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1.

Einleitung

Die Welt ist nicht mehr die „gute alte” die sie einmal war. Nach dem, im 19. Jahrhundert
beginnenden (oder zumindest erstmals wahrgenommenen) Prozeß der gesellschaftlichen
Ausdifferenzierung erreichte unsere Welt und unsere Gesellschaft ein Maß an Komplexität über
die unsere Vorväter nur verwirrt den Kopf geschüttelt hätten.
Auch in der Politik scheint nicht mehr alles so einfach und übersichtlich, wie noch zu Großvaters
Zeiten. Am politschen Prozeß sin deine vielzahl von institutioenen beteiligt, u.a.die Bürger slebst,
die parteien, das Parlament, die Verbände, die Bürokratie und die Massenmedien und alle stehen
in wechselseitigen Beziehungen zueinander. Hinzu kommen die verscheidenen
Entscheidungsebenen, die Länder, der Bund, die EU und seit einiger Zeit als informelle
„Entscheidungsebene” die Gloabliesierung. Hinzu kommen politsche Sachfragen, die den
institutionellen Verflechtungen um nichts nachstehen. Der Sozialstaat muß umgebaut, die Rente
und das Gesundheitssytem reformiert und die Wirtschaft flexibilisiert werden
Wie würden sie entscheiden ?
In Demokratien ist es üblich solche Entscheidungen, mit Hilfe von Wahlen auf Regierungen zu
„delegieren” Diese müssen dann ihrem Volk Rechenschaft ablegen, ihre „kommunikative
Bringschuld”(Sarcinelli 1994, S.31) ableisten um sich zu legitimieren. Da die Sachkenntnis auf
allen politshen Sachgebieten, bei der Komplexität nicht aufzubringen ist bedarf es der
Politkvermittlung seitens der Parteien: der symbolischen Politk.
Da jedoch niemand in der Lage sein dürfte die Komplexität dieser ganzen Pozesse und Gebiete in
aller Ausführlichkeit, zumal in den Medien, darzustellen impliziert die Symbolische Politik auch
immer einer Reduktion vorhandener Wirklichkeit.
Der Frage die diese Arbeit versucht nachzugehen, ist ob es sich bei der Symbolischen Politik
tatsächlich um eine sinnstiftende Reduktion von Komplexität , um eine „sinnhafte Vermittlung”
(Luhmann zit. Nach Sarcinelli 1987, S.19) von Wirklichkeit handelt oder ob die Bürger, wie in
Platons Höhlengleichnis, an Händen und Füßen gefesselt an die Sekundärerfahrung der
„Fernsehwand”, lediglich Schatten wahrnehmen und ihre Sicht der Wirklichkeit nur eine stark
verzerrte ist, und symbolische Politik somit der Desorientierung im Sinne einer Manipulation
dient.. Worum es hier nicht gehen soll ist die Frage ob Symbolische Politik an sich besser oder
schlechter ist als die sogenannte „reale” Nennwertpolitik an sich, denn „wurden aber nicht
ebenso Ideen und Visionen der Parteien eingeklagt, die doch auch gute Symbole sind? Und ist
harte Armut und krasse Korruption nicht eion sehr schlechte politische Realität ?” (Alemann
1997, S.485)
Die Grundfrage dieser Arbeit ist also „(...) ob der uninformierte ´Normalbürger´ gleichsam als
zwingende Folge eines sich zunehmend ausdifferenzierenden Systems (...) herhalten muß oder ob
der Mangel an Information auch als Ergebnis spezifischer Politikvermittlungsbedingungen und
politischer Steuerungsabsichten verstanden wird.” (Sarcinelli 1987, S. 18)

2. Vorüberlegungen

Bevor es daran geht zu definieren was Symbolische Politik eigentlich genau ist, sind noch ein
paar Vorüberlegungen notwendig um eine Basis der im Schlußteil folgenden Argumentation zu
bilden.
Im Deutschen Grundgesetz heißt es in Artikel 20 (Grundlagen staatlicher Ordnung,
Widerstandsrecht) Absatz 1 :” Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und
sozialer Bundesstaat.” Weiter heißt es in Absatz 2 : „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie
wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung,
der vollziehenden Gewalt und der Rechtssprechung ausgeübt.”
„Zu entscheiden ist im konkreten Erkenntnisprozeß (...) durch die Konfrontation der Sache mit
dem, was sie von sich aus, ihrem Begriff nach zu sein beansprucht, also durch immanente
Kritik.” (Adorno 1967, S.23)
Die Demokratie ist die Herrschaft des Volkes (zumindest Formal ihrem Anspruch nach) und die
Staatsgewalt geht vom Volke aus, welches in freien und anonymen Wahlen, die auf Zeit
gewählten „Vertreter des ganzen Volkes” (GG Art.38 Abs.1) und deren Herrschaft legitimiert.
„Legitimität politischer Entsscheidungen in der Demokratie und die Folgebereitschaft der Bürger
resultieren wesentlich aus der Fähigkeit von gewählten Mandatsträgern, von Institutionen und
sonstigen politischen Akteuren, die Bürger an Beratung, Konsensfindgun und entscheidung
teilhaben zu lassen.” (Sarcinelli 1994, S.31)
Legitimität und damit also Herrschaft oder Macht werden in einer Demokratie durch „Beratung”
und „Konsensfindung”, also durch Kommunikation in der Öffentlichkeit erzeugt, umso mehr als
sich moderne Gesellschaften durch eine immmer stärkere „Rationalisierung” und
„Enttraditionalisierung auszeichnen, die eine gesellschaftlich-politische Verständigung
unentbehrlich machen.
Die Bürger die ihre Staatsgewalt oder Macht sind also „gezwungen” in Wahlen ein Urteil darüber
zu fällen wer sie für eine bestimmte Zeit regieren soll.
Wie Francis Bacon bereits wußte: „Wissen ist Macht”, dies umso mehr in einer
(Welt-)Gesellschaft die ins „Kommunikationszeitalter” aufbrechen will und in der ein großer Teil
der menschlichen Erfahrung und des Wissens aus Sekundärerfahrungen besteht..Das gilt in
doppelter Hinsicht. denn „Partizipation ohne ein ausreichendes Maß an Sach-, Wert- und
Verfahrensinformationen über umstrittene bzw. zu regelnde Fragen degeneriert zu einem unter
Umständen außengeleiteten und damit manipulierbaren Aktivismus oder wird bestenfalls zur
folgenlosen Beschäftigungstherapie.” (Weber 1973, S.14)
Soll also die Wahl nicht zu einer „folgenlosen Beschäftigungstherapie” verkommen und der
öffentliche Diskurs nicht zu einem „außengeleiteten und manipulierbaren Akrivismus” so ist es
erforderlich das die Bürger ein ausreichendes Maß an Informationen und Wissen besitzen bzw.
Vermittelt bekommen.
Ein weiterer Aspekt kommt bei Bourdieus Konzept des symbolischen (!) Kapitals zum tragen. So
ist bei Bourdieu eine der drei das symbolische Kapital konstituierenden Kapitalarten, das
kulturelle Kapital, also das Bildungskapital oder anders formuliert, das Wissen. (Bourdieu 1997)
Das Symbolische Kapital dient dann der Durchsetzung einer legitimen Weltsicht, wobei die
Akteure „entsprechend ihrer Position im sozialen Raum , d.h. in der Verteilung [und dem
Volumen] der verschiedenen Kapitalarten - ganz ungleich für den Kampf um die Durchsetzung
ihrer Wahrheit gerüstet sind (...).” (Bourdieu 1997, S.119)
Politik ist u.a. Ein „Kampf um Worte” (Gehlen 1975, S.55), „es wird zu einer Machtfrage einen
Wortgebrauch durchzusetzten” und damit schlußendlich Wahrheit oder vielmehr Wirklichkeit :
„die symbolische Macht als welterzeugende Kraft” (Bourdieu 1997, S.124).
Damit wird bestimmt was (oder wer) ein Problem ist, wie es am besten gelöst wird, es wird also
definiert und Definitionen haben immer auch mit Abgrenzung bzw. Ausgrenzung zu tun.
Wie gesagt ein Großteil unserer Erfahrungen sind Sekundärerfahrungen (meist den
Massenmedien entnommen) und somit wird die symbolische Macht und in diesem
Zusammenhang das sie (mit-)konstituierende kulturelle Kapital oder das Wissen von enormer
Bedeutung, denn „Definition von Wirklichkeit ist im Grunde Sinnverstehen; sie gehört letzlich
also in den Kontext der Verständigung von Menschen, die an einem bestimmten Ort und zu einer
bestimmten Zeit zusammenleben, über die Möglichkeiten ihrer selbst” (Hommes 1975, S.133),
also im Grunde genommen das was Demokratie ausmacht.
Wenn wir es also mit Adorno halten und die Demokratie an ihrem (formalen) Anspruch messen ,
das „was sie von sich aus, ihrem Begriff nach zu sein beansprucht”, so müssen wir konstatieren,
daß es in einer repräsentativen Demokratie vonnöten ist, daß ihre Bürger ein ausreichendes Maß
an Wissen und Informationen über politische und gesellschaftliche Zusammenhänge besitzen
müssen, um sich „über die Möglichkeiten ihrer selbst” zu verständigen, sodaß das demokratische
System eben ein demokratisches bleibt und nicht Gefahr läuft zur außengesteuerten
Beschäftigungstherapie zu verkommen und damit zu einer Desorientierung im Sinne einer
Manipulation. Manipulation wäre hier „jene Definition [von Wirklichkeit], die ein falsches Bild
der Wirklichkeit vermittelt, d.h. ein unzureichendes Verständnis dessen, was ist - unzureichend
nicht absolut genommen, sondern gemessen an dem was möglich wäre.”1 (Hommes 1975, S.125)
um dann auf der Basis dieser unzureichenden Vermittlung von Wirklichkeit Legitimation
herzustellen und die Herrschaftsausübung somit im ungünstigsten Falle faktisch jeglicher
plebiszitären Kontrolle zu entziehen. Ob die Politikvermittlung und damit die Symbolische
Politik, als eine Art der Politikvermittlung diesem demokratieimmanenten Anspruch gerecht
werden kann bzw. wird, soll im Folgenden gezeigt werden.

