PDF of Globale Nukleare Entwicklungen 1St Edition Pantelis F Ikonomou Full Chapter Ebook

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Globale nukleare Entwicklungen 1st

Edition Pantelis F. Ikonomou


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Pantelis F. Ikonomou

Globale
nukleare
Entwicklungen
Einblicke eines ehemaligen
IAEO-Nuklearwaffeninspektors
Globale nukleare Entwicklungen
Pantelis F. Ikonomou

Globale nukleare
Entwicklungen
Einblicke eines ehemaligen
IAEO-Nuklearwaffeninspektors
Pantelis F. Ikonomou
Nuklearinspektor, ehemalige IAEO
Macedonia, Griechenland

ISBN 978-3-031-15275-7    ISBN 978-3-031-15276-4 (eBook)


https://doi.org/10.1007/978-3-031-15276-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-


grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer VS
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Plannung/Lektorat: Jan Treibel


Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Nature Switzerland AG und
ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Gewerbestrasse 11, 6330 Cham, Switzerland
Die strategische Macht der Nuklear-
bombe ergibt sich nicht nur aus ihrem
Besitz, sondern auch aus der Möglich-
keit, sie zu erwerben.

V
An meine Enkelkinder
Mary, Paris, Lina und Iason in der
Hoffnung, dass sie in einer Welt ohne
Nuklearwaffen leben werden.
Vorwort

In diesem Buch gebe ich zu Protokoll mein persönliches Wissen und meine Er-
fahrungen sowie die Schlussfolgerungen und Meinungen, die ich auf meiner beruf-
lichen Reise durch die Welt der Nuklearenergie gewonnen habe. Dabei versuche
ich nicht gegen die Vertraulichkeitsverpflichtungen und die Beschränkungen für
geschützte Informationen zu verstoßen. Es war eine einzigartige und faszinierende
Reise, die sich über 32 Jahre erstreckte, in denen ich als Inspektor für die Nichtver-
breitung von Nuklearwaffen und als Experte für nukleare Sicherung bei der
UN-Aufsichtsbehörde IAEO tätig war.
Ich hoffe, dass mein Vorhaben für den Leser interessant und für diejenigen nütz-
lich ist, die derzeit direkt oder indirekt die Nuklearpolitik und im weiteren Sinne
die Weltpolitik gestalten. Mein Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, das
Engagement der Wissenden zu fördern und die Entscheidungsträger zu gewissen-
haftem Handeln zu bewegen.
Die in dem Buch enthaltenen Informationen spiegeln die Fakten und Ent-
wicklungen in Bezug auf die nuklearen Fähigkeiten staatlicher Akteure sowohl für
friedliche als auch für militärische Zwecke wider. Es vermittelt Wissen über den
globalen institutionellen Rahmen und die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung
der globalen nuklearen Bedrohung, wie z. B. das internationale System der nuklea-
ren Materialkontrolle, die nukleare Sicherheitspolitik und die Verplichtungen der
nuklearen Sicherung.
Das Buch befasst sich mit aktuellen und vergangenen Nuklearkrisen – im Iran,
in Nordkorea, im Irak, in Syrien, Libyen, Südafrika usw. –, mit potenziellen
Nuklearkandidaten oder Möchtegern-Proliferatoren – im Nahen Osten und in
­Ostasien –, mit wichtigen Sicherheitsunfällen und Sicherungsvorfällen, sowie mit

IX
X Vorwort

dem ­aktuellen Stand und den Perspektiven der friedlichen als auch der militäri-
schen Nuklearprogramme der neun Nuklearwaffenbesitzer.
Das Buch reflektiert die schrecklichen Gefahren, die der Menschheit durch die
Nuklearwaffenarsenale und das nukleare Wettrüsten der Supermächte drohen. Es
unterstreicht die ungeheuerlichen Folgen eines nuklearen Angriffs und die Wahr-
scheinlichkeit eines Fehlalarms, einschließlich der zunehmenden Verwundbarkeit
des Cyberspace, die eine globale Apokalypse auslösen könnte. Darüber hinaus
werden die Nicht-Universalität des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages (NVV)
und seine „Achillesferse“ in Bezug auf die Doppelnutzung von Urananreicherung
und Plutoniumproduktion, sowie die Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung des
NVV erörtert.
Darüber hinaus unterstreicht das Buch die Notwendigkeit des Engagements von
Akademikern, Wissenschaftlern und Gelehrten auf den Gebieten der inter-
nationalen Beziehungen, der Außenpolitik, der Naturwissenschaften und der
Soziologie, sowie von Diplomaten und Journalisten, um die politischen Ent-
scheidungseliten und die Führer der Weltmächte zu mobilisieren, damit sie sich
dringend für eine vollständige, ehrliche und unumkehrbare nukleare Abrüstung
einsetzen.
Zum Schluss dieses Berichts, sind meine enthaltenen persönlichen Be-
obachtungen, Schlussfolgerungen zu vergangenen und aktuellen nuklearen Ereig-
nissen und meine Einschätzung künftiger Entwicklungen dargestellt, gefolgt von
einem Epilog mit einem politischen Vorschlag zu dieser überragenden globalen
Herausforderung:
Der ultimativen Bedrohung der Menschheit und der Zivilisation, der von Men-
schen verursachten globalen nuklearen Bedrohung, wirksam zu begegnen.

Macedonia, Griechenland Pantelis F. Ikonomou


Mai 2020
Danksagung

In erster Linie möchte ich meinem geschätzten Freund, dem ehemaligen Botschaf-
ter Griechenlands in Washington, Alexandros Mallias, für seine Anregung danken,
ein Buch über die weltweiten Entwicklungen im Nuklearbereich zu schreiben, das
auf meinen einschlägigen beruflichen Erfahrungen und Einschätzungen beruht. Er
vertrat die Ansicht, dass ein vereinfachtes Buch nützlich wäre, um die Öffentlich-
keit in Griechenland zu sensibilisieren, vor allem, wenn die entsprechenden Infor-
mationen rar und die damit verbundenen Themen komplex sind.
Ich bin auch dem historischen I. Sideris Verlag in Athen dankbar, dass im Juni
2019 meine Erzählung unter dem Titel „Globale nukleare Bedrohung“ in griechi-
scher Sprache veröffentlicht und sie an akademischen Einrichtungen und Biblio-
theken in Griechenland bekannt gemacht hat.
Als Reaktion auf die zahlreichen Anfragen ehemaliger Kollegen in der IAEO
und staatlicher Mitarbeiter in aller Welt habe ich mich entschlossen, die griechi-
sche Ausgabe des Buches zu überarbeiten, gründlich zu aktualisieren und auf Eng-
lisch zu veröffentlichen. Ich bin ihnen allen dankbar und würde mich freuen, wenn
sie das Buch kritisch lesen und sich persönlich dafür einsetzen würden.
Ich bin Mohamed ElBaradei, meinem ehemaligen Chef in der IAEO, dankbar,
der mich durch seine Haltung als Generaldirektor der Agentur und später durch
sein Buch „Das Zeitalter der Täuschung“ inspiriert hat, in dem er mit deutlichen
Worten sein Streben nach Frieden und Sicherheit in einer nuklearwaffenfreien Welt
zum Ausdruck bringt. Außerdem schätzte ich seine Ratschläge und Empfehlungen
zu meiner Erzählung sehr. Die Verleihung des Friedensnobelpreises 2005 an ihn
und die Mitarbeiter der Agentur war die höchste Anerkennung für die Bedeutung
unserer Aufgabe und die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren; all
dies hat meine Motivation gestärkt, zu dieser Aufgabe beizutragen.

XI
XII Danksagung

Ein großer Dank gebührt auch meinen Kindern Corina und Philippe für die
zahlreichen berechtigten Fragen, die sie mir immer wieder stellten und die die
Schwierigkeit des öffentlichen Verständnisses der nuklearen Entwicklungen und
ihrer Auswirkungen auf das Weltgeschehen widerspiegeln. Sie haben in mir die
Entschlossenheit geweckt, die Öffentlichkeit auf die tödliche Bedrohung aufmerk-
sam zu machen, der wir ausgesetzt sind.
Darüber hinaus bin ich meinen guten Freunden und ehemaligen Kollegen,
hochrangigen Inspektoren der IAEO, Reza Abedin Zadeh aus dem Iran, George
Moussali aus dem Libanon und Mazhar Saied aus Pakistan, für die häufigen und
langen Diskussionen, den Meinungsaustausch und die fundierten Analysen ver-
gangener und aktueller nuklearer Entwicklungen dankbar. Sie haben auf ihre Weise
den Wert des Buches definitiv bereichert.
Besondere Erwähnung verdient jedoch Vasileios Savvidis, der mir bei meinen
Bemühungen eine wertvolle Hilfe war. Ich bin Vasileios Savvidis außerordentlich
dankbar für die hochprofessionelle Überprüfung meines englischen Manuskripts
und die sprachlichen und syntaktischen Korrekturen sowie die wertvollen fach-
lichen Kommentare und Vorschläge, die er gemacht hat und die die Qualität des
Buches erheblich verbessert haben.
Ich bin auch Peter Rickwood, Leiter der Atomic Reporters und ehemaliger Kol-
lege in der Agentur, sehr dankbar, der als englischer Muttersprachler die ab-
schließende sprachliche Überprüfung des Manuskripts vorgenommen hat. Prakti­
scherweise hat Peter dafür gesorgt, dass das englische Buch für Sie nicht
griechisch klingt.
Darüber hinaus danke ich dem Springer Verlag für die Veröffentlichung und
weltweite Verbreitung meiner Ansichten in gedruckter Form sowie im E-Book-­
Format in seinem Netzwerk von über 6000 akademischen Einrichtungen, Buch-
handlungen, E-Book-Stores und auf einschlägigen internationalen Konferenzen
und elektronischen Newslettern. Ich danke Dr. Johannes Glaeser, dem Herausgeber
des Springer International Publisher, der die Entscheidung für diese Veröffent-
lichung getroffen hat, sowie Judith Kripp und Raghavy Krishnan für ihre redaktio-
nelle bzw. produktionstechnische Unterstützung.
Zu guter Letzt möchte ich meiner Frau Mary meinen tiefen Dank aus-
sprechen, die trotz meiner häufigen und langen Abwesenheit von unserem Haus
in der Vergangenheit wieder einmal volles Verständnis dafür gezeigt hat, dass
ich die letzten Monate neben ihr saß, aber geistig abwesend war, um dieses
Buch zu verfassen. Ihre Geduld war der stärkste und wertvollste Beitrag zur
Entstehung dieses Buches.
Danksagung XIII

Schließlich möchte ich mich Heute auch bei Dr. Johannes Glaeser, dem Editor
des Springer Nature bedanken, für seinen Vorschlag, eineinhalb Jahr nach der eng-
lischen Herausgabe meines Buches, diesmal es auf Deutsch zu übersetzen und zu
veröffentlichen.

Macedonia, Juni 2022 Pantelis F. Ikonomou


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    1
1.1 Geschichte, Wissenschaft, Politik – Macht und Vorherrschaft�������   1
1.2 Kernspaltung und Nuklearwaffen – Intelligenz und Absurdität�����   5
Literatur ���������������������������������������������������������������������������������������������������   6
2  akten und Institutionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    7
F
2.1 Realitäten ���������������������������������������������������������������������������������������   7
2.2 Globaler rechtlicher Rahmen ���������������������������������������������������������   9
2.2.1 Internationale Atomenergie-Organisation – IAEO�������������   9
2.2.2 Nichtverbreitungsvertrag – NVV���������������������������������������  10
2.2.3 Nuklearwaffenfreie Zonen – NWFZ ���������������������������������  11
2.2.4 Umfassender Vertrag über das Verbot von
Nukleartests – CTBT���������������������������������������������������������  12
2.2.5 Gruppe der Nuklearlieferanten – NSG�������������������������������  14
2.2.6 Resolution 1887/2009 des UN-Sicherheitsrats über
die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen und nukleare
Abrüstung���������������������������������������������������������������������������  14
2.2.7 Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen – TPNW
(Treaty for the Prohibition of Nuclear Weapons)���������������  15
2.2.8 Verträge, Konventionen, Vereinbarungen,
Resolutionen�����������������������������������������������������������������������  15
Literatur ���������������������������������������������������������������������������������������������������  17
3  ähigkeit, Bedrohung, Reaktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   19
F
3.1 Nukleare Handlungsfähigkeit���������������������������������������������������������  19
3.2 Nukleare Bedrohung�����������������������������������������������������������������������  21

XV
XVI Inhaltsverzeichnis

3.3 Umgang mit der nuklearen Bedrohung – Die drei


„S“ der IAEO ���������������������������������������������������������������������������������  23
3.3.1 Nukleare Materialkontrolle �����������������������������������������������  25
3.3.2 Nukleare Sicherheit und Sicherung�����������������������������������  26
Literatur ���������������������������������������������������������������������������������������������������  28
4 Nuklearkrisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   29
4.1 Nordkorea 1993–2020���������������������������������������������������������������������  30
4.1.1 Die Geschichte der Krise���������������������������������������������������  30
4.2 Irak 1991 und 2003�������������������������������������������������������������������������  44
4.2.1 Persönliche Erfahrung �������������������������������������������������������  44
4.2.2 Historische Ereignisse �������������������������������������������������������  44
4.3 Iran 2003–2015 und 2018–2020�����������������������������������������������������  48
4.3.1 Geschichte der Krise ���������������������������������������������������������  48
4.3.2 Folgen – mögliche Entwicklungen�������������������������������������  64
4.3.3 Kommentare�����������������������������������������������������������������������  67
4.4 Syrien 2011–2020���������������������������������������������������������������������������  68
4.4.1 Historie einer ausstehenden Emission�������������������������������  68
4.4.2 Folgen – Ergebnisse�����������������������������������������������������������  68
4.4.3 Kommentar�������������������������������������������������������������������������  69
4.5 Libyen 2003–2004 �������������������������������������������������������������������������  70
4.5.1 Geschichte �������������������������������������������������������������������������  70
4.5.2 Folgen – Ergebnisse�����������������������������������������������������������  71
4.5.3 Kommentar�������������������������������������������������������������������������  71
4.6 Rumänien 1978–1989���������������������������������������������������������������������  72
4.6.1 Geschichte �������������������������������������������������������������������������  72
4.6.2 Verdeckte nukleare militärische Dimension�����������������������  73
4.6.3 Kommentar�������������������������������������������������������������������������  75
4.7 Ehemalige Sowjetunion 1991–2000�����������������������������������������������  75
4.7.1 Neue Nuklearrisiken�����������������������������������������������������������  75
4.7.2 Mission zum Nuklearreaktor Belojarsk, 1986�������������������  76
4.7.3 Mission „Sapphire“-Kasachstan, 1993�������������������������������  80
Literatur ���������������������������������������������������������������������������������������������������  81
5  ukleare Freier oder Möchtegern-­Proliferatoren. . . . . . . . . . . . . . . .   83
N
5.1 Die Türkei: Fähiger oder gerissener Bluffer?���������������������������������  83
5.1.1 Geschichte – Planung���������������������������������������������������������  83
5.1.2 Akkuyu�������������������������������������������������������������������������������  85
5.1.3 Sinop�����������������������������������������������������������������������������������  89
5.1.4 Igneada�������������������������������������������������������������������������������  91
Inhaltsverzeichnis XVII

