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Ist

Ist

Ist Gott tot?


Gott
tot? Gott
„Es fällt mir schwer an Gott zu glauben.“ denkt manch

tot?
ein Bürger des 21. Jahrhunderts. Er sieht sich umge-

Daniel König-Meier
ben von einem unergründlichen Nebel aus unzäh-
ligen Meinungen. Der Christ empfiehlt: „Glaube
an Gott.“ Der Atheist dagegen: „Tu es nicht.“ Beide
Seiten berufen sich mitunter auf wissenschaftliche
Erkenntnisse, die ihre jeweilige Ansicht stärken. Bis
schließlich der Agnostiker aufgibt und sagt: „Man
kann das alles nicht wissen.“ .

Dieses Buch behandelt aus Sicht eines


Christen die Frage, wie der skeptische
Mensch die Frage nach Gott trotz
allem zufriedenstellend beantworten
kann.

Wie der skeptische Mensch


die Frage nach Gott zufriedenstellend
beantworten kann
Ist Gott tot?

Inhalt
Vorwort 4

1. W
 as kann die Wissenschaft zur Frage
nach der Existenz Gottes beitragen? 7

2. D
 er materialistische Atheismus sägt an
dem Ast, auf dem er sitzt 20

3. D
 ie Alternative des Agnostizismus:
Keine Entscheidung treffen 30
1. Auflage 2009
4. Die Rhetorik bezwingt den Verstand 48
© 2009 by SoulBooks.de
Landwehrstraße 34, 80336 München
5. W
 arum die frohe Botschaft der Bibel
Umschlag und Layout: Christian Schumacher froh ist 61
Umschlag-Illustration: Michelangelo, Jörk Betzer

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößnek Quellen 93

Dieses Buch darf nicht verkauft werden

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Ist Gott tot?

Ist Gott tot?


Meinungen gesellschaftsweit durch? Speziell bei nähe-
rer Betrachtung weltanschaulicher Fragen zeigt sich,
dass Meinungen meist nicht das Ergebnis eines geisti-
gen Höherentwicklungsprozesses sind, sondern oft nur

„G ott ist tot“, sagte Nietzsche damals. Und er hat


recht. Zumindest in der Hinsicht, dass Gott keine
Bedeutung für den Großteil der Menschen in Deutsch-
von bloßer Rhetorik verbreitet werden. Die Meinungs-
macher übertrumpfen sich in geschickten Formulierun-
gen. Personengruppen und Ansichten können mit ab-
land hat. Die meisten denken: „Gott? Ich weiß nicht, ob schätzigen Bezeichnungen wie z.B. fundamentalistisch,
ich es Gott nennen würde, aber ich glaube schon, dass intolerant, unwissenschaftlich oder radikal als intellektu-
es da irgendetwas Höheres gibt.“ Allerdings würde das ell nicht weiter ernstzunehmend gebrandmarkt werden.
Leben dieser Menschen wohl genauso aussehen, wenn Manche Worte sind so stark, dass der Zuhörer sie nicht
sie nicht an dieses Höhere glauben würden. In dieser weiter hinterfragt. Er denkt, der Fall sei längst klar.
Hinsicht ist Gott tatsächlich tot. Ohne Auswirkung auf Dabei kann radikal dasselbe wie konsequent bedeuten.
ihr Leben. Nur dass das eine Wort negativ, und das andere positiv
klingt. Einige Menschen gehen so weit, sich als Skepti-
Bleibt uns mittlerweile nichts weiter als ein beliebiger ker oder Aufgeklärte zu bezeichnen. Damit suggeriert al-
Gott, bei dem es letztlich egal ist, ob er existiert oder lein schon ihr Name verstandesmäßige Überlegenheit.
nicht? Gibt es keine Möglichkeit, konkreteres Wissen Als ob skeptisches Denken dasjenige Merkmal wäre,
über Gott zu bekommen? Dieses Buch will einen Bei- welches sie von anderen unterscheidet. So bescheinigt
trag leisten, sich der Frage nach Gott verstandesmäßig schon die Namensgebung den anderen intellektuelle
nachvollziehbar zu nähern. Ich schreibe es im Glauben Zurückgebliebenheit. Menschen, welche die Existenz
an Jesus Christus und die Bibel. Gottes für wahr halten, werden belächelnd als Gläubige
bezeichnet, was nach Hilflosigkeit klingt. Dabei hat der
Bibelgläubige Christen werden oft als rückständig wahr- Atheist die Nicht-Existenz Gottes genausowenig bewie-
genommen. Der Eindruck ist weit verbreitet, dass sich sen, was auch ihn zu einem Gläubigen macht. Nur dass
der Christ in einem Rückzugskampf gegen die über- sein Glaubenssatz heißt: Gott existiert nicht.
mächtige Wissenschaft befindet, welche ihm mehr und
mehr den Boden unter den Füßen wegzieht. Wie kam Die Schlacht mit Wörtern führt zu großer Verwirrung
es zu diesem Eindruck? Wieso setzen sich bestimmte und oft auch zu einer gewissen Resignation bezüglich

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Ist Gott tot?

1. Was kann
der großen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Wo komme
ich her? Wo gehe ich hin? Gibt es Gott?

Dieses Buch beleuchtet diese Fragen und bemüht sich,


zu zeigen, welche Realitäten hinter den Wörtern liegen.
Es ist weniger zur Stillung intellektueller Neugier ge-
die Wissen­
schrieben worden als für Leute, die sich ernsthaft die
existenzielle Frage stellen: Wie kann ich als denkender
Mensch des 21. Jahrhunderts die Frage nach Gott zu-
schaft zur
friedenstellend beantworten? Zu dieser übergeordneten
Frage hinführend, beschäftigt sich jedes Kapitel mit ei-
ner separaten Teilfrage. Kapitel 1 geht der Frage nach,
Frage nach
inwieweit Wissenschaft ein geeignetes Hilfsmittel auf
der Suche nach Gott ist. In Kapitel 2 geht es um den
Atheismus als Alternative zum Glauben an Gott. Kapi-
der Existenz
tel 3 behandelt den Agnostizismus, die weitverbreitete
Alternative zu Gottglauben und Atheismus. Kapitel 4 Gottes
beitragen?
fragt, wie weit man sich mit Hilfe des Verstandes mani-
pulativer Meinungsverbreitung entziehen kann. Kapitel
5 schließlich zeigt die Sicht der Bibel, wie man Gott fin-
den kann.

D ie Wissenschaft hat der Menschheit viel Gutes ge-


bracht. Besonders in der Medizin haben wir ihr viel
zu verdanken. Während der vergangenen Jahrhunderte
wurden Fortschritte gemacht, die sich früher nicht er-
träumen ließen. Damals haben Seuchen wie Pest, Cho-
lera oder Tuberkulose ganze Landstriche ausradiert.
Von Lepra oder Pocken verunstaltete Menschen friste-
ten ein einsames und geschmähtes Leben am Rande der

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

Gesellschaft. Aus heutiger Sicht kleinere Verletzungen einer mysteriösen Naturerscheinung das unbegreifliche
wie Knochenbrüche wurden zur Lebensgefahr. Der Sieg Wirken Gottes vermutet, kann einen das davon abhal-
über solche Krankheiten und Verletzungen ist ein groß- ten, die Naturerscheinung näher zu untersuchen. Gott
artiger Triumph wissenschaftlicher Anstrengungen. nimmt dabei die Rolle eines Lückenbüßers ein, dessen
Herrschaftsgebiet mit jeder neuen Entdeckung etwas
Nicht nur in der Medizin kann die Wissenschaft große kleiner wird. Die Bibel jedoch zeigt Gott nicht als Lü-
Erfolge vorweisen. Unser hoher Lebensstandard wurde ckenbüßer, sondern als Verursacher und Erhalter der
nur möglich mit Hilfe einer Vielzahl wissenschaftlicher Naturgesetze, der Materie und der Lebewesen3.
Fortschritte. Auch konnten viele Naturphänomene ent-
mystifiziert und auf naturwissenschaftliche Gesetzmä-
ßigkeiten zurückgeführt werden, so dass man hinter ei-
ner Mondfinsternis heute keinen schrecklichen Dämon Pioniere der
mehr vermuten muss1.
Wissen­schaft reden
Trotzdem gibt es Christen, die Wissenschaft nicht gut-
heißen. Sie haben sich auf die Ansicht eingelassen, über den Glauben
dass der christliche Glaube und die Wissenschaft im
Konflikt stünden und sehen die Wissenschaft teilweise an Gott
sogar als Feindbild. Wie Wissenschaft und Glaube in
einem fruchtbaren Verhältnis zueinander stehen kön- Der Glaube an Gott – wenn auch in verschiedener Aus-
nen, wird in Kapitel3 erläutert. Zu diesem Zeitpunkt sei prägung – zieht sich durch die bisherige Wissenschafts-
erwähnt, dass wissenschaftsfeindliche Christen mit der geschichte. Isaac Newton, der den Ausgangspunkt der
Bibel im Widerspruch stehen, denn dort wird Wissen klassischen Physik markiert, sagte: „Wer oberflächlich
und Vernunft gutgeheißen: „Sprich zur Weisheit: Du Physik treibt, der kann an Gott glauben. Wer sie bis
bist meine Schwester, und nenne den Verstand deinen zum Ende denkt, der muss an Gott glauben.“4 Max
Freund.“2 Planck, der Begründer der Quantenphysik, erklärte:
„Zwischen Religion und Naturwissenschaft finden wir
Manche Vorstellungen von Gott können die Wissen- nirgends einen Widerspruch, wohl aber gerade in den
schaft aber tatsächlich behindern. Wenn man hinter entscheidenden Punkten volle Übereinstimmung. Der

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

wohl unmittelbarste Beweis für die Verträglichkeit von ser Faktengrundlage möglichst genau frühere Situatio-
Religion und Naturwissenschaft auch bei gründlich- nen rekonstruiert.
kritischer Betrachtung ist die historische Tatsache, dass
gerade die größten Naturforscher aller Zeiten, Männer Die andere Methode hat das Ziel, Naturgesetze zu
wie Kepler, Newton oder Leibniz, von tiefer Religiosität ergründen. Die Vorgehensweise ist vom Prinzip her
durchdrungen waren.“5 Werner Heisenberg, ebenfalls relativ einfach und kann am Beispiel eines Apfels, der
ein wichtiger Wegbereiter der Quantenphysik, sagte: vom Baum auf den Boden fällt, erklärt werden. Am
„Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissen- Anfang hat man noch kein Wissen und startet mit ei-
schaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Be- ner Beobachtung: Man beobachtet, dass der Apfel vom
chers wartet Gott.“4 Ast Richtung Erde fällt. Das könnte auch Zufall sein,
denn vielleicht fällt er beim nächsten Mal Richtung
Himmel. Dann beobachtet man ein weiteres Mal und
stellt fest, dass der Apfel schon wieder Richtung Erde

Was ist mit Wissen­ fällt. Das schwächt den Glauben daran, dass Zufall
im Spiel ist. Beim dritten Mal wird der Glaube an den

schaft gemeint? Zufall noch geringer und so bildet sich immer mehr
die Vermutung heraus, dass der fallende Apfel nicht
dem Zufall, sondern einer Gesetzmäßigkeit folgt. In
Was ist mit Wissenschaft überhaupt gemeint? Der Ap- unserem Fall nennt sich diese Gesetzmäßigkeit Gra-
parat aus Universitäten, Professoren und Veröffentli- vitation. Wissenschaftlich formuliert bedeutet Gravi-
chungen ist die organisatorische Grundlage, auf der die tation, dass sich zwei Massen (Erde und Apfel) gegen-
maßgebliche Wissenschaft heute existiert. Das eigentli- seitig anziehen. Dabei ist festzuhalten, dass es keinen
che Forschen, aus dem die Erkenntnisse gewonnen wer- anderen logischen Grund gibt, warum der Apfel beim
den, kann in zwei Methoden unterteilt werden: nächsten mal auch wieder Richtung Erde fallen soll-
te, als nur den, dass er es bis jetzt immer getan hat.
Die eine Methode ist die historische Wissenschaft, die Man kann nicht beweisen, dass er tatsächlich einem
herausfinden will, was in der Vergangenheit passierte unabänderlichen Naturgesetz folgt. Sondern wegen
und existierte. Dazu werden überlieferte Dokumente, der Beobachtung, dass er bis jetzt immer nach unten
Objekte und Zeugenaussagen sichergestellt und auf die- gefallen ist, vermutet man einfach, dass er es auch

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

beim nächsten Mal wieder tun wird. Folglich ist auch


die Wissenschaft in ihrer grundlegendsten Basis ein Die prinzipielle
Glaube. Der Wissenschaftler glaubt, ob er sich dessen
bewusst ist oder nicht, daran, dass die Naturgesetze Reich­weite der
zu jeder Zeit und an jedem Ort im Universum kon-
stant bleiben. Er hat das nicht bewiesen, und er hat wissen­schaftlichen
auch keine Möglichkeit, es zu beweisen. Er hat keine
Möglichkeit, zu beweisen, ob nicht möglicherweise die Methoden
Naturgesetze zu mancher Zeit an manchem Ort außer
Kraft gesetzt sind. Er kann es nur glauben. Nun wäre Der praktische Nutzen von Wissenschaft ist folglich
es nicht angemessen, deswegen alle wissenschaftliche der: Wenn man auf der Glaubensbasis steht, dass die
Erkenntnis in Frage zu stellen, denn immerhin hat sich Naturgesetze immer konstant bleiben, dann kann man
dieser Glaube bewährt und wie eingangs erwähnt ha- damit seine Umgebung kontrollieren und beherrschen.
ben wir ihm viel zu verdanken. Trotzdem ist festzu- Wenn man sich darauf verlässt, dass sich der Apfel im-
halten, dass man genau genommen die Aussage „Ich mer gleich verhält, kann man die zukünftige Position
verlasse mich nicht auf Glauben, sondern auf Wissen“ des Apfels voraussagen. Das heißt, man kann gezielt
nicht treffen kann. bestimmte gewünschte Situationen herbeiführen. Man
kann zum Beispiel Äpfel gezielt in Obstkörbe fallen
Wenn man allerdings nicht daran glaubt, dass die Gra- lassen oder, was vom Prinzip her das Gleiche ist, nur
vitation konstant bleibt, könnte man nicht ohne Angst komplizierter: Man kann Menschen auf dem Mond
durch die Welt gehen. Es könnten ja plötzlich die Äp- platzieren.
fel vom Obststand nach oben oder zur Seite wegfliegen
und einen verletzen. Im Film Matrix ist diese Angst Ist dieses Prinzip verstanden, dann wird auch deutlich,
dargestellt, indem fiktiv ein Naturgesetz außer Kraft warum die Existenz Gottes mit dieser wissenschaft-
gesetzt wurde, nämlich als der Hauptfigur Neo anfangs lichen Methode nicht bewiesen werden kann. Denn
plötzlich der Mund zuwächst. Dabei hat sich die millio- dann könnte man ihn beherrschen. Wenn Gott sich
nenfache Beobachtung, dass Münder nicht zuwachsen, wie ein Naturgesetz immer gleich verhalten würde,
beim millionenundeinsten Mal nicht wiederholt. Das dann könnten wir ihn für unsere Zwecke benutzen.
Resultat war Panik und Angst. Doch was wäre das für ein Gott, der, anstatt über uns

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

zu herrschen, sich von uns beherrschen ließe? Gottes schaft als neue Weltreligion7. Das trifft in mehrerer Hin-
diesbezügliche Unbeweisbarkeit ist also kein undurch- sicht zu.
dachter Fehler beim Gottglauben, sondern hat seinen
Grund. Als erstes fällt auf, dass auch der Wissenschaftler, wie
im vorletzten Abschnitt gezeigt, am Anfang seiner Ar-
Mit der zweitgenannten der beiden wissenschaftlichen beit eine Glaubensannahme trifft.
Methoden ist es deshalb prinzipiell unmöglich, sich der
Frage nach der Existenz Gottes zu nähern. Mit der erst- Außerdem schafft Wissenschaft Hoffnung. Das Hoff-
genannten historischen Methode verhält es sich etwas nungsvakuum, welches das Zurückgehen des Gott-
anders. Mit ihr ist es möglich, beispielsweise die Situ- glaubens hinterlassen hat, wird an vielen Stellen von
ation nach der Kreuzigung von Jesus vor knapp 2000 der Wissenschaft gefüllt. Neben dem natürlichen Wis-
Jahren zu rekonstruieren und Plausibilitätsüberlegun- sensdurst des Menschen ist Hoffnung ein Hauptanreiz,
gen anzustellen, ob die Auferstehung nach drei Tagen Wissenschaft überhaupt zu betreiben. Das wird beim
wirklich stattfand6. Die historische Methode bietet Betrachten der wissenschaftlichen Themen, die in den
allerdings nicht die Möglichkeit, Gott zu beherrschen, Medien präsent sind, deutlich. Die Wissenschaft tritt
weil sie keine Naturgesetze, sondern Ereignisse aus der als hoffnungsvoller Retter vor der drohenden Klima-
Vergangenheit untersucht, die im Labor nicht wieder- katastrophe auf. Von soziologischer Forschung erhofft
holbar sind. man sich eine gerechtere Gesellschaft. Am deutlichsten
sieht man den Hoffnungsaspekt der Wissenschaft am
Beispiel der Medizin. Man erhofft sich bessere Medi-

Die Wissenschaft ist kamente gegen Depressionen, um so das Leben mehr


genießen zu können. Man hofft auf wirksamere Haar-

für viele zur Religion wuchs- und Potenzmittel, um dem körperlichen Verfall
entgegen wirken zu können. Die Hoffnungen zielen

geworden darauf ab, das Leben schöner und länger zu machen.


