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Institut für Populäre Kulturen, Universität Zürich

Dr. phil. Dipl. Arch. ETH Gabriela Muri


Vorlesung: „Stadt- und Stadtforschung“ gekoppelt mit dem Seminar „Kulturelle
Identitäten“ von Lic. Phil. Gisela Unterweger
Herbstsemester 2008

Gentrification
an der Langstrasse
3 Akteursportraits
zur symbolisch
materiellen
Abgabe: Oktober 2010 Zeichenproduktion
Evtixia Bibassis,
Röntgenstrasse 41
8005 Zürich
Mobil: +41 79 916 75 17
Fix: +41 43 205 23 62
Email: bibassis@swissonline.ch
Einleitung

Einleitung S. 1 Das Gesicht der Langstrasse in Zürich verändert sich: Umbauten, Neubauten,
I. DIE INTERVIEWTEN AKTEURE & IHRE RÄUME S. 3
Verkehrsberuhigung, In-Lokale und eine neue und stärkere Durchmischung der
I.I. Was ist der «Message Salon Downtown»? S. 4
JnZkmb^kl&;^ln\a^kBgg^g'P^e\a^Khee^lib^e^g:dm^nk^bf@^gmkbÛ\Zmb,hgikhs^ll%
I.I.I. Zufällig an die Langstrasse S. 7 1
I.I.II. Der Akteursrolle im symbolischen Aufwertungsprozess bewusst S. 8 die professionell visuelle Zeichen produzieren oder evozieren? Sind sie sich ihrer
I.I.III. Die Langstrasse aus persönlicher Sicht, am Anfang und heute S. 9 Akteursrolle als Zeichenlieferanten für den sichtbaren Wandel bewusst? Wie stehen
I.I.IV. Das Verhältnis zur Aufwertung im Quartier S. 10 lb^snf@^gmkbÛ\Zmbhgikhs^ll8Bg]k^b?Zee[^blib^e^glhee]b^l^k?kZ`^gZ\a`^`Zg`^g
I.II. Was ist die Galerie «Römerapotheke»? S. 12 werden.
I.II.I. Durch klare Standortvorteile an die Langstrasse gezogen S. 15
I.II.II. Der Akteursrolle im symbolischen Aufwertungsprozess nicht bewusst S. 16
Der vorliegenden Proseminararbeit liegt eine weitere Proseminararbeit zum Thema
I.II.III. Die Langstrasse aus persönlicher Sicht, am Anfang und heute S. 17
I.II.IV. Das Verhältnis zur Aufwertung im Quartier S. 18 @^gmkbÛ\Zmbhgsn`kng]^'Bgƒ@^gmkbÛ\Zmbhgbg]bdZmhkF^]b^g=Zl
2
I.III.I. Was ist die «Schönegg» bzw. was ist dein Raum in der «Schönegg»? S. 20 Langstrassenquartier der Stadt Zürich im Spiegel der Schweizer Printmedien»
I.III.II. Aus einem Kollektivgedanken an die Langstrasse, wurde ein Korpus von 340 Zeitungsartikeln auf ihre Aussagen zum Image der
in das Haus Schönegg gekommen S. 24 Langstrasse untersucht, um die Rolle der Printmedienprodukte innerhalb dieses
I.III.III. Der Akteursrolle im symbolischen Aufwertungsprozess bewusst S. 26
symbolischen Aufwertungsprozesses zu erörtern. Ebenso wurde eine
I.III.IV. Die Langstrasse aus persönlicher Sicht, am Anfang und heute S. 27
Begriffsbestimmung vorgenommen und begründet. Im einstündigen Referat wurde
I.III.IV. Das Verhältnis zur Aufwertung im Quartier S. 29
II. Schlusswort S. 31 die chaotische Forschungsgeschichte mit ihren verschiedenen
Literaturverzeichnis S. 32 Begriffsbestimmungen und Beschreibungen sowie die Weiterentwicklung und
räumliche Ausdehnung des Phänomens skizziert. In Anbetracht der hier zur
Verfügung stehenden Seitenzahl und den vorausgehenden mündlichen und
schriftlichen Arbeit, wird in der vorliegenden gänzlich auf die Darstellung der
Forschungsgeschichte und aktuelle Positionen verzichtet beziehungsweise auf die
;^`kb__l[^lmbffng`bgƒ@^gmkbÛ\Zmbhgbg]bdZmhkF^]b^g=ZlEZg`lmkZll^gjnZkmb^k
3
der Stadt Zürich im Spiegel der Schweizer Printmedien» verwiesen, um der Analyse
der drei bis zu eineinhalbstündigen Leitfaden-Interviews mehr Platz zu geben. Dabei
ist mir bewusst, dass die Methode der einmaligen Befragung eine Momentaufnahme
]Zklm^eemng]bfDhgm^qm^bg^k@^gmkbÛ\Zmbhg&Lmn]b^dkbmbl\asn[^nkm^be^gblm'
1 Im Sinne von semi-
@^gmkbÛ\Zmbhgblm^bgeZg`pb^kb`^kIkhs^llng]o^keZg`m%pb^]b^l?kb^]kb\albf
otischen Zeichen mit
Zusammenhang deutscher Studien schon 1996 kritisierte, methodisch nicht nach Quer- Bedeutung aufgeladen
4
schnitt- sondern nach Panelstudien . Im Rahmen meiner Möglichkeiten wollte
2 Bibassis, 2008
ich dennoch dem Aspekt der materiellen Zeichenproduktion an der Langstrasse
nachgehen und nehme diese methodische Krux in Kauf. Nicht zu letzt, um für einen 3 Bibassis, 2008,
S. 5-7
späteren Zeitpunkt drei zeitlich zurückliegende Mikroperspektiven als Referenz zu
hinterlassen. 4 Friedrichs, 1996, S.
35-36
5
ƒ@^gmkbÛ\Zmbhgblpbmahnm]hn[mZab`aeroblb[e^ikh\^ll“ . Während die Analyse der 5 Slater, 2002. Zitiert
6 in Glatter, 2007, S. 137.
Ikbgmf^]b^gZn_]^go^k[Ze^glrf[hebl\a^g@^gmkbÛ\Zmbhglikhs^ll , der
Raumimage-Bildung, fokussierte, soll hier die materielle Zeichenaufwertung ins 6 Vgl. Krajewski, 2006,
S. 63 und zum Begriff
Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden. Motiviert hat mich dabei mein Symbolische Gentri-
Eindruck, dass die Grundhaltung der Kultur- und damit sichtbaren Û\Zmbhg%o^k[Ze^ng]
materielle
s^b\a^gikh]nsb^k^g]^g:dm^nk^bfJnZkmb^k`^`^g¿[^k]^k@^gmkbÛ\Zmbhg^bg^l^ak
Ebene, siehe Glatter,
kritische ist und sie der Aufwertung nicht viel abgewinnen können. Dieses Paradoxon 2007, S. 137-139.

1
I.
DIE INTERVIEWTEN
AKTEURE & IHRE
RÄUME
der bewussten Raumeinnahme durch neue Codes und der damit einhergehenden Im Folgenden werden die Interviews mit drei Akteuren an der Langstrasse
Katalysatorfunktion für die visuelle Aufwertung durch die kulturell aktiven Akteure viel vorgestellt, welche in professioneller Absicht symbolisch materielle Zeichen
7
mir schon 2001 bei der Besetzung des Gebäudes an der Ecke Hermann-Greulich- produzieren. Dabei folgen die Unterkapitel den herausgearbeiteten Themenclustern,
Strasse/Kanzleistrasse auf. Die BesetzerInnen veranstalteten Konzerte, Kunst- und den übergeordneten Codes.
Kleinkunstperformances und codierten so über die Tags und Transparente, die
Veranstaltungen und die den Ort frequentierenden BesucherInnen das Quartier neu.
Diesen Widerspruch an der Langstrasse festzuhalten scheint mir für die Erforschung
]^lIaªghf^gl@^gmkbÛ\Zmbhgpb\amb`ng]pnk]^[bla^kgb\amngm^kghff^g'E^b]^k
Ûg]^m]b^]bldnklbo^:n_p^kmng`%]b^bfSnlZff^gaZg`fbm]^go^kl\ab^]^g^g
K^\h]b^kng`^g]^lLmZ]mkZnf^l]^kab^kbgm^kob^pm^g:dm^nk^^[^g_Zeelgnkl\ahg
durch die zahlreichen Print- und Onlinemedien, die von den neuen kulturellen
S^b\a^g[^kb\am^glmZmmÛg]^md^bg^;^Z\amng`%p^beZn\a]b^l]^gKZaf^g]^k
Proseminararbeit eindeutig sprengen würde.

Ich habe einen sehr persönlichen Zugang zum Thema, da ich die Langstrasse und
ihren sichtbaren Wandel seit 2001 tagtäglich erlebe, denn ich wohne unweit der Langst-
rasse im Kreis 5 und arbeite u.a. im Kreis 4 ebenfalls sehr nahe an der
Langstrasse. Selber bin ich im Kreis 4 als Kulturschaffende tätig und kenne zwei der
Befragten schon längere Zeit näher. Den «Message Salon» besuche ich
regelmässig, im Atelierhaus «Schönegg» hatte ich 2000/02 selber ein Atelier.
Lediglich der befragte Galerist war mir bis zum Interview unbekannt.
Wie schon der oben tangierte Widerspruch zeigt, sind die Zusammenhänge der
@^gmkbÛ\ZmbhgZn\abg]^kde^bg^gLmZ]mS¿kb\al^akdhfie^q'BfLbgg^^bg^k
Spiralförmigen, immer weiter gehenden Grounded Theory Forschung erhoffe ich mir,
mit den Interviews einen kleinen Forschungsbeitrag beizusteuern, der im besten
Falle von jemand anders aufgenommen, neubewertet oder wiederverwertet wird.