5.1.5 Internationale Unterstützung ���������������������������������������������  91


5.1.6 Bewertung des Nuklearprogramms der Türkei������������������  92
5.1.7 Perspektive�������������������������������������������������������������������������  93
5.1.8 Erdogan-Putin und geopolitische Ungewissheit�����������������  94
5.1.9 US-Nuklearwaffen in Incirlik���������������������������������������������  97
5.1.10 Die türkische Nuklearbombe: Realität oder Mythos? �������  98
5.1.11 Kommentare und Schlussfolgerungen������������������������������� 103
5.2 Saudi-Arabien��������������������������������������������������������������������������������� 105
5.3 Ägypten������������������������������������������������������������������������������������������� 108
5.4 Japan����������������������������������������������������������������������������������������������� 109
5.4.1 Programm für friedliche Nuklearenergie��������������������������� 109
5.4.2 Mögliche militärische Dimension ������������������������������������� 110
5.5 Südkorea����������������������������������������������������������������������������������������� 112
5.5.1 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 112
5.5.2 Mögliche militärische Dimension ������������������������������������� 113
Literatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 114
6  ukleare Unfälle – Nukleare Zwischenfälle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
N 117
6.1 Nukleare Unfälle – Sicherheit��������������������������������������������������������� 117
6.2 Nukleare Zwischenfälle – Sicherung ��������������������������������������������� 122
Literatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 129
7  VV Nuklearwaffenstaaten (NWS). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
N 131
7.1 Vereinigte Staaten��������������������������������������������������������������������������� 131
7.1.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 131
7.1.2 Trumps Doktrin und die Münchner
Sicherheitskonferenz ��������������������������������������������������������� 132
7.1.3 Globale Besorgnis und Ungewissheit��������������������������������� 136
7.1.4 Die USA und die Nuklearkrisen����������������������������������������� 138
7.2 Russland ����������������������������������������������������������������������������������������� 143
7.2.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 143
7.2.2 Gegenwart�������������������������������������������������������������������������� 144
7.2.3 Zukunft������������������������������������������������������������������������������� 146
7.3 China����������������������������������������������������������������������������������������������� 148
7.3.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 148
7.3.2 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 149
7.3.3 Militärisches Nuklearprogramm���������������������������������������� 150
7.4 Vereinigtes Königreich������������������������������������������������������������������� 151
7.4.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 151
7.4.2 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 152
7.4.3 Militärisches Nuklearprogramm���������������������������������������� 153
XVIII Inhaltsverzeichnis

7.5 Frankreich��������������������������������������������������������������������������������������� 153


7.5.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 153
7.5.2 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 154
7.5.3 Militärisches Nuklearprogramm���������������������������������������� 155
7.6 Nuklearwaffen in Nicht-Nuklearwaffenstaaten (NNWS)��������������� 156
Literatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 156
8  icht-NVV Nuklearwaffenstaaten (NNWS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
N
8.1 Indien ��������������������������������������������������������������������������������������������� 159
8.1.1 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 159
8.1.2 Militärisches Nuklearprogramm���������������������������������������� 161
8.1.3 Zukunft������������������������������������������������������������������������������� 162
8.2 Pakistan������������������������������������������������������������������������������������������� 163
8.2.1 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 163
8.2.2 Militärisches Nuklearprogramm���������������������������������������� 163
8.2.3 Zukunft������������������������������������������������������������������������������� 166
8.3 Nordkorea (siehe auch Abschn. 4.1)����������������������������������������������� 167
8.4 Israel����������������������������������������������������������������������������������������������� 168
8.4.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 168
8.4.2 Gegenwart�������������������������������������������������������������������������� 171
8.4.3 Zukunft������������������������������������������������������������������������������� 172
8.5 Südafrika����������������������������������������������������������������������������������������� 173
8.5.1 Geschichte ������������������������������������������������������������������������� 173
8.5.2 Friedliches Nuklearprogramm������������������������������������������� 174
8.5.3 Entwicklung von Nuklearwaffen��������������������������������������� 176
8.5.4 Sechsundzwanzig Jahre später������������������������������������������� 182
Literatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 183
9  eobachtungen, Schlussfolgerungen, Perspektive. . . . . . . . . . . . . . . . . 185
B
9.1 Vier Beobachtungen����������������������������������������������������������������������� 185
9.1.1 Technische „Details“ ��������������������������������������������������������� 185
9.1.2 Ein Vorspiel zu besorgniserregenden nuklearen
Entwicklungen������������������������������������������������������������������� 185
9.1.3 Gemeinsame Merkmale von Nuklearwaffenbesitzern������� 186
9.1.4 Gegenseitiger Beistand zwischen
Nuklearwaffenbesitzern����������������������������������������������������� 187
9.2 Drei Schlussfolgerungen����������������������������������������������������������������� 188
9.2.1 Nukleare Materialkontrolle nach dem ZP ������������������������� 188
9.2.2 Schütteln NVV������������������������������������������������������������������� 189
9.2.3 „Doppelte Standards“��������������������������������������������������������� 191
9.3 Düstere Perspektive – „Tetra-Polares“ Gleichgewicht������������������� 194
Literatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 200
Inhaltsverzeichnis XIX

Epilog – Vorschlag für die Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203


Anhang I: Einsteins Brief an den
US-Präsidenten F. D. Roosevelt – 1939. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Anhang II: Die politische Botschaft des
Friedensnobelpreises 2005. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
Anhang III: Weltweiter Überblick über
Leistungsreaktoren und Anteil der Nuklearenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
Anhang IV: Im Bau befindliche Kernkraftreaktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Anhang V: Status der Nuklearwaffenarsenale
(Sprengköpfe) im Jahr 2019. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Anhang VI: Weltweite Anreicherungskapazität – in Betrieb
und geplant (Tausend SWU/Jahr). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Anhang VII: Internationale Skala nuklearer und radiologischer
Ereignisse (INES) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
Akronyme

AEB Atomenergiebehörde (Südafrika)


AEC Atomic Energy Corporation (Südafrika)
AFTAC Technisches Anwendungszentrum der Luftwaffe (USA)
ANWFZ Afrikanische Nuklearwaffenfreie Zone
AP Zusatzprotokoll
ASBM Ballistische Anti-Schiffs-Rakete
AVLIS Isotopentrennung mit dem Atomdampflaser
BoG/IAEA Gouverneursrat der IAEO
BOO Bauen, Betreiben, Besitzen
CACNARE Übereinkommen über Hilfeleistung bei nuklearen Unfällen
oder radiologischen Notfällen
CAEA Chinesische Atomenergiebehörde
CANDU Kanada Deuterium-Uranium-Reaktor
CANWFZ Atomwaffenfreie Zone Zentralasien
CEA Commissariat à l’ Energie Atomique (Frankreich)
CENNA Übereinkommen über die frühzeitige Benachrichtigung bei
nuklearen Unfällen
CGN Chinesisches Unternehmen für Kernkraftwerke
CIA Zentraler Nachrichtendienst (USA)
CNNC Zentrum für Nichtverbreitung Nukleargesellschaft
CNS Zentrum für Nichtverbreitungsstudien in Monterrey (USA)
CNS Übereinkommen über nukleare Sicherheit
CPPNM Übereinkommen über den physischen Schutz von
Nuklearnmaterial

XXI
XXII Akronyme

CSA Umfassendes Abkommen über Sicherungsmaßnahmen


CSIC China Shipbuilding Industry Corporation
CTBT Umfassender Teststoppvertrag
CTR Kooperative Bedrohungsminderung, Nunn-Lugar
DAE Ministerium für Atomenergie (Indien)
GD/IAEA Generaldirektor der IAEO
DoE/US Energieministerium der Vereinigten Staaten
DVRK Demokratische Volksrepublik Korea
EPR Europäischer Druckwasserreaktor
ERL Technische Forschungslaboratorien (Pakistan)
EURATOM Europäische Atomenergiegemeinschaft
EURDEP Europäische Plattform zum Austausch von
Radioaktivitätsdaten
FBR Schneller Brutreaktor
G77 Gruppe von 77
GAEC Griechische Kommission für Atomenergie
GAO/US Amt für Rechenschaftspflicht der Regierung der USA
GICNT Globale Initiative zur Bekämpfung des Nuklearterrorismus
HEU Hochangereichertes Uran
HLW Hochaktive (radioaktive) Abfälle
IAEA Internationale Atomenergieagentur
IAEO Internationale Atomenergieorganisation
IAEC Israelische Atomenergiekommission
ICBM Ballistische Interkontinentalrakete
ICONS Internationale Konferenz über nukleare Sicherheit
ICSANT Internationales Übereinkommen zur Unterdrückung
nuklearterroristischer Handlungen
IEC/IAEA Störfall- und Notfallzentrum der IAEO
IISS Internationales Institut für Strategische Studien
INC Israelische Nuklearkapazitäten
INES Internationale Skala nuklearer Ereignisse
INF Intermediate Nuclear Forces (Vertrag)
INIR Integrierte Überprüfung der nuklearen Infrastruktur
INVO Irakisches Büro für nukleare Verifikation
IRMIS Internationales Informationssystem zur Strahlenüberwachung
ISPRA Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission
ITDB Datenbank für Vorfälle und Menschenhandel
JCPOA Gemeinsamer Umfassender Aktionsplan
Akronyme XXIII

JCSSF & RWM Gemeinsames Übereinkommen über die Sicherheit der


Behandlung abgebrannter Brennelemente und über die
Sicherheit der Behandlung radioaktiver Abfälle
JPA Gemeinsamer Aktionsplan
KRL Khan Research Laboratories (Pakistan)
MAD Gegenseitig gesicherte Zerstörung (Mutual(ly) Assured
Destruction)
MİT Millî İstihbarat Teşkilatı (Nationaler Nachrichtendienst)
MRL Mehrere Raketenwerfer
MSC Münchner Sicherheitskonferenz
MWe Megawatt elektrisch
NAM Blockfreien-Bewegung
NATO Nordatlantikpakt-Organisation
NNSA/US Nationale Behörde für nukleare Sicherheit der
Vereinigten Staaten
NNWS Nicht-Nuklearwaffenstaat(en)
KKW(s) Kernkraftwerk(e)
NPR(s) Kernkraftwerksreaktor(en)
NPT Nonproliferationstreaty
NVV Nichtverbreitungsvertrag
KFR(s) Kernforschungsreaktor(en)
NSA/US Nationale Sicherheitsbehörde der USA
(Verteidigungsministerium)
NSG Gruppe der Nuklearmaterial-Lieferländer
NSNS/IAEA Abteilung für nukleare Security der IAEO
NSP Plan für nukleare Security
NWFZ Nuklearwaffenfreie Zone
NWS Nuklearwaffenstaat(en)
PAEC Pakistanische Atomenergiekommission
PHWR Druckwasserreaktor mit schwerem Wasser
PMD Mögliche militärische Dimension
PSA Programmation Pluriannuelle de l’Energie
PRIS Leistungsreaktor-Informationssystem der ΙΑΕΑ
PTBT Teilweises Teststoppabkommen
PWR Druckwasserreaktor
RDD Radioaktiver Dispersionskörper, Schmutzige Bombe
SEANWFZ Südostasiatische nuklearwaffenfreie Zone
SEED Gestaltung von Websites und externen Veranstaltungen
XXIV Akronyme

SIPRI Internationales Friedensforschungsinstitut Stockholm


SMR Kleiner modularer Reaktor
SPNFZ Nuklearfreie Zone im Südpazifik (Vertrag von Rarotonga)
SQ Signifikante Menge
START Vertrag zur Verringerung strategischer Waffen
TAEK Türkische Atomenergiebehörde
THORP Thermische Oxid-Wiederaufbereitungsanlage
TNRC Nuklearforschungszentrum Tajoura (Libyen)
TNRC Nuklearforschungszentrum Teheran (Iran)
TPNW Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen
UNGA Generalversammlung der Vereinten Nationen
UNMOVIC Überwachungs- und Verifizierungskommission der Vereinten
Nationen
UNSC Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
UNSCOM Sonderkommission der Vereinten Nationen
US/NPR Überprüfung des nuklearen Dispositivs der
Vereinigten Staaten
US/NSS Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten
USAF Luftwaffe der Vereinigten Staaten
USIE Einheitliches System für den Informationsaustausch (bei
Zwischenfällen und Notfällen)
UDSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
VCDNP Wiener Zentrum für Abrüstung und Non-Proliferation
Einführung
1

1.1 Geschichte, Wissenschaft, Politik – Macht


und Vorherrschaft

Die Atomtheorie von Demokrit, ein Eckpfeiler der Naturwissenschaften, führte


uns einige Jahrhunderte später in das berühmte Atomzeitalter von heute, das Zeit-
alter der friedlichen Nutzung der Nuklearenergie; gleichzeitig schuf sie aber auch
die größte Bedrohung für die Menschheit, die Nuklearwaffe, auch Nuklearbombe
oder Atombombe genannt.
Die Möglichkeit, Nuklearwaffen zu bauen, wurde im Dezember 1938 an der
Universität Berlin theoretisch geboren, als die deutschen Wissenschaftler Otto
Hahn und Fritz Strassmann, wirksam unterstützt durch die Arbeit von Lisa Meit-
ner, experimentell die Spaltung des Kerns, des Kerns von Demokrits Atom, ent-
deckten. Dieses historische wissenschaftliche Ereignis in Verbindung mit den
­damaligen politischen Entwicklungen in Nazi-Deutschland alarmierte viele Wis-
senschaftler weltweit. Zu ihnen gehörten Leo Szilard, Eugene Wigner und Edward
Teller, die das Potenzial Deutschlands erkannten, seine neu erworbenen Fähigkei-
ten in neue Richtungen zu lenken, z. B. in die Produktion von Energie und radioak-
tiven Elementen in großem Maßstab, vor allem aber in den Bau einer Atombombe.
Szilard und Wigner, beide gebürtige Ungarn und Juden, flohen wegen der dro-
henden Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten (USA).
In der Überzeugung, dass die USA unbedingt vor den Deutschen eine Atombombe
bauen mussten, überredeten sie am 2. August 1939 den damals berühmtesten Wis-
senschaftler und überzeugten Pazifisten Albert Einstein, einen Brief an den ameri-
kanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt zu unterzeichnen und zu senden. Zu
dieser Zeit gab es Gerüchte, dass Nazi-Deutschland an der Entwicklung der Atom-

