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Arrest

David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr

Voraussetzungen Arrestgründe
Arrest ist möglich für Geldforderungen, die grundsätzlich fällig sein müssen (Ausnahme: s. Schuldner ohne festen Wohnsitz (SchKG 271 Ziff. 1)
rechts).1 Weder in der Schweiz noch im Ausland. Ein solcher Schuldner kann an seinem Aufenthaltsort
(SchKG 48) betrieben werden.
In diesem Fall muß die Forderung nicht fällig sein.
Ferner ist der Arrest ausgeschlossen, wenn für die Forderung ein Pfand (Grund- oder Faust- Unredliches Verhalten (SchKG 271 Ziff. 2)
pfand2) haftet. Der Schuldner schafft Vermögenswerte beiseite3, flüchtet oder trifft Anstalten zur Flucht.
Beides setzt voraus, daß der Schuldner in entsprechender Absicht den objektiven Tatbestand
erfüllt.
Auch hier ist der Arrest möglich, wenn die Forderung noch nicht fällig ist.
Der Arrest setzt einen Arrestgegenstand voraus, das heisst in der Schweiz belegene Vermö- Taschenarrest (SchKG 271 Ziff. 3)
genswerte des Schuldners.4 Der Schuldner muß rechtlich, nicht bloss wirtschaftlich daran betei- Der Schuldner befindet sich auf der Durchreise oder gehört zum Personenkreis der Messe- und
ligt sein (Durchgriff ist möglich). Auch das ist glaubhaft zu machen. Marktbesucher (Touristen; Marktfahrer, Schausteller).
Dieser Arrestgrund gilt nur für ihrer Natur nach sofort zu erfüllende Schulden, z.B. Verzehr,
Das Vermögen muß so genau bezeichnet werden, daß keine fishing expedition vorliegt. Die Unterkunft, Treibstoff u. dgl.
Bank z.B. muß namentlich genannt werden. Ein Gattungsarrest ist aber zulässig.
Zuletzt muß ein Arrestgrund vorliegen.5 Ausländerarrest (SchKG 271 Ziff. 4)
Wenn der Schuldner nicht in der Schweiz wohnt6 und hier auch keinen Betreibungsstand hat7,
ist der Arrest gegen ihn dennoch möglich, auch wenn kein anderer Arrestgrund gegeben ist,
wenn
y die Forderung einen genügenden Bezug zur Schweiz aufweist8, oder
y die Forderung auf einem provisorischen9 oder definitiven Rechtsöffnungstitel (d.h. voll-
streckbar) beruht.

Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, ist gegen einen Schuldner in der Schweiz der
Arrest auch möglich, wenn einen anderer Arrestgrund gegeben ist.10
Diese Voraussetzungen sind nur, aber immerhin, glaubhaft zu machen (SchKG 272); damit sol- Verlustschein (SchKG 271 Ziff. 5)
len Sucharreste vermieden werden. Es muß ausreichen, wenn nach der Schilderung des Gläubi- Provisorische und definitive Verlustscheine rechtfertigen einen Arrest; auch gleichwertige aus-
gers die gute Möglichkeit besteht, daß die genannten Vermögenswerte vorhanden sind. ländische Bescheinigungen.
LugÜ-Arrest (LugÜ 24, 39)
Nach LugÜ 34 und 36 ist die Vollstreckung im LugÜ-Verfahren auf Antrag des Gläubigers ex