7 Zur Illustration der Der Aufbau der Arbeit ist aufgrund der oben beschriebenen Auslassung sehr einfach.
zeichensetzenden 8
Pionierkultur, da ich Der Analyse der Interviews, mittels offener Codierung , wird eine Fotocollage
d^bg^?hmh`kZÛ^snk vorangestellt, um einerseits den aktuellen Ist-Zustand der Strasse und ihren Zeichen
Hand habe, das Video
„Design (vorher/nach- ng]]b^Kªnfeb\ad^bm^gbgng]nfp^e\a^]b^obln^ee^S^b\a^gikh]ndmbhglmZmmÛg]^m
her)“ vom Künstler Ingo zu skizzieren. Andererseits scheint mir eine Arbeit über die sichtbare
Giezendanner
alias Grrrr auf http:// Zeichenveränderung ohne Fotos nur sehr schwierig nachvollziehbar. Hier ist
grrrr.net/tv/ unbedingt zu bemerken, dass die Fotos bzw. die Collage nicht zur freien Verfügung
tv_design.html
stehen. Diese wurden in meinem Auftrag vom Fotografen Gerry Amstutz ohne
8 Uwe Flick, 2006, S. Freigabe des Copyrights gemacht. Bei einem Verwendungswunsch muss der
259 - 265 9
Fotograf direkt angefragt werden. Auf die Interviewanalyse folgt ein Schlusswort. Die
9 info@gerryamstutz.com Interviews wurden im Sommer/Herbst 2009 geführt.

2 3
Was ist der «Message Salon Downtown»?

4 5
I.I. I.I.I.

Was ist der «Message Salon Downtown»? Zufällig an die Langstrasse


Langstrasse 84/ Brauerstrasse 37,
seit 2006 vorort
MESSAGE SALON DOWNTOWN,
Esther Eppstein

Esther Eppstein betreibt ihren Kunstraum/Galerie «Message Salon» seit 1994 an Die Vermieter/Investoren suchten bewusst eine kulturell aktive Mieterschaft. Zum
wechselnden Standorten in der Stadt Zürich, jedoch immer in Zwischennutzung. Mit Dhg`ehf^kZmƒEZI^keZ“dZf^lZnlikZdmbl\a^g@k¿g]^gng]ÛgZgsb^ee^g:li^dm^g'
«Downtown» hat sie den Namen ergänzt, als sie vom Rigiplatz im Kreis 6 in das Die «La Perla» Akteure waren sich bewusst, dass sie sich mit einer deutlichen
>\daZnlZg]^kEZg`lmkZll^1-^bg`^sh`^gblm'Lb^blmZnlÛgZgsb^ee^g@k¿g]^g Zeichensetzung, der Recodierung des Raumes, zuerst Akzeptanz seitens der
]ZkZn_Zg`^pb^l^g%Kªnf^bgSpbl\a^ggnmsng`[^lib^e^gsndºgg^g'Lb^ÛgZgsb^km alteingesessenen Akteure an der Langstrasse verschaffen müssen. Eppstein sieht
sich, ihre Familie und den Raum einerseits durch Vermittlungspreise der Stadt den Vorteil im «La Perla», dass alle einzelnen Projekte im Haus ihr eigenes Publikum
Zürich, andererseits quer, das heisst mit einer festen Teilzeitstelle in einer Redaktion mit an den Standort an der Langstrasse bringen. Aber auch das hausinterne
und Gelegenheitsjobs. Der Raum ist im Vergleich zu anderen Gewerberäumen gegenseitige unterstützen, sowie die Vernetzung mit anderen kulturellen Akteuren im
günstig, dennoch nicht selbsttragend. Die Akteure im «La Perla» sind meiner Quartier sind Vorteile.
F^bgng`gZ\agnkl\apb^kb`bg]b^DZm^`hkb^gƒIbhgb^k^“h]^kƒ@^gmkbÛ^k“
einzuordnen. Betrachtet man das Haus, so ist es stark sanierungsbedürftig. Die EE: «Dass sich das hier an der Langstrasse ergeben hat, das ist einfach ein
Miete ist laut Vermieter niedriger als der Hypothekarzins auf dem Haus und auch riesiger Glücksfall und Zufall. [...] Wir haben von denjenigen die das Haus gekauft
Frau Eppstein schätzt die Miete im Vergleich zu anderen Gewerberäumen als haben das Angebot erhalten, das Haus als Kulturort zwischen zu nutzen»
günstig ein. Der Vermieter investiert bewusst Nichts in das Haus, der Mietvertrag ist EB: «Also diese (Hausbesitzer, Anm.) sind auf euch zugekommen? »
jeweils auf ein Jahr befristet. Die Umgebung ist eher schmuddelig. Obwohl alle EE: «Ja. Also der Architekt kannte Adi, welcher dann derjenige war, der uns, also
Beteiligten, betrachtet man das in vielen Begriffsbestimmungen vorkommende mich eigentlich angefragt hatte, weil er wusste, das ich so Sachen schon gemacht
Merkmal «Alter», nicht zu den klassischen Pionieren zählen würden, könnte man sie habe. [...] Ich hab dann im ersten Moment gefunden, ja es ist mir wie zu gross. Ich
aufgrund ihrer Risikobereitschaft, der Bausubstanz und der Miete durchaus zu den kann gar nicht so ein grosses Haus führen. Ich war auch gar nicht mehr sicher, ob
10
10 Zu den idealtypi- Pionieren und der Pionierkultur im Quartier zählen. Betrachtet man aber die ich das noch will und so. Dann stellte sich heraus, dass im Verbund mit anderen
schen Zeichen- Zeichenproduktion und -setzung wird die Kategorisierung ambivalent, ein Vorhaben Leuten, die auch... Es ist mir so ein wenig das Modell «Löwenbräu» (Ehemaliges
Deutungs-Komplexen
siehe Glatter, 2007, mit blinden Flecken, unabhängig ob man sie zur Pionierkultur oder zur ökonomisch Industriegebäude welches von Migros-Museum, Kunsthalle Zürich und
S.137 ªlma^mbl\adZedneb^km^gS^b\a^gdnemnk]^k@^gmkbÛ^ksªaem' renommierten Galerien zwischengenutzt wurde, Limmatstrasse 170, Anm.)
vorgeschwebt oder so. Also ein Haus, wo verschiedene autonome Zellen
EE: ««La Perla Mode» ist ein Haus, in welchem wir verschiedene eigentlich drin sind. Also nicht zusammen öpis so, sondern jeder für sich, aber
Kunstvermittlungsprojekte sind und ich bin eins davon, das ist der «Message trotzdem zusammen, wie einzelne Positionen in dem Haus zusammen zu bringen.
Salon». [...] Das ist vor allem ein Kunstraum, eigentlich für die lokale und junge Dann hatten wir den Power zu finden, okay, das wagen wir. Weil es ist ja auch
Kunstszene. Einerseits ist es ein Ausstellungsraum, aber es ist auch eine nicht so, dass wir das Haus gratis bekommen, wir zahlen ein wenig Miete. Auch
Plattform und ein Treffpunkt. Also auch ein sozialer Kitt dieser Kunstszene, vor wenn es natürlich nicht vergleichbar ist, mit was man sonst zahlen müsste, ist es
allem von der jungen Kunstszene. Aber mittlerweile, dadurch dass ich das schon trotzdem... regelmässig muss Geld rein kommen.» EB: «Gab es Argumente, gab es
so lange mache, nicht nur die Jungen sondern auch die Älteren. Also die Zweifel, nicht hierher zu kommen? »
Generationen vermischen sich mittlerweile auch. » [...] EE: «Jaja - vor allem einmal - schon auch die Ecke. So, ja schaffen wir das? Ist es
«Der allererste Standort den ich hatte war am Rennweg. Dann ging ich aber in den nicht einfach zu wild, zu viel und zu anstrengend? Dann auch finanziell, können
Kreis 4, dann ins Dreieck, wo jetzt ja das «Si ou No» (Café-Bar, Ankerstrasse 6) wir das? Und dann auch energiemässig. Aber jetzt mehr vom... Es war mir dann
(unverständlich) eben damals vor 15 Jahren war ich dort. Dann am Rigiplatz und schon bewusst, da muss dann immer etwas laufen, das muss dann irgendwie wie
jetzt wieder Langstrasse. Das waren immer eigentlich Räumlichkeiten, die ich aktiv sein. Aber eben, dadurch dass wir ein paar Leute waren, haben wir uns
zwischennutzen konnte. Das heisst, eigentlich funktioniert es nur so, weil Raum in zusammengerauft. Aber vor allem am Anfang mussten wir schon zuerst ein
Zürich sehr teuer ist. Das waren die Möglichkeiten. Dort konnte man Räume wenig... Vielleicht auch uns ein wenig hier bemerkbar machen, im Sinne von *das
haben die frei werden, bevor sie abgerissen oder umgebaut werden» man uns akzeptiert* (sehr schnell gesprochen). »

6 7
I.I.II. I.I.III.