Der mächtige Bezugspunkt dabei ist der Tod. Es gilt,
ihn immer mehr zurückzudrängen und seinen Einfluss-
Der Gesellschaftskritiker und Pionier der künstlichen bereich einzudämmen. Der drohende Tod beschleunigt
Intelligenz, Joseph Weizenbaum, bezeichnet Wissen- die Forschung. Vor ihm gilt es zu flüchten. Im Kampf

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

gegen den Tod setzen viele ihre Hoffnung auf die Wis- Ein gewisses Maß an Vertrauen gegenüber der Wis-
senschaft. Ohne ihre Rettungsverheißungen würde die senschaft ist aber nützlich. Denn ein Bäcker hat für ge-
Wissenschaft viel von ihrer Beachtung verlieren. Der wöhnlich nicht die Möglichkeit, eigenhändig zu prüfen,
Mensch kann sich zwar vom Glauben an Gott lossagen, ob Mobilfunkstrahlung schädlich für seinen Körper ist.
doch die Frage nach dem Tod will auch danach noch Sonst hätte er keine Zeit mehr, die Brote zu backen, von
beantwortet werden. Von der Wissenschaft erhofft man denen sich der Wissenschaftler ernährt. Trotzdem ist
sich diesbezügliche Antworten. Vorsicht geboten. Denn genau genommen glaubt die
große Mehrheit der Menschen nicht der wissenschaft-
Zudem wird der Begriff Wissenschaft oft als Schlagwort lichen Methode selbst, sondern dem Wissenschaftler.
verwendet, weil er nach intellektueller Überlegenheit Man sollte also immer im Hinterkopf behalten, dass ein
klingt. Begriffe wie High-Tech oder modernste wissen- menschlicher Vermittler existiert.
schaftliche Methoden sind derart mit Vertrauenswürdig-
keit beladen, dass die Menschen fast religiös an ihre
Objektivität glauben. Diese Vertrauenswürdigkeit wird
auch als kommerzielles Werbemittel eingesetzt. Sie Die Wissenschaft
verhilft klinisch getesteter Zahnpasta und ernährungs-
wissenschaftlich empfohlenen Mahlzeiten zu höheren kann ideologisch
Verkaufszahlen. Die Wissenschaft umgibt der Ruf ei-
ner unfehlbaren und damit göttlichen Instanz, obwohl missbraucht werden
es viele Gefälligkeitswissenschaftler gibt, die positi-
ve Gutachten auf Anfrage erstellen. Die gelegentlich Das Vertrauen, welches sich die Wissenschaft durch sehr
entlarvten Fälschungen schaden dem hohen Ansehen viel Arbeit über Jahrhunderte erworben hat, kann miss-
wenig. So stellten sich Laboruntersuchungen der Me- braucht werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn
dizinischen Universität Wien, welche vorgaben, die mit Wissenschaft ideologische Positionen untermauert
Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung belegt zu haben, werden sollen. Dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen,
als Schwindel heraus8. Auch die als Sensation gefeier- dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich für
te Herstellung von maßgeschneiderten Stammzellen eine bestimmte Weltanschauung oder ein bestimmtes
durch Klonen an der Universität von Seoul erwies sich Menschenbild sprechen. Aber die Darstellung der neu-
als Fälschung 9. en offensiven Atheisten – allen voran Richard Dawkins

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Ist Gott tot? 1 . K api t el : W i s s en s chaf t

– hält einer sorgfältigen Prüfung nicht stand1,10. Dawkins schaftler, die an die Existenz Gottes glauben als auch
verbreitet die Ansicht, dass die Wissenschaft für den solche, die dies nicht tun10.
Atheismus spricht11. Wegen seiner einseitigen Darstel-
lung wird er deshalb sogar selbst von anderen atheisti-
schen Wissenschaftlern kritisiert, die um ihre intellek-
tuelle Glaubwürdigkeit fürchten10. Allerdings wird die Weiterführende
öffentliche Meinung diesbezüglich mehr vom Ausmaß
der Medienpräsenz als von Fakten geprägt. Die eigentli- Literatur
che Auseinandersetzung findet nicht, wie oft suggeriert,
zwischen Religion und Wissenschaft statt, sondern zwi- Im Rahmen dieses Buches ist es aus Platzgründen nicht
schen verschiedenen Weltbildern. In diesem Fall zwi- möglich, näher auf die eigentlichen Ergebnisse der wis-
schen Theismus und Atheismus1. Das wird auch daran senschaftlichen Forschung einzugehen. Eine inhaltliche
deutlich, dass es praktisch alle an der hitzigen Diskussion Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Untersu-
beteiligten Positionen schon vor der Forschung gab. So chungen, die die Frage nach Gott betreffen, findet sich
besteht der Gedanke einer Schöpfung oder einer Evolu- u.a. in folgenden Büchern:
tion zeitlich gesehen schon viel länger, als versucht wird,
diese Ansichten mit Fakten zu unterfüttern12. Das gilt J. McDowell, Die Tatsache der Auferstehung, CLV, 187 Seiten,
auch für die Frage, ob Mann und Frau von ihrem Wesen ISBN 3-89397-712-0: Rekonstruktion der Situation nach der
und ihrer Veranlagung her verschieden oder gleich sind. Kreuzigung von Jesus an Hand einer historischen Vorgehens-
weise. Behandelt die Frage, ob die Auferstehung stattgefun-
Beide Ansichten gab es schon, bevor darüber soziologi-
den hat.
sche Studien durchgeführt wurden. Gleiches gilt für die
Frage, ob das Universum schon immer existiert hat oder R. Junker/S. Scherer, Evolution – Ein kritisches Lehrbuch,
einen Anfang hatte. Und ob es eher von Spuren eines Weyel, 336 Seiten, ISBN 3-921046-10-6: Lehrbuch, das so-
absichtsvollen Schöpfers oder aber von purem Zufall wohl den Evolutionismus als auch den Kreationismus kri-
geprägt ist. tisch untersucht.

J. Lennox, Hat die Wissenschaft Gott begraben?, Brockhaus,


Eine inhaltliche Untersuchung dieser Streitfragen zeigt, 144 Seiten, ISBN-10: 3-417-24358-0, ISBN-13: 978-3-417-
dass bei allen eben erwähnten Positionen Fragezeichen 24358-1: Eine kritische Analyse moderner Denkvorausset-
stehen bleiben. Folgerichtig gibt es sowohl Wissen- zungen.

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Ist Gott tot?

2. Der materia­ Chr. sinngemäß dasselbe16. Paulus, ein Bibelautor, zi-


tierte sogar an mehreren Stellen des Neuen Testaments
griechische Philosophen und lässt so durchblicken, dass

listische Athe­ er sich mit ihren Ideen auskannte17. Feuerbachs Behaup-


tung wurde später in der Psychologie umformuliert zu
„Gott ist eine Projektion des Menschen“. Das heißt, wir

ismus sägt an würden in uns hineinschauen und uns dann einen Gott
ausdenken, der die Eigenschaften hat, die wir in uns be-
obachten oder uns wünschen. Doch der Gedankengang

dem Ast, auf hilft im Hinblick auf die Frage nach Gott nicht weiter.
Denn es gibt kein Mittel, zu unterscheiden, ob die ähn-
lichen Eigenschaften daraus resultieren, dass entweder

dem er sitzt wir Gott erschufen, oder Gott uns.

Was sind die Aus­sa­gen


D er Atheist Ludwig Feuerbach hat den Gedanken
populär gemacht, dass Gott eine Erfindung des
Menschen sei. Er drehte das biblische „Gott schuf des Atheismus, bzw.
den Menschen nach seinem Bilde“ um und behaupte-
te: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“15 Das der materia­lis­tisch-
nährte das Überlegenheitsgefühl vieler vermeintlicher
Freigeister, die sich vom Christentum abwenden woll-
determi­nis­ti­schen Vari­
ten und glaubten: „Die Bibelautoren des ersten Jahr-
hunderts konnten von solch modernen Erkenntnissen
ante des Atheismus?
noch nichts wissen, aber jetzt sei es an der Zeit, die ver-
altete biblische Sichtweise hinter sich zu lassen.“ Dabei Atheist ist jemand, der glaubt, dass Gott nicht existiert.
war Feuerbachs Behauptung gar nichts Neues. Schon Sehr verbreitet ist die materialistisch-deterministische
der griechische Philosoph Xenophanes sagte ca. 500 v. Variante des Atheismus.

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Materialistisch bedeutet, dass das komplette Univer- bis dann im vergangenen Jahrhundert die Entdeckung
sum aus nichts anderem besteht, als aus Materie, die der Quantenmechanik (1925) diese Ansicht ablöste.
von physikalischen Kräften bewegt und strukturiert Seitdem glaubt der Großteil der Physiker nicht mehr
wird. Die physikalischen Kräfte sind die Gravitations- daran, dass sich Materie derart gesetzmäßig verhält.
kraft, die elektromagnetische Kraft und die sogenann- Allerdings lassen die Erkenntnisse der Quantenmecha-
te schwache und starke Kernkraft. Deterministisch nik verschiedene Interpretationen zu, so dass die Frage
bedeutet, dass jedes Teilchen, welches sich im Uni- nicht abschließend geklärt ist.18, 19
versum bewegt – sei es das Atom eines Planeten oder
das eines menschlichen Gehirns – sich ausschließlich
deshalb bewegt, weil eine dieser vier Kräfte es dazu
gezwungen hat. Weil die Kräfte gesetzmäßig immer Die
auf die selbe Art und Weise wirken, liegt demzufolge
heute schon fest, wo sich die Teilchen morgen befin- Schluss­folgerun­gen
den werden. Zum Beispiel liegt heute schon fest, wel-
che Gedanken man morgen denken wird und welche des materialistisch-
Entscheidungen man treffen wird. Die Gedanken sind
also determiniert, das heißt festgelegt. Die Kräfte ha- deterministischen
ben mit der Zeit die Materie zu Galaxien, Sonnen
und Planeten geformt. Auf unserem Planeten wur- Atheismus
de die leblose Materie dann im Laufe der Evolution
erst zu einfacheren und dann zu immer komplexeren Ungeachtet dessen, dass die Diskussion noch nicht
Molekülverbänden strukturiert, bis schließlich die entschieden ist, kann überlegt werden, was es denn für
komplizierte Materiestruktur entstand, die sich heute Konsequenzen hätte, wenn der materialistisch-determi-
„Mensch“ nennt. nistische Atheismus tatsächlich wahr wäre. Denn diese
Version der Weltgeschichte würde für unsere Identität
Ob sich die Wirklichkeit derart mechanisch verhält, ist als Mensch grundlegende Folgen haben: Wir wären
aus wissenschaftlicher Sicht nicht geklärt. Im Zeitalter dann nicht mehr Lebewesen, sondern Objekte. Wir
der klassischen Physik (ca. 17. - 19. Jahrhundert) war wären dann nicht mehr Personen, sondern Molekülma-
eine umfassende mechanische Weltsicht sehr verbreitet, schinen.

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Ist Gott tot? 2 . K api t el : A t hei s mu s

So würde der Stellenwert des Menschen fundamental Materie eben über die Zeit zu Menschen geformt. Es
reduziert. Da wir nur strukturiert angeordnete, aber gibt keinen Grund, warum es besser sein sollte, dass die
letztlich leblose Materie wären, verschwände unsere Materie als Menschmaschine angeordnet ist, anstatt als
Persönlichkeit, das heißt unser „Ich“, welches uns aus- Blumenerde auf dem Boden zu liegen. Es gibt keinen
macht. Es würde zu einer von physikalischen Kräften Grund, warum man sich als Mensch beschützen soll-
getriebenen und beherrschten Null schrumpfen. Den te, warum Leben etwas Wertvolles sein sollte und wa-
einen hätten die physikalischen Kräfte zum Theisten rum der Mensch so etwas wie Würde besitzen sollte.
geformt und den anderen zum Atheisten. Autonome Wenn es kein gut und schlecht gibt, dann kann auch
Entscheidungen, freier Wille und freie Meinung wären Leid, Krankheit und Tod nicht als schlecht bezeichnet
dann nur eine Illusion. Die ganze Diskussion verlöre werden.
ihre Bedeutung, denn sie würde von außen diktiert.
Konsequenterweise wäre auch an Terroranschlägen Viele Atheisten würden dem widersprechen und entgeg-
und Völkermorden niemand schuld. Denn es wären die nen, dass es in ihrem Denken sehr wohl Wertungen wie
unabänderlichen physikalischen Kräfte, welche die Mo- gut und schlecht gibt. Diese Wertungen begründen sie
leküle im Gehirn des Attentäters so angeordnet haben, auf menschliche Empfindungen. Was man als leidvoll
dass sie unausweichlich den Entschluss zu dem Verbre- empfindet, ist schlecht. Was man als Freude bereitend
chen formten. Warum sollte sich ein Mörder dann über- empfindet, ist gut. Das Problem dabei ist allerdings,
haupt noch verantworten? Wo doch nicht er als Person dass ihr materialistisches Denken schon viel früher
sich dazu entschlossen hätte, sondern die elektrochemi- greift. Es macht nämlich Aussagen darüber, wer sie als
schen Prozesse in seinem Gehirn den Mord erzwungen Menschen überhaupt sind: Eine von äußeren physikali-
hätten? schen Kräften angeordnete Materiestruktur und damit
nichts, was Wertungen aufstellen könnte. Wenn die Ma-
Ausgehend von lebloser Materie lässt sich zudem nir- terie vor Entstehung des Menschen wertefrei war, dann
gendwo eine Wertung ableiten. Man kann nirgendwo ist sie es auch danach. Denn durch die Entstehung des
ableiten, dass etwas gut, schlecht oder eine Mischung Menschen kam nichts Wesentliches dazu. Es hat sich
von beidem ist. Denn dem materialistischem Atheismus lediglich die Materie anders angeordnet.
zufolge hat sich die Materie zwar als Mensch angeord-
net, aber man kann nicht sagen, dass das gut sei. Sie Wäre der materialistische Atheismus wahr, würden
hat es eben getan. Die physikalischen Kräfte haben die auch Liebe, Sinn, Empfindungen, Trauer, Freude

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Ist Gott tot? 2 . K api t el : A t hei s mu s

oder das Bewusstsein selbst zur Bedeutungslosigkeit gleichzeitig das Ideal der Freiheit des Menschen anstre-
schrumpfen, weil sie nur Illusionen wären, hervorge- ben.“ Schaeffer sagte auch die gesellschaftlichen Folgen
rufen von komplexen Zellverbänden. Angesichts des- voraus: „Überall wird den Menschen gesagt, dass der
sen mag sich manch ein Atheist freuen. Denn wenn Mensch nur eine Maschine ist. Dadurch geht ihr Wi-
es keinen Sinn im Leben gibt, dann – so die Überle- derstand gegen die Manipulation Schritt für Schritt zu-
gung – kann er selbst einen festlegen. Doch „ihn“, der rück.“13 Je mehr Raum diesem Denken gelassen wird,
etwas festlegen könnte, gibt es seinem Denken zufol- desto mehr verliert man die Fähigkeit des eigenständi-
ge gar nicht. Diesen Punkt kann schließlich auch Ri- gen Entscheidens. Denn das Akzeptieren, dass es auf
chard Dawkins nicht überwinden, wenn er vorschlägt, einen selbst nicht mehr ankommt, ist das Akzeptieren
wir sollten gegen unsere Gene rebellieren, obwohl es von Fremdbestimmung.
seinen sonstigen Ausführungen zufolge „uns“ in dem
Sinne gar nicht gibt20, 21, 22. Falls jemand trotzdem gegen Das Denken des materialistischen Atheisten lässt zu-
die ihn beherrschenden Triebe rebellieren sollte, dann dem für ein Leben nach dem Tod keinen Raum. Das
atheistischen Menschenbild zufolge nur deshalb, weil Leben vor dem Tod ist sein Ein und Alles. Doch obige
andere Triebe, die aber auch von physikalischen Kräf- Überlegungen zeigen, dass auch schon sein diesseitiges
ten gesteuert werden, stärker sind. Leben zur Null wird.

