echten Krankheitswert hat, d.h.
ein pathologisch fassbarer Gesundheitsschaden i.S.d. § 823 Abs. 1 BGB gegeben
ist, der nach Art und Schwere über das hinausgeht, was Nahestehende in derar-
tigen Fällen normalerweise an Beeinträchtigung erleiden.9 Die oft nicht leichten
Nachteile für das Allgemeinbefinden, die erfahrungsgemäß mit einem tief emp-
fundenen Trauerfall verbunden sind, konnten hingegen keine selbstständige
Grundlage für einen Schadensersatzanspruch bilden.10 Gerade mit Blick auf die
Entwicklung der Kommerzialisierung immaterieller Schäden sah man die strenge
Handhabung der Gerichte jedoch zunehmend als wertungswidersprüchlich an,
und es mehrten sich die Stimmen, welche die Einführung eines „Angehörigen-
schmerzensgelds“ forderten.11 Wenn sogar die entgangene Urlaubsfreude einen
Ersatzanspruch auslöst12 oder auch der Nutzungsausfall eines Kfz,13 dann hin-
terlasse es einen schlechten Beigeschmack, wenn eine Entschädigung bei Verlust
eines geliebten Menschen verwehrt werde.14

5
Über die Entwicklung des Angehörigenschmerzensgelds in Europa Janssen, ZRP 2003,
156 ff.; vgl. auch Burmann/Jahnke, NZV 2017, 401, 402; Hoppenstedt/Stern, ZRP 2015, 19;
Kuhn, FS Jaeger, S. 345, 348; Wagner, FS Stürner, S. 231, 236 ff.; krit. Brand, Karlsruher
Forum 2016, S. 76.
6
Anlässlich des Zweiten Schadensänderungsgesetzes zum 01.08.2002 hatte der Gesetz-
geber die Einführung eines allgemeinen Angehörigenschmerzensgeldes noch ausdrücklich
abgelehnt; vgl. hierzu G. Müller, DAR 2002, 540, 543; J. Neuner, JuS 2013, 577, 583; BT-
Drs. 18/11615, S. 1.
7
Vgl. BGH, NJW 1989, 2317; BGHZ 56, 163 = NJW 1971, 1883; siehe hierzu auch
Grüneberg, Palandt BGB, Vorb v § 249 Rn. 40; Wagner, NJW 2017, 2641; BT-Drs. 18/11615,
S. 6 f.
8
Wagner, MüKo BGB, § 823 Rn. 214; vgl. auch Katzenmeier, JZ 2017, 869, 871.
9
BGHZ 56, 163, 164 ff. = NJW 1971, 1883, 1884 f.; KG Berlin, NZV 2005, 315; kritisiert
wurde an dieser Rechtsprechung u.a., dass hauptsächlich wohlhabende Personen in den Ge-
nuss der Zahlungen kämen, da diese eher einen Rechtsanwalt und einen Psychiater aufsuch-
ten und die Trauer zu inszenieren verstünden, vgl. nur Ch. Huber, NZV 2012, 5, 10.
10
So noch ausdrücklich BGHZ 56, 163, 166 = NJW 1971, 1883, 1885.
11
Vgl. zur Schutzbedürftigkeit immaterieller Güter umfassend Schubert, Wiedergutma-
chung, S. 107 ff., 628 ff.; Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, 8. Aufl., Rn. 470; Jeinsen, zfs 2008,
61 ff.; Schwintowski/C. Schah Sedi/M. Schah Sedi, zfs 2012, 6 ff.; Staudinger, NJW 2006, 2433,
2435.
12
Vgl. § 651 f. Abs. 2 BGB.
13
Däubler, NJW 1999, 1611; Ch. Huber, NZV 2012, 5, 10; Jaeger/Luckey, Schmerzens-
geld, 8. Aufl., Rn. 470.
14
Vgl. Ch. Huber, NZV 2012, 5, 10.
A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld – ein Novum in der Rechtsordnung 5

Im ersten Moment mag diese rechtspolitische Betrachtung einleuchtend klin-


gen. Bei weiterer Überlegung und mit Blick auf die Grundstrukturen des deut-
schen Haftungsrechts wird jedoch deutlich, dass der Anspruch auf Hinterblie-
benengeld der Systematik des deutschen Deliktsrechts nicht ohne Weiteres ent-
spricht. Die neue Vorschrift bringt daher sowohl systematische und dogmatische
Probleme mit sich als auch daran anschließend eine Reihe praktischer Anwen-
dungsfragen, die es zu beantworten gilt. Die dogmatischen Bedenken gründen
sich dabei vor allem darauf, dass in einer Rechtszuweisungsordnung die Gewäh-
rung eines Anspruchs als Schutzrecht zwingend die Verletzung einer zugewiese-
nen Rechtsposition voraussetzt.15 Welche subjektive Rechtsposition dem An-
spruch auf Hinterbliebenengeld zugrunde liegt, ist aufgrund der gegenständli-
chen Dreipersonenkonstellation jedoch nicht ohne Weiteres ersichtlich. Dies
führt dazu, dass der neue Anspruch verbreitet als Ausnahmeregelung erachtet
wird, die aus rechtspolitischen Gründen einen Bruch mit den herkömmlichen
Grundsätzen erlaube und eine eigene Rechtsverletzung des Hinterbliebenen ent-
behrlich mache.16 Ob ein solcher Systembruch aber tatsächlich geboten ist und
welche Folgen die Einführung des neuen Anspruchs auch an anderer Stelle in der
Privatrechtsordnung mit sich bringt, bedarf einer näheren Untersuchung. Inso-
fern hat der Gesetzgeber mit der Einführung des Hinterbliebenengelds zwar der
Diskussion um die Notwendigkeit einer Entschädigung für Trauerleid ein Ende
bereitet. Geblieben ist indessen die Frage nach der Einordnung des neuen An-
spruchs in das bisherige Gefüge des Haftungsrechts.17
In dieser Arbeit soll daher untersucht werden, wie sich der zum Teil als
„Fremdkörper“18 bezeichnete Anspruch auf Hinterbliebenengeld in die Syste-
matik der Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung eingliedert. Zudem
sollen Antworten auf die Fragen gefunden werden, die sich in der praktischen
Rechtsanwendung stellen. So ist einerseits unklar, warum nicht auch ein vertrag-
licher Anspruch auf Hinterbliebenengeld gewährt wird19 oder warum eine
schwere Verletzung der nahestehenden Person zur Anspruchsbegründung de lege
lata nicht ausreicht20. Andererseits lassen sich etwa auch das Verhältnis von
Schockschadensersatz und Hinterbliebenengeld zueinander21 sowie weitere An-
15
So in Zusammenhang mit dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld auch Köndgen,
Karlsruher Forum 2016, S. 90.
16
Vgl. etwa Balke, SVR 2018, 207; O. Becker, JA 2020, 96; Diederichsen, DAR 2011, 122;
Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 26; ders., VersR 2020, 385; Katzenmeier, JZ 2017, 869,
871; Walter, MedR 2018, 213.
17
So auch Köndgen, Karlsruher Forum 2016, S. 89.
18
So etwa Katzenmeier, JZ 2017, 869, 871; ders., JZ 2002, 1029, 1035; G. Müller, Karls-
ruher Forum 2016, S. 82; dies., VersR 2017, 322; Steffen, FS Odersky, S. 723, 730: a.A. Wag-
ner, MüKo BGB, § 844 Rn. 97; ders., NJW 2017, 2641, 2642, der den Anspruch für „nicht
systemwidrig, sondern konsequent und rechtspolitisch überzeugend“ hält; ähnlich auch Ch.
Huber, JuS 2018, 744, 745.
19
Siehe hierzu: Kap. 2, A.I.
20
Siehe hierzu: Kap. 2, A. II.
21
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.1.
6 A. Der Anspruch auf Hinterbliebenengeld – ein Novum in der Rechtsordnung

spruchskonkurrenzen22, die Frage nach versicherungsrechtlichen Einstands-


pflichten23 oder auch die Frage nach der Übertrag- und Vererbarkeit der Forde-
rung aus dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld24 erst mit Gewissheit über Art
und Inhalt der geschützten Rechtsposition klären.25 Ziel dieser Arbeit ist es da-
her, einen Beitrag zum besseren dogmatischen Verständnis des Anspruchs auf
Hinterbliebenengeld zu leisten (1. Kapitel), um so aufkommende praktische Pro-
bleme auf einem dogmatisch schlüssigen Fundament lösen zu können (2. Kapi-
tel). Zum besseren Verständnis der Regelung soll zuvor jedoch noch ein näherer
Blick auf die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld und
die rechtspolitischen Argumente für dessen Einführung geworfen werden.

22
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.2 f.
23
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.4.
24
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.3.
25
Vgl. zu den Auswirkungen allgemein auch Köndgen, Karlsruher Forum 2016, S. 89 f.
B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte
des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

I. Die Gesetzeslage vor Einführung des Hinterbliebenengelds

Vor Einführung des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld galt der Tod eines nahen
Angehörigen als Schicksalsschlag, und die hierdurch verursachte Trauer und das
seelische Leid waren weitgehend entschädigungslos hinzunehmen.1 Grund hier-
für war der Umstand, dass der historische Gesetzgeber es als anstößig und zudem
wenig praktikabel erachtete, einen Nichtvermögensschaden in Geld aufwiegen
zu lassen2 und das BGB bei seinem Inkrafttreten dem Ersatz dieser Schäden
daher mit starker Zurückhaltung gegenüberstand.3 Die eng gezogenen Grenzen
für Ersatzansprüche bei immateriellen Einbußen lockerten sich im Laufe der Zeit
zwar ein Stück weit.4 Jedoch sind immaterielle Schäden auch heute noch lediglich
ausnahmsweise, in ausdrücklich vom Gesetz angeordneten Fällen, zu ersetzen.5

1. Der Ausnahmecharakter immateriellen Schadensersatzes


Im Grundsatz gilt im BGB ein umfassender Schadensbegriff.6 Ein Schaden ist
demnach jede unfreiwillige Einbuße, die jemand aufgrund eines Ereignisses an
rechtlich anerkannten Rechtsgütern und Interessen erleidet.7 Von diesem natür-
lichen Schadensbegriff werden daher sowohl Vermögenseinbußen als auch

1
Vgl. BT-Drs. 18/11397, S. 8.
2
Vgl. Protokolle II, S. 1247 = Mugdan II, S. 517; Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld,
Rn. 547. Siehe zu den Erwägungen des Gesetzgebers in diesem Zusammenhang auch sogleich
ausführlich unter: Einführung, B.I.2.
3
Schubert, Wiedergutmachung, S. 1. Eine Ausnahme bildeten lediglich jene Ansprüche,
die bereits lange Zeit in der Rechtspraxis verwurzelt waren und bereits im Partikularrecht des
19. Jahrhunderts anerkannt waren. Hierzu zählten insbesondere das in § 847 Abs. 1 BGB a.F.
kodifizierte „Schmerzensgeld“ sowie das in § 1300 BGB a.F. geregelte Kranzgeld, vgl. Motive
II, S. 800 f. = Mugdan II, S. 446 f.; vgl. auch Odersky, Schmerzensgeld, S. 11.
4
Diederichsen, DAR 2011, 122.
5
Für die anschließende Entwicklung des immateriellen Schadensersatzes siehe Schubert,
Wiedergutmachung, S. 1 ff.
6
Pflüger, Schmerzensgeld, S. 11; Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 12.
7
Eckert, Schuldrecht AT, Rn. 884; Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 13; vgl.
zum Schadensbegriff auch R. Neuner, AcP 133 (1931), 277.
8 B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

Nichtvermögenseinbußen erfasst.8 Körperliche Schmerzen, Beeinträchtigungen


des körperlichen und seelischen Wohlbefindens, aber auch Beeinträchtigungen
der Lebensfreude oder des Freizeitgenusses zählen als immaterielle Einbußen zu
den Nichtvermögensschäden.9 Hinsichtlich der Naturalrestitution gem. § 249
Abs. 1 BGB differenziert das Gesetz daher nicht zwischen materiellen und im-
materiellen Schäden.10 Die Unterscheidung der beiden Schadensarten wird je-
doch im Rahmen der Schadenskompensation in Geld deutlich.11 Während Ersatz
für einen materiellen Schaden regelmäßig auch in Geld gefordert werden kann,12
ist eine Geldentschädigung wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden
ist, nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen vorgesehen; § 253 Abs. 1
BGB.13 § 253 Abs. 1 BGB beschränkt somit eine Entschädigung in Geld, die gem.
§ 251 Abs. 1 BGB dann vorgesehen ist, wenn eine Naturalrestitution nicht mög-
lich ist, für Nichtvermögensschäden.14 Im Grundsatz sind daher nur Vermögens-
schäden in Geld zu ersetzen, während immaterielle Schäden, auch wenn diese
aufgrund der Verwirklichung eines gesetzlichen Tatbestands entstanden sind, nur
ausnahmsweise in den gesetzlich vorgesehenen Fällen zu kompensieren sind.
Neben den in § 253 Abs. 2 BGB genannten ersatzfähigen immateriellen Scha-
densarten existiert heute zudem ein von der Rechtsprechung entwickelter, all-
gemein anerkannter Entschädigungsanspruch gem. § 823 Abs. 1 BGB i.V.m.
Art. 2 Abs. 1, Art. 1 Abs. 1 GG für immaterielle Schäden wegen Verletzung des
allgemeinen Persönlichkeitsrechts.15

2. Die Erwägungen der Gesetzesverfasser hinsichtlich


immaterieller Schäden
Die beschriebene gesetzgeberische „Regel-Ausnahme-Entscheidung“ geht auf
Erwägungen des historischen Gesetzgebers zurück. Einerseits waren sich die Ge-
setzesverfasser bereits bei Inkrafttreten des BGB der Inkommensurabilität im-

