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Erfüllte Sehn
BIBELARBEIT

hnsucht
Simeon – ein Mensch, bei dem
der Heilige Geist zuhause ist
Was die Bibel Wie der Stern von Bethlehem taucht Jüngern: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch
über Simeon Simeon überraschend auf und zeigt kommt und ihr werdet meine Zeugen sein!“ (Apg. 1,8) Ob der Heilige
sagt, finden auf Jesus. Danach kann er ganz ge- Geist Zacharias, den Vater Johannes des Täufers, erfüllt (vgl. Luk. 1,67)
oder ob er auf Simeon ist, Gott hat Raum in solch einem Leben. Er ist in
Sie im Lukas- lassen wieder untertauchen: „Herr,
Simeon zuhause.
evangelium, nun kann ich beruhigt sterben, denn
Kapitel 2, ich habe dein Heil mit meinen eige- Vertraut mit dem Heiligen Geist
ab Vers 25. nen Augen gesehen!“ (29) Vielleicht „Es war ihm vom Heiligen Geist zugesagt worden, er werde nicht sterben,
hat seine Begegnung mit Jesus im bis er den Christus des Herrn persönlich gesehen hätte.“ (26) Der Text
Tempel in Jerusalem nur einige Mi- erklärt nicht, wie das zuging, aber es war nicht einfach ein vages Empfin-
nuten gedauert, vielleicht eine Stun- den. Man könnte auch übersetzen: „Er hatte vom Heiligen Geist die Zu-
sage bekommen.“ In den wenigen Sätzen des Textes begegnet uns Sime-
de. Aber sie gibt uns einen bewe-
on als ein Mann der Schrift. Sein Denken, Wollen und Reden ist eindeutig
genden Einblick in das Leben eines von Gottes Wort geprägt. Die Person und das Werk des Messias sind ihm
reifen, geisterfüllten Menschen. bereits vertraut. Ob es bestimmte Bibeltexte waren, die sehr konkret zu
ihm persönlich sprachen, ob Gott in Träumen, Visionen oder Gedanken
Geprägt vom Heiligen Geist zu ihm redete oder durch Botschaften anderer Menschen, es war für ihn
Der Text legt nahe, dass Simeon alt war (26). schließlich zur festen Gewissheit geworden, deren Erfüllung er sehnsüch-
Außerdem war er ein bewährter Mann. „Ge- tig erwartete.
recht und fromm“ wird Gott erfüllte damit den tiefsten Wunsch dieses al-
er uns vorgestellt. (25) ten Mannes, die Sehnsucht seines Herzens. Und so
Er lebte also nicht nur Gott erfüllte wird er selber zu einer gelebten Botschaft: Er ist ein
treu nach dem Gesetz (ge- Repräsentant des Volkes Gottes, das auf seinen Herrn
recht), sondern er war mit den tiefsten wartet und das ihn dann auch wirklich empfangen
dem Herzen dabei (fromm, darf.
man kann auch überset- Wunsch dieses Der vertraute Umgang mit dem Geist Gottes wird
zen: Gott verehrend, Gott noch konkreter. Eines Tages wird Simeon klar: Heu-
gefällig). Simeon war au- alten Mannes, te ist es soweit! „Vom Heiligen Geist bewegt kam er in
thentisch – er lebte, was den Tempel.“ (27) Wie kommt Simeon mitten in der
er glaubte und sagte. Und die Sehnsucht Menge ausgerechnet auf Maria und Josef? Sie sahen
er hatte eine Lebensper- ganz gewöhnlich aus, denn sie brachten das Opfer
spektive: Er „erwartete be- seines Herzens. der ärmeren Leute (24; vgl. 3. Mose 12,8). Niemand
ständig den Trost Israels.“ hätte bei ihnen den künftigen König und Retter er-
(25) Diese Hoffnung hatte wartet. Jesus ist zu der Zeit ca. 40 Tage alt (3. Mose
Gott durch seine Propheten gepflanzt: „Tröstet, 12,1-4), ein ganz normales Baby in den Armen der Eltern. Der gesunde
tröstet mein Volk! Redet freundlich mit Jerusa- Menschenverstand sagt „Nein, das kann er nicht sein!“ Auch die Theo-
lem!“ (Jes. 40,1; vgl. Jes. 49,13; 52,9; 61,2, Jer. logie erwartete den starken Retter, obwohl es in der Schrift auch ande-
14,8; 17,6) Er hatte verheißen, sein Volk wie- re Andeutungen gab. (u.a. Jes. 11,1; 52,14; 53,2-5; Ps. 22,7-9) Und doch
derherzustellen. Von allen Hoffnungen in Sime- erkennt Simeon durch den ihm vertrauten Heiligen Geist: „Das ist der
ons Leben war diese eine übriggeblieben. Verheißene!“ (vgl. Lk. 1,43) Durch die Offenbarung des Geistes erkennt
Seine knappe Vita wird abgerundet mit „und er in dem Baby das ganze Heil Gottes, so unscheinbar, doch unaufhalt-
Heiliger Geist war auf ihm.“ (25) So hatte Jesa- sam. Der Glaube an Gott und sein Wort und der vertraute Umgang mit
ja den Messias selbst beschrieben (Jes. 61,1- dem Heiligen Geist kann solche Gewissheit wider alle menschliche Ver-
2). Mit ähnlichen Worten verheißt Jesus seinen nunft geben.

