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nachrichten g 3336 13.1.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
len Selbstauflösung gekommen ist - hier- ,,Europa-Idee“ der Waffen-SS als mögli- ren Bevollmächtigter Rieger ist - waren
zu wäre ein Parteitag notwendig, der die- che Bündnisgrundlage. In den ausländi- im Juli Mitglieder der Neonaziszene von
sen Punkt zur Tagesordnung hat. schen Formationen der Waffen-SS sam- den "Freien Kameradschaften" bis zur
Der Aufruf ist auf den Internetseiten melte das NS-Regime ,,europäische Frei- "Nationaldemokratischen Partei
der NPD veröffentlicht und namentlich willige“, die unter deutscher Führung Deutschlands" (NPD) eingezogen. Als
unterzeichnet von: Thomas Nissen, (der „geschichtsträchtigen, zentraleuro- dann bekannt wurde, dass Peter Nau-
(Landesvorsitzender), Klaus Riese (stell- päischen Ordnungsmacht“) für einen mann, der 1988 wegen Sprengstoffan-
vertr. Landesvors.), Jan Pigors (stellvertr. Wirtschafts-„Großraum Europa“ kämpf- schlägen zu viereinhalb Jahren verurteilt
Landesvors), Holger Geske (Landesvor- ten. http://www.german-foreign- worden war, am 26. November vor etwa
stand), Dieter Schmutzler (Landes- policy.com/de/news/arti- zwanzig Neonazis zum Thema "Ausge-
schatzmeister), Josef Staller (Landes- cle/1103497200.php ■ ruht den Feind erwarten" und "Überwa-
schriftführer) - allesamt Hamburg. Zu- chen, Beschatten und Abhören - Metho-
dem werden 105 Unterzeichnerinnen Proteste gegen Riegers den der Observation" auftrat, zeigte sich,
und Unterzeichnern erwähnt, darunter dass hier ein neues Schulungs- und Stra-
Funktionsträger aus weiteren Landesver- An- und Unwesen tegiezentrum im Entstehen ist. Im
bänden (Berlin, Sachsen und Würten- Dörverden. Die Proteste gegen das ge- niedersächsischen Hetendorf war eine
berg). Der Aufruf mündet in dem Appell: plante Neonazi-Zentrum auf dem Hei- ähnliche Einrichtung vom Innenministe-
"Wir rufen dazu auf, am 20. Februar die- senhof im südlich von Bremen gelegenen rium geschlossen worden. kun ■
ses Jahres in Schleswig-Holstein die Landkreis Verden, reißen nicht ab. Am
NPD zu wählen und darüber hinaus zu 30. Januar wolle man vor dem Gelände Volksverhetzer auf den
unterstützen. Wir wollen wieder an eine der ehemaligen Bundeswehr-Standort-
bessere Zukunft Deutschlands glauben verwaltung demonstrieren, erklärt das re- Straßen Leverkusens
können. Der Bruderkampf ist einge- gionale Bündnis gegen Rechts. Grund: Das „Leverkusener Aktionsbündnis ge-
stellt." Dies klingt tatsächlich ganz an- Bisher gebe es noch kein Anzeichen für gen den Naziaufmarsch“ berichtet, dass
ders als der Unvereinbarkeitsbeschluss ein Ende der Aktivitäten des Hamburger der Bergheimer Neonazi Axel Reitz für
des REP-Bundesvorstandes gegen die Neonazi-Anwaltes Jürgen Rieger. den 29. Januar erneut eine Demonstra-
konkurrierende NDP, der da lautet: "Kei- Mitte November folgten einem ersten tion in Leverkusen beantragt hat. Die
ne Zusammenarbeit, keine Kontakte. Aufruf zu einem "Sonntags-Spaziergang Nazis wollen durch die Innenstadt. Der
Wer sich nicht daran hält, wird ausge- gegen Rechts" mehr als 1.000 Menschen. Antrag wird zurzeit von der Polizei ge-
schlossen." Das dies ab sofort auch auf Unmittelbar danach untersagte der Land- prüft. Das „Leverkusener Aktionsbünd-
den Hamburger Landesverband zutrifft, kreis Verden Jürgen Rieger die Nutzung nis gegen den Naziaufmarsch“ will
hängt der Bundesvorstand lieber nicht an der Gebäude für Wohnzwecke. Und auch Kundgebungen und Demonstrationen
die große Glocke. kun ■ das Abstellen seines Fuhrparks von Mili- unter dem Motto „Null Toleranz für Na-
tärfahrzeugen widerspreche der "zivilen" zis!“ anmelden. Zur Nazidemo unter
Faschistische Internationale Nutzung des 26 000 Quadratkilometer dem Motto „Protest gegen Intoleranz
großen, parkähnlichen Geländes, das mit und staatliche Repression. Freiheit ist
Berlin/Madrid. NPD hat eine Koope- einem ehemaligen Offizierskasino und immer die Freiheit der Andersdenken-
rationsvereinbarung mit den spanischen Mannschaftsquartieren bis 2003 noch als den!“ rufen das „Aktionsbüro West-
Franco-Nachfolgern abgeschlossen und Offiziersheim und Standortverwaltung deutschland“, insbesondere aber der
verlangt von ,,andere(n) europäischen genutzt wurde. Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS)
Nationalisten“ den Anschluss an die Gegen die baurechtliche Verbotsverfü- auf. Bundesvorsitzender des am 1. Mai
,,Achse Madrid-Berlin“. Unmittelbares gung legte Jürgen Rieger vor dem Ver- 1999 im brandenburgischen Krimnitz ge-
Ziel ist die Gründung einer ,,europäi- waltungsgericht in Stade per Eilantrag gründeten Kampfbundes Deutscher So-
sche(n) Rechtspartei“, deren konkrete Widerspruch ein und verhinderte somit zialisten ist der Berliner Michael Koth.
