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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Universität Trier
Fachbereich III – Politikwissenschaft
Proseminar: Das politische System der USA
Wintersemester 2006/2007
Dozent: Professor Dr. Axel Misch

Hausarbeit

Die Wahl des Präsidenten


der Vereinigten Staaten

Eingereicht von
Tim Roth
Im Sabel 26
54294 Trier
Tel. 0651 – 99 34 670
tim-roth@gmx.de

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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ............................................................................................................... 3
1.1 Thematische Einführung und zentrale Fragestellungen ................................... 3
1.2 Vorgehensweise ............................................................................................... 4
2. Grundlegende konstitutionelle Informationen ................................................... 5
3. Kandidatennominierung ...................................................................................... 5
3.1 Historische Einführung .................................................................................... 5
3.2 Caucus-Verfahren ............................................................................................ 6
3.3 Primaries .......................................................................................................... 7
3.4 Nominerungsparteitage .................................................................................... 9
3.5 Was macht einen guten Präsidentschaftskandidaten aus? .............................. 10
4. Hauptwahlkampf ................................................................................................. 12
4.1 Präsidentschaftswahlkampf im Medienzeitalter ............................................. 12
4.2 Wahlkampffinanzierung ................................................................................. 14
5. Die Hauptwahl .................................................................................................... 16
6. Das Electoral College .......................................................................................... 16
6.1 Allgemeine Informationen und historischer Abriss........................................ 16
6.2 Reformierbarkeit ............................................................................................ 18
7. Fazit ...................................................................................................................... 19
8. Anhang ................................................................................................................. 20
9. Bibliographie ....................................................................................................... 27

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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

1. Einleitung
1.1 Thematische Einführung und zentrale Fragestellungen

Am 02. September 2008 findet in den Vereinigten Staaten von Amerika die nächste
Präsidentschaftswahl statt. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt, etwa acht Monate vor den ersten
Vorwahlen und so früh wie nie zuvor in der amerikanischen Geschichte, hat das Rennen um
die Kür zum Präsidentschaftskandidaten in den beiden großen amerikanischen Parteien
begonnen1. Da der amtierende Präsident George W. Bush nach acht Jahren im Amt nicht
mehr wiedergewählt werden darf, müssen sowohl Demokraten als auch Republikaner einen
Kandidaten küren. Auf beiden Seiten werfen beinahe täglich neue Aspiranten den „Hut in
den Ring“. Es stellt sich also die Frage:

 Was sind die Gründe für den immer früher beginnenden Präsidentschaftswahlkampf
in den USA?

Anhand von aktuellen Beispielen und zentralen Kriterien in der Literatur soll eine zweiter
zentraler Fragenkomplex beantwortet werden, der unmittelbar mit dem ersten zusammen-
hängt:

 Welche Voraussetzungen muss ein Präsidentschaftskandidat erfüllen? Welche


Personen spielen entscheidende Rollen in seiner Wahlkampfmannschaft? Wie sehen
die Netzwerke aus, die ein Kandidat knüpfen muss?

Drittens soll unter ebenfalls aktuellen Gesichtspunkten ein Fokus auf das Wahlsystem
gelegt werden. Nachdem im Jahre 1992 der unabhängige Kandidat Ross Perot 18,9% aller
Wählerstimmen gewann, jedoch kein einziger Wahlmann für ihn stimmte, wurde der Ruf
nach einer Erneuerung des amerikanischen Wahlsystems laut². Intensiviert wurden die
Forderungen der Befürworter einer solchen Reform durch das Wahlergebnis des Jahres
2000. Der demokratische Kandidat Al Gore gewann zwar die absolute Mehrheit an
Stimmen, Präsident wurde allerdings der Republikaner George W. Bush, da er die meisten
Stimmen der Wahlmänner auf sich vereinen konnte³.
___________________________________________
1
vgl.: Broder, John M. und Healy, Patrick (2007): Rush of Entries Gives ’08 Contest Early Intensity, in:
New York Times, 22.01.2007, S.1.
² vgl.: Pika, Joseph August (2004): The Politics of the Presidency, Washington D.C., S. 68
³ siehe: Ergebnis der US-Präsidentenwahl 2000, http://www.wahlrecht.de/ausland/us-wahl.html [25.02.2007]

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Es stellt sich folglich die Frage:

 Inwiefern ist das amerikanische Wahlsystem noch zeitgemäß? Ist der Einsatz von
Elektoren weiterhin gerechtfertigt oder sollte über eine Reform des Wahlsystem
nachgedacht werden? Welche Interessengruppen würden bei einer Reform in ihrem
Einfluss berührt?

Vierte Analysebene dieser Arbeit soll die Frage nach dem Einfluss von Dritten auf die
Kandidaten und die damit verbundene Wahlentscheidung sein.

 Wie groß ist der Einfluss der amerikanischen Medien auf die Bewerber für das
Präsidentenamt? Welche Rolle haben Weblogs und Videoportale in der aktuellen
politischen Auseinandersetzung eingenommen? Welche Rollen nehmen Geldgeber
ein?

1.2 Vorgehensweise

Zunächst werden die grundlegenden konstitutionellen Rahmenbedingungen zur Wahl des


amerikanischen Präsidenten kurz vorgestellt und knapp erläutert. Mit Augenmerk auf die
genannten zentralen Fragen werden dann die beiden Verfahren, die zur Nominierung eines
Präsidentschaftskandidaten führen, der sog. Caucus und die Vorwahlen, näher beleuchtet,
bevor im Anschluss Funktionen und Außendarstellung und -wirkung der
Nominierungsparteitage erläutert werden. Danach setzt sich die Arbeit mit der Frage
auseinander, welchen Einfluss Dritte, wie beispielsweise Medien und Geldgeber, auf den
Wahlkampf und letztlich die Wahl an sich haben. Es schließt sich eine kurze Abhandlung
über die General Election an. Abschließend wird dann das Electoral College vorgestellt,
bevor mit Blick auf die dritte zentrale Frage eine Bewertung vorgenommen wird. In einem
Fazit am Schluss werden die aufgeworfenen zentralen Fragestellungen zusammenfassend
beantwortet.

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2. Grundlegende konstitutionelle Informationen

Formale Bestimmungen in der amerikanischen Verfassung zum Wahlsystem sind marginal.


Sie stellt lediglich einige Mindesterfordernisse an potentielle Mandatsträger.5 So ist in der
amerikanischen Verfassung in Artikel II festgelegt, dass der Präsident mindestens 35 Jahre
alt sein muss und seit 14 Jahren auf amerikanischem Staatsboden lebt. Weiterhin muss er in
den USA geboren und für das Amt geeignet („eligible”) sein. Zudem ist festgelegt, dass der
Präsident auf vier Jahre gewählt wird. Das XXII. Amendment von 1951 regelt darüber
hinaus, dass lediglich eine einmalige Wiederwahl des Präsidenten möglich ist. Letztlich ist
zudem festgelegt, dass jeder amerikanischer Staatsbürger, der das 18. Lebensjahr vollendet
hat, wahlberechtigt ist.6 „Wichtige Bestimmungen – vor allem das Wahlsystem – beließ die
Verfassung jedoch in der Kompetenz der Einzelstaaten, auch wenn dem Kongress das
Recht eingeräumt wurde, die gesetzlichen Regeln selbst zu erlassen“. 7

3. Kandidatennominierung
3.1 Historische Einführung

Historisch gesehen war es zunächst die Aufgabe der großen Parteien, zwei geeignete
Präsidentschaftsanwärter zu finden, aus denen die Wähler einen Präsidenten bestimmen
konnten. Dies wurde zumeist in sog. „Congressional Caucuses“ geregelt. Dies hatte in den
Anfangsjahren der Vereingten Staaten zunächst ganz pragmatische Gründe: Die Kongress-
abgeordneten, ohnehin in Washington versammelt und ohne lange Anreisewege, wählten
aus ihrer Mitte entsprechende Kandidaten aus, denen sie die Präsidentschaft zutrauten. Dies
brachte aber mehrere Probleme mit sich, u.a. wurde der wichtigste Verfassungsgrundsatz,
„separated institutions sharing powers“, nicht eingehalten.8
Ab 1824 übernahmen National Party Conventions die Aufgabe der Nominierung. Das
mittlerweile gut ausgebaute Eisenbahnnetz machte es möglich, dass Deligierte aus den
gesamten Vereinigten Staaten an den Conventions teilnehmen konnten. 9
Erst seit den 1960er Jahren, als eine unmittelbare Folge des Vietnam-Krieges und in
___________________________________________
5
vgl.: Hübner, Emil (1993): Das politische System der USA - eine Einführung, München, S. 77.
6
die formalen Wahlgrundsätze bzgl. der Präsidentschaftswahl stammen aus der Verfassung der Vereinigten
Staaten, http://usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/funddocs/consteng.htm [27.02.2007]
7
zitiert nach.: Hübner, Emil (1993), S. 77f.
8
vgl. Pika, John August (2004), S.32
9
ebd., S.33f.

