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Buchhandlung Missing Link Zweigniederlassung Bonn


Thomas Przybilka Buschstr. 14 D-53113 Bonn
Tel: 0228 – 24 21 383 Fax: 0228 – 24 21 385

KRIMI-TIPP
# 54
(Januar - Juni 2010)

Ein Service des BoKAS


Bonner Krimi Archiv [Sekundärliteratur]
Buschstr. 14, D – 53113 Bonn

zu deutscher und internationaler Sekundärliteratur der


Kriminalliteratur

Liebe Bezieher des KRIMI-TIPP,

der KRIMI-TIPP erscheint wie immer in zwei Teilen. KT 54


berichtet über die Sekundärliteratur des Genres, Teil 2 (PKT =
Primärliteratur Krimi-Tipp) weist auf die im Archiv
eingetroffenen Kriminalromane und Thriller hin (hierzu bitte
den ständigen Hinweis Click-Tipp beachten).

„Efharisto“ heißt Danke auf griechisch und ist eines der


wenigen Worte, die aus einem Kreta-Urlaub vor mehr als 25
Jahren im Gedächtnis geblieben sind. Efharisto an Frau Dimitra
Pipili vom Agra Verlag in Athen für die Zusendung zweier
Titel. Es freut mich, daß der Agra Verlag auf den KRIMI-TIPP
bei den „Alligatorpapieren“ gestoßen ist. Efharisto auch an
die Krimiautorin und Journalistin Chrysa Spyropoulou,
ebenfalls Athen, für ihren Beitrag „Ist der griechische Krimi
eine vorübergehende Erscheinung oder ein klassisches Genre?“
(siehe „Unter der Lupe“).

Dank auch an die anderen Autoren für ihre Beiträge, die


ebenfalls in der Rubrik „Unter der Lupe“ nachzulesen sind:
Prof. Jim Madion Davis („Schwester Fidelma und haufenweise
gebrochene Nasen. Krimis aus Irland im Überblick“), Dr.
Reinhard Hillich („ACD und ich. Notizen eines Übersetzers“)und
Dr. Thomas Wörtche („Sherlock Holmes. Heute?“).
Selbstverständlich auch meinen herzlichen Dank die die beiden
Übersetzerinnen Birgit Hildebrand und Almuth Heuner und an die
Gastbeiträger Dr. Bernd G. Bauske (Uni Mainz) und Detlef
Hartlap (prisma – Wochenmagazin zur Zeitung).
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Im Juli 2009 schrieb Dr. Thomas Wörtche (nach Aussendung des


KT 52) in einer Email an mich: „ … danke herzlich für die –
wie immer – eminent nützlichen Tipps …!“ Vielen Dank für diese
Ermunterung.

Wie immer hoffe ich, daß ich Sie wieder auf interessante
Sekundärliteratur, spannende Hörbücher und unterhaltsame
Krimis (PKT) aufmerksam machen konnte. Die Bezugsanschrift für
alle hier vorgestellten Titel finden Sie am Schluß des KRIMI-
TIPP (bitte geben Sie bei Bestellung stets die KT-Nummer an,
die sich am Schluß jedes Hinweises befindet – danke). Ich
würde mich freuen, von Ihnen zu hören, bis dahin

mit besten Grüßen


Ihr Thomas Przybilka

- Tippfehler gehen zu Lasten des Herausgebers und mögen


entschuldigt werden -

HINWEIS
in eigener Sache

ALLIGATORPAPIERE – Magazin zur Kriminalliteratur

Seit Jahren sammeln „Die Alligatorpapiere“ im Internet


Nachrichten und Hintergrundberichte zur Kriminalliteratur und
verweisen mit den berühmten Links auf die Artikel, die über
das Genre Krimi berichten. Die gibt es, wie wir Ihnen
versichern können, öfter, als Krimifans es für möglich halten,
aber sie sind eben manchmal schwer zu finden.
Warum jetzt diese Printausgabe? Aus den verschiedensten
Gründen: neben dem „Secret Service Jahrbuch“ (herausgegeben
vom Syndikat) gibt es kein weiteres Krimijahrbuch mehr (das
„Krimijahrbuch“, zuletzt Pendragon Verlag, hat sein Erscheinen
eingestellt). Zudem wollten und wollen viele Leser Thomas
Przybilkas Tipps zur Sekundärliteratur gern in gedruckter Form
sehen, Links führen nach einiger Zeit ins Leere, das Lesen am
Bildschirm ist doch recht flüchtig und natürlich: manche
Krimifans benutzen das Internet nicht, oder es macht ihnen
wenig Spaß oder: man verliert sich halt darin. Denn bei all
den Meldungen gibt es doch viele, die über die Tagesaktualität
nicht hinausgehen. Und Sie wissen ja: Gedrucktes kann man im
Bett und auf Reisen lesen und überallhin mitnehmen. In der
ersten Ausgabe der „Alligatorpapiere“ [Print] finden Sie als
Beispiel auch einige Artikel, die wir für besonders lesenswert
halten und nicht nur „virtuell“ präsentiert sehen wollen. Für
3

die freundliche Zusammenarbeit bedanken wir uns bei den


Onlinemagazinen „Titel“ und „Europolar“.

Über Ihr Interesse würden wir uns freuen!

Mit „kriminellen“ Grüßen


Alfred Miersch & Thomas Przybilka

„Die Alligatorpapiere – Magazin zur Kriminalliteratur“


erscheint unregelmäßig, geplant sind drei Ausgaben pro Jahr.
Das Einzelheft kostet EURO 6,50. Das Abonnement (2 Ausgaben)
kostet EURO 13,00. Bezugsanschrift: NordPark Verlag,
Klingelholl 53, 42281 Wuppertal. Tel: 0202 – 51 10 89 / Fax:
0202 – 29 88 959 / e-mail: miersch@nordpark-verlag.de

Inhalt der 1. Ausgabe: siehe Kasten unten

ALLIGATORPAPIERE – Magazin zur Kriminalliteratur, No. 1/2010,


2010, 76 S., NordPark Verlag, 978-3-935421-51-5 / ISSN 1869-
8352, EURO 6,50 (Abo. 2 Ausgaben, EURO 13,00)
Inhalt: Die Befragung Bruno Morchio (Gisela Lehmer-Kerkloh u.
Thomas Przybilka) / Guillermo Martínez: Porträt und Interview
(Doris Wieser) / V. Congreso de Novela y Cine Negro (Doris
Wieser) / Frank Göhre. Chronist der alten Bundesrepublik
(Elfriede Müller) / Feldmanns Schusswechsel „Regionalkrimis“
(Joachim Feldmann) / Memento mori. Nekrolog für das Jahr
2009/10 / Stuart Kaminsky. Just a Midlist-Author (Jan
Christian Schmidt) / Der verwickelbare Schnüffler. Zum Tod von
Robert B. Parker (Thomas Klingenmaier) / Krimipreise in
Deutschland. Die PreisträgerInnen 2009 & 2010 / Kleiner
Abgesang auf ein sterbendes Krimijahr (Jan Christian Schmidt)
/ KrimiWelt. Die 10 besten Krimis 2009 / Krimi-Tipp No. 53.
Thomas Przybilkas Informationen zur Sekundärliteratur
Bezugsanschrift: siehe Kasten oben

HINWEISE

Ständiger HINWEIS – MAIL-TIPP: Der „KrimiKurier“ mit


Rezensionen zu aktuellen Kriminalromanen kann kostenlos unter
g.lehmer@t-online.de angefordert werden oder ist in
wohlgeordneter Form und mit Cover-Abbildungen unter
www.alligatorpapiere.de/krimikurier.html zu finden.

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP SEKUNDÄRLITERATUR: Die KRIMI-


TIPPS 1 – 53 sind, wie immer, in wohlgeordneter Form und mit
4

Cover-Abbildungen unter www.alligatorpapiere.de/krimitip1.html


(Gesamtverzeichnis) bzw. www.alligatorpapiere.de/aktuell.html
(Link in der sitemap: „Przybilkas Sekundärliteratur“) zu
finden.

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP PRIMÄRLITERATUR: Auch die


Hinweise zu neuen Kriminalromanen und Thrillern werden vom
webmaster der Alligatorpapiere archiviert. Zu finden sind
diese Hinweise unter www.alligatorpapiere.de/aktuell.html
(Link in der sitemap: „Przybilkas Primärlit-Tipps), natürlich
auch wieder mit Cover-Abbildungen.

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP: Die Kolumne „Die Befragungen“


bei den Alligatorpapieren wächst kontinuierlich. Hier wird mit
der Zeit eine Sammlung von Interviews mit deutschen und
ausländischen Krimiautorinnen und Krimiautoren nachzulesen
sein: www.alligatorpapiere.de/befragung.index.html.

Ständiger HINWEIS – MAIL-TIPP: Der KRIMI-TIPP wird seit vielen


Ausgaben in Kanada von Prof. Norbert Spehner für sein
französischsprachiges Bulletin MARGINALIA übernommen. Wer
„Marginalia – Bulletin bibliographique des études
internationales sur les littératures populaires“ kennenlernen
oder abonnieren möchte wende sich an nspehner@sympatico.ca.
Downloads der Ausgaben von MARGINALIA (und die „special
issues“) von den websites http://marginalia-
bulletin.blogspot.com/ oder www.scribd.com/marginalia (beide
websites sind mit Druckfunktionen versehen).

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP: Deutschlands bekanntester


Krimi-Kritiker Dr. Thomas Wörtche betreut die Krimi-Seite des
online „Titel-Magazin – Literatur und mehr“. In der Rubrik
„Samstag ist Krimitag“ finden sich ausführliche
Hintergrundinformationen, Artikel, Rezensionen und mehr zur
Kriminalliteratur. Regelmäßiges anklicken von www.titel-
magazin.de lohnt stets!

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP: Wer nach Artikeln, Rezensionen


und Interviews zur Kriminalliteratur sucht, die in den
vergangenen Jahren in Zeitungen, Zeitschriften oder Magazinen
erschienen sind, der kann wahrscheinlich bei „Krimikultur:
Archiv – Materialien zur Krimikultur“ fündig werden: Unter
http://krimikulturarchiv.wordpress.com wird dieses Material
nach und nach ins Netz gestellt.

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP: Seit April 2005 gibt es die


„KrimiWelt-Bestenliste“, initiiert von Tobias Gohlis,
Krimirezensent der Wochenzeitung „Die Zeit“. Eine unabhängige
Jury von 18 Krimikritikerinnen und –kritikern aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz wählt Monat für Monat die zehn (in
ihren Augen) besten Kriminalromane (deutschsprachige wie
Übersetzungen) des laufenden Monats aus. „KrimiWelt“ ist ein
5

Gemeinschaftsunternehmen von „Die Welt“, „Arte“ und


„Nordwestradio“. Also jeden Monat www.arte-tv.com/krimiwelt
anklicken.

Ständiger HINWEIS – CLICK-TIPP: Wer ausführliche


Autorenporträts sucht, ist bei Lars Schafft, webmaster der
„Krimi-Couch“, richtig. Er aktualisiert und ergänzt nach und
nach die dort bereits erschienenen Autorenporträts: www.krimi-
couch.de

Drei wichtige Hinweise für AutorInnen

2005 wurde im KRIMI-TIPP auf zwei Handbücher für AutorInnen


mit überaus nützlichen und wichtigen Informationen Buchmarkt
hingewiesen. Im ersten KRIMI-TIPP des Jahres 2010 möchte ich
diese Hinweise wiederholen, dieses Mal zu drei hilfreichen
Informationsquellen. Alle drei Titel, unterschiedlich
aufgemacht, bieten denjenigen hilfreiche Tipps, die auf der
Suche nach Verlagen, Autorenverbänden, Angenten, Anschriften
auf dem Markt für Hörmedien, Film und TV sind oder sich zu
Themen wie Künstlersozialkasse, Manuskriptgestaltung etc
gründlich informieren möchten. Neben den bereits erwähnten
Anschriften finden sich in allen drei Titeln Aufsaätze und
Artikel bekannter AutorInnen zu allen angesprochenen Themen.
Jedes der drei Bücher wird regelmäßig überarbeitet und
ergänzt. Wenigstens einer der nachfolgend genannten Titel
sollte in der Handbibliothek jedes/r angehenden wie
gestandenen Autoren/in vorhanden sein, um unnötigen
Zeitaufwand bei zielgerichteten Recherchen zu vermeiden:

- Itschert, Michael: 33 Tipps für Kleinverleger. Literatur,


Adressen, Anregungen. 2009 (8. bearbeitete und erweiterte
Auflage), 150 S., mit einem Gastbeitrag von Holger Dauer,
Gardez! Verlag, 3-89796-138-5 / 978-3-89796-138-8 / K 8 41 00
24, EURO 14,95

- Tieger, Gerhild & Plinke, Manfred (Hg): Deutsches Jahrbuch


für Autoren Autorinnen 2010/2011. Schreiben und
Veröffentlichen. Aktuelle Informationen und Adressen aus dem
Literatur- und Medienmarkt: Theater, Film/TV, Hörmedienh,
Buch. Mit allen wichtigen Medien-, Literatur- und
Verlagsadressen sowie Programme, aktuelle Themen und
Manuskriptwünsche. 2010, 799 S., Autorenhaus Verlag, 3.86671-
064-X / 978-3-86671-064-1 / K 7 48 30 87, EURO 29,90

- Uschtrin, Sandra & Hinrichs, Heribert (Hg): Handbuch für


Autorinnen und Autoren. Informationen und Adressen aus dem
deutschen Literaturbetrieb und der Medienbranche. 2010 /7.
völlig überarb. u. erw. Auflage), 703 S., Lesebändchen,
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Uschtrin Verlag, 3-932522-14-1 / 978-3-932522-14-7 / K 7 73 45


32, EURO 49,90

DIE SEKUNDÄRLITERATUR

I – Hinweis zur Kriminalliteratur


II – Hinweis zu Film / TV / Video / Hörspiel / Theater
III – Hinweis zu Kriminalistik / True Crime / Spionage
IV – Hinweis zu Varia
V – Hinweis zu Krimi-Preisen

(vt) = Verlagstext

IV. Allgäu Marketing GmbH & MS&P Creative Consultants GmbH


(Hg): Mörderisches Allgäu – Kommissar Kluftinger. Faltkarte.
2009, kostenfrei
Auf Kluftingers Spuren: „Mörderischspannendes Allgäu“
Neue Karte zu den Schauplätzen und Touren rund um die Kult-
Krimis. Geheimnisvolle Seen und sagenumwobene Felsen, wilde
Tobel, urige Wirtschaften und natürlich Kässpatzen satt: Was
Krimi-Fans an der Welt der Kommissar-Kluftinger-Bestseller
lieben, lässt sich im Allgäu live erleben. Nervenaufreibende
Ermittlungen sind dafür nicht mehr nötig: Die neue Erlebnis-
Karte „Mörderischspannendes Allgäu“ führt auf Kluftis Spuren
und mit dem besonderen Blickwinkel der Erfolgsautoren Michael
Kobr und Volker Klüpfel durch die unverwechselbare
Destination. Das Kommissariat in Kempten, sein Heimatort
Altusried, die Teufelsküche bei Obergünzburg oder das
überwältigende Chorgestühl der Kartause Buxheim: Anschaulich
und übersichtlich zeigt die Kluftinger-Karte der Allgäu
Marketing GmbH die wichtigsten Tat- und Drehorte von bisher
fünf erschienenen Romanen und ihrer Verfilmungen. Dabei ist
der Liebhaber kriminell guter Reisen nicht auf seine eigene
Spurensuche angewiesen. Die beidseitig bedruckte Karte
informiert auch über die vielen Möglichkeien geführter Krimi-
Touren.
Kluftinger-Touren mit Kässpatzenaroma – kriminell gut
Eines der vielen Highlights: die Führung durch Altusried mit
einem intimen Kenner von Ort und Büchern. Volker Klüpfels
Vater persönlich – angeblich „ein bisschen Vorbild“ der Figur
Kluftinger – zeigt den Teilnehmern Schauplätze wie das
Milchwerk Stegmann oder die berühmte Freilichtbühne. Lesungen
passender Textpassagen und eine Videobotschaft zum Abschluss
umrahmen die Tour. Die Stadt Füssen beispielsweise
veranstaltet die Krimiführung „Seegrund“ zum rätselhaften
Alatsee, und wer sich für Klufti-Kult-Plätze im gesamten
Allgäu interessiert, bucht die ganztägige Bustour der
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„Unterallgäuer Gästebegleiter“ entlang der Tat- und Drehorte –


natürlich inklusive Kässpatzen-Essen. Natürlich darf Kempten
nicht fehlen: auch im Hauptort der Kluftinger-Krimis werden
Führungen angeboten. Egals of Autorenlesungen oder die
„Rauhnacht“-Inszenierung auf der Bühne des Memminger
Landestheaters Schwaben – die neue Kluftinger-Karte informiert
über alles, was seine Fans wissen sollten. (Simone
Zehnpfennig, Allgäu Marketing GmbH).
Die Karte ist kostenfrei zu beziehen bei: Allgäu Marketing
GmbH, Allgäuer Str. 1, D-87435 Kempten, Fax: + 49 (0)831 – 57
537 33, e-mail: office@allgaeu.info oder www.allgaeu.info
(dort steht die Karte auch zum download bereit). KT 54
www.kommissar-kluftinger.de