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P. F. Ikonomou, Globale nukleare Entwicklungen,
https://doi.org/10.1007/978-3-031-15276-4_1
2 1 Einführung

bombe arbeitete. Amerika musste die Führung übernehmen. Um diese Nuklear-


waffe vor Deutschland oder Japan zu bauen. Einsteins Brief wurde am 11. Oktober
1939 an den amerikanischen Präsidenten gesandt (Anhang I) [1]. Zusätzlich zu den
starken Bedenken, die Einstein zum Ausdruck brachte, regte er eine frühzeitige
Entscheidung der Regierung über die Bereitstellung staatlicher Mittel zur wirksa-
men Bekämpfung der Nazi-Bedrohung an. Andere Wissenschaftler hatten bereits
versucht, den Präsidenten in die gleiche Richtung zu mobilisieren, waren jedoch
erfolglos geblieben. Einsteins Berühmtheit und die Argumente, die er in seinem
Brief vorbrachte, erregten die Aufmerksamkeit des amerikanischen Präsidenten,
der sofort positiv reagierte.
Acht Tage später, am 19. Oktober 1939, antwortete Präsident Roosevelt Ein-
stein mit einem Schreiben, das sich durch seine Einfachheit und Entschlossenheit
auszeichnet. Roosevelt teilte Einstein mit, dass er die Einsetzung eines beratenden
Ausschusses zur Untersuchung des Vorschlags genehmigt habe [2]. Dieser Aus-
schuss setzte sich aus Vertretern des Bureau of Standards, der Armee und der Ma-
rine zusammen. Dies war der Beginn einer Reihe von Entwicklungen, die im Juni
1942 zur Gründung eines Geheimprojekts mit dem Codenamen „Manhattan“ führ-
ten. Der Auftrag für das Projekt war klar: Die USA sollten vor Deutschland oder
Japan Nuklearwaffen bauen. Starke Unterstützer und Partner der USA im
Manhattan-­Projekt waren Kanada und das Vereinigte Königreich.
Man sollte sich vor Augen halten, dass die Deutschen zu dieser Zeit sehr wohl
die Führung beim Bau einer Atombombe hätten übernehmen können. Sie verfüg-
ten bereits über die Kapazität zur Herstellung von schwerem Wasser, über erhebli-
che Mengen an Uran, einen leistungsstarken Zyklotron Beschleuniger, hervorra-
gende Wissenschaftler und Techniker und die fortschrittlichste chemische Industrie
der Welt.
Trotz aller oben erwähnten Vorwegnahmen wissen wir heute jedoch, dass es
keine Belege dafür gibt, dass die Deutschen in der Zeit von 1939 bis 1945 einen
klaren Auftrag der NS-Führung für ein dem amerikanischen Manhattan-Projekt
vergleichbares Programm hatten.
Zur gleichen Zeit, als sich das Manhattan-Projekt seinem Abschluss näherte,
begannen Wissenschaftler und Denker, die sich der Konstruktion dieser neuen
Waffe bewusst waren, ihre Bedenken über die langfristigen Folgen zu äußern. Be-
sonders erwähnenswert ist die historische Erklärung einer Gruppe bedeutender
amerikanischer Wissenschaftler unter der Leitung des Nobelpreisträgers James
Frank, der nicht am Manhattan-Programm beteiligt war. In einem 16-seitigen, fast
prophetischen Memo, das heute als Frank-Bericht bekannt ist, hielten sie Anfang
Juni 1945 fest, nur einen Monat vor dem ersten Nukleartest und den
­Atombombenabwürfen auf Japan: „Die Atombombe kann nicht länger als ein paar
1.1 Geschichte, Wissenschaft, Politik – Macht und Vorherrschaft 3

Jahre eine Geheimwaffe im alleinigen Besitz dieses Landes bleiben“ und auch
„wenn die Vereinigten Staaten als erste dieses neue Mittel der Massenvernichtung
einsetzen, werden sie ihre künftige weltweite öffentliche Unterstützung opfern, ein
neues Wettrüsten auslösen und das Zustandekommen eines internationalen Abkom-
mens über die Kontrolle dieser Waffen verhindern“. Die Leiter des Manhattan-­
Projekts waren über den Frank-Bericht so empört, dass wichtige Teile des Berichts
zensiert oder für immer gelöscht wurden [3].
Es sei auch darauf hingewiesen, dass Einstein 1946 schrieb: „Wenn der Test der
Explosion der Atombombe in Trinity in New Mexico in den USA in Anwesenheit
von Vertretern aller Nationen stattfände, dann würde diese Demonstration ein An-
lass zu neuen Gedanken werden. Dies wäre die eindrucksvollste und geeignetste
Gelegenheit, einen internationalen Beschluss für einen sofortigen Waffenstillstand
zu fassen, … Diese neuen Kräfte in der Natur müssen die Grundlage technologi-
scher Errungenschaften zum Nutzen der gesamten Menschheit werden“ [4].
In Bezug auf seinen Brief von 1939 an den amerikanischen Präsidenten, in dem
er sich für den beschleunigten Bau der Atombombe durch die USA aussprach,
sagte Einstein auch, dass er, wenn er gewusst hätte, dass die Deutschen den Bau der
Atombombe nicht vorantreiben würden, sich in dieser Sache überhaupt nicht enga-
giert hätte [5]. Er bezeichnete seinen Brief als seine einzige Tat, eine „einzige
Handlung“, die mit der Atombombe zu tun hatte. Er fügte hinzu: „Ich habe keinen
anderen Ausweg gesehen, obwohl ich immer ein überzeugter Pazifist war“ [6]. Er
entschuldigte sich sogar sofort, denn, wie er sagte: „Ich habe in meinem Leben ei-
nen großen Fehler gemacht, als ich den Brief an Präsident Roosevelt unterschrie-
ben habe, […] aber vielleicht kann man mir verzeihen, denn wir alle spürten, dass
die Deutschen an der Herausforderung arbeiteten, und wenn es ihnen gelänge,
könnten sie dann die Atombombe einsetzen, um die dominierende Rasse in der Welt
zu werden“ [7].
Nach der Entscheidung von Präsident Roosevelt über das Manhattan-Projekt
wurden die erforderlichen nukleartechnischen Anlagen geschaffen. Es handelte
sich um das Kernkraftwerk Y-12 in Oak Ridge, Tennessee, für die Produktion von
Uran-235, die Hanford-Anlagen im Bundesstaat Washington zur Herstellung von
Plutonium und die geheimen Labors von Los Alamos in New Mexico. Letzteres
war der Hauptstandort für die erforderliche Forschung, den Entwurf, den Bau und
die Tests der Bombe. General Leslie Groves wurde zum Leiter des Manhattan-­
Projekts ernannt.
Der theoretische Physiker J. Robert Oppenheimer, der zum ersten Direktor der
Laboratorien von Los Alamos gewählt wurde, suchte die besten Wissenschaftler
und Techniker der Universitäten des Landes aus und lud sie ein, an dem streng
geheimen Projekt mitzuarbeiten. Sie alle arbeiteten rund um die Uhr daran, die
4 1 Einführung

ersten Nuklearwaffen zu bauen. An einem sicheren Ort südlich von Los Alamos,
der den Codenamen Trinity trug, fand am 16. Juli 1945 der erste Test zur Zündung
einer Atombombe statt – mit Erfolg.
Ende Juli 1945 beschloss der neue US-Präsident Harry Truman, der in der Zwi-
schenzeit Roosevelts Nachfolge angetreten hatte, den Abwurf der Atombombe auf
Japan. Die Bombenabwürfe erfolgten am 6. August 1945 auf die Stadt Hiroshima
und drei Tage später, am 9. August, auf die Stadt Nagasaki – bemerkenswerter-
weise zu einem Zeitpunkt, als der Zweite Weltkrieg praktisch beendet war.
Etwa 200.000 Menschen wurden durch die Bombardierungen direkt getötet.
Heute ist es fast unmöglich, zuverlässig abzuschätzen, wie viele weitere Menschen
bisher gestorben sind und wie viele noch an den Folgen dieser Bombardierungen
sterben werden [8].
Für einige politische und militärische Führer war der Einsatz von Nuklearwaf-
fen vielleicht eine Machtdemonstration ersten Ranges. Er bedeutete einen strategi-
schen Akt zur Manifestierung der Weltherrschaft. Gleichzeitig wurde die Nuklear­
explosion von bestimmten Wissenschaftlern als erfolgreiches Ergebnis ihrer
ständigen Bemühungen betrachtet, als Belohnung für ihre Kenntnisse in Physik,
Chemie und Mechanik, für ihre unbestreitbare Intelligenz und vielleicht auch für
ihren Patriotismus. Sie alle, Politiker, Militärs und Wissenschaftler, waren begeis-
tert von ihrem Erfolg vor Ort: der „Little Boy“ in Hiroshima und der „Fat Man“ in
Nagasaki.
Zwischen 1980 und 2000 habe ich die Labors von Los Alamos oft und wieder-
holt besucht. Dort wurde ich ausgebildet und arbeitete speziell an der Entwicklung
einer hochmodernen Nukleartechnologie, die von der renommierten internationa-
len Aufsichtsbehörde für die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen, der Internatio-
nalen Atomenergie-Organisation (IAEO), genutzt wird. Als internationaler Inspek-
tor für nukleare Sicherheitsüberwachung führte ich nukleare Inspektionen von
Nuklearanlagen und Nuklearmaterialien von Staaten durch, um deren Einhaltung
des Vertrags über die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen (NVV) zu überprüfen.
Im Jahrzehnt 1990 und in den ersten Jahren der 2000er-Jahre besuchte ich auch
mehrmals die Urananlagen Y-12 in Oak Ridge, Tennessee, und die Plutoniuman-
lage Hanford in der Wüste des Bundesstaates Washington. Dort hatte ich im Rah-
men meiner Aufgaben bei der Agentur die Gelegenheit, mit Vertretern der zustän-
digen US-Behörden und den Betreibern dieser hochmodernen und sensiblen
Anlagen zusammenzuarbeiten. Gemeinsam arbeiteten wir auf dem Gebiet der
Nuklearmaterialverifikation bei der Herstellung, Lagerung und dem Transport von
Nuklearmaterial sowie bei der Unbrauchbarmachung von Nuklearmaterial von mi-
litärischer Bedeutung.
1.2 Kernspaltung1 und Nuklearwaffen – Intelligenz und Absurdität 5

Erlauben Sie mir bitte an dieser Stelle ein persönliches Geständnis. Es geht auf
instinktive historische Assoziationen zurück. Bei meinem ersten Besuch in den
Labors von Los Alamos in den USA empfand ich die gleiche tiefe Ehrfurcht und
große menschliche Scham wie 1978, als ich das Krematorium von Auschwitz in
Polen besuchte. Strahlung α, β, γ und Neutronen in den Laboratorien, Zyklon-B im
Konzentrationslager. Physik versus Chemie. Beides waren meiner Meinung nach
Rückwirkungen des Zusammenpralls einzigartiger wissenschaftlicher Momente
mit ungeschickten politischen Entscheidungen. Ihr gemeinsames Ergebnis war die
erschreckende menschliche Massenselbstzerstörung.
Im August 1945, wenige Tage nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima
und Nagasaki, veröffentlichte die US-Regierung einen offiziellen Bericht über die
Geschichte der Entwicklung der Atombombe. Der Bericht enthüllte, wie in Los
Alamos, auf einer Hochebene des Bundesstaates New Mexico, eine „seltene Gala-
xie wissenschaftlicher Stars“ unter der Leitung von Robert J. Oppenheimer ver-
sammelt war, um die Arbeit an der verheerendsten Waffe aller Zeiten zu vollenden.
Dieser Bericht, der als „Smyth Report“ bekannt ist, wurde trotz oder gerade
wegen seines grauen Inhalts zum Bestseller auf der Publikationsliste der New York
Times; er wurde in mehr als 35 Sprachen übersetzt [9].

1.2 Kernspaltung1 und Nuklearwaffen – Intelligenz


und Absurdität

Die Menschheit hat sich zusätzlich zu den großen natürlichen Bedrohungen, denen
sie ausgesetzt ist, ihre eigene, vom Menschen geschaffene existenzielle Bedrohung
geschaffen. Eine Bedrohung für uns selbst! Es hat uns viel Mühe gekostet, bis es
uns schließlich gelungen ist, die oberste Bedrohung in seine Liste aufzunehmen:
die Bedrohung durch Nuklearwaffen. Die verheerenden Folgen einer Nuklearex-
plosion für Mensch und Umwelt machen Nuklearwaffen zur größten humanitären
Bedrohung.
Trotz des Wissens um die tödlichen Folgen der unkontrollierten Nuklearenergie
und der tragischen Auswirkungen der Radioaktivität, trotz der enormen ­Erfahrungen

1
Wenn wir über Kernkraft, nukleare Bedrohung, nukleare Krisen und Nuklear- oder Kern-
waffen sprechen, umfasst und bezieht sich der Begriff Nukleus oder Kern auch auf den Be-
griff Atom. Ich halte den Begriff Nuklearbomben, Nuklear- oder Kernwaffen für angemesse-
ner, da die bei ihnen freigesetzte Energie aus der Spaltung von Uran- (U235) oder
Plutoniumkernen (Pu239) stammt. Auch bei Wasserstoffbomben stammt die freigesetzte
Energie aus der Verschmelzung des Wasserstoffnukleus oder Wasserstoffkerns (H).
6 1 Einführung

mit den Massakern in Hiroshima und Nagasaki, trotz der Folgen der Nuklearun-
fälle von Tschernobyl im April 1986 in der ehemaligen Sowjetunion und von Fu-
kushima Daiichi im März 2011 in Japan bleibt die Nuklearwaffe, die wichtigste
menschliche Schöpfung zur massiven Vernichtung von Leben, bis heute in unse-
rem vollen Wissen die ultimative von Menschenhand geschaffene Bedrohung für
die Menschheit.
Die Fähigkeit, Nuklearwaffen zu bauen, zu „modernisieren“ und einzusetzen,
erfordert enorme Mengen an Ressourcen, Steuergeldern, Zeit und Mühe. Diese
Fähigkeit ist jedoch ein entscheidender Faktor für die Gestaltung der geopoliti-
schen Entwicklungen und die Zukunft der Menschheit selbst. Außerdem werden
Nuklearwaffen, wie einige Strategen und Politiker behaupten, als strategisches
Mittel zur Erhaltung des Weltfriedens eingesetzt!
Einige rhetorische Fragen drängen sich sofort auf: Sind Nuklearwaffen eine
bahnbrechende Wahl, um ein Gleichgewicht des Schreckens, auch „Abschre-
ckung“ genannt, zu erreichen, oder sind sie ein fataler Irrationalismus und der
letzte menschliche Fehler? Stellen sie den gefährlichsten „Erfolg“ der Menschheit
dar? Sind sie ein Beweis für wissenschaftliche Rationalität oder für politische Ab-
surdität?
In diesem Buch werde ich versuchen, diese Fragen zu beantworten.

