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Politikinhalte, z.B.
Typische Variablen, Verfassung, Parteien, Arbeitslosenquote
die untersucht Verfassungsgericht, Interessensgruppen, oder die Höhe der
werden Institutionenordnung Eliten, Medien Sozialausgaben
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Demokratie als Definitionsproblem
• Demokratie ist ein Idealtypus –Bindung an Raum, Zeit und Kultur (→ historischer Kontext
zwingend zum Verständnis notwendig) →normativ, andere Entwürfe werden daran verglichen
• Minimalistischer vs. breiter Demokratiebegriff
Minimalistischer Begriff: Kernelement: Elektorale Komponente, Bildung der Regierung durch
politischen Wettbewerb/Wahlen sowie die Etablierung formeller Institutionen demokratischer
Regierung
bei Erfüllung von Mindeststandards wie Freiheit und Rechtsstaatlichkeit ist eine demokratische
Wahl als Kernbestandteil der Demokratie essenziell.
Breiter Demokratiebegriff: Demokratie als eine spezifisch moderne und im Geist der
europäischen Aufklärung entstandene Form der kulturellen und politischen Praxis und als Forum
des sozialen Wissens, in deren Mittelpunkt die Freiheiten und Rechte des Individuums, der
Ausgleich der Interessen durch Mitbestimmung und Beteiligung aller Bürger an politischen
Prozessen im breitesten Sinne und ein System von „Checks and Balances“ stehen
Konferenz von Potsdam (Sommer 1945): Stalin im Vorteil da Roosevelt krank und Churchill
abgewählt. USA, UK und UDSSR: Es wurden die 4D Beschlüsse getroffen:
Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung, sowie Beschlüsse zu
Reparationszahlungen und Demontage
Es sollte aus den Fehlern der letzten Demokratie, die den Aufstieg der Nazis ermöglicht hatte, möglichst
viel gelernt werden, darum: Bonn ist nicht Weimar: es gab kaum institutionelle Kontinuitäten aus
Weimar:
• Verfassungsänderungen deutlich erschwert (Zweidrittelmehrheit)
• Gewaltenteilung gesichert
• Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit
• Grundrechte stellen unmittelbar geltendes Recht dar (Art. 1, Abs. 3, GG)
• Grundgesetz erfährt besondere Stärkung
• Parlamentsauflösung erschwert.
• Bundespräsident eher repräsentativ
• Parteienverbot
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Verabschiedung des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat am 8. Mai 1949 (Verkündung am
23. Mai 1949)
Deutschland war zur Zeit der Verabschiedung des Grundgesetzes nicht souverän, weshalb es den
Besetzungsstatut gab (21.9.1949). Die Westmächte behielten sich so zahlreiche Befugnisse und
Zuständigkeiten vor, vor allem in den Bereichen Außenpolitik, Verteidigung, Wirtschaft, Währung, z.T.
Innenpolitik. Erst 1951 gab es erste Lockerungen und erst ab 1955 wurde Deutschland wirklich
souverän.
➔ In Artikel 20 GG festgelegt
1. BRD = demokratischer und sozialer Bundesstaat.
2. Staatsgewalt geht vom Volke aus dank Wahlen und Abstimmungen
3. Verfassung am Grund der Legislative
Recht und Gesetzt am Grung der Exekutive und Judikative
4. Widerstandsrecht
GG
- Grundrechtsteil (Artikel 1-19)
- dann Organisatorisches
- 146 Artikeln.
Sozialstaatsbezug
• Sozialen Marktwirtschaft
• Eigentumsrecht + Eigentumsgarantie
• Freie Marktwirtschaft
• Grundlagen bereits unter Bismarck
Rechtsstaat
• Gewaltenteilung (Exekutive – Legislative – Judikative)
• Gesetzmäßigkeit staatlichen Handelns
• Rechtswegegarantie
• Rückwirkungsverbot
• Oberste Bundesgerichte
Wehrhafte Demokratie
• Widerstandsrecht der Bürger
• Ewigkeitsklausel für Artikel 1 und 20 (Art. 79)
• Art. 9 und Art. 21 Verbot von verfassungsfeindlichen Organisationen und Parteien
• Treuegebot für Beamte
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Bundesstaatsprinzip
• Föderalismus
• Länder haben Staatsqualität
• Hoheitsrechten für Länder
• Die Allzuständigkeit der Länder, Art. 30 GG
• Art. 31 GG: „Bundesrecht bricht Landesrecht“
• Kernkompetenz der Länder: Bildung, Polizei, Umwelt
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Verschiedene Legitimationsformen
• Inputlegitimation (David Easton) : Wenn es Unterstützung gibt, ist das System legitim
• Throughput-Legitimation (Vivian Schmidt): Politics, die Prozesse, die stattfinden
• Legitimation durch Verfahren (Niklas Luhmann): auch eine Art der Throughput-
Legitimation. Wenn rechtmäßige Verfahren demokratisch eingehalten werden, ist das System
legitim
• Outputlegitimation (Fritz Scharpf): je mehr Bürger von den outputs eines Systems profitieren
und dieses dementsprechend unterstützen, desto mehr Legitimation besitzt ein politisches
System
• Verfassungspatriotimus (Dolf Sternberger): diffuser Support. Die Legitimationsquelle des
politischen Systems nicht eine bestimmte politische Figur, sondern das Grundgesetz hat eine
große Zustimmung und damit eine große Legitimation
➔ Alle Systeme sind wichtig
Demokratie als Sytematisierungsobjekt mit dem Ziel der Differenzierung und Systematisierung
• Demokratie VS Autokratie und Totalitäre Systeme (Systemaspekt)
• Direkte, räte- VS repräsentative Demokratie (Legitimationsaspekt)
• Parlamentarische VS präsidentielle Demokratie (Strukturaspekt)
• Konsens- VS Mehrheitsdemokratie (Prozessaspekt)
• Demokratien mit Einschränkungen („Attributs“ bzw. Bindestrich-Demokratien) Wenn
bestimmte Funktionen nicht voll ausgebildet sind oder es eine weitere, (z.B. militärische) Macht
gibt
• Input- VS Outputperspektive (Funktionalaspekt)
• Nach Juan Linz gibt es drei Kriterien zur Unterscheidung von Herrschaftsformen:
1) der Grad der politischen Mobilisierung der Massen
2) die Herrschaftslegitimierung
3) der Grad des politischen Pluralismus
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Typen Defekter Demokratie (Merkel/Croissant)
• Exklusive Demokratie
- Beschädigte Teilregime: Wahlregime und politische Freiheitsrechte
• Illiberale Demokratie
- beschädigtes Teilregime: bürgerliche Freiheitsrechte
• Delegative Demokratie
- beschädigtes Teilregime: horizontale Verantwortlichkeit / eingeschränkte Machtteilung
• Enklavendemokratie
- beschädigtes Teilregime: effektive Herrschaftsgewalt
➔ Institutionen als Vorbedingungen von Demokratie. Institutionen der Polyarchie (Herrschaft der
Vielen) gehen unterschiedlich gut/schlecht einher mit den demokratischen Kriterien. Am
➔ Wahlaspekt wichtig, denn gewählte Institutionen sind ausschlaggebend für die Erfüllung der
demokratischen Kriterien.