I. Amodeo, Immacolata & Erdmann, Eva (Hg): Crime and Nation.


Political and Cultural Mappings of Criminality in New and
Traditional Media. 2009, 166 S., WVT Wissenschaftlicher Verlag
Trier (Intercultural Knowledge, Bd. 1), 3-86821-195-0 / 978-3-
86821-195-5 / K 24 69 87 30, EURO 19,50
Im KRIMI-TIPP 44 (Juli/August 2006) habe ich bereits auf das
ergeizige Projekt des Krimi-Weltkarten-Werkes, „World Atlas of
Crime Fiction“ der Dres. Immacolata Amodeo (Uni Bremen) und
Eva Erdmann (Uni Erfurt) hingewiesen. Wie weit die beiden
Literaturwissenschaftlerinnen mit diesem Projekt inzwischen
vorangekommen sind, ist leider nicht verifizierbar, da der
Link (www.crime-and-nation.de) ins Leere führt. Dem Thema sind
die beiden Damen jedenfalls treu geblieben. Zur Konferenz
„Crime and Nation. Political and Cultural Mapping of
Nationality and Criminality in Traditional and in New Media“
(8. bis 10. Dezember 2005 in Bremen) luden sie bekannte
WissenschaftlerInnen zur Diskussion ein. Zu dieser Konferenz
liegt inzwischen auch der Reader „Crime and Nation“ vor. In
drei Teilen wird über Mord und Totschlag, Ermittler und Mörder
in Oper, Theater, Film, Fernsehen und – natürlich –
Kriminalliteratur (aus Europa, Afrika und Übersee) berichtet:
Teil I: Crime & Nation. Contemporary and Empirical Issues
Darin: Glesener, J.E.: The Crime Novel. Multiculturalism and
its Impact on the Genre’s Conventions / Struck, W.: History as
Crime Scene – The Case of the Third Reich in Popular TV-Crime-
Stories / Schreier, M.: The „Nation“ in Crime – Does the
Reader Care?
Teil II: Crime and Nation – Topographical Mappings
Darin: Krajenbrink, M.: Place Matters – Locale in Contemporary
International Crime Fiction / Keitel, E.: Women Detectives of
the American South / Silj, A.: The Crime Factor in Italien
Society / Gbanou, S.K.: Criminal Nations and Fictional
Violence in African Literature – The Paradigma Kossi Efoui
Teil III: Crime & Nation – Historical Issues
Darin: Döhring, S.: Crime and Cultures in Opera and Music
Theater / Schoell, K.: Foreign Civilization and Crime in
Voltaire’s Tragedies / Pfeiffer, K.L.: The Nation Writes Back
– Sherlock Holmes, Crime, and the Empire / Berger, G.: Under
8

the Sign of the Buce – Crime, Investigation, and Fascism in


Gadda’s „Paticciaccio“ / Meyer, H.: „… and qua criminal he is
of an imperfectly formed mind …“ – Transylvania and Ireland as
„Criminal Deficient Territories“ and the Terrain of the
„Sponsa Christia“ as Accomplice of/in Bram Stoker’s „Dracula“.
Fast alle Essays werden durch Bibliographien weiterführender
Literatur ergänzt. Die Einführung und das Vorwort zu diesem
Reader und zur Konferenz wird von Immacolate Amodeo und Eva
Erdmann geliefert. „The essays at hand identify a close
connection between Crime & Nation that transcends different
media and cultural and political borders, and can be retraced
far back into the bygone centuries of cultural and media
history“ (aus dem Vorwort). KT 54

III. Andrew, Christopher: MI 5. Die wahre Geschichte des


britischen Geheimdienstes. 2010, 912 S., 82 Fotos auf Tafeln,
(The Defence of the Realm. The Authorized History of MI 5,
Ü.v. Stephan Gebauer & Enrico Heinemann), Propyläen Verlag, 3-
549-07379-8 / 978-3-549-07379-7 / K 24 39 50 11, EURO 24,95
Für wen hat Mata Hari wirklich spioniert? Was genau haben Kim
Philby und die legendären Cambridge Five an Stalin verraten?
Wie wurde der Atomspion Klaus Fuchs enttarnt? In seiner großen
Geschichte des britischen Geheimdienstes MI 5 lässt
Christopher Andrew, einer der führenden Experten, einschlägige
Ereignisse und Personen der Geheimdienstgeschichte des 20.
Jahrhunderts in neuem Licht erscheinen. Er offenbart die
Identität zahlreicher Topspione und räumt mit hartnäckigen
Mythen auf. Am Anfang stand die Angst vor einer Invasion der
„Hunnen“. Doch spätestens im Ersten Weltkrieg hatte man die
Spionageaktivitäten der Deutschen im Griff. Im Zweiten
Weltkrieg gelang es dann mit hoher Effizienz, deutsche Spione
umzudrehen und als Doppelagenten einzusetzen. Weit weniger
effektiv war MI 5 gegenüber der sowjetischen Infiltration. Im
Kalten Krieg kam die Abwehr von Technologie- und
Wirtschaftsspionage hinzu, in der Gegenwart vor allem der
Terrorismus der IRA und islamischer Gruppen. Andrews Buch ist
ein publizistisches Ereignis ohne Beispiel. Anlässlich des
100. Jahrestages seiner Gründung hat das MI 5 ihm exklusiv die
Archive geöffnet. So war es möglich, erstmals umfassend und
mit einer Fülle unbekannter Details Triumphe und Niederlagen
dieser geheimnisumwitterten Institution zu schildern. KT 54
www.hist.cam.ac.uk/academic_staff/further_details/andrew.html

I. Anonymus: Anatomia tou astynomikou mythistorimatos. [An


Anatomy of the Crime Novel]. 2009 (2. Auflage der Ausgabe von
1986), 432 S., Agra Publications, 978-960-325-809-4, ca. EUrO
16,00
Eine Sammlung von insgesamt 24 sehr unterschiedlichen Essays
zur Kriminalliteratur(Uri Eisenstein, G.K. Chesterton, Raymond
Chandler, Bertolt Brecht, Edmund Wilson, W.H. Auden, Somerset
Maugham, Tzvetan Todorov, Maxim Gorki, Mary McCarthy, George
Orwell, Siegfried Kracauer, Walter Benjamin, Marshall McLuhan,
9

Ernst Bloch und Jorge Luis Borges). „Agra Publications is re-


issuing its anthology of the 20th century’s most important
essays on crime fiction, written by authors from within the
genre and beyond, poets, essayists and literary theorists.
From the pronouncements of the virtuosi of the absurd and of
literary sacrilege, meaning Chesterton who opens the
collection and Borges who brings it to a close, from Auden and
Todorov’s typological analyses, which confirm that they’re
hooked on the genre, and from Maugham, who prefers it to the
„serious“ novel to McLuhan and Wilson, who seem to hate it;
from Chandler, who clearly prefers the „hard-boiled“ style to
the classic narrative-mystery, to Orwell, who condemns „noir“
and declares his nostalgia for the „gentleman thieves“ of the
past; from Brecht, who takes an ironic approach, and Gorky,
who sees in it a symbol of the bourgeois novel’s decline, to
Bloch who takes a contrasting view and considers the genre to
have preserved meanings lost from the „bourgeois“ novel; from
Kracauer’s sociological theories to the poetry of Benjamin’s
analyses: all reveal the autonomy of the singular literary
genre which this volume dissects, analyzes and registers in
the critical/theoretical discourse.“ (vt) KT 54

I. Apostolidis, Andreas: Ta polla prosopa tou astynomikou


mythistorimatos. Dokimia gia tin istoria kai tis sygxrones
taseis. [The Many Faces of the Crime Novel. Essays on its
history and contemporary trends]. 2009, 390 S., (mit einem
Vorwort von Henri Tonnet) ,Agra Publications, 978-960-325-803-
2, ca. EURO 21,00
Im Agra Verlag, Athen, erscheint seit Mitte der 80er Jahre
eine Kriminalromanreihe, in der neben den Krimis griechischer
AutorInnen auch die der wichtigsten europäischen und US-
amerikanischen KriminalromanschriftstellerInnen publiziert
werden. Andreas Apostolidis bezieht sich in seinen Essays zur
Geschichte der Kriminalliteratur auf diese dort publizierten
AutorInnen. Er hat sein Werk in zwei Teile mit jeweils 8
Kapiteln gegliedert. In Teil I (Seduction and Corruption in
Crime Fiction) thematisiert er die europäische Rezeption der
US-„hard-boiled“ Krimis, beginnend mit Hammett und Chandler,
über Patricia Highsmith und James Ellroy hin zu Bernet und
Charyn. Diese acht Essyas von Apostolidis wurden bereits in
Griechenland publiziert, verstreut in Anthologien oder
Magazinen. Im zweiten Teil präsentiert Apostolidis sechs
bisher nicht publizierte Essays und je eine Vorlesung zur
Geschichte des Kriminalromans und dessen zeitgenössischen
Trends, die er an der Rethymnon Police Academy und am
Institute Néohellénique der Universität Sorbonne gehalten hat.
In „The Many Faces of the Crime Novel“ werden unter anderem
(neben den Autoren des Kanons der Kriminalliteratur)
behandelt: Edgar Allan Poe, Conan Doyle, Georges Simenon,
Jorge Luis Borges, Friedrich Dürrenmatt, Robert van Gulik und
Paco Ignacio Taibo II.. Apostolidis wirft ebenso einen Blick
auf die Kriminalliteratur des Mittelmeerraumes und
10

Skandinaviens, streift die „englische Schule“ des Krimis, und


gibt – natürlich - Auskunft über den griechischen Krimi (z.B.
Yiannis Maris, Nikos Marakis, Panagiotis Agapitos und die
sogenannte „Byzantine Mysteries“). KT 54

I. Baksi, Kurdo: Mein Freund Stieg Larsson. 2010, 223 S., 18


s/w u. farb. Fotos auf 8 Tafeln, (Min vän Stieg Larsson, Ü.v.
Susanne Dahmann), Heyne Verlag, 3-453-17065-2 / 978-3-453-
17065-0 / K 24 19 28 40, EURO 18,95
„Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ lauten die Titel
der Millennium Trilogie von Stieg Larsson. Der Journalist und
Kriminalschriftsteller erlag am 9. November 2004 im Alter von
50 Jahren einem Herzinfarkt. Stieg Larsson arbeitete für das
Magazin „Expo“ und schrieb dort über Rechtsextremismus,
Benachteiligte der schwedischen Gesellschaft oder über den
internationalen Frauenhandel (thematisiert in „Verdammnis“,
dem 2. Teil der MT). Am 10. Dezember 2004 wurde Stieg Larsson
in Stockholm beerdigt. Unter den Trauergästen war auch sein
Freund und politischer Weggefährte Kurdo Baksi. Baksi
benötigte fünf Jahre, um über den Verlust seines Freundes
hinwegzukommen. Dann entschließt er sich, ein Buch über
Larsson zu schreiben. „Mein Freund Stieg Larsson“ ist keine
Abhandlung über die Millennium-Trilogie, sondern zeichnet den
Weg ab ihrer ersten Begegnung im Jahr 1992 bis zum plötzlichen
Tod des erst posthum zum wohl erfolgreichsten
Spannungsschriftsteller gewordenen Journalisten. Baksi
berichtet über das große Wissen Larssons, seine politische
Bildung und seinen unermüdlichen Kampf gegen das rechte
Spektrum.
Kurdo Baksi, Journalist und Autor, wurde 1965 im Osten der
Türkei geboren, emigrierte 1980 nach Schweden und gründete
1987 das anti-rassistische Magazin „Svartvitt“, das später mit
dem von Stieg Larsson herausgegebenen Magazin „Expo“
kooperierte. Für sein politisches Engagement wurde Baksi
mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Olof-Palme-Friedenspreis.
(siehe auch unten: Jan-Erik Pettersson: Stieg Larsson. Eine
politische Biographie) KT 54
www.stieglarsson.com

II. Becker, Dominique: Strukturelemente des adaptierten


Hörspiels. 2004, 14 S., GRIN Verlag (Hausarbeit), 978-3-638-
35758-6, EURO 4,99 [! nur als E-Book ! Dateigröße: 236 KB]
Bezug nehmend auf den Kanon diverser Kriterien im Aufsatz
„Strukturelemente des adaptierten Hörspiels für Kinder“ von
Anglika Böckelmann untersucht Dominique Becker den Kinderkrimi
„Die Drei im Turm“ bzw. die Realisierung dessen
Hörspieladaptierung. KT 54

IV. Beinhart, Larry: Crime. Kriminalromane und Thriller


schreiben. 2010 (2. Auflage der Ausgabe von 2003), 235 S.,
(How to Write a Mystery, Ü.v. Kerstin Winter), Autorenhaus
Verlag, 3-932909-50-X / 978-3-932909-50-4 / K 12 17 34 48,
11

EURO 16,80
Bereits im KRIMI-TIPP 32 (2003) konnte ich auf die deutsche
Erstauflage von Beinhart’s „Crime. Kriminalromane und Thriller
schreiben“ hinweisen. Auf Grund des großen Interesses hat der
Verlag im März 2010 jetzt die 2. Auflage vorgelegt. Ich
erinnere mich noch gut an die IACW Conference 1995 in der Nähe
von Prag, an der auch mein amerikanischer Kollege Larry
Beinhart teilnahm [IACW = International Association of Crime
Writers]. Für ihn stand nicht die IACW Conference im
Vordergrund, sondern allein die Möglichkeit west- und
osteuropäische Krimiautorinnen und –autoren ausführlich zu
ihren Vorgehensweisen beim Schreiben und Plotten von Krimis zu
befragen. Beinhart wollte seinerzeit sein ursprüngliches
Buchmanuskript „How to Write a Mystery“ für seine Creative-
Writing-Seminare mit Hinweisen zu Vorgehen und
Arbeitserfahrung europäischer AutorInnen erweitern. Er trug
uns also seine Ideen und seinen Arbeitsstil vor, und bat um
Einschätzungen bzw. Ergänzungen. Larry Beinhart, ausgezeichnet
mit den „Edgar Award“ und dem „Gold Dagger“, beschloss nach
der Lektüre von zwei absolut schlechten Krimis, selbst Krimi-
Autor zu werden. Wie hinreichend bekannt, mit herausragendem
Erfolg. Inzwischen ist Beinhart Dozent für kreatives Schreiben
im Bereich Kriminal- und Spannungsliteratur. „Das Krimigenre
ist ein großes Hotel mit jeder Menge freier Zimmer, die so gut
wie jeder buchen kann. Schreiben Sie Ihr Werk so, wie Sie es
selbst gerne lesen würden“. „Crime“ ist eine Schritt-für-
Schritt-Anweisung für zukünftige KrimiautorInnen, bestimmt
aber auch nicht ohne Interesse für bereits veröffentlichte
KrimiautorInnen. KT 54
www.larrybeinhart.com

III. Bettini, Marco: Pentito. Ein Mafioso packt aus. 2010, 347
S., (Pentito. Una storia di mafia, Ü.v. Marie Rahn), Ullstein
Taschenbuch 37334, 3-548-37334-8 / 978-3-548-37334-8 / K 24 35
17 66, EURO 8,95
1956 kommt Enzo als jüngstes von acht Kindern in einer
sizialianischen Bauernfamilie zur Welt. Mit 16 Jahren wird er
offizielles Mitglieder der Coas Nostra. In ihrem Auftrag
treibt Enzo Schutzgelder ein, schmuggelt Drogen und
organisiert Mordanschläge. Immer wieder sitzt er im Gefängnis
kleinere Strafen ab, bis er beschließt, sich nach Deutschland
abzusetzen. Dort verliebt er sich in die Halbitalienerin
Marina und verübt gemeinsam mit ihr und ihrem Bruder Carl
einen Bankraub. Sie werden erwischt, und Enzo wird erneut
festgenommen. Als Enzo noch im Gefängnis den Auftrag erhält,
den berühmten Anti-Mafia-Richter Borsellino zu töten und sich
anschließend nach Australien abzusetzen, wird ihm klar, dass
er auf die Abschussliste der Bosse geraten ist – warum sonst
würden sie ihm den gefährlichsten aller Aufträge geben und ihn
ans andere Ende der Welt abschieben? Enzo trifft eine
folgenschwere Entscheidung: Er will mit der Mafia abrechnen
und wird zum „Pentito“. Aufgrund seiner Aussage konnten
12

zahlreiche Mafiosi festgenommen werden, und die italienischen


und deutschen Behörden erhielten einen einmaligen Einblick in
die Strukturen und Strategien der ältesten und mächtigsten
Mafia-Organisation der Welt.
Marco Bettini ist ein italienischer Journalist und lebt in
Bologna. In Italien ist „Pentito“ ein Bestseller. (vt) KT 54
www.marcobettini.it

II. Bishop, David (Hg): The Complete Inspector Morse. 2009,


(2. überarbeitete und ergänzte Auflage), 264 S., 30 farb.
Fotos, Reynolds & Hearn, 978-1-905287-91-8, £ 19,99 (Tageskurs
zzgl. MWSt)
Für alle Fans von Colin Dexter’s CID (Senior-)Inspector Morse
von der Thames Valley Police in Oxford und den Verfilmungen
seiner Krimis als TV-Serie „Lewis“. In diese zweite
überarbeitete Auflage wurden alle 2008 ausgestrahlten „Lewis“-
Folgen eingearbeitet. Ergänzend dazu kritische Anmerkungen zur
Inspector Morse-Romanserie, den filmischen Umsetzungen und
weitere Beiträge anderer Autoren zu den Protagonisten Morse
und seines Assistenten Sergeant Lewis. KT 54

I. Borgmeier, Christin: Facetten des Krimis. 2005, 29 S., GRIN


Verlag (Hauptseminararbeite), 978-3-638-59767-8, EURO 14,99
In ihrer Arbeit streift Christin Borgmeier kurz die Geschichte
der Kriminalliteratur („Ursprünge, Wegbereiter und
Entwicklungen“), um dann ausgehend von einigen Subgenres
abzuklären, welche verschiedenen Tendenzen sie erkennen kann
(nämlich „… die Tendenz deutlich zu einer Adaption in Film und
Fernsehen geht.“) und welche Probleme beim Versuch einer
Definition entstanden („… Schwierig bleibt nach wie vor eine
Definition und eine klare Umgrenzung der Gattung …“). Für ihre
Arbeit hat sie einige Kriminalromane von Chandler, Christie,
Doyle, Hammett, Highsmith, Leroux, Poe, Simenon, Sue und
Wallace gewählt, ihre Auswahl an Sekundärliteratur beschränkt
sich auf die „Klassiker“ in diesem Bereich. KT 54

I. Brandt, Kathrin: Krimiserien für Kinder im Grundschulalter.


2006, 104 S., GRIN Verlag (Examensarbeit), 978-3-638-62552-4,
EURO 34,90 [! nur als E-book ! Dateigröße: 1266 KB]
Untersucht wird die Bedeutung des Krimis innerhalb der
Kinderliteratur, dazu werden werden die Serien „Die drei ???“
von Alfred Hitchcock, „Geheimnis um …“ und „Die fünf Freunde“
von Enid Blyton, „Ein Fall für dich und das Tiger Team“ von
Thomas Brezina und die Serie „TKKG“ von Stefan Wolf (d.i. Ralf
Kalmuczek) verglichen. Nach eingehender Analyse, u.a. in
Anlehnung an die Begriffsbestimmungen nach Egdar Marsch, wird
im Didaktikteil dieser Arbeit diskutiert, inwiefern sich
Krimiserien im Unterricht der Grundschule einsetzen lassen
können und ob dies auch tatsächlich sinnvoll ist. KT 54