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Zusammenhang mit weiteren Faktoren, wie der Studentenbewegung und dem Wahlrecht für
Afroamerikaner, wurde der Ruf nach einer Mitbestimmung bei der Nominierung der
Kandidaten immer lauter. Zuvor lag die Entscheidungsgewalt de facto noch immer bei den
Parteispitzen, so dass ein Abkommen darüber, wer für die Partei bei den Präsident-
schaftswahlen antritt, zumeist in „smoke-filled rooms“ stattfand10. Daran änderten auch die
National Party Conventions nichts, denn die Chefs der Parteien hielten die Kontrolle über
mehr als 60% der Delegierten.11
Seit 1972 haben sich, zunächst bei der demokratischen, wenig später auch bei der
republikanischen Partei, zwei zentrale Verfahren zur Nominierung eines Kandidaten
durchgesetzt.

3.2 Caucus-Verfahren

Das sog. Caucus-Verfahren kann mit mehreren anderen Begriffen beschrieben werden, so
z.B. “presidential preference vote”, „popularity poll“, oder, am treffendsten, als „beauty
contest“12. „Caucus“ bezeichnet eine Versammlung der Mitglieder auf der untersten Ebene,
die Kandidaten für öffentliche Ämter aussuchen und nominieren. Staaten, die den
Präsidentschaftskandidaten nach dem Caucus-Prinzip nominieren, verzichten auf Primaries.
Es sind mehr oder weniger Stimmungstests für einen Kandidaten, weswegen in Caucus-
Staaten meist zu Beginn des Wahljahres abgestimmt wird. Diese Stimmungstests sind für
die Kandidaten von zentraler Bedeutung. So wurde z.B. im Jahr 2004 davon ausgegangen,
dass John Kerry den zuvor hochgehandelten Favoriten Howard Dean im Rennen um die
Präsidentschaftskandidatur nur besiegen konnte, weil er den Caucus in Iowa gewann.13
Neben einer dauerhaften Präsenz in Caucus-Staaten ist es für den Kandidaten wichtig, dass
er sich die Gunst der lokalen Parteichefs sichert, da diese in den Caucus-Versammlungen
sehr oft richtungsweisende Aussagen gegenüber den teilnehmenden Bürgern machen.14
John Edwards etwa, aktueller demokratischer Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur
2008, ist in „Iowa und Nevada, Staaten in denen früh abgestimmt wird, [...] Dauergast“. 15

___________________________________________
10
vgl. Pika, John August (2004), S.32
11
vgl.: Pious, Richard M. (2006): The Presidency and the Nominating Process: Politics and Power, in:
Michael Nelson (Hrsg.), The Presidency and the Political System, Washington, DC, S. 200
12
vgl. Davis, James W. (1980): Presidential primaries, Westport, S.54
13
Wahlergebnisse des Caucus in Iowa 2004 sind abrufbar auf der Webseite von CNN,
http://edition.cnn.com/ELECTION/2004/primaries/pages/states/IA/index.html [28.02.2007]
14
vgl.: Pious, Richard M. (2006), S. 201
15
zitiert nach: Mascolo, Georg (2007): Catwalk der Hoffnungsträger, in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,464321,00.html [05.02.2007]
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3.3 Primaries

Das zweite zentrale Verfahren zur Kandidatennominierung sind die sog. Primaries, wobei
man eine Unterscheidung zwischen „closed primaries“, also geschlossenen Vorwahlen, und
„open primaries“, offenen Vorwahlen, trifft.
Im ersteren Model „sind nur Wahlberechtigte eines Bundesstaates zur Teilnahme
berechtigt, die sich öffentlich als Sympathisanten bzw. Anhänger einer bestimmten Partei
registriert haben“.16 Konkret bedeutet dies, dass man in einem Staat nur ein einziges Mal
bei den Vorwahlen einer Partei abstimmen darf. Die Vorteile liegen auf der Hand:
„Beschränkung des Teilnehmerkreises auf Personen, die sich in irgendeiner Form öffentlich
als Sympathisanten bzw. Anhänger einer bestimmten Partei deklariert haben, sowie der
Wettbewerb von Kandidaten, die sich um die Stimmen einer der Partei nahestehenden
Wählerschaft bewerben, was eine gänzliche Distanzierung von der Partei ebenso erschwert
wie politische Botschaften, die im völligen Gegensatz zur Mainstreamideologie der
betreffenden Partei stehen“.17 Dieses System findet aktuell in 28 Bundesstaaten
Anwendung.
Offene Vorwahlen haben hingegen den Vorteil, dass auch Wähler, die sich ideologisch
keiner der zwei großen Parteien zuschreiben, einen Kandidaten, den sie persönlich für
befähigt erachten, unterstützen können. Allerdings darf auch hier nur bei den Vorwahlen
einer Partei abgestimmt werden. Ein großes Problem der offenen Vorwahlen liegt
demzufolge darin, dass die Parteien de facto keinerlei Einfluss mehr auf ihren eigenen, zu
bestimmenden Kandidaten haben. Zudem besteht die Gefahr des „crossover voting“: Ein
Wähler, der in der Hauptwahl einen republikanischen Kandidaten wählen will, kann
beispielsweise bei einer Vorwahl der Demokraten teilnehmen. So können diese Wähler
versuchen, Gegenkandidaten zu wählen, von denen sie denken, dass diese nur geringe
Chancen in der Hauptwahl haben.18
Auf den ersten Blick scheinen die Ideen von Caucus und Primaries demokratietheoretisch
vorbildlich, da auf den untersten Ebenen bestimmt wird, wer für die einzelnen Parteien in
das Rennen um die Präsidentschaft gehen soll. Jedoch ist die Wahlbeteiligung an den
Vorwahlen immer recht gering, z.B. 17,7% im Jahr 2000.19 Das wiederum wirft die Frage
nach der politischen Legitimation auf, da nur wenige Wähler weitreichende
___________________________________________
16
zitiert nach Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005): Politik auf amerikanisch, Wahlen und politischer
Wettbewerb in den USA, Wien, S. 46.
17
ebd., S. 46f
18
vgl.: ebd., S. 47
19
vgl.: Goldstein, Michael L. (2004): Guide to the 2004 Presidential Election, Washington, D.C., S. 117

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politische Entscheidungen treffen.