8
Eckert, Schuldrecht AT, Rn. 886; Pflüger, Schmerzensgeld, S. 11; Wagner, Gutachten A
zum 66. DJT 2006, S. 12; a.A. noch Mommsen, Zur Lehre von dem Interesse, § 1 S. 3 ff., der
die Pflicht zum Schadensersatz auf Vermögensschäden beschränkt sah.
9
Pflüger, Schmerzensgeld, S. 11; vgl. auch Schiemann, Staudinger BGB, Vorbem zu § 249
Rn. 46, § 253 Rn. 13.
10
Schubert, Wiedergutmachung, S. 12.
11
Schubert, Wiedergutmachung, S. 12.
12
Zwar ist der Geldersatz nach der Regelung des § 249 BGB eigentlich die Ausnahme; in
der Praxis hat sich das Regel-Ausnahmeverhältnis jedoch umgekehrt, weshalb ein Schaden
zumeist durch Geldleistung ausgeglichen wird, vgl. Oetker, MüKo BGB, § 249 Rn. 320.
13
Nichtvermögensschäden sind seit dem am 01.08.2002 in Kraft getretenen 2. Schadens-
ersatzrechtsänderungsgesetz nicht mehr in § 847 BGB a.F., sondern in § 253 BGB geregelt.
14
Schiemann, Staudinger BGB, § 253 Rn. 1.
15
BGHZ 13, 334 = NJW 1954, 1404; BGHZ 26, 349 = NJW 1958, 827; BGH, NJW 1996,
984, 985 – Caroline; BGH, NJW 1991, 1532 f.; BGHZ 160, 298, 300 = NJW 2005, 215, 216;
BGHZ 215, 117 = NJW 2017, 3004; BVerfGE 34, 269 ff. = NJW 1973, 1221 ff.
I. Die Gesetzeslage vor Einführung des Hinterbliebenengelds 9

materieller Schäden bewusst, so dass sie sich, um die „Rechenbarkeit“16 des Scha-
densrechts in größtmöglichem Umfang zu wahren, im Kern gegen ein Schät-
zungsermessen des Richters bei immateriellen Schäden entschieden.17 Denn eine
allgemeine richterliche „Souveränität“ bei der Schadensbemessung sei durch den
Revisionsrichter kaum überprüfbar, weshalb diese als höchst bedenklich einge-
stuft wurde.18 Zum anderen verwies man auf die Vorschriften im StGB über die
Buße19 und darauf, dass es dem modernen deutschen Rechts- und Sittlichkeits-
bewusstsein widerspreche, einen ideellen Schaden in Geld aufzuwiegen20. Aus
einer Entschädigung in Geld, insbesondere für Persönlichkeitsverletzungen,
„würden nur die schlechten Elemente Vorteil ziehen, Gewinnsucht, Eigennutz
und Begehrlichkeit würden gesteigert und aus unlauteren Motiven zahlreiche
schikanöse Prozesse angestrengt werden“.21
Diese Gründe des historischen Gesetzgebers gelten heute jedoch weitgehend
als überholt. Die Buße nach § 188 StGB a.F. als alternative Lösung ist längst
abgeschafft,22 und für den wichtigsten Fall immateriellen Schadensersatzes – dem
sogenannten „Schmerzensgeld“ für Beeinträchtigungen der Rechtsgüter Körper,
Gesundheit, Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung – sieht § 253 Abs. 2
BGB die Möglichkeit einer billigen Entschädigung vor.23 Für die meisten anderen
immateriellen Schäden hat der Gesetzgeber aber weiterhin an dem prinzipiellen
Ausschluss einer Ersatzfähigkeit festgehalten. Sofern das Gesetz nicht ausdrück-
lich eine abweichende Regelung enthält, ist der Ersatz eines Nichtvermögens-
schadens daher ausgeschlossen.24 Dies gilt auch für Entschädigungsansprüche bei

16
Brand, BeckOGK BGB, 01.08.2020, § 253 Rn. 4.
17
Motive II, S. 22 f. = Mugdan II, S. 12; Schiemann, Staudinger BGB, § 253 Rn. 1.
18
Motive II, S. 22 f. = Mugdan II, S. 12; Odersky, Schmerzensgeld, S. 11; Schiemann, Stau-
dinger BGB, § 253 Rn. 1.
19
Motive II, S. 23 = Mugdan II, S. 12.
20
Protokolle II, S. 1247 = Mugdan II, S. 517; vgl. auch Diederichsen, DAR 2011, 122.
Insofern folgte man im Grunde einem Gedanken Kants, der formulierte: „Im Reiche der
Zwecke hat alles entweder einen Preis oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle
kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben
ist, das hat eine Würde.“, zitiert nach Medicus, ZGS 2006, 203, 204; Katzenmeier, Stellung-
nahme zum Gesetzesentwurf BT-Drs. 18/11397, S. 2, abrufbar unter: https://www.bundestag.
de/resource/blob/504384/37362a756dc16528c77a675cde4b430d/katzenmeier-data.pdf
(Stand: 27.07.2022).
21
Protokolle II, S. 1247 = Mugdan II, S. 517; Schiemann, Staudinger BGB, § 253 Rn. 1;
vgl. auch Diederichsen, DAR 2011, 122; Katzenmeier, JZ 2002, 1029, 1030.
22
Schiemann, Staudinger BGB, § 253 Rn. 1.
23
Schiemann, Staudinger BGB, § 253 Rn. 2 f. § 253 Abs. 2 BGB entspricht weitgehend § 847
Abs. 2 a.F. Ein grundlegender Unterschied ergibt sich jedoch daraus, dass durch die Platzie-
rung in § 253 BGB nunmehr auch vertragliche Ersatzansprüche oder Ansprüche wegen Ver-
wirklichung mancher Gefährdungshaftungstatbestände auf immaterielle Schäden gerichtet
sein können.
24
Zur Entwicklung der Kommerzialisierung immaterieller Güter und ihrer Ersatzfähig-
keit als Grenzfall zum immateriellen Schadensersatz siehe sogleich unter: Einführung,
B.II.1.b).
10 B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

Verletzungen des Lebens, welches zwar in § 823 Abs. 1 BGB, nicht jedoch in § 253
Abs. 2 BGB aufgeführt ist.25

II. Rechtspolitische Gründe für die Einführung des Anspruchs


auf Hinterbliebenengeld

Die Einführung des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld, welche die Ersatzfähig-


keit eines weiteren immateriellen Schadens mit sich bringt, beruht insbesondere
auf rechtspolitischen Erwägungen. Einerseits empfand man die Rechtsordnung
aus verschiedenen Gründen als wertungswidersprüchlich (1.), was gerade mit
Blick auf die dramatischen Ereignisse mit vielen Todesopfern in der Vergangen-
heit deutlich werde (2.). Zum anderen zeigt auch der Blick in andere EU-Staaten,
dass Deutschland in dieser Hinsicht eine gewisse Außenseiterrolle zukam (3.).

1. Wertungswidersprüche
a) Der Wegfall des Rechtssubjekts bei Tötung und die daraus
resultierende Haftungslücke
Bis zur Einführung des Hinterbliebenengelds sah das Gesetz also keine ausdrück-
liche Regelung einer Geldentschädigung für seelisches Leid bei Verlust einer na-
hestehenden Person vor. Aber auch sonst schienen der Gewährung eines „Trauer-
schmerzensgelds“ zwei Grundprinzipien des nationalen Haftungsrechts entge-
genzustehen: zum einen das im Deliktsrecht geltende Tatbestandsprinzip, das
eine Haftung auf Rechtsgutsverletzungen begrenzt und damit eine Haftung für
Schäden des bloß mittelbar Geschädigten ausschließt,26 und zum anderen die
bereits beschriebene Beschränkung der Geldentschädigung für immaterielle
Schäden.27 Bei konsequenter Anwendung dieser beiden Haftungsgrundsätze
führte der Wegfall der Rechtsfähigkeit des in seinem Rechtsgut Leben verletzten
Getöteten im Vergleich zu anderen Schadensfällen zu einer Haftungslücke.28 Der
Widerspruch, der dadurch aufzutreten schien, dass Angehörige nur im Falle
eines vor dem Tod entstandenen Schmerzensgeldanspruchs des Primäropfers
aufgrund einer Körperverletzung etwas erben würden, während die noch dra-
matischere Lebensverletzung zugunsten des Schädigers nahezu folgenlos bliebe,
führte unter anderem dazu, dass das Verlangen nach einer gesetzlichen Regelung
lauter wurde.29

25
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 547.
26
Siehe zu den Grundlagen des deutschen Haftungsrechts ausführlich: Kap. 1, B.I.1.
27
Vgl. hierzu auch Schramm, Haftung für Tötung, S. 16.
28
Vgl. hierzu auch O. Becker, JA 2020, 96; Schramm, Haftung für Tötung, S. 16.
29
Siehe nur Stoll, Haftungsfolgen, S. 359 f.; Stahmer, Nichtvermögensschäden bei Tö-
tung, S. 187; Wagner, Karlsruher Forum 2016, S. 99.
II. Rechtspolitische Gründe für die Einführung des Hinterbliebenengelds 11

Besonders von Seiten der ökonomischen Analyse des Rechts wurde zudem
vorgebracht, es stelle sich als nur schwer erträglicher Wertungswiderspruch her-
aus, dass die Verletzung des höchsten Rechtsguts Leben schadensrechtlich im
Wesentlichen als Verlust der Unterhaltsquelle qualifiziert werde.30 Der Wert, den
das familiäre Umfeld des Verstorbenen seinem Leben beimesse, würde so vom
geltenden Recht nicht erfasst.31 Insbesondere unter Bezugnahme auf eine Prä-
ventions- und Steuerungsfunktion des Privatrechts sei es nicht nachvollziehbar,
dass der Schädiger im Falle der Verletzung einer Person enorme Geldsummen
zahlen muss, im Falle der Tötung aber keine „Sanktion“ gegeben sei.32 Dies
könne in mancher Ausnahmesituation sogar zu einem Mordanreiz führen.33 Da
diese Umstände nicht weiter hingenommen werden könnten, sei es Aufgabe der
Rechtsordnung, einen Anreiz für sorgfältiges Verhalten zu setzen, wozu auch die
Verpflichtung zur Zahlung eines Hinterbliebenengelds diene.34 Zudem sei ein An-
spruch auf Hinterbliebenengeld volkswirtschaftlich deshalb sinnvoll, weil Ange-
hörige ihre Mühen für den Zuspruch einer Entschädigung im Rahmen der
Schockschadenrechtsprechung nicht mehr in den Nachweis einer Krankheit in-
vestieren müssten.35 Denn Ersatz für sein Leid bekomme dann nicht mehr nur
„der wohlsituierte Bürger, der sich auf die Couch des Psychiaters legt, durch
seelische Wellnesseinrichtungen tingelt und Psychopharmaka schluckt“,36 son-
dern auch der weniger gut aufgestellte Hinterbliebene, der ebenso trauert, derar-
tige Therapien aber deshalb nicht in Anspruch nimmt, „weil er alle Hände voll zu
tun hat“,37 oder sich einen Rechtsanwalt nicht leisten kann.38 Auch insofern, so
meinte man, stünde der oftmals als kalt empfundenen Rechtsordnung eine „sol-
che Geste“ gut an.39

30
Vgl. Adams, Ökonomische Analyse, S. 174 ff.; Merten, Bewertung des menschlichen
Lebens, S. 101 f.; Schäfer/Ott, ökonomische Analyse, S. 410 ff.; kritisch hingegen Wagner,
Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 61 f., der in diesem Zusammenhang noch auf das Straf-
recht verwies.
31
Merten, Bewertung des menschlichen Lebens, S. 102, 261.
32
Vgl. Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 62; Stahmer, Nichtvermögensschäden bei Tö-
tung, S. 187 ff.
33
Merten, Bewertung des menschlichen Lebens, S. 102.
34
Merten, Bewertung des menschlichen Lebens, S. 261; Kötz/Wagner, Deliktsrecht,
Rn. 740; in diesem Sinn wohl auch v. Mayenburg, VersR 2002, 278, 282; Schäfer/Ott, öko-
nomische Analyse, S. 410 ff.; konsequenterweise müsste dann eigentlich eine Zahlungspflicht
des Schädigers unabhängig davon entstehen, ob ein Getöteter Hinterbliebene hinterlässt oder
nicht – denn das Interesse, welches eine Person an der Verhütung ihres Todes hat, besteht
unabhängig von ihrer sozialen Situation, siehe hierzu Stahmer, Nichtvermögensschäden bei
Tötung, S. 217.
35
Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 32; Kadner Graziano, RIW 2015, 549, 553.
36
So Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 32 mit Verweis auf OLG Köln, Urteil
v. 18.12.2006 – 16 U 40/60 –, juris.
37
So Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 32 mit Verweis auf OLG Naumburg, NJW-RR
2005, 900.
38
Ch. Huber, NZV 2012, 5, 10.
39
Hoppenstedt/Stern, ZRP 2015, 18, 21.
12 B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

b) Kommerzialisierung immaterieller Güter


Der restriktive Ansatz des Gesetzgebers sah sich jedoch auch aus weiteren Grün-
den starker Kritik ausgesetzt. Denn anders als früher ist die Schutzbedürftigkeit
immaterieller Güter heute weitgehend anerkannt.40 Zudem führte die fortschrei-
tende Kommerzialisierung dazu, dass Geldentschädigungen für Einbußen geleis-
tet werden, deren Grenzen zu immateriellen Schäden verschwimmen. Nach der
Rechtsprechung ist es für die Annahme eines Vermögensschadens heute ausrei-
chend, dass „[...] ein Lebensgut im Verkehr in gewisser Weise ,kommerzialisiert‘
ist, d.h. durch entsprechende Vermögensaufwendungen ,erkauft‘ werden kann
[...]“,41 weshalb unter „Kommerzialisierung“ heute die Käuflichkeit eines (im-
materiellen) Gutes zu Marktpreisen verstanden wird.42 Dies führt dazu, dass
beispielsweise der Genuss eines Badeurlaubs43 oder einer Seereise,44 aber auch die
Möglichkeit des Gebrauchs eines eigenen Kraftfahrzeugs45 als käufliche Güter
eingeordnet werden und deren Ausfall im Haftungsfall daher als materieller
Schaden nach den allgemeinen Vorschriften zu ersetzen ist.46 Dass hier die Kon-
turen zwischen eigentlich nicht vorgesehenem Ersatz für immaterielle Schäden
und ersatzfähigen Vermögensschäden verschwimmen,47 liegt auf der Hand und
wird zudem auch daran deutlich, dass der Anspruch auf Nutzungsausfallent-
schädigung wegen entgangener Nutzung des eigenen Pkw sogar innerhalb der
Richterschaft des Bundesgerichtshofs (BGH) als „Grenzfall zum immateriellen
Schadensersatz“48 bezeichnet wurde.49
Nun kann bezüglich der Trauer in Folge des Todesfalls eines nahen Angehö-
rigen nicht von einem Marktwert der Trauer und infolgedessen auch nicht von
einer Kommerzialisierung des seelischen Leids ausgegangen werden.50 Die be-

40
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 547; vgl. auch Katzenmeier, Stellungnahme zum
Gesetzesentwurf BT-Drs. 18/11397, S. 2, abrufbar unter: https://www.bundestag.de/resource/
blob/504384/37362a756dc16528c77a675cde4b430d/katzenmeier-data.pdf, (Stand: 27.07.
2022).
41
BGHZ 63, 98 = NJW 1975, 40; vgl. auch Oetker, MüKo BGB, § 249 Rn. 41 ff.
42
Vgl. hierzu grundlegend Grunsky, Begriff des Vermögensschadens, S. 34 ff., insbes. S. 36;
Eckert, Schuldrecht AT, Rn. 893; Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 24 f.
43
BGHZ 63, 98 = NJW 1975, 40.
44
BGH, NJW 1956, 1234.
45
BGHZ 40, 345 = NJW 1964, 542.
46
Vgl. hierzu Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 24 f.
47
So Odersky, Schmerzensgeld, S. 11; vgl. hierzu auch Ströfer, Kommerzialisierung,
S. 65 ff. m.w.N.
48
So die Richterin am BGH (6. Zivilsenat) Diederichsen, in: DAR 2011, 122.
49
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 547.
50
In diese Richtung aber wohlgemerkt die Stellungnahme des Deutschen Richterbundes
Nr. 4/17 vom Jahr 2017, die bereits in ihrem Tenor (Abschnitt A) von einer „Kommerziali-
sierung persönlicher Schicksalsschläge“ spricht, abrufbar unter: https://www.bundestag.de/r
esource/blob/503280/5dfcf8877b4637da47bbff2f2772e21b/drv jost-data.pdf (Stand: 27.07.
2022).
II. Rechtspolitische Gründe für die Einführung des Hinterbliebenengelds 13

schriebene Entwicklung führte aber dazu, dass es in der Literatur vermehrt als
untragbarer Wertungswiderspruch empfunden wurde, dass die Verzweiflung und
Leere, die bei den Hinterbliebenen im Falle eines Unfalltods eines geliebten Men-
schen entsteht, entschädigungslos hingenommen werden musste, während der
Verzicht auf den Urlaub oder den Pkw entschädigungsfähig sein soll.51 Auch diese
Wertung der Rechtsordnung erwecke daher den Eindruck, „dass umso eher fi-
nanzielle Kompensation geschuldet [werde], je banaler die Rechtsverletzung
[sei].“52 Auch zur Schließung dieser untragbaren „Gerechtigkeitslücke“ sei daher
die Einführung eines „Angehörigenschmerzensgelds“ dringend erforderlich.53

