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Die politische und mediale

Repräsentation in Deutschland
lebender Muslime Eine Studie am
Beispiel der Deutschen Islam
Konferenz 1st Edition Masoumeh Bayat
(Auth.)
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Masoumeh Bayat

Die politische und


mediale Repräsentation
in Deutschland lebender
Muslime
Eine Studie am Beispiel
der Deutschen Islam Konferenz
Die politische und mediale
­Repräsentation in Deutschland
lebender Muslime
Masoumeh Bayat

Die politische und


mediale Repräsentation
in Deutschland lebender
Muslime
Eine Studie am Beispiel
der ­Deutschen Islam Konferenz
Masoumeh Bayat
Braunschweig, Deutschland

Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen

Gefördert durch ein Promotionsstipendium der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

ISBN 978-3-658-14337-4 ISBN 978-3-658-14338-1 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-658-14338-1
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­
bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer VS
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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei verschiedenen Personen und Institutionen
bedanken, die zum Gelingen der vorliegenden Arbeit beigetragen haben. Mein
besonderer Dank gilt Prof. Dr. Sigrid Baringhorst für ihre exzellente und uner-
müdliche fachliche Betreuung als Erstgutachterin. Ihre kontinuierlichen Anmer-
kungen und Denkanstöße waren für meine Arbeit an der Dissertation unerläss-
lich. Auch für die uneingeschränkte Unterstützung weiterer Vorhaben, die ich
parallel zur Promotionsphase verwirklichen konnte, bedanke ich mich an dieser
Stelle ganz herzlich bei ihr.
Zudem danke ich Prof. Dr. Karin Schittenhelm, die mich als Zweitgutach-
terin hervorragend beraten und mir wertvolle Hinweise gegeben hat. Mein weite-
rer Dank gilt Frau Kölsch, die mir stets hilfreich zur Seite stand, sowie der Uni-
versität Siegen für das Promotionsabschlussstipendium.
Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung bedanke ich mich für das Promotions-
stipendium, mit dem ich nicht nur finanziell gefördert wurde. Die zahlreichen
Begegnungen in der Stiftung und die Möglichkeiten, mich dort zu engagieren,
haben mich inspiriert. In diesem Zusammenhang bedanke ich mich auch bei dem
Vertrauensdozenten der Stiftung, Prof. Dr. Hans Jürgen Schlösser.
Prof. David Laitin von der Stanford University und Dr. Scott Blinder von
der University of Oxford danke ich für die Betreuung während meiner unver-
gesslichen Forschungsaufenthalte.
Bedanken möchte ich mich weiterhin beim Bundesministerium des Innern
für die Kooperation und dafür, mir die Teilnahme an einer Plenarsitzung der
Deutschen Islam Konferenz ermöglicht zu haben. Bei den Interviewpartnern
bedanke ich mich ausdrücklich für ihre Aufgeschlossenheit und Bereitschaft, mir
wertvolle DIK-Teilnehmerperspektiven zu eröffnen.
Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre das Schreiben dieser Arbeit nicht
möglich gewesen. Mein großer Dank gilt daher meiner Schwiegermutter Gisela,
meinem Bruder Reza sowie besonders meinem Lebenspartner Olli, der immer an
mich geglaubt, mich bedingungslos unterstützt und motiviert hat.

Braunschweig im April 2015 Masoumeh Bayat


Abstract

Ausgehend von dem Anspruch der im Jahr 2006 initiierten Deutschen Islam Kon-
ferenz (DIK), die Muslime in Deutschland bestmöglich in ihrer Vielfalt zu reprä-
sentieren, wird in der vorliegenden Studie der Frage nachgegangen, ob die DIK im
Zeitraum von 2006 bis 2010 einen Beitrag für eine bessere Repräsentation und
letztlich Inklusion der Muslime in Deutschland leisten konnte. Dadurch, dass die
Arbeit die politische und mediale Repräsentationsebene aneinander koppelt, eröff-
net sie einen gänzlich neuen Blick auf dieses deliberative Gremium.
Auf der Grundlage des konstruktivistischen Ansatzes der Wissenssoziolo-
gischen Diskursanalyse (WDA) wird die politikwissenschaftliche Perspektive
mit diskursanalytischen Fragestellungen verbunden. Im Rahmen der Analyse der
politischen Repräsentationsebene werden die staatlich angewandten Selektions-
kriterien für die Auswahl von muslimischen Repräsentanten herausgearbeitet
und reflektiert. Methodisch wird hierbei vor allem auf Experteninterviews und
Sekundäranalysen zurückgegriffen. Für die Untersuchung der medialen Reprä-
sentation wird analysiert, wie sich leitende Printmedien zu den muslimischen
Repräsentanten im Einzelnen und zum Repräsentationskonzept der DIK insge-
samt positionieren. Hierfür werden insbesondere qualitative als auch quantitative
Methoden der Diskursanalyse angewandt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die DIK - besonders in der ersten
Konferenzphase (2006 - 2009) - vor allem aufgrund ihrer polaren Struktur von
muslimischen Verbänden auf der einen und ‚nicht-organisierten‘ Einzelpersonen
auf der anderen Seite eindeutig zur Erzeugung von Exklusionsmechanismen
beiträgt. Mit dem Blick auf die zweite DIK-Phase (2010 - 2013) und dem Aus-
blick auf die dritte DIK-Phase (ab 2014) zeichnet sich politisch eine Tendenz
dahingehend ab, dass sich vermehrt einer sachorientierten Zusammenarbeit zwi-
schen Staat und Muslimen zugewandt wird und sich damit einhergehend korpo-
rative Strukturen zu verstetigen scheinen.

Schlagwörter: Deutsche Islam Konferenz, Repräsentation, Muslime, Medien,


Integrationspolitik, Experteninterview, Diskursanalyse
Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 13
Tabellenverzeichnis ............................................................................................ 15
Abkürzungsverzeichnis....................................................................................... 17

1 Einleitung .................................................................................................. 19
1.1 Problembereich und Fragestellung .................................................... 19
1.2 Stand der Forschung.......................................................................... 23
1.3 Methodisches Vorgehen .................................................................... 29
1.3.1 Experteninterviews ...................................................................... 30
1.3.2 Printmedienanalyse ...................................................................... 36
1.3.2.1 Wissenssoziologische Diskursanalyse ............................... 36
1.3.2.2 Auswahl der Medien ......................................................... 43
1.3.2.3 Datenerhebung und Zusammenstellung des
Printmedienkorpus............................................................. 44
1.3.2.4 Computergestützte Datenanalyse ...................................... 49
1.4 Aufbau der Arbeit ............................................................................. 50

2 Grundlagen ............................................................................................... 53
2.1 Muslime in Deutschland - Daten, Fakten und
Herausforderungen ............................................................................ 53
2.1.1 Politische Repräsentation ............................................................. 56
2.1.1.1 Theoretische Grundlagen................................................... 56
2.1.1.2 Politische Repräsentation von Menschen mit
Migrationshintergrund ....................................................... 61
2.1.1.3 Islamische Organisationen................................................. 67
2.1.2 Mediale Repräsentation ............................................................... 85
2.1.2.1 Mediale Repräsentation in der Migrationsgesellschaft ...... 85
2.1.2.2 Der Islamdiskurs in Politik, Gesellschaft und Medien ...... 88
2.2 Die Deutsche Islam Konferenz ....................................................... 101
2.2.1 Entstehungskontext .................................................................... 101
2.2.2 Politische und theoretische Verortung ....................................... 103
2.2.3 Struktur ...................................................................................... 107
10 Inhaltsverzeichnis

2.2.3.1 Erste Phase (2006 - 2009)................................................ 108


2.2.3.2 Zweite Phase (2010 - 2013) ............................................. 113
2.2.4 Begleitende Maßnahmen und Folgeprojekte ............................. 119

3 Die politische Repräsentation der Muslime im Kontext der


Deutschen Islam Konferenz .................................................................. 123
3.1 Muslimische Teilnehmer und ihre Auswahl durch das
Bundesinnenministerium................................................................. 123
3.1.1 Organisationen ........................................................................... 123
3.1.2 Einzelpersonen ........................................................................... 125
3.2 Positionen zur Besetzungspolitik aus der Perspektive
ausgewählter DIK-Teilnehmer und der Wissenschaft ..................... 128
3.2.1 Perspektiven von DIK-Teilnehmern .......................................... 129
3.2.2 Reflexion im wissenschaftlichen Diskurs .................................. 136
3.3 Fazit .............................................................................................. 140

4 Die mediale Repräsentation der Muslime im Kontext der


Deutschen Islam Konferenz .................................................................. 143
4.1 Einleitung ........................................................................................ 143
4.2 Chronologie relevanter diskursiver Ereignisse im DIK-Diskurs ..... 145
4.3 Details zum Printmedienkorpus ...................................................... 148
4.4 Grobanalyse der Printmedien .......................................................... 153
4.4.1 Akteurs- und Sprecherstruktur ................................................... 153
4.4.1.1 Erstellen einer Kategorienstruktur und Codierung .......... 153
4.4.1.2 Wer wird wie häufig genannt?......................................... 155
4.4.1.3 Wer tritt als Sprecher auf? ............................................... 159
4.4.1.4 Wer spricht wo?............................................................... 161
4.4.2 Zwischenfazit ............................................................................. 167
4.4.3 Prägnante Diskurse .................................................................... 169
4.4.4 Textsorten .................................................................................. 172
4.5 Qualitative Feinanalyse des Repräsentationsdiskurses ................... 174
4.5.1 Feinanalyse I: Kategorisierungen der Akteure ........................... 174
4.5.2 Feinanalyse II: Aggregate des Repräsentationsdiskurses
der einzelnen Printmedien.......................................................... 181
4.5.2.1 Reflexion des DIK-Repräsentationskonzeptes in den
Printmedien ..................................................................... 191
4.5.2.2 Positionierung der Printmedien zu den islamischen
Verbänden der DIK ......................................................... 205
4.5.2.3 Positionierung der Printmedien zu den muslimischen
Einzelpersonen der DIK .................................................. 217
Inhaltsverzeichnis 11

4.5.2.4 Printmediale Bewertung der DIK und


Zielvorstellungen ............................................................. 227
4.5.2.5 Der diskursive Kontext .................................................... 235
4.5.3 ‚Story lines‘ der einzelnen Printmedien und Interpretation ....... 243
4.5.3.1 Süddeutsche Zeitung ....................................................... 244
4.5.3.2 Die Welt .......................................................................... 245
4.5.3.3 Die Zeit ............................................................................ 246
4.5.3.4 Die Tageszeitung ............................................................. 247
4.5.3.5 Der Freitag....................................................................... 248
4.5.3.6 Frankfurter Allgemeine Zeitung ...................................... 248
4.5.4 Zwischenfazit ............................................................................. 250
4.5.5 Feinanalyse III: Detaillierte Feinanalyse exemplarischer
Printmedienartikel ...................................................................... 255
4.5.5.1 Süddeutsche Zeitung ....................................................... 256
4.5.5.2 Die Welt .......................................................................... 261
4.5.5.3 Die Zeit ............................................................................ 270
4.5.5.4 Die Tageszeitung ............................................................. 276
4.5.5.5 Der Freitag....................................................................... 282
4.5.5.6 Frankfurter Allgemeine Zeitung ...................................... 286
4.6 Fazit .............................................................................................. 289

5 Ergebnisse und Ausblick ....................................................................... 293


5.1 Zentrale Ergebnisse und Reflexion ................................................. 293
5.2 Ausblick: Dritte Phase der Deutschen Islam Konferenz ................. 300
5.3 Wissenschaftlicher Beitrag und neue Forschungsfragen ................. 304

Literaturverzeichnis .......................................................................................... 307


Interviewverzeichnis ......................................................................................... 329
Anhang.............................................................................................................. 331
Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Phasen der Deutschen Islam Konferenz von 2006


bis 2013 ................................................................................... 107
Abbildung 2: Die Struktur der DIK I.............................................................. 109
Abbildung 3: Die Struktur der DIK II ............................................................ 114
Abbildung 4: Schritte der Printmedienanalyse ............................................... 144
Abbildung 5: Anzahl der Printmedienartikel pro Jahr .................................... 149
Abbildung 6: Summe der Printmedienartikel pro Zeitung ............................. 151
Abbildung 7: Zeitlicher Verlauf der Anzahl veröffentlichter Artikel ............. 151
Abbildung 8: Anzahl der Nennungen der islamischen Verbände ................... 156
Abbildung 9: Anzahl der Nennungen der muslimischen
Einzelpersonen ......................................................................... 157
Abbildung 10: Anzahl und Art der Sprechakte der islamischen
Verbände .................................................................................. 159
Abbildung 11: Anzahl und Art der Sprechakte der muslimischen
Einzelpersonen ......................................................................... 160
Abbildung 12: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in der
SZ (2006 - 2010) ....................................................................... 162
Abbildung 13: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in
Die Welt (2006 - 2010) ............................................................. 163
Abbildung 14: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in
Die Zeit (2006 - 2010) .............................................................. 164
Abbildung 15: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in der
taz (2006 - 2010) ...................................................................... 164
Abbildung 16: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in
Der Freitag (2006 - 2010) ........................................................ 165
Abbildung 17: Anzahl der Sprechakte muslimischer Akteure in der
FAZ (2006 - 2010) .................................................................... 166
Abbildung 18: Printmediale Hauptdiskurse...................................................... 171
Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anzahl und Erscheinungsdaten der Artikel zum


Repräsentationsdiskurs ............................................................. 182
Tabelle 2: Reflexion des DIK-Repräsentationskonzeptes in den
Printmedien (2006) ................................................................... 195
Tabelle 3: Reflexion des DIK-Repräsentationskonzeptes in den
Printmedien (2008) ................................................................... 199
Tabelle 4: Reflexion des DIK-Repräsentationskonzeptes in den
Printmedien (2010) ................................................................... 204
Tabelle 5: Positionierung der Printmedien zu den islamischen
Verbänden (2006) ..................................................................... 208
Tabelle 6: Positionierung der Printmedien zu den islamischen
Verbänden (2008) ..................................................................... 212
Tabelle 7: Positionierung der Printmedien zu den islamischen
Verbänden (2010) ..................................................................... 216
Tabelle 8: Positionierung der Printmedien zu den muslimischen
Einzelpersonen (2006) .............................................................. 221
Tabelle 9: Positionierung der Printmedien zu den muslimischen
Einzelpersonen (2008) .............................................................. 224
Tabelle 10: Positionierung der Printmedien zu den muslimischen
Einzelpersonen (2010) .............................................................. 226
Tabelle 11: Printmediale Bewertung der DIK und Zielvorstellungen
(2006) ....................................................................................... 230
Tabelle 12: Printmediale Bewertung der DIK und Zielvorstellungen
(2008) ....................................................................................... 232
Tabelle 13: Printmediale Bewertung der DIK und Zielvorstellungen
(2010) ....................................................................................... 234
Tabelle 14: Der diskursive Kontext (2006) ................................................. 238
Tabelle 15: Der diskursive Kontext (2008) ................................................. 240
Tabelle 16: Der diskursive Kontext (2010) ................................................. 243
Abkürzungsverzeichnis

9/11 Anschläge vom 11. September 2001 in New York und


Washington
AABF Alevitische Gemeinde Deutschland e. V.
AKP Adalet ve Kalkınma Partisi, Partei für Gerechtigkeit und
Aufschwung
AMJ Ahmadiyya Muslim Jamaat
ARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkan-
stalten der Bundesrepublik Deutschland
ATIB Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e. V.
BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
BMI Bundesministerium des Innern
BRD Bundesrepublik Deutschland
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands
CFCM Conseil Français du Culte Musulman
CII Consulta per l`Islam italiano
CIVIS Europas Medienpreis für Integration
CMO Contactorgaan Moslims en Overheid
CSU Christlich-Soziale Union in Bayern e. V.
DIK Deutsche Islam Konferenz
DIK I Erste Phase der Deutschen Islam Konferenz (2006 - 2009)
DIK II Zweite Phase der Deutschen Islam Konferenz (2010 - 2013)
DIK III Dritte Phase der Deutschen Islam Konferenz (ab 2014)
DITIB Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, Türkisch-Islamische Union
der Anstalt für Religion e. V.
EUMC European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia
FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung
FDP Freie Demokratische Partei
GG Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
IAK Islamischer Arbeitskreis in Deutschland
IGBD Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e. V.
IGD Islamische Gemeinschaft in Deutschland e. V.
IGMG Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e. V.
18 Abkürzungsverzeichnis

IGS Islamische Gemeinschaft der Schiitischen Gemeinden in


Deutschland e. V.
IPD Köln Institut für Interreligiöse Pädagogik und Didaktik
IRD Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e. V.
IZM Islamisches Zentrum München
JIK Junge Islam Konferenz
KRM Koordinationsrat der Muslime in Deutschland
MINAB Mosques and Imams National Advisory Board
MLD Studie ‚Muslimisches Leben in Deutschland‘
NRW Nordrhein-Westfalen
PEGIDA Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des
Abendlandes e. V.
SCHURA
Hamburg Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e. V.
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SVR Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und
Migration GmbH
SZ Süddeutsche Zeitung
taz Die Tageszeitung
TBB Türkischer Bund Berlin-Brandenburg
TGB Türkische Gemeinde zu Berlin e. V.
TGD Türkische Gemeinde in Deutschland e. V.
VIGB Vereinigung islamischer Gemeinden der Bosniaken in
Deutschland e. V.
VIKZ Verband der Islamischen Kulturzentren e. V.
WDA Wissenssoziologische Diskursanalyse
WDR Westdeutscher Rundfunk Köln
WRV Weimarer Reichsverfassung
ZDF Das Zweite Deutsche Fernsehen
ZfA Zentrum für Antisemitismusforschung
ZMaD Zentralrat der Marokkaner in Deutschland e. V.
ZMD Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V.
1 Einleitung

1.1 Problembereich und Fragestellung

Ob „Einwanderungsland“ (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integra-


tion und Migration 2010b, S. 4), „Migrationsland“ (Sachverständigenrat deut-
scher Stiftungen für Integration und Migration 2010c, S. 15), „Integrationsland“
(Beauftragte der Bundesregierung für Migration 2012, S. 16), „Migrationsgesell-
schaft“ (Hasenjürgen 2013) oder „Land der Vielfalt“ (Merkel 2008) - all diese
und viele weitere Begriffe versuchen das zu benennen, was die Politik und das
Zusammenleben in Deutschland seit Jahrzehnten prägt: Die Pluralisierung der
Gesellschaft, die zu einem bedeutsamen Teil auf Zuwanderung zurückzuführen
ist. Sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene wurde lange
damit gerungen, die zunehmende Vielfalt Deutschlands als Realität anzuerken-
nen. Spätestens seit der Einführung des Zuwanderungsgesetzes kann jedoch fest-
gestellt werden, dass es mittlerweile als politisch etablierter Konsens gilt,
Deutschland als plural und durch Migration geprägt anzuerkennen: „In dem 2005
in Kraft getretenen Zuwanderungsgesetz bekannte sich Deutschland erstmals
dazu, ein Einwanderungsland zu sein. […] Insgesamt war das Zuwanderungsge-
setz […] eine historische Zäsur, weil es […] durch ein umfassendes Gesetzes-
werk […] Migration und Integration erstmals legislativ und institutionell in den
Katalog politischer Kernthemen aufnahm.“ (Butterwegge 2011, S. 25f.)
Baringhorst konstatiert vor diesem Hintergrund ein neues Leitbild der Integrati-
ons- und Migrationspolitik, das sich im Zuge des politischen Paradigmenwech-
sels etabliert hat (vgl. Baringhorst 2013, S. 47f.).
Gesellschaftlich zeigt sich die Pluralisierung Deutschlands insbesondere in
der wachsenden Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund (vgl. Sachver-
ständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2010c, S. 16ff.).1
Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stellen sich die
konkreten Zahlen auf Basis des Mikrozensus derzeit wie folgt dar: „Im Jahr 2013
lebten rund 16,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.