I. Bühler, Patrick: „Alarm in Zion“. Antisemitische Stereotype


in Friedrich Glausers Detektiv-Romanen. In: Neophilologus –
13

International Journal of Modern and Mediaeval Language and


Literature 92 (2008) 2, S. 301 – 319, Springer Netherlands,
ISSN 0028-2677, ca. $ 34,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Friedrich Glauser’s first detective-story, „Der Tee der drei
alten Damen“, published shortly after his death in 1939, has
been dismissed as a trivial thriller which merits hardly any
critical attention. By neglecting the novel, the critics have
also overlooked its blunt anti-Semitism and have thus failed
to notice the more „subtile“ use of anti-Semitic stereotypes
in Glauser’s unanimously acclaimed Studer-stories. Therefore
the article explores the anti-Semitic stereotypes of „Der Tee
der drei alten Damen“ and the Studer-novels „Die Fieberkurve“
and „Die Speiche“. (vt) KT 54

II. Büttner, Urs / Bareither, Christoph (Hg) [in


Zusammenarbeit mit Dorothee Kimmich / Martin Gehring /
Charlotte Szilagyi]: Fritz Lang. „M – Eine Stadt sucht einen
Mörder“. Texte und Kontexte. 2010, ca. 200 S., Vorwort von
Anton Kaes, Verlag Königshausen & Neumann (Film – Medium –
Diskurs, Bd. 28), 978-3-8260-4214-0, ca. EURO 28,00
Inhalt: Kaes: Vorwort.
Teil 1. Medium und Zeichen: Bareither: Mörder-Medium / Tatar:
Umbesetzungen Elsies. Zur symbolischen Darstellung in Fritz
Langs „M“ / Szilagyi: „Er ist unter uns“. Andersheit zwischen
Unsichtbarkeit und Markierung / Gerlach: Körper und
Körperlichkeit in „M“.
Teil 2. Machart und Ästhetik: Knape/Grüner: „M“ – Ein Film
spielt seine Rhetorik aus / Gehring: Optik einer Mörderjagd.
Perspektiven und Schnitte in Fritz Langs „M“ / Kimmich: „M“ –
Ding und Indiz / Büttner: Hans Beckert in der Halle des
Bergkönigs. Der „M“-Soundtrack als Ironisierung von Dietrich
Eckarts „Peer Gynt“-Bild.
Teil 3. Moderne und Gesellschaft: Harst: „M“ – Psychoanalyse
eines Films / Kunkel: Zwischen Krise, Ordnung und
Gouvernementalität. „M“ und die Konstruktion der Weimarer
Republik / Santana Acuña: „M“ und die Entdeckung der „Masse“
oder Die Erfindung „visueller“ Sozialtheorie / Schmeiser:
Urteil und Gesellschaft – Aspekte der Justizkritik in „M“ /
Hall: Der letzte Polizeifilm – “M“ im Kontext polizeilicher
Medienkampagnen der Weimarer Republik.
Teil 4. Materialien und Selbstdeutung: Zeitgenössiche Quellen.
Fritz Lang: Notizbuch. Edition und Kommentar. Fritz Lang: Mein
Film „M“ – ein Tatsachenbericht (1931). Fitz Lang:
Interviewaussagen zu „M“. Fritz Lang: Some Random Notes about
„M“. Thea von Harbou: Warum gerade solch ein Film? (1931) /
Rezeption und Kritik. 1. Überblick zum Presseecho. 2. Siegried
Kracauer: Unterwelt (FZ Filmkritik „M“ 1931). 3. Gabriele
Tergit: Der Film des Sadismus (Die Weltbühne Filmkritik „M“
1931). 4. Rudolf Arnheim: Eine Minute Pause (Die Weltbühne
(Berlin) Filmkritik „M“ 1931). Siegfried Kracauer: Mörder
unter uns (1947) / Erstfassung und Restaurierung. 1.
Zensurkarte. Edition der verlorenen Szene der Erstfassung. 2.
14

Die Restaurierung des Films / Bibliographie zu „M“. (vt) KT 54

III. Bugliosi, Vincent & Gentry, Curt Gentry: Helter Skelter.


Der Mordrausch des Charles Manson. Eine Chronik des Grauens.
2010, 747 S., Karten, Tatortskizzen, zahlr. s/w Fotos auf 32
Tafeln, (Helter Skelter. The True Story of the Manson Murders,
Ü.v. Anke & Eberhart Kreutzer / Egbert Baqué für Nachwort und
Bildunterschriften), riva Verlag, 3-86883-057-X / 978-3-86884-
057-6 / K 24 46 88 70, EURO 24,90
Vor 40 Jahren wurden Charles Manson und seine Sektenanhänger,
die „Family“, im sogenannten „Tate-LaBianca-Prozess“
verurteilt. Der leitenden Staatsanwalt in diesem Verfahren war
Vincent Bugliosi. Im August 1969 wurden in Los Angels und
Umgebung sieben Menschen bestialisch ermordet: die schwangere
Sharon Tate, Ehefrau von Regisseur Roman Polanski, das Ehepaar
Leno und Rosemary LaBianca, der 18-jährige Steven Earl Parent,
Kaffeekonzern-Erbin Abigail Folger, ihr Geliebter Voytek
Frykowski und der Friseur Jay Siebring. In „Helter Skelter“
werden die Mordtaten, die Fahndung nach den Tätern, die
Motivsuche und der Prozess von Staatsanwalt Vincent Bugliosi
und Autor Curt Gentry geschildert. Charles Manson, ein
erfolgloser Musiker, und seine „Family“ gelten heute immer
noch als die wohl berühmtesten und berüchtigsten Serienkiller
der USA. Auch über die Gründe dieses irrwitzigen Nachruhms in
den USA (durch Anhänger des Satanistenkults und US-Neonazis)
aber auch in England (hier gab es bis 1994 z.B. 32 Rockbands,
die sowohl von Manson selbst geschriebene Songs als auch
solche spielen, mit denen er unterstützt werden sollte) und
die Faszination der Medien an Manson (regelmäßige
Berichterstattung an Jahrestagen der Morde) lässt sich
Bugliosi in seinem Nachwort aus. Wie gelang es Manson
überhaupt Mitglieder der „Family“, mehrheitlich junge Frauen,
mit seiner kruden und kranken Weltanschauung zu rekrutieren
und sie zu Killermaschinen umzuformen? Auf über 747 Seiten
berichten die beiden Autoren in 8 Teilen ausführlich über alle
Aspekte der Mordserie, deren Hintergründe, der minutiösen
Detektivarbeit und akribischen Ermittlungen und den komplexen
Prozess. Vorangestellt haben Bugliosi und Gentry eine
umfassende Liste aller auftretenden Personen (Kripo Los
Angeles, Bezirkspolizei Los Angeels, Staatsanwaltschaft Bezirk
Los Angels, Staatsanwaltschaft Bezirk Inyo [jeweils 3
Staatswälte], Strafverteidiger [insgesamt 15 Verteidiger] und
die Mitglieder der „Manson Family“ und deren soziales Umfeld
[85 Personen!]).
Vincent Bugliosi, geboren 1934, war 1970 der leitende
Staatsanwalt im Prozess gegen Charles Manson und seine
„Family“. Sein Buch „Helter Skelter“ über die Manson-Morde
verkaufte sich weltweit über 7 Millionen Mal und wurde 1976
und 2004 verfilmt. Auch mit zwei weiteren Bücher stand
Bugliosi schon auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste.
Curt Gentry, geboren 1931, ist ein amerikanischer
Schriftsteller. Für „Helter Skelter“ erhielt er gemeinsam mit
15

Vincent Bugliosi den Edgar Allan Poe Award in der Sparte „Best
True Crime“. KT 54

I. Cabell, Craig: Ian Rankin and Inspector Rebus. The story of


the best-selling author and his complex detective. 2010, 264
S., 16 Farbfotos auf Tafeln, John Blake Publ. Ltd. (Metro
Publ.), 978-1-84454-866-8, £ 16,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Nach 17 Krimialromanen wurde Detective Inspector Rebus von Ian
Rankin in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. 1987
ermittelte DI Rebus in „Knots and Crosses“ zum ersten Mal in
seiner (und Rankin’s) Heimatstadt Edinburgh, seine letzten
Ermittlungen betrieb er 2007 im Kriminalroman „Exit Music“.
Nicht nur in den Kriminalromanen taucht DI Rebus tief ein in
das dunkle Herz Edinburghs, auch in diversen Kurzkrimis
konnten Millionen Fans die Ermittlungsarbeit des DI verfolgen.
Craig Cabell breitet in seinem Buch das Leben des Ian Rankin
und das des DI Rebus aus. Aus zahllosen Interviews zwischen
2000 und 2009 (selbstverständlich auch in Rebus’
Lieblingstränke „The Oxford Bar“), die Cabell mit Rankin
führte, destilliert er die Verbindung zwischen Rankin und
Rebus heraus. Cabell skizziert in 22 Kapiteln den Werdegang
Rankin’s vom Punk Musiker und Schweinehirten und zeichnet
seine Entwicklung zum bedeutendsten und auflagenstärksten
Kriminalschriftsteller Großbritanniens nach, erläutert u.a.
wie und warum der schottische Autor Robert Louis Stevenson mit
seinem Schauerroman „Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“
Ian Rankin inspirierte und welche Faszination Edinburgh auf
Rankin und somit auch auf Rebus ausübt. Vier umfangreiche
Anhänge geben ergänzende Auskünfte: The Birth of John Rebus /
Rebus on Screen / Ian Rankin Collector’s Guide / Ian Rankin:
The Oxford Bar Interview. KT 54

I. Canal Artiga, Jordi & Biblioteca la Bòbila (Hg): Novel.la


negra i policíaca. 2010, 23 S., Biblioteca la Bòbila – Fons
especial de gènere negre i policíac (El fons especial, 1),
Preis nicht mitgeteilt
Jordi Canal Artiga, Chef der katalanischen Krimi-Bibliothek
„Biblioteca la Bòbila“ hat im März dieses Jahres eine kleine
Spezial-Bibliographie (gleichzeitig auch Bestandsverzeichnis
der Bibliothek) zu Referenzliteratur, Nachschlagewerken,
Bibliographien, Abhandlungen zu Krimiautoren, Abhandlungen zur
Geschichte der Kriminalliteratur und Autorenbiographien
vorgelegt. Hauptsächlich werden spanischsprachige Werke, aber
auch entsprechende Literatur aus Italien, Frankreich, England
und den USA, ergänzend dazu einzelne Titel aus den
Niederlanden, Skandinavien und Lateinamerika dokumentiert. Als
einziger deutschsprachiger Titel ist „Der Kriminalroman“ von
Peter Nusser verzeichnet - die Bibliographie ist alphabetisch
nach Buchtiteln geordnet. „Novel.la negra i policíaca“ ist
nicht über den Buchhandel zu beziehen! Anfragen an: Biblioteca
la Bòbila, Pl. de la Bòbila, 1, E – 08906 L’Hospitalet, e-
mail: biblabobila@l-h.cat, homepage: http://labobila.tk. KT 54
16

I. Chesterton, Gilbert Keith: Autobiographie. 2002 [sprachlich


geringfügig überarbeitete Auflage der Ausgabe „Der Mann mit
dem goldenen Schlüssel“ von 1952, Herder Verlag], 368 S., (mit
einem Vorwort von Elmar Schenkel) (Autobiography, Ü.v. Hubert
Schiel), Verlag nova & vetera, 3-936761-11-5 / 978-3-936741-
11-7 / K 13 46 16 93, EURO 25,50
Dreiundfünfzig Morde – mindestens - wird er wohl begangen
haben, sinniert Gilbert Keith Chesterton (28.5.1874 –
14.6.1936) in „Der Mann mit dem goldenen Schlüssel“, dem
Schlußkapitel seiner „Autobiographie“. Der Lyriker, Essayist
und Romancier der englischen Literatur schrieb, auf Anregung
seiner Sekretärin und bereits schwer erkrankt, seine
Autobiographie in seinem Todesjahr 1936. 1952 erschien sie
erstmals im Herder Verlag. Der Bonner Verlag nova & vetera hat
diese, geringfügig überarbeite Autobiograpie 2002 wieder
aufgelegt (und hält sie lieferbereit). Ernst Bloch nannte
Chesterton einen „Meister des umschlaghaltigen Paradoxes in
der Literatur“ und „einen der gescheitesten Männer, die je
gelebt haben“. Zudem gilt Chesterton als einer der
produktivsten und gleichzeitig streitbarsten Literaten
Englands des 20.Jahrhunderts. Wer mehr über diesen
katholischen Philosophen in der britischen Diaspora erfahren
möchte, dem sei diese „Autobiographie“ herzlich empfohlen. (s.
auch unten: H.Haefs „Die Krimiwelten des G.K. Chesterton). KT
54

II. Dietl, Wilhelm: Schattenarmeen. Die Geheimdienste der


islamischen Welt. 2010, 300 S., zahlr. s/w Fotos, Residenz
Verlag, 3-7017-3167-5 / 978-3-7017-3167-1 / K 24 42 33 96,
EURO 21,90
Wilhelm Dietl, Journalist (u.a. Der Spiegel, Stern, Focus) und
Autor zahlreicher Bücher zu Themen (u.a.) wie Naher und
Mittler Osten, Geheimdienste, Terrorismus, gilt als
ausgesprochener Kenner der diffusen Welt(en) deutscher wie
internationaler Geheimdienste (z.B. „Spy Ladies – Frauen im
Geheimdienst“ oder „Deckname Dali“, um nur wenige zu nennen).
Sein neuestes Buch „Schattenarmeen“ beschäftigt sich mit den
berüchtigt gnadenlosen und brutalen Geheimdiensten
verschiedener Staaten des Nahen und Mittleren Ostens: Iran,
Syrien, Libyen, Ägypten, Palästina, Irak und Saudi-Arabien.
„Muchabarat“ ist die arabische Bezeichnung für
Geheimdienst(e), die diese Berufsbezeichnung zweifelsohne zu
Unrecht tragen. Laut Dietl zählen die Geheimdienste der
islamischen Welt zu den gefährlichsten überhaupt, sind nur
ihren eigenen Regeln und Gesetzen verpflichtet und stärken
durch ihren „Staatsterrorismus“ die Diktaturen jener Regionen.
Durch zunehmende Operationen in Europa werden sie hier zu
einem ernsten Sicherheitsrisiko. Es sei denn, sie paktieren
zeitweilig mit dem Westen – dann stellen sie ihre
Foltermethoden und Mordanschläge oder vorsätzliche Tötungen
bereitwillig in den Dienst von Demokratien. Dietl beschreibt
17

als Erster die verborgenen Strukturen und die spektakulären


Operationen der islamischen Geheimdienste. „Nach vielen Reisen
und Gesprächen mit Insidern, Ermittlern und konkurrierenden
Diensten zeigt er ihre Verstrickung in organisierte
Kriminalität bis zur verbotenen Atomtechnologie und beleuchtet
die Grauzone der unheilvollen Zusammenarbeit mit den Partnern
im Westen“.
Wilhelm Dietl, geboren 1955, freier Journalist und Autor
zahlreicher erfolgreicher Bücher zu den Themen Naher und
Mittlerer Osten, Südasien, Geheimdienste, Terrorismus. Seine
beiden letzten Bücher befassten sich mit dem Innenleben des
Bundesnachrichtendienstes, dem er lange Jahre angehörte:
„Decknahme Dali“ (2007) und „Staatsgeheimnis“ (2009). KT 54
www.wilhelm.dietl.de

III. Dobyns, Jay & Johnson-Shelton, Nils: Falscher Engel. Mein


Höllentrip als Undercover-Agent bei den Hells Angels.
- 2010, 379 S., farb. Fototafeln, riva Verlag, 3-86883-026-X /
978-3-86883-026-2 / K 22 83 71 11, EURO 19,90
- 2010, 4 CDs, 290 Minuten, gelesen von Johannes Steck, riva
Verlag, 3-86883-072-3 / 978-3-86883-072-9 / K 24 47 11 42,
EURO 19,90
Jay Dobyns ist 26 Jahre alt, als der ehemalige Footballspieler
seine Karriere als Special Agent beim ATF (Bureau of Alcohol,
Tobacco and Firearms) beginnt. In seinem Kampf gegen
unerlaubten Waffen- und Drogenbesitz und gegen das
organisierte Verbrechen steht er bald an vorderster Front.
2001 läuft die Operation „Black Biscuit“ an, und Jay Dobyns
infiltriert als Undercover-Agent die Hells Angels. Dass er am
ganzen Körper tätowiert ist, wird den Zugang zu den
gewalttätigen Bikern bestimmt erleichtert haben. Ein
vorgetäuschter Mord allerdings ist sein Einstieg in diese, nur
ihren eigenen Gesetzen und Richtlinien folgende Gemeinschaft.
Dobyns wird Zeuge zahlreicher Verbrechen, u.a. auch eines
Auftragsmordes. Dieses Doppelleben hinterläßt jedoch
psychische Spuren. Fast wäre der Undercover-Agent der
abschreckenden, gleichzeitig ihn aber faszinierenden,
Gesellschaft der Hells Angels erlegen - rechtzeitig schafft er
noch den Absprung. Für seine lebensgefährliche Arbeit als
Undercover Agent wurde ihm später die Medaille der ATF für
hervorragende Leistungen verliehen. Jay Dobyns hat den Job
beim ATF an den Nagel gehängt und leitet heute ein Consulting-
und Coachingunternehmen. KT 54
Interview mit Jay Dobins nachzulesen unter:
www.welt.de/vermischtes/article5049074/Niemand-respektiert-
einen-Feigling.html