2. Unglücksfälle
Dieser soeben beschriebene und verbreitet als ungerecht empfundene Zustand
geriet mehr noch in die Kritik und damit in den Fokus der Diskussion, als sich
eine Reihe dramatischer Unglücksfälle ereignete, die viele Todesopfer forderten
und eine hohe Präsenz in den Medien erfuhren.
Bereits nach dem Absturz der Concorde am 25. Juli 2000 wies Schmid darauf
hin, wie veraltet das deutsche Schadensersatzrecht sei.54 Da die Opfer des Flug-
zeugabsturzes größtenteils bereits fortgeschrittenen Alters waren und daher nur
wenige unterhaltsberechtigte Kinder hinterließen, die ihre Einbußen nach § 844
Abs. 2 BGB ersetzt verlangen könnten, sei nach der Wertung des deutschen
Rechts nahezu kein ersatzfähiger Schaden entstanden.55 Geradezu polemisch war
deshalb auch von einer „Tötung zum Nulltarif“56 die Rede, sofern man von den
vergleichsweise trivialen Beerdigungskosten absähe, die nach § 844 Abs. 1 BGB
geschuldet waren.57 Abgesehen von den juristischen Stimmen, die sich für die
Einführung eines „Angehörigenschmerzensgelds“ stark machten, zeigten aber
auch weite Teile in der Bevölkerung wenig Verständnis dafür, dass enge Famili-
enmitglieder ihr seelisches Trauerleid entschädigungslos hinzunehmen hatten.58

51
Vgl. v. Bar, FS Deutsch, S. 27, 43; Hoppenstedt/Stern, ZRP 2015, 18, 20; Ch. Huber,
NZV 2012, 5, 10; Odersky, Schmerzensgeld, S. 11; Vorndran, ZRP 1988, 293, 294.
52
Hoppenstedt/Stern, ZRP 2015, 18, 20.
53
In diese Richtung etwa J. Neuner, JuS 2013, 577, 583; Wiedemann/Spelsberg-Korspeter,
NZV 2012, 471.
54
Schmid, VersR 2002, 26, 28 f.
55
Im Vergleichswege wurde letztlich dennoch die Mehrzahl der Hinterbliebenen ent-
schädigt, da durch den angesteuerten Zielflughafen New York ein sog. „American-Risk-
Faktor“ ins Feld geführt werden konnte. Hierdurch konnte eine Haftungssumme erreicht
werden, die über den europäischen Haftungsbeiträgen liegt und für die in Deutschland gar
keine Anspruchsgrundlage besteht. Siehe hierzu Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 549;
Schmid, VersR 2002, 26, 29.
56
Diederichsen, DAR 2011, 122, 124.
57
Wagner, JZ 2004, 319, 325. Eine solche Sichtweise lässt die Sanktionsfunktion im Straf-
recht freilich unberücksichtigt, vgl. Röthel, Staudinger BGB, § 844 Rn. 2.
58
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 549.
14 B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

Vertreter der Ansicht, dass dieser Zustand so nicht hinnehmbar sei und das drin-
gende Bedürfnis bestehe, den Angehörigen auch bei einem Unfalltod eine Ent-
schädigung zu gewähren, sahen sich zudem durch die freiwilligen Zahlungen
einiger größerer Unternehmen nach schrecklichen Unglücken bestärkt. So zahlte
beispielsweise die Deutsche Bahn AG den Erben der Opfer des ICE-Unglücks
von Eschede, unter Betonung der Freiwilligkeit, je 30.000 Euro.59 Auch die Luft-
hansa AG bot den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes der German-
wings-Maschine in den französischen Alpen im März 2015 neben der materiellen
Entschädigung auch ein pauschales Schmerzensgeld i.H.v. 25.000 Euro an. Zwar
wurde dieses von den Hinterbliebenen der Höhe nach als gänzlich unzureichend
abgelehnt.60 Allein aufgrund solcher Angebote und Zahlungen schlussfolgerte
man jedoch, dass ein generelles Bedürfnis für einen solchen Anspruch nicht von
der Hand zu weisen sei und der Gesetzgeber daher dringend tätig werden müsse.61

3. Der Blick über die Grenzen und die Harmonisierung


der Rechtsordnungen
Im Gegensatz zu Deutschland kannten die Rechtsordnungen anderer europäi-
scher Länder schon lange einen Anspruch für eine immaterielle Entschädigung
beim Tod eines nahen Angehörigen.62 So gehört eine solche Regelung u.a. in
Belgien, England, Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Italien, Spanien und
der Schweiz schon länger zum Standard.63 Aber auch in Schweden64 und Öster-
reich65 erkannten die Gerichte bereits um die Jahrtausendwende einen Entschä-
digungsanspruch für Trauerschäden infolge des Todes nahestehender Personen
an.66 Zwar sind die gesetzlichen Regelungen dieser Staaten keinesfalls einheit-
lich,67 jedoch führte der europaweite Vergleich dazu, dass man Deutschland vor-

59
Schmid, VersR 2002, 26, 28; Jaeger/Luckey, Das neue Schadensersatzrecht, Rn. 79.
60
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 553.
61
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 551.
62
Luckey, SVR 2012, 1.
63
Siehe die Länderberichte bei Kadner Graziano, IPRax 2006, 307, 308 ff.; Luckey, FS Ch.
Huber, S. 351, 352. Zur Rechtslage in Italien siehe zudem die umfassende, rechtvergleichende
Arbeit von Behr, Schmerzensgeld und Hinterbliebenengeld, S. 1 ff. et passim. Für einen in-
ternationalen Vergleich siehe die Tabelle von Karl-Heinz Danzl, abgedruckt bei Karner, FS
Danzl, S. 87, 91, die auch Länder wie Brasilien, Südkorea oder China als Länder ausweist, in
denen ein „Trauerschmerzensgeld“ anerkannt ist.
64
Entscheidung des Högsta Domstolen v. 17.10.2000, in: Nytt Jurisdisk Arkiv 2000, 521 –
zitiert nach Klinger, NZV 2005, 290 Fn. 5; Janssen, ZRP 2003, 156, 158; Kadner, Graziano,
ZEuP 2002, 834, 849.
65
Österr. OGH, Urteil v. 16.05.2001 – 2 Ob 84/01v = NZV 2002, 26; Janssen, ZRP 2003,
156, 169; Kadner Graziano, ZEuP 2002, 834, 840 ff.
66
Behr, Schmerzensgeld und Hinterbliebenengeld, S. 210 f.
67
Vgl. Backu, DAR 2001, 587 ff.; Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 547; kritisch daher
auch Katzenmeier, JZ 2017, 869, 873.
II. Rechtspolitische Gründe für die Einführung des Hinterbliebenengelds 15

warf, den Anschluss an die internationale Entwicklung verpasst zu haben,68 und


der Bundesrepublik daher eine Außenseiterstellung zukomme.69 Dieser Zustand
führe beispielsweise dazu, dass im Straßenverkehr die Frage nach der Ersatzfä-
higkeit eines Trauerschadens davon abhänge, auf welcher Seite der Grenze sich
der tödliche Unfall ereignete,70 was insbesondere bei ausländischen Unfallbetei-
ligten zu Unverständnis führen könne.71
Letztlich sprach für die Einführung des Hinterbliebenengelds in Deutschland
auch eine Empfehlung des Ministerkomitees des Europarats,72 welcher bereits in
den Grundsätzen 13 und 19 des Beschlusses (75) 7 vom 14. März 1975 zur Har-
monisierung der Rechtsordnungen eine Entschädigung für Angehörige im Falle
der Körperverletzung oder Tötung ihrer Angehörigen empfahl.73 Zudem forderte
auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wiederholt, die
nationalen Rechtsordnungen müssten gem. Art. 13 der Europäischen Menschen-
rechtskonvention (EMRK) nahen Angehörigen eines Getöteten jedenfalls bei
einer möglichen staatlichen Mitverantwortung für den Todesfall einen zivilrecht-
lichen Geldanspruch einräumen.74 Insofern war nicht von der Hand zu weisen,
dass die Einführung eines Anspruchs auf Hinterbliebenengeld jedenfalls einen
kleinen Beitrag zur Harmonisierung der innereuropäischen Rechtsordnungen
leisten würde.75

68
So ausdrücklich Janssen, ZRP 2003, 156, 159.
69
Vgl. Brand, FS Jaeger, S. 191, 198; Frank, FS Stoll 2001, S. 143, 156; Hacks, NJW 1975,
1450, 1452; Ch. Huber, NZV 2012, 5 f.; Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, S. 141; Janssen, ZRP
2003, 156, 159; Kadner Graziano, RIW 2015, 549; Klinger, NZV 2005, 290 f.; Lieberwirth,
DAR 1966, 179, 181; Luckey, FS Ch. Huber, S. 351, 353; Odersky, Schmerzensgeld, S. 21;
Scheffen, NZV 1995, 218 f.; Schips, Schmerzensgeld, S. 141; Schwintowski/C. Schah Sedi/M.
Schah Sedi, zfs 2012, 6; Stoll, Haftungsfolgen, S. 359 f., 362; Schubert, Karlsruher Forum
2016, S. 30 m.w.N. in Fn. 141; Wagner, Gutachten A zum 66. DJT 2006, S. 63 f.
70
Hoppenstedt/Stern, ZRP 2015, 18, 20; Wiedemann/Spelsberg-Korspeter, NZV 2012, 471;
zur Problematik grenzüberschreitender Unfälle in diesem Zusammenhang siehe Kuhn, SVR
2012, 288.
71
Kuhn, SVR 2012, 288, 289. Dieses Unverständnis wurde zudem besonders deutlich am
Falle der 21-jährigen Studentin Giulia Minola, die bei der Love Parade 2010 in Duisburg zu
Tode kam. So hätte nach Ansicht der Mutter die deutsche Haftpflichtversicherung besser
gänzlich von einem Schadensersatz absehen sollen, anstatt ihr ein nach italienischem Ver-
ständnis lächerliches Angebot von 2.000 Euro zu machen und sie auf diese Weise neben ihrem
Leid auch noch zu verhöhnen. Siehe hierzu Wenter, zfs 2012, 243, 248; Behr, Schmerzensgeld
und Hinterbliebenengeld, S. 2.
72
Vgl. Scheffen, NZV 1995, 218.
73
Entschließung (75) 7 des Ministerkomitees des Europarats vom 14.03.1975, Bekannt-
machung vom 05.02.1976, BGBl. 1976 II, S. 323, 325.
74
BT-Drs. 18/11397, S. 8, 14 mit Verweis auf EGMR, Urteil v. 17.03.2005, Bubbins ./.
Großbritannien, Nr. 50196/99, Rn. 166 ff.; EGMR, Urteil v. 03.04.2001, Keenan ./. Groß-
britannien, Nr. 27229/95, Rn. 125 ff.; § 844 Abs. 3 BGB findet auch auf Amtshaftungsan-
sprüche gem. § 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG Anwendung, BT-Drs. 11/397, S. 7.
75
Kritisch hingegen Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 34, der den Gesetzgeber beson-
ders für seine Begriffswahl „Hinterbliebenengeld“ kritisiert. Hiermit sei dasselbe Phänomen
16 B. Hintergrund: Die Entstehungsgeschichte des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld

III. Gesetzgebungsverfahren

All diese Erwägungen führten schließlich dazu, dass sich auch die Politik aufge-
fordert sah, tätig zu werden. Insbesondere nach dem Absturz der Germanwings-
Maschine am 24. März 2015 verstärkte sich die Forderung nach einer gesetzli-
chen Regelung erneut, und es zeichnete sich ab, dass ein Anspruch auf „Ange-
hörigenschmerzensgeld“ Ende 2015, wie bereits im Koalitionsvertrag von
CDU/CSU und SPD vom 16. Dezember 2013 vereinbart,76 ins Gesetzgebungs-
verfahren gehen sollte.77 Der sodann von der Fraktion der CDU/CSU und SPD
eingebrachte Gesetzesentwurf wurde am 18. Mai 2017 einstimmig im Deutschen
Bundestag angenommen.78
Durch das Gesetz zur Einführung eines Anspruchs auf Hinterbliebenengeld
vom 17. Juli 2017, welches am 21. Juli 2017 verkündet wurde und am 22. Juli
2017 in Kraft getreten ist,79 ist nunmehr eine angemessene Entschädigung für das
seelische Leid der Hinterbliebenen vorgesehen.
Die neue Vorschrift ist in § 844 Abs. 3 BGB geregelt und lautet:
„(3) Der Ersatzpflichtige hat dem Hinterbliebenen, der zur Zeit der Verletzung zu dem
Getöteten in einem besonderen persönlichen Näheverhältnis stand, für das dem Hinter-
bliebenen zugefügte seelische Leid eine angemessene Entschädigung in Geld zu leisten. Ein
besonderes persönliches Näheverhältnis wird vermutet, wenn der Hinterbliebene der Ehe-
gatte, der Lebenspartner, ein Elternteil oder ein Kind des Getöteten war.“

Eine wortgleiche Regelung wurde zudem in jene Gesetze eingefügt, die bei Er-
füllung eines Gefährdungshaftungstatbestands den Ersatz eines Personenscha-
dens vorsehen.80 Ein Anspruch auf Hinterbliebenengeld besteht daher nunmehr
auch nach § 86 Abs. 3 Arzneimittelgesetz, § 28 Abs. 3 Atomgesetz, § 32 Abs. 4
Gentechnikgesetz, § 7 Abs. 3 Produkthaftungsgesetz, § 12 Abs. 3 Umwelthaf-
tungsgesetz, § 10 Abs. 3 Straßenverkehrsgesetz und § 5 Abs. 3 Haftpflichtgesetz.
Zudem erstreckt sich die Bestimmung auf die Passagierschadenshaftung im Ei-
senbahn-, Schienen- und Seeverkehr81 sowie auf § 35 Abs. 3 Luftverkehrsgesetz
ggf. i.V.m. dem Warschauer und dem Montrealer Abkommen.

gemeint, welches in anderen Ländern mit Begriffen wie Angehörigenschmerzensgeld oder


Hinterbliebenen- bzw. Angehörigengenugtuung beschrieben würde (vgl. Österreich und die
Schweiz), weshalb der rechtsvergleichenden Diskussion bzw. der Harmonisierung des Scha-
densrechts kein Gefallen getan sei. Siehe hierzu auch Frank, FamRZ 2017, 1640.
76
So hieß es im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vom 16.12.2013, S. 102
„Menschen, die einen nahen Angehörigen durch Verschulden eines Dritten verloren haben,
räumen wir als Zeichen der Anerkennung ihres seelischen Leids einen eigenständigen Schmer-
zensgeldanspruch ein, der sich in das deutsche System des Schadensrechts einfügt.“, abrufbar
unter: https://archiv.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/koalitionsvertrag 1.pdf?file=1
(Stand: 27.07.2022).
77
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 556.
78
Deutscher Bundestag, Plenarprotokoll 18/234, TOP 30a, 23748 (C). Vgl. hierzu auch
Katzenmeier, JZ 2017, 869, 870.
79
BGBl. I 2017, 2421.
80
Jaeger/Luckey, Schmerzensgeld, Rn. 559.
81
BT-Drs. 18/11397, S. 9.
1. Kapitel