1 Der Begriff ‚Menschen mit Migrationshintergrund‘ bezeichnet „alle Ausländer und eingebür-
gerte ehemalige Ausländer, alle nach 1949 als Deutsche auf das heutige Gebiet der Bundesre-
publik Deutschland Zugewanderte, sowie alle in Deutschland als Deutsche Geborene mit zu-
mindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.“ (Sta-
tistisches Bundesamt 2014a, S. 6)

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Bayat, Die politische und mediale Repräsentation in Deutschland lebender Muslime,
DOI 10.1007/978-3-658-14338-1_1
20 Einleitung

[…] [Dies, M.B.] entspricht […] einem Bevölkerungsanteil von 20,5 %. […] Mit
9,7 Millionen hatte der Großteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund
einen deutschen Pass, gut 6,8 Millionen waren Ausländerinnen und Auslän-
der.“ (Statistisches Bundesamt 2014b)2 Die vielen Herausforderungen, die mit
dieser Diversität einhergehen, werden oftmals unter den Termini ‚Integration‘3
sowie vermehrt ‚Inklusion‘4 zusammengefasst und betreffen vor allem die Berei-
che politische Partizipation und Repräsentation, Staatsbürgerschaft und Aufent-
haltsstatus, Arbeit, Bildung und Sprache als auch Kultur und Religion, womit
sowohl strukturelle, kulturelle, soziale als auch emotionale Dimensionen tangiert
werden (vgl. Esser 2006, S. 4).
Forderungen nach einer ‚besseren‘ Integration der Menschen mit Migrations-
hintergrund spielen in Öffentlichkeit und Politik eine wichtige Rolle und äußern
sich nicht zuletzt in politischen Foren wie dem Nationalen Integrationsgipfel oder
in der verstärkten Finanzierung von Forschungsinstitutionen und -projekten, die
sich ausschließlich mit dem Themenfeld Migration und Integration auseinanderset-
zen (wie z. B. der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und
Migration (SVR) GmbH). Neben diesen politischen Maßnahmen, die sich sehr
allgemein an die äußerst heterogene Gruppe ‚Personen mit Migrationshintergrund‘
richten, ist eine Bevölkerungsgruppe in den letzten Jahren ganz besonders in den
Fokus der Integrationsdiskurse5 gerückt: die Muslime.6

2 Die vollständigen Ergebnisse des Mikrozensus 2013 sind der entsprechenden Publikation des
Statistischen Bundesamtes zu entnehmen (vgl. Statistisches Bundesamt 2014a).
3 Der politisch und medial dominante Terminus ‚Integration‘ stammt von dem lateinischen
Begriff ‚integratio‘ ab und bezeichnet allgemein die „(Wieder-)Herstellung eines Ganzen durch
Einbeziehung außenstehender Elemente. […] In den Sozialwissenschaften [ist der Begriff,
M.B.] Fachausdruck für Vorgang oder Ergebnis des Zusammenwachsens oder -fügens von zu-
vor selbständigen Größen zu einer Einheit, z. B. die Einbindung aller, die es wünschen, ins ge-
sellschaftliche Leben, einschließlich des Zugangs zu den wichtigsten Institutionen und den
zentralen Ressourcen […].“ (Schmidt 2004, S. 322) Zur Vielschichtigkeit und Kontroversität
des Integrationsbegriffs vgl. z. B. Schulte (Schulte 2011, S. 59ff.).
4 Während der Exklusionsbegriff in den Sozialwissenschaften den „gesellschaftlich oder poli-
tisch konstruierten[n, M.B.] Ausschluss von der Teilhabe an Chancen, von Rechten oder vom
Konsum begehrter Güter und Dienstleistungen“ (Schmidt 2004, S. 218) benennt, bezieht sich
der Begriff Inklusion auf das Gegenteil, also den Zugang zu Teilhabechancen (vgl. Schmidt
2004, S. 316).
Im Mediendiskurs und in der Politik ist der Integrationsbegriff, der spezifisch auf die Gruppe
der Menschen mit Migrationshintergrund angewandt wird, vorherrschend; jedoch ist auch hier
eine vermehrte Verwendung der weiter gefassten Begriffe ‚Inklusion‘ und ‚Exklusion‘ festzu-
stellen (vgl. Özdemir 2011). In der vorliegenden Arbeit werden die erläuterten Begriffe kon-
textspezifisch verwendet.
5 Der Terminus ‚Integrationsdiskurs‘ wird hier als ein Teildiskurs des ‚Migrationsdiskurses‘
verwendet (vgl. hierzu Erläuterungen in Fußnote 87).
6 Der Begriff ‚Muslime‘ bezieht sich in der vorliegenden Arbeit nicht nur auf männliche Perso-
nen muslimischer Glaubenszugehörigkeit. Zugunsten der Lesbarkeit wird für Muslime sowie
Problembereich und Fragestellung 21

Insbesondere seit den Anschlägen vom 11.09.2001 (vgl. Kapitel 4.2) ist ein
sich stetig verfestigender politischer und gesellschaftlicher Diskurs zu beobach-
ten, in welchem die in Deutschland lebenden Muslime aufgrund ihrer Religions-
zugehörigkeit vermehrt als ‚Nicht-Integrierte‘ identifiziert und gleichzeitig mit
der Forderung nach einer verstärkten Integration konfrontiert werden. Zuneh-
mend wird somit nicht mehr nur über die Integration der Menschen mit Migrati-
onshintergrund im Allgemeinen diskutiert, sondern spezifisch über die islami-
sche Religion und die muslimischen Religionsangehörigen, denen nicht selten
die Integrationsfähigkeit gänzlich abgesprochen wird (vgl. Tezcan 2003, S. 240).
Ereignisse wie die Ermordung des Filmemachers van Gogh, der Streit um die
Mohammed-Karikaturen, die sogenannten ‚Ehrenmorde‘ sowie diverse Studien
werden in öffentlichen Diskussionen häufig als Anlass dafür genommen, Debat-
ten zur Integration im Allgemeinen zu einer spezifischen Debatte über Muslime
zu verschieben.7 8 Der Islam hat sich somit zu einer entscheidenden Kategorie
innerhalb des politischen und öffentlichen Integrationsdiskurses entwickelt (vgl.
Halm 2008, S. 11).9 Auf politischer Ebene ist insbesondere die 2006 initiierte
Deutsche Islam Konferenz10 ein deutlicher Ausdruck dafür, dass die muslimische
Bevölkerung auch in der Politik als Gruppe herausgestellt wird, die besonderer
integrationspolitischer Maßnahmen bedarf.
Ein Kernanliegen der Deutschen Islam Konferenz besteht in der adäquaten
Repräsentation der Muslime in Deutschland (vgl. Deutsche Islam Konferenz
2010d). Im Gegensatz zu den meisten ihrer politischen Vorgängergremien setzt
die DIK auf die aktive Teilnahme der angesprochenen Gruppe und folgt damit
dem Prinzip der deskriptiven Repräsentation (vgl. Bausch 2011, S. 257; Zinterer
2007, S. 151, 159). Mit dem Anspruch, die in Deutschland lebenden Muslime
angemessen zu vertreten, geht gleichzeitig die Herausforderung einher, der mus-
limischen Vielfalt gerecht zu werden. Der damalige Bundesinnenminister de
Maizière äußerte hierzu in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im
Jahr 2010: „Es geht mir […] darum, dass sich möglichst viele Muslime von der
Deutschen Islamkonferenz repräsentiert fühlen.“ (Preuß 2010) De Maizière be-
nennt damit die zwei relevanten Ebenen, auf der die Muslime im Rahmen der

alle weiteren Gruppen nachfolgend das generische Maskulinum verwendet, um alle Ge-
schlechtszuordnungen einzuschließen.
7 Erst im Jahr 2012 führte die Studie ‚Lebenswelten junger Muslime in Deutschland‘ des Bun-
desministeriums des Innern (vgl. Frindte et al. 2011) zu polarisierenden Schlagzeilen wie etwa
„Studie: Viele junge Muslime wollen sich nicht integrieren“ (Die Welt Kompakt 2012).
8 In Kapitel 4.2 dieser Arbeit findet sich eine Chronologie und Erläuterung dieser und weiterer
diskursiver Ereignisse, die sich für den DIK-Diskurs als prägend herausgestellt haben.
9 In Kapitel 2.1.2.2 wird detailliert auf den in Deutschland geführten Islamdiskurs eingegangen.
10 In dieser Arbeit wird der offizielle Titel ‚Deutsche Islam Konferenz‘ synonym zum Terminus
‚Islamkonferenz‘ verwendet.
22 Einleitung

Konferenz repräsentiert werden sollen: Zum einen weist er auf die bereits er-
wähnte politische, deskriptive Ebene hin, die auf die Besetzungspolitik der Kon-
ferenz abzielt. Zum anderen bezieht er sich auf die affektive Ebene der Reprä-
sentation, die sich symbolisch insbesondere im begleitenden Mediendiskurs
äußert (vgl. Göhler 2007, S. 113). Gerade dadurch, dass die DIK als deliberatives
Gremium11 nur eingeschränkte Gestaltungsmacht auf politischer Ebene besitzt
und nicht demokratisch gewählt ist, kommt ihrer symbolpolitischen Wirkung
- und damit ihrer öffentlichkeitswirksamen Seite - eine Schlüsselrolle zu.
Ausgehend von diesen beiden Aspekten wird die Deutsche Islam Konferenz
in der vorliegenden Arbeit in Bezug auf das Zusammenwirken von deskriptiver
und symbolischer Repräsentation analysiert.12 Damit wird der engen Verbindung
zwischen politischer und medialer Repräsentation Rechnung getragen, welche in
der DIK ihre Wirkmacht entfaltet.13
Ob die DIK einen Beitrag zu einer verbesserten Repräsentation der Musli-
me, zu einem Mehr an Differenzierung und letztlich zu einer erhöhten Inklusion
von Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland leistet, oder ob das auf
eine Identität14 reduzierte „vereinheitlichte ‚Andere‘ diskursiv hervorgebracht“
(Bausch 2013, S. 95) wird, kann nur in einer Kombination aus der Analyse bei-
der Repräsentationsebenen erörtert werden. Medien sind in diesem Kontext als
valider Indikator des Erfolgs des deliberativen Gremiums zu sehen, da sie den
symbolischen Output der Repräsentationspolitik aufzeigen. Entsprechend wird
der mediale Diskurs über die DIK-Repräsentanten bzw. die DIK-Repräsentation
als inhärenter Bestandteil der politischen Repräsentationsdimension betrachtet
und analysiert.
Auf dieser Grundlage ergeben sich die folgenden Leitfragen, die im Zent-
rum der kommenden Analysen stehen:

11 Deliberative Gremien sind als beratende politische Foren zu verstehen. Zur genauen Definition
vgl. Kapitel 2.1.1.2.
12 Zur genauen Definition der deskriptiven und symbolischen Repräsentation vgl. Kapitel 2.1.1.1.
13 In Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund schreibt Baringhorst: „Fragen der angemes-
senen politischen Repräsentation von Personen mit Migrationshintergrund sind eng verbunden
mit der Frage ihrer allgemeinen symbolischen Repräsentation und aktiven Beteiligung an öf-
fentlichen, zumeist medial vermittelten politischen Diskursen.“ (Baringhorst 2013, S. 57) Die-
se Verknüpfung beider Repräsentationsebenen ist ebenso übertragbar auf die Repräsentation
der Muslime in der DIK.
14 In diesem Kontext ist auf Klein zu verweisen, die betont, dass Identität(en) nicht als statisch zu
begreifen sind, sondern als sich in einem stetigen Wandel befindend und sich daher immer
wieder neu konstruierend (vgl. Klein 2008, S. 3).
Stand der Forschung 23

 Wie wird das Plenum der DIK auf muslimischer Seite besetzt und welche
Selektionsmechanismen der politischen Akteure werden dadurch erkennbar
(deskriptive Repräsentation)?15 Welche Muslime werden damit politisch als
Repräsentanten anerkannt?
 Welche Muslime werden im öffentlichen Diskurs als legitime politische
Repräsentanten anerkannt bzw. wie werden diese jeweils bewertet? Wird
die Vielfalt der Muslime sichtbar, damit sich letztlich eine inklusive Wir-
kung für die muslimische Bevölkerung in Deutschland entfalten kann (sym-
bolische Repräsentation)?

1.2 Stand der Forschung

Die politische Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund und


Muslimen

Zur politischen Repräsentation von Personen mit Migrationshintergrund liegt


eine große Bandbreite an Literatur vor, die unterschiedliche Facetten im The-
menfeld beleuchtet. Herauszustellen ist hier zunächst Wüst, der im Rahmen
seiner Untersuchungen zu dem Schluss kommt, dass deutliche Repräsentations-
defizite von Menschen mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen des parla-
mentarischen Systems zu konstatieren sind (vgl. Wüst 2006, S. 232f.). Sowohl
Wüst als auch andere (vgl. bspw. Kösemen 2011) betonen in diesem Kontext den
Wert der symbolischen und deskriptiven Repräsentation - in diesem Fall beson-
ders von Menschen mit Migrationshintergrund -, da sie eine inklusive Wirkung
für Mehr- und Minderheiten nach sich ziehen können (vgl. Wüst 2006, S. 232).
Auch Schönwälder stimmt in diesen Tenor ein und plädiert dafür, der mangeln-
den Vertretung von Personen mit Migrationshintergrund eine vermehrte deskrip-
tive Repräsentation in Parlamenten entgegenzusetzen (vgl. Schönwälder 2010).
Daran anknüpfend entwickeln die Autoren jeweils unterschiedliche Erwartungen
an eine erhöhte Repräsentation von bestimmten Gruppen, wie etwa die einer
vermehrten Berücksichtigung (migrations-)spezifischer Anliegen in politischen
Prozessen (vgl. z. B. Schönwälder 2010). Auch in Analysen zu Ausländer- und
Integrationsbeiräten, die außerhalb des bundesrepublikanischen parlamentari-
schen Systems demokratisch legitimierte Vertreter im Kontext ‚Migration‘ her-
vorbringen, spielt die Frage der (symbolischen und deskriptiven) Repräsentation
eine Rolle (vgl. Girg 2010). Dass diese Räte sowohl in- als auch exklusive Wir-
kungen in Bezug auf die repräsentierten Gruppen entfalten, zeigt etwa Bausch in
ihrer Arbeit (vgl. Bausch 2013).

15 Zu dieser Fragestellung vgl. auch Mikuszies et al. (Mikuszies et al. 2010, S. 105).
24 Einleitung

Im Zuge der wachsenden Pluralisierung Deutschlands als Migrationsland


wird auch dem Aspekt der Religion bzw. des religiösen Lebens, vor allem bezogen
auf den Islam, zunehmende Aufmerksamkeit entgegengebracht. In diesem Zu-
sammenhang rückte gerade in den letzten Jahren die Frage nach der Repräsentation
von Muslimen in den Fokus. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen handeln
dabei etwa von rechtlichen Aspekten des organisierten Islams im Kontext des
deutschen Staat-Kirchen-Systems, wie beispielhaft bei Bodenstein zu lesen ist (vgl.
Bodenstein 2010), sowie von eng daran geknüpften Fragestellungen im Hinblick
auf korporatistische Strukturen16 und Verhandlungsprozesse zwischen Staat und
Verbänden, die etwa Musch u. a. am Beispiel der Staat-Islam-Dialoge in Deutsch-
land und den Niederlanden beleuchtet (vgl. Musch 2011).
Während aus unterschiedlichen Perspektiven problematisiert und in Frage
gestellt wird, ob es möglich und sinnvoll ist, im Islam verankerte Strukturen
denen der Kirche anzupassen (vgl. z. B. Halm et al. 2012, S. 38; Chbib 2011, S.
109), besteht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass den islami-
schen Verbänden17 als organisierte muslimische Repräsentanten gegenwärtig als
auch in Zukunft eine bedeutende Position in gesellschaftlichen sowie politischen
Kooperations- und Gestaltungsprozessen zukommt (vgl. Halm et al. 2012, S. 38).
Auch wenn die muslimischen Organisationen als Repräsentationsinstanzen so-
wohl in Bezug auf politische Ausrichtungen als auch bezüglich ihrer quantitati-
ven Repräsentativität nicht unumstritten sind, besteht bei den Wissenschaftlern
weitgehende Einigkeit darüber, dass sie als Kooperationspartner unabdingbar
sind. Im Sinne eines fortwährenden Anpassungs- und Annäherungsprozesses
zwischen Staat und Verbänden sowie zwischen den Verbänden untereinander,
mit dem sich insbesondere Kortmann und Rosenow mit Blick auf das Selbstver-
ständnis der derzeit größten islamischen Verbände auseinandersetzen (vgl.
Kortmann und Rosenow 2011), muss es mittel- und langfristig sowohl im Inte-
resse des Staates als auch der islamischen Verbände liegen, auf institutioneller
Ebene passende und für alle Akteure gewinnbringende Strukturen zu etablieren,
um eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen.

16 Unter Korporatismus ist in dieser Arbeit „die auf freiwilliger Mitgliedschaft basierende Inte-
ressenvermittlung“ (Schmidt 2004, S. 388) zu verstehen, die auf einer „Kooperation und Koor-
dination von Staat und Verbänden […] bei der Formulierung und Ausführung gesamtgesell-
schaftlich relevanter Entscheidungen […]“ (Schmidt 2004, S. 389) beruht. Diesem Verständnis
entsprechend werden häufig die Termini ‚liberaler Korporatismus‘ oder ‚Neo-Korporatismus‘
verwendet (vgl. Schmidt 2004, S. 388).
17 Die Bezeichnungen islamische und muslimische Organisationen bzw. Verbände werden nach-
folgend synonym verwendet.
Stand der Forschung 25

Die politische und mediale Repräsentation von Menschen mit


Migrationshintergrund und Muslimen in deliberativen Gremien

Im Zusammenhang mit dem Repräsentationsdefizit von Menschen mit Migrati-


onshintergrund sind neben parlamentarischen Strukturen vermehrt deliberative
Gremien in den Fokus von Politik und Forschung gerückt. Die sogenannte
‚Süssmuth-Kommission‘ und der ‚Nationale Integrationsgipfel‘ bilden zwei
prominente Beispiele dafür, wie auf außerparlamentarischer Ebene Versuche
unternommen werden, der mangelnden parlamentarischen Repräsentation entge-
genzusteuern. So setzt sich z. B. Schneider im Rahmen der Süssmuth-Kommis-
sion mit der Interessenrepräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund
auseinander (vgl. Schneider 2009), ebenso wie Zinterer, die zudem auch den
Nationalen Integrationsgipfel untersucht (vgl. Zinterer 2007). Im Verlauf der
Analysen dieser Gremien sind Wissenschaftler auf viele Problemkomplexe ge-
stoßen, die Zweifel daran nähren, ob die Foren einen Beitrag für eine verbesserte
Inklusion leisten können. Vielmehr weisen viele Arbeiten darauf hin, dass deli-
berative Gremien die Gefahr bergen, gar Gegenteiliges zu bewirken und Exklu-
sionsmechanismen zu manifestieren (vgl. z. B. Mikuszies et al. 2010, S. 103f.;
Blaes-Hermanns 2007; Zinterer 2007; Clement et al. 2010, S. 16f.; Thaa 2007b,
S. 105).
Als ein Novum unter den deliberativen Gremien ist die Deutsche Islam
Konferenz anzusehen, da sie sich nicht mit einer ethnischen Minderheit, sondern
ausschließlich mit der religiösen Gruppe der in Deutschland lebenden Muslime
auseinandersetzt und auch in Bezug auf das dort angewandte Prinzip der deskrip-
tiven Repräsentation auf eben jene religiös definierte Gruppe abzielt. Im wissen-
schaftlichen Diskurs zu deliberativen Gremien wird die DIK meist in Verbin-
dung mit der Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund behandelt
und spielt hier bisher allenfalls eine Nebenrolle (vgl. bspw. Mikuszies et al.
2010, S. 104f.; Bausch 2013, S. 10; Linden 2014, S. 327ff.).
Analysen zur medialen Repräsentation von deliberativen Gremien im All-
gemeinen liegen zum Teil in Arbeiten vor, die sich am Rande mit symbolischer
Repräsentation und damit implizit auch mit der medialen Darstellung befassen,
so z. B. bei Göhler (vgl. Göhler 2007) oder teilweise bei Schneider (vgl. Schnei-
der 2009), sowie zur DIK bei Hermani (vgl. Hermani 2010) und Shooman (vgl.
Shooman 2010).
26 Einleitung

Die mediale Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund und


Muslimen

Sehr gut erforscht ist die vergangene und gegenwärtige mediale Darstellung von
Menschen mit Migrationshintergrund im Allgemeinen, wie beispielsweise
Ruhrmann et al. in einem Überblick zum Migrationsdiskurs von den 60er Jahren
bis hin zum 21. Jahrhundert aufzeigen (vgl. Ruhrmann et al. 2006, S. 48f.), so-
wie das damit verknüpfte Integrationspotential der Medien, dem sich etwa Geiß-
ler und Pöttker eingehend widmen (vgl. Geißler und Pöttker 2006).
Der Islamdiskurs hat sich insbesondere im Zuge der Entwicklungen von
‚9/11’ zu einem eigenen Forschungsgegenstand entwickelt, dem in unterschiedli-
chen Medien und unter facettenreichen Fragestellungen nachgegangen wird.
Dezidiert analysiert wurde bisher sowohl das Fernsehen im Hinblick auf etablier-
te Sender und Sendungsformate (vgl. bspw. Hafez und Richter 2007; Ruhrmann
et al. 2006; Karis 2013) als auch die Printmedienlandschaft (vgl. z. B. Schiffer
2004; Friedrich und Schultes 2013). Etliche Printmedienanalysen wurden dem
diskursiven Ereignis ‚Karikaturenstreit‘ gewidmet, das augenscheinlich große
Aufmerksamkeit erregt hat (vgl. etwa Jäger 2009b; Ata 2011; Wahl 2011).
Im Kontext der Deutschen Islam Konferenz ist auch Rauers Untersuchung
der medialen Repräsentation ausgewählter türkischer Verbände erwähnenswert
(vgl. Rauer 2008). Seine Befunde zeigen, dass eine Institutionalisierung der Or-
ganisationen in allen von ihm analysierten Printmedien festgestellt werden kann
und dass zudem keine Präferenzen für eine der Organisationen erkennbar sind.
Dies ist zumindest in Bezug auf die in der DIK vertretene Türkische Gemeinde
von - wenn auch nicht unmittelbarem - Interesse für die vorliegende Studie.
In Anbetracht der zunehmenden Bedeutung der großen islamischen Ver-
bände für Politik und Öffentlichkeit steht eine Analyse der medialen Repräsenta-
tion dieser noch aus.
Auch Arbeiten zum gesellschaftlichen Diskurs, der häufig an den medialen
anknüpft, sind etwa im Zusammenhang mit Konstruktions- und Kategorisie-
rungsprozessen von Muslimen vorzufinden (vgl. z. B. Spielhaus 2010).
Die Studienergebnisse stimmen in der Regel darin überein, dass Muslime
und der Islam in den deutschen Medien bereits seit Jahrzehnten überwiegend im
Problemkontext verhandelt werden. Besonders seit dem 11. September 2001
erfolgen diese medial erzeugten Kontextualisierungen demnach oft mit Bezug-
nahmen auf Bedrohungsszenarien, die vor dem Hintergrund einer gesellschaft-
lich vorhandenen ablehnenden Haltung dem Islam und Muslimen gegenüber
kritisch beobachtet werden (vgl. Halm et al. 2007, S. 38; Saeed 2007, S. 454ff.).
Weiterhin weisen die Befunde auf den Trend hin, dass viele Debatten unter-
schiedlichen diskursiven Ursprungs auf die Kategorie ‚Muslim‘ bzw. ‚Islam‘
Stand der Forschung 27

reduziert und damit letztlich im Islamdiskurs verankert werden (vgl. z. B. Fried-


rich und Schultes 2013).