I. Doyle, Steven & Cowder, David A.: Sherlock Holmes for


Dummies. 2010, 360 S., Wiley, 0-470-48444-6 / 978-0-470-48444-
9, £ 14,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Seit Erscheinen der ersten Story ist die Faszination von
Sherlock Holmes und seinem sidekick Dr. John Watson bei Lesern
18

weltweit ungebrochen. Überall auf der Welt haben sich die


Fans, sogenannte „Sherlockians“ in Zirkeln und Gesellschaften
zusammengetan. In der Serie „ … for Dummies“ tragen die beiden
Autoren Doyle und Cowder dieser Faszination Rechnung und
bieten einen Überblick zum Werk von Sir Arthur Conan Doyle und
Einblick in die Ermittlungs- und Arbeitsweise der beiden
Detektive, schildern Hintergründe und Charaktere, analysieren
den sozialen Kontext der Holmes-Stories und verweisen auf die
Auftritte von Sherlock Holmes in Film, Fernsehen und Theater.
„Sherlock Holmes for Dummies“ ist ein unverzichtbarer
Leitfaden für Fans des Meisterdetektivs und für solche die es
noch werden wollen. It’s elementary! Inhalt:
Teil I: Elementary Beginnings and Background – 1. A Snapshot
of Sherlock Holmes and the Stories That Made Him Famous / 2.
The Great Detective and His Life in Crime / 3. Arthur Conan
Doyle – The Doctor Who Created the Detective / 4. Life in the
Days of London Fog
Teil II: What a Bunch of Characters! – 5. Sherlock Holmes and
Dr. Watson / 6. Cops, Landladies, and Others – The Supporting
Characters / 7. Villains, Victims, and Damsels in Distress
Teil III: Holmes and His Adventures – 8. The „Typical“
Sherlocl Holmes Story / 9. Delving into „The Hound of the
Baskervilles“ / 10. The Gaslight Goes Away – The „Modern“
Stories / 11. Common Themes and Threads / 12. The Rivals of
Sherlock Holmes
Teil IV: Beyond Baker Street – 13. The Sincerest Form of
Flattery / 14. Adapting Holmes for Stage and Screen / 15.
Communities of Sherlockians
Teil V: The Part of Tens – 16. Ten Unsolved Mysteries / 17.
Ten Sherlockian Places to Visit / 18. Ten Books Every
Sherlockian Should Have / 19. Ten Notable Quotes and Passages
Anhang: Active Sherlock Holmes Societies in North Amerika. KT
54

I. Engel, Leonard (Hg): A Violent Conscience. Essays on the


Fiction of James Lee Burke. 2010, 213 S., McFarland, 0-7864-
4723-0 / 978-0-7864-4723-7, $ 38,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Der Verlag McFarland & Company (Publisher of Reference and
Scholarly Books) aus Jefferson, North Carolina, pflegt seit
Jahren seine Reihe zum Thema „Detective & Mystery“
kontinuierlich und baut sie um interessante Titel zum Genre
Kriminalliteratur, -film und –hörspiel stetig aus. Hier sind,
um mich zu wiederholen, stets interessante Titel zu entdecken,
und auf einige habe ich auch in den letzten Jahren im KRIMI-
TIPP gerne (und freudig) hingewiesen (wie auch im aktuellen KT
54). Dave Robicheaux, Südstaaten-Ermittler aus Louisiana und
Hauptprotagonist in den Kriminalromanen von James Lee Burke,
gehört zu meinen Lieblings-Polizisten. Der Verlag McFarland
hatte bereits 2006 ein Buch im Programm, daß sich mit James
Lee Burke und der Welt seines Ermittlers beschäftigte („James
Lee Burke and the Soul of Dave Robicheaux“ von Barbara Bogue,
s. dazu KT 45/2006). James Lee Burke, geboren am 5.12.1936 in
19

Houston / Texas, begann bereits Mitte der 60er Jahre zu


schreiben. Der alkoholkranke Autor bekam glücklicherweise
seine Sucht 1982 in den Griff und wurde nicht nur zu einem der
fleißigsten, sondern auch zu einem der talentiertesten
Kriminalschriftsteller der amerikanischen Südstaaten. In
seiner Hauptperson Dave Robicheaux darf man wohl getrost ein
Alter Ego des Autors sehen. Fast alle seiner Kriminalromane,
bis auf 5 Krimis mit Dave Robicheaux und 1 Titel um Billy Bob
Holland, wurden inzwischen ins Deutsche übersetzt. In diesen
Kriminalromanen wird die Welt der Südstaaten, die Sprache und
Denkweise der überwiegend ländlichen Bevölkerung von
Mississippi und Louisiana und die Mythen und Legenden des
Missisippi-Deltas und der Bayous von J.L. Burke überaus vital
und in ihrer ganzen Vielfalt präsentiert. Leonard Engel,
Professor für Englisch an der Universität Quinnipiac (Hamden /
Conneticut), präsentiert als Herausgeber von „A Violent
Conscience“ insgesamt 12 Essays, die sich mit James Lee Burke
als Schriftsteller beschäftigen, der es versteht, mit dem
Genre Kriminalliteratur eine Vielfalt von Themen zu
transportieren. Und natürlich mit seinem Ermittler Dave
Robicheaux und dessen beruflichen und familiären Umwelt. Diese
12 Essays werden durch ein Interview, das Leonard Engel mit
James Lee Burke am 22. Juni 2009 per Telefon führte,
abgerundet. Inhalt: L. Engel: Introduction / B. Klypchak: The
Struggles of Southern Identity in „White Doves at Morning“ /
P. Gaitely; „I Took No Joy in It“ – Southern Violence and Folk
Justice in the Robicheaux Novels / D. Anderson: Soldiering On
– Dave Robicheaux and Vietnam / B. Zimmerman Bogue: „Jesus Out
to See“ – Burke’s Homage to Those Left Behind in the War Zone
/ L.J. Holland-Toll: Ghosts, Demons, or the DTs? The
Supernatural in the Robicheaux Series / B. Westbrook: Believe
Not Every Spirit – Strange Shadows in the Novels / J. Peltier:
Water, Water Everywhere – Elementary Poetics and Politics in
„The Tin Roof Blowdown“ / S. Coale: The Entangled Web –
Heaven’s Prisoners in Manichean Prisons / Th. Easterling: The
Past Is the Past – Refusing of Age Gracefully in the
Robicheaux Series / B. Westbrook: The Evil That Men Do –
Options for Masculinity / J.M. Gourlie: „Cimmaron Rose“ – Guns
and Roses in the West / D. Rothermel: Robicheaux’s Sublime
Torment on Film – Phil Joanou’s „Heaven’s Prisoners“ (1996)
and Bertrand Tavernier’s „In the Electric Mist“ (2009) / L.
Engel: Interview with James Lee Burke. KT 54
http://jamesleeburke.com

I. Evans, Mary: The Imagination of Evil. Detective Fiction and


the Modern World. 2009, 200 S., Continuum (Continuum Literary
Studies), 1-84706-206-7 / 978-1-84706-206-2, £ 60,00
(Tageskurs zzgl. MWSt)
Seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert, hat sich (zunächst)
die Detektivliteratur (und später die Kriminalliteratur) in
Europa zur bekanntesten und meistgelesenen populären Literatur
entwickelt. In sieben Kapiteln analsysiert Mary Evans das
20

Verhältnis der Detektivliteratur zur Moderne bzw. inwiefern


diese Literaturgattung die moderne und soziale Welt
reflektiert und wie die Darstellung des (privaten) Ermittlers,
oftmals porträtiert als sozialer Außenseiter, mit dieser Welt
und ihrer Gesellschaft korrespondiert. Inhalt: 1. Making Crime
/ 2, The Making of the Detective / 3. Detecting the Modern /
4. Illegal and Immoral / 5. Are the Times Changing? / 6. The
Dream That Failed / 7. „On Murder Considered as One of the
Fine Arts“. KT 54

II. Fay, Jenifer & Nieland, Justus: Film Noir. Hand-boiled


Modernity and the Cultures of Globalization. 2009, 304 S.,
Routledge, Hardcover: 978-0-415-45812-2, £ 55,00 (Tageskurs
zzgl. MWSt) / Paperback: 978-0-415-45813-9, £ 14,99 (Tageskurs
zzgl. MWSt)
The term „film noir“ still conjures images of a uniquely
American malaise: hard-boiled detectives, fatal women, and the
shadowy hells of urban life. But from ist beginnings, film
noir has been an international phenomenon, and ist stylistic
icons have migrated across the complex geo-political terrain
of world cinema. This book traces film noir’s emergent
connection to European cinema, its movement within a
cosmopolitan culture of literary and cinematic translation,
and its postwar consolidation in the US, Europe, Asia, the
Middle East, and Latin America. (vt) KT 54

II. French, Jack: Private Eyelashes. Radio’s Lady Detectives.


2009 (2. Auflage der Ausgabe von 2004), 237 S., 23 s/w Fotos,
Bear Manor Media, 1-59393-450-5 / 978-1-59393-450-7, $ 19,95
(Tageskurs zzgl. MWSt)
In den späten 1950er Jahren wird das Ende des sogenannten „Old
Time Radio“ (OTR) mit seinen Crime & Mystery Shows
eingeläutet. Seit 1932 gab es diese Krimi-Hörspiele im US-
amerikanischen Rundfunk – und es waren sehr oft
Ermittlerinnen, die bei den Zuhörern für Spannung sorgten. So
begann z.B. die Schauspielerin Irene Delroy ihre
Rundfunkkarriere 1932 in den Serien „The Transcontinental
Murder Mystery“ und „The Stratosphere Murder Mystery“. Der
ehemalige Marinekryptograph und pensionierte FBI-Agent Jack
French zeichnet mit Akribie und Witz die Geschichte der Lady
Detectives des amerikanischen Krimi-Hörspiels. In neun
Kapiteln werden fünfundvierzig Sprecherinnen bzw. Charaktere
ausführlich vorgestellt. Dazu serviert Jack French Dutzende
Details über die Entstehung der Radiosendungen, zitiert deren
Ausgangstexte (ursprüngliche Kurzkrimis in Magazinen oder
sogenannte „dime novels“), und berichtet in zahllosen
Querverweisen über KollegInnen, Krimiautoren,
Produktionsmitarbeiter oder auch den maßgeblichen Werbekunden,
ohne die und deren (bestimmt schon seiner Zeit nervtötenden)
Werbeunterbrechnungen. Allen Sprecherinnen und/oder
Protagonistinnen gibt French in seinen Darstellungen
ausführlich Raum. Zum Teil werden Dialogzitate oder Trailer in
21

diese Darstellungen eingestreut. Selbstverständlich werden


auch so berühmte Serien wie „Mr. and Mrs. North“, „Perry
Mason“, „The Shadow“ oder „Nick Carter, Master Detective“
umfassend besprochen. „Private Eyelashes“ dürfte (auch) für
(europäische) Hörspiel-Fans von großem Interesse sein, werden
sie hier doch über die eine oder andere noch unbekannte
amerikanische „radio heroine“ oder „lady sleuth“ bestens
informiert. Aber auch für Interessenten des sorgenannten
„Frauenkrimis“ wird „Private Eyelashes“ nicht ohne Bedeutung
sein! In den USA gilt Jack French als die Autorität auf dem
Gebiet der Geschichte des US-Radio-Hörspiels. Das Buch
schließt mit einer kleinen überschaubaren Bibliographie der
Sekundärliteratur und dafür ausführlichen Quellenhinweisen zu
den einzelnen Kapiteln. Ein Index erschließt „Private
Eyelashes“. Die Kapitel: The First Ladies / In the Driver’s
Seat / The Better Halves / Partners in Crime / A Nose For News
… and Clues / Me and My Gal Friday / Well, Just For Laughs /
More Than Just a Secretary / And the Winner Is. KT 54

III. Fuhrer, Armin: Wer erschoss Benno Ohnesorg? Der Fall


Kurras und die Stasi. 2009, 160 S., 15 Abb., be.bra verlag, 3-
89809-087-6 / 978-3-89809-087-2 / K 23 66 34 12, EURO 14,95
Der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras erschoss am 2.
Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg und trug damit
maßgeblich zum Ausbruch der 68er-Studentenrevolte bei. Im Mai
2009 wurde er als Topagent der DDR-Staatssicherheit enttarnt.
Muss die deutsche Zeigeschichte neu geschrieben werden? Wer
war der Mann, der Benno Ohnesorg erschoss? FOCUS-Redakteur
Armin Fuhrer zeichnet aus den Stasi-Akten das bedrückende
Porträt eines Dieners zweier Systeme. Zugleich zeigt er, wie
stark die West-Berliner Sicherheitsbehörden seit den 1950er
Jahren von der Stasi unterwandert waren. (vt) KT 54
www.kurras-und-die-stasi.de

I. Galeota, Vito (Hg): La rappresentazione del crimine. Sul


poliziesco argention e sul „giallo mediterraneo“. 2009, 110
S., Aracne editrice (Studi americani, culturali e linguistici,
Bd. 12), 978-88-548-2400-3, EURO 9,00
Im März 2008 lud Vito Galeota vom „Dipartimento di Studi
Americani, Culturali e Linguistici“ der Università degli
studie di Napoli „L’Orientale“ Dozenten italienischer und
(einer) argentinischen Universität(en) zu einem Austausch über
verschiedene Aspekte der Kriminalliteratur innerhalb der
Nationalliteratur Argentiniens ein. Diese „Round-table“-
Veranstaltung in Form von Podiumsdiskussionen, Vorträgen und
Lesungen richtete sich vornehmlich an Doktoranden der
Italianistik und Iberoamerikanistik. Einige der dort
gehaltenen Vorträge in italienischer (2) und spanischer
Sprache (4) liegen jetzt in Form eines „Readers“ vor. Neben
der Betrachtung argentinischer Kriminalliteratur wurde auch
kurz über die Verfilmung von Krimis in Argentinien im Stile
Hollywoods referiert und – natürlich - ein Blick auf die
22

mediterrane Kriminalliteratur [„giallo mediterrano“:


Frankreich, Italien, Spanien (hier mit besonderem Augenmerk
auf die Pepe Carvalho-Serie von Vázques Montalbán)] geworfen.
Inhalt: Vito Galeota (Uni Neapel): Vorwort / Carlos Gamerro
(Uni Buenos Aires): Policial y dictadura / Gianni Ferracuti
(Uni Triest): Il „giallo mediterraneo“ come modelle narrativo
/ Antonella De Laurentiis (Uni Salento): Lenguaje y
metalenguaje del policial – la Argentina de Juan José Saer /
MariaChiara D’Argenio (Uni Neapel): Hegemonía vs resistencia –
crímenes ficticios y realidad história en Eduardo Ladislao
Holmberg y Ricardo Piglia / Andrea Pezzè (Uni Neapel):
Lugares, verdades, posibilidades – Policial y definición /
Loris Tassi (Uni Neapel): Adolfo Aristarain – un regista
argention e la tradizione hollywoodiana. Der letzte Beitrag
wird durch eine ausführlichen Auswahlbibliographie zur
Literatur, Kinematografie und zum „film noir“ ergänzt. KT 54

IV. Glücklich, Nicole / Klingsöhr, Jens Arne / Maurer, Olaf /


Stoffregen, Manuela (Red.): Sherlock Holmes Magazin. 2009 ff,
32 S., Einzelheft EURO 3,90 zzgl. Porto / Abo = 4 Ausgaben zu
EURO 19,00 (inkl. Versandkosten)
Lang ist es her, daß die letzte Ausgabe von „SNOB – The Soft-
nosed Bullet-in“, ein „Journal für die Freunde von Sherlock
Holmes“, erschienen ist. Im Winter 2003/04 kam das „Aus“ für
die Publikation der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft
„Von Herder Airguns Ltd.“. Immerhin hatte es „SNOB“ auf
insgesamt 30 Ausgaben gebracht! An die Tradition,
Wissenswertes zum großen Meisterdetektiv, Neuigkeiten und
Hinweise den Anhängern und Fans, Sherlockianer genannt, aber
auch an „Nur-Leser“ und an Sherlock Holmes-Interessierte
weiterzugeben, knüpft das „Sherlock Holmes Magazin“ an. Die
erste Ausgabe erschien bereits im August 2009, die zweite
Ausgabe erschien im Dezember 2009 und die dritte Ausgabe ist
seit März 2010 lieferbar. Das „Sherlock Holmes Magazin“ kommt
auf schwerem Kunstdruckpapier im Format DIN A 4 (geheftet)
daher. Illustrationen und Fotos sind, je nach Alter, schwarz-
weiß oder farbig. Berichtet wird über Veranstaltungen, diverse
Holmes-Verfilmungen, Rezensionen finden sich
selbstverständlich ebenfalls im SHM. In der Rubrik „Forschung“
wird z.B. über „Poe vs. Doyle – Zwei Meister geben sich die
Ehre“ (Heft 2) referiert. Natürlich dürfen die sogenannten
„Pastiches“ nicht fehlen. Ähnlich umfangreich wie die oben
erwähnte Rubrik „Forschung“ ist in jeder Ausgabe das Kapitel
„Bibliothek“. In Heft 1 z.B. wird von Jens Arne Klingsöhr über
„Das umfassende Sherlock Holmes Handbuch“ (herausgegeben von
Zeus Weistein) informiert, das in verschiedenen Ausgaben bei
Haffmans, Ex Libris, Deutscher Bücherbund und Weltbild Verlag
vorlag und 2009 beim Verlag Kein & Aber noch einmal erschienen
ist (s. dazu auch KRIMI-TIPP 52). Das „Sherlock-Holmes-Magazin
ist nicht über den Buchhandel zu beziehen. Bezugsanschrift e-
mail: S.H.Magazin@web.de oder im Internet unter www.Sherlock-
Holmes-Magazin.de (dort kann man sich auch ein Bild von diesem
23

neuen Holmes-Magazin machen). Der Bezugspreis pro Ausgabe


beträgt EURO 3,90 (zzgl. Porto) / Abo (4 Ausgaben) zu EURO
19,00 (inkl. Versandkosten). „ … Selbstverständlich gibt es
bereits Magazine innerhalb der Fanszene, deren Erhältlichkeit
sich vornehmlich auf die Mitglieder des jeweiligen Clubs
beschränkt. Ansonsten besteht keine Möglichkeit, in den
deutschsprachigen Ländern ein Magazin zum Thema Sherlock
Holmes zu erhalten. Dies soll sich mit dem SHM ändern …“, aus
dem Editorial der Nr. 1 (August 2009). KT 54

III. Goodman, Jonathan: Murder on Several Occasions. 2007, 288


S., Illustrationen, Kent State University Press (True Crime
Series), 978-0-87338-898-6, $ 29,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Eine Sammlung von Aufsätzen (einige überarbeitet und ergänzt,
andere hier zum ersten Mal publiziert) des britischen
Kriminalhistorikers Jonathan Goodman (17.1.1931 – 10.1.2008)
zu Verbrechen in England und Amerika im Zeitraum von 1820 bis
1980 (z.B. die Schießerei im Londoner Savoy Hotel 1923, die
Entführung des Lindbergh Babys oder die Serienmorde des
Michele de Marco Lupo an Homosexuellen). Jacques Barzun
bezeichnete einmal Jonathan Goodman als „the greatest living
master of true crime literature“. K T54