1
Das entspricht der Hauptsacheprognose bei vorsorglichen Maßnahmen kantonalen Rechts, der sog. Verfügungsanspruch.
2
Darunter fällt auch ein Retentionsrecht, vgl. SchKG 37.
3
Verschleudert sie, schafft sie ins Ausland, versteckt sie, verschenkt sie usw.
4
Irgendein Vermögenswert kann verarrestiert werden, Forderungen (z.B. Bankguthaben) wie auch Mobiliar- und Immobiliarsachen.
5
Dem entspricht der Verfügungsgrund, die Nachteilsprognose.
6
Das muß nicht heißen, daß er im Ausland wohnt. Er kann auch keinen Wohnsitz haben; auch dann ist Ziff. 4 anwendbar (vgl. aber nächste FN).
7
Z.B. Zweigniederlassung oder ein Wahldomizil.
8
Das ist der Fall, wenn die Forderung in der Schweiz begründet wurde oder zu erfüllen ist, der Gläubiger in der Schweiz Sitz oder Wohnsitz hat, ein schweizerischer Gerichtsstand gilt, … Nicht ausreichend ist Inkassozession an einen
Gläubiger in der Schweiz, wohl aber Zession zahlungshalber.
9
Also eine Schuldanerkennung; ob es sich darum handelt, ist nach schweizerischem Recht zu beurteilen. Es reicht, wenn die vorläufige Prüfung ergibt, daß es sich um eine solche handelt.
10
Wenn der Schuldner überhaupt keinen Wohnsitz hat, wird i.d.R. nicht Ziff. 4, sondern Ziff. 1 angewandt.
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parte möglich. Der Schuldner wird erst nach der Vollstreckbarkeitsentscheidung anzuhören. Er
kann innert 1 Monat einen Rechtsbehelf einlegen. Solange über diesen Rechtsbehelf noch
nicht entschieden ist, sind nach LugÜ 39 sichernde Maßnahmen zulässig. Als solche sichernde
Massnahme kommt der Arrest, aber auch die provisorische Pfändung in Betracht.

Verfahren Rechtsmittel Prosequierung


Zuständig ist der Einzelrichter im summarischen Verfahren (ZPO 213) Der Gläubiger, wenn der Arrest nicht bewilligt Die Prosequierung ist erforderlich, wenn nicht schon vor dem Arrest die
am Ort der Vermögenswerte (SchKG 27211). wird: Betreibung eingeleitet oder Anerkennungsklage eingereicht wurde.
Gegen den Entscheid des ERsV ist Rekurs i.S.v.
Vermögenswerte sind belegen: ZPO 271 Ziff. 1 innert 10 Tagen ans OGer mög- Sie muß innert 10 Tagen nach dem Ende des Arrestvollzugs- und
y körperliche Sachen: am Lageort lich; gegen den Entscheid des Obergerichts die Rechtsmittelverfahrens (SchKG 278 V; 279 I)17 durch
y Forderungen: wenn der Schuldner Sitz/Wohnsitz in der Schweiz kantonale Nichtigkeitsbeschwerde und die
hat, ist die Forderung am Erfüllungsort belegen; da es i.d.R. um staatsrechtliche Beschwerde. Noven werden in y Betreibung am Arrestort (SchKG 5218) oder am ordentlichen Be-
Bankguthaben geht, ist das der schuldnerische Sitz/Wohnsitz. An- ZH grosszügig zugelassen. Klageänderung treibungsort
ders bei Sitz/Wohnsitz im Ausland; hier ist der Hauptsitz der Bank (andere Vermögenswerte) sind nach ZPO 61 y Anerkennungsklage (nach GestG/LugÜ [nicht am Arrestort], IPRG
Belegenheitsort; allenfalls auch die Zweigniederlassungen, wenn möglich, kann also bei Schlechterstellung des [subsidiär am Arrestort])
die Forderung einen Bezug zur Niederlassung aufweist. Schuldners abgewiesen werden. y Rechtsöffnungsbegehren (bei prov. Titel)
y Fortsetzungsbegehren (bei def. Titel)
Die Voraussetzungen (s. oben) sind glaubhaft zu machen; das gilt auch Der Schuldner oder betroffene Dritte, wenn y Schiedsvereinbarung: notwendige Schritte zur Bestellung des
für die Partei- und Prozessfähigkeit der Parteien. Es kann erforderlich der Arrest bewilligt wird:16 Schiedsgerichts
sein, auch den Inhalt ausländischen Rechts glaubhaft zu machen. Es Nach SchKG 278 ist die Einsprache gegen den
handelt sich um ein ex parte-Verfahren, daher auch keine PE möglich. Arrestbefehl beim Arrestrichter gegeben; sie Erhält der Schuldner keine Rechtsöffnung, muß er innert 10 Tagen auf
muß innert 10 Tagen nach Kenntnis von dessen Anerkennung klagen; ebenso, wenn der Schuldner nach erfolgreicher
Der Gläubiger hat nach GebV 49 II einen Kostenvorschuss zu leisten. Anordnung erhoben werden. Rechtsöffnung Rechtsvorschlag erhoben hat.
Ferner kann der Gläubiger zur Leistung einer Arrestkaution verpflichtet Es handelt sich inhaltlich um eine Wiedererwä-
werden (SchKG 273 I). Sie dient als Substrat für seine Schadenshaftung, gung; das Verfahren ist kontradiktorisch, alle Wenn der Schuldner mit der Anerkennungsklage Erfolg hat oder wenn
wenn sich der Arrest als ungerechtfertigt herausstellt (SchKG 273 I, II).12 Noven zulässig. der Schuldner nach provisorischer Rechtsöffnung keinen Rechtsvor-
Der Einsprache ist innert 10 Tagen von Bundes- schlag erhoben hat, muß der Gläubiger innert 10 Tagen das Fortset-
Bewilligt der ERsV den Arrest, stellt er den Arrestbefehl13 aus; damit rechts wegen (SchKG 278 III) und daher ohne zungsbegehren (SchKG 88) stellen.
wird das Betreibungsamt am Arrestort angewiesen, den Arrest zu voll- Streitwertgrenze weiterziehbar, nach GVG 43 I Je nach Schuldner wird die Betreibung dann durch Pfändung (am Arre-
ziehen (SchKG 274 I). Der Vollzug richtet sich nach den Regeln über die ans OGer. stort) oder Konkurs (nur am ordentlichen Betreibungsort möglich) fort-
Pfändung (SchKG 91 ff.).14 Statt einer Pfändungs- wird durch den Voll- gesetzt.
zugsbeamten eine Arresturkunde ausgestellt, der sie dem Betreibungs- Zwar haben Einsprache und Weiterzug keine