Literatur
1. http://www.atomicarchive.com/Docs/Begin/Einstein.shtml.
2. http://www.atomicarchive.com/Docs/Begin/Roosevelt.shtml.
3. U.S. National Archives, Record Group 77, Records of the Chief of Engineers, Manhattan
Engineer District, Harrison-Bundy File, folder #76.
4. Η „θεία“ περιέργεια κατά τον Αϊνστάιν, Βιβλίον Β’, 1973, Θάνος Παπαγεωργίου, σελ.
278. [Papageorgiou, T. (1973). The “divine” curiosity by Einstein, book B’ (p. 278) (in
Greek)].
5. Valentin. Das Drama Albert Einstein’s (p. 262) [in German].
6. http://www.atomicarchive.com/Docs/Hiroshima/EinsteinResponse.shtml.
7. Letter to Linus Pauling. (1985). New York: Simon and Schuster.
8. UN News. Global perspective, human stories, 6 August 2012: “On anniversary of Hiros-
hima atomic bombing, ban urges elimination of nuclear weapons”.
9. “The Atlantic”. (April 18, 2017). Jimena Canales.
Fakten und Institutionen
2

2.1 Realitäten

Die Nutzung der Nuklearenergie zu friedlichen Zwecken ist die souveräne Ent-
scheidung eines jeden Landes. Heute besitzen und betreiben 31 Länder 449 Kern-
kraftreaktoren (KKR) (siehe Anhang III), die rund 11 % des weltweiten Stromver-
brauchs decken. In 11 Ländern decken die Kernkraftreaktoren mehr als 30 % ihres
Strombedarfs. Derzeit befinden sich 53 neue Kernkraftreaktoren in 18 Ländern im
Bau [1] (siehe Anhang IV). Darüber hinaus sind nach Angaben der IAEO-­
Datenbank (RRDB) für Forschungsreaktoren heute 223 Kernforschungsreaktoren
(KFR) mit geringerer Leistung in 53 Ländern zu Forschungszwecken in Betrieb.
Die Nutzung der Nuklearenergie für militärische Zwecke ist ein Privileg, das
nur einigen Ländern vorbehalten ist. Neun Länder besitzen derzeit Nuklearwaffen:
Dies sind die fünf offiziell durch den nuklearen Nichchtverbreitungsvertrag (NVV)
anerkannten Nuklearwaffenstaaten (NWS), die gemeinhin auch als „Nuklear-
mächte“ bezeichnet werden: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland,
China, das Vereinigte Königreich und Frankreich, die drei De-facto-Nuklearmächte
Indien, Pakistan und Nordkorea sowie höchstwahrscheinlich Israel, das internatio-
nal und weithin als Besitzer von Nuklearwaffen angesehen wird, ohne dass die is-
raelische Regierung dies jedoch offiziell zugegeben oder geleugnet hätte. Diese
vier Länder sind keine Teilnehmer des NVV. Alle anderen Länder nehmen als
Nichtnuklearwaffenstaaten (NNWS) an der NVV-Regelung teil.
Fünf Nichtnuklearwaffenstaaten (NNWS) beherbergen im Rahmen ihrer
NATO-­Bündnismitgliedschaft Nuklearwaffen in ihrem Hoheitsgebiet. Dies sind
Belgien, Deutschland, Italien, die Niederlande und die Türkei.

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8 2 Fakten und Institutionen

Für den Bau einer Nuklearbombe ist eine erhebliche Menge (SQ) an bestimm-
ten spaltbaren Materialien erforderlich. Dies sind etwa 25 Kilo hochangereichertes
Uran (HEU) oder etwa 8 Kilo waffenfähiges Plutonium. Kleinere Mengen könnten
für „Amateur“-Nuklearbomben benötigt werden. Sehr viel geringere Mengen
­dieser beiden Nuklearmaterialien, aber auch andere Quellen von Radioaktivität,
könnten in einem explosiven Radioaktivitätssprengsatz (Radioactivity Dispersal
­Device, RDD) verwendet werden, der gemeinhin als „schmutzige Bombe“ bezeich-
net wird.
In den Nuklearwaffenarsenalen der neun Nuklearwaffenbesitzer befinden sich
derzeit etwa 13.890 Nuklearbomben, die ausreichen, um unseren Planeten mehr-
fach in eine Wüste zu verwandeln und jedes Anzeichen von Leben auszulöschen.
Von diesen Bomben befinden sich etwa 12.685 in Russland und den USA, während
insgesamt 3600 Nuklearsprengköpfe strategisch stationiert und einsatzbereit sind
(siehe Anhang V).
Weitere fünfundzwanzig Länder verlassen sich für ihre Sicherheit auf die
US-Nuklearwaffen, wie sie in der UNO erklärt haben [2]. Es handelt sich um Al-
banien, Australien, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Estland, Japan, Island,
Spanien, Kanada, Kroatien, Lettland, Weißrussland, Litauen, Luxemburg, Monte-
negro, Norwegen, Südkorea, Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slo-
wenien und die Tschechische Republik. Darüber hinaus stehen alle NATO-­
Verbündeten unter dem nuklearen Schutzschirm der USA.
Zusätzlich zu den Nuklearwaffen des Anhangs V lagern derzeit weltweit in zivi-
len und militärischen Einrichtungen unter unterschiedlichen Sicherheitsbedingun-
gen und Schutzmaßnahmen riesige Mengen an Uran und Plutonium, die für den
Bau von mindestens 240.000 weiteren Nuklearbomben ausreichen.
Von diesen 240.000 SQ stehen 204.000 SQ unter ständiger Kontrolle durch die
IAEO-Inspektoren. Die verbleibenden deklarierten ca. 36.000 SQ befinden sich in
den neun Staaten, die über Nuklearwaffen verfügen, und unterliegen nach dem
derzeitigen internationalen Rechtsrahmen einer sehr begrenzten freiwilligen inter-
nationalen Kontrolle.
Die oben genannten Zahlen beinhalten jedoch nicht die Mengen an Nuklearma-
terial, die in den militärischen Programmen der fünf offiziellen Nuklearwaffenbe-
sitzer plus Indien und Pakistan enthalten sind. Diese sieben Staaten sind nach dem
derzeitigen internationalen Rechtsrahmen nicht verpflichtet, ihre militärischen
Nuklearprogramme zu deklarieren oder sich einer internationalen Kontrolle zu un-
terwerfen. Daher sind die Mengen an Nuklearmaterial in diesen sieben Ländern
nach wie vor unbekannt. Es handelt sich um große Mengen von „ausgezeichneter
2.2 Globaler rechtlicher Rahmen 9

Qualität“. Der gleiche Status gilt für die Bestände Israels und Nordkoreas, die aus
unterschiedlichen Gründen überhaupt nicht kontrolliert werden.
Es ist anzumerken, dass täglich neue Mengen an Nuklearmaterial, das zur Her-
stellung zusätzlicher Nuklearwaffen geeignet ist, durch friedliche zivile Nuklear-
programme produziert werden. Allein im Jahr 2019 entsprach der Anstieg der Nu­
klearmaterialbestände dem potenziellen Bau von mehr als 17 zusätzlichen
Nuklearbomben pro Tag im Vergleich zu 2018, als es für 15 weitere Bomben pro
Tag reichte [3]. Diese Rate der möglichen Nuklearwaffenproduktion steigt
weiter an.
Darüber hinaus werden große Mengen anderer radioaktiver Stoffe nicht berück-
sichtigt. Mehrere Millionen radioaktiver Quellen, ja Millionen! – mobile, tragbare
und fest installierte – werden weltweit für friedliche Zwecke eingesetzt, insbeson-
dere in der Industrie, der Medizin, der Landwirtschaft und der wissenschaftlichen
Forschung, von denen mehr als 100.000 Quellen sehr starke Strahlung aussenden.

2.2 Globaler rechtlicher Rahmen

2.2.1 Internationale Atomenergie-Organisation – IAEO

Die Rede „Atoms for Peace“ von US-Präsident Eisenhower vor der UN-­
Vollversammlung im Dezember 1953 gilt als die Geburtsstunde der Internationalen
Atomenergie-Organisation-IAEA [4]. Es war ein historischer Vorschlag an die in-
ternationale Gemeinschaft: „Die Hoffnung, die sich in vielen Köpfen und in vielen
Teilen der Welt entwickelt hat, (ist) … die Spaltung des Atoms, um die bereits zer-
brochene Welt zu vereinen“.
Die IAEO, häufig auch als Agentur bezeichnet, wurde im Juli 1957 durch die
Ratifizierung ihrer Statuten, der internationalen Abkommen über die Gründung
und den Betrieb der IAEO, durch die erforderliche Anzahl von 40 Staaten gegrün-
det. Sie war die Antwort auf die großen Ängste und Erwartungen, die weltweit
durch die Entdeckung der Nuklearenergie und ihrer doppelten Nutzbarkeit – so-
wohl militärisch als auch friedlich – geweckt wurden.
Die IAEO ist heute das weltweite Zentrum für die Zusammenarbeit im Bereich
der Nuklearenergie. Ihr gehören 171 Mitgliedsstaaten an (Stand: 5. Februar 2019).
Die Generalversammlung ist ihr oberstes Organ. Der Gouverneursrat (BoG) der
Agentur besteht aus 35 Vertretern der Mitgliedsstaaten, von denen die meisten ei-
nen rotierenden Sitz innehaben.
10 2 Fakten und Institutionen

2.2.2 Nichtverbreitungsvertrag – NVV

Der internationale Vertrag über die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen (NVV)


[4] zielt darauf ab, der weltweiten nuklearen Bedrohung zu begegnen. Der Vertrag
wurde im Juni 1968 von der UN-Vollversammlung in New York angenommen und
trat im März 1970 in Kraft, nachdem er von 40 Staaten ratifiziert worden war, zu-
sätzlich zu den drei Hinterlegern, der Sowjetunion (heute Russland), dem Vereinig-
ten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Am 2. Juli 2019 waren 191 Staaten Mitglied des NVV und zwei Mitgliedstaaten
haben weiterhin Beobachterstatus (Vatikan und Palästina). Indien, Israel, Pakistan
und der 2011 gegründete Südsudan sind die einzigen UN-Mitgliedstaaten, die dem
NVV nie beigetreten sind, während Nordkorea (DVRK) [4] dem NVV 1992 beige-
treten und 2003 einseitig aus ihm ausgetreten ist.
Das internationale Rechtssystem, das die Aktivitäten und die Zusammenarbeit
der Staaten sowie die Interessen und Rechte der Bürger im Bereich der Nuklear­
energie regelt, basiert auf diesem internationalen Vertrag.
Die zentralen Säulen des NVV sind drei:

• Nichtanschaffung von Nuklearwaffen


• Friedliche Nutzung der Nuklearenergie
• Nukleare Abrüstung.

Was den Nichterwerb von Nuklearwaffen anbelangt, so verbietet der NVV aus-
drücklich die Weitergabe von Nuklearwaffen und damit zusammenhängender
Technologie, Know-how und Hilfe von einem offiziellen Kernwaffenbesitzer
(Nuklearwaffenstaat – NWS) an irgendjemanden, während Artikel II die Annahme
derselben durch Nichtkernwaffenländer (Nichtnuklearwaffenstaaten – NNWS)
verbietet. Artikel III des NVV verpflichtet jeden Nichtnuklearwaffenstaat, die Kon-
trolle der IAEO-Nuklearwaffenüberwachung auf der Grundlage der Satzung dieser
internationalen Überwachungsorganisation zu akzeptieren und ein spezielles Über-
wachungsabkommen zu schließen, um jede Abzweigung von Nuklearenergie von
der friedlichen Nutzung zum Erwerb von Nuklearwaffen oder Sprengkörpern zu
verhindern.
Die Artikel IV und V beschreiben die Rechte und Fähigkeiten der NVV-­
Mitgliedsstaaten in Bezug auf die friedliche Nutzung der Nuklearenergie.
Zur nuklearen Abrüstung heißt es in Artikel VI: „Jede Vertragspartei verpflich-
tet sich, nach Treu und Glauben Verhandlungen über wirksame Maßnahmen zur
baldigen Beendigung des nuklearen Wettrüstens und zur nuklearen Abrüstung
2.2 Globaler rechtlicher Rahmen 11

s­ owie über einen Vertrag über allgemeine und vollständige Abrüstung unter stren-
ger und wirksamer internationaler Kontrolle zu führen“.
Die Mitglieder des NVV-Vertrags sind unterteilt in Staaten mit Nuklearwaffen,
die Nuklearwaffenstaaten (NWS), und Staaten ohne Nuklearwaffen, die Nicht-­
Nuklearwaffenstaaten (NNWS). Die Nuklearmächte sind gleichzeitig die ständi-
gen Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UNSC).
Der NVV definiert die NWS als die Länder, die bereits vor dem 1. Januar 1967
einen Nuklearsprengkörper gebaut und getestet haben. Diese Länder sind die USA,
Russland (als wichtigster Nachfolgestaat der Sowjetunion), das Vereinigte König-
reich, Frankreich und China.
Das Versäumnis der NWS, ihrer Verpflichtung zur „allgemeinen und vollständi-
gen (nuklearen) Abrüstung“ nachzukommen, war die Rechtfertigung oder das po-
litische Alibi für einige Länder, die beschlossen und versucht haben, sich Nuklear-
waffen zu beschaffen, und einigen von ihnen ist dies auch gelungen. In all diesen
Fällen kam es zu nuklearen Krisen von kürzerer oder längerer Dauer, die in Kap. 4
dieses Buches aufgelistet und analysiert werden.
Die schwerwiegendsten dieser Nuklearkrisen, die die internationale Gemein-
schaft und ihre offiziellen Institutionen, die IAEO und den UN-Sicherheitsrat, be-
trafen oder noch immer beschäftigen, sind die Krisen im Irak, in Nordkorea
(DVRK), im Iran und in Syrien.

2.2.3 Nuklearwaffenfreie Zonen – NWFZ

Unter Bezugnahme auf Artikel VII des NVV und insbesondere auf das Recht der
Länder, regionale Verträge zu schließen, um „die völlige Abwesenheit von Nuklear-
waffen in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet“ zu gewährleisten, wurden fünf Nuklear-
waffenfreie Zonen, genannt auch Nuclearwaffenfreie Zonen, (NWFZ) geschaffen.
Die Mitgliedsstaaten dieser Verträge waren verpflichtet, umfassende Sicherungs-
abkommen mit der IAEO zu schließen. Auf diese Weise haben sie zur Nichtver-
breitung von Nuklearwaffen und zur Stärkung der weltweiten Bemühungen um
Frieden und Sicherheit beigetragen.
Die fünf NWFZ-Verträge sind:

1. Nuklearwaffenverbotsvertrag in Lateinamerika und der Karibik (Vertrag von


Tlatelolco, 1967).
2. Vertrag über eine Nuklearwaffenfreie Zone im Südpazifik (SPNFZ [4]-Vertrag
von Rarotonga, 1985).
12 2 Fakten und Institutionen

3. Vertrag über eine Nuklearwaffenfreie Zone in Südostasien (SEANWFZ [4]-Ver-


trag von Bangkok, 1995).
4. Vertrag über eine Nuklearwaffenfreie Zone in Afrika (ANWFZ [4]-Vertrag von
Pelindaba, 1996) und
5. Vertrag über eine Nuklearwaffenfreie Zone in Zentralasien (CANWFZ [4]-Ver-
trag von Semipalatinsk, 2006).