Weitere Probleme tun sich auf: Immer mehr Staaten ziehen ihren Caucus und ihre
Vorwahlen an den Jahresanfang, um nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit zu
verschwinden. Daher konzentrieren die Kandidaten ihren Vorwahlkampf auf die „early
primary states“, um sich eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Ein Blick auf den
Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2000 macht deutlich, wie wichtig diese frühen
Vorwahlen für die Kandidaten sind: So wurde bereits im Juni 1999 damit begonnen,
Anzeigen und Fernsehwerbung in jenen „early primary states“ zu schalten, obwohl der erste
Caucuss in Iowa und die erste Vorwahl in New Hampshire erst im Januar 2000 abgehalten
wurden.20
Dies bedeutet eine Verlängerung des Wahlkampfes, was wiederum eminent hohe
Wahlkampfkosten zur Folge hat, was am gleichen Beispiel deutlich wird: „Der Sieger der
Präsidentschaftswahl, der Republikaner George W. Bush, hat für seine Wahlkampagne
1999 und 2000 insgesamt etwa 193 Mio. Dollar durch Fundraising (Beschaffung von
Spenden) und öffentliche Zuwendungen eingesammelt und etwa 186 Mio. Dollar
ausgegeben.“21 Der demokratische Herausforderer Al Gore brachte es im gleichen Zeitraum
auf 133 Mio. Dollar, von denen er 120 Mio. Dollar für den Wahlkampf ausgab. 22
In den letzten beiden Jahrzehnten ging der Trend dahin, die Vorwahlsaison vergleichsweise
kurz zu gestalten, wie man an den demokratischen Vorwahlen des Jahres 2004 sehen kann:
Der erste Caucus fand am 19. Januar in Iowa statt, die erste Vorwahl am 27. Januar. Am 3.
Februar fand dann schon der „Super Tuesday“ statt, ein Dienstag, an dem in vielen Staaten
gleichzeitig abgestimmt wurde. John Kerry stand als Präsidentschaftskandidat dann am 02.
März fest, nachdem an einem „Mega Tuesday“ zehn Bundesstaaten, unter ihnen das
bevölkerungsreiche Kalifornien, abgestimmt hatten. Die letzten Vorwahlen im Juni waren
schon nicht mehr von Bedeutung23. Die Gründe für die recht kurze Vorwahlphase liegen
auf der Hand: Die Kandidaten „zerfleischen“ sich gegenseitig, was das Bild einer
zerstrittenen Partei nach außen vermittelt. Steht der Kandidat aber bereits Anfang März
fest, bleibt genügend Zeit, um bis Anfang November wieder das Bild einer vereinten und
gestärkten Partei aufzuzeigen. Besonders kritisch kann außerdem die Vorwahlphase sein,
wenn ein Kandidat gegen einen bereits amtierenden Präsidenten antritt, der de facto von
Anfang an als Präsidentschaftskandidat feststeht und dessen Partei von Anfang an
___________________________________________
20
vgl.: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V: Finanzierung, Organisation, Planung.
Arbeitspapier Nr. 57, herausgegeben von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin, S. 1
21
zitiert nach: ebd., S. 3
22
vgl.: ebd., S. 3
23
Zahlen und Daten aus: Pika, John August (2004), S. 35

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geschlossen hinter ihm steht. Andere Theorien sprechen allerdings auch davon, dass auch
das Gegenteil der Fall sein kann: So könnte eine spannende Vorwahlsaison durchaus vom
Präsidenten ablenken und den Fokus der Aufmerksamkeit in Richtung der Partei seines
Kontrahentens lenken.24

3.4 Nominierungsparteitage

Die National Conventions der beiden großen Parteien, auf denen die Präsidentschafts-
kandidaten offiziell nominiert werden, finden traditionell im Juli oder im August eines
Wahljahres statt (2004 fand der Nominierungsparteitag der Republikaner erstmals Anfang
September statt). Wie unter 3.3 aber bereits ausgeführt, steht der Präsidentschaftskandidat
im Normalfall bereits nach der Hälfte der Vorwahlsaison fest. Daher treffen die Delegierten
keine unabhängigen Entscheidungen mehr, sondern bestätigen lediglich die Ergebnisse der
Caucuse und Vorwahlen.25 Erst seit 1968 sind „die Parteien an das Ergebnis der internen
Vorwahlen gebunden“.26 Vor jenem Zeitpunkt waren die Conventions auch politisch
zentral zur Nominierung eines Kandidaten.27
Obwohl die Conventions perfekt inszenierte und durchgeplante Medienereignisse sind28,
treffen die Delegierten auch einige wichtige politische Entscheidungen: Sie müssen das
Wahlprogramm absegnen und dem von Präsidentschaftskandidaten vorgeschlagenen
Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten zustimmen.29
Bei der Auswahl eines Vizepräsidentschaftskandidaten spielen zumeist wahlpolitische
Motive die größte Rolle. Indem beispielsweise Bill Clinton 1992 den Südstaatler Al Gore
nominierte, konnte er sich vielen Wählerstimmen aus dem Süden sicher sein, einer Region,
die sonst bewiesenermaßen in der Mehrheit republikanisch wählt. Dick Cheney konnte
2000 damit glänzen, dass er über eine große Erfahrung im politischen Washington verfügte.
Al Gore, dann selbst Präsidentschaftskandidat 2000, versuchte mit Joseph Lieberman, der
bekennender und praktizierender Jude ist, bei einer amerikanischen Minderheit, nämlich
den Juden, zu punkten.30
Auch für die General Election im Herbst können die Conventions mitentscheidend sein. So
stiegen 1992 Bill Clintons Umfragewerte nach dem Parteitag um bis zu 16%, abhängig von
___________________________________________
24
vgl.: Pious, Richard M. (2006), S. 201
25
ebd., S. 211
26
zitiert nach Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S.57
27
Eine kurze Abhandlung über die historische Rolle von Conventions findet sich ebenda, S. 57
28
vgl.: Pious, Richard M. (2006), S. 213
29
vgl.: ebd., S. 21
30
vgl.: Pika, John August (2004), S. 46
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der Umfrage. Auch George W. Bush profitierte bei der letzten Wahl 2004 von seinem
Auftritt bei der republikanischen Convention – um bis zu 7% schossen seine Werte in die
Höhe.31
Die Erwartungen der Parteien und der Medien an die National Conventions liegen oft
meilenweit auseinander. Während aus Sicht der Parteien vor allem Harmonie und Konsens
vermittelt werden sollen, setzen die Medien auf Konflikte und Streitigkeiten. Zudem
konzentrieren sich die Parteien auf die Vermittlung des positiven Images des Kandidaten,
während die Medien sich eher kritisch mit ihm auseinandersetzen.32

3.5 Was macht einen guten Präsidentschaftskandidaten aus?

Ein Patentrezept, wie ein guter Präsidentschaftskandidat sein sollte, gibt es nicht. In der
Literatur finden sich dennoch eine Menge Angaben darüber, was an einem Anwärter von
den amerikanischen Bürgern und von den Medien geschätzt wird, was er möglichst nicht
machen sollte und wie die Netzwerke aussehen müssen, die ein erfolgreicher Kandidat
knüpfen muss.
Möchte jemand für die Präsidentschaft kandidieren, ist es seine erste Aufgabe, frühzeitig
ein Netzwerk an Förderern und Sponsoren aufzubauen. Das Einsammeln von Geldern, das
sog. „fund raising“, ist „zu einem zentralen Bestandteil des Wahlkamps“ geworden. 33
Durchschnittlich besteht ein Wahlkampftag zu etwa einem Drittel aus Aktivitäten, die im
direkten Zusammenhang mit dem „fund raising“ stehen, etwa Telefonate, Besuche oder
auch eintrittspflichtigen Abendessen mit Gästen, den sog. „fundraising dinners“.34
Betrachtet man den aktuellen Vorwahlkampf, so hat von der zuletzt aufgeführten
Möglichkeit vor allem der demokratische Anwärter Barack Obama Gebrauch gemacht –
mit einem Dinner in der amerikanischen „Filmhauptstadt“: „Hollywoods Crème de la
crème hat pro Nase 2300 Dollar fürs Vergnügen bezahlt, mit Obama zu speisen, und
befördert so auf einen Schlag 1,3 Million Dollar in dessen Wahlkampfkasse“35 So sichert
sich Obama neben den Geldern auch prominente Unterstützung im Wahlkampf.
Ein demokratischer Präsidentschaftskandidat muss andere Voraussetzungen erfüllen als ein

___________________________________________
31
vgl.: Pious, Richard M. (2006), S. 213
32
vgl.: Anhang C, aus: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005)
33
zitiert nach.: Brunner, Wolfgang (2000): Wahlkampf in den USA I: Ein Überblick. Arbeitspapier,
herausgegeben von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin, S. 1
34
ebd., S. 2
35
zitiert nach: Pitzke, Marc (2007): US-Demokraten buhlen um Hollywoods Millionen, in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,467585,00.html [22.02.2007]