Liberaler Wettbewerb und Partizipation (Inklusivität des Systems) sind die zwei fundamentalen
Dimensionen der Demokratie. → sehr unterschiedliche Ausprägungen:
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Typen politischer Systeme nach Wolfgang Merkel
➔ Demokratiemessung über Indizes aufgrund der Art der Aggregation unterschiedlich. Die
additive oder multiplikative Aggregation hat starke Auswirkungen auf das letztendliche
Ergebnis.
➔ Kritik an den unterschiedlichen Indizes: direkte Demokratie wird gar nicht oder nur
unzureichend in die Berechnung der Indizes einbezogen → Validität fast aller Demokratieindizes
ist massiv eingeschränkt, da sie weder konzeptionelle noch in der Messung Volksabstimmungen
erfassen
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Vorlesung 3: Wahlen und Wahlsysteme
Zweiparteiensystem Ja Nein
Koalitionsregierungen Nein Ja
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Gerechte Repräsentation Nein Ja
Allerdings gab es auch Veränderungen durch weitere Faktoren, so zum Beispiel war die durch
Mehrheitswahl gewählte Regierung in England eher instabile während Regierungen in Systeme mit
Verhältniswahl (wie Deutschland und Österreich) sehr stabil waren. In England haben aber vor allem
auch gesellschaftliche Faktoren zur Instabilität geführt.
Das magische Dreieck zur Erklärung der politischen Beteiligung von Frauen (Fuchs/ Höchker)
Sozio-ökonomische Faktoren
Bildung, Erwerbsarbeit,
Einkommen
Wahlzahlverfahren
Niemeyer/Hare
Sitze Partei i = (Stimmen Partei i * Sitze im Parlament) /Gültige Stimmen
Verteilung nach Vorkommastelle und größtem Rest
Hagenbach-Bischoff
Sitze Partei i = (Stimmen Partei i * (Sitze Parlament +1)) /Gültige Stimmen
Verteilung nach Vorkommastelle und größtem Rest → es werden insgesamt weniger Mandate über die
Nachkommastelle zugeordnet
Divisorenverfahren
D’Hondt
Stimmen durch Divisorenreihe 1, 2, 3, 4 usw. dividieren. Anschließend Zuteilung nach Größe des
Quotientenwert
St. Laguë
Stimmen durch Divisorenreihe 1.4, 3, 5, 7, 9 usw. dividieren. Anschließend Zuteilung nach Größe des
Quotientenwert.
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Die personalisierte Verhältniswahl in der BRD
personalisiertes Verhältniswahlsystem mit 5%-Sperrhürde und Grundmandatsklausel
normiert vor allem im Bundeswahlgesetz (im Grundgesetz nur Wahlgrundrechtsätze in Art. 38)
598 Mandate (seit 1990 durch Überhangsmandate aber stets mehr, seit 2013 auch noch
Ausgleichsmandate)
299 Einerwahlkreise (das heißt, dort wird jeweils ein Kandidat gewählt)
Jeder Wähler hat 2 Stimmen, entscheidend ist die Zweitstimme für die Stimmverteilung
Erststimme für einen Kandidaten im Wahlkreis
Zweitstimme für die Landesliste eine Partei
4. Oberverteilung: alle 598 Mandate werden nach St. Laguë auf die Parteien verteilt
5. Unterverteilung: die Parteien verteilen ihre Sitze nach St. Laguë auf ihre Landeslisten
6. Die Mandate pro Land, abzüglich der Direktmandate werden über die Landesliste besetzt
Es gelang nicht die Zahl der ausgeglichenen Überhangmandate zu reduzieren. Die Zahl der Wahlkreise
soll erst 2024 von 299 auf 280 sinken. Gegen diese von der Großen Koalition im Oktober 2020
beschlossene Wahlrechtsreform reicht die Fraktionen von FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
Anfang Februar 2021 Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ein.
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• 2021 Klage gegen aktuelle Reform durch FDP, Linke, Grüne, 3 Mandate werden nicht
ausgeglichen
Rae-Index I
Wir summieren die absoluten Differenzen zwischen den
Stimmenanteilen Vi einer Partei i und den Sitzanteilen Si und dividiert
diese dann durch die Zahl der Parteien n.
Der Rae-Index unterschätzt die Disproportionalität von
Verhältniswahlsystemen, wenn es viele Parteien gibt, also n hoch ist.
Loosemore-Hanby-Index D
Beim Loosemore-Hanby-Index werden die absoluten Differenzen der
Stimmen- und Sitzanteile addiert und die Summe durch 2 dividiert.
Trotz der Sperrhürde von 5% ist die Disproportionalität in Deutschland nicht sehr gravierend im
internationalen Vergleich.
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Der Einzelne lebt in sozialen Zusammenhängen wie Familie/ Freunde/Kollegen, in denen
bestimmte Normen gelten.
Die Wahlentscheidung wird im Kontakt mit anderen Menschen entwickelt und richtet sich daher
nach den persönlichen Kreisen und ihren Normen.
Kommunikation spielt entscheidende Rolle
Parteiidentifikation
langfristige, stabile affektive Bindung an eine politische Partei. Diese werden in der Gesellschaft
seltener (Dealignment), Bevölkerungsgruppen wenden sich von einer Partei ab und einer
anderen zu (Realignment). In Deutschland ist die Parteiidentifikation stabiler als die Issue- und
Kandidatenorientierung
Sachthemen
Issues: politische Sachfragen oder Streitfragen. Bei der Wahlentscheidung spielen allgemeine
Fragen eine größere Rolle als spezifische Fragen. Die Bedeutung der Issues steigt mit der
Bildung und mit dem Informationsstand des Bürgers.
Kandidatenorientierung
Ist gerade auf lokaler Ebene von Bedeutung und gewinnt mit der Erosion der Parteibindung und
zunehmender Medialisierung an Bedeutung hinzu. So können auch Personen in Milieus
außerhalb ihrer eigentlichen Partei Erfolg haben.
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➔ Interdependenzen zwischen den Faktoren. Alle drei beeinflussen die Wahlentscheidung
Es gibt eine hohe Korrelation zwischen den drei Faktoren. Problematik des 21. Jahrhunderts:
Traditionelle Parteienkemmilieus gehen massiv zurück
Die Parteien haben häufig Anhänger oder Wähler in bestimmten Milieus. Aber sie können auch
Wähler in mehreren Milieus haben, gerade die CDU ist relativ gesplittet und steht somit noch
immer als „Volkspartei“ dar.