2.2.4 Umfassender Vertrag über das Verbot von Nuklear-


tests – CTBT

Eine sehr wichtige Institution im globalen Nichtverbreitungsregime und ein ent-


scheidender Schritt zur nuklearen Abrüstung ist der Vertrag über das umfassende
Verbot von Nukleartests (CTBT) von 1996.
Von den insgesamt 193 Ländern der internationalen UN-Gemeinschaft haben
184 den Vertrag unterzeichnet und 168 von ihnen haben ihn ratifiziert [5]. Der
Vertrag nutzt ein globales System zur Überwachung, Erkennung und Bestätigung
von Nukleartests. Es umfasst seismische Sensoren, die eine Nuklearexplosion von
einem Erdbeben unterscheiden können, sowie Mechanismen, die akustische Wel-
lengeräusche potenzieller Nuklearexplosionen aufspüren, Infraschallstationen für
die Atmosphäre und in den Ozeanen versenkte Hydrophone für die Unterwasserer-
kennung. Schließlich verfügt es über weltweit installierte Stationen zur Erkennung
von Radionukliden in der Atmosphäre, mit denen überprüft werden kann, ob eine
von anderen Überwachungssystemen entdeckte Explosion tatsächlich nuklear war.
Dieses Überwachungssystem wird von der Vorbereitungskommission für die
Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nukleartests (CTBTO)
mit Sitz in Wien betrieben.
Der CTBT ist noch nicht in Kraft getreten, weil von den 44 Ländern,1 die ihn
unterzeichnen und dann ratifizieren müssen, drei ihn noch nicht einmal unterzeich-

1
Bei den 44 Ländern, die den CTBT unterzeichnen und anschließend ratifizieren müssen,
bevor er in Kraft tritt, handelt es sich um die Länder, die offiziell an der Abrüstungskonferenz
von 1996 teilgenommen haben und zu diesem Zeitpunkt Kernkraftreaktoren oder For-
schungsreaktoren besaßen. Diese Länder sind:
Ägypten, Algerien, Argentinien, Australien, Bangladesch, Belgien, Brasilien, Bulgarien,
Chile, China, Demokratische Volksrepublik Korea, Demokratische Republik Kongo,
Deutschland, Finnland, Frankreich, Indien, Indonesien, Islamische Republik Iran, Israel, Ita-
lien, Japan, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Österreich, Pakistan,
2.2 Globaler rechtlicher Rahmen 13

net haben – Nordkorea, Indien und Pakistan. Fünf weitere Länder haben ihn zwar
unterzeichnet, aber nicht ratifiziert. Dabei handelt es sich um die USA, China, Is-
rael, den Iran und Ägypten. Alle diese acht Länder zögern die Ratifizierung hinaus,
wobei es keinen Unterschied macht, ob die anderen den Vertrag unterstützen oder
nicht. Nur Russland, das Vereinigte Königreich und Frankreich aus der NWS-­
Gruppe haben den CTBT ratifiziert [6].
In den letzten Jahren waren die Worte „Nukleartests“ fast ein Synonym für
„Nordkorea“. Dieses Land hat seit 2006 sechs Nukleartests durchgeführt, während
kein anderes Land in diesem Jahrhundert einen Nukleartest durchgeführt hat.
Natürlich ist Nordkorea nur ein kleiner Punkt auf der Weltkarte der Nuklear-
tests. Zwischen dem ersten amerikanischen Nukleartest „Trinity“ im Jahr 1945 und
dem letzten nordkoreanischen Test im September 2017 hat unser Planet mindes-
tens 2056 Nukleartests erlebt. Davon wurden 85 % von den USA und der ehemali-
gen Sowjetunion durchgeführt. Der größte Teil der übrigen Nukleartests entfällt
auf die anderen drei offiziell anerkannten NWS, nämlich das Vereinigte König-
reich, Frankreich und China.
Die chronologische Reihenfolge der ersten Nuklearbombentests der NWS sind:

• 1945 US
• 1949 Russland
• 1952 UK
• 1960 Frankreich
• 1964 China
• 1974 führte Indien eine „friedliche“, wie es selbst sagt, Nuklearexplosion durch,
gefolgt von fünf weiteren Tests, alle im Mai 1998, während im selben Monat der
• 1998 reagierte Pakistan mit sechs Nukleartests an zwei verschiedenen Tagen
und schließlich
• 2006 Nordkorea.

Israel hat offiziell keinen Nukleartest durchgeführt. Es gibt jedoch starke Hinweise
auf das Gegenteil im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit Südafrika (siehe
Abschn. 8.4 und 8.5) [7].

Peru, Polen, Republik Korea, Rumänien, Russische Föderation, Slowakei, Südafrika, Spa-
nien, Schweden, Schweiz, Türkei, Ukraine, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staa-
ten von Amerika und Vietnam.
14 2 Fakten und Institutionen

2.2.5 Gruppe der Nuklearlieferanten – NSG

Die Gruppe der Lieferanten von Nukleartechnologie und -material, international


als Nuclear Suppliers Group (NSG) bezeichnet, ist eine Koordinierungsgruppe von
48 Ländern (Stand 2019), die auf freiwilliger Basis teilnehmen. Die Teilnehmer
sind Länder, die in der Lage sind, Nukleartechnologie und -material ausschließlich
zu friedlichen Zwecken zu exportieren und weiterzugeben. Die NSG-Länder ver-
pflichten sich, solche Technologien und Materialien in Übereinstimmung mit ge-
meinsam vereinbarten Richtlinien weiterzugeben. Ziel der NSG war und ist es,
einen Beitrag zur Nichtverbreitung von Nuklearwaffen zu leisten, d. h. zum Erfolg
des grundlegenden Ziels des NVV.
Die NSG wurde 1974 als Reaktion auf den im selben Jahr von Indien durchgeführ-
ten Nukleartest gegründet. Indien hatte den nuklearen Nichtverbreitungs Vertrag
(NVV) nicht unterzeichnet, und sein Nukleartest verstärkte die Befürchtung, dass die
Tendenzen zur Weiterverbreitung von Nuklearwaffen wieder aufflammen könnten.
Die NSG-Mitgliedsstaaten haben den Vorsitz der Organisation angewiesen, den
Dialog mit Nicht-NSG-Ländern wie China, Ägypten, Indien, Indonesien, Iran, Ma-
laysia, Mexiko, Pakistan und Israel fortzusetzen, die über fortgeschrittene friedli-
che Nuklearprogramme verfügen und deshalb als potenzielle Lieferanten sensibler
Nukleartechnologie gelten.
Ein kontroverses Thema bei der Ausarbeitung und Umsetzung der NSG-­
Richtlinien ist der Transfer von Urananreicherungstechnologie und die Herstellung
von Plutonium, zwei Materialien, die für den Bau von Nuklearwaffen erforderlich
sind. Die Verabschiedung geeigneter Richtlinien erfordert die Lösung von Proble-
men im Zusammenhang mit widersprüchlichen Interessen bestimmter NWS. Die
Tatsache, dass die NSG-Versammlung nur einmal im Jahr zusammentritt, ist ein
zusätzliches Hindernis für die Ausarbeitung entsprechender Richtlinien.
Abgesehen von der freiwilligen Teilnahme an der NSG ist es auch nicht mög-
lich, Sanktionen gegen Mitglieder der Gruppe zu verhängen, die sich nicht an de-
ren Richtlinien halten.

2.2.6 Resolution 1887/2009 des UN-Sicherheitsrats über die


Nichtverbreitung von Nuklearwaffen und
nukleare Abrüstung

Auf einem historischen Gipfeltreffen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen


(UNSC) im September 2009, das von US-Präsident Barack Obama geleitet wurde
und an dem 13 weitere Staats- und Regierungschefs teilnahmen, sagte der Sicher-
heitsrat seine Unterstützung für weitreichende Fortschritte bei den seit langem ins
2.2 Globaler rechtlicher Rahmen 15

Stocken geratenen Bemühungen um eine Verringerung der bestehenden Waffenbe-


stände und die Kontrolle von spaltbarem Material zu. Dr. Mohamed ElBaradei, der
damalige Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), sprach
ebenfalls auf dem Gipfel.
Die einstimmig angenommene Resolution ist die erste umfassende Maßnahme
des Sicherheitsrats zu Nuklearfragen seit der Verabschiedung einer Erklärung sei-
nes Präsidenten auf einer Sitzung auf Ebene der Staats- und Regierungschefs am
31. Januar 1992. In der Resolution 1887/2009 des UN-Sicherheitsrats wird die
Hauptverantwortung des Rates für die Bewältigung nuklearer Bedrohungen des
Weltfriedens und der internationalen Sicherheit hervorgehoben und die Vertrags-
parteien des NVV aufgefordert, „gemäß Artikel VI des Vertrags in gutem Glauben
Verhandlungen über wirksame Maßnahmen zur Reduzierung und Abrüstung von
Nuklearwaffen und über einen Vertrag über allgemeine und vollständige Abrüs-
tung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle fortzusetzen, und alle
anderen Staaten aufgefordert, sich diesen Bemühungen anzuschließen“.

2.2.7 Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen – TPNW


(Treaty for the Prohibition of Nuclear Weapons)

Jahrzehntelang forderten Vertreter der Zivilgesellschaft und einige Staaten einen


solchen Vertrag. Zunächst wurde der Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen
(TPNW) auf einer UN-Sonderkonferenz im Juli 2017 von einer großen Mehrheit
der teilnehmenden Staaten gebilligt. Allerdings haben nicht alle Nuklearwaffenbe-
sitzer und ihre engen Verbündeten an der Konferenz teilgenommen. Der Vertrag
tritt nach der Ratifizierung durch 50 Länder in Kraft. Bis zum 25. November 2019
hatten ihn 34 Staaten ratifiziert. Wenn er in Kraft tritt, wird er jedoch nur für die
Länder verbindlich sein, die ihn unterzeichnet und ratifiziert haben. Der TPNW ist
der erste internationale Vertrag, der sich ausdrücklich zur umfassenden nuklearen
Abrüstung und zur vollständigen Abschaffung von Nuklearwaffen verpflichtet.

2.2.8 Verträge, Konventionen, Vereinbarungen,


Resolutionen

Zusätzlich zu den oben genannten Rechtsinstrumenten gibt es eine Reihe von interna-
tionalen Dokumenten, die aus rechtsverbindlichen Verträgen, Übereinkommen,
­Vereinbarungen und Entschließungen sowie aus nicht verbindlichen internationalen
Verhaltenskodizes, Normen, Regeln, Grundsätzen und Richtlinien bestehen. Alle
diese Instrumente ergänzen den globalen Rechtsrahmen für die Durchführung der
16 2 Fakten und Institutionen

nuklearen Sicherheitsüberwachung, der nuklearen Sicherheit und der nuklearen Si-


cherung. Die wichtigsten dieser zusätzlichen internationalen Rechtsinstrumente sind:

1. Die zwischen den Mitgliedstaaten und der IAEO als internationaler Organisa-
tion unterzeichneten IAEO-Sicherheitsübereinkommen.2 Es gibt drei Arten
von Abkommen: (a) Umfassende Sicherungsabkommen für NPT-NWS, (b)
Spezielle Sicherungsabkommen für bestimmte Nuklearanlagen oder -materia-
lien, die meist von Staaten unterzeichnet werden, die nicht dem NPT angehö-
ren, und (c) Freiwillige Sicherungsabkommen, die in der Regel von NPT-NWS
unterzeichnet werden. Das umfassende Sicherungsabkommen wird durch das
Zusatzprotokoll (AP), ein Instrument für erweiterte Überwachungs- und Veri-
fikationsmaßnahmen, ergänzt.
2. Das Internationale Übereinkommen über die frühzeitige Benachrichtigung bei
nuklearen Unfällen (CENNA) [4]
3. Übereinkommen über Hilfeleistung bei nuklearen Unfällen oder radiologi-
schen Notfällen (CACNARE) [4]
4. Das Gemeinsame Übereinkommen über die Sicherheit der Behandlung abge-
brannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle (JCSSF und RWM) [4]
5. Das Übereinkommen über nukleare Sicherheit von 1994 (CNS) [4]
6. Das Übereinkommen über den Schutz von Nuklearmaterial von 1979
(CPPNM) [4]
7. Der Vertrag über das umfassende Verbot von Nukleartests, 1996 (CTBT) [4]
8. Die Resolution 51/210/1996 der UN-Generalversammlung und die Erklärung
über die Beseitigung des internationalen Terrorismus, die die Erklärung von
1994 ergänzt [4].
9. Die Richtlinien der Gruppe der Nuklearmaterial-Lieferländer (NSG), [4] und
10. Das Wassenaar-Arrangement, das sich vor allem auf die Transparenz der Aus-
fuhrkontrollregelungen für Instrumente und Technologien mit doppeltem Ver-
wendungszweck konzentriert.

2
Bis zum 15. September 2019 schlossen 175 Nichtnuklearwaffenstaaten (NNWS) umfas-
sende Sicherungsabkommen mit der IAEO ab, um ihr gesamtes Kernmaterial und ihre Anla-
gen zu kontrollieren. Auch die 5 offiziellen Nuklearwaffenstaaten (NWS) unterzeichneten
freiwillige Angebotsüberwachungsabkommen, die nur eine selektive Kontrolle ihrer friedli-
chen Nuklearprogramme vorsehen. Indien, Pakistan und Israel schließlich haben mit der
Organisation spezielle Sicherungsabkommen geschlossen.
Das Zusatzprotokoll zu ihren umfassenden Sicherungsabkommen wurde bis zum 15. Ok-
tober 2019 von 136 Staaten und von EURATOM (Europäische Atomenergiekommission)
unterzeichnet. Fünfzehn weitere Staaten haben das Zusatzprotokoll unterzeichnet, ohne es
zu ratifizieren, d. h. ohne es in Kraft gesetzt zu haben.
Literatur 17

Der tragische Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center am 11. Sep-
tember 2001 hat das Bewusstsein für Sicherheitsfragen schlagartig geschärft. Die
internationale Gemeinschaft hat sofort neue Maßnahmen im Bereich der nuklearen
Sicherheit ergriffen, um mutmaßliche Terroranschläge zu verhindern und abzu-
wehren. Zur Unterstützung und Förderung dieser Aufgabe wurde innerhalb der
IAEO eine hochqualifizierte neue Task Force gebildet, die sich aus erfahrenen lei-
tenden Inspektoren der Sicherheitsüberwachung und engagierten internationalen
Experten zusammensetzt und von einer kompetenten und erfahrenen Fachkraft, der
schwedischen IAEO-Beamtin Anita Nilsson, geleitet wird.
Die wichtigsten unterstützenden Rechtsinstrumente zur Stärkung der nuklearen
Sicherheit innerhalb des neu geschaffenen globalen Rechtsrahmens nach dem 11.
September 2001 sind:

• Resolution 1540/2004 des UN-Sicherheitsrates über die Globale Initiative zur


Bekämpfung des Nuklearterrorismus (GICNT) [4]
• Resolution 59/290/2005 der Generalversammlung der Vereinten Nationen zur
Verabschiedung des Internationalen Übereinkommens zur Bekämpfung nukle-
arterroristischer Handlungen (ICSANT) [4]
• Das Übereinkommen zur Bekämpfung nuklearterroristischer Handlungen von
2005 (ICSANT) [4]
• die zusätzliche Änderung des Übereinkommens über den physischen Schutz
von Nuklearmaterial von 2005 (Änderung des Übereinkommens über den phy-
sischen Schutz von Nuklearmaterial) [4] und
• Eine Reihe von Leitlinien, Empfehlungen, Grundsätzen und Normen der IAEO.