Der Akteursrolle Die Langstrasse aus


im symbolischen Aufwertungsprozess persönlicher Sicht,
bewusst am Anfang und heute

Eppstein ist sich ihrer Rolle innerhalb der symbolischen und auch diskursiven Anfänglich mussten «La Perla» Akteure die Verhaltensregeln an der Langstrasse
Aufwertung bewusst. Auch, dass der Vermieter die mit der Vermietung lernen. Die Machtverhältnisse wurden seitens der alteingesessenen
einhergehende symbolische Aufwertung ökonomisch kalkuliert und diese Gastgewerbetreibenden und dem Milieu markiert bis die neuen Codes mit welchen
Mieterschaft quasi gesucht hat. Eine Machtasymmetrie ist zu Gunsten des die kulturell aktiven Akteure den Raum besetzen differenziert von den
Vermieters klar gegeben und wird auch genutzt, dessen ist sich Eppstein ebenfalls alteingesessenen Akteuren gedeutet worden sind, so dass die angebotene Lesart
bewusst. :ds^imZgssnl\aZ__^go^kfh\am^'>lÛg]^mspbl\a^g]b^l^gS^b\a^g&;^]^nmng`l&
Komplexen keine eigentliche Vermischung statt, die Welten leben parallel, man lässt
EB: «Ihr seid über private Kontakte zum Raum gekommen?» sich in Ruhe. Die Langstrasse wird als durchmischter empfunden, insofern als die
EE: «Ja, Adi kennt den Architekten. Die wissen im Hinterkopf natürlich schon Langstrasse im Vergleich zu den 1990er Jahren zum Ausgangsort auch für
auch, dass sie ihr Image... Da bin ich nicht naiv, die ziehen natürlich ihren Nutzen Jugendliche geworden ist und nicht nur mehr Ort für die Freier, das Drogen- und
daraus, obwohl sie uns eigentlich dieses Haus nicht zu den tollsten Bedingungen Sexmilieu ist.
geben. Wir mieten das Ganze für fast dreieinhalb Tausend Franken im Monat.
Dieses Geld muss irgendwie reinkommen. [...] Ich wusste schon, für die EE: «Es war natürlich taff. Die Drogenszene - war noch ein wenig extremer als jetzt,
(Vermieter, Anm.) ist es auch positiv. Die probieren ihr Image so ein wenig... Klar weil jetzt haben sie es - einwenig heraus geputzt. Wobei es gibt immer noch Tage
es ist auch besser für‘s Image und auch für die Langstrasse. Klar, es ist für alle oder Nächte wo es wieder einwenig so ist wie früher, aber im Grossen und Ganzen
besser. Anstatt dass hier ein billiger Outlet drin ist, hätten sie auch machen war es härter. Man hatte mehr - also einfach die Szene (Drogen) mehr gesehen. Also
können. Für sechs Tausend vermieten. Irgendeiner der (unverständlich) mit die Junkies oder einfach... Wobei die Junkies, die sind eben eher an der Busstation
Socken oder sonst so was. Das hat aber der Architekt dem Hausbesitzer nahe unten (Ecke Schönegg-/Langstrasse) gewesen. Und das („La Perla“-Ecke) ist eher die
gelegt, dass er es empfehlen oder bevorzugen würde, wenn das Haus kulturell Cocain-Ecke gewesen oder was weiss ich. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, wie
genutzt würde. [...] Und was ein Hacken ist, sie investieren Null. Für sie sind wir man sich hier bewegen muss. Also einerseits die Türe immer abschliessen hinter sich,
natürlich einerseits die, die ihnen den Stutz geben, weil wenn das einfach leer man kann nicht einfach offen lassen. Es wurde auch am Anfang bis wir es im Griff
steht, dann kostet es sie ja auch Geld. Ich weiss nicht, ob sie hier noch was oben hatten mit den Leuten, die sind einfach überall im Haus herum und irgendwann haben
drauf zahlen. Einen gewissen Anteil den sie hier (unverständlich) co-finanzieren. wir begonnen oben auch abzuschliessen oder die Terrasse zu zumachen (verabschie-
[...] Aber sie geben uns absolut Nichts. Wir müssen jeweils richtig fighten wenn es det sich von Besucherin) das war einfach wie - es hatte überbordet, es war wie zuviel.
irgendwas gibt. Also finanziell kommen wir regelmässig und permanent einfach Man merkte, wir müssen das in den Griff bekommen. Dann mussten wir es auch in
voll an die Grenzen. [...] Also bei der Scheibe hat er sich wenigstens bereit erklärt, den Griff bekommen mit der Polizei, weil - das haben wir vielleicht auch ein wenig
einen Teil daran zu übernehmen. Weil wir sagten, ja, aber wir müssen das unterschätzt am Anfang, dass wir hier einfach da mitten in das Vergnügungsviertel
machen. Das ist ja auch in deinem Interesse. Ein paar Dinge die er aussen gekommen sind und vor allem auch ins Milieu, welches hier einfach sehr präsent ist.
machen musste, hat er selber gemacht. Da wusste er, da bekommt er sonst mit Und halt da eigentlich, auch wenn man es nicht sieht, aber die kontrollieren eigentlich
der Polizei zu tun. Zum Beispiel wenn die Storren herunter lampen, das ist dann - was läuft. Also wir hatten direkt nicht damit zu tun, aber wir hatten einfach mit der
eben gefährlich. Aber sonst müssen wir hier alles selber machen. [...] Sie Polizei mehrmals zu tun und ich habe schon den Verdacht, also -- nicht jetzt direkt aus
machten einmal eine Mieterhöhung, als sie plötzlich behaupteten, die Zinsen seien dem Milieu aber aus dem Gastgewerbe von irgendwelchen rund herum, die sehen,
gestiegen oder irgend so was. Wir konnten nichts... Wir sind denen wie ein wenig wir haben immer die Hütte voll, machen Bar ohne Bewilligung. [...] Es hat sich jetzt ein
ausgeliefert. [...] Er sagte, wir bekämen es immer noch günstiger als er wenig eingependelt, etwa seit über einem Jahr hatten wir keine Kontrolle mehr. [...] Ich
Hypozinsen zahle jeden Monat. Aber das ist uns eigentlich Wurst, in einem glaube es hat auch ein wenig damit zu tun, dass man uns mittlerweile da akzeptiert.
gewissen Sinn.» Das man einfach sieht, das eben doch... - die Stadt, also dass wir hier nicht einfach
nur Dreck machen und Party und so. Sondern das es etwas ist, wo – einfach ein wenig
Understatement hat und das wir Durchhaltewillen haben und das es nach wie vor ein
Ort ist, welcher viele Leute anzieht. Vielleicht hat sich das jetzt darum ein wenig... [...]
Dann war ich mitten im Hot-Spot, mehr Hot-Spot geht gar nicht. Wie etwa die Ecke
Brauer-, Langstrasse, das geht gar nicht, ich wüsste nicht wo.»

8 9
I.I.IV.

Das Verhältnis
zur Aufwertung
im Quartier

Einerseits wird die Stadt als lebendiger Organismus und als solcher in stetiger zusammen mit den Italienern aufgetaucht sind. Es war immer ein Einwanderer-
Veränderung begriffen beschrieben, andererseits spricht Eppstein von einer langen quartier und das ist es heute noch. Dieser Wechsel findet heute immer noch statt.
>bgpZg]^k^k&MkZ]bmbhg%]b^c^msml\a^bg[Zk^bg^kƒGb^]^k]hkÛlb^kng`“p^b\a^glhee' Es hat beides. Einerseits ist es dadurch lebendig, aber es birgt tatsächlich auch die
Spannend in dieser Eigendeutung ist der Image-Transfer den sie vornimmt. Eine Gefahr und das konnte man jetzt auch beobachten, vor allem die letzten zwei,
@^gmkbÛ\Zmbhgfbm]^nmeb\a^klhsbZe^k:n_p^kmng`%[^ll^ko^k]b^g^g]^gAZnlaZem^g% ]k^bCZak^%]b^ƒGb^]^k]hkÛlb^kng`“'P^gb`^k]Zlfbm]^gRniib^l%Zelh^laZm
sieht sie dank dem Milieu und deren Zeichen-Bedeutungs-Komplex nicht kommen. schon diese so ein wenig hinten, da hat es schon ein paar teure Wohnungen,
Neubauten, die sich gut in das Quartier integrieren und belebt sind, erachtet sie auch bei der Bäckeranlage und bei der Schöneggstrasse vorne ander Ecke. Aber
bei höheren Mietpreisen nicht als problematisch. beide die Häuser haben sich eine Art besser eingeordnet, sie sind weniger so
Fremdkörper wie zum Beispiel das Haus an der Beckerstrasse, das einfach eine
EB: «Ist der Architekt mit der Stadt verbandelt? » tote Ecke ist seit... Unten wechselt es ständig. Zuerst war da ein Restaurant
EE: «Nein. [...] Ich habe das Gefühl, die wissen gar nicht was für ein Quartier das drin, jetzt hat es so Lumpen, einen Kleiderladen, und oben ist es immer dunkel,
ist. Die hörten wahrscheinlich von irgendwo, dass das das neue Trendquartier sein dunkel. Ich habe das Gefühl da lebt gar niemand. »
soll. Ich sah zufällig ein Modell von dem was sie hier hinbauen wollen. Mir wurde
halb schlecht. [...] Die Wohnungen gestuft mit Yuppieterrassen oben. Wie eine
Villa im Züriberg. Klar, unten wollen sie Restaurants und so. Aber es hat ja schon
tausend (Restaurants, Anm.) hier. Ich frage mich, wie realistisch das das ist. Auch
was ich vorhin sagte mit dem Milieu und der Drogenszene, das wird alles nicht so
schnell verschwinden. Die Stadt ist mittlerweile davon weg gekommen, dass sie
das weg weg weg haben wollen. Sondern sie streben eine Mischung an, auch
Richtung Vergnügungsviertel, wo auch ein wenig die Toleranz da ist. Also ehrlich
gesagt, bei der Beckerstrasse gibt es doch dieses Haus (Hauser & Wirth, Anm.)
welches lange besetzt war. Dann wurde es abgerissen und war drei Jahre lang
eine Baubrache. Dann baute Y.W. dieses Ding, das ist jetzt eine tote Ecke. Dort
hat es niemand. Ich glaube, vielleicht finden so Yuppies dies im ersten halben Jahr
noch lustig, aber irgendwann regt man sich einfach auf. Wenn man jeden Morgen
vor dem Haus in eine Kotze tritt. [...] Aber das Gefühl zu haben, dass das cool sei,
für jemanden, der für seine monatlich vier, fünf Tausend Franken teure Loft
schuften geht zu bezahlen... Spätestens nach einem Jahr oder so hält man dies
hier nicht mehr aus und man geht für dieses Geld lieber auf den Züriberg wohnen
oder an die Goldküste (rechtes Zürichseeufer, Anm.). Da tut man sich dies hier an
der Langstrasse nicht an. Darum habe ich eben meine Zweifel, ob das wirklich so
schnell geht mit dem Ummodellieren dieses Quartiers. Weil eben, solange das
Milieu und so hier ist, habe ich das Gefühl, ist es nicht so einfach.»
EB: « [...] Wie findest du die Umwertung dieses Quartiers. »
EE: «In einem gewissen Sinn ist eine Stadt auch ein wenig ein lebendiger
Organismus, der sich... Dieses Quartier hat sich immer wieder verändert. Es ist
auch ein schnelllebiges Quartier. Es gibt auch gewisse Läden, die ständig
wechseln. Dann gibt es solche die schon ewig hier sind. Aber es verändert sich
ständig. Auch dadurch, dass es sehr viele Einwanderer hat. Es hat immer wieder
andere Gruppen, die plötzlich da wie ihre Station haben. Mein Vater ist ja schon
hier geboren worden. Als Kind von ostjüdischen Immigranten. Das waren so die
ersten Einwanderer damals Ende neunzehntes Jahrhundert, die damals hier
10 11
Was ist die Galerie «Römerapotheke»?