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Vorlesung 4: Direkte Demokratie
Die Mitte bzw. Positionen der Mitte haben meist die besten Erfolgschancen bei direktdemokratischen
Entscheidungen («Tendenzen zur Mitte»)
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Es macht Sinn, ein Mischungsverhältnis von direktdemokratischen und repräsentativen
Entscheidungen zu haben
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Gegeninitiative kommt daraufhin vom Parlament (meist ein abgemilderter Entwurf
der ursprünglichen Initiative)
Macht oder Diskurs: Wer setzt sich durch? – Deliberative oder machtpolitische
Entscheidungen?
Mehrheit Madison: die Mehrheit trifft Entscheidungen zu Lasten von Minderheiten (Gefahr
der Demokratie)
Aber: Condorcet-Jury-Theorem (Mehrheit entscheidet richtig)
Geld In den USA sind Referenden sehr teuer
& Interessens Interessensgruppen setzten sich besser in RD durch
gruppen In CH: Arbeitgeber-, Gewerbe- und Bauernverband sind besonders erfolgreich;
Gewerkschaften am wenigsten
Status Quo Menschliches Verhalten (Sicherheit im Bekannten), omisson-effect
Transaktionskosten und asymmetrische Information erschweren Wandel
Politische Parteien der Medianwähler (liberal, konservativ) setzten sich durch, Links am
Position/Parteien wenigsten
Mediawählertheorem: größter Teil der Wählerschaft und der Parteien ordnen sich
politisch in der Mitte ein
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• Institutionelle Ausgestaltung der Direktdemokratie ist wichtig
• Parteiidentifikation erklärt am besten die S21-Ablehnung
• Parteiparolen erklären am besten den Ausgang Schweizer Volksabstimmungen (aber auch S21)
• Gewisser Status Quo Bias
• Kein NIMBY-Effekt bei Stuttgart 21 (Not in my backyard: eigentlich positiv, aber nicht in
eigener Umgebung)
➔ Weimarer Erfahrungen
Weimarer Erfahrungen mit direkter Demokratie sind nicht sehr umfangreich
Fehlkonstruktion der Volksgesetzgebung verhinderte Erfolg und eröffnete Möglichkeiten zum
Boykott
Die WR scheiterte nicht an der direkten Demokratie
Volksbegehren als Ausdruck nicht als Ursache der Krise
→„Weimarer Erfahrungen“ sind in Punkt Direktdemokratie weitgehend ein Konstrukt
Partizipative Demokratie
Bei Zufallsbürgern werden aus der Bevölkerung nach einem Zufallsverfahren, also per Los, die
Teilnehmer ausgewählt. Dabei ist das Ziel, dass die Teilnehmer möglichst unvoreingenommen sind und
nicht parteipolitisch gebunden oder anderen Interessengruppen verpflichtet sind. Ein Kritik der
Zufallsbürger verweist auf die Unwissenheit und die Nicht Legitimierung dieser Gruppe. Befürworter
verweisen auf die Unvoreingenommenheit der Teilnehmer.
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Vorlesung 5: Lijphart: Patterns of democracy: Mehrheits- und
Konsensdemokratien
Mehrheitsmodell Konsensmodell
Exklusiv → mangelnde Berücksichtigung Inklusiv
Minderheiten
Kompetitiv → Wettstreit zwischen den verhandlungsorientiert
Bewerbern
Gegnerisch (Bsp. englische Kammern) Kompromissorientiert
Exekutive
Parteien
und
Föderalismus
2. Dimension:
Unitarismus
Föderalismus:
Garantiert…:
Regionale Eigenheiten durch Machtverteilung zwischen Zentral- und Regionalregierungen
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36 Länder, seit 1945 mindestens 20 Jahre demokratisch (pol. System dann stabil und konsolidiert. Der
Zeitraum ermöglicht es, durchschnittliches Verhalten zu sehen)
kleine Länder (<250.000 Einwohner sind ausgeschlossen
Unterliegendes Demokratiekonzept cf. Dahl
Parteiensystem:
• Großbritannien: Alternierende Mehrheiten (labour and conservative die allermeisten
Sitzanteile. Minderheitenparteien marginalisiert)
• Schweiz: Vielparteiensystem, vier große Parteien (Keine Partei hat einen effektiven
Mehrheitsstatus auch aufgrund des Wahlsystems. Spaltung der Parteien entlang von Religion
und sozialem Status)
Wahlsystem
• Großbritannien: Künstlich vergrößerte Mehrheiten (relative Mehrheitswahl in
Einerwahlkreisen, begünstigt große gegenüber kleinen/regional verteilten Parteien)
• Schweiz: Proportionale Abbildung der Stimmen (Verhältniswahl teilt Parlamentssitze nach dem
Stimmenanteil auf)
Verbändesystem/Interessengruppen
• Großbritannien: Konfrontativ, wenig Koordination
• Schweiz: Tripartit organisierter Korporatismus: wenige, aber große Interessensgruppen,
regelmäßige, trilaterale Verhandlungen (Regierung, Gewerkschaft, Arbeitgeber)
Bikameralismus
• Großbritannien: beinahe unikameral (Asymmetrie zwischen den Houses, den Institutionen)
• Schweiz: Stark ausgebauter Bikameralismus (Erst- und Zweitrat komplett gleichberechtigt)
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Verfassungsgerichtbarkeit/Normenkontrolle
• Großbritannien: keine Normenkontrolle durch ein Verfassungsgericht. Aber Europarecht ist
höherrangig)
• Schweiz: weicht vom „reinen“ Konsensmodell ab: Bundesgericht hat keine Kompetenz zur
Verwerfung von nationalem Recht
Zentralbankautonomie
• Großbritannien: Bank of England vielfach abhängig von der Exekutiven
• Schweiz: Schweizer Zentralbank als eine der weltweit unabhängigsten Banken
Kritik an Lijphart
• Konsistenzannahme wird nicht weiter begründet, nur empirisch gezeigt
• Validität der gewählten Indikatoren? V.a.: Exekutivdominanz (präs. Systeme?) und
Inklusionsgrad (Stimmanteile der Regierungsparteien)
• Vermischung von Institutionen und Verhaltensweisen als Indikatoren
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• Mehr Entwicklungshilfe
• Weniger Kriminalität
• Mehr Umweltschutz
• Mehr Sozialausgaben
• Höhere Zufriedenheit mit der Demokratie
• Mehr Partizipation
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Vorlesung 6: Vetospielertheorie & Macht und Machtindizes
➔ Wie kann Stabilität bzw. Wandel von Staatstätigkeit erklärt werden? (Einfluss von Polity auf Policy)
Typen:
Individuelle VS (z.B. Präsident)
Kollektive VS (z.B. Parlamente)
Institutionelle VS (in der Verfassung bestimmt)
Parteiliche VS (Parteien)
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Core: Leeres Winset, also unmöglicher Wandel.