Literatur
1. IAEA PRIS database, 12 July 2019.
2. ICAN 2017, Source: Federation of American Scientists, 2017.
3. ΙΑΕΑ SIR 2017, BoG, June 2018.
4. Annex VIII, Acronyms.
5. Arms Control Association, February 2019.
6. CTBTO June 2019.
7. The National Interest, March 17, 2018: “The 5 Biggest Nuclear Weapons Tests”.
Fähigkeit, Bedrohung, Reaktion
3

3.1 Nukleare Handlungsfähigkeit

Im Folgenden werden in vereinfachter Form die Grundvoraussetzungen und Ver­


fahren für den Erwerb von Nuklearwaffen bzw. – nach dem international gebräuch­
lichen Begriff – für den Erwerb militärischer Nuklearkapazitäten beschrieben. In
der Praxis handelt es sich dabei um den Erwerb oder Besitz des für den Bau ei­
ner Nuklearwaffe erforderlichen Nuklearmaterials, wie oben erwähnt (siehe
Abschn. 2.1): hochangereichertes Uran und/oder waffenfähiges Plutonium.
Die Urananreicherung erfolgt hauptsächlich in speziell dafür vorgesehenen An­
lagen (z. B. einer großen Anzahl von Zentrifugen), die viel Platz beanspruchen und
einen hohen Energieverbrauch und hohe wirtschaftliche Kosten verursachen.
Waffenfähiges Plutonium wird durch die Verarbeitung von abgebrannten Brenn­
elementen aus Nuklearkraftwerken oder von bestrahltem Uran in Forschungs­
reaktoren gewonnen. Die Abtrennung von Plutonium ist ein spezieller chemischer
Prozess, der viel weniger Platz benötigt als die Urananreicherung. Voraussetzung
ist natürlich das Vorhandensein von Leistungsreaktoren zur Herstellung der radio­
aktiven abgebrannten Brennelemente oder von Forschungsreaktoren mit geringerer
Leistung zur Bestrahlung von Uran für diesen speziellen Zweck.
Die beiden genannten Nuklearmaterialien sowie die Technologie zu ihrer Her­
stellung werden auch für die friedliche Nutzung der Nuklearenergie benötigt,
z. B. für die Herstellung von Nuklearbrennstoff für Nuklearkraftreaktoren oder für
die wissenschaftliche Nuklearforschung und die Herstellung von medizinischen
und industriellen Radioisotopen.

© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Nature 19


Switzerland AG 2022
P. F. Ikonomou, Globale nukleare Entwicklungen,
https://doi.org/10.1007/978-3-031-15276-4_3
20 3 Fähigkeit, Bedrohung, Reaktion

Das friedliche Nuklearprogramm eines Mitgliedsstaates des NVV, d. h. alle


seine einschlägigen Anlagen, Aktivitäten und Nuklearmaterialien, müssen den
internationalen nuklearen Materialkontrolle der IAEO unterworfen werden.
Es gibt vier Möglichkeiten, wie ein Staat versuchen kann, angereichertes
Uran und/oder waffenfähiges Plutonium für den Bau einer Nuklearwaffe herzu­
stellen und damit das internationale System der nuklearen Materialkontrolle zu
unterlaufen.
Der Staat ist nicht Mitglied des Nichtverbreitungsvertrags und unterliegt daher
nicht der internationalen Sicherheitskontrolle durch die IAEO-Inspektoren. Fünf
Staaten haben auf diese Weise Nuklearwaffen gebaut. Diese sind: Indien, Pakistan,
Nordkorea nach 2003, Südafrika vor 1991 und, wie allgemein angenommen, Is­
rael. Heute gibt es keine weiteren Staaten, die auf diese Weise Nuklearwaffen
bauen könnten.
Der Staat verfügt über ein international kontrolliertes fortgeschrittenes Nuklear­
programm für friedliche Zwecke, dass die Fähigkeit zur Anreicherung von Uran
oder zur Herstellung von Plutonium umfasst, aus dem der Staat heimlich Nuklear­
material abzweigen könnte. Diese Praxis gilt heute aufgrund der strengen inter­
nationalen Sicherungsmaßnahmen als äußerst schwierig, wenn nicht gar unmög­
lich, insbesondere in den wenigen Staaten mit fortgeschrittenen Anlagen für den
Nuklearbrennstoffkreislauf.
Der Staat unterhält ein Programm zur friedlichen Nutzung der Nuklearenergie,
das zu einem bestimmten Zeitpunkt einseitig aus dem internationalen Kontroll­
regime des NVV aussteigt („break-out“). Dieser Akt bedeutet eine Verletzung
internationaler Übereinkommen und löst automatisch einen Alarm in der inter­
nationalen Gemeinschaft und ihren zuständigen Gremien, der IAEO und dem
UN-Sicherheitsrat (UNSC), aus. Dies war bei Nordkorea im Jahr 2003 der Fall, als
es die IAEO-Inspektoren des Landes verwies und anschließend aus dem NVV
austrat.
Der vierte und wahrscheinlichste Weg für einen NVV-Mitgliedsstaat, an­
gereichertes Uran oder Plutonium für den Bau einer Nuklearwaffe zu produzieren,
ist schließlich der Bau und Betrieb von geheimen Nuklearanlagen („sneak-out“),
wie es dem Irak und dem Iran in der Vergangenheit vorgeworfen wurde. Insgesamt
fünf NVV-Mitgliedstaaten wurden von der IAEO beschuldigt, nukleare Aktivitäten
vor der internationalen Kontrolle zu verbergen („sneak-out“): Irak (1991), Rumä­
nien (1992), Nordkorea (1993), Libyen (2004) und Iran (2006). Entsprechende
Details sind in diesem Buch unter den Kapiteln der einzelnen Staaten aufgeführt
(Abb. 3.1).
3.2 Nukleare Bedrohung 21

Anreicherung

Für natürliche Uranbrennstoffe

Konvertierung
Herstellung von
Kraftstoff
celn
Fräsen Recy

Leistung PIant
Elektrizität
Wiederaufbereitung

Bergbau

HLW

Lagerung abgebrannter
Brennelemente

Abb. 3.1 Schematische Darstellung eines typischen Kernbrennstoffkreislaufs


Ref: IAEA TECDOC-1613/2009

3.2 Nukleare Bedrohung

Ich glaube, dass eine einfache Definition der drei Begriffe „Bedrohung“, „Risiko“
und „Krise“ dem Leser helfen würde, den Inhalt dieses Buches und die darin ent­
haltenen Informationen über globale nukleare Entwicklungen und Krisen besser zu
verstehen:

• Bedrohung: Die Quelle eines oder mehrerer Risiken.


• Risiko: Die Wahrscheinlichkeit einer Gefahr für Mensch und Umwelt.
• Krise: Eine sich entwickelnde unkontrollierte Bedrohung.
22 3 Fähigkeit, Bedrohung, Reaktion

In diesem Sinne ist die unkontrollierte Radioaktivität1 eine Bedrohung, die ein oder
mehrere Risiken verursacht. Die Bedrohung durch unkontrollierte Radioaktivität
wird international als nukleare Bedrohung bezeichnet. Eine laufende nukleare Be­
drohung ist also eine nukleare Krise.

1
Eine vereinfachte Beschreibung der Radioaktivität und ihrer Auswirkungen auf das mensch­
liche Leben:
• Radioaktivität wird in Form von Strahlung und Teilchen von bestimmten instabilen Ele­
menten in der Natur während des Prozesses ihres Zerfalls emittiert.
• Radioaktivität kann auch das Produkt menschlicher Tätigkeit sein, und zwar durch
wissenschaftliches Eingreifen bei der Spaltung der Kerne bestimmter Elemente.
• Alphastrahlung wird von der Haut und von Papier aufgehalten. Sie wird gefährlich, wenn
ihre Quelle in den menschlichen Körper eingedrungen ist.
• Betastrahlung durchdringt die Haut. Sie kann die Haut und die Augen schädigen.
• Gammastrahlung kann den Körper durchdringen. Sie kann allen menschlichen Organen
schaden.
• Die Teilchen „n“, die Neutronen, sind sehr durchdringend. Sie schaden auch allen Orga­
nen des menschlichen Organismus.
Wenn die Wassermoleküle, aus denen der menschliche Körper hauptsächlich besteht, Radio­
aktivität ausgesetzt werden, können ihre chemischen Bindungen gebrochen werden. Die Folge ist
eine Schädigung oder der Tod der Zellen, die die betroffenen Moleküle enthalten.
Die abgestorbenen Zellen, wenn es nicht zu viele sind, können vom menschlichen Organis­
mus ersetzt werden. Andernfalls ist das Organ mit den toten Zellen tot oder zerstört, oder im
schlimmsten Fall stirbt die Person. Wenn der Organismus überlebt, wird er versuchen, seine
beschädigten Zellen zu reparieren, wobei er seine eigene DNA als Vorbild nimmt. Eine Zell­
reparatur kann von den Reparaturmechanismen der Zelle korrekt oder fehlerhaft ausgeführt
werden. Wird sie falsch ausgeführt, kann die Zelle zwar überleben, aber sie hat ihr biologisches
Programm verändert. Dies wird als „Mutation“ bezeichnet, die der Beginn von Krebs sein
kann. Wenn Mutationen in den genetischen Zellen, den so genannten „Genen“, aufgetreten
sind, können ihre Merkmale höchstwahrscheinlich an die nächsten Generationen vererbt wer­
den. Mit anderen Worten, es gibt „genetische Auswirkungen“ der Radioaktivität.
Die Auswirkungen von Mutationen können noch viele Jahre nach der Exposition von
Zellen gegenüber Radioaktivität beobachtet werden. Je höher die Dosis an Radioaktivität ist,
die ein Organismus erhalten hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von vererbbaren
genetischen Auswirkungen. Die radioaktiven Produkte einer unkontrollierten Kernspaltung,
die das Ergebnis einer Nuklearwaffenexplosion, eines Unfalls im Zusammenhang mit der
nuklearen Sicherheit oder eines terroristischen Vorfalls im Zusammenhang mit der nuklearen
Sicherheit sein kann, könnten in einem Umkreis von mehreren Kilometern von der Ex­
plosion verstreut sein. Ungeachtet geografischer Grenzen können sie sogar über sehr große
Entfernungen durch atmosphärische Phänomene transportiert werden und die Umwelt über
lange Zeiträume radioaktiv verseuchen. Durch das Eindringen in die Nahrungskette könnte
die Radioaktivität dann die tragischen Folgen der genetischen Auswirkungen vervielfachen.
Radioaktivität wird normalerweise in Becquerel gemessen. Ein Becquerel ist die Radio­
aktivität der Menge an radioaktivem Material, in der ein Atomkern pro Sekunde zerfällt.
3.3 Umgang mit der nuklearen Bedrohung – Die drei „S“ der IAEO 23

Um die tatsächliche Komplexität des Konzepts der nuklearen Bedrohung und


der Bemühungen, die damit verbundenen Risiken zu vermeiden, besser zu ver­
stehen, ist es hilfreich, dieses Konzept in drei einfache Teilaspekte zu zerlegen.
Die nukleare Bedrohung ergibt sich aus:

1. Die bloße Existenz von Nuklearwaffen und die Nichtrealisierung der nuklearen
Abrüstung durch alle Nuklearwaffenbesitzer.
2. die mögliche Absicht von Nicht-Nuklearwaffenländern, in Zukunft Nuklear­
waffen zu erwerben und
3. Die Unfähigkeit der Länder, ihre nukleartechnischen Anlagen sicher zu be­
treiben und die in ihrem Hoheitsgebiet gelagerten nuklearen und sonstigen
radioaktiven Materialien zu sichern.

Alle drei genannten Komponenten, die eine nukleare Bedrohung darstellen, sind
das Ergebnis der bereits unter 2.2 erwähnten Verletzung der Artikel I–VI des NVV.
Zusammengefasst: Es kann keine nukleare Bedrohung geben, ohne dass ein
offensichtlicher Verstoß gegen den NVV durch einen oder mehrere Staaten vorliegt.