III. Goodman, Jonathan: Tracks to Murder. 2005, 198 S., Kent


State University Press (True Crime Series), 0-87336-825-9, $
19,95 (Tageskurs zzgl. MWSt)
On a 6000-mile train trip across the North American continent
from New York City to the West Coast, then back to New York
over a southern route, prizewinning English crime historian
Jonathan Goodman visited a number of sites where notorious
murders occurred – the Kingsbury Run torso murders in
Cleveland, the murder by „thrill-killers“ Leopold and Loeb,
the St. Valentine’s Day Massacre, and the escapades of Al
Capone in Chicago, the Henwood-VonPhul-Springer affair in
Denver; the murders of Marian Williams and Blanche Lamont in
the Emmanuel Baptist Church in San Francisco; and Kate
Townsend’s murder in New Orleans. Goodman masterfully fuses
two literary genres that reach back into the nineteenth
century: the true crime essays fathered by Thomas De Quincy
and travel reports popularized by Charles Dickens and Mark
Twain. (vt) KT 54

III. Grundmann, Siegfried: Die V-Leute des Gestapo-Kommissars


Sattler. 2010, ca. 340 S., 39 Abb., Verlag Hentrich &
Hentrich, 978-3-941450-25-7, ca. EURO 29,90
V-Leute im Marxismus-Dezernat des Geheimen Staatspolizeiamtes
Berlin: Die Verwendung von V-Personen, Informanten und
Spitzeln, rekrutiert aus den Reihen der Gegner oder dort
implantiert, ist so alt wie die politische Polizei überhaupt.
In Hitler-Deutschland wurde sie zu einem systematisch
verwendeten Instrumentarium der Geheimen Staatspolizei bei der
Verfolgung und Vernichtung von Antifaschisten. Sie war
24

Ergänzung und teilweise Ersatz der Folter, gleichwohl wie


diese ein Bestandteil des Terrors, und oft erschreckend
„effizient“. Grundmann belegt dies am Beispiel der V-Personen
des von Kriminalkommissar Sattler geleiteten „Marxismus“-
Dezernats beim Geheimen Staatspolizeiamt Berlin – einem
Dezernat, dessen Aufgabe die Verfolgung und Vernichtung des
Widerstands aus den Reihen der SPD sowie der ihr nahestehenden
Parteien, Organisationen und Personen war. Grundmann
rekonstruiert die Biographien der V-Personen, die Art und
Weise ihrer Anwerbung bzw. ihrer eigenen Bewerbung bei der
Gestapo sowie die Motive und Konsequenzen ihrer Tätigkeit.
Grundlage dieser Arbeit bilden die im Bundesarchiv bzw. im
BStU-Archiv deponierten Recherchen des Ministeriums für
Staatssicherheit über V-Leute sozialdemokratischer Herkunft.
(vt) KT 54

III. Giuliani, Alberto: Malacarne. Leben mit der Mafia. 2010,


153 S., 90 Farbfotos, 2 Audio-CDs, (mit Texten von Roberto
Saviano, Franceso La Liceta, Pino Corrias, u.a.), Edel Germany
(earBOOKS), 3-940004-88-X / 978-3-940004-88-8 / K 24 17 39 32,
EURO 30,00
„Malacarne“ ist ein ungeschöntes Porträt der Mafia und ihrer
Organisation. Gleichzeitig ist es eine kulturelle Reise in die
Landstriche Italiens, die die Mafia stärker geprägt hat als
alles andere. Der Fotograf Alberto Giuliani vermittelt mit
seinen preisgekrönten Bildern den Einfluss der Mafia auf das
Leben und die Kultur der Menschen und erschafft mit einer
ruhigen aber schonungslosen Bildsprache ein komplexes Porträt
einer zutiefst erschütterten Gesellschaft. Die Fotografien
Giulianis werden ergänzt durch Essays und Artikel über die
Mafia, die die Situation in Italien aus den verschiedenen
Perspektiven schildern. Verfasst wurden sie von so bedeutenden
Autoren und Mafia-Kennern wie Roberto Saviano, Rita Borsellino
(EU-Abgeordnete und Schwester des ermordeten Richters Paolo
Borsellino) oder Pino Corrias (Redaktuer bei RAI, Vanity Fair,
La Repubblica). Die beiden beigefügten CDs mit Liedern der
Mafia, den sogenannten „canti di malavita“, vermitteln einen
Eindruck von den Regeln und Bedingungen des organisierten
Verbrechens, aber auch von dem Stolz mancher, Mitglied der
Mafia zu sein. (vt) KT 54
[siehe dazu auch den Artikel „Mogelpackung“ von Petra Reski in
DIE ZEIT Nr. 23/2010: www.zeit.de/2010/23/Malacarne-Mafia-
Italien]

I. Haefs, Hanswilhelm: Die Krimiwelten des G.K. Chesterton.


Editorische Notizen. 2010, www.father-brown.de
Der Hörbuchverlag steinbach sprechende bücher gegann im
Frühjahr 2010 mit der Herausgabe der Kriminalerzählungen des
englischen Krimi-Klassikers Gilbert Keith Chesterton. Im
Turnus von 14 Tagen soll jeweils eine neue – ungekürzte -
Erzählung erscheinen. Die Hörbücher basieren auf der
Übersetzung von Hanswilhelm Haefs, die subtil und kongenial
25

die Wortgewalt des Autors transportiert. Zu dieser Hörbuch-


Serie wird vom Verlag auch ein umfangreicher Kommentar
angeboten. In seine editorischen Notizen „Die Krimiwelten des
G.K. Chesterton“ beleuchtet Hanswilhelm Haefs unter anderem
den „Literarischen Rang“ des Autors und setzt sich detailliert
mit „Übersetzungsfragen“ oder dem Verhältnis „Chesterton –
Kirche – Bibel“ auseinander. „Biographische und
Bibliographische Skizzen“ sind selbstverständlich ebenso
enthalten. Diese begleitenden editorischen Notizen der
Hörbuch-Ausgabe sind nur im Internet unter www.father-brown.de
abrufbar. (s. auch oben: „G.K. Chesterton: Autobiographie“ und
PKT 37). KT 57

III. Häusler, Karl: Die Tote lebt. Ungewöhnliche authentische


Kriminalfälle. 2010, 191 S., Militzke Verlag, 3-86189-831-4 /
978-3-86189-831-3 / K 24 43 51 32, EURO 14,90
Karl Häusler, ehemaliger Kripo-Chef in Augsburg und Nürnberg,
berichtet in diesem Buch von den spannendsten und kuriosesten
Kriminalfällen seiner Laufbahn. Wie gestalten sich die
Ermittlungen, als nacheinander drei einzelne Frauenbeine
gefunden werden? Und warum ist die Dame aus der Todesanzeige
in der Morgenzeitung noch quicklebendig? Mit untrüglichem
Blick zeigt Häusler, dass der wahre Alltag eines Polizisten
nichts mit den bekannten Darstellungen aus Film und Fernsehen
zu tun hat. Ob Raub, Erpressung, Drogendelikte oder
Sexualverbrechen – die vielfältigen Aufgaben bedürfen eines
gut eingespielten, vielköpfigen Ermittlerteams. Der Autor
wirft einen realitätsnahen Blick auf die Arbeit der
Kriminalpolizei und ihrer Ermittler und korrigiert das von den
Medien verfälschte Bild. Mit bissigen Kommentaren versehen,
entwirft er mit jedem Fall auch ein Porträt seiner Zeit.
Karl Häusler, geboren 1929, seit 1951 Polizeibeamter,
Kriminalamtsrat der Kriminalpolizei Ingolstadt, nach dem
Studium an der Polizeiführungsakademie in Münster-Hiltrup
übernahm er das Referat für Fortbildung der Polizei Bayern,
war anschließend Kripochef in Augsburg und von 1985-89
Kriminaldirektor der Kriminalpolizei in Nürnberg, publizierte
zahlreiche Kriminalgeschichten u.a. in „Criminal-Digest“, lebt
in Ingolstadt. Im Militzke Verlag sind von Karl Häusler
bereits folgende Titel erschienen: „Mörder unter sich“, „Der
Tod ist weiblich“, „Karusell der Toten“, „Verliebt, verlobt,
ermordet“, „Mörder von heute auf morgen“ und „Wenn’s um Geld
geht: Raubüberfall“. (vt) PKT 54

I. Herbst, Miriam: Sichtung und Aufriss der Sekundärliteratur


zum Thema des klassischen Kriminalromans. Versuch der
Übertragung auf den Kriminaltypen des Romans „Am Freitag
schlief der Rabbi lang“ von Harry Kemelman und „Sherlock
Holmes, Der Hund von Baskervill“ von Sir Conan Doyle –
Parallelen und Dissonanzen. 2003, 25 S., GRIN Verlag
(Seminarbeit), 978-3-638-64775-5, EURO 13,99
Miriam Herbst bezieht sich auf fünf ältere Standardwerke zur
26

Kriminalliteratur: Ulrich Schulz-Buschhausen „Formen und


Ideologien des Kriminalromans. Ein gattungsgeschichtlicher
Essay“ (1975), John Ball „Morde; Meister und Mysterien. Die
Geschichte des Kriminalromans“ (1988), Paul G. Buchloh & Jens
P. Becker „Der Detektivroman. Studien zur Geschichte und Form
der englischen und amerikanischen Detektivliteratur“ (1990),
Ulrike Leonhardt „Mord ist ihr Beruf. Eine Geschichte des
Kriminalromans“ (1990) und Michael Dunker „Beeinflussung und
Steuerung des Lesers in der englischsprachigen Detektiv- und
Kriminalliteratur“ (1991). Die Themenstellung(en) dieser Werke
werdem erläutert, und dann in Beziehung zu den Krimis „Am
Freitag schlief der Rabbi lang“ und „Der Hund von Baskerville“
gesetzt. KT 54

I + II. Höltgen, Stefan & Wetzel, Michael (Hg): Killer /


Culture. Serienmord in der populären Kultur. 2010, 160 S., 84
s/w Fotos, Bertz + Fischer Verlag (Medien/Kultur, Bd. 1), 3-
86505-399-8 / 978-3-86505-399-2 / K 24 35 30 75, EURO 19,90
Serienkiller-Themen liegen in der internationalen
Kriminalliteratur wie auch in zahlreichen Kino- und TV-Filmen
voll im Trend. Und auch die bis heute unaufgeklärten Morde
eines Jack the Rippers in London faszinieren Autoren und
Amateurermittler immer noch. Im Kino dürfte wohl „The Texas
Chainsaw Massacre“ (dt., Blutgericht in Texas) von 1974 der
bekannteste Serienkiller-Film gewesen sein – ein Film, der das
entsprechende Filmgenre stark beeinflusst hat. Aber auch in
der Pop-Musik und in diversen Videospielen wird das Phänomen
Serienmord/Serienkiller thematisiert. Am 19. April 2008 fand
im Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und
Kulturwissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-
Universität Bonn die Tagung „Serienmord als ästhetisches
Phänomen“ statt, an der sich mehrere Wissenschaftler und ein
(bildender) Künstler beteiligten. Die Herausgeber des
vorliegenden Readers baten - neben den erwähnten
Tagungsteilnehmern - weitere Autoren aus unterschiedlichen
Disziplinen um Beiträge für diesen Sammelband. So können
Stefan Höltgen und Michael Wetzel hier insgesamt 14 Beiträge
vorstellen, die das Phänomen Serienmord aus den
kriminologischen, soziologischen, psychoanalytischen, zensur-,
begriffs- und kunstgeschichtlenlen Blickwinkeln betrachten. Es
liegt damit einer der ersten Versuche vor, das Phänomen
Serienmord in seiner ganzen kulturellen Breite dazustellen.
Inhalt: Stefan Höltgen & Michael Wetzel: Einleitung / Michael
Wetzel: M.O.R.D. Die unberechenbare Größe / Joachim Lindner:
Männer, die morden. Zu zwei Romanen von Andrea Maria Schenkel
/ Manfred Riepe: Wenn Blicke töten. Anmerkungen zu Michael
Powells „Peeping Tom“ / Michaela Wünsch: Sehen – Töten –
Ordnen. Der Serienkiller in der Funktion des
Herrensignifikanten / Marcus Stiglegger: Der dunkle Souverän.
Zur Faszination des allmächtigen Serial Killers im
zeitgenössischen Thriller und Horrorfilm / Stephan Harbort:
Wie entkommt man einem Serienmörder? / Hendrik Seither: Die
27

Serialität des Tötens. Zur Homologie zwischen Serienmord und


Fernsehserie am Beispiel Dexter / Ivo Ritzer: Hip to Be
Square. Serienmörder in der Pop-Musik / Meteling, Arno: Eine
Poetik der Liste. Serienmord und Apokalypse in David Finchers
„Se7en“ / Oliver Nöding: Krankheit und Heilmittel. Der
Serienmörder im Actionfilm der 1980er Jahre / Christian
Hoffstadt: Zum Tod lachen? / Roland Seim: Schnitt-Stellen. Die
Zensurgeschichte des Serienmörderfilms in Deutschland am
Beispiel von „The Texas Chainsaw Massacre“ / Stefan Höltgen:
Killer-Spiele. Serienmord und Seriemörder im Videospiel. Fast
jeder Beitrag ist mit ausführlichen Anmerkungen und Hinweisen
zu weiterführender Literatur versehen. KT 54

I. Hubin, Allen J.: Crime Fiction IV. A Comprehensive


Bibliography 1749 – 2000. A Completely Revised and Updated
Edition. 2003, The Battered Silicon Dispatch Box
2003 erschien die letzte gedruckte Version dieser großartigen
Bibliographie, für die Allen J. Hubin, Gründer des legendären
US-Magazins „The Armchair Detective“, auf dem 40. BoucherCon
(Indianapolis, 2009) mit dem „Lifetime Achievement“
ausgezeichnet wurde. Seit dem Erscheinen der Print-Version lag
wieder so reichliches Material für Ergänzungen vor, daß diese
„Addenda“ als No. 34 und 35 von Allen J. Hubin mit Hilfe von
John Herrington, Jamie Sturgeon, Steve Holland und Victor
Berch aufgearbeitet werden konnten. Für Besitzer von „Crime
Fiction IV“, die sich auf dem Laufenden halten wollen, sind
diese Ergänzungen (wie auch die früheren) unter
www.crimefictioniv.com nachlesbar. Allen J. Hubin schrieb mir
am 29. Dezember 2009, daß weitere Ergänzungen und Information
zur Zeit in die „Addenda“ No. 36 eingearbeitet werden.
Weiterhin teilt er mir mit: „Wether there will be a 2010 or
2011 version of the bibliography remains to be seen“. Sollte
seine Idee realisiert werden, wird an dieser Stelle
selbstverständlich darauf hingewiesen und darüber berichtet.
KT 54

IV. Izzo, Jean-Claude. Mein Marseille. 2010, 95 S., 1 Karte


Quartier Panier, 1 Karte restliches Marseille, zahl. s/w
Fotos, (Marseille, Ü.v. Katarina Grän & Ronald Voullié),
Unionsverlag Taschenbuch 487, 3-293-20487-2 / 978-3-293-20487-
4 / K 24 46 24 73, EURO 7,90
Von Jean-Claude Izzo (1945 – 2000) wurde behauptet, er sei
„Marseille durch und durch. Das heißt: halb Italiener, halb
Spanier mit arabischem Blut und Oliven von beiden Seiten“. Mit
seiner Marseille-Kriminal-Trilogie („Total Cheops“, „Chourmo“
und „Solea“, alle Unionsverlag) - Protagonist ist „flic
banlieu“ Fabio Montale - hatte sich Izzo in die erste Reihe
der zeitgenössischen französischen Kriminalliteratur
geschrieben. In „Mein Marseille“ nimmt er den Leser mit in die
verwinkelten Gassen, auf Märkte und in Kneipen, Cafés und Bars
der südfranzösischen Hafenstadt. Jean-Claude Izzo behauptet
von sich, kein Lokalpatriot zu sein, sondern sagt „Ich bin
28

Marseiller. Marseille ist meine Weltkultur. Meine erste


Welterziehung“. In acht Kapiteln berichtet Izzo über die
Vielfältigkeit dieser Stadt, ebenso in den folgenden weiteren
sieben Auszügen aus den o.g. Kriminalromanen. Zwei Stadtpläne
mit Schauplätzen aus der „Marseille-Trilogie“ und die schwarz-
weiß Fotografien von Edwin Gantert runden diesen kleinen aber
feinen „kriminellen“ Reiseführer ab. KT 54
Ausführliche Informationen zu Autor und Werk unter
www.unionsverlag.com

I. Keirans, James E.: John Dickson Carr in Paperback - an


English Language Bibliography. A Guide to the English Language
Paperback Editions, Printings and Cover Varieties of that
Grand Master of Mystery, John Dickson Carr (1906 – 1977).
2009, 70 S., 8 Tafeln mit farb. Cover-Abbildungen, CADS
Supplement Number 12, ISSN 0965-6561, EURO 10,00 [nicht über
Buchhandel zu beziehen!]
Geoff Bradley, Herausgeber von CADS (Crime and Detective
Stories – An Irregular Magazine of Comment and Criticism About
Crime and Detective Fiction), publiziert zum zwölften Mal
eines jener „CADS Supplement“, in denen Beiträge
veröffentlicht werden, die den Umfang eines Artikels im
Magazin selbst sprengen würden. In diesem aktuellen Supplement
legt James E. Keirans eine komplette Bibliographie der
englischsprachigen Paperback-Ausgaben des
Kriminalschriftstellers John Dickson Carr (30.11.1906 –
27.2.1977) vor. Zwischen 1930 und 1972 schrieb Carr 79 Bücher
(5 Henri Bencolin-Romane, 23 Dr. Gideon Fell-Romane, 22 Sir
Henry Merrival-Romane, 14 historische Krimis, 5 Bücher mit
Kurzgeschichten, 8 Krimis außerhalb der Serien und 2
Sachbücher). Die Schwierigkeiten beim Erstellen einer
Bibliographie, wie sie jetzt Keirans vorlegt, liegt in den
unterschiedlichen Titelgebung britischer, US-amerikanischer
und anderer englisch-sprachigen Verlage. So ist es nur
selbstverständlich, daß Keirans nach der Einführung in seine
Arbeit zunächst eine Liste aller Paperback-Verlage von John
Dickson Carr anbietet (versehen mit der Anzahl jener dort
erschienenen Carr-Titel). Die Aufstellung der Bibliographie
selbst erfolgt in titel-alphabetischer Folge mit Hinweis auf
das Entstehungsjahr der Hardcover-Ausgabe. Dann folgen die
Nennungen der Paperback-Verlage in chronologischer Reihenfolge
(Nach- und Neuauflagen sind ebenfalls registriert), zum Teil
mit Hinweisen auf das Cover (gezeichnetes Cover, Photo-Cover
oder auf besondere Hinweise auf dem Cover selbst).
Bemerkenswert an Keirans Bibliographie sind seine gründlichen
und ausführlichen Annotationen (seien es Druckfehler im Titel
oder im Text;, z.B. „Lamp chops“ anstelle von „Lamb chops“ wie
in der Berkely-Ausgaben Februar 1965 von „And So To Murder“).
Es muss schon für diese Annotationen eine ungeheure Arbeit für
Keirans gewesen sein, sämtliche Paperback-Ausgaben zur
Hardcover-Erstausgabe gegengelesen zu haben! Ergänzend zu
dieser Paperback-Bibliographie führt Keirans die
29

