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Regenerative Energien
für die Region Nordafri-
ka/Naher Osten (MENA)
mit Ergänzungen zur
Energieeffizienz
Büro Darmstadt
Rheinstraße 95
D-64295 Darmstadt
Uwe R. Fritsche, Klaus Schmidt T +49 (6151) 8191-0
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt F +49 (6151) 8191-33
Büro Berlin
in Kooperation mit Novalisstraße 10
D-10115 Berlin
T +49 (30) 280486-80
Detlef Loy F +49 (30) 280486-88
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. iv
Tabellenverzeichnis .................................................................................................. iv
Danksagung ................................................................................................................ v
Zusammenfassung.................................................................................................... vi
Abbildungsverzeichnis
Bild 10 CSP-Technologievarianten........................................................................... 93
Bild 14 Zielsystem „Energie für nachhaltige Entwicklung“ des BMZ ...................... 102
Tabellenverzeichnis
Danksagung
Die Autoren danken allen, die zu dieser Studie durch Hinweise, Material, kritische
Würdigung und Kommentare beigetragen haben.
Dies gilt insbesondere für die TeilnehmerInnen an den vom BMZ organisierten pro-
jektbegleitenden Workshops, bei denen uns wichtige Informationen gegeben und
wertvolle Rückmeldungen formuliert wurden.
Unser besonderer Dank gilt Burghard Claus, Dietmar Wenz und Dieter Uh für aus-
führliche Informationen und Rückmeldungen sowie Frau Dr. Eva Weidnitzer und Prof.
Dr. Matthias Weiter für die freundliche und termintolerante Begleitung des Vorha-
bens.
Zusammenfassung
1 Die Studie konzentriert sich auf die deutschen EZ-Partner Ägypten, Algerien, Jemen, Jordanien, Libanon,
Marokko, Syrien und Tunesien.
Öko-Institut/LEC vii BMZ/RE-EE MENA
Für den Bereich Energieeffizienz (EE) sind positive Wirkungen insbesondere beim
Aufbau nationaler Agenturen und deren beratender und aufklärender Tätigkeit zu
verzeichnen. Die Ausarbeitung nationaler Gesetze und technischer Standards zur
Energieeinsparung sowie die Einführung spezieller Fonds zur Förderung der Ener-
gieeinsparung wurde in Einzelfällen unterstützt, jedoch steht die Umsetzung häufig
noch sehr am Anfang oder noch bevor. Erfolge konnten insbesondere bei der Durch-
führung von Energieberatungen im Industriebereich (energy audits) erzielt werden.
Beiträge zu den Entwicklungszielen „Zugang zu moderner Energie“ und „Armutsbe-
kämpfung“ werden durch die deutsche EZ im Bereich der RE und EE in der MENA-
Region ebenfalls in hohem Maße induziert.
Die Beiträge der deutsche EZ zu den Zielen „Ressourcen- und Klimaschutz“ werden
quantitativ durch die Unterstützung des Windenergieausbaus und der Verbesserung
der Energieeffizienz geprägt. Allerdings leisten RE in der Region insgesamt bislang
nur einen kleinen Beitrag zur Primärenergieversorgung und somit zur Substitution
fossiler Energien und Reduzierung von CO2-Emissionen. Eine Trendumkehr bei der
Zunahme des Energiebedarfs ist bislang in keinem Land festzustellen.
Lessons learnt
In der EZ zeigen die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, dass über rein technische
Fragen hinaus die Rahmenbedingungen für zu RE verändert bzw. angepasst werden
müssen. Die deutsche EZ hat hieraus die Konsequenzen gezogen und die Frage des
Hemmnisabbaus in die Projektarbeit integriert. Eine wesentliche Barriere in der ME-
NA-Region sind Subventionen für Erdgas und Erdölprodukte bzw. für daraus erzeug-
ten Strom. Dementsprechend zielen politikberatende TZ-Vorhaben und auch Bedin-
gungen zu FZ-Projekten auf den (sukzessiven) Um- und Abbau von Subventionen.
Ein zweites Hemmnis, das sich aus den Erfahrungen der deutschen EZ klar abzeich-
net, liegt darin, dass die Finanzierungskosten für RE-Projekte noch immer aufgrund
ihrer (aus Sicht der Investoren) bestehenden Risiken überproportional hoch sind und
bei fehlenden längerfristigen Perspektiven für ausreichende Erträge von RE-
Investitionen die geforderte interne Verzinsung von Projekten stark ansteigt. Nationa-
le Politiken können hier durch langfristige verbindliche Ausbauziele und „verlässliche“
Förderinstrumente, wie sie von deutscher Seite mit dem EEG beispielhaft demonst-
riert wurden, erheblichen Einfluss nehmen und die Rahmenbedingungen für RE
verbessern. Die energiepolitischen Kooperationsbemühungen der EZ konnten – flan-
kiert von Bemühungen des BMU – zeigen, dass solche Veränderungen möglich sind.
Im Hinblick auf Klimaschutz verfolgte die deutsche EZ eine konsequente Verknüp-
fung mit RE. Nicht zuletzt deshalb beschlossen fast alle Partner in der Region ver-
gleichsweise ehrgeizige Ausbauziele und wollen dabei auch das Instrument des Cle-
an Development Mechanism aktiv nutzen. Entsprechend wurde dieses Instrument in
die deutsche EZ eingebunden. Die Unterstützung bei der Schaffung nationaler Insti-
tutionen und Regulierungen sowie zur Konzeptionierung von CDM-Projekten in der
Region durch die deutsche EZ ist erfolgreich.
Öko-Institut/LEC viii BMZ/RE-EE MENA
Der vorliegende Endbericht fasst die geleisteten Arbeiten zusammen und bezieht die
Ergebnisse von Fachworkshops mit ein, die das BMZ am 30.11.2006 in Bonn und
am 4.5.2007 in Berlin durchführte.
Die Studie konzentriert sich auf die deutschen EZ-Partner Ägypten, Algerien, Jemen,
Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien.
Die Partner Irak und Mauretanien wurden aufgrund fehlender EZ-Projekte zu RE aus
der vertieften Analyse ausgeschlossen.
Die Darstellung orientiert sich an den zentralen Fragen, die mit dem BMZ in der Auf-
gabenbeschreibung für die Studie abgestimmt wurden.
Öko-Institut/LEC 2 BMZ/RE-EE MENA
Maghreb Mashreq
Die Studie umfasst insbesondere diejenigen MENA-Länder, mit denen die deutsche
EZ in den letzten 10 Jahren im RE-Bereich zusammengearbeitet hat.
In einem ersten Schritt der Schwerpunktanalyse wurde ein kurzer Überblick zur
energiewirtschaftlichen Situation in der Region erstellt.
Die folgenden „Ländersteckbriefe“ geben die wichtigsten Kenndaten der Länder in
der MENA-Region wieder und verdeutlichen die Heterogenität der Region.
Öko-Institut/LEC 3 BMZ/RE-EE MENA
Jordanien
Einheiten
Tunesien
Marokko
Ägypten
Algerien
Libanon
Jemen
Syrien
Ländersteckbriefe
Geographische Indikatoren
Einwohner (2007) Mio. 80,3 33,3 22,2 6,0 3,9 33,8 19,3 10,3
Städt. Bevölkerung % 43 63 27 82 87 59 51 65
Fläche 10³ km² 1.001 2.382 537 89,3 10,4 447 185 164
Anbaufläche % 3,3 16,8 33,6 13,5 34 68,7 k.A. 61,5
Soziale Indikatoren
Politische Stabilität xxx xx xxx xxx x xxxx x xxxx
Entwickungsstand nach Platz 112 104 153 86 88 126 108 91
UNDP (2007)
Armutsanteil % 16,7 22,6 41,8 14,2 k.A. 19,0 k.A. 7,6
Alphabetisierungsgrad % 71,4 69,9 32,7 89,9 80,3 52,3 80,8 74,3
Ökonomische Indikatoren
BIP, kaufkraftbereinigt US$/cap 4.337 7.062 930 5.530 5.584 4.555 3.808 8.371
(2005)
Exporte (2005) % BIP 30 48 46 52 19 36 37 48
Importe (2005) % BIP 33 23 38 93 44 43 40 51
Auslandsschulden % BIP 2,8 5,8 1,4 4,8 16,1 5,3 0,8
(2005)
Entwicklungshilfe (2005) Mio. US$ 926 371 336 622 243 652 78
CO2-Emissionen t CO2/cap 1,9 2,8 0,5 3,3 4,5 1,3 k.A. 2,2
Quelle: UNDP Human Development Report 2007/2008; CIA World Factbook; Wikipedia; eigene Zu-
sammenstellung
Sowohl in Nordafrika wie auch im Nahen Osten lassen sich auf der kulturellen wie
auch auf der politisch-wirtschaftlichen Ebene keine gemeinsamen Strukturen her-
ausarbeiten.
Die Enzwicklung einer einzigen Strategie erscheint daher wenig sinnvoll.
Aus diesem Grund muss die Frage von EZ und RE in der Region im Rahmen eines
„bottom up“-Ansatzes entlang technisch-wirtschaftlicher Fragen entwickelt werden.
Öko-Institut/LEC 4 BMZ/RE-EE MENA
Jordanien
Einheiten
Tunesien
Marokko
Algerien
Ägypten
Libanon
Jemen
Syrien
Übersicht Energie
Primärenergie kg OE/cap 689 960 272 1.091 1.489 358 1.170 794
Energieintensität US$/kgOE 4,9 6,0 2,8 3,6 3,5 10,3 3,4 8,2
(2004) 2
Stromverbrauch kWh/cap 973 889 208 1.738 2.691 652 1.784 1.313
(2004)
Dieselpreis 2006 US$/l 0,12 0,19 0,28 0,45 0,62 0,87 0,13 0,57
(2005)
(2005)
Quelle: UNDP Human Development Report 2007/2008, CIA World Factbook, GTZ International Fuel
Prices 2007; eigene Zusammenstellung
Für die Energiebereitstellung gilt somit, dass sowohl innerhalb des Teilraums Nordaf-
rika und des Nahen Ostens eine hohe Heterogenität besteht.
Gemeinsam ist der betrachteten Region in energiewirtschaftlicher Hinsicht die Bil-
dung eines elektrischen Verbundsystems und einer integrierten Erdgas-Infrastruktur
sowie deren stärkere Verflechtung mit der EU sowie in eingeschränktem Maße mit
Zentralasien (vgl. folgende Abbildungen). Diese Entwicklung ist jedoch – bislang – für
die Rolle der RE praktisch bedeutungslos, da deren sehr geringe Erzeugungsanteile
komplett vom nationalen Bedarf absorbiert werden und Exporte überwiegend Erdgas
und fossil erzeugten Strom betreffen.
Quelle: OME
Öko-Institut/LEC 6 BMZ/RE-EE MENA
3 Dazu kommen noch die schwindenden bzw. nicht vorhandenen fossilen Energieressourcen in einigen Län-
dern sowie der stark wachsende Energiebedarf aufgrund von Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum.
Öko-Institut/LEC 7 BMZ/RE-EE MENA
Palästin. Ge-
Jordanien
Tunesien
Marokko
Ägypten
Algerien
Libanon
Jemen
Syrien
biete
Aktivitäten im Bereich RE xxx xx xx xx x xxx x x xxx
GEF/WB x x x x x x - - x
GEF/UNDP x x x x x - - x x
UNEP - x x x - - x - x
OME x x - - - x - - x
ESCWA - x x x x - x - -
MEDREC x x - - - x - - x
MEDENER x x - x - x x - x
USA x x - x - - - - -
Japan x x - - - - - x -
EU x x - x x x x x x
DK - x - x - - - x -
ES x x - - - x - x x
FR x x - - x - - - x
IT - x - - - - - - -
DE x x x x - x - x x
Quelle: eigene Zusammenstellung
4 Detailliertere Auswertungen hierzu finden sich länderbezogen im Kapitel 3 und geberbezogen im Kapitel 0.
Öko-Institut/LEC 8 BMZ/RE-EE MENA
3.1 Ägypten
3.1.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Die Energiegewinnung ist nach wie vor eine Schlüsselkomponente der ägyptischen
Wirtschaft: Erdöl- sowie Erdgasförderung und Elektrizitätssektor machen etwa 20%
des BIP aus. Die Ölausfuhren erbringen gegenwärtig noch 40% der Ausfuhrerlöse,
nehmen allerdings kontinuierlich ab 5 . Nach Energiegehalt wurde im Wirtschaftsjahr
2005/06 erstmals mehr Erdgas als Erdöl gefördert. Beide Energieträger zusammen
deckten 94% des gesamten Primärenergiebedarfs. Aktuelle Untersuchungen kom-
men zu dem Ergebnis, dass Ägypten aufgrund seiner begrenzten Ressourcen etwa
ab 2015 zum Nettoimporteur von Erdöl werden wird.
Anders gestaltet es sich mit den Erlösen aus der Erdgasgewinnung inklusive (Flüs-
sig-)Gasausfuhren in die EU), die dank umfangreicher Vorkommen und dem Aufbau
entsprechender Einrichtungen zur Exportverladung bzw. zum Pipeline-Transport seit
wenigen Jahren möglich sind und kontinuierlich zunehmen. 6
Ägypten entwickelt sich ferner zum Transitland für die Energielieferungen aus dem
Arabischen Golf zur Sumed 7 -Ölpipeline. Längerfristig könnte der weitere Ausbau der
arabischen Erdgaspipeline (Arab Gas Pipeline), die derzeit bereits Jordanien mit ä-
gyptischem Gas versorgt 8 , eine Rolle dabei spielen, die Sicherheit der Lieferungen in
die Region und die EU zu erhöhen. Bisher wurden für den Erdgassektor jedoch we-
der langfristige Strategien noch auf der Marktsituation beruhende rechtliche oder
ordnungspolitische Rahmenbedingungen geschaffen.
Weder die Öl- noch die Gaspreise auf dem heimischen Markt spiegeln die aktuelle
Kostensituation wider. Insgesamt werden die direkten Subventionen für 2005/2006
auf 7,5 Mrd. US$ beziffert. Sie machten damit 6,4% des BIP bzw. 19,5% aller staatli-
chen Ausgaben aus. Da Ägypten aufgrund unzureichender eigener Verarbeitungska-
pazitäten bereits jetzt Nettoimporteur von Benzin, Diesel und LPG ist, dürften diese
5 Die Nettoexporte von Erdöl erreichten ihren Höhepunkt 1995 mit 560.000 Barrel pro Tag (bbl/d) und fielen bis
2004 auf täglich 110.000 bbl/d.
6 Derzeit ist Ägypten bereits für die EU der sechst wichtigste Lieferant von Erdgas. Das Land wurde in 2006
auch zum weltweit sechst wichtigsten Exporteur von LNG. Die Ausfuhr von verflüssigtem Erdgas (LNG) in die
EU begann in 2005. Die Weltbank schätzt die Reichweite der Erdgasreserven Ägyptens auf etwa 80 Jahre.
7 Suez-Mediterranean
8 Partner bei der Arab Natural Gas Pipeline sind außer Ägypten Jordanien, Syrien und Libanon.
Öko-Institut/LEC 9 BMZ/RE-EE MENA
9 Der ursprüngliche Fahrplan für Tariferhöhungen wurde Ende 2006 nach oben revidiert und sieht nunmehr
jährliche Steigerungen von mindestens 7,5% vor. Hintergrund ist die schrittweise Abschaffung der Gassub-
ventionen und die damit verknüpfte jährliche Erhöhung der Gaspreise um 9% für den Elektrizitätssektor. En-
de 2006 wurde der entsprechende Gaspreis sogar um 11% erhöht.
10 Auch eine Verbindung zwischen Syrien und der Türkei besteht bereits.
Öko-Institut/LEC 10 BMZ/RE-EE MENA
möglichen sollen. 11 Seit März 2007 werden die Exporte so genannter energieintensi-
ver Betriebe in den Bereichen Aluminium, Stahl, Düngemittel und Zement mir einer
Sondersteuer belastet. Damit sollen die unter Marktpreisen liegenden Stromtarife
kompensiert werden. Zudem hat die Regierung im August 2007 Pläne verkündet, die
Subventionen für Strom und Gas für energieintensive Betriebe innerhalb von drei
Jahren abzubauen. Erste Preiserhöhungen traten zum 1.10.07 in Kraft.
Mehrkosten gegenüber der herkömmlichen Stromerzeugung sollen aus dem Staats-
haushalt ausgeglichen werden. Regelungen zu Zoll- und Steuerbefreiungen für Im-
porte im Zusammenhang mit RE-Vorhaben sowie ein vorgeschriebener Mindestanteil
lokaler Fertigung sind voraussichtlich ebenfalls Bestandteil des Gesetzentwurfes.
Die EU konzentriert sich neben einer Unterstützung bei der Ausarbeitung sektorbe-
zogener Strategien und der Vorbereitung von Rechtsvorschriften sowie der Schaf-
fung von Regelungsbehörden (auch für die anderen Energiesektoren) insbesondere
auf die Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energiequellen. 12
Auch die EIB wird ihre Beiträge für den Zeitraum über 2007 hinaus unter anderem
auf den Schlüsselsektor Energie konzentrieren. Nach Aussagen der EU-Kommission
könnten zinsbegünstigte Darlehen in Übereinstimmung mit den Prioritäten Ägyptens
– und vorbehaltlich einer Einigung mit der EIB und anderen Finanzinstitutionen – un-
ter anderem für die Entwicklung erneuerbarer Energien verwendet werden.
3.1.3 Gegenwärtige Nutzung und Potenziale erneuerbarer Energien
Politische Zielsetzungen
Ägypten hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 3% seines Primärenergiebedarfs (nach
anderer Quelle: 3% des Strombedarfs – ohne große Wasserkraft) aus erneuerbaren
Energiequellen zu decken. 13
Es ist zudem erklärte Politik der ägyptischen Regierung, 20% des Primärenergiebe-
darfs bis 2020 auf Basis von RE zu befriedigen. 14
11 Allerdings geht NREA derzeit von unrealistisch niedrigen Erzeugungskosten (etwa 3 €-ct/kWh) aus.
13 Bei Einhaltung der derzeitigen Ausbaupläne für Windenergie dürfte das 3% -Ziel für 2010 im Stromsektor in
etwa erreicht werden.
14 So vom Energieminister Ägyptens auf der Berliner EU-Nachbarschaftspolitik-Konferenz zu Erneuerbaren
Energien und Energieeffizienz im April 2007 bekräftigt. Das dem Premierminister unterstehende interministe-
rielle Supreme Council for Energy hat in seiner Sitzung vom 10.4.2007 dieses Vorgehen bestätigt und die
zuständigen Fachministerien (Energie- und Industrieministerium) aufgefordert, eine detaillierte Strategie zur
Erreichung der Ausbaupläne zu erarbeiten. In den 20% ist auch die große Wasserkraft enthalten. In anderen
– auch öffentlichen Papieren – weichen die Angaben zu den RE-Zielen teilweise stark voneinander ab. So
spricht beispielsweise die Weltbank von 20% installierter Stromerzeugungskapazität in Form erneuerbarer
Energie, während der stellvertretende Vorsitzende von NREA dieses Ziel – ebenfalls mit Berufung auf den
Supreme Council for Energy – alleine auf den Anteil von Windenergie am gesamten Strombedarf bezieht.
Öko-Institut/LEC 12 BMZ/RE-EE MENA
15 Das Supreme Council for Energy geht von einem notwendigen Zubau im RE-Bereich von rd. 13.500 MW
aus, um die Ziele für 2020 zu erreichen, was angesichts der bisher installierten und geplanten Kapazitäten
wenig wahrscheinlich ist.
16 Nach den oben wiedergegebenen neuen Zielsetzungen würde dieses Ausbauszenario noch weit übertroffen.
In einem Vortrag vom März 2007 geht der stellvertretende Direktor von NREA von einem Ausbau der Wind-
kraft auf 12.650 MW bis 2020/2021 aus.
Öko-Institut/LEC 13 BMZ/RE-EE MENA
Die KfW hält angesichts der gegenwärtigen Rahmenbedingungen des Sektors und
des durch die NREA bestimmten Geschäftsmodells die Umsetzbarkeit dieser ehrgei-
zigen Pläne für nicht realistisch. Nach jüngeren Angaben ist beabsichtigt, ab 2010
jährlich bis zu 600 MW Windleistung im BOOT-Verfahren zuzubauen und demjeni-
gen Anbieter nach Ausschreibung den Zuschlag zu erteilen, der über einen Zeitraum
von 20 Jahren den niedrigsten Einspeisetarif verlangt. 17
Die bisher errichteten Windparks werden von der Agentur für neue und erneuerbare
Energien NREA betrieben, obwohl diese forschungsorientierte Institution unter staat-
licher Ägide eigentlich für derartige kommerzielle Aktivitäten nicht vorbereitet ist und
bei Investitionsentscheidungen und Darlehensgarantien der staatlichen Rückende-
ckung bedarf. Die KfW vermutet, dass die summierten Windstromeinnahmen aus der
Liefervergütung 18 , aus dem Brennstoffspar-Fonds des Ölministeriums und aus Zerti-
fikatsverkäufen im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) die vollen
Kosten der Stromerzeugung (inkl. Kapitaldienst) nicht decken, so dass zusätzliche
Mittel aus dem staatlichen Budget in den Windparkbetrieb fließen müssen.
Der weitere Ausbau von Windkraft zur Stromerzeugung ist aufgrund relativ niedriger
Erzeugungskosten (regional hohe Windgeschwindigkeiten) attraktiv 19 und erlaubt die
Einsparung von Erdgas, das zu besseren Konditionen exportiert werden kann. Der
gegenwärtige Ausbau der Windparks bis 2010 erfolgt mit deutscher, dänischer und
japanischer finanzieller Hilfe sowie durch Verkauf von CDM-Emissionszertifikaten.
Ein privatwirtschaftliches Engagement in diesem Bereich wurde von der Regierung
bislang nicht angestrebt, ist jedoch nach der Novellierung des Energiegesetzes vor-
gesehen.
Solarthermische Kraftwerke zur Stromerzeugung
Ebenfalls mit internationaler Finanzierung ist der Bau eines solarthermischen Hybrid-
kraftwerks (Solarteil mit 20 MW, Erdgasteil mit 160 MW) vorgesehen; die Inbetrieb-
nahme ist für Mitte 2009 geplant 20 . Nach NREA könnte der kommende Verbrauchs-
zuwachs im Stromsektor vornehmlich durch solarthermische Erzeugung abgedeckt
werden. Bis 2020 ist der Aufbau von Hybrid-Solarkraftwerken mit einer Leistung von
insgesamt 750 MW geplant, davon könnten 150 MW auf den Solarteil entfallen. Für
die Fertigung ist die Einbindung nationaler Industrien vorgesehen. Die Bedingungen
17 Nach Informationen der KfW vom 17.5.2007, die eine derartige Größenordnung für wenig realistisch hält.
18 Sie lagen nach dem in 2002 ausgehandelten Lieferabkommen bei 1,4 €-ct/kWh. Allerdings sollten die Ein-
speisetarife für alle Windparks nach Angaben der KfW von 2006 um 20% angehoben werden und fortlaufen-
de Preisanpassungen vorsehen.
19 Auf Preisbasis 2003 werden die dynamischen Gestehungskosten von der KfW mit 2,7 €-ct/kWh angegeben.
Durch die höheren Stahlkosten liegen die Gestehungskosten aktueller Projekte höher. Auch dürften private
Betreiber höhere Finanzierungskosten zu tragen haben und ihre Gewinnerwartungen anders kalkulieren.
20 Das Kraftwerk soll bei Kureimat, etwa 95 km südlich von Kairo, entstehen. Für das insgesamt 327,6 Mio. US$
teuere Vorhaben hat die Weltbank am 10.12.2007 Mittel aus dem GEF in Höhe von 49,8 Mio. US$ als Zu-
schuss bewilligt. Ko-finanziert wird das Vorhaben von der Japanese Interational Cooperation Agency (JICA)
und NREA (bzw. der ägyptischen Regierung).
Öko-Institut/LEC 14 BMZ/RE-EE MENA
für die solarthermische Stromerzeugung in Ägypten sind günstig, da sich zum einen
große unbewohnte Wüstengegenden zur Ansiedlung anbieten und zum anderen ein
ausgedehntes Gasnetz für den konventionellen Erzeugungsteil zur Verfügung steht.
Potenziale für die künftige Nutzung
Ägypten verfügt vor allem über Ressourcen im Bereich Wind- und Solarenergie, aber
es fehlen bisher die wirtschaftlichen Anreize für die Nutzung von erneuerbaren Ener-
gien und die Einführung von Energieeffizienzmaßnahmen. Besondere Regelungen,
mit denen privat produzierter Strom aus erneuerbaren Energien fiskalisch oder finan-
ziell gefördert würde, bestehen nicht.
Die weiträumigen Wind- und Solarressourcen sind bereits gut kartographiert. Alleine
für die unbewohnten Wüstengebiete westlich des Golfs von Suez werden die Aus-
baupotenziale für Windenergie auf 20.000 MW geschätzt. Gleichzeitig erreichen die
mittleren Windgeschwindigkeiten in dieser Region auch im globalen Maßstab Spit-
zenwerte, so dass Kapazitätsfaktoren von 40 bis über 50% zu erwarten sind. Auf-
grund dieser Bedingungen könnte die Windenergie in Ägypten mit einer geschätzten
gesicherten Leistung von 27% der installierten Wind-Gesamtkapazität zum Strom-
aufkommen beitragen (Capacity Credit).
3.1.4 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Projekte der TZ im Bereich der erneuerbaren Energien wurden in den letzten Jahren
nicht durchgeführt, nur das von der KfW initiierte Center of Excellence (siehe unten)
wird als TZ-Vorhaben weitergeführt. Gegenwärtig wird ein Neuvorhaben vorbereitet,
um die ägyptische Regierung in ihren Bemühungen um eine marktgerechte Reform
des Elektrizitätssektors sowie die erforderlichen Anstrengungen im Bereich Energie-
effizienz und Förderung erneuerbarer Energien zu unterstützen.
Projekte der deutschen FZ haben sich im RE-Bereich in den letzten Jahren vornehm-
lich mit Windenergie und Wasserkraft beschäftigt. Mit diesen Vorhaben wird ein Bei-
trag zur Umweltentlastung und zur Energieversorgungssicherheit geleistet. Außer-
dem sorgt die Einsparung von Brennstoff, in erster Linie Erdgas, dafür, dass dieser
Rohstoff verstärkt für Exporte bereitsteht und dadurch erhöhte Deviseneinnahmen
erzielt werden.
Am Standort Zafarana wurden die Windparks I (33 MW, BMZ-Nr. 1995 65 896) und
II+III (47MW, BMZ-Nr. 1998 66 385 / 1999 65 187), die im März 2001 bzw. im Juni
2004 in Betrieb gingen, mit Darlehen und Zuschüssen von der KfW finanziert. Die
durchschnittliche Jahresproduktion der Anlagen beträgt 310 GWh bei einem Kapazi-
tätsfaktor von 43,5%. Im ersten Betriebsjahr wurden 48% erreicht. Erwartet wird eine
CO2-Vermeidung von 185.000 t CO2. Emissionszertifikate werden von der KfW an-
gekauft.
Für den Windpark Zafarana I wurden FZ-Mittel von insgesamt 33,3 Mio. € bereit ge-
stellt, davon 7,7 Mio. € als Zuschuss und 25,6 Mio. € als Darlehen. Für die Wind-
parks Zafarana II+III beläuft sich die Förderung auf 10,2 Mio. € als Zuschuss und
30,6 Mio. € als Darlehen, also insgesamt 40,8 Mio. €. Die Gesamtkosten des Projek-
tes betragen 47,1 Mio. €. Entsprechend einer Entscheidung der ägyptischen und der
Öko-Institut/LEC 15 BMZ/RE-EE MENA
21 Die Zeit für die Betriebsübertragung wurde aufgrund ministerieller Verfügung begrenzt.
Öko-Institut/LEC 16 BMZ/RE-EE MENA
Auf Grundlage der bisherigen guten Zusammenarbeit im Energiesektor mit der deut-
schen Seite hat sich die ägyptische Regierung entschlossen, diese Zusammenarbeit
weiter zu vertiefen. Sie hat dazu ein so genanntes High Level Joint Committee for
Renewable Energy, Energy Efficiency and Environmental Protection (JC) initiiert. Ein
entsprechendes MoU wurde Ende Oktober 2007 zwischen der ägyptischen und der
deutschen Regierung unterschrieben. Wesentliche Arbeitsfelder beziehen sich auf
Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Umweltschutz / CDM sowie sektorale Rah-
menbedingungen.