Der materialistisch-deterministische Atheismus treibt


jeden Menschen, der ihn in allen seinen Konsequenzen
anerkennt, in die Sackgasse des gedanklichen Stillstan- Viele Atheisten
des und der Handlungsunfähigkeit. Denn der Mensch
hat keinen Antrieb zum Denken und Handeln mehr, haben dennoch eine
wenn er erkannt hat, dass es auf ihn gar nicht ankommt.
So zieht er sich selbst den Boden unter den Füßen weg. hohe Moral
Falls der Atheist trotzdem noch weiterdenkt und weiter-
handelt, zeigt er damit, dass er die logischen Schlussfol- Trotzdem gibt es viele Atheisten, die freundlich und le-
gerungen seines Weltbildes noch nicht anerkannt hat. bensfroh sind und einen ausgeprägten Sinn für Gerech-
Oder, wie Francis Schaeffer es ausdrückte: „Man kann tigkeit, Gut und Böse haben. Das liegt allerdings daran,
nicht daran glauben, dass alles eine Maschine ist, und dass sie nicht der Logik ihres materialistisch atheisti-

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schen Denkgebäudes folgen, sondern ihrer Mensch- Gott das wirklich getan hat, wer schuf dann Gott? Ge-
lichkeit. Ihrer Menschlichkeit, für die ihr Denken ge- nausowenig, wie man sich vorstellen kann, dass Mate-
nau genommen keinen Platz lässt. Je mehr Raum dem rie schon immer da war, kann man sich vorstellen, dass
materialistischen Denken gelassen wird, desto weniger Gott schon immer da war.
Bedeutung haben Freude, Leid, Empfindungen, Liebe
oder Würde. Darüber hinaus liegt es aber auch daran, Solcherlei Gedankenspiele helfen bei der Frage nach
dass nicht jeder Atheist auch ein materialistisch-deter- Gottes Existenz nicht weiter. Denn keine dieser Varian-
ministischer Atheist ist. ten ist verstehbar. Der menschliche Verstand ist schlicht-
weg zu klein dafür. Der Verstand kann lediglich von ei-
ner ersten unbegründeten Annahme ausgehen und von

Die Frage nach dem dort aus weiterdenken. Das heißt, man kann überlegen,
was es für Auswirkungen hat, wenn am Anfang die ewi-

Ursprung entzieht ge Materie oder aber der ewige Gott steht. Wer – wie
viele Atheisten – von nichts als Materie als erste Ursa-

sich der Reichweite che ausgeht, kann schlussfolgern, selbst nichts weiter als
Materie zu sein. Wer – wie der Christ – vom persönli-

der Logik chen Gott als erste Ursache ausgeht, kann schlussfol-
gern, selbst eine Person zu sein.

Abgesehen davon sind noch einige Scheinargumente in Wohl auch wegen der verstandesmäßigen Fragezeichen
der öffentlichen Meinung verbreitet, was die Diskussion wird der Atheismus in Reinform nur von einer kleinen
zwischen Theismus und Atheismus betrifft. So behaup- Minderheit als Lebensgrundlage genannt. Ein größerer
ten beispielsweise Theisten, es sei unlogisch, zu glau- Teil unserer Gesellschaft bekennt sich dagegen zum Ag-
ben, dass beim Urknall Materie aus dem Nichts kam. nostizismus.
Genauso undenkbar sei es, dass Materie schon immer
da war. Es müsse also einen Schöpfer geben, der den
Urknall ausgelöst hat, oder sonstwie das Universum
ins Leben gerufen hat. Atheisten hingegen geben eine
ähnliche Überlegung an die Theisten zurück: Wenn

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Ist Gott tot?

3. Die Alterna­ Vor der Aufklärung, im Zeitalter der Übermacht ins-


titutioneller Religion, war die europäische Geschichte
übersät mit Kriegen, Konflikten, Machtmissbrauch und

tive des Agnos­- Unterdrückung. Deshalb war der Atheismus infolge der
Aufklärung eine hoffnungsvolle Alternative. Doch das
Blutvergießen hörte damit nicht auf. Mittlerweile hat

ti­zismus: Keine sich gezeigt: Machthaber und Regierungen, die sich auf
den Atheismus berufen haben, verübten ebenso men-
schenverachtende Verbrechen. Krieg, Machtmissbrauch

Entscheidung und Unterdrückung verschwanden nicht, als der Ein-


fluss der Religion zurückging. Sie haben offensichtlich
tiefere Ursachen. Mittlerweile hat sich eine Ratlosigkeit

treffen eingestellt. Sie findet ihren Ausdruck im Leitspruch vie-


ler Agnostiker: „Man kann nicht wissen, ob Gott exis-
tiert. Deshalb ist die Frage nicht so wichtig.“

A gnostiker glauben, man könne nicht wissen, ob


Gott existiert oder nicht. Diese Ansicht ist kenn-
zeichnend für die gegenwärtige Gesellschaft.
Diese Denkweise ist insofern richtig, als es tatsächlich
keine logisch komplett schlüssige Herleitung für die
Existenz und die Nicht-Existenz Gottes gibt. Was aller-
Angesichts des Scheiterns der großen Glaubenssysteme dings unberücksichtigt bleibt, ist, dass es trotzdem sehr
wirkt der Agnostizismus reizvoll. große Konsequenzen nach sich zieht, wenn man an das
eine, das andere oder keines von beidem glaubt. Auch
Es kann allerdings nicht behauptet werden, dass er sich wenn die Frage nach Gott durch logische Herleitung
aus einem fortwährenden Höherentwicklungsprozess letztlich nicht gelöst werden kann, ist die Beantwortung
der Geistesgeschichte entwickelt hätte und nun die bis- wegen ihrer Auswirkungen doch von großer Bedeutung.
herige Krönung des intellektuellen Fortschritts darstel- Denn jede Einzelperson und jede Kultur geht von einer
le. Der Grieche Protagoras sagte schon ca. 450 v. Chr.: Glaubensbasis aus. Diese Glaubensbasis kann Aus-
„Von den Göttern weiß ich nichts, weder dass es solche sagen enthalten wie z.B. „Gott existiert“, „Gott greift
gibt, noch dass es keine gibt.“28 ein“, „Gott existiert nicht“ oder „Mit Gott ist nicht zu

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Ist Gott tot? 3 . K api t el : A gn o s t izi s mu s

rechnen“. Die Glaubensbasis – unabhängig davon, ob beispielsweise die im Menschen veranlagte natürliche
sie bewiesen ist oder nicht – zieht sich durch das gesam- Neugier, die ihn dazu bewegt, seine Umwelt zu unter-
te Leben der folgenden Generationen. Wohlstand oder suchen. Erschwerend ist, dass Wissenschaft auch Arbeit
Armut, die psychische Befindlichkeit, Angst oder Mut, ist. Dieser Aspekt soll im Folgenden näher betrachtet
Traurigkeit oder Freude, Depression oder Euphorie, werden. Arbeit ist anstrengender Aufwand. Aufwand
seelische Erfülltheit und sogar innere Motive lassen sich wird aber oft erst dann betrieben, wenn am Ende der
sehr stark auf eine zugrundeliegende Glaubensbasis Arbeit ein Nutzen in Sicht ist. Hoffnung auf Nutzen
zurückführen. Das lässt sich an zahlreichen Beispielen fördert die Wissenschaft. Heutzutage ist es leicht, bei
zeigen. Drei davon werden im Folgenden beschrieben. wissenschaftlicher Arbeit auf einen Nutzen zu hoffen.
Denn die letzten Jahrhunderte haben gezeigt, dass wis-
senschaftliche Erkenntnis sehr hilfreich und nützlich

Erstes Beispiel dafür, in vielerlei Beziehung ist. Im Nachhinein ist es leicht,


Wissenschaft gut zu heißen. Doch wenn man zurück-

wie die Glaubens­ denkt, und sich in die Gedankenwelt eines Menschen
hineinversetzt, der am Anfang steht, sieht die Situation

grund­lage unser anders aus.

Leben prägt: Die Angenommen, dieser Mensch fängt gedanklich bei


Null, also ohne Vorwissen, an. Nun will er die vielen

Ent­stehung der Phänomene um sich herum verstandesmäßig erfassen.


Einige Naturgesetze sind dann relativ offensichtlich

Wissen­schaft in der herauszufinden. Der Zusammenhang zwischen Wol-


ken und Regen, die Laufbahnen der Sterne oder die

Neuzeit Abfolge von Jahreszeiten fallen in diese Kategorie. Bei


vielen anderen Naturgesetzen ist es schwieriger, bei-
spielsweise beim Elektromagnetismus. Die offensicht-
Die moderne Wissenschaft ist nicht aus dem Nichts liche Beobachtung, die jeder beim Elektromagnetismus
entstanden. Verschiedene Faktoren haben die Ent- machen kann, ist, dass sich bestimmte Erze scheinbar
stehung begünstigt bzw. erschwert. Begünstigend ist magisch anziehen oder abstoßen. Dann stellt sich die

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Ist Gott tot? 3 . K api t el : A gn o s t izi s mu s

Frage, ob man dieses Phänomen näher untersuchen ❶ Laut der Bibel wurde das Universum von einem per-
soll. Doch wer garantiert einem, dass sich die enormen sönlichen Wesen, nämlich Gott, erdacht.
wissenschaftlichen Anstrengungen überhaupt lohnen, ❷ Die Gedanken einer Person sind nachvollziehbar.
wo doch Blitzableiter oder Telegrafieanlagen zu die- ❸ Deshalb ist das Universum verstandesmäßig nach-
sem Zeitpunkt noch nicht bekannt sind? Wer garantiert vollziehbar.
einem, dass ein Naturgesetz überhaupt herausfindbar ❹ Deshalb lohnt sich Nachdenken über das Universum.
ist? Wer garantiert einem, dass die wertvolle Zeit beim Mit anderen Worten: Deshalb lohnt sich Wissen-
Forschen nicht verschwendet wird? Im Nachhinein, schaft.
wenn man die funktionierende Telegrafenstation vor
Augen hat, ist es leicht zu beantworten. Doch dieses Mittlerweile wurde die Glaubensgrundlage, dass die
Wissen hat man am Anfang ja noch nicht. Erschwe- Welt verstehbaren Gesetzen folgt, aus der Bibel gelöst
rend kommt die typisch menschliche Eigenschaft hin- und trägt sich nun selbst, weil es eine sehr erfolgrei-
zu, Unbekanntes zu mystifizieren. Blitze und sonstige che Glaubensgrundlage ist. Sie wird sogar als weltan-
Stromschläge wurden, weil sie nicht erklärt werden schaulich neutral bezeichnet, weil das geschichtliche
konnten, als Strafe von Naturgöttern und Dämonen Bewusstsein verloren gegangen ist. Zwar waren nicht
angesehen. Das heißt, es braucht neben Motivation alle der ersten neuzeitlichen Wissenschaftler konse-
und viel überschüssiger Zeit auch noch Mut, um zu quente Christen, aber sie lebten alle im Einflussbe-
forschen. Deshalb sollte eine glaubensmäßige Grund- reich des damals von der Bibel geprägten Weltbildes.
lage die Hoffnung bieten, dass die uns umgebende Es finden sich zahlreiche Beispiele maßgeblicher Wis-
Natur tatsächlich verstandesmäßig nachvollziehbaren senschaftler, für die ihre wissenschaftliche Forschung
Naturgesetzen unterliegt und nicht ungreifbar mystisch eng mit der biblischen Weltsicht zusammenhing. So
ist. Diese Weltanschauung fand sich in der Bibel, weil schrieb Isaac Newton gegen Ende seines Lebens mehr
dort von einem vernünftigen Schöpfer die Rede ist. Das biblische als wissenschaftliche Abhandlungen. Später
heißt, die Schöpfung ist verstandesmäßig nachvollzieh- führten Männer wie Michael Faraday, der die elekt-
bar, weil sie von einer vernünftigen Person geschaffen romagnetische Induktion entdeckte und sich eng an
wurde. Auf Grund dieser Annahme hatten die Wissen- die Bibel halten wollte, die Tradition fort. Faraday
schaftler trotz vieler Hindernisse die Hoffnung, weiter- veranstaltete öffentliche Experimente, mit der Begrün-
zuforschen. Der Gedankengang kann auch so formu- dung, alle Menschen sollen sich an dem Wissen über
liert werden: Gottes Schöpfung erfreuen13. Im Lauf der Zeit geriet

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Ist Gott tot? 3 . K api t el : A gn o s t izi s mu s

der weltanschauliche Zusammenhang zwischen Bibel Naturgesetze je entschlüsselt und gelesen werden könn-
und Wissenschaft immer mehr in Vergessenheit. Doch te, weil sie keinerlei Zusicherung besaßen, dass es ein
auch noch Männer wie J. Robert Oppenheimer, der göttliches Wesen gab, das, noch rationaler als wir selbst,
später reumütige „Vater der Atombombe“, wiesen auf je einen solchen Code formulierte, der von uns gelesen
den geschichtlichen Zusammenhang hin. Obwohl er werden könnte.“25
selbst wohl kein bibelgläubiger Christ war, stellte er in
der Kulturzeitschrift „Encounter“ dar, wie die moder- Es gibt jedoch auch Beispiele dafür, wie Kirchen den
ne Naturwissenschaft aus dem christlichen Weltbild wissenschaftlichen Fortschritt gebremst haben. Die
geboren wurde23. Zwar haben auch Einflüsse des grie- Gründe dafür liegen aber eher in Befürchtungen, Macht-
chischen Denkens bei der Entstehung der modernen positionen zu verlieren, als im biblischen Weltbild.
Wissenschaft geholfen, doch die entscheidende ratio-
nale Grundlage kam aus der Bibel, wie auch der Phi- Die Glaubensfrage, ob die Natur verstehbaren Gesetzen
losoph und Mathematiker Alfred North Whitehead folgt, stellt sich in manchen Bereichen der Wissenschaft
bestätigte. In den Harvard University Lowell Lectures auch heute. Beispiele dafür sind die Untersuchung der
bezeichnet Whitehead das Christentum als Mutter der Wetterentstehung, der Strukturbildung im Universum
Wissenschaft, wegen der mittelalterlichen Lehre von oder in neuronalen Netzen. Es ist im Moment noch
der Rationalität Gottes24. eine Frage des Glaubens, ob man diese Phänomene als
zufällig, gesetzmäßig oder mystisch ansieht.
Dieser geschichtliche Zusammenhang wird auch am
Vergleich mit anderen Kulturen deutlich. Joseph Need- Sieht man, wie es häufig in der heutigen Wissenschaft
ham, die große Autorität auf dem Gebiet der chinesi- getan wird, solche Phänomene als zufällig an, dann
schen Wissenschaftsgeschichte, fand zwar Hinweise, kommt der Forschungsprozess zum Stillstand. Denn
dass zahlreiche Erfindungen, wie z.B. der Buchdruck, man erhofft sich dann nicht mehr, dass die untersuch-
Schießpulver und der Kompass, in China schon länger ten Prozesse vorhersagbar, d.h. verstehbar sind und hat
als in Europa bekannt waren. Doch als Erklärung, wa- deshalb keinen Grund mehr weiter zu forschen.
rum sich aus diesem Vorsprung im Gegensatz zu Eu-
ropa nie eine volle Naturwissenschaft mit umfassenden Oder man sieht die Phänomene als gesetzmäßig an und
Theorien entwickelte, schrieb Needham bezüglich der hat deshalb Grund und Motivation zum Weiterfor-
Chinesen: „Es gab keine Zuversicht, dass der Code der schen, weil Gesetze erforscht werden können.

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Oder man sieht die Phänomene als mystisch an. Dann lung von der Postkutsche zur schnelleren Überbringung
gelten sie als geheimnisvoll und es können gute oder per Zug gedauert. Noch kürzer dauerte es dann bis zur
böse Mächte dahinter vermutet werden. Das ist rein lo- Nutzbarkeit von noch schnelleren E-Mails, bis schließ-
gisch gesehen nicht ausgeschlossen, kann aber ein Hin- lich kurz darauf die SMS den Mensch davon befreite,
dernis für die Erforschung darstellen. Nachrichten nur von einem stationären Computer über-
mitteln zu können.