Die dogmatische und systematische Einordnung


des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld in
das Gefüge des Haftungsrechts

Mit der Einführung des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld besteht nunmehr


kein Zweifel, dass seelisches Leid und Trauer bei Verlust einer besonders nahe-
stehenden Person in Geld zu entschädigen sind. Ungeklärt bleibt jedoch, wie sich
der neue Anspruch in die Rechtszuweisungsordnung einfügt. Im Folgenden geht
es daher darum, die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenen-
geld als zentrales Element in der Rechtszuweisungsordnung zu ermitteln (A.).
Dafür werden zunächst die Grundstrukturen der Rechtszuweisungsordnung auf-
gezeigt und ihr fortwirkender Gültigkeitsanspruch verteidigt (I.). Im Anschluss
werden die Mechanismen herausgearbeitet, denen sich der Gesetzgeber klassi-
scherweise bedient, um Rechtspositionen zuzuweisen (II.). Hierauf aufbauend
soll sodann die konkrete Rechtsposition hinter § 844 Abs. 3 BGB ermittelt wer-
den (III.). In einem weiteren Abschnitt (B.) erfolgt eine systematische Einord-
nung des Anspruchs auf Grundlage der geltenden Haftungsprinzipien. Dabei
wird auch untersucht, ob es sich beim Anspruch auf Hinterbliebenengeld um eine
Ausnahme handeln könnte, die mit dem tradierten System bricht (I.) oder ob sich
der Anspruch nicht doch in die bisherige Systematik einfügen lässt (II). Im letzten
Abschnitt geht es sodann um die Erörterung der Funktion des Hinterbliebenen-
gelds (C.), die als unmittelbar mit der Entschädigung verfolgtes Ziel einen we-
sentlichen Aspekt der Regelung bildet.
A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch
auf Hinterbliebenengeld

Zur Erörterung der Rechtsposition des Hinterbliebenen ist zunächst ein Blick auf
die Strukturen der privatrechtlichen Rechtszuweisung und Rechtsentstehung zu
werfen, deren Grundzüge im Folgenden skizziert werden. Dieser deduktive An-
satz soll den Weg für die weiteren Untersuchungen ebnen und eine tiefere Analyse
der dogmatischen Zusammenhänge des Anspruchs auf Hinterbliebenengeld er-
möglichen.

I. Die Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung

1. Grundstrukturen der Rechtszuweisungsordnung


Bei der Zivilrechtsordnung handelt es sich um eine Rechtszuweisungsordnung.1
In einer solchen werden subjektive Rechtspositionen2 zugewiesen, die es dem
Einzelnen3 ermöglichen, sich in dem geschaffenen Rechtskreis frei zu entfalten
und eigene Interessen zu verfolgen.4 Diese Zuordnungsentscheidung und die da-
mit einhergehende Abgrenzung zwischen den einzelnen Rechten dient der Ver-
wirklichung der größtmöglichen Freiheit eines Privatrechtssubjekts in der Ge-
sellschaft und der Anerkennung dieser Freiheit durch die Rechtsordnung.5 Eine

1
Vgl. hierzu Bernhard, FS Picker, S. 83, 103 ff.; Bader, Diskriminierungsschutz, S. 36; F.
Hartmann, commodum, S. 22; dens, in BeckOGK BGB, 01.07.2020, § 687 Rn. 33; Hoffmann,
Zession, S. 35 ff.; Katzenstein, Haftungsbeschränkungen, S. 142; Lobiger, Rechtsgeschäftli-
che Verpflichtungen, S. 89; Malitzky, Begriff des subjektiven Rechts, S. 4 ff.; Ost, Zuordnung,
S. 27 ff.; Picker, FS Canaris I, S. 1001, 1017; dens., JZ 2010, 541, 546 f.; dens., FS Medicus,
S. 311, 317; dens., FS Lange, S. 625, 680 ff.; Wilhelm, Sachenrecht, Rn. 9, 64; Wollin, Störer-
haftung, S. 31.
2
Der Terminus der Rechtsposition wird teilweise auch durch die Begriffe Substanzrecht,
Zuordnungsposition oder Primärrecht ersetzt, weicht inhaltlich jedoch nicht von diesen ab;
siehe hierzu etwa Wilhelm, Sachenrecht, Rn. 66.
3
Gemeint sind sowohl natürliche als auch juristische Personen; vgl. zum Begriff des
Rechtssubjekts in diesem Zusammenhang Coing, FS Dölle, S. 25, 27 ff.
4
Savigny, System I, § 52 S. 331 f.; vgl. auch Windscheid, Actio, S. 3; v. Tuhr, Allgemeiner
Teil I, § 1 I 1, S. 54 f.; Wolf/Neuner, AT, § 20 Rn. 7; Picker, ZfPW 2015, 385, 387; Bernhard, FS
Picker, S. 83 ff.
5
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 104; Wollin, Störerhaftung, S. 30.
20 A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld

Rechtsposition kann sich einerseits aus einer Zuweisungsentscheidung der


Rechtsordnung in Form einer absoluten oder relativen Rechtsposition ergeben.
Andererseits können relative Rechtspositionen auch durch den Willen eines Pri-
vatrechtssubjekts bzw. durch ein Rechtsgeschäft entstehen.6
Zur Sicherung der zugewiesenen Rechtspositionen ist zusätzlich die Statu-
ierung von Schutzmechanismen durch die Rechtsordnung erforderlich, welche es
dem Privatrechtssubjekt ermöglichen, seine Rechtssphäre und seine Freiheit zu
schützen.7 Bei diesen Schutzmechanismen handelt es sich um Schutzrechte, die in
Form von Ansprüchen, seien sie schadensersatzrechtlicher, (quasi-)negatorischer
oder bereicherungsrechtlicher Natur, bestehen und durch ihr Zusammenwirken
einen lückenlosen, sich ergänzenden „Rundumschutz“8 der Rechtspositionen
bieten.9 Diese Schutzrechte wiederum können in ein dichotomisches System ein-
geordnet werden: Sie teilen sich auf in rechtsfortsetzende und rechtsverwirkli-
chende Schutzrechte.10 Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie fester Be-
standteil der Rechtsposition sind und von dieser nicht abgespalten werden kön-
nen. Ein rechtsverwirklichendes Schutzrecht stellt beispielsweise der Vindikati-
onsanspruch nach § 985 BGB dar, welcher nach allgemeiner Ansicht nicht ohne
die zugehörige Rechtsposition abgetreten werden kann11. Gleiches gilt für § 1004
BGB (analog).12 Ein rechtsfortsetzendes Schutzrecht, wie beispielsweise § 823
Abs. 1 BGB, begründet bei Verletzung einer Rechtsposition hingegen seinerseits
eine neue übertragbare Rechtsposition in Form einer Schadensersatzforderung,
welche auf eine Vermögensverschiebung gerichtet ist.13 Erst durch diese Schutz-
rechte wird der Zweck einer Rechtsposition erfüllt, denn ohne sie würde das
eingeräumte Recht dem Zugriff Dritter frei ausgesetzt und das Recht nicht dem
Privatrechtssubjekt, sondern vielmehr der Allgemeinheit freigegeben.14 Eine Zu-

6
Coing, FS Dölle, S. 25, 27; vgl. hierzu auch Hoffmann, Zession, S. 38; Katzenstein, Haf-
tungsbeschränkungen, S. 144 f.; siehe zu den verschiedenen Entstehungsmöglichkeiten einer
Rechtsposition unter: Kap. 1, A.II.
7
Hoffmann, Zession, S. 35 ff.; Picker, ZfPW 2015, 385, 387; zum Teil werden die subjek-
tiven Rechtspositionen auch als Primärrechte und die Schutzrechte als Sekundärrechte be-
zeichnet, vgl. hierzu z.B. Raiser, JZ 1961, 465, 466; Peukert, Güterzuordnung, S. 54 f.
8
F. Hartmann, BeckOGK BGB, 01.07.2020, § 687 Rn. 33; Picker, FS Canaris II, S. 579,
613; ders., FS Bydlinski, S. 275, 314.
9
Siehe zu diesem „Rundumschutz“ durch die „Trias der Haftungssysteme“ Picker, AcP
183 (1983), 369, 511 ff.; ders., JZ 2010, 541, 546; ders., FS Lange, S. 625, 684 f.; Bernhard, FS
Picker, S. 83, 104; Gebauer, Jura 1998, 128, 132; F. Hartmann, commodum, S. 22; Katzenstein,
Haftungsbeschränkungen, S. 143; Lobinger, AcP 216 (2016), 28, 98; vgl. auch Wilhelm, Sa-
chenrecht, Rn. 237.
10
Hoffmann, Zession, S. 56 ff.; ders., Jura 2014, 71.
11
Thole, Staudinger BGB, § 985 Rn. 4; anders noch Motive III, S. 399 = Mugdan III,
S. 222 f.
12
Vgl. BGHZ 60, 235, 240 = NJW 1973, 703, 704; Hoffmann, Zession, S. 60.
13
Vgl. hierzu und zu der Unterscheidung zwischen Rechtsverwirklichung und Vermögens-
verschiebung ferner die Untersuchung bei Hoffmann, Zession, S. 62 ff. m.w.N.; zur Forderung
als Rechtsposition siehe zudem ausführlich unter: Kap. 1, B.I.3.b)bb)(2)(a).
14
Vgl. Hoffmann, Zession, S. 36.
I. Die Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung 21

weisung ist somit bedingt durch die Existenz von Schutzrechten, weil die Rechts-
position des Individuums sonst nicht bestehen könnte.15 Die Rechtszuweisungs-
ordnung wird daher ergänzt durch die Rechtsschutzordnung.16
Konsequenterweise setzt die Gewährung eines Anspruchs als ein solcher
Schutzmechanismus daher eine Bedrohung oder Verletzung einer zugewiesenen
subjektiven Rechtsposition voraus.17 Dies erscheint auch deshalb einleuchtend,
weil es andernfalls schwer zu rechtfertigen wäre, dass einem Rechtssubjekt ein
Recht zustehen soll, kraft dessen es seinerseits einen unkonsentierten Zugriff auf
die Rechtsposition eines anderen vornehmen darf.18 Denn genau dies geschieht
bei der Durchsetzung eines Schadensersatzanspruchs. Der Anspruch beinhaltet
seinerseits einen Eingriff des Rechtsinhabers in eine Rechtsposition des Haften-
den,19 welcher jedoch legislatorisch gerechtfertigt ist. Knüpft eine Schutznorm
ihre Rechtsfolgen an die „Verletzung“ (§ 823 Abs. 1 BGB) oder die „Beeinträch-
tigung“ (§ 1004 Abs. 1 BGB [analog]) eines Rechts, rechtfertigt das Gesetz die
Freiheitsbeschränkung des anderen damit, dass er seinerseits fremde Rechte be-
einträchtigt oder verletzt hat.20 Der Anspruch stellt allein das Mittel dar, um der
Rechtsverletzung zu begegnen.21 Allein aus dem Vorhandensein eines durch Ge-
setz statuierten Anspruchs kann daher auf die Existenz einer Rechtsposition des
Anspruchinhabers, die es zu beschützen gilt, geschlossen werden.22
Statuiert die Zivilrechtsordnung einen bislang unbekannten deliktischen An-
spruch, ist folglich davon auszugehen, dass der Anspruchsinhaber selbst in einer
ihm zugewiesenen Rechtsposition verletzt sein muss und diese Rechtsposition
neben dem deliktischen Schutz auch negatorisch und bereicherungsrechtlich
rundum geschützt wird. Welche Rechtsposition jedoch beim Anspruch auf Hin-
terbliebenengeld verletzt ist, ergibt sich nicht ohne Weiteres aus dem Gesetzes-
wortlaut und bedarf daher einer umfassenden Erörterung.

15
Reinhardt, JZ 1961, 713, 716.
16
Picker, FS Canaris I, S. 1001, 1032.
17
Bernhard, FS Picker, S. 83, 103 ff.; F. Hartmann, commodum, S. 22; Hoffmann, Zession,
S. 37 m.w.N. in Fn. 16; Picker, FS Canaris I, S. 1001, 1032; ders., FS Canaris II, S. 579, 605;
für die Gegenauffassungen siehe unter: Kap. 1, A.3.
18
Hoffmann, Zession, S. 39.
19
Hoffmann, Zession, S. 38; Picker, ZfPW 2015, 385, 402.
20
Wollin, Störerhaftung, S. 33; Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 92 ff.
21
Braun, AcP 205 (2005), 127, 135.
22
v. Gierke, Privatrecht I, S. 255; J. Schmidt, Aktionsberechtigung, S. 17 f.; F. Hartmann,
commodum, S. 22; Hoffmann, Zession, S. 37 f.; Picker, FS Canaris I, S. 1001, 1032; besonders
eingehend auch ders., FS Schilken, S. 85, 94: “Das für die geltende Ordnung konstitutive
Zusammenspiel von Rechtszuweisung und Rechtsschutz folgt damit der ebenso einfachen
wie plausiblen Regel, dass jedem auf Abwehr, Wiedergutmachung oder Abschöpfung gerich-
teten Anspruch als Schutzgut eine Rechtsposition vorausliegen muss, die kraft ihrer inhalt-
lichen Gestaltung gerade das konkrete Schutzbegehren gerade gegenüber dem konkreten
Gegner legitimiert“.
22 A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld

a) Abstrakt kann eine Rechtsposition sowohl ein subjektives Recht, die Be-
rechtigung am Rechtsgut23, als auch ein rechtliches Interesse sein,24 weshalb die
regelmäßig im Deliktsrecht vorgenommene Unterscheidung zwischen diesen für
den Erkenntnisgewinn der konkreten Rechtsposition hinter dem Hinterbliebe-
nengeld keine Rolle spielt. Der Begriff der Rechtsposition beschreibt vielmehr
den gesamten Rechtskreis eines Rechtssubjekts und ist daher für die hier ange-
strebten Untersuchungen vorzugswürdig.25 Strikt zu trennen von den Rechts-
positionen sind jedoch die Schutzrechte, da diese in einer Rechtszuweisungsord-
nung eine andere Aufgabe haben, auch wenn dies im allgemeinen Sprachge-
brauch nicht immer deutlich wird.26 Besonders im Deliktsrecht wird der Begriff
des subjektiven Rechts jedoch gerne als Synonym für die geschützte Rechtspo-
sition als auch für das zugehörige Schutzrecht verwendet.27 Und auch darüber
hinaus herrscht über die Bedeutung des Begriffs des „subjektiven Rechts“ kein
allgemeiner Konsens,28 weshalb im Rahmen dieser Arbeit auf diesen Terminus
verzichtet werden soll. Als Synonym für die subjektive Rechtsposition soll viel-
mehr die Terminologie des Substanzrechts herangezogen werden.29
b) Ist damit umzeichnet, was abstrakt-generell unter einer subjektiven Rechts-
position zu verstehen ist, stellt sich die Frage nach der konkreten Ausgestaltung
der jeweils geschützten Rechtspositionen. Dies erweist sich jedoch oftmals als