12 13
I.Il. I.Il.I.

Was ist die Galerie «Römerapotheke»?


Durch klare Standortvorteile
Langstrasse 13611 an die Langstrasse gezogen
GALERIE RÖMERAPOTHEKE,
Philippe Rey, seit Ende 2002 vorort

Die Galerie ist seit Ende 2002 an der Langstrasse, den Betrieb nahm sie 2003 auf. Rey hat nach einem zentral gelegenen, zahlbaren Ort in Bahnhofsnähe gesucht und
Zuvor hat Rey eine Galerie im Zürcher Oberland betrieben. Eine Zweigstelle der nach zweistöckigen architektonischen Raumbegebenheiten, die dem Galeriekonzept
@Ze^kb^[^Ûg]^mlb\abg;^kebg'=b^Kªnfeb\ad^bm^glbg]lhphaebfbgg^kgZelZn\a und der jungen Kunst entsprechen oder es zulassen, zur gewünschten
aussen klar als Galerie gekennzeichnet. Mit der Gestaltung der Schaufenster und architektonischen Form umgebaut zu werden. Als weiteren Standortvorteil nennt Rey
des vertikalen orangefarbenen Schriftzugs «Galerie», setzt er Zeichen, welche sich die weit verbreitete Bekanntschaft der Langstrasse. Die hohe Dichte an kreativ
klar vom alteingesessen Zeichen-Bedeutungskomplex an der Langstrasse Arbeitenden, der Kreativwirtschaft, war für die Standortwahl irrelevant, ebenso
abgrenzen und alle Akteure, die in seiner Galerie nicht willkommen sind exkludiert. Raumimage-Attribute, wie kultig oder trendy dafür aber, vibrieren, lebendig, urban.
K^rÛgZgsb^km]b^@Ze^kb^fbm^bg^fZg]^k^g@^l\aª_mbgL^e[lmlmªg]b`d^bmng]_k^b^g Die Aussenwahrnehmung der Langstrasse als gefährlich, schmutzig wird mit einem
Jobs. Philippe Rey und seine Galerie zähle ich zum einen aufgrund der mit dem Imagevergleich mit Lagos, Nigeria, als unbedeutend erklärt.
O^kfb^m^ksnlZff^gÛgZgsb^km^g]^nmeb\a^kd^gg[Zk^g:n_p^kmng`]^k[Zneb\a^g
Ln[lmZgssnk@^gmkbÛ^kdnemnk'SnfZg]^k^gp^be^klb\afbms';']^fL\akb_msn` PR: «Ja, also, wenn Zürich urban ist, dann ist es hier. Und urban heisst, wenn
11 Mittlerweile umgezo-
«Galerie» strategisch klar vom alteingesessenen Zeichen-Bedeutungskomplex man machen kann, was man will. Das ist eigentlich auch eine Frage der eigenen
gen an die Rämistrasse
18, 8001 Zürich abhebt und damit an ein exklusiv ausgesuchtes Klientel appelliert. Apperzeption, ob man das jetzt geil findet oder nicht. Aber ähm - ich wollte ja
hierhin. Also ich finde es per se scharf hier zu sein. Denn hier hat es Energieen,
PR: «Das ist eine Galerie für zeitgenössische Kunst, ich verkaufe hier Kunst. » hier vibriert es, hier lebt es. Da ist das Quartier, welches nie still steht. Und je
EB: «Mussten sie bauliche Massnahmen selber ergreifen und selber finanzieren?» später in der Nacht, desto mehr Leute hat es hier. Und darum gibt es hier
PR: «Ja, ja, ich habe relativ fest investiert. [...] Die Treppe ist neu, hier (im 2.Stock, grundsätzlich nichts, was ich als negativ empfinde. Ich finde alles gut: ich habe die
Anm.) haben wir Wände heraus gerissen, dort machten wir eine White Cube Bushaltestelle gerade vor dem Haus, nette Nachbarn, viele Besucher, also, was
Situation. Unten haben wir die ganze Apotheke heraus gerissen. [...] Und wenn will man noch mehr. Ich meine, eigentlich, ich brauche eigentlich nur ein paar
man rein kommt, ist es eine Situation, die zeigt, ah das ist eine Galerie und nicht Käufer mehr, aber alles andere ist gut. Und ich habe es mir halt so eingerichtet,
irgendwas anderes. Es kommt keiner hier rein, der nicht hier rein will. Das ist kein dass es mir einigermassen gefällt. Wir haben sogar ein Gärtchen nach hinten
Lager... [...] Wir haben den auch so gestaltet, dass man weiss, wer hier rein will, hinaus, um Zeug zu machen: Installationen, Parties. - Und ich habe an so vielen
der will Kunst anschauen und nicht irgendwelche Drogen verdealen oder weiss ich Orten auf der Welt gelebt. Ich habe in Lagos, Nigeria, ein paar Jahre gelebt. Im
was. Und wir hatten in diesen sieben Jahren wirklich viele Tausend Leute und Vergleich zu dort, ist die Bronx in New York und die Langstrasse in Zürich einfach
hatten nicht einmal irgendein Problem. » Pippifax, was gibt es hier schon. Das war gar kein Kriterium, all diese Gerüchte
und Vorurteile. Ich finde, wenn man eine Galerie für zeitgenössische Kunst will, wo
man vorne ist und Trends setzen will und nicht (den Trends, Anm.) hinterher seklä
(rennen, Anm.) will, dann muss man an einen solchen Ort. Da kann man nicht in
irgendein Altersheim. Und darum ist es hier gut.»

14 15
I.Il.ll I.Il.Ill.

Der Akteursrolle im symbolischen


Aufwertungsprozess nicht bewusst Die Langstrasse aus persönlicher Sicht,
am Anfang und heute