Der Kern ist dasjenige Set von Positionen, das ein leeres Winset produzieren würde, wenn es der Status
quo wäre
Beobachtbare Zusammenhänge
1. Je mehr VS, desto kleiner das winset (oder gleich)
2. Je mehr VS, desto größer der core/Kern
3. Je Näher VS, desto größer das winset (Polarisierung/Kongruenz des Systems)
Das bedeutet?
Winset = Politikwandel
Core/Kern = Politikstabilität
Politisch nähere VS erlauben mehr Politikwandel
Absorptionsregel: Wenn ein neuer VS in den Kern der bereits gegebenen VS hinzutritt, hat dies keinen
Effekt auf den Status quo.
Wenn das Optimum eines VS auf dem core/Kern liegt, hat dieser VS keinen Einfluss auf das winset =
wird absorbiert
Beispiel : Kongruente zweite Kammern, von der Regierung besetzte Verfassungsgerichte
Mit jedem zusätzlichen VS nimmt die Policy Stabilität zu oder bleibt auf demselben Niveau. Wenn die
Distanz der VS reduziert wird (und die VS mit reduzierter Distanz in den Kern der zuvor gegebenen VS
inkludiert werden) nimmt die Policy Stabilität ab oder bleibt auf demselben Niveau.
Agenda setter: VP, der take-it-or-leave-it Vorschläge machen kann. Ihr Einfluss sinkt als die politische
Stabilität steigt, aber steigt als sie sich dem ideologischen Zentrum der anderen VP annähern. Der
Agenda Setter hat einen erheblichen Vorteil (dies steigert die Größe des Winsets).
Agenda-setting: der VS, der den ersten Vorschlag macht hat einen Vorteil – schlägt den Punkt im winset
vor, der seinem Optimum an nächsten ist
Beispiel : Der Akteur, der einen Gesetzesvorschlag einbringt; der die Sitzung leitet, …
Kollektive VS
• Individuelle VS entscheiden einstimmig
• Mehrzahl aller VS sind kollektive VS (Parteien, Parlamente, Komitees)
• Sie entscheiden auf der Basis der Mehrheitsregel, sei es einfache oder absolute Mehrheit.
Effekte kollektiver VS
• Eine qualifizierte Mehrheit (hier 4/5) vergrößert das Winset und verkleinert den Kern (verglichen mit
Einstimmigkeit).
• Eine einfache Mehrheit (3/5) verstärkt diesen Effekt noch mehr (der Kern ist leer).
Kohäsion kollektiver VS
• Policy Stabilität nimmt ab, wenn die involvierten Vetospieler kollektive VS und keine individuellen
VS sind.
• Unterschiedliche Effekte der Kohäsion von VS bei unterschiedlichen Mehrheiten
• Im Falle qualifizierter Mehrheiten nimmt die Policy Stabilität mit Kohäsion ab.
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• Im Falle einfacher Mehrheiten, nimmt Policy Stabilität mit Kohäsion zu.
• Unterschied zwischen Parteidisziplin und Kohäsion macht die Beurteilung der Kohäsion noch
schwieriger
Schwächen der VT
- Die Identifizierung relevanter Policy Dimensionen ist nur nach einem Reformprozess möglich.
- Policy Positionen werden exogen gesetzt → erschwert die Messung
- Unterschied zwischen konsensuellen und kompetitiven VS wird nicht berücksichtigt
(Wagschal)
- Konsensuelle VS streben primär nach Einigungen (bspw. Parteien in Koalitionen)
- Kompetitive VS streben aufgrund von office oder vote seeking primär die Blockierung von
Wandel an (bspw. inkongruente Zweite Kammer)
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VS-Indizes
Messen nicht die Distanz zwischen den VS
Empirische Untersuchung
Je mehr VS, desto weniger Steuerreformen
Stabilität = Reformunfähigkeit?
Machtkonzepte in den IB
• Hard Power: Ökonomische und militärische Stärke
• Soft Power (J. Nye): Machtausübung, ohne dass wirtschftliche/militärische Macht ausgeübt werden
muss
• Smart Power: positive Verbindung von hard und soft power
• Susan Strange: Structural Power: 4 Machtressourcen, die Strukturelle Macht ausmachen:
1) Sicherheit und militärische Stärke 3) Geld und Finanzbezeiheungen
→ Gegensatz zu den häufigen Behauptungen identifiziert Strange eine strukturelle Stärkung US-
amerikanischer Positionen
Machtressourcen
1. Legitimation
2. Belohnungen
3. Zwang
4. Identifikation
5. Wissen
6. Moral & Glaubwürdigkeit
6. Machtindizes (Powerindices)
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Messen Abstimmungsmacht
100 = alleinige Abstimmungsmacht
0 = gar keine Abstimmungsmacht
Ändert sich mit Quorum und Sitzanteil (ist aber nicht proportional dazu!)
Verschiedene Machtindizes
• Banzhaf Index (bzw. Penrose Banzhaf Index)
- Normalisierter Banzhaf Index
- Absoluter Banzhaf Index
NBI
Der normalisierte Banzhaf Index (NBI) wird berechnet indem die Summe der siegreichen Koalitionen,
in denen ein Akteur wesentlich zum Sieg beiträgt durch die Zahl aller möglichen Gewinnkoalitioneen
dividiert wird. NBI hängt vom festgelegten Quorum (Quota) und den Stimmengewichten ab.
Beispiel (Quorum = 60%):
Akteur A: 54 Stimmen
Akteur B: 40 Stimmen
Akteur C: 6 Stimmen
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Vorlesung 7: Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit
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• Das Grundgesetz weist im internationalen Vergleich eine durchschnittliche Änderungshäufigkeit auf
• Als bestimmende Faktoren konnten bislang die als Schwierigkeitsgrad bezeichneten
Änderungshürden auf Seiten hemmender Faktoren ermittelt werden
• Ferner ist der Umfang bzw. die Länge eines Verfassungstextes eine wichtige Determinante
3) Warum Verfassungsgerichte?