23
Dazu, dass die Rechtsordnung auch Rechte an den Rechtsgütern Körper und Gesund-
heit analog § 903 BGB zuweist, siehe Stoll, AcP 162 (1963), 203, 227; Bernhard, FS Picker,
S. 83, 102. Wird im Folgenden daher von Rechtsgütern gesprochen, meint dies zugleich die
Berechtigung am Gut.
24
Hoffmann, Zession, S. 39; siehe hierzu auch Malitzky, Begriff des subjektiven Rechts,
S. 20 ff.; Peukert, Güterzuordnung, S. 47.
25
Vgl. zu den verschiedenen Begriffen etwa Peukert, Güterzuordnung, S. 63.
26
Hoffmann, Zession, S. 36. Dabei ist jedoch die Relativität der beiden Figuren zu erwäh-
nen: „Substanzrechte“ und „Schutzrechte“ sind nicht ausschließlich der einen oder der an-
deren Kategorie zuzuweisen, in dem Sinne, dass diese nach ihrem naturgegebenen Wesen nur
eines von beidem sein könnten. Vielmehr sind sie beide rein funktional zu verstehen und
somit, je nachdem welche Aufgabe sie im konkreten Einzelfall erfüllen, entweder als „Sub-
stanz-“ oder als „Schutzrechte“ einzuordnen. Ein Anspruch wie z.B. § 823 Abs. 1 BGB ist
somit zum einen „Schutzrecht“, zum anderen ist er seinerseits wieder Grundlage für eine
verwertbare Rechtsposition in Form der Forderung. Vgl. hierzu ausführlich Picker, ZfPW
2015, 385, 403.
27
Vgl. etwa Funcke, actio quasinegatoria, S. 143; Peukert, Güterzuordnung, S. 56; Picker,
ZfPW 2015, 385, 402 f.; siehe auch Raiser, JZ 1961, 465, 466; v. Thon, Subjektives Recht,
S. 216 ff.
28
Vgl. zur Diversität und Schwierigkeit der Begriffsbestimmung ausführlich Ost, Zuord-
nung, S. 6 ff.; Malitzky, Begriff des subjektiven Rechts, S. 1 ff.
29
So auch Bader, Diskriminierungsschutz, S. 37; Bernhard, FS Picker, S. 83, 103 f.; Bruns,
FS Nipperdey, S. 3, 5 Fn. 14; Haller, Digitale Inhalte, S. 74; F. Hartmann, commodum, S. 22;
Hoffmann, Zession, S. 40; Jacobs, Feststellungsverfahren, S. 189; Katzenstein, Haftungsbe-
schränkungen, S. 142; Okuda, AcP 164 (1964), 536, 546; Picker, FS Lange, S. 625, 680; ders.,
FS Bydlinski, S. 275, 313; ders., FS Canaris II, S. 579, 608; ders., JZ 2010, 541 546; Prange,
Schutzpflichtverletzungen, S. 222; Wilhelm, Sachenrecht, Rn. 66a.
I. Die Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung 23

schwierig, weil nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist, auf welche
Rechtsposition sich eine Schutznorm bezieht. Als Beispiel seien § 823 Abs. 2 und
§ 826 BGB angeführt: Jeweils handelt es sich zweifelsohne um Schutzrechte. Die
zugrundeliegenden Rechtspositionen bleiben bei der Lektüre der Normen jedoch
verborgen.
Da aber das Schutzrecht auf die Verletzung oder Bedrohung einer Rechts-
position reagiert, bleibt festzuhalten, dass in einem ersten Schritt die grundle-
gende Frage zu beantworten ist, mit welchem Inhalt und in welchem Umfang das
durch die Anspruchsgrundlage zu schützende Substanzrecht seinem Inhaber ex-
klusiv zugewiesen ist.30 Erst im Anschluss daran können die technischen Fragen
der Voraussetzungen eines Anspruchs geklärt werden. Insofern ist von einem
Vorrang des Substanzrechts gegenüber dem Schutzrecht auszugehen.31
Diese allgemeingefasste Aussage erlangt aktuell beim Anspruch auf Hinter-
bliebenengeld erhebliche Relevanz. Bevor nämlich die Klärung der technischen
und durchaus praktisch relevanten Belange dieses neuen Schutzrechts sinnvoll
erfolgen kann, muss zur Vermeidung von Widersprüchen in der Privatrechtsord-
nung eine dogmatisch zufriedenstellende Feststellung einer klar konturierten
Rechtsposition, die den Schutz empfangen soll, erfolgen.32 Erst dann kann er-
schlossen werden, wie sich der Anspruch auf Hinterbliebenengeld in die bisherige
Dogmatik und Systematik des Privatrechts einfügt.33 Dabei handelt es sich auch
nicht lediglich um ein akademisches Glasperlenspiel. Vielmehr hat die Frage
nach der eigenen Rechtsposition des Hinterbliebenen erhebliche Konsequenzen
für eine Reihe praktischer Fragen. Ist eine eigene Rechtsposition verletzt, kann
dies beispielsweise Auswirkung auf versicherungsrechtliche Fragen,34 An-
spruchskonkurrenzen35 oder je nach ihrem konkreten Inhalt auch auf die Vererb-
lichkeit der sich aus dem Anspruch ergebenden Forderung haben.36 Auch wird es
erst möglich, den Anspruch auf Hinterbliebenengeld in das bisherige System des
Schadensrechts einzugliedern,37 wenn Klarheit darüber besteht, wofür die Ent-
schädigung letztlich gewährt wird. Die Feststellung der Rechtsposition muss da-
her ein erstes Ziel dieser Untersuchung sein.

30
So auch Katzenstein, Haftungsbeschränkungen, S. 142; Picker, FS Canaris I, S. 1001,
1032; ders., FS Canaris II, S. 579, 581; ders., ZfPW 2015, 385, 402; vgl. auch Wilhem, Sa-
chenrecht, Rn. 66a ff., 237.
31
So auch Katzenstein, Haftungsbeschränkungen, S. 182; Picker, FS Lange, S. 625, 680 ff.;
Wollin, Störerhaftung, S. 32.
32
So lässt sich ohne Klarheit über die konkrete Rechtsposition des Hinterbliebenen bei-
spielsweise nicht schlüssig erklären, warum nicht auch andere Gefühlsschäden ersatzfähig
sein sollten, siehe hierzu unter: Kap. 2, B.IV. 1.
33
Zur Aufgabe der Praxis den Anspruch auf Hinterbliebenengeld in das bisherige System
einzuordnen etwa Ch. Huber, Hinterbliebenengeld, S. 29.
34
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.4.
35
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.1.
36
Siehe hierzu: Kap. 2, B.III.3.a); vgl. zu den Auswirkungen allgemein auch Köndgen,
Karlsruher Forum 2016, S. 89 f.
37
Siehe hierzu: Kap. 1, B.
24 A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld

2. Kritik am Geltungsanspruch des überkommenen


privatrechtlichen Systembaus
Freilich ist die Doktrin der Rechtszuweisungsordnung nicht frei von Zweifeln
und Angriffen abweichender Deutungssysteme.38 Die Kritik speist sich dabei
hauptsächlich aus zwei Aspekten, die eng miteinander verbunden sind.39

a) Die praktische Überholtheit der Rechtszuweisungsdoktrin für die


moderne Rechtsanwendung
Der Geltungsanspruch des Rechtszuweisungsgedankens wird mit der Begrün-
dung in Abrede gestellt, dass eine Rechtsordnung, die sich aus subjektiven
Rechtspositionen zusammensetzt, nicht mehr geeignet sei, die sich aus etablierten
Rechtsfiguren ergebenden modernen Folgerungen zu erfassen.40 Als Beispiel wer-
den u.a. die Haftung aus culpa in contrahendo,41 das Prinzip von Treu und Glau-
ben, aber auch die steigende Bedeutung der Grundrechte für das Privatrecht
genannt, welche sich nicht mit dem Gedanken der Rechtszuweisung erklären
ließen.42 Aufgrund seiner Untauglichkeit, praktische Probleme zu lösen, sei das
Ordnungsprinzip nicht mehr als maßgeblich zu erachten und darüber hinaus
sogar als hinderlich für die „moderne Arbeit“ abzutun.43
Diese Kritik läuft nun allerdings darauf hinaus, dass die praktische Rechts-
fortbildung über die Gültigkeit eines Systems entscheiden soll. Dabei müssen sich
einzelne juristische Figuren gerade umgekehrt auf Grundlage des Rechtssystems
erklären lassen.44 Ein Wechsel der Gültigkeitsentscheidungskompetenz vom Sys-
tem zur Rechtsfortbildung ist jedoch deshalb problematisch, weil das damit ver-
bundene Aufbrechen des überkommenen Systems mit erheblichen Konsequen-

38
Bereits Savigny zweifelte, ob das Rechtsverhältnis oder die Rechtsposition die Grund-
lage des Privatrechts darstellt, entschied sich jedoch für letzteres, vgl. dazu Coing, subjektives
Recht, S. 19, 22; vgl. hierzu auch die ausführliche Darstellung von Hoffmann, Zession,
S. 41 ff.; Schapp, Das subjektive Recht, S. 130; Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung,
S. 99.
39
Siehe hierzu und zum Folgenden Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 98 ff.,
der die Kritik am Ordnungsmodell als im Wesentlichen auf „zwei Säulen“ gestützt sieht.
40
Coing, FS Dölle, S. 25, 32; Raiser, Zukunft, S. 8 ff.; kritisch hierzu Lobinger, Rechts-
geschäftliche Verpflichtung, S. 98 ff.
41
Wohlgemerkt erfolgte diese Kritik bereits zu einer Zeit vor der Schuldrechtsreform
2002, in der die c.i.c. noch nicht im BGB geregelt war.
42
Coing, FS Dölle, S. 25, 30 ff.; Wiethölter, Rechtswissenschaft, S. 195 ff. Heute ließen sich
diese Beispiele wohl noch um den Anspruch auf Hinterbliebenengeld ergänzen, bei welchem
eine Rechtsposition des Hinterbliebenen auf den ersten Blick ebenso keine Rolle mehr zu
spielen scheint.
43
So Wiethölter, Rechtswissenschaft, S. 195, 200, der für diese „alte[n] Systemsäule[n]“ im
Vermögensrecht keinen Platz mehr sieht. Ähnlich auch Wieacker, Sozialmodell, S. 27.
Kritisch hierzu Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 99 mit Fn. 27.
44
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 98.
I. Die Zivilrechtsordnung als Rechtszuweisungsordnung 25

zen für den Geltungsanspruch der Privatrechtsordnung einhergeht. Ein solcher


Wechsel birgt nicht nur die Gefahr, die Hürde für weitere Systembrüche auch an
anderer Stelle herabzusetzen und ein in sich stimmiges System marode zu ma-
chen.45 Denn wenn die bürgerliche Rechtsordnung an mancher Stelle nicht mehr
geeignet ist, gegenwärtige, moderne Sachverhalte zu lösen und somit eine rich-
terliche Anwendung des überkommenen Systems nicht mehr gewährleistet ist,
wird das Vertrauen in die Allgemeingültigkeit – mit Recht – soweit erschüttert,
dass die Zivilrechtsordnung ihren Zweck, die Konsequenzen für das eigene Han-
deln absehen zu können und damit einen kalkulierbaren Handlungsfreiraum zu
sichern,46 nicht mehr gewährleisten kann. Die damit einhergehende Rechtsunsi-
cherheit sollte jedoch vermieden werden. Zudem ist fraglich, ob die Rechtszu-
weisungsordnung tatsächlich nicht in der Lage ist, die genannten Rechtsfiguren
zu fassen. Der Einwand muss sich daher durchaus entgegenhalten lassen, dass er
den mit erheblichen Konsequenzen bzw. Risiken verbundenen Wechsel der Ent-
scheidungskompetenz zu einem Zeitpunkt vollziehen will, in dem sich der Ver-
dacht der Unvereinbarkeit „moderner Arbeit“ mit dem Ordnungssystem noch
nicht einmal erhärtet hat.47 Der Wechsel ist auf dieser Grundlage daher keines-
falls erforderlich, vielmehr soll der Versuch unternommen werden, aktuelle ju-
ristische Fragestellungen auch heute noch auf Grundlage des überlieferten Ord-
nungssystems zu beantworten.

b) Die Rechtszuweisungsordnung als Relikt vergangener Zeiten


Die zweite zu nennende Kritik sieht die Ordnungsstruktur aufgrund eines zeit-
lichen und sozialpolitischen Aspekts als Ausdruck einer historisch überholten
Wirklichkeit und eines historisch überwundenen Denkens und Wertens an. Hier-
nach sei die Rechtszuweisungsordnung ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert und
Symbol für die Freiheits- und Rationalitätsbedürfnisse der jungen Wirtschafts-
gesellschaft jener Zeit,48 in der eine einzige Klasse das gesamte Sozialmodell ohne
Rücksicht auf andere Gesellschaftsklassen an sich riss und dominierte.49 Das
überkommene System gründe daher auf der durch die Emanzipation des Dritten
Standes und die Vorreiterstimmung der industriellen Revolution hervorgerufene

45
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 99.
46
Vgl. zu diesem Zweck der Rechtsordnung Picker, AcP 183 (1983), 369, 472 f.; dens., FS
Canaris I, S. 1001, 1034 f.
47
Vgl. Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 98 f., der den Versuch einer dog-
matischen Einordnung der juristischen Figuren noch bei weitem nicht als beendet erachtet
und daher von einer Aufgabe des überkommenen Systems zur „Unzeit“ spricht.
48
Raiser, JZ 1961, 465, 465; Wieacker, Sozialmodell, S. 6 ff., 16, 25; vgl. auch Coing, FS
Dölle, S. 25, 28 f., der eine enge Verbindung des Privatrechtssystems mit der Philosophie und
dem Gesellschaftsmodell der Aufklärung annimmt; siehe hierzu auch die Ausführungen bei
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 99 f.
49
Wieacker, Sozialmodell, S. 6, 16; siehe hierzu ausführlich Repgen, soziale Aufgabe,
S. 24 ff.
26 A. Die Rechtsposition hinter dem Anspruch auf Hinterbliebenengeld

Freiheitsphilosophie sowie den damals aktuellen „wirtschaftsliberalen ökono-


mischen Schulen“50 und könne nicht mehr dem Geist der Gegenwart oder gar der
Wirklichkeit entsprechen.51 Eine neue Marschroute in Abweichung der Gege-
benheiten im 19. Jahrhundert sei hingegen darin zu sehen, dass die heutige, deut-
lich kooperativere Gesellschaft auf einem Sozialmodell beruhe, nach dem die
Gesellschaft nicht aus einem Aggregat von Subjekten bestehe, sondern vielmehr
eine Vereinigung an Rechtsgenossen bilde, die einander eng verbunden seien.52
Die Konsequenzen, die ein solches Verständnis mit sich bringt, sind jedoch
nicht zu verkennen. Wie Lobinger zutreffend anmerkt, müsste zur Überwindung
der angeblichen Schwächen des Systembaus anstelle des Zeitgeists des 19. Jahr-
hunderts auf „das Ethos unserer Zeit“ zurückgegriffen werden.53 Denn die Lü-
cke, die dadurch entsteht, dass ein durchaus bedeutender Bereich des Systems als
überholt erachtet wird und daher an Gültigkeit verliert, müsste in irgendeiner
Weise geschlossen werden. Die konkrete Ausgestaltung des „Ethos“, welches
dann wohl als juristische Erkenntnisquelle heranzuziehen wäre, ist jedoch nicht
definiert und aufgrund seiner Bedeutungsweite so unterschiedlich interpretier-
bar, dass auch hier eine prognostizierbare Ordnung mit erkennbaren Konse-
quenzen des eigenen Handelns nicht mehr gewährleistet sein wird.54 Dass hier-
durch eine Unsicherheit entsteht, die das System ins Wanken bringt, braucht
nicht erneut unterstrichen zu werden. Bevor aber die Gegner des herkömmlichen
Privatrechtsverständnisses diese Schwachstelle nicht beseitigen können, vermag
es auch diese Kritik letztlich nicht, den Geltungsanspruch der Rechtszuweisungs-
ordnung zu erschüttern.
Zudem ist dieser Kritik zu entgegnen, dass die Rechtszuweisungsordnung
durchaus in der Lage ist, den sich – in der Tat – stets wandelnden wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Verhältnissen zu begegnen. Eine große Anpassungsfähig-
keit des Systems ergibt sich bereits daraus, dass Inhalt und Reichweite einer
Rechtsposition – abgesehen von einem Kernbestand – niemals in gleicher natur-
rechtlicher Weise feststehen.55 Aber auch über den Inhaber einer Rechtsposition
ist letztlich wenig ausgesagt. Insofern stellt sich das Denken in Rechtszuweisun-
gen weniger als Relikt vergangener Zeiten als vielmehr als zeitlos heraus.

