Sie sind auf Seite 1von 2

W+W-Disk.-Beitr.

3/02

Die vier Arten von „Evolutionsbeweisen“

In den Schulbüchern, die das Thema „Evolution“ gleichen, Ähnlichkeiten feststellen und diese auf Ver-
behandeln, wird verschiedenen Belegen oder „Be- erbung zurückführen. Diese Schlußfolgerung kennt
weisen“ für eine allgemeine Evolution der Lebewe- jeder aus dem täglichen Leben, wenn er feststellt,
sen meist beträchtlicher Raum gewidmet.1 In unse- daß sich Geschwister oder Eltern und ihre Kinder
rer Wort und Wissen-Arbeit haben wir immer wie- in speziellen Merkmalen ähneln.
der darauf hingewiesen, daß es in der Tat zahlreiche Dieses Argument wird nun auch auf nicht beob-
Befunde gibt, die zur Evolutionslehre passen. Doch achtbare Dimensionen ausgeweitet, wenn man z. B.
diese Befunde haben keinen Beweischarakter – ent- die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Affen
weder, weil sie zu wenig beweisen oder weil sie auch genauso auf Abstammung und Vererbung zurück-
alternativ im Rahmen der biblischen Schöpfungs- führt. „Ähnlichkeit durch Abstammung“ ist jedoch
lehre gedeutet werden können, also auch zu „Schöp- nur beobachtbar innerhalb von Grundtypen (weil dort
fung“ passen. Evolutionskritik bedeutet daher, den Kreuzungen und unmittelbarer Vergleich der Ge-
Monopolanspruch der Evolutionslehre mit naturwis- nerationen möglich sind). Wird dieser Rahmen ver-
senschaftlichen Argumenten zu bestreiten, nicht da- lassen (wie bei Mensch und Affe), verliert das Ar-
gegen die Abstammungslehre zu widerlegen. gument die empirische Basis und wird zum Analo-
Bei den Belegen oder sog. „Beweisen“ für eine gieschluß: Was innerhalb von Grundtypen gilt, soll
allgemeine Evolution handelt es sich oft um einsei- auch darüber hinaus gelten. Doch dies ist nicht durch
tige Deutungen wissenschaftlicher Ergebnisse, d. h. Beobachtung gestützt, sondern nur eine gedankliche
es wird gewöhnlich gar nicht über Alternativen nach- Ausweitung. Ob diese Ausweitung der Realität ent-
gedacht. spricht, kann nicht mehr direkt geprüft werden. So
Im folgenden sollen vier Arten von „Evolutions- kann bzw. konnte niemand verfolgen, wie aus Af-
beweisen“, die einem immer wieder in der Literatur fen Menschen wurden und dadurch ihre Ähnlich-
oder in den Medien begegnen, erläutert und kritisch keiten entstanden. Ähnlichkeit durch Abstammung
beleuchtet werden. kann hier also nicht mehr durch Beobachtung be-
gründet werden.
1. Empirische Belege. Häufig wird behauptet, Evo- Man kann auch Analogieschlüsse ziehen, die im
lution sei durch direkte Beobachtung im Freiland oder Sinne von Schöpfung eingesetzt werden. Beispiels-
im Labor belegt, also empirisch (durch Erfahrung, weise wird im Alltag aufgrund von Ähnlichkeiten
durch Anschauung) begründet. Beispielsweise kön- häufig auf gemeinsame Urheber geschlossen (z. B.
nen Veränderungen der Lebewesen durch Mutatio- bei Ähnlichkeiten von technischen Geräten, von
nen (sprunghaft auftretende Änderungen des Erb- Computerprogrammen usw.). In diesem Sinne kann
guts) direkt beobachtet werden. Sie können auch im man durch einen Analogieschluß auch die Ähnlich-
Labor künstlich erzeugt werden. Oder es wurden keiten der Lebewesen auf gleiche Urheberschaft,
durch Selektion und gezielte Kreuzungen Zuchtfor- sprich Schöpfung zurückführen. Analogieschlüsse
men erzeugt, die sich deutlich von den Wildformen haben in keinem Fall Beweiskraft.
unterscheiden. Ein gewaltiger Sprung von Beobachtungstat-
Doch es besteht allgemein kaum Zweifel, daß da- sachen auf eine evolutionäre „Schlußfolgerung“
mit nur mikroevolutive Veränderungen erfaßt werden, liegt auch bei der Deutung der Fossilüberlieferung
also Änderungen auf der Basis bereits existenter vor. Bekanntlich sind die Fossilien (versteinerte Re-
komplizierter Konstruktionen. Solche Veränderun- ste früherer Lebewesen und ihrer Spuren) in einer
gen gehören auch zu den Vorhersagen bzw. Erwar- weltweit ähnlichen Abfolge in Schichtgesteinen ab-
tungen des Grundtypmodells der Schöpfungslehre, gelagert. Das Übereinander kann im Gelände beob-
sind mithin also keine ausschließlichen Belege für achtet werden. Es wird evolutionstheoretisch so in-
Evolution und können schon gar nicht als Indizien terpretiert, daß es eine Abstammungsfolge wieder-
für Makroevolution gelten. Ein großer Teil der übli- spiegele. Zweifellos liegt hier ein starkes Argument
chen Lehrbuchbelege für Evolution wie z. B. die Farb- für Makroevolution vor, da die Fossilabfolge grob
variationen beim Birkenspanner oder der Erwerb in ein evolutionäres Szenario paßt; dennoch ist eine
von Giftresistenzen bei Insekten gehört in diese Ru- Abstammungsfolge damit nicht beobachtet worden.
brik. Dazu kommt, daß die Fossilabfolgen regelmäßig mar-
kante, oft sogar gewaltige Lücken zwischen ver-
2. Analogieschlüsse. Hierbei handelt es sich häu- schiedenen Grundtypen aufweisen. Lediglich im
fig um Schlußfolgerungen „vom Kleinen aufs Gro- mikroevolutiven Bereich kennt man Serien allmähli-
ße“ oder, allgemeiner, vom Bekannten aufs Unbe- cher Abwandlung (Abb. 1), die an Ort und Stelle
kannte. Beispielsweise können die Ähnlichkeiten überliefert sind. Diese werden auf den makroevo-
zweier Lebewesen durch Abstammung bedingt sein. lutionären Bereich ausgezogen, doch auch dies ist
Das ist auch beobachtbar: man kann die Eltern- wieder nur eine gedankliche Konstruktion im Rah-
generation mit den nachfolgenden Generationen ver- men der vorgegebenen Evolutionsanschauung. Das