„Chronological Listing of John Dickson Carr’s Books“ auf,


sprich alle Hardcover-Ausgaben, auch jene, die Carr unter
seinem Pseudonym Carter Dickson veröffentlichte. In Klammern
werden hier auch Serien(-Protagonisten und der jeweilige
Serien-Fall genannt, z.B. „the 8th Dr Gideon Fell mystery). Im
Anhang I wird auf die „Publications of John Dickson Carr in
Paperback Pamphlet Form“ eingegangen, Anhang II verzeichnet
die „John Dickson Carr Mystery Novels in Magazines“ –
unterteilt nach „American Pulp Magazines“ und „British
Magazines“ –, Anhang III listet „John Dickson Carr Mystery
Novels in Newspaper Supplements“ auf. Daß auch ein Spezial-
Sammler wie James E. Keirans an Grenzen stößt, beweist er in
Anhang IV mit dem Titel „Paperbacks That Must Be Out There
Somewhere“. Sammler und freundliche Zeitgenossen, die James E.
Keirans helfen möchten seine Sammlung zu vervollständigen,
bittet er „ … I would appreciate hearing from anyone who would
be interested in providing me with copies. I will happily
purchase copies in very good or better condition. I can be
contacted at jkeirans@georgiasouthern.edu or at 13511 NW Kona
Street, Seal Rock, Oregon 97376, USA.“ Vielleicht ist ja der
eine oder andere Bezieher des KRIMI-TIPP in der Lage dem Autor
dieser John Dickson Carr-Bibliographie behilflich zu sein.
Diese Bibliographie ist NICHT über den Buchhandel zu beziehen.
Interessenten wenden sich bitte direkt an: Geoff Bradley, 9
Vicarage Hill, South Benfleet, Essex, SS7 1PA / UK oder
Geoffcads@aol.com. Der Preis beträgt EURO 10,00 (cash per
Brief; englische Banken lehnen Überweisungen in dieser Höhe
ab!). [Von James E. Keirans ist bereits 1996 eine Schrift zu
John Dickson Carr erschienen: „Poison and Poisoners in the
Mysteries of John Dickson Carr. An Aficionado’s Vademecum“,
und zwar als CADS Supplement No. 5 (ISSN 0965-6561)]. KT 54

III. Kessler, Ronald: Im Secret Service. Die Leibwächter des


US-Präsidenten packen aus. 2010, 352 S., (President’s Secret
Service. Behind the Scenes with Agents in the Line of Fire and
the Presidents They Protect, Ü.v. Egbert Baqué), riva Verlag,
3-86883-058-8 / 978-3-86883-058-3 / K 24 47 10 72, EURO 19,90
Ronald Kessler, früherer Reporter der Washington Post und des
Wall Street Journal hatte die Möglichkeit, über hundert
Agenten des „Secret Service“ zu interviewen. „Im Secret
Service“ wird jetzt erstmals ein Blick hinter die Kulissen
dieser Personenschützer, über deren Alltag und Arbeit als
Leibwächter der US-Präsidenten, geworfen. Ob sie nun stets
Kleingeld in der Tasche haben mussten, da manche Präsidenten
stets bargeldlos unterwegs waren, oder dass es sogar Spaß
gemacht haben soll, mit George W. Bush Holz zu hacken, welche
Präsidenten arrogant und welche vom Personal hochangesehen
waren – die Leibwächter brechen hier erstmals ihr Schweigen
und plaudern aus dem Nähkästchen. Ursprünglich wurde die
Abteilung „Secret Service“ am 5.7.1865 gegründet, um gegen
Geldfälschungen vorzugehen, später dann, 1867, kamen
Ermittlungen gegen Ku-Klux-Klan-Anhänger, Schnapsbrenner,
30

Posträuber und andere Kriminelle dazu, die die Bundesgesetze


brachen. Erst 1901, nach der Ermordung von William McKinley,
wurde der „Secret Service“ vom Kongress mit der Bewachung der
Präsidenten beauftragt. Ronald Kessler’s Sammlung von
Hintergrundberichten wird mit einem Beitrag zu „Daten zum
Secret Service“ und einem Personen-/Sachregister
abgeschlossen. Fazit: auch Präsidenten sind nur Menschen! KT
54
www.ronaldkessler.com
www.secretservice.gov

I. Kirchler, Benjamin: Der Kinderkriminalroman. Analyse und


didaktische Überlegungen unter besonderer Berücksichtigung von
Ingvar Ambjørnsens Reihe „Peter und der Prof“. 2006, 96 S.,
GRIN Verlag (Examensarbeit), 978-3-638-73980-1, EURO 64,90
Der Kinderkrimi sowie der Krimi für Erwachsene galten lange
Zeit als Trivialliteratur, der von wissenschaftlicher Seite
kaum Beachtung zukam. Wenngleich bereits in den zwanziger
Jahren des letzten Jahrhunderts mit Erich Kästners „Emil und
die Detektive“ eine Detektivgeschichte vorlag, die einen sich
andeutenden Trend aufzeigte, dauerte es noch bis in die
fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, bevor sich das
„zarte Pflänzchen“ der Kriminalliteratur in Deutschland von
dem durch die Nationalsozialisten verhängten
Publikationsverbot für sogenannte „Schundliteratur“ allmählich
erholte. Längst sind „Emil und die Detektive“ zu einem
Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur geworden und der
Kinder- und Jugendkriminalroman als solcher rangiert in der
Gunst seiner Leser auf den oberen Rängen. Unter didaktischen
Gesichtspunkten stellt sich die Frage, wie dieses populäre
Genre nutzbringend in den Deutschunterricht integriert werden
kann und welche Ziele sich mit dem Einsatz von Kinder- und
Jugendkrimis verfolgen und verwirklichen lassen. Um sich
dieser Frage zu nähern, wird im Rahmen dieser Arbeit eine
mehrschrittige Vorgehensweise gewählt. Im ersten Teil der
Arbeit soll ein theoretischer Horizont entwickelt werden, vor
dessen Grundlage es möglich wird, das Genre des Kinder- und
Jugendkriminalromans im System der KJL [Kinder- u.
Jugendliteratur, Anm. d. Hg.] zu verorten, definitorische
Schwierigkeiten zu beseitigen und die für diese Gattung
typischen Merkmale aufzuzeigen. Der zweite Teil dieser Arbeit
widmet sich der Analyse ausgewählter Krimis der „Peter und der
Prof“-Reihe des Norwegers Ingvar Ambjørnsen. Die Erkenntnisse
aus dem vorausgegangenen Theorieteil soll in der konkreten
Auseinandersetzung mit den Texten nunmehr ihre Anwendung
finden. Dabei werden sowohl krimitypische Ausprägungen, als
auch grundlegende erzähltheoretische Aspekte berücksichtigt.
Da es sich beim Kinderkrimi nicht um eine speziell deutsche,
sondern vielmehr um eine internationale Literaturform handelt,
soll Ambjørnsens Krimireihe so oft wie möglich in Bezug zu
anderen Kinder- und Jugendkrimis gesetzt werden, um so
vermutete Unterschiede und Veränderungen innerhalb eines sich
31

(weiter) entwickelnden Genres zu erkennen und zu benennen.


Methodische und didaktische Überlegungen für einen konkreten
Einsatz der vorgestellten Krimireihe im Deutschunterricht
schlagen sowohl die Brücke zwischen dem Theorie- als auch dem
Analyseteil dieser Arbeit und bilden den letzten Abschnitt der
vorliegenden Arbeit. Aus dem Inhalt: Grundlegende
literaturhistorische und formale Aspekte der Kinder- und
Jugendliteratur / Kriminalgeschichte, Detektiverzählung oder
gar Thriller? Definitorische und terminologische
Schwierigkeiten / Narratologische Analyse ausgewählter Titel
der Krimireihe „Peter und der Prof“ / Darstellung der
Handlungsräume in der Krimireihe „Peter und der Prof“ /
Figuren und Figurenkonstellation in der Jugendkrimireihe
„Peter und der Prof“ / Fachdidaktische Überlegungen und
exemplarische Vorschläge zum Einsatz der Krimireihe „Peter und
der Prof“. (Abstract des Autors) KT 54

I. Kutani, Kevin: Gesellschaftskritik im schwedischen


Kriminalroman am Beispiel von Henning Mankell. 2004, 111 S.,
GRIN Verlag (Magisterarbeit), 978-3-640-26374-5, EURO 39,90
Was macht Henning Mankells Ermittler Kurt Wallander so
erfolgreich? Ist es die Kritik Mankells am schwedischen Staat
und seinem Rechtssystem, die er durch seinen Protagonisten
Wallander artikuliert? Kevin Kutani wirft zunächst einen Blick
auf die „Kriminalität in Schweden“ und „Die schwedische
Polizei“, wobei er zwei spektakuläre Fälle würdigt, nämlich
den Fall Olof Palme und den Fall Anna Lindh. Im zweiten Teil
seiner Magisterarbeit wird „Der Kriminalroman als Mittel zur
Gesellschaftskritik“ untersucht. Hier geht er kurz auf
Simenons Kommissar Maigret und Dürrenmatts Kommissar Bärlach
ein, um dann über „die moderne schwedische Gesellschaft“ zu
berichten, wie sie von Maj Sjöwall und Per Wahlöö dargestellt
wurde. Im vierten Teil „Henning Mankell“ wird über die Person
des Autors berichtet und seine Ansichten zu Kriminalität,
Gewalt und Terror in Form von verschiedenen Interview-Auszügen
erläutert. In „Kurt Wallander“ (Teil 5) geht Kevin Kutani kurz
auf die ersten zehn Wallander-Krimis ein, um sich dann mit der
Figur des Kommissars und seinem persönlichen und beruflichen
Umfeld zu beschäftigen. Kutanis Resümee: „Neu an Mankells
Romanen ist die Darstellung des Protagonisten als
Staatsbediensteter und seine Kritik in dieser Rolle an der
Politik und Gesellschaft und dem gegenübergestellt seine
Meinung als Privatperson. Die detaillierte Zeichnung des
durchschnittlich wirkenden Kurt Wallander, im Vergleich zu
Wahlöös und Sjöwalls Kommissar Beck, dessen Rolle in der
Gesellschaft als Privatperson nicht berücksichtigt wird, ist
ein Novum. Der Erfolg des Kurt Wallander … bestätigt … dass
durch die zielgenaue Darstellung der schwedischen Gesellschaft
durch Henning Mankell die Kritik an ihr glaubwürdig
dargestellt ist.“ KT 54

I. Lamprecht, Nina: Darstellung und Funktion der Großstadt im


32

„Kinderkrimi“ von Erich Kästner. 2006, 22 S., GRIN Verlag


(Bachelorarbeit), 978-3-638-90797-2, EURO 12,99
Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Funktion von
Großstadt in Erich Kästners Kinderkrimi „Emil und die
Detektive“. Wie stellt Kästner das Berlin der Weimarer Zeit
dar? Welche Funktion übt die Metropole in Bezug auf die
Kriminalhandlung aus? Warum wählt Kästner gerade eine
Großstadt als Schauplatz seiner Verfolgungsjagd? Der
Handlungsraum Großstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts war
durchaus nicht üblich für einen Kinderroman. (Abstract der
Autorin) KT 54

I. Lavergne, Elsa de: La Naissance du roman policier français.


Du Second Empire à la Première Guerre mondiale. 2009, 413 S.,
Ed. Classiques Garnier (Études des littérature des XXe et XXIe
siècles, Bd. 7), 978-2-8124-0028-5, ca. EURO 62,00
Die Zeit von 1852 bis 1870 – Napoléon III. war Kaiser – wird
in Frankreich als das „Zweite Kaiserreich“ (Second Empire)
bezeichnet. Die Kultur dieser Zeit wurde von Persönlichkeiten
wie Paul Cézanne, Victor Hugo, Pierre-Auguste Renoir oder
Jules Verne mitgeprägt (Émile Zola war in dieser Zeit übrigens
der Verteidiger von Alfred Dreyfus). Mit in dieses „Zweite
Kaiserreich“ fällt die Geburtsstunde der französischen
Kriminalliteratur. Als einer ihrer Gründerväter wird stets
Emile Gaboriau (1836 – 1873) genannt. Elsa de Lavergne
untersucht in ihrer überaus umfangreichen und detaillierten
Arbeit die Entstehung der französischen Kriminalliteratur vom
Ende des „Zweiten Kaiserreichs“ bis zum Beginn des 1.
Weltkrieges. Ihre Arbeit endet mit dem Beginn der „belle
époque“, also mit dem Erscheinen der bekannten Detektiv-Serien
um Arsène Lupin (Maurice Émile- Leblanc) und J.J. Rouletabille
(Gaston Leroux). Neben ihren (kriminal-)literaturhistorischen
Ausführungen, werden von Elsa de Lavergne natürlich auch
Bezüge zu Geschichte, Sozialwesen, Polizei und Justiz etc
hergestellt. „La Naissance du roman policier français“ ist in
zwei große Teile gegliedert (1. Le Feuilleton à l’heure du
crime: L’Éclosion du roman policier und 2. Le Roman de
l’époque contemporaine), die wiederum in mehrer Abschnitte
aufgeteilt sind (dort wird auf bestimmte Themen und/oder
Autoren eingegangen). Der Anhang gliedert sich in 5 „Annexes“,
(Notices biographiques / Affaires et causes célèbres
marquantes du XIXe siècle / Morceaux choisis / Les documents
du roman policier / Réception des œuvres), diese ebenfalls
wieder jeweils zu Autoren und/oder behandelten Einzelwerken
unterteilt und dazu zwei Bibliographien (Primärliteratur und
Sekundärliteratur). Für die relativ kurze Spanne des
Berichtszeitraums ist „La Naissance du roman policier
français“ nicht nur ein wichtiges und ambitioniertes sondern
gleichzeitig auch ein sehr umfangreiches Werk der Autorin. KT
54

I. Leahy, Aoife: The Victorian Approach to Modernism in the


33

Fiction of Dorothy L. Sayers. 2009, 195 S., Cambridge Scholars


Publishing, 1-4438-0993-4 / 978-1-4438-0993-1, £ 34,99
(Tageskurs zzgl. MWSt)
Neben Agatha Christie gilt Dorothy L(eigh) Sayers als
wichtigste Repräsentantin des „Golden Age“ der
Kriminalliteratur. D.L. Sayers schrieb ihre Kriminalromane und
Kurzgeschichten in den 1920er und 1930er Jahren – die schnell
zu dem wurden, was heute als Bestseller bezeichnet wird. In
vielen ihrer Werke weist sie derart auf literarische Werke -
von deren Qualität sie überzeugt war - hin, daß diese Hinweise
den Lesern quasi als Kauf- und Leseempfehlungen dienten. So
war sie der Meinung, daß Kenntnisse der Literatur der
Victorianischen Zeit dem Leser Verständnis für die
(seinerzeit) literarische Moderne bringen würde. Wer, ihrer
Meinung nach, Lewis Carroll’s „Alice“ gern und mit
Aufmerksamkeit gelesen hatte, dem würde der Zugang zum
Beispiel zu den Werken von Virgina Woolf erleichtert.
Fasziniert war Dorothy L. Sayers z.B. auch von bekannten und
wichtigen Autoren der Victorianischen Zeit, wie Wilkie
Collins, John Ruskin oder George Eliot. Sayers hinterfragte
schon seinerzeit die Grenzen zwischen Unterhaltungsliteratur
(popular literature) und „ernster“ Literatur (serious
literature). Ebenso wird von Dr. Aoife Leahy (University of
Limerick) in der vorliegenden Untersuchung Sayers’ persönliche
Ansichten zu den Verbindungen von „mid-Victorian“ über „late
Victorian“ zu modernen Autoren (high modernist authors)
berücksichtigt. PK 54