Gemeinsames Anliegen ist die Erarbeitung von Strategien und Maßnahmenpaketen,
die geeignet sind, die nachhaltige und umweltschonende Energieversorgung Ägyp-
tens zu sichern. Das JC wird im Januar 2008 seine Arbeit aufnehmen.
3.1.5 Weitere internationale Geberprogramme
Alle bekannten RE-Programme internationaler Geber (außer Projekten der EU) in
Ägypten sind im Bereich Windenergie und Solarthermie tätig.
Mit Unterstützung der dänischen Regierung wurde auf der Basis von Standortmes-
sungen zwischen 1998 und 2005 ein ausführlicher Windatlas erstellt. Mit finanzieller
Hilfe ebenfalls von DANIDA wurde in 2001/2002 der erste Windpark am Standort Za-
farana mit insgesamt 60 MW in Betrieb genommen. Ein weiterer Komplex mit 85 MW
wurde in 2006 errichtet und von der spanischen Regierung ko-finanziert. Ein weiterer
durch dänische FZ-Mittel abgesicherter 60-WM-Windpark soll bis Ende 2008 fertig
estellt werden. Für beide dänische Windparks ist der Verkauf von CO2-
Emissionszertifikaten vereinbart, auch für den spanischen Park befinden sich Aus-
schreibungen für den Ankauf der Zertifikate auf dem Weg.
Ebenfalls für Ende 2008 wird ein Bauabschnitt in Zafarana mit einer Gesamtkapazität
von 120 MW unter finanzieller Ägide Japans (Japan Bank for International Coopera-
tion - JBIC) entstehen. Das Vorhaben soll zur Vermeidung von rd. 249.000 t CO2 bei-
tragen und wurde bereits beim CDM-Executive Board registriert. Die Emissionszerti-
fikate werden von der Japan Carbon Finance Ltd. erworben.
Mittelfristig (2010/2011) ist ein weiterer 220 MW-Windpark mit japanischer Hilfe am
neuen Standort Gabal el-Zayt geplant. Hier wurde eine Machbarkeitsstudie bereits im
März 2005 abgeschlossen. Ausschlaggebend für die Finanzierung durch JBIC sind
unter anderem ornithologische Studien (Zugvogelverhalten) an diesem Standort, die
aus deutscher FZ gefördert wurden und das Gebiet in unterschiedliche Betroffen-
heitszonen einteilten.
Ein GEF-finanziertes Vorhaben zur Entwicklung der Grundlagen für ein privatwirt-
schaftliches Engagement im Windbereich einschließlich der Errichtung eines 60 MW-
Windparks am Standort Gabal el-Zayt wurde zwischenzeitlich fallen gelassen. Dar-
über hinaus ist NREA derzeit mit Hochdruck dabei, ein neues Windfeld nördlich von
Gabal el-Zayt zu identifizieren.
Die OECD ordnet Ägypten in die Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen ein.
Aus diesem Grund werden Finanzierungen von internationalen Gebern inzwischen
nur noch als zinsverbilligte Darlehen, nicht jedoch in Form von Zuschüssen gewährt.
Öko-Institut/LEC 17 BMZ/RE-EE MENA
22 Nach KfW müsste der Kostendeckungsgrad mittelfristig auf über 80% angehoben werden, jedoch halten die
wichtigsten internationalen Geber trotz des unzureichenden gesamtwirtschaftlichen Kostendeckungsgrades
den Fahrplan für Tariferhöhungen für ausreichend, um ihre Finanzierung weiterzuführen bzw. im Falle der
Weltbank wieder aufzunehmen. Die Weltbank verzichtet explizit auf Auflagen und hofft stattdessen, dass die
Regierung mittelfristig Marktverzerrungen verringern wird.
Öko-Institut/LEC 18 BMZ/RE-EE MENA
Energiebereich zwischen der EU und Ägypten (Juni 2007) schlägt hierzu die Erstel-
lung eines Grünbuchs zur Darstellung energiepolitischer Optionen vor sowie die
Ausarbeitung eines Aktionsplans zur Umsetzung der ägyptischen Energiestrategie
für den Zeitraum 2008-2015.
Ansatzpunkte im Bereich der TZ bietet auch die zweckorientierte Verwendung der
Mittel aus dem Sonderfonds zur Förderung erneuerbarer Energien. Dieser Sonder-
fonds soll allerdings in Zukunft vor allem die Differenz zwischen privaten Erzeuger-
preisen (= notwendigen Einspeisetarifen) von BOOT-Kraftwerken und den tatsächli-
chen Einspeisevergütungen der EETC abdecken und müsste hierfür erheblich auf-
gestockt werden. Außerdem ist eine Verkopplung mit Maßnahmen zur Steigerung
der Energieeffizienz dringend erforderlich, da ansonsten der Zuwachs an RE-
Kapazitäten mit dem stark steigenden Stromabsatz nicht Schritt halten kann.
Zur Erhöhung des RE-Anteils an der Stromerzeugung und an der Deckung des Pri-
märenergiebedarfs ist Ägypten auch nach 2010 zentral auf den Ausbau der Wind-
energie angewiesen. Nach Einschätzung der KfW besteht jedoch aufgrund der der-
zeit noch unvorteilhaften Rahmenbedingungen im ägyptischen Elektrizitätssektor und
der Tatsache, dass Windenergie im Vergleich zur thermischen Alternative teurer ist,
aktuell nur geringes Potenzial zur Mobilisierung privaten Kapitals für die Entwicklung
der Windkraft. Erst nach Verabschiedung des neuen Elektrizitätsgesetzes und einer
entsprechenden Restrukturierung des Elektrizitätssektors dürfte sich an dieser Situa-
tion grundlegendes ändern und dann auch weitere FZ-Maßnahmen in diesem Be-
reich erforderlich sein.
Trotz ihrer Funktion als Betreiberin der (meisten) Windparks ist NREA bislang nur
begrenzt in der Lage, Wartungen und Reparaturen der Anlagen vollständig in Eigen-
regie durchzuführen. Hierfür wäre zusätzliches Know-how erforderlich, um auf länge-
re Sicht eine möglichst hohe Verfügbarkeit und eine lange Lebensdauer sicherzustel-
len. Auch ist NREA weiterhin bei der Ausrichtung auf eine betriebswirtschaftliche
Führung des Anlagenbetriebes zu beraten, um die ökonomische Nachhaltigkeit der
FZ-Maßnahmen zu unterfüttern. Sofern sich die Privatwirtschaft stärker im Windbe-
reich engagieren soll, wird zusätzlicher Qualifikationsbedarf für lokales Personal er-
forderlich. Die KfW hat in diesem Zusammenhang gegenüber InWEnt angeregt, zu-
sammen mit den Herstellerfirmen ein Ausbildungsprogramm für die Wartung von
Windparks zu starten.
Die verbleibenden (relativ geringen) dezentralen Wasserkraftressourcen dürften bis
2020 bzw. bereits nach Abschluss der laufenden FZ-Maßnahmen weitestgehend
ausgeschöpft sein. In diesem Bereich ist somit kein weiterer Unterstützungsbedarf
gegeben.
Deutliches Ausbaupotenzial bietet der Einsatz von solarthermischen Anlagen zur
Wassererwärmung und zur Klimatisierung, allerdings bleibt auch die Ausschöpfung
dieses Potenzials von Preisanpassungen der konventionellen Energieträger an die
reale Marktsituation abhängig. Einfache Systeme zur Brauchwassererwärmung für
Öko-Institut/LEC 19 BMZ/RE-EE MENA
einzelne Haushalte werden im Land selbst gefertigt. 23 In diesem Segment ist Ägyp-
ten in der Region führend. Bedeutsam sein könnten produktionstechnische Maß-
nahmen, die zu einer Verbesserung der Qualität und zur Senkung der Kosten beitra-
gen. Auch die Einführung von allgemein verbindlichen Normen und Standards sowie
eine entsprechende Zertifizierung von Komponenten und Gesamtsystemen steht
noch aus bzw. ist bislang nicht ausreichend entwickelt und umgesetzt.
Bedeutsam könnte auch die Nutzung von agrarischen Restprodukten zur Biogas-
produktion werden. Interessant ist ferner die Erschließung weiterer organischer
Stoffe zur Gasproduktion, insbesondere von Methan auf Mülldeponien, dessen Nut-
zung trotz vergleichsweise emissionsarmer Kraftwerksstruktur (hoher Erdgasanteil)
eine hohe Anzahl von CO2-Zertifikaten generiert.
Längerfristig wird daran gedacht, RE-Strom auch in die Nachbarregionen und in die
EU zu exportieren. Letzteres erfordert allerdings den Aufbau verlustarmer Übertra-
gungsfernleitungen und eine Ankopplung an das türkische Stromnetz. Ein wachsen-
der Markt für den Einsatz erneuerbarer Energien dürfte sich zudem bei der Entsal-
zung von Meerwasser mit Hilfe von Solar- oder Windenergie entwickeln.
Ägypten hat das Kyoto-Protokoll im Januar 2005 ratifiziert und noch im gleichen Jahr
eine nationale Behörde für CDM-Vorhaben aufgebaut. Eine nationale CDM-Strategie
wurde bereits im Oktober 2002 beschlossen. Bislang wurden beim CDM-Executive
Board nur ein Deponiegasvorhaben sowie der am Standort Zafarana von Japan fi-
nanzierte 120 MW-Windpark registriert.
23 Nach NREA-Angaben gibt es im Land acht Firmen, die Systeme zur solaren Warmwasserbereitung fertigen.
Öko-Institut/LEC 20 BMZ/RE-EE MENA
3.2 Algerien
3.2.1 Merkmale des Energiesektors und Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Algerien ist für die Erdöl- und Erdgasversorgung der EU von strategischer Bedeu-
tung, fast 25% der Gasimporte stammen aus Algerien. Dieser Anteil wird sich in den
nächsten Jahren noch erhöhen, wenn die unter dem Mittelmeer verlaufende direkte
Gaspipeline zwischen Algerien und Spanien fertig gestellt ist. Das algerische Ener-
giepotenzial ist enorm und kann eine Schlüsselrolle für die Energieversorgungssi-
cherheit der EU spielen. Die Entwicklung einer engen Partnerschaft zwischen der EU
und Algerien im Energiesektor ist deshalb ein strategisches Anliegen. Seit dem
1.9.2005 ist ein politisches und ökonomisches Assoziierungsabkommen mit der EU
in Kraft, das auch Kooperationen im Energiesektor vorsieht. Das Abkommen sieht
auch die die Förderung der Erschließung erneuerbarer Energieträger und einer ratio-
nellen Energienutzung vor.
Gegenwärtig werden etwa 30% der Gasproduktion im eigenen Land verbraucht, der
Rest wird exportiert. Die Öl- und Gasexporte generieren etwa 55% der Einnahmen
des Staatshaushaltes und machen rund 40% des BSP aus. Fast die gesamten Ex-
porterlöse werden durch Erdöl- und Erdgasausfuhren erzielt. Die Gasexporte nach
Europa, unter anderem in Form von Flüssiggas, sollen auch in der Zukunft weiter
ausgebaut werden. 24 Da die EU jedoch aus Diversifizierungsgründen die Gasimporte
aus Algerien beschränkt, könnte als Alternative in der Zukunft auch Strom ausgeführt
werden. Aus Sicht Algeriens erhöhen sich hierfür die Chancen, wenn dieser Strom
zumindest teilweise aus Solarenergie hergestellt würde.
Auch die Erdölproduktion wird in den nächsten Jahren noch zunehmen, allerdings
aufgrund begrenzter Ressourcen etwa ab 2010 stagnieren und nach 2015 langsam
zurückgehen. In jüngerer Zeit hat der Energieverbrauch nach wirtschaftlicher Erho-
lung stark zugenommen und auch in den kommenden Jahren wird der Primärener-
giebedarf deutlich ansteigen.
Stromsektor
Aufgrund des lang anhaltenden Bürgerkriegs hat sich die Stromproduktion in der jün-
geren Vergangenheit nur schleppend entwickelt. Allerdings nahm der Bedarf in den
letzten Jahren bei hohem Bevölkerungswachstum um durchschnittlich etwa 4-5% pro
Jahr zu. Der Stromverbrauch pro Kopf gehört jedoch zu den niedrigsten in der ge-
samten MENA-Region. Die Stromerzeugung basiert fast ausschließlich auf Erdgas;
Erdöl liefert nur marginale Anteile, so z.B. für die elektrische Versorgung entfernter
Dörfer im Süden mit Hilfe von Dieselgeneratoren. Auch Wasserkraft ist nur unwe-
sentlich an der Stromproduktion beteiligt. Die installierte Stromerzeugungskapazität
soll sich bis 2020 etwa verdoppeln und der Zubau überwiegend durch gasbefeuerte
Kraftwerke erbracht werden. 25 Etwa ein Drittel des wachsenden Strombedarfs wird
auf den Zubau von weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen entfallen. 26
Die Stromversorgung wird vom staatlichen Unternehmen Sonelgaz kontrolliert, das
auch für die Verteilung von Erdgas als Monopolist zuständig ist. Aufgrund fehlender
Investitionen und nicht zügig genug umgesetzter Ausbaupläne ist es in den letzten
Jahren häufiger zu Stromabschaltungen gekommen. Per Gesetz von Februar 2002
wurde der Elektrizitätssektor reformiert, um zusätzliches Kapital anzuziehen und die
Anforderungen des gemeinsamen Strommarktes mit der EU, wie im Rom-Vertrag
von 2003 vereinbart, zu erfüllen. Die Stromerzeugung und –verteilung ist seitdem
einem offenen Wettbewerb ausgesetzt, an dem sich private Unternehmen beteiligen
können. Großverbraucher haben das Recht, ihren Strombezug direkt mit Produzen-
ten zu verhandeln. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass die Erzeugung von Strom auf
Basis erneuerbarer Energien durch Prämien belohnt werden kann (siehe unten), die
aus dem staatlichen Budget oder einem speziellen Fonds bezahlt werden sollen.
Aktuelle Entwicklungen in der Sektorpolitik
Die Strompreise in Algerien liegen deutlich unter europäischen Tarifen und sind nicht
kostendeckend. Jedoch gehört es zur Regierungspolitik, die Preise schrittweise an
die Kosten heranzuführen. Das Stromnetz ist mit den Netzen Tunesiens und Marok-
kos verbunden und durch die Anbindung an Spanien mit dem europäischen Ver-
bundnetz synchronisiert. Allerdings ist der Stromaustausch mit den Nachbarländern
derzeit noch sehr begrenzt.
3.2.2 Bedeutung und Nutzung erneuerbarer Energien
Die derzeitige Nutzung erneuerbarer Energien ist vor allem aufgrund der niedrigen
Preise für fossile Energieträger gering, allerdings betreibt Algerien eine aktive Politik
im Bereich der Forschung und Demonstration erneuerbarer Energietechnologien. So
wurde in kleinerem Maßstab Photovoltaik-Technik zur ländlichen Elektrifizierung ein-
gesetzt, ein 10 MW-Windpark errichtet und eine begrenzte Anzahl solarer Warmwas-
serbereiter installiert. Das o.g. Stromreformgesetz von 2002 sieht auch die Integrati-
on erneuerbarer Energiequellen im Strommix auf der Basis von Ausschreibungen
vor. In dieser Perspektive verfolgt Algerien ein „Projekt 2000 MW“, das folgende E-
lemente beinhaltet:
- In einem ersten Schritt die Errichtung von RE-Kraftwerken zur Versorgung des
nationalen Marktes im Umfang von 800 MW;
- Im Rahmen eines zweiten Schrittes den Bau von RE-Kraftwerken für den Ex-
port im Umfang von 1.200 MW;
- Die Verlegung von Unterseekabeln mit einer minimalen Kapazität von 2.000
MW, um Algerien direkt mit Spanien und dem europäischen Markt zu verbin-
den.
25 Nach IEA-Angaben wird für 2004-2030 ein Zubau von etwa 12 GW erwartet.
26 Bereits jetzt betreibt Algerien etliche kleinere und größere Entsalzungsanlagen, weitere befinden sich ge-
genwärtig im Bau. Bis 2030 soll die Entsalzungskapazität nach IEA-Angaben auf etwa 2 Mrd. m³/a bei einem
Gesamtwasserverbrauch von 7,8 Mrd. m³ ausgebaut werden.
Öko-Institut/LEC 22 BMZ/RE-EE MENA
Außerdem hat Algerien Pläne, mit einem zweiten Projekt von 500 bis 1.000 MW RE-
Strom per Kabel nach Italien (Sardinien) zu transportieren.
Ein als Gesetz 27 im August 2004 verabschiedetes nationales Programm zur Förde-
rung von erneuerbaren Energien sieht die Einführung von RE-Quoten und die Durch-
führung von Ausschreibungen vor. Später sollten auch RE-Zertifikate in Erwägung
gezogen werden. Nach jüngeren Plänen soll der Anteil von Strom aus erneuerbaren
Energiequellen bis 2015 5% betragen 28 , was einer installierten Leistung von etwa
725 MW entspräche.
Algerien verfolgt aktiv die Errichtung eines solarthermischen Hybrid-Kraftwerks mit
einer Gesamtleistung von 155 MW, inklusive eines Solarfeldes mit einer Spitzenleis-
tung von 25 MW. 29 Zur Umsetzung dieses und weiterer Vorhaben im Bereich erneu-
erbarer Energien wurde in 2002 die Gesellschaft New Energy Algeria (NEAL) ge-
gründet, an der die staatlichen Energiegesellschaften Sonatrach 30 und Sonelgaz so-
wie das Privatunternehmen S.I.M. beteiligt sind. Das 315 Mio. €-Projekt wird nach
einer Ausschreibung in 2005 gegenwärtig vom spanischen Konzern ABENER Ener-
gía realisiert und von NEAL und ABENER über einen Zeitraum von 25 Jahren ge-
meinsam betrieben werden. 31 Für die Finanzierung stellen algerische Institutionen
zinsbegünstigte Kredite bereit. NEAL beabsichtigt perspektivisch den Bau von drei
weiteren solarthermischen Hybrid-Kraftwerken mit jeweils 400 MW Leistung. Seit
März 2006 arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der
NEAL an gemeinsamen Forschungsprojekten im Bereich der Solarenergienutzung.
In einer Verordnung vom März 2004, die dem Energiegesetz vom Februar 2002 folgt,
wurden zudem Regeln für die Einspeisevergütung für RE-Strom verabschiedet.
Demnach kann Solarstrom aus Hybridkraftwerken je nach solarem Anteil mit einer
Prämie von bis zu 200% auf den Markttarif vergütet werden. Für reinen Solarstrom
und Windenergie beträgt die Prämie 300%, für Wasserkraft 100%. Für den Fall des
o.g. ersten Solar-Hybridkraftwerks wird ein solarer Ertragsanteil von 11% erwartet.
28 Je nach Quelle unterscheiden sich die Zielangaben: Nach IEA, World Energy Outlook 2005 und Welt-
bank/GEF sollte das Ziel von 5% RE-Strom sogar schon 2010 erreicht sein (nach Verordnung No. 04-92 vom
25.3.2004). Nach Weltbank/GEF sollten in 2010 700 MW RE-Kapazität zur Verfügung stehen, davon 200
MW für den Export und 500 MW für die lokale Produktion (400 solarthermisch, 100 MW Wind und anderes),
in 2015 bereits 1.000 MW, davon 400 MW für den Export und in 2020 1.500 MW, davon 600 MW für den Ex-
port. Diese Zahlen decken sich auch in etwa mit Angaben der Deutsch-Algerischen Industrie- und Handels-
kammer. Die 5% RE-Strom würden einer Menge von deutlich über 2 TWh entsprechen.
29 In diesem Kontext hat Algerien während der Bonner RE-Konferenz in 2004 eine bilaterale Absichtserklärung
zur „Global Market Initiative for Concentrating Solar Power (GMI)“ unterzeichnet.
30 Staatliche Gesellschaft zuständig für Produktion, Transport und Vertrieb von Erdgas und Erdöl.
31 Ein Vertrag wurde im Januar 2007 unterzeichnet, nachdem NEAL und ABENER die gemeinsame Gesell-
schaft Solar Power Plant One (SPP1) gegründet haben. ABENER ist an dieser Gesellschaft zu zwei Dritteln
beteiligt. Die deutsche Gesellschaft Solar Millenium AG hatte sich aufgrund des vom Anbieter geforderten fi-
nanziellen Engagements aus dem Ausschreibungsverfahren zurückgezogen.
Öko-Institut/LEC 23 BMZ/RE-EE MENA
Damit würde die Prämie 140% auf den augenblicklichen Marktpreis von 2,2 US-
ct/kWh betragen (lt. Weltbank/GEF).
Ab 2007 sollte im Rahmen des nationalen Energieprogramms 2006-2010 (PNME)
auch der Markt für solare Warmwasserbereitung ausgebaut werden. Dabei wurden
staatliche Zuschüsse zum Erwerb der Anlagen in Höhe von 50% des Kaufpreises
vorgesehen.
Algerien verfügt insbesondere über erhebliche solare Potenziale, aber auch Wasser-
kraftressourcen ließen sich stärker nutzen. Das Windpotenzial zur Stromerzeugung
ist aufgrund im Mittel niedriger Windgeschwindigkeiten begrenzt. Der Einsatz weite-
rer erneuerbarer Energien (z.B. zur solarthermischen Warmwasserbereitung) wird
wesentlich von der Entwicklung der Marktpreise bei den fossilen Energieträgern ab-
hängen. Bei den derzeit von den Verbrauchern zu entrichtenden Tarifen sind erneu-
erbare Energien zumeist nicht wettbewerbsfähig.
3.2.3 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Die TZ führt derzeit kein eigenständiges Energieprojekt in Algerien durch. Allerdings
gibt es kleinere Einzelmaßnahmen im Rahmen des Vorhabens „Nachhaltige Wirt-
schaftsentwicklung“. Auch in der FZ gibt es gegenwärtig keine Vorhaben im Bereich
erneuerbarer Energien.
3.2.4 Weitere internationale Geberprogramme
Algerien ist Partner in den EU-finanzierten Projekten SOLATERM und MED-ENEC.
NEAL erhält technische Unterstützung durch das Oak Ridge National Laboratory in
den USA.
3.2.5 Bedarf für technische und finanzielle Unterstützung
Algerien scheint als bislang einziges MENA-Land ernsthafte Anstrengungen zu un-
ternehmen, RE-Strom zum Export nach Europa zu produzieren. Selbst wenn diese
Zielsetzungen im Moment einer Strategie der besseren Vermarktung von Strom aus
fossilen Energien (Erdgas) folgt, so sollten die hiermit verbundenen Impulse doch
nicht unterschätzt werden. In der Tat könnte gerade die Verknüpfung von billigem
Erdgasstrom mit einer (noch teuren) solarthermischen Stromerzeugung letzterer auf
längere Sicht zum Durchbruch verhelfen. Der weitere Ausbau solarthermischer Stro-
merzeugung wird auch von der Bereitstellung zinsbegünstigter Kredite abhängen.
Längerfristig könnte auch die Verbindung von solarthermischer Stromerzeugung und
Meerwasserentsalzung Bedeutung erhalten.
Neben solarthermischer Stromerzeugung hat vor allem der Einsatz von solaren
Warmwasserbereitern ein großes Potenzial und sollte in jeder Hinsicht unterstützt
werden. Dabei geht es in erster Linie um den Aufbau einer nationalen Fertigungs-
branche sowie um die Qualitätssicherung bei Produktion und Installation. Außerdem
dürfte die Implementierung von Förderprogrammen Hilfestellung erfordern. Prinzipiell
bedarf die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele zum RE-Einsatz im Stromsektor einer
umfassenden Unterstützung in politischer, gesetzlicher und technischer Hinsicht.
Öko-Institut/LEC 24 BMZ/RE-EE MENA
3.3 Jemen
3.3.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Jemen verfügt über begrenzte Ölvorräte. Allerdings nimmt die Produktion aufgrund
erschöpfter Ölfelder seit 2001 kontinuierlich ab. 32 Auch die Entdeckung einiger mar-
ginaler Fundstätten wird den weiteren Rückgang der Förderung nicht aufhalten kön-
nen. Bei der gegenwärtigen Produktionsrate dürften die Ölreserven in 12-14 Jahren
erschöpft sein. Hohe Ölpreise in der jüngeren Vergangenheit haben die Mengenver-
luste teilweise ausgleichen bzw. sogar überkompensieren können 33 , so dass die Ex-
porteinnahmen noch nicht eingebrochen sind. Erdöl steht für nahezu drei Viertel der
Steuereinnahmen und für mehr als 90% der Exporterlöse.
Etwa 80% der Ölexporteinnahmen verbleiben beim jemenitischen Staat. Bereits in
naher Zukunft ist bei stabilisierten Erdölpreisen allerdings damit zu rechnen, dass der
Beitrag der Erdölindustrie zu Exporteinnahmen, staatlichem Budget und wirtschaftli-
cher Leistung deutlich sinken wird, so dass erhebliche Folgen für die makroökonomi-
sche Situation des Landes zu erwarten sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass der nationale Verbrauch an Erdölderivaten, die –
neben Biomasse – die ausschließliche Primärenergiequelle bilden, in den vergange-
nen zehn Jahren stark angestiegen ist.
Um die negative Entwicklung etwas abzufedern, gibt es deshalb intensive Bestre-
bungen, den Einsatz von Erdöl als Primärenergie insbesondere bei der Stromproduk-
tion zurückzudrängen und die freiwerdenden Mengen ebenfalls zu exportieren. Eine
Möglichkeit hierzu besteht in der Substitution von Schweröl und Diesel durch natio-
nales Erdgas.
Erdgas wird derzeit nur an einem Standort (Marib) als Koppelprodukt mit Erdöl aus-
gebeutet. Dieses wurde in der Vergangenheit im Wesentlichen zur Reinjektion bei
der Erdölförderung und zur Produktion von Flüssiggas (LPG) verwendet. Auch nach
Auslaufen der Erdölproduktion wird das Erdgas weiterhin zur Ausbeutung zur Verfü-
gung stehen. Neben diesem Erdgasfeld wird deshalb gegenwärtig der erste Block
eines Gaskraftwerks errichtet, das 2008 in Betrieb genommen und bis 2010 weiter
ausgebaut werden soll (insgesamt 741 MW).
Darüber hinaus ist die Errichtung mehrerer Versorgungsleitungen vorgesehen, um
auch andere Kraftwerke auf Erdgas umstellen, den Gasexport aufzunehmen und
letztlich Gas auch in die städtischen Regionen transportieren zu können.
32 Die tägliche Ölproduktion sank von durchschnittlich 438.500 bbl/d in 2001 auf 387.500 bbl/d in 2005 (CIA
World Factbook).
33 So beispielsweise in 2006, als die Ölproduktion um 8,8% gegenüber dem Vorjahr fiel, die Exportpreise aber
gleichzeitig um 22% stiegen. Insgesamt stiegen die Öl- und Gaseinnahmen des Staates um mehr als 40%
(teilweise begründet auf neuen Konzessionsverträgen), so dass zum ersten Mal seit vielen Jahren der Haus-
halt einen Überschuss vorwies.
Öko-Institut/LEC 25 BMZ/RE-EE MENA
Als erster Schritt wurde in 2005 ein Vertrag zum Bau einer Pipeline zwischen Marib
und der Gasverflüssigungsanlage von Bal Haf sowie einer Trasse nach Sana’a ab-
geschlossen. Das verflüssigte Erdgas soll ab 2008 bzw. 2009 nach Südkorea und in
die USA exportiert werden. Eine weitere Trasse soll zu einem späteren Zeitpunkt ent-
lang der Küste nach Aden gebaut werden. Weitere Konzessionen zur Ausbeute be-
kannter Erdgasfelder ohne assoziierte Erdölvorkommen sind bisher nicht von der
Regierung vergeben worden.