50
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 100.
51
So etwa Wieacker, Sozialmodell, S. 10 f., 25 ff.
52
Wieacker, Sozialmodell, S. 25.
53
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 100 f.
54
Lobinger, Rechtsgeschäftliche Verpflichtung, S. 104 f.
55
Vgl. Bernhard, FS Picker, S. 83, 111, der in der Ermittlung des Inhalts subjektver Rechte,
der „immer auch einem kulturellen Wandel unterworfen [sei]“, die „ureigenste Aufgabe“ der
Rechtswissenschaft erblickt.
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häpeä oli se, että tiesin jo edeltäpäin, etten anna! Olet oikeassa,
Aljoša! Kiitos, Aljoša!»

Tähän loppui Aljošan kuulustelu. Tärkeä ja kuvaava oli


nimenomaan se seikka, että oli löytynyt edes yksi tosiasia, edes yksi,
vaikkapa tosin hyvin pienikin, todistus, melkeinpä vain viittaus
todistukseen, mutta sittenkin jotakin, joka edes hiukan todisti, että
tuo rinnalla kannettava pussi todella oli ollut olemassa, että siinä oli
ollut puolitoista tuhatta ja että syytetty ei ollut valehdellut
valmistavassa tutkinnassa, kun hän Mokrojessa oli sanonut, että nuo
puolitoista tuhatta »olivat minun». Aljoša oli iloinen, ja aivan
punastuneena hän meni hänelle osoitetulle paikalle. Vielä pitkän
aikaa hän toisteli itsekseen: »Kuinka minä sen unohdin? Kuinka
saatoin sen unohtaa! Ja kuinka se vasta nyt niin äkkiä muistui
mieleeni!»

Alkoi Katerina Ivanovnan kuulustelu. Heti kun hän tuli esille, kävi
salin läpi tavaton humahdus. Naiset tarttuivat lornjetteihinsa ja
kiikareihinsa, miehet liikahtelivat, jotkut nousivat paikaltaan
nähdäkseen paremmin. Kaikki vakuuttivat myöhemmin, että Mitja
kalpeni äkkiä »valkeaksi kuin liina», kun Katerina Ivanovna astui
sisälle. Tämä oli kokonaan mustiin puettu ja lähestyi
vaatimattomasti, miltei arasti hänelle osoitettua paikkaa. Hänen
kasvoistaan ei voinut huomata hänen olevan liikutetun, mutta
päättäväisyys loisti hänen tummista, synkistä silmistään. On
huomattava, että monet vakuuttivat myöhemmin hänen olleen
hämmästyttävän kauniin sillä hetkellä. Hän alkoi puhua hiljaa, mutta
niin selvästi, että se kuului joka paikkaan salissa. Hänen puheensa
oli tavattoman rauhallista, taikka ainakin hän ponnisteli ollakseen
rauhallinen. Puheenjohtaja alkoi kysellä varovasti, tavattoman
kunnioittavasti, aivan kuin peläten koskettamista »eräisiin kieliin» ja
kunnioittaen suurta onnettomuutta. Mutta Katerina Ivanovna selitti
itse lujasti heti alussa, vastatessaan erääseen kysymykseen, että
hän oli ollut syytetyn kihlattu morsian »siihen saakka kuin hän itse
jätti minut»… — lisäsi hän hiljaa. Kun häneltä kysyttiin noista
kolmestatuhannesta, jotka oli annettu Mitjan lähetettäviksi postissa
hänen sukulaisilleen, niin hän lausui varmasti: »Minä en antanut niitä
suorastaan postiin vietäviksi: Aavistin silloin hänen olevan kovassa
rahantarpeessa… sillä hetkellä… Minä annoin hänelle nuo
kolmetuhatta, sillä ehdolla, että hän lähettäisi ne, jos tahtoo,
kuukauden kuluessa. Suotta hän myöhemmin kiusasi itseään tuolla
velalla…»

Minä en kerro aivan tarkalleen kaikkia kysymyksiä ja hänen


vastauksiaan, vaan esitän ainoastaan hänen todistuksensa
oleellisimman sisällön.

— Minä olin varmasti vakuutettu siitä, että hän aina ennättää


lähettää nämä kolmetuhatta, heti kun saa isältään, — jatkoi hän
vastaten kysymyksiin. — Olin aina varma hänen
omanvoitonpyytämättömyydestään ja hänen rehellisyydestään…
mitä suurimmasta rehellisyydestään… raha-asioissa. Hän oli aivan
varma siitä, että saa isältään kolmetuhatta ruplaa, ja hän puhui siitä
minulle useita kertoja. Tiesin, että hän oli riidoissa isänsä kanssa, ja
olin aina ja olen vielä nytkin varma siitä, että isä teki hänelle
vääryyttä. Minä en muista hänen koskaan uhanneen isäänsä.
Ainakaan minun kuulteni hän ei puhunut mitään sellaista, ei mitään
uhkauksia. Jos hän olisi tullut silloin luokseni, niin minä olisin heti
rauhoittanut hänen huolestumisensa noitten onnettomien
kolmentuhannen tähden, jotka hän oli minulle velkaa, mutta hän ei
enää tullut luokseni… ja minä itse… minä olin joutunut sellaiseen
asemaan… etten voinut kutsua häntä luokseni… Eikä minulla ollut
mitään oikeuttakaan esiintyä vaativasti häntä kohtaan tämän velan
johdosta, — lisäsi hän yhtäkkiä, ja hänen äänensä soinnahti
päättäväiseltä, — minä itse olin kerran saanut häneltä vielä
suuremman rahalainan kuin kolmetuhatta ja ottanut sen vastaan,
vaikka silloin en vielä nähnyt mitään mahdollisuuksia maksaa
milloinkaan lainaani takaisin…

Hänen äänensä sävyssä tuntui olevan jonkinmoinen


taisteluhaaste. Juuri tällä hetkellä alkoi Fetjukovitšin vuoro tehdä
kysymyksiä.

— Se tapahtui kai jo ennen teidän tänne tuloanne, tuttavuutenne


alkuaikoina? — ryhtyi Fetjukovitš puhumaan varovaisesti lähestyen
ja aavistaen heti jotakin otollista. (Huomautan sulkumerkkien sisällä,
että vaikka hänet oli kutsunut Pietarista osittain Katerina Ivanovna
itsekin, niin hän ei kuitenkaan tietänyt mitään episodista: Mitjalta
lainatuista viidestätuhannesta jo siellä toisessa kaupungissa ja
»kumarruksesta maahan asti». Katerina Ivanovna ei ollut kertonut
tätä Fetjukovitšille, vaan oli salannut sen! Ja se oli ihmeellistä. Voi
aivan varmasti otaksua, ettei hän itse aivan viime hetkeen saakka
tietänyt, kertoisiko tämän episodin oikeudessa vai eikö ja että hän
odotti jonkinmoista innoitusta.)

— Ei, en voi koskaan unohtaa noita hetkiä! — Hän alkoi kertoa,


hän kertoi kaiken, koko sen episodin, jonka Mitja oli kertonut
Aljošalle, »kumarruksen maahan asti» ja kaikki syyt ja isästään sekä
menostaan Mitjan luo, eikä hän sanallakaan, ei ainoallakaan
viittauksella, maininnut siitä, että Mitja oli itse hänen sisarensa kautta
kehoittanut »lähettämään Katerina Ivanovnan hänen luokseen rahaa
hakemaan». Tämän hän jalomielisesti salasi eikä hävennyt tuoda
julki, että hän, hän itse oli silloin juossut nuoren upseerin luo, omasta
aloitteestaan, toivoen jotakin… pyytämään häneltä rahaa. Se oli
aivan järkyttävää. Minä tunsin jäätävää kylmyyttä ja vapisin tätä
kuunnellessani, koko sali jähmettyi eikä päästänyt ainoatakaan
sanaa ohitseen kuulematta. Tämä oli ihan vertaa vailla, ei edes niin
omavaltaiselta ja halveksivan ylpeältä tytöltä kuin hän saattanut
odottaa niin merkillisen avomielistä todistusta, sellaista uhrausta,
sellaista itsensä alttiiksipanoa. Ja miksi, kenen hyväksi?
Pelastaakseen miehen, joka oli ollut hänelle uskoton ja loukannut
häntä, tehdäkseen jotakin, vaikkapa vähänkin, tämän miehen
pelastamiseksi siten, että teki hyvän vaikutuksen hänen edukseen!
Ja todellakin, kuva upseerista, joka antaa viimeiset viisituhatta
ruplaansa — kaikki, mitä hänellä elämässä enää oli jäljellä, — ja tälle
kunnioittavasti kumartava viaton tyttö, — tuo kuva oli sangen
sympaattinen ja viehättävä, mutta… sydäntäni kouristi kipeästi! Minä
tunsin, että siitä myöhemmin voi syntyä (ja syntyi kuin syntyikin
myöhemmin) parjausta! Ilkeämielisesti naureskellen kerrottiin
myöhemmin kaikkialla kaupungissa, ettei kertomus kenties ollut
aivan tarkka, nimenomaan siinä kohdassa, kun upseeri päästi
neidon luotaan »muka vain kunnioittavasti kumartaen». Vihjailtiin,
että tässä oli jotakin »jäänyt kertomatta». »Ja vaikka ei mitään olisi
jäänytkään kertomatta, vaikka kaikki olisi ollutkin totta», puhuivat
kaikkein kunnioitettavimmatkin naisemme, »niin siinäkään
tapauksessa ei vielä ole selvää: oliko kovinkaan sopivaa nuoren
tytön tehdä noin, vaikkapa kysymyksessä olikin isän pelastaminen?»
Ja eikö Katerina Ivanovna todellakaan, niin älykäs kun oli ja niin
sairaalloisen tarkkanäköinen, aavistanut ennakolta, että näin
ruvettaisiin puhumaan? Aivan varmasti hän sen aavisti, mutta päätti
sanoa kaiken! Tietysti kaikki nämä likaiset epäilyt kertomuksen
paikkansapitäväisyydestä alkoivat vasta myöhemmin, ja ensihetkellä
kaikki olivat järkytettyjä. Oikeuden jäsenet puolestaan kuuntelivat
Katerina Ivanovnaa hartaasti, jopa niin sanoakseni häveliäästi
vaieten. Prokuraattori ei katsonut olevan syytä tehdä yhtään ainoata
lisäkysymystä tästä asiasta. Fetjukovitš kumarsi syvään Katerina
Ivanovnalle. Oi, hän oli miltei voitonriemuinen. Paljon oli voitettu:
mies, joka jalomielisyyden puuskan vallassa antaa pois viimeiset
viisituhatta, ja sama mies murhaamassa yöllä isänsä ryöstääkseen
tältä kolmetuhatta, — senhän oli tavallaan mahdotonta sopia yhteen.
Ainakin ryöstön saattoi Fetjukovitš nyt osoittaa mahdottomaksi.
»Juttu» joutui yhtäkkiä ikäänkuin uuteen valaistukseen. Jonkinmoista
myötätuntoa oli syntynyt Mitjaa kohtaan. Mutta hän… hänestä
kerrottiin, että hän kerran tai kahdesti Katerina Ivanovnan
todistuksen aikana hypähti ylös paikaltaan, mutta vaipui sitten taas
penkille ja peitti molemmin kämmenin kasvonsa. Mutta kun Katerina
Ivanovna oli lopettanut, huudahti Mitja äkkiä itkunsekaisella äänellä
ojentaen häntä kohti kätensä:

— Katja, miksi tuhosit minut!

Ja hän alkoi ääneensä itkeä, niin että se kuului ympäri salin.


Yhtäkkiä hän kuitenkin hillitsi itsensä ja huudahti taas:

— Nyt minut on tuomittu!

Mutta sitten hän ikäänkuin jähmettyi paikalleen puristaen yhteen


hampaansa ja painaen kätensä ristiin rinnalleen. Katerina Ivanovna
jäi saliin ja istuutui hänelle varatulle tuolille. Hän oli kalpea ja istui
silmät alas luotuina. Lähellä häntä olleet kertoivat koko hänen
ruumiinsa vavisseen pitkän aikaa kuin kuumeessa. Kuulusteltavaksi
tuli Grušenjka.

Minä joudun nyt aivan lähelle sitä katastrofia, joka syntyi yhtäkkiä
ja kenties todellakin oli Mitjan turmion tuottaja. Sillä minä olen
vakuutettu siitä, ja kaikki lakimiehetkin sanoivat myöhemmin samaa,
että jos tätä episodia ei olisi ollut, niin rikolliselle olisi edes osoitettu
suopeutta. Mutta tästä kerron heti. Ensin vain pari sanaa
Grušenjkasta.

Hän tuli saliin niinikään kokonaan mustiin puettuna, kaunis musta


hartialiinansa hartioillaan. Sulavasti, kuulumattomin askelin, hiukan
hypähdellen, niinkuin lihavat naiset toisinaan kulkevat, hän lähestyi
kaiteita katsellen kiinteästi puheenjohtajaa ja katsahtamatta
kertaakaan oikeaan tai vasempaan. Minun mielestäni hän näytti
sangen kauniilta sillä hetkellä eikä ollenkaan kalpealta, jommoisen
myöhemmin naiset väittivät hänen olleen. Väitettiin myös, että hänen
kasvoissaan oli jotakin keskitettyä ja ilkeätä. Minä luulen vain, että
hän oli kiihdyksissä ja tunsi raskaina häneen kohdistuneet
skandaalinhimoisen yleisömme halveksivat ja uteliaat katseet. Hän
oli ylpeä luonne, joka ei siedä halveksimista, niitä luonteita, jotka heti
kun hiukankaan epäilevät jonkun heitä halveksivan, leimahtavat
vihaan ja asettuvat vastarintaan. Sitäpaitsi oli tietysti arkuuttakin ja
sisällistä häpeilyä tuon arkuuden johdosta, niin ettei ole kumma, että
hänen puhetapansa oli epätasaista, — väliin vihaista, väliin
halveksivaa ja pingoitetun jäyhää, väliin taas siinä soinnahti vilpitön,
sydämestä tuleva itsesyytös, itsensä tuomitseminen. Toisinaan hän
taas puhui aivan kuin olisi lentämässä johonkin kuiluun: »sama se,
muka, mitä siitä seuraa, minä sanon sen kuitenkin»…
Tuttavuudestaan Fjodor Pavlovitšin kanssa hän huomautti jyrkästi:
»Kaikki on jonninjoutavaa, olenko minä syypää siihen, että hän
ahdisteli minua?» Mutta sitten hetken kuluttua hän lisäsi: »Minä olen
syypää kaikkeen, minä pidin pilanani kumpaakin — sekä ukkoa että
tätä — ja panin heidän molempien pään pyörälle. Minun takiani on
kaikki tapahtunut.» Jotenkin sattui asia hipaisemaan Samsonovia.
»Mitä se kehenkään kuuluu», ärähti hän julkean uhmaavasti, »hän
oli minun hyväntekijäni, hän otti minut paljasjalkaisena hoivaansa,
kun omaiseni paiskasivat minut tuvasta ulos». Puheenjohtaja
huomautti hänelle, sangen kohteliaasti muuten, että on vastattava
vain kysymyksiin eikä syvennyttävä tarpeettomasti yksityiskohtiin.
Grušenjka punastui, ja hänen silmänsä välähtivät.

