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KRIMI-TIPP
# 54
(Januar - Juni 2010)
Wie immer hoffe ich, daß ich Sie wieder auf interessante
Sekundärliteratur, spannende Hörbücher und unterhaltsame
Krimis (PKT) aufmerksam machen konnte. Die Bezugsanschrift für
alle hier vorgestellten Titel finden Sie am Schluß des KRIMI-
TIPP (bitte geben Sie bei Bestellung stets die KT-Nummer an,
die sich am Schluß jedes Hinweises befindet – danke). Ich
würde mich freuen, von Ihnen zu hören, bis dahin
HINWEIS
in eigener Sache
HINWEISE
DIE SEKUNDÄRLITERATUR
(vt) = Verlagstext
EURO 16,80
Bereits im KRIMI-TIPP 32 (2003) konnte ich auf die deutsche
Erstauflage von Beinhart’s „Crime. Kriminalromane und Thriller
schreiben“ hinweisen. Auf Grund des großen Interesses hat der
Verlag im März 2010 jetzt die 2. Auflage vorgelegt. Ich
erinnere mich noch gut an die IACW Conference 1995 in der Nähe
von Prag, an der auch mein amerikanischer Kollege Larry
Beinhart teilnahm [IACW = International Association of Crime
Writers]. Für ihn stand nicht die IACW Conference im
Vordergrund, sondern allein die Möglichkeit west- und
osteuropäische Krimiautorinnen und –autoren ausführlich zu
ihren Vorgehensweisen beim Schreiben und Plotten von Krimis zu
befragen. Beinhart wollte seinerzeit sein ursprüngliches
Buchmanuskript „How to Write a Mystery“ für seine Creative-
Writing-Seminare mit Hinweisen zu Vorgehen und
Arbeitserfahrung europäischer AutorInnen erweitern. Er trug
uns also seine Ideen und seinen Arbeitsstil vor, und bat um
Einschätzungen bzw. Ergänzungen. Larry Beinhart, ausgezeichnet
mit den „Edgar Award“ und dem „Gold Dagger“, beschloss nach
der Lektüre von zwei absolut schlechten Krimis, selbst Krimi-
Autor zu werden. Wie hinreichend bekannt, mit herausragendem
Erfolg. Inzwischen ist Beinhart Dozent für kreatives Schreiben
im Bereich Kriminal- und Spannungsliteratur. „Das Krimigenre
ist ein großes Hotel mit jeder Menge freier Zimmer, die so gut
wie jeder buchen kann. Schreiben Sie Ihr Werk so, wie Sie es
selbst gerne lesen würden“. „Crime“ ist eine Schritt-für-
Schritt-Anweisung für zukünftige KrimiautorInnen, bestimmt
aber auch nicht ohne Interesse für bereits veröffentlichte
KrimiautorInnen. KT 54
www.larrybeinhart.com
III. Bettini, Marco: Pentito. Ein Mafioso packt aus. 2010, 347
S., (Pentito. Una storia di mafia, Ü.v. Marie Rahn), Ullstein
Taschenbuch 37334, 3-548-37334-8 / 978-3-548-37334-8 / K 24 35
17 66, EURO 8,95
1956 kommt Enzo als jüngstes von acht Kindern in einer
sizialianischen Bauernfamilie zur Welt. Mit 16 Jahren wird er
offizielles Mitglieder der Coas Nostra. In ihrem Auftrag
treibt Enzo Schutzgelder ein, schmuggelt Drogen und
organisiert Mordanschläge. Immer wieder sitzt er im Gefängnis
kleinere Strafen ab, bis er beschließt, sich nach Deutschland
abzusetzen. Dort verliebt er sich in die Halbitalienerin
Marina und verübt gemeinsam mit ihr und ihrem Bruder Carl
einen Bankraub. Sie werden erwischt, und Enzo wird erneut
festgenommen. Als Enzo noch im Gefängnis den Auftrag erhält,
den berühmten Anti-Mafia-Richter Borsellino zu töten und sich
anschließend nach Australien abzusetzen, wird ihm klar, dass
er auf die Abschussliste der Bosse geraten ist – warum sonst
würden sie ihm den gefährlichsten aller Aufträge geben und ihn
ans andere Ende der Welt abschieben? Enzo trifft eine
folgenschwere Entscheidung: Er will mit der Mafia abrechnen
und wird zum „Pentito“. Aufgrund seiner Aussage konnten
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Vincent Bugliosi den Edgar Allan Poe Award in der Sparte „Best
True Crime“. KT 54
Hinweis
III. Petermann, Axel: Auf der Spur des Bösen. Ein Profiler
berichtet. 2010, 304 S., Ullstein Taschenbuch 37325, 3-548-
37325-9 / 978-3-548-37325-6 / K 24 37 76 27, EURO 8,95
Die spektakulärsten Fälle von Deutschlands bekanntestem
Profiler. In Deutschland werden zwischen neunzig und
fünfundneuzig Prozent aller Morde in sehr kurzer Zeit
aufgeklärt. Häufig kannten die Täter ihre Opfer, waren
Bekannte oder Verwandte. In vielen Fällen hinterlassen die
Mörder am Tatort Spuren, die mit den heutigen Mitteln viel
besser gelesen werden können als früher und somit die Arbeit
der Beamten erleichtern. Doch was ist mit den Fällen, die
trotz umfangreicher Ermittlungen nicht gelöst werden können?