3. Symbol, politische Symbolik und Symbolische Politik

3.1. Zum Begriff des Symbols

Für die Wahrnehmung und die Konstruktion von Wirklichkeit oder Realität sind Symbole
konstitutiv. Symbole sind ein Instrument des Denkens und „nicht nur Abbild der Wirklichkeit
sondern Teil der sinnhaften Welt der Menschen.” (Sarcinelli 1987, S.56).Die Symbole „zeigen
nicht einen Wirklichkeitsausschnitt, sondern konstruieren eine Wirklichkeit, die brennpunktartig
auf eine dahinter stehende Realität verweisen, von ihr ablenken oder aber auch eine eigene
politische wirklichkeitsresistente Sphäre schaffen kann.”( Sarcinelli 1989, S295 f.). Cassirer
bezeichnet den Menschen sogar als „animal symbolicum.” Vermittelst Symbolen findet nicht nur
die Konstruktion der Wirklichkeit statt sondern, auch der Prozeß der Identitätsbildung: „ Die
Legitimation durch die Symbolische Sinnwelt ertreckt sich auch auf die Wirklichkeit und
Richtigkeit der eigenen Identität des Einzelnen (...) Identität erhält ihre definitive Legitimation,
sobald sie in den Zusammenhang einer symbolischen Sinnwelt gestellt ist.”(Berger/Luckmann
1982 zit. Nach Sarcinelli S.61)
Der Prozeß der Identität wird, nach Mead(1973) durch Symbole gewährleistet, die sowohl Gesten
als auch Sprache sein können.Da nicht nur, wie bereits oben angemerkt das Symbol ein
Instrument des Denkens ist, sondern das Symbol erst das Denken ermöglicht und das Wesen der
Identität, nach Mead (1973), wiederum kognitiv ist, also erst durch das symbolisch vermittelte
Denken ermöglicht wird, dürfte hinreichend klar sein, welchen Stellenwert die Symbole auch für
die Konstruktion von Wirklichkeit haben.
Edelman unterscheidet hier jedoch zwischen Verdichtungssymbolen, welche Emotionen wecken,
die verknüpft sind mit einer Situation und komplexe Zusammenhänge bündeln, also Komplexität
reduziern und Verweisungssymbolen, „die von jedem Menschen in gleicher Weise identifiziert
werden, also auf objektive Elemente in Gegenständen oder Situationen verweisen. (Edelman nach
Sarcinelli 1987, S.60)

1Unter „Manipulation” wird hier als keine Gehirnwäsche oder ähnliches verstanden
Wie bereits angeklungen ist also darüberhinaus noch zu unterscheiden zwischen a)
repräsentativen (bildlichen) Symbolen und b) diskursiven (sprachlichen) Symbolen. (Pross 1975).
Der Fokus dieser Arbeit ist auf die diskursiv-sprachlichen Symbole gerichtet, da diesen in einer
repräsentativen Demokratie, die sich über Kommunikation und Öffentlichlkeit legitimiert eine
hervorragende Bedeutung zukommt, denn Wirklichekeit ist immer nur Zugänglich „als etwas, das
immer schon kategorial interpretiert ist, als sprachlich vermittelte Erfahrungswirklichkeit also.”
(Hommes, S:115) Wirklichkeit und damit auch Denken sind, wie oben gezeigt also (auch)
sprachlich über Symbole vermittelt. Wie wir bereits gesehen haben ist Politik ein „Kampf um
Worte” (Gehlen) und Politik muß nicht nur „hergestellt”, sondern auch „dargestellt” also
vermittelt werden. Politik besitzt also einen „Nennwert” und einen „Symbolwert” (Sarcinelli
1987, S.6) die beide unverzichtbare Bestandteile politischen Handelns sind.

3.2. Politische Symbolik

Aufgrund der „kommunikativen Bringschuld”, also des Rechtfertigungszwangs in Demokratien,


bedarf es im politischen Systems des verstärkten Einsatzes von politischer Symbolik von Seiten
der Parteien und Politiker.
Politische Symbolik ist jedoch begrifflich zu unterscheiden von Symbolischer Politik.
„Während ´politische Symbolik´ die optischen, akustischen oder sprachlichen Stimuli meint, mit
denen Politik vermittelt oder über die Politik vermittelt wahrgenommen wird, drückt der Begriff
„symbolische Politik” den konkreten Gebrauch politischer Symbolik, also prozeßhaftes Handeln
und dessen mögliche politisch-strategische Verwendungszusammenhänge im
Kommunikationsablauf aus.” (Sarcinelli 1989, S.295)
Politische Symbolik besitzt drei funktionale Aspekte
1.) Die regressive Funktion
Hierbei wird „die Vielfalt und Vielschichtigkeit von Informationen (...) Abstrahiert bzw.
Verschlüsselt oder umgangsprachlich ausgedrückt auf den Begriff gebracht.” (Sarcinelli 1987,
S.63 f.) Es handelt sich also um eine Reduktion von (komplexer) Wirklichkeit.
2.)Die nomische Funktion
Die Nomische Funktion bezeichnet zwei Aspekte die bereits im Kapitel Vorüberlegungen zum
Tragen kamen. Zum einen handelt es sich hierbei um eine „Verstehensleistung”, eine
„Aktualisierung von Sinn” und die „Definition von Wirklichkeit ist im Grunde sinnverstehen
(...)” (Hommes 1975, S.133) , denn die symbolische Sinnwelt bringt „Ordnung in die subjektive
Einstellung der persönlichen Erfahrung. Erfahrungen, die verschiedenen
Wirklichkeitssphären angehören, werden durch Einbeziehung in ein und dieselbe
überwölbende Sinnwelt integriert”. (Berger/Luckmann zit. Nach Sarcinelli 1987, S.64).
Zum anderen wird hiermit die „Macht der Namensgebung” (Bourdieu 1997 S:124) oder die
„Benennnungsmacht” (Borudieu zit. Nach Sarcinelli 1987, S.64) gemeint, „die Durchsetzung der
legitimen Weltsicht und ihrer Teilungen.” (Bourdieu 1997, S.124).
3.) Die affektive Funktion
Politische Symbolik „ist in hohem Maße gefühlsadressiert. Sie ist nicht in erster Linie
ausgerichtet auf die kognitive Auseinandersetzung, sondern primär auf die Mobilisierung von
Emotionen und auf die Stimulanz erwünschter Assoziationen.” (Sarcinelli 1989, S.296)