Die politische und mediale Repräsentation in der Deutschen Islam Konferenz

Zunächst ist zu konstatieren, dass ausgesprochen wenig wissenschaftliche Litera-


tur zur DIK existiert.18
Im internationalen und europäischen Vergleich ist vor allem die umfassende
Arbeit von Laurence hervorzuheben, der sich mit der DIK und weiteren interna-
tionalen, staatlich initiierten Gremien zur Integration von Muslimen auseinander-
setzt (vgl. Laurence 2012). Seine Studie offenbart, dass die DIK nicht losgelöst
von internationalen politischen Prozessen entstanden ist, sondern zeitgleich mit
Foren anderer Staaten initiiert wurde und damit einen gesamteuropäischen Um-
gang mit Muslimen widerspiegelt.
Auf bundesdeutscher Ebene widmet sich die sozialwissenschaftliche Disser-
tation von Klinge der ersten Phase der DIK im integrationspolitischen Kontext
und streift hier verschiedene Facetten des Gremiums (vgl. Klinge 2012). Auch
die Zusammensetzung des DIK-Plenums wird im Rahmen der Arbeit problema-
tisiert. Insgesamt beurteilt der Autor den integrationspolitischen Output der Is-
lamkonferenz ambivalent und äußerst kritisch.
Auch Tezcan widmet sich in seiner Monographie der ersten Phase der DIK19
und fokussiert hierbei die Kategorie des „muslimische[n, M.B.] Subjekt[s, M.B.]“
(Tezcan 2012), das nach Ansicht des Verfassers von der DIK konstruiert wird und
sich dort zu verschiedenen Fragen und Vorwürfen im Kontext Islam und Integrati-
on positionieren muss. Tezcan bezeichnet das ‚muslimische Subjekt‘ gar als „ein
weltgeschichtliches Phänomen“ (Tezcan 2012, S. 169), das seine Bedeutung da-
raus erlangt, sowohl als Ursache als auch als Lösung von Integrationskonflikten zu
gelten. Der Autor setzt sich in seinen Ausführungen auch mit Konflikten um die
der DIK inhärenten Repräsentationslogik auseinander.
Linden beschäftigt sich in seiner Veröffentlichung mit Prozessen der In-
und Exklusion durch politische Repräsentation im Kontext der deutschen Integ-
rationspolitik (vgl. Linden 2014). Dabei analysiert er die Vertretung von soge-
nannten ‚Migranteninteressen‘ vergleichend in der parlamentarisch-parteipoliti-
schen Repräsentation auf der einen sowie der deskriptiven Repräsentation am
Beispiel von Integrationsgipfel und DIK auf der anderen Seite. Das Kapitel zur

18 Auf aktuelle Publikationen, die sich etwa auf Aspekte wie Sprache (vgl. Hentges 2014) und
Mediation (vgl. Große 2014) im Kontext der DIK beziehen und als nicht relevant für die vor-
liegende Arbeit erachtet werden, sei an dieser Stelle lediglich kurz verwiesen.
19 Lediglich am Ende der Veröffentlichung reißt Tezcan kurz die Konstitution der zweiten DIK-
Phase an (vgl. Tezcan 2012, S. 155ff.).
28 Einleitung

Deutschen Islam Konferenz thematisiert nicht nur die erste Konferenzphase,


sondern schlägt den inhaltlichen Bogen bis hin zu Entwicklungen des Jahres
2014. Damit hebt sich die Publikation von anderen ab, die lediglich die erste
DIK-Phase fokussieren. Auch die medialen Begleitdiskurse werden dabei skiz-
ziert. Linden kommt zu dem Schluss, dass deskriptive Repräsentationsformen zu
strukturellen Benachteiligungen führen. Im Falle der DIK kommt es demnach
zur Schwächung von säkularen Positionen und solchen von Nicht-Muslimen
gegenüber denen der immer dominanter werdenden islamischen Verbände. Sol-
che Benachteiligungen sind seiner Ansicht nach im parlamentarisch-partei-
politischen Prozess in dieser Ausprägung nicht vorzufinden, weshalb der Autor
diesen auch und sogar gerade für die Repräsentation von ‚Migranteninteressen‘
deutlich bevorzugt.
Die genannten Veröffentlichungen von Klinge, Tezcan und Linden bilden
eine Ausnahme unter den sonstigen wissenschaftlichen Publikationen zur Konfe-
renz, die sich meist in kürzeren Aufsätzen mit der DIK befassen. Weitere Veröf-
fentlichungen, die sich beispielsweise mit grundlegenden Strukturen und Ar-
beitsweisen der Islamkonferenz von 2006 bis 2009 auseinandersetzen, wie etwa
der Aufsatz von Busch und Goltz (vgl. Busch und Goltz 2011) oder die Mono-
graphie von Hermani (vgl. Hermani 2010), sind oft von Mitarbeitern oder ehe-
maligen Mitarbeitern des Bundesministeriums des Innern (BMI) bzw. der DIK
verfasst und daher eher als politiknahe Bestandsaufnahmen zu betrachten; zudem
gehen sie nur bedingt über die grundlegenden Informationen hinaus, die jedem
Interessierten online frei zugänglich auf der Homepage der DIK oder des BMI
zur Verfügung stehen.
Im Zusammenhang mit Fragen nach dem Verhältnis zwischen dem deut-
schen Staat und den islamischen Verbänden ist die DIK ein häufig genannter
Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen, an dem sich institutionel-
le und rechtliche Herausforderungen veranschaulichen lassen (vgl. z. B. Schubert
und Meyer 2011; Kortmann und Rosenow 2011; Musch 2011). Eng daran ge-
knüpft ist die in mehreren Publikationen verhandelte Frage nach der Repräsenta-
tion der Muslime im Allgemeinen und dem der DIK zugrunde liegenden Reprä-
sentationskonzept im Besonderen; überwiegend beinhalten diese Arbeiten Kritik
an der DIK-Teilnehmerauswahl, die sich oft auf die Einladung von sogenannten
‚säkularen‘ Frauen und die damit verbundenen Polarisierungen bezieht (vgl. z. B.
Chbib 2011; Tezcan 2011; Elwert 2010; Spielhaus 2010; Amir-Moazami 2009).
Den Aspekt der medialen Repräsentation der DIK hat die oben erwähnte
Verfasserin Hermani, die von 2006 bis 2010 als Mitarbeiterin des BMI beruflich
in die DIK involviert war, zum Hauptaugenmerk ihrer Publikation gemacht. Sie
untersucht sowohl den politischen Verlauf der DIK von 2006 bis 2009 als auch
den begleitenden Mediendiskurs in meinungsführenden Printmedien und kommt
Methodisches Vorgehen 29

zu dem Schluss, dass dieser im Jahr 2006 zwar islamkritisch beginnt, aber schon
2009 als differenziert und integrationsförderlich betrachtet werden kann.
Zu einem gänzlich anderen Ergebnis als Hermani kommt Shooman, die in
ihrer Untersuchung zur medialen Rezeption der DIK in den Tageszeitungen Die
Welt und Frankfurter Allgemeine Zeitung feststellt, dass der Diskurs ‚gute‘ und
‚schlechte‘ Muslime konstruiert und so Stereotype manifestiert.
Weitere medienanalytische Untersuchungen, die zum einen den Facetten-
reichtum der Medienlandschaft berücksichtigen und zum anderen eine wissen-
schaftliche Distanz zum Forschungsgegenstand gewährleisten, sind bisher nicht
veröffentlicht worden.

Zusammenfassung

Insgesamt fällt auf, dass sich die ohnehin rar vorhandene Literatur zur DIK fast
ausschließlich auf den Zeitraum von 2006 bis 2009 beschränkt und somit jegli-
che Entwicklungen der Konferenz, die 2010 mit dem Wechsel des Bundesin-
nenministers eintraten, analytisch weitgehend unberücksichtigt bleiben. Dabei
können nur mit dem Einbezug dieser innerhalb der DIK vollzogenen Verände-
rungen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich die Repräsentation im
Laufe der Konferenz verändert hat und welche Bedeutung diese Modifizierungen
für das Zusammenspiel von der politisch-deskriptiven und der medial-symbo-
lischen Ebene der Repräsentation haben. Auf solch einer Grundlage können
weiterführende fundierte Überlegungen, etwa zur neu eingeleiteten dritten DIK-
Phase ab dem Jahr 2014 sowie zu weiteren politisch initiierten deliberativen
Foren, angestellt werden.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass vor dem Hintergrund des
vorhandenen (politischen und medialen) Repräsentationsdefizits der Muslime in
Deutschland eine differenzierte Analyse der Deutschen Islam Konferenz, die
sowohl die politische als auch die mediale Ebene der Repräsentation einbezieht
und aneinander koppelt, ein Desiderat der Forschung darstellt.

1.3 Methodisches Vorgehen

Die in der vorliegenden Arbeit vorgenommene Verknüpfung der politisch-insti-


tutionellen Ebene der Repräsentation in der Deutschen Islam Konferenz mit ihrer
medialen Resonanz erfolgt im Rahmen von wissenssoziologischen Überlegungen
und insbesondere der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA). Ausge-
hend von diesem konstruktivistischen Ansatz ist es möglich, politikwissenschaft-
30 Einleitung

liche mit diskursanalytischen und -theoretischen Fragestellungen zu verbinden


(vgl. Kapitel 1.3.2.1).
Die besetzungspolitische, deskriptive Seite der Repräsentation wird metho-
disch hauptsächlich über das Führen von Experteninterviews, die Analyse von
(besetzungspolitischen) Fakten zur DIK sowie das Heranziehen von Sekundärli-
teratur erschlossen. Die symbolische Dimension entfaltet sich im diskursanalyti-
schen Teil der vorliegenden Studie. Das vornehmliche Ziel der Analyse der poli-
tischen Repräsentation in der Islamkonferenz ist es, Informationen zu Kriterien
der Auswahl der muslimischen DIK-Repräsentanten20 und damit verbundene
Selektionsmechanismen zu erschließen. Während die methodologische Herange-
hensweise in Bezug auf die hierfür genutzte Primär- und Sekundärliteratur keiner
weiteren Erläuterung bedarf, wird das in dieser Arbeit verwendete Expertenin-
terview im Hinblick auf die theoretische Perspektive und das methodische Vor-
gehen eingehend expliziert (vgl. Kapitel 1.3.1). Die diskursanalytische Untersu-
chung der medialen Repräsentation dient in dieser Forschungsarbeit dem Zweck,
Repräsentationsungleichgewichte bzw. -defizite der DIK-Akteure in der Medien-
arena aufzudecken. Damit verbunden soll eine Antwort auf die Frage gefunden
werden, inwiefern die Resultate der politischen Selektionsprozesse, die die ‚Öf-
fentlichkeitskarrieren‘ der Akteure maßgeblich beeinflussen, den deskriptiven
und symbolischen Repräsentationskonzepten im Allgemeinen und den Repräsen-
tativitätsansprüchen der Islamkonferenz im Besonderen entsprechen (vgl. Ge-
rhards et al. 1998, S. 42). Das hierfür herangezogene Konzept der Wissenssozio-
logischen Diskursanalyse sowie die einzelnen in der Printmedienanalyse ange-
wandten Schritte und analytischen Instrumentarien werden ebenfalls ausführlich
dargelegt (vgl. Kapitel 1.3.2).

1.3.1 Experteninterviews

Theoretische Einordnung des Experteninterviews

In der vorliegenden Arbeit werden Experteninterviews geführt, um Daten zu


erheben, die die offiziell zugänglichen Quellen zur Besetzungspolitik im Rah-
men der Deutschen Islam Konferenz ergänzen.21 Mit Bezug auf Meuser und

20 Die Bezeichnung der Teilnehmer der DIK als ‚muslimisch‘ wird nachfolgend vor dem Hinter-
grund verwendet, dass die Partizipanten als Repräsentanten der Muslime in die DIK eingeladen
und von staatlicher Seite mit der Kategorie ‚muslimisch‘ versehen wurden. Wie im Zuge der
Arbeit deutlich wird, sind einige Akteure im Hinblick auf ihre Zugehörigkeit zum muslimi-
schen Glauben durchaus umstritten (vgl. Diskussion in Kapitel 3.2).
21 Zu methodischen und theoretischen Diskussionen zum Experteninterview vgl. bspw. Bogner
und Menz (Bogner und Menz 2002b).
Methodisches Vorgehen 31

Nagel wird das Experteninterview, das methodologisch in der qualitativen Sozi-


alforschung zu verorten ist, aus wissenssoziologischer Perspektive betrachtet. Es
ist aus dieser Sicht „als ein Instrument der Datenerhebung [zu sehen, M.B.], das
auf einen spezifischen Modus des Wissens bezogen ist - auf Expertenwissen.“
(Meuser und Nagel 2009, S. 466) Der Status als Experte ergibt sich demnach
zunächst ganz allgemein aus dem jeweiligen Verwendungszusammenhang des
Interviews, welcher sich auf das Kontext- und/oder Betriebswissen der Inter-
viewten beziehen kann (vgl. Meuser und Nagel 1991, S. 445ff., 2009, S. 470f.).
Mit dem Kontextwissen gibt der Experte Auskunft über den allgemeinen Zu-
sammenhang, der über sein individuelles Handeln hinausragt, und trägt damit
dazu bei, dass der Interviewer ergänzende Informationen in seinem Forschungs-
feld gewinnen kann. Das Betriebswissen gibt Aufschluss über das spezifische
Handeln des jeweiligen Experten und sein institutionelles Wissen. Wie von Meu-
ser und Nagel empfohlen, kommen in dieser Studie beide Wissensdimensionen
zum Tragen.
Neben dem Forschungsinteresse, das entscheidend für die Auswahl von In-
terviewpartnern ist, sind diejenigen Akteure als Experten zu bezeichnen und
auszuwählen, die über relevantes Wissen im Themengebiet verfügen, das nicht
jedem zugänglich ist. Ihre Expertise „[…] ist sozial institutionalisiert und an
einen spezifischen [problemzentrierten, M.B.] Funktionskontext gebunden, wenn
auch in anderer Weise als die in der Berufsrolle fundierte.“ (Meuser und Nagel
2009, S. 468)22 Bogner und Menz stellen weiterhin fest, dass ein Experte da-
durch gekennzeichnet ist, dass sein Wissen in der Praxis Gewicht hat und er die
Option besitzt, seine Positionen im entsprechenden Handlungskontext durchzu-
setzen (vgl. Bogner und Menz 2002a, S. 46). Die vorliegende Arbeit schließt an
dieses Expertenverständnis an und interviewt die Akteure, die in einer bestimm-
ten Funktion in die DIK eingebunden sind, in dieser Rolle Wirkmacht besitzen
und über ein relevantes Expertenwissen im Bereich der Repräsentations- und
Selektionspolitik verfügen.
Bogner und Menz unterscheiden insgesamt drei Typen des Experteninter-
views, die zur definitorischen Abgrenzung in dieser Arbeit verwendet werden:
das theoriegenerierende, das explorierende und das systematisierende Interview
(vgl. Bogner und Menz 2002a, S. 36-39). Beim explorativen Experteninterview
geht es um die Gewinnung von Informationen in einem neuen bzw. relativ unbe-
kannten Forschungsfeld. Im systematisierenden Experteninterview steht die
lückenlose systematische Gewinnung objektiver Informationen zu einem The-
menfeld im Mittelpunkt. Das theoriegenerierende Experteninterview, welches

22 Das Deutungswissen schließt demnach den Experten als Privatperson ein; eine eindeutige
Trennung zwischen dem Interviewten als Experten und Privatperson ist nach Bogner und Menz
weder möglich noch sinnvoll (vgl. Bogner und Menz 2002a, S. 44f.).
32 Einleitung

von Meuser und Nagel entwickelt wurde, zielt in Abgrenzung zu den anderen
beiden Interviewtypen nicht allein „auf das explizite Sonderwissen des Experten
bzw. der Expertin […], sondern auch auf das implizite Handlungs- und Deu-
tungswissen, das in der (professionellen) Praxis erworben wird.“ (Littig 2008)
Das Deutungswissen ist dabei als analytische Konstruktion aufzufassen, die
durch die Interpretationsleistung des Forschers hergestellt wird (vgl. Bogner und
Menz 2002a, S. 44). Im Rahmen dieser Studie wird auf das theoriegenerierende
Interview zurückgegriffen, da es nicht nur um die bloße Informationsgewinnung
im Untersuchungsfeld ‚Repräsentationspolitik in der DIK‘ gehen soll, sondern
auch um die subjektive Dimension des Expertenwissens, wenn es etwa um Ein-
schätzungen und Positionierungen der Interviewten zur Besetzungspolitik in der
Islamkonferenz geht.

Erstellung des Interviewleitfadens und Interviewführung

Üblicherweise werden Experteninterviews leitfadengestützt geführt, also auf der


Grundlage einer Liste mit offen formulierten Fragen (vgl. Gläser und Laudel 2006,
S. 107). Auch in den für diese Arbeit geführten Experteninterviews wird das offene
Leitfadeninterview verwendet, um über das explizite Kontextwissen hinaus auch
das Betriebswissen erfragen zu können, das teilweise unbewusst vorhanden und
nicht unmittelbar abzufragen ist (vgl. Meuser und Nagel 2009, S. 472; Bogner und
Menz 2002a, S. 42). Die notwendige Rekonstruktion dieses verborgenen Wissens
kann nur erfolgen, wenn die Experten Raum für die Artikulation eigener Vorstel-
lungen erhalten, indem sie u. a. Sachverhalte erläutern und hierfür Beispiele geben.
Das leitfadengestützte Experteninterview eröffnet diesen Raum (vgl. Gläser und
Laudel 2006, S. 111; Meuser und Nagel 2009, S. 472).
Durch die Vorstrukturierung des Interviews in Form eines Leitfadens erhält
der Interviewer alle notwendigen Informationen, auf deren Grundlage er sicher
und kompetent im Gespräch auftreten kann. Gleichzeitig ist für den erfolgreichen
Verlauf des Interviews wesentlich, dass der Leitfaden vom Interviewer lediglich
als ‚Thementableau‘ betrachtet wird, mit dem er flexibel umgeht, um sich den
jeweiligen Situationen anpassen zu können (vgl. Meuser und Nagel 2009, S.
472ff.). Daran anknüpfend ist insgesamt die Schaffung eines professionellen und
angenehmen Gesprächsklimas unerlässlich, das letztlich dazu dienen soll, den
jeweiligen Experten zur Kooperation zu motivieren und alle wichtigen Informa-
tionen zu erhalten (vgl. Gläser und Laudel 2006, S. 110f.; Pfadenhauer 2005, S.
117ff.). Dies führt sogleich zu der Rolle, die der Interviewer aus der Sicht des
befragten Experten während des Gesprächs einnimmt. Bogner und Menz haben
für die Beschreibung der Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem eine
Typologie entwickelt, die eine Zuordnung beider Gesprächspartner in Abhängig-
Methodisches Vorgehen 33

keit vom Kontext, vom Gesprächsverlauf, von geteilten Lebenserfahrungen etc.


erlaubt. Sie ist in insgesamt fünf Typen unterteilt (vgl. Bogner und Menz 2002a,
S. 50ff.):

 Der Interviewer als Co-Experte,


 der Interviewer als Experte einer anderen Wissenschaft,
 der Interviewer als Autorität,
 der Interviewer als Komplize,
 der Interviewer als potentieller Kritiker.