Stromsektor
Jemen verfügt über eine sehr begrenzte netzgebundene Stromversorgung mit einer
– für die Bevölkerungszahl – sehr geringen Leistung (774 MW in 2005). Fast alle
Kraftwerksblöcke im Verbundnetz werden mit Schweröl oder Diesel betrieben. Der
staatliche Stromversorger PEC betreibt außerdem noch eine Reihe von Inselnetzen,
in denen fast ausschließlich Dieselgeneratoren platziert sind. Zusammen mit weite-
ren Erzeugungsanlagen unabhängiger Betreiber liegt die gesamte Erzeugungsleis-
tung bei nur etwa 1000 MW, die allerdings aufgrund maschineller Ausfälle ebenfalls
nicht komplett zur Verfügung stehen.
Stromausfälle, Lastabwürfe und erhebliche Spannungsschwankungen sind häufig
und weit verbreitet. Betriebsbedingte Verluste sind extrem hoch. Dazu kommt eine
stark steigende Nachfrage nach Elektrizität, die auf der Basis der momentanen Er-
zeugungskapazitäten nicht gedeckt werden kann. Die Situation dürfte sich erst durch
die Inbetriebnahme der gegenwärtig in Bau befindlichen Gaskraftwerke etwas ent-
spannen. Um den erwarteten Bedarf von über 1.500 MW in 2010 abdecken zu kön-
nen, müsste die installierte Leistung bei einer vernünftigen Reserve im Bereich von
2.200 MW liegen. Auf der Basis der momentanen Ausbauplanungen ist dieser Wert
jedoch bei weitem nicht zu erreichen. Längerfristig ist vorgesehen, alle Kraftwerke
auf Erdgasbetrieb umzustellen bzw. die Altanlagen durch Neubauten zu ersetzen.
Insgesamt liegt die Elektrifizierungsrate bei nur ungefähr 40%. Nur etwa 20% der
ländlichen Bevölkerung verfügen über einen Zugang zu Elektrizität, entweder durch
direkten Anschluss an das nationale Stromnetz oder (zumeist) durch Versorgung aus
einem Inselnetz oder eine individuelle Versorgung auf der Basis von Dieselgenerato-
ren und Batterien. Dieser Zugang ist jedoch in aller Regel nicht nur in der Leistung
sehr limitiert, sondern auch zeitlich auf zumeist nur wenige Stunden am Tag be-
grenzt. Mehr als die Hälfte der ländlichen Stromversorgung wird nicht durch PEC be-
reitgestellt, sondern durch autonome private Unternehmen, Kooperativen oder Ei-
generzeugung. Im Rahmen des GEF/Weltbank-Vorhabens „Rural Electrification and
Renewable Energy Development“ wird gegenwärtig eine nationale Strategie zur länd-
lichen Elektrifizierung erarbeitet, die einen Aktionsplan und eine Strategie für die Ent-
wicklung erneuerbarer Energien beinhaltet.
Der fast ausschließliche Einsatz von Dieselöl in zumeist nicht effizient betriebenen
stromerzeugenden Anlagen führt zu erheblichen Kosten für die ländlichen Verbrau-
cher, die weit über dem städtischen Niveau liegen. Diese Situation hat sich in den
letzten Jahren noch weiter verschärft, weil Subventionen des Dieselpreises gekürzt
wurden.
Öko-Institut/LEC 26 BMZ/RE-EE MENA
Ein neues Elektrizitätsgesetzes stellt unter anderem einen adäquaten Rahmen für
die Beteiligung des Privatsektors bei Erzeugung und Verteilung her und bildet die
Basis zur Schaffung neuer institutioneller Systeme zur ländlichen Elektrifizierung und
Entwicklung erneuerbarer Energien. Darüber hinaus schafft es die Grundlage, um
PEC zu einem späteren Zeitpunkt in eine Kapitalgesellschaft überführen und in ge-
trennte Betriebseinheiten aufgliedern zu können. Als erster Schritt zur Einführung
einer Regulierungsbehörde wurde im Energieministerium eine (bedingt) unabhängige
Einrichtung geschaffen.
3.3.2 Bedeutung und Nutzung erneuerbarer Energien
Der Jemen verfügt über ein erhebliches solares Potenzial sowie über zur Stromer-
zeugung geeignete Windressourcen vor allem in Teilen des Hochlandes sowie ent-
lang der Küstenregion vor allem am Roten Meer. Außerdem besteht in den fruchtba-
ren Gebieten des Hochlandes ein Biomasseaufkommen, das sich teilweise energe-
tisch verwerten lässt. Traditionell wird, soweit verfügbar, Holz zum Backen und Ko-
chen eingesetzt, allerdings zumeist in nicht nachhaltiger Art und Weise.
Insgesamt ist der Einsatz moderner Technologien zur Nutzung erneuerbarer Ener-
gien bislang sehr begrenzt und beschränkt sich im Wesentlichen auf den Einsatz
kleinerer photovoltaischer Anlagen für gewerbliche Zwecke bzw. für die Elektrifizie-
rung (weniger) ländlicher Anwesen, auf den Einsatz einiger kleiner Windgeneratoren
und in beschränktem Maß auf eine solarthermische Warmwasserbereitung.
Insgesamt besteht von staatlicher Seite aus ein erhebliches Interesse daran, den
gegenwärtigen Einsatz fossiler Energieträger mit begrenzter Reichweite durch er-
neuerbare Energien abzulösen und gleichzeitig die Versorgung ländlicher Regionen
mit modernen Energieformen zu verstärken. Aufgrund des hohen Anteils ländlicher
Bevölkerung und der topographischen Gegebenheiten bietet sich hierbei in erster
Linie die Nutzung erneuerbarer Energien an.
3.3.3 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Im RE-Bereich befindet sich seit 2004 ein GTZ-Projekt „Verbesserte Energiedienst-
leistungen im ländlichen Raum“ in Zusammenarbeit mit dem Energieministerium in
der Durchführung. Dieses Vorhaben wird ergänzt durch eine Unterstützung mit CIM-
Personal und wird seit Anfang 2006 (und bis voraussichtlich Ende 2007) in Koopera-
tion mit einem GEF/Weltbank-Vorhaben durchgeführt (s. nachfolgend).
Das Schwergewicht der GTZ/CIM-Aktivitäten liegt dabei neben einer Stärkung von
Institutionen (insbesondere des unmittelbaren Partners) in der Durchführung von
Windmessungen inklusive der Erstellung eines Windatlas, der allgemeinen Verbes-
serung des Zugangs zu erneuerbaren Energien sowie der Marktanalyse und pilot-
mäßigen Demonstration von Photovoltaikanlagen.
Langzeitwindmessungen wurden bislang am Standort Al-Mokha an der Küste des
Roten Meeres mit positivem Ergebnis durchgeführt. An diesem Standort ist nun die
Errichtung eines größeren Windparks vorgesehen. Derzeit werden die Ausschrei-
bungsunterlagen vorbereitet, um das Projekt durch einen privaten Investor realisieren
Öko-Institut/LEC 27 BMZ/RE-EE MENA
3.4 Jordanien
3.4.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Jordanien verfügt über keine (bekannten) nennenswerten Erdölvorkommen und ist
deshalb vollständig von Importen aus der Region abhängig. Das einzige erschlosse-
ne Erdgasfeld befindet sich im Nordosten des Landes und versorgt primär ein dort
seit 2005 in Betrieb befindliches Kraftwerk. Zur weiteren Erkundung möglicher Erd-
gas- und Erdöllagerstätten und deren Ausbeutung hat die Regierung mehrere Kon-
zessionen an international operierende Gesellschaften vergeben.
Des Weiteren gibt es Bemühungen, Ölschiefer als zusätzliche energetische Res-
source technisch und ökonomisch zu erschließen.
Seit 2003 liefert Ägypten Erdgas über eine Pipeline durch den Golf von Akaba. Ehe-
mals ölbetriebene Kraftwerke wurden daraufhin auf Gasbetrieb umgestellt, so dass
gegenwärtig etwa 70% der gesamten Stromerzeugung mit Gas erfolgt. Die Verlänge-
rung der Pipeline bis zur syrischen Grenze bei Rehab wurde im Februar 2006 in Be-
trieb genommen. Damit wurde auch begonnen, die größeren Industrien im Land auf
Erdgas umzustellen. Dieser Prozess soll bereits Ende 2008 abgeschlossen sein. Der
Beginn des Aufbaus eines Netzes zur Gasverteilung in den Städten Amman, Sarka
und Akaba ist für die zweite Hälfte 2008 vorgesehen, so dass die Versorgung erster
Endkunden in der zweiten Hälfte 2009 beginnen könnte. In einer weiteren Phase soll
die Gasleitung über Homs/Syrien in den Libanon nach Tripoli abzweigen sowie wei-
ter nach Norden in Richtung Türkei geführt werden.
Die Energieimporte machen fast 23% des BIP bzw. 42% der gesamten Exporterlöse
aus (2006) und führen somit zu einer erheblichen Belastung der nationalen Wirt-
schaft. In den letzten zehn Jahren stieg der Primärenergiebedarf mit durchschnittli-
chen jährlichen Raten von ca. 4%. Aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums und
stark steigender Bevölkerungszahl 34 wird mit einer Zunahme des Energiebedarfs um
mindestens 50% innerhalb der nächsten 20 Jahre gerechnet. Das Energieministeri-
um sieht für den Zeitraum 2007-2020 sogar eine jährliche Steigerung um 5% voraus,
was einer Verdopplung des Energieverbrauchs in dieser Periode gleichkommt.
Stromsektor
Wesentlich schneller steigt der Bedarf an elektrischer Energie (im Mittel 7% in den
letzten zehn Jahren, von 2005 auf 2006 sogar um mehr als 10%). Die Prognose für
die kommenden zehn Jahre liegt bei durchschnittlich 5% Stromverbrauchzuwachs
pro Jahr, das Energieministerium geht nach jüngsten Angaben aufgrund der letzten
Wachstumsraten für den Zeitraum 2007-2020 sogar von einem durchschnittlichen
Zuwachs von 6,2% aus. Vorgesehen ist deshalb für den Zeitraum 2005-2015 der Zu-
34 Jordanien hat mit jährlich mehr als 3% weltweit eine der höchsten Wachstumsraten bei der Bevölkerung,
dazu kommt eine hohe Zahl von Flüchtlingen aus den palästinensischen Gebieten, aus dem Libanon sowie
aus Irak.
Öko-Institut/LEC 29 BMZ/RE-EE MENA
bau von mehr als 1.000 MW, die von privaten Investoren auf der Basis von BOO-
Verträgen erbracht werden sollen. Jordanien ist fast vollständig elektrifiziert.
Der Stromsektor befindet sich seit den neunziger Jahren in einem Reform- und Re-
strukturierungsprozess, in dessen Gefolge der staatliche Monopolist entflochten wur-
de. Bemühungen zur vollständigen Privatisierung der entstandenen Gesellschaften
zur Stromerzeugung und –verteilung waren bislang nicht von Erfolg gekrönt und sind
politisch auch nicht unumstritten. Trotzdem wird daran festgehalten, die Privatisie-
rung durch Verkauf der vom Staat gehaltenen Aktien weiterzuführen und bis Ende
2007 abzuschließen.
Auch fast alle Versuche zur Einbindung unabhängiger Stromproduzenten zur Erwei-
terung des Kraftwerksparks sind bisher gescheitert. Mit dem Bau eines ersten IPP-
Kraftwerks wurde im März 2007 im Osten der Hauptstadt Amman begonnen. 35 Es
soll 2008/2009 den Betrieb aufnehmen. Ein weiteres IPP-Projekt sollte im Juni 2007
ausgeschrieben werden und bis 2010/2011 fertig gestellt sein.
Neben den Kraftwerken der beiden staatlich dominierten Stromerzeuger gibt es eine
Reihe von Industrieunternehmen, die Strom in Eigenanlagen produzieren und teil-
weise Überschüsse in das Verbundnetz einspeisen. Zusätzliche Kapazität steht
durch eine Kopplung mit dem ägyptischen und dem syrischen Stromnetz (seit 2004)
bereit. 36
In der jüngeren Vergangenheit ist Jordanien im Energiesektor von erheblichen Ver-
änderungen betroffen gewesen. Auch in der nächsten Zeit ist das Land neuen Her-
ausforderungen ausgesetzt:
- Der kommerzielle Erdgasimport aus Ägypten wird erhebliche Wirkung auf die
Primärenergieversorgung haben. 37
- Der vollständige Wegfall von Subventionen wird die Energiepreise auf interna-
tionales Niveau bringen und die wirtschaftlichen Bedingungen für RE-
Investitionen verbessern.
36 Aus beiden Ländern zusammen wurden in 2005 etwa 9% des Strombedarfs bezogen.
37 In 2003 wurde erstmals Erdgas zur Versorgung des Kraftwerks von Akaba importiert.
Öko-Institut/LEC 30 BMZ/RE-EE MENA
maskus, das mit finanzieller Unterstützung der EU errichtet wurde. Zudem laufen die
Reformen zur Ausrichtung des Energiesektors nach marktwirtschaftlichen Grundsät-
zen. Dazu gehört auch der allmähliche Abbau der Ölsubventionen. Ferner steht in
Jordanien die Annahme eines neuen Gesetzes für den Stromsektor bevor. Außer-
dem wurden Pläne für die Einrichtung einer neuen Regulierungsbehörde ausgearbei-
tet, die für alle Energiesektoren zuständig sein soll. 38
Ebenfalls in 2004 hat die jordanische Regierung eine nationale Energiestrategie
zur Restrukturierung und Entwicklung des Energiesektors zwischen 2005 und 2015
veröffentlicht. Im Januar 2007 wurde dem Ende 2006 hierfür gebildeten Royal Com-
mittee der Auftrag erteilt, diese Strategie zu modifizieren und zu aktualisieren und bis
Juni 2007 einen Arbeitsplan für die Umsetzung zu erstellen.
Jordanien hat als eines der ersten Mittelmeerländer ein Assoziierungsabkommen
mit der EU im November 1997 unterzeichnet. Es trat im Mai 2002 in Kraft. Dieses
Assoziierungsabkommen beinhaltet die Einrichtung verschiedener technischer Sub-
komitees, um den Fortschritt der Kooperation in diversen Arbeitsfeldern, darunter
Energie, zu diskutieren. Die Kooperation zwischen der EU und Jordanien im Ener-
giesektor wird durch Länderstrategiepapiere und Nationale Indikativprogramme gelei-
tet. Unter anderem wurde auf dieser Basis in der Assoziierungsvereinbarung als ein
Bestandteil wirtschaftlicher Kooperation die RE-Förderung verankert.
Das Nationale Richtprogramm 2007-2010 bekräftigt die Intention der EU, die jordani-
sche Regierung bei der Entwicklung und Umsetzung von Modellen zum Einsatz und
zur Finanzierung von erneuerbaren Energien zu unterstützen. So wird gegenwärtig
die Durchführung von Beratungen im Rahmen des Twinning-Programms vorbereitet
(siehe unten).
3.4.2 Bedeutung und Nutzung Erneuerbarer Energien
Erneuerbare Energien haben derzeit nur einen geringen Anteil an der Stromprodukti-
on. Wasserkraft, Biogas und Windenergie machen insgesamt weniger als 1% der
erzeugten Gesamtstrommenge aus (insgesamt nur 14 MW installierte Kapazität). Der
derzeitige Einsatz von Biomassen für thermische Zwecke lässt sich nicht genau be-
ziffern, ist jedoch vergleichsweise gering, da Jordanien nur vereinzelt über Waldres-
sourcen verfügt, die jedoch einem besonderen Schutz unterliegen Andere Biomasse
steht ebenfalls nur begrenzt zur Verfügung.
Politische Zielsetzungen
Im Generalplan von 2004 ist vorgesehen, zur Diversifizierung der Energieversorgung
verstärkt erneuerbare Ressourcen heranzuziehen. Dabei werden Wind- und Solar-
energie und die Nutzung von Biomasse besonders hervorgehoben. Um einen RE-
Anteil von 2% am gesamten Energiebedarf (gegenwärtig etwa 1%) zu erreichen, wä-
ren laut Entwicklungsplan Investitionen im Umfang von 480 Mio. US$ erforderlich,
das wären etwa 15% der Gesamtinvestitionen für den Energiesektor. Bereits im E-
38 Eine Regulierungsbehörde nur für den Stromsektor wurde bereits 2001 eingesetzt.
Öko-Institut/LEC 31 BMZ/RE-EE MENA
lektrizitätsgesetz von 2003 bekennt sich die Regierung zur Förderung erneuerbarer
Energien.
In der sogenannten „Nationalen Agenda“ wurde das Ziel eines Anteils von 2% er-
neuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch bis 2012 und 3% bis 2017 auf-
genommen. 39 Die Nationale Energieeffizienz-Strategie von 2004 verweist ebenfalls
auf die Bedeutung erneuerbarer Energietechnologien. Allerdings werden die Förder-
maßnahmen mit Ausnahme der Umsetzung von Demonstrationsvorhaben zur Ein-
führung von solaren Warmwasserbereitern nicht näher beschrieben.
Zuletzt hat die Regierung in der Nationalen Strategie für 2005 ihre Absicht bekundet,
erneuerbare Energien, vor allem Windkraft zur Erzeugung von Strom auf kommer-
zieller Basis, auszubauen. Nach neuer Zielsetzung sollen bis zum Jahr 2015 3% des
Primärenergiebedarfs und 5-8% der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequel-
len gedeckt werden.
Nach eigenen Angaben plant das Energieministerium eine Reihe von Maßnahmen,
welche die Entwicklung erneuerbarer Energien in Jordanien beschleunigen sollen.
Dazu gehören ein Gesetz für erneuerbare Energien (vgl. unten) sowie neue Karten
zur Erfassung des Wind- und Sonnenenergiepotenzials. Außerdem ist im Gespräch,
eine Sonderabgabe, die bislang zur Elektrifizierung des ländlichen Raums erhoben
wurde, für die Förderung erneuerbarer Energien umzuwidmen.
Ein Entwurf des RE-Fördergesetzes wird gegenwärtig im Rahmen eines von Japan
finanzierten Vorhabens „Barrier Removal through Resources Assessment and Regu-
lation of Renewable Energy in Jordan“ erstellt. Eine Potenzialstudie über erneuerba-
re Energien steht kurz vor dem Abschluss. Das vorgeschlagene Fördergesetz sieht
insbesondere Maßnahmen vor, die sich kostensenkend auf Investitionen auswirken
können, so die kostenfreie Bereitstellung von Land für Windparks, die Übernahme
von Netzanschlusskosten durch den Konzessionär, die Einführung von Steuerer-
leichterungen, der Wegfall von Import-, Verkaufs- und Mehrwertsteuer und derglei-
chen.
Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Energien liegen vor allem im Wind- und Solar-
bereich.
Windenergie
Zwei potenzielle Windstandorte (Aqaba und Shawbak) sind aufgrund von Messungen
mit Unterstützung der GTZ gut dokumentiert. Auch an weiteren Standorten wurden
und werden – teilweise mit ausländischer Unterstützung – Windmessungen durchge-
führt. In 2002 wurden nach Ausschreibung von zwei internationalen Konsortien 40
Vorschläge für drei Windparks mit jeweils 25-30 MW vorgelegt. Die Standortwahl
ging teilweise auf die von der GTZ durchgeführten Standortmessungen zurück. Die
angebotenen Strompreise wurden von jordanischer Seite jedoch nicht für akzeptabel
39 In früheren Aussagen war von einer Erhöhung auf 5% bis 2015 die Rede.
grund der Kostensituation, das Projekt bis zur Verbesserung der Machbarkeit und
Wirtschaftlichkeit nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen sollten die Ergebnisse der
durch GEF geförderten Projekte in Mexiko, Marokko und Ägypten abgewartet wer-
den.
Sonstiges
Photovoltaik findet derzeit aufgrund der Kostensituation nur ein begrenztes Anwen-
dungsfeld bei dezentralen Versorgungslösungen und wird für 2020 nur auf 10 MW
beziffert, darunter z.B. zum Wasserpumpen an netzfernen Standorten.
Ein größeres Interesse besteht an der Nutzung erneuerbarer Energien zum Betrieb
von Entsalzungsanlagen am Roten Meer. Für ein dortiges Tourismusprojekt beste-
hen Pläne, CSP zur kombinierten Stromerzeugung, Kälte und Meerwasserentsal-
zung zu verwenden. Die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung dürfte auf
organische Abfälle und Reststoffe aus der Landwirtschaft begrenzt sein.
3.4.3 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Von deutscher Seite aus erfolgen derzeit weder TZ- noch FZ-Projekte für den RE-
Sektor. Zurückliegend hat die GTZ im Rahmen des Sonderenergieprogramms vor
allem die Entwicklung kleiner dezentraler RE-Anlagen, unter anderem zum Wasser-
pumpen mit Wind- und Sonnenenergie sowie zur ländlichen Elektrifizierung in Ko-
operation mit dem NERC unterstützt. Des Weiteren wurden im Rahmen des TERNA-
Windprogramms an zwei Standorten Windmessungen durchgeführt. Mit diesen Leis-
tungen verband sich eine intensive Qualifizierung vor allem des Personals bei NERC,
das heute auf diesen Erfahrungen mit eigenständigen Programmen zur Ermittlung
der Windressourcen aufbauen kann. Allerdings hat das Auslaufen der Kooperations-
beziehungen im Energiebereich teilweise auch begonnene Ansätze zum Erliegen
gebracht bzw. in der Umsetzung stark verzögert.
Aus dem Eldorado-Programm des seinerzeitigen Bundesforschungsministeriums
wurden Anfang der neunziger Jahre mehrere kleinere Windkraftanlagen finanziert.
3.4.4 Weitere internationale Geberprogramme
Im Rahmen des Programms für Unterstützungsmaßnahmen zur Umsetzung des EU-
Jordanien Assoziierungsabkommens (SAAP) wurde im März 2007 die Durchführung
eines „Twinning“-Projekts für den Energiebereich beschlossen. In Abstimmung mit
dem Nationalen Richtprogramm 2007-2010, nach dem die EU „die Regierung darin
unterstützt, ihre Forschung zu verbessern und bessere Regelungen für die Nutzung
erneuerbarer Energien und für Investitionen in diese Energiequellen zu schaffen“,
sieht das Twinning-Projekt vor allem die institutionelle und personelle Stärkung des
für die anwendungsnahe Forschung zuständigen National Energy Research Center
(NERC) vor. Dabei geht es vor allem um Maßnahmen in den Bereichen Windenergie
und Photovoltaik. 43 Das BMWi hat sich an der Ausschreibung für die Durchführung
des auf 1,5 Jahre angelegten Vorhabens beteiligt (allerdings ohne Erfolg).
Die dänische Regierung hat in der Vergangenheit vor allem die Windenergie unter-
stützt und den Aufbau eines Windparks in den neunziger Jahren mitfinanziert. Über
die von der Weltbank durchgeführten bzw. geplanten (und von Japan bzw. aus dem
GEF finanzierten) Maßnahmen ist weiter oben bereits berichtet worden.
Jordanien ist mit dem NERC Partner in den EU-finanzierten Projekten MED-ENEC
und SOLATERM.
3.4.5 Bedarf für weitere technische und finanzielle Unterstützung
Kurzfristig ist zu erwarten, dass Jordanien mehrere Windparks auf der Basis privat-
wirtschaftlichen Engagements realisiert. Trotz günstiger Windbedingungen an den
ausgewählten Standorten dürfte sich gegenüber der Stromerzeugung aus Erdgas
(vor allem auch aufgrund der verbilligten Abgabe durch Ägypten) ein leichter Kosten-
nachteil einstellen, der durch die vorgesehenen GEF-Mittel, weitere nationale
Fondsmittel und zinsbegünstigte Darlehen aufzufangen ist. Da Jordanien eine – im
Vergleich zu anderen Ländern – weitgehende Restrukturierung des Stromsektors mit
marktorientierten Stromtarifen aufweist – bietet sich ein Einstieg der FZ in die Finan-
zierung der Windparks – bevorzugt unter Beteiligung weiterer internationaler Geber –
an.
Im Bereich der TZ werden vor allem Qualifizierungsmaßnahmen im Windbereich er-
forderlich, die den Betrieb, die Wartung und die Überwachung der zukünftigen Anla-
gen durch lokales Fachpersonal ermöglichen. Inwiefern hinsichtlich der im Rahmen
des GEF-Projekts von der Weltbank angebotenen Unterstützungen zusätzlicher Input
erforderlich ist, kann derzeit nicht beurteilt werden.
Solare Warmwasserbereiter müssen insbesondere in ländlichen Regionen weitere
Verbreitung finden und dort den Gebrauch von Flüssiggas zur Wassererwärmung
ablösen. Zur Erhöhung der Akzeptanz bei allen Bevölkerungskreisen sind Projekte
zur Verbesserung der Produktqualität, zur Verbilligung der Systemkomponenten und
zu deren Standardisierung und Qualitätskontrolle erforderlich. Für die städtischen
Regionen, die ein Erdgasnetz erhalten, sind praktikable Modelle zu entwickeln, um
Hybridlösungen mit solarthermischer Nutzung bei Warmwasserbereitung, Raumhei-
zung und Kühlung zu erreichen. Wie auch in anderen MENA-Ländern besteht erheb-
licher Bedarf an Know-how hinsichtlich der Anwendung von großtechnischen Kollek-
toranlagen für die Warmwasserbereitung (und Klimatisierung) von größeren
Verbrauchsobjekten, wie Krankenhäuser, Hotels, Ferienanlagen etc.
Hinsichtlich der weiteren Penetration von PV-Anlagen zur dezentralen Versorgung
netzferner Verbraucher wird derzeit kein Handlungsbedarf im Rahmen der EZ gese-
hen, da derartige Systeme inzwischen marktüblich sind und NERC sowie privatwirt-
schaftliche Akteure über die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen.
Interessant könnte die Netzintegration von PV (z.B. auf der Basis von „net mete-
ring“ 44 bei weiter sinkenden Kosten aus zwei Gründen werden: erstens zur Bereit-
44 Hierbei wird den PV-Betreibern erlaubt, die produzierte Solarstrommenge gegen den Strombezug aus dem
Netz zu gleichem Tarif aufzurechnen.
Öko-Institut/LEC 35 BMZ/RE-EE MENA
stellung von Spitzenlast (v.a. im Sommer) sowie im Rahmen von energetischen Op-
timierungen an Gebäuden zur Verschattung.
Trotz erheblicher Windpotenziale, die allerdings regional begrenzt sind, wird eine
signifikante Erhöhung des RE-Anteils bei Stromversorgung und Primärenergiede-
ckung längerfristig nur durch eine Erschließung der Sonnenenergie in größerem
Maßstab zu realisieren sein. Es ist jedoch aufgrund der insgesamt großen ökonomi-
schen Herausforderungen unrealistisch anzunehmen, dass Jordanien beim Aufbau
großtechnischer PV- oder CSP-Anlagen eine Vorreiterrolle einnehmen wird, solange
die Anlagen weit von einer Kostengleichheit mit fossiler thermischer Stromerzeugung
entfernt sind. Diese Sichtweise kann sich jedoch aufgrund der zu erwartenden Kos-
tendegression von PV bzw. CSP und bei weiteren ansteigenden Preisen für Erdöl
und Erdgas bereits etwa ab 2015 ändern.
Keine Bedarfslage sehen wir hinsichtlich einer Zertifizierung für Windkraftanlagen
und PV-Module sowie für ein Windtestfeld, wie es in dem Twinning-Exposé von
NERC zum Ausdruck gebracht wird. Auf absehbare Zeit dürfte der Wind- und PV-
Markt von Importen bestimmt bleiben, für die international anerkannte Zertifikate und
Prüfleistungen an anderer Stelle (zumeist in den Herstellerländern) erbracht werden.