I. Liard, Véronique (Hg): Verbrechen und Gesellschaft im


Spiegel von Literatur und Kunst. 2010, 294 S., Martin
Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, 978-3-89975-194-9, EURO 45,90
Mit Recht darf man behaupten, daß Detektiverzählung,
Kriminalroman und Thriller die Unterhaltungsliteratur
schlechthin ist. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich
das Genre zu einem „blühenden Literaturzweig“ (Jochen Vogt) in
der Publikumsgunst entwickelt. Wurde noch in den fünfziger
Jahres des 21. Jahrhunderts Kriminalromane schlicht als
„Trivialliteratur“ abgetan, kann man heute feststellen, daß
diese Populärliteratur auch in Kontinent-Europa immer mehr zum
Gegenstand wissenschaftlicher Analysen und Wertungen wurde.
Gutgeschriebene Kriminalliteratur steht heute ohne Weiteres
gleichranging neben der sogenannten „Hochliteratur“. Zumal
Kriminalliteratur in ihren vielseitigen Subgenres stets
aktueller gesellschaftliche und zeitgenössische Situationen
thematisiert als die o.g. „Hochliteratur“. Herausgeberin
Véronique Liard, Professorin für Neuere Deutsche Literatur an
der Université de Bourgogne in Dijon, bat Wissenschaftler aus
Europa und Übersee um ihre Sichtweisen auf die verschiedenen
Darsellungsformen von Verbrechen und deren „Inszenierungen in
literarischen, künstlerischen, soziologischen, psychologischen
und juristischen Diskursen“ zu untersuchen. Vermissen wird man
in dieser Aufsatzsammlung ein Personen- und Stichwortregister,
34

ebenso eine Auswahlbibliographie entsprechender


Sekundärliteratur (einzig in den Fußnoten wird hin und wieder
auf weiterführende Literatur verwiesen). Eine kleine Anmerkung
sei mir erlaubt: ich habe mich sehr gefreut, in diesem
Sammelband den Aufsatz „Verbrechen als Spiegel männlicher
Bedrohung“ von Dr. Petra Perrier (Université de Savoie,
Chambéry) zu entdecken, die im Frühjahr 2009 hier im Archiv
für eine Woche recherchiert hat. Inhalt: K. Ackermann:
Einleitung / J. Vogt: Modern? Vormodern? Oder Postmodern? Zur
Poetik des Kriminalromans und zu seinem Ort im literarischen
Feld / V. Schneider: Rechtsmedizin als
„Unterhaltungswissenschaft“? / S. Marchenoir: Die
’Kriminalgeschichte’ „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-
Hülshoff / A. Rudolph: Strenge Vergeltung staatsschädlicher
Leidenschaften. Zum geschlechtsspezifischen Ursprung der
Delinquenz in Wilhelm Meinholds chronikalischem Roman „Sidonia
von Bork“ / U. Weymann: Gesellschaftskritik und
Populärliteratur. Heinrich Manns Destruktion des
Kriminalliteraturschemas in „Ein ernstes Leben“ [1932] / W.
Kulig: Sacher-Masochs „Schattenbilder“ des vormärzlichen
Polizeiwesens in seinen „Memoiren eines österreichischen
Polizeibeamten“ / M. George: Von der Lust am Morden – zu einem
zentralen Motiv expressionistischer Prosa / M.-C. Méry:
Vatermord im expressionistischen Drama / G. Padberg: Das Thema
„Gewaltverbrechen“ in der veristischen Grafik und Malerei der
Weimarer Republik (Grosz, Dix, Schlichter, Beckmann) / S.
Herzog: „Es war Mord“. „Malina“ – Ein Kriminalroman? / B.
Holzner: „Komm, süßer Tod“. Die Brenner-Krimis von Wolf Haas
als Spiegel der österreichischen Gesellschaft / W. Düsing: Die
Universität im Spiegel des Kriminalromans. F.N. Mennemeier
„Der Schatten Mishimas“ und K. Modick „Die Schatten der Ideen“
/ G. Jelitto-Piechulik: Dominanter Vater-Sohn-Konflikt und
literarisch gestaltete Erinnerung in der Kriminalnovelle.
Mischa Bach „Der Tod ist ein langer, trüber Fluß“ / P.
Perrier: Verbrechen als Spiegel männlicher Bedrohung.
Exemplarische Untersuchung zum deutschen Frauenkrimi / S.
Orzechowski: Pragmatisch, praktisch, gut: der
unkonventionelle, amoralische Mord in Ingrid Nolls Romanen /
P. Plummer: „The whole city leads a double existence“ –
Schottische Mythen, Verbrechen und Gesellschaft in Ian Rankins
Kriminalromanen / Y. Wolf: (Gegen) den Vampir ausziehen –
’Crossover’-Phänomene in populären Vampirromanen / R.
Neubauer-Petzold: Blaubart und Vampir: die Mythisierung des
Serienmörders und seine mediale Ikonisierung / D. Just: Wie
Todesspiel-Gourmets. KT 54

I. Lilja, Hans-Åke: Lilja’s Library – The World of Stephen


King. 2010, 512 S., zahlr. Illustrationen, Cemetery Dance
Publications, 978-1-58767-212-5, $ 40,00 (Tageskurs zzgl.
MWSt)
Seit mehr als 10 Jahren ist die Hans-Åke Lilja die Internet-
Informations-Quelle wenn es um Bücher von Stephen King oder
35

deren Verfilmungen geht. Seine website „Lilja’s Library“ ist


die „die-hard“ Fan-Quelle rund um Stephen King. Hier findet
man einfach alles zum „Master of Horror“, seien es Reportagen,
Rezensionen, Interviews, Artikel, Hinweise oder „special
features“. Hans-Åke Lilja hat für das vorliegende Buch eine
Auswahl aus diesen Beiträgen getroffen: in über 40 Interviews
und mehr als 150 Rezensionen wird das Werk von Stephen King
beleuchtet. Glenn Chadbourne hat die Illustrationen zu diesem
Band beigesteuert. Zu Wort kommen neben Stephen King auch
Peter Straub, Bev Vincent, Ridley Pearson, Stewart O’Nan, Mick
Garris und viele andere. Die Einleitung schrieb Bev Vincent.
Gegliedert ist „The World of Stephen King“ in mehrer
Sektionen, beginnend mit dem Interview-Teil (1. Two Interviews
With Stepen King / 2. Other Interviews), gefolgt von „Book
Reviews“ (1. Books by King / 2. The Dark Tower / 3. Books
About King / 4. The Movies / 5. Other Reviews), ein weiterer
Teil ist den „Movie Reviews“ gewidmet (1. Television / 2. The
Dead Zone / 3. The Movies/DVDs / 4. The „Dollar Babies“ / 5.
The Scripts / 6. Other Oddities. Abgeschlossen wird das Buch
mit „New Reviews“ und „Lilja’s Final Word“. „The World of
Stephen King“ ist in zwei Ausgaben erhältlich: die Hardcover-
Ausgabe zu US $ 40,00 und die „Traycased Lettered Edition“,
limitiert auf 52 signierte Exemplare (mit je 1 original
Illustration von Glenn Chadbourne) für US $ 250,00. Eric A.
Stillwell, ehemaliger Produzent von „The Dead Zone“ urteilt
zum vorliegenden Werk: „Lilja’s Library is the quintessential
resource for anybody – fan or professional – seeking
information on anything related to Stephen King and his
multitude of books, films and television productions.“. KT 54

I + II. Lindner, Christoph (Hg): The James Bond Phenomenon. A


critical reader. 2009 (2. erw. u. erg. Auflage von 2003), 344
S., 20 s/w Fotos, Manchester University Press, 0-7190-095-9 /
978-0-7190-8095-1, £ 14,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Ist Pussy Galore lesbisch? Miss Moneypenny vielleicht eine
verkappte Feministin? Und Pierce Brosnan ein
Technikfetischist? Was es mit Sean Connery’s Smoking oder
Ursula Andress’ Bikini, Oddjob’s Bowler, die sich von Film zu
Film steigernden Supertricks von Q, oder was der Penis von
James Bond z.B. mit Authorität zu tun hat, kann man in der
Essay-Sammlung, die Christoph Lindner, Professor an der
Universität von Amsterdam, herausgegeben hat nachlesen.
Lindner hat den „critical reader“ in drei Teile (mit insgesamt
19 Kapiteln) gegliedert: I. Reading 007, II. Screening 007 und
III. Re-thinking 007. Die hier versammelten Aufsätze bestens
bekannter Autoren prüfen die Bond-Romane und –Filme
hinsichtlich ihrer Bezüge zu Politik oder Geschichte oder
Sozialisation mehrheitlich zur Zeit des „Kalten Krieges“.
Ebenso werden die Film-Musiken analsysiert. Quintessenz ist,
daß die 007-Bücher und –Filme hintergründig mehr
transportieren als vordergründig Spannung und Nervenkitzel,
schnelle Autos oder schöne Frauen vermuten lassen.
36

Gleichzeitig begründen die Texte auch, wie und warum das


Phänomen James Bond-007 seit über sechs Dekaden so erfolgreich
weltweit seine Vormachtstellung als Spannungsgarant aufbauen,
ausbauen und halten konnte und kann. Die Essay-Sammlung wird
mit einer Chronologie (Select Bond chronology) eingeleitet und
mit einer ausführlichen Auswahlbibliographie der
Sekundärliteratur abgeschlossen. Ein Stichwort-/Namens-
/Personenregister erschließt „The James Bond Phenomenon“.
Inhalt: T. Bennett & J. Woollacott: The moments of Bond / U.
Eco: Narrative structure in Fleming / M. Denning: Licensed to
look – James Bond and the heroism of consumption / Chr.
Lindner: Criminal vision and the ideology of detection in
Fleming’s 007 series / C. Hines: „Entertainment for men“ –
uncovering the „Playboy“ Bond / J. Chapman: The James Bond
films – conditions of production / J. Smith: Creating a Bond
market – selling John Barry’s soundtracks and theme songs / C.
Baron: „Doctor No“ – bonding Britishness to racial sovereignty
/ M. Wills: Hard-wear – the millennium, technology, and
Brosnan’s Bond / C.M. Tremonte & L. Racioppi: Body politics
and „Casino Royale“ – gender and (inter)national security /
Chr. Bold: „Under the very skirts of Britannia“ – re-reading
women in the James Bond novels / E. Ladenso: Pussy Galore / T.
Brabazon: Britain’s last line of defence – Miss Moneypenny and
the desperations of filmic feminism / P. Stock: Dial „M“ for
metonym – Universal Exports, M’s office space and empire / A.
Gehlawat: Kamasutra Bond-ing / T. Miller: James Bond’s penis /
J. Leach: „The world has changed“ – Bond in the 1990s –and
beyond / St. Hall: Shaken, stirred, pixellated – video gaming
as Bond. KT 54

II. Lindner, Christoph: Revisioning 007. James Bond and Casino


Royale. 2009, 256 S., Wallflower Press, Hardcover 978-1-
906660-20-8, £ 45,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Paperback 978-
1-906660-19-2, £ 16,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Eine Sammlung von Aufsätzen zur Neuverfilmung (2006) des James
Bond-Klassikers „Casino Royale“, in dem Daniel Craig seine
erste Bewährungsprobe als 007 zu bestehen hatte. „Revisioning
007“ sieht „Casino Royale“ als wichtigen Wendepunkt in der
007-Serie. Themen sind unter anderem Masochismus, Voyeurismus,
Hypermobilität, analysiert wird die Folterszene (testicular
torture) [später noch einmal zu sehen in „Goldfinger“, als
Goldfinger, dargestellt von Gerd Fröbe, Bond mit einer
Laserkanone zu kastrieren versucht], untersucht wird auch die
sich inzwischen gewandelte Rolle des Geheimagenten nach dem
11. September. KT 54

Hinweis

Die Lilly Library (Indiana University Bloomington) hat eine


kleine Liste von „Links to the James Bond Phenomenon on the
web“ zusammengestellt.
37

- The Cultural Politics of Ian Fleming and 007 – A Conference


at Indiana University Bloomington
www.indiana-edu/~engweb/jamesbond

- The National Museum of Photography, Film and TV


www.nmpft.org.uk/bond

- The International Spy Museum


www.spymuseum.org/index.asp

- Ian Fleming Publications Ltd.


www.ianflemingcentre.com

- Universal Exports: The Home of James Bond


www.universalexports.net

- The James Bond 40th Anniversary Site


www.jamesbond.com/40th-anniversary/index2.php

- Mr. Kiss Kiss Bang Bang!


www.ianfleming.org/index.shtml

- The Art of James Bond


www.artofjamesbond.con

I. Lukas, Christian: Angelus entschlüsselt. Das Geheimnis der


Nephilim von A bis Z. 2010, 316 S., Knaur Taschenbuch 78394,
3-426-78394-9 / 978-3-426-78394-8 / K 24 74 50 66, EURO 7,95
Daniel Trussonis Mysterythriller „Angelus“ (s. PKT 37) wirft
viele Fragen auf: Wer sind die Nephilim – die Nachkommen der
gefallenen Engel, die auch als die Söhne Gottes bezeichnet
werden? Stellen sie nicht einen erheblichen Widerspruch zu dem
dar, was uns die Bibel lehrt? Woher kommt der Glaube an die
Engel - und war er schon so positiv behaftet wie in heutiger
Zeit? Dieses Handbuch bietet aufschlussreiche
Hintergrundinformationen zu den Schauplätzen, den zitierten
Bibelpassagen und berühmten Persönlichkeiten, die im Roman
eine Rolle spielen. Übersichtlich strukturiert und
alphabetisch geordnet, lüftet Christian Lukas nicht nur das
Geheimnis der Nephilim, sondern liefert dem Leser auch einen
faszinierenden Einblick in die Geschichte der Engelskunde und
der Bibelschriften. Im Anhang weiterführende Literatur &
Quellen und Internetseiten.
Christian Lukas, geboren 1970 in Witten, arbeitet als
Filmjournalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.
Er hat bereits sehr erfolgreiche Bücher über die Fernsehserien
„Stargate“ und „Akte X“ veröffentlicht und ist außerdem
Mitherausgeber der Interviewsammlungen „Onscreen 1 und 2“.
Gemeinsam mit Sascha Westphal hat er neben den Büchern über
„Buffy – Im Bann der Dämonen“ außerdem ein Buch über die
38

„Scream“-Trilogie und die Geschichte des Teen-Horror-Films


geschrieben. (vt) KT 54
www.christianlukas.de

I. Macdonald, Kate & Foxwell, Elizabeth: John Buchan. A


Companione to the Mystery Fiction. 2009, 229 S., 34 Fotos,
McFarland, 0-7864-3489-9 / 978-0-7864-3489-3, $ 39,95
(Tageskurs zzgl. MWSt)
Der schottische Politiker, Staatsmann und Schriftsteller John
Buchan, 1st Baron Tweedsmuir of Elsfield, (26.8.1975 –
11.2.1940) veröffentlichte in seiner langen politischen und
schriftstellerischen Karriere mehr als 60 Werke. Dazu kamen
noch über 40 (Kriminal-)Romane und zahlreiche Kurzgeschichten.
Sein bekanntester Kriminalroman erschien 1915 unter dem Titel
„The Thirty-Nine Steps“. Kate Macdonald und Elizabeth Foxwell
haben ein umfassendes Begleitbuch zu den (Kriminal- bzw.
Agenten/Spionage-)Romanen zusammengestellt. Die Einträge
berichten über die Protagonisten (mit besonderem Augenmerk auf
den Geheimagenten Richard Hannay, Buchan’s berühmtester
Serienfigur), über Verfilmungen, die verschiedenen Themen, die
Buchan in seinen Romanen fokussiert. In ihrer Einführung wird
das Gesamtwerk von John Buchan zunächst in chronologischer und
das Romanwerk dann (noch einmal) in alphabetischer Abfolge
aufgeführt. Es folgen eine kurze Biographie und ein Abriss
seiner Karriere als Politiker und Staatsmann. Die folgenden
166 Seiten bilden den Hauptteil, des „Companion“.
Abgeschlossen wird das John Buchan-Nachschlagewerk mit einer
Biblographie.
Kate Macdonale ist Professorin für Englisch an der Universität
von Gent (Belgien). Von 1997 bis 2007 war sie Herausgeberin
des „John Buchan Journal“. KT 54

I. Mangham, Andrew (Hg): Wilkie Collins. Interdisciplinary


Essays. 2009 (2. verbesserte Auflage), 295 S., Cambridge
Scholars Publishing, 978-1-4483-80510-0, £ 14,99 (Tageskurs
zzgl. MWSt)
The electic collection brings together a range of critical
voices, from varying disciplinary backgrounds, to comment on
the life and works of Wilkie Collins. As this collection makes
clear, he formed interesting connections with key figures in
literature, art, theatre, medicine, and the law. As a result,
his works often engaged with the period’s most influential
ideas and cultural developments. Best remembered for
spearheading the Sensation genre with „The Woman in White“ and
detective fiction with „The Moonstone“. Collin’s career
acutally encompassed a large amount of material that ahs
remained neglected until recently.
Inhalt: Teil I. Collins in Context: Beller: „Too Absurdly
Repulsive“ – Generic Indeterminacy and the Failure of „The
Fallen Leaves“ / Furmeaux: A Distaste for Matrimonial Sauce –
The Celebration of Bachelorhood in the Journalism and Fiction
of Collins and Dickens / Kontou: Parallel Worlds – Collin’s
39

Sensationalism and Spiritualist Practice


Teil II. Collins in Art: Douglass: Text and Image Together –
The Influence of Illustration and the Victorian Market in the
Novels of Wilkie Collins / Leahy: The Face of the Adversary in
the Novels of Wilkie Collins
Teil 3. Collins and Medicine: Mangham: Mental States –
Political and Psychological Conflict in „Antonina“ / Cox:
Reading Faces – Physiognomy and the Depiction of the Heroine
in the Fiction of Wilkie Collins / Caleb: Questioning Moral
Inheritance in „The Legacy of Cain“ / Hughes: Habituation and
Incarceration – Mental Physiology and Asylum Abuse in „The
Woman in White“ and „Dracula“ / Depledge: „Heart and Science“
in Vivisection’s Threat to Women
Teil 4. Collins and the Law: Longmuir: The Scotch Verdict and
Irregular Marriages – How Scottish Laws Disrupts the Normative
in „The Law and the Lady“ and „Man and Wife“ / Law: Collins on
International Copyright – From „A National Wrong“ (1870) to
„Considerations“ (1880) / Parker: The Dangerous Brother –
Family Transgression in „The Haunted Hotel“
Teil 5. Collins, Theatre, and Film: Person: „Twin-sisters“ and
„Theatrical Thieves“ – Wilkie Collins and the Dramatic
Adaption of „The Moonstone“ / Norwood: Sensation Drama?
Collin’s Stage Adaption of „The Woman in White“ / Brusberg-
Kiermeier: Detecting Buried Secrets – Recent Film Versions of
„The Woman in White“ and „The Moonstone“
Andrew Mangham ist Dozent für Englische Literatur an der
Universit yof Reading. (vt) KT 54
www.reading.ac.uk/english/aboutus/staff/a-s-mangham.aspx