3.3. Symbolische Politik

Bei der Symbolischen Politik handelt es sich um eine Form der Politikvermittlung, der
Darstellung von Politik in der Öffentlichkeit. Wie bereits erwähnt ist mit symbolischer Politk ein
prozeßhaftes Handeln gemeint in dem für politisch-strategische Zwecke politische Symbolik
kalkuliert eingesetzt wird. In unserem Falle sind im besonderen die „artikulativen
Legitimationssymbole” (meist in Form von Schlagworten oder Slogans) (Sarcinelli 1987) von
Interesse. Sarcinelli richtet den Fokus seiner Aufmerksamkeit in seiner Arbeit über symbolische
Politik insbesondere auf den Wahlkampf, da sich dort ein verstärkter Einsatz von Symbolischer
Politk bemerken läßt. Das Richten der Aufmerksamkeit auf den Wahlkampf ist für den
Politikwissenschaftler wie das Schauen durch ein Mikroskop für den Naturwissenschaftler.
Symbolische Politk ist der Natur der Sache gemäß jedoch auch auch in der politischen
„Alltagskommuniaktion” allgegenwärtig ist und so wird die spezielle Behandlung des
Wahlkampfes im folgenden unterlassen. „Politisches Handeln selbst ist in wesentlichen Teilen
kommunikatives Handeln.”(Sarcinelli 1994, S.32), denn es ist so, „daß Sprache nicht nur Politik
repräsentiert, sondern selbst auch Politk ist.” (Sarcinelli 1987, S.78)
Symbolische Politik erfüllt in diesem Kontext zwei Funktionen.
A) Symbolische Politik ist ein (unverzichtbares) Darstellungsmittel in modernen
Massendemokratien, zurückzuführen auf den Rechtfertigungszwang in eben jenen, also eine
Form der Politkvermittlung.
B) Symbolische Politik ist ein für die Legitimation der Partien unverzichtbares
Steuerungsinstrument, welches auf „einen von der Entscheidungsebene weitgehend losgelösten
´generalized support´ abzielt.” (Sarcinelli 1987, S.66)
Sie dient einerseits der quantitativen Regulierung von Aufmerksamkeit (z.B Überwindung sog.
Medienbarrieren) und andererseits als Instrument „der Meinungs-, Urteils-, der Verhaltens-, und
Handlungssteuerung”, besitzt insbesondere zu Wahlkampfzeiten also eine „persuasive Funktion.”
(Grünert zit. Nach Sarcinelli 1987, S.79), stellt also ein Mittel der Herrschaftssicherung in
modernen Demkratien dar.
Sprachliche Kommunikation im Rahmen symbolischer Politk massenmedial vermittelt zeichnet
sich durch 3 Kriterien aus :
1.) Das Kriterium des „mehrdimensionalen Adressatenbezugs”
Da sich, insebsondere für die großen Volksparteien, die Wählerschaft als ein heterogenes
„Jedermanns-Publikum”(Sarcinelli 1987, S.80) darstellt, werden öffentliche Äußerungen meist in
Form gruppenunabhängiger allgemeiner Formulierungen getätigt, welche in der Lage ist
unterschiedliche Adressatengruppen anzusprechen und bei diesen auch unterschiedliche
Wirkungen zu erzielen (dies inbesondere im Wahlkampf).
2.) Das Kriterium der Parteilichkeit politischer Argumentation
In der politischen Kommunikation enthalten Äußerungen und Mitteilungen stets
unmißverständliche Hinweise darüber wie das Gesagte vom Empfänger zu bewerten und zu
verstehen ist. „Mit der Bezeichnung eines politischen Problems werden zugleich auch dessen
Rolle und Status in der politischen Kommunikation festgelegt.” (Sarcinelli1987, S.81)
3.) Das Kriterium der Situationsgebundenheit
Die Bedeutung artikulativer Legitimationssymbole kommt erst zum Tragen im Zusammenhang
und in Einheit mit der konkreten kommunikativen Handlungssituation.
Der rein lexikalische Inhalt, ist meist sehr assoziativ und reduziert, sodaß daß sich der Inhalt eben
nicht nur durch das konstitiuert was gesagt wird, sondern auch durch das, was nicht gesagt wird,
durch den äußeren Situationszusammenhang.
.„Denn gerade im politischen Sprachgebrauch sind es vielfach , wenn nicht überwiegend, die
Konnotation [Nebenbedeutung[ gebrauchter Begriffe oder Redewendungen, welche die
eigentliche politische Bedeutung tragen, wobei häufig der deskriptive Inhalt die argumantative
Verwendung in sehr unterschiedlichen Situationen offenhält.” (Sarcinelli 1987, S.82)
4.Symbolische Politik auf der Darstellungsebene

Für die Symbolische Politik zeichnen aktiv die Parteien verantwortlich oder präziser deren
Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit, die inzwischen nicht nur eine funktionale und strukturelle
Ausdifferenzierung und somit Professionalisierung erfahren haben, sondern auch zu einem
(Überlebens-)wichtigen Bestandteil jeglicher Parteiorganisation geworden sind. Die Parteien und
Politker haben in Demokratien, die Herrschaft auf Zeit bedeuten, einen enormen
Legitimierungsbedarf2 und insofern versuchen sie die Legitimation ihrer (angestrebten)
Herrschaft mittels Symbolischer Politik(-vermittlung) zu gewährleisten. Parteien sind hier
bestrebt den Kommunikationsprozeß so zu steuern, daß einerseits ein Höchstmaß an
Zustimmungsbereitschaft bzw. Legitimierung erreicht wird und andererseits der eigene
Handlungspielraum möglichst wenig eingeschränkt wird. Dabei sind drei Formen politischer
Legitimation (in Demokratien) zu unterscheiden.
1.) Legitimation durch Leistung
Hierbei handelt es sich um die Vermitllung von Problemen und deren Lösung.
Die hierfür verwendeten artikulativen Legitimationssymbole, sind Sprachsymbole mit Issue-
Bezug. „Ihnen kommmt die Aufgabe zu, in der Regel auf einen Begriff verdichtet, eigene
Problemlösungskompetenz nachzuweisen bzw. die des politschen Gegners
infragezustellen.”(Sarcinelli 1987, S.89) Aktuelle Beispiele hierfür sind „Staatsverschuldung”,
„Rentenreform” etc.
2.) Legitimation durch Sinnorientierung
Dies bezeichnet eine Vermittlung von politischen Grundorientierungen und Normen mit
Bezugnahme auf höhere Werte und Ordnungsprinzipien
Die in diesem Zusammenhang benutzen Sprachsymbole sind nicht an konkrete Sachverhalte
gebunden, sondern auf einer (noch) höheren Abstraktionsstufe angesiedelt.
Es sind „wertorientierende integrationsoffene Sprachsymbole von großer Allgemeinheit und
interpretationsoffenheit” die man auch als „ideologische Leerformeln” (Sarcinelli 1987, S.89)
bezeichnen könnte. Besipiele hierfür sind „Freiheit”, „Frieden” oder „Demokratie”.
3.) Legitimation durch persönliche Autorität.
Bei dieser Form der Legitimation werden Personen als Träger von Handlungen und als
Individuuen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen vermittelt, um durch diese
Personalisierung Sympathie oder Antipathie zu erreichen.
Die hier verwendeten Legitimationssymbole stellen die Person/Persönlichkeit eines Politikes in
den Vordergrund (weniger dessen Handlungen) um aufgrund dieser Persönlichkeitsmerkmale den
eigenen Akteur zu legitmieren und den Gegnerischen Akteur zu delegitimieren. Beispiele hierfür
sind „vertrauenswürdig” , „zuverlässig”, „unberechenbar” etc.
generell gilt jedoch, daß Symbolische Politik nicht unabhängig ist vom politisch-situativen
Zusammenhang und anknüpfen muß an vorhandene Bedürfnisse und Dispositionen der Bürger.

4.1. Symbolische Poltik als „legitimatorisches Problemlösungssurrogat”

2Die Begriffe „Legitimation” und „Legitimierung” werden von Sarcinelli folgendermaßen