In den im Rahmen dieser Studie geführten Interviews variieren die Rollen - je


nach befragtem Experten - zwischen dem Co-Experten, dem Experten einer
anderen Wissenschaft sowie dem ‚Komplizen‘23. Während der Co-Experte als
fachlich kompetenter und gleichberechtigter Gesprächspartner auftritt, der sich
mit dem Befragten fachbezogen austauscht, ist der Experte einer anderen Wis-
senschaft zwar ebenso kompetent wie der Co-Experte, unterscheidet sich von
dem Interviewten jedoch in seiner disziplinären Ausrichtung und damit in sei-
nem Wissensstand zum Themenfeld. Beim Typus des Komplizen wird von nor-
mativen Gemeinsamkeiten zwischen Interviewer und Experten ausgegangen,
wodurch der Interviewer zur Vertrauensperson wird und dadurch etwa Zugang
zu inoffiziellen Informationen erhalten kann.24 Während bei den hier durchge-
führten Interviews die beiden erstgenannten Rollen je nach fachlicher Orientie-
rung des Gesprächspartners eingenommen wurden, ergab sich die Rolle als Ver-
trauensperson meist im Laufe des Gesprächs, wenn etwa der geteilte Migrations-
hintergrund kommuniziert wurde und die Interviewerin aus Sicht der Experten
als Vertraute mit ähnlichem Erfahrungshorizont betrachtet wurde. Die Rollen
waren dabei teilweise nicht über den gesamten Interviewverlauf hinweg kon-
stant, sondern änderten sich in Abhängigkeit von Situation und/oder Gesprächs-
thema.
Bei der konkreten Ausgestaltung des Leitfadens wird insbesondere auf Glä-
ser und Laudel zurückgegriffen: Die Interviewfragen werden ausformuliert, um
dem Interviewer zum einen Sicherheit im Gesprächsverlauf zu geben. Zum ande-
ren wird mittels dieser ‚Standardisierung‘ eine Vergleichbarkeit der Interviews
mit den jeweils verschiedenen Experten gewährleistet (vgl. Gläser und Laudel

23 Die Bezeichnung ‚Komplize‘ ist alltagssprachlich eindeutig negativ konnotiert und wird ge-
wöhnlich im Zusammenhang mit Straftaten im Sinne einer Mittäterschaft verwendet. Sie ist
daher leicht irreführend. Die Rolle als sogenannter ‚Komplize‘ beinhaltet stattdessen, dass der
Interviewer als Vertrauensperson auftritt, die Erfahrungen mit dem Experten teilt.
24 Eine Übersicht zu den Vor- und Nachteilen der einzelnen Interviewer-Typen sind bei Bogner
und Menz zu finden (vgl. Bogner und Menz 2002a, S. 62f.).
34 Einleitung

2006, S. 140). Alle Fragen werden weiterhin im Hinblick auf ihre Relevanz, auf
Inhalte und mögliche Antworten sowie auf die Formulierung und Platzierung
innerhalb des Leitfadens entwickelt und geprüft. Je nach Interviewpartner wer-
den die Leitfragen modifiziert, um auf den Experten individuell eingehen und
spezialisiertes Wissen abrufen zu können (vgl. Gläser und Laudel 2006, S.
145ff.). So variieren beispielsweise einige Leitfragen für die Interviews mit mus-
limischen Repräsentanten, die zum Zeitpunkt des Gesprächs als eingeladene
Mitglieder der DIK zu verzeichnen waren, von denen, die die DIK aufgrund von
Konflikten bereits verlassen hatten.

Auswahl der Experten

In Anknüpfung an Gläser und Laudel sind bei der Auswahl von Interviewpart-
nern für diese Studie zwei Kernfragen entscheidend (vgl. Gläser und Laudel
2006, S. 113):

 Wer besitzt relevantes Wissen?


 Wer ist bereit und verfügbar?

Für die vorliegende Arbeit ist ein weiteres Auswahlkriterium, dass sowohl mus-
limische Repräsentanten aus der ersten Phase der DIK als auch aus der zweiten
Phase befragt werden sollen, um etwaige Veränderungsprozesse in der DIK-
Besetzungspolitik zu erfassen. Weiterhin sollen solche Verbände berücksichtigt
werden, die in Bezug auf Größe und Mitgliederstruktur variieren, um unter-
schiedliche Perspektiven zur Repräsentation in der DIK unter den islamischen
Organisationen einzufangen.
Die Anzahl der ausgewählten Experten orientiert sich neben dem zeitlichen
Faktor, der sich vor allem in der Durchführung und Auswertung der Interviews
äußert, insbesondere an dem „Ausmaß, in dem man durch die Einbeziehung
zusätzlicher Interviewpartner die empirische Absicherung der Rekonstruktion
verbessert“ (Gläser und Laudel 2006, S. 111), also zur Informationsgewinnung
beiträgt.
Für diese Arbeit wurden schließlich folgende sieben Experten interviewt:

 Dr. Ezhar Cezairli: Zahnärztin, Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Clubs;


sie nahm als Einzelperson an der ersten Phase der DIK teil; Interview ge-
führt am 14.11.2012 in Frankfurt a. M.
 Dr. Armina Omerika: Islamwissenschaftlerin, die als Einzelperson an dem
Beginn der zweiten Phase der DIK teilnahm, ihre Teilnahme aber nach kur-
zer Zeit kündigte; Interview geführt am 12.11.2012 in Bochum.
Methodisches Vorgehen 35

 Turgut Yüksel: Soziologe, der als Einzelperson an der ersten Phase der DIK
teilnahm; Interview geführt am 14.11.2012 in Frankfurt a. M.
 Sineb El Masrar: Herausgeberin und Chefredakteurin des Gazelle-Maga-
zins, die als Einzelperson an der zweiten Phase der DIK teilnahm; Interview
geführt am 08.03.2013 in Berlin.
 Ayman Mazyek als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland
e. V. (ZMD): nicht allzu großer, aber sehr bekannter Verband, der an der ers-
ten Phase der DIK teilnahm; telefonisches Interview geführt am 16.01.2013.
 Ali Kizilkaya als Vorsitzender des Islamrates für die Bundesrepublik
Deutschland e. V. (IRD): großer Verband, der an der ersten Phase der DIK
teilnahm; Interview geführt am 07.11.2012 in Köln.
 Dr. Bernes Alihodzic als Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der
Bosniaken (IGBD): großer bosnisch orientierter Verband, der an der zwei-
ten Phase der DIK teilnahm; schriftliche Interviewantwort erhalten am
07.01.2013.25

Insgesamt decken die Interviewpartner damit ein breites Teilnehmer-Spektrum


der DIK ab, so dass Informationen aus allen für diese Arbeit bedeutsamen
Blickwinkeln der muslimischen Akteure gewonnen und die offiziellen Angaben
zur Repräsentations- und Selektionspolitik erweitert werden können.
Ergänzend zu den Experteninterviews mit muslimischen DIK-Repräsentan-
ten wurden überdies Hintergrundgespräche mit zwei Referenten des Bundesmi-
nisteriums des Innern (Referat M II 3: Interkultureller Dialog und Deutsche Is-
lam Konferenz) geführt, die für offizielle Interviews nicht zur Verfügung standen
und namentlich nicht genannt werden möchten. Die Unterhaltungen wurden mit
der Erlaubnis der Referenten protokolliert. Eines der Gespräche erweist sich für
die vorliegende Studie als besonders informativ und wird daher nachfolgend
verwendet.

Auswertung der Interviews

Anknüpfend an die wissenssoziologische Perspektive von Meuser und Nagel


werden folgende von den Autoren empfohlene Schritte zur Auswertung der Ex-
perteninterviews vorgenommen (vgl. Meuser und Nagel 1991, S. 455ff., 2009, S.
476f.):

25 Mit dem IGBD konnte lediglich ein schriftliches Interview geführt werden, das sich jedoch
ebenfalls an dem Interviewleitfaden orientierte und somit inhaltlich vergleichbare Ergebnisse
hervorbringt.
36 Einleitung

 Transkription: Sie erfolgt auf der Grundlage der Interviewaufnahmen, die


im mp3-Format aufgezeichnet werden. Die Verschriftlichung der Interviews
klammert prosodische und parasprachliche Aspekte aus, um den Fokus auf
den Inhalt gewährleisten zu können.
 Paraphrase: Der Text wird in thematische Einheiten sequenziert, also chro-
nologisch zum Gesprächsverlauf strukturiert und der Inhalt des Geäußerten
wiedergegeben.
 Codieren: Es erfolgt eine thematische Einordnung der paraphrasierten Text-
passagen durch textnahe Codes und eine Auflösung der Sequenzialität.
 Thematischer Vergleich: Hier beginnt die interviewübergreifende Analyse,
indem inhaltlich vergleichbare Textabschnitte der verschiedenen Interviews
nach Themen geordnet und codiert werden.
 Konzeptualisierung: Es erfolgt eine Loslösung von den Texten, indem die
Struktur des generierten Expertenwissens geordnet und benannt wird.
 Theoretische Generalisierung: Die Kategorien werden geordnet und die
Ergebnisse zu Sinnzusammenhängen verknüpft, so dass abschließend gene-
ralisierbare Aussagen getroffen werden können.

1.3.2 Printmedienanalyse

Im Folgenden wird der Ansatz der Wissenssoziologischen Diskursanalyse, der


das Fundament für die Printmedienanalyse der vorliegenden Studie bildet, sowie
das daran geknüpfte methodische Vorgehen ausführlich erläutert. Anschließend
werden die Hintergründe und Prozesse dargelegt, die für die Auswahl der einzel-
nen Zeitungen und letztlich für die Erstellung des Printmedienkorpus relevant
sind. Darüber hinaus werden die wesentlichen Aspekte im Umgang mit der Da-
tenanalyse-Software MAXQDA veranschaulicht.

1.3.2.1 Wissenssoziologische Diskursanalyse

Im Rahmen des Ansatzes der Wissenssoziologischen Diskursanalyse von Reiner


Keller erfolgt in der vorliegenden Arbeit eine „Analyse der diskursiven Kon-
struktion symbolischer Ordnungen“ (Keller 2008, S. 11). Ein Diskurs ist dabei
zu begreifen als „eine nach unterschiedlichen Kriterien abgrenzbare Aussagepra-
xis bzw. Gesamtheit von Aussageereignissen“ (Keller 2011a, S. 68), der in Be-
Methodisches Vorgehen 37

zug auf bedeutungskonstituierende Aspekte, wie etwa Ressourcenverteilungen,


untersucht werden kann.26
Die konstruktivistische Perspektive der WDA beruht auf der Grundannah-
me, dass sich Wissen aus gesellschaftlich konstruierten symbolischen Ordnungen
speist, die durch Diskurse erzeugt und verändert werden (vgl. Keller 1998, S.
35). Demzufolge konstruieren Diskurse „Realität“ (Keller 2011a, S. 67). Die
WDA hat ihren Ursprung sowohl in der soziologischen Wissenstheorie von Ber-
ger und Luckmann als auch in der Diskurstheorie von Michel Foucault. Foucault
sensibilisiert besonders für das Zusammenspiel von Macht und Diskursen bzw.
diskursiven Inhalten und Akteuren (vgl. Keller 2010, S. 204), wie sich beispiel-
haft in seinen Ausführungen zur Aussagenanalyse zeigt (vgl. Foucault 1981, S.
172ff.).27 Gemeinsam ist den genannten Ansätzen der soziologischen Wissens-
theorie und der Diskurstheorie, dass aus ihrer Sicht jegliche Wahrnehmung über
gesellschaftlich konstruiertes Wissen in Diskursen vermittelt wird.28 Mit dem
Forschungsansatz der WDA werden diese Konstruktionen und die damit verbun-
denen Objektivierungs-, Kommunikations- und Legitimierungsprozesse auf
verschiedenen Ebenen (z. B. bezüglich bestimmter Institutionen oder Akteure)
analysiert, um daran anknüpfend die gesellschaftliche Wirkung dieser Prozesse
zu untersuchen. Insgesamt verbindet die WDA die sozialwissenschaftliche Dis-
kursforschung, die die Erzeugung symbolischer Ordnungen in spezifischen insti-
tutionellen Umgebungen fokussiert, mit wissenssoziologischen Fragen, die sich
mit der alltäglichen gesellschaftlichen Wissensgenerierung und -entwicklung
auseinandersetzen. Methodisch greift die WDA auf qualitative Ansätze der Sozi-
alforschung sowie der Diskursforschung zurück (vgl. Keller 2011a, S. 58f.).
Diese Vorgehensweise ermöglicht eine Diskursanalyse, die nicht ausschließlich
auf Texte reduziert wird, sondern darüber hinaus konkrete praktische, realpoliti-
sche Zusammenhänge erfasst. Sie bereitet folglich die ideale Basis für die vor-
liegende Arbeit, die thematisch an der Schnittstelle von Politikwissenschaften
und Diskursanalyse sowie -theorie verortet ist.29 Texte - vor allem in Massenme-

26 Foucault definiert den ‚Diskurs‘ im Werk ‚Archäologie des Wissens‘ als „[…] eine Menge von
Aussagen, die einem gleichen Formationssystem zugehören. Und so werde ich von dem klini-
schen Diskurs, von dem ökonomischen Diskurs, von dem Diskurs der Naturgeschichte, vom
psychiatrischen Diskurs sprechen können.“ (Foucault 1981, S. 156)
27 Weitere Ansätze der Diskursforschung, die an die WDA angrenzen oder sich auch deutlich von
dieser abgrenzen lassen, sind bei Keller nachzulesen (vgl. Keller 2010, S. 204f., 2011a, S. 13-
64).
28 Details zu den genannten konstruktivistischen Forschungsperspektiven sind zu finden bei
Berger und Luckmann (vgl. Berger und Luckmann 1972) sowie bei Foucault (vgl. bspw. Fou-
cault 1981, 1992).
29 Ähnlich positioniert sich auch Nullmeier, der den Mangel an politikwissenschaftlich ausgerich-
teten Diskursanalysen beklagt und vorschlägt, die wirklichkeitskonstituierende Dimension von
38 Einleitung

dien - bilden hierbei eine hervorragende Analysegrundlage, da sie als Manifesta-


tion gesellschaftlicher Wissensordnungen angesehen und für das Aufdecken von
Strukturmustern und konventionalisierten Regeln genutzt werden können (vgl.
Keller 2011a, S. 78, 2008, S. 13).
Die von Keller im Kontext der WDA fokussierte Wissenskonstruktion im
Rahmen medialer Kommunikationsprozesse bildet den Ausgangspunkt der nach-
folgenden Medienanalyse (vgl. Keller 2008, S. 22); aus dieser Perspektive ist die
gesellschaftliche Ordnung das „Ergebnis einer permanenten Produktion in ein-
zelnen Sprach- und Handlungsereignissen“ (Keller 2008, S. 209) und als solche
das Produkt von Diskursen.
Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Studie u. a. die Zugän-
ge zu Sprecherpositionen und die Verteilungen von Ressourcen im Hinblick auf
die Diskursproduktion im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz analysiert
(vgl. Keller 2008, S. 323f.). Daran anknüpfend liegt der Untersuchungsschwer-
punkt insbesondere darauf, wer in den Medien überhaupt als Sprecher (an-)
erkannt wird und entsprechend ‚befugt‘ ist, bestimmte Aussagen zu tätigen und
so den Status eines öffentlich wahrnehmbaren Sprechers zu erlangen (vgl. Keller
2008, S. 134; Gerhards et al. 1998, S. 42). Hintergrund ist, „[…] dass Diskurse
mit Ermächtigungs- und Ausschlusskriterien verkoppelt sind. […] Sowohl die
Aussagen wie auch die Menge möglicher Sprecher sind unterschiedlichen Ver-
knappungsprozessen unterworfen […]“ (Keller 2008, S. 137), so dass bestimmte
Variablen, wie etwa der berufliche Status oder mediale Kommentierungen, zur
Selektion beitragen und über den Stellenwert von Aussagen im Diskurs ent-
scheiden. Bezogen auf den in der Untersuchung fokussierten Repräsentationsdis-
kurs bedeutet dies, dass die Regeln der Sprecherselektion aufgedeckt und auf
diese Weise diskursive Machtstrukturen aufgezeigt werden sollen (vgl. etwa
Keller 2008, S. 208; Gerhards et al. 1998, S. 42).
In diesem Zusammenhang wird inhaltlich auf Aspekte der von Keller ver-
wendeten Akteurskategorien der ‚Sprecherposition‘, der ‚Subjektposition‘ und
der ‚sozialen Akteure‘ zurückgegriffen.30 So ist im Mediendiskurs besonders
relevant, welchen Status die Akteure medial zugesprochen bekommen. Dieser
Status wird etwa über Faktoren wie die erworbene Qualifikation (z. B. akademi-
scher Grad), die Zugehörigkeit zu einer Organisation (z. B. zu einem Verband)

Diskursen mittels Massentextanalysen auf politische Ebenen zu übertragen (vgl. Nullmeier


2001, S. 306ff.).
30 Es erfolgt in dieser Arbeit zwar eine Anlehnung an Kellers Begrifflichkeiten, nicht jedoch eine
direkte Übernahme. Die Termini, die Keller verwendet, entsprechen zum einen nicht jedem
Aspekt, der in der vorliegenden Arbeit analytisch beleuchtet wird. Zum anderen erscheinen die
Begriffe ‚Sprecherposition‘, ‚Subjektposition‘ und ‚soziale Akteure‘ wenig trennscharf und für
diese Arbeit ungeeignet, da sie nicht eingängig auf ihre Inhalte bzw. ihre Definition schließen
lassen.
Methodisches Vorgehen 39

und/oder mittels der Prominenz (z. B. der Popularität eines Autors) gebildet. So
kann beispielsweise ein Prominentenstatus oder eine Verbandssprecherfunktion
darüber entscheiden, ob die Teilnahme an einem bestimmten öffentlichen Dis-
kurs überhaupt ermöglicht wird. Letztlich werden über den Status Diskurshierar-
chien gebildet, die über die Chancen, gehört zu werden, entscheiden (vgl. Keller
2008, S. 253, 263). Keller verwendet für diese statusbasierte Akteurskategorie
den Terminus der ‚Sprecherposition‘.
Eine weitere wichtige Kategorie bezieht sich auf die medial angebotenen
Interpretationsschemata, die entscheidend dafür sind, wie die jeweiligen Akteure
bewertet werden (bspw. als verantwortungsbewusst, radikal usw.) (vgl. Keller
2008, S. 235); Keller nennt diese Kategorie ‚Subjektposition‘.
Schließlich geht es auch um die Frage, die als Grundlage für die beiden vo-
rigen Kategorien betrachtet werden kann: Wer tritt als Sprecher und damit Aus-
sageproduzent in den Diskursen auf? Von Bedeutung ist hier insbesondere, wer
in welchen Medien spricht und welche Inhalte und Positionen in welchen Medi-
en platziert werden und sich durchsetzen können (vgl. Keller 2008, S. 223,
2011a, S. 66f.; Gerhards et al. 1998, S. 41). Die Sprecher werden dabei nicht als
individuelle Subjekte betrachtet, sondern als Repräsentanten sozialer Gruppen,
d. h. z. B. als Vertreter bestimmter Verbände (vgl. Keller 2008, S. 253). Für die
vorliegende Studie ist daher von Bedeutung, welche Gruppe die zu Wort kom-
menden Akteure vertreten. Keller bezeichnet diese Akteurskategorie mit dem
Begriff ‚soziale Akteure‘.
Grundlegend zu beachten ist, dass die WDA keine spezifische Methode be-
zeichnet und in ihrer Umsetzung der jeweiligen Forschung angepasst werden
muss (vgl. Keller 2010, S. 208). Vielmehr benennt sie „zuallererst einen Gegen-
standsbereich und ein Untersuchungsprogramm“ (Keller 2006, S. 138) im Sinne
einer „organisierenden Perspektive“ (Keller 2006, S. 138), von der ausgehend
vielfältige Methoden zur Anwendung kommen können. Auf Basis der oben dar-
gelegten Forschungsfragen speist sich das individuelle Vorgehen in der Medien-
analyse dieser Arbeit daher aus dem konstruktivistischen Rahmen der WDA, der
mit weiteren diskursanalytischen, zum Teil linguistisch geprägten Überlegungen
sowie Aspekten der Grounded-Theory-Methodologie ergänzt wird.
Die ersten forschungspraktischen Schritte dieser Untersuchung bestehen
zunächst im Festlegen des zu analysierenden Diskurses sowie der Entwicklung
einer konkreten Fragestellung und können wohl als essentielle ‚Vorarbeiten‘
eines üblichen diskursanalytischen Vorgehens bezeichnet werden (vgl. u. a. Ka-
pitel 1.1).31 Bei der Auswahl der Medien, der Zusammenstellung des Printmedi-