Technische Neuerungen sind die Voraussetzung für

Zweites Beispiel da­ die Verschnellerung. Um von München nach Berlin zu


kommen, brauchte man früher zu Fuß oder auch auf

für, wie die Glaubens­ dem Pferd sehr lange. Die Erfindung von Zügen und
Automobilen verkürzte die benötigte Zeit. Eigentlich

grundlage unser führen technische Neuerungen also zu einem Zeitge-


winn. Die Vermutung liegt nahe, dass dies zu mehr Le-

Leben prägt: Das bensqualität, mehr sozialen Beziehungen, schöneren Er-


lebnissen, größerer seelischer Erfülltheit, Zufriedenheit

Tempo des Lebens und Sorglosigkeit führt. Trotzdem zeigt sich eine andere
Entwicklung. Der Zeitgewinn hat stattdessen zu einem
hektischen Wettlauf geführt. Obwohl die Menschen
Hartmut Rosa von der Friedrich-Schiller-Universität mehr Zeit zur Verfügung haben, werden sie immer ge-
Jena habilitierte zum Thema „Soziale Beschleunigung. hetzter. Die vielen neuen Möglichkeiten und Erlebnisse
Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“. haben einen Hunger nach noch mehr Möglichkeiten
Er veröffentlichte einen Auszug seiner gewonnenen Er- und Erlebnissen verursacht. Soziale, gesellschaftliche
kenntnisse im Magazin „Spektrum der Wissenschaft“26. und wirtschaftliche Aspekte des Lebens haben sich in
Dort stellt er ein charakteristisches Merkmal der heu- einer Beschleunigungsspirale verfangen, die sich selbst
tigen Zeit dar: Verschnellerung. Alles scheint sich zu weiter antreibt. Rosa zitiert Goethe, der schon früh den
verschnellern. Es hat lange gedauert bis die Menschheit „veloziferischen“, also den teuflisch-schnellen Charak-
sich vom rennenden Botschafter zur schnelleren Post- ter der Neuzeit erkannte, deren Hauptmerkmal es sei,
kutsche entwickelt hat. Weniger lang hat die Entwick- „nichts mehr reif werden zu lassen“.

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Die Frage ist, ob diese Hetze zwangsläufig aus unserer mehr Erlebnisse in die gleiche Zeitspanne pressen. Der
menschlichen Veranlagung resultiert, oder ob es be- innerste Antrieb ist letztlich: Man will das ewige Leben
stimmte Weltsichten gibt, die sie verstärken oder ent- ins Diesseits holen.
kräftigen. Rosa stellt als Ursache für die Verschnelle-
rungsspirale eine Kombination aus mehreren Faktoren Ausgehend von Rosas Erkenntnissen lässt sich die heuti-
fest. So hat der technische Fortschritt nicht nur zu ei- ge Zeit besser verstehen. Die Gehetztheit kam nicht zu-
nem Zeitgewinn geführt, sondern auch zahlreiche neue fällig, sondern hatte ihre Gründe. Ein schwerwiegender
Möglichkeiten geschaffen, wie diese Zeit genutzt werden Grund liegt im Wechsel der Weltanschauung. Das von
kann. Darüber hinaus nennt Rosa neben wirtschaftlichen vielen als belastend hoch empfundene Tempo zieht sich
Konkurrenzkämpfen und der Effizienzsteigerung durch durch alle Lebensbereiche und bezieht die gesamte Ge-
Arbeitsteilung eine gewichtige kulturelle Ursache: „Be- sellschaft mit ein. Wirtschaftlich gesehen wurde der Ka-
schleunigung trägt in sich die moderne Antwort auf den pitalismus zum Turbokapitalismus. Immer mehr Geld
Tod.“ Denn früher ging man davon aus, dass nach dem wird in immer kürzerer Zeit über den Globus geschoben,
Tod das ewige Leben wartet. Diese Überzeugung wich bis schließlich Finanzkrisen die Beschleunigung wieder
in der Moderne immer mehr der Ansicht, dass ewiges ausbremsen. Wer in seiner Arbeitsleistung nicht mit der
Leben zwar möglicherweise nach dem Tod kommt, aber Beschleunigung der anderen Schritt hält, bleibt zurück
man solle zumindest, weil es ja nicht bewiesen ist, nicht und verliert womöglich seine Existenzgrundlage.
damit rechnen. Das führte zu einem diesseitigen Leben,
welches so gelebt wird, als ob es das Jenseits nicht gibt. Wohnsitze, Überzeugungen, Ideen und Marktmonopo-
Das Diesseits ist dann das Einzige, was man hat. Man le wechseln in immer geringeren Abständen. Arbeits-
muss es festhalten auf Leben und Tod. Und die Zeit läuft verträge werden kurzfristiger. Sogar Schnittfolgen in Vi-
unaufhaltsam ab. Deshalb muss möglichst viel in das deoclips werden immer schneller. Modetrends bezüglich
diesseitige Leben hineingepackt werden. Möglichst vie- Handys, Kleidung oder Musik- und Kunststilen lösen
le Erlebnisse, möglichst viel Erfüllung, kurz: Möglichst sich in immer kürzeren Abständen ab. Fastfood, Speed
viel Leben. Wenn auch nicht alle, so fangen doch immer Dating, Multitasking und Wegwerfprodukte sind sym-
mehr – oft unbewusst – das Rechnen an und kalkulieren: ptomatische Ergebnisse des Verschnellerungsdrucks.
„Wenn ich in die gleiche Lebensspanne doppelt so viele Wegen der Überflutung mit neuen Gedanken werden
Erlebnisse hineinpacke, dann ist es, als ob ich zwei Le- tiefgehende Analysen von oberflächlichen Zusammen-
ben führe.“ Wer drei Leben führen will, der muss noch fassungen verdrängt. Der Leistungsdruck verhindert

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Kreativität und Sorgfalt. Alles soll schnell, möglichst ist der mächtige Herrscher, dessen Anweisungen man
sofort zu haben sein. Die Ungeduld wirkt seelisch zer- zu befolgen hat. Er gibt das Tempo vor und zwingt zu
mürbend. Man erlebt und leistet zwar mehr als früher, schnellem Handeln.
hat aber trotzdem stärker das Gefühl, zu wenig erlebt
und geleistet zu haben. Der Mensch hat Gott als beengende Fessel empfunden
und sich von ihm befreit. Doch er ist in einer größeren
Die Beschleunigung zeigt sich auch in zwischenmensch- Fessel gelandet, denn weil er nicht mehr mit dem Jen-
lichen Beziehungen. Partner wechseln immer häufiger. seits rechnet, verliert auch das Diesseits immer mehr an
Freundschaften werden bei Schwierigkeiten und Streit Qualität.
eher beendet, als dass man anhaltend in den anderen
investiert. Sicherheit, Geborgenheit und Gelassenheit
werden langsam zurückgedrängt. Es gibt immer mehr
oberflächliche, aber immer weniger tiefe Freundschaf- Drittes Beispiel da­für,
ten. Am Beispiel zwischenmenschlicher Beziehungen
wird ein Merkmal der heutigen Zeit schmerzvoll sicht- wie die Glaubens­
bar: Die Quantität zerstört die Qualität.
grundlage unser
Um Missverständnisse auszuschließen: Der Wechsel
von einer Weltsicht, die mit dem Jenseits rechnet, zur
Leben prägt: Die
heutigen Sicht ist nicht die einzige Ursache für Ruhe-
losigkeit, oberflächliche Beziehungen, existenzielle Sor-
moderne Sinnkrise
gen, Unzufriedenheit, Hektik und innere Spannungen.
Das wäre eine zu einfache Erklärung. Aber es ist ein
entsteht durch
grundlegender Sichtwechsel, der die heutige Zeit ein-
schließt. Zeit ist ohne ewiges Leben die immer knapper
Selbstthematisierung
werdende Ressource. Man könnte zu kurz kommen.
Der Christ geht in seinem Denken von Gott aus, und
Der Tod ist die Geißel des Menschen. Er ist der Fix- erschließt sich von ihm aus seine Sicht auf die Welt
punkt, an dem sich das diesseitige Leben orientiert. Er und auf die eigene Person. Der materialistische Athe-

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ist geht, wie im vorigen Kapitel erläutert, von Materie Aus dieser Perspektive überrascht es nicht, wenn De-
aus und kann so in brutaler Konsequenz schlussfolgern, pression mittlerweile als Volkskrankheit bezeichnet
selbst nur Materie zu sein. Die meisten Menschen heu- wird. Viele der neu auftauchenden psychischen Krank-
te gehen dagegen von sich selbst aus und erschließen heiten dürften zumindest eine Teilursache darin haben,
sich von dort aus ihre Umgebung. Obwohl der Mensch dass man den Sinn, den einem der übergeordnete Gott
offensichtlich einen Anfang und auch ein Ende hat, verleiht, unbeachtet lässt. Man kann zwar anderen Din-
obwohl seine Identität, also unter anderem sein Ge- gen Sinn verleihen, aber wer verleiht einem selbst Sinn?
schlecht, sein Aussehen und seine innere Veranlagung Der Medien- und Kommunikationstheoretiker Norbert
unabhängig von ihm festgelegt wurden, erhebt er sich Bolz von der Technischen Universität Berlin schreibt
zum Maßstab aller Dinge. Insofern macht er sich selbst treffend: „Die moderne Sinnkrise entsteht durch Selbst-
zu Gott. Die Hoffnung unserer Zeit ist deshalb nicht thematisierung.“27 Man endet als Selbstzweck.
Erlösung, sondern Selbstverwirklichung. Anders ausge-
drückt: Selbsterlösung. Als Christ wird dem Menschen von Gott, der allem
übergeordnet ist, Sinn verliehen. Gott hat den Men-
Die Folge davon ist Sinnlosigkeit. Denn Sinn wird im- schen bewusst geschaffen. Er ist demnach gewollt und
mer nur von etwas Höherem, das heißt etwas Über- der Bibel nach sogar von Gott geliebt. Was das konkret
geordnetem, verliehen. Das wird am Beispiel einer bedeutet, wird in Kapitel 5 näher beschrieben.
Schraube deutlich. Eine Schraube hat für sich gesehen
noch keinen Sinn. Sie bekommt erst Sinn, wenn ihr Es gibt allerdings Menschen, die auch ohne den Glau-
etwas Größeres von außerhalb Sinn verleiht. Beispiels- ben an Gott ihr Leben als sinnvoll empfinden. Man ist
weise, wenn sie eine Radkappe am Autoreifen hält. Die jedoch abhängig von allem, was man als sinnstiftend er-
Radkappe und der Reifen haben für sich genommen lebt. Wenn man sich von der Abhängigkeit des ewigen
auch keinen Sinn, sondern erst, wenn sie ein Automobil Gottes löst, begibt man sich in andere, flüchtigere Ab-
tragen. Das Automobil steht sinnlos in der Garage, bis hängigkeiten. Ein als sinnvoll empfundenes Leben hängt
eine Person es verwendet und ihm damit Sinn verleiht. von bestimmten Gegenständen, Zielen, Personen oder
Sinn wird logisch gesehen nur von etwas Übergeord- Erlebnissen ab. Fallen diese sinngebenden Bezugspunk-
netem verliehen. Im gleichen Maße, wie man sich von te weg, stürzt man ins Leere. Spätestens der Gedanke
Gott löst, steigt demnach das Potential, sein Leben als an den Tod kann alle Erlebnisse und Errungenschaften
sinnlos zu empfinden. eines Lebens zur Sinnlosigkeit schrumpfen lassen.

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Diese drei Beispiele dienen als Illustration, wie stark dazu keine Stimme erheben. Er schwimmt einfach mit,
die Auswirkungen verschiedener Perspektiven auf sich während andere die großen Fragen für ihn beantworten.
selbst, auf die Welt und auf Gott sind. Die persönliche Doch die Folgen dieser Fragen erfassen, wie gezeigt, die
Befindlichkeit wird davon vielfältig durchwoben. Unser ganze Gesellschaft und damit auch ihn.
Alltag und die Richtung der Gesellschaft wird stark da-
von geprägt. Natürlich ist ein Glaube nicht deshalb wahr, weil er an
mancher Stelle nützlicher ist. Es muss andere Gründe
als bloße Nützlichkeit geben, um einen Glauben anneh-

Wo in diesem Fluss men zu können. Trotzdem verlangt das Leben, in wel-


ches wir Menschen hineingestellt sind, Entscheidun-

aus Glaubens­ gen. Es stellt Fragen, die nicht folgenlos unbeantwortet


bleiben können. Wer nicht selbst entscheidet, für den

annahmen und entscheiden andere.

Folgen befindet sich


der Agnostiker?
Welche Rolle nimmt nun der Agnostiker ein? Der Be-
griff Agnostiker leitet sich vom altgriechischen Wort für
„nicht-wissen“ ab. Der Agnostiker ist demnach definiert
als jemand, der bezüglich einer Frage – meist der nach
Gott – nichts weiß. Er bietet keine Alternative zum
Glauben an Gott oder an seine Nicht-Existenz, sondern
er entscheidet einfach nicht. Die obigen drei Beispiele
sind nur eine kleine Auswahl der enormen Wirkungen,
die von der Frage nach Gott abhängen. Der Agnostiker
kann dazu konsequenterweise nur schweigen. Er kann

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Ist Gott tot?

4. Die Rhetorik Die Praxis der


Postmoderne
bezwingt den zementiert das Recht
Verstand des Stärkeren
Wo sind wir mittlerweile angelangt? Wer bestimmt die

D er Mensch wollte die Welt seit jeher verstehen


und eine rationale Lebensgrundlage bekommen.
Philosophen versuchten, große Gedankenkonzepte zu
Richtung einer Gesellschaft, wenn jede Erkenntnis zer-
redet werden kann? Wenn man sich auf keinen objek-
tiven Maßstab berufen kann, der Fehlentwicklung als
entwickeln, welche die Welt umfassend beschreiben. Fehlentwicklung und Schlechtes als schlecht bezeich-
Mittlerweile hat sich Ernüchterung breit gemacht. Der net? Wenn mit Hilfe geschickter Rhetorik jede Meinung
menschliche Verstand ist offenbar nicht leistungsfähig und jede Handlung gerechtfertigt werden kann? Was
genug, um alle Aspekte des Lebens in einem schlüssi- bleibt noch als Schutz vor Willkür?
gen Denkmodell vereinen zu können. Ein grundlegen-
des Problem ist, dass jeglicher verbindliche Maßstab Viele Denker haben versprochen, dass die Menschheit
zerredet werden kann. An jeder Denkposition finden endlich befreit wird, wenn sie sich von der Autorität
sich noch offene Fragezeichen. Sobald ein Gedanke, Gottes löst und selbst die Richtung vorgibt. Dieses
eine Sache oder eine Handlung als gut bezeichnet wird, Versprechen hat letztlich dazu geführt, dass man sich
finden sich unzählige Einwände, warum man es doch nun unter der Autorität anderer Herrscher wiederfin-
nicht als gut bezeichnen könne. Die unergründliche det. Denn als Wahrheit wird heute jene Meinung an-
Komplexität der Welt kann benutzt werden, um jegli- erkannt, welche am lautesten vertreten wird und die
che Wertung zu zerreden, aber auch zu etablieren. Was geschickteste Rhetorik verwendet. Wolfgang Nestvogel
gestern als gut galt, kann morgen als schlecht gelten hat es treffend beschrieben: „Die Praxis der Postmo-
und umgekehrt. derne zementiert das Recht des Stärkeren: Wer kann
sich gesellschaftlich durchsetzen? Wessen Pressure-

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Groups sind am Besten organisiert? Welche Position akzeptiert war. Mittlerweile ist das Gegenteil der Fall,
gewinnt die mehrheitliche Zustimmung des Journalis- Abtreibung wird teils sogar als Menschenrecht gefor-
mus? Wenn es keine verbindliche Instanz gibt, die von dert und nur noch eine Minderheit erhebt Einspruch
allen anerkannt wird – von Regierenden und Regierten, dagegen. Wie konnte es zu dieser 180-Grad-Wendung
Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Eltern und Kindern kommen?
-, dann entscheidet die Macht über das Recht. Dann
bestimmt eine Macht-Elite oder Geld-Elite, welche Die Rechtmäßigkeit von Abtreibung macht sich letzt-
‚Wahrheit‘ zu befolgen ist. Dann gibt es keine Chance, lich an der Frage fest, zu welchem Zeitpunkt der
diese Elite auf übergeordnete, gar transzendente An- Mensch seinen Anfang hat. Ab wann kann man sagen,
sprüche zu verweisen.“14 dass es sich bei der Leibesfrucht um einen Menschen
handelt? Wenn es der Zeitpunkt der Zeugung ist, dann
sollte man dem Recht auf Abtreibung grundsätzlich

Ein Beispiel für die widersprechen, weil es sich dann um die Tötung eines
Menschen handelt. Wenn es sich um einen späteren

Praxis der Zeitpunkt handelt, sollte man sich für die Legalität von
Abtreibung bis zu diesem Zeitpunkt einsetzen.