unterschieden. „Legitimation” bezeichnet die kommunikative Rechtfertigung politischer Akteure,
während „Legitimierung” das Zustimmungsverhalten der Bürger meint.
Die Legitimation durch Leistung oder durch Problemlösungsalternativen unterliegt in der
kommunikativen Politikvermittlung jedoch mehreren restriktiven Rahmenbedingungen..
1.) Die Politikvermittlung unterliegt der Restriktion reduzierrter Veränderungschancen.
Diese Restriktion ist ein Resultat einerseits aus der Nichtinfragestellung der Spätkapitalistischen
Systembedingungen, sowie in Abstrichen heute auch noch der Anspruch der Sozialstaatlichkeit.
Andereseits ist dies eine Folge der Tatsache, daß die herkömmlichen Wachstums-und
Verteilungsparadigmen, wie sie in den 70ern bis Anfang der 80er geherrscht haben als zentrale
Problemlösungsmuster „nicht mehr auf selbstverständliche Akzeptanz stoßen” (Sarcinelli 1987,
S.116) Der (tatsächliche oder vermeintliche) Mangel an materiellen Gratifikationen muß also
durch Gratifikationen symbolischer Art kompensiert werden.
2.) Die Poltikvermittlung unterliegt der Restriktion reduzierter Veränderungsabsichten,
die Sarcinelli als ein Wesensmerkmal des Volksparteienverständnisses der Bundesrepublik
bezeichnet, jedoch andererseits auch in der Bevölkerung selbst zu finden sein dürfte, die sich
oftmals als sehr „Reformresistent” erweist.
3..) Die Politikvermittlung unterliegt als letztes der Restriktion für die (öffentliche) Darstellung
von Politik, welche aus „einer zunehmend intransparenten Konsensbildung in politischen
Problemlösungsprozessen” resultiert (S.117)
Wobei sich auch fragen ließe, wieviel dieser Intransparenz nicht Resultat ungenügenden
Poitikvermittlung ist (oder eines ungenügenden Politkinteressses).
Darüberhinaus sind noch einige sozialstrukturelle Bedingungen am wirken, die in der
„Dealignment-These” ihren Ausdruck finden, welche davon ausgeht, daß die vormals tradierten
Parteibindungen der Wähler immer lockerer werden, sodaß es zu einer Zunahme der
Wechselwähler und Wählerwanderungen kommt. Dies alles führt zu einem steigenden
Begründungs- und Rechtfertigungszwang auf seiten der Parteien. Aufgrund des nun jedoch
geringen verbliebenden „Gestaltungsrest”(Sarcinelli 1987, S.117) für die Parteien und die
(nationale) Politik (85 % der Gesetzgebung von EU----NACHSCHLAGEN) ergibt sich für die
Parteien nun das Problem der Sichtbarmachung von einem alternativen Politikangebot, das in
einem Parteienwettbewerb ja vorausgesetzt werden muß, wenn dieser sich nicht ad absurdum
führen will. Sind nun wenige Spielräume für eine „Nennwert”-Politk vorhanden (oder wird dies
zumindest so wahrgenommen), so kommt der Symbolischen Politk eine größere Bedeutung zu
um eine Politkalternative zu suggerieren. „Wenn den Problemlösungserwartungen in Form
von konkreten Entscheidungsalternativen nicht entsprochen werden kann oder soll, dann
bedienen sich Parteien in ihren Politikangeboten der Mittel symbolischer
Forderungsbefriedigung.” (Sarcinelli 1987, S.118)
Allerdings gibt es auch gegenteilige Tendenzen, was nur auf den ersten Blick wie ein
Widerspruch erscheint. Einerseits wird der Gestaltungsrest von den Parteien explizit verdeutlich
andereseits wird auf den fehlenden Handlungsspielraum hingewiesen.
Welche dieser beiden Argumentationsrichtungen zum Tragen kommt ist Situations-und
interessenabhängig: „nicht legitimierbare Herrschaftsverhältnisse werden mit Anonymität
umgben und als Sachzwänge dargestellt, um sie dem Zwang rationaler Rechtfertigung zu
entziehen.” (Rager JAHRESZAHL FEHLT, Badura/Gloy, S:127). So wird häufig mit dem
„Wettbewerbszwang” argumentiert, aus dem sich der Gestaltungsrest „Reform des Sozialstaates”
ergibt.
Die Themenselektion erfolgt nicht immer von außen aufgezwungen, sondern oftmals werden die
Themen bewußt in den Kommunikationsprozeß induziert „um zur Verbesserung der eigenen
startegischen Situation Diskussionen in Gang zu setzen.” (Sarcinelli 1987, S.118)
Die Induktion von Themen geschieht jedoch nicht völlig beliebig sondern ist an bestimmte
Bedingung gebunden (Z.B Öffentliches interesse des Themas, öffentliche Betroffenheit von
Sozialen Gruppen von diesem Thema etc.). Ein aktuelles Beispiel für eine solche
Themeninduktion während eines Wahlkampfes stellt die Debatte um „Ausländerkriminalität” der
CDU im Bundestagswahlkampf 1998 dar.
Wenn auf der Issueebene zu wenig Distamz zwischen den Parteien herrscht, wird oftmals
versucht eine „perzepztive Distanz durch Polarisierung” aufzubauen (Sarcinelli 1987)
„Das Ziel der Parteien (...), in der öffentlichen Darstellung von politischen Alternativen
positionelle, d.h. Programmatisch-konzeptionelle Distanzen auch dort aufzubauen, wo sie kaum
vorhanden sind” (Sarcinelli 1987, S:137), da sie issuespezifisch schlecht zu begründen wären und
eine differenzierte Argumentation kaum kommunikationsstratgische Vorteile brächte. Die
Polarisierung geschieht meist mit Hilfe der Erzeugung von negativen Fremdbildern und hat
dadurch mehrere Vorteile und Funktionen
A) Ein Teil des eigenen Rechtfertigungsdrucks wird auf den Gegener projiziert
B) Fremdbilder ermöglichen eine indirekte positionelle Abgrenzung
C) Die Gefahr der Selbstfestlegung wird (besonders im Wahlkampf oder als Volkspartei i.d.
Oppsosition) vermieden.
Für den eigenen kommunikations-strategischen Vorteil geschieht es häufig, daß die politischen
Akteure die „Arenen” wechseln oder einen solchen Welchsel anstreben.
„Arenen” sind ”Handlungsräume (...), die im Prozeß politischer Kommunikation als verschiedene
Subsysteme kommunikativen Handelns auszumachen und je nach funktionaler Spezifizierung als
unteschiedliche Kontexte zu unterscheiden sind”(Sarcinelli 1987, S.138),
also „Orte der Konflikttransformation” (Nedelmann zit. nach Sarcinelli 1987, S.138)
Es gibt zwei (wichtige) Formen des Arenen-wechsels
Zum einen ist da die „Verrechtlichung”. Ziel ist hierbei die Inszenierung der politischen
Kontroverse „in einer juristischen oder quasi-juristischen ´Arena´, diePublizität sichert und sich
als neutrale Instanz mit hoher Autorität instrumentalisieren läßt.”(Sarcinelli 1987, S.141)
Dabei ist die Intention darauf gerichtet der eigenen Argumentation eine höhere Beweiskraft zu
verleihen, dazu reicht oftmals aus sich auf ein Gericht zu berufen oder mit einem Gang vor diese
zu drohen, auch die Forderung nach einer parlamentarischen Untersuchung fällt in diesen
Bereich. Nach Sarcinelli wird die politische Urteilskompetenz des Bürgers bei dem Vorgang der
Verrechtlichung oftmals entmündigt, weil er den Eindruck erhält es handele sich hier um einen
quasi- objektiv entscheidbaren Konflikt nach Rechtmäßig oder unrechtmäßig.(Sarcinelli 1987)
Die andere Form des Arenenwechsels ist die Dethematisierung, die ein Argumentationsmuster
darstellt , bei der es in der Folge dazu kommt, daß die politische Auseinandersetzung nun nicht
mehr (primär) auf den ursprünglichen Streitgegenstand konzentriert ist. Hierbei handelt es sich in
der Regel um bewußt inszenierte Dethematisierungen.Vielfach wird durch „häufig wechselnden
Sprung in immer neue Problemfelder” die „Nicht-Lösung der angefangenen Problem verdeckt.”
(Böhret zit. nach Sarcinelli 1987, S.134 Fußnote 77) oder die Diskussionen werden auf
Verfahrenstechnische Probleme verlagert. Eine dritte Möglichkeit der Dethematisierung, ist die
Verlagerung auf die Wert- oder Prinzipien-Ebene.

4.2.Symbolische Politk und Wertorientierung

Die Legitimation durch Sinnorientierung erfolgt durch Legitimationsymbole ohne Issuebezug,


die stattdessen eine „Wertladung” (Nedelmann zit. Nach Sarcinelli 1987, S.141) enthalten und
die Funktion haben eine Diskussion aufzubauen, in der es um politische Grundprinzipien und die
Darstellung von vermeintlichen Wert- und Prinzipienkonflikten zwischen den Parteien geht.
Die wertorientierenden Sprachsymbole („Freiheit”, „Moderniserung” etc.) gewinnen
insbesondere an Bedeutung in Zeiten wo der „Gestaltungsrest”, also der tatsächliche politische
Handlungsspielraum in der Nennwert-Politk (scheinbar oder tatsächlich) reduziert ist, zumal sie
leichter vermittelbar sind als differenzierte Sachaussagen. In solchen Zeiten wird mit diesen
Sprachsymbolen die Steurungs- und Legitimationsfunktion symbolischer Politk aufrechterhalten.
Auch hier gilt jedoch, daß die Symbole oder Schlagwörter nicht beliebeig gewählt werden
können, sie müssen Glaubwürdig sein, also zu der Partei passen und vom Wähler als politisch
relevant empfunden werden (Begriffen wie „Selbsterkenntnis” dürfte also kein großer Erfolg
beschieden sein).
Diese „Leerformeln” oder „Scheinaussagen” (Topitsch zit. nach Sarcinelli 1987) gehören in den
Bereich der normativen Sätze, sind also auf die Beeinflussung von Handlungen, Attitüden oder
Emotionen angelegt (im Gegensatz zu den kognitiven, auf Erkenntnis angelegten Sätzen).
Politische Symbolik in Form von wertorientierenden Sprachsymbolen bietet hier mehrere
wichtige kommunikative Vorteile (besonders, aber nicht nur bei geringem Handlungspielraum).
Sie sind einerseits Interpretationsoffen (aufgrund des hohen Abstraktionsniveaus) und so soll
„die Unbetimmtheit der semantischen Bedeutung der in Anwendung gebrachten Begriffe (...)
bewirken daß der Wähler mit ´aggregierten Symbolen´,also Symbolen von großer Allgemeinheit,
die Meinung verknüpfen kann, die ihm gewohnt oder wünschenswert erscheint.” (Sarcinelli
1987, S:164) Zum anderen bedient sich diese Art von Sprachsymbolen des ”Pathos der
Absolutheit” (Topitsch zit. Nach Sarcinelli 1987, S.157), da es sich um „Denkformen [handelt,
die] aus dem Bereich falsifizierbarer Sachaussagen in denjenigen des Nicht-falsifizierbaren
zurückgedrängt werden. Dabei ergeben sich zahlreiche Formulierungen, die scheinbar
unwiderlegliche Wahrheiten sind.” ( Topitsch zit. Nach Sarcinelli 1987, S.157). Dies verleiht der
eigenen Argumentation Immunität gegen die Argumentation des Gegners und damit in
Zusammenhang gebrachten Sachaussagen Immunität gegen Kritik.
Dabei dienen die wertorientierten Sprachsymbole zwei politisch strategischen Zwecken.
Zum ersten erlaubt dieses kommunkiative Vorgehen die Vermeidung einer eigenen (konkreten)
Positionsfestlegung, es besitzt für die Parteien also eine Entlastungsfunkttion vom
Problemlösungs- und Rechtfertigunsdruck, da es einen Handlungsspielraum gewährt „insofern
nämlich der Leerformelcharakter dieser Prinzipien nicht zwingend bestimmte
Handlungsalternativen ausschließt.” (Sarcinelli 1987, S.158)
Darüberhinaus wird mit dieser Art Symbolischer Politik Identifikation und eine (allgemeine)
Positionsfixierung gewährleistet. Aus der Konkfliktforschung ist bekannt, daß sich Konflikte
radikalisieren, sobald der Eindruck erweckt wird es ginge um Ideale oder Werte .Das gleiche
passiert auch im Parteienwettbewerb und hat damit zugleich nützliche Effekte. Die
Gruppenköhasion und Loyalität wird gestärkt und außerdem ergibt sich eine hervoragende
Schablone für eine Freund-Feind-Orientierung, da man sich mit den positiven Werten, die man
natürlich für sich beansprucht, von denen der anderen abgrenzt, denen die negativen Werte
zugesprochen werden.
Die „Politische Kommunikation verlagert sich von der sachlichen Aussage auf die psychol.
Wirkung.” (Topitsch zit. Nach Sarcinelli 1987, S.161) und wird somit verbunden mit dem
Absolutheitsanspruch zu einer hermetischen (ZITAT SUCHEN) Kommunikation ohne wirkliche
Argumentation, da diese auf dieser Ebene nicht mehr möglich ist.