Was ist, wenn zum Beispiel eine Frauenleiche verstümmelt in
einem Müllsack gefunden wird oder ein Soldat erschossen in
einem Zugabteil liegt, es keinerlei Hinweise auf einen Täter
gibt und die Polizei vor scheinbar unlösbaren Fällen steht?
Wenn alle herkömmlichen Ermittlungsmethoden versagen, kommt
Axel Petermann zum Einsatz. Er ist Tatortanalytiker, ein
sogenannter Profiler. Er wertet die Spuren vom Tatort aus,
rekonstruiert aus vielen Mosaiksteinen das Tatgeschehen und
befasst sich intensiv mit Opfern und Tätern. Er versucht sich
in sie hineinzuversetzen, sie zu verstehen. So muss ein Täter
zum Beispiel ständig Entscheidungen treffen. Das beginnt bei
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über Mordfälle in der Gegend. Dies ist sein erstes Buch. (vt)
KT 54
KT 54
NACHWEISE
interessante Sekundärliteratur, die trotz Anforderung das
Archiv nie erreichten
– Schade –
(vt = Verlagstext)
Film Noir und zeigt auf, wie sich deren Konstruktion und
Einsatz im filmischen Werk des Künstlers darstellen und
verändern. (vt) KT 54
AUSGELESEN
von Gisela Lehmer-Kerkloh
(Berlin)
Grand Cru ist der zweite Fall für Bruno, Chef de police im
Perigord/Frankreich. Martin Walker gelingt es hervorragend die
Stimmung des schönen Perigord mit seinem kulinarischen
Genüssen und geheimnisvollen Landschaften einzufangen. Die
Weinbauern verfolgen teils sorgen-, teils hoffnungsvoll die
Absicht eines amerikanischen Weinmultis die Weinberge der
Gegend aufzukaufen. Freunde beginnen einander zu mißtrauen -
jeder könnte vom Amerikaner gekauft sein. Ökoradikale, die die
Landschaft unverändert erhalten wollen, machen von sich reden.
Dann brennt eine Scheune, von deren Existenz niemand wusste,
und ein in der ortsansässigen Kommune lebender junger Mann
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ABGEHÖRT
von Gitta List
(Bonn)
Ab Mitte der 1990er tauchten Autoren auf, von denen einige bis
heute aktiv geblieben sind, während sich andere auf ein
einziges Werk beschränkten und dann wieder von der Bildfläche
verschwanden. Die Autoren, die in einer Zeit mit drastischer
Zunahme der Verbrechensquote aus eigener Neigung oder durch
die Lektüre anglosächsischer Krimis angeregt ihre krankhafte
Welt beschreiben, beziehen ihre Ideen aus den aktuellen
sozialen Zuständen. Natürlich lassen sich einige auch
weiterhin von der ferneren Vergangenheit inspirieren.
Ein großer Anreiz für die Leserschaft, aber auch eine Garantie
für ein längeres Überleben dieser Kategorie von Büchern dürfte
in der Unmittelbarkeit des Schreibens und der Authentizität
der Geschichten liegen. Wenn sich ein stabiler Fortgang und
eine höhere Qualität des Krimigenres abzeichnet, ist nicht
auszuschließen, dass das Publikum zukünftig seine Vorbehalte
ablegt.
PS: Ich möchte mich bei den Autoren entschuldigen, die ich
nicht namentlich erwähnt habe, doch dies hätte den Rahmen
eines so kurzen Kommentars entschieden gesprengt.
© Chrysa Spyropoulou
****
Seit jeher wird die Ehrfurcht der Iren vor der Macht des
Wortes besungen. Nicht nur Shakespeare, sondern auch Jonson
und Sir Philip Sidney erwähnen, dass in Irland die Ratten mit
Versen getötet werden können. Der kürzlich verstorbene Hugh
Kenner wies mehrfach darauf hin, wie in keltischen
Überlieferungen Barden sich mit Reimen bis auf den Tod
duellieren.
© J. Madison Davis
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hatten die Nase vorn: Der Band war tatsächlich die erste
Sammlung von Sherlock-Holmes-Geschichten in der DDR und
erlebte eine ganze Reihe von Nachauflagen.