Zusammensetzung zwischen den europä- eine sofortige Räumung. Das frühere Mitglied der Westberliner
ischen Faschisten noch umstritten ist. Bereits unmittelbar nach dem Kauf SEW, wechselte zur KPD-Ost, wo er
In den Strategieplänen einflussreicher des Hofs durch die "Wilhelm-Tietjen 1997 wegen nationalbolschewistischer
deutscher Rechtsextremisten fungiert die Stiftung für Fertilisation Limited" - de- Aktivitäten ausgeschlossen wurde.
Buch von Hans Jür- zen Ottes in russischer Spra- che, das Produkt seiner Gene- bereits als Kommandant des
gen Otte: Unge- che publiziert. ration und den Denk- und Ver- Führerhauptquartiers und hielt
Unmittelbar nach Ende der haltensmustern der damaligen sich für rund sechs Monate
wöhnliche Erinne- Kriegsgefangenschaft stellte militärischen Führungsschicht täglich in der unmittelbaren
rungen eines Wehr- Hans Jürgen Otte, der es in der verhaftet. Dies bedingte Umgebung des „Führers“ auf.
machts-Offiziers Hitler-Jugend schnell zum Ge- Zwänge, die aus heutiger Im Januar 1941 stieg Rom-
folgschaftsführer gebracht hat- Sicht kaum nachvollziehbar mel zum Generalleutnant auf.
„Die Gefangenschaft te, fest: „Nichts blieb übrig sind (...).“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er
hat große Sympathie vom Getöse und den Sirenen- Erwin Rommel kam am 15. längst in Frankreich militäri-
für Russland und sei- klängen des Nationalsozia- November 1891 zur Welt und sche Erfolge gefeiert und mit
ne Menschen in mir lismus. Die Kriegsgefangen- eroberte sich bereits als Offi- der neuen 7. Panzerdivision
erweckt, so widersprüchlich schaft war bei diesem Prozess zier im Ersten Weltkrieg einen die erfolgreichste Einheit des
das zunächst auch klingen eine heilsame Kur. Die Nach- „heldenhaften“ Ruf. Auf eine Kriegsjahres 1940 aufgestellt.
mag. Das ist bis heute, Jahr- richten über die Gräueltaten interessante Parallele weist Später wurde Erwin Rom-
zehnte danach, so geblieben.“ der Nazis taten ihr Übriges.“ Ralf Georg Reuth in seinem mel als bisher jüngster Ange-
Dieses eher ungewöhnliche, Thomas Klaus ■ Buch hin: Sowohl Rommel als höriger der Wehrmacht zum
weil durch und durch versöhn- auch Hitler entgingen wäh- Generalobersten befördert. Im
liche Fazit zieht Hans Jürgen „Bloß nicht den Russen in rend des Weltkrieges nicht nur Februar 1942 war er der erste
Otte in seinem jetzt im Donat- die Hände fallen! Erinnerun- einmal knapp dem Tode und Heeresoffizier und der sechste
Verlag (Bremen) erschienenen gen eines Kampffliegers an wurden mehrmals verwundet. Offizier der Wehrmacht, der
Buch „, Bloß nicht den Russen Krieg und Gefangenschaft Beide leiteten aus diesen Er- von Hitler mit den Schwertern
in die Hände fallen!‘ – Erinne- 1940-1947, 213 Seiten, fahrungen die Annahme ab, zum Eichenlaub des Ritter-
rungen eines Kampffliegers an Donat-Verlag (Bremen), dass der persönliche Wille kreuzes ausgezeichnet wurde.
Krieg und Gefangenschaft ISBN 3-934836-84-4, 14 Euro quasi Berge versetzen könnte Schon wenige Monate später
1940-1947“. – und sie fühlten sich mehr – im Juni – avancierte Rom-
Otte (Jahrgang 1921) hatte Geschicktes Spielen oder weniger stark vom All- mel zum Generalfeldmar-
sich im Oktober 1940 freiwil- mächtigen beschützt. Die Fol- schall. Hitler persönlich hatte
lig und aus Überzeugung zum auf der Klaviatur der ge: „Bei Hitler gründeten hie- dem 50-Jährigen den Mar-
Kriegsdienst bei der Wehr- Propaganda rin die Triebkräfte seines spä- schallstab überreicht; Rommel
macht gemeldet. Er ließ sich Neues Buch über Hitlers teren Sendungsbewusstseins, war der jüngste General der
zum Sturzkampfflieger ausbil- „Lieblings-General“ Erwin bei Rommel eine in Ansätzen Wehrmacht.