4.3.Personalisierung als Symbolische Politik

Legitimation durch persönliche Autorität findet im Rhamen der sogenannten Personalisierung


statt. Die Personalisierung ist eine ”notwendige Konsequenz demokratischer Regierungsweise
(...), in der Herschaftsbestellung auf Zeit mit personeller Zuordnung von Verantwortung
verknüpft wird.”(Sarcinelli 1987, S.166) und desweiteren kommt sie dem psychologischem
Bedürfnis nach Reduktion von Komplexität entgegen, da „ komplexe, der vollständigen
Kontrolle eines einzelnen entzogenen Kausalstrukturen durch Rückführung auf persönliche
Verursachung durch einige wenige Menschen „ erklärbar werden. (Berger zit. Nach Sracinelli
1987, S:166)
Bei dem was man Personalisierung nennt, treten Sachfragen in den Hintergrund und die
Spitzenpoltiker werden zum Programm. Der Politiker wird zum personalisierten Symbol für
bestimmte ihm zugeordnete (positive oder negative) Attribute.
Die Personalisierung dient vor allem der Mobilisierung der Wähler durch die Herstellung von
Identität mit dem Kandidaten oder der Disqualifizierung des Gegenkandidaten. Auch hier gilt ein
weiteres Mal das der Inszenierungsspielraum für ein Kandidatenimage nicht beliebig ist,
insbesondere dann, wenn der Politker schon seit geraumer Zeit auf der politischen Bühen agiert
und einen relativ hohen Bekanntheitsgrad besitzt. So kann besipielsweise aus einem wenig
charismatischen Menschen kein Medienstar a la Schröder werden, sondern es bietet sich an ihn
als Vertrauenswürdig und sachverständig zu präsentieren.
Personalisierung ist in Deutschland haupsächlich ein Bestandteil des sogenannten „Negative
Campaignings”, also der negativen Fremddarstellung. Hierbei sind drei
Hautargumentationsmuster zu unterscheiden3. Zum ersten die Infragestellung der persönlichen
oder politschen Integrität Zum zweiten die Fixierung des politischen Gegners am Rande des
politischen Koordinatensystems, also die Dasrtellung eines Politiker als zum linken oder rechten
Rand zugehörig (ein Beispiel hierfür wäre der Umgang mit PDS-Politikern).
Und zuguterletzt bietet sich die Möglichkeit dem Gegner persönliche oder politische
Täuschungsabsichten zu unterstellen, was oft auch nach der Wahl und entsprechenden
Wahlversprechen geschieht.
Negative Fremddarstellungen bieten eine Vielzahl strategischer Vorteile, da sie nicht nur einen
höheren Nachrichtenwert besitzen und damit leichter die „Medienbarrieren” überwinden, sondern
darüberhinaus auch prägnanter und einprägsamer sind, sich also im Beuwßtsein der Menschen
hartnäckiger festsetzen. Desweitern hat die negative Fremddarstellung eine gruppenintegrierende
Funktion, da sie als Feindbild fungiert und oft genug der kleinste gemeinsame Nenner zwischen
den Parteiflügeln ist.4
Die positive Selbstdarstellung findet, im Gegensatz zu den USA, in Deutschland weit weniger
Verwendung, doch auch hier gibt es typische Argumentationsmuster.
Der eigene Kandidat wird enweder als Personifizierung von Berechenbarkeit und
Glaubwürdigkeit dargestllt oder es findet im zusammenhang mit ihm eine Identifikation mit der
politischen Grundordnung statt („Kanzler des Friedens”). Als dritte Variante, die besonders in
den USA anwendung findet gilt die Personalisierung durch „Vermenschlichung”. Hierbei wird
der Kandidat als „Mann von Nebenan” präsentiert, als Ehemann oder Vater, meist in der privaten
Umgebung oder in Talk- oder Spielshows (unvergessen : Schröder bei „Wetten das....?”)
Dies dient dem Ziel der Reduzierung der Elite- Bürger- distanz, wobei hier das bild des
persönlichen Lebenswandels zum Politikersatz wird, indem hauptsächlich affektive
Handlungmotive mobilisert werden sollen. Der ganze Vorgang der Personalisierung hat ab einem
bestimmten Grad zur Folge daß „die ohnedies für den Wähler schwer erkennbaren politischen
Profile vor allem der großen Parteien hinter den Köpfen ihrer Führungsfiguren
verschwinden.”(Sarcinelli 1987, S.179) und die Zusammenhänge politischer Prozesse auf ein

3Diese drei Argumentationsmuster wurden von Sarcinelli aus dem Bundestagswahlkampf des
Jahres 1980 herauskristallisiert
4Vgl. Dazu auch die Funktionen von Fremddarstellungen im Kapitel 4.1.
1
Mindestmaß reduziert werden, zumal es in der Regel im Zusammenhang mit Peronalisierung
nicht um konkrete Politische Handlungen und deren mögliche Auswirkungen geht, sondern „das
Bild eines Mannes abzugeben, der weiß was zu tun ist.” (Edelman zit. Nach Sarcinelli 1987,
S:180) Der Trend zur Personalisierung wird von den Massenmedien noch verstärk bzw.
begünstigt. Statushohe Personen haben einen höheren Nachrichtenwert und damit eine bessere
Möglichkeit sich öffentlich zu präsentieren, sich Publizitäz zu sichern. Darüberhinaus unterliegen
vor allem die visuellen Medien, wie das Fernsehen, einem Visualisierungszwang und es dürfte
um ein vielfaches leichter sein Personen zu visualisieren, als komplexe Strukturen und
Zusammenhänge

5. Symbiose von Parteien- und Medienssytem

Das Massenkommunikationssystem (im folgenden kurz „Medien” genannt) besitzt in einer


repräsentativen Massendemokratie eine Schlüsselfunktion im Verbreiten von
Loyalitätssichernden Legitimationssymbolen. Die Medien sind somit ein Schlüsselinstrument
politischer Steuerung und Herrschaftssicherung.
Die Symbolische Politik kann ihre „Penetranz” nur „unter den Vermittlungsbedingungen eines
Massenkommunikationssystems entfalten”.(Sarcinelli 1987, S.200) Das ist wohl damit gemeint,
wenn Winfried Schulz schreibt die „Symbolische Politik ist ein Produkt der Mediengesllschaft.”
(Schulz 1987, S.139) Sarcinelli geht dabei, ohne sich damit auf allzu dünnes Eis vorzuwagen,
von zwei Bedingungen aus. Die erste Bedingung ist, daß sich die Medienberichterstattung in den
letzten Jahren stark professionalisiert hat. Als Folge davon ist „ein eindeutiges Bild von hoher
Konsonanz” (Noelle-Neumann zit. Nach Sarcinelli 1987, S.212) in der Konstruktion von
Wirklichkeit in den Medien zu erkennen, d.h. die verschiedenen Medien wählen nach mehr oder
minder einheitlichen Selektionsregeln aus, was eine relativ einheitliche Berichterstattung ergibt.
Die zweite Bedingung beinhaltet die Annahme, daß sich die Medienkompetenz der Parteien in
den letzten Jahren ebenfalls stark professionalisiert hat. Daraus resultierend erbringen die
Pressestäbe und Öffentlichkeitsabteilungen der Parteien (und Regierungen) in zunehmendem
Maße journalistische Vorleistungen für die Medien.
Die Medien wählen also ihre Nachrichten nach mehr oder minder einheitlichen Slektionsregeln
aus und „insofern ihre Selektionsreglen durchschaut werden, lassen sich die Medien politisch
instrumentalisieren.” (Schulz 1987, S.137) Dies ist umso interessanter, da die Parteien einem
„Publicity-Zwang” unterliegen und daher ein Interesse daran haben den massenmedial
vermittelten „Wirklichkeitsausschnitt so zu konstruieren, daß damit Zustimmungserwerb möglich
wird”(Sarcinelli 1987, S.203), zumal symbolische Politik in Zeiten von scheinbar
unüberwindbaren Handlungszwängen an Bedeutung zunimmt und die Medien ein entscheidender
Faktor in der Vermittlung symbolischer Politik sind.
Festzuhalten ist also, daß die Parteien ein erhöhtes Interess an Publizität und Aufmerksamkeit
besitzen um ihrem Legitimationszwang nachzukommen, sie befinden sich also in einem
Abhängigkeitsverhältnis zu den Medien, was zur Folge hat daß die Selektionskriterien der
Medien bereits bei der Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt werden.
Auf der anderen Seite gab es auf Seiten der Medien eine enorme (quantitative) Expansion der
Vermittlungskapzitäten was erhöhten Bedarf nach Informationen und Nachrichten mit sich
brachte. Die Liberalisierung des Fernsehmarktes im letzten Jahrzehnt führte zu einer Zunahme
des Konkurrenzdrucks5 und damit auch des ökonomischen Druckes. Beides wird darüberhinaus

