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Mimesis

© Pia Katri ; 20.04.2011

” Minun sinä olet minun sinä olet minun koska sinä olet minun sinä olet minun minun sinä olet. ”
Mine you are, mine you are because you’re mine, you’re mine, mine you are.
[51koodia – Vedenjakaja]

Du bist mein. Ich lächle, ich bin fast schon besessen von dem Gedanken, dass du mir gehörst. Ich lächle dich an,
du lächelst zurück. Ich sehe, wir verstehen uns. Es hat nicht lange gedauert, zu realisieren, dass du endlich mein
bist. Nicht lange gedauert, bis du mein warst. Eigentlich warst du es schon immer – nur bewusst war ich mir
dessen nie.
Hannu. So ist dein Name. Ich sehe dich an, du lächelst. Du bist wahnsinnig hübsch. Und ich merke, dass ich dich
hasse, gerade weil du so hübsch bist, oder vielleicht sogar dafür. Aber das spielt ja nun auch keine Rolle mehr,
Hannu, denn du bist ja mein. So etwas verabscheuungswürdig Hübsches nannte ich selten mein, vielleicht sogar
noch nie.
Du faszinierst mich, denke ich, während ich mir das Haar zurückstreiche und du es mir genau gleich tust.
Immerzu musst du das tun, was ich auch tue. Ist das ein Zwang, oder bewunderst du mich einfach nur so sehr?
Nein, das kann ja auch nicht sein. Immerhin bin ich ja die Person, die dich bewundert und verehrt. Nicht
andersrum. Das wäre ja nur allzu ironisch.

Ich lächle dich an, ehe ich mich wegdrehe. Und als ich mich dann doch wieder dir zuwende, da siehst du mich
noch immer an, und lächelst dasselbe, breite Lächeln, das ich auch auf den Lippen habe.
Spott.
Ich hebe die Faust, wie um zuzuschlagen, und du tust es mir gleich. Ich fasse es nicht, ich traue meinen Augen
nicht. Du kannst doch nicht allen Ernstes… Ich sehe dich endgeistert an, aber bevor du es mir gleich tun kannst,
drehe ich mich weg. Denke nach.
Das kann doch nicht wirklich sein, das darf einfach nicht wahr sein, dass du ebenfalls den Gedanken hegtest,
mich zu schlagen. Wer bist du denn. Wer denkst du, bist du?
Ich drehe mich um, denke, dass ich schneller bin als du, und doch habe ich weit gefehlt. Unsere Fäuste treffen
sich in der Mitte, und langsam werde ich wütend, wirklich wütend.

Ich spucke dir vor die Füße, und nur einen Bruchteil einer Sekunde später tust du es mir gleich, mir scheint es
schon fast, als geschähe alles im selben Moment. Das allerdings wäre noch irrsinniger als der Gedanke, als dass
du hättest langsamer reagiert als ich. Das geht ja gar nicht, denn du bist mein, mein lieber Hannu. Du bist mein.
Und nicht ich dein. Und ich kann nicht zulassen, dass du mich behandelst, wie ich dich. Hast du nie etwas von
Rangordnung gehört? Aber Hannu, warte, mein Lieber. Ich kann dir schon zeigen, was es heißt… mich
nachzuahmen.
Ich nehme das Messer von der Anrichte. Als ob ich geahnt hatte, dass das heute passieren würde. Weil ich
vielleicht wusste, dass das irgendwann kommen musste, weil irgendwann Tag X immer kommen musste. Weil
das schon immer so war. Punktum.
Ich lächle dich noch einmal an, Hannu, ein letztes Mal. Dann hebe ich das Messer an, gebe vor, presse es mir in
die Haut, gebe dann vor, es quer über den Oberarm zu ziehen. Du tust es, mir gegenüber. Weil du nicht
realisierst, dass ich es gar nicht getan habe.
Ich sehe dich an, Hannu, und ich sehe, wie du blutest. Und ich lächle, als mir bewusst wird, dass ich zittere,
genau wie du. Weil ich schon immer zu mitfühlend war, gerade bei jemandem so gutaussehenden wie dir – die
Tatsache, dass du gut aussiehst, schützt dich allerdings nicht davor, dass ich mit dem Messer aushole, vorgebe,
es mir in den Bauch zu stechen. Du tust es Hannu, und in dem Moment, in dem das Messer in deinen Bauch
eindringt, schnappe ich nach Luft, der Schmerz ist zu stark.
Ich allerdings, ich bleibe stark, stehe aufrecht stehend und sehe, wie dir das Blut aus dem Bauch sickert. Hannu.
Alles nur, weil du mein bist, und weil du so gut aussiehst. Weil du mich besessen nach dir machtest, und weil
du… mir zu aufdringlich warst, und zu frech. Weil du… mich nachahmen musstest.

Aufrecht bleibe ich stehen und sehe dir im zersplitternden Spiegel beim Sterben zu, ehe alles schwarz wird.

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