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Deshalb sind in der Landwirtschaftszone Bauten zugelassen, die (RPG 16a) der Standortgebundenheit heisst, daß die Baute aus technischen oder betriebswirtschaftlichen Grün-
y landwirtschaftlichen Bewirtschaftung oder den auf einen Standort ausserhalb der Bauzonen angewiesen ist. Dieses Kriterium bestimmt nicht
y dem produzierenden Gartenbau dienen; ferner Bauten, die nur den Standort, sondern auch die Dimension der Baute.
y der inneren Aufstockung dienen (Abs. 2).
Man kann absolute und relative Standortgebundenheit unterscheiden. Absolut standortgebun-
Nach RPV 34 („Zonenkonformität in der Landwirtschaftszone“) sind Bauten und Anlagen zonen- den ist eine Baute, wenn überhaupt kein anderer Standort in Frage kommt. RPG 24 begnügt sich
konform, wenn sie aber mit relativer Standortgebundenheit; es müssen besonders wichtige und objektive Gründe
y der bodenabhängigen Produktion oder vorliegen, die den vorgesehenen Standort gegenüber anderen Standorten als viel vorteilhafter
y der inneren Aufstockung dienen. erscheinen lassen. Subjektive Gründe liegen nur in der Person des Gesuchstellers (z.B. finanzielle
Interessen) und reichen nicht aus.
Das heisst: die ersten beiden unter RPG 16a genannten Kriterien finden Anwendung auf boden-
abhängige Betriebe; die jetzt erlaubte bodenunabhängige Produktion fällt unter die innere Auf- Die relative Standortgebundenheit kann positiv oder negativ sein.
stockung. y Positive Standortgebundenheit: die Baute ist auf den betreffenden Standort wegen Eigen-
Bauten, die zur bodenunabhängigen Produktion dienen, sind zonenkonform, wenn sie (wie alle schaften dieses Standortes angewiesen (Bergrestaurant auf Berge; Kraftwerk auf Stausee;
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Zulässig war eine Pferdepension auf einem Landwirtschaftsbetrieb, weil das Futter auf dem Hof produziert werden konnte. Das BGer ließ aber offen, ob das als bodenabhängig oder als innere Aufstockung zu bewilligen war (wohl
eher das zweite, und die Tatsache, daß das Futter auf dem Hof produziert werden konnte, zeigte bloß, daß der Charakter als landwirtschaftlicher Betrieb gewahrt wurde).
David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr 2
Bauten in der Landwirtschaftszone) für den Betrieb nötig sind und keine überwiegenden Interes- Scheinwerfer zur Pilatusbeleuchtung auf den Pilatus, usw.)
sen entgegenstehen; daneben muß der landwirtschaftliche Charakter des Betriebes gewahrt y Negative Standortgebundenheit: die Baute ist auf den betreffenden Standort angewiesen,
bleiben. Unter dem Titel der inneren Aufstockung ist z.B. ein Betrieb für die Geflügelaufzucht oder weil andere Standorte nicht oder kaum in Frage kommen (Abfalldeponie, Schiessanlage
die Schweinemast zulässig, solange der Betrieb nicht als Industriebetrieb erscheint.1 usw.)
Dann sind bauliche Maßnahmen zulässig. Neue Gebäude dürfen aber nicht unter diesem Titel
erstellt werden, nur bestehende baulich verändert.
Betriebsnähe heisst, daß das Nebengewerbe räumlich, aber auch sachlich mit dem Betrieb ver-
bunden ist. Z.B. kann eine Scheune zu einer Schreinerei umgebaut werden, auch wenn das Holz
nicht vom eigenen Betrieb stammt (sonst würde es sich u.U. um eine innere Aufstockung han-
deln?). Das Zusatzeinkommen darf immer nur den Charakter eines Nebeneinkommens haben, der
Betrieb muß landwirtschaftlich bleiben.
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Ausnahmen innerhalb der Zonen betreffen öffentlichrechtliche Bauvorschriften und fallen unter PBG 220. Ausnahmen sind möglich, wenn die Anwendung der Vorschriften im Einzelfall nicht zumutbar wäre, die Ausnahme dem Sinn
und Zweck der dispensierten Norm nicht zuwiderläuft und keine überwiegenden Interessen entgegenstehen.
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Nicht zulässig ist deshalb ein Lagerdepot für Wein, wenn die dazu verwendeten Reben ausserhalb der Region angebaut wurden. Mit RPV 34 II soll ermöglicht werden, daß einerseits zwar nicht nur gerade Landwirtschaft im engsten
Sinn möglich ist – das würden die Bauern wohl nicht überleben –, daß andererseits aber nicht gerade Industriebetriebe in Landwirtschaftszonen entstehen. Das wird erreicht, indem die Lagerungs-, Aufbereitungs- oder Verkaufsbe-
triebe mit dem Standortbetrieb mehr oder weniger verknüpft werden. Auf der anderen Seite soll auch nicht jeder Betrieb noch eine Lagerhalle bauen, deshalb dürfen sich mehrere Betriebe dafür zusammentun („Produktionsgemein-
schaft“).
David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr 3