5Dies gilt hauptsächlich für den Fernseh- und Rundfunksektor, da die Printmedien bereits vorher
grüßtenteils in privater Hand waren.
von einem „Aktualitäszwang” begleitet dem die Medien besonders im Nachrichtenbereich
unterliegen.Diese Gründe führten dazu daß sich die Medien in eine immer höhere Abhängigkeit
von den Vorgaben und Vorprodukten der PR-Abteilungen der Parteien begaben, denn
journalistische Recherchen sind kosten- und zeitaufwendig.
Allerdings darf aus der Expansion der Medienkapazität und der vermehrten Nachfrage nach
infromationen nicht geschlossen werden dies beinhalte auch eine qualitative bessere
Informierung des Bürgers. Denn bei (medialer) Kommunikation handelt es sich um einen
„sich selbst vervielfältigende[n] Prozeß” wo „viele der veröffentlichten Nachrichten Anlaß
[geben] zu Reaktionen, Kommentaren, Interpretationen, Bekräftigungen, Dementis, die
ihrerseit einen Anspruch auf Veröffentlichung erheben” (Schulz 1987, S:131) und die
erweiterten Kapazitätsressourcen im selben Moment wieder verknappen zumal die Qualität der
Poltikvermittlung ja nicht durch eine Quantität zunimmt.. Außerdem dürfte der größte Teil der
erweitereten Kapazitäten dem Unterhaltungsteil zugute gekommen sein und so konnte eine
„prozentuale Marginalisierung der politischen Berichterstattung im Hinblick auf eine
wachsende Zahl von Programmen (...) Auch durch die deutliche ausdehnung des
Programmvolumesn an Nachrichten- und politschen informationssendungen der öffentlich-
rechtlichen Kanäle in den vergangenen Jahren nicht verhindert werden.” (Tenscher 1998,
S.192 f.) Zwischen beiden kollektiven Akteuren herrscht also ein Tauschverhältnis vor:
Publizizät gegen Information.Es ist also nicht nur ein „interdependenter
Interaktionszusammenhang” (Sarcinelli 1987, S.202) vorhanden, sondern auch ein
wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis, mithin also eine Symbiose von Parteien bzw. Poltik und
Medien im Hinblick auf die poltische Realitätserzeugung festgestellt werden.

6. Symbolische Politik auf der Perzeptionsebene

6.1. Wirklichkeit

Wir haben gesehen, daß zwischen den Parteien und den Medien ein „interdependenter
Interaktionszusammenhang” besteht und somit kein eindeutig auszumachender
„Verantwortlicher” für die Symboliche Poltitk (theoretisch) auszumachen ist, im Sinne eines
monokausalen Zusammenhangs. In der politischen Kommunikation sind drei Handlungsräume
voneinander zu unterscheiden.
1.) Der Handlungsraum des politschen Systems (bzw. der Parteien)
2.) Der Handlungsraum des Mediensystems und
3.) Der Handlungsraum des politischen und medialen Publikums (Lippert/Räder/Weiss nach
Sarcinelli 1987, S:73)
So ergibt sich in der politischen Kommunikation aus diesen drei verschiedenen Handlungsebenen
oder -räumen ein „Perzeptionsgefälle” (Kaack zit. Nach Sarcinelli 1987, S.74), d.h eine
wachsende Wahrnehmungsdifferenz zwischen der Realität auf der Ebene der Parteien oder des
poltischen System und der subjektiven Wahrnehmung derselben durch den Wähler. Ursächlich
verantwortlich für dieses Perzeptionsgefälle ist die Tatsache, daß die Vermittlung von Politik,
wie gezeigt, durch die mehreren Ebenen mehrfach gebrochen und verzerrt ist (Symboliche Politik
und die Selektionskriterien der Medien)
Darüberhinaus besteht neben dem Perzeptionsgefälle auch noch ein „Definitionsgefälle”
(Sarcinelli 1987, S.74). Da die subjektive politische Perzeption nicht außerhalb des öffentlichen
Meinungsbildungsprozesses stattfindet, sondern innerhalb dessen, von dem sie auch ein Teil ist,
der einzelne aber nur einen sehr geringen Einfluß auf eben diesen hat, besteht ein
Definitionsgefälle zwischen den drei Ebenen: der (einzelne) Bürger hat eine geringere „Macht
der Namensgebung” (Bourdieu 1997 S:124) oder Definitionsmacht, um seine Sicht dieser Welt
als öffentlich anerkannte und legitime durchsetzen zu können. Es herrscht eine „Asymmetrie” im
Kommunikatuionsprozeß vor. (Habermas zit. Nach Sarcinelli 1987, S.74)
Dies ist im besonderen interessant, da es sich bei symbolischer Politik um ein Darstellungs- und
vor allem ein Steuerungsinstrument handelt und eines der Kriterien symbolischer Poltik, daß der
Parteilichkeit ist (vgl. Kapitel 3.3)
Eliten können demnach den Kontext (verstanden als Synthetisierung von Symbolen zu
zusammenhängenden Interpretationen) in bestimmten Grenzen setzten und verändern und damit
auch das was als Realität verstanden wird. (Etzioni nach Sarcinelli 1987)
Nun ist es zwar so, daß es keine faktisch-objektive Realität gibt und es niemandem möglich ist
eine intersubjektiv gültige Aussage darüber zu treffen, welches DIE tatsächliche Wirklichkeit ist
es sich hierbei also um einen relativen Faktor handelt. Doch ist hier Vorsicht geboten vor solchen
sophistischen Nihilsmen, denn das was als Realität wahrgenommen wird, dieser relative Faktor
muß immer „der konstitutiven Leistung eines Subjekts” (Hommes 1975, S.115) zugeordnet
werden, besitzt also innerhalb dieser Relativität durchaus verschiedenene Qualitäten, also eine
genauere Erfassung dessen, was wirklich ist.
Die Asymmetrie der Kommunikation ist durchaus von Bedeutung denn Bezeichnungsvermögen
und Erkenntnisvermögen korrespondieren miteinander.(Pross 1975)
Auch die politische Realität in modernen Demokratien ist keine Realität an sich, sondern eine
„mediale Wirklichkeitskonstruktion.” (Sarcinelli 1987, S.204)
Entscheidend ist, daß die Nachrichten von denen die sie rezipieren als Wirklichkeit akzeptierrt
werden und die Chance der Akzeptanz steigt mit dem Mangel an poltischer Primärerfahrung, die
bei den meisten Bürgern wohl nicht gegeben sein dürfte.
Bei der Wirklichkeit die die Medien konstruieren handelt es sich um einen
„Wirklichkeitsausschnitt” der, wie bereits erwähnt, nach bestimmten Selesktionsregeln
konstruiert wird. Problematisch wird es dann, wenn beim Rezipienten „durch die Gewöhnung an
elektronische Medien die Distanz verlorengeht, diese Kommunikationsmittel als symbolische zu
erkennen”(Pross, S.81), also auch zu erkennen daß es sich dabei um eine Konstruktion und
Selektion handelt. Gleiches gilt auch für die durch den medialen Kommunikationskanal
vermittelte Politische Symbolik. Denn damit ist, wie noch zu zeigen sein wird, eine
Voraussetzung für affektives Wahlverhalten gegeben.
Einige Selektionskriterien sollen hier kurz erwähnt werden, da sie im Zusammenhang mit
Symbolischer Poltik von besonderer Wichtigkeit sind.
Der Nachrichten- und aufmerksamkeitswert von Neuem ist besonders hoch, hier wirkt auch der
Aktualitätszwang der Nachrichtnproduzenten. Nicht nur das hierdurch ein „ein künstlich
dynamisiertes Bild” verbreitet wird, „das Bild einer Welt, die sich, wei es scheint, rastlos
verändere und in der es stets auf Veränderungen ankomme 6” (S.211, Roegele zit. Nach Sarcinelli
S:211), sondern die Kurzlebigkeit poltischer Themen führt zu einer Realitätswahrnehmung der
politischen Wirklichkeit als „monolithische Bilder”, statt als „sinkontingente” Informationen”
(Sarcinelli 1987, S.211) und so muß die Aktualität ein ums andere mal die
Kausalität.kompensieren.(Pross 1975) Dem kommen die politischen Akteure durch beständigen
Arenenwechsel und De-Thematisierung entgegen.
Ein zweites Merkmal massenmedialen Informationsflusses ist die Neigung politische
Sachverhalte „auf möglichst suggestiv erfaßbare Akzeptanzalternativen” zu reduzieren”