Postmoderne: Die Um die Entwicklung der letzten 60 Jahre nun als Fort-

Auseinandersetzung schritt bezeichnen zu können, braucht man nachvoll-


ziehbare Kriterien, wann das Menschsein beginnt.

um Abtreibung Welcher Zeitpunkt soll als Ursprung des Menschen


angesetzt werden? Die Zeugung? Sobald Arme, Beine
und Kopf sichtbar werden? Sobald Hirnströme mess-
Ein gutes Beispiel zur Illustration dieser Behauptung ist bar werden? Bei der Geburt? Doch einen Monat vor
die Frage nach Abtreibung. Ob das Recht auf Abtreibung der Geburt ist auch schon alles für das von der Mut-
nun zu befürworten ist oder nicht, sei dahingestellt. Be- ter körperlich getrennte Leben vorhanden. Sobald sich
merkenswert ist jedaoch, dass vor 60 Jahren Abtreibung das Bewusstsein entwickelt hat? Doch die wenigsten
als unmenschlicher Eingriff in die Entstehung mensch- Menschen können sich erinnern, ihre frühe Kindheit
lichen Lebens von weiten Teilen der Gesellschaft nicht bewusst erlebt zu haben. Außerdem: Besteht, wenn

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sich ein behindertes Kind ankündigt, eher das Recht keit einfordern. Mit anderen Worten: Die Meinungen
auf Abtreibung? sind gleich gültig. Und das führt zu Gleichgültigkeit.

Für diese Fragen gibt es kein eindeutiges medizinisches


Kriterium. Wenn nicht einmal klar definiert ist, was
Menschsein überhaupt ausmacht, dann kann man noch Sanfte Manipulation
viel weniger einen Anfangszeitpunkt des Menschseins
herausfinden. Was bleibt noch übrig? Warum war vor durch Rhetorik
60 Jahren das eine akzeptiert und jetzt das andere? Weil
Menschen, die das Recht auf Abtreibung befürworten, Die Rhetorik der Medienlandschaft und Politik ist in
rhetorisch geschickt und aktiv Öffentlichkeitsarbeit be- hohem Maße dafür gerüstet, bestimmte Glaubensinhal-
trieben haben. Wer sich Gehör verschafft und geschickt te oder die Autorität bestimmter Personen und Grup-
reden kann, der gewinnt. Es ist nicht mehr eine Frage pen möglichst widerstandslos zu etablieren oder zu
des nachvollziehbaren Verstandes, sondern eine Frage verdrängen. Je mehr gesagt wird, dass man aufgeklärt
der Macht. ist, desto leichter lassen sich bestimmte Ansichten als
rückständig abstempeln. Je überlegener man seine Frei-
Vor zu extremen Ansichten wird gewarnt. Doch letzt- geistigkeit bewertet, desto blinder ist man gegenüber
lich kann jede noch so extreme Ansicht gesellschaftsweit Täuschung. Je stärker betont wird, dass bestimmte An-
etabliert werden, unter der Bedingung, dass diese An- sichten, Personen und Gruppen als extrem abzulehnen
sicht langsam, schrittweise und sanft eingeführt wird. sind, desto leichter wird es, anderen extremen Ansich-
Denn der Verstand liefert keinen Maßstab, „extrem“ ten und Personen schleichend Akzeptanz zu verleihen.
überhaupt verbindlich definieren zu können. Vielleicht Je öfter man gesagt bekommt, dass gesellschaftsweit
sind gesellschaftliche Aussteiger extrem. Vielleicht ist anerkannte Ansichten nur zufällig, aber nicht bewusst
aber auch die Gesellschaft selbst extrem. Als normal entstehen, desto mehr sinkt das Misstrauen angesichts
wird meist einfach unbegründet das angesehen, was bewusster Manipulationsmethoden.
man gewöhnt ist. Der menschliche Verstand bietet an
vieler Stelle kein verbindliches Kriterium, Idiotie von Beliebige Ansichten können als modern, vorwärtsgerich-
Vernunft unterscheiden zu können. Deshalb können tet oder zukunftsorientiert bezeichnet werden und be-
entgegengesetzte Meinungen im gleichen Maße Gültig- kommen dadurch den hoffnungsbeladenen Geschmack

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von Fortschritt. Doch der Fortschritt des einen ist der verbirgt. Tolerant sein heißt übersetzt „ertragen“ oder
Rückschritt eines anderen. Genauso kann beliebigen „zulassen“. Das bedeutet, ein toleranter Mensch erträgt
anderen Ansichten ihr Glanz genommen werden, in- andere Meinungen und lässt sie zu. Andere Meinungen
dem sie als veraltet, rückwärtsgerichtet oder überholt be- zuzulassen, vielleicht sogar abstoßende oder gefährliche
titelt werden. Die richtigen Worte wirken auch ohne Be- Meinungen, ist etwas Schwieriges. Es verwundert des-
gründung. Häufig werden Formulierungen verwendet, halb, warum vielen die Toleranz so leicht fällt und sie
die eine inhaltliche Auseinandersetzung umgehen, wie so gerne verteidigt wird. Es ist leicht, tolerant zu sein,
zum Beispiel: „Die Wahrheit liegt in der Mitte.“ Doch solange die andere Meinung nicht den eigenen persönli-
woran lässt sich das festmachen? Vielleicht liegt sie tat- chen Frieden und Wohlstand bedroht. Es ist leicht, tole-
sächlich in der Mitte. Vielleicht aber auch am Rand. rant zu sein bei Dingen, die einen nur indirekt betreffen.
Es ist viel schwieriger, tolerant zu sein, wenn die eigene
Selbstverwirklichung dadurch eingeschränkt wird.

Ein Beispiel für Intoleranz wird dagegen als ein grundlegendes Übel

Manipulation durch unserer Zeit gesehen. Intolerant zu sein bedeutet über-


setzt „nicht ertragen“ oder „nicht zulassen“. Man könn-

Rhetorik: Der Begriff te auch „sich wehren“ dazu sagen. Das Dilemma ist:
Wenn man nicht alles über sich ergehen lassen will,

„Toleranz“ dann kann man es nicht vermeiden, intolerant zu sein.


Doch wo liegt die Grenze? Wie viel kann man noch er-
tragen? Sollte man das Autofahren verbieten, weil es die
Toleranz ist ein typisches Schlagwort, das mit zukunfts- Luft verpestet und die Erde erwärmt? Sollte man das
orientiertem und aufgeklärtem Denken in Verbindung Rauchen verbieten, weil es Passivrauchern schadet?
gebracht wird und sich deshalb für Manipulationszwe- Sollte man Drogen verbieten, weil deren Opfer von der
cke benutzen lässt. Es lohnt sich eine nähere Untersu- Allgemeinheit finanziert werden müssen? Sollte man
chung des Begriffs. Zweifelsohne ist es etwas Gutes, Lärm vom Nachbarn ertragen, obwohl man deswegen
andere Meinungen zu respektieren und Konflikte ge- nicht einschlafen kann? Sollte man es ertragen, wenn
waltfrei beizulegen. Doch das ist nur ein kleiner Aus- einem in der Nacht immer die Bettdecke weggezogen
schnitt dessen, was sich hinter dem Begriff Toleranz wird? Sollte man eine Vergewaltigung ertragen? Sollte

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man sich gegen eine Kriegsarmee, die das eigene Land führt zu Konfliktscheuheit. Sie weicht den Schutz auf,
überfällt, wehren? Sollte man Finanzspekulation ver- sich gegen Fehlentwicklung wehren zu können. Wenn
bieten, weil dabei einfachen Arbeitern der Lohn ihrer die Toleranz vorschlägt, keine festen Positionen mehr
Mühe genommen werden kann? Sollte man Religion zu beziehen, ist es umso leichter, die Ansichten und
verbieten, weil sie in mancherlei Augen unbehagliche Hoffnungen der Menschen zu verschieben.
Aussagen macht? Sollte man materialistisch-determi-
nistischen Atheismus verbieten, weil er den Menschen
zur Maschine macht?
Der allgegenwärtigen
In manchen Fällen ist es empfehlenswert, tolerant zu
sein. In anderen Fällen ist es empfehlenswert, intolerant Manipulation kann
zu sein. Wo genau die Grenze liegt, kann nur von Fall
zu Fall neu betrachtet werden. man sich nicht
Die manipulative Macht besteht nun darin: Obwohl entziehen
der Verstand prinzipiell weder „Toleranz“, noch „Into-
leranz“ bevorzugt, gilt Toleranz als überlegen. Toleranz Manipulation kann man sich nicht entziehen, weil die
klingt positiv, weil meist Begriffe wie Frieden, Gewalt- Täuschung nicht unbedingt in einer Fehlinformation
freiheit und friedliches Nebeneinander damit verbunden liegen muss, die man als falsch entlarven könnte. Ge-
werden. Allerdings führt an vielerlei Stelle gerade Into- schickter ist es, einfach eine den persönlichen Interessen
leranz zu Frieden und Gewaltfreiheit und schützt das dienende Vorauswahl an Information zu thematisieren.
friedliche Nebeneinander. Doch wer sich heute Toleranz Verschwiegene Fakten machen nicht misstrauisch. Das
auf die Fahnen schreibt, der ist automatisch auf der rich- ist oft auch das Problem an Studien und Statistiken, die
tigen Seite. Schnell verstummen kritische Stimmen, denn in einem wissenschaftlichen Gewand präsentiert wer-
keiner will die Harmonie zerstören. Schnell steht man den. Ein Globalisierungsbefürworter kann eine Statistik
im Abseits, wenn man als intolerant bezeichnet wird. benutzen, um zu zeigen, dass durch die Globalisierung
während der letzten 25 Jahre in einem bestimmten
Die häufige Betonung von Toleranz schwächt das Land das Durchschnittseinkommen anstieg. Ein Globa-
Selbstbewusstsein des vermeintlich Intoleranten. Sie lisierungskritiker kann dieselbe Statistik benutzen, um

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Ist Gott tot? 4 . K api t el : R he t o rik und M anipula t i o n

zu zeigen, dass das Durchschnittseinkommen in diesem mäßig nachvollziehen will, wird schnell scheitern. Die
Land durch die Globalisierung im Vergleich zu anderen Diagnose eines Arztes könnte erst nach jahrelangem
Ländern sank. Der unscheinbare Zusatz „im Vergleich Studium nachvollzogen werden. Um das Einsteigen in
zu anderen Ländern“ lässt die Sachlage in einem völ- ein Flugzeug verstandesmäßig abzusichern, bräuchte
lig anderem Licht erscheinen. Die Frage ist, wie Fak- es über Jahre gewonnenes ingenieurtechnisches Wis-
ten präsentiert werden und welche Randbedingungen sen. Um sein Leben verstandesmäßig abzusichern,
gesagt und welche verschwiegen werden. Die eben er- bräuchte man mehr Zeit als das Leben dauert. Die
wähnte Statistik dient entgegengesetzten Meinungen, je Absicherung des Lebens geschieht deshalb in erster Li-
nachdem, wie die Zahlen präsentiert werden. Gleiches nie durch Vertrauen. Man muss dem Arzt vertrauen.
gilt für Fotos, die von kontrovers diskutierten Ereignis- Man muss den Ingenieuren vertrauen, wenn man in
sen oder Krisenregionen präsentiert werden. Man sieht ein Flugzeug steigt. Man muss dem Politiker vertrauen,
das eigentliche Ereignis nur ausschnittweise. Der prä- wenn man ihm die Zukunft seines Landes überlässt.
sentierte Ausschnitt kann bestimmten Interessen dienen Ohne Vertrauen könnten Bäcker und Wissenschaftler
oder entgegenwirken. keine Arbeitsteilung praktizieren. Ohne Vertrauen geht
es nicht.
Weil der Verstand nicht dazu fähig ist, bestimmt der
Eigenwille von Personen die Richtung. Je mehr man Die Frage lautet also oftmals nicht: „Wie verhält sich
glaubt, dass die Vernunft herrscht, desto argloser passt diese oder jene Sache?“, sondern: „Wem kann vertraut
man seinen Willen dem der Einflussreichen an. werden?“ Für diese Frage braucht es nicht nur reine Lo-
gik, sondern auch Menschenkenntnis. Wichtige Hilfs-
Manipulation verursacht Misstrauen. Doch Vertrauen fragen dabei sind: „Ist die Person ernstzunehmend? Ist
ist dennoch von grundlegender Bedeutung. die Person kompetent? Ist die Person wohlwollend? Ist
die Person aufrichtig?“
Ist man den Vorgaben mächtiger Personen hilflos aus-
geliefert? Wie kann man noch ruhig schlafen, wenn Eine tiefere Vertrauenswürdigkeit macht sich an folgen-
man erkannt hat, dass ein wesentlicher Teil des eige- den Fragen fest: „Will die Person mein Bestes und nimmt
nen Denkens von anderen vorgegeben wird? Wie kann dafür gegebenenfalls eigene Nachteile in Kauf ? Oder will
man trotz allem noch Gewissheit bekommen? Wer alle sie in erster Linie ihr Bestes und nimmt dafür gegebenen-
Behauptungen, die einen selbst betreffen, verstandes- falls meine Nachteile in Kauf ? Liebt mich die Person?“ Je

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Ist Gott tot?

5. Warum
mehr jemand bereit ist für einen anderen aufzugeben,
desto vertrauenswürdiger ist er. Es werden viele Tricks
angewendet, um diese hohe Form der Vertrauenswür-
digkeit vorzutäuschen. Denn wem vertraut wird, der
hat Macht. Man vertraut, weil man davon ausgeht, dass
diese Macht zum Besten eingesetzt wird.
die frohe
Das Leben konfrontiert einen ununterbrochen mit Si-
tuationen, in denen die Frage nach der Vertrauenswür-
Botschaft der
digkeit beantwortet werden sollte. Sobald der Arzt sagt
„Nimm das Medikament, sonst wird es dir schlecht ge-
hen“ sollte man sie beantworten. Genauso, sobald der
Bibel froh ist
Händler sagt: „Kaufe, denn es ist ein gutes Geschäft“
oder der Banker: „Investiere, sonst wird dein Geld mor-
gen nichts mehr wert sein“, der Wissenschaftler: „Höre
auf, Auto zu fahren, sonst wächst bald keine Nahrung
Z ahlreiche Personen, Organisationen und Bücher be-
haupten von sich, Wissen über Gott zu vermitteln.
Es wäre falsch, kritiklos einfach das Gottesverständnis
mehr“, der Prophet: „Kehr um, sonst wird Gott dich zu übernehmen, welches in der eigenen Kultur üblich
richten“. Das sind gewichtige Behauptungen. Von ih- ist. Die Ausgangssituation, die in allen Kulturen gleich
nen hängt Freude oder Leid ab. Sie schließen Neutra- ist, ist, dass wir in eine Welt geboren wurden, die trotz
lität aus. allem Leid auch viel Schönes bietet, für das man dank-
bar sein kann. Für den Großteil der Dinge, die unser
Oft ist Voraussetzung dafür, die Vertrauenswürdigkeit Leben ausmachen, haben wir nichts getan. Die Luft, die
einschätzen zu können, dass man sich mit der betreffen- wir atmen, der Körper, in dem wir leben oder die Früch-
den Person auseinandersetzt und ernsthaft untersucht, te, die wir ernten – all das haben wir uns nicht verdient,
was sie von sich preisgibt. Für die Lebenswirklichkeit sondern bekommen es von außen. Es ist naheliegend,
ist nicht nur wichtig, was man glaubt, sondern auch die Ursache dieser Schönheiten zu suchen. Wer das tut,
wem man glaubt. Vertrauen ist nicht einfach. Denn wer dem ist in der Bibel versprochen: „Wenn du Gott, den
vertraut, macht sich angreifbar. Wer nicht vertraut, ist Herrn, von ganzem Herzen und von ganzer Seele su-
hilflos und einsam. chen wirst, dann wirst du ihn finden.“29