- Juristisch:
o Kontrolle der Exekutive und Legislative auf ihre Verfassungsmäßigkeit
o Sicherung der Grundrechte
- Politisch:
o Delegation der Entscheidungen
o Schranken gegen Mehrheitsentscheidungen
o Sicherung von Minderheitsrechten
o Sicherung von Mitwirkungsrechten
BVerfG (1951)
4) Das Bundesverfassungsgericht
Grundrechtssenat Staatsrechtssenat
Zuständigkeit der Senate
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o Verfassungsstreitigkeiten innerhalb eines Bundeslandes
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• Politisch besetzt (demokratische Mehrheiten haben expansive Sozialpolitik erlaubt)
• Sah sich als Verfechter von Eigentumsrechten und des Begrenzung der Bundesmacht
Berühmte Entschidungen
- Marbury versus Madison (1803: Judical Review)
- Präsidentschaftswahl 2000 (Bush vs. Gore)
- Abtreibungsentscheid 1973 Roe vs Wade
EuGH – Aufbau
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Gerichtshof der EU besteht aus:
Europäischer Gerichtshof
Gericht der EU (Gericht erster Instanz, zur Entlastung des EuGH geschaffen)
EuGH – Zusammensetzung
Wahl:
1 Richter pro Mitgliedstaat für 6 Jahre in Übereinkunft durch die Regierungen einstimmig bestimmt
(alle 3 Jahre die Hälfte)
Qualifikation:
Für das nationale höchste Gericht zulässig oder „anerkannte hervorragende Befähigung“
• Negative Integration: Beseitigung von Marktschranken (Zölle, tarifäre und nicht tarifäre
Handelsbeschränkungen und Behinderungen des freien Wettbewerbs). Wird v.a. durch EUGH bewirkt
(Integration durch Recht)
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Vorlesung 8: Parteien und Parteiensystemen
Parteiensystem
• Definition von Partei: „Eine Gruppe gleichgesinnter Bürger, die sich die Durchsetzung gemeinsamer
politischer Vorstellungen zum Ziel gesetzt haben.“ (Schultze)
• Die Definition trifft aber auch auf Bürgerinitiativen und Verbände zu.
• Ein Parteiensystem ist durch die wechselseitigen Beziehungen der Parteien untereinander
charakterisiert.
2. Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die
freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den
Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig Über die Frage
der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht.
•Nativismus steht für eine illiberale (aber nicht zwingend rassistische oder völkische) Spielart des
Nationalismus, die für einen in kultureller Hinsicht möglichst homogenen Nationalstaat eintritt.
•Popuplismus: Sein Kern ist die Abgrenzung zwischen dem als selbstsüchtig gegeißelten herrschenden
Establishment und dem sogenannten einfachen Volk. In der Gedankenwelt der Populisten geht folglich
nichts über den allgemeinen Willen der Bürger (Befürwortung Direkter Demokratie)
Die Dichotomie zwischen „uns da unten“ und „denen da oben“ wird stark „bespielt“.
Linkspopulistische Bewegungen zielen dagegen eher auf Gleichheit, Umverteilung und mehr Direkte
Demokratie ab (beim letzteren Ziel sind sie nicht weit entfernt von den Zielen des Rechtspopulismus)
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Wer wählt Rechtspopulistisch?
•Mikro- und Makrofaktoren sind zu berücksichtigen
•Modernisierungsverlierer? (u.a. wegen Konkurrenz)
•Globalisierungsgegner & -verlierer
•Eher Arbeiter, eher Männlich
•Aktive Katholiken besonders resilient
•Euroskeptizisten
•Ablehnung von Migranten/Zuwanderung
•Hängt von Gelegenheitsstrukturen der Parteien ab (Kitschelt)
•Politik- und Parteienverdrossenheit als Faktor
Wehrhafte Demokratie
• Parteienverbote als Instrument (Art 21 GG)
• Eigentlich Widerspruch zu demokratischen Grundprinzipien
• Trade off zwischen demokratischer Auseinandersetzung und Schutz des politischen Systems
• Mehrere Verfahren bisher (plus Verbote durch das Innenministerium (→1952 SRP, erfolgreich)
Eliteparteien/Honorationrenparteien (cadre)
• 19tes Jahrhundert - kein allgemeines Wahlrecht!
• Informell/locker organisiert
• Ziel: Privilegierung (Privilegien für sich gewinnen)
• Mitglieder: Honoratioren (Angesehene Mitglieder einer Gemeinde), die es sich leisten konnten
„ehrenamtlich“ Politik zu machen
Massenparteien (class)
• 20tes Jahrhundert (bis zum 2WK), durch allgemeines Wahlrecht entstanden
• Arbeiterparteien, kommunistische, nationalsozialistische, faschistische Parteien
• Erkämpfen gesellschaftliche Ziele durch Massenmobilisation
Volksparteien (catch-all)
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• Nach dem 2WK – Massenparteien delegitimiert
• Integrieren möglichst viele Strömungen, vertritt nicht mehr nur die Interessen eines bestimmten
Milieus (Katholiken, Arbeiter, etc.)
• Versuchen policies durchzusetzen
Konzept: Cleavages sind nicht identisch mit permanenten Konflikten, sie sind vielmehr latent.
• Soziale Gruppen gehen Koalitionen mit bestimmten Parteien ein.
• Diese Koalitionen sind dauerhaft
• Indikator: Überproportionale Wahlentscheidung sozialer Gruppen für eine Partei
Konfliktlinien entstehen aus Revolutionen (Französische Revolution ist Staat vs. Kirche, Industrielle
Revolution ist Stadt vs. Land)
Neue Konfliktlinie: Materialismus versus Postmaterialismus
➔ Ronald INGLEHART (1977): Silent Revolution
➔ Gesellschaftlicher Wandel Wertewandel
➔ Empirisch: Je reicher ein Land, desto höher der Stimmenanteil „Grüner Parteien“ (Seit 1980:
erfolgreich in Wahlen)
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Neuzulassungen nach dem 2WK – zersplittertes Parteiensystem
Konsolidierung in den 50ern – 2,5 Parteiensystem
Pluralisierung seit den 80ern (die Grünen)
Seit Wiedervereinigung: fluides Fünfparteiensystem, das sich weiter zersplittert; bipolarer
Fragmentiert (linkes und rechtes Lager)
Sartoris Parteiensystemschema
Typus parteinsystem
Einparteiensysteme – Nur eine legale Partei die mit dem Staat verschmilzt
Hegemoniales PS – Opposition nur Fassade (Bsp. Russland)
Prädominantes PS – Einparteienregierungen ohne Wechsel (Japan, Südafrika, Singapur)
2PS – Einparteienregierungen die sich abwechseln (USA)
Moderates MPS – zentripetaler Wettbewerb, Koalitionen, mehrere ungleichgroße Parteien (Öst)
Polarisiertes MPS – zentrifugaler Wettbewerb, Koalitionen des Zentrums mit den Rändern (Weimar
– SPD, Zentrum, DDP)
Bipolares PS – zwei Blöcke, die in Wahlbündnissen antreten, untereinander Koalieren und sich
abwechseln (Schweden, Deutschland)
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Konvergenz von Parteien?