6Dies ist besonders interessant im Hinblick auf die überall anzutreffenden Modernisierungs-und
Globalisierungsdebatten
(Sarcinelli 1987, S.230) sogenannte Dualismen, nach einem Pro/Contra oder Entweder/oder-
Schema.
Ein drittes für unseren Zweck hier wichtiges Selektionsmerkmal sind die Negativismen. Wie
bereits in Kapitel 4.3. angeklungen. Negtivismen haben einen höheren Nachrichtenwert, weil sie
publikumsträchtiger sind. Zwar ist die „Negativ-Berichterstattung” als kritische Berichterstattung
durchaus erwünscht, jedoch stellt sich als Folge kontinuierlicher und überwiegender Negativ-
Berichterstattung die Politk- oder Parteienverdossenheit ein, da sich die Wahrnehmung
größtenteils auf die negativen Ereignisse der Politik konzentriert und damit einseitig fixiert ist.
Und so kann „die Art in der politische Information von den Massenemedien aufbereitet wird, die
scharfe Selektion und Strukturierung nach den Kriterien für Nachrichtenwert, (...) eigentlich kein
adäquates Verständnis für politische Zusammenhänge erzeugen. Es ist eher zu erwarten, daß sie
Verwirrung stiftet und das Gefühl politischer Entfremdung verstärkt, allenfalls ein vages
Interesse an der vordergründigen Dramtik mancher Ereignisse hervorruft.”(Schulz, 1987, S:144)

6.2. Perzeptionswirkung symbolischer Politik

Wie bereits deutlich wurde, besteht ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Symbolischer
Poltik und den den Massenmedien und so ist es kaum zu erwarten daß die Vermittlungsleistung
der Medien von der politschen Symbolik übertroffen wird und dem Anspruch einer
„sinnstiftenden Reduktion” gerecht werden kann. Vielmehr drängt sich, nach dem bisher
Gesagten der Verdacht auf „daß politische Reden vielfach nur noch Trägermaterial für die
Aktivierung von unterschwelligen Hoffnungnen und Ängsten sind und sich somit politische
Kommunikation weitgehend auf ein Arsenal von Auslöse-Formeln konzentriert, die
´unmittelbare Wirkungen erzielen wollen, ohne noch nennenswerte Informationen über ihren
Gegenstand zu liefern.”(Abromeit zit. Nach Sarcinelli 1987, S.230)
So zeichnen sich die dominanten Argumentationsmuster symbolischer Politk druch wesentliche
Charakteristika aus „die in der Vorurteilsforschung als Kennzeichen stereotypen Denkens
beurteilt werden.” (Sarcinelli 1987, S.236)
1.) Ein deutliches Prägnanzniveau, d.h. es handelt sich um eine „Überverdeutlichung” oder
Übervereinfachung, trotz (oder gerade wegen) der begrifflichen Unschärfe oder
Mehrdimensionalität des Problems.
2.) Integration und Polarisierung, d.h.es wird ein Freund-Feind-Schema erzeugt, das einerseits die
Gruppe/Partei integriert und es andererseits dem Rezipienten leicht macht eine Schuldzuweisung
zu treffen und der Verusracher (für was auch immer) klar zu sein scheint.. 3.) Es kommt zu einer
Ideologiebildung, doch wird „die politische Wirklichkeit (...) durch eine solcherart
charakterisierte Vermittlung von Politik häufig eher verhüllt als transparent geamacht.”
(Sarcinelli 1987, S..238)
So erweist sich die Symbolische Politik (wie auch ihre Medienvermittlung) als übervereinfacht
und simplifiziert. Sie zielen hauptsächlich auf affektive Unterstützung ab und lenken somit von
den tatsächlichen Problemen ab (was sie wohl auch sollen, insbesondere, wenn ein geringer
Gestaltungsspielraum vorausgesetzt wird) und, wenn die Diskussion sich, mittels
wertorientierender Symbole, in den Raum des nicht-Widerlegbaren begibt, radikalisieren
Konflikte, was insbesondere bedenklich stimmt, wenn davon ausgegangen werden kann (und das
kann es) das sich nicht nur heere Demokraten wertorientierender Legitimationssymbole bedienen
können, sondern auch radikale(re) Gruppierungen und die Rezipienten quasi durch unzulässig
vereinfachende Politische Symbolik sozialisiert sind und diese als solche nicht erkannt wird,
sodaß es quasi zu einer kognitiven „Entwöhnung” kommt. Da sich symbolische Politk in einer
zweckgeleiteten Symbiose mit den Medien befindet, kommt auch hier die Binärcodierung, also
die Anwendung von Dualismen verstärkt zum tragen und so werden nicht nur
Fundamentalalternativen („Freiheit oder Sozialismus”) suggeriert, die in der Regel gar nicht
vorhanden sind, sondern, und das ist im besonderen für die unterstellte Sozialisaionswirkung
symbolischer Politik von Interesse, die vermittelten Strukturmuster symbolischer Politik
bestätigen bereits verinerlichte BIlder, verfestigen latente und amorphe Vorstellungen und
beschränken den Bereich des „imaginativen Denkens.” (Weber 1973)
Imaginatives Denken bezeichnet die Fähigkeit abstrakten Denkens, das Infragestellen der eigenen
Person und die Verbindung „entfernter” Entscheidungen mit der eigenen Realität und Situation.
Nicht nur die Binärcodierung politischer Information, auch die (übermäßige) Personaliserung von
strukturellen Zusammenhängen beschränkt das imaginative Denken, denn „das argumentative
oder optische Abheben auf Persönlichkeitseigenschaften, vordergründige Charakteretiketten,
tatsächliche oder angebliche Lebensgewohnheiten und Privatismen [wirkt] als Barriere für eine
Thematisierung oder Perzeption poitischer Lösungskompetenzen und- ansät.” (Sarcinelli 1987,
S.179) und lenkt von strukturellen Bedingungen ab, zumal es auch hier oftmals zu einer
reduzierten Dualisierung mehrdimensionaler Probleme auf bestimmte Politiker kommt.
Die Issue-Diskussionen sind, neben der meist vorhandenen Polariserung (die oft keine
Entsprechung in der Realität findet) aufgrund des regressiven charakters pollitscher Symbolik,
auf einem solchen Abstraktionsniveau, daß die Bürger eigentlich keine andere Wahl haben, als
entweder mit Desinteresse oder affektiv zu reagieren, da ihnen das nötige Fachwissen fehlt und
oft auch nicht einmal im Ansatz vermittelt wird, um diese Abstraktionen mit ihrer eigenen
Lebenswelt in Verbindung zu bringen.
Ein enormes Problem symbolischer Politik besteht in den Erwartungen, die geweckt werden.
Denn durch Polarisierung, die Suggestion von Fundamentalalternativen, wo diese in dem Maße
nicht vorhanden sind und durch die bewußte Emotionalisierung und die Nutzung insbesondere
auch wertorientierender Symbole werden oft Handlungskompetenzen suggeriert die niemals
einzulösen sind und schon gar nicht in ein oder zwei Legislaturperioden. Ein gutes Besipiel für
diesen Vorgang wären die Kohl´schen „blühenden Landschaften”. Je höher jedoch die
Erwartungen, desto größer werden nachher die Enttäuschungen sein, wenn das vermeintlich
versprochene nicht eintritt, weil es oftmals (in so kurzer Zeit) gar nicht eintreten kann, dies
allerdings verschwiegen wird.7
Dies dürfte wohl eine der Ursachen für die so oft konstatierte Politk- oder Parteienverdrossenheit
sein oder könnte zumindest darin münden.