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republikanischer. So sind die einflussreichen Evangelikalen zur Zeit verzweifelt auf der
Suche nach einem republikanischen Anwärter, der konservativ genug ist. Rudy Giuliani
scheidet aus, weil er bereits zweimal geschieden ist und für das Recht auf Abtreibung
eintritt, John McCain hat sich in der Vergangenheit über die Intoleranz der fundamentalen
Christen ausgelassen, und Mitt Romney, der dritte aussichtsreiche Republikaner, ist
Mormone. Da bei den jüngsten Kongresswahlen rund 40% aller Stimmen für die
republikanische Partei von Evangelikalen kamen, muss ein möglicher Präsident-
schaftskandidat diese Gruppe mehr als ernst nehmen. 36 Ähnlich verhält es sich bei den
Demokraten: Barrack Obama musste unlängst die Erfahrung machen, dass ihm die
Tatsache, dass er der erste farbige Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA
wäre, nicht nur nützlich sein kann – denn vielen Afroamerikanern gilt er als „nicht schwarz
genug“: „US-Schwarze sind eben nicht automatisch gleich auch für einen schwarzen
Kandidaten. [...] Dieses Phänomen erklärt sich dadurch, dass in den USA und vor allem
unter Schwarzen, die Bezeichnung ‚schwarz’ nicht allein die Hautfarbe beschreibt. Sondern
viel mehr: Kulturerbe, Herkunft, Philosophie, Sprache.“37 Da Obama aber Sohn eines aus
Nigeria eingewanderten Taxifahrers und kein unmittelbarer Nachfahre eines afrikanischen
Sklavens ist, kann er hier nicht punkten.
Das zuletzt aufgeführte Beispiel ist dem Schlüsselfaktor „candidate image“ zuzurechnen. In
der amerikanischen Politikwissenschaft ist traditionell von noch drei weiteren solcher
Faktoren die Rede: „party identification“, „issues“ und „campaign events“. 38
Image und Sachfragen gelten dabei inzwischen als die beiden herausragenden Faktoren. 39
Wer in der eigenen Partei beim Vorwahlkampf und später im Hauptwahlkampf als „flip
flopper“ gilt, als jemand, der in politischen issues keinen geradlinigen Kurs verfolgt, hat in
der Regel keine guten Chancen. So wird Hillary Clinton bereits jetzt aus dem Wahlkampf-
lager von Barrack Obama vorgeworfen, sich in der Irak-Frage auf einem Schlängelkurs zu
befinden.40 Um einerseits solche Vorwürfe mediengerecht aufzubereiten und auf der
anderen Seite auch abzuwehren, bauen die Kandidaten einen Kreis aus Beratern und sog.
„spin doctors“ auf: „Sie werden vor allem im Umfeld von Wahlkampfereignissen aktiv und
dienen den Medien als Ansprechpartner oder Kommentatoren bei Pressekonferenzen,
___________________________________________
36
vgl.: Mascolo, Georg (2007): Polit-Prediger für Amerikas Christen verzweifelt gesucht, in: Spiegel
Online, http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,468990,00.html [01.03.2007]
37
zitiert nach: Pitzke, Marc (2007): Ist Barrack Obama schwarz genug? in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,465571,00.html [22.02.2007]
38
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 42
39
vgl.: Abramowitz, Alan (2004): Voice of the People. Elections and Voting in the United States, New York
40
vgl.: Healy, Patrick und Zeleny, Jeff (2007): For Clinton and Obama, Different Tests on Iraq, in: New
York Times, 12.02.2007

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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Debatten oder Parteitagen. Selbstverständlich lassen sie dabei im Kampf um die


Situationsdeutung ihre Sichtweise und immer wieder die Botschaft ihres Kandidaten
einfließen.“ 41 Sie zeichnen außerdem verantwortlich für das „negative campaigning“, auf
das in 4.1 näher eingegangen wird.

4. Hauptwahlkampf
4.1 Präsidentschaftswahlkampf im Medienzeitalter

Steht der Präsidentschaftskandidat fest, werden der Wahlkampf und damit auch die Kosten
in den „late primary states“ reduziert, und der Hauptwahlkampf beginnt. Zunächst wird
unverzüglich die Geschlossenheit der Partei wiederhergestellt, das „fund raising“ verstärkt
und der Schwerpunkt auf Medienarbeit gelegt.42 Im Folgenden werden einige wichtige
Faktoren des Präsidentschaftwahlkampfes erläutert:
Vor der Wahl hat der Kandidat bereits damit begonnen, eine eigene Wahlkampfzentrale
aufzubauen, da alle bisherigen Vorgänge wie Vorwahlen und das „fund raising“
kandidatenzentriert waren.43 Nun gilt es, sich anhand verschiedener Faktoren der
amerikanischen Öffentlichkeit von seiner besten Seite zu präsentieren. Interessant ist, dass
lediglich einer von 100 Wahlkampfberatern die politische Erfahrung eines Kandidaten als
wichtig empfindet, hingegen 72% die zentrale Wahlkampfbotschaft. Dies stützt die These,
dass die Wahlkämpfe issue-zentriert sind.44 Die Wahlkampfberater versuchen allerdings
nicht nur, den eigenen Kandidaten in das rechte Licht zu rücken, sondern vor allem, den
Opponenten schlecht aussehen zu lassen, was unter dem Begriff „negative campaigning“
bekannt ist. Man nimmt sich einem spezifischen, für den Gegner negativen issue an und
bringt es in die Öffentlichkeit. Ein besonders krasses Beispiel findet sich im
Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1988. Die Republikaner strahlten einen
30sekündigen Spot aus, der von einem farbigen Mörder handelte, dem man – trotz
lebenslanger Freiheitsstrafe – einen Hafturlaub genehmigte. Den nutzte dieser, um ein
weiteres schweres Verbrechen zu begehen. Die Handlung basierte auf einem realen Fall
und war im US-Staat Massachusetts angesiedelt – jenem Staat, in dem der demokratische
___________________________________________
41
zitiert nach: Brunner, Wolfgang (2000): Wahlkampf in den USA II: Internet campaigning. Arbeitspapier,
herausgegeben von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin, S. 1
42
vgl.: Anhang D, aus: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 1f
43
vgl. Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S.7
44
Die Zahlen stammen aus einer Umfrage des Global Political Consultancy Survey, in: Plasser, Fritz (2003):
Praktiken der Campaign Professionals im weltweiten Vergleich, Wien, siehe auch Anhang E.

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Kandidat Michael Dukakis zuvor Gouverneur war. Obwohl nicht explizit gesagt, wurde den
TV-Zuschauern suggeriert, dass Dukakis zu „weich“ und der Kriminalität in den
Vereinigten Staaten nicht gewachsen sei.45 Vergleichbare Beispiele lassen sich in
sämtlichen Wahlkämpfen seit Beginn des Fernsehzeitalters finden, wobei die Vergangen-
heit gezeigt hat, dass jenes „negative campaigning“ auf die politischen issues bezogen
bleiben muss, da eine Mehrheit der Amerikaner persönliche Attacken auf einen Kandidaten
ablehnt.46
Im gleichen Zusammenhang fällt auf, dass amerikanische Präsidentschaftswahlkämpfe
weitaus polemischer und polarisierender als europäische Wahlkämpfe wirken. Dies hat mit
typischen Strategie- und Taktikregeln zu tun, die ein Bewerber zu beachten hat. 47
Wahlkämpfe konzentrieren sich zumeist auch nur auf einige wenige Staaten, die gemeinhin
als Schlüsselstaaten gelten. Aufgrund von Umfragen ist es zumeist bereits absehbar,
welcher Kandidat welchen Staat gewinnt. Außerdem gibt es Erfahrungswerte von
vergangenen Wahlen, sodass bei einer Vielzahl von Staaten bereits im Vorhinein feststeht,
welcher Kandidat dort gewählt wird. Prozentuale Anteile spielen hierbei keinerlei Rollen,
da das „winner-takes-it-all“-Prinzip gilt. Jedoch gibt es auch eine Anzahl von Staaten, in
denen der Wahlausgang völlig offen ist – jene Schlüsselstaaten, die auch als „battle ground
states“ bekannt sind. Also wird der Wahlkampf auf diejenigen Schlüsselstaaten zentriert,
die die meisten Elektorenstimmen zu vergeben haben. Bei der letzten Wahl wurde im
Vorhinein von drei solcher Staaten ausgegangen: Florida (27 Elektorenstimmen),
Pennsylvania (21 Elektorenstimmen) und Ohio (20 Elektorenstimmen). Nach allen
vorherigen Umfragen und Prognosen war absehbar, dass nur derjenige Kandidat die Wahl
gewinnen konnte, der zwei der drei Schlüsselstaaten gewinnen würde, um auf die nötigen
270 Wahlmännerstimmen Mehrzeit zu kommen. So konzentrierten Bush und Kerry ihre
Wahlkampfaktivitäten massiv auf diese drei Staaten und in geringerem Maße auf weitere
„battleground states“, deren Anzahl an Elektorenstimmen nicht ganz so hoch lag. 48 Im
Umkehrschluss bedeutet dies, „dass die beiden Präsidentschaftskampagnen in 30 der 50
Einzelstaaten de facto keine Wahlkampfakzente setzten, keine Werbespots ausstrahlten und
keine Direct-mailings versandten.“49
Eine tragende Rolle hat in den letzten beiden Wahlkämpfen auch das Internet
eingenommen. Dieses macht es zunächst einmal möglich, „eine Zielgruppe anzusprechen,
___________________________________________
45
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 197
46
vgl.: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 17
47
vgl.: Anhang F, aus: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 25f
48
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 189f
49
zitiert nach: ebd., S. 189