3.5 Libanon
3.5.1 Merkmale des Energiesektors und Energiesektorpolitik
Fossile Energieträger
Fossile Energieträger
Der Libanon ist im Hinblick auf konventionelle Energieressourcen ein rohstoffarmes
Land, so dass fast der gesamte Primärenergiebedarf importiert werden muss. Auf-
grund der hohen Abhängigkeit von Erdölprodukten, die komplett eingeführt werden,
sind die Devisenausgaben für Importe in den letzten Jahren stark angestiegen. Allei-
ne die Aufwendungen für die Beschaffung von Schweröl und Diesel zur Stromerzeu-
gung dürften mittlerweile bei mehr als 1 Mrd. US$ im Jahr liegen. Für alle Energieim-
porte muss der Libanon vermutlich derzeit mehr als 2 Mrd. US$ pro Jahr ausgeben.
Stromsektor
Trotz hoher staatlicher Investitionen im Stromsektor überstieg der Bedarf in der Ver-
gangenheit das Angebot, so dass es insbesondere in Zeiten von Spitzenlast zu
Stromausfällen kam (vor allem im Sommer). Diese Situation hat sich nach dem Krieg
mit Israel im Juli 2006 und der Zerstörung großer Teile der Infrastruktur noch weiter
verschärft. Die bewaffneten Auseinandersetzungen im Land selbst und die damit
verbundenen Versorgungsengpässe von Kraftwerken haben die Lage im Sommer
2007 zugespitzt
Stromerzeugung-, transport und –verteilung ist weitgehend Monopol des Staatsun-
ternehmens Electricité du Liban (EDL), wobei im Bereich Verteilung einige Konzessi-
onen auch an kleinere Gesellschaften übertragen wurden. Auch die Wasserkraftnut-
Öko-Institut/LEC 36 BMZ/RE-EE MENA
zung am Fluss Litani untersteht nicht EDL, sondern der dortigen Wasserbehörde. Ein
Vorhaben zur Privatisierung von Teilen des Stromsektors, wie im Energiegesetz von
2002 dargelegt, wurde bislang nicht umgesetzt. Zum Eigenbedarf betreiben Fabriken
teilweise kleinere unabhängige Erzeugungsanlagen, allerdings dürfen private Erzeu-
ger grundsätzlich keinen Strom in das Versorgungsnetz einspeisen. Außerdem wird
der unsicheren öffentlichen Stromversorgung durch zahlreiche privat betriebene Die-
selgeneratoren begegnet.
Bereits vor dem Julikrieg 2006 war der Stromsektor wegen ausbleibender Tariferhö-
hungen 45 und einer äußerst hohen Rate nicht-technischer Verluste (Stromdiebstahl
und geringe Zahlungsmoral) stark defizitär bzw. verschlang erhebliche Subventio-
nen. 46 Diese Situation hat sich nach den Auseinandersetzungen von 2006 noch ver-
schlimmert. Durch Bombardierungen wurde zumindest ein Kraftwerk erheblich be-
schädigt. Weitere Kapazitäten liegen teilweise brach, da die Übertragungsnetze nicht
ausreichen oder ebenfalls im Krieg beschädigt wurden.
Die früher bedeutsame Wasserkraft spielt mittlerweile nur noch eine Nebenrolle
(6,7% der Gesamtstromerzeugung im sehr niederschlagsreichen Jahr 2002), da die
Wasserressourcen zunehmend auch in höheren Lagen zur Feldbewässerung abge-
zweigt werden und aufgrund klimatischer und witterungsbedingter Einflüsse die Nie-
derschläge stark von Jahr zu Jahr variieren und insgesamt tendenziell zurückgehen.
Da Libanon nicht in der Lage ist, den nationalen Strombedarf aus eigener Kraft kom-
plett abzudecken, wird zusätzlich Strom aus Syrien importiert.
Bereits Anfang der neunziger Jahre wurden zwei Kraftwerke errichtet, die eigentlich
für die Befeuerung mit Erdgas vorgesehen waren. Aufgrund erst in jüngster Zeit be-
reitstehender Gaslieferungen aus Syrien 47 wurden diese Kraftwerke übergangsweise
mit Dieselöl betrieben. Auch ist nicht sicher, ob Syrien seinen vertraglichen Verpflich-
tungen aufgrund des steigenden Bedarfs im eigenen Land in vollem Umfang nach-
kommen kann. Im Hinblick auf eine Erweiterung der Erdgaslieferungen über die nach
Syrien verlängerte Arab Gas Pipeline sollen in Zukunft die weiteren (ölbetriebenen)
Kraftwerke schrittweise auf den saubereren Brennstoff umgestellt werden. Im April
2006 hat der Libanon angekündigt, eine entsprechende Pipelineanbindung zur ge-
planten Haupttrasse in Syrien herzustellen. Allerdings wurden die Pläne aufgrund der
Konflikte mit Israel vorläufig auf Eis gelegt.
Im häuslichen und gewerblichen Bereich kommt häufig Flüssiggas zum Kochen, für
Prozesswärme und für die Warmwasserbereitung zum Einsatz, das ebenfalls kom-
plett importiert werden muss.
45 Insbesondere die Tarife im unteren Verbrauchsbereich liegen weit unter dem Kostenniveau.
46 Alleine im ersten Halbjahr 2006 lagen die Verluste von EDL bei über 1 Mrd. US$.
47 Eine Erdgaspipeline zwischen Syrien und dem Nordlibanon wurde erst im März 2005 fertig gestellt.
Öko-Institut/LEC 37 BMZ/RE-EE MENA
Windenergie
Für die Stromerzeugung geeignete Windressourcen werden sowohl im Norden wie
auch im Süden des Landes ausgemacht, allerdings gab es in der Vergangenheit kei-
ne genaueren Standorterkundungen. Mitte 2007 soll ein erster Windatlas vorgelegt
werden, der Rückschlüsse auf geeignete Gebiete zur Aufstellung von Windkraftanla-
gen zulässt und vom Energieministerium in Auftrag gegeben wurde. Eine einzelne
Windturbine mit 300 kW wurde bei Ammik aufgestellt, in einem Gebiet mit eher unzu-
reichenden Windverhältnissen.
Geothermie
Geothermische Energie steht nach derzeitigen Erkenntnissen nur im Niedertempera-
turbereich zur Verfügung, ist also nicht zur Stromerzeugung geeignet.
3.5.3 Deutsche und internationale EZ im RE-Bereich
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist im RE-Bereich bislang nicht im Liba-
non tätig gewesen. Angaben über andere internationale Geberprogramme liegen uns
nicht vor bzw. sind uns nicht bekannt geworden.
Libanon ist jedoch über die „Vereinigung für das Energiesparen und die Umwelt“
(ALMEE) in zahlreiche EU-Projekte eingebunden gewesen oder aktuell engagiert. So
unter anderem bei den Vorhaben MED-ENEC, Solar-Build und SOLATERM, die sich
alle mit dem verstärkten und verbesserten Einsatz solarthermischer Anlagen be-
schäftigen.
Das EU-Assoziierungsabkommen von April 2002 sieht in allgemeiner Form eine För-
derung erneuerbarer Energien vor.
3.5.4 Bedarf für technische und finanzielle Unterstützung im RE-Bereich
Aufgrund der fast völligen Abhängigkeit des Libanon von importierter Energie besteht
ein erhebliches Interesse, verstärkt regenerative Energiequellen zu erschließen. Be-
darf zur Unterstützung besteht sowohl beim Umbau des Stromsektors zur Öffnung
gegenüber privaten Investoren wie auch bei der Schaffung geeigneter Rahmenbe-
dingungen insbesondere zur Stärkung des Marktes für solarthermische Anlagen.
Im Windbereich fehlen sowohl detaillierte Standorterkundungen wie auch Know-how
zur Integration von Windparks in das bestehende Übertragungsnetz und zur Umset-
zung von entsprechenden Projekten. Es müssen also standortbezogene Langzeit-
messungen des Windaufkommens vorgenommen und Fachpersonal vor allem aus
staatlichen Institutionen und aus dem Versorgungssektor grundlegend qualifiziert
werden.
Im Bereich Solarthermie bedarf die nationale Herstellung einer verbesserten Qualifi-
zierung in Verbindung mit einer Produktzertifizierung durch staatlich autorisierte Stel-
len. Zudem müssen die Voraussetzungen zum Einsatz der Solarthermie bei mehrge-
schossigen Wohngebäuden verbessert werden. Als weiteres Anwendungsfeld für die
solarthermische Nutzung bietet sich die Raumkühlung im Sommer an. Alleine für die
Warmwasserbereitung wird das Marktpotenzial auf 1,5 bis 3 Mio.m² beziffert.
Öko-Institut/LEC 39 BMZ/RE-EE MENA
Im Wasserbereich ist Hilfe bei der Aufstellung langfristiger Strategien zur abgestimm-
ten Nutzung und Sicherung der Wasserressourcen erforderlich. Außerdem wird Un-
terstützung bei der Rehabilitierung bestehender Wasserkraftanlagen benötigt, um
das vorhandene Potenzial in vollem Umfang auszunutzen. Auch bei optimalem Aus-
bau der Wasserenergie wird allerdings für 2020 nur mit einem Beitrag zum Stromauf-
kommen in Höhe von rd. 7% bei weiter sinkender Tendenz gerechnet, da der Strom-
bedarf insgesamt schneller steigen dürfte.
Als Land mit einer intensiven Landwirtschaft weist der Libanon erhebliche, aber bis-
lang nicht quantifizierte Potenziale zur energetischen Nutzung von agrarischen Rest-
stoffen auf, z.B. durch Aufbereitung in Biogasanlagen. Außerdem gibt es bislang un-
genutzte energetische Ressourcen bei der Verwendung von Methangasen auf be-
stehenden Mülldeponien sowie bei der Verwertung der hohen organischen Anteile im
Hausmüll.
Insgesamt bietet der Libanon somit günstige Bedingungen für erneuerbare Energien,
deren Potenziale bislang nur in Ansätzen erfasst sind. Allerdings werden Kooperati-
onsprojekte derzeit durch politische Instabilität und die anhaltenden inneren und in-
ternationalen Spannungen erheblich eingeschränkt. Zudem dürfte der Wiederaufbau
der zerstörten Infrastruktur momentan Vorrang besitzen.
3.6 Marokko
3.6.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Fossile Energieträger
Marokko verfügt über keine nennenswerten eigenen fossilen Energieressourcen und
ist deshalb zur Deckung seines Energiebedarfs weitgehend (zu mehr als 95%) von
Einfuhren abhängig (vor allem Kohle und Erdöl). Etwa ein Drittel des Primärenergie-
bedarfs wird durch Importkohle abgedeckt.
Die Energieimporte sind seit 2000 stetig angestiegen und machten in 2005 22% der
Gesamtimporte aus (Energieimporte: US$ 4,6 Mrd. 48 ). Zwischen 2004 und 2006 ver-
doppelten sich die Zahlungen für den Erdölimport. Marokko ist damit in hohem Maße
von internationalen Preisfluktuationen betroffen, die sich destabilisierend auf die Zah-
lungsbilanz auswirken. Es wird geschätzt, dass der Anstieg der Energiepreise in den
ersten fünf Jahren dieser Dekade das jährliche Wirtschaftswachstum um 1% verrin-
gert hat.
Aufgrund der seit 2000 wirkenden Preiskontrollpolitik wurden Erdölprodukte in 2005
mit rund 1 Mrd. US$ bzw. 46% des Regierungsbudgets für Investitionen subventio-
niert. Um eine weitere Belastung des Staatshaushalts zu vermeiden, wurden von der
Regierung im September 2006 Maßnahmen zur Reduzierung der Subventionen er-
lassen. Für alle flüssigen Erdölprodukte, außer Diesel, wurden die Subventionen
komplett abgebaut. 49 Für LPG bestehen sie weiterhin.
Seit 1996 liefert Algerien Erdgas über die Maghreb-Europa-Gasleitung an Marokko
sowie an Spanien und Portugal. Der Verbrauch von Erdgas aus Algerien steht seit
2005 zur Verfügung, ist allerdings derzeit noch gering. Da die Erdgasmengen zum
Ausbau des Stromerzeugungssektors nicht ausreichend sind, wird alternativ auch an
den Import von Flüssigerdgas gedacht. 50
Stromsektor
Marokkos Stromnetz ist sowohl mit dem Nachbarland Algerien wie auch mit Spanien
(seit Mai 1998) verbunden. Das Seekabel zwischen Spanien und Marokko, dessen
Kapazität im Juni 2006 auf 1.400 MW verdoppelt wurde, trägt momentan in erster
Linie zum Stromimport bei, da bei Wachstumsraten des Stromverbrauchs von jährlich
bis zu 10% (2005/2006) der Zubau von einheimischen Erzeugungskapazitäten zur
Bedarfsdeckung nicht ausreicht. 51 Vor allem aufgrund der andauernden ländlichen
Elektrifizierung nahm die Zahl der Stromkunden zwischen 2005 und 2006 stark zu
(+10,6%). Zwischen 2005 und 2006 stieg der Stromimport aus Spanien aufgrund des
wachsenden Bedarfs von 784 auf 2.003 GWh (knapp 10% des Gesamtbedarfs).
Von 2003 bis 2015 sieht das Ausbauprogramm eine Verdopplung der verfügbaren
Kraftwerkskapazität vor. Die prognostizierte Spitzenlast könnte in 2015 bei 8.500 MW
liegen, gegenüber rd. 3.300 MW im Jahr 2003. Zudem ist die Stromversorgung anfäl-
lig gegenüber der periodisch auftretenden Wasserknappheit.
Die zwei bestehenden Hochspannungsleitungen nach Algerien werden derzeit durch
eine dritte Trasse von 400 kV ergänzt, so dass sich die Übertragungskapazität von
0,4 auf 1,4 GW erhöht.
Die durchschnittlichen Stromtarife sind nach Preiserhöhungen in 2006 kostennah 52
und mit 8 US-ct/kWh die zweithöchsten in der MENA-Region (nach Libanon). Dem
stehen Erzeugungskosten ohne Abschreibungen von etwa 6,5 US-ct/kWh gegen-
über.
Der staatliche Stromversorger ONE agiert als „single-buyer“ und Betreiber des Über-
tragungsnetzes und spielt auch bei Erzeugung und Verteilung noch eine wichtige
Rolle. Auch die Mehrzahl der Windkraftanlagen wird von ONE betrieben.
Die bereits früh begonnene Reform des Strommarktes erlaubt allerdings auch das
Engagement privater Erzeuger (unter bestimmten Bedingungen) und im Verteilungs-
50 Marokko kann der Pipeline maximal 7% der von Algerien eingespeisten Menge entnehmen. Das Erdgas wird
derzeit fast ausschließlich zum Betrieb des Gaskraftwerks Tahaddart verwendet.
51 Zwischen 1995 und 2005 lag der Zuwachs im Mittel bei 6,1%/a. Für den Zeitraum bis 2015 wird von jährli-
chen Zuwächsen von 8 bis 9% ausgegangen, was den Zubau von 200-300 MW Kraftwerkskapazität pro Jahr
zur Folge hat.
52 Es handelte sich um die ersten Preiserhöhungen seit 1997.
Öko-Institut/LEC 41 BMZ/RE-EE MENA
53 Hierbei handelt es sich jedoch nur um drei Konzessionsverträge: Mit der Jorf Lasfar Energy Company für den
Betrieb eines Kohlekraftwerks, für einen Teil des Gaskraftwerks Tahaddart (in Betrieb seit 2005) und für ei-
nen Windpark der Betreiberfirma CED.
54 Marokko hat eine wachsende ländliche Bevölkerung. Gegenwärtig leben etwa 13 Mio. Menschen, entspre-
chend 45% der Gesamtbevölkerung, auf dem Land.
55 Darunter 1000 MW Windenergie plus 20 MW solarthermische Stromerzeugung, entsprechend ca. 3,9 TWh/a.
Öko-Institut/LEC 42 BMZ/RE-EE MENA
Preise von 2005 einem Gegenwert eingesparter Energieimporte von jährlich 800 Mio.
US$ gleichkäme. Zudem sollen bis 2010 150.000 Haushalte auf dem Land dezentral
mit erneuerbarer Energie versorgt sein.
Im März 2007 wurde zudem ein Gesetz für Energieeffizienz und erneuerbare Ener-
gien vorgelegt und im Mai 2007 vom Regierungsrat gebilligt, bei dessen Entwurf die
GTZ und die Weltbank unterstützend tätig waren. Das Regelwerk, das voraussicht-
lich Ende 2007 in Kraft treten wird und damit das erste derartig umfassende Gesetz
im arabischen Raum wäre, würde die Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Ener-
gien erleichtern und gleichzeitig bestimmen, dass in einer separaten Regelung
Grundsätze für die Vergütung bei Stromeinspeisungen geschaffen werden müssen.
Wesentliche Neuerung ist, dass jede private Gesellschaft und auch jede Privatperson
das Recht bekommen soll, Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren und ins
Netz einzuspeisen. Großprojekte würden zwar eine formelle Zustimmung des Ener-
gieministeriums brauchen, Anlagen mit weniger als zwei MW Leistung könnten je-
doch vereinfachte Verwaltungsverfahren in Anspruch nehmen. Zudem sieht der Ge-
setzestext im Entwurf vor, dass unabhängige Energieerzeuger ihren erneuerbaren
Strom ins Ausland (zum Beispiel nach Spanien) exportieren können. Das Gesetz
selbst macht keine Aussagen zur Art der Vergütung oder Förderung. Offen ist bislang
auch, ob der Kreis der von einer Vergütung profitierenden Technologien über die
Windenergie hinaus ausgeweitet werden sollte. Debattiert werden insbesondere Prä-
ferenzvergütungen für solarthermische Kraftwerke.
Windenergie
Mit internationaler technischer und finanzieller Hilfe wurde in den letzten Jahren be-
gonnen, in großtechnischem Maßstab die Windkraft zur Stromerzeugung zu nutzen,
deren erschließbares Potenzial auf insgesamt etwa 6.000 MW geschätzt wird.
Die derzeit installierte Windkraftleistung von knapp 64 MW liefert etwa 250 GWh/a,
das ist nur etwa mehr als 1% des Gesamtbedarfs. 56 Bis Ende 2008 ist vorgesehen,
die installierte Windleistung auf insgesamt 360 MW auszubauen, bis 2012 sollen
1.000 MW gebaut sein.
Lokale Windressourcen an der Atlantikküste und im Nordosten, die teilweise gute bis
sehr gute Bedingungen aufweisen, wurden bereits in den neunziger Jahren mit Un-
terstützung der GTZ messtechnisch erfasst. Gegenwärtig erfolgen weitere Messun-
gen in den Gebirgsregionen Atlas und Rif.
Vorgesehen ist ferner, Windenergie auch zur Meerwasserentsalzung zu nutzen. Eine
erste Großanlage mit bis zu 11 MW elektrischer Leistung, die in der Nähe der Stadt
Tan-Tan an der südlichen Atlantikküste entstehen soll, befindet sich in der Pla-
nung. 57
Wasserkraft
Im Strombereich steht außerdem in begrenztem Maße Wasserkraft zur Verfügung,
die derzeit deutlich weniger als 10% zum Gesamtstromaufkommen beiträgt, mittel-
fristig durch Modernisierungs –und Erweiterungsinvestitionen aber über 10% gehal-
ten werden soll. Allerdings schwankt der Beitrag zur jährlichen Stromproduktion auf-
grund stark variierender Niederschlagsmengen.
Das technisch nutzbare Wasserkraftpotenzial ist bislang zu etwa 40% erschlossen.
Bis 2012 ist ein Zubau von 440 MW geplant, bis 2015 soll der Erschließungsgrad auf
68% erhöht werden.
Solarthermische Warmwasserbereitung
Die Regierung hat die Umsetzung eines 140.000 m² umfassenden Pilotprogramms
zur von solaren Warmwassererzeugung abgeschlossen und strebt nun eine verste-
tigte Installation von 30.000 m² Solarkollektoren jährlich an. Zu diesem Zweck sieht
das Finanzgesetz von 2007 eine von 20% auf 14% gesenkte Mehrwertsteuer für so-
larthermische Warmwasserbereiter vor.
Bis 2015 sollen insgesamt 400.000 m² Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung
installiert sein (derzeit 160.000 m²).
PV-Nutzung
Nach aktuellen Angaben sollen bis Ende 2008 rund 53.000 Haushalte mit eigenen
PV-Anlagen ausgerüstet sein. 58 Um bis 2010 eine vollständige (Basis)-
Elektrifizierung zu erreichen, wird die Verbreitung weiterer kleiner PV-Systeme erfor-
derlich sein. Eine erste netzgekoppelte PV-Anlage wurde Mitte 2007 auf einem ONE-
Gebäude in Betrieb genommen.
Solarthermische Stromerzeugung
Marokko wird in den nächsten Jahren ein solarthermisches Hybrid-Kraftwerk errich-
ten, das mit einer Gesamtleistung von 472 MW (davon 20 MW aus Solarenergie)
aufwartet (s. Kasten) und 2010 in Betrieb gehen soll. Allerdings wird der solare Anteil
an der Stromproduktion dieser Anlage nur bei 1,13% liegen. Der solarthermische Teil
wird zu etwa zwei Dritteln durch Mittel aus dem GEF finanziert. Eigentümerin des
Kraftwerks wird ONE sein.
57 Die Anlage sollte bereits in 2007 in Betrieb genommen werden, wurde jedoch nach unserer Information bis-
lang nicht in Angriff genommen. Geplant war eine erste Ausbaustufe von 5,6 MW, eine Erweiterung in 2010
auf 8,8 MW und ein Endausbau auf 11,2 MW bis 2015. Damit sollten in 2015 bei einer Stromproduktion von
25,5 GWh/a 11.230 m³ Trinkwasser pro Tag erzeugt werden.
58 Dies entspräche der Zahl der nur von der KfW in zwei Teilprogrammen mitfinanzierten PV-Anlagen.
Öko-Institut/LEC 44 BMZ/RE-EE MENA
In 1999 wurde eine Vor-Machbarkeitsstudie mit Kostenschätzungen durchgeführt, die auf der Basis des festste-
henden GEF-Zuschusses von 43,2 Mio. US$ eine solare Kapazität von 38-45 MW für möglich hielt. Eine darauf
aufbauende und detailliertere Machbarkeitsstudie, die von Fichtner Solar in 2005 durchgeführt wurde, hielt für
diesen Betrag eine Leistung von nur 23 MW für realisierbar.
O.N.E. startete zwei Interessenbekundungsverfahren im Mai und Oktober 2002 auf der Suche nach privatem
Investitionsengagement für ein solares Kraftwerk als IPP. Beide Ausschreibungsrunden blieben erfolglos. Darauf-
hin wurde mit Zustimmung des GEF das ganze Vorhaben als öffentlich geführtes Versorgungsprojekt umge-
schrieben.
Die von ONE in 2006/2007 vorgenommene Ausschreibung für eine schlüsselfertige Lieferung eines hybriden
Gas-Solar-Kraftwerkes (inklusive eines fünfjährigen Instandhaltungs- und Wartungsvertrages durch den Lieferan-
ten) erlaubte den Anbietern die Wahl zwischen zwei solaren Optionen: Eine mit einem Minimum solarer Kapazität
und die andere mit einer Kapazität von 30 MW. Das Ergebnis gab der vorsichtigen Annäherung recht: Auch 20
MW erwiesen sich mit Minimalkosten von 66 Mio. US$ noch als wesentlich kostspieliger als es die zur Verfügung
stehenden GEF-Mittel erlaubten (allerdings wurden in der letzten Ausschreibungsrunde auch nur zwei Angebote
abgegeben).
Statt der im Vorfeld geschätzten 2.160 US$/kW für den Solarteil belaufen sich die wirklichen Kosten auf 3.289
US$/kW, sie liegen somit um mehr als 50% über dem Ansatz. Trotzdem entschied sich ONE, das Projekt unter
Beteiligung von Eigenmitteln in Höhe von 23 Mio. US$ weiterzuführen, da die Auswirkungen auf die Stromtarife
als gering eingestuft wurden. Allerdings war ONE nicht bereit, weitere 27,1 Mio. US$ auszugeben, um die Leis-
tung auf 30 MW zu steigern. Gleichwohl halten die Beteiligten daran fest, dass sich auch mit 20 MW ein wesentli-
cher Lern- und Demonstrationsfortschritt erzielen ließe.
Interessanterweise ist das Solarfeld in dem bevorzugten Angebot um 32.000 m² größer geraten (bei insgesamt
183.000 ²), als ursprünglich zur Sicherung der 20 MW Leistung unterstellt wurde. Die spezifischen Kosten nur des
Solarfeldes stiegen von erwarteten 203 US$/m² auf 363 US$/m².
Auch die Leistung des gasbetriebenen GuD-Kraftwerksteils erhöhte sich im Verlaufe der Projektvorbereitung von
ursprünglich 100 MW (1999) über 207 MW auf schließlich 452 MW, da ein an anderer Stelle vorgesehenes GuD-
Kraftwerk erhebliche Verzögerungen aufweist und sich nur mit einer größeren Einheit mittelfristig Stromabschal-
tungen vermeiden lassen. Die Wahl für ein solarthermisches Kombikraftwerk statt einem reinen solarthermischen
Kraftwerk wurde aufgrund prognostizierter Kosteneinsparungen getroffen. Auch auf eine thermische Speicherung
wurde aus Kostengründen verzichtet.
Bei einer zeitlichen Verfügbarkeit von 35% und einer direkten solaren Einstrahlung von jährlich 2.290 kWh/m² am
Standort wird von einem Jahresertrag von 40 GWh ausgegangen, was den solaren Anteil am Gesamtertrag von
geschätzten 3.538 GWh auf 1,13% reduziert. Bei der kleineren Kraftwerksvariante und einem 30 MW-Solarfeld
war ursprünglich von etwa 3,5% ausgegangen worden.
Die solaren Erzeugungskosten werden auf Basis des günstigsten Angebots mit 17,4 US-ct/kWh kalkuliert, die
Vermeidungskosten für CO2-Emissionen liegen bei 104 US$ pro Tonne. In der Mischkalkulation ergeben sich
(ohne Berücksichtigung des GEF-Zuschusses) Stromerzeugungskosten von 6,2 US-ct/kWh, wobei jeweils eine
25-jährige Lebensdauer unterstellt wird.
Öko-Institut/LEC 45 BMZ/RE-EE MENA
59 Centre de Dévelopment des Energies Renouvables; nach Erweiterung um den Arbeitsbereich Energieeffi-
zienz soll CDER in ADEREE umbenannt werden, Agence de Dévelopment des Energies Renouvable et des
Eficacité Energetique“. Die Restrukturierung wird gegenwärtig durch die Beratungsfirma Ernst&Young vorbe-
reitet.
Öko-Institut/LEC 46 BMZ/RE-EE MENA
Insgesamt soll CDER in Zukunft mehr angewandte Forschung betreiben (Wind und
Solarthermie), stärker in der Öffentlichkeit die Verbreitung von erneuerbaren Ener-
gien (und die Förderung von Energieeffizienz) unterstützen und neben der Wahr-
nehmung staatlicher Aufgaben (Erarbeitung von Standards, Zertifizierung von Anla-
gen) auch als Beratungsfirma für Privatunternehmen tätig werden. Außerdem wird
die Ausarbeitung eines Masterplans für Bioenergie angestrebt.
Finanzielle Zusammenarbeit
Die laufenden und geplanten FZ-Vorhaben im Sektor Energie werden durch Zu-
schüsse und Entwicklungskredite von insgesamt 209,6 Mio. € unterstützt (einschließ-
lich 7,5 Mio. € für Zinssubventionen). Die Darlehen enthalten 126,7 Mio. € KfW-Mittel
im Rahmen der Verbundfinanzierungen und zinsverbilligten Kredite.
Ländliche Basiselektrifizierung mit Photovoltaik
Im Rahmen eines FZ-Vorhabens „Ländliche Basiselektrifizierung mit Photovoltaikan-
lagen I“ (BMZ-Nr. 1997 65 383) wurde von der KfW der Einsatz von 16.000 Solar-
Home-Systemen in vier Provinzen im Rahmen eines Fee-for-Service-Modells mit ei-
nem Kredit im Gesamtvolumen von rd. 5,1 Mio. € unterstützt (RE-Teil des ONE-
Programms PERG zur ländlichen Elektrifizierung, im Januar 2006 abgeschlossen 60 ).
