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Abenteuer Russland - Kurzgeschichte von Oliver Tank

Georgisch essen in St. Petersburg - Etwas Geduld sollte man haben

Bei einem Besuch in St. Petersburg hatten wir nach einem langen Besuch
in der Ermitage Hunger und vorallem den Wunsch, Rücken und Füßen eine
Pause zu gönnen.

So suchten wir ein Restaurant und wurden in der Nähe des „Gostinij
Dwor“ in einem Hinterhof fündig. Das georgische Restaurant war recht
gemütlich im Landhausstil eingerichtet und verfügte über eine Art Balkon, der
über eine enge Wendeltreppe zu erreichen war. Uns gefiel es dort oben und
wir nahmen uns einen Tisch.

Nach kurzer Zeit kam eine Kellnerin die Treppe hinauf. Das war
unüberhörbar, denn sie hatte Sandalen an, die bei jedem Schritt klackerten.
Nachdem Sie endlich oben angekommen war, gab sie uns die Karte und
fragte, was wir trinken möchten. Meine Frau entschied sich für einen
trockenen Rotwein, ich wünschte mir ein „Baltika“. Nach wenigen Minuten
und lautem Geklackere kam die Kellnerin zurück und teilte uns mit, dass der
Rotwein aus sei. Also bestellten wir den nächsten Rotwein auf der Karte. Bei
der Gelegenheit bestellten wir zwei Vorspeisen und fragten die Kellnerin auch
gleich, nach welcher Art das „Chatschapuri“ zubereitet sei, da es diverse
georgische, armenische und aserbaidschanische Varianten gibt.

Leider konnte Sie das nicht beantworten, sondern musste erst in die
Küche gehen um zu fragen. Als sie nach endlosem Geklackere wieder kam,
war mein Bier inzwischen leer und ich bestellte ein Neues und ein
„Chatschapuri“. Nach circa zehn Minuten, in denen ich fast verdurstet wäre,
kam sie endlich wieder - leider ohne Bier. Denn das war nun auch aus. Sie
entschuldigte sich damit, dass gestern eine Privatfeier stattgefunden hätte,
und nun langsam alles aus sei. Also bestellte ich die nächste Biersorte auf der
Karte.

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Meine Frau und ich saßen zwar gemütlich und erholten uns von der
anstrengenden Museumstour, dennoch war nach kurzer Zeit auch das zweite
Bier verdunstet und unsere Mägen immer noch leer. Aber da hörten wir schon
das erlösende Geklackere und hofften, dass dieses Mal das Essen käme und
nicht wieder nur die Nachricht, irgendetwas sei aus. Und das Essen kam auch.

Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und bestellte ein weiteres Bier,
da zu einem guten Essen auch ein leckeres Getränk gehört. Nach kurzer Zeit
hörten wir wieder das Stakkato der Kellnerin und leider hatte Sie wieder nur
eine Hiobsbotschaft für mich: auch die zweite Biersorte sei nun aus. Also
musste ich auf das teure Importbier zurückgreifen, was aber noch in
ausreichender Menge verfügbar sei, wie sie uns versicherte.

Zu Beginn war diese Art von Service noch recht lustig, aber auf Dauer
nervte es doch, so dass wir uns entschieden, nach dem Essen zu gehen und
lieber woanders noch etwas zu trinken.

Als wir bezahlten gestand uns die Kellnerin dann, dass es ihr erster Tag sei
und sie noch nicht viel Erfahrung habe. Ich konnte mir nicht verkneifen
anzumerken, dass man an einem Arbeitsplatz mit Wendeltreppe besser festes
Schuhwerk tragen sollte. Dennoch bekam sie ein großzügiges Trinkgeld für
ihren Eifer.

Im Nachhinein war dies ein lustiger Abend, aber damals hatte ich das
Klackern der Schuhe die ganze Nacht in den Ohren.

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