Wie oben schon geschildert besetzt Rey seinen Raum bewusst mit neuen Zeichen, Die Langstrasse wird als in einem starken Wandel begriffen wahrgenommen.
um sich klar von der Umgebung zu differenzieren. Er recodiert den Raum aber auch, Die Langstrasse als ein Quartier mit Bordellen ist laut Rey ein Mythos. Was Rey als 13 Welche Menschen-
wie bei den anderen Interviewten auch, mit dem Klientel, dass in seine Galerie Veränderung wahrnimmt sind die schwindenden Striptease Lokale und eine andere gruppe er mit diesem
doch eher negativ
kommt: KünstlerInnen, SammlerInnen, KuratorInnen, MedienberichterstatterInnen. Durchmischung der Leute: weniger Ausländer, weniger an den gesellschaftlichen
konotierten Begriff meint
Die «Neue Zürcher Zeitung» tangierte das Thema der fremdartigen Codes, welche KZg]@^]kªg`m^%p^gb`^kD¿glme^k%]Z_¿kf^akOhr^nk^%f^akRniib^lng] ist mir nicht
12 13 ganz klar. Ich habe es
die Galerie an die Langstrasse bringt, was ihn erzürnt. Dennoch ist er sich seiner Trendhüpfer . Dennoch wird das Quartier noch als kreativ, mit vielen, kreativ
auch versäumt nach-
Akteursrolle im Zeichenaufwertungswandel nicht bewusst und sieht sich in der ersten Arbeitenden wahrgenommen. Die Langstrasse und all ihre Akteure bezeichnet Rey zufragen. Im Kontext
IaZl^]^l@^gmkbÛ\Zmbhgikhs^ll^l%jnZlbZelIbhgb^khag^]^k^g;^]^nmng`bgg^kaZe[]^l ZelFbdkhdhlfhlng]_ZelbÛsb^km]Zl;be]^bg^kNgo^k[bg]eb\ad^bmZg]^kEZg`lmkZll^' interpretiere ich es als
Bezeichnung
lrf[hebl\a^g:n_p^kmng`likhs^ll^lsnk^Ü^dmb^k^g'Lb`gbÛdZgmblm]Z[^b%]ZllK^r^bg^g Anders als bei Eppstein fühlt sich Rey als Teil von diesem Mikrokosmos, als Teil für junge Erwachsene,
schwergewichtigen Imagetransfer unternimmt indem er die Langstrasse mit Chelsea und dieses Zeichen-Bedeutungs-Komplexes. welche sich in einem ge-
wissen, als trendig emp-
@k^^gpb\aObeeZ`^G'R'<o^k`e^b\am'Bg]b^l^kAbglb\am[^sb^am^klb\a^bg]^nmb`Zn_^bg^ fundenen Stil kleiden.
@^gmkbÛ^kdnemnk%bg]^f^k]^kEZg`lmkZll^]Zlbfaº\alm^gFZll^]^kDnglmp^emsnsn- PR: «Das hier ist die hardcore Ecke für Drogen, das muss man schon sagen. Hier
ordnende Wort «Avantgarde» als Attribut zuweist. Paradoxerweise würde er gerne vom vorne (Ecke Schöneggstrasse/Langstrasse) wird viel umgesetzt. Und die zwei
12 Neue Zürcher :n_p^kmng`likhs^llikhÛmb^k^gng][^k^nm%]Zll]^kO^kfb^m^kbaf]ZlAZnlZnlLi^dneZ- Telefonkabinen sind wahrscheinlich die interessantesten Telefonkabinen der
Zeitung, 27.08.2003,
Ausgabe-Nr. 197, S. 50 tionsgründen nicht verkaufen wollte. ganzen Schweiz. Was dort drin alles abgeht, eigentlich alles, was man sich
vorstellen kann. Und gleichzeitig haben wir hier von alledem eigentlich überhaupt
PR: «Eigentlich müsste man - ähm, wenn die Galerien einwenig mehr Solidarität nichts mitbekommen. [...] Ja, also mittlerweile gibt es hier einige Galerien und Off-
manifestieren würden und einwenig mehr marketingorientiert denken würden, Spaces und ähm vor sieben Jahren überhaupt nicht. Dazumal gab es (die Galerie,
müsste man das bündeln und sagen, das ist die Avantgarde der Welt im Moment. Anm.) «Marlene Frei» und die «Baviera», das war‘s dann in etwa. Mittlerweile gibt
Das war mal Greenwich Village (Stadtteil auf Manhatten N.Y.C., Anm.) und dort... es 20 oder 30. [...] Es gibt nur Striptease Lokale eines nach dem anderen, aber die
ähm Chelsea (N.Y.C., Anm.) und in Chelsea fand eindeutig eine Gentrification verschwinden alle. Auf jeden Fall, das sind alles nur noch, sage ich,
statt. Und kein Mensch in New York ging nach Chelsea und mittlerweile sind dort, Geldwaschmaschinen. [...] An der Langstrasse hat es viele Kreative. Der Stephan
ich weiss auch nicht, 1000 Galerien und 400 kommen pro Jahr neu hinzu. Aber Eicher wohnt hier. Dort vorne ist (nennt ein Werbebüro Name ist unverständlich),
äh- London war auch so ein Fall, kein Mensch ging dort hin, es gab nur Puff. Und eines der besten Werbebüros, und so was ist an der Langstrasse. Und der Rest ist
jetzt ist das in Zürich. Es waren meistens Galerien, die als erstes dort hin sind und eigentlich von irgendwelchen veralteten ähm - - die noch nie da gewesen sind und
Kreative und Studenten, logischerweise. [...] Und ähm - am Anfang hatte die keine Ahnung haben, um was es geht. [...] Ähm - es hat weniger Freier, weniger
«NZZ» einen Artikel geschrieben, gerade auf die Eröffnung hin. (Er zitiert) ‚Hier Freaks, ähm weniger Künstler - - weniger Ausländer - , ähm keine einzige Hure
riecht es nach Urin, man stellt sich Spritzen vor. Was sucht eine Galerie in diesem mehr, die hier rauf und runter tingelt. Dafür hat es mehr Voyeure, mehr Bänker -,
Quartier?‘ Die hätte ich würgen können. [...] Aber das Beste am Ganzen ist mehr Yuppies, mehr - Trendhüpfer und die, die meinen es sei lustig, die kommen
eigentlich das man heute Niemandem erklären muss, wo die Langstrasse ist.» alle und finden es interessant. [...] Hier nebenan, ganz unmittelbar hatte es ein
EB: «Würden sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt wieder hierher ziehen?» Puff. Die waren extrem nett. Jetzt ist Slam Poetry drinnen, das ist jetzt eine
PR: «Ich bereue, dass ich das Haus nicht kaufen konnte. Denn mittlerweile ist es Chaosburg. Der Besitzer ist ein Sammler (Vera Gloor, Anm.) das trifft sich
doppelt und dreimal soviel Wert. Und es ist auch absehbar, das eine Gentrification wunderbar. Und da auf der anderen Seite ist die „Olé Olé“-Bar, die sind jetzt dann
statt findet. Und darum bin ich schon einwenig am überlegen, ob ich nicht schon bald 40 Jahre auf dieser Beiz, eine ehemalige Rockerbeiz. Das ist wirklich
weiterziehen soll, denn es wird einfach immer teurer. Wir hatten einen (unverständlich). Dann die «Elite» da, die Türken, die sorgen etwas für Ruhe und
Fünfjahresvertrag, am Ende erhöhte er gerade um 50% nach den fünf Jahren. Ordnung. Das ist hier eigentlich ein Mikrokosmos, im Prinzip, der sich immer mehr
Dieser Vertrag ist in drei Jahren schon wieder vorbei und dann überlegen wir uns verdichtet. Es ist eigentlich gar nicht so ähm - unverbindlich wie man meint.
ernsthaft zu gehen. Und ähm, dass das Striplokal weg ist, ist mir eigentlich völlig... Sondern es ist wirklich ein wenig, - mit vielen, nicht mit Allen aber das ist auch
[...] Wenn nachher das passiert, was neben dem «Tessinerkeller» ist, wo eine sonst nicht so... Aber mit Vielen hat man einen regen Austausch. »
Zweizimmerwohnung irgendwie eine Million kostet oder so, dann muss ich hier
weg. Was habe ich davon? Nichts!»

16 17
I.Il.lV.

Das Verhältnis
zur Aufwertung im Quartier

Rey hält wenig von der Aufwertung und drückt dies auch lautstark aus. Ihn haben
bisher weder das Drogen- noch das Sexmilieu gestört. Er fragt sich auch, wen
Alkoholkranke, Drogensüchtige oder das Sexmilieu tatsächlich stören. Er bedauert,
dass günstiger, zentraler Raum für kreative Akteure längerfristig nur selten
vorhanden sein wird. Im fast gleichen Atemzug bedauert er, dass er das Haus 2002
nicht kaufen konnte, denn es habe mittlerweile den doppelten bis dreifachen Wert. Diese
Wertsteigerung hat der Vermieter beim Auslaufen des 5-Jahresvertrags
integriert und die Miete um 50% erhöht. Die Aufwertung des Quartiers sei unter
falschem moralischem Eifer entstanden und zerstöre das Quartier. Die einzigen die
ikhÛmb^k^gl^b]b^LmZ]mS¿kb\a%]b^lb\aohg]^g='B'G'D'lng]Rniib^l%p^e\a^fbm
dem neuen Image in das Quartier gelockt werden, mehr Steuereinnahmen erhofft.

PR: «Aber die paar Mikrodealer und Junkies hier, das sind alles arme Siechä die
tun gar niemandem weh. Und die paar Alkis auf der Bank vorne auch nicht. Die
mischen sich auch gar nicht. Die kommen auch nie hier rein. Die gehen auch nicht
in den Laden (vis-à-vis, Anm.). Die machen ihr Ding: Kommen, verschwinden,
kommen, verschwinden. - - Ich habe damit nicht wirklich ein Problem. [...] Darum
hält sich meine Begeisterung in Grenzen. In diesem Haus da drüben, da wimmelt
es nur so von, von schrägen Leuten (Atelier- und Bürohaus Schöneggstrasse/
Langstrasse, Anm.). [...] Da hat es eine kilometerlange Namensliste bei den
Klingeln. Eben, das sind alles so Freiräume, die mitten im Zentrum sind. Die sind
nicht marginal, sondern zentral und günstig. Man kann wüten, hämmern und
nägeln, machen und tun. Jetzt wird es renoviert, die Mieten steigen und nachher
gehen die Kreativen weg. Denn wer will schon in irgendwelchen langweiligen
«Manpower» Büros und «UBS» Räumen und weiss ich was. Was bringt das dem
Quartier? Nichts! Oder die Räume dort vorne (Neubau bei Neufrankengasse) das
sind ja alles D.I.N.Ks oder Singles, die mindestens 12, 13 Tausend verdienen
müssen, damit sie die dreieinhalb Tausend Miete blechen können oder noch mehr.
Was bringt es dem Quartier? Mehr Verkehr! Weil die haben dann ein Auto, die
wollen ihren «Lexus» und «BMW» und weiss nicht was irgendwo platzieren. Dann
haben wir noch weniger Parkplätze hier, oder. Also was bringt jetzt das dem
Quartier? Nichts! [...] Ich pfeife auf dieses «Langstrasse Plus». Die letzten zwei,
13 Welche Men-
drei Sitzungen, an welchen ich teilgenommen habe, fand ich, was seid ihr
schengruppe er mit die-
sem doch eher negativ eigentlich für Arschlöcher, ihr macht das Quartier kaputt. Irgendein moralischer
konotierten Begriff Eifer, wo man findet, die bösen, bösen Huren die hier herum turnen, die seien
meint ist mir nicht
ganz klar. Ich habe es schlecht. Für was schlecht? Schlecht ist nicht das, schlecht ist, dass sie schlechte
auch versäumt nach- Konditionen haben und ähm schlecht behandelt sind. Und das hat mit dem
zufragen. Im Kontext
interpretiere ich es als Quartier überhaupt nichts zu tun. Wenn man das einwenig anders strukturieren
Bezeichnung würde und auf das Kernproblem zusteuern würde, anstatt irgendwie zu sagen,
für junge Erwachsene,
welche sich in einem nein dieses Haus ist jetzt sauber, in Anführungszeichen. Ob die «UBS» Leute
gewissen, als trendig sauberer sind, als diese die dort ins Puff gehen, das bezweifle ich doch ernsthaft.»
empfundenen Stil

18 19
Was ist die «Schönegg»
bzw. was ist dein Raum in der «Schönegg»?