Das Vorhaben war in die EZ-Förderstrategie für den Umweltschutz und die Erschlie-
ßung regenerativer Energiequellen in Marokko eingebettet und mit Gesamtkosten
von 8,65 Mio. € (einschließlich Consultingleistungen) verbunden. Pro SHS ergaben
sich damit Durchschnittskosten von rd. 540 €.
In Weiterführung dieses Projektes wird bis Ende 2008 die Ausrüstung weiterer
37.000 ländlicher Haushalte in 20 Provinzen mit Solar-Home-Systemen finanziell ge-
fördert („Ländliche Basiselektrifizierung II (Photovoltaikprogramm)“, BMZ-Nr. 2005 66
687). Dabei handelt es sich um ein PPP-Vorhaben, da Lieferung und Betrieb der An-
lagen sowie das Inkasso von einem privaten Konzessionär durchgeführt werden.
Eine öffentliche Ausschreibung wurde in 2004 durchgeführt, ein Konzessionsvertrag
Anfang 2006 abgeschlossen. 61 Die Gesamtkosten für diesen Projektabschnitt wur-
den vorab auf rd. 25,8 Mio. € geschätzt. Davon werden rd. 3,5 Mio. € von den Nut-
zern vor Installation der SHS als Anzahlung erbracht. Die restlichen Kosten werden
durch Mittel der AFD (5 Mio. €), einem FZ-Entwicklungskredit von 10 Mio. € (Laufzeit
12 Jahre, davon 3 Freijahre) und Eigenmitteln des ONE in Höhe von 7,3 Mio. € fi-
nanziert.
Dabei werden ONE pauschal rd. 450 €/SHS erstattet, so dass sich direkt aus FZ-
Mitteln etwa 22.200 SHS mitfinanzieren lassen. Die zur Zinsverbilligung vorgesehe-
nen FZ-Haushaltsmittel betragen rd. 3 Mio. € und stammen aus der Sonderfazilität
für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (4E).
60 Die Auswahl der Dörfer erfolgt nach Kostengesichtspunkten. Bei durchschnittlichen Anschlusskosten pro
Haushalt von unter rd. 2.500 € werden die Dörfer durch Netzerweiterung elektrifiziert.
61 Parallel hierzu wurden in einem zweiten Block weitere 40.000 SHS ausgeschrieben und vertraglich verein-
bart.
Öko-Institut/LEC 47 BMZ/RE-EE MENA
Den Erfahrungen der ersten Projektphase entsprechend werden durch die Bereitstel-
lung einer PV-Basiselektrizitätsversorgung im Wesentlichen die häusliche Beleuch-
tung ermöglicht sowie Kommunikationsmedien besser nutzbar gemacht. Dadurch
kann z.B. die Schulausbildung unterstützt oder durch verbesserten Zugang zu Infor-
mationen die Teilnahme am öffentlichen Leben oder am Marktgeschehen erleichtert
werden. Direkte produktive Effekte werden typischerweise durch dezentrale PV-
Anlagen aufgrund ihrer geringen elektrischen Leistung nicht erreicht.
ONE hat in einer umfangreichen Untersuchung der sozioökonomischen Wirkungen
des PERG von 2003 auch die Genderwirkungen des Programms untersuchen las-
sen. Die Studie hat eine Erhöhung des Einschulungsgrades und eine Verlängerung
der Schulbesuchsdauer von Mädchen aus Haushalten mit SHS statistisch nachge-
wiesen. Die KfW beabsichtigte, die Genderkategorie nach Abschluss des ersten PV-
Vorhabens durch eine spezielle Untersuchung zu überprüfen.
Das Vorhaben trägt außerdem zur Verringerung der Innenraumbelastung durch
Schadstoffe bei. Aufgrund hoher Zahlungsbereitschaft der Haushalte, die als Maß für
die Akzeptanz der PV-Anlagen gelten kann, hat sich das Projekt als sehr erfolgreich
erwiesen. Es ist weltweit eines der größten Elektrifizierungsvorhaben mit Solarsys-
temen überhaupt.
Windkraft
Ein von ONE betriebener Windpark mit 3,5 MW wurde Ende 2000 am Standort Al
Koudia mit deutscher Anlagentechnik errichtet und von der KfW mit einem niedrig
verzinsten Kredit in Höhe von 4,35 Mio. € finanziert (BMZ-Nr. 1993 65 685).
Als FZ-Verbundfinanzierung (jeweils 25 Mio. € FZ-Darlehen und FK-Mittel) ist die
finanzielle Unterstützung für das von ONE geplante Neuvorhaben Windpark Tanger
mit 140 MW vorgesehen (BMZ-Nr. 2004 65 765). Die Gesamtkosten des Vorhabens
wurden auf 167 Mio. € geschätzt, wofür die EIB zusätzlich 80 Mio. € zur Verfügung
stellt.
Der Windpark wird von ONE betrieben werden, da eine internationale Ausschreibung
keine positiven Ergebnisse erbrachte und die Finanzierungskosten für einen staatli-
chen Betreiber insgesamt für günstiger erachtet werden. Der Windpark soll etwa 510
GWh/a Strom produzieren.
Nach Auswertung der internationalen öffentlichen Ausschreibung zeichnet sich aller-
dings eine Erhöhung der Investitionskosten auf rd. 220 Mio. € ab. Ein weiterer Wind-
park von 60 MW, dessen Inbetriebnahme ebenfalls für 2008 vorgesehen ist, soll an
der Atlantikküste südlich der Stadt Essaouira entstehen (BMZ-Nr. 2002 66 155). Das
83 Mio. € teuere Projekt wird ebenfalls durch einen Kredit der KfW in Höhe von 50
Mio. € unterstützt. Der Windpark soll 210 GWh Strom pro Jahr produzieren und wird
ebenfalls von ONE betrieben werden.
Mit den Windparks können Emissionen von etwa 690 g CO2 pro kWh vermieden
werden. Sie leisten ferner einen Beitrag zur Erreichung des MDG 7 über die nachhal-
tige Sicherung der Ressourcen.
Öko-Institut/LEC 48 BMZ/RE-EE MENA
Zum Zeitpunkt der Projektprüfung für den Windpark Tanger (2004) lagen die be-
triebswirtschaftlichen Bereitstellungskosten des Stroms aus Windenergie rd. 16%
über denen der thermischen Erzeugungsalternative. Aufgrund der zwischenzeitlichen
erheblichen Preiserhöhungen für Erdöl und andere fossile Energieträger dürfte
Windstrom trotz teilweise gestiegener Investitionskosten zumindest auf gleichem
Kostenniveau stehen.
Weitere Windkraftanlagen könnten in Zukunft von Industrieunternehmen zur Selbst-
versorgung errichtet werden. Eine seit September 2006 geltende Neuregelung er-
laubt den Stromtransport zwischen Erzeugungs- und Abnehmerstätte gegen Entgelt.
Überschussstrom kann zu erhöhter Ankaufsvergütung in das öffentliche Stromnetz
eingespeist werden.
Langfristig ist für Windenergie unter den Bedingungen Marokkos mit einem Kosten-
vorteil zu rechnen. Zudem kann bei Verkauf von CDM-Zertifikaten (der Windpark Es-
saouria ist als CDM-Projekt registriert) mit zusätzlichen Erlösen gerechnet werden.
Nicht berücksichtigt sind zudem vermiedene externe Kosten durch Vermeidung sons-
tiger Umweltbelastungen.
Wasserkraft
Die deutsche FZ fördert bereits seit rd. 30 Jahren die Erschließung der Wasserkraft-
potenziale Marokkos. Mit FZ-Mitteln wurden auch Bau und Montage der Laufwasser-
kraftwerke Tanafnit (18 MW) und El Borj (22 MW) finanziert (BMZ-Nr. 2000 655 40).
Für beide Wasserkraftwerke, die ca. 170 GWh/a erzeugen und den Ausstoß von
110.000 t CO2 vermeiden sollen, wurden insgesamt rd. 61 Mio. € bereitgestellt.
Ebenfalls mit FZ-Unterstützung wird derzeit die Rehabilitierung mehrerer älterer
Wasserkraftwerke durchgeführt (BMZ-Nr. 2003 67 482). Die Gesamtkosten des Vor-
habens wurden auf 32 Mio. € geschätzt. Zur Finanzierung wurde ein zinsverbilligtes
FZ-Darlehen in Höhe von 26 Mio. € bereitgestellt, wofür etwa 4,5 Mio. € FZ zur Zins-
verbilligung erforderlich sind. Ohne die Rehabilitierungsmaßnahmen müssten insge-
samt 10 der vor 1978 in Betrieb genommenen Wasserkraftwerke mit einer Gesamt-
leistung von 361 MW sukzessive vom Netz gehen. Die Stromproduktion würde pri-
mär durch thermische Kraftwerke ersetzt. Die aufgrund des Projektes ermöglichte
jährliche CO2-Vermeidung liegt bei etwa 285.000 t.
Bei den Regierungsverhandlungen 2006 wurde zudem eine Verbundfinanzierung von
35 Mio. € für das Wasserkraftwerk Tilougguit vorgesehen, das eine Ausbauleistung
von 33 MW mit einem Tagesspeicher erhalten soll. Die Inbetriebnahme dieser Anla-
ge wird frühestens in 2009 erfolgen können.
3.6.5 Weitere internationale Geberprogramme
AFD unterstützt, gemeinsam mit der EIB, Marokkos ländliches Elektrifizierungs-
programm PERG, einschließlich des Einsatzes von Solarsystemen. PERG läuft seit
1995 unter der Regie von ONE und sollte ursprünglich Ende 2007 mit einer Elektrifi-
zierungsrate von 98% abgeschlossen sein (davon 91% durch Netzanschluss und 7%
durch PV-Versorgung). Dieses Ziel soll nun bis 2010 erreicht werden.
Öko-Institut/LEC 49 BMZ/RE-EE MENA
AFD hat das Programm seit Beginn in vier Teilprojekten unterstützt: PERG I (30 Mio.
€), PERG II (45 Mio. €), PERG III (40 Mio. €), und PERG IV-I (40 Mio. €). Aufgrund
sehr positiver ex-post-Evaluierungen hinsichtlich Durchführung und Wirkung wird sich
AFD auch am abschließenden Teil (PERG IV-II) finanziell beteiligen. Dafür sollen 45
Mio. € bereitgestellt werden, davon 40 Mio. für Netzanschlüsse und 5 Mio. € für den
dezentralen Teil des Programms, innerhalb dessen 7.000 Haushalte in etwa 300
Dörfern mit PV-Anlagen ausgestattet werden sollen.
Von EIB wurden der 50 MW-Windpark Tanger, der im August 2000 in Betrieb ge-
nommen wurde mit 24,4 Mio. € finanziert. Eine Mitfinanzierung in Höhe von 80 Mio. €
ist auch bei dem neuen 140 MW-Windpark Tanger vorgesehen, dessen Inbetrieb-
nahme für Ende 2008 vorgesehen ist. Die EIB finanziert ebenfalls die Phase II des
vierten und letzten Teilprogramms von PERG mit einem Kredit über 170 Mio. Euro
(Gesamtinvestitionen 573 Mio. Euro) im Zeitraum 2007-2010.
Die Weltbank hat dem marokkanischen Energiesektor seit 1997 (Abschluss von
PERG II) keine finanziellen Mittel mehr geliehen. Gemeinsam mit der Afrikanischen
Entwicklungsbank (AfDB) bereiten Weltbank/GEF gegenwärtig die Kofinanzierung für
das solarthermische Hybrid-Kraftwerk bei Ain Beni Mathar vor. 62 Die GEF-
Zuschussfinanzierung für das integrierte solarthermische Kraftwerk von 43,2 Mio.
US$ wurde im März 2007 dem Weltbank Board vorgelegt.
Im Kontext des erweiterten Dialogs zur Energiesektorreform über die vergangenen
zwei Jahre hat die Weltbank ein umfassendes technisches Energie-Kooperations-
programm für 2006-2007 entwickelt, das eine Unterstützung bei der Entwicklung ei-
nes fundierten gesetzlichen und regulatorischen Rahmens vor allem zur Förderung
der Windenergie vorsah. Im Rahmen dieses Kooperationsprogramms wurden in
2006 Consultingleistungen zur „Elaboration of a regulatory framework for large-scale
development of grid-connected wind energy“ vergeben. Gegenwärtig (bis Ende 2007)
werden zudem Beratungen zur Restrukturierung von CDER und zur Einrichtung ei-
nes RE-Fonds durchgeführt.
Zur Weiterentwicklung der Energiesektorreform wird die Weltbank einen Develop-
ment Policy Loan (DPL) im Umfang von 75 Mio. € über einen Zeitraum von 25 Jah-
ren bereitstellen. Dazu gehört auch die Unterstützung der marokkanischen Regie-
rung bei der Verbesserung der Versorgungssicherheit durch Entwicklung einheimi-
scher Energieressourcen. Weitere Themen sind die effiziente Energieverwendung,
die Formulierung einer Langzeitstrategie, die Stärkung des Wettbewerbs durch regi-
onale Integration, die Liberalisierung im Hochspannungsbereich sowie die Reduzie-
rung der staatlichen Subventionen bei Erdölprodukten.
Die EU hat ein 40 Mio. € Hilfsprogramm zur Unterstützung der Energiesektor-
reformen in Marokko vorgelegt. Es ist geplant, dass die Mittel Anfang 2008 zur Ver-
fügung stehen und auch den Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien ab-
62 Die AfDB wird insbesondere Kreditmittel für den konventionellen Teil des Kraftwerks bereitstellen.
Öko-Institut/LEC 50 BMZ/RE-EE MENA
decken. Zusätzlich will die EU technische Unterstützung für den Energiesektor anbie-
ten.
3.6.6 Bedarf für weitere technische und finanzielle Unterstützung
Zitat der EU-Kommission: „Im Energiebereich müssen angesichts der Abhängigkeit
Marokkos von Energieimporten und der steigenden Kosten der fossilen Energieträ-
ger große zusätzliche Anstrengungen unternommen werden, um die Energieeffizienz
zu erhöhen und das nationale Potenzial an erneuerbarer Energie besser zu nutzen
sowie die saubere Verbrennung von Kohle zu fördern“.
Mit den bislang geplanten und bereits vorhandenen Windenergievorhaben wird der
Beitrag erneuerbarer Energie zum gesamten Stromaufkommen (ohne vorhandene
Wasserkraft) auf weniger als 5% gesteigert werden können. Auch zusammen mit den
nur begrenzt ausbaubaren Wasserkraftressourcen verbleibt damit eine deutliche Lü-
cke gegenüber dem Ziel eines 20% RE-Anteils bis 2012, die durch den Bau weiterer
Windparks geschlossen werden soll (1000 MW lt. CDER zwischen 2009 und 2012).
In der Planung befindet sich bereits ein 60 MW Windpark bei der Stadt Taza. Insge-
samt werden von CDER/IMET sowie von ADEME derzeit Machbarkeitsstudien für
jeweils acht Standorte durchgeführt. Der in den nächsten Jahren erforderliche Finan-
zierungsaufwand alleine im Windbereich liegt unter Abzug der Eigenmittel bei etwa
800 Mio. €. 63
Kurzfristig wird auch noch weitere finanzielle Unterstützung erforderlich sein, um das
Ziel einer (Basis-)Vollversorgung im ländlichen Raum mit Strom aus erneuerbaren
Energien bis 2010 zu erreichen (die geplanten 150.000 PV-Anlagen sind bislang
nicht voll finanziert). Allerdings ist zu erwarten, dass dank der jüngst erfolgten umfas-
senden Elektrifizierung mittel Netzerweiterung der Bedarf für PV-Anlagen geringer
ausfällt als ursprünglich gedacht.
Weiterer Mittelbedarf kann sich auch bei dem noch möglichen Ausbau der Wasser-
kraft ergeben, dessen Erschließungsgrad bis 2015 um etwa 50% erhöht werden
soll. 64 Weitere Potenziale lassen sich insbesondere auch im Bereich der Kleinwas-
serkraft (bis 300 kW) erschließen.
Technische Unterstützung (Politikberatung und personelle sowie institutionelle Ent-
wicklung) ist bei der Umsetzung des neuen Fördergesetzes für erneuerbare Energien
erforderlich. Diese soll im Rahmen des GTZ-Neuvorhabens erbracht werden.
Auch für den Bereich solarthermischer Anlagen im Warmwasserbereich ist weitere
technische und finanzielle Hilfe erforderlich. Dies gilt insbesondere für die Verbesse-
rung der produktions- und installationstechnischen Qualität sowie für den Einsatz von
63 Die Weltbank nennt ein Ziel von insgesamt 1000 MW Windleistung bis 2012 und geht deshalb von einem
niedrigeren Investitions- und Finanzierungsbedarf aus.
64 Nach KfW-Angaben wird das wirtschaftliche Potenzial zur Stromerzeugung aus Wasserkraft auf 4.600
GWh/a geschätzt, wohingegen derzeit nur etwa 1.600 GWh/a erzeugt werden. Insgesamt betrieb ONE Ende
2005 26 Wasserkraftanlagen, von denen 10 Anlagen derzeit rehabilitiert werden.
Öko-Institut/LEC 51 BMZ/RE-EE MENA
65 Die Holznutzung erfolgt derzeit in nicht-nachhaltiger Form, da sie mit einem kontinuierlichen Verlust an Wald-
fläche verbunden ist.
Öko-Institut/LEC 52 BMZ/RE-EE MENA
3.7 Syrien
3.7.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Syrien verfügt über einige nationale Ölreserven, die jedoch so gering sind, dass die
Produktion bereits seit 1996 kontinuierlich abnimmt. Damit verbunden ist eine stetige
Verringerung der in der Vergangenheit bedeutsamen finanziellen Zuflüsse aus dem
Erdölsektor in den Staatshaushalt, die allerdings in den letzten beiden Jahren
(2005/2006) aufgrund der starken internationalen Preiserhöhungen kompensiert
werden konnte. Es gilt als sicher, dass das Land im nächsten Jahrzehnt bei gleich-
zeitig steigendem Inlandsverbrauch zum Nettoimporteur von Erdöl wird und sich die-
se Entwicklung bei anhaltend hohen Ölpreisen negativ auf die wirtschaftliche Situati-
on auswirken kann.
Derzeit gehen bereits nur noch etwa 40% der gesamten Erdölproduktion in die Aus-
fuhr. Gleichzeitig müssen aufgrund ungenügender Raffineriekapazitäten im Land zu-
nehmend Erdölprodukte importiert werden. Insgesamt wird damit gerechnet, dass
bereits ab 2010 der nationale Energiebedarf die einheimische Energiebereitstellung
übersteigt.
Die Regierung ist sich der abnehmenden Energieressourcen bewusst und versucht
den Zeitpunkt des Erdölimports durch verschiedene Maßnahmen hinauszuschieben
(bzw. Ölressourcen für den Export zu reservieren). Unter anderem konzentriert sie
sich auf eine Effizienzerhöhung der Förderung des nationalen Öl- und Gassektors
durch ausländische Direktinvestitionen und Technologien zur Verbesserung der Pro-
duktivität der Öl- und Gasfelder und auf den Ersatz von Öl durch Erdgas bei der Ver-
stromung. Angedacht wird auch die Erschließung der reichlich vorhandenen Lager-
stätten von Ölschiefer zur Stromerzeugung.
Das noch ausreichend vorhandene Erdgas bietet Syrien Spielraum bei Produktion
und Export in der Zukunft. Die Reserven sind die drittgrößten aller Mittelmeeranrai-
nerländer. So könnte sich die vermarktete Gasproduktion von 2005 bis 2010 in etwa
verdoppeln und ließe sich bis 2015 sogar noch weiter steigern. Dabei haben aller-
dings auch die Gasreserven nur etwa ein Zehntel des Umfangs der beispielsweise im
Irak erschließbaren Vorkommen.
Syrien gehört dem regionalen Konsortium an, das die so genannte „Arab Gas Pipeli-
ne“ errichtet. Diese (vorwiegend) an Land verlaufende Erdgasleitung liefert bereits
ägyptisches Erdgas nach Jordanien und soll später auch den Libanon versorgen und
weiter in Richtung Türkei geführt werden. 66
Über diese Pipeline könnte nach Fertigstellung der Erdgasleitungen zwischen der
Türkei und der EU, insbesondere der vom Kaspischen Meer nach Europa führenden
66 Derzeit endet die Pipeline kurz vor der syrischen Grenze. Eine Vereinbarung zum Bau der Pipeline durch
Syrien bis in die Türkei wurde zwischen mehreren Ländern im März 2006 abgeschlossen.
Öko-Institut/LEC 53 BMZ/RE-EE MENA
„Nabucco-Pipeline 67 “ syrisches und ägyptisches Erdgas auch für den Balkan und die
EU zur Verfügung stehen. 68
Zur Schaffung eines euro-arabischen Erdgasmarktes hat Syrien ein Finanzierungs-
abkommen gemeinsam mit Ägypten, Jordanien und dem Libanon abgeschlossen. Im
September 2004 wurde zwischen diesen Ländern zudem vereinbart, Irak an die Arab
Gas Pipeline anzuschließen. Die Umsetzung dieses Vorhabens soll bis 2010 erfol-
gen. Syrien würde damit zum Transitland für Erdgas aus dem Irak werden.
Stromsektor
Der Elektrizitätssektor wird von zwei staatlichen Versorgungsunternehmen 69 domi-
niert, allerdings hat sich die Regierungspolitik nach Jahren mit häufigen Stromab-
schaltungen gegenüber einer schrittweisen Einbindung privater Investoren bei der
Stromerzeugung geöffnet. Der Ausbau der Erzeugungskapazitäten konnte in der
Vergangenheit mit dem pro Jahr um bis zu 9-10% wachsenden Bedarf /a (teilweise
mit verursacht durch ein forciertes Elektrifizierungsprogramm) nicht mithalten. Ge-
genwärtig befinden sich mehrere Kraftwerke durch ausländische Konsortien im Bau,
die durch diese auch betrieben werden sollen.
Syrien verfügt über einen Stromverbund mit Jordanien, dem Libanon und mit Irak.
Eine Verbindung zwischen Syrien und der Türkei zur Komplettierung der Mittelmeer-
Ringleitung befindet sich in Planung. Auf mittlere und längere Sicht dürfte Syrien eine
wichtige Rolle auch bei der Versorgung der genannten Nachbarländer mit Strom
spielen. 70
In den letzten Jahren wurden erhebliche Anstrengungen bei der ländlichen Elektrifi-
zierung unternommen, so dass inzwischen etwa 99% der Gesamtbevölkerung aus
dem landesweiten Stromnetz oder in anderer Form versorgt werden. Trotzdem ha-
ben noch geschätzte 700 Dörfer keinen Zugang zu Elektrizität.
Die Endkunden-Preise für Strom sowie für Erdöl und Erdgas liegen erheblich unter
den Kosten bzw. den regulären Marktpreisen, so dass der Staat massiv für Subven-
tionen aufkommt, wenngleich diese für den Elektrizitätsbereich in jüngster Zeit redu-
ziert wurden.
3.7.2 Bedeutung und Nutzung erneuerbarer Energien
Syrien verfügt durch den Zugang zum Euphrat über Wasserkraftressourcen, die vor-
rangig mittels dreier großer Kraftwerke an diesem Fluss genutzt werden.
67 Diese Pipeline soll von der Türkei aus über Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis nach Österreich geführt
werden. Baubeginn der 3.300 km-Strecke ist für 2008 vorgesehen, die Fertigstellung für 2011. Die planmäßi-
ge Realisierung ist jedoch nach jüngster Hinwendung der Haupterdgaslieferanten Turkmenistan und Ka-
sachstan in Richtung Russland nicht mehr sicher.
68 Perspektivisch wird auch daran gedacht, Zypern mit einer Stichleitung von Syrien aus zu versorgen.
69 Ein Unternehmen für Erzeugung und Stromtransport sowie ein Unternehmen für Verteilung und Verkauf von
Elektrizität.
70 Bereits jetzt liefert Syrien Strom nach Irak, Jordanien und in den Libanon.
Öko-Institut/LEC 54 BMZ/RE-EE MENA
71 Alle hier zu Syrien genannten Zahlen sind mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Sie sind teilweise je nach
Quelle widersprüchlich und scheinen oft nur Schätzgrößen darzustellen. So deutet vieles darauf hin, dass die
hier genannten zukünftigen RE-Anteile am Primärenergiebedarf die nicht-kommerziellen erneuerbaren Ener-
gieträger nicht einschließen. In einer Präsentation von Oktober 2007 beziffert der syrische Elektrizitätsminister
den Biomasseanteil an der Primärenergie auf etwa 3% (2006).
Öko-Institut/LEC 55 BMZ/RE-EE MENA
72 Einschließlich Wasserkraft wird der RE-Anteil am Primärenergiebedarf auf 6,5% (2005) beziffert.
73 In 2006 wurde bereits die erste Version eines „Building Thermal Insulation Code“ vorgelegt. Dieser Standard
sollte in 2007 einen verbindlichen Charakter bekommen. Außerdem werden seit 2003 schrittweise Standards
und Labels für Haushaltsgeräte eingeführt.
Öko-Institut/LEC 56 BMZ/RE-EE MENA
Biomasse
Zusätzlich erschließen lässt sich ein begrenztes Biomassepotenzial, unter anderem
durch effizientere Holzverwertung und Nutzung agrarischer Abfälle in Biogasanlagen.
Bereits jetzt wird die (traditionelle) energetische Biomassenutzung auf ähnliche Grö-
ßenordnungen beziffert wie die Wasserkraftnutzung. Außerdem bestehen erhebliche
Potenziale bei der energetischen Verwertung von Hausmüll.
Solarthermische Warmwasserbereitung
Die Anzahl solarthermischer Anlagen wird mit 15.000 bis 20.000 angegeben. Aller-
dings muss diese geringe Zahl bei ebenfalls in Quellen zu findenden angeblichen 15
nationalen Herstellern von solaren Warmwasserbereitern in Zweifel gezogen werden.
In Zukunft soll die Qualität durch Prüfzertifikate verbessert werden. Außerdem sollen
solarthermische Anlagen bei Regierungsgebäuden Vorrang genießen 74 .
Als Ziel wird die Installation von 200.000 m² Kollektorfläche jährlich angegeben bzw.
eine Zahl von 480.000 installierten Systemen bis 2010. 75 Nach früheren Fehlschlä-
gen bei der Förderung solarthermischer Anlagen hat NERC vorgeschlagen, dass die
Regierung 50% der Kosten übernehmen sollte, während die Nutzer ihren Anteil über
einen fünfjährigen zinslosen Kredit finanzieren könnten. Die Regierung plant hierzu
die Einrichtung eines mit 500 Mio. US$ ausgestatteten Sonderfonds. Außerdem sieht
der Entwurf des Energieeinspargesetzes die verpflichtende Installation von Sonnen-
kollektoren bei Neubauten vor. Selbst bei Umsetzung dieser Maßnahmen erscheint
allerdings die Erreichung der kurzfristigen Ziele unrealistisch.
3.7.3 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Deutschland hat in der Vergangenheit keine EZ im RE-Bereich mit Syrien durchge-
führt. Bei den Regierungsverhandlungen mit Syrien im April 2007 wurde jedoch ver-
einbart, dass ein Teil der für die nächsten zwei Jahre zugesagten 70 Mio. € in Projek-
te zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Erhöhung der Energieeffizienz fließen
sollte. Ein Arbeitsvorschlag zur Entwicklung einer nationalen Energiestrategie unter
Einbeziehung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien wird gegenwärtig von
der GTZ vorbereitet.
3.7.4 Weitere internationale Geberprogramme
Wichtiger Beitrag war in der jüngeren Vergangenheit die Unterstützung von UNDP
bei der Erarbeitung des Renewable Energy Master Plan, welcher von der UNDESA
finanziert wurde (mit allerdings nur 178.000 US$).
Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit EU-Syrien wurde zwischen 1996 und
2005 ein „Electricity Sector Support Programme“ durchgeführt. In dessen letzter
Phase wurde auch die Entwicklung erneuerbarer Energien unterstützt, unter ande-
rem durch den Entwurf für einen Windpark bei Homs sowie durch Beratungen für ein
74 So im Originaltext. Evtl. sind hier jedoch allgemein staatliche öffentliche Gebäude gemeint.
Gesetz zur Einspeisevergütung von Windstrom, eine Politik zur Nutzung erneuerba-
rer Energien sowie finanzielle und institutionelle Maßnahmen. 76 Im Rahmen eines
weiteren EU-Vorhabens „Power Sector Action Programme“ wurde Ende 2002 eine
Maßnahme zur Bewertung der Windressourcen begonnen. Dabei wurden an 20
Standorten Langzeit-Windmessungen durchgeführt.
Aus spanischen Fördermitteln wird die Realisierung des ersten Windparks in Syrien
ko-finanziert (siehe oben).
In 2005 wurde von syrischer Seite mit der Teilnahme an einem EU-finanzierten Tem-
pus 77 -Projekt begonnen, mit dem die Themen erneuerbare Energien und Energieef-
fizienz in die höhere Ausbildung durch Erarbeitung von Curricula und Ausbildung von
Lehrkräften eingeführt werden sollen. An diesem Vorhaben ist auch die Universität
Kassel beteiligt. 78
Syrien beteiligt sich aktuell an den EU-Projekten MED-ENEC und SOLATERM.
Laut ENP-Länderstrategiepapier 2007-2010 könnte der FEMIP-Fonds der EIB für
technische Hilfe genutzt werden, um unter anderem Machbarkeitsstudien für Darle-
hen im Sektor Energie zu finanzieren.
Syrien hat die 4. MENAREC-Konferenz im Juni 2007 ausgerichtet.
3.7.5 Bedarf für weitere technische und finanzielle Unterstützung
Aufgrund der unübersichtlichen Ausgangssituation muss der Bedarf für weitere Un-
terstützung im RE-Bereich in Abstimmung mit kompetenten syrischen Partnern ermit-
telt werden. Es ist derzeit nicht erkennbar, ob die syrische Regierung – wenn auch
mit zeitlicher Verzögerung – an den Zielen des Renewable Energy Master Plan fest-
hält. Auch wird bisher nicht deutlich, welche Strategien und Maßnahmen verfolgt
werden, um ausländische Investoren z.B. zum Bau und Betrieb von größeren Wind-
kraftparks ins Land zu holen. Grundsätzlich bedarf es offenkundig der Erarbeitung
einer längerfristigen Energiestrategie, in die sich der Beitrag erneuerbarer Energien
sinnvoll und realistisch einbettet (erster Schritt dazu in Vorbereitung, s.o.).
Vorrang besitzen derzeit im RE-Bereich in erster Linie die Windenergienutzung sowie
der Einsatz solarthermischer Anlagen. Allerdings lässt sich aus den spärlichen ver-
fügbaren Informationen auch ein Bedarf an technischer und finanzieller Unterstüt-
zung bei energetischer Verwertung von Biomasse und organischen Abfällen ableiten.
Grundsätzlich defizitär sind gegenwärtig die politischen und rechtlichen Rahmenbe-
dingungen sowie die personellen und institutionellen Ressourcen, die mit einem ent-
sprechenden Wissenstransfer gestärkt werden müssten.
76 Vorgesehene Zuschüsse für einen ersten kleinen Windpark in Höhe von 2,6 Mio. € wurden nicht eingesetzt.
78 Partner sind außerdem die Universität Graz in Österreich sowie die Universität Damaskus.
Öko-Institut/LEC 58 BMZ/RE-EE MENA
3.8 Tunesien
3.8.1 Merkmale des Energiesektors und der Energiesektorpolitik
Öl- und Gassektor
Tunesien verfügt über begrenzte eigene Erdgas- und Erdölressourcen, die jedoch
seit 2000 nicht mehr ausreichen, um den Eigenbedarf zu decken. Bei in den letzten
25 Jahren etwa gleich bleibendem Angebot nationaler fossiler Energieressourcen ist
der Primärenergiebedarf im gleichen Zeitraum stark angestiegen. Auch die Erschlie-
ßung eines neuen Erdgasfeldes ab 1996 konnte den Trend hin zu einer defizitären
Energiebilanz nur kurzfristig stoppen. Das Land führt deshalb zusätzlich Erdgas aus
Algerien ein und importiert Erdöl aus unterschiedlichen Ländern. Tunesien dient au-
ßerdem über die Gaspipeline Transmed, deren Kapazität derzeit ausgebaut wird, als
Transitland für algerisches Erdgas nach Italien. Zusätzlich wurde mit den Vorberei-
tungen für den Bau einer neuen Gaspipeline mit Libyen begonnen, die ebenfalls vor-
rangig der Lieferung in die EU dienen soll. Der Bau eines Terminals für verflüssigtes
Erdgas (LNG) ist geplant.
Das Land deckt seinen Primärenergiebedarf zu knapp 50% aus Erdölprodukten und
zu rund 40% aus Erdgas. Der Rest besteht überwiegend aus der Nutzung von Bio-
masse (Holz) im ländlichen Raum zum Kochen und Backen. 79
Stromsektor
Die Stromproduktion basiert fast ausschließlich auf Gaskraftwerken, der Einsatz von
Öl geht kontinuierlich zurück. Etwa 2% der installierten Leistung sind Wasserkraft-
werke, weniger als 1% Windkraftanlagen. Der Stromsektor wird von dem staatlichen
Versorger STEG beherrscht, obwohl seit 1996 auch unabhängige Stromproduzenten
aufgrund von internationalen Ausschreibungen tätig werden können, die den erzeug-
ten Strom allerdings ausschließlich an STEG verkaufen dürfen. Bislang werden nur
15% der Gesamtkapazität von unabhängigen Erzeugern betrieben. Dazu kommt die
Stromproduktion von Eigenversorgern vor allem im industriellen und Dienstleistungs-
bereich.
Trotz gezielter Maßnahmen zur Stromeinsparung wird der Bedarf auch in Zukunft
weiter zunehmen, wenn auch ggf. gebremster als in den letzten Jahren. Zunehmend
belastend sowohl für den staatlichen Haushalt wie auch für die Bedarfsentwicklung
wirkt sich die fortdauernde Subvention von Erdgas auch für Verstromung aus. Bereits
in 2005 mussten fast eine Mrd. € bzw. 15% der Staatsausgaben für die Ausgleichs-
zahlungen zur Energiepreisstabilisierung eingesetzt werden. Im internationalen Ver-
gleich konnten die Stromtarife dadurch niedrig gehalten werden.
Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit wurden zudem Untersuchungen über eine
Stromverbindung mit Italien durchgeführt. Überlegungen bestehen auch hinsichtlich
einer Verstärkung der bestehenden Stromtrasse mit Algerien und bezüglich einer
79 In offiziellen Statistiken taucht der vergleichsweise hohe Anteil nicht-kommerzieller Biomasse nicht auf.
Öko-Institut/LEC 59 BMZ/RE-EE MENA
zukünftigen Nutzung von Kernenergie. Nach Osten ist das tunesische Stromnetz als
Teil der mediterranen Ringleitung mit Libyen gekoppelt.
3.8.2 Gegenwärtige Nutzung und Potenziale erneuerbarer Energien
Politische Zielsetzungen
Aufgrund hoher Wachstumsraten beim Energieverbrauch und zunehmender Abhän-
gigkeit von Energieimporten hat die tunesische Regierung in 2004 ein Gesetz zur
rationellen Energienutzung erlassen. Die darin genannten Kernpunkte eines nationa-
len Förderprogramms für erneuerbare Energien sind:
- der Ausbau der Windkraft zur Stromerzeugung;
- die Schaffung von Anreizen zur Nutzung der Solarthermie;
- die Nutzung der Sonnenenergie zur weiteren Elektrifizierung des ländlichen
Raumes, zur Bewässerung und zur Meerwasserentsalzung;
- die verstärkte energetische Nutzung von Produktionsrückständen und von
geothermischen Quellen und der Einsatz kleiner Wasserkraftwerke.
Schwerpunkte bilden derzeit die Solarthermie und der Ausbau der Windkraftnutzung.
Mit weniger als 0,5% am Primärenergiebedarf (in 2005) spielen die erneuerbaren
Energien (ohne traditionelle Biomassenutzung) allerdings bislang nur eine unterge-
ordnete Rolle. Dabei dominiert gegenwärtig noch die Wasserkraftnutzung, die aller-
dings auch nur in wenigen kleineren Anlagen erfolgt und weniger als 2% zum Strom-
aufkommen beiträgt. Auch für 2010 wird trotz eines Ausbaus der Nutzung erneuerba-
rer Energien nur ein Beitrag von 2,1% zum Primärenergiebedarf erwartet. Bis 2020
wird von einem realisierbaren Anteil von 5,6% ausgegangen.
Tunesien sieht erhebliche Chancen in der Finanzierung von RE-Projekten durch den
CDM. Bislang sind allerdings erst zwei Deponiegasprojekte beim CDM-Executive
Board registriert.
Windkraft
Das Windenergiepotenzial wird auf etwa 1.000 MW geschätzt. Die Erstellung eines
landesweiten Windatlas befindet sich in der Durchführung. Der bislang einzige Wind-
park mit 20 MW wurde mit einem langfristigen spanischen Kredit finanziert und ist
seit 2000 am Netz. Für 2007 ist eine Erweiterung des Windparks um 34 MW vorge-
sehen. Bis 2009 soll die Windkraft auf 155 MW, bis 2011 auf 200 MW ausgebaut
werden. Eine 2004 erstellte Strategiestudie zu erneuerbaren Energien hielt sogar
einen Ausbau von 310 MW bis 2010 für möglich, was in etwa auch der Zielvorgabe
für den 10. und 11. Entwicklungsplan (2003-2007 bzw. 2008-2011) entspricht. Aller-
dings ist derzeit bereits absehbar, dass die Erstellung von geplanten 120 MW im lau-
fenden 10. Entwicklungsplan nicht erreicht werden kann.
Unter anderem mit Unterstützung der GTZ wurden weitere Standorte auf ihre Eig-
nung für die Errichtung von Windparks untersucht. Ein GEF-Vorhaben zur „Entwick-
lung netzgekoppelter Windenergie“ wurde in 2004 begonnen und wird in Kooperation
mit der GTZ durchgeführt. Kernelement des Vorhabens ist eine Teilfinanzierung der
Vergütung für Windstrom mittels einer produktionsabhängigen Förderung in den ers-
ten fünf Betriebsjahren.
Öko-Institut/LEC 60 BMZ/RE-EE MENA
Die Umsetzung von Plänen der Regierung für einen erheblichen Ausbau der Wind-
energie hängen wesentlich von der Interessenlage privater Investoren und den wirt-
schaftlichen Rahmenbedingungen ab. So wird insbesondere auf die teilweise Selbst-
versorgung großer industrieller Stromverbraucher (Zementfabriken) durch Windener-
gie gesetzt. Keine Informationen liegen derzeit über die Ergebnisse einer im Dezem-
ber 2006 beendeten internationalen Ausschreibung für drei Windparks mit insgesamt
120 MW vor, die von STEG betrieben werden sollen.
Solarthermische Warmwasserbereitung
Bis 2009 wird eine installierte Kollektorfläche von 500.000 m² angestrebt. Nach dem
Auslaufen des GEF-Projekts zur Förderung von SWH im Jahr 2004 wurde mit dem
seit 2005 laufenden Programm PROSOL 80 , das Zuschüsse in Höhe von etwa 20%
der Investitionskosten und zinsvergünstigte Kredite bereitstellt, eine Ausweitung auf
700.000 m² bis 2011 vorgesehen. Auch damit dürfte allerdings das geschätzte Po-
tenzial von mindestens 5 Mio. m² nur zu einem kleinen Teil ausgeschöpft sein. Allei-
ne in 2006 wurden etwa 35.000 m² Kollektorfläche installiert. Bemerkenswert ist an
dem Programm PROSOL die starke Einbindung des staatlichen Stromversorgers
STEG, der für die von lokalen Banken ausgereichten Kredite Garantieleistungen ab-
gibt und die Kreditrückzahlungen mit den Stromrechnungen der Kunden verbucht.
Wasserkraft, dezentrale Solarstromerzeugung und Geothermie
Das noch zu erschließende Wasserkraftpotenzial Tunesiens ist sehr begrenzt und
beschränkt sich auf Kleinanlagen. Geothermische Quelle weisen nach aktuellem
Kenntnisstand nur ein geringes Temperaturniveau auf und sind deshalb in erster Li-
nie zur Beheizung (z.B. von Gewächshäusern) von Interesse. Potenziale zur Stro-
merzeugung müssen derzeit ausgeschlossen werden.
Tunesien weist eine fast hundertprozentige Elektrifizierung auf. Netzferne Regionen
wurden unter anderem durch rund 11.000 dezentrale PV-Anlagen mit einer Basis-
Stromversorgung ausgestattet. Weitere 2.000 kleinere Ansiedlungen sollen noch mit
solarelektrischen Systemen ausgestattet werden.
3.8.3 Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich
Seit 2003 unterstützt die GTZ im Rahmen des Vorhabens „Förderung der Erneuerba-
ren Energien und der Rationellen Energienutzung“ die staatliche tunesische Energie-
agentur ANME („Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie“) in den Bereichen
Planung, Projektmanagement, Qualitätssicherung und Nutzung erneuerbarer Ener-
gien. Seit Anfang 2006 wird Tunesien zudem beim Aufbau von Kapazitäten für die
Durchführung von CDM-Aktivitäten durch die GTZ beraten. Die GTZ tritt außerdem
als Kooperationspartner bei der Durchführung eines von UNDP/GEF finanzierten
Vorhabens zur Entwicklung der netzgekoppelten Windenergienutzung auf. Wie be-
reits erwähnt, fließt der Förderanteil der GTZ im Rahmen dieses Projekts vorwiegend
80 Das Vorhaben wird innerhalb des von der italienischen Regierung geförderten Mediterranean Renewable
Energy Programme (MEDREP) abgewickelt und von UNDP unterstützt. Zu Details siehe Amous (2007).
Öko-Institut/LEC 61 BMZ/RE-EE MENA
Subventionen für Erdgas zu verringern. Hinsichtlich des Betriebs und der Wartung
neuer Windparks durch lokales Personal dürfte eine weitere Unterstützung durch
Know-how-Transfer erforderlich sein.
Aufgrund seiner Nähe zu Italien und guter Bedingungen für die Erzeugung von So-
larstrom bietet Tunesien längerfristig geeignete Voraussetzungen für die Ansiedlung
solarthermischer 81 oder photovoltaischer Kraftwerke mit Exportchancen nach Euro-
pa. Mittelfristig dürften die verfügbaren Wind- und Solarressourcen im Küstenbereich
auch für die Meerwasserentsalzung von Interesse sein.
Kurzfristig dürfte Bedarf an technischer Unterstützung bei der Realisierung von solar-
thermischen Großanlagen zur Warmwasserbereitung (beim Einsatz in Hotels, Kran-
kenhäusern, Geschosswohnungsbau etc.) und bei der Qualitätsverbesserung ein-
heimischer Kollektorproduktion bestehen. Angesichts der anhaltend hohen Bedeu-
tung des Biomasseeinsatzes im ländlichen Raum besteht auch Beratungsbedarf für
dessen effizientere energetische Verwertung in Kombination mit einer nachhaltigen
Bewirtschaftung der pflanzlichen Ressourcen.
81 Hierzu ist ein Vorhaben bei der KfW in der Planung. Auf italienischer Seite wird vom staatlichen Stromversor-
ger ENEL und der Energieforschungsbehörde ENEA der Export von CSP-Technologie nach Tunesien ge-
plant.
Öko-Institut/LEC 63 BMZ/RE-EE MENA
schen Dialog zwischen den beteiligten Ländern dienen, aber auch durch starke insti-
tutionelle und privatwirtschaftliche Beteiligung aus Deutschland geprägt sind.
Nach der MENAREC-4 in Syrien im Juni 2007 soll die nächste Konferenz in 2008 in
Marokko stattfinden. Weiterhin unterstützt das BMU aktiv die Einbeziehung von RE-
Fragen in die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) und beteiligte sich mit ent-
sprechendem Fokus an der 6. ENP-Konferenz im April 2007 in Berlin.
Wesentliche BMU-Unterstützung wird im Bereich der solarthermischen Stromerzeu-
gung geleistet, die sowohl aus Sicht der Lieferung deutscher Anlagentechnik in die
Region wie auch im Hinblick auf einen möglichen zukünftigen Export von Solarstrom
in die EU und nach Deutschland von Bedeutung ist.
Mit finanzieller Beteiligung des BMU wurde in 2005 das Studienvorhaben MED-CSP
abgeschlossen (DLR 2005), das sich grundlegend mit den Möglichkeiten und Mach-
barkeiten solarthermischer Anlagen sowie den Potenzialen anderer RE-Technologien
im Mittelmeerraum beschäftigte.
In einem Folgevorhaben (TRANS-CSP) wurde der Frage einer Lieferung von Solar-
strom aus der MENA-Region nach Europa nachgegangen (DLR 2006). Dabei wurde
von dem Fernziel ausgegangen, 15% des europäischen Strombedarfs durch Einfuhr
von solar erzeugtem Strom vor allem aus Nordafrika abzudecken. Gegenwärtig wird
das Vorhaben Aqua-CSP durchgeführt, das sich dem Potenzial solarthermischer
Kombianlagen zur Stromerzeugung und Entsalzung widmet (DLR 2007a).
Alle Studien wurden bzw. werden federführend vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit Partnerinstitutionen in Marokko, Jordanien, Ä-
gypten und Algerien betreut 82 .
Das BMU beteiligt sich des Weiteren mit finanzieller Unterstützung an dem EU-
MENA-Projekt SOLATERM, das von der GTZ koordiniert wird und der stärkeren
Verbreitung solarthermischer Anlagen in den beteiligten MENA-Ländern dient.
Schließlich ist das BMU aktiv bei capacity building für NGO und Privatsektor (BMU
2007).
83 Aufgrund eines personellen Wechsels wird die Ausrichtung der DENA-Arbeiten zu RE neu diskutiert..
Öko-Institut/LEC 66 BMZ/RE-EE MENA
Tunesien
Laufende Vorhaben betreffen die Förderung erneuerbarer Energien und der rationel-
len Energieverwendung, die Eigenmaßnahme „Windpotenzialmessungen an ausge-
wählten Standorten in Tunesien“ sowie die Partnerrolle in den EU-finanzierten Pro-
jekten SOLATERM und MED-ENEC.
Die GTZ unterstützt die Agence Nationale des Energies Renouvelables (ANER) in
den Bereichen Energieeffizienz und Förderung erneuerbarer Energien. Im Bereich
erneuerbare Energien ist ANER bisher u.a. in den Bereichen kleine PV- und So-
larthermie-Systeme aktiv.
Die GTZ unterstützt Tunesien auch darin, das Ziel zu erreichen, bis 2011 Windkraft-
kapazitäten von 300 MW aufzubauen. Es wurde ein Vorschlag für ein nationales
Windprogramm ausgearbeitet und die Ausschreibung eines 100 MW-Windparks mit
vorbereitet. Es wird sowohl die Weiterentwicklung des Windparks des staatlichen
EVU (STEG) als auch der Aufbau privater Erzeugungskapazitäten gefördert. Eine
pre-feasibility Studie für ein CSP-Kraftwerk ist in Planung.
In Bezug auf RE und EE unterstützt die GTZ mit dem Projekt „Förderung erneuerba-
rer Energien und der rationellen Energieverwendung“ die nationale Agentur für Ener-
giemanagement (Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie, ANME) des Minis-
teriums für Industrie und Energie (MIE), das Vorhaben läuft noch bis Dezember
2012. Ziel ist dabei u.a., dass Einsparpotenziale beim Energieverbrauch berücksich-
tigt werden sollen. Zielgruppen sind Energienutzer, Energieversorger, private Unter-
nehmen und Energiedienstleister. Das Projekt soll ANME in ihrer Rolle als Förderin-
stitution für RE und EE stärken. Hierfür werden die Rahmenbedingungen für die Be-
teiligung des Privatsektors verbessert. Zudem werden Ansätze zu Public Private
Partnerships (PPP) zwischen deutschen und tunesischen Unternehmen vermittelt.
Algerien
Keine eigenständigen Energieprojekte; kleinere Einzelmaßnahmen im Rahmen des
Vorhabens „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung“; Algerien ist aber Partner in den
EU-finanzierten Projekten SOLATERM und MED-ENEC (vgl. unten „Überregionale
Aktivitäten“).
Öko-Institut/LEC 67 BMZ/RE-EE MENA
85 Wie unter 3.1.4 „Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im RE-Bereich“ ausgeführt, soll das deutsch-
ägyptische High Level Joint Committee for Renewable Energy, Energy Efficiency and Environmental Protec-
tion (JC) im Januar 2008 seine Arbeit aufnehmen. Dabei wird das JC sowohl von KfW als auch durch die GTZ
unterstützt. Die länderbezogenen Aktivitäten dieses Projekts werden komplementär die regional orientierten
Vorhaben des MENA Regional Center (s.u) sowie der EU ergänzen.
Öko-Institut/LEC 69 BMZ/RE-EE MENA
Dabei kommt den KfW-Außenbüros eine wichtige Bedeutung im Rahmen der nach-
haltigen Kontaktpflege und Kommunikation mit Gebern, Regierung und Projektträ-
gern zu.
Eine Übersicht zum Portfolio geben die folgende Tabelle und Abbildung.
V o lu m e n
Land S c h w e rp u n k t (M io € )
W in d p a rks 571
R e h a b ilitie ru n g th e rm isc h e r K ra ftw e rke
Ä g yp te n
R e h a b ilitie ru n g / B a u vo n W a ss e rkra ftw e rke
W in d p a rks 257
M a ro k k o R e h a b ilitie ru n g / B a u vo n W a ss e rkra ftw e rke
P h o to vo lta ik (so la r h o m e s ys te m s )
Regionale Initiativen
Solarenergie 1%
5%
Windenergie
39%
Wasserkraft
49%
Energie-Effizienz in
therm ischen
Kraftw erken
6%
5.1 EU-Aktivitäten
5.1.1 Europäische Nachbarschaftspolitik für den Energiesektor
Die Nachbarländer der EU, darunter vor allem auch ein Teil der hier betrachteten
MENA-Länder (insbesondere Libyen, Algerien und Ägypten), sind für die Sicherheit
der europäischen Energieversorgung entweder als gegenwärtige oder zukünftige
Energielieferanten oder als Transitländer von großer Bedeutung.
Bereits mit der Barcelona-Erklärung von 1995 wurde die Bedeutung des Energiesek-
tors für den Aufbau einer Partnerschaft zwischen der EU und den Mittelmeeranrai-
nerländern hervorgehoben und zur Entwicklung der Region das Programm MEDA 86
ins Leben gerufen. Insbesondere die gemeinsame Ministerkonferenz der EU- und
Mittelmeerländer vom Dezember 2003 in Rom hat die Entwicklung einer effektiven
Partnerschaft im Energiebereich erneut unterstrichen. Der Regionale Finanzierungs-
plan 2004 für das Programm MEDA hat diesem Anspruch zum ersten Mal in größe-
rem Maße Rechnung getragen, wobei der Schwerpunkt in erster Linie auf der Integ-
ration der Strom- und Gasmärkte sowie auf Energiereform und Angleichung von
Normen und Regelwerken lag.
In der Bemühung, die neuen Außengrenzen der vergrößerten EU nicht zu neuen Tei-
lungslinien werden zu lassen, hat die EU-Kommission im Mai 2004 ein Strategiepa-
pier für eine Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) vorgelegt, die zur Stärkung
der Prosperität, der Stabilität und der Sicherheit beitragen soll. Die ENP richtet sich
an alle Länder, mit denen die EU auf Land oder See gemeinsame Grenzen unterhält,
darunter sämtliche südlichen und östlichen Mittelmeerländer einschließlich Jorda-
niens. Im Dezember 2006 hat die Kommission außerdem Vorschläge unterbreitet,
wie die Politik der Nachbarschaft weiter entwickelt werden könnte.
Stärkung der Energiepartnerschaft mit den Nachbarländern ist ein strategisches E-
lement der ENP. Auf dem EU-Mittelmeer Energieforum im September 2006 wurden
Prioritäten für die regionale Energiekooperation in der Periode 2007-2010 formuliert:
Stärkung der Integration der Energiemärkte und Förderung von Energieprojekten von
gemeinsamem Interesse sowie Unterstützung einer nachhaltigen Energieentwick-
lung. Auch die neue „Energiepolitik für Europa“, die von den EU-Mitgliedsstaaten im
März 2007 beschlossen wurde, hat die Notwendigkeit der Stärkung der Beziehungen
zwischen der EU und seinen Nachbarländern unterstrichen. Bei zwei Expertenrun-
den in der Folge des Energieforums im Januar und April 2007 wurde sichtbar, dass
von Seiten der Mittelmeer-Partnerländer ein erhebliches Interesse besteht, die Zu-
sammenarbeit mit der EU auch in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare
Energien auszuweiten.
86 Beteiligt sind hieran als Unterzeichner der Barcelona-Erklärung Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Marokko,
Syrien, Tunesien, Türkei und die Palästinensischen Gebiete.
Öko-Institut/LEC 71 BMZ/RE-EE MENA
Seit 2005 sind sieben ENP-Aktionspläne in Kraft getreten und in der Umsetzung,
darunter mit Jordanien, Marokko, Ägypten, Libanon, der Palästinensischen Behörde
und Tunesien. Ein ENP-Landesbericht zu Algerien wurde in 2006 veröffentlicht.
Die Energieteile der ENP-Aktionspläne umfassen weite Gebiete der Kooperation:
Energiedialoge, Angleichung der Energiepolitiken und gesetzliche/regulatorische
Rahmenbedingungen (z.B. die Integration in die Strom- und Gasbinnenmärkte), Mög-
lichkeiten der Beteiligung an EU-Programmen und –veranstaltungen, Energienetz-
werke, Energieeffizienz und neue bzw. erneuerbare Energiequellen, sowie regionale
Kooperation.
Das regionale Strategiepapier für 2007-2013 und das regionale Richtprogramm für
2007-2009 unterstreichen den Bedarf für eine weitere Stärkung bei der Integration
der Energiemärkte durch Energiedialoge, Handelsliberalisierung, Infrastrukturent-
wicklung, Netzwerkbildung und die weitere Entwicklung der bereits entstandenen
regionalen Energiemärkte.
Als ein Element zur Weiterentwicklung der Partnerschaft im Energiebereich wird die
EU-Kommission 87 ab Anfang 2008 das Vorhaben „Support for the Enhanced Integra-
tion and the Improved Security of the Euro-Mediterranean Energy Market (MED-
EMIP)“ durchführen. Mit diesem Vorhaben sollen insbesondere die institutionellen
Kapazitäten in den Mittelmeerländern durch einen verstärkten Nord-Süd- und Süd-
Süd-Erfahrungsaustausch gestärkt, ein Wechsel im Energiemix in Richtung nachhal-
tiger und sauberer Energie befördert, ein Technologietransfer und eine Marktentwick-
lung für RE und Energieeffizienz angeregt und die Integration der Energiemärkte
durch Harmonisierung der nationalen Energiepolitiken und Schaffung eines institutio-
nellen und gesetzlichen Rahmens beschleunigt werden. Als Sitz des Vorhabens ist
das neue MENA Regional Centre of Excellence for Renewable Energy and Energy
Efficiency vorgesehen, das von GTZ, DANIDA und Ägypten sowie evtl. der EU finan-
ziert werden wird und in Kairo angesiedelt werden soll 88 .