Ein wahrer Albtraum ist es für mich, wenn ich auf sachliche
Fehler im Text stoße und vor die Wahl gerate, sie aus Treue
zum Original einfach zu reproduzieren oder wegen der
Stimmigkeit des Inhalts zu korrigieren. Ein Beispiel: In einer
Erzählung, die als Tagebuch abgefasst war - Doyle hat die
Tagebuchform gern und oft benutzt – stimmten die internen
zeitlichen Bezüge nicht. Der Tagebuchschreiber notiert, einen
Sachverhalt bereits im Eintrag vom Soundsovielten, also vor
soundsovielen Tagen, erwähnt zu haben. Aber weder das Datum
des Eintrags noch die Zahl der seitdem vergangenen Tage
stimmte. Betraf der Irrtum den vergangenen Eintrag, oder war
das aktuelle Datum falsch? Wie auch immer, das Problem ließ
sich nur durch die Korrektur mehrerer aufeinander folgender
Daten lösen. - Dachte ich damals. Heute würde ich einen
solchen Eingriff nicht mehr vornehmen. Ein anderes Beispiel:
In der Erzählung J. Habakuk Jephsons Statement taucht ein
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durch den Umstand gestützt, dass der Mann, der im Roman den
Psalm zitiert, Priester einer nicht näher bezeichneten
freikirchlichen Gemeinde ist. Es stellte sich dann allerdings
die Frage, wie diese Distanziertheit dem deutschen Leser des
21. Jahrhundert zu vermitteln war. Ich habe mich schließlich
dafür entschieden, das Zitat in der Fassung der Elberfelder
Bibelübersetzung wiederzugeben, die in deutschen Kirchen wenig
gebräuchlich ist.
Und wie steht es mit den Passagen, in denen Sherlock Holmes
seinen Rauschgiftkonsum rechtfertigt und als Mittel der Flucht
aus dem grauen, unerträglichen Alltag preist? Hatte Dr. med.
Doyle vor, harte Drogen zu verharmlosen und jugendliche Leser
in Versuchung zu bringen? Durchaus nicht. Die Passagen machen
erst Sinn, wenn man weiß, dass Sherlock Holmes ursprünglich
nicht als positive Identifikationsfigur für den Leser angelegt
war. Anfangs sollte er ein ziemlich unsympathischer, suspekter
Typ sein, ein Frauenverächter mit beträchtlichen Defiziten in
Allgemeinbildung und Sozialverhalten - ein Freak
gewissermaßen, begabt nur mit einer außergewöhnlichen
Fähigkeit. Wenn der Computer damals schon erfunden gewesen
wäre, hätte Doyle seinen Detektiv als solchen bezeichnet.
Immerhin lässt er Watson kopfschüttelnd ausrufen: „You really
are an automaton – a calculating machine (...) There is
positively something inhuman in you at times.“ Holmes'
Umstilisierung zum eleganten Gentleman und verdankt er im
Wesentlichen den modischen Illustrationen von Sidney Paget,
die für den Fortsetzungsabdruck im Strand Magazine angefertigt
wurden. Doyle war klug genug zu erkennen, dass die Leser einen
sympathischeren Holmes wollten, und den gab er ihnen auch: Er
vermenschlichte die Figur (die er privat „the puppet“ oder
„the doll“ nannte) nach und nach, schwächte ihre negativen
Züge ab und entwöhnte sie völlig vom Morphium und der
berüchtigten 7-prozentigen Kokainlösung.
© Reinhard Hillich
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GASTBEITRÄGE
© Bernd G. Bauske
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Dies ist die Geschichte von einem, der auszog, das Kochen zu
lernen. Das versuchen in jüngerer Zeit viele Leute. Die Flut
der Kochsendungen im Fernsehen leistet in dieser Hinsicht
ganze Arbeit. Bei einem wie Gregor Weber hätte man ohnehin
vermutet, dass sein Eifer mit dem Fernsehen zu tun hat. Gregor
Weber?
Ja, richtig, der sympatisch schusselige Tatortler Stefan
Deininger aus dem Saarland! Vor Jahren spielte er noch das
Greenhorn an der Seite des großen Palü (der auch gern kocht),
heute stellt er einen auch äußerlich stark veränderten
Hauptkommissar dar, der seine Fälle gemeinsam mit dem aus
Bayern importierten Franz Kappl (Maximilian Brückner) löst.
Glaubt man Gregor Weber ist Kochenlernen um Welten
anforderungsreicher als die Aufklärung eines
durchschnittlichen Tatortfalles.
Gregor Weber entschloss sich zu einer Art Gehirnwäsche am
Herd, zum Praktikum im Sterne-Restaurant. Bis zur IHK-Reife
wollte er sich schinden. Woher der Ergeiz?
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©: Detlef Hartlap
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Wie üblich:
Deutsche Bücher innerhalb Deutschlands stets porto- und
verpackungskostenfrei / fremdsprachige Titel ab einem
Rechnungsendbetrag von € 52,00 innerhalb Deutschlands
ebenfalls porto- und verpackungskostenfrei!
Bitte geben Sie bei Bestellungen stets die KT-Nummer an, die
sich am Schluß jedes Hinweises befindet – danke.