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2010

Standortbilanzierung

Dipl.Kfm. Jörg Becker


04.07.2010
Standortbilanzierung
Wirtschaftsförderer, Entscheider, Akteure vor Ort
von
Jörg Becker
www.beckinfo.de

BoD Verlag
ISBN 978 3 8370 6240 3

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Für Standortbilanzen gibt es keine verbindlichen Vorgaben. Ausfüh-
rung und Inhalt werden einzig und allein durch Informationsanforde-
rungen des Wirtschaftsförderers und Standortentscheiders bestimmt.
Wenn also Anwendungsinteresse an dem in diesem Buch vorgestell-
ten Modell und seiner Vorgehenssystematik besteht, muss jede
Kommune, jeder Standort und jeder Investor eigene Wege gemäß
den individuell anzutreffenden Gegebenheiten finden.

Wie von mir an verschiedenen Stellen immer wieder betont, wird mit
diesem Modellbeispiel nur der Rahmen und das Prinzip für eine
mögliche Standortbilanz vorgestellt. Die hierzu begleitend angeführ-
ten Definitions-, Bewertungs-, Analyse- und Auswertungsbeispiele
sind rein fiktiv und dienen lediglich dazu, den aufgezeigten Weg
etwas anschaulicher zu illustrieren. In der wirklichen Praxis eines
Standortes könnte die dort konkret anzutreffende Realität weit da-
von abweichen.

Das vorgestellte Modell liefert kein Standort-Expertenwissen, son-


dern „nur“ die Beschreibung von Standort-Analyseinstrumenten und
Standort-Darstellungsinstrumenten, deren Praxistauglichkeit ein
Wirtschaftsförderer und Standortentscheider selbst beurteilen kann.

Falls sich also ein Wirtschaftsförderer oder Standortentscheider für


die Realisierung und Umsetzung des vorgestellten Rahmen-Modells
entscheidet, muss er die Inhalte und Strukturen der für ihn erfolgsre-
levanten Standortfaktoren anhand der für ihn maßgeblichen Gege-
benheiten selbst anpassen, neu erarbeiten und in die für ihn dann
maßgeschneiderte Standortbilanz einfließen lassen. Alleinstellungs-
merkmale werden ohnehin nur so erzielt.

Die im Kapitel „Fazit“ dieses Buches komprimierten Schlussfolge-


rungen sollten aber unabhängig vom jeweiligen Einzel- oder Sonder-
fall auf viele Standorte zutreffen können. Das hier vorgestellte Bi-
lanzmodell kann als Vorlage für eine eigene Standortbilanz genutzt
werden.

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- Erfolgskritischer Umgang mit „weichen“ Ressourcen des
Standortkapitals
- Mehr Transparenz für eine komplizierte Standortumwelt
- Einfache und gewichtete Standortanalyse
- Eigenbild- und Fremdbildanalyse des Standortes
- Welcher Bereich des Standortes soll bilanziert werden ?
- Wie sehen die Ausgangslage und das Geschäftsumfeld aus ?
- Welche Vision, welches Leitbild hat der Standort für sich
entwickelt ?
- Mit welchen Strategien soll das Leitbild umgesetzt werden ?
- Angebots- und Nachfrageseite im Markt der Standorte

Definition der Standortfaktoren:


- GP1 Bilanzierung Standortfaktoren (immaterielle „weiche“
Faktoren)
- GP2 STEK-Standortentwicklungskonzept, STEL-
Standortleitbild
- GP3 Standort-/Citymarketing – Vermarktung von
Standortressourcen
- GP4 Wirtschaftsförderung–Akquisition ansiedlungs-
interessierte Firmen
- GP5 Wirtschaftsförderung-Bestandspflege ortsansässige
Firmen
- GE1 Existenzgründungs-/Beratungshilfen, regionale
Förderprogramme
- GE2 Nähe zur Forschung und Entwicklung, High-Tech-
Strategien
- GE3 Standort-Kostenfaktoren und Steuerkonditionen
- GE4 Attraktivität, Image, Rahmenbedingungen des
Standortes
- GE5 Haushaltslage, finanzielle Handlungsspielräum
- HK1 Einwohnerstruktur, soziales Umfeld, Sicherheit
- HK2 Kaufkraft, verfügbare Einkommen, Konsumverhalten
- HK3 Intellektuelles Wissenskapital, Kompetenznetzwerke