DISKUSSIONSBEITRÄGE, BERICHTE,
INFORMATIONEN 3/02
Übereinander könnte andere Ursachen als evolutio-
näre haben; in Frage kommen z. B. ökologische Grün-
de.2

3. Theoretische Szenarien. Eine dritte „Beweis-


form“ für Evolution sind theoretische Szenarien.
Gemeint sind damit z. B. Gedankenmodelle dazu,
wie Übergänge zu neuen Strukturen bzw. Lebens-
räumen abgelaufen sein könnten. Beispielsweise gibt
es Szenarien, wie aus Fischen landlebende Vierbei-
ner entstanden sein könnten, welche äußeren Um-
stände die Eroberung des Landes begünstigt haben Abb. 1: An derselben Lokalität zeitlich aufeinanderfolgende
könnten, welche Selektionsdrücke dabei geherrscht Formen der Süßwasserschnecke Viviparus brevis im Pliozän und
haben könnten usw. Niemand war jedoch dabei, und Pleistozän der Insel Kos (Griechanland). Solche an Ort und
die empirischen Belege (hier vor allem Fossilfunde) Stelle überlieferten Fossilreihen belegen allenfalls mikroevoluti-
ve Veränderungen und könnten zudem auch ökologisch be-
geben zu wenig Hinweise. Solche theoretischen Sze- dingt sein. Nach R. WILLMANN: Die Art in Raum und Zeit. Berlin
narien wirken oft suggestiv und plausibel, sollten und Hamburg 1985.
aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier mei-
stens sehr viel Phantasie im Spiel ist. die geologische Zeittafel“ (Holzgerlingen, 2002) verwiesen.
3
Dasselbe gilt auch umgekehrt: Offene Fragen der Evolutionslehre
sind nicht automatisch Stützen für die die biblische Schöpfungs-
4.Theologische Argumente. Ein ganz bemerkens- lehre.
werter „Beweistyp“ nimmt Bezug auf Vorstellun- 4
Einiges findet sich dazu in der in R. Junker: Sündenfall und Biolo-
gie. Schönheit und Schrecken der Schöpfung. Holzgerlingen, 4.
gen über das Handeln Gottes, ist also theologischer Aufl. 2001 sowie ausführlich in R. Junker: Leben durch Sterben?
Art. Wer sich näher mit der Evolutionsfrage befaßt Neuhausen-Stuttgart 1994.
hat, dürfte z. B. das Argument kennen, ein Schöpfer 5
Z. B. in: D. Futuyma, Evolutionsbiologie. Basel, 1998.
würde doch keine nutzlosen (rudimentären) Orga-
ne erschaffen. Da man aber solche Organe finde, Eine ausführliche kritische Behandlung von „Evolutionsbeweisen“
finden Sie in:
sprächen sie gegen Schöpfung und folglich für Evo- R. Junker & S. Scherer: Evolution – ein kritisches Lehrbuch
lution. Abgesehen davon, daß offene Fragen der Adressaten: Schüler, Studenten, Lehrer und Interessierte
Schöpfungsforschung nicht zwingend Belege für Inhalt: Detaillierte, umfassende Kritik der biologischen
Evolution abgeben3, fließen in diese Argumentati- Evolutionstheorie; Nachschlagewerk zur biologischen Evoluti-
onsweise Vorstellungen über das Wesen und das onskritik; Deutung naturwissenschaftlicher Daten im Rahmen