Kirchheimer: Volksparteien sind „Allerweltsparteien“ (austauschbar)
Rational-choice Modell spricht dafür, dass Parteien sich annähern um vom Mediawähler gewählt zu
werden
Empirische Untersuchungen: große Unterschiede und Lager anhand von Voting Advice Applications
beweisbar (aber: misst nur die Selbstdarstellung, Programme der Parteien)
1) Fragmentierung
RAE-Index (0: nur eine Partei; 1: maximal fragmentiert)
RAE = 1 – ΣPi ²
2) Asymmetrie
Differenz zwischen der stärksten und zweitstärksten Partei
3) Volatilität
Nimmt zu, da Parteienbindung abnimmt
In Ostdeutschland höher als in Westdeutschland
Wenn man sie Brutto misst ist sie noch höher, da ‚Wahlwanderung weg von X‘ nicht von
‚Wahlwanderung zu X‘ ausgeglichen wird
4) Polarisierung
Varianz-Formel:
POLARISIERUNG = Σ Pi (LEFTRIGHTi– PASYSAV)²
5) Format
Zahl der Parteien im Parlament
Zahl der Parteien die mehr als 0,5% der Stimmen erhalten haben (Sartori, Anzahl relevanter
Parteien)
6) Segmentierung
parlamentarische Segmentierung: Anteil politisch unmöglicher Koalition an rechnerisch
möglichen Koalitionen
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Elektorale Segmentierung:
Anteil an Wechselwähler zwischen Parteien
7) Legitmität
Wahlbeteiligung abnehmend im Westen – Krise?
Asymmetrische Demobilisierung: Strategie, Wählerschaft der Gegnerparteien zu
demobilisieren indem kontroverse Inhalte nicht engagiert werden (Merkel?)
Zusätzliche Indikatoren
• Regionalisierung
• Extremistische Parteien bzw. Antisystemparteien
• Parteienstruktur bzw. Orientierung (im Sinne von Katz und Mair)
• Programmatik der Parteien
Positiver Parlamentarismus:
Parlament bildet die Regierung durch Investiturabstimmung (aktive Zustimmung)
Negativer Parlamentarismus:
Regierungsoberhaupt braucht nur das Vertrauen des Parlaments (nur nicht aktive Ablehnung)
2) Der Repräsentationsgedanke
• Politische Repräsentation ist die Wechselbeziehung zwischen Repräsentierten und Repräsentanten in
einer Repräsentationsinstitution, meist einem Parlament.
• Grundlage hierfür ist
- eine Rechtsordnung, in der die Beziehung rechtlich geregelt wird
- die Responsivität der Repräsentanten
- das Vertrauen der Repräsentierten
- die Bestätigung der Repräsentationsbeziehung in Wahlen (Verantwortlichkeit = Accountability)
- Wettbewerb zwischen Repräsentanten (Regierung Opposition)
- beide Akteursgruppen können unabhängig voneinander handeln
Was kann am Repräsentationsprinzip kritisiert werden, was muss beachtet werden, was
kann geändert werden?
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• Rousseau: keine Willensvermittlung, Identität von Repräsentant und Repräsentiertem (=direkte
Demokratie)
• Problem der gleichen Repräsentation aufgrund von unterschiedlicher Partizipation
• Vetospieler beschränken die macht der repräsentativen Organe
• Populistische Kritik: Elitäre Repräsentanten, die nicht wissen wozu sie abstimmen, und nur im
eigenen Interesse handeln
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Funktionserfüllung durch den Bundestag
- Wahlfunktion erfüllt
- Artikulationsfunktion teilweise erfüllt
- Initiativfunktion wenig erfüllt
- Gesetzgebungsfunktion bedingt erfüllt (Vetospieler können behindern)
- Kontrollfunktion bedingt erfüllt (NSA!)
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► Präsidentiell-parlamentarisches System
• Präsident direkt vom Volk gewählt und feste Amtszeit
• Präsident ernennt und entlässt die Minister
• Minister sind abhängig vom parlamentarischen Vertrauen
• Präsident kann entweder das Parlament auflösen oder hat gesetzgeberische Kompetenzen
bspw. Russland, Weimar, Portugal 1976, Namibia, Peru
► Premier-präsidentielles System
• Präsident direkt gewählt
• Es gibt einen Premier-Minister und ein Kabinett, die von der Zustimmung und dem Vertrauen des
Parlaments abhängig sind
• Präsident kann Parlament nicht auflösen (≠ FR)
• Weitgehende Macht Befugnisse des Präsidenten (mit Premier und Kabinett geteilt)
• Premier und Kabinett haben die exekutive Macht
bspw. Fr (≈), Österreich, Finnland, Island, Portugal 1982
• Ausschüsse im Parlament:
- Die Geschäftsordnung des Bundestages regelt ihn
- 20-25 Ausschüsse im BT (eins für jeden wichtigen Bereich)
- Vorbereitende Rolle → Erarbeitung von Beschlussempfehlungen
- Fraktionslose Ausschüsse haben kein Stimmrecht
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→ Besondere Ausschüsse des BT:
- Untersuchungsausschüsse
- Gemeinsamer Ausschuss: 48 Mitglieder, wobei 2/3 aus dem BT und 1/3 aus dem Bundesrat →
Notparlament im Verteidigungsfall.
Entscheidungen des gemeinsamen Ausschusses werden mit einer 2/3 Mehrheit der
abgegebenen Stimmen getroffen, mindestens 2/3 der Mitglieder.
- Vermittlungsausschuss
• Gesetzgebung im Grundgesetz:
- Art. 30: Aufgabe der Länder, solange es nicht im Grundgesetz erwähnt wird.
- Art. 70: Die Länder haben die Gesetzgebungskompetenz, solange das Grundgesetz es nicht
anderen Organen verleiht + Die Abgrenzung zwischen Bund und Länder ist im Grundgesetz
festgelegt.
- Art. 71: Bundesländer haben die Befugnis der Gesetzgebungskompetenz nur wenn es in einem
Bundesgesetz festgelegt worden ist.
• Gesetzgebungszuständigkeiten:
- Ausschließliche Gesetzgebungszuständigkeit: nur das Bund hat die Gesetzgebungskompetenz in
festgelegten Bereichen.
- Konkurrierende Gesetzgebungszuständigkeit (Art. 72): Bundesländer werden gesetzgeberisch
tätig, nur wenn der Bund keinen Gebrauch von seinen Gesetzgebungskompetenz gemacht hat
(bspw. Straf- oder Arbeitsrecht; d.h. der Bund kann bedingungslos tätig werden).
→ Die Bereiche, die unter konkurrierender Gesetzgebungszuständigkeit fallen, sind im Art. 74
benannt.