11
Das gilt auch international, weil sich nationale Massnahmezuständigkeiten wegen LugÜ 24 und IPRG 11 im internationalen Verhältnis durchsetzen.
12
Die Höhe bestimmt der Richter ermessensweise nach dem möglichen Schaden.
13
Inhalt: Name, Wohnort und Vertreter des Gläubigers; Name und Wohnort des Schuldners; Arrestforderung; Arrestgrund; Arrestgegenstände; Hinweis auf Schadenersatzpflicht und allenfalls Kaution.
14
Anwesenheit des Schuldners Pflicht (StGB 323 Ziff. 1); Behältnisse öffnen; Auskunftspflicht Dritter und von Behörden (das geht dem Berufs- und Bankgeheimnis vor!); Kompetenzstücke und Reihenfolge der Pfändung; Wirkungen
wie bei der Pfändung, also Arrestbeschlag mit Strafdrohung (Verstrickungsbruch, StGB 169; Verfügungen des Schuldners immerhin gutgläubigen Dritten gegenüber gültig); Sicherungsmassnahmen (amtliche Verwahrung wenn nötig,
Anweisung an Schuldner, Vormerkung); Widerspruchsverfahren (der Dritte kann sich auch noch im Einspracheverfahren gegen den Arrest wehren, indem er vorbringt, es handle sich nicht um Vermögenswerte, die dem Schuldner
gehören). Kein Pfändungsanschluss.
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amt übermittelt, und dieses dem Gläubiger und dem Schuldner. aufschiebende Wirkung, soweit der Arrest Möglich ist auch, daß der Schuldner vor dem Arrest ohne Betreibung
betroffen ist, doch laufen die kurzen Prosequie- direkt klagt. Dann muß er, wenn er in der Zwischenzeit Arrest gelegt
Dem Schuldner dürfen auf Gesuch (spätestens vor der Pfändung) die rungsfristen nach SchKG 279 nicht (SchKG 278 hat, innert 10 Tagen nach Urteilseröffnung die Betreibung einleiten
Arrestgegenstände belassen werden, wenn er dafür Sicherheit15 leistet. V). (SchKG 279 IV).

Der Arrest entfällt, wenn der Gläubiger die Prosequierungsfristen nicht


einhält, die Betreibung oder Klage zurückzieht oder mit der Klage end-
gültig abgewiesen wird (SchKG 280).19

15
Hinterlegung, Solidarbürgschaft, gleichwertige Sicherheit, z.B. Bankgarantie.
16
Auch der Gläubiger, falls er nur die Höhe der Arrestkaution anficht, MEIER-DIETERLE.
17
Das heisst: Wird die Arrestbewilligung nicht durch den Schuldner angefochten, 10 Tage nach Zustellung der Arresturkunde.
18
Betreibung nur in die verarrestierten Vermögenswerte.
19
Wenn sich die Prosequierung nicht auf denselben Sachverhalt wie beim Arrest bezieht, entfällt der Arrest.

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