Von NRO-Seite wird allerdings aktuell das Fehlen jeglicher Nachhaltigkeitselemente
in der ENP bemängelt, einschließlich eines Mangels bei der Berücksichtigung der
EU-Klimaschutzziele. Moniert wird insbesondere, dass die ENP als zentrales Ele-
ment der EU-Außenpolitik im Energiebereich sich vorwiegend mit traditioneller Ener-
gieinfrastruktur beschäftigt und die großen Potenziale erneuerbarer Energien und
von Energieeffizienz außer Acht ließe. Zentrales Anliegen der EU sei die Frage der
Energieversorgung durch Sicherung der Lieferungen aus den gas- und ölfördernden
Ländern, während beispielsweise solare Potenziale unbeachtet blieben. Außerdem
hätte die EIB in der Vergangenheit nur geringe Teile seiner Kreditlinien für erneuer-
bare Energien und Energieeffizienz bereitgestellt. Nicht genügend Aufmerksamkeit
werde insbesondere den Möglichkeiten gewidmet, die sich für den einheimischen
Nutzen sowie den Export von erneuerbarer Energie ergäben.
87 EuropeAID, Referat A/3 – Zentrale Operationen für Europa, Mittelmeer und Nahen Osten
Bei gleichbleibendem Trend sei nach „Blue Plan“ 89 sogar mit einem Fallen des An-
teils erneuerbarer Energien in den südlichen Mittelmeerländern auf 3% zu rechnen.
In den seit 2005 aufgestellten bilateralen Aktionsplänen der ENP sowie der Assoziie-
rungsabkommen werden folgende energiebezogene Schwerpunkte und Ziele mit
Einfluss auf die RE-Entwicklung formuliert:
Ägypten
Ägypten ist ein stark expandierender Erdgasproduzent. Exporte in die EU haben An-
fang 2005 begonnen. Ägyptens strategische Rolle im Energiebereich kommt außer-
dem durch den Suezkanal und die Sumed (Suez-Mediterranean)-Pipeline, die Arab
Natural Gas Pipeline und den Bau von Einrichtungen zum Export von Flüssigerdgas
(LNG) sowie durch eine Erdgasverbindung mit Libyen zum Ausdruck. Der bilaterale
ENP-Aktionsplan enthält ein zentrales Kapitel zur Energiekooperation. Hinsichtlich
Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energieträger formuliert der Aktionsplan:
- Erarbeitung eines Aktionsplans einschließlich eines Finanzplans zur Verbes-
serung der Energieeffizienz und Ausweitung der Nutzung erneuerbarer Ener-
gieträger;
- Stärkung der Einrichtungen, die sich mit der Energieeffizienz und den erneu-
erbaren Energieträgern befassen;
- Zusammenarbeit im Hinblick auf die Entwicklung von Mechanismen für die ef-
fektive Einführung von erneuerbaren Energieträgern auf dem ägyptischen
Strommarkt, Förderung des Technologietransfers und Vermittlung von Fach-
wissen in diesem Bereich;
- Durchführung von Maßnahmen zur Energieeffizienz und zur Nutzung erneu-
erbarer Energieträger;
- Fortschritte bei der Verwirklichung des Ziels Ägyptens, bis zum Jahr 2010 ins-
gesamt 3% des Strombedarfs durch erneuerbare Energieträger (ohne große
Wasserkraft) zu decken.
Algerien
Algerien ist ein Schlüssellieferant für Erdgas und Erdöl nach Europa. In der Planung
befinden sich direkte Erdgasverbindungen über eine Unterwasserpipeline mit Spa-
nien (Medgaz) sowie nach Italien (GALSI). Das Assoziierungsabkommen zwischen
EU und Algerien sieht eine verstärkte Kooperation im Energie- und Bergbausektor
vor. Ein strategischer Energiedialog zwischen der EU und Algerien befindet sich im
Aufbau.
89 Eine Initiative zur nachhaltigen Entwicklung des Mittelmeerraums, die von UNEP gefördert wird.
Öko-Institut/LEC 73 BMZ/RE-EE MENA
Jordanien
Mit Bezug auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien enthält der bilaterale ENP-
Aktionsplan folgende Punkte:
- Effektive Strompreisentwicklungen, um Verzerrungen zu beseitigen
- Entwicklung der Stromregulierungskommission in Richtung einer Institution, die
unabhängig von den Marktakteuren agiert
- Weitere Fortschritte bei der Restrukturierung und Privatisierung des Elektrizitäts-
sektors
- Schritte zur Verabschiedung einer neuen umfassenden Energiepolitik unter Be-
achtung europäischer Ziele zur Energiepolitik
- Weiterentwicklung des Energiepolitik-Dialogs und der Kooperation mit der EU
- Reduzierung der Stromnetzverluste
- Weiterentwicklung der regionalen Energieinfrastruktur, einschließlich des Unter-
wasserstromkabels von Ägypten, der Stromnetzverbindung mit Syrien und der
Gaspipeline Richtung Syrien
- Entwicklung von neuen Verbindungen mit den Nachbarstaaten zum Transport
von Erdöl, Erdgas und Strom.
- Schritte zur Verabschiedung eines Aktionsplans zur Verbesserung der Energieef-
fizienz und zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien.
- Stärkung der Institutionen, die sich mit Energieeffizienz und erneuerbaren Ener-
giequellen beschäftigen.
- Beiträge zum nationalen Ziel, 5% des Energiebedarfs bis 2015 aus erneuerbaren
Energiequellen zu decken.
Libanon
- Umsetzung des Gesetzes zur Organisation des Elektrizitätssektors von 2002, das
eine gesetzliche Basis für die Restrukturierung darstellt und auf die Einrichtung
einer Regulierungsbehörde abzielt
- Privatisierung des staatlichen Monopolversorgers EdL bleibt auf der Tagesord-
nung
- Diversifizierung und Entwicklung eigener Ressourcen
- Stärkung des Wettbewerbs, einschließlich schrittweiser Kostendeckung durch
Tarife
- Ermutigung zur Teilnahme des Privatsektors
- Entwicklung einer gemeinsamen Stromverbindung mit Ägypten, Irak, Syrien und
Türkei, die zur Entwicklung eines Ringsystems im Mittelmeerraum beiträgt
- Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien in der nationalen Energiebilanz auf
bis zu 10% bis 2015.
- Entwicklung einer umfassenden Energieeffizienzpolitik.
Libyen
Mit Libyen, einem wesentlichen Erdgasproduzenten, unterhält die EU keine formalen
Beziehungen. Das Land ist auch noch nicht Teil des Barcelona-Prozesses. Es ist
jedoch vorgesehen, einen Energiedialog sobald als möglich zu beginnen.
Öko-Institut/LEC 74 BMZ/RE-EE MENA
Marokko
- Fortgesetzte Integration des marokkanischen Strom- und Gasmarktes und des
Europäischen Binnenmarktes für Strom und Gas
- Restrukturierung des Stromsektors und Festlegung von erforderlichen Bedingun-
gen für dessen Liberalisierung
- Stärkung der Verbindungen zum Energieaustausch
- Festlegung einer Energiepolitik auf der Basis nachhaltiger Entwicklung und Integ-
ration der Europäischen Ziele hinsichtlich Versorgungssicherheit, Energieeffizienz
und Umwelt
- Stärkung der Kontrolle des Energiebedarfs und Nutzung erneuerbarer Energien
Kooperation im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz
Syrien
Syrien erhält aufgrund kürzlicher Funde von Erdgas sowie seines Potenzials als
Transitland für Lieferungen aus Ägypten, Irak und dem Mittleren Osten in die EU eine
größere Bedeutung als wachsender Umschlagplatz für Erdgas im Mashrek. Die EU
hat mit Syrien ein Assoziierungsabkommen abgeschlossen, in dem die Energieko-
operation eine Komponente darstellt. Dieses Abkommen wurde jedoch noch nicht
unterzeichnet.
Tunesien
- Fortgesetzte Integration des tunesischen Strom- und Gasmarktes und des Euro-
päischen Binnenmarktes für Strom und Gas
- Reduzierung von Netzverlusten
- Stärkung des Energiepolitik-Dialogs einschließlich Aspekten, die sich mit der
schrittweisen Integration Tunesiens in den Europäischen Binnenmarkt beschäfti-
gen
- Ausbau der Elektrifizierung ländlicher Gebiete
- Entwicklung von Netzwerken, Infrastrukturen und Verbindungen (Erdgas, Strom,
Erdöl) zwischen Tunesien und der EU
- Stärkung von Institutionen und Festlegung eines Aktions- und Finanzierungs-
plans.
90 OME ist ein Zusammenschluss von 30 Energieversorgungsunternehmen aus der EU und dem südlichen
und östlichen Mittelmeerraum.
Öko-Institut/LEC 76 BMZ/RE-EE MENA
CRESMED – Cost efficient and reliable rural electrification schemes for South Medi-
terranean countries based on multi-user Solar Hybrid grids (www.cresmed.org)
Ko-Finanzierung: DG Research, FP 6 (INCO)
Koordination: TRAMA Tecnoambiental (ES)
Partner: AFRISOL (MO), ADEME (FR), ARMINES (FR), CDER (MO),
CDER (DZ), Consultancy Unit (ES), FhG-ISE (DE), LSES
(RL), NERC (JO), SASSO (IT), Transénergie (FR)
Laufzeit: 1/2006 bis 6/2009
Ziele: Das Vorhaben konzentriert sich auf Technologien zur Elektrifizierung durch
Kleinstnetzwerke von Dörfern bzw. ländlichen Kommunen, Schulen und Gesund-
heitsposten mit Hilfe von Hybridsystemen auf der Basis RE und fossiler Energien.
Angepasste Systeme mit hoher Verlässlichkeit und zusätzlicher Fernerfassung sollen
für Marokko, Algerien, Jordanien und Libanon entwickelt werden.
- Weiterentwicklung von Systemkomponenten (Leistungsregler, Wasser- und Wind-
turbine) und Testeinsatz in Algerien
- Feldtest eines Komplettsystems in einem Dorf in Marokko.
Öko-Institut/LEC 77 BMZ/RE-EE MENA
Das Projekt trifft in Jordanien auf eine fast vollständige Elektrifizierung. Auch im Li-
banon ist die Elektrifizierungsrate hoch. Für die Verbreitung der Ergebnisse sollen
auch UNESCO und ESCWA eingebunden werden. Beteiligt ist von deutscher Seite
das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (FhG-ISE).
Ziele:
- Entwicklung eines Softwaretools für die technische und ökonomische Leistungs-
vorhersage integrierter Wasser- und Stromversorgungssysteme
- Das Tool soll den Anwendern eine schnelle Beurteilung möglicher technischer
Optionen bieten
- Im Vordergrund stehen Hybridsysteme mit Nutzung RE und fossiler Brennstoffe
- Projekt basiert auf früheren Erfahrungen des Middle East Desalination Research
Center.
Weitere EU-finanzierte Vorhaben:
● ADU-RES – Autonomous Desalination Units based on Renewable Energy Sys-
tems
● CDM-ANVIMAR – Analysis of Viability of CDM in the Mediterranean Area
● MED-NET OPET Network
● OPEN-GAIN - Optimal Engineering Design for Dependable Water and Power
Generation in Remote Areas Using Renewable Energies and Intelligent Automa-
tion
92 Die Frage, wie die beteiligten Institutionen die Ergebnisse dokumentiert und wie sich die Messbarkeit der
deutschen EZ-Beiträge (Zurechenbarkeitsproblem) verbessern ließe, konnte in den durchgeführten Arbeiten
aufgrund der verfügbaren (Zeit-)Ressourcen nicht systematisch untersucht werden.
93 Hier sind allerdings auch andere Gebereinrichtungen – von DANIDA bis Weltbank – entsprechend parallel
aktiv. Die erzielten Wirkungen sind somit nicht allein deutscher EZ geschuldet.
Öko-Institut/LEC 81 BMZ/RE-EE MENA
Der Ausbau der RE wird längerfristig stark durch die solare Stromerzeugung geprägt
sein (müssen), deren Bedeutung etwa 2050 die des fossilen Energieträgers Erdgas
erreichen und danach zum dominanten Energieträger werden soll (WBGU 2003).
Diese Entwicklung kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn gleichzeitig er-
hebliche Anstrengungen unternommen werden, den Anstieg des Primärenergiebe-
darfs entgegen dem derzeitigen Trend zu bremsen. Dazu ist eine erhebliche Aus-
weitung der Rolle der Energieeffizienz (EE) sowohl in Industriestaaten wie auch in
Entwicklungs- und Schwellenländern und sowohl bei der Energiebereitstellung
(Kraftwerke, Kessel usw.) wie auch auf der Nachfrageseite (Anwendungs- und Um-
wandlungstechnologien, Gebäude usw.) nötig.
Die deutsche EZ hat sich in der MENA-Region bei der EE schwerpunktmäßig auf die
Angebotsseite (Kraftwerksrehabilitation) konzentriert, nennenswerte Projekte auf der
Nachfrageseite sind nur vereinzelt bekannt 94 .
In diesem Kontext ist die Bedeutung der CSP-Technologie in der Region (vgl. Ab-
schnitt 7.4) und die dahingehenden Aktivitäten von KfW und BMU als Schlüssel zu
verstehen. Sie haben wichtige Beiträge für dieses Ziel erbracht, wie das Interesse an
der Potenzialumsetzung in Ägypten, Algerien, Jordanien, Marokko und Tunesien be-
legt. Weiterhin sind die EZ-Aktivitäten zur Verbreitung von PV-Systemen vor allem
im Bereich ländlicher Elektrifizierung in der MENA-Region erfolgreich und sowohl ihr
„uptake“ wie auch ihr „up-scale“ gelungen (Beispiel Marokko).
Ähnliches gilt für Windenergie und – mit Abstrichen – für solarthermische Warm-
wassererzeugung. Hier haben GTZ-Vorhaben zur Marktvorbereitung und Demonstra-
94 Zu nennen sind hier Aktivitäten der TZ im Rahmen von RE-Projekten, die auch EE umfassen (z.B. effizientere
Hammame in Marokko; effiziente Beleuchtung als Teil von PV-Programmen). EE-Vorhaben wurden in Jorda-
nien und Tunesien durchgeführt und aktuell für Marokko, zudem ist EE ein generelles Element von Energiebe-
ratungsprojekten auch in der MENA-Region.
Öko-Institut/LEC 82 BMZ/RE-EE MENA
96 So hat die GTZ in 2002 in Jordanien die Ausarbeitung eines nationalen Energiespargesetzes unterstützt.
97 Ausnahmen hiervon sind Programme zur PV-Verbreitung und SWH sowie einzelne Vorhaben zur Biomasse-
nutzung (Marokko).
Öko-Institut/LEC 83 BMZ/RE-EE MENA
Die Beiträge der deutsche EZ zu den Zielen Ressourcen- und Klimaschutz werden
dagegen quantitativ durch die Unterstützung des Windenergieausbaus und der Ver-
besserung der Energieeffizienz geprägt. Allerdings leisten in allen betrachteten Län-
dern (nachhaltige) erneuerbare Energien bislang nur einen sehr kleinen Beitrag zur
Primärenergieversorgung und somit zur Substitution fossiler Energien und Reduzie-
rung von CO2-Emissionen. Eine Trendumkehr bei der Zunahme des Energiebedarfs
ist bislang in keinem Land festzustellen.
Qualitativ – und langfristig - dagegen ist die deutsche Unterstützung für Effizienz-
maßnahmen ebenso wie für CSP von großer Bedeutung (siehe Abschnitt 7.4). Eine
Quantifizierung der Beiträge zur Zielerreichung findet in der deutschen EZ zu RE und
EE nur in wenigen Fällen statt – naturgemäß ist dies bei FZ-Projekten wie dem
Windkraftausbau einfacher als bei capacity building und Beratungsvorhaben, die nur
mittelbar Effekte zeigen.
99 Im Rahmen des EU-Verbundforschungsvorhabens NEEDS (New Energy Externalities Developments for Sus-
tainability) nimmt OME eine aktive Rolle zur Bestimmung externer Kosten der Öl- und Gasförderung ein und
koordiniert die Methodenarbeiten für Ägypten, Marokko und Tunesien. Im Herbst 2007 ist eine Konferenz zu
externen Kosten der Energie in Ägypten geplant (OME 2007a).
100 Dabei verfolgt die deutsche EZ richtigerweise nicht primär die direkte Implementierung von Klimaschutzzielen
in den Partnerländern, sondern setzt argumentativ auf Ressourcenschutz, Versorgungssicherheit, Zugang zu
Energie und positive Beschäftigungseffekte, die allerdings implizit zu erheblichen Klimaschutzeffekten führen.
Öko-Institut/LEC 85 BMZ/RE-EE MENA
dabei auch das neue Instrument „CDM“ aktiv nutzen. Entsprechend wurde dieses
Instrument in die deutsche EZ eingebunden. Dessen ungeachtet gilt aber in der ME-
NA-Region, dass – mit Ausnahme von Marokko (Arderiu 2006) und Tunesien (Ben
Arfa 2006) – bislang nur wenige CDM-Projekte registriert wurden und dabei Energie-
effizienz bisher keine Rolle spielt.
Ein Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern der Region zu CDM fehlt, und der
Privatsektor (insb. Banken) ist bislang nur zögernd an der Finanzierung beteiligt (vgl.
UNEP 2006b).
Die Unterstützung durch die deutsche EZ (insb. GTZ, partiell auch CDM- und PPP-
Aktivitäten des BMU) für die Entwicklung nationaler Institutionen und Regulierungen
sowie zur Konzeptionierung von CDM-Projekten in der Region ist erfolgreich und
sollte daher fortgeführt werden. Dabei sind weiterhin Kooperationen mit den regiona-
len Akteuren (Plan Bleu, OME, EU-Programme) sinnvoll.
6.2.3 Finanzierung: Dezentrale „ownership“ und mainstreaming großer Inves-
titionen
Die deutschen EZ-Erfahrungen mit – früher vorwiegend - dezentralen RE-
Technologien (Biomasse, Kleinwasserkraft, SHS) im Kontext der ländlichen Elektrifi-
zierung und der Haushaltsenergieprogramme haben gezeigt, dass die Partizipation
der Partner vor Ort nicht nur in Projekten, sondern auch und gerade in die Finanzie-
rung und Verbreitung notwendige Elemente zur Erzeugung von „ownership“ und da-
mit der Dauerhaftigkeit und des Erfolgs von RE-Vorhaben darstellen. Dies gilt zudem
auch für das capacity building im Hinblick auf Einrichtungen für F&E, Beratung und
Aus- und Weiterbildung bei RE in den Partnerländern.
Die deutsche EZ hat gute Erfahrungen mit der anteiligen Finanzierung – von Klein-
krediten über EVU-Beteiligungen bis hin zu staatliche Budgets und Fonds zur Ko-
Finanzierung – solcher Vorhaben gemacht, wie die im Kapitel 3 aufgeführten Län-
deraktivitäten zeigen.
Parallel hierzu hat die deutsche EZ in der MENA-Region auch erfolgreich zum
„mainstreaming“ von größeren RE-Vorhaben mit Einzelinvestitionen von über 100
Mio. € beigetragen, was sich z.B. bei der Windenergie in Ägypten und Marokko zeigt.
6.2.4 Regionale Kooperation zu RE und EE: Langer Atem und starke Geber
Die deutsche EZ hat in der Vergangenheit primär den Auf- und Ausbau von RE in
den einzelnen Ländern der MENA-Region über bilaterale Vorhaben fokussiert und
dabei entsprechendes capacity und institution building mit den einzelnen Partnern
vorangetrieben. Parallel hierzu unterstützen einzelne andere Geber aus der EU (Mit-
gliedsländer und Kommission) eine Reihe von Vernetzungsaktivitäten zu RE (und mit
MED-ENEC auch sektorbezogen zu EE), die primär Kooperationen zwischen den
MENA-Ländern einerseits und europäischen Partnern andererseits zum Ziel haben
und auch den Privatsektor gezielt einzubeziehen versuchen.
Öko-Institut/LEC 86 BMZ/RE-EE MENA
In den letzten Jahren hat sich die deutsche EZ – hier vor allem die GTZ – sowie das
BMU aktiv und erfolgreich an diesen Vernetzungsaktivitäten zu RE (und EE) in der
MENA-Region beteiligt. 101
Die Erfahrungen zeigen, dass solche Aktivitäten insbesondere dann erfolgreich sind,
wenn sie längerfristig angelegt, durch starke Geber unterstützt und durch Partnerleis-
tungen „eingebettet“ werden können.
Die seit einigen Jahren von Seiten der EU-Staaten ES und IT (sowie im Nahen Osten
auch UK) gezielt und vor allem bilateral vorangetriebenen Kooperationen mit (einzel-
nen) MENA-Ländern zur RE-Entwicklung bieten dabei die Chance, zusammen mit
der (noch weiter zu fokussierenden) EU-Nachbarschaftspolitik und UN-Einrichtungen
diese Aktivitäten auch durch deutsche EZ-Beiträge voranzutreiben und auszuweiten.
Bei der EE ist dagegen – mit Ausnahme von MED-ENERC – eine Konzertierung von
Akteuren auf Projektebene in der Region noch unterentwickelt.
6.2.5 Technologieentwicklung und EZ: von endogenen Potenzialen zum Welt-
markt
Die genannten bilateralen Aktivitäten vor allem von ES und IT (und jüngst auch FR)
und der EU liegen auch darin begründet, dass mit dem Erfolg von RE in der MENA-
Region einerseits und den hohen Potenzialen dort (vgl. nächstes Kapitel), der gene-
rellen Preisentwicklung für fossile Energien sowie gestiegenem Interesse an Fragen
der Versorgungssicherheit anderseits die RE nicht mehr nur als endogene Optionen
zur Entwicklung der Partnerländer gesehen werden, sondern seit Ende der 1990er
Jahre auch strategisch unter den Gesichtspunkten
- der Technologieentwicklung in den Geberländern (Wind, PV, CSP) und
- des Handels mit RE, d.h. Exporten aus der MENA-Region nach Europa.
Während sich die deutsche EZ sowie deutsche F&E-Organisationen und der Privat-
sektor bereits früh – und durchaus erfolgreich – mit dem ersten Aspekt beschäftig-
ten, wird der zweite Aspekt vor allem durch ES, IT und die EU-Kommission themati-
siert und trifft zunehmend das Interesse der Partner. Von deutscher Seite hat vor al-
lem das BMU diese Frage aktiv in der MENA-Region aufgegriffen.
Die deutsche EZ hat bislang – anders als etwa im südlichen oder östlichen Afrika -
noch kein explizites Konzept zur stromwirtschaftlichen Kooperation in der MENA-
Region oder auch zum Handel zwischen MENA und EU. Durch die enge Verknüp-
fung dieser Frage mit dem Auf- und Ausbau von RE - insbesondere Wind und So-
larenergie – könnte die deutsche EZ hier wichtige Akzente setzen und dabei auf die
langjährige Erfahrung sowohl mit den Partnern als auch mit der eigenen Technolo-
gieentwicklung setzen (vgl. dazu vor allem Abschnitt 7.4).
101 Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass Deutschland sehr prominent globale Vernetzungsaktivitäten zu RE
unterstützt – von internationalen RE-Konferenzen über REN21 und IEA-Vorhaben bis hin zum Engagement
für eine globale RE-Einrichtung bei der UN (International Renewable Energy Agency - IRENA).
Öko-Institut/LEC 87 BMZ/RE-EE MENA
Im Hinblick auf die in Deutschland seit einigen Jahren besonders adressierte Ent-
wicklung von Technologien zur nachhaltigen Abfallwirtschaft und die dahingehende
Rolle von biogenen Abfällen als energetischer Ressource könnte – mehr als bislang
von der deutschen EZ thematisiert – ein tendenziell wichtiges Feld für weitere Aktivi-
täten liegen.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sowohl von Seiten der deutschen EZ-
Institutionen wie auch auf Seiten der Partnereinrichtungen und anderer Geber die
hier besonders relevante sektorübergreifende Entwicklung von Technologien, In-
strumenten und Projekten noch wenig gelingt 102 .
Die von der deutschen EZ in anderen Regionen – z.B. Südostasien 103 , Argentinien
und Uganda – aktiv und erfolgreich betriebene EE-Politik zeigt, dass auch relevante
Technologien und Politikinstrumente auf der Nachfrageseite entwickelt, demonstriert
und verbreitet werden können, wenn entsprechend längerfristige Konzepte verfolgt
und geeignete Partnerstrukturen aufgebaut werden.
102 Dies gilt allerdings auch für die – ja durchaus komplexen – Fragen der sektorübergreifenden Integration von
biogenen Abfall- und Reststoffen in Deutschland.
103 Hier stellvertretend für viele: Der Effizienzfonds in Thailand und die Beratungs- und Contractingaktivitäten
von TERI Bangalore in Indien.
Öko-Institut/LEC 88 BMZ/RE-EE MENA
Quelle: TREC (2006b); die Potenzialangaben für „solar“ beziehen sich auf das technische Potenzial;
zum Vergleich: Die Stromerzeugung in DE liegt derzeit bei 600 TWh.
104 Für eine Abschätzung der marktnahen Potenziale in den nächsten Jahren siehe Claus/Mostert (2007).
Öko-Institut/LEC 89 BMZ/RE-EE MENA
Biomasse, Geothermie sowie Wasser- und Windkraft haben ähnlich hohe Potenziale,
während die Solarenergie diese um mehr als den Faktor 100 übersteigt.
Da die RE-Potenziale zur Stromerzeugung aus Solar- sowie z.T. Wasser- und Wind-
energie auch langfristig den endogenen Bedarf der Region stark übersteigen,
wächst das Interesse an der Region als potenziellem Exporteur auch von RE-
Strom 105 .
Mehrere – von deutscher Seite unterstützte – Studien haben die dahingehenden Op-
tionen bereits seit längerem im Blick. Das folgende Bild zeigt die prinzipielle regiona-
le Verteilung der möglichen RE-Stromerzeugung sowie die schematische Einbindung
in ein überregionales Stromverbundnetz.
Solar
Wind
Hydro
Geothermal
Biomass
EURO-MED
possible
further inter-
connections
105 Bislang ist die Region vor allem durch Stromexporte aus fossilen Energien (insb. Erdgas) geprägt, wobei hier
Ägypten und Algerien die Hauptexporteure und ES sowie IT die Hauptimporteure sind.
Öko-Institut/LEC 90 BMZ/RE-EE MENA
Import Solar
30
Photovoltaics
Electricity Cost [c/kWh]
25 Wind
Wave / Tidal
20
Biomass
15 Geothermal
Hydropower
10
CSP Plants
5 Coal
Oil
0 Gas
2000 2010 2020 2030 2040 2050
Nuclear
Year
Die in der Grafik stark ansteigenden Kostenkurven für Strom aus Erdgas und Öl sind
für die MENA-Region besonders relevant, da diese fossilen Energieträger heute –
zusammen mit Kohle und großer Wasserkraft - den Hauptteil der Stromerzeugung
ausmachen. Die stark fallenden Kostenkurven für Strom aus Geothermie und Solar-
energie (PV, CSP) beruhen auf der Wirkung von sog, Lernkurven, die einen quanti-
tativen Zusammenhang zwischen der Dynamik der Markterschließung von Techno-
logien einerseits und deren durch Innovation und „economies of scale“ geprägten
Investitionskosten andererseits herstellen.
Die folgende Abbildung zeigt drei Beispiele für Lernkurven von RE-Strom-
erzeugungstechnologien.
106 Zu den technologischen und energiewirtschaftlichen RE-Perspektiven in den einzelnen MENA-Ländern siehe
Kapitel 3.
Öko-Institut/LEC 91 BMZ/RE-EE MENA
107 Dabei ist zu beachten, dass die in den letzten Jahren zu beobachtenden Kostensteigerungen bei CSP und
Wind vorwiegend durch Preissteigerungen bei Einsatzmaterialien (vor allem Stahl) bedingt wurden, die sich
ceteris paribus auch auf fossile Kraftwerke auswirken und somit das Kostenniveau insgesamt erhöhen. Bei
PV-Systemen beruhen Kostensteigerungen auf der erhöhten Nachfrage für electronic-grade Silizium, das
auch im weiter wachsenden Markt für IT-Geräte Verwendung findet. Mittlerweile sind Investitionen in neue
Produktionskapazitäten für hochreines Silizium erfolgt, und auch Investitionen in die PV-Produktion mit weni-
ger S-Bedarf (Dünnschicht) sowie solche ohne Silizium finden statt.