• Gesetzgebungsprozess:
1) Gliederung in drei Verfassungsabschnitte
2) Einleitungsverfahren
3) Hauptverfahren
4) Abschlussverfahren
• Gesetzgebungsstatistik:
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- 56% Regierungsvorlage // 9% Initiativen des Bundesrates // 34 Initiativen aus der Mitte des
Bundestages
- 64% Der Entwürfe verabschiedet, Rest scheiterte
- Aus den Verabschiedeten: 75 aus der Regierung // 3.6 aus dem Bundesrat // 18% aus der Mitte
des Bundestages
Gesamtdurschnitt: 39.1%
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• Große ideologische Distanz / extremistische Parteien
• Die Parlamentsgröße
• Das Wahlsystem
• „Ältere“ Demokratien weisen stabilere Regierungen auf als „jüngere“ Demokratien
Regierungsprinzipien:
- Kanzlerprinzip: Der Kanzler bestimmt die Richtlinien der Politik.
- Ressortprinzip: Jeder Minister führt seinen Geschäftsbereich selbstständig und unter eigener
Verantwortung.
- Kabinettsprinzip: Beschlüsse der Regierung werden von allen Mitgliedern des Kabinetts und
durch das Mehrheitsprinzip getroffen.
2) Machtwechsel
Machtwechsel: Veränderung der parteipolitischen Zusammensetzung über politische Lagergrenzen
hinweg.
Bis 1998 Koalitionswechsel entscheidend → Faktoren aus der Wahlforschung als Erklärungsgröße
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• Strukturelle und institutionelle Aspekte des Regierungssystems werden vernachlässigt
• Akteurs versus Systemtheorien
• Grund bzw. Ausgangslage sind Koalitionstheorien, die auf spieltheoretischen Überlegungen basieren
• Office Seeking versus Policy Seeking
• Als Ausgangsbasis der Überlegungen dient die kleinstmögliche Koalition ( minimal winning coalition
• Nachteil der Koalitionstheorien war jedoch ihre „Politikblindheit“.
• Ein Parteien Regierungen sind die extreme Form einer minimal winning coalition
• Unklar blieb, was wichtiger ist: Die Anzahl der erreichten Mandate (Machtmaximierung) oder die
Maximierung der intendierten Policies
• Nach Gamson‘s Law werden die Ministerposten zumeist sehr proportional entsprechend der
relativen Stärke der Regierungsparteien im Parlament aufgeteilt ( Gamson 1961)
• Der dritte Ansatz der Koalitionstheorien ist der sogenannte Portfolio Allocation Ansatz von Laver
und Shepsle (1996).
• Geht davon aus, dass es Parteien nicht nur darum geht, irgendwelche Ministerämter zu
besetzen, sondern dass sie gezielt in den für sie zentralen Politikfeldern die Minister stellen
wollen eine grüne Partei beispielsweise das Umweltministerium dem Finanzministerium
vorzieht.
Koalitionstypbeipsiel:
Jamaika (Schwarz / Gelb / Grün)
Ampel (Rot / Gelb / Grün)
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• Koalitionskonflikte (17%)
• Freiwilliger Rücktritt (13%)
• Gesundheitliche Probleme/Tod des Regierungsoberhaupt
• Verlust der parlamentarischen Mehrheit
• Intervention des Staatsoberhaupt
Abnutzungseffekt
Oppositionsparteien gewinnen bei Wahlen im Durchschnitt 1,3% mehr als in den Wahlen davor
Regierungsparteien verlieren 2,4%
> Abstrafung nimmt zu, weil Parteibindung abnimmt
7) Parteiendifferenztheorie
Policy-Zyklus-Begriff:
Der Policy-Zyklus ist ein heuristisches Modell (i.e. hilft zum besseren Verständnis eines Sachverhalts)
zum Ablauf der Politik:
- Output: Aktivitäten, die auf die Akteure zurückzuführen sind.
- Impact: Veränderungen bei den Adressaten der Politik
- Outcome: Auswirkungen der staatlichen Aktivitäten
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Vorlesung 11: Föderalismus und Bundesrat
1) Föderalismus
• Föderalismus bezeichnet die Aufteilung staatlicher Kompetenzen der Exekutive, Legislative und
Judikative auf verschiedene Ebenen eines Staates
• Kommt aus dem lateinischen Foedus = Vertrag
• Föderalismus ist ein politisches Ordnungsprinzip
• Kombination von Einheit und Vielfalt
• Funktion 1: Kernelement in einem gewaltenteiligen System von Checks und Balances
• Funktion 2: Prinzip der Machtverteilung
• Funktion 3: Integration divergenter sozialer Gruppen
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Föderalismustypen:
- Kompetitiv vs. kooperativ (Zusammenarbeit)
- Symmetrisch vs. asymmetrisch (Kompetenzen)
- Dual vs. Verbund (Aufgabenteilung)
- Bottom-up vs. top-down
- Vollzugsföderalimus
Historisch: Kompromiss mit dem Ancien Régime; von wohlhabenderen, älteren Abgeordneten besetzt (>
konservative Grundtendenz)
Bildung:
Direkt, Indirekt, Ernannt, Mischsystem/Geerbt/Korporativ
> Kompetenzen hängen von Legitimation ab – je weniger demokratisch, desto weniger Kompetenzen
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Internationale Reformentwicklungen
➔ Wenig Beispiele für Entföderalisierung
➔ Föderalismusreform III, Aufhebung des Kooperationsverbots
➔ Kanada: Tendenzen in Richtung Bundesrat, Zentrifugalität hat abgenommen
➔ Österreich: Mehr Politikverflechtung, mehr Kompetenzen
Vorläufer: Bundesstaatsreform 1992 wurde trotz Unterzeichnung nicht umgesetzt
➔ Schweiz: Bundesverfassungreform 1999 als verpasste Chance
Bikameralismus
Unikamerale Systeme:
Keine Föderationen, geringe Bevölkerung
Symmetrie/Asymmetrie:
2K haben i.d.R. weniger Kompetenzen/Macht
> aufgrund fehlender demokratischer Legitimität
Kongruenz/Inkongruenz:
Häufig inkongruent da sie bestimmt Minderheiten überrepräsentieren
• Regionen > Gleichheit föderaler Einheiten
• Klassen > Überbleibsel des Ancien Régime
Bikameralismus – Klassifikation
Empirisch gemessen:
Starker Bikameralismus Positiver Zusammenhang zwischen Grad
der Föderalisierung/Dezentralisierung
Symmetrisch und inkongruent
und stärke der zweiten Kammer
Mittelstarker Bikameralismus
Symmetrisch oder inkongruent
Schwacher Bikameralismus
Asymmetrisch und kongruent
Unikameralismus
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Der Deutsche Bundesrat