den, wurde schließlich im Rommel irrationale Überbewertung Weitere „berufliche Per-
April 1942 dem Sturzkampf- taktischer Möglichkeiten als spektiven“ waren nicht ausge-
geschwader 77 in Südrussland Seine militärische Truppenführer.“ schlossen. So notierte Reichs-
zugeteilt. Im Juni 1943 geriet Laufbahn war ähnlich Kein Mitverschwörer – propagandaminister Joseph
Otte im Range eines Leutnants spektakulär wie sein sondern Intrigenopfer Goebbels am 1. Oktober 1942
in russische Gefangenschaft. tragisches Ende: Es kann nicht in seinem Tagebuch: Rommel
Von seinem Alltag in den La- wirklich überraschen, dass Oft wird Rommel von Histori- „ist weltanschaulich gefestigt,
gern Susdal, Jelabuga, Kasan sich um das Leben und Ster- kern und anderen Experten als steht uns Nationalsozialisten
und Selenodolsk handelt das ben von Generalfeldmarschall „Lieblings-General“ Hitlers nicht nur nah, sondern ist ein
213-seitige Buch des späteren Erwin Rommel Legenden ran- bezeichnet. Und in der Tat: Nationalsozialist, er ist ein
Realschulrektors in Osterholz- ken. In der Regel laufen sie Viele Etappen der Rommel- Truppenführer mit Improvisa-
Scharmbeck bei Bremen und darauf hinaus, den so genann- Karriere lassen auf eine be- tionsgabe, persönlich mutig
SPD-Kommunalpolitikers (un- ten „Wüstenfuchs“ als Vorbild sondere Förderung durch den und außerordentlich erfin-
ter anderem von 1964 bis für die Bundeswehr und die „Führer“ und Reichskanzler dungsreich. Solche Troupiers
1981 als Mitglied in Stadtrat heutige Jugend einzuordnen. schließen. Beim Reichsbau- können wir brauchen. Rom-
und Kreistag). Geprägt war In diesem Sinne sind nach wie erntag 1934 in Goslar hatten mel ist der kommende Ober-
die Gefangenschaft in Russ- vor unter anderem mehrere Rommel und Hitler Seite an befehlshaber des Heeres.“
land von Hunger, Kälte, harter Bundeswehrkasernen nach Seite die Front abgeschritten. Bei Goebbels war Rommel
Arbeit, Arbeitsunfällen und Rommel benannt. Vier Jahre später wurde Erwin wohl gelitten, weil er durch-
Krankheiten. In seinem Buch „Rommel – Rommel zum Kommandeur aus auf der Klaviatur der Pro-
Das Werk besteht im We- Das Ende einer Legende“ be- des Führerbegleitbataillons er- paganda zu spielen verstand.
sentlichen aus Tagebuchauf- müht sich Ralf Georg Reuth nannt. Diese Aufgabe übte er Beispielsweise wurde Rom-
zeichnungen, die Hans Jürgen um ein realistischeres Bild des zur völligen Zufriedenheit mel während eines Abendes-
Otte trotz Verbots während der wohl populärsten Generals des Hitlers aus, so dass bald dar- sens mit Hitler in der Reichs-
bis August 1947 dauernden Zweiten Weltkrieges. Die auf die Ernennung zum Kom- kanzlei am 22. Juni 1942 von
Gefangenschaft anfertigen Kernaussage des Berliner mandeur der Kriegsschule in Goebbels mit Lob überschüt-
konnte. 2001 wurden die von Journalisten und Herausgebers der Wiener Neustadt erfolgte. tet. Kaum ein General sei so
Otte produzierten Lyrik- und der Goebbels-Tagebücher in Diese Schule sollte nach den von der Wichtigkeit des Pro-
Textsammlungen im Rahmen Bezug auf Erwin Rommel: In Vorstellungen Hitlers mit Hil- pagandaeinsatzes durchdrun-
einer Ausstellung unter dem ihm spiegele sich „die deut- fe von Erwin Rommel die gen. Hintergrund: Während
Titel „Kennst Du Jelabuga?“ sche Tragödie jener Zeit: dem modernste Kriegsschule Euro- die meisten hochrangigen Of-
erstmals der Öffentlichkeit zu- Führer in den Untergang ge- pas werden. fiziere eher genervt oder ver-
gänglich gemacht. Zuvor folgt zu sein und dabei ge- Wenige Tage vor dem Be- ächtlich auf die Fotografen-
schon hatte das „Russian Mili- glaubt zu haben, die vaterlän- ginn des Zweiten Weltkrieges und Kamerateams der Propa-
tary History Journal“ in St. dische Pflicht zu erfüllen“. wurde Rommel von Adolf Hit- gandakompanien reagierten,
Petersburg die Tagebuchnoti- Reuth stellt klar: „... Rom- ler zum General gemacht. Zu hofierte Rommel sie. Kein
mel ist ein Kind seiner Epo- dieser Zeit diente der Militär zweiter General der Wehr-
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