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Vorlesung: Einführung in die

Internationalen Beziehungen

Podcast No.1
Was sind Internationale
Beziehungen?
Prof. Dr. Ulrich Schneckener
Was sind Internationale Beziehungen?
Akademische (Teil-)Disziplin: Internationale Beziehungen

Politische Praxis: internationale Beziehungen


Quellen der Theoriebildung in den IB
• A) Einfluss aus anderen Bereichen der Politikwissenschaft (u.a.
Politische Theorie/Ideengeschichte, Vergleichende
Regierungslehre, Policy-Forschung)
• B) Einfluss aus anderen Disziplinen (vor allem Philosophie,
Soziologie, Geschichte, Völkerrecht, Ökonomie, Sozial-
psychologie)
• C) Einfluss von „Ereignissen“ (Events), pol. Entscheidungen,
situativen und strukturellen Faktoren, makro-politische
Konstellationen (z.B. 1. und 2. Weltkrieg; „Kalter Krieg“; Ende
des O-W-Konflikts; Anschläge von 9/11)
IB-Theorien: Wozu dienen sie?
• Ordnungsfunktion => Systematisierung / Reduktion von
Komplexität
• Analytische Verstehensfunktion (deskriptiv) => u.a. „dichte“
Beschreibung von Zusammenhängen, Interpretation,
Typisierungen => Ansätze, um internationale Politik zu
verstehen (was geschieht und wie?)
• Analytische Erklärungsfunktion (explikativ) => Ursache-
Wirkung-Kausalität; Suche nach Erklärungsfaktoren und
verallgemeinerbaren Aussagen => Ansätze, um internationale
Politik zu erklären (warum geschieht etwas?)
• Analytische Bewertungsfunktion (evaluativ) => Entwicklung
von normativen Prinzipien u. Kriterien => Ansätze, um
internationale Politik zu bewerten (was sollte geschehen?)
Prof. Dr. Ulrich Schneckener
Was sind Internationale Beziehungen?
IB als Disziplin umfasst:
• Analyse staatlicher Außenpolitik
• Analyse zwischenstaatlicher Beziehungen (bi- u.
multilaterale Beziehungen)
• Analyse transnationaler Beziehungen (=>
staatlich/nicht-staatliche Akteure)
• Analyse globaler Politik (=> Weltpolitik) sowie inter-
regionaler Beziehungen
=> Analyse von Akteuren und Strukturen im
Internationalen System (bzw. in Teilsystemen)
Was sind Internationale Beziehungen?
Grundannahmen
• Existenz von staatlich organisierten Gesellschaften
• Kategorische Trennung von Innen und Außen
• Handeln von kollektiven Akteuren (Regierungen u.a.)
über staatliche Grenzen hinweg
• Konstitution eines „internationalen Staatensystems“
(Struktur)
• Zentrales Strukturmerkmal: Abwesenheit eines
Gewaltmonopols auf internationaler Ebene
(Anarchieproblem)

Þ IB als „staatszentrierte Disziplin“?


Grundfragen der IB
• Wie sind Frieden und Sicherheit möglich?
• Wie ist (internationale) Kooperation möglich?
• Wie sind (globale) Ordnung und Normen
möglich?
Vorlesung: Einführung in die
Internationalen Beziehungen

Podcast No.2
Staat und Staatensystem: Was ist das
internationale System?
Prof. Dr. Ulrich Schneckener
Was ist besonders am Staat?
ÞDoppelte Ordnungsfunktion des Staates
• Gewährleistung der öffentlichen Ordnung im Inneren
(gegenüber einer definierten Bevölkerung)
• Konstitution der internationalen Ordnung (oder von Teil-
Ordnungen) im Rahmen des Staatensystems
=> Hauptaufgabe: Frieden/Sicherheit nach Innen und
Außen gewährleisten
=> Zusammenhang von staatlicher Ordnung und staatlicher
Gewalt

Prof. Dr. Ulrich Schneckener


Zur Idee von Staatlichkeit
Jean Bodin (1529-1596): Staat = „die dem Recht gemäß geführte , mit souveräner Gewalt
ausgestattete Regierung (…)“ => Vorstellung einer überkonfessionellen Erbmonarchie als
Souverän