13
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

mit der auch die Politik in den USA ihre Schwierigkeiten hat: die Jugend und junge –
häufig männliche, höhergebildete und besserverdienende – Berufstätige.“50
Obwohl die ersten amerikanischen Politiker bereits seit 1993 über eigene Internetauftritte
verfügen und es beim Präsidentschaftswahlkampf 2000 erstmals professionelle Ansätze zur
gezielten Wählerwerbung gab, spricht man von einer wirklichen Professionalisierung des
Internets erst seit einer Kampagne des Demokraten Howard Dean. 51 Im Gegensatz zu
früheren Versuchen wird bei dessen Kampagne von fünf zentralen Innovationen ausge-
gangen: Erstens, die kurzfristige und mediengerechte Vorgabe eines Ziels (Spenden
einzusammeln, Treffen abzuhalten etc.); zweitens, Schaffung einer Verknüpfung mit der
Webseite „meetup.com“, einer Plattform um Kontakt zu Gleichgesinnten aufzunehmen;
drittens, die Einrichtung eines sog. „weblogs“, einem Internet-Tagebuch von Dean mit
Verknüpfung zu anderen, gleichgesinnten politischen „blogs“; viertens, die Einrichtung von
Online-Umfragen zu politischen und wahlkampfrelevanten Themen; und fünftens, die
Suggerierung von Entscheidungsmöglichkeiten für seine Anhänger vor Ort.52
Neben den „blogs“, die verschiedene Vorteile kombinieren (aktuelle Informationen, viele
Verknüpfungen, interaktiver Dialog53) dürften im kommenden Präsidentschaftswahlkampf
vor allem Videoportale von gehobener Bedeutung sein. Da mittlerweile fast jedermann ein
Handy oder eine digitale Kamera mit Videofunktion besitzt, ist es kein Problem,
Ausrutscher und Fehltritte von Kandidaten binnen Sekunden gezielt bei „YouTube“ und
ähnlichen Videoportalen zu platzieren. So geschehen in Virginia im Oktober 2006: Der
republikanische Senator George Allen nannte einen Schwarzen „Macaca“, ein Name für
einen asiatischen Bergaffen. Jener Farbige aber filmte den Senator bei dessen Ausrutscher
und stellte das Video ins Internet. Diverse Zeitungen und Fernsehsender griffen die
Geschichte auf, woraufhin aus Allen, einem eventuellen Präsidentschaftskandidaten, ein
Senator unter Rasssismusverdacht wurde.54

4.2 Wahlkampffinanzierung

Im Folgenden nur ein kurzer Abriss zum Thema Wahlkampffinanzierung. Neben den hier
aufgeführten Möglichkeiten gibt es unzählige weitere Finanzierungsmöglichkeiten. Hier
___________________________________________
50
zitiert nach: Brunner, Wolfgang (2000): Wahlkampf in den USA II, S. 7
51
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 123 – 133
52
vgl.: ebd., S. 132
53
vgl.: ebd., S. 134
54
vgl.: Schmitz, Gregor Peter (2006): Jeder Fehltritt landet im Netz, in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,440646,00.html [08.03.2007]

14
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

sollen lediglich jene Möglichkeiten erwähnt sein, die am weitesten verbreitet sind.
Der amerikanische Wahlkampf wird nahezu komplett aus Spenden finanziert, wobei man
eine Unterscheidung zwischen „hard money“ und „soft money“ trifft. Ersteres bezeichnet
Spenden, „die unmittelbar für eine Beeinflussung des Wahlausganges vorgesehen sind“. 55
Unter dem Begriff „soft money“ sind solche Gelder zusammengefasst, die Spender in die
Partei oder bestimmte Kampagnen stecken können.56 Da die „hard money“-Spenden
limitiert sind und Privatpersonen maximal 1000 Dollar an einen Kandidaten und die unter
dem Begriff „political action comittees“ (PACs) zusammengefassten Unternehmen,
Verbände, Lobby- und Interessengruppen maximal 5000 Dollar direkt spenden dürfen,
hatte man sich über das „soft money“ bis 2003 ein Hintertürchen geschaffen, um Summen
in unbegrenzter Höhe zu spenden.57 Die ursprünglichen Begrenzungen des „hard money“
waren in den 1970er Jahren eingeführt worden, um die Wahlkampffinanzierung auf eine
breite öffentliche Basis zu stellen, da die Kandidaten zuvor abhängig von Großspenden von
sog. „fat cats“ waren.58 Durch das „soft money“ wurde dieses Prinzip aber wieder ad
absurdum geführt.
2003 wurde der Bipartisan Campaign Reform Act verabschiedet. Dieses Gesetz verbietet es
den Parteien, das „soft money“ für den Bundeswahlkampf zu benutzen. Entgegen der
Erwartungen, die Kandidaten würden im Präsidentschaftswahlkampf 2004 weniger Geld
zur Verfügung haben, war jener Wahlkampf der teuerste in der US-Geschichte. Der Grund
hierfür lag in einer Verdopplung und teilweisen Verdreifachung der „hard money“-
Spenden, da Parteien und Kandidaten durch gezielte Werbung und gezieltes „fund raising“
Einzelpersonen ansprachen.59
Es ergaben sich im Präsidentschaftswahlkampf 2004 auch weitere Möglichkeiten, die
Beschränkungen, die im Dezember 2003 noch einmal vom Supreme Court bestätigt
wurden, zu umgehen.60
Im aktuellen Vorwahlkampf zur Wahl 2008 zeichnet sich überdies eine neue Methode der
Finanzierung ab: Hedgefonds. Die verschiedenen Kandidaten aller Parteien sichern sich
derzeit das Geld verschiedener Hedgefonds-Manager, sodass sie Anfang 2007 „bereits so
viele Spenden auf dem Konto [haben], dass sie womöglich bald auf öffentliche Gelder
verzichten können. Was wiederum den Vorteil hat, dass sie dann – laut US-Wahlkampf-
___________________________________________
55
zitiert nach: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 84
56
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 84
57
vgl.: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 4
58
vgl.: Pika, John August (2004), S. 49
59
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 86
60
Eine Kapitel zu Umgehungsmöglichkeiten der „soft-money“-Beschränkungen durch die sog. Issue
Advocacy und sog. 527-Gruppen findet sich bei Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 88-91
15
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

bestimmungen – unbegrenzte Summen ausgeben können.“61 Nötig werden die immer


höheren Wahlkampfspenden und –ausgaben durch den verlängerten Wahlkampf.