60 61
Ist Gott tot? 5 . K api t el : D ie Sich t der B ibel

Einige sehen keine Veranlassung für die Suche, fühlen werfen sollte. Imposante Bauten und prunkvoll verzier-
sich auch ohne eine Beziehung zu Gott wohl und freuen te Gegenstände mögen bezaubern, sind aber letztlich
sich des Lebens. Sie ernähren und freuen sich an Sa- auch nur von Menschenhand erschaffen. Nachdem
chen, die von außen kommen, für die sie nichts können solche als heilig bezeichneten Gegenstände entmystifi-
und für die sie nichts getan haben. Sie nehmen die Ge- ziert worden sind, besteht kein weiterer Grund, sie zu
schenke, lehnen aber die Suche nach einem möglichen verehren.
Geber ab.
Auch was moralische und ethische Vorschriften angeht,
zeigt sich keine offensichtliche Notwendigkeit für Reli-

Das klassische gion. Es gibt Atheisten, die liebevoller, moralischer und


gerechter leben als viele Christen. Zu allem Überfluss

Erscheinungsbild hat die Geschichte zahlreiche Beispiele für religiösen


Missbrauch erlebt. Beispiele von hierarchischen Ins-

von Religion titutionen, Machtspielen und Heuchelei. Interessant,


dass sogar selbst die Bibel zu religiösen Menschen sagt:

schreckt oft ab „Euretwegen wird der Name Gottes von den Völkern
verspottet.“30

Ein Hindernis bei der Suche nach Gott ist, dass vie- Was heute als Christenheit, sei es in oder außerhalb ei-
le Menschen von Religion abgeschreckt sind. Was soll ner Kirche, existiert, ist eine vielfältige Mischung unter
man von Religion und Kirche erwarten, wo doch das anderem aus biblischen, griechischen und animisti-
eigentliche Leben anderswo aufblüht? Religion tritt oft schen Einflüssen. Doch Gott ist nicht gleichzusetzen
auf groteske Weise in Erscheinung. In ausgefallener mit Kirche. Wenn man zwischen Christenheit, Kirche
Kleidung werden andächtige Prozessionen und un- und dem, was die Bibel über den Glauben sagt, unter-
durchsichtige Rituale von allzu menschlich und fehlbar scheidet, ergibt sich an vieler Stelle ein überraschendes
wirkenden Priestern und Mönchen durchgeführt. Als Bild.
skeptischer Beobachter kann man sich nicht so richtig
vorstellen, dass sich dahinter etwas Heiliges verbergen
sollte, dem man sich ohne weiteres Nachfragen unter-

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Ist Gott tot? 5 . K api t el : D ie Sich t der B ibel

Die Bibel versteht warnen. Es hängt davon ab, ob die behauptende Per-
son gutmütig oder bösartig ist. Und das wiederum lässt

sich als Offenbarung sich schon untersuchen. Es ist zwar nicht alles von Jesus
überliefert, aber doch genug, um sich ein Urteil bilden

Gottes zu können. Passt es zu Jesus Charakter, seine Mitmen-


schen mit einer bedrohlichen Aussage über das Jenseits
knechten zu wollen? Passt es zu jemand, der bereit war,
Die Bibel versteht sich als Offenbarung Gottes. Das für seine Aussagen zu sterben?
heißt, dass sie zwar von Menschen aufgeschrieben wur-
de, aber Gott die Quelle des Inhalts ist31. Wenn auch die Solchen Fragen können wir uns nähern. Wir stehen
Realität nicht viel von sich preisgibt, Gott tut es schon. demnach weniger vor der Frage: „Kann ich die Exis-
Er schweigt nicht. Das Unwissen und die Probleme der tenz von Himmel und Hölle beweisen?“, sondern vor
Menschen sind ihm nicht egal. Er überlässt uns nicht der Frage: „Ist Jesus vertrauenswürdig?“
uns selbst.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die biblischen
Es stellt sich die Frage, wie wir eine Offenbarung als Berichte historisch zuverlässig sind, das heißt, dass die
von Gott gegeben identifizieren können. Wenn Jesus in Geschichten nicht erfunden oder wesentlich verfälscht
der Bibel von einem Leben nach dem Tod, von Him- wurden. U.a. Josh McDowells empfehlenswertes Buch
mel und Hölle spricht, wie sollen wir dann prüfen, ob es Jesus von Nazareth32 zeigt, dass man davon ausgehen
das überhaupt gibt? Wir können es nicht selbst prüfen. kann.
Doch deshalb ist die Aussage von Jesus im Hinblick auf
einen Erkenntnisgewinn für uns nicht wertlos. Denn Was hat Jesus überhaupt konkret gesagt? Und in wel-
nun sind wir konfrontiert. Wir sind konfrontiert mit ei- chen biblischen Kontext sind seine Aussagen eingebun-
ner Person, die behauptet, etwas über die großen Fragen den? Die nächsten Abschnitte fassen den wesentlichen
zu wissen. So etwas behauptet man nicht einfach so. Inhalt der Bibel zusammen. Außerdem wird Jesus
Man behauptet es immer mit einem bestimmten Ziel. Christus als Hauptperson der Bibel vorgestellt und so
Vielleicht ist das Ziel, mit einer erfundenen Geschichte ein erster Blick auf seine Vertrauenswürdigkeit gewor-
Macht über andere Menschen auszuüben. Vielleicht ist fen. Die Ausführungen sind dabei aus Sicht der Bibel
das Ziel aber auch, seine Mitmenschen aus Mitleid zu formuliert.

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Ist Gott tot? 5 . K api t el : D ie Sich t der B ibel

Warum Gott den Von Schönheit und


Menschen erschuf Schrecken der Liebe
Warum hat Gott, bildlich gesprochen, überhaupt auf Mit Liebe ist allerdings nicht das abgedroschene All-
den Startknopf gedrückt? Was hat ihn dazu bewogen, heilmittel gemeint, das schöngeistig vorschlägt: „Liebe
Menschen zu erschaffen? Damit sie sich an bestimmte deine Mitmenschen, dann wird alles besser. Liebe dei-
Regeln halten? Wie langweilig. Damit sie sich kurz freu- nen Partner, dann wirst du glücklich.“
en und dann erlöschen? Wie tragisch. Damit sie vor sich
hinleben und machen, was ihnen in den Sinn kommt? Liebe kann einen nicht nur das Schönste erleben lassen
Wie sinnlos. Gott konnte die Katastrophe der Mensch- in Form einer Beziehung, sondern auch das Schlimmste
heit doch voraussehen? Wieso hat er die Schöpfung in Form einer zerbrochenen Beziehung. Mit Liebe ist
nicht einfach bleiben lassen? Er sah doch den vielen nicht zu spaßen. Sie ist nichts, mit dem man arglos um-
Schmerz, die Armut, den Hunger, die Kriege, den Lie- gehen könnte. Nichts, was unbedacht verschenkt wer-
beskummer, die zerbrochenen Herzen, die Resignation, den sollte. Etwas, vor dem man erschrecken sollte. Im
die Gleichgültigkeit, den Egoismus, den Streit, die Ein- innerlich zerfetzenden Liebeskummer fragt man sich,
samkeit und die Sorgen voraus? Wie konnte Gott nur ob dieser Schmerz die Liebe wert ist. Nur weil die Liebe
Menschen erschaffen? Was rechtfertigt unser Dasein? so große Freudengebäude wie nichts anderes aufbaut,
Was im menschlichen Leben das Höchste, Schönste wird der Schmerz ermöglicht, der beim Einriss derart
und Größte ist, war auch für Gott der höchste, schönste großer Gebäude entsteht. Das Ausmaß der Schmerzen
und größte Grund, den Menschen zu erschaffen: Die zeigt den großen Wert der Liebe. Was beim Zerbruch
Liebe. nicht wehtut, war nichts wert.

Gott will uns nicht nur dabei zusehen, wie wir uns ge-
genseitig lieben. Er will, dass wir ihn lieben. Gott hat
sich ein Gegenüber geschaffen, das er lieben kann und
das ihn lieben kann. Das war der Grund, warum er sich
trotz allem dazu entschlossen hat, uns zu erschaffen.

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Ist Gott tot? 5 . K api t el : D ie Sich t der B ibel

Das ist unsere Daseinsberechtigung. Die Bibel drückt Fall ist eingetreten. Der Großteil des Leides, der Armut
es so aus: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von und der Kriege kann auf falsche Entscheidungen von
ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit ganzem Verstand Menschen zurückgeführt werden. Aus dieser Perspekti-
und mit aller Kraft.“33 ve wird auch plausibel, warum es bei einem guten Gott
trotzdem schlechte Sachen in der Welt gibt.
Das Herz, die Seele, der Verstand, die Kraft – diese
Schätze können in einem unkontrollierten Anflug von
Zuneigung und Verliebtheit an andere Personen gehängt
werden. Größer ist es aber, wenn man nicht einfach nur Freiheit existiert
seinen wechselhaften Gefühlen folgt, sondern die Liebe
zum Ausdruck bringt, indem man sich unabhängig von nicht ohne
Hoch- und Tiefphasen für eine Person entscheidet. We-
gen der Person selbst und nicht nur wegen einer flüchti- Verantwortung
gen Leidenschaft an der Person. Man sichert damit zu:
Egal was passiert, meine Liebe bleibt. Unsere Möglichkeit der Entscheidung macht unser Le-
ben faszinierend und reich. Es hängt von uns ab, ob es
Das will Gott von uns. Er schuf sich ein Gegenüber, das vielfältig, kreativ und immer wieder neuartig ist. Das
sich für oder gegen ihn entscheiden kann. Er hätte uns Leben kann von uns in allen seinen Facetten aktiv ge-
auch so schaffen können, dass wir zwangsläufig mit ihm staltet werden. Krieg oder Frieden hängen von uns ab.
leben. Aber dann wäre unsere Liebe nichts wert. Erzwun- Genauso Gewalt oder Dialog. Kommunismus oder
gene Liebe ist nichts wert. Gerade die Möglichkeit, uns Kapitalismus. Aristoteles oder Platon. BILD oder Süd-
aus uns heraus für oder gegen ihn zu entscheiden, macht deutsche. Katastrophenhilfe oder Untätigkeit. Postkarte
uns wertvoll und bedeutsam. Wir sind im wahrsten Sin- oder E-Mail. Betrunken oder Nüchtern. Aufstehen oder
ne des Wortes von entscheidender Bedeutung. Entweder Liegenbleiben. Kathrin oder Julia. Markus oder Phil-
Gott schafft uns als Wesen, die zwangsläufig alles rich- lipp. Und schließlich Sarg oder Urne.
tig machen. Dann sind wir allerdings Nullen, von denen
nichts abhängt. Oder Gott schafft uns mit der Möglich- Wer man heute ist und wo man im Leben steht, hängt
keit, uns zu entscheiden. Dann birgt das allerdings auch zwar nicht nur, aber doch maßgeblich von den bisheri-
die Gefahr, dass wir uns gegen ihn entscheiden. Dieser gen Entscheidungen ab.

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Ist Gott tot? 5 . K api t el : D ie Sich t der B ibel

Wenn wir entscheiden können, dann haben wir auch messen lässt, genügen zu wollen. Es ist ein qualvoller,
Verantwortung. Denn ob man Krieg oder Frieden, Mo- manchmal unerträglicher Zustand, von diesem Gerech-
nokultur oder Vielfalt, Kathrin oder Julia wählt: Jede tigkeitsmaßstab angeklagt zu werden. Es ist schmerz-
Entscheidung zieht Freude und Leid für sich selbst und voll, sich bewusst zu sein, das Falsche getan zu haben.
für andere nach sich. Um diesem Schmerz zu entkommen, suchen Menschen
nach Rechtfertigungen oder verdrängen die schmerz-
Wenn wir Verantwortung haben, dann gibt es auch vollen Gedanken. Wenn einen das Gewissen anklagt,
Schuld. Auf diese Weise ist Freiheit und Schuld ver- dann nimmt man leicht Unvernunft und Irrationalität
bunden. Wer sich als frei entscheidendes Wesen sieht, in Kauf, nur um sich zu rechtfertigen.
der kommt auch um eine mögliche Schuld nicht her-
um. Wer Schuld als nicht real bezeichnet, der gibt damit Beispielsweise rechtfertigt man Selbstsucht, indem man
auch seine Freiheit auf. auf die Selbstsucht anderer verweist: „Ich darf das, weil
mir das auch schon angetan wurde.“ Doch die Selbst-
sucht des anderen macht nicht die eigene Selbstsucht zu

Die Flucht vor etwas Gutem. „Aber das macht doch jeder!“, wird be-
hauptet. Möglicherweise stimmt die Behauptung, doch

der Schuld deswegen ist es noch nichts Gutes. Gleiches gilt für die
Behauptung „Wenn ich es nicht mache, dann macht es
jemand anderes.“ Denn nur weil es andere machen, ist
Schuld ist ein zutiefst menschlicher Begriff. Man muss es noch nicht gut. Mit solchen Rechtfertigungen kann
niemandem erklären, was er bedeutet, denn seine Be- u.a. auch die Ausbeutung von Arbeitskräften und Ent-
deutung ist im Menschen veranlagt. Kinder und Er- wicklungsländern moralisch erhoben werden. Denn
wachsene, Gebildete und Ungebildete verstehen das „Wenn wir nicht ausbeuten, dann beuten andere aus.“
Phänomen Schuld. Es berührt den Kern des Mensch-
seins. Deutlich wird das an den großen Anstrengungen, Irrationale Rechtfertigungen gibt es auf jedem intellek-
die unternommen werden, um vor den Anklagen des tuellen und moralischen Niveau. Auch Bosheit kann
Gewissens zu flüchten. Menschen sind stets darum be- gerechtfertigt werden, indem man sagt: „Letztlich sind
müht, ihre Taten zu rechtfertigen. Es ist menschlich, wir nur höhere Tiere. Außerdem existiert Gut und
einem Gerechtigkeitsmaßstab, an dem sich Schuld Böse gar nicht.“ Mafia-Killer rechtfertigen ihre Morde,

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indem sie sich sagen, sie seien auf der richtigen Seite tigen müssen. Verbrecher und Ungerechte werden nicht
in einem ehrenhaften Krieg. In brutaler Konsequenz davonkommen.34
lässt sich sogar rassistischer Völkermord rechtfertigen.
Nämlich mit der Begründung, dass es im Laufe der Die Bibel spricht von einem Endgericht, in dem alles
Evolution der Menschheit immer zum Besten gedient offengelegt wird und Gott für endgültige Gerechtigkeit
hat, wenn Schwächere starben und sich Stärkere durch- sorgen wird. Jeder wird bekommen, was er verdient.
gesetzt haben. Wir Menschen sind verantwortlich, ob Gutes oder
Schlechtes die Welt kennzeichnet. Gott wird schließlich
Den Glauben an Gott lehnen viele ab mit der Rechtfer- alle Konten ausgleichen, Gutes belohnen und Schlech-
tigung, dass dabei verstandesmäßige Fragezeichen blei- tes bestrafen. Er wird für Gerechtigkeit sorgen, wo Ge-
ben. Auf der anderen Seite nimmt man aber bezüglich rechtigkeit im Diesseits nicht zu finden ist.
der eigenen Philosophie, der eigenen Identität und des
Todes verstandesmäßige Fragezeichen doch in Kauf. Ein solches Endgericht kennt man von vielen Reli-
gionen. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unter-
schied in der Bibel: Es wird hier nicht unterschieden

Gott ist ein Gott zwischen den guten, die in den Himmel kommen und
den Schlechten, die in die Hölle kommen. Sondern alle

der Gerechtigkeit haben gesündigt, werden für ihre Schuld verurteilt und
kommen nicht in den Himmel. Keiner ist vor Gott ge-
recht. Alle haben gesündigt und gehen deshalb verloren
Der Gott der Bibel ist ein gerechter Gott. Das bedeutet, und blicken einer Ewigkeit in der Hölle entgegen35. Gott
dass es ihm nicht egal ist, was auf der Erde passiert. Wir hat uns Menschen die Freiheit gegeben, auch Schlech-
können wegsehen von Ungerechtigkeit, Unterdrückung tes tun zu können und wir haben es getan.
und Ausbeutung in der Welt, aber Gott sieht das alles.
Er sieht, dass wir uns gegenseitig ausbeuten, ausnutzen, Nicht ein Einziger kann Gott durch sein sündloses
anlügen – den ganzen Egoismus. Er steht dem nicht Leben erfreuen. Der Zorn Gottes über unsere Sünde,
gleichgültig gegenüber. Er ist keine Witzfigur, bei der unsere Ungerechtigkeit, unseren Egoismus und unsere
man tun und lassen könnte, was man will, ohne dass es Undankbarkeit liegt auf jedem Einzelnen und wartet
Folgen hätte. Jeder Mensch wird sich vor ihm rechtfer- darauf, loszubrechen.36 Gott wird sich nicht unserer