6.3. Folgen der Wahrnehmung symbolischer Politik

Jede politische Einstellung umfaßt, laut Weber drei (anlaytische trennbare) Dimensionen
a) die wissensmäßig (kognitive),die
b) bewertende (evaluative) und die
c) gefühlsmäßige (affektive) (Weber 1973, S.5)
Wie wir gesehen haben liegt die für die Steuerungsfunktion rleveante Dominanz symbolischer
Poltik auf der affektiven Dimension und dies um so stärker je geringer der Gestaltungsspielraum
wird. ”Resistenz gegenüber neuen Erfahrungen und Integration in das vorhandene perzeptive
Repertoire kennzeichnen somit die durch symbolische Abstraktion gekennzeichnete Vermittlung

7Natürlich ist auch der Bürger selbst hier nicht unschuldig. Denn der Hinweis der SPD 1989, die
Einheit werde zwangsläufig zu Steurerhöhungen führen, was dann auch den Tatsachen entsprach,
kann als „ehrliche” Poltikvermittlung gelten, wurde aber gerade deswegen, als unbequeme
Wahrheit, wohl nicht honoriert.
und Wahrnehmung von Politik” (Sarcinelli 1987, S.64) insbesondere wenn die affektive Funktion
politscher Symbolik (siehe Kapitel 3.2.) Verstärkt zum Tragen kommt.
Der Bürger als passiver Rezipient „in dessen Bewußtsein sich gleichsam spiegelbildlich die
wahrgenommenen Inhalt abbilden. (Sarcinelli 1987, S.223) hat in der
kommunikationswissenshcafltichen Forschung ausgedient und so entwirft Weber das
Einstellungsmuster des „Politischen Idyllismus”. (Weber 1973)
Dieses Eistellungsmuster gehört nicht zu einem passiven von politischer Apathie
gekennzeichneten Typus, sondern dieser Typus besitzt durchaus Intereresse an Politk. Es handelt
sich hier um „ein Gefüge von Erwartungen und Erklärungsrastern, das an die Probleme der
parlamentarischen Demokratie und ihrer politischen Umwelt klischeehaft und realitätsgebrochen
herangeht, ohne dabei mit politischem Desinteresse oder Teilnahmslosigkeit identisch zu sein.”
(Weber 1973, S.4f.)
Er ist sich klar das sein Leben von Entscheidungen politischer Prozessse beeinflußt wird und
abhängt „der aber Überschaubarkeit, Gewißheit und Eindeutigkeit der Vorgänge im politischen
Bereich erwartet und sich an entsprechend einfach strukturierten und lehrbuchhaft reduzierten
Vorstellungen orientiert, deren Geltungskraft traditionell, nicht empirisch-rational bestimmt ist, ”
(Weber 1973, S.5) es handelt sich hiebei also um eine Form der Redukution von Komplexität.
Weitere Merkmale dieses Einstellungsmusters sind ein ausgeprägtes Harmonieverlangen und das
Bedürfnis politische Zusammenhänge als eindeutig monokausal und dem sozialen Wandel
entzogen zu zu betrachten. Dieser Typ nimmt Zuflucht zu simplifizierenden Vorstellungen,
Erwartungen und Bildern ( „Es wird nicht alles anders, aber vieles besser”) „Die Art wie
solchermaßen die komplexe Wirklichkeit verarbeitet wird, führt nicht zu Erkenntnis, nicht zum
Verstehen, sondern zu Mißverständnissen und in ihrem Gefolge zu Frustrationen.” (Weber,S.16),
da die Poltitk nun größtenteils als als fernes, abstraktes und undurchschaubres Geschehen
empfunden wird, was zumindest potentiell wieder zum Rückzug aus dem Politischen Bereich,
also zu Politikverdossenheit oder gar zu extremen Haltungen führen könnten.
Das Einstellungmuster des politischen Idyllismus kann natürlich nicht nur als Folge (zu stark
reduzierender) Symbolischer Politk betrachtet werden , sonder ist vielmehr von einer vielzahl
sozialer (Sozialisation, Bildung etc.) und psychologischer Faktoren (Filterfunktion) abhängig.
Nichtsdestotrotz ist der Politische Idyllismus auch und „vor allem eine Folge einer
unzureichenden Informationsvermittlung”.(Weber 1973, S.24) Denn zwar sind auch
psychologische und soziale Faktoren nicht unwesentlich an der Entstehung dieses
Einstellungmusters beteiligt „darüberhinaus muß jedoch gesehen werden, daß die Qualität des
Informationsangebots (...), Wirkungen auf den Verarbeitungsprozeß ausübt. Unzureichende
Informationen verfestigen bereits verinnerlichte Bilder und Informationsstrukturen. Adäquate
Informationen beinhalten zumindest die Chance der Korrektur der gespeicherten
Informationsstrukturen, weil die meisten Menschen bestrebt sind, einer permanenten kognitiven
Streßsituation zu entgehen.” (Weber 1973, S.24) zumal ein Großteil was der Einzelne über den
poltischen Prozeß denkt „durch die Beobachtung diese Prozesses gelernt wird und eben nicht nur
auf vorpolitische Erfahrungen zurückgeht.” (Weber 1973, S.26)
Symbolische Poltik (und die Medien als Informationskanal) vermittelt aber in hohem Maße ein
bruchstückhaftes Nebeneinander der Informationen und „atomistische Einsichten”, wie unter
anderem bereits anhand der Kuzlebigkeit politscher Tehmen in den Medien und des permanenten
Arenenwechsels gezeigt werden konnte.
„Die Folge ist, daß sich durch die Ausschnitthaftigkeit der Betrachtungsweise das Blickfeld
systematisch einengt und auf Nebenschauplätze oder gar Pseudoprobleme verlagert.” (Weber,
S.10) Durch die Mangelnde Distanz symbolische Politik als solche zu erkennen entgehen „ihm
(...) [darüberhinaus] die Intentionaliät und Normativität der politischen Sprache und die damit
verbundene Notwendigkeit, politische Begriffe einer ständigen inhaltlichen Überprüfung zu
unterwerfen” (Weber1973, S.17)die Situationsbezogenheit.Symboische Politik wird als solche
also nicht erkannt und dies eröffnet im Zusammenhang mit der affektiven Anwendung derselben
eine enormes manipulatives Potential, also eine Desorientierung im hier gemeinten Sinne.

7. Fazit

Es mag richtig sein, daß es bereits seit der Antike verschiedene Formen symbolischer Politk gibt
und diese nur genauso wie die Nennwertpoltik ein Seite der Medaille poltischen Handels ist und
aus diesem nicht wegzudenken. Symbolische Politk ist in hohem Maße vorrausetzungsgebunden,
d..h abhängig von den Dispositionen (kognitiver und affektiver Art) der Bevölkerung,
gleichzeitig beeinflußt es diese Dispositionen jedoch in erheblichem, nicht zu unterschätzendem
Maße. Je stärker also eine auf affektive Informationsverarbeitung reduzierte Haltung in der
Bevölkerung zum Tragen kommt, desto regressiver und affektiver wird die Symbolische Politk
und je stärker sie dies wird, desto stärker werden diese affektiven Muster verfestigt und es kommt
zu eine kognitiven „Entwöhnung”.
Der Anspruch einer Ordnung und Gesellschaft, die von sich behauptet demokratisch zu sein
erfordert jedoch „eine gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit der Bürger als Voraussetzung dafür,
daß sie am politischen Entscheidungsprozeß unmittelbar und mittelbar mitwirken können und ihn
dadurch demokratisch legitimieren.” (Weber 1973, S.13). Diese Wahrnehmungsfähigkeit
hängt ,wie wir gesehen haben zu einem nicht geringen Teil, von der Informationsvermittlung
selbst ab. Zwar sind die Deutschen im internationalen Vergleich relativ gut informiert, doch
entsprcht ihr Informationsniveau noch nicht dem „Leitbild einer demokratisch- partizipativen
politischen Kultur.” (Gabriel zit. Nach Sarcinelli 1987, S.224)
Es ist im allegmeinen jedoch „ein politisches Wissen, das sich auf Krisen und Konflikte, auf
eineige Protagonisten und auf die eher dramatischen Formen poilitschen Handelns
beschränkt.”( Schulz 1987, S.135) Nun läßt sich zwar einwenden, daß dem Bürger die
Möglichkeit offenstünde sich anderweitig zu informieren, was auch völlig richtig ist, nur handelt
es sich bei diesem Einwand, würde er denn vorgebracht, ja lediglich um eine Bestätigung, daß
die Politikvermittlung in Form symbolischer Politik seitens der Parteien eben keine Sinnstiftende
Reduktion ist.
Und dies kann, nach allem was gesagt wurde, als wahrscheinlich gelten, denn bei der inszenierten
Symbolischen Politk handelt es sich tatsächlich in der Mehrzahl der Fälle keineswegs um eine
sinnstiftende Reduktion, sondern eben um eine Desorientierung und Manipulation (im definierten
Sinne) der Bürger und Wähler.
So ist zu hoffen, daß sich die Vermutung Meyers, daß die einen durch „die Verführung zur
symbolischen Inszenierung als medienbedingte[m] Dauerreiz (...) vom täuschenden Schein
fortwährend geblendet werden und andere das Spiel bald durchschauen und sich verdrossen von
ihm abwenden” (Meyer zit. Nach Srcinelli 1994, S.38) nicht erfüllt.
Abschließend ist nur zu sagen, daß zwar Symbolische Poltik immer auch eine Reduktion von
Wirklichkeit und auch in gewisser Weise ein Schauspiel ist, soll das ganze allerdings nicht zu
einer Groteske werden, so dürfte „in der Theaterwelt wie in der Politik (...) jedoch in gleicher
Weise gelten: Für die Beurteilung der Qualität des ´Schauspiels´ist es von ausschlaggebender
Bedeutung , in welcher Beziehung szenische Verarbeitung und Darstellung zur sozialen Realität
stehen.” (Sarcinelli 1987, S.244)

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