20 21
I.Ill.l
Was ist die «Schönegg» bzw. was ist dein
Raum in der «Schönegg»?
Schöneggstrasse 5, Ecke Militärstrasse/
Langstrasse
ATELIERHAUS SCHÖNEGG14,
Martin Lötscher

Das sieben Stockwerke grosse Atelierhaus «Schönegg» beherbergt in den fünf ML: «Also was wir hier machen ist, zum einen ein Magazin («Soda», Anm.), das
oberen Stockwerken viele verschiedene Ateliers, Büros, Architekturbüros und ein jetzt zwar gerade einwenig pausiert, aber bald wieder kommt. Das ist die erste
Kunstraum (k3000). Im Parterre und im ersten Stockwerk ist einen Kleiderladen, der Task. Die zweite Task ist eigentlich ein Studierzimmer, Bibliothek, was es immer
Nichts mit dem Rest des Hauses zu tun hat. Martin Lötscher ist seit 2000 Mieter im 2. mehr wird mit wechselnder Besetzung für jegliche Formen von Projekten. Also von
Stockwerk, anfangs mit seinen Redaktionsmitarbeitern, seit 2009 nun alleiniger angewandten Forschungsprojekten über Kunstprojekte, was auch immer einen so
Mieter des Büroraumes. Die Vermieter sind privat und investieren Nichts bzw. nur auf über den Weg läuft. Wo immer so vier, fünf Leute hier für zwei, drei Wochen oder
massiven Druck der Mieterschaft hin, gepaart mit rechtlich geregelten auch zwei Monate drin sein können und etwas machen können. Und jetzt wird es
sicherheitstechnischen Gründen. Die verschiedenen Mietverträge sind jeweils auf 10 auch einwenig zum Diskussionsort. [...] Aber, das Einzige was ich hier machen
Jahre befristet. Das vormals mit Asbest verseuchte Haus stand schon mehrmals zum kann, ist ein Open Think-Tank. Das heisst, einmal pro Woche können die Leute,
Verkauf, fand aber aufgrund zu hoher Preisforderungen keine Käufer. Die Mieten zu dem was sie das Gefühl haben könnte man diskutieren, hierher kommen. [...]
sind in Bezug zu anderen Atelier- und Büroräumlichkeiten verhältnismässig günstig, Es hat im Haus viele Wechsel gegeben. Das Gruppengefühl von, man ist eine
nicht billig. Die Mieterschaft im Haus hat sich auch schon überlegt, das Haus zu grosse Bande, ist etwas weniger da. Viele haben jetzt Kinder und haben jetzt halt
kaufen. Allerdings sind auch ihnen gegenüber die Preisforderungen zu hoch. andere sorgen, als hier im Haus Party zu machen. Das hat einwenig
Lötscher vermutet, dass die Vermieter warten bis die Europaallee realisiert ist, da abgenommen.»
dann die Boden- und Immobilienpreise sicher nochmals deutlich steigen. Die Idee ML: «Die Vermieterin ist so chaotisch, wie es nur sein kann. Aber - das ist ja hier
vom Hauskauf ist für die Mieterschaft noch nicht vom Tisch. Lötscher kann als auch nicht so wichtig als quasi freies Tier, freier Bewohner oder Arbeiter im Kreis
^bgsb`^k]^k]k^b;^_kZ`m^gl^bg;¿khkZnf]nk\a]b^Mªmb`d^bmbfKZnfÛgZgsb^k^g' 4. Wir mussten lang kämpfen, damit wir wieder einen 10jährigen Vertrag erhalten
Das Haus wurde von Berner Kulturschaffenden, das Umfeld von Lötscher mit u.a. haben. Weil es war recht lange unklar, ob das Haus verkauft wird. Es war auch
einigen Redaktionsmitgliedern, 1996 übernommen. Der verhältnismässig desolate schon zwei Mal ausgeschrieben gewesen. Wir hatten uns auch schon das eine
15
Zustand des Hauses, der Zeitpunkt der Übernahme und die Risikobereitschaft der und andere Mal darum gekümmert, ob wir es kaufen wollen. Aber das waren alles
damaligen MieterInnen lässt mich das Atelierhaus Schönegg zur eigentlichen Leerlaufdiskussionen. Wir warten jetzt mal sicher ab bis drüben die SBBÜberbau-
Ibhgb^kdnemnkZg]^kEZg`lmkZll^sªae^g'OhgZnll^gng]gnkÜ¿\amb`[^mkZ\am^m% ung (Europaallee, Anm.) steht und man hier vielleicht Lofts bauen könnte.
wirkt das Haus durchaus wie ein normales Bürogebäude aus den 1960er Jahren mit Es ist dummerweise einwenig eine Bauruine, es ist Asbest verseucht gewesen.
grosszügigen Bandfenstern. Beobachtet man die Glastüreneingänge im Erdgeschoss Dann haben sie es einwenig saniert. Aber eigentlich ist es in diesen Säulen drin.
und wer hier rein und raus geht länger, werden die erwarteten Kleidercodes für ein Und jetzt ersetzen sie diese Fenster, was total gut ist, denn viele gingen gar nicht
Bürogebäude nicht bedient: Viele kommen mit alten Fahrrädern und alle nicht in mehr und es hat hinein gewindet. Dafür mussten wir fünf, sechs Jahre lang
einem Kleiderstil, den man der Bürowelt zuordnen würden. Tritt man näher und 17 kämpfen. Und jetzt wurden sie von der Stadt und der Feuerpolizei gedrängt es zu
schenkt der Klingelapparatur seine Aufmerksamkeit, dann verweisen die vielen machen.»
natürlichen Namen und Kunstnamen, dass das Einzelbüros und Ateliers sind. Diese
zeichenhafte Raumeinnahme ist eher subtil, kein Schriftzug an der Fassade verweist
auf die viele kreative Arbeit, die im Haus verrichtet wird. Hier sind anders als bei
Eppstein und Rey die materiellen Zeichen der Kreativwirtschaft nur bei
aufmerksamer Betrachtung zu entdecken. Etwas lauter wird die Recodierung des
Hauses, wenn die Akteure des Hauses eine Party organisieren. Seit 1996 wurden
hier einige grosse Hausfester über mehrere Stockwerke veranstaltet, ebenso fanden
*-D^bgh_Ûsb^ee^kGZf^ unterschiedliche lose Veranstaltungsreihen statt. In den letzen Jahren wurden aber
15 Die Zürcher Drogen- die Reihen und die Parties seltener. Insofern ist die zeichenhafte Raumeinnahme
szene, hatte sich nach wieder auf die Akteure, die das Haus frequentieren, ihre Fahrräder, die Namensliste
der Räumung des Blatt-
spitz' an die Langstrasse
bei der Klingelapparatur und die oft bis in die späte Nacht erleuchteten Büroräume
zurückgezogen. reduziert.

22 23
I.Ill.ll.
Aus einem Kollektivgedanken
an die Langstrasse,
in das Haus Schönegg gekommen

Lötscher schätzt neben der politischen Unabhängigkeit des Hauses, den zentralen Fabrik» ist, die von der Stadt betreut wird und es da anscheinend Leute gibt, die
Standort, die Nähe zum Bahnhof, zur Zentralbibliothek oder dem See vor allem die 40 Jahre drin sitzen und sich nicht mehr wegbewegen wollen. Das gibt es hier
Toleranz, die Nähe zur Realität auf der Strasse, eine Menschlichkeit, die er nicht, hier spielt der Markt. Wer es sich leisten kann und es sich leisten will, der ist
Zg]^kghkmlgb\amlhl\ag^eeÛg]^m'=Zl_ng]Zf^gmZe^Fhf^gmbfAZnlL\aºg^``blm hier drin. Der Markt funktioniert in dem Sinne gut, es gibt häufige Wechsel. [...]
der Kollektivgedanke im Haus, der am Anfang, 1996, bis vor kurzem gelebt wurde Das ist auch nicht das Interesse der Leute, abhängig von politischen Entscheiden
und sehr wichtig war. Aber auch, dass er hier nicht ausschliesslich dem zu sein, die alle fünf Jahre umgestossen werden können. Es ist halt ein Ausdruck
Zürichdeutsch begegnet, sondern vielen Sprachen. Den Ort beschreibt er als sehr dieser Kreativwirtschaft, dass man sich so entschieden hat, dass man das so
lebendig, heftig, geschäftig, laut, erdend, realitätsnahe, dies mit den positiven wie macht und mit den Konsequenzen selber zu Recht kommen muss.»
auch negativen Konotationen der Attribute.