• Königsteiner Abkommen (1950): Präsidentschaft des BR wechselt jährlich zwischen den
Ministerpräsidenten und wird einstimmig gewählt
• 69 Stimmen (4–6 pro Land); Länder können nur einstimmig abstimmen > sonst Enthaltung
Stimmrechte abhängig von Einwohnerzahl:
mindestens 3 Stimmen je Bundesland
➔ über 2 Mio Einwohner: 4 Stimmen
➔ über 6 Mio Einwohner: 5 Stimmen
➔ über 7 Mio Einwohner: 6 Stimmen
• Mehrheit 35 stimmen ; Verfassungsändernde Mehrheit liegt bei 46 Stimmen
• Zwingt Zentralstaat und Gliedstaaten zur Kooperation (Konsensdemokratie) – Opposition hat
immer durch den BR mitregiert (Schmidt: DE als Staat der impliziten Großen Koalition)
• Föderale Konfliktline manchmal durch Parteienwettbewerb überlagert
ABC-Ansatz
A SPD-geführt: A Länder
B CDU/CSU-geführt: B Länder
C von Beiden (große Koalition) oder keiner von Beiden geführt: C Länder
ROM Ansatz:
R Regierungsländer
O Oppositionsländer
M Mischländer
Die Differenz besteht in der Behandlung des kleinen Koalitionspartners bzw. kleiner Parteien
Föderalismusreform II
Neuordnung Finanzbeziehungen Bund-Länder, Schuldenbegrenzung
„Föderalismusreform III“
Neuordnung Länderfinanzausgleich, sekundär horizontaler Finanzausgleich abgeschafft (keine große
Änderung, mehr macht für den Bund)
Ziele Föderalismusreform
1. Reform der Bund Länder Beziehungen
2. Handlungs und Entscheidungsfähigkeit verbessern
3. Politische Verantwortlichkeiten deutlicher zuordnen
4. Effizientere und zweckmäßigere Aufgabenerfüllung
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6) Finanzausgleich (FA) Kriterien
• Einnahmekraftausgleich
• Bedarfe werden berücksichtigt
• Subnationaler Ausgleich (Ja / Nein)
• Kommunen berücksichtigt
• Zahl der Ausgleichstransfers
• Zuweisungen frei oder zweckgebunden
• Höhe der Umverteilung
• Stärke des Ausgleichsgrades
• Mischung: vertikaler und horizontaler FA
Gründe für Finanzausgleich
- Gerechtigkeit / Solidarität: Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse
- Externatlitäten verringern
- „Versicherung“
→ Evaluation seit 1965: Zahl der Empfänger, Varianz zwischen den Ländern und
Umverteilungsmasse nehmen zu. Transgers machen abhängig.
Ist also Geld das richtige Steuerungsmodus?
Policy-Effekte
Keine (im Finanzierung oder verschiedeen Policystypen)
Auch kein race-to-the-bottom in Steuerfragen
Föderalismus ist aber innovationsfreundlicher, und erhöht Demokratiezufriedenheit
• Auch im internationalen Vergleich ist der Steuerstaat nicht erodiert, trotz sinkender
Unternehmenssteuersätze, leichte Zunahme der Einnahmen
• EU strebt Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung an
Sozialpolitische Ziele
(1) Schutz vor Armut und Not,
(2) Soziale Absicherung gegen die Wechselfälle des Lebens,
(3) Reduktion sozialer Ungleichheit und
(4) Mehrung der Wohlfahrt eines Teils oder der Gesamtheit der Bevölkerung
Generalziel der Sozialpolitik : Soziale Gerechtigkeit
Sozialpolitik
Nicht nur Sozialversicherung:
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Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfalls-, und Arbeitslosen-versicherung (über 60% des Budget für
Sozialpolitik, aber: immer noch funktional getrieben – Nachfrage besteht)
Sondern auch :
In Steuerpolitik, durch Wohnungsbau, über Kommunen, Arbeitspolitik, Bildung, Grundsicherung (für
Arbeitslose, Kinder und Jugendliche, etc.)
Alterssicherung
Für Arbeiter und Angestellt: Über Staat, Betrieb und Privat
Für Selbstständige: teilweise Freiwillig, für Landwirte und Beamte eigene Systeme
• 60% des Sozialbudgets 2020 sind für das Sozialversicherungssysteme ausgegeben worden.
• Seit 1991, progressive Steigerung des Budgets und des Ausgebens
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Bismark vs Beveridge
Bismarcks Gesetze sind nicht nur Machtpolitik > Arbeitgeber fordern staatliche Sozialpolitik
Forschung zu Wohlfahrtsstaaten
Angelsächsische Tradition: Quantität von Ausgaben und Leistungen
• Stratifizierung
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o Wie sehr ist die der Wohlfahrtsstaat in verschiedene soziale Gruppen eingeteilt/wer erhält
sozialpolitische Leistungen
o Gemessen z.B. über Zahl der Rentensysteme; unterschiede in Leistungsvergabe; frage der
Gerechtigkeit und der Gleichheit
Liberales Regime
Sozialdemokratisches Regime
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Konservatives Regime
Einfluss von Familien und Frauen nicht angemessen berücksichtigt – Esping-Andersen antwortet mit
dem Familialismus-Konzept: viel Verantwortung (Existenzsicherung, Systemstabilität) liegt bei
Familien in einigen Systemen – dies hemmt die Beschäftigung/Kommodifizierung von Frauen
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3) Public Policy Analysis
Policy Analysis is what governments do, why they do it, and what difference it makes (Dye)
Untersuchungsgegenstände:
• Öffentliche Ausgaben
• Besteuerung
• Policies in den Bereichen
o Wohlfahrt,
o Bildung,
o Umwelt,
o Transport,
o Energie,
o Landwirtschaft
• Implementation von Gesetzen
Policy-Zyklus-Begriff:
Der Policy-Zyklus ist ein heuristisches Modell (i.e. hilft zum besseren Verständnis eines Sachverhalts)
zum Ablauf der Politik:
Problemdefinition
> Agenda-Gestaltung
> Politikformulierung
> Implementation
> Output, Impact, Outcome
> Evaluation
> Neuformulierung oder Terminierung
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- Institutionalistische Theorie (z. B. Vetospielertheorie)
o Staatstätigkeit unterliegt institutionellen Bedingungen der
Willensbildung/Entscheidungsfindung
o Einfluss der Regierung durch institutionelle Arrangements beschränkt
Governanceinstrumente
• Macht
• Geld
• Sanktionen
• Verbote/Regeln/Auflagen/Gesetze
• Kontrolle und Aufsicht
• Hierarchie
• Überzeugung
• Vorbild (benchmarking)
• Empfehlungen
• Auktionen
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