Rahakääröä hän ei ollut nähnyt, vaan oli ainoastaan kuullut


»konnalta», että Fjodor Pavlovitšilla oli jokin käärö, jossa on
kolmetuhatta. »Mutta se on kaikki vain tyhmyyksiä, minä tein pilaa
enkä millään ehdolla olisi mennyt sinne…»

— Ketä te äsken tarkoititte puhuessanne »konnasta?» — tiedusti


prokuraattori.

— Lakeijaa, Smerdjakovia, joka tappoi herransa ja hirttäytyi eilen.

Tietysti häneltä aivan heti kysyttiin: mitä perusteita hänellä on niin


varman syytöksen lausumiseen, mutta ei hänkään voinut tuoda esille
minkäänlaisia perusteita.

— Niin sanoi minulle Dmitri Fjodorovitš itse, uskokaa häntä.


Rakastajatar on hänet syössyt turmioon, niin se on, hän on syypää
kaikkeen, niin se on, — lisäsi Grušenjka vavisten vihasta, ja hänen
äänensä sointu oli ilkeä.

Tiedustettiin, ketä hän nyt taas tarkoitti.

— Neitiä, tuota Katerina Ivanovnaa. Hän kutsui minut silloin


luokseen, tarjosi suklaata, tahtoi kiehtoa. Hänessä oli kovin vähän
todellista häpyä, niin se on…

Tässä puheenjohtaja keskeytti hänet ankarasti ja pyysi


käyttämään vähemmän voimakasta kieltä. Mutta mustasukkaisen
naisen sydän oli jo leimahtanut liekkiin, hän oli valmis syöksymään
kuiluun…

— Kun vangitseminen toimitettiin Mokrojen kylässä, — sanoi


prokuraattori asioita muistellen, — niin kaikki näkivät ja kuulivat,
kuinka te juosten toisesta huoneesta huusitte: »Minä olen syypää
kaikkeen, menemme yhdessä pakkotyöhön!» Siis tekin olitte sillä
hetkellä vakuutettu siitä, että hän on murhannut isänsä?

— Minä en muista silloisia tunteitani, — vastasi Grušenjka, —


kaikki huusivat silloin, että hän on tappanut isänsä, ja silloin minusta
tuntui, että minä olen syyllinen, että hän on tappanut minun tähteni.
Mutta kun hän sanoi olevansa viaton, niin minä uskoin heti häntä ja
uskon nytkin ja uskon aina: hän ei ole sellainen mies, että olisi
valehdellut.

Oli taas Fetjukovitšin vuoro kysellä. Muistan hänen muun muassa


kysyneen Rakitinista ja kahdestakymmenestäviidestä ruplasta
»maksuna siitä, että hän toi luoksenne Aleksei Fjodorovitš
Karamazovin».

— Mitäpä ihmeellistä siinä on, että hän otti rahat, — naurahti


Grušenjka ilkeästi ja halveksivasti, — ainahan hän kävi minun
luonani rahaa mankumassa, kolmisenkymmentä ruplaa kuussa
hänen yleensä onnistui saada, enimmäkseen vain ylellisyyteen:
olihan hänellä ilman minun avustustanikin ruokansa ja juomansa.

— Mistä syystä te sitten olitte niin antelias herra Rakitinia


kohtaan? — pisti väliin Fetjukovitš siitä huolimatta, että
puheenjohtaja liikahteli levottomasti.
— Hänhän on minun serkkuni. Hänen äitinsä ja minun äitini ovat
oikeita sisaruksia. Hän vain pyysi, etten sanoisi sitä täällä
kenellekään, häpesi minua kovin.

Tämä uusi asianhaara oli aivan yllättävä uutinen kaikille, ei kukaan


kaupungissamme ollut sitä tähän saakka tietänyt, sitä ei tiedetty
luostarissakaan, eikä sitä tietänyt Mitja. Kerrottiin, että Rakitin
punastui häpeästä tuolillaan. Grušenjka oli jollakin tavoin saanut
tietää jo ennen saliin tuloaan hänen todistaneen Mitjaa vastaan ja oli
siitä suuttunut. Herra Rakitinin koko äskeinen puhe, kaikki sen
jalous, kaikki hyökkäykset maaorjuutta ja Venäjällä vallitsevaa
yhteiskunnallista sekasortoa vastaan, — kaikki se oli nyt lopullisesti
menettänyt merkityksensä ja haudattu yleisen mielipiteen silmissä.
Fetjukovitš oli tyytyväinen: taas oli onni potkaissut. Mutta yleensä ei
Grušenjkaa kuulusteltu kovin kauan, eikä hän tietenkään voinut
kertoa mitään erikoisesti uutta. Hän jätti yleisöön sangen
epämiellyttävän vaikutuksen. Satoja halveksivia katseita suuntautui
häneen, kun hän esitettyään todistuksensa istuutui saliin jokseenkin
kauaksi Katerina Ivanovnasta. Koko ajan, kun häntä kuulusteltiin, oli
Mitja vaiti aivan kuin kivettyneenä, silmät maahan luotuina.

Todistamaan tuli Ivan Fjodorovitš.

5.

Äkkiarvaamaton katastrofi

Huomautan, että hänet oli kutsuttu antamaan todistuksensa jo


ennen Aljošaa. Mutta oikeuden komisarius ilmoitti silloin
puheenjohtajalle, että äkillisen sairastumisen tai jonkin sentapaisen
kohtauksen johdosta todistaja ei voi tulla esille heti, mutta
kohtauksen mentyä ohi hän on valmis milloin tahansa todistamaan.
Tätä ei muuten tullut kukaan kuulleeksikaan, ja se saatiin tietää
vasta myöhemmin. Hänen tuloaan tuskin huomattiinkaan
ensihetkellä: päätodistajat, ennen kaikkea molemmat kilpailijattaret,
oli jo kuulusteltu; uteliaisuus oli toistaiseksi tullut tyydytetyksi. Yleisö
alkoi väsyä. Oli vielä kuultava muutamia todistajia, jotka luultavasti
eivät voineet kertoa mitään erikoista siihen nähden, mitä jo oli tuotu
esille. Mutta aika kului. Ivan Fjodorovitš lähestyi omituisen hitaasti,
keneenkään katsomatta ja pää alas painettuna, aivan kuin miettisi
jotakin kulmakarvat rypyssä. Hän oli moitteettomasti puettu; mutta
hänen kasvonsa tekivät ainakin minuun sairaan vaikutuksen: noissa
kasvoissa oli jotakin vetoa maan puoleen, jotakin kuolevalle ihmiselle
ominaista. Silmät olivat sameat; hän kohotti ne ja silmäsi hitaasti yli
salin. Aljoša hypähti yhtäkkiä tuoliltaan ja voihkaisi: »Ah! Minä
muistan sen.» Mutta aniharva kuuli sitäkään.

Puheenjohtaja lausui hänelle aluksi, että hän on todistajana ilman


valaa, että hän voi todistaa tai olla todistamatta, mutta että tietysti
kaikki, mitä sanoo, pitää esittää omantunnon mukaisesti j.n.e. Ivan
Fjodorovitš kuunteli katsellen häntä samein silmin; mutta yhtäkkiä
hänen kasvonsa alkoivat hitaasti vääntyä hymyyn, ja heti kun
puheenjohtaja, joka ihmetellen katsoi häntä, oli lopettanut puheensa,
hän alkoi yhtäkkiä nauraa.

— No, ja mitä vielä? — kysyi hän kovalla äänellä.

Salissa syntyi hiljaisuus, oli kuin olisi aavistettu jotakin.


Puheenjohtaja tuli levottomaksi.
— Te… kenties ette vielä ole aivan terve? — lausui hän hakien
silmillään oikeuden komisariusta.

— Älkää olko huolissanne, teidän ylhäisyytenne, minä olen


tarpeeksi terve ja voin kertoa teille yhtä ja toista mielenkiintoista, —
vastasi Ivan Fjodorovitš yhtäkkiä aivan rauhallisesti ja
kunnioittavasti.

— Onko teillä esitettävä jokin erikoinen tiedonanto? — jatkoi


puheenjohtaja edelleen epäluuloisesti.

Ivan Fjodorovitš loi silmänsä alas, viivytteli muutamia sekunteja ja


vastasi nostaen päänsä pystyyn ja ikäänkuin änkyttäen:

— Ei… ei ole. Minulla ei ole mitään erikoista.

Hänelle alettiin tehdä kysymyksiä. Hän vastasi aivan kuin


vastenmielisesti, omituisen lyhyesti, tuntien jonkinmoista inhoa, joka
kasvamistaan kasvoi, mutta muuten hän kyllä vastasi järkevästi.
Monesta asiasta hän sanoi, ettei sitä tiedä. Isänsä ja Dmitri
Fjodorovitšin välisistä tileistä hän ei tietänyt mitään. »Siihen en
kiinnittänyt huomiotani», lausui hän. Oli kuullut syytetyn uhkailevan
tappaa isänsä. Rahakääröstä oli kuullut Smerdjakovilta…

— Se on yhtä ja samaa, — keskeytti hän väsyneen näköisenä, —


minä en voi kertoa oikeudelle mitään erikoista.

— Minä näen, että te olette sairas, ja ymmärrän teidän


tunteenne… — alkoi puheenjohtaja.

Hän kääntyi sivullepäin prokuraattorin ja puolustajan puoleen


kehoittaen näitä, jos pitävät sitä tarpeellisena, tekemään kysymyksiä,
mutta silloin yhtäkkiä Ivan Fjodorovitš pyysi raukealla äänellä:
— Päästäkää minut pois, teidän ylhäisyytenne, tunnen olevani
hyvin sairas.

Ja näin sanoen hän lupaa odottamatta kääntyi ympäri ja lähti


salista. Mutta kuljettuaan noin neljä askelta hän pysähtyi, aivan kuin
olisi ajatellut jonkin yhtäkkiä selväksi, naurahti hiljaa ja palasi taas
entiselle paikalleen.

— Minä olen, teidän ylhäisyytenne, niinkuin se talonpoikaistyttö…


tiedättehän, miten se on: »jos tahdon, niin hyppään siihen, jos en
tahdo, niin en hyppää»; hänen jäljessään kannetaan sarafaania tai
villahamettako se on, jotta hän hyppäisi siihen sisälle, jolloin hänet
sidottaisiin ja vietäisiin vihille, mutta hän sanoo: »Jos tahdon, niin
hyppään, jos en tahdo, niin en hyppää»… Se on jotakin
rahvaanomaista…

— Mitä te sillä tarkoitatte? — kysyi puheenjohtaja ankarasti.

— Tätä, — sanoi Ivan Fjodorovitš vetäen yhtäkkiä esille


rahatukun, — tässä ovat rahat… ne samat, jotka olivat tuossa
käärössä (hän nyökäytti päätään pöytää kohti, jolla olivat esineelliset
todistuskappaleet) ja joiden tähden isäni tapettiin. Mihin minä ne
panen? Herra oikeuden komisarius, antakaa ne perille.

Komisarius otti koko tukun ja antoi sen puheenjohtajalle.

— Millä tavoin nuo rahat ovat voineet joutua teidän haltuunne…


jos ne ovat ne samat rahat? — lausui puheenjohtaja ihmeissään.

— Sain ne Smerdjakovilta, murhaajalta, eilen… Olin hänen


luonaan, ennenkuin hän hirttäytyi. Hän on tappanut isän, ei veljeni.
Hän tappoi, ja minä olin opettanut hänet tappamaan… Kukapa ei
tahtoisi isänsä kuolemaa?…

— Oletteko te täydessä järjessänne vai ettekö? — pääsi


puheenjohtajan suusta vastoin hänen tahtoaan.

— Siinäpä se onkin, että olen täydessä järjessäni… ja katalassa


järjessä, samanlaisessa kuin tekin, kuin kaikki nämä… naamat! —
kääntyi hän äkkiä yleisöön. — Tappoivat isän, mutta teeskentelivät
pelästystä, — hän kiristeli hampaitaan raivoisan halveksumisen
vallassa. — Kiemurtelevat toinen toisensa edessä. Valehtelijat!
Kaikki tahtovat isän kuolemaa. Toinen inhoittava olento syö toisen
inhoittavan olennon… Jos ei isänmurhaa olisi tapahtunut, — niin he
kaikki olisivat suuttuneet ja hajaantuneet vihaisina… Näytäntöjä!
»Leipää ja näytäntöjä!» Mutta hyväpä muuten olen minäkin! Onko
teillä vettä vai eikö, antakaa juodakseni, Kristuksen tähden! — Hän
tarttui yhtäkkiä päähänsä.

Oikeuden komisarius meni heti hänen luokseen. Aljoša hyppäsi


yhtäkkiä paikaltaan ja huudahti: »Hän on sairas, älkää uskoko häntä,
hän potee juoppohulluutta!» Katerina Ivanovna nousi kiireesti
tuoliltaan ja katseli kauhusta liikkumattomana Ivan Fjodorovitšia.
Mitja nousi seisomaan ja vääristäen suunsa hurjaan hymyyn katseli
ja kuunteli halukkaasti veljeään.

— Rauhoittukaa, en ole mielenvikainen, vaan ainoastaan


murhaaja! — alkoi Ivan taas. — Eihän murhaajalta voi vaatia
kaunopuheisuutta… — lisäsi hän äkkiä ja alkoi nauraa suu vääränä.

Prokuraattori kumartui puheenjohtajan puoleen ilmeisesti aivan


ymmällä ollen. Oikeuden jäsenet kuiskuttelivat hätääntyneinä
keskenään. Fetjukovitš höristi tarkoin korviaan ja kuunteli. Sali odotti
henkeään pidättäen. Puheenjohtaja näytti äkkiä ikäänkuin selviävän
hämmästyksestään.

— Todistaja, teidän sananne ovat käsittämättömiä ja täällä


mahdottomia. Rauhoittukaa, jos voitte, ja kertokaa… jos teillä todella
on jotakin sanottavaa. Millä te voitte todistaa oikeaksi tuommoisen
tunnustuksen… jos vain ette houraile?

— Sepä se onkin, että minulla ei ole todistajia. Smerdjakov, tuo


koira, ei lähetä meille toisesta maailmasta todistusta… käärössä. Te
kyselette aina vain kääröjä, riittää yksikin. Ei ole minulle todistajia…
Paitsi ehkä yksi ainoa, — naurahti hän miettivästi.

— Kuka on todistajanne?