ML: «Und das ist auch etwas, wo ich so langsam einwenig den Frieden mit dem
Ort gefunden habe und der Energie und der Ablenkung hier. Denn trotzdem, das
hier ist wahrscheinlich die hecktischste Ecke in der Schweiz. Und ähm, dass man
hier in so einem Spickel innen sitzt mit Blick herunter. [...] Und das der Raum
irgendwie so forstmässig (Hochsitz, Anm.) auf jeden Fall etwas sehr Reales hat.
Das ist ein Punkt, wo man durchaus gedanklich abspacen kann, aber die Realität
ist schon verdammt nahe. Und das tut einem, nicht nur positiv, es tut einem trotz
allem ausgleichend bestrahlend. [...] Das ist eine Berner Enklave hier. Die Hälfte
des Hauses ist Bern-geprägt. Und die, die das entdeckt haben, dass die Post hier
langsam rauszieht, das waren Berner und die haben eine ziemliche
Völkerwanderung verursacht. [...] Zürich wirkte entsprechend dynamischer, was es
ja auch sicher ist. Dieses Gefühl der Enklave hatte man recht lange hoch
gehalten. Man musste sich selten mit diesem Züri-Deutsch, welches man
irgendwie noch immer nicht so gerne mag, welches aber im Kreis 4 nicht so stark
vorhanden ist, beschäftigen. [...] In diesem Haus hat es etwa 80 Ateliers und
entsprechend etwas mehr Leute. Das war schon sehr wichtig. Eben dieser
Kollektivgedanken, diese Schönegg, war recht lang sehr, sehr wichtig [...] Auch so,
dass man im Kreis 4 ist, der halt schon viel toleranter ist. Man hat hier so - - so
einen Groove oder ein Lebensgefühl, wie ich am Anfang gesagt habe, der einen
etwas erdet. Aber irgendwie auch eine Lebensfreude, oder eine Menschlichkeit da
ist, die an anderen Ort nicht ganz so gegeben ist. Es ist alles halt auch - irgendwie
möglich. Es ist nicht gut schweizerisch, wo man sich ein Halbes Jahr vorher
anmelden muss, damit man dieses und jenes machen kann. Oder alles immer
schön ruhig sein muss. Das ist halt der Vorteil dieser Gesamtsituation hier, die halt
auch Leerläufe generieren kann oder auch verschiedene Messlatten hat. Wenn wir
hier mal Party machen und es einwenig laut ist, dann geht es manchmal nur eine
Viertel Stunde bis die Polizei hier ist und unten kann einer verschlagen auf der
*-D^bgh_Ûsb^ee^kGZf^
Strasse liegen und es geht eine Halbe Stunde oder eine Stunde oder es kommt
15 Die Zürcher Drogen- gar niemand. Das ist so einwenig das Reale, man sieht nach welchen Kriterien
szene, hatte sich nach
der Räumung des Blatt- hier operiert wird.»
spitz' an die Langstrasse ML: «Die guten Aspekte sind sicher auch, dass, wenn man sagt, Schönegg, dann
zurückgezogen.
wissen die Leute, die in Zürich wohnen, wo das ist. Und die anderen Aspekte, was
kann man da sagen - ähm negative Aspekte gibt es nicht, weil es hier keine «Rote

24 25
I.Ill.IIl. I.Iil.IV.

Der Akteursrolle im Die Langstrasse


symbolischen aus persönlicher Sicht,
Aufwertungsprozess bewusst am Anfang und heute

Lötscher begrüsst eine Konfrontation der verschiedenen Zeichen- Die Langstrasse hatte und hat ihren eigenen Rhythmus und dieser hat mehr oder
Bedeutungskomplexe an der Langstrasse. Er sucht diesen Dialog, ist sich der neuen p^gb`^k]^g:k[^bmlkarmafnlbfLh]Z[¿kh[^^bgÜnllm':n\al\a^bgmZee^g:dm^nk^g
materiellen Zeichen, die im Hause Schönegg gesetzt werden bewusst und versucht der Langstrasse die Machthierarchie vorort bewusst zu sein und wenn nicht, dann
auch eine Lesart anzubieten. Insofern ist die Sichtbarkeit der neuen Codes, die wird vom Milieu her gesorgt, dass Klarheit herrscht. Im Allgemeinen wird die
sichtbare Recodierung des Raumes ein wichtiges Anliegen und wird immer wieder Langstrasse als ruhiger, harmonisierter und durchmischter wahrgenommen und die
fbmngm^kl\ab^]eb\a^gLmkZm^`b^gHi^gahnl^%L\aZn_^glm^k`Ze^kb^o^k_he`m' wachsende Kreativwirtschaft im Quartier bietet viele Arbeitssynergien. Als grosser
Schwachpunkt wird das Fehlen eines öffentlichen Platzes, der die Funktion eines
ML: «Wir haben unten die Schaufenster-Galerie wieder aktiviert. Zwei Fotografen Dorfplatzes einnimmt genannt, der die verschiedenen Synergien im Quartier fördern
sind neu eingezogen und betreuen diese Schaufenster. Es gab wieder zwei oder unterstützen würde. Im Ist-Zustand wird die Langstrasse u.a. aufgrund dieser
Schaufensterausstellungen. Man merkt dann schon, wie zum Teil auch das Milieu, fehlenden Platzstruktur, als anonym beschrieben.
dass die Leute Freude haben. Und zum Teil gibt es dann so Interaktionen. Zum
Teil hat man einen Künstler, der dann noch so ein Text schreibt, der die Arbeit «In der ersten Zeit war es eindrücklicher, weil hier vis-à-vis das «Rothaus»,
erklärt und dann an der Vernissage Leute vorbei laufen und so einwenig hinein wahrscheinlich das Transsexuellen Hot-Spötli Nummero Eins der Schweiz war.
schauen. Plötzlich merkt man, aha, die können vielleicht gar nicht Deutsch und gar Man hatte an jedem Fenster jemanden, der irgendwie die ganze Zeit gepfiffen hat.
nicht Englisch. Dann geht man schnell hoch, macht eine halbwegs Portugiesische Das hat eine Dynamik verursacht... Seit das nicht mehr da ist, seit es die Stadt
und andere Übersetzungen und hängt die auch noch rein. Und dann hast du gekauft hat und für jugendliche Studenten Wohnungen vermietet werden, hat dies
plötzlich noch andere Leute, die auch schauen kommen. Und das sind schon so eine Dezibel Halbierung zur Folge gehabt. Das war hier zum Teil eine
Sachen, die halt Spass machen, zu sehen was sowas Kleines auslösen kann. » Männerreihe... [...] In dieser Zeit war das Highlife schon viel heftiger, man hatte
schon das Gefühl, man ist hier in einem Wespennetz. Heftig, also es war viel
heftiger von den Freiern her, die rumgestanden sind. Für Frauen war es hier
immer schwieriger. [...] Und wenn du dann hier raus läufst und du angefickt wirst
oder einer Stutz will und du sagst, nein, und der beginnt reinzuhauen, kam es
auch zu so Momenten, wo ich fand, nein jetzt will ich nicht um zwei Uhr nach
Hause, jetzt ist es mir zu blöd, weil hier unten wieder weiss ich nicht was gelaufen
ist, dann macht man halt bis fünf Uhr morgens. Weil um fünf ist es wieder ruhig.
Manchmal gab es so komisch absurde... Man hat sich an den Rhythmus der
Strasse angepasst. Indem man wusste, wenn der russische Zuhälter seine Girls
hier unten an der Bar abholte, okay, jetzt kann ich meinen Computer abstellen,
jetzt ist wieder fünf Uhr. Man konnte sich an diese Momente oder an diese
Situation anpassen. [...] Wobei, diejenigen die hier in der Gegend sind, sich erst
seit den letzten drei, vier, fünf Jahren angesiedelt haben. Unten, im Kreis 5 ist es
relativ konstant, dort besetzen schon seit zehn Jahren Leute den Raum neu. Hier
hat dies recht lange das Rotlichtmilieu einwenig verhindert oder man war
skeptisch. In den letzten fünf Jahren habe ich das Gefühl, begann es einwenig
auszustrahlen in all den kleinen Strässchen von hier, Schöneggstrasse/
Langstrasse bis zur Kreuzung Helvetiaplatz war so einwenig no go. Es gab so
zwei, drei Ateliergemeinschaften, die den harten Kern bildeten. Mittlerweile hat es
wahnsinnig viele kleine Ateliers, die an jeder Strasse sind. Es ist halt, weil es
keinen Dorfplatz hat...Es hat nur einen Park (Bäckeranlage, Anm.), das ist es
dann. Da könnten sich die Leute kreuzen. Aber dieser Park hat mittlerweile ein
sehr grosses Einzugsgebiet. Daher hat man nicht so diesen Dorfcharakter, wo
man das Gefühl hat, du bist hier und dort ist grad dein Büro. Es ist doch recht
26 27
I.Iil.IV.