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- HK4 Arbeitskräftepotential, verfügbare Fachqualifikationen
- HK5 Leistungs-, Kommunikationsfähigkeit der kommunalen
Verwaltung
- SK1 Gewerbeimmobilienpotentiale, Büroflächen
- SK2 Wohn-, Freizeit-, Erholungsangebote
- SK3 Infrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten
- SK4 Gesundheits-, Versorgungs-, Betreuungseinrichtungen
- SK5 Bildungs-, Kultureinrichtungen
- BK1 Verkehrs-, Logistikanbindungen
- BK2 Standort-Benchmarking, Kooperationsbeziehungen
- BK3 Clusterbildung, Branchenbeziehungen
- BK4 Kongresse, Messen, Tagungen, Internet
- BK5 Beziehungen Wirtschaft zu Wissenschaft
- Bewertung und Messung der Standortfaktoren (Beispiele)
- Selbstbewertung als Schlüssel für Verbesserungsmaßnahmen
- Beispiel-Bewertungsfragen und –Bewertungsbegründungen
- Überprüfung der Standortpotentiale durch Messung mit
Indikatoren
- Zuordnung von Indikatoren auf Standortfaktoren (Beispiel)
- Wirkungsbeziehungen zwischen Standortfaktoren
- Analyse der Wirkungsstärke von Standortfaktoren
- Analyse der Wirkungsdauer von Standortfaktoren
- Analysen und Auswertungen der Standortbilanz
- Das QQS-Portfolio des Standortes
- Ein QQS-Balkendiagramm mit Ampel-Bewertungssystem
- Bewertung der Standortfaktoren anhand QQS-Profildiagramm
Potential-Portfolio verdeutlicht Entwicklungsoptionen des
Standortes
- Eine Standortbilanz maßgeschneidert zusammenstellen
- Zusammenstellung der Standortbilanz als internes
Managementinstrument
- Zusammenstellung der Standortbilanz als externes
Berichtsinstrument
- Struktur und Aufbau einer Standortbilanz im Übersichts-Schema
- Fazit und Maßnahmen zur Standortbilanz (Beispiele)

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- Ausblick und Nutzenaspekte zur Standortbilanz
- Neue Erkenntnisse gewinnen
- Moderierung und Kostensenkung der Planungsverfahren
- Erfolgshebel für die Standortwerbung um die Gunst von
Unternehmen
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit der
planenden Verwaltung
- Arbeitsprogramm für die praktische Umsetzung

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Die Standortbilanz stellt Instrumente bereit, die eine ganzheitlich
ausgerichtete Standortbestimmung auf lokaler und regionaler Ebene
und damit die im Wettbewerb notwendige Schärfung des individuel-
len Standort-Profils unterstützen. Die Standortbilanz arbeitet als 360-
Grad-Radarschirm für vielseitige Analysen und Beobachtungszwe-
cke, mit dem insbesondere auch „weiche“ Standortfaktoren in einem
übersichtlichen Gesamtrahmen identifiziert, gemessen und abgebil-
det werden können. Aus den Analysen und Ergebnisse der Standort-
bilanz können potentialorientiert Maßnahmen- und Handlungsemp-
fehlungen entwickelt werden. Einfach verständliche Ampel-Dia-
gramme mit rot-gelb-grün-Sektoren für eine überschaubare Einord-
nung von Standortfaktoren verstärken die Akzeptanz. Die Standort-
bilanz ist auf einer methodisch durchgängigen Systematik aufgebaut
und kommt Denkweisen von zahlenorientierten Investoren und Ent-
scheidern entgegen. Bei unterschiedlichen Entscheidungsebenen,
Zuständigkeiten, Raumbezügen, Datenbeständen und Planungskom-
petenzen fördern Standortbilanzen aufgrund einheitlicher Analyse-
und Bewertungsmethoden die Kommunikationsfähigkeit zwischen
allen Beteiligten an Standortprozessen. Die Transparenz von Stand-
ortentscheidungen erhöht sich durch nachvollziehbare Bewertungen.