von Schöpfungsmodellen
Handeln Gottes ein („Gott erschafft keine nutzlosen
Einige Themen: Artbegriffe
Organe“). Zweifellos ist es aus biblischer Sicht wich- und Taxonomie • Die Reich-
tig, sich mit diesem Argument theologisch zu befas- weite der Evolutionsfaktoren •
sen (was hier aus Platzgründen nicht geschehen Molekulare Mechanismen der
Mikroevolution • Chemische
soll4), doch als theologisches Argument kann es im Evolution: Schritte zum Leben?
Rahmen einer naturwissenschaftlichen Argumenta- • Ähnlichkeiten • Embryologie
tion keine Rolle spielen. Theologische Argumente und Stammesgeschichte •
Fossile Arten als Vorstufen und
dieser Art tauchen in verschiedenen Ausprägungen Zwischenglieder? • Abstam-
erstaunlich häufig auf, sogar an prominenter Stelle mung der Menschheit •
in einschlägigen evolutionstheoretischen Lehrbü- Biologische Information und
Geist • Deutung des Lebens
chern.5 Sie können nicht als naturkundliche Belege unter der Voraussetzung von
für Evolution gelten. Schöpfung
Weyel-Verlag Gießen, 5.,
Fazit. Alle genannten „Evolutionsbeweise“ sind aktualisierte Auflage 2001, 328 S., 425 Abb., durchgehend
farbig, umfangreiches Glossar, Stichwortverzeichnis und
keine stichhaltigen Belege für Makroevolution, da Literaturverzeichnis, Festeinband, Großformat 19,5x26; € 20,50
sie entweder auch im Rahmen der Schöpfungslehre / sfr 39,80.
gedeutet werden können, von weltanschaulichen Versandkostenfrei erhältlich bei: SG Wort und Wissen,
oder theologischen Vorgaben abhängen oder bloße Rosenbergweg 29, 72270 Baiersbronn, Tel. 07442/81006,
Fax 81008, email: sg@wort-und-wissen.de
Analogieschlüsse darstellen. Internet: www.wort-und-wissen.de
Reinhard Junker
Anmerkungen Weitere Exemplare dieses Blatts können kostenlos angefordert
1
In neueren Lehrbüchern für den universitären Bereich gibt es sol- werden bei: SG WORT UND WISSEN, Rosenbergweg 29, D–72270
che Abschnitte nicht mehr in allen Fällen, da die Vorstellung von Baiersbronn, Tel. 0 74 42 / 8 10 06 (Fax 8 10 08), oder bei W+W-
einer Makroevolution als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Medienstelle, Heimgarten 2163, CH-8180 Bülach.
Folglich wird es auch nicht mehr als nötig angesehen, Belege zu Für Kosten bei Abnahme größerer Mengen wird eine Spende
bringen. Die nachfolgend kritisch betrachteten „Evolutionsbewei- erbeten: Sparkasse Hagen BLZ 450 500 01, Kto. 128 014 660;
se“ tauchen jedoch implizit auch in diesem Büchern häufig auf. Postfinance Basel, Kto. 80-76159-5.
2
Hier sei besonders auf Manfred Stephans Buch „Der Mensch und Studiengemeinschaft WORT UND WISSEN 2002 – kopieren erlaubt!

STUDIENGEMEINSCHAFT WORT UND WISSEN

Das könnte Ihnen auch gefallen