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Ungerechtigkeit anpassen und gleichgültig wegsehen. liebt den Kinderschänder. So schlimm sind die meisten
Wir sollten uns eher seiner Gerechtigkeit anpassen. Die zum Glück nicht, aber grundsätzlich gilt: Man kann gar
Erde, die wir zugrunde gerichtet haben, ist ein Vorbote, nicht so verdorben und schuldig sein, dass Gott einen
dass uns ein schreckliches Gericht erwartet. Jesus be- nicht mehr lieben würde. Gott nimmt einen an, egal
schreibt die Hölle als „Äußerste Finsternis, wo das Wei- was man hinter sich hat. Er ist wie ein Vater, der sein
nen und Zähneknirschen sein wird.“45 und „ein ewiges Kind in den Arm nimmt und liebt, egal ob es gewaschen
Feuer.“46 oder von oben bis unten mit stinkendem Schlamm be-
schmutzt ist. Manche Menschen sind sich selbst nicht
gut genug, nicht schön genug, nicht stark genug und sie

Gott ist ein Gott fühlen sich nicht angenommen. Denen sagt Gott: „Mir
bist du genug. Du musst keine Gegenleistung bringen,

der Liebe ich liebe dich ganz einfach, weil du da bist.“ Gottes
größter Wunsch ist es, dass alle die Ewigkeit mit ihm
verbringen.
Das ist die Situation, in der Gott sich befindet. Als ge-
rechter Gott müsste er die Menschheit aufgeben und der
Verlorenheit in der Hölle überlassen. Doch er nimmt
die Verlorenheit der Menschen allerdings nicht kühl Gerechtigkeit und
zur Kenntnis, sondern sie tut ihm unsäglich weh. Denn
neben seiner Gerechtigkeit charakterisiert ihn auch Liebe stehen im
seine Liebe zu uns. Seine Liebe bedeutet, dass er uns
um keinen Preis in der Hölle sehen will. Er liebt uns Gegensatz
unabhängig von unseren schlechten Taten und Gedan-
ken und will das Beste für uns. Selbst wenn man ihn zueinander
ignoriert und sündigt, liebt er einen. Seine Liebe ist
bedingungslos. Er liebt auch die Perversesten und will Wenn man beide Eigenschaften, Gerechtigkeit und
keinen bestrafen. Er liebt sogar die Heuchler, die Mör- Liebe, nebeneinander stellt, dann ergibt sich ein Wider-
der und die Kinderschänder. Er hasst die Sünde, aber spruch. Gerechtigkeit und Liebe stehen im Gegensatz.
er liebt den Sünder. Er hasst Kinderschändung, aber er Gottes Gerechtigkeit sagt: Alle haben gesündigt und

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verdienen die Hölle. Gottes Liebe sagt: Ich liebe alle;


alle sollen zu mir in den Himmel. In Jesus Christus
Der Gegensatz wird anschaulich, wenn man sich eine vereint Gott
Szene in einem Gerichtssaal vorstellt: Auf der einen
Seite der Richter, auf der anderen Seite der schuldige Gerechtigkeit und
Angeklagte. Er hat beispielsweise eine Bank überfallen
und das Geld verprasst. Verschiedene Möglichkeiten Liebe
sind vorstellbar: Entweder der Richter liebt den Ange-
klagten, lässt Barmherzigkeit walten und lässt ihn frei. Um aus diesem Dilemma zu retten, unternahm Gott
Das wäre allerdings nicht gerecht. Denn der Angeklagte – motiviert von aufopferungsvoller Liebe – etwas für
hat immerhin das Geld verprasst, für das andere hart ihn sehr Schmerzvolles und Erniedrigendes: Er wur-
gearbeitet haben. Oder aber der Richter ist gerecht und de ein Mensch und hat die Strafe, die wir Menschen
verurteilt den Angeklagten. Dann kann er aber nicht gerechterweise verdient hätten, selbst getragen. Das ist
gleichzeitig auch barmherzig sein. Er muss sich für ei- Jesus Christus.37 Gott wurde als Jesus Christus Mensch
nes entscheiden. und hat sich an unserer Stelle kreuzigen lassen. Die
Todesstrafe, die uns erwartet, hat er auf sich genom-
In diesem Dilemma befindet sich Gott: Entweder Liebe men.38 Durch den Tod am Kreuz hat Gott Liebe und
oder Gerechtigkeit, aber beides geht nicht. Was für ein Gerechtigkeit zusammengebracht. Auf der einen Seite
tragischer Zwiespalt! Wer kann ihn lösen? ist er nach wie vor gerecht: Er belohnt Gutes und er
bestraft Schlechtes. Allerdings mit dem Unterschied,
dass er jetzt nicht mehr uns, sondern sich selbst bestraft.
Stellvertretend für uns. Dadurch hat die Liebe nun freie
Bahn. Es steht nichts mehr zwischen dem schuldigen
Menschen und Gott. Gott sieht ihn als gerecht an, ob-
wohl er gesündigt hat. Die Tür zum ewigen Leben im
Himmel ist offen. Der Vertrauensbruch zwischen Gott
und Mensch ist gesühnt. Keine Schuld, keine Sünde,
kein Lügen, Betrügen und Morden, kein Versäumnis,

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kein selbstsüchtiger oder überheblicher Gedanke, keine Die Menschen damals konnten ihm in die Augen se-
Ungerechtigkeit, keine Verachtung, keine Eigensucht, hen, mit ihm reden und ihn kennenlernen. Sie konnten
nichts steht mehr zwischen uns Menschen und Gott. unmittelbar untersuchen, mit was für einer Person sie
Jesus hat für die Schuld vergangener Zeiten, der Gegen- es zu tun hatten. Ob sie vertrauenswürdig war oder Bö-
wart und der Zukunft ein für alle Mal bezahlt39. ses im Schilde führte. Heute kann man Jesus anhand
der Zusammenfassung seines Lebens, aufgeschrieben
Was Gott getan hat, ist zu vergleichen mit einem Rich- in den vier Evangelien, untersuchen. Wer Gott kennen-
ter, der das gestohlene Geld aus eigener Tasche bezahlt, lernen will, kann sie lesen mit der ernsthaften Frage:
damit er den Angeklagten frei lassen kann. Jesus sagte: Ist Jesus vertrauenswürdig, das heißt: Kann man ihm
„Wer unter euch der Erste sein will, der soll allen an- glauben?
deren dienen. Genauso wie ich nicht gekommen bin,
um bedient zu werden, sondern um zu dienen und mein Kommen also, weil Jesus für alle Schuld bezahlt hat,
Leben zu geben als Lösegeld für viele.“40 alle in den Himmel? Nein, denn Gott geht es nicht in
erster Linie um ein Schuldenkonto, welches der Mensch
Vor 2000 Jahren waren die Menschen mit einer Per- bei ihm hat. Die Schuld war nur das tragische Hinder-
son konfrontiert, die behauptete: „Ich bin der Weg, die nis, welches eine Trennmauer zwischen Schöpfer und
Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Va- Geschöpf baute44. Gott ist froh, wenn sie weg ist und
ter als nur durch mich.“41, „Wer mein Wort hört und nicht mehr daran gedacht wird, denn dann erst kann
dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Le- sich die Schönheit seines Plans mit den Menschen ent-
ben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus falten. Indem er am Kreuz alles Trennende abgeschafft
dem Tod in das Leben übergegangen.“42 und „So sehr hat, gibt er jedem Menschen die Chance, sich unbelastet
hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen von Leistungszwängen für oder gegen ihn zu entschei-
Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlo- den. Erst dadurch muss man Gott nichts mehr bringen.
ren geht, sondern ewiges Leben hat.“43 Wer kann so Erst dadurch muss man nicht mehr besonders religiös
etwas behaupten? Sind es die Aussagen eines Größen- sein, um vor Gott bestehen zu können. Erst dadurch
wahnsinnigen? Eines Lügners? Eines Verrückten? Oder muss man nicht besonders gut, rein oder heilig sein,
spricht tatsächlich Gott selbst? Die Behauptungen sind um von Gott angenommen zu werden. Erst dadurch
zu weitreichend, als dass man sich ihnen teilnahmslos kann Gott jeden lieben, unabhängig von den Sünden,
stellen könnte. die man begangen hat. Erst dadurch ist eine unbelas-

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tete Beziehung zwischen Gott und Mensch möglich. lichkeit, uns gegen ihn zu entscheiden. Sein erstes Ge-
Eine mögliche Angst, Gott nicht genügen zu können, schenk ist, dass er uns mit einem wunderbaren Körper
hat Gott am Kreuz ausgeschlossen. Jesus hat am Kreuz und einer einzigartigen Persönlichkeit ausgestattet hat.
eine Liebesbeziehung zu Gott möglich gemacht, die Dann dürfen wir uns an der unfassbar vielfältigen Natur
nicht vom unterschwelligen Druck begleitet ist, einmal und an der Schönheit anderer Menschen freuen. Weil
für begangene Sünden bestraft zu werden. uns das nicht zum Danken veranlasst hat, sondern wir
stattdessen sogar unzufrieden wurden, hat Gott immer
Was bleibt, ist ein Angebot, das Gott durch Jesus Chris- wieder Propheten geschickt, die vor gottlosen Wegen
tus jedem Mensch macht: „Willst du mit mir leben oder warnten. Sie sagten: „Gott freut sich nicht am Tod des
ohne mich?“ Aus dieser Entscheidung ergibt sich das Sterbenden. Deshalb kehrt um und lebt.“47 Gott bemüht
ewige Schicksal des Einzelnen. Wer an Jesus glaubt, der sich darum, dass der Mensch von seinen selbstzerstö-
kommt in den Himmel. Wer nicht an ihn glaubt, der rerischen Wegen zu ihm umkehrt. Schließlich, als aus
geht verloren. An Jesus scheidet es sich. An ihm hängt Sicht der Gerechtigkeit schon alles verloren war, kam er
unsere Ewigkeit. selbst und wurde nicht nur verspottet und abgewiesen,
sondern sogar getötet. Er hat uns auf vielerlei Weise
Wir sind von unserer Schöpfung her darauf angelegt, umworben. Seine Liebe ging so weit, dass er sein Le-
mit Gott zu leben. In unserem Herzen gibt es einen ben für uns eingesetzt hat. Mehr kann er nicht tun. Der
leeren Raum, der sich danach sehnt, gefüllt zu werden Höchstpreis ist bezahlt. Trotzdem wurde er abgelehnt.
und der ruft: „Irgendwas muss es da im Leben noch ge- Irgendwann ist das Liebeswerben vorbei und vielen
ben. Irgendwo muss noch mehr sein. Irgendwann muss Menschen wird er einmal sagen: Ich kenne euch nicht.48
ich es haben, anstatt ihm immer nur nachzujagen.“ In
diesen Raum passt Gott. Er füllt ihn aus und stillt die Aus dieser Perspektive klärt sich die Frage, warum Gott
Sehnsucht. Gott kann ihn im Gegensatz zu den vielen die Menschen in nur zwei Gruppen – nämlich die Verlo-
verlockenden Angeboten, die das Leben anbietet, an- renen und die Geretteten – einteilt, obwohl man offen-
gemessen ausfüllen, weil er diesen Raum extra für sich sichtlich nicht sagen kann, dass es auf der einen Seite
geschaffen hat. die moralisch Guten und auf der anderen Seite die mo-
ralisch Schlechten gäbe. Die Moral der Menschen tritt
Gott tut alles, um unser Herz zu gewinnen, aber er in allen Schattierungen und Nuancen auf, von gut bis
zwingt uns nicht. Er lässt uns nach wie vor die Mög- böse ist in kontinuierlichem Übergang alles vorhanden.

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Aber eine bewusste Entscheidung für Jesus zu treffen Schlechtes, das Vergebung nötig hat, ansieht? Es geht
ist ein konkreter Schritt. Man kann sich prüfen, ob man ja nicht darum, aus Gott so viel Nutzen wie möglich
diesen Schritt getan hat oder nicht. Der Himmel hängt herauszuziehen. Jesus hat sein Leben gerade deshalb
nicht daran, wie gut oder schlecht man war, wie stark gegeben, um uns von dieser eigensüchtigen Denkweise
man glaubte oder wie hingegeben man lebte. Sondern zu befreien. Sein vorrangiges Ziel war nicht, uns schul-
er hängt daran, ob man sich für Jesus entschieden hat denfrei zu machen, sondern mit uns zusammen sein zu
oder nicht. können. Er ist aus Liebe für uns gestorben – warum soll-
ten wir ihm mit Gleichgültigkeit antworten?
Der Christ muss nicht mehr beten: „Bitte, Gott, mach,
dass ich in den Himmel komme!“ Sondern er kann be- Zu einer Entscheidung für Jesus gehört, die eigene
freit beten: „Danke, Gott, dass ich in den Himmel kom- Schuld zuzugeben. Das kann eine große Hürde sein.
me!“ Denn für den Christ ist der Himmel sicher. Es gibt Doch hinter dieser Hürde liegt Befreiung. Dahinter liegt
keine Sünde, keine Versagen und keine Umstände, die eine innere Freiheit, wie sie davor nicht vorstellbar war.
ihm seine Errettung wieder nehmen könnten.49 Zwar Vor Gott kann man Schuld nicht wiedergutmachen.
sieht auch er Gottes Gericht entgegen, aber wofür sollte Doch wer sie vor Jesus zugibt, dem ist sie vergeben. Je-
Gott ihn noch strafen? Alles, wofür er bestraft werden sus hat dafür bezahlt. Gott wird nicht mehr daran den-
könnte, wurde bereits von Jesus am Kreuz gesühnt. ken. Die Schuld interessiert ihn nicht mehr. Wer seine
Gott wird zahlreiche Sünden am Christ feststellen, Fehler offenlegt und zugibt, der ist glaubwürdig. Die
doch er wird keine davon bestrafen. Denn der Christ Vergebung ist ein Geschenk. Gottes Geschenk besteht
sagt: „Stimmt, ich habe gesündigt. Aber Jesus ist dafür darin, dass der Schuldige gerecht gemacht wird.
schon bestraft worden.“ Als Christ gehorcht man Gott
nicht, um in den Himmel zu kommen, sondern weil
man in den Himmel kommt.