— Vihtahousu, teidän ylhäisyytenne, se ei ole oikein kaavojen


mukainen! Le diable n'existe point! Älkää kiinnittäkö siihen huomiota,
jonninjoutava pikkuinen piru, — lisäsi hän lakaten yhtäkkiä
nauramasta ja ikäänkuin luottamuksellisesti, — hän on varmaankin
jossakin täällä, tuon pöydän alla juuri, jolla ovat esineelliset
todistuskappaleet, missäpä muualla hän istuisi, jollei siellä?
Näettekö, kuulkaa minua: minä sanoin hänelle: en tahdo olla vaiti,
mutta hän alkoi geologisesta murroksesta… tyhmyyksiä! No,
vapauttakaa toki peto… hän lauloi hymnin, sentähden että hänen on
helppo olla! Se on aivan samanlaista kuin jos juopunut kanalja olisi
alkanut hoilata, miten »Jussi Pietariin on mennyt», mutta minä
antaisin kaksi sekuntia kestävästä ilosta kvadriljoonan kvadriljoonaa.
Te ette tunne minua! Oi, miten tyhmää tämä kaikki teillä on! No,
ottakaa minut hänen asemastaan! Jotakin vartenhan minä olen
tullut… Miksi, miksi kaikki tämä, mitä täällä vain on, on niin
tyhmää?…
Ja hän alkoi taas hitaasti ja aivan kuin mietteissään katsella salia.
Mutta yleinen liikehtiminen oli jo alkanut. Aljoša syöksähti paikaltaan
hänen luokseen, mutta oikeuden komisarius oli jo tarttunut Ivan
Fjodorovitšia käteen.

— Mitä tämä vielä on? — huudahti tämä katsoen komisariusta


suoraan kasvoihin, ja tarttuen yhtäkkiä hänen olkapäihinsä hän löi
hänet raivoissaan lattiaan. Mutta vahtimiehet ennättivät samassa
hänen luokseen, hänet otettiin kiinni, ja silloin hän päästi raivokkaan
parkunan. Ja koko ajan, kun häntä kuljetettiin pois, hän parkui ja
huuteli jotakin sekavaa.

Syntyi hälinä. En muista kaikkea järjestyksessä, olin itsekin


järkytetty enkä voinut seurata asiain kulkua. Tiedän vain, että
myöhemmin, kun rauha oli palautunut ja kaikki olivat ymmärtäneet,
miten asia oli, käytiin ankarasti oikeuden komisariuksen kimppuun,
vaikka hän seikkaperäisesti selittikin esimiehilleen, että todistaja oli
ollut kaiken aikaa terve, että häntä oli tarkastanut lääkäri, kun hän
tuntia aikaisemmin oli tuntenut lievää pahoinvointia, ja että hän
ennen saliin tuloaan oli koko ajan puhunut järkevästi, niin että oli
mahdotonta aavistaa mitään; että hän päinvastoin itse oli
itsepintaisesti tahtonut päästä esille ja välttämättömästi todistaa.
Mutta ennenkuin oli edes jonkin verrankaan ennätetty rauhoittua ja
selvitä ällistyksestä, syntyi heti tämän kohtauksen jälkeen toinenkin;
Katerina Ivanovna sai hysteerisen kohtauksen. Hän alkoi kovasti
vingahdellen itkeä, mutta ei tahtonut poistua, riuhtoi, rukoili, ettei
häntä vietäisi pois, ja huusi yhtäkkiä puheenjohtajalle:

— Minun on annettava vielä eräs todistus, heti paikalla… heti


paikalla!… Tässä on paperi, kirje… ottakaa, lukekaa pian, pian! Se
on kirje tuolta pedolta, tuolta tuossa, tuolta! — hän osoitti Mitjaa. —
Hän se tappoi isänsä, saatte heti nähdä, hän kirjoittaa minulle, miten
hän tappaa isänsä! Mutta tuo toinen on sairas, sairas, hän potee
juoppohulluutta! Olen jo kolme päivää nähnyt hänen olevan
kuumeessa!

Näin hän huuteli ollen aivan suunniltaan. Oikeuden komisarius otti


paperin, jota hän ojenteli puheenjohtajaa kohti, ja Katerina Ivanovna
vaipui tuolilleen, peitti kasvonsa ja alkoi nytkähdellen ja
kuulumattomasti itkeä, vavisten ja tukahduttaen pienimmänkin
vaikerruksen, koska pelkäsi, että hänet lähetetään pois salista.
Hänen antamansa paperi oli se sama Mitjan »Pääkaupunki»-
ravintolasta lähettämä kirje, jota Ivan Fjodorovitš oli nimittänyt
»matemaattisen varmaksi» asiakirjaksi. Voi, sille myönnettiin
todellakin tuo matemaattisen todistuksen arvo, ja jos tuota kirjettä ei
olisi ollut, niin kenties Mitja ei olisi ollutkaan tuhon oma tai ei
ainakaan olisi tuhoutunut niin kauhealla tavalla! Minä toistan, että oli
vaikeata seurata yksityiskohtia. Mieleni muistuu tämä kaikki vielä
nytkin jonkinmoisena sekamelskana. Luultavasti puheenjohtaja heti
ilmoitti uuden asiakirjan sisällyksen oikeudelle, prokuraattorille,
puolustajalle, valamiehille. Muistan vain, miten Katerina Ivanovnaa
alettiin kuulustella. Kysymykseen, oliko hän rauhoittunut, jonka
puheenjohtaja lempeästi hänelle teki, huudahti Katerina Ivanovna
kiireesti:

— Minä olen valmis, olen valmis! Kykenen täydellisesti


vastaamaan teille, — lisäsi hän ilmeisesti yhä vielä hirveästi peläten,
että häntä jostakin syystä ei tahdota kuulla. Häntä pyydettiin
selittämään tarkemmin: mikä kirje tämä oli ja minkälaisissa
olosuhteissa hän oli sen saanut?
— Minä sain sen rikoksenteon edellisenä päivänä, mutta hän oli
kirjoittanut sen sitä edellisenä päivänä ravintolassa, siis kaksi päivää
ennen kuin teki rikoksen, — katsokaa, se on kirjoitettu jollekin
laskulle! — huusi hän läähättäen. — Hän vihasi minua silloin, koska
itse oli tehnyt alhaisen teon ja mennyt tuon elukan mukaan… ja vielä
sen tähden, että hän oli minulle velkaa nuo kolmetuhatta… Oi, häntä
harmittivat nuo kolmetuhatta juuri hänen halpamaisuutensa takia!
Noitten kolmentuhannen laita oli tämmöinen, — minä pyydän teitä,
minä rukoilen teitä kuulemaan minua: kolme viikkoa ennen sitä, kuin
hän tappoi isänsä, hän tuli luokseni aamulla. Minä tiesin, että hän
tarvitsi rahoja, ja tiesin mihin hän tarvitsi, — juuri siihen, että saisi
viekoitelluksi tämän elukan ja vieneeksi mukanaan. Minä tiesin
silloin, että hän jo oli uskoton minulle ja aikoi hylätä minut, ja minä,
minä itse ojensin hänelle silloin nuo rahat, itse tarjosin niitä muka
lähetettäviksi sisarelleni Moskovaan, — ja kun minä ne annoin, niin
katsoin häntä silmiin ja sanoin, että hän saa lähettää milloin tahtoo,
»vaikkapa vielä kuukaudenkin kuluttua». Kuinka, kuinka hän ei olisi
ymmärtänyt, että minä sanoin hänelle suoraan vasten silmiä: »Sinä
tarvitset rahaa pettääksesi minua tuon elukkasi kanssa, tästä siis
saat ne rahat, minä annan itse ne sinulle, ota, jos olet niin kunniaton,
että otat!»… Minä tahdoin osoittaa hänet syylliseksi, ja kuinka kävi?
Hän otti, hän otti ne ja vei ja tuhlasi ne tuon elukan kanssa siellä,
yhdessä yössä… Mutta hän ymmärsi, hän ymmärsi, että minä tiedän
kaiken, vakuutan teille, että hän silloin ymmärsi senkin, että minä
antaessani hänelle rahat ainoastaan koettelin häntä: onko hän niin
vailla kunniantuntoa, että ottaa minulta, vai eikö? Katsoin häntä
silmiin, ja hän katsoi silmiini ja ymmärsi kaiken, ymmärsi kaiken, ja
otti, otti ja vei rahani!

— Se on totta, Katja! — kiljaisi yhtäkkiä Mitja. — Katsoin silmiisi ja


ymmärsin, että teet minut kunniattomaksi, ja otin kuitenkin rahasi!
Halveksikaa roistoa, halveksikaa kaikki, olen sen ansainnut!

— Syytetty, — huudahti puheenjohtaja, -— jos vielä sanotte


sanaankaan, niin annan viedä teidät ulos.

— Nämä rahat kiusasivat häntä, — jatkoi Katja hermostuneesti


kiirehtien, — hän tahtoi antaa ne minulle takaisin, hän tahtoi, se on
totta, mutta hän tarvitsi rahaa myös tuota elukkaa varten. Niinpä hän
tappoi isänsä, mutta ei kuitenkaan palauttanut minulle rahoja, vaan
meni hänen kanssaan tuonne maalle, missä hänet otettiin kiinni.
Siellä hän joi taas ne rahat, jotka hän oli ryöstänyt surmaamaltaan
isältä. Ja päivää ennen, kuin hän tappoi isänsä, hän kirjoitti minulle
tämän kirjeen, kirjoitti juovuksissa, huomasin sen silloin heti, kirjoitti
vihapäissään ja tietäen, varmasti tietäen, että minä en näytä tätä
kirjettä kenellekään, en vaikka hän olisi murhaaja. Muuten hän ei
olisi kirjoittanut. Hän tiesi, että minä en tahdo hänelle kostaa enkä
syöstä häntä turmioon! Mutta lukekaa, lukekaa tarkkaavaisesti,
pyydän, hyvin tarkkaavaisesti, ja te näette, että hän on kirjeessä
kuvannut kaiken, kaiken edeltäpäin: miten hän tappaa isänsä ja
missä tällä ovat rahat. Katsokaa, olkaa hyvä, älkää jättäkö
huomaamatta, siellä on eräs lause: »Tapan, kunhan vain Ivan menisi
pois.» Siis hän harkitsi jo edeltäpäin, miten hän tappaa, — puheli
Katerina Ivanovna oikeudelle vahingoniloisesti ja pahansuovasti. Oi,
näkyi, että hän oli pienimpiä vivahduksia myöten tutustunut tähän
onnettomaan kirjeeseen ja painanut siitä mieleensä jokaisen piirteen.
— Selvänä hän ei olisi kirjoittanut minulle, mutta katsokaa, siellä on
kaikki kuvattuna edeltäpäin, kaikki aivan täsmälleen, niinkuin hän
sitten murhasi, koko ohjelma!

Näin hän huuteli aivan suunniltaan ollen ja tietysti välittämättä


enää mitään siitä, mitä seurauksia hänelle itselleen tästä voisi olla,
vaikka hän tietysti oli aavistanut niitä jo kuukautta aikaisemmin, sillä
silloinkin hän kenties vihasta vavahdellen oli miettinyt: »Eiköhän
pitäisi lukea tämä oikeudessa?» Nyt hän oli ikäänkuin suin päin
syöksynyt kuiluun. Muistelen, että nyt juuri sihteeri luki kirjeen
ääneen, ja se teki järkyttävän vaikutuksen. Mitjalta kysyttiin:
tunnustaako hän kirjeen omakseen?

— Minun, minun se on! — huudahti Mitja. — Selvänä en olisi


kirjoittanut!… Monesta syystä me vihasimme toisiamme, Katja, mutta
minä vannon, vannon sinulle, että minä vihatessanikin rakastin
sinua. Mutta sinä — et rakastanut minua!

Hän vaipui paikalleen väännellen käsiään epätoivoissaan.


Prokuraattori ja puolustaja aloittivat ristikuulustelun, jonka
pääsisällys oli: »Mikä saattoi teidät äsken pitämään salassa
tämmöisen asiakirjan ja antamaan aivan toisenhenkisen ja
toisensävyisen todistuksen?»

— Niin, niin, äsken minä valehtelin, kaikki oli valhetta, valehtelin


vastoin kunniaa ja omaatuntoa, mutta äsken minä tahdoin pelastaa
hänet, koska hän niin suuresti vihasi ja halveksi minua, — huudahti
Katja kuin mieletön. — Oi, hän halveksi minua kauheasti, halveksi
aina, ja, tiedättekö, tiedättekö, — hän halveksi minua siitä hetkestä
asti, kun minä silloin kumarsin langeten hänen jalkojensa juureen
noiden rahojen tähden. Minä näin sen… Minä tunsin sen silloin heti,
mutta en pitkään aikaan uskonut itseäni. Miten usein olenkaan
lukenut hänen silmistään: »Kuitenkin sinä itse tulit silloin minun
luokseni.» Oi, hän ei ymmärtänyt, hän ei vähääkään ymmärtänyt,
miksi silloin juoksin hänen luokseen, hän pystyy epäilemään
ainoastaan halpamaisuutta! Hän arvosteli itsensä mukaan, hän luuli,
että kaikki ovat samanlaisia kuin hän, — sanoi Katja purren
raivoissaan hampaitaan ja jo määrättömästi vimmastuneena. — Ja
naimisiin minun kanssani hän tahtoi mennä ainoastaan sen tähden,
että minä olin saanut perinnön, sen tähden, sen tähden! Epäilin aina,
että se oli sen tähden! Oi, hän on peto! Hän on ollut koko ikänsä
vakuutettu, että minä koko elämäni ajan vapisen häpeästä hänen
edessään sen tähden, että silloin tulin hänen luokseen, ja että hän
voi ikuisesti halveksia minua sen takia ja siksi olla voiton puolella, —
juuri siksi hän tahtoi mennä naimisiin kanssani! Niin se on, niin se on
kaikki! Minä koetin voittaa hänet rakkaudellani, rajattomalla
rakkaudella, tahdoin sietää hänen uskottomuutensakin, mutta hän ei
ymmärtänyt mitään, ei mitään. Ja voiko hän mitään ymmärtääkään!
Hän on peto! Tämän kirjeen sain vasta seuraavan päivän iltana, se
tuotiin minulle ravintolasta, mutta vielä aamulla, saman päivän
aamuna, minä tahdoin antaa hänelle anteeksi kaiken, kaiken, hänen
uskottomuutensakin!

Tietysti puheenjohtaja ja prokuraattori tyynnyttelivät häntä. Olen


vakuutettu siitä, että heitä kaikkia kenties itseäänkin hävetti noin
käyttää hyväkseen hänen raivostustaan ja kuunnella sellaisia
tunnustuksia. Minä muistan, kuinka kuulin heidän sanovan hänelle:
»Me ymmärrämme, kuinka raskasta teidän on olla, uskokaa, me
kykenemme tuntemaan myötätuntoa», j.n.e — mutta joka
tapauksessa he onkivat ulos todistukset hysterian vallassa olevalta,
suunniltaan pois joutuneelta naiselta. Lopuksi Katerina Ivanovna
kuvasi tavattomalla selvyydellä, jommoinen niin usein, vaikkakin
hetkellisesti, saattaa esiintyä kaikkein jännittyneimmässäkin tilassa,
kuinka Ivan Fjodorovitš miltei oli menettämäisillään järkensä näiden
kahden kuukauden kuluessa sen takia, että tahtoi pelastaa »pedon
ja murhaajan», oman veljensä.

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