Öko-Institut/LEC 92 BMZ/RE-EE MENA
108 Unter diesen Verhältnissen können auch PV-Systeme (vgl. Abschnitt 7.6) bereits marktnah sein.
Öko-Institut/LEC 93 BMZ/RE-EE MENA
Bild 10 CSP-Technologievarianten
109 Entsprechende Aktivitäten gibt es in Ägypten, Algerien und Marokko (s. Länderübersicht). Auch Tunesien
interessiert sich für CSP, allerdings ist die Netzeinbindung derzeit (nach KfW) eher problematisch.
Öko-Institut/LEC 94 BMZ/RE-EE MENA
Die Parabolrinnen-Kraftwerke (parabolic trough) sind seit den 1980er Jahren erfolg-
reich in Kalifornien in Betrieb und werden in Europa kontinuierlich durch u.a. die
deutsch-spanische Forschungskooperation auf der Plataforma Solar de Almería
(PSA) fortentwickelt. Dort wurde auch der Solarturm (solar tower) mit Spiegelfeld und
zentralem Receiver getestet, der parallel in den USA erforscht wird 110 .
Die Hohlspiegel-Variante mit Stirlingmotor (parabolic dish) ist für kleinere Anlagen-
größen entwickelt worden und findet sich ebenfalls auf der PSA. Einzelne Erprobun-
gen dazu fanden auch in Ägypten statt. Erst seit kurzem wird das Konzept der linea-
ren Fresnel-Kollektoren diskutiert, das von der Firma Solarmundo entwickelt wurde.
Ob und in wieweit Fresnel-Kollektoren kostengünstig sind und sicher betrieben wer-
den können, untersucht – gefördert vom BMU – die DLR in einer 1-MW-Anlage auf
der PSA in Spanien (DLR 2007).
Die Marktdynamik für CSP-Systeme wurde in den letzten Jahren durch Investitionen
in Südeuropa und USA neu angeschoben. Bei Marktvolumina deutlich über 1.000
MW könnten CSP-Systeme bei steigenden fossilen Energiepreisen schon vor 2020
konkurrenzfähig werden, wie die folgende Abbildung zeigt.
perspective
50 IEA
scenario
40
30
20
10
0
1 10 100 1000 10000 100000 1000000
Installed Capacity in MW and 1000 m³/d
110 Aus Sicht der Autoren wird das Solarturm-Konzept aufgrund systemimmanenter Restriktionen (zentraler
Receiver, aufwändige Spiegelnachführung) sich weniger dynamisch entwickeln als das Parabolrinnen-
Konzept. Dies wird durch die gegenwärtigen Investitionspläne bestätigt.
Öko-Institut/LEC 95 BMZ/RE-EE MENA
Unter dieser Annahme würde auch ein Solarstromimport aus der MENA-Region att-
raktiv, wie die folgende Tabelle verdeutlicht.
Ein „Fahrplan” zur Realisierung der notwendigen Senkung der Investitionskosten von
CSP wurde von Seiten der Weltbank vorgelegt und sieht bei konsequenter Marktein-
führung um das Jahr 2025 eine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber fossiler Erzeugung:
„The technology has the potenzial to be cost-competitive within 10 to 25 years, and
has the potenzial to be a significant electrical power option for developing countries,
which often have abundant solar resources. With hybridization and thermal energy
storage, solar thermal power is dispatchable power that helps to support grid stabil-
ity”. (zit. n. WB-GEF 2006, S. 21).
Diesen Fahrplan zeigt die folgende Grafik.
Öko-Institut/LEC 96 BMZ/RE-EE MENA
GEF und die deutsche KfW sind an der Global Market Initiative for Concentrating So-
lar Power (GMI) beteiligt, die in 2002 beim Weltklimagipfel in Johannesburg von der
UNEP als offizielles PPP-Programm anerkannt wurde. Auf der renewables2004-
Konferenz in Bonn unterzeichneten die Regierungen Algeriens, Ägyptens, Marokkos,
Jordaniens, Italiens und Spaniens sowie Deutschlands jeweils bilaterale Abkommen
zur Förderung der CSP.
TREC als Motor für CSP in der MENA-Region
Die Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC) wurde in 2003
vom Club of Rome, dem Verein Hamburger Klimaschutz Fonds und dem National
Energy Research Center (NERC) in Jordanien gegründet, um die Übertragung sau-
berer Energie vornehmlich aus Wüstenregionen (Mittelmeer, Sahara, Ägypten, arabi-
sche Halbinsel) nach Europa zu propagieren. In Zusammenarbeit mit dem Deut-
schen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurde das sogenannte DESERTEC-
Konzept erarbeitet. 111 Mittlerweile gehören dem TREC-Gremium verschiedenste
Repräsentanten staatlicher und nicht-staatlicher Institutionen vor allem aus dem For-
schungsbereich in MENA-Ländern (Algerien, Bahrain, Dubai, Ägypten, Jordanien,
Libyen, Marokko, Palästinensische Gebiete, Tunesien, Jemen) und EU-
Mitgliedsstaaten (Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, Nieder-
lande, Spanien, Schweiz, Großbritannien) an.
In Deutschland beteiligen sich an dem Netzwerk unter anderem Vertreter des Wup-
pertal-Instituts, des Umweltbundesamtes sowie verschiedener Forschungsinstitute
und aus der Privatwirtschaft. Nach dem DESERTEC-Konzept soll der Ausbau von
Windkraft und CSP in der MENA-Region forciert werden, um ab 2020 per Gleich-
stromübertragung Strom nach Europa exportieren zu können (s. folgendes Bild).
Im Rahmen von TREC und im Auftrag des BMU wurden zwei Studien erstellt, die
sich mit dem RE-Potenzial in der MENA-Region, dem erwarteten Bedarf für Wasser
und Strom in der EU und in MENA sowie dem Potenzial für den Aufbau von Übertra-
gungsleitungen zwischen MENA und der EU beschäftigt haben (DLR 2005+2006).
Nach diesen Studien sind geringe Wüstenflächen ausreichend, um mittels CSP den
Strombedarf der EU und der MENA-Region inklusive Meerwasserentsalzung abzu-
decken. Zusätzlich ließen sich Windpotenziale in Marokko und am Roten Meer er-
schließen.
Durch den Aufbau einer (technologisch bereits ausgereiften) Gleichstromübertragung
mit mehreren Verbindungen könnten die Übertragungsverluste auf 10-15% begrenzt
werden, was jedoch durch die hohe Solareinstrahlung mehr als kompensiert würde.
Öko-Institut/LEC 98 BMZ/RE-EE MENA
Perspektivisch ließen sich nach TREC in 2050 10-25% des Strombedarfs in der EU
durch Importe aus Wüstenregionen decken. Nach DLR-Schätzungen könnten die
Kosten für CSP-Strom bei einem entsprechenden Marktvolumen für derartige Anla-
gen von gegenwärtig 9-22 €-ct/kWh auf etwa 4-5 €-ct/kWh zum Zeithorizont 2030
gesenkt werden 112 .
Große Hoffnungen in Richtung Kostenreduzierung werden dabei auf die Projekte ge-
legt, die sich momentan vor allem in Spanien und den USA, aber auch in einigen
MENA-Ländern (Marokko, Algerien, Ägypten) in Vorbereitung, Umsetzung oder Pla-
nung befinden (siehe Liste im Anhang).
Nach jüngsten Informationen 113 befinden sich alleine für Spanien solarthermische
Kraftwerksprojekte mit einer Gesamtkapazität von fast 1.600 MW in der Realisierung
bzw. Vorbereitung (wovon allerdings bisher nur 161 MW fertig gestellt sind bzw. sich
im Bau befinden). Der gesamte Investitionsaufwand für CSP-Anlagen in der MENA-
Region und Übertragungsleitungen würde bis 2050 knapp 400 Mrd. € betragen, da-
von gut 90% für CSP-Systeme, die dann insgesamt etwa 100 GW installierter Leis-
tung aufweisen würden.
Das TREC-Netzwerk schlägt als erste Maßnahme den Bau einer Gleichstromüber-
tragung für 10 GW bis 2020 vor, zu geschätzten Investitionskosten von 5 Mrd. €. Ei-
ne derartige Initiative sollte über einen energiepolitischen Dialog mit den beteiligten
Ländern eingeleitet werden. 114
Als Modell zur Lösung akuter politischer und sozialer Probleme propagiert TREC au-
ßerdem den Aufbau einer kombinierten Anlage zur Stromerzeugung und Meerwas-
serentsalzung zur Versorgung des Gaza-Streifens, die in der Küstenregion der ägyp-
tischen Sinai-Halbinsel platziert werden könnte. Die Kosten werden auf etwa 5 Mrd. €
geschätzt.
Als zweites Projekt wird der Aufbau einer ähnlichen solaren Meerwasserentsalzung
am Roten Meer befürwortet, mit der die jemenitische Hauptstadt Sanaa versorgt
werden könnte, deren Grundwasserressourcen in etwa 15 Jahren erschöpft sein
dürften.
Eine BMU-geförderte Grundsatzstudie der DLR prüfte die Möglichkeiten zur Ver-
knüpfung solarer Stromerzeugung und Meerwasserentsalzung (DLR 2007), die wei-
teren Schritte zur Realisierung werden wesentlich von der Finanzierung abhängen.
112 Hier sei angemerkt, dass sich die aktuellen Kosten entsprechend der spanischen Vergütungsregelung
(26,93 €-ct/kWh über 25 Jahre bei Wahl des festen Tarifes) eher im oberen Bereich der angegebenen Preis-
spanne bewegen. Eine Senkung auf etwa ein Viertel der momentanen Kosten ist deshalb nur unter äußerst
günstigen Voraussetzungen zu erwarten. Allerdings dürften auch die Erzeugungskosten bei fossilen Kraftwer-
ken in der EU in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen.
113 Zeitschrift „Neue Energie“, 10/2007
114 Zu Status und Perspektiven der Verknüpfung der elektrischen Übertragungsnetze im Mittelmeerraum, inklu-
sive der Untersuchungen und Planungen zur Gleichstromübertragung siehe insbesondere OME (2007c).
Öko-Institut/LEC 99 BMZ/RE-EE MENA
lungskosten erforderlich sind. Inwieweit dies in den nächsten Jahren erreichbar sein
wird, ist aus heutiger Sicht offen115 .
Die weitere Verbreitung von PV-Systemen in „Nischen“ mit hohen Grenzkosten für
alternative Systeme hängt zudem wie die solare Kühlung von der Tarifgestaltung für
Strom und Diesel (z.B. für Wasserpumpen) sowie von der Einkommensentwicklung
in peripheren Räumen ab. Die Verbreitung von Solar Home Systems (SHS) als Bei-
trag zur ländlichen Elektrifizierung ist in diesem Kontext zu sehen 116 .
Die solare Meerwasserentsalzung bietet ein weiteres Einsatzgebiet für RE, das
grundsätzlich von hohem Potenzial in der Region geprägt ist, jedoch entscheidend
von Kostensenkungen nicht nur auf Seiten der Solarfelder, sondern auch der Entsal-
zungsanlagen selbst abhängt. Im Zuge der Entwicklung der solarthermischen Stro-
merzeugung ist zu erwarten, dass die CSP-Technologien spin-offs für die solarge-
stützte Entsalzung erbringen (DLR 2007a; Trieb 2007), jedoch ist bislang die Tech-
nologieentwicklung auf Seiten druckarmer Mittel- und Niedertemperatursysteme für
die Entsalzung eher verhalten. Ein von deutscher Seite gefördertes Projekt mit Jor-
danien und Israel soll zur Klärung der weiteren Entwicklungsfragen dienen, wobei
neben CSP auch PV-gestützte und nichtkonzentrierende thermische Entsalzungsver-
fahren untersucht werden (DLR 2007c).
Das zuvor Gesagte gilt auch für die solare Trocknung, deren Marktpotenzial in eini-
gen Ländern der Region (Marokko, Tunesien) im Zuge der verstärkten landwirt-
schaftlichen Exportorientierung und höherer Verarbeitungstiefe von Lebensmitteln
zunehmen wird.
Offen ist auch, inwieweit die dezentrale Wasserkraft in ländlichen Räumen weiter
ausgebaut werden kann. Hier sind neben Kosten- und Umweltfragen vor allem die
durch den Klimawandel bedingten Unsicherheiten über die künftige Entwicklung der
Niederschlagsmengen und deren räumliche und zeitliche Verteilung maßgeblich.
Mit hoher Sicherheit kann dagegen die Nutzung von RE im Bereich mariner Syste-
me (Gezeiten- und Wellenenergie) für die MENA-Region (evtl. mit Ausnahme Marok-
kos) ausgeschlossen werden, da sowohl wegen des geringen Tidenhubs als auch
der massiven Restriktionen durch küstennahe Aktivitäten (Schifffahrt, Tourismus)
diese potenziell interessanten Technologien kaum nennenswert verbreitet werden
können.
115 Die weitere Entwicklung der PV-Systeme wird dabei kaum durch das MENA-Marktpotenzial beeinflusst, son-
dern entscheidend durch die Markteinführungs- und –stützungsprogramme in den Industrieländern. Die Rolle
des EEG in Deutschland und entsprechender Regelungen in anderen EU-Staaten sowie die PV-Förderung in
Japan und den USA geben die Anreize für anwendungsnahe F&E-Aktivitäten, die für weitere Fortschritte ent-
lang der PV-Lernkurve erforderlich sind.
116 Hier gilt zu beachten, dass in wenigen Jahren in der MENA-Region (mit Ausnahme von Jemen) die Elektrifi-
zierungsrate praktisch überall 100% betragen wird, wozu PV-Systeme in einigen Ländern (vor allem Marokko)
einen signifikanten Beitrag leisten.
Öko-Institut/LEC 101 BMZ/RE-EE MENA
117 Erhebliche EE-Potenziale sind auch bei der (individuellen) Mobilität sowie bei Gütertransporten zu vermuten.
118 Dies gilt aus Sicht der Autoren noch mehr für dezentrale Kraft-Kälte-Kopplung, die ein erhebliches Potenzial
auf Basis von heißgekühlten Dieselmotoren (mit Erdgaseinsatz) in Kombination mit Absorptionskältemaschi-
nen aufweisen und parallel als Notstromaggregate fungieren können.
Öko-Institut/LEC 102 BMZ/RE-EE MENA
Die ökologischen Leitplanken stehen für globalen Klimaschutz (2°C-Grenze für zu-
sätzliche Erwärmung in diesem Jahrhundert), Minderung der (lokalen) Luftver-
schmutzung und Reduktion von dadurch bedingten Gesundheitsschäden sowie
Schutz von Ökosystemen (BMZ 2007).
119 Für die Palästinensischen Gebiete erscheinen die Überlegungen dagegen weniger geeignet, da hier auf-
grund der politischen Unsicherheiten und Instabilitäten ein Aufbau kostenintensiver Infrastrukturen – wie dies
RE in der Regel darstellen – erst nach einer belastbaren Friedensregelung sinnvoll erscheinen.
Öko-Institut/LEC 103 BMZ/RE-EE MENA
Der Energiesektor trägt aufgrund seiner vielfältigen direkten und indirekten Verknüp-
fungen zu fast allen Lebensbereichen und in besonderer Weise auch zu anderen ge-
sellschaftlichen Zielen bei, wie folgende Abbildung zeigt.
120 Dieser Vorschlag erfolgt auf dem Hintergrund der mittelfristig prognostizierten Kostensenkungen in der Tech-
nologie (s. EPIA 2007), die eine Einführung im Gebäudebestand über eine net-metering-Regelung ohne in-
krementelle Kosten für das Energiesystem in einigen Ländern mit nicht-subventionierten Elektrizitätspreisen
sinnvoll erscheinen lassen
121 Kostenorientierte Strompreisbildung, Anreizregulierung und Stärkung von Privatinvestition in RE sind auch für
die MENA-Länder ohne die An- bzw. Einbindung in die EU-Energiewirtschaft sinnvoll, jedoch erscheint der
mögliche „Hebel“ der deutschen EZ in Bezug auf die jeweils nationale Umsetzung größer, wenn dies mit der
EU-Kooperation verbunden wird.
Öko-Institut/LEC 105 BMZ/RE-EE MENA
122 Dazu zählen auch die verbindliche Einführung von Energieberatungen (energy audits)
123 Dabei wird angenommen, dass der wichtige Gebäudebereich durch das MED-ENEC-Vorhaben bereits abge-
deckt wird. Sollte dieses Vorhaben keine adäquate Umsetzung finden (die Pilotprojekte befinden sich ja gera-
de in der Konzeption), so wäre der Gebäudebereich ein weiteres Thema.
Öko-Institut/LEC 106 BMZ/RE-EE MENA
• der Aufbau und die Verbreitung von gewerblichem Engagement im Bereich der
solaren Warmwasserbereitung (sowie mittelfristig der solaren Kühlung) 124
• Unterstützung bei der emissionsarmen Erfassung und Nutzung biogener Abfall-
bzw. Reststoffe sowie beim energieeffizienten Einsatz von Biomasse durch
marktnahe Kooperationen auf der Ebene von KMU 125 .
Dabei wird unterstellt, dass neben der technischen Entwicklung der regulative Kon-
text sowie die Qualifikation lokalen Personals entscheidende Größen für die erfolg-
reiche Verbreitung von RE (und auch EE) darstellen.
Die relevanten Arbeitsfelder in der MENA-Region im Bereich EE mit zukünftig erhöh-
tem Bedarf an (deutscher) EZ sind nach der vorliegenden Analyse
• kurz- und mittelfristig die Weiterentwicklung, Demonstration und Verbreitung von
effizienten Klimatisierungssystemen, möglichst in Kombination mit Kraft-Kälte-
Kopplung
• die Konzeptionierung und Implementierung von regulativen Anreizen für EE sowie
von Standards (z.B. für Geräte, Gebäude und sonstige Anwendungen);
• der Aufbau institutioneller Kapazitäten zur Beratung unterschiedlicher Verbrau-
chergruppen und zur Durchführung von Aufklärungskampagnen und Förderpro-
grammen;
• die Einführung neuer Finanzierungsquellen und –instrumente (z.B. EE-Fonds)
sowie die Demonstration nachfrageseitiger EE-Programme als CDM-Projekte 126 ;
• die Etablierung von Modellen zur Umsetzung von EE-Maßnahmen durch Dritte im
Rahmen von Contracting-Lösungen.
124 Gewerbliches Engagement ist hier spezifisch für die Produktions-, Vertriebs- und Wartungsaufgaben solar-
thermischer Systeme gemeint als mögliches Feld endogener Wirtschaftsentwicklung.
125 Der KMU-Fokus liegt an den spezifischen Bedingungen der Bioenergietechnologien: hohe Vielfalt, geringe
Stückzahl, Anpassung an lokale Bedingungen. Ergänzend sind auch „größere“ Systemanbieter, abfallwirt-
schaftliche Unternehmen sowie überregionale Energieversorger als Partner möglich. Die KMU-Orientierung
leitet sich primär aus der Struktur entsprechender deutscher Unternehmen ab, die als Partner gewonnen wer-
den sollen.
126 vgl. dazu näher den Vorschlag in ESMAP (2007)
Öko-Institut/LEC 107 BMZ/RE-EE MENA
8.4 Arbeitsteilung mit der EU für die Entwicklung von RE und EE in der
MENA-Region
Die anzustrebende Arbeitsteilung – im Sinne der Schwerpunktsetzung - mit der EU in
der MENA-Region im Bereich RE bezieht sich vor allem auf folgende Bereiche:
• Steigerung und Verstetigung des Windenergieausbaus: bilateral;
• CSP und PV -Demonstration und Markteinführung: gemeinsame Initiative mit den
EU-Mittelmeeranrainern (insb. ES, GR, IT), EU sowie Ko-Finanzierung;
• Förderung energiewirtschaftlicher Reformen und Öffnung von Märkten für Investi-
tionen des Privatsektor: bilaterale Beratung, gemeinsame „Außenpolitik“ mit der
EU;
• Projektbezogene Förderung und Finanzierung: Abstimmung von ENP-Initiativen
und Programmen mit bilateralen Vorhaben sowie Ko-Finanzierung von ENP-
127 Deutsche Firmen sind bei CSP-Technologien derzeit sehr gut positioniert. So ist die Firma Flabeg weltweit
einziger Lieferant von hochpräzisen Solarreflektoren für Parabolrinnen-Kraftwerke. Die Absorberelemente
für derartige Kraftwerke werden global außer von der Schott AG nur noch von einem israelischen Hersteller
angeboten. Die Firma Solar Millenium AG und deren Tochter Flagsol GmbH sind (neben dem spanischen
Konkurrenten Abengoa und deren Tochter Solúcar Energía) führend bei der Entwicklung und dem Enginee-
ring solarthermischer Kraftwerke und aktuell an drei derartigen Anlagen in Spanien beteiligt.
128 Bei Solarwärme interessieren erster Linie Systemen mit Zwangsumlauf und große, dachintegrierte Anlagen
sowie der Bereich der Fertigungstechnik, der Qualitätsstandards (Zertifizierung) und der Ausbildung.
Öko-Institut/LEC 108 BMZ/RE-EE MENA
Projekten durch deutsche FZ, sofern in Abschnitt 8.1 genannte Themen und in
Abschnitt 8.2 genannte Arbeitsfelder betroffen sind.
Ein EE-Schwerpunkt sollte durch die Replikation des MED-ENEC-Projekts für andere
Sektoren gebildet werden. Hier sind gemeinsame Anstrengungen mit EU, EIB und
Weltbank sowie ggf. der GEF sinnvoll.
Das in Gründung befindliche Zentrum für EE und RE in Ägypten sollte dabei eine
zentrale Rolle spielen und bedarf weiterer Unterstützung durch bi- und multilaterale
Initiativen.
129 Hier ist vor allem die Verwendung der Mittel aus der Versteigerung von CO2-Emissionszertifikaten relevant.
Das BMU wird im Frühjahr 2008 entsprechende Richtlinien erarbeiten. Hier sollte sich das BMZ für die Auf-
nahme entsprechender Formulierung zu Ko-Finanzierung einsetzen.
130 Die ab Mitte 2008 anstehende französische Ratspräsidentschaft wird einen Schwerpunkt auf die mediterrane
Kooperation legen.
Öko-Institut/LEC 109 BMZ/RE-EE MENA
REN21 (Renewable Energy Policy Network for the 21st Century) 2006: International
Action Programme – Jordan; Paris www.ren21.net
Schott (Schott AG) 2005: SCHOTT Memorandum zur solarthermischen Kraftwerks-
technologie; Mainz www.schott.com/solar
TREC (Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation) 2006a: Mit der Ener-
gie der Wüsten gegen Klimawandel und Energieknappheit
www.trecers.net/downloads/deserts_de.pdf
TREC (Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation) 2006b: Deserts as
sustainable powerhouses and inexhaustible waterworks for the world; Gerhard
Knies, presented at the Global Conference on Renewable Energy Approaches
for Desert Regions [GCREADER], Le Royal Hotel Amman, Jordan, 18-22 Sep-
tember 2006
Trieb, Franz (2007): Concentrating Solar Power for Seawater Desalination; pre-
sented at the MENAREC-4 Conference, Damascus, June 20-24, 2007
UNEP (United Nations Environment Programme) 2006a: Energy savings and renew-
ables: very large potenzial in the Mediterranean; Blue Plan Notes No. 3
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UNEP (United Nations Environment Programme) 2006b: Sub-regional workshop:
CDM in the southern Mediterranean countries: strengths and weaknesses,
challenges and prospects - links with the EE & ER projects; Paris, May 5,
2006 - Summary report; Paris
UNEP (United Nations Environment Programme)/OME (Observatoire Méditerranéen
de l’Energie) 2006a: Energy Prospects in the Mediterranean Region up to
2020 www.planbleu.org/publications/OME_regional_study_2006.pdf
UNEP (United Nations Environment Programme)/OME (Observatoire Méditerranéen
de l’Energie) 2006b: Energy savings and renewables: very large potenzial in
the Mediterranean; Blue Plan Notes no. 3 (2006) www.planbleu.org
UNEP (United Nations Environment Programme) 2007a: Plan Blue, Energy Effi-
ciency and Renewable Energy, Syria – National study, March 2007 (Beitrag
von Ashraf Kraidy, National Energy Research Center - Syria)
UNEP (United Nations Environment Programme) 2007b: Plan Bleu, Efficacité Éner-
gétique et Énergie Renouvelable, Tunisie – Résumé de l’étude nationale,
Mars 2007 (Beitrag von M. Samir Amous, APEX Conseil)
UNEP (United Nations Environment Programme) 2007c: Current Status of Renew-
able Energies in the Middle East – North African Region; Ali Al-Karaghouli;
sponsored by BMU
UNEP (United Nations Environment Programme) 2007d: Plan Blue, Efficacité Éner-
gétique et Énergie Renouvelable, Maroc – Etude nationale, Octobre 2007
(Beitrag von M. Mohamed Berdai, Centre de Développement des Energies
Renouvelables)
UNEP (United Nations Environment Programme) 2007e: Plan Blue, Energy Efficien-
cy and Renewable Energy, Egypt – National study, March 2007 (Beitrag von
Rafik Youssef Georgy, New and Renewable Energy Authority, und Adel Taw-
Öko-Institut/LEC 114 BMZ/RE-EE MENA
Abkürzungsverzeichnis
AA Auswärtiges Amt
ADEREE Agence des Énérgies Renouvelables et de l’Éfficacité Énérgeti-
que (Marokko)
AfD Agence Française de Développement
AfDB African Development Bank
ALMEE Association Libanaise pour la Maîtrise de l’Énergie et de
l’Environement
ANER Agence Nationale des Énergies Renouvelables (Tunesien)
ANME Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Énergie (Tunesien)
AT Länderkürzel für Österreich
BASE Basel Agency for Sustainable Energy
BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
BE Länderkürzel für Belgien
BIP Brutto-Inlandsprodukt
BMBF Bundesministerium für Forschung und Bildung
BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
BOO Built-Operate-Own
BOOT Built-Operate-Own-Transfer
CDER Centre de Development des Energies Renouvable
CDM Clean Development Mechanism
CH Länderkürzel für die Schweiz
CIDA Canadian International Development Agency
CIM Centrum für internationale Migration und Entwicklung CIM
CSP Concentrating Solar Power
CY Länderkürzel für Zypern
DANIDA Danish Agency for International Development Assistance
DE Länderkürzel für Deutschland
dena Deutsche Energie-Agentur
DK Länderkürzel für Dänemark
Öko-Institut/LEC 116 BMZ/RE-EE MENA
Strom- Solare
Leistung Invest.-
Name Land Standort produktion Einstr. Technologie Status Entwickler Bemerkung
(MW) Kosten
(GWh) (kWh/m²a)
Andalusien Forschungsrahmenpro-
Andasol 50 176 (12% aus Bau begann im ACS 260 Mio.
I Gas) Juni 2006; soll im Cobra/Spanien €
Öko-Institut/LEC 120 BMZ/RE-MENA
Strom- Solare
Leistung Invest.-
Name Land Standort produktion Einstr. Technologie Status Entwickler Bemerkung
(MW) Kosten
(GWh) (kWh/m²a)
Herbst 2008 in (75%) und Solar gramm der EU; 7,5 Stun-
Betrieb gehen Millenium/ den Wärmespeicherung
möglich (Salzschmelze);
Deutschland (25%)
Absorberröhren von
Schott, Spiegel von Fla-
beg, Dampfturbine von
Siemens
Grundsteinlegung
im Juli 2007; Inbe-
Andasol ACS Cobra und 260 Mio.
50 176 triebnahme für Baugleich mit Andasol I
II Solar Millenium €
Anfang 2009 ge-
plant
Strom- Solare
Leistung Invest.-
Name Land Standort produktion Einstr. Technologie Status Entwickler Bemerkung
(MW) Kosten
(GWh) (kWh/m²a)
Gas-Solar-Hybridkraftwerk
Inbetriebnahme für NREA (Ägypten)
Ägypten Ägypten Kuraymat 20 2.400 Parabolrinnen mit insgesamt 180 MW;
Mitte 2009 geplant mit ….
GEF-Zuschuss