Manch einer wendet ein: „Dann kann ich ja tun und


lassen, was ich will! Dann kann ich sündigen, lügen und
betrügen, wie es mir passt. Denn ich komme ja sowieso
in den Himmel.“ Doch warum sollte man das noch tun
wollen, wo man doch als Christ seine Sünden als etwas

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Zu einer Entschei­ ihm ist eine Freude, die überrascht. Er verspricht, ein
besserer Herr über unser Leben zu sein, als wir es je

dung für Jesus gehört könnten. Doch Gott verwirklicht diese Versprechen oft
anders, als man es sich vorstellt. Denn auch das Leben

Umkehr mit Jesus ist nicht frei von Problemen, Schmerzen und
Verzicht. Probleme, Auseinandersetzungen und innere
Kämpfe können an mancher Stelle sogar zunehmen.
Zu einer Entscheidung für Jesus gehört Umkehr. Das Doch Gottes Wege gehen tiefer. Er weiß, dass Zufrie-
heißt, man ist nicht mehr sein eigener Herr, sondern Je- denheit etwas anderes als Problemfreiheit ist. Er weiß,
sus wird der Herr. Man erkennt ihn damit als den an, dass die Erfüllung von Wünschen etwas anderes als in-
der er ist: Der Herr und Gott über alles Existierende. nere Erfüllung ist. Er weiß, dass das Leben mehr ist als
Das beinhaltet auch die Bereitschaft, Dinge, die Jesus geordnet zu leben. Er weiß, dass Freude etwas anderes
als Sünde bezeichnet, nicht mehr zu tun, bzw. Dinge, als Spaß ist. Er kennt unsere tiefsten Sehnsüchte. Er geht
die ihm gefallen, zu tun. mit uns Wege, an deren Ende man erst sieht, dass himm-
lisch frohe Berge und verzweifelt dunkle Täler letztlich
Die Entscheidung für Jesus ist nichts, was man nebenbei besser waren als langweiliges, schmerz- und freudeloses
tut. Denn Bedenken können sich dieser Entscheidung Flachland. Der Weg mit Gott ist vergleichbar mit dem
entgegenstellen. Es gibt Befürchtungen, dass Gott ei- eines Kindes, das sich zwar nicht auskennt, aber an der
nem etwas vom schönen Leben wegnehmen will. Dass Hand eines liebevollen aufopferungsvollen Vaters sicher
Gott einengen und die Freude nehmen will. Dass man ans Ziel geführt wird.
seinen Verstand verleugnen muss. Dass leben mit Gott
langweilig sein könnte. Doch das Gegenteil ist Gottes
Ziel. Er will unser Leben zur Entfaltung bringen. Er will
unser Bestes. Er will der dürstenden Seele Wasser geben. Einen Anfang
Er will dem Trauernden Trost, dem Verlorenen Rettung,
dem Sinnlosen Sinn, dem Getriebenen Ruhe, dem Rast- machen
losen Heimat, dem Einsamen Liebe, dem Sorgenbela-
denen Frieden, dem Unsicheren Sicherheit, dem Kalten Jesus verlangt keine perfekten Christen, die alles richtig
Geborgenheit und dem Verängstigten Freiheit geben. In machen. Stattdessen hilft er einem, wo man schwach,

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gefangen oder unbeholfen ist. Wer Christ wird, ent- Mit der Zeit bringt er einem bei, wie man ihm vertraut,
scheidet sich nicht für ein Glaubenssystem, einen Mo- betet, nachfolgt und was die Bibel meint.
ralkodex oder eine Ideologie. Sondern er lernt eine
Person, nämlich Jesus Christus, den lebendigen und
eingreifenden Gott, kennen. Ein Glaubenssystem steht
fest, eine Person dagegen agiert und überrascht immer Was nach der
wieder aufs Neue.
Kreuzigung passierte
Jemanden kennen zu lernen ist ein Prozess. Das Wesen
und die Eigenheiten des anderen nehmen mit fortschrei- – Jesus lebt heute
tender Zeit immer konkretere Formen an. Vertrauen
wächst nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zum Abschluss des Buches seien die Begebenheiten
Zeit. Man kann es nicht erzwingen. Aber man kann ei- der letzten Tage von Jesus auf der Erde erzählt. Welche
nen Anfang machen. Jesus will, dass man diesen Schritt Situation ergab sich damals in Israel, nachdem Jesus
tut und ihn persönlich in sein Leben aufnimmt. gekreuzigt wurde? Seine Jünger hatten alle Hoffnung
auf ihn gesetzt. Von den Propheten des Alten Testa-
Vor diese Entscheidung seist du als Leser dieses Buches ments wussten sie, dass ein Retter kommt, der in ihrem
gestellt. Jesus fragt dich: „Willst du mit mir leben?“ Wie mühsamen Lebenskampf für sie siegen wird50. In Jesus
lautet deine Antwort? Ich bitte dich darum, diese Frage glaubten sie, diesen Retter erkannt zu haben. Für ihn
ernst zu nehmen und darüber nachzudenken, um zu ei- hatten sie ihre berufliche Existenz und ihren Wohnsitz
nem bewussten Ja, bzw. Nein zu kommen. aufgegeben. Jesus forderte die Leute auf, ihm nachzu-
folgen, ihn zu lieben und ihm zu gehorchen. Er ließ den
Er ist kein kalter Herrscher, sondern ein Gott, an dem Menschen nicht die Möglichkeit, ihn als Propheten oder
man zweifeln kann. Den man lieben kann. Mit dem Mensch, der seiner Zeit voraus war, zu sehen. Denn Je-
man ringen, streiten und reden kann. Zu dem man be- sus forderte das Höchste von den Menschen: Sie sollten
ten kann. Beten bedeutet, Gott in eigenen Worten und ihm ihr Leben schenken51. Wie anmaßend, wenn er nur
möglichst ehrlich zu sagen, was man von ihm erkannt ein Prophet oder ein hochentwickelter Mensch wäre!
hat, was man von ihm hält, was man an ihm bezweifelt, Aber angebracht, wenn er tatsächlich der Sohn Gottes,
was man von ihm erwartet und was einen beschäftigt. der menschgewordene Gott ist.

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Doch dann war er plötzlich tot. Genauso wie jeder wurden. Wie kam es zu der plötzlichen Wandlung?
andere Mensch. Wie deprimierend für die Jünger! Die Woher nahm eine Handvoll mittelloser ungebildeter
Karte, auf die sie alles gesetzt hatten, war plötzlich Leute die Kraft, die ganze damals bekannte Welt zu
nicht mehr vorhanden. Der Tod, der mächtigste Feind erreichen und zu verändern, obwohl kurz zuvor derje-
des Menschen hatte auch ihren göttlichen Retter ein- nige, an dem sie alle Hoffnung festmachten, gestorben
geholt. Jetzt hatten sie weder eine gesicherte Existenz, war? Wieso nahmen sie dafür Spott, Schläge, Verfol-
noch eine Hoffnung auf Rettung. Mit Jesus ging alles, gung, Gefängnis und sogar Tod in Kauf ? Für einen
was den christlichen Glauben ausmacht, ins Grab. Retter, der sie enttäuscht und betrogen hatte? Hatten
Denn alle Hoffnungen und Versprechen, von denen er sie den Verstand verloren? Wieso waren sie dann so
sprach, sind untrennbar mit seiner Person verbunden. überzeugend?
Er sagte nicht: „Ihr könnt ewiges Leben bekommen“,
sondern „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer Sie taten es, weil Jesus wieder auferstanden ist. Nach-
an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“52 Er dem er starb, als tot begutachtet wurde, begraben und
sagte nicht: „Ich erzähle vom Licht der Welt“, sondern bewacht wurde, wurde er nach drei Tagen wieder leben-
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der dig. Anfangs zweifelten sie noch, doch nach einer per-
wird nicht in der Finsternis leben, sondern wird das sönlichen Begegnung mit ihm stand für die Jünger fest:
Licht des Lebens haben.“53 Er sagte nicht: „Ich zeige Jesus ist auferstanden! Der Tod ist besiegt!55
euch die Tür“, sondern „Ich bin die Tür. Wenn jemand
durch mich hineingeht, wird er gerettet werden.“54 Mit Weil sie ihn mit eigenen Augen sahen, konnten sie nicht
Jesus starb auch seine Rettung. Der Tod schien seine mehr anders, als davon zu reden und die frohe Botschaft
göttlichen Ansprüche widerlegt zu haben. Mit seinem in die ganze Welt zu tragen. Die Botschaft, dass es Ret-
Tod gab es keine Grundlage mehr für die Entstehung tung gibt, weil der Retter lebt. Mit Jesus ist auch die bei
des Christentums, denn warum sollte man zu einem seinem Tod verloren geglaubte Hoffnung wieder aufer-
Toten beten? standen. In ihm ist das neue Leben, das Licht der Welt
und die Tür zur Rettung wieder auferstanden. Weil die
Trotzdem sind die Jünger kurze Zeit später in alle Jünger Jesus wieder lebendig und später in den Himmel
Himmelsrichtungen ausgeschwärmt, und haben dy- auffahren sahen, begannen sie zu verstehen: Das Han-
namisch von Jesus erzählt, bis schließlich im ganzen deln von Jesus hat am Kreuz nicht aufgehört, sondern
Mittelmeerraum Millionen von Menschen zu Christen dort erst richtig angefangen.

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Zugegeben, es ist für uns heute schwer zu glauben, dass


Jesus von den Toten auferstanden ist. Auferstehungen Schlusswort
passieren nicht. Diese Beobachtung hat sich millio-
nenfach bestätigt. Doch auch die Jünger damals waren Trotz zahlreicher Erfindungen, wechselnder Philoso-
nicht dumm. Auch sie wussten, dass Tote nicht aufer- phien und Gesellschaftssysteme sind die grundlegen-
stehen. Die Auferstehung war kein natürliches Ereig- den Zwänge und Probleme des Menschseins seit damals
nis. Es handelte sich um ein übernatürliches Handeln gleich geblieben. Damals wie heute stellt sich jedem
Gottes, der seine Macht demonstrierte. Seine Macht, die existentielle Frage, ob man geliebt oder einsam ist.
die größer ist als der Tod. Jesus hatte sich endgültig Damals wie heute zersetzt eine scheinbar nicht zu bän-
als der Retter bewiesen. Und mit ihm sind auch sei- digende Ruhm-, Macht- und Eigensucht das Zusam-
ne Aussagen über Leben und Tod, über Rettung und menleben. Damals wie heute hängt die Lebensqualität
Gericht auferstanden. Sein Versprechen, zu jeder Zeit weniger von Wissen und materiellem Wohlstand als von
der Geschichte einzugreifen, ist mit ihm auferstanden. einem zufriedenen Herzen ab. Und schließlich thront
Ein Toter kann weder handeln, noch helfen. Doch der der Tod damals wie heute als Herrscher über unserem
auferstandene Jesus sorgt nun für das Eintreffen seiner kurzen Leben und lässt es zur Nichtigkeit schrumpfen.
Zusagen. Zu einem Hauch, der kurz da ist, um dann wieder zu
verschwinden. Jesus hat all das besiegt. Er hat seine Lie-
An der Auferstehung hängt der christliche Glaube, weil be zu uns gezeigt, indem er für unsere Sünde am Kreuz
es der Glaube an den lebendigen Christus ist. Paulus starb. Er besiegt die destruktive Eigensucht, weil er das
schrieb dazu später in der Bibel, dass wenn Jesus nicht egoistische Herz jedes gehorsamen Gläubigen verän-
auferweckt worden ist, dann wäre der Glaube an ihn dert. Er besiegt die Unzufriedenheit, weil in der Bezie-
nichtig. Dann wären seine Nachfolger die Elendsten hung zu ihm eine überraschende neue Lebensqualität
und Betrogendsten von allen56. Für die Jünger war diese liegt.57 Und schließlich hat er durch die Auferstehung
Frage unzweifelhaft geklärt, weil sie Jesus mit eigenen den Tod besiegt. Durch ihn bekommt jeder Glaubende
Augen erst tot und dann unerwarteterweise wieder le- ewiges Leben.
bendig gesehen hatten. Sie setzten hoffnungsfroh ihr
Leben aufs Spiel, um möglichst viele Menschen an der
befreienden Botschaft teilhaben zu lassen.

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Ist Gott tot?

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tament bestellen:
Soulsaver.de
Quellen
Stichwort „Neues Testament“ 1 Lennox, John, Hat die Wissenschaft Gott begraben?,
Landwehrstraße 34 Wuppertal, R. Brockhaus, 2002.
80336 München 2 Bibel, Sprüche 7,4

Manche fühlen sich hilflos bezüglich der Frage, was 3 Bibel, u.a. Röm. 11,36, Kol. 1,16-20, Joh. 1,
von Jesus zu halten sei. Es empfiehlt sich, Gott um 1. Mose 1
Klarheit zu bitten. Gott ist ein eingreifender Gott, 4 Simon, L., Leisenberg, W., Wissenschaft contra Gott?,
der auf Gebet reagiert und einem Wahrheiten und Holzgerlingen, Hänssler, 2007.
Zusammenhänge deutlich machen kann.
5 Dürr, Hans-Peter, Planck, Max, Physik und Transzen-
denz, München, Scherz, 1986.
Als Christ ist es gut, seinen Glauben mit anderen
Christen zu teilen. Es gibt verschiedenste Gemein- 6 McDowell, Josh, Die Tatsache der Auferstehung, Biele-
den und Gruppen, in denen man sich gegenseitig feld, CLV, 2005.
austauschen kann. Wichtig dabei ist, dass dort Je- 7 Weizenbaum, Joseph, Künstliche Intelligenz – Vision und
sus und die Bibel im Mittelpunkt stehen. Wirklichkeit, Technische Universität München, Vortrag,
10.05.2007.
Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur
8 SPIEGEL ONLINE, Studien über Gefahren der Handy-
Verfügung:
strahlung gefälscht, http://www.spiegel.de/netzwelt/
D.Koenig-Meier@gmx.de mobil/0,1518,555130,00.html, 24.05.2008.

9 SPIEGEL ONLINE, Klon-Star Hwang hat Studie


komplett gefälscht, http://www.spiegel.de/wissenschaft/
mensch/0,1518,392622,00.html, 29.12.2005.

10  McGrath, Alister, Der Atheismus-Wahn, Asslar, Gerth


Medien, 2007.

92 93
Ist Gott tot? Q uellen

11  Dawkins, Richard, Der Gotteswahn, Berlin, 24  Whitehead, A. N., Science and the Modern World,
Ullstein, 2007. Harvard University Lowell Lectures, 1925.
12 Junker, R., Scherer, S., Evolution – Ein kritisches 25 Needham, Joseph, The Grand Titration: Science and
Lehrbuch, Gießen, Weyel, 2006. Society in East and West, Buffalo, N. Y., University of
Toronto Press, 1970.
13  Schaeffer, Francis, Wie können wir denn leben?,
Holzgerlingen, Hänssler, 1985. 26  Rosa, Hartmut, Im Wirbel der Beschleunigungsspirale,
Spektrum der Wissenschaft, Februar 2008.
14  Nestvogel, Wolfgang, Evangelisation in der Postmoderne,
Bielefeld, CLV, 2004. 27  Bolz, Norbert, Die Religion des Letzten Menschen,
Merkur, Nr. 700, August/September 2007.
15  Feuerbach, Ludwig, Das Wesen des Christentums,
Stuttgart, Reclam, 1994. 28  Diels, Hermann, Kranz, Walther, Die Fragmente der
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16  Heitsch, Ernst, Xenophanes. Die Fragmente, München/
Weidmann, 1956.
Zürich, Artemis, 1983.
29  Bibel, 5. Mose. 4,29
17  Bibel, Apg. 17,28, Tit. 1,12, 1. Kor. 15,33
30  Bibel, Röm. 2,24
18 Bell, John Stewart, Speakable and Unspeakable in
Quantum Mechanics, Cambridge University Press, 1988. 31 Bibel, 2. Tim. 3,16, Matt. 5,18, Luk. 24,44

19 Passon, Oliver, Bohmsche Mechanik, Frankfurt a. M., 32 McDowell, J., Wilson, B., Jesus von Nazareth – Tatsa-
Verlag Harri Deutsch, 2004. chen und Argumente für die Wahrheit der Evangelien,
Neuhausen/Stuttgart, Hänssler, 1995.
20  Dawkins, Richard, Selfish Gene, Oxford University
Press, 2006. 33  Bibel, Mar. 12,30

21  Dawkins, Richard, River Out Of Eden, Basic Books, 34 Bibel, u.a. Heb. 9,27, Apg. 17,31, Matt. 5,6,
1996. Joh 5,30; 17,25, Dan. 9,14, Psalm 11,7, Röm. 1-3

22  Dawkins, Richard, Lennox, John, The God Delusion 35  Bibel, Röm. 3,23
Debate, http://www.dawkinslennoxdebate.com, 36 Bibel, u.a. Joh. 3,36, Heb 9,27; 10,30+31, Off. 18
Birmingham/Alabama, Alys Stephens Center, Podiums-
37 Bibel, u.a. Joh. 1,1-5+14, Joh. 5,18-23, Joh. 10,11 und
diskussion, 03.10.2007.
30-33, Joh. 12,44-46, Röm. 9,5, Phil. 2,6-7, Kol. 1,13-17,
23  Oppenheimer, J. R., On Science and Culture, Encounter, Kol. 2,9, Tit. 2,13, 1. Joh. 5,20, Math. 23,37,
Oktober 1962. Math. 24,35

94 95
Ist Gott tot?

38 Bibel, u.a. Röm. 3,10-31, Math. 20,28, Joh. 3,16, Jes. 53


39  Bibel, Heb. 10,10
40  Bibel, Matt. 20,27-28
41  Bibel, Joh. 14,6
42  Bibel, Joh. 5,24
43  Bibel, Joh. 3,16
44  Bibel, Jes. 59,1-2
45  Bibel, Matt. 8,12; 22,13
46 Bibel, Matt. 18,8; 25,41
47 Bibel, Hes. 18,32
48 Bibel, Luk. 13, 23-30
49 Bibel, u.a. Röm. 8,35-39, 1. Joh. 5,13,
Eph. 1,13+14, Phil. 1,6, Joh. 3,18
50  Bibel, u.a. Jes. 9,5-7; 40,3-5; 61,1+2, Sach. 9,9,
Dan. 9,25
51  Bibel, Luk. 9,23-25
52  Bibel, Joh. 11,25
53  Bibel, Joh. 8,12
54  Bibel, Joh. 10,9
55  Bibel, Luk. 24, Matt. 28, Mar. 16, Joh. 20+21
56 Bibel, 1. Kor. 15,17-19
57 Bibel, Joh. 10,10, Joh. 4,13-14

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