31 Zu diesen ersten notwendigen analytischen Überlegungen und Schritten diskursanalytischer


Untersuchungen haben etwa Keller (vgl. Keller 2006, S. 138, 2011a, S. 84f.) und Jäger (vgl.
Jäger 2006, S. 104f.) Zusammenfassungen erstellt.
40 Einleitung

enkorpus (vgl. Kapitel 1.3.2.2 und 1.3.2.3) als auch bei der Datenanalyse (vgl.
Kapitel 4) werden Kellers Überlegungen mit denen von Jäger32 verbunden und
zu einem fundierten Orientierungsrahmen für die Medienanalyse dieser Arbeit
zusammengeführt.33 Jägers (Diskurs-)Analyseleitfaden sieht nachfolgende
Schritte vor, die sich vergleichbar auch in der vorliegenden Studie finden lassen
(vgl. z. B. Jäger 2009a, S. 190ff., 2006, S. 104ff.):34 Nach einer fundiert begrün-
deten Auswahl des Untersuchungsgegenstandes (vgl. u. a. Kapitel 1) wird der
diskursive Kontext skizziert, in den der zu untersuchende Mediendiskurs einge-
bettet ist (vgl. Kapitel 4.2). Auch die Selektion der jeweiligen Zeitungen wird
begründet sowie deren Charakteristik - bspw. in Bezug auf die politische Veror-
tung - dargelegt (vgl. Kapitel 1.3.2.2). Es folgt die Erstellung eines ersten Mate-
rialkorpus (vgl. Kapitel 1.3.2.3). Dieser wird nach grundlegenden Kriterien
(grob) analysiert und schrittweise auf die für die Fragestellung wesentlichen
Texte reduziert, um zu einem Überblick über den Diskurs bzw. die Diskursstruk-
tur zu gelangen (vgl. Kapitel 4.3 bis 4.5.2). Auf der Grundlage dieser strukturie-
renden Grobanalyse werden letztlich die Diskurspositionen der einzelnen Print-
medien bestimmt (vgl. Kapitel 4.5.2 bis 4.5.4), um zur Feinanalyse exemplari-
scher Artikel je Zeitung übergehen zu können (vgl. Kapitel 4.5.5). Nach der
Feinanalyse dieser Texte bzw. Diskursfragmente wird mit Rückgriff auf die
vorigen grobanalytischen Schritte die diskursive Verhandlung des Themas bzw.
des Diskursstrangs je Zeitung reflektiert und zu einer Gesamtinterpretation des
diskursiven Verlaufs zusammengeführt (vgl. Kapitel 4.6). Den Abschluss bildet
die sogenannte ‚synoptische Analyse‘, die eine „vergleichend-zusammenfas-
sende Analyse“ (Jäger 2006, S. 106) der Printmedien vorsieht, um die Bandbrei-

32 Auch wenn der Kritischen Diskursanalyse von einigen Seiten marxistische Wurzeln nachgesagt
werden und der Ansatz daher durchaus umstritten ist (vgl. Keller 2011b, S. 152), so sind ihre
Analysen, die den politischen mit dem gesellschaftlichen und sprachlich-medialen Diskurs
verbinden, oftmals sehr detailliert und aufschlussreich. Wie die weiteren Ausführungen zeigen,
werden ähnliche Ansätze auch von zahlreichen anderen (Diskurs-)Forschern angewandt und
führen teilweise zu vergleichbaren Ergebnissen (vgl. etwa Fußnote 33 sowie Kapitel 2.1.2.2).
33 Zwischen Keller und Jäger gibt es etliche methodische Gemeinsamkeiten in der diskursanalyti-
schen Herangehensweise, die sich vom tabellarischen Erfassen aller relevanten Texte in Bezug
auf Inhalt und Diskursstränge über Kriterien bei der Reduktion des Textkorpus bis hin zur
Feinanalyse erstrecken. Hierbei wird teilweise (lediglich) mit verschiedenen Begrifflichkeiten
gearbeitet. Auch die konstruktivistische Grundannahme, dass Diskurse Wirklichkeit gestalten,
teilt Siegfried Jäger mit Reiner Keller und greift in seinen diskurstheoretischen Begründungen
ebenfalls auf Foucault zurück (vgl. Jäger 2006, S. 87ff.).
34 Dass die beschriebenen analytischen Etappen in der vorliegenden Arbeit nicht unmittelbar
nacheinander erfolgen, sondern sich über diese verteilen, liegt vor allem daran, dass die Studie
nicht ausschließlich diskursanalytisch ausgerichtet ist und sich so weitere Kapitel zwischen die
einzelnen Schritte einfügen. Auch werden die dargelegten analytischen Etappen nicht einfach
übernommen, sondern in Anpassung an die Perspektive dieser Arbeit aufgegriffen und inter-
pretiert.
Methodisches Vorgehen 41

te des Mediendiskurses zu berücksichtigen und Aussagen zum gesamten Print-


mediendiskurs treffen zu können (vgl. Kapitel 4.6, 5.1). Keller betont, dass eben
diese abschließende „Aggregation einzelner Ergebnisse zu Gesamtaussagen über
‚den Diskurs‘“ (Keller 2006, S. 141) das entscheidende Merkmal bildet, das
Diskursanalysen von den meisten anderen qualitativen sozialwissenschaftlichen
Analysen unterscheidet.
Es ist zudem festzuhalten, dass sich die Printmedienanalyse der vorliegen-
den Studie dadurch auszeichnet, dass die qualitativ ausgerichtete Untersuchung
mit quantitativen Elementen verbunden wird. Dieses komplementäre Verfahren
ermöglicht das Erfassen der grundlegenden Akteurs- und Sprecherstruktur des
Diskurses sowohl im Hinblick auf Häufigkeiten als auch in Bezug auf inhaltliche
Kategorisierungen, bevor die rein qualitative Untersuchung ausgewählter Medi-
enbeiträge erfolgt, mit der zentrale Befunde veranschaulicht werden (vgl. auch
Keller 1998, S. 50ff., 2011a, S. 79, 91).
Innerhalb des eben skizzierten Analyseleitfadens kommen so verschiedene
methodische Perspektiven zum Tragen und werden vor dem Hintergrund der
Forschungsfrage miteinander verzahnt:
Die Untersuchungsschritte im grobanalytischen und deutlich quantitativ ge-
prägten Teil der Arbeit in Kapitel 4.4 sowie in der Feinanalyse I (vgl. Kapitel
4.5.1), welche auf die Kategorisierungen und Bewertungen der DIK-Akteure
abzielt, werden in Anlehnung an die Grounded-Theory-Methodologie durchge-
führt. Mit Bezugnahme auf Keller, der unterstreicht, dass die „Adaption einiger
Vorgehensvorschläge der grounded theory für die Zwecke der Diskursfor-
schung“ (Keller 2011a, S. 105) hilfreich sein können, erweist sich dieses Verfah-
ren auch für Teile der vorliegenden Medienanalyse als besonders geeignet.
Die Grounded Theory wird von Corbin und Strauss wie folgt definiert: „A
specific methodology developed by Glaser and Strauss (1967) for the purpose of
building theory from data. […] the term grounded theory is used in a more ge-
neric sense to denote theoretical constructs derived from qualitative analysis of
data.“ (Corbin und Strauss 2008, S. 1)35 Kennzeichnend für das Vorgehen im
Rahmen der Grounded Theory sind die Konzeptbildung, die Methode des per-
manenten Vergleichs, das Theoretical Sampling als Strategie der sukzessiven
und theoriegeleiteten Auswahl von Fällen und Materialien sowie das kontinuier-
liche Schreiben von Memos (vgl. Corbin und Strauss 2008, S. 65ff., 117ff.; Mey
und Mruck 2009, S. 108ff.).

35 Detaillierte Informationen zu den Grundlagen der Grounded Theory sind bei den ‚Urhebern‘
Glaser und Strauss zu finden (vgl. Glaser und Strauss 1967); Erläuterungen zur (Weiter-)Ent-
wicklung der Forschungsstrategie sind beispielsweise nachzulesen bei Mey und Mruck (vgl.
Mey und Mruck 2009).
42 Einleitung

In dieser Studie wird beim Codierverfahren an die Grounded Theory ange-


knüpft, um auf diese Weise die oben genannten Kategorisierungen und Bewer-
tungen zu erfassen. Das Codieren ist dabei als ein fortdauernder Prozess ver-
schiedener Codierschritte zu verstehen, die im offenen Codieren, im axialen
Codieren sowie im selektiven Codieren bestehen. Während es beim offenen
Codieren darum geht, Sinneinheiten mit vorläufigen Codes zu benennen sowie
erste übergeordnete Kategorien zu entwickeln, geht es beim axialen Codieren um
das Systematisieren und Ausdifferenzieren der Kategorien und um das Herstellen
von Zusammenhängen zwischen diesen. Mit dem selektiven Codieren werden
die Kategorien verdichtet und es wird eine Kernkategorie herausgearbeitet, um
letztlich zur Theoriebildung zu gelangen (Mey und Mruck 2009, S. 116ff.). Cor-
bin und Strauss heben hervor, dass die Trennung der einzelnen Codierarten ana-
lytische Gründe hat und die Codierphasen in der Praxis - vor allem bezogen auf
das offene und axiale Codieren - stets miteinander verbunden und abgewechselt
werden (Corbin und Strauss 2008, S. 198). Wie bei Diaz-Bone und Schneider
erläutert, besitzen die Codes auch in dieser Studie einen schwächeren Status als
in der Grounded Theory vorgesehen. Sie sind hier nicht als Weg zu Schlüssel-
konzepten zu sehen, auf deren Basis eine Theorie herausgebildet wird; die Codes
müssen im Rahmen der Diskursanalyse vielmehr zu Aussagen zur Diskursstruk-
tur bzw. zum Diskurs zusammengefügt werden, um Bedeutung zu erlangen (vgl.
Diaz-Bone und Schneider 2010, S. 508).
Wichtige Kernkonzepte und -begriffe der Grounded Theory, die im Zuge
des Codierens auch in dieser Arbeit zur Anwendung kommen, sind das kontinu-
ierliche Verfassen von forschungsbegleitenden Memos als „written records of
analysis“ (Corbin und Strauss 2008, S. 117) und das Verwenden von In-vivo-
Codes. Dies sind Codes, die aus dem Text heraus entwickelt sowie benannt wer-
den und sich daher abgrenzen von jenen, für die der Wissenschaftler selbst nach
passenden Termini bzw. Formulierungen sucht (Corbin und Strauss 2008, S. 65).
Als Hilfsmittel zur Durchführung des Codiervorgangs wird in dieser Arbeit
die Software MAXQDA verwendet, welche in Kapitel 1.3.2.4 näher erläutert
wird.
Wie sich der Codierprozess in den einzelnen Analyseschritten dieser Arbeit
- auch in Bezug auf die Umsetzung mit MAXQDA - darstellt, ist in den jeweili-
gen Kapiteln genau beschrieben.
Die sich anschließende qualitative Feinanalyse erfolgt überwiegend in An-
knüpfung an den oben dargelegten Analyseleitfaden. Das Schreiben von ‚story
lines‘ (vgl. Keller 2010, S. 210) bietet nur ein Beispiel dafür, wie in der vorlie-
genden Medienanalyse methodische Überlegungen von Keller im Kontext der
WDA mit denen von Jäger kombiniert werden (vgl. Kapitel 4.5.3). Darüber hin-
aus spielen eigene, sich aus dem Forschungsgegenstand und -prozess ergebene
Methodisches Vorgehen 43

Strategien eine tragende Rolle für die konkrete Ausgestaltung der Printmedien-
analyse. Dies wird exemplarisch in der detaillierten Feinanalyse (vgl. Kapitel
4.5.5) deutlich: So unterscheidet Jäger beim feinanalytischen Vorgehen den
institutionellen Rahmen des Textes (z. B. das Benennen von Autor und Textsor-
te), die Oberflächenstruktur des Artikels (z. B. das Identifizieren von Überschrif-
ten und Sinneinheiten), die sprachlich-rhetorischen Mittel (z. B. mit Blick auf
Kollektivsymbole36, Wortschatz, Redewendungen, Anspielungen), die inhaltlich-
ideologischen Aussagen (z. B. in Bezug auf das vermittelte Gesellschaftsver-
ständnis) und die Interpretation (bspw. in Bezugnahme auf den diskursiven Kon-
text) voneinander (vgl. Jäger 1998, S. 174ff.). Wie Kapitel 4.5.5 zu entnehmen
ist, werden diese feinanalytischen Etappen für die vorliegende Studie aggregiert
und modifiziert. Vor allem wird der starke Fokus auf linguistische Aspekte zu-
gunsten einer Perspektive verändert, die der politikwissenschaftlichen Fragestel-
lung dieser Arbeit gerecht wird und vorwiegend nach inhaltlich-argumentativen
Mustern sucht. Diese können durchaus an sprachliche Aspekte geknüpft sein, die
aber nicht den Fokus der Analysen darstellen. Hier ist ersichtlich, dass der skiz-
zierte Leitfaden lediglich als grober Orientierungsrahmen für diese Arbeit dient.
Zusätzlich erwähnt sei an dieser Stelle, dass die detaillierten Untersuchun-
gen der einzelnen Zeitungsartikel in der Feinanalyse III ausschließlich mit den
Hilfsmitteln ‚Bleistift und Papier‘ - und eben nicht computergestützt - erfolgen.
Wie in der vorliegenden Studie jeweils an den einzelnen Stellen der Medi-
enanalyse vorgegangen wird, also welche Etappen genau in der Grob- und Fein-
analyse als wichtig erachtet und durchgeführt werden, ist in den jeweiligen Kapi-
teln nochmals anschaulich beschrieben (vgl. Kapitel 4.1 sowie Abbildung 4).

1.3.2.2 Auswahl der Medien

Bevor der Frage nach der medialen Repräsentation der DIK-Teilnehmer nachge-
gangen wird, ist festzulegen, welche Medien genau in diesem Zusammenhang
untersucht werden sollen. Printmedien stellen - auch bzw. insbesondere in Zeiten
des Web 2.0 - eine fundierte und überprüfbare Informationsquelle dar, die für
viele gesellschaftliche und politische Akteure in Deutschland den ersten Zugang

36 Kollektivsymbole bieten eine koppelnde Funktion in der Weise, dass sie Widersprüche verber-
gen können und dabei den Anschein von Plausibilität erwecken. Zudem führt der Einsatz sol-
cher Kollektivsymbole zur Entfaltung bestimmter Logiken, die unweigerlich mit dem Symbol
konnotiert werden. Wird also etwa in einem Artikel von einer ‚Flüchtlingsflut‘ berichtet, so ist
damit eine weitreichende Assoziationskette verbunden, die aufgrund der drohenden, ebenfalls
kollektivsymbolischen ‚Überschwemmung‘ auf Aspekte wie Chaos, Panik und Untergang an-
spielt. „Die Kollektivsymbolik wird sozusagen weitererzählt“ (Jäger et al. 1998, S. 23), wie Jä-
ger et al. anmerken.
44 Einleitung

zu zahlreichen Themen bildet. Die Tatsache, dass rund zwei Drittel der Deut-
schen über 14 Jahren regelmäßig eine gedruckte Tageszeitung lesen und der
deutsche Zeitungsmarkt der größte Europas ist, unterstreicht die Bedeutung des
Printmediums (vgl. bspw. Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V.
2012, S. 5; Pasquay 2010, S. 1). Überregionale Zeitungen haben mit einer Aufla-
ge von derzeit rund 1,5 Mio. - vor allem im Vergleich zu lokalen und regionalen
Zeitungen mit etwa 13 Mio. - zwar einen quantitativ geringen Anteil an der Ge-
samtauflage der Zeitungen von rund 23,2 Mio. (vgl. Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger e. V. 2012, S. 3), doch gelten gerade sie als sogenannte ‚opini-
on leader‘, deren Themensetzungen und Darstellungen entscheidenden Einfluss
auf andere Medien und schließlich auf die öffentliche Meinungsbildung ausüben
(vgl. Madeker 2008, S. 100; Ata 2011, S. 54). Diese oft als ‚Qualitätszeitungen‘
bezeichneten Printmedien haben einen besonderen Status der Glaubwürdigkeit
sowie Seriosität inne und bieten daher ein aufschlussreiches Fundament für die
nachfolgenden Analysen (vgl. Hafez 2002, S. 32; Jäger et al. 1998, S. 94).
Bezogen auf den diskursiven Kontext, der vornehmlich entlang von Print-
medien konstruiert wird (vgl. Kapitel 2.1.2.2), bietet die Untersuchung von Zei-
tungen überdies viele analytische Anknüpfungspunkte an Studien zum Islamdis-
kurs sowie zu angrenzenden Diskursen. Damit ergibt sich zusätzlich die Mög-
lichkeit, die medienanalytischen Befunde der vorliegenden Studie in Verbindung
mit den printmedialen Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte entspre-
chend verorten und bewerten zu können.

1.3.2.3 Datenerhebung und Zusammenstellung des Printmedienkorpus

Wie bei allen diskursanalytischen Arbeiten stellt sich auch bei der vorliegenden
Studie die Frage danach, wann die Analyse als vollständig und entsprechend
aussagekräftig erachtet werden kann. Nach Jäger geht es bei der Diskursanalyse
um das Herausarbeiten von Sagbarkeitsfeldern, die meist ohne „riesige[…] Ma-
terialmengen“ (Jäger 2006, S. 103) erfasst werden können: „Die Argumente und
Inhalte, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten sozialen Ort […] zu
einem Thema […] zu lesen […] sind, sind bemerkenswert beschränkt […].“
(Jäger 2006, S. 103) Daran anknüpfend spielen in Diskursanalysen generell und
in der vorliegenden Arbeit im Besonderen quantitative Elemente zwar eine Rol-
le, um den Diskurs auch in Bezug auf bestimmte Häufungen, etwa von Argu-
mentationen und Akteuren, erfassen zu können; doch die qualitativen Aspekte
sind für die eingangs aufgeworfenen Forschungsfragen am aussagekräftigsten
und stehen daher im Mittelpunkt dieser Untersuchung.
Beruhend auf einem vornehmlich qualitativen Ansatz werden nun unter-
schiedliche Strategien angewandt, um einen angemessenen Textkorpus für die
Methodisches Vorgehen 45

Printmedienanalyse zu erstellen. In Anlehnung an Keller erweisen sich hierbei


folgende Leitfragen als zielführend (vgl. Keller 2011a, S. 90f.):

 Welche Daten sollen im Hinblick auf die Forschungsfrage erschlossen wer-


den bzw. erweisen sich als geeignet?
 Welche Zeiträume sollen erfasst werden?
 Aus welchen Quellen können die Texte gewonnen werden?
 Welcher Datenumfang kann und soll untersucht werden, um Aussagen über
den Diskurs treffen zu können?