3.3 Umgang mit der nuklearen Bedrohung – Die drei


„S“ der IAEO

Das satzungsgemäße Mandat der IAEO, die oft auch als Agentur bezeichnet wird,
besteht darin, den Frieden und die „Sicherheit“ im Nuklearbereich weltweit zu ver­
bessern, d. h. die nukleare Bedrohung wirksam zu bekämpfen. Dieses Ziel wird
durch die Umsetzung ihrer drei Hauptprogramme erreicht. Diese sind international
als die drei „S“ der IAEO bekannt: Safeguards, Safety und Security. Es handelt sich
um drei umfassende Programme, die sich teilweise überschneiden und von kompe­
tenten leitenden Mitarbeitern der Agentur und internationalen Experten ständig
aktualisiert werden. Diese Programme werden vom Gouverneursrat der IAEO und
von der Generalversammlung ihrer Mitgliedstaaten genehmigt. Sie sind:

(1) Das umfassende Programm, das sich mit der nuklearen Bedrohung im Zu­
sammenhang mit den Risiken der Verbreitung von Nuklearwaffen und der
nicht stattfindenden nuklearen Abrüstung befasst, ist die nukleare Material-
kontrolle (Safeguards)
(2) Die Bewältigung nuklearer Risiken im Zusammenhang mit Unfällen, die durch
menschliches Versagen, Fahrlässigkeit oder Naturereignisse beim Betrieb
nukleartechnischer Anlagen oder bei der Durchführung nuklearer oder radio­
24 3 Fähigkeit, Bedrohung, Reaktion

logischer Tätigkeiten verursacht werden, ist Gegenstand der nuklearen


Sicherheit (Safety) und
(3) Die Bewältigung nuklearer Risiken im Zusammenhang mit Zwischenfällen,
die durch rechtswidrige Handlungen oder Täuschung im Zusammenhang mit
Nuklearmaterial und anderen radioaktiven Stoffen verursacht werden, fällt in
den Zuständigkeitsbereich der nuklearen Sicherung (Security)
Wenn die IAEO-Inspektoren feststellen, dass ein Staat seinen Ver­
pflichtungen aus dem NVV und den einschlägigen Abkommen für nukleare
Materialkontrolle oder dem Zusatzprotokoll nicht nachkommt, wird dies von
der IAEO als „Anomalie bei der nuklearen Materialkontrolle“ erfasst und
damit als nukleares Risiko eingestuft.
Der unsachgemäße Betrieb und die unsachgemäße Nutzung von nuklear­
technischen Anlagen und Materialien sowie die Nichteinhaltung internationaler
Verträge und einschlägiger Empfehlungen, Leitlinien, Grundlagen und Stan­
dards der IAEO-Programme für nukleare Sicherheit und nukleare Sicherung
stellen ebenfalls potenzielle nukleare Risiken dar.
Wird in den oben genannten Fällen das festgestellte Problem nicht
zufriedenstellend und unverzüglich gelöst, so wird dem Gouverneursrat der
IAEO oder der Generalversammlung der IAEO ein entsprechender Bericht
vorgelegt. Diese Organe können dann eine entsprechende Resolution ver­
abschieden und sie dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zur gebührenden
Prüfung und Ergreifung von Maßnahmen vorlegen.
Dies ist die letzte Stufe der institutionellen Maßnahmen bei einem be­
stätigten nuklearen Risiko. Wird das nukleare Risiko nicht wirksam bekämpft,
nicht angegangen oder beseitigt, entsteht eine nukleare Krise.
Manchmal kann die Reihenfolge der internationalen Beschäftigung mit
einem solchen Problem umgekehrt sein. Der UN-Sicherheitsrat kann auf der
Grundlage von Beweisen oder begründeten Verdachtsmomenten, die von
UN-Mitgliedstaaten vorgelegt werden, ein spezifisches nukleares Risiko er­
mitteln und entweder Ad-hoc-Kommissionen unter den Vereinten Nationen,
d. h. UNSCOM oder UNMOVIC, mit der Verifizierung betrauen (siehe
Abschn. 4.2 zu Irak), die dann mit der IAEO zusammenarbeiten können, um
Inspektionen und Analysen zu Überprüfungszwecken durchzuführen, oder der
UN-Sicherheitsrat könnte die IAEO direkt darum bitten, wie 1994, als der
UN-Sicherheitsrat die IAEO bat, den vereinbarten Rahmen mit Nordkorea zu
überwachen (siehe Abschn. 4.1).
Die Strategie zur Bewältigung nuklearer Risiken – unabhängig davon,
welchen Bereich sie betreffen (nukleare Materialkontrolle, nukleare
Sicherheit oder nukleare Sicherung) – beruht auf drei Grundpfeilern von
3.3 Umgang mit der nuklearen Bedrohung – Die drei „S“ der IAEO 25

Maßnahmen und Verfahren: Prävention, Erkennung von und Reaktion


auf nukleare Risiken.
Dieselbe Struktur wird schließlich von den meisten organisierten Staaten
bei der Planung ihrer ganzheitlichen nationalen Sicherheitsstrategie (Holistic
National Security Strategy – HNSS) befolgt, um ihre wichtigsten nationalen
Bedrohungen unterschiedlicher Art zu bekämpfen: militärische, terroristische,
wirtschaftliche, ökologische, humanitäre usw.
Die unkalkulierbaren und immensen Risiken einer nuklearen Bedrohung
sind der Grund dafür, dass sie im HNSS bestimmter Supermächte wie der USA
als höchste nationale Bedrohung angesehen wird [1].
Zu diesen Risiken gehören (a) schwere humanitäre und ökologische Kata­
strophen und (b) unkontrollierte Veränderungen der geopolitischen Gleich­
gewichte.

3.3.1 Nukleare Materialkontrolle

Der Umgang mit der nuklearen Bedrohung im Zusammenhang mit der Ver­
hinderung des Erwerbs von Nuklearwaffen und dem Beitrag zu nuklearen Ab­
rüstungsbemühungen ist das erste der drei „S“ der IAEO: die nukleare Material­
kontrolle. Die nukleare Materialkontrolle deckt die nuklearen Fähigkeiten jedes
Landes ab, das die Nuklearenergie für friedliche Zwecke nutzt.
Gerade die wirksame Kontrolle dieser Fähigkeiten ist eine anregende, recht
komplexe und in einigen Fällen äußerst heikle Aufgabe. Ihr sensibler Charakter
ergibt sich aus der Tatsache, dass der NVV, der Eckpfeiler des Systems der nuklea­
ren Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, die beiden Fähigkeiten der Uranan­
reicherung und der Plutoniumproduktion für friedliche Zwecke nicht ausschließt.
Die Herstellung und der Erwerb dieser beiden Nuklearmaterialien ist jedoch auch
das notwendige Zwischenziel eines jeden militärischen Nuklearprogramms. Das
heißt, sie ist die Voraussetzung für den Bau von Nuklearwaffen (siehe Abschn. 3.1
Nukleare Fähigkeiten). Diese Schwäche des nuklearen Nichtverbreitungsregimes
ist meiner Meinung nach die „Achillesferse“ des NVV. Darüber hinaus wird die
Osmose dieser beiden besonderen nuklearen Fähigkeiten in den unterschiedlichen
Bereichen der friedlichen und militärischen Programme von allen, auch von jedem
potenziellen Proliferator, sehr wohl erkannt.
Aus all diesen Gründen hat die internationale Gemeinschaft nach 1993, im
Wesentlichen nach dem ersten Irak-Krieg, den Rahmen für die Sicherheitsüber­
wachung erweitert, indem sie das Zusatzprotokoll (ZP) zu dem einschlägigen um­
fassenden Sicherheitsübereinkommen schuf. Das Zusatzprotokoll sieht strenge
26 3 Fähigkeit, Bedrohung, Reaktion

Kontrollmaßnahmen durch kontinuierliche Überwachung und strenge Überprüfung


aller nuklearen Aktivitäten der NVV-Mitgliedstaaten vor. Die Kontrolle, die von
den Inspektoren der IAEO für nukleare Materialkontrolle durchgeführt wird, er­
folgt über die relevante Erklärung des NVV-Mitgliedstaats hinaus.

3.3.2 Nukleare Sicherheit und Sicherung

Neben der nuklearen Materialkontrolle wird die nukleare Bedrohung teilweise


auch im Rahmen des zweiten der drei „S“ der IAEO, der nuklearen Sicherheit, be­
handelt.2 Die nukleare Sicherheit bezieht sich auf nukleare Unfälle, die durch
Naturphänomene, menschliches Versagen oder andere menschliche Handlungen
verursacht werden, die auf Nachlässigkeit oder Unzulänglichkeiten zurückzu­
führen sind, jedoch niemals auf menschliche Absicht.
Ein nuklearer Unfall ist definiert als jeder Unfall, an dem Anlagen oder Tätig­
keiten mit Nuklearmaterial oder anderen radioaktiven Stoffen beteiligt sind und bei
dem radioaktive Stoffe freigesetzt werden oder freigesetzt werden können, was zu
einer internationalen und grenzüberschreitenden Verbreitung von Radioaktivität
mit möglichen Auswirkungen auf die Sicherheit eines anderen Landes führt oder
führen kann.
Das Ziel der nuklearen Sicherheit im Rahmen der Entwicklung und Umset­
zung des einschlägigen IAEO-Programms besteht darin, angemessene Betriebs­
bedingungen für nukleartechnische Anlagen zu schaffen, nukleare Unfälle zu ver­
hindern und die Folgen nuklearer Unfälle zu mindern, um letztlich die Arbeitskräfte,
die Öffentlichkeit und die Umwelt vor den Risiken der Radioaktivität zu schützen.
Im Gegensatz zur nuklearen Sicherheit und den damit zusammenhängenden
nuklearen Unfällen befasst sich die nukleare Sicherung,3 das dritte „S“ der IAEO,
mit den Risiken, die sich aus der nuklearen Bedrohung im Zusammenhang mit vor­

2
Definition der nuklearen Sicherheit gemäß dem ΙΑΕΑ-Safety Glossary 2017:
„Die Erreichung ordnungsgemäßer Betriebsbedingungen, die Verhütung von Un­
fällen oder die Abschwächung von Unfallfolgen, die zum Schutz der Arbeitskräfte,
der Bevölkerung und der Umwelt vor unangemessenen Strahlungsgefahren führen“.

3
Die IAEO-Abteilung für nukleare Sicherung (NSNS) definiert nukleare Sicherung als:
„Prävention, Erkennung von und Reaktion auf Diebstahl, unbefugten Zugang, illegalen
internationalen Handel oder andere rechtswidrige Handlungen im Zusammenhang mit
Nuklearmaterial, anderen radioaktiven Stoffen oder damit verbundenen Anlagen und Trans­
portmitteln“.
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POWELL, LYMAN PIERSON, ed. Social
unrest. 2v $2.50 Review of reviews co. 308

20–1056

“The two volumes entitled ‘The social unrest’ present the best
current thought of leading authorities as now focussed on the
industrial and social problems of the day. The opinions of President
Wilson and ex-president Taft are set forth side by side with those of
Karl Marx, Morris Hillquit and Sidney Webb. All schools of opinion
have here at least the privilege of utterance. The material has been
edited and coordinated by Dr Lyman P. Powell.”—R of Rs

Ind 103:319 S 11 ’20 60w


+ Outlook 124:336 F 25 ’20 60w
R of Rs 61:223 F ’20 200w

“We fear the editor’s somewhat hesitant attempt to link up these


pieces into something looking like a methodically arranged whole
has not been successful—at least we are unable to tell what the plan
of that arrangement really is. But it is the collection itself that counts,
and this is of great interest.” B. L.

+ − Survey 43:782 Mr 20 ’20 280w

POWER, RHODA. Under the Bolshevik reign of


terror. *$2 McBride 947
20–2711

“A record of domestic experiences in a bourgeois household in


Rostov, on the Don, during the old régime, the revolution, and the
Bolshevik occupation.”—Brooklyn

Boston Transcript p8 N 22 ’19 500w


Brooklyn 12:71 Ja ’20 30w

“A lively and readable little book.”

+ Cleveland p104 S ’19 30w

“An intimate, readable account of Bolshevism is presented in this


volume. The book is free from theorizing and statistics, but it tells of
the practical effect of Bolshevism on people who lived through the
first days of this sinister experiment.”

+ N Y Times 24:465 S 14 ’19 240w

“Miss Power has given us a series of vivid sketches. They are


impressionistic and full of power, but they must not be accepted as
descriptive of general conditions.”

+ − Sat R 128:204 Ag 30 ’19 120w

“An extremely vivid and interesting account of certain phases of


the Russian revolution from the pen of an eye-witness. One would
like to know how far this family, of the rich bourgeois type, was
representative of its class. If there were many others like it, the
appalling violence and bloodiness of the revolution cease to be
matter of wonder.”

+ The Times [London] Lit Sup p224 Ap


24 ’19 700w

PRATT, JAMES BISSETT. Religious


consciousness; a psychological study. *$3.50
Macmillan 201

20–10634

“Professor Pratt’s point of view in the present volume is avowedly


scientific. He aims to describe the religious consciousness as it
presents itself for observation to the modern psychologist, that is to
say, without any attempt to press behind phenomena into the realm
of the unknown or the unknowable. An interesting feature of his
treatment is a constant use of the results of recent questionnaires
sent out to ascertain the present state of the religious consciousness
among various classes of Americans. He has studied the forms of
Protestantism in America. Roman Catholicism he has studied in
Europe and at home. Finally, he has made his pilgrimage through
India, Burma, and Ceylon, seeking initiation into the letter and the
spirit of Hinduism, Buddhism, and Mohammedanism in mosque and
shrine and temple, from peasants, teachers, priests, and holy men.
The last five chapters of the book deal with mysticism.”—Nation

“‘The religious consciousness’ is a very good book. Dr Pratt knows


his subject and he knows how to write about it. There is hardly a dull
page in the nearly five hundred of this volume. Perhaps the most
valuable quality of the book is its quiet sanity.” R. R.
+ Freeman 2:22 S 15 ’20 360w

“His account of phenomena is remarkably fresh and instructive;


and it differs commendably from some of its predecessors in
emphasizing rather normal than exceptional types of experience.” S.
P. Sherman

+ Nation 111:506 N 3 ’20 1550w

Reviewed by G. E. Partridge

N Y Times p28 D 26 ’20 250w

PRENTICE, SARTELL. Padre. *$2 Dutton


940.476

19–13304

“[This book tells the] experiences of a Red cross hospital chaplain


of the Dutch Reformed church, principally in Base hospital 101, at St
Nazaire and in Evacuation hospital 13 where wounded were received
straight from the battlefield. [It is] full of anecdotes revealing the
bravery of individuals, and the gratitude of the French people toward
Americans.”—Cleveland

Cleveland p16 F ’20 50w


“There is nothing particularly new in the narrative, although the
fact that it comes first-hand from one who saw and lived the awful
scenes he describes gives it a value of its own which cannot be
gainsaid.”

+ N Y Times 24:516 O 5 ’19 500w

PRICE, EDITH BALLINGER. Silver Shoal


light. il *$1.75 Century

20–16502

When Miss Joan Kirtland, who has left town very suddenly after a
disagreement with Mr Robert Sinclair, finds that the Harbor View
house cannot take her in, she is at a loss for a place to spend the
night. Captain ‘Bijah Dawson comes to her aid and suggests that the
light house people may take her in. As Captain ‘Bijah assured her,
they are “cur’ous folks,” Jim and Elspeth Pemberley and their little
son Garth, but their presence in this unusual situation is explained
and Joan, who had meant to stay a night, then a week, remains all
summer. Joan, who had thought she did not like children, is
captivated by Garth and at the end of the summer learns that Mr
Sinclair is his Uncle Bob. Jim Pemberley has aspirations toward the
navy and there is a German spy episode in the story.

+ Booklist 17:78 N ’20


PRICE, EDITH BALLINGER. Us and the bottle
man. il *$1.50 Century

20–14292

The story of three delightful children who play pirates and send
out a message in a sealed bottle that brings a surprising answer and
leads to a pleasantly mysterious correspondence. And then events
take a serious turn. What had been play becomes reality and the
“three poore mariners” become castaways indeed for the length of
one dreadful night. Their rescuer is no less person than the Bottle
man himself and a war-time romance is at the same time brought to
a happy culmination.

“Although somewhat adult in point of view, the mystery and


adventure will interest children from ten to twelve.”