Thomas Hobbes (1588-1679): Leviathan 1651, Definition vom Staat:


„Ein Staat ist eine Person, bei der sich jeder einzelne einer großen Menge durch gegenseitigen
Vertrag eines jeden mit jedem zum Autor ihrer Handlungen gemacht hat, zu dem Zweck, dass
sie die Stärke und Hilfsmittel aller so, wie sie es für zweckmäßig hält, für den Frieden und die
gemeinsame Verteidigung einsetzt. Wer diese Person verkörpert, wird Souverän genannt und
besitzt, (…) höchste Gewalt, und jede andere daneben ist sein Untertan.“ (Kap. 17) => Idee
eines Gesellschaftsvertrages, Begründung des Absolutismus

Max Weber (1864-1920):


Þ Unterscheidung von „politischen Verband“ und „Staat“
Þ „Staat ist diejenige menschliche Gemeinschaft, welche innerhalb eines bestimmten Gebietes
(…) das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht“
(Wirtschaft u. Gesellschaft, S.822)
Þ „Staat soll ein politischer Anstaltsbetrieb heißen, wenn und insoweit sein Verwaltungsstab
erfolgreich das Monopol legitimen physischen Zwanges für die Durchführung der Ordnungen
in Anspruch nimmt.“ (Soziologische Grundbegriffe §17)
Prof. Dr. Ulrich Schneckener
Was definiert den Staat?
Georg Jellinek (Allgemeine Staatslehre, 1895)
ÞTrias von Staatsgebiet (Territorium), Staatsvolk und
Staatsgewalt (Drei-Elemente-Lehre) => materielle
Staatlichkeit
De facto u. De jure Staatlichkeit: Anerkennung durch
andere Staaten => Aufnahme diplomatischer
Beziehungen u. Zugang zur Mitgliedschaft in
Internationalen Gremien => „Eintrittskarte“ in das
Internationale System

Prof. Dr. Ulrich Schneckener


Was charakterisiert den (modernen) Staat?
• Dreifacher Monopolanspruch des Staates:
(legitimes) Gewaltmonopol, Steuermonopol,
Rechtssetzungsmonopol
• Instrumentell: u.a. politische und rechtliche
Institutionen, administrative (Staatsapparat),
finanzielle und militärische Kapazitäten
• Zweck/Ziele: Erbringung von allgemein verbind-
lichen Regeln und kollektiven Gütern für eine
definierte Bevölkerung (z.B. Sicherheit, Wohlfahrt,
Rechtsstaatlichkeit, öffentliche Daseinfürsorge etc.)
Internationales (Staaten-)System
• Regelhafte Interaktionen zwischen abgrenzbaren politischen
Einheiten (political entities => Staaten), die gemeinsam ein
„System“ konstituieren
• Idee des Staatensystems grundlegend für internationale
Ordnung
• Ordnung als Handlungsrahmen für staatliche/nicht-staatliche
Akteure, gekennzeichnet durch Normen/Regeln und
Institutionen, aber auch durch Machtausübung, Herrschaft
und Legitimität
• Ordnungsbildung verstanden als Antwort auf das Anarchie-
problem
• Aber: Ordnung nicht statisch, sondern stets im Wandel
begriffen
Prof. Dr. Ulrich Schneckener
(Staaten-)System und Ordnung
• Geprägt durch verschiedene Formen der Ordnung und die
Gleichzeitigkeit unterschiedlicher „Ordnungsräume“ (J.
Osterhammel 2009)

=> Universalmonarchie als Ordnungsmodell (14.-16. Jh.)


=> Hegemoniale (Teil-)Ordnungen (17-20 Jh.)
=> Imperiale und koloniale Ordnungen (18-20 Jh.)
=> Multipolare Ordnung(en) (z.B. Europ. Mächte-Konzert,
19. Jh.)
=> Bipolare Ordnung (z.B. Kalter Krieg, 1945-1989)
=> Global / Regional Governance (1990s/2000s)

Prof. Dr. Ulrich Schneckener

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