Auswahl und Kurzcharakteristik der Printmedien

Für die Zusammenstellung des Datenkorpus fällt die Wahl auf insgesamt sechs
Printmedien: Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt,
Die Tageszeitung, Die Zeit und Der Freitag.
Die 1945 gegründete Süddeutsche Zeitung (SZ) ist mit einer verkauften Auf-
lage von 397.033 Exemplaren37 und einer Reichweite von täglich 1,29 Mio.
Lesern38 die größte überregionale deutsche Tageszeitung. Den Posten des Chef-
redakteurs bekleidet derzeit Kurt Kister. Die SZ-Leserschaft zeichnet sich durch
ein hohes Bildungsniveau aus und durch ein im bundesdeutschen Vergleich
überdurchschnittliches Monatseinkommen (vgl. Süddeutsche Zeitung 2014a;
Axel Springer Media Impact Marktforschung 2014).39 Die SZ ist tendenziell im
sozialliberalen Spektrum zu verorten. Hauptkonkurrent im überregionalen Zei-
tungsmarkt ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung (vgl. Institut für Medien- und
Kommunikationspolitik 2014b).
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die 1949 gegründet wurde, kann
hinsichtlich ihrer Ausrichtung als ein konservatives Medium bezeichnet werden
und weist eine Auflage von 306.779 sowie eine Reichweite von etwa 750.000
Lesern auf. Die FAZ richtet sich besonders und gezielter als die Vergleichsmedi-
en an eine gesellschaftliche Elite und an Entscheidungsträger, so dass zu ihrer
Zielgruppe bspw. leitende Angestellte und Geschäftsführer gehören (vgl. Frank-

37 Alle Auflagenzahlen der hier genannten Printmedien zum Quartal 2/2014 sind online einzuse-
hen (vgl. Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.
2014).
38 Die hier angegebenen Daten zur Reichweite einzelner Zeitungen beziehen sich auf das Jahr
2014 (vgl. Axel Springer Media Impact Marktforschung 2014). Zur Zeitung Der Freitag waren
keine validen Angaben zur Reichweite abruf- oder einsehbar.
39 Grundlegende Daten zur SZ, wie z. B. zum Gründungsjahr, sind dem Süddeutschen Verlag zu
entnehmen (vgl. Süddeutsche Zeitung 2014b).
46 Einleitung

furter Allgemeine Zeitung 2014a). Sie wird von Werner D’Inka, Berthold Koh-
ler, Günther Nonnenmacher und Holger Steltzner herausgegeben.40
Die Zeitung Die Welt, die rechts-konservativ orientiert ist, hat im zweiten
Quartal 2014 eine Reichweite von 700.000 Lesern täglich und eine verkaufte
Auflage von 208.045 erzielt.41 Über die Hälfte der Leser hat ein Netto-Haus-
haltseinkommen, das mindestens bei 3.000 € liegt, sowie ein hohes Bildungsni-
veau (mindestens das Abitur). Etwa 30 % der Leser gehören zu ‚Entscheidern‘,
also etwa zu Selbständigen und leitenden Angestellten. Die Welt, deren Chefre-
dakteur aktuell Jan-Eric Peters ist, wurde 1946 gegründet und gehört zum Axel
Springer Konzern.42
Die Tageszeitung (taz) erscheint ebenfalls täglich, erreicht bei einer ver-
kauften Auflage von 58.144 rund 240.000 Leser und ist linksalternativ ausge-
richtet. Die Leserschaft ist nach Angaben der taz „überdurchschnittlich gebil-
det[…]“ (Die Tageszeitung 2014). Sie wurde 1978 in West-Berlin gegründet und
wird von der taz-Verlagsgenossenschaft eG herausgegeben. Die taz ist nicht
gewinnorientiert und hat zudem als einzige Zeitung Deutschlands eine Frauen-
quote. Chefredakteurin ist Ines Pohl (vgl. Institut für Medien- und Kommunika-
tionspolitik 2014a).
Die Zeit ist eine liberal-intellektuelle, überregionale Wochenzeitung und er-
reicht mit einer Auflage von 503.970 wöchentlich etwa 2,3 Mio. Leser. Sie wur-
de 1946 gegründet und richtet sich an eine „gehobene Zielgruppe“ (iq media
marketing 2014). Chefredakteur ist Giovanni di Lorenzo.
Auch die linksliberale Zeitung Der Freitag, welche 1990 gegründet wurde,
erscheint wöchentlich und ist mit einer Auflage von 17.339 das kleinste in der
vorliegenden Studie untersuchte Printmedium. Die Leserschaft ist überwiegend
gebildet und linksbürgerlich (vgl. Ata 2011, S. 67). Jakob Augstein ist der Ge-
schäftsführer und Chefredakteur (vgl. Der Freitag 2014).
Diese für die vorliegende Arbeit ausgewählten überregionalen Zeitungen
sind nicht nur elementarer Bestandteil der deutschen Printmedienlandschaft; sie
bilden außerdem ein breites politisches Meinungsspektrum vom linken Flügel
über die Mitte bis hin zum rechts-konservativen Bereich ab, so dass ein fundier-
ter und ausgewogener Überblick zur Medienrepräsentation gewährleistet wird.
Es ist zu erwarten, dass sich die unterschiedlichen Positionierungen der Zei-
tungen auch in der Berichterstattung zur DIK niederschlagen. Von besonderem
Interesse ist hier, ob und wie sich die verschiedenen politischen Orientierungen

40 Basis-Informationen sind im FAZ-Media Portal verfügbar (vgl. Frankfurter Allgemeine Zei-


tung 2014b).
41 Diese Auflagenzahl bezieht sich auf Die Welt und Welt Kompakt.
42 Grundlegende Daten zum Printmedium Die Welt können online eingesehen werden (vgl. Die
Welt 2014).
Methodisches Vorgehen 47

von links, rechts, liberal und konservativ in der Reflexion zur Islamkonferenz
und zu den einzelnen Repräsentanten zeigen.
So ist beispielsweise in Bezug auf die linksorientierte und tendenziell reli-
gionskritische taz (vgl. Ata 2011, S. 61) zu erwarten, dass sie der engen Koope-
ration zwischen Staat und Religion im Rahmen der DIK generell skeptisch ge-
genübersteht und sich vor allem gegen die muslimischen Verbände ausspricht;
den sogenannten ‚Islamkritikerinnen‘ steht die taz aus ihrer eher emanzipatori-
schen Perspektive heraus vermutlich positiv gegenüber. Die ebenfalls links aus-
gerichtete Zeitung Der Freitag wird dem Forum DIK, in dem die Grenzen zwi-
schen Politik und Religion zu verschwimmen scheinen, wohl ebenfalls deutlich
kritisch gegenüberstehen. In Anbetracht der oftmals sehr individuellen bzw.
eigenwilligen Themenschwerpunktsetzungen des Printmediums ist vorab nur
schwer abzuschätzen, welche Aufmerksamkeit Der Freitag der DIK insgesamt
schenkt und welche Bedeutung er der Konferenz daran anknüpfend beimisst.
Konservative Medien wie die teilweise deutlich islamkritischen Zeitungen
Die Welt (vgl. Ata 2011, S. 60) und FAZ werden die DIK im Sinne einer Steue-
rung von Integration mutmaßlich begrüßen - nicht zuletzt deshalb, weil sie vom
(konservativen) CDU-Innenminister Schäuble initiiert wurde. Ob sie ausgehend
von ihrer teilweise äußerst konservativ-nationalen Perspektive die islamischen
Verbandsvertreter vornehmlich als Bedrohung oder als adäquate, da organisierte
muslimische Vertreter betrachten, bleibt abzuwarten. Ebenso interessant ist die
Frage, wie etwa die FAZ die sogenannten ‚säkularen Muslime‘ wertet, die der
Zeitung im Hinblick auf ihre Werte- und Normenorientierung nahe stehen, und
ob bzw. wie sie diese als Vertreter der Muslime in Deutschland (de-)legitimiert.
Die SZ, die einen Großteil ihrer Ausgaben im katholisch geprägten Bayern
vertreibt (vgl. Ata 2011, S. 59) und im religions- und integrationspolitischen
Themenfeld zudem äußerst christlich-katholisch orientierte Autoren wie Matt-
hias Drobinski und Heribert Prantl einsetzt, befürwortet vermutlich das enge
Verhältnis zwischen Staat und Religion bzw. Islam in der DIK. Es ist zu vermu-
ten, dass sich die SZ in Bezug auf die staatliche Auswahl der Teilnehmer auf
muslimischer Seite durchaus kritisch positioniert.
Die Zeit wird sich aus ihrer tendenziell säkular verorteten und nicht selten
islamkritischen Perspektive vermutlich kontrovers mit dem Forum DIK und
besonders kritisch mit den Verbandsvertretern auseinandersetzen.
Mit Ausnahme der Zeitung Der Freitag ist weiterhin zu erwarten, dass
sämtliche Printmedien der Deutschen Islam Konferenz - insbesondere zu ihrem
Auftakt im Jahr 2006 - eine vergleichsweise hohe Aufmerksamkeit entgegen-
bringen. Dies ist zum einen mit dem gesellschaftspolitischen Kontext zu begrün-
den, in dessen Rahmen sich das Thema ‚Islam‘ spätestens seit dem Ereignis
‚9/11‘ zu einem Kernthema in Gesellschaft und Politik entwickelt hat (vgl. Kapi-
48 Einleitung

tel 2.1.2.2. sowie 2.2.2). Zum anderen ist die DIK ein öffentlich inszeniertes
Forum auf höchster bundespolitischer Ebene, dem vermutlich gerade in den
leitenden Printmedien eine entsprechende Bedeutung beigemessen wird.

Datenerhebung

Die Erhebung der Zeitungsartikel in den oben genannten Medien wird auf die
Jahre 2006 bis 2010 eingegrenzt, in denen jeweils eine Plenarsitzung der Islam-
konferenz stattfand. Damit ist sowohl die erste Phase der DIK (2006 - 2009) als
auch der Beginn der zweiten Phase (2010 - 2013) erfasst.
Das Ziel dieser bewussten zeitlichen Fokussierung ist, neben der ersten
Konferenzphase auch die personellen Entwicklungen mit dem Einsetzen der
zweiten DIK-Phase analytisch zu berücksichtigen. Dafür wird pro Jahr in einer
Zeitspanne von vier Wochen nach Artikeln recherchiert, um passende Beiträge
zu selektieren. Der zu untersuchende Zeitraum wird dabei auf jeweils zwei Wo-
chen vor sowie zwei Wochen nach einer Plenarsitzung festgelegt. Hintergrund
dieser Erfassung ist es, die besonders hohe mediale Aufmerksamkeit zu nutzen,
die sich in diesen Vor- sowie Nachphasen der DIK-Plenarsitzungen zeigt.
Die Recherche nach den Zeitungsartikeln zur Islamkonferenz erfolgt über
zahlreiche Kanäle: Anfangs werden alle Zeitungen, deren Archive über den
VPN-Zugang der Universität Siegen abgerufen werden können, gesichtet. Daran
anschließend werden die Datenbanken ‚LexisNexis‘ sowie ‚WISO‘ über die
Rechner der FH Hannover verwendet; bei der Suche mit Hilfe dieser beiden
Datenbanken stellt sich heraus, dass die Suchergebnisse der Systeme zum Teil
unterschiedliche Treffer zu denselben Zeitungen hervorbringen, so dass erst der
sukzessive Abgleich der Ergebnisse aus beiden Datenbanken schließlich die
Zusammenstellung eines zuverlässigen Datenkorpus der jeweiligen Printmedien
ermöglicht.43 Die Artikel von Der Freitag werden dem Online-Archiv der Zei-
tung entnommen.
Die Eingabe der Suchbegriffe erfolgt ebenfalls vielfältig, um alle Artikel
rund um die Deutsche Islam Konferenz erfassen zu können. Die Suche reicht
hier von ‚DIK‘ über ‚Islamkonferenz‘ bis hin zu ‚Islam UND/ODER Konferenz‘.
Mit dem manuellen Sichten jedes einzelnen Artikels und der anschließenden
Selektion wird gesichert, dass nur jene Dokumente, die (auch) das Thema DIK
beinhalten, in den Printmedienkorpus aufgenommen werden. Es findet an dieser
Stelle noch keine Auswahl nach spezifischen Textsorten statt, um nicht bereits
eine Vorauswahl zu treffen und somit die Ergebnisse unnötig einzuschränken.

43 Zur Problematik bei der Verwendung der Datenbanken vgl. z. B. Rauer (Rauer 2008, S. 137),
Madeker (Madeker 2008, S. 99ff.) und Keller (Keller 2011a, S. 90).
Methodisches Vorgehen 49

Stattdessen umfasst der Printmedienkorpus, der aus insgesamt 350 Dokumenten


besteht, eine ausgesprochen facettenreiche Sammlung aus Kommentaren, Be-
richten, Kurzmeldungen, Interviews und sonstigen Textsorten, die einen sehr
breiten Einblick in die Medienberichterstattung zur DIK gewährleisten (vgl.
hierzu auch Keller 2011a, S. 88f.).

1.3.2.4 Computergestützte Datenanalyse

Um den umfangreichen Printmedienkorpus adäquat bearbeiten zu können, wird


im Rahmen der Medienanalyse dieser Arbeit die Software MAXQDA verwen-
det. Diese Anwendung ist für die computergestützte qualitative Daten- und Text-
analyse konzipiert und kommt vor allem in den Sozialwissenschaften sowie im
Kontext von Diskursanalysen zum Einsatz. Mit MAXQDA lassen sich größere
Textmengen strukturieren und bearbeiten. Die Software bietet zudem Funktionen
an, die hilfreich sind, wenn qualitative Analysen mit quantitativen Elementen
kombiniert werden (vgl. Keller 2011a, S. 103; Kuckartz 2010, S. 18).
In der vorliegenden Studie dient die Software vor allem als Hilfsmittel, um
den Textkorpus strukturiert zu archivieren und das Codierverfahren wie oben
beschrieben nach der Grounded Theory durchzuführen. Mit den Möglichkeiten
etwa Codes zu vergeben, ein Logbuch zu führen und Memos zu schreiben, kön-
nen genau jene Vorgänge computergestützt durchgeführt werden, die der
Codierprozess erforderlich macht. Es sei an dieser Stelle betont, dass in sämtli-
chen Teilen dieser Studie, in denen die jeweiligen Arbeitsschritte in MAXQDA
beschrieben werden, die Software stets lediglich als Hilfsmittel für die Durchfüh-
rung des Codierens verstanden wird, das auf den Prinzipien der Grounded Theo-
ry aufbaut und in diesem Zusammenhang reflektiert wird. Zu den Möglichkeiten
und Grenzen dieser computergestützten Datenanalyse äußern sich Corbin und
Strauss sehr treffend: „Computers can be used to keep a running list of concepts
and a log of memos. They help the analyst shift concepts around, retrieve mem-
os, and provide easy access to what already has been done. In that sense, com-
puters are an excellent analytic tool and can be added to other analytic tools [...].
But computers don`t do the thinking needed to move a study along. Only a per-
son can do that.“ (Corbin und Strauss 2008, S. 201)
Die ersten grundlegenden Arbeitsschritte in MAXQDA bestehen stets - so
auch in der vorliegenden Studie - in dem Anlegen eines Projekts für die Texte
und im Bilden von Textgruppen innerhalb des Projektes. Daran anknüpfend folgt
der Import der benötigten Artikel im Rich Text Format (Dateiendung .rtf) in der
gewünschten Form (hier: mit Absatznummerierung). Für die vorliegende Unter-
suchung werden Ordner nach Zeitung und Jahrgang gebildet (z. B. SZ 2006, SZ
2007, FAZ 2006, FAZ 2007 etc.) und die einzelnen Artikel den Ordnern zuge-
50 Einleitung

wiesen. Die gespeicherten Artikel sind nach ihrem Import nicht mehr veränder-
bar; sie können am PC mit Unterstützung des Programmes analysiert und bei
Bedarf auch ausgedruckt werden, um einige Arbeitsphasen am Computer ggf.
mit ‚Papier und Bleistift‘-Phasen zu ergänzen, was sich auch in der vorliegenden
Untersuchung als sinnvoll erweist (vgl. Kuckartz 2010, S. 22f., 30ff.).44
Anschließend wird mit der Arbeit am Text begonnen, die im Codieren be-
steht, also in der Markierung und Zuweisung relevanter Textteile zu „aussage-
kräftigen Kategorien“ (Kuckartz 2010, S. 23) bzw. Codes, sowie in der oben
beschriebenen Entwicklung von Kategoriensystemen, die im Laufe des Analyse-
prozesses aus den Codes entstehen (vgl. Kapitel 1.3.2.1; Kuckartz 2010, S. 25).
Dabei kommen die erläuterten Codierarten des offenen, des axialen und des
selektiven Codierens zur Anwendung (vgl. auch Keller 2011a, S. 106ff.;
Kuckartz 2010, S. 77ff.).
Wie in der Grounded-Theory-Methodologie vorgesehen, werden während
des gesamten Codierprozesses Memos geschrieben; diese werden in dieser Ar-
beit insbesondere genutzt, um Codierregeln festzuhalten, aber auch, um ander-
weitige Spezifika zu notieren. Weiterhin wird das MAXQDA-Logbuch geführt,
um die jeweils durchgeführten Tätigkeiten schriftlich und datiert festzuhalten
sowie auftauchende Probleme, Fragen und Anmerkungen zu fixieren. Weitere
komplexere analytische Schritte, die unter Zuhilfenahme der Software durchge-
führt werden können, beispielsweise für die Kennzeichnung von bestimmten
Textsorten mittels der Definition und Verwendung von Fallvariablen (vgl. Kapi-
tel 4.4.4), können später auf der Grundlage der vorher erarbeiteten Codes und
Kategorien vorgenommen werden.
In den einzelnen Kapiteln der Medienanalyse dieser Studie werden alle re-
levanten Schritte, die mit MAXQDA vorgenommen werden, sukzessiv dargelegt
(vgl. Kapitel 4).

1.4 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem Grundlagenteil (Kapitel 2), der we-
sentliche Aspekte für den sich anschließenden Hauptteil erläutert und insgesamt
in drei Abschnitte gegliedert ist: Zunächst werden grundlegende Informationen
zur muslimischen Bevölkerung in Deutschland dargelegt und daraus ableitend
aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen skizziert. Es folgt ein Unter-

44 Während sich der anfängliche Versuch, sämtliche 350 Artikel für diese Untersuchung aus-
schließlich mit ‚Papier und Bleistift‘ zu bearbeiten, nicht als zielführend erwies, ermöglichte
gerade das Zusammenspiel von der Arbeit am Rechner mit der auf dem Papier einen besonders
produktiven Analyseprozess.
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direi di no: perchè in una maniera o nell’altra, presto o tardi, per
necessità, qualunque sia l’oggetto desiderato, consumo e bisogno si
devono adeguare.... O crescono i mezzi per soddisfare il bisogno o il
bisogno scema: di qui non si scappa, parrebbe. Quindi la macchina
non dovrebbe poter servire, a giudicare a lume di buon senso, che in
tempi di straordinaria carestia, per soddisfare in poco tempo una
richiesta grande e urgentissima. Per servire di continuo
occorrerebbe che esistesse anche la carestia permanente....
Le premesse del breve discorso erano riuscite lucidissime a tutti: ma
non così le conclusioni.
— La carestia permanente?... — disse l’Alverighi. — Ma neppur ora
capisco. Lo ha detto anche lei che la carestia non può essere eterna!
— La macchina fa l’abbondanza, non la carestia — osservò
l’ammiraglio.
— Anche questo — rispose la Gina — è un punto oscuro assai:
chiarirlo non è facile.... Bisognerebbe forse che raccontassi la storia
della macchina....
Fece una pausa, e poi risolutamente, sempre rivolgendosi
all’ammiraglio: — Per qual ragione — disse — crede lei, ammiraglio,
che la grande industria a macchina sia nata proprio in Inghilterra e
proprio alla fine del secolo XVIII?
— Perchè sino allora — rispose invece dell’ammiraglio l’Alverighi —
nessun popolo era stato così intelligente e ardimentoso da iniziare
un tanto rivolgimento. L’America riconoscerà sempre all’Inghilterra
questa gloria, anche quando l’avrà spogliata del suo impero
industriale.
— E come spiega, allora — chiese la Gina — che nessun popolo
d’Europa sia stato sino alla seconda metà del settecento più avverso
alle macchine dell’Inghilterra? Il governo le proibiva, e gli operai le
rompevano.... Perchè l’Inghilterra aspetta a convertirsi tra il 1770 e il
1790; e quando si converte si mette a filare e a tessere con le
macchine non, per esempio, la lana, che in Inghilterra era un’arte
antichissima, secolare, paesana, ma il cotone che era ancora un’arte
dell’India? «Indiennes, bengalines, calicot», che è Calcutta: i nomi
dicono chiaro donde venivano, nel seicento e nel settecento, i panni
di cotone che si consumavano in Europa e nelle colonie d’America.
La Francia e l’Olanda erano le nazioni che ne facevano il maggior
commercio con l’India: non l’Inghilterra, che anzi, a certi momenti
aveva perfino tentato di proibire ai suoi sudditi i panni di cotone, per
proteggere i panni paesani.... Ma ecco in quel ventennio l’Inghilterra
vince invece l’Olanda e la Rivoluzione lega le mani alla Francia:
l’Inghilterra resta dunque padrona dei mari e allora la vediamo fare
ad un tratto il suo repentino voltafaccia. Perchè? L’Inghilterra non è
mai stata molto originale; lascia di solito gli altri provar le cose
nuove; ma in compenso sa agguantare con risolutezza quando il
momento è giunto. E l’Inghilterra capì allora che quelle macchine
tanto odiate sino allora, che parevano dei sogni di menti bislacche,
potevano servirle in quel momento unico e passeggero, se lo sapeva
cogliere, a spogliar l’India di quella sua antica arte; a conquistare in
pochi anni i mercati dell’America e dell’Europa, che erano stati sino
allora clienti dell’India. E difatti subito, con diritti enormi, proibì
l’esportazione dei tessuti dall’India: obbligò gli Indiani a venderle il
cotone greggio; abolì tutti i divieti emanati prima contro il cotone;
vuotò con questa violenza e fece la carestia nei mercati d’Europa e
di America; monopolizzò la materia greggia. Nel tempo stesso portò
alle stelle gli spregiati inventori di macchine e li incoraggiò con ogni
sorta di premi; vide infatti apparire tra gli altri Watt e Arkwright;
moltiplicò le filature meccaniche, inchiodò al telaio di giorno e di
notte, nelle città e in campagna, nelle case loro e in laboratori,
uomini, donne, vecchi, fanciulli: si scervellò per inventar ogni sorta di
macchine; e in pochi anni l’importazione del cotone greggio e
l’esportazione delle stoffe quadruplicò, se ben ricordo. Nel 1815,
quando l’uragano della rivoluzione dileguò, il mondo si ritrovò in
grembo questa specie di nuovo mostro inaspettato — la grande
industria a macchina — che era nato in mezzo a quella tempesta.
Una delle più spaventose convulsioni della storia lo aveva vomitato
all’improvviso sulla terra.... E avrebbe dovuto sparire, quando il
mondo si ripacificò. Poichè insomma questo grande sforzo era stato
fatto per sfrattare una situazione momentanea, insolita, quasi unica,
che non poteva nè durare nè ripetersi.... Invece il mostro visse, anzi
prolificò....
Ma in quel momento la macchina del «Cordova» fischiò, roca,
bassa, rabbiosa.
— L’equatore, l’equatore! — gridammo, balzando in piedi, tutti,
fuorchè il capitano che, deponendo pacatamente il tovagliolo,
sorrideva e faceva cenno di no con il capo, mentre i camerieri si
avvicinavano sussurrando ossequiosamente:
— È mezzogiorno!
Ma ormai la conversazione era stata scompigliata da quel fischio
improvviso; chi si era levato non si sedette più: uno dopo l’altro si
avviarono tutti verso l’uscio. Andammo quasi tutti a tribordo, ad
aspettar che l’ufficiale venisse a segnare sulla carta il percorso,
discutendo intanto animatamente intorno alle macchine. Ma — oh
delusione — non eravamo giunti che a un grado e 29 minuti di
latitudine, a 30 gradi e 11 minuti di longitudine! Non c’era quindi
speranza di trapassare nell’altro emisfero prima di sera: ci disse
l’ufficiale. L’ora era caldissima: sul sole si era disteso un velo di
vapori sottile ed ardente: nell’immensa cerchia dell’orizzonte, le
nuvole si accavallavano, facevano montagne, grigie alle basi,
abbaglianti le vette: il mare e il cielo si scolorivano, nell’afa velata e
annuvolata che pesava sull’Oceano. Ad uno ad uno, ci disperdemmo
al riposo, nelle cabine, dopo aver convenuto che a pranzo, la sera,
avremmo continuato il discorso intorno alle macchine.
La mia signora spesso mi aveva ripetuto che in questo secolo si può
negar Dio, la patria, la famiglia, ma la macchina no; chè il dubitar
della macchina sembra un folle ardimento non meno che
l’oppugnare ancora la rotazione della terra o l’immoto stare del sole.
Mi coricai per la siesta, pensando che essa aveva proprio ragione.
Quella sua non premeditata interruzione era stata bastevole a
suscitare di improvviso una nuova discussione, più animata ancora e
più ardente delle precedenti.
II.