Das Verhältnis zur


Aufwertung im Quartier

anonym. [...]Man wusste nie genau, was die Hells Angels für eine Rolle gespielt Die Auf- oder Umwertung des Quartiers wird als spannend eingeschätzt. Unter der
haben. Seit die nicht mehr hier sind, ist es auch einwenig ruhiger. Vorne (Stray Bedingung einer ausgewogenen Durchmischung von Handwerksgewerbe,
Cat, Neufrankengasse, Anm.) haben sie sich einwenig verabschiedet und dort bei Kreativwirtschaft, Gastgewerbe, kleinere Geschäfte, teureren und günstigen
der Brauerstrasse sind sie auch nicht mehr. Diese Wirkung, diese Wohnungen ist sie sogar erwünscht. Dabei sollten weder das Drogen- noch das
Machtrepräsentation, denn jeden Montag, auf jeden Fall der erste Montag im Sexmilieu ganz verdrängt werden. Lötscher wünscht sich eine
Monat, fuhren sie mit ihren 500 quasi, nein 120 bis 200 Motorrädern die Stadtentwicklungspolitik, die z.B. die Drogenszene mehr mit z.B. der
Langstrasse hinunter. Sie patrouillierten eine Art und zeigten, hier sind sie die Kreativwirtschaft konfrontiert als die Szenen zu separieren. Zu bemerken ist, dass
Chefen. Es war klar, dass sie überall Mittelsmänner... Dass sie zum Teil mit den wenn man im Hause Schönegg tagein tagaus verkehrt, man tatsächlich tagtäglich
Jahren auch Besitzer von Liegenschaften wurden. Dieser Groove ist einwenig den Junkies, Dealern, SIP und Polizei vor der eigenen Haustüre begegnet. Die
weg. Die Kleinkriminellen, die armen Junkies und Kleindealer, die prägen im Welten tangieren sich auch hier nur im vorbei gehen, existieren parallel. Der am
Moment das Bild. Wobei es ist auch schon wieder weniger als auch schon. [...] längsten im Quartier arbeitende Lötscher ist von den drei Interviewten der einzige,
Also, es hat sich viel, eben seit die «Longstreet»-Bar und all die Bars gekommen der keinen Imagetransfer im Zusammenhang mit den Veränderungen im Quartier
ist, mehr durchmischt. Vorher war es klar, wer hier herum gelaufen ist, war ohkgbffm':n\a]ZlPhkmRniib^h]^kªageb\a^;^s^b\agng`^g_¿kF^gl\a^gfbm
entweder Junky, Dealer oder Freier. Dort war man konstant in diesem komischen höherem Einkommen nennt er nicht. Die eigene Verdrängung aus dem Quartier ist
Gefüge...Als Frau wurde man als Prostituierte angemacht und als Mann als kein Thema, er sieht sich nicht in einer passiven Situation, sondern denkt aktiv an
potentieller Kunde. Das hat sich durch die Durchmischung recht verändert. [...] der Aufwertung im Quartier mit. Er nennt auch einige Vorschläge, wie die
Vom Gefühl her ist es ruhiger geworden. Es hat sich eine Art harmonisiert, auch verschiedenen Szenen z.B. baulich, raum- oder landschaftsplanerisch wenn nicht
nicht zum Schlechten.» sn^bgZg]^kÛg]^g%]Zgg]h\a^bg^g`^f^bglZf^g=bZeh`^bg`^a^gdºggm^gng]lh
die Kultur bzw. die Stimmung im Quartier zu verändern indem die Zeichen-
Bedeutungskomplexe sich verwetben und von allen Akteuren gelesen werden
können.
«Im Moment finde ich es so, dass die Mischung eben schon stimmt. Ich möchte es
auch noch erleben, wenn die Langstrasse tagsüber gesperrt ist. Und wenn
einwenig ein dörflicherer Charakter entsteht, der Austausch sich durch die
zunehmende Italianità... Vor zehn Jahren war Zürich noch so eine Zwinglistadt, die
Leute haben gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Und heute ist Zürich, wenn die
Sonne da ist im Sommer, bekommen die Häuser eine Farbigkeit und bekommen
so einen südländischen Charm und die Leute halt das Leben geniessen. Das ist
schon ein sehr schöner Ort zum sein. Es wäre toll, wenn durch
verkehrsberuhigende Sachen und eben auch durch Läden, wo ich hoffe, wie
immer wie mehr kommen. Handwerksgeschichten und alles solche Sachen, die
nicht die Ausgangsmeile machen. Überall einen Klub hinzustellen ist einwenig
schade, aber das passiert jetzt gerade. Aber wenn es dort eine bessere
Durchmischung gäbe. [...]
Aber auch, dass die Produzenten, die Kreativen, die sich im Handwerk bewegen
oder irgendwelche Geschäfte, die hier nicht wirklich die Renner waren, weil es hier
das Rotlicht gibt und sonst nichts. Und in dieser Hinsicht dürfte schon noch
einwenig mehr Leben hierhin kommen. Es passieren spannende Dinge mit den
Bars oder den Restaurants. Zum Beispiel an der Rolandstrasse, die schon ein
anderes Publikum hierher holen. Und ich finde diese Parallelwelt spannend. Ich
finde es wichtig, dass das Rotlichtmilieu hier ist und ich wäre froh, diesen Leuten
gienge es besser. Und merkt es halt doch, die untergründigen Strukturen, die es
28 29
Il.

Schlusswort

hier gibt. Die russische - irgendwie und weiss nicht - - auf jeden Fall Mafia, dass Die Proseminararbeit einleitend formulierte ich die These, dass die Kultur- und damit
die hier wichtig sind und den Frauenhandel und so richtig im Griff haben. [...] sichtbaren Zeichen produzierenden Akteure an der Langstrasse gegenüber der
Ja, also ich habe schon das Gefühl, wenn hier ein Café oder eine Beiz wäre, wo @^gmkbÛ\Zmbhg^bg^l^akdkbmbl\a^AZemng`aZ[^gng]lb^]^k:n_p^kmng`gb\amob^e
die Szene, mit Anführungs- und Schlusszeichen... (Jemand kommt in den Raum, Z[`^pbgg^gdºgg^g'=b^l^:ggZaf^dhggm^fbm]^gBgm^kob^plgb\amo^kbÛsb^km
Begrüssung) Wenn hier quasi die «Szene», was auch immer das ist, hier heimisch werden. Denn die drei interviewten Akteure haben je eigene Ansichten und
würde, dann gäbe es einen Kulturwechsel, wo nicht so harte Fronten aufeinander Deutungen zum sichtbaren Zeichenwandel an der Langstrasse. Was die drei
prallen, sondern wo es eine Art verebbt. Wo dieser Hotspot für Junkies, nicht so Interviewten eint, abgesehen von ihrer symbolischen Zeichenproduktion an der
eine Konfrontation, oder in einem gewissen Sinn ein Verständnis... Ich habe das Langstrasse, ist, dass sie allesamt verhältnismässig günstige Gewerberäume mieten;
Gefühl, man müsste dies konzeptionell so ausstaffieren, dass dieses Auch haben sich alle drei schon mit dem Gedanken auseinander gesetzt, die
psychologische Moment, also diese Konfrontationssituation gut bedacht irgendwie gemietete Immobilie zu kaufen.
- - ja, zur Anwendung kommt, auch baulich irgendwie. [...] Oder wenn es dann Die Veränderungen an der Langstrasse nehmen alle drei ähnlich war, deuten den
halt, die Utopien, die man hört, man könnte die Strassen begrünen, Bäume aufstel- Veränderungsprozess aber ganz unterschiedlich. Das Deutungsspektrum reicht von
len und so Zeug. Ja, es sind kleine Momente, die mit Gestaltung und Raumplanung JnZkmb^kdZinmmfZ\a^gng]@^gmkbÛ\ZmbhgfbmO^k]kªg`ng`fZk`bgZeblb^km^kLs^g^g
zu tun haben, oder halt auch mit Kunst am Bau oder Kunst im öffentlichen Raum, und dem Schwund günstiger Mietwohnungen über den Image-Transfer,
die irgendwie gerade eine andere Stimmung zur Folge haben können. [...] Es fehlt Gb^]^k]hkÛlb^kng`%hag^`khll^O^k]kªg`ng`[blsnfeZnm^g=^gd^g]Zk¿[^kpb^
diese öffentliche Platz Struktur, also wenn es irgendwie mehr so Möglichkeiten sich das Quartier spannend weiter entwickeln könnte.
gäbe, es würde viele Dialoge zur Folge haben.»
Die eigene Rolle innerhalb des symbolisch materiellen Zeichenwandels wird
ebenfalls unterschiedlich interpretiert. Überrascht hat mich, dass Eppstein und
Lötscher - die ich eher einer Pionierkultur zuordnen würde - sich klar als Teil des
neuen Zeichen-Bedeutungskomplex sehen. Eppstein weisst direkt auf die
ökonomisch kalkulierte Strategie der Investoren hin und ist sich ihrer Rolle als
Zeichenproduzentin für die Umwertung bewusst. Allerdings befürchtet sie keine
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Verdrängung marginalisierter Menschen. Mit dieser Deutung der Veränderung
distanziert sie sich implizit von ihrer möglichen Rolle als Zeichenlieferantin im
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Rey, welcher sich aber gleichzeitig strategisch dezidiert vom älteren Zeichen-
Bedeutungskomplex abgrenzt. Das Atelierhaus Schöneggstrasse bzw. Lötscher sieht
sich als Teil der neuen Zeichen an der Langstrasse, und hat von den drei
Interviewten am wenigsten Mühe mit der Quartieraufwertung.
Alle Interviewten sind nicht zu letzt an der Langstrasse, weil sie hier noch günstigen
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zweigesichtigen zeitlichen Zwischenraum: Für die Hausbesitzer bzw. Investoren ist
dieser Zeitraum durch das Warten auf einen höchstmöglichen Verkaufspreis, den sie
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professionell symbolisch materiellen Zeichen produzierenden Akteure bedeutet der
Zwischenraum, die Möglichkeit sich zu entfalten, die neuen Zeichen zu produzieren,
den Zwischenraum mit ihren je eigenen symbolisch materiellen Zeichen
einzunehmen - sie nutzen die Gunst der Stunde, auch wenn die Recodierung einer
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solcher Akteure führt.
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Literaturverzeichnis
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Stadt Zürich im Spiegel der Schweizer Printmedien. Proseminararbeit, Institut für
Populäre Kulturen, Universität Zürich, 2008.

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und erweiterte Neuausgabe, 2006 (2002).
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Forschungsergebnisse. Opladen + Budrich, 1996.

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Äusseren Neustadt. Dresden, Selbstverlag des Instituts für Geographie, 2007
(Dresdener Geographische Beiträge, 11).

Krajewski, Christian: Urbane Transformationsprozesse in zentrumsnahen


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Spandauer Vorstadt und der Rosenthaler Vorstadt in Berlin. Münster, Institut für
Geographie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 2006 (Münsterische
Geographische Arbeiten, Heft 48).

Quellen
Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2003, Ausgabe-Nr. 197, S. 50
GRRRR http://grrrr.net/tv/tv_design.html

Fotocollagen
Gerry Amstutz, http://www.gerryamstutz.com/

Interviews
Esther Eppstein, Interview im Sommer/Herbst 2009
Philippe Rey, Interview im Sommer/Herbst 2009
Martin Lötscher, Interview im Sommer/Herbst 2009

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