5. Die Hauptwahl

Der Wahltag ist traditionell immer der erste Dienstag nach dem ersten Montag im
November eines Wahljahres. Eine Besonderheit des amerikanischen Wahlsystem ist es,
dass man sich zuerst für die Wahl registrieren muss. Dies ist möglich per Post, persönlich,
oder neuerdings auch per Internet. Es gibt kein bundesstaatlich einheitliches Wahlgesetz,
sondern nur lokale und regionale Wahlgesetze. Daher wird in den verschiedenen
Bundesstaaten auch auf verschiedene Art und Weise gewählt: entweder im Lochkarten-
system, im Hebelsystem, im elektronischen System, im optischen System oder per
klassischem Stimmzettel.62 Hier gab es bei den letzten beiden Wahlen vor allem Probleme
mit den elektronischen Systemen; erwähnt sei nur das Chaos in Florida bei den Wahlen
2000. Daher stellen mehrere Staaten, u.a. Florida, für die Wahl 2008 wieder auf
traditionelle Wahlzettel um.63 Gewählt wird nach dem „winner takes all“-Prinzip: Derjenige
Kandidat, die meisten Wählerstimmen in einem Bundesstaat auf sich vereinigen kann,
bekommt alle Elektorenstimmen eines Staates.

6. Das Electoral College


6.1 Allgemeine Informationen und historischer Abriss

Das Electoral College ist das Wahlmännerkollegium der Vereingten Staaten, welches den
Präsidenten un den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Elektoren, wobei jeder Staat,
abhängig von der Einwohnerzahl, verschieden viele Wahlmänner stellt. Der Begriff
„Electoral College“ suggeriert, dass sich die Wahlmänner nach der General Election an
einem Ort zusammensetzen und ihr Votum fällen. Dies ist aber nicht der Fall, in der
Realität kann man sogar von mehreren Electoral Colleges sprechen: Die Wahlmänner eines
___________________________________________
61
zitiert nach: Pitzke, Marc (2007): Wenn Finanzjongleure Politik machen, in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,467314,00.html [20.02.2007]
62
Eine ausführlichere Beschreibung der einzelnen Wahlarten findet sich bei Filzmaier, Peter (2004):
Wahlverfahren in den USA, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, http://www.bpb.de/themen/
3UDOR0,0,Das_programmierte_Chaos_Wahlverfahren_in_den_USA.html [14.03.2007]
63
vgl.: Friedmann, Jan (2007): Florida kehrt zur Papierwahl zurück, in: Spiegel Online,
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,463892,00.html [14.03.2007]
16
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Bundesstaates treffen sich in der Hauptstadt ihres Staates und treffen ihre Wahl. Das
Ergebnis wird dann versiegelt und nach Washington geschickt, wo der amtierende
Vizepräsident in seiner Funktion als Senatsvorsitzender am ersten Sitzungstag des
Kongress in Anwesenheit beider Kammern alle Briefe öffnet und die Stimmen auszählt.64
Daher spricht man im Zusammenhang mit dem Electoral College auch von einer „non-
institution“.
Die Einführung des Electoral College ergab sich aus der Größe der Vereinigten Staaten und
den damit verbundenen Schwierigkeiten. Zudem traute man dem normalen Wähler, der
politisch nicht sehr gebildet war, nicht zu, einen Präsidenten zu wählen. „Eine Direktwahl
durch das Volk wie eine Wahl durch den Kongress waren zudem auf dem Verfassungs-
konvent in Philadelphia von den bevölkerungsschwachen Staaten abgelehnt worden.“ 65 Der
Kongreß tritt allerdings zusammen und wählt mit je einer Stimme pro Staat den Präsidenten
und dessen Vertreter, wenn es zu einem Unentschieden im Electoral College kommt. 66
Offiziell haben die Elektoren ein freies Mandat, de facto ist es allerdings gebunden, was im
Umkehrschluss bedeutet, dass das Wahlergebnis zumeist bereits am Wahltag feststeht und
nicht erst nach der Auszählung der Stimmen durch den Vizepräsidenten. Daher gelten
amerikanische Präsidentschaftswahlen gemeinhin auch als direkte Wahlen, obwohl das
Electoral College zwischengeschaltet ist. Befürworter des Systems finden im Electoral
College den amerikanischen Föderalismus wiedergespiegelt. Dem ist entgegenzusetzen,
dass die „Wahlberichterstattung mittlerweile auf nationale Aspekte fokussiert ist“. 67
Zu kritisieren ist weiterhin, dass ein siegreicher Kandidat (der beispielsweise nur 50,1% der
Wählerstimmen bekommt) in einem Bundesstaat alle Elektorenstimmen erhält. So ist es
möglich, dass wie im Jahre 2000 der Kandidat Präsident wird, der weniger Wählerstimmen
bekommt. Durch dieses System wird also der Wählerwillen nicht exakt reflektiert, und in
manchen Fällen daher sogar unterdrückt. Zudem besteht immer die Gefahr, dass sog.
„faithless electors“, treulose Wahlmänner, anders stimmen, als das Wahlergebnis der
General Election ausfiel. Dies ist in der Geschichte aber bisher nur sehr selten
vorgekommen und hatte bisher keinerlei Einfluss auf die Präsidentschaftsentscheidung.68
Dafür garantiert das Electoral College aber die Interessen von kleinen Staaten, in deren
Sinne es nicht liegt, dass sich der Wahlkampf lediglich auf die bevölkerungsreichen Staaten
konzentriert.
___________________________________________
64
vgl.: Glenn, Gary (2003): The Electoral College and the Development of American Democracy, in:
Perspectives on Political Science, 1/2003, S. 4-8
65
zitiert nach: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 33
66
vgl.: ebd., S. 35
67
zitiert nach.: ebd., S. 34
68
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2001): Wahlkampf um das Weiße Haus. Wiesbaden, S. 48
17
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

6.2 Reformierbarkeit
Ist eine baldige Abwendung vom Electoral College hin zu einer anderen Form von Wahl
also zu erwarten? Sicherlich nicht, denn verschiedene Faktoren sprechen eindeutig da-
gegen: So wurde die Verfassung seit 220 Jahren erst 27 mal durch Zusatzartikel verändert,
was an den erforderlichen Mehrheiten liegt: zwei Drittel aller Abgeordneten in beiden
Kammern des Kongresses und drei Viertel der Regionalparlamente in den Einzelstaaten
müssen zustimmen. Nun haben aber gerade die kleinen Staaten keine Interesse an einer
Änderung des Systems, außerdem gibt es ein gemeinsames Interesse der beiden großen
Parteien, dass das Zweiparteiensystem bestehen bleibt.69
Dennoch gibt es eine Reihe von Vorschlägen, wie man das Electoral College zumindest
reformieren könnte. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt 70:
Der „Automatic Plan“: Dieser Ansatz sieht zunächst einmal nur vor, alle Elektoren per
Gesetz an die Wählerstimmen zu binden. In 26 Staaten ist dies bereits der Fall.
Das „Maine System“: In Maine und Nebraska gilt das „winner takes all“-Prinzip nicht auf
Staatsebene, sondern in den einzelnen Distrikten. Zwei ausstehende Elektorenstimmen
erhält der Kandidat, der im gesamten Staat die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte.
So ist es bereits heute der Fall, dass die Elektoren aus Maine nie geschlossen für einen
Kandidaten stimmen, sondern anhand der Anzahl der Stimmen in den Distrikten.
Das proportionale System: Ähnlich des „Maine Systems“ werden bei diesem Ansatz die
Elektorenstimmen proportional gemäß den Wählerstimmen aufgeteilt. 71
Obwohl die Wahrscheinlichkeit der Reform des Electoral College wesentlich höher ist als
die der Abschaffung des Wahlmännerkollegiums, bleibt sie noch immer recht gering. Dies
liegt daran, dass eine solche Reform auf der politischen Agenda nirgendwo oben steht.
Zudem könnten die Reformen nur durch ein Amandment erreicht werden, zu dessen
Umsetzung oben genannte Bedingungen erfüllt sein müssen. Alternativ könnten auch die
Wahlgesetze der Bundesstaaten angepasst werden, was aber aufgrund der recht hohen Zahl
von Staaten sehr unwahrscheinlich ist. Zudem herrscht keine Einigkeit darüber, welche
Reform denn angewandt werden sollte.72 Daher ist von einer Reform des Electoral College
in nächster Zeit nicht auszugehen.