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Welcher Bereich des Standortes soll bilanziert werden ?
Als Grundlage für die Festlegung des Bilanzierungsbereiches
sollte zunächst die Ausgangssituation des Standortes definiert
und beschrieben werden. Damit wird ein Fixpunkt für die fun-
dierte Entwicklung von Zielen, Aktionen und Maßnahmen
geschaffen. Es wird der Grundstock für eine möglichst breite
Daten- und Informationsbasis gelegt. Ausgangsfrage: Soll der
Standort als Ganzes oder nur in einzelnen Bereichen oder Pro-
zessen betrachtet werden ?

Das Standort-Geschäftsmodell wird mit Hilfe von Bilanzie-


rungsbereich, Geschäftsumfeld, Vision, Strategie, Geschäfts-
prozesse (GP) und Geschäftserfolge (GE) beschrieben. Vo-
raussetzung für Standortentscheidungen, die für alle Beteilig-
ten, d.h. sowohl für den nachfragenden Investor als auch für
den sich anbietenden Standort, zu einem guten und nachhaltig
wirtschaftlichen Ergebnis führen ist, dass ein Standortprofil
möglichst genau auch das individuelle Anforderungsprofil des
Unternehmens abdecken kann. Alle Faktoren des Standortes
müssen daher so vollständig und umfassend wie möglich/nötig
identifiziert, erfasst, bewertet, quantitativ gemessen und bilan-
ziert werden (Anmerkung: bei Analyse von 25 Standortfakto-
ren, von denen jeder mit jedem zusammenhängt, gäbe es rein
rechnerisch betrachtet n !, d.h. 25 Fakultät = 1*2*3.........*25
Kombinationsmöglichkeiten, Analysesituationen). Es dürfte
daher schon allein aus diesem einfachen Grund schnell an
Grenzen stoßen, derart komplex zusammenhängende Wir-
kungsbeziehungen allein verbal oder mit Fotos bewältigen zu
wollen.

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Als alles entscheidende Frage steht daher im Raum: wie, wem
und mit welchen Instrumenten gelingt es, das kreative Poten-
zial, immaterielle Vermögen/Kapital des Standortes (quantita-
tiv nachprüfbar, mit allen Wirkungsbeziehungen) offen darzu-
legen ? Nicht zuletzt wird auch der Umfang der hier vorge-
stellten Standortbilanz davon abhängen, ob sich ihr Bilanzie-
rungsbereich auf eine Kommune, einen Kreis oder eine ganze
Region erstreckt. Denkbar wäre auch, gemarkungsübergrei-
fende kommunale Kooperationen in einer eigens dafür zu-
sammen gefassten Standortbilanz darzustellen. Ein weiterer
Ansatz für die Festlegung des Bilanzierungsbereiches könnte
sein, eine Standortbilanz auf einen besonders wichtigen Clus-
ter als Multiplikatorenzentrale auszurichten, wie beispielswei-
se nur für die Kreativwirtschaft, den Informationstechnologie-
Sektor oder die High-Tech-Wirtschaft. Die Auswahl der
Standortfaktoren für den Aufbau einer Standortbilanz-Struktur
dürfte ebenfalls je nach festgelegtem Bilanzierungsbereich
unterschiedlich ausfallen:

Komm
une

Bilanzierungs-
Region Kreis
bereich

Cluster

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