+ Booklist 17:78 N ’20

PRICE, JULIUS MENDES. On the path of


adventure. il *$3.50 (5½c) Lane 940.48

20–11661

The author was war-artist correspondent for the Illustrated


London News. The present work is a record of his adventures in the
early months of the war, before the existence of war correspondents
had been “officially admitted.” The book, he says, “does not in any
way claim to be an addition to the formidable array of books on the
technical side of the war. It is, on the contrary, merely a narrative
compiled from the notes in my diary of a period during the early days
of the war when I was ‘out’ to get all the material I could.... As my
wanderings were entirely within the zone of operations, it is obvious
that the incidents I have described were always more or less
connected with the theatre of the war—but they were happenings
rather behind the scenes than on the actual battle-front.” The book is
illustrated with drawings from the author’s sketch book.

Ath p1387 D 19 ’19 50w

“One of the few interesting but not sordid personal narratives.”

+ Booklist 17:66 N ’20

“Mr Price puts down his remarkable escapades and hairbreadth


escapes as a sportsman and an artist. There is something beautifully
impersonal in the style of his book. This makes of his book
something unique in war annals, a book that is ‘beautifully and
completely something,’ as Henry James might have said.” B. D.

+ N Y Times p21 Ag 29 ’20 750w


Sat R 129:191 F 21 ’20 750w
+ The Times [London] Lit Sup p698 N 27
’19 50w

PRICHARD, HESKETH VERNON


HESKETH. Sniping in France, with notes on the
scientific training of scouts, observers, and snipers;
with a foreword by General Lord Horne of Stirkoke. il
*$5 Dutton 623.44

(Eng ed 20–12124)

“Major Hesketh-Prichard was of course, as a big game hunter, a


natural sniper. He enjoyed sniping because it employed all his highly
specialised hunter faculties to the full—sight, hearing, and all those
analytical powers which hunters possess. His book is full of good
stories. But what will make the book interesting to the soldier is the
complete way in which Major Hesketh-Prichard manages to justify
the art of sniping, and to show how intolerable it is to be opposed to
a well-organised sniping side unless you can answer in kind. Major
Hesketh-Prichard proves completely that it will always be worth
while from the point of view of moral to maintain an efficient body of
specialist snipers.”—Spec

“Before the war the author was known as a sportsman, traveller,


and athlete. It is his other vocation, that of writer, which helps him
not merely to give us information, but to give it in a form enthralling
as any detective story.”

+ Ath p816 Je 18 ’20 180w

“Written in a style that makes it pleasantly acceptable to the


general reader.”

+ N Y Evening Post p12 N 27 ’20 220w


“His book is fascinating in its records of romantic individual tales
and of cunning camouflage which are intended for the general
reader, but we trust that the military authorities will not on this
account overlook it. Major Hesketh-Prichard has a contribution to
make to military science.”

+ Spec 124:728 My 29 ’20 280w


+ The Times [London] Lit Sup p293 My
13 ’20 900w

PRISONER of Pentonville, by “Red Band.”


*$1.50 Putnam 821

20–8220

Poems written while the author was confined in Pentonville prison


in London, between September, 1917, and May, 1918. They are
written in varying meters and on different themes. Many are
addressed to his wife, one is written on receiving news of his
mother’s death, others recall scenes from boyhood, and one that
brings to mind “Reading gaol” is written the day of an execution. The
concluding poems record his sentiments as release approaches and
there is an epilogue written after regaining liberty. Joseph Fort
Newton, formerly of the City Temple, London, now of the Church of
the divine paternity, New York, writes a foreword.

“The emotional sincerity which constantly contrives to break


through a crust of indifferent and often absurd verse makes this
series of prison meditations a very interesting and moving human
document.”
+ − Ath p495 Ap 9 ’20 80w
+ Boston Transcript p4 My 12 ’20 950w

PRITCHARD, MYRON THOMAS, and


OVINGTON, MARY WHITE, comps. Upward
path; with an introd. by Robert R. Moton. il *$1.35
Harcourt 810.8

20–16516

The foreword to this collection of readings for colored children


says: “To the present time, there has been no collection of stories and
poems by negro writers, which colored children could read with
interest and pleasure and in which they could find a mirror of the
traditions and aspirations of their race. Realizing this lack, the
compilers have brought together poems, stories, sketches and
addresses which bear eloquent testimony to the richness of the
literary product of our negro writers.” All of the contributors to the
volume are negroes, among them Paul Laurence Dunbar, Booker T.
Washington, W. E. B. DuBois, James Weldon Johnson and others
who have made names in literature. In addition to these there are the
less familiar names of negro educators, social workers, ministers and
lawyers, and there is one explorer, Matthew Henson, who was with
Peary at the Pole.

“The selections in it are ably chosen and present a great variety.


But more important is the fact that it must accomplish its intent. For
while giving pleasure, it will foster the love of tradition, and from the
evidences of past accomplishment, an honest racial pride.” M. E.
Bailey
+ Bookm 52:305 Ja ’21 140w
+ Boston Transcript p5 N 27 ’20 360w

“A collection of stories and poems by negroes—many of them very


good. Perhaps whites can gain as much from it as can the blacks. The
book would be suitable for junior high schools.”

+ English J 9:549 N ’20 60w


Lit D p94 D 4 ’20 170w

PRYDE, ANTHONY. Marqueray’s duel. *$2


(1½c) McBride

20–7060

Marqueray, to all appearances, was a globe-trotter and a


sportsman. In truth he was a secret spy in the employ of the British
foreign office. His knowledge stands him in good stead against a
certain Lord Marchmont, a millionaire Jew, implicated in illicit
transactions in South America. The latter has allowed a poor
innocent Irish girl, in reality Lady Marchmont, to consider herself
duped by him and to be a “fallen woman,” after he had turned her
adrift. Phyllida is found and rescued by Marqueray and his friend
and cousin, Aubrey West. A romance grows up between Phyllida and
Marqueray, who naturally wants to horsewhip Marchmont and free
his beloved entirely from his clutches. Before this can be done a
political election and much intrigue, involving West, intervene. In
the end Marqueray is wounded by a shot from Marchmont who
himself succumbs to his vicious morphia habit. Some fine touches of
friendship and loyalty among men make one of the features of the
story.

“The story drags somewhat in places; but ... the book as a whole
may be read with a fair amount of satisfaction.”

+ − Ath p414 My 30 ’19 120w

“Very good work. Readers who liked Stephen McKenna’s ‘Sonia’


will probably like this.”

+ Booklist 16:350 Jl ’20

“It is evidently Mr Pryde’s first novel, and it is far and above the
majority of ‘first novels.’ He writes with a good deal of style, and his
characterization is excellent to the least important actor on his
London stage.” G. M. H.

+ Boston Transcript p4 My 19 ’20 540w

“The book is exceedingly well written, with a steady succession of


incidents, always logical and never loosening their hold on the
interest. The book is a long one, but it never becomes tedious.”

+ N Y Times 25:329 Je 20 ’20 500w

Reviewed by Isabel Juergens

+ Pub W 97:1288 Ap 17 ’20 260w


“A very clever romance.”

+ Sat R 128:346 O 11 ’19 100w

“It is decidedly melodramatic, but the melodrama is well done.”

+ Spec 123:154 Ag 2 ’19 30w

“The author displays much ability for character portraiture. As a


romanticist he is not so capable.”

+ − Springf’d Republican p11a Je 27 ’20


650w

PRZYBYSZEWSKI, STANISLAW. Snow.


*$1.50 Brown, N. L. 891.85

20–4039

“‘Snow,’ a play in four acts by Stanislaw Przybyszewski, translated


into English by O. F. Theis, is a powerful production. A man and wife
are living happily together. A brother comes in and falls in love with
the wife. A woman friend comes in and the husband falls in love with
her. Result—unfaithfulness and a double suicide.”—Springf’d
Republican

“The types are not typical; they are primarily unconvincing. There
is an intense and urgent attempt at drama which, were it only
dramatic, would be Ibsen, even Wagner, in terms of men and not
gods. The play is disappointing to read, because it does not grip; it is
scarcely fitted for theatrical success, because it has insufficient
sustained interest.”

− + Boston Transcript p6 Mr 31 ’20 220w

“The beautiful diction and Maeterlinckian charm of the Polish


original, are somewhat lost in translation.”

+ − Cleveland p87 S ’20 50w

“‘Snow,’ which bears amusing internal evidence of its translation


from a German original, is a characteristic phantasmagoria of the
acutely hysterical. It is not without moments of sombre effectiveness.
But action and passion are both, humanly speaking, in the void. The
characters are haunted wraiths in an unrealized world who live and
love and die equally without motivation.”

− + Nation 110:435 Ap 3 ’20 200w

“The tale is true to life and truthfully presented and commendable


for artistic qualities, but uselessly nerve-racking for all that.”

+ − Springf’d Republican p8 Ap 8 ’20 100w

“Limitations of temperament may easily prevent a western reader


from doing justice to characters who seem to him so morbid and
neurotic, so pathologically introspective: nor can he see ‘Snow’ as a
play for the western stage. Yet he must admit that the author shows
at times profound psychological insight and can write occasional
passages of power.”
+ − Theatre Arts Magazine 4:259 Jl ’20
230w

[2]
PUMPELLY, RAPHAEL. Travels and
adventures of Raphael Pumpelly; ed. by O. S. Rice. il
*$1.75 Holt

20–22545

The book is an abridged edition of the author’s autobiography, “My


reminiscences,” for young readers. As a mining engineer, geologist,
archaeologist and explorer, the author’s experiences, which
transpired on our western frontier in it’s heroic days, on the
mountains of Corsica, in China, Japan and Siberia, were many and
thrilling and those portions of the original work have been selected
that are most interesting to the young with only so much editing as
was required to make a connected story. Appropriate illustrations
have been added.

+ N Y Evening Post p11 D 31 ’20 130w

PURDAY, HERBERT FRANK P. Diesel engine


design. il *$7.50 Van Nostrand 621.43

(Eng ed 20–18166)
“This book is based on about twelve years’ experience of Diesel
engines, mainly from the drawing-office point of view, and is
intended to present an account of the main considerations which
control the design of these engines. The author ventures to hope that,
in addition to designers and draughtsmen, to whom such a book as
this is most naturally addressed, there may be other classes of
readers—for example, Diesel engine users and technical students—to
whom the following pages may be of interest.” (Preface) Contents:
First principles; Thermal efficiency; Exhaust, suction and scavenge;
The principle of similitude; Crank-shafts; Flywheels; Framework;
Cylinders and covers; Running gear; Fuel oil system; Air and exhaust
system; Compressed air system; Valve gear; Index. There are 271
figure illustrations.

N Y P L New Tech Bks p32 Ap ’20 80w

PUTNAM, GEORGE PALMER, comp. Tabular


views of universal history. il *$2.50 Putnam 902

19–16001

In this latest edition of the compilation the summary has been


brought down to the peace conference in Paris; like former revisions,
under the editorial supervision of George Haven Putnam. Two new
maps are added showing the forfeited German colonies and Germany
under the peace treaty, and there is a supplementary index covering
events subsequent to August 1, 1914.
[2]
PUTNAM, MRS NINA (WILCOX). It pays to
smile. *$1.90 (2c) Doran

20–19578

Miss Freedom Talbot, of Boston ancestry and birth, is the narrator


of the story, and shares honors with “Peaches” Pegg as the heroine.
Her family fortunes being at a low ebb, she answers an
advertisement inserted by the millionaire Pinto Pegg for a chaperone
for his daughter. This combination of money and breeding Pinto
hopes will result in culture for the daughter. Their course in
refinement includes a trip to Europe and a stay in California, in the
process of which Miss Freedom receives perhaps as broad an
education as “Peaches” does. Romance and mystery enter their lives,
but after an exciting course, true love runs smoothly at last.

“The story is perhaps very improbable, but not unreal.”

+ N Y Evening Post p17 D 4 ’20 80w

“Except as a study of the Boston governess and Peaches, showing


how each reacts on the other, there is little to note. When the author
ventures to work out a ‘plot’ she is singularly unconvincing.”

+ − N Y Times p27 Ja 9 ’21 650w


+ Outlook 126:558 N 24 ’20 50w

“The early chapters describing the Talbot home on Chestnut street,


Boston, are much the best of the book.”
+ − Springf’d Republican p7a D 26 ’20 140w

[2]
PYLE, KATHARINE. Tales of wonder and
magic. il *$2 (3c) Little

20–19078

This is the third volume of old-world fairy tales and folk lore
translated, adapted and illustrated by the author. The stories are:
White as snow, red as blood, and black as a raven’s wing—Irish; The
wonderful ring—East Indian; The three sisters—Georgian; The
golden horse, the moon lantern, and the beautiful princess—
Swedish; The lady of the lake—Welsh; The beaver stick—American
Indian; The enchanted waterfall—Japanese; Fair, brown, and
trembling—Irish; The demon of the mountain—Transylvanian gipsy;
The Lamia—Hindoo; The three doves—Czech; Mighty-arm and
mighty-mouth—East Indian; The beautiful Melissa—Louisiana; The
castle that stood on golden pillars—Danish; The twelve months—
Czech.
Q

QUENNELL, MARJORIE, and QUENNELL,


CHARLES HENRY BOURNE. History of
everyday things in England. v 2 il *$4.50 (v 1 and 2 in
one volume *$9) Scribner 914.2

(Eng ed 19–6495)

“The second volume of a history which applies real historical


research to the making of children’s books. As in the first book the
authors have described changes in building, furniture, dress, and
games as ‘history in stone, wood, and fabrics.’ It is their desire to
present work as a ‘joyous sort of business’ which shall give boys and
girls the desire to take the pains with their labors which
distinguished the craftsmen. Bibliography. Index.”—Booklist

+ Ath p127 Ja 23 ’20 90w

“Charming volume.”

+ Booklist 16:247 Ap ’20

“This second part is not nearly so good as its predecessor. Its


authors have been spoilt by success, and the latter pages of the book
in particular show, to put it mildly, signs of haste. The first chapter,
on the sixteenth century, is the best.”

+ − Sat R 129:435 My 8 ’20 1150w

“The second part is as original and as fascinating as the first, and


those who read the first will know that no higher praise can be
given.”

+ Spec 124:145 Ja 31 ’20 1000w

[2]
QUICKENS, QUARLES, pseud. English
notes. $15 L. M. Thompson, 29 Broadway, N.Y. 817

20–6982

“In 1842, not long after the appearance of Charles Dickens’s


irritating ‘American notes,’ there was published anonymously in
Boston a work bearing for its title an obvious parody—‘English notes
for very extensive circulation by Quarles Quickens.’ This book is now
reprinted by Lewis M. Thompson of New York, with an introductory
essay designed to prove that the person who hid under the
pseudonym of ‘Quarles Quickens’ was Edgar Allan Poe. Joseph
Jackson and George H. Sargent supply an introduction and notes,
and the publisher has added two portraits of Poe.”—Springf’d
Republican

“The book is valuable as a curiosity rather than as a masterpiece of


Poe’s style.”

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