___________________________________________
69
vgl.: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 38
70
Alle Reformansätze entstammen einem Aufsatz von Bennett, Anthony J. (2006): The Electoral College,
Why so difficult to reform?, in: Politics Review, 1/2006, S. 30-33
71
Wie eine mögliche Wahl mit reformiertem Electoral College ausgegangen wäre, siehe Anhang H
72
vgl. Bennett, Anthony J. (2006), S. 33

18
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

7. Fazit

Die Gründe für den immer früher beginnenden Präsidentschaftswahlkampf sind vor allem
in den hohen Kosten begründet. Da der Wahlkampf kandidatenzentriert ist, müssen
mögliche Kandidaten frühzeitig damit beginnen, Netzwerke an Geldgebern aufzubauen, da
jeder neue Präsidentschaftskampf teurer wird. Diese hohen Kosten werden verursacht durch
den monatelangen Vorwahlkampf und den darauf folgenden Hauptwahlkampf. Dass die
Kandidaten nur eine marginale staatliche Unterstützung erhalten und in Folge dessen hohe
Wahlkampfbeträge aus vielen verschiedenen privaten Quellen finanzieren müssen,
intensiviert die frühe Suche nach Geldgebern. Daher gehört es – neben Kriterien, wie guter
Redefähigkeit, einem klaren eigenen Profil und der Besetzung von issues – zu den
unabdingbaren Eigenschaften eines Kandidaten, potentielle Geldgeber von ihm und seiner
Sache zu überzeugen. Ohne eine tatkräftige finanzielle Unterstützung ist jede Kandidatur
zum Scheitern verurteilt.
Im Hauptwahlkampf sind vor allem die sog. „spin doctors“ gefragt, Berater, die dem
Kandidaten zur Seite stehen, sich für Wahlkampfkampagnen und der – oftmals
unsachlichen – Auseinandersetzung mit dem Gegenkandidaten verantwortlich zeichnen.
Eine weitere wichtige Aufgabe besteht in der Analyse der einzelnen Staaten: Wo ist der
Wahlausgang vorhersehbar, wo liegen die „battle ground states“? Die Konzentration des
Wahlkampfes auf einzelne Staaten beinhaltet zudem erneut eine finanzielle Komponente:
Intensiverer Wahlkampf bedeutet gleichzeitig höhere finanzielle Investitionen.
Die Wichtigkeit von Weblogs und Videoportalen ist in der heutigen Zeit eminent. Jeder
Fehltritt eines Kandidaten kann binnen Minuten dokumentiert und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden. Kandidaten dürfen sich keine Ausfälle mehr leisten,
öffentliche Auftritte müssen perfektioniert werden. Eine unüberlegte Äußerung kann das
Aus im Wahlkampf bedeuten.
Obwohl die Legitimation des Electoral College in Zeiten moderner Medien durchaus in
Frage gestellt werden kann, ist an eine baldige Abkehr vom System nicht zu denken. Die
großen Hürden, welche die Gründungsväter in der Verfassung festgelegt haben, machen
auch kleinere Reformen des Wahlmännerkollegiums schwierig bis nahezu unmöglich.
Zudem besteht aus unterschiedlichen Gründen kaum ein Interesse daran, das Electoral
College in absehbarer Zeit zu reformieren.

19
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

8. Anhang

Anhang A: Praxis des Caucus


1. Stufe Versammlungen registrierter Parteianhänger in jedem Wahlsprengel eines
Bundesstaates. Dort bilden sich entweder Gruppen mit eindeutiger
Kandidatenpräferenz oder alle Anwesenden geben eine Kandidaten-
präferenz-Stimme ab und nominieren den weitesten Kreis der Delegierten
für die 2. Stufe
2. Stufe Die auf Walsprengelebene gewählten Delegierten wählen in Conventions
auf County-Ebene (=politische Bezirke) einen engeren Kreis von
Delegierten für die nächste Stufe
3. Stufe Die auf der 2. Stufe gewählten Delegierten wählen auf District-Ebene
(=Wahlbezirk) ihre Delegierten für die 4. Stufe
4. Stufe Bei einem Parteitag auf Ebene des Einzelstaates werden die definitiven
Delegierten der einzelstaatlichen Parteiorganisation für die National
Conventions bestellt
5. Stufe Die Parteitagsdelegierten des Einzelstaates wählen bei der bundesweiten
National Convention den Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei

Quelle: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 53

Anhang B: Parteiliche und redaktionelle Erwartungen an National Conventions

Erwartungshaltungen und Erwartungshaltungen und


Zielsetzungen der Parteieliten Zielsetzungen der Medieneliten
Allgemeines
Erscheinungsbild Harmonie und Konsens Konflikt und Dissens

Ablauf und mediale „Orchstrierung“; Steuerung der Autonomie; Steuerung der


Präsentation Berichterstattung durch Berichterstattung durch
professionelle Öffentlichkeits- unabhängige Medien /
arbeit Journalisten

Diskussionsprozesse Minimierung inhaltlich- Definition und Kommentar von


strategischer Kontroversen innerparteilichen Spannungen

Themen Agenda-Setting durch Vorgabe Unabhängige Themensetzung


der zentralen Wahlkampf- durch Selektionsfunktion des
themen für die öffentliche Journalismus und investigative
Diskussion Recherche

Präsentation des Konzentration auf positive Kritische Auseinandersetzung


Präsidentschats- Image-facetten des gewählten mit der persönlichen
kandidaten „front runner“ Kompetenz/Qualifikation

Erzeugung eines „momentum“ „horse race“

Quelle: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 62

20
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang C: Ablauf, Themen und Star-Redner der National Conventions 2004


Conventions der Demokraten Conventions der Republikaner
26. – 29. Juli 2004 in Boston 30. August – 2. September 2004 in N. York

„Stronger at Home, Respected in the World“ “Building a Safer World and a More
Hopeful America”

1. Tag 1. Tag
The Kerry-Edwards Plan for America’s A Nation of Courage
Future Michael Bloomberg
Bill Clinton Dennis Hastert
Jimmy Carter John McCain
Al Gore Rudy Giuliani
Hillary Clinton

2. Tag 2. Tag
A Lifetime of Strength & Service People of Comparison
Heinz Kerry Bill Frist
Ted Kennedy Elizabeth Dole
Barak Obama Arnold Schwarzenegger
Janet Napolitano Laura Bush

3. Tag 3. Tag
A Stronger, More Secure America A Land of Opportunity
John Edwards Zell Miller
Elizabeth Edwards Lynne Cheney
Bill Richardson Dick Cheney

4. Tag 4. Tag
Stronger at Home, Respected in the World A Safer World, a More Hopeful America
Madeleine Albright George Pataki
John F. Kerry George W. Bush

4.353 Delegierte und 611 Ersatzdelegierte 2.509 Delegierte und 2.344 Ersatzdelegierte
jeweils 7.45 p.m. – 11.15 p.m. jeweils 7.45 p.m. – 11.15 p.m.