Non ebbero difatti neppure la pazienza di aspettar la sera, come era


stato inteso, per ripigliare la disputa. Quando, dopo essermi
trattenuto un po’ nella cabina a riordinare le mie carte, uscii verso le
quattro e mezzo sul ponte di passeggiata, vidi la mia signora, il
Cavalcanti, il Rosetti e l’Alverighi, seduti a cerchio e già infervorati ad
accapigliarsi pur sotto gli strali ardenti di cui l’Apollo equatoriale li
saettava. Chè il sole aveva voltate le spalle al mondo; ed
allontanatosi entro una grande nuvola cupa ed orlata di luce, lo
illuminava invisibile di tra le nere fenditure e i bianchi spiragli di
quella, lanciando a piombo sull’Oceano, di fianco e di sbieco
nell’atmosfera, in alto verso il cielo, una immensa raggiera di
colonne di luce: sotto le quali l’Oceano fremeva grigio e denso, e
l’aria pesava anche più afosa che a mezzogiorno. Ma nessuno
pareva accorgersene: nemmeno il Cavalcanti, il quale pur soleva
lamentarsi che l’Oceano lo intorpidisse; chè con un certo tono
risentito diceva all’Alverighi, il quale lo ascoltava arcigno:
— Le stoffe, i pizzi, i mobili, i libri, i ninnoli dei nostri nonni, li
rivedremo noi mai più? Quando io osservo i nostri mobili, i nostri ori
ed argenti, i panni che noi vestiamo; se capito in un sontuoso
albergo o in una banca o in un grande transatlantico e lì guardo quei
falsi marmi o quegli ori dozzinali che lo adornano; quando mi gingillo
nel salone di sopra e rimiro gli stucchi grossolani e posticci che
pretendono di abbellirlo o nel fumoir i fiorami d’oro su fondo rosso
che ne fregiano le pareti: ebbene allora mi vien voglia di sorridere;
mi par di rivedere i marmi, le statue, i gioielli del basso impero. Se li
ricorda, lei, Ferrero, a paragone delle squisite eleganze del primo e
secondo secolo? No, no: la macchina ci trasporta a braccia
attraverso gli oceani tempestosi: è il portento, la meraviglia, la gloria
dei nostri tempi; non sarò io che lo nego, di certo: ma la macchina ha
anche fatto scempio delle eleganze che abbellivano ogni ora dalla
vita ai nostri vecchi.... Stringi, stringi: a che si riduce la storia del
cotone narrata dalla signora Ferrero? L’India è stata spogliata,
depredata, derubata per mezzo delle macchine, in pochi anni, dai
barbari dell’Europa, di una sua antica e nobilissima arte.... L’India
l’aveva creata; e i barbari gliela hanno presa, armata mano! Se a lei
par progresso, questo! No: in altre cose i nostri tempi progrediscono:
ma decadono invece, quando imbruttiscono.
Ma a questo punto intervenne il Rosetti.
— E se discutessimo con un po’ d’ordine? La signora Ferrero aveva
incominciato a spiegarci come la macchina si è imposta al mondo
dopo esser nata per una specie di combinazione gigantesca, se si
pensa che tra gli accidenti di questa combinazione c’era nientemeno
che la Rivoluzione Francese. E voi l’avete interrotta, per discutere se
la macchina è stata benefica o malefica.... Non sarebbe meglio
prima di tutto sapere perchè l’espediente di un momento ha presa
tanta radice? Poi si discuterà degli effetti della macchina; e del
progresso anche, se volete....
Gli altri si tacquero, e:
— Perchè? — disse la Gina dopo un momento di esitanza. — Già
l’ho detto poco fa. Perchè il mondo fu abbagliato dalla riuscita
dell’Inghilterra nel cotone. Perchè in ogni paese ci fu chi sperò di
arricchire inventando o fabbricando macchine. Perchè in Europa e in
America, la forza delle tradizioni era stata indebolita dalla
Rivoluzione e dalle Guerre dell’impero. Perchè c’era l’America,
immensa e semideserta. Perchè infine dappertutto gli uomini
avevano voglia, sotto pretesto di progredire, di fare un po’ di più il
proprio comodo.
— Di non vivere più nella miseria e nell’ignoranza, lei vuol dire —
interruppe l’Alverighi.
— Intendo dire che da poi che il mondo è mondo, si era sempre
detto che fosse virtù il saper moderare i propri desideri, non
stravolere.... Ci fu un tempo che la semplicità era la virtù dei santi e
degli eroi. Ma da cento anni in qua, nossignori: la macchina vuol fare
a tutti i costi dell’uomo un animale insaziabile. Perchè non scarseggi
mai il lavoro alle macchine, tutti cercano oggi di persuadere il popolo
che il suo primo e più santo dovere è il mangiare, bevere, fumare,
muoversi, gozzovigliare, sprecare quanto più può e scimmiottar tutti i
vizi dei ricchi. Poichè questo vuole, raccomanda, impone il
progresso!
— La corruzione degli antichi è diventata il progresso dei moderni,
come ci ha mostrato suo marito nel primo dei suoi discorsi di Rio —
osservò l’ammiraglio.
— Sì. Ma Guglielmo non ha osato dire che la causa di questo
capovolgimento.... Dirò come lei, avvocato, di questo rovesciamento,
è la macchina: la macchina che ha bisogno di effettuare la
impossibile contraddizione di una carestia permanente. Eppure mi
pare evidente. Noi crediamo di essere più intelligenti dei nostri
vecchi, perchè noi fabbrichiamo delle macchine e quelli no. Ma
crede lei, avvocato, che a inventare delle macchine occorra poi un
gran sapere e un genio sovrumano? Ma se il fondatore della grande
industria a macchina è stato Arkwright, che era un barbiere! Gli
antichi conoscevano la meccanica meglio di quel che si crede:
eppure non fabbricarono molte macchine, e quelle poche quasi tutte
per la guerra: perchè con le mani riuscivano a soddisfare i loro
desideri ancora moderati; e quindi non venne a nessuno in mente la
strana idea di fabbricare con tanta spesa e fatica delle rozze mani di
legno e di ferro....
— Ma — obiettò l’ammiraglio — la macchina non sarebbe piuttosto
l’effetto anzichè la cagione di questo incremento universale dei
desideri?
— In parte, effetto, in parte causa. Succede sempre così.... Ci fu del
resto un concorso di cause diverse.... L’ho detto e lo ripeto: la
Rivoluzione Francese e le sue guerre avevano rallentati, in Europa e
in America, tutti i freni: la religione, la tradizione, il buon senso.
Senza la Rivoluzione Francese non ci sarebbe neppure la grande
industria a macchina, probabilmente. Ma la macchina è nata dal
disordine e lo partorisce. Guardi per esempio: tutti sanno che la
grande industria arricchisce certuni e rovina molti altri, che oscilla
sempre tra annate grasse e annate di rovina.... Perchè? Le buone,
quelle in cui fa fortuna chi capita, sono le annate di carestia, quando
le cose si vendono a caro prezzo: le annate invece in cui
rinviliscono, perchè la macchina ha fatta, per un momento,
l’abbondanza, sono mediocri o cattive e chi capita in queste peggio
per lui! Quindi la macchina contradice continuamente a sè
medesima, perchè, fabbricando molto e presto, fa l’abbondanza:
viceversa non prospera che nella carestia. Questa è la ragione per
cui la grande industria moderna è sempre occupata a scacciare via
dal mondo l’abbondanza che essa ha partorita, a far la carestia
permanente, moltiplicando le ricchezze; un paradosso impossibile,
come lei intende; e per effettuarlo deve ricorrere agli espedienti più
assurdi, impastoiarsi nelle contradizioni più strane: i trusts, i
sindacati, i monopoli, le tariffe protettive, i premi di esportazione, la
conquista delle colonie, lo spreco, la gozzoviglia, il lusso, il
movimento perpetuo imposto come un dovere, prima del rispetto del
padre e della madre, a tutti gli uomini, anche a quelli che non
desidererebbero che di vivere in pace, come i Turchi. Insomma la
smania del lusso cresce nel mondo a ondate; a ogni ondata nuova
corrispondono alcuni anni di carestia passeggera; che sono poi i
tempi in cui le cose si vendono care e molti fanno fortuna: e così tutti
a lavorare di lima sui vecchi freni dei nostri desideri; e lima lima,
sono tutti rotti, non ce ne è più o quasi: la ragione è scappata dal
mondo, appena la macchina è entrata....
— In compagnia della bellezza.... — aggiunse il Cavalcanti.
— Ma ha condotto seco la ricchezza, la cultura, la libertà — disse
l’Alverighi, con un tono sicuro e fermo. — Se gli uomini di oggi
spendono assai, essi lavorano pure molto.... producono quel che
consumano.
Ma la risposta fu facile.
— Producono e depredano. Non bisogna dimenticare che noi siamo
così ricchi, in parte perchè invece di sfruttare ragionevolmente
l’America la mettiamo a sacco: miniere, boschi, terre.... Sciupiamo
pazzamente i capitali edonistici, come li chiamano gli economisti; le
ricchezze naturali che non si rinnovano....
— Sciupiamo, saccheggiamo! Si fa presto a dirle, queste parole,
signora.... — rispose l’Alverighi. — Ma e poi? e anche fosse vero?
non a tutti è lecito andare a Corinto; pardon, saccheggiare un
continente. Noi saccheggiamo le due Americhe, sia pure! Aggiunga,
chè non mi fa paura di confessarlo, che saccheggiamo gli immensi
territori della Russia; e non dimentichi neppure che, se Dio vuole,
incominciamo a saccheggiare l’Africa e più la saccheggeremo in
avvenire! Tanto meglio: perchè saccheggiando noi arricchiamo e
progrediamo.... Ma insomma è vero sì o no, che noi siamo oggi
padroni, all’ingrosso se vuole, ma padroni di tutta la terra, mentre tre
o quattro secoli fa ne conoscevamo appena una piccola parte? È
vero sì o no, che cogli occhi, con il pensiero, con il calcolo noi
spaziamo nell’infinito, entriamo nelle molecole della materia e nelle
viscere della natura? È vero, sì o no, che noi abbiamo con le
macchine scorciato lo spazio e allungato il tempo, a dispetto della
natura invidiosa e gelosa, che ci aveva date delle gambe troppo
corte, un corpo troppo pesante e delle braccia troppo deboli? È vero,
sì o no, che noi abbiamo scoperte le insidie più nascoste delle
malattie? È vero, sì o no, che noi voliamo come gli uccelli e
camminiamo sott’acqua come i pesci? Tutto ciò può o non può
definirsi progresso? E avremmo in così poco tempo conquistata la
terra, l’infinito, il mondo degli invisibili, se quella furia di ambizioni e
di voglie, e l’impeto divino delle macchine, non ci avessero trascinati
in capo al mondo?
Il ragionamento mi parve facesse vacillare per un istante l’avversario
che con un fare un po’ impacciato rispose:
— Ma per giudicare un’epoca non basta guardarne le opere....
Bisogna anche dimandarsi se le idee e i sentimenti che lo
muovono.... sono nobili, alti, ragionevoli....
— E che cosa rimprovera lei al nostro secolo? — chiese subito
l’Alverighi.
La Gina titubò un attimo: poi risolutamente:
— Che è un secolo parvenu, — rispose.
— Un secolo parvenu? — chiese l’Alverighi. — E perchè? perchè
crede nel progresso?
— Sicuro. Questa famosa fisima del progresso è proprio lo specchio
innanzi cui si pavoneggiano tutti i parvenus: uomini, popoli, civiltà.
Quel che mi offende nel mondo moderno sono proprio i popoli, i
paesi, le civiltà che si dicono giovani, progressive, nuove. Una volta,
quando eran gli uomini che lavoravano e non le macchine, una
civiltà era opera e gloria di secoli: secoli di educazione, lunghissimi
sforzi, e che lavoro! In compenso; però, ogni civiltà maturava
davvero, allora.... Oggi invece.... Grazie alla macchina e all’America
e al progresso e a tante altre belle novità si improvvisano anche le
civiltà, oggi. Basta scoprire delle miniere di carbone e di ferro,
possedere un vasto territorio e un po’ di capitale: se la popolazione
manca, si racimola nei paesi troppo popolati; si fabbrica prima il
ferro, poi con il ferro ogni sorta di macchine, a cominciare dalle
ferrovie; e poi con le macchine ogni sorta di roba e robaccia, in fretta
e furia, a profusione; pochi inventori e capitalisti basteranno; dalla
moltitudine che muoverà le macchine non si richiede nè educazione,
nè cultura, e nemmeno che conosca la lingua del paese.... In pochi
decenni quel paese rigurgiterà di ricchezze: e poichè oggi gli uomini
hanno tanti bisogni e per soddisfarli, in questo lei, pur troppo, ha
ragione, occorrono metalli, grano, panni, carne, macchine e non
arte, letteratura, religione, giustizia, disciplina, morale, tutti
ammireranno quel paese dell’abbondanza come il modello del
progresso, l’esemplare della civiltà, al bel modo che la si intende
adesso. E così un’accozzaglia rimescolata a casaccio dalla furia di
far quattrini, si accorge un bel giorno di essere un gran popolo. C’è
proprio da meravigliare allora se s’inebria, se si illude di poter rifare
da capo l’universo, e insomma se si persuade che il mondo
incomincia da lei? Ma il mondo invece è vecchio, molto vecchio, più
vecchio, che non credano i popoli giovani: e non ha bisogno di esser
rammodernato ogni trenta anni.... Lei ride? È vero che l’America del
Nord è una creatura della macchina, e quindi....
Ma qui tacque, interdetta dal sorriso di trionfo che sfolgorava in volto
all’Alverighi.
— Ecco! Finalmente! La verità ha parlato! — esclamò. — Ce n’è
voluto, ma ha parlato: chiara ed ingenua per bocca sua, signora!
Sicuro: perchè i tempi moderni favoriscono l’America più che
l’Europa, l’Europa vorrebbe rimontare a ritroso la corrente dei tempi!
Perchè l’America ripete all’Europa con le sue macchine più potenti
quel tiro birbone che l’Europa già fece all’Oriente con le sue prime
macchine, abbasso dunque le macchine! Perchè nella civiltà della
macchina, la potenza di quella oligarchia intellettuale che dall’Europa
inganna mezzo il globo decade, il mondo rimbarbarisce! Sicuro:
sono le macchine, e tra queste, precipua, la ferrovia che han fatta
l’America contemporanea. L’Argentina, il Brasile, gli Stati Uniti
sarebbero oggi ancora deserti, senza le ferrovie e l’infinito numero
delle macchine agricole e industriali, inventate negli ultimi cento
anni! Proprio per questo noi Americani adoriamo la macchina,
perchè per essa noi sfruttiamo in largo, in lungo e nel profondo i
nostri sterminati territori: e possiamo trarne fuori ricchezze,
ricchezze, ricchezze; un fiume, una piena, un Oceano che coprirà il
mondo e seppellirà tutti i monumenti delle civiltà passate....
— Non ne dubitiamo — interruppe sospirando il Cavalcanti. — Ma
intanto nel chiuso Mediterraneo, Atene, Costantinopoli, Efeso,
Alessandria, Roma, Venezia, Firenze, le città madri e maestre,
chinano il capo, invecchiano, cadono in rovina, si vuotano, si
tramutano in bordelli ed osterie.... Al di là dell’Atlantico le città
officine, i mostri enormi, Filadelfia, New-York, Chicago, ergono al
cielo trionfando i grattanuvole e i camini fumanti....
— Aggiunga pure — rispose pronto e con ironico ossequio l’Alverighi
— che l’Europa tutta si accinge a mettere all’incanto e in liquidazione
quella sua vecchia civiltà di cui è tanto fiera, la parte almeno che
vale ancora un po’... E per avere in cambio dall’America ferro, grano,
cotone, petrolio, lana....
Ma la frase scatenò una piccola tempesta.
— Vede, vede dunque che ho ragione io, che la macchina rovina i
paesi poveri, — disse la Gina.
— Gli uomini non abbisognano solo di balle di cotone e di carni
agghiacciate — protestò il Cavalcanti.
— La gente crede — incalzò la Gina — che le macchine creino la
ricchezza: ma le macchine invece la cavano da dove c’è: e con
profitto solo da dove ce n’è molta, che la possano cavare
rapidamente. Per questa ragione i paesi naturalmente poveri non
possono più sfruttare le piccole loro risorse nè con la macchina, chè
costerebbe troppo, nè a mano, perchè nessuno vuole o sa più
lavorare colle mani, oggi, grazie al progresso; e tutti preferiscono
andare a porre in opera le macchine dell’America. Un bel risultato!
— La cultura sarà un’illusione, — osservò il Cavalcanti — ma
potrebbe l’uomo vivere disilluso eternamente? Non di solo pane vive
una civiltà....
— Bella civiltà, — interruppe la Gina — in cui val più per un popolo
possedere delle miniere di carbone, che una tradizione antica di
cultura. Una volta almeno, quando l’intelligenza governava il mondo,
delle splendide civiltà fiorirono anche in paesi poveri e sterili.
Si rincorrevano le obiezioni e si accavallavano, come le onde sul
mare; e l’Alverighi non poteva rispondere ad alcuna.... Ma a questo
punto di nuovo intervenne il Rosetti.
— Scusatemi se vi interrompo un’altra volta: ma a me pare che in
tutta questa vostra disputa, come del resto in quasi tutte le dispute,
sia sottinteso un malinteso. Voi credete di discutere delle macchine,
ma in realtà discutete di nuovo del progresso. Già una volta eravate
cascati, senza accorgervene, in questo argomento piuttosto
spinoso.... E ci siete ricascati adesso, perchè ciascuno di voi parla
delle macchine e degli effetti che fanno nel mondo, muovendo da
una diversa definizione sottintesa del progresso. La signora Ferrero
accusa la macchina di peggiorare invece di migliorare il mondo,
perchè estirpa da quello certe virtù e coltiva in loro vece certi vizi
come la prodigalità, l’intemperanza, l’egoismo: in altre parole essa
giudica il progresso secondo un criterio morale. Il Cavalcanti pensa
invece che il mondo, progredendo, dovrebbe diventare anche più
bello: giudica dunque il progresso anche secondo un criterio
estetico; quindi la macchina in parte almeno rimbarbarisce il
mondo.... Lei invece, avvocato, mi pare ammettere che
l’accrescimento della potenza e della ricchezza è da solo progresso:
quindi le macchine sono la provvidenza degli uomini. Come volete
intendervi se ciascuno parla una lingua diversa? Voi fate un duello
alla spada, a venti passi di distanza. Se crediamo venire a una
conclusione, bisogna che discutiamo questa altra questione: che
cosa è il progresso?
— Ma è chiaro, — rispose pronto l’Alverighi. — Il progresso è la
conquista della terra.
— La conquista della terra? come fine a sè medesima? Ma no: io
non accetto questa definizione.... — disse il Cavalcanti. — Se la
bellezza è un bene, il progresso deve accrescerlo, anche questo
come gli altri beni; e non si potrà dire che progrediscano in ogni
parte dei tempi da cui la bellezza è scacciata come una vergogna....
— Ma chi le permette di dire — chiese di nuovo pronto l’Alverighi
tagliando la parola alla Gina che accennava a parlare — che il
mondo d’oggi sia più brutto del mondo di ieri?...
Il Cavalcanti tacque un istante, come sorpreso; poi scrollando le