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Prophetischer Weitblick durch den diese Berufung, die größtes Privileg und größte Bürde zugleich ist, berei-
Heiligen Geist tet sie der Segen Simeons vor (34). Er bekennt Jesus als den Heilsbrin-
Voll Freude nimmt Simeon das kleine Kind in ger, lange bevor Simon Petrus sagen kann: „Du bist der Christus Gottes!“
seine Arme und beginnt laut, Gott zu loben (28): (Luk. 9,20)
„Nun kann dein Knecht in Frieden sterben, wie
du, Herr, mir zugesagt hast, denn ich habe dein Erfüllt vom Heiligen Geist
Heil mit meinen eigenen Augen gesehen, das du Das „Wie“ der Beziehung zum Heiligen Geist wird im Text erstaunlich we-
für alle Völker zubereitet hast, ein Licht, das den nig beschrieben. Man ist versucht zu fragen: „Wie funktioniert das?“ Oder
Nationen Offenbarung bringt und deinem Volk vielleicht sogar: „Wie funktioniert der Heilige Geist?“ So vieles könnte
Herrlichkeit verleiht.“ (29-32) doch besser laufen, oder? Doch er funktioniert nicht, er ist Gott selbst,
Durch diese Worte eröffnet der Heilige Geist der Herr (2. Kor. 3,17)! Es geht nicht um eine Methode, sondern um
eine Perspektive, die weit über eine Liebesbeziehung, um die freiwillige Unter-
ordnung unter Gottes Herrschaft.
Simeons eigenes Leben hinaus-
geht. Das Heil, das in diesem
Das Heil, das in Simeon spürt man dieses Vertrauen ab: Er ist
kleinen Kind geboren ist, verleiht vertraut mit Gott und weiß sich bei ihm gebor-
Gottes Volk Herrlichkeit, aber
diesem kleinen gen. Die Nähe Gottes ist ihm zum Lebenselement
es strahlt unendlich weit darü- geworden. Er hört das Reden seines Herrn inmit-
ber hinaus: „Ich habe dich zum Kind geboren ten aller anderen Stimmen. In dieser Beziehung
Licht der Heiden gemacht, dass ist das Beispiel von Simeon ein Ansporn für uns,
du seiest mein Heil bis an die En- ist, verleiht uns vom Heiligen Geist prägen zu lassen.
den der Erde.“ (Jes. 49,6). Die Fülle des Geistes ist nicht wie das Füllen
Gottes Volk einer Flasche: Heiliger Geist hinein und Simeon
Prophetischer Realismus (oder wir) hinaus. Nein, der Heilige Geist will
durch den Heiligen Geist Herrlichkeit, uns durchdringen und prägen, dass Jesus durch
Diese unglaublich weite Per- uns erkennbar wird. Bei Campus für Christus ha-
spektive wird geerdet durch ein aber es strahlt ben wir eine Eselsbrücke entwickelt, die uns im
prophetisches Wort an die Mut- Alltag helfen kann, Gottes Geist Raum zu geben,
ter von Jesus: „Er ist dazu be- unendlich weit das „Geistliche Atmen“:
stimmt, dass viele in Israel an • Ausatmen bedeutet, wir geben das ab, was
ihm zu Fall kommen und viele darüber hinaus. uns hindert, z.B. Sorgen oder Schuld (1. Petr.
durch ihn aufgerichtet werden. 5,7; 1. Joh. 1,7),
Er wird ein Zeichen sein, dem • Einatmen heißt, wir öffnen uns für Gottes
widersprochen wird – so sehr, dass auch dir ein Geist und bitten ihn, uns immer mehr zu erfüllen (Eph. 5,18-20; Lk.
Schwert durch die Seele dringen wird.“ (34-35, 11,13; 1. Joh. 5,14-15).
NGÜ) Wenn wir so leben, dass wir uns Gottes Herrschaft unterstellen, sei-
Die Sendung Jesu ist nicht einfach Glanz und ne Nähe suchen, in Glauben und Treue wachsen und dem Heiligen Geist
Gloria. Er wird nicht nur Menschen aufrich- Raum in unserem Leben geben, dann kann der Geist Gottes auch in uns
ten, sondern auch Widerspruch provozieren. ganz zuhause sein. „Lieber Herr, erfülle du mich mit deinem Leben!
Viele werden an ihm sogar zu Fall kommen (Ps. Bring mich immer wieder nah zum Vater und zu Jesus, meinem gelieb-
118,22-23; Lk. 20,17-18, vgl. Joh. 5,22). An Je- ten Herrn. Lebe durch mich und entfalte deine Gaben in mir. Gebrauche
sus werden sich die Geister scheiden (35b). Er du alle Umstände meines Lebens, um mich zu prägen, wie du es willst.
bringt das Heil Gottes, aber es wird kein billiges Hilf mir, auch dann zu vertrauen, wenn es schwierig wird oder wenn ich
Heil sein. Es wird ihn selbst das Leben kosten dich nicht spüre. Vielen Dank, dass du selbst, der lebendige Gott, in mir
(Jes. 53,6-10). Maria und Josef wird mit dem wohnst! Sei zuhause in meinem Leben!“
Jesus-Kind das Heil der Welt anvertraut. Für Hermann Rohde

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