Quelle: Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2005), S. 63

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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang D: Beispielhafter Blick auf die Phasen des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2000


12/98 – 02/99 Beratung der Kandidaten mit Freunden, Beratern, Fundraisern,
Meinungsforschern und Parteiführern über eine mögliche
Kandidatur

02/99 – 04/99 Ankündigung der Kandidatur

04/99 – 06/99 Beginn der Organisations- und Planungsphase; Aufbau einer


Wahlkampfzentrale, Zusammenstellen der Mannschaft;
Fundraising beginnt; Erarbeitung von Wahlkampfthemen und -
strategien; Gegneranalyse, Meinungsforschung

06/99 – 12/99 Unterstützung suchen bei Parteipolitikern, Interessengruppen,


Meinungsführern und Journalisten; Fortsetzung von Organisation,
Planung und Fundraising; Beginn von Werbekommunikation in
den „early primary states“

01/00 – 03/00 „early primary phase“; Wahlkampf in den Staaten mit frühem
Vorwahltermin; Kampagne für Parteianhänger; Fortsetzung von
Gegneranalyse, Meinungsforschung und Fundraising

03/00 – 06/00 „late primary phase“ / „post primary phase“; reduzierter


Wahlkampf in den „late primary states“; Beginn der Kampagne für
die Hauptwahl (Schwerpunkt auf Medienarbeit); Rückkehr zur
politischen Mitte; Wiederherstellung der Geschlossenheit in der
Partei; Suche nach einem Vizekandidaten; Organisation
und Planung für den Hauptwahlkampf; Fortsetzung von
Gegneranalyse, Meinungsforschung und Fundraising

06/00 – 08/00 „summer phase“; Wahlkampf für die Hauptwahl (Schwerpunkt auf
Medienarbeit, erste TV Spots); Beginn der Partei-Kampagne mit
eigenen Werbespots; Fortsetzung der Suche nach Vizekandidaten;
Vorbereitung der Konvente; Fortsetzung von Gegneranalyse,
Meinungsforschung und Fundraising

08/00 „convention phase“; Durchführung der Parteikonvente; offizieller


Beginn des Hauptwahlkampfes mit allen entsprechenden
Kommunikationsmaßnahmen; offizielle Nominierung des
Kandidaten und des „running mate“; Vorbeitung der Debatten;
Fortsetzung von Gegneranalyse, Meinungsforschung und
Fundraising

09/00 – 10/00 „debate phase“; Fernsehdebatten; Hauptwahlkampf; gemeinsame


Kampagne mit der Partei („coordinated campaign“); Fortsetzung
von Gegneranalyse, Meinungsforschung und Fundraising

10/00 – 11/00 „hot phase“; Hauptwahlkampf; gemeinsame Kampagne mit der


Partei „coordinated campaign“; Wahltagsmobilisierung

Quelle: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 1f

22
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang E: Erfolgsfaktoren eines Kandidaten im Wahlkampf aus Sicht amerikanischer


Politikberater
in Prozent bezeichneten als sehr wichtig

Seine zentrale Wahlkampfbotschaft 72


Seine Kommunikationsfähigkeit bei Medienauftritten 57
Eine hinreichende Medienpräsenz 51
Persönlichkeit und Image des Kandidaten 47
Dessen inhaltliche Sachkompetenz 28
Professionelle Medienberatung 22
Aussehen und Stil des Kandidaten 14
Rhetorisches Talent 13
Führungsqualitäten der Kandidaten 7
Die geschlossene Unterstützung durch die Partei 5
Politische Erfahrung des Kandidaten 1

Quelle: Global Political Consultancy Survey, in: Plasser, Fritz (2003): Praktiken der
Campaign Professionals im weltweiten Vergleich, Wien

23
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang F: Typische Strategie- und Taktikregeln in US-Wahlkämpfen

„Speed kills“: Sei schneller als der Gegner. Beginne mit der Kampagne so früh wie
möglich. Versuche dich und deinen Gegner zu definieren, bevor er es tut. Wer zuerst ein
Thema anspricht, hat es besetzt. Reagiere sofort auf deinen Gegner oder
wahlkampfrelevante Ereignisse („instant campaigning“).

„Be on the offensive“: Versuche immer in der Offensive zu bleiben.

„Repeat it over and over again“: Wiederhole deine Botschaft wieder und wieder.

„Message disciplin“: Sorge dafür, dass alle Personen deiner Kampagne das gleich sagen.
Bleib deiner Botschaft treu und verändere sie nur im äußersten Notfall.

„Be emotional“: Nutze Emotionalisierung, um Menschen anzusprechen.

„Keep it simple, stupid“: Nutze Populismus und Vereinfachung, mache es


allgemeinverständlich und anschaulich. Reduziere die Wahlentscheidung auf ein für dich
positives Entweder-Oder. Reduziere deine Aussagen auf kurze, prägnante Statements.

„Maximize the contrast“: Polarisiere zwischen dir und deinem Gegner. Mache dich zum
Bewahrer von Sicherheit, Wohlstand und Werten, zum Reformer, zum Outsider aus der
Region, zum Anwalt der kleinen Leute, betone den Wert der Familie, betone deine
moderaten Ansichten. Mach deinen Gegner zum Risiko für Sicherheit, Wohlstand und
Werte, zum Verhinderer, zum Macht-, Partei- und Klientelpolitiker in Washington, zum
Anwalt von „big government“ oder „big business“, zum Skandalpolitiker und zum
Extremisten.

„Be visual“: Benutze eindrucksvolle (Sprach-)Bilder, um deine Botschaft zu


transportieren.

„Negative campaigning works“: Es ist leichter einen negativen Eindruck zu vermitteln


als einen positiven. Negativ-Wahlkampf funktioniert, wenn er auf politische Inhalte und
Entscheidungen bezogen bleibt. Wenn dich jemand attackiert, schlage mindestens ebenso
intensiv zurück. Attackiere deinen Gegner, wenn es am Wahltag eng wird.
„Keep the silver bullet for the end“: Setze ein besonders wirksames (Negativ-)Argument
kurz vor dem Wahltermin ein.

„Media blitz“: Spare genügend Ressourcen für die Wahlschlacht in den letzten Tagen der
Kampagne.

Quelle: Brunner, Wolfgang (2002): Wahlkampf in den USA V, S. 25f

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Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang G: Wahlkampffinanzierung nach Spendenhöhe: 1999/2000 und 2003/2004


Spendenhöhe* 1999/2000 2003/2004
(„hard money“ & „soft money“) (nur “hard money”)
Zahl der Gesamt- für für Zahl der Gesamt- für für
Spender summe D** R** Spender summe D** R**
200 778.616 1.237,1 44% 56% 1,129.221 1.892,5 42% 46%
200 – 1,999 439.159 173,6 38% 62% 874.233 507,6 41% 41%
2,000+ 339.457 1.063,5 45% 55% 254.988 1,384,9 42% 48%
10,000+ 14.906 446,3 50% 50% 25.442 635,1 44% 48%
95,000+ 727 152,7 52% 48% 362 39,9 37% 55%
1,000,000+ 6 7,8 93% 7% n.a. n.a. n.a. n.a.

* alle Geldangaben in Millionen US-Dollar


** D = Demokraten, R = Republikaner

Quelle: Center for Responsive Politics (CRP). Zahlen abrufbar unter


http://www.opensecrets.org

Anhang H: Was wäre im Falle einer Reform des Electoral College 2000 und 2004
passiert?

Ansatz Wahl 2000 Wahl 2004


Winner-takes-it-all Bush 271 (50,4%) Bush 286 (53,2%)
Gore 266 (49,4%) Kerry 251 (46,7%)
Automatic Plan Bush 271 (50,4%) Bush 286 (53,2%)
Gore 267 (49,6%) Kerry 252 (46,8%)
Maine System Bush 288 (53,5%) Bush 318 (59,1%)
Gore 250 (46,5%) Kerry 220 (40,9%)
Proportionales System Bush 260,2 (48,4%) Bush 274,3 (51,0%)
Gore 258,4 (48,0%) Kerry 263,7 (49,0%)
Direktwahl Gore 48,4% Bush 50,8%
Bush 47,9% Kerry 48,3%

Quelle: Bennett, Anthony J. (2006), S. 31

25
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Anhang H: Anzahl der Elektorenstimmen der einzelnen US-Bundesstaaten

Quelle: Bennett, Anthony J. (2006), S. 31

26
Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten Tim Roth

Bibliographie

Mongraphien

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Filzmaier, Peter und Plasser, Fritz (2001): Wahlkampf um das Weiße Haus. Wiesbaden.

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Aufsätze/Arbeitspapiere

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Brunner, Wolfgang (2000): Wahlkampf in den USA I: Ein Überblick. Arbeitspapier,


herausgegeben von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Brunner, Wolfgang (2000): Wahlkampf in den USA II: Internet campaigning.


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