spalle, tra stupito e sardonico:
— Lei si sentirebbe allora l’animo di sostenere, per esempio, che
questi nostri abiti fatti a macchina, non sono più brutti di quelli che
portavan gli uomini del settecento?
Come sarebbe terminata questa strana discussione, non so: ma
ecco in quel momento sopraggiungere, placido, attillato, dignitoso,
fumando un avana grosso come le dita grassoccie tra cui lo
stringeva, il signor Vazquez. Ci salutò, si sedè in un seggiolone che
era rimasto vuoto tra noi e:
— Sempre filosofia — disse ridendo. — Il «Cordova» sarà chiamato
«el buque de los savios». Il guaio è che quel signore — e minacciò
l’avvocato con il dito — si è dato all’ozio. Aveva promesso di
scrivere, qui sul battello, il rapporto che io debbo presentare ai
banchieri di Parigi per un certo nostro affare della provincia di
Mendoza.... Ma sì! Non fa che leggere, pensare, discorrere....
Scherzosamente, il Cavalcanti gli disse che l’Alverighi ci stava
rivelando proprio allora cose più gravi e più grandi, che i più grandi e
gravi affari della terra. Ma il Vazquez non si commosse.
— Gli do vacanza — disse — sino a Gibilterra. Ma da Gibilterra in
poi lo richiamerò alle cose serie. Avrà tempo, del resto, per
discorrere. Con questa tartaruga! Venti giorni per andare da Buenos-
Aires a Genova! «Es una enormidad».
Gli obiettammo che sulle vie del Sud il carbone è più caro che su
quelle del Settentrione. Ma non vacillò.
— No, no: io andrò in dieci giorni da Buenos-Aires a Genova, ne
sono sicuro: se non sarà il carbone, sarà il petrolio, o l’elettricità, o
l’idro-aereoplano: o qualche altro portento. Ma qualche cosa sarà. Io
credo nel progresso.
— Come tutti gli Americani — osservai.
Assentì con il capo; trasse due lunghe boccate di fumo, facendo
rosseggiare la brace del sigaro; e poi:
— Dieci anni fa, andando in Europa facemmo scalo a Bahia, e lì vidi
il primo tranvai elettrico. Come rimasi, loro se lo figurano! Pensino
che a Buenos-Aires tutti i tranvai erano a cavalli, ancora! Adesso
hanno visto, in dieci anni, che cosa siamo stati capaci di fare!
Abbiamo la prima rete elettrica del mondo; anche Parigi ce la invidia,
con quei suoi vecchi omnibus a cavalli.
Tacque un momento, come pensando; poi volgendosi a guardare me
e sorridendo:
— Non è una cosa curiosa? — mi disse. — Aver fatta la Rivoluzione
Francese e aver ancora dei tranvai a cavalli?
Alquanto sorpreso da questa osservazione, gli chiesi se Parigi,
ingombra di fili e di pali, sarebbe stata più bella agli occhi suoi: ma
invece di rispondermi, seguì il filo del suo pensiero.
— L’Argentina è così prospera, perchè noi, tutto quello che si fa di
nuovo nel mondo, subito l’adottiamo. Siamo un popolo adelantado,
noi!
Poi trasse l’orologio.
— Sono le cinque e mezzo — disse. — Abbiamo tempo, avvocato,
di fare una partita, prima di pranzo. Se ne ha voglia, venga. Se no,
questo passaggio dell’equatore sarà davvero troppo noioso.
L’Alverighi non seppe rifiutare questo piccolo piacere al suo cortese
e ricco amico: e così la compagnia si disperse. Io me ne andai
pensando che senza tanto discutere il Vazquez aveva giudicata in
ultima istanza la questione del progresso. Come tanti altri americani,
del resto!
Ma l’equatore era cagione in tutta la nave di una insolita agitazione. I
passeggieri ritornavano assiduamente ogni tanto a studiare la carta;
si richiedevano a vicenda a quale ora si passerebbe; interrogavano
gli ufficiali, i camerieri, i cuochi, gli sguatteri, sebbene tutti costoro
avessero già ripetuto dieci volte all’uno o all’altro «verso sera»;
osservavano il cielo e il mare, come aspettando in quello un qualche
annuncio o mutamento improvviso. Ma inutilmente: chè il «Cordova»
traeva per l’Oceano deserto con quella sua posata e sempre eguale
andatura.... Per ingannare il tempo, intanto, uno dei mercanti
astigiani tendeva insidie alla moglie del dottore di San Paolo,
cercando di persuaderla che, se guardasse attentamente il mare con
certo cannocchiale, avrebbe veduta la «linea»; tutti si recavano ogni
tanto a dare una occhiata, nella sala da pranzo, ai preparativi per la
festa della sera, confidandosi a vicenda le dicerie che correvano. Tra
le quali che la signora Feldmann si sarebbe alla sera ornata di un
famoso diadema che costava due milioni! Avendo incontrato
l’ammiraglio solo, gli chiesi — poichè egli conosceva i Feldmann da
tempo — se credeva proprio che quel divorzio capitasse tra capo e
collo alla signora, così di sorpresa, come essa diceva. Mi rispose
che, a sua saputa, marito e moglie vivevano in buon accordo; tutti
consideravano e non pochi invidiavano la famiglia come felice: egli
inclinava perciò a giudicare falsa la diceria del divorzio, sebbene non
sapesse spiegare come fosse nata. Ma non so perchè — forse
perchè ero in sospetto — mi parve di osservare nei discorsi
dell’ammiraglio una dissimulata reticenza. A poco a poco il giorno
discolorato e caldo si spense sul mare deserto: ma l’ora del pranzo
giunse prima dell’equatore: e ci recammo tutti, in abiti da festa, alle
mense, un po’ delusi e quasi irritati contro l’irraggiungibile linea. In
compenso la sala era piena, tutti avendo fatto uno sforzo per
assistere al pranzo dell’equatore. Ultima arrivò la signora Feldmann,
che non avevo ancor veduta nella giornata, fresca e allegra come al
solito, ornata non del famoso diadema, ma del vezzo di perle
miracolosamente scampato la sera prima al piede imprudente di
Lisetta. E mi guardò, mi salutò, parlò meco e con gli altri con tanta
disinvoltura e allegria che, sebbene al primo incrociarsi dei nostri
sguardi io mi fossi sentito un poco impacciato, pochi minuti dopo non
pensavo più neppure io ai pianti e ai lamenti della sera precedente.
Restammo tutti un po’ male quando il capitano ci annunciò
sorridendo che prima delle dieci non si passerebbe l’equatore: ma
presto dimenticammo la linea, non appena, dopo la seconda portata,
il Cavalcanti pregò l’Alverighi di continuare il discorso interrotto poco
prima e di dimostrargli come non si potesse affermare che la
macchina abbia imbruttito il mondo.
— Ma è l’uovo di Colombo, — rispose pronto e allegro l’Alverighi. —
Osserviamo gli abiti, poichè lei ha scelto questo esempio....
Negherebbe lei che l’arte della seta fabbrica oggi delle stoffe che
sono una gioia degli occhi, dei portenti di bellezza, opere d’arte vere
e proprie? Oppure che tutte le altre stoffe di lana o di lino o di cotone
e via dicendo, di cui si vestono le signore, siano prive di bellezza?
Che non sia un’arte bella quella che veste le signore, con quanta
disperazione e rovina di noi sventurati mariti, lo sappiamo tutti?
Accetto sino da ora la signora Feldmann come arbitra, se delle
contestazioni nasceranno. Ma su questo punto non possono
nascerne: piuttosto lei potrebbe dire che nell’abito mascolino la
ragione della comodità è sempre anteposta alla ragione del bello.
Ma non è vero: anche nei panni che noi vestiamo l’industria moderna
cerca di infondere una favilla di bellezza, per attirare i compratori:
disegni e colori piacenti; tagli eleganti; forme che convengono alla
persona che li indossa: effetti di bellezza, insomma, come nell’abito
del settecento tutto sbuffi, pizzi, risvolti....
— Ma — interruppe il Cavalcanti scrollando le spalle — le stoffe
d’oggi sono robaccia dozzinale; e quelle altre erano monumenti
d’arte quasi eterni.
— Robaccia dozzinale! Monumenti d’arte! — rispose l’Alverighi. —
Parole sonore, non c’è che dire. Ma di grazia; e la discussione
dell’altra sera, non se ne ricorda già più, lei? Le è uscita tutta di
mente? Ho sprecato con un bel profitto il mio fiato, allora! Ma già le
discussioni sono inutili: discutiamo, litighiamo, andiamo sulle furie,
uno sembra vincere e convincere, l’altro sembra vinto e convinto,
pare che le idee si siano mosse, schiarite, scambiate da una testa
all’altra.... E mezz’ora dopo, ciascuno ricasca nelle sue vecchie
opinioni, come uno che si è mezzo svegliato a mezza notte e si
riaddormenta dopo pochi minuti. Ma questo è il momento di trarre
partito, per un caso pratico, delle nostre discussioni precedenti.... E
perciò le chiedo: con quale metro o bilancia mi vuol lei pesare e
misurare la bellezza delle mode presenti e quella delle antiche, per
scoprire che nelle presenti ce ne è meno che nelle antiche! Come
farebbe lei a dimostrarmi che le mode antiche erano più belle, se io
le dicessi — come le dico — che a me piacciono più le nuove e
presenti? No, lei, come tanti altri, scambia per decadenza dell’arte
quella che è invece la sua purificazione dagli interessi, effettuata
appunto dalle macchine. Sinchè gli uomini e le donne si vestivano di
stoffe che, per fabbricarne con le mani un metro, occorrevano dei
mesi, era naturale che la Chiesa, lo Stato, la Monarchia,
l’Aristocrazia, tutti i potentati del tempo si sforzassero di imporre quei
pochi modelli, di impedire mutamenti troppo frequenti nel gusto e
invasioni di modelli forestieri. Non c’era altro modo per assicurar
pane e lavoro alle corporazioni d’arte e ai conventi: e come potevano
imporli, quei modelli, se non persuadendo gli uomini che erano belli,
arcibelli, bellissimi? Ma anche questa non era che una opinione
rovesciabile, come dice lei, ingegnere. E difatti nessuno la professa
più ora che la macchina fabbrica rapidamente e varia con facilità;
quindi a mano a mano che la macchina trionfò, tutti i potentati del
mondo si disinteressarono (e calcò sulla parola) delle arti tessili: il
pubblico non ha più sul collo tutte le autorità della terra e del cielo,
quando si veste: oggi a chi piace una stoffa e a chi un’altra; i giudizi
dissentono, ma noi non litighiamo e non fondiamo delle cattedre di
estetica, per saper chi ha ragione e chi ha torto: ciascuno compra e
si gode quella stoffa che più gli piace: la adopera, la logora, la
smette e dimentica....
Tacque un istante aspettando. E il Cavalcanti:
— Tuttavia — osservò — il patriottismo qualche volta fa ammirar a
certuni le stoffe del paese: e lo snobismo ad altri quelle inglesi o
francesi....
— Sì — rispose l’Alverighi. — Ma i mercanti di solito ci pongono
rimedio, imbrogliando gli uni e gli altri. Vendono ai patriotti come
paesane le stoffe forestiere: e agli snobs come forestiere le stoffe del
paese....
— Vada per le stoffe gli abiti e i mobili, — disse il Cavalcanti, dopo
un attimo di esitazione. — Ma le grandi arti, l’Aristocrazia del bello....
L’Alverighi non gli diè tempo di continuare.
— Anche nelle grandi arti — lo interruppe a volo, — quella che gli
sciocchi chiamano la decadenza dell’arte, non è che la sua
liberazione dagli interessi mondani, opera del progresso. Vuol
convincersene? Volga gli occhi verso l’America, per un minuto. Gli
Europei amano ripetere che gli Americani sono degli asini con il
basto d’oro: sarà, ma intanto lei, signor Cavalcanti, l’altra sera,
disputando con me, quando io conciavo a quel modo l’«Amleto», lei
disse che gli Americani sanno ammirare il bello più degli Europei.
Quella volta, Cavalcanti, lei ha parlato da vero americano.
Il Cavalcanti fece un saluto ironico di ringraziamento: e l’ammiraglio:
— Meno male — disse volgendosi verso di lui — che questo capiti
qualche volta anche a chi nasce da una famiglia stabilita da due
secoli in America.
— Da troppo tempo! — ribattè subito l’Alverighi.
Il Cavalcanti e l’ammiraglio sgranarono gli occhi: ma l’altro proseguì
lesto:
— Due o tre generazioni dopo che si sono arricchite, le famiglie
americane ricominciano a europeizzare, smarriscono quello che io
chiamerei il senso del continente....
— Ho capito — conchiuse il Cavalcanti. — In America, di veri
Americani non ci sono che gli Europei!
Ridemmo tutti: anche l’Alverighi che di lì a un momento riprese:
— A ogni modo l’America, come lei diceva, è aperta a tutte le arti, a
tutte le scuole, a tutte le idee, senza preferenza, equamente. Non è
forse vero che noi rimpinziamo di fogli da mille i conferenzieri, i
musicisti, gli autori ed attori, i cantanti, i pittori e scultori di ogni
paese e scuola? Quale è la città d’Europa che rappresenta tante
opere di tutto il repertorio e così bene come Buenos-Aires e New-
York? È vero sì o no, che chi voglia riudire i dolci concenti dell’antica
opera italiana, deve andare non a Roma o a Milano, ma in Argentina
o negli Stati Uniti? E a lei, Ferrero, chi ha somministrati i mezzi di
continuare l’opera sua: l’Europa o l’America? E come si spiega
questo fenomeno, se l’America fosse la Tebaide dell’Intelligenza, il
Sahara della coltura? Ma che Tebaide; ma che Sahara! l’America è
disinteressata dell’arte: perchè grazie al cielo e grazie al progresso,
ha del grano, del ferro, del carbone, del petrolio e ogni altro ben di
Dio da vendere in quantità e non delle arti da imporre a nessuno, nè
dentro nè fuori. Depurate l’arte da ogni interesse: che resta? Quel
piacere incerto e vago se si vuole, ma delizioso e inebriante che dà
la bellezza, quando e a chi lo dà, come diceva lei, Cavalcanti, l’altro
giorno. Non beviamo, noi Americani, gli Champagne più famosi: non
fumiamo gli Avana più cari: non ci facciamo vestire dai sarti in voga
di Londra e di Parigi? E per qual ragione non godremmo anche,
quando ci piacciono, i bei quadri, i bei libri, la bella musica, i bei
giardini? Ma intendiamoci bene: senza credere che il piacere nostro
sia universale, e senza volere o permettere che diventi
obbligatorio.... Di tutte le cose che mi danno fastidio, la più fastidiosa
per me è la boria estetica degli Europei. Ci trattano di barbari, noi
Americani, perchè essi soli saprebbero fare e giudicare le cose belle.
Ma queste fanfaluche le vadano a raccontare ai gonzi, i signori critici
ed esteti di Europa. L’estetica è l’ultima tirannide che l’Europa vuol
imporre al mondo: ma, creda a me, ingegnere, l’America la manderà
in frantumi anche questa, ha già incominciata anzi questa gloriosa
fatica — e con quanto successo! Noi daremo a ogni uomo il diritto di
ammirare a dispetto di tutti quel che egli sente bello: la scultura
greca, la pittura giapponese, l’architettura gotica, i gratta-nuvole di
New-York o la musica futuristica degli amici di Marinetti, se gli garba.
Non più critica dunque, non più teorie estetiche, non più tradizioni,
scuole, pregiudizi o partiti presi: ma libertà, libertà, libertà.... Questo
è il solo modo sicuro di sciogliere le interminabili dispute intorno al
bello che hanno agitato gli uomini per tutti i secoli.... Libertà!
A queste parole un lampo mi attraversò lo spirito. La ragione per cui
quel mercante di Rosario, evaso dalle scuole europee, aveva
scoperto che l’arte è un piacere senza bisogno, vago e incerto;
quella ragione invano cercata per parecchi giorni era chiara adesso;
era quella! Scuoter l’autorità dell’Europa, che al Rosetti pareva così
salda. Mi ricordai quanto facilmente in America trovan favore, sotto
pretesto di modernità, le novità più rivoluzionarie dell’arte, della
letteratura e dell’estetica, che l’Europa inventa; e anche in questo
favore, di cui non avevo mai capita la ragione, mi parve di scoprire,
alla luce di quelle parole, un’oscura e inconsapevole aspirazione del
nuovo mondo a quell’indipendenza spirituale dal vecchio, che
l’Alverighi, andando per le spiccie come al solito, annunciava
imminente. Ma intanto il Cavalcanti aveva preso a rispondere:
— Che in questo che lei dice ci sia del vero — dicendo — per
l’America almeno, lo ammetto. Ma in Europa....
— Anche in Europa — interruppe l’Alverighi. — Anche in Europa la
moltitudine si è fatta smaniosa di progresso e cioè di lusso, di
comodi, di agiatezza, di istruzione. Quanto pane e quanto
companatico possono ancora largire sulla moltitudine del vecchio
mondo le arti, le lettere e le scienze che non servono all’industria, a
paragone delle terre, delle miniere, delle macchine? La pittura, per
esempio, o la scultura o la musica: quanti milioni di operai
potrebbero nutrire queste arti in Europa, anche se un popolo
riuscisse a monopolizzarle, supponendo pure che riunisse le nove
Muse in un sindacato? Sogni, chimere, fantasie d’altri tempi,
credano a me: macchine e non penne, miei signori, vuole oggi il
mondo, per sfamare i suoi popoli: l’arte sarà la magra risorsa dei
popoli poveri, che non hanno vasti territori, e miniere di carbone....
E senza badare alla meraviglia che traspariva a queste parole dalle
nostre faccie:
— A una condizione però, intendiamoci bene, — soggiunse
riscaldandosi ancora: — che gli artisti sian contenti di essere quali
sono e non altri o di più: artigiani del piacere, eletti, ben pagati, ma
artigiani: non semidei! Libertà nel pubblico, modestia negli artisti:
ecco i due principî dell’arte futura. Saprebbe lei, signora — e si volse
alla signora Feldmann, — dirmi il nome dell’artista che ha disegnata
codesta bellissima stoffa? No. Si è mai curata di conoscerlo?
Neppure. Ha pagata e ammirata l’opera; e basta. Così saranno
nell’avvenire trattati tutti gli artisti: e saranno più seri e felici. Mutano i
tempi, signori miei: guai ai popoli che non se ne avvedono: per secoli
gli uomini invece di dilagare come una piena sull’universo, si son
raggomitolati su pochi punti del globo e non volevano uscirne; in
poche forze d’arte e non avevano occhi e nervi e orecchi che per
quelle: in una sola dottrina filosofica, e in una sola credenza
religiosa, e guai a chi osasse varcarne il confine! Oggi, non più, non
più, non più.... L’uomo ha spalancate le porte dell’universo: il
progresso ha vinto: l’America è maestra. Noi vogliamo tutta la terra,
tutta la bellezza, tutti i piaceri, tutte le verità....
— Insomma — disse a questo punto il Rosetti — l’arte sarebbe,
secondo lei, un puro e semplice divertimento, posto fuori di quel gran
movimento delle cose umane, che si chiama il progresso.
— Naturalmente — rispose l’Alverighi. — E del resto è chiaro:
progredire significa imparare a far meglio o a far di più. Ora chi non

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