I. Mengel, Bradley: Serial Vigilantes of Paperback Fiction. An


Encyclopedia from Able Team to Z-Comm. 2009, 233 S.,
McFarland, 0-7864-4165-8 / 978-0-7864-4165-5, $ 45,00
(Tageskurs, zzgl. MWSt)
Das Wörterbuch offeriert für den englischsprachigen Begriff
„vigilantes“ die deutschsprachige Version von „Bürgerwehr“.
Das deutsche Wort „Vigilanten“ oder auch „Regulatoren“ (s.
Friedrich Gerstäcker Roman „Die Regulatoren von Arkansas“) ist
aus dem deutschen Wortschatz verschwunden – einzig die DDR
Behörden bezeichneten mit „Vigilanten“ verdeckte Ermittler der
Kriminalpolizei (als hätte die Stasi nicht genug „Arbeit“
gehabt). Der Begriff „Vigilantes“ steht im amerikansichen
Sprachgebrauch vielmehr für Leute, die das Recht in eigene
Hände nehmen, sprich für Selbstjustiz = „Rough justice“. In
den amerikanischen Taschenbuch-Krimiserien der 60er und 70er
Jahre wimmelte es nur so von „vigilantes“, einige sind sogar
über den großen Teich geschwappt, als deutsche Taschenbuch
Verlage mehr oder weniger jeden amerikanischen Action-Krimi
auch hier vermarkteten. Die älteren Leser des KRIMI-TIPP
werden sich bestimmt an Don(ald Eugene) Pendleton und seinen
„Mafia-Killer“ (Heyne Krimis), Nick Carter’s „Killmaster“ in
der Ullstein Krimi-Reihe oder auch an „COBRA übernehmen Sie“
im Fernsehen erinnern. „Vigilantes“ waren diejenigen, die dort
40

mit harten und nicht ganz gesetzeskonformen Mitteln


weitermachten, wo polizeiliche Ermittler ihre (gesetzlich
vorgeschriebenen) Grenzen hatten. Bradley Mengel legt mit
„Serial Vigilantes …“ eine hervorragend annotierte
Bibliographie dieser Serien-Krimis vor. Auf 185 Seiten werden
diese „high-lights“ eines Sub-Genres der amerikanischen
Kriminalliteratur penibel Serien- oder Protagonisten-
Alphabetisch aufgelistet. Beginnend mit einer Biographie des
Serienhelden (Serientitel und Name des/der Protagonisten/in),
folgt eine Kurzbiographie des Autors/der Autorin (“Behind the
Scene“), es werden dann alle Titel in chronologischer Folge
ihres (Erst-)Erscheinens aufgeführt, gab es Film-TV-Adaptionen
oder Comic-Version werden auch diese genannt. Ein Schmankerl
sind die Zusatz-Bibliographien „Related Books“, die auf
weiterführende Literatur zu eben jener Serie hinweisen. Im
weiterführenden Index wird auf Crossovers, Nachschlagewerke,
Parodien oder auch die weiblichen Akteure solcher Serien mehr
oder weniger eingegangen. Es ist ein Vergnügen in „Serial
Vigilantes …“ zu blättern, zu lesen oder nachzuschlagen, auch
wenn nicht alle dieser hier erwähnten Serien in deutscher
Übersetzung zugänglich war. Bradley Mengel zeichnet mit seinem
Buch einen nicht ganz unwichtigen Ausschnitt der
Spannungsliteratur nach – und für den Herausgeber des KRIMI-
TIPP war es ein Vergnügen (man verzeihe mir diese
Wiederholung) auf eine etwas außergewöhnliche Bibliographie
hinzuweisen.
Bradley Mengel arbeitet im Büro der australischen
Staatsanwaltschaft. KT 54

I. Metzger, Nicole: Sozial- und Lesergeschichte des


Kriminalromans. 2006, 20 S., GRIN Verlag (Hausarbeit), 978-3-
638-54161-9, EURO 7,99 [! nur als E-book ! Dateigröße: 119 KB]
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Sozial- und
Lesergeschichte des Kriminalromans. Hierbei wird allerdings
von einem historischen Überblick über die
Entstehungsgeschichte der Gattung und ihre Verbreitung
abgesehen. Stattdessen stehen aktuelle Entwicklungen, Daten
und Tendenzen im Mittelpunkt. Drei große Bereiche der Sozial-
und Lesergeschichte werden in einzelnen Aspekten untersucht.
Zum einen die Voraussetzungen für Kriminalromane. Hierbei
liegt das Hauptaugenmerk auf dem Verhältnis von krimineller
Wirklichkeit und Literatur, sowie auf dem Realitätsanspruch,
den der Kriminalroman an sich selber stellt. Der zweite
Bereich schildert die aktuellen Publikationsbedingungen des
Krimi-Markts. Die Leserforschung stellt den dritten Bereich
dar. Im Einzelnen wird sich hier den Fragen gewidmet, wer
Krimis liest und warum. Die angestellten Untersuchungen
beziehen sich zum Teil auf die Analyse wissenschaftlicher
Statistiken und Studien. Und zum anderen, um neben der Theorie
eine Praxisnähe zu schaffen, auf Aussagen von Krimi-Autoren.
Die behandelten Themen beschränken sich jedoch fast
ausschließlich auf den deutschen Raum, da ein internationaler
41

Überblick den vorgegebenen Rahmen sprengen würde. Alle


gesammelten Fakten, Aussagen und Aspekte der drei
Gliederungsbereiche werden abschließend im Fazit einzeln
interpretiert, sowie im Gesamtzusammenhang zueinander in
Verbindung gebracht. (Abstract der Autorin) KT 54

I. Morrison, Lucy & Meckler, L. Adam (Hg): Mary Shelley. Her


Circle and Her Contemporaries. 2010, 230 S., Cambridge
Scholars Publishing, 978-1-4438-1868-1, £ 39,99 (Tageskurs
zzgl. MWSt)
This collection of essays expands critical consideration of
Mary Shelley’s placement within the are we call „Romantic“,
wherein her texts converse with those of her family, her
circle, and her contemporaries. It suggests Mary Shelley’s
texts merit further investigation not simply for what the
reveal about their author and her oeuvre, but for the ways in
which the illuminate our understanding of the contexts in
which they were composed.
Lucy Morrison ist Associate Professor für Englisch an der
Salisbury University und Co-Autorin von „Mary Shelley
Encyclopedia“ (2003).
L. Adam Meckler ist Associate Professor für Englisch an der
Morgan State University in Baltimore. (vt) KT 54
http://faculty.salisbury.edu/~lxmorrison
http://l-adam-mekler.com

I. Nansen & Piccard (Red.): Eichborn Krimi Magazin 2010-11.


2010, 32 S., zahlr. farb. u. s/w Fotos, kostenlos
Der Frankfurter Eichborn Verlag (der Verlag mit der Fliege)
legt ein aufwendig gestaltetes Werbemagazin im Format DIN A 4
zu Krimineuerscheinungen der Jahre 2010/11 vor. Die
Kurzvorstellungen der bereits erschienenen bzw. geplanten
Kriminalromane werden durch umfangreiche redaktionelle
Beiträger umrahmt. So erläutert Thomas Wörtche: „Warum Elmore
Leonard zu den wichtigsten Autoren Amerikas gehört“ (Elmore
Leonard: Road Dogs, Januar 2011); Matthias Bischoff interviewt
Stephan Brüggenthies: „Ich nehme das Genre sehr ernst. Anders
könnte ich nicht arbeiten“ (Stephan Brüggenthies: Die tote
Schwester, Februar 2011); Tobias Moorstedt spricht mit Michael
Sear und Stanley Trollip (die unter ihrem Pseudonym Michael
Stanley den afrikanischen Kommissar Kubu in Botswana ermitteln
lassen) über: „Die Rache des Flusspferdes“ (Michael Stanley:
Kubu und der Tote in der Wüste, (Februar 2010) und Alexander
Runte berichtet über die Zusammenarbeit des deutsch-türkischen
Autorenduos Ulrich Noller und Gök Senin in seinem Artikel:
„Der Tod, der Terror und der Türke“ (Ulrich Noller & Gök
Senin: Çelik & Pelzer, Oktober 2010). Das „Eichborn Krimi
Magazin 2010-11“ kann man anfordern unter www.eichborn.de oder
als pdf-Format herunterladen unter:
www.eichborn.de/fileadmin/pdf/vorschau/eichborn_krimi_2010.pdf
Zur Erinnerung: Werbemagazine von Krimiverlagen gab es auch
schon in der Vergangenheit. Diese kurzlebigen Magazine waren
42

meist im Zeitungsformat gehalten und konnten nicht mit


ausführlichen redaktionellen Beiträgen aufwarten wie eben das
„Eichborn Krimi Magazin“. In den 80er Jahren war es z.B. „The
Red Crime Club“ (Goldmann Verlag, mehrere Ausgaben), in den
90er Jahre kamen dann „Tatort. Die Berliner Krimizeitung“ (Ed.
Monade, 1 Ausgabe), „Sampo – Erlesenes aus der Literatur
Nordeuropas“ (Pettersson Verlag, 2 Ausgaben), „Steckbrief –
Die neue Zeitung für alle Fans von Thrill & Kill“ (Heyne
Verlag, 1 Ausgabe), „KKG-Zeitung“ (Pelikan Verlag, mehrere
Ausgaben). Jährlich erscheint immer noch „Krimi – Das Magazin
für Wort & Totschlag“ (ehemals unter dem Titel „Krimi –
Zeitung für Wort und Totschlag“, Buchwerbung der Neun) und das
„KRIMIJournal – Die Zeitung für Krimifreunde“ (Gmeiner
Verlag). KT 54

III. Nelson, Anne: Die Rote Kapelle. Die Geschichte der


legendären Widerstandsgruppe. 2010, 508 S., zahlr. s/w Fotos
auf 16 Bildtafeln, (Red Orchestra. The Story of the Berlin
Underground and the Circle of Friends who Resisted Hitler,
Ü.v. Michael Müller), C. Bertelsmann Verlag, 3-570-10021-9 /
978-3-570-10021-9 / K 24 24 79 00, EURO 24,95
Mit dem Begriff „Rote Kapelle“ wird eine Vereinigung lose
miteinander verbundener Gruppen bezeichnet, die während des
Zweiten Weltkriegs durch Spionage, Flugblattaktionen und
andere Aktivitäten Widerstand gegen Hitler leisteten. Ihre
Mitglieder wurden nach 1945 in Westdeutschland als
kommunistische Spione und Landesverräter denunziert, in
Ostdeutschland häufig als Helden gegen den Faschismus
instrumentalisiert. Wer waren diese Menschen – vorrangig
Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler, Beamte und gut die
Hälfte von ihnen Frauen -, die sich zusammentaten, um gegen
die NS-Diktatur vorzugehen? Was trieb sie, ihre eigenes Leben
und das ihrer Angehörigen und Freunde zu riskieren, anstatt
sich, wie die meisten mit dem Regime zu arrangieren?
Einfühlsam schildert Anne Nelson die Lebenswege der
wichtigsten Protagonisten, spürt ihren Gang in den Widerstand
nach, ihren Beweggründen, Ängsten und Idealen, ihren
couragierten Vorgehen, immer in Gefahr, der Gestapo in die
Hände zu fallen. Eine der führenden Figuren im Berliner
Widerstand war Greta Kuckhoff. Primär aus ihrer Perspektive
schildert Nelson die Geschichte der „Roten Kapelle“. Sie
proträtiert Gretas Mann Adam Kuckhoff, der als renommierter
Bühnenautor in Goebbels’ Propagandaministerium das Regime zu
unterwandern versuchte. Arvid Harnack, den deutschen Freund
Gretas aus Studienzeiten in Amerika, und seine Frau Mildred
Fish; Harro Schulze-Boysen, den Luftwaffen-
Nachrichtenoffizier, der Geheimmaterial an die Alliierten
weitergab, und seine Frau Libertay; Adolf Grimme den
ehemaligen preußischen Kultusminister, sowie zahlreiche andere
höchst unterschiedliche Männer und Fauen. Anne Nelson hat bei
ihren Archivrecherchen zum Teil neues Material zutage
gefördert, hat Interviews mit den Kindern der
43

Widerstandskämpfer und mit der letzten Überlebenden der


Gruppe, Katja Meirowsky, geführt. Ihre packende Geschichte ist
zugleich ein sensibles Porträt jener Männer und Frauen, die im
Kampf gegen Hitler so viel wagten und bis heute nicht die
Würdigung finden, die sie verdienen. Im Anhang eine
ausführliche Bibliographie weiterführender Literatur (Bücher,
Artikel und Aufsätze, Archivmaterialien, Websites,
Dokumentarfilme).
Anne Nelson ist Buch- und Theaterautorin und unterrichtet an
der School of International and Public Affairs an der Columbia
University in New York. Als Kriegskorrespondentin in El
Salvador und Guatemala (1980 – 1983) hat sie u.a. für die New
York Times und die Los Angeles Times Reportagen
veröffentlicht. Für ihr Werk hat sie zahlreiche Auszeichnungen
erahlten, ihr Theaterstück „The Guys“ – eines der ersten, das
die Anschläge vom 11. September thematisierte – wurde weltweit
aufgeführt und in Hollywood verfilmt. (vt) KT 54
www.sipa.columbia.edu/academics/directory/an115-fac.html

I. Nindl, Sigrid: Wolf Haas und sein kriminalliterarisches


Sprachexperiment. 2010, 326 S., zahlr. graph. Darstellungen,
E. Schmidt Verlag (Philologische Studien und Quellen, 219), 3-
503-09888-7 / 978-3-503-09888-0 / K 23 11 55 95, EURO 49,80
Du schnallst es nicht, wenn Du die ersten Sätze vom Wolf Haas
oder Simon Brenner gelesen hast. Ja was jetzt? Quasi Notruf.
Nach dem Sprachdoktor. Aber der rezeptiert Dir nur:
Weiterlesen. Also quasi Gewöhnung. – Der Sprachduktus von Wolf
Haas in seinen Brenner-Romanen ist in der Tat zunächst
gewöhnungsbedürftig. Hat man sich aber einmal eingelesen, dann
machen die Brenner-Romane, ja was wohl?, quasi Spaß. In ihrer
Dissertation „Wolf Haas und sein kriminalliterarisches
Sprachexperiment“ wird die Haas’sche Sprache von Ingrid Nindl
akribisch untersucht:
- Was macht die besondere Wirkung der Sprache von Wolf Haas
in seinen Simon-Brenner-Romanen aus? Wie lässt sich seine
Literatursprache beschreiben? Welche Wörter, Satz- und
Textstrukturen verwendet er? Was sind Besonderheiten der
Erzähler- und der Figurenrede? Welche weiteren
Schreibstrategien sind charakteristisch? Diesen Fragen widmet
sichdie vorliegende Arbeit. Die Untersuchung des vollständig
digitalisierten Corpus beinhaltet sowohl quantitative als auch
qualitative Analysen und verläuft von einer Betrachtung der
Mikrostruktur einzelner Wörter bis hin zur Makrostruktur der
textuellen Verknüpfung. Damit wird über die Ebenen der
Morphologie, Lexik, Syntax und Textualität die Sprache und
ihre Stilqualität als Ganzes in ihrer Wirkung erfasst. Dabei
soll gezeigt werden, dass der besondere Reiz der Sprache in
den Simon-Brenner-Romanen im Spannungsverhältnis von
fingierter Mündlichkeit und Schriftlichkeit begründet liegt.
Die Wirkung beruht allerdings weniger auf einer Imitation von
Mündlichkeit, sondern vielmehr auf ihrer überzeichneten
Stilisierung. Der scheinbar spielerische Wechsel von Nähe und
44

Distanz ist das, was die Sogwirkung dieser Sprache ausmacht.


(vt) -
Das abschließende Literaturverzeichnis listet neben 1. Primär-
und 2. Sekundärliteratur auch 3. zahlreiche Rezensionen und 4.
ein umfangreiches Verzeichnis der Internetaddressen auf. KT 54
www.krimilexikon.de/haas.htm
siehe auch die Diplomarbeit von Renate Peschik-Vodosek: „Von
der Auferstehung zum ewigen Leben: Die Brenner-Krimis von Wolf
Haas im Gattungskontext“ (Wien, 2008):
http://othes.univie.ac.at/1428/1/2008-10-06_9402299.pdf

II. Norda, Gunnar: Didaktische Aspekte zum Einsatz eines


Hörspiels von „Die drei Fragezeichen“ im Deutschunterricht.
2006, 26 S., GRIN Verlag (Hauptseminararbeit), 978-3-638-
73247-5, EURO 13,99
In der vorliegenden Arbeit soll es um ein Medium gehen, das
schon meine eigene Kindheit, mein Freizeit- und
Medienverhalten besonders (mit-)geprägt hat: das Hörspiel bzw.
die Hörspielkassette. Ich möchte der Frage nachgehen, ob ein
(triviales) Hörspiel, wie das der „Drei ???“ Gegenstand des
Deutschunterrichts sein kann bzw. sein sollte (didaktische
Legitimation). Jutta Wermke attestiert dem Hören an sich einen
sehr geringen Stellenwert im Deutschunterricht und fordert
entsprechendes Umdenken. Eine Ursache des herrschenden
Defizits auditiver Elemente im Deutschunterricht sieht sie vor
allem in der Dominanz der visuellen Medien bei der Öffnung des
Unterrichts für die Massenmedien. Meiner Ansicht nach liegt
das Defizit u.a. darin, dass die Bedeutung des Hörens, des
Hörverstehens den meisten Lehrerinnen und Lehrern nicht
bewusst ist; entsprechend wir die Notwendigkeit für das
Erlernen einer Hörkompetenz nicht gesehen (Hören muss man
nicht lernen). Die didaktischen Möglichkeiten und Aspekte für
den Einsatz eines Hörspiels im Deutschunterricht sollen anhand
einer Folge der „Drei ???“ („Der Super-Papagei“) aufgezeigt
werden. Die Wahl einer Folge dieser Hörspielreihe beruht zum
Einen auf eigenem Interesse, aber auch auf anderen
interessanten Aspekten der Serie [… und zwar dem Grundmuster
der „Drei ???“, Anmerk. d. Hg.]. Der praxisorientierte
Hauptteil dieser Arbeit beschäftigt sich schließlich mit
Möglichkeiten eines Einsatzes des genannten Hörspiels im
Deutschunterricht. (Abstract des Autors) KT 54

I. Pearson, Nels & Singer, Marc (Hg.): Detective Fiction in a


Postcolonial and Transnational World. 2009, 214 S., Ashgate,
978-0-7546-6848-0, £ 55,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Nels Pearson (Fairfield University) und Marc Singer (Howard
University) legen hier eine Sammlung von Aufsätzen vor, die
sich mit einer zeitgenössischen und neueren Entwicklung in der
internationalen Kriminalliteratur beschäftigen: den Blick von
immer mehr Kriminalschriftstellern auf nationale Identität und
Nationalbewußtsein, Ethik, wie auch auf Recht und
Gerechtigkeit in einer nachkolonialen und globalen Welt. Die
45

11 Aufsätze beschäftigen sich mit Vertretern der


Kriminalliteratur aus Lateinamerika, Asien, Indien und der
Karibik aber auch mit der von Afro-, Asia- und Latino-
Amerikanischen Autoren und deren Darstellung verschiedener
Ethnien in der amerikanischen Kriminalliteratur. Jeden der
Aufsätze beschließt eine jeweils recht umfangreiche
Bibliographie weiterführender Literatur. Inhalt:
N. Pearson & M. Singer: Open Cases – Detection,
(Post)Modernity, and the State (Einführung) / E.S. Davis:
Investigating Truth, History, and Human Rights in Michael
Ondaatje’s „Anil’s Ghost“ / C. Chambers: Postcolonial Noir –
Vikram Chandra’s „Kama“ / M. Lauder: Postcolonial
Epistemologies – Transcending Boundaries and Re-inscribing
Differenc in „The Calcutta Chromosome“ / J. Herbeck: Detective
Narrative Typology – Going Undercover in the French Caribbean
/ G. Wright: Out on Parole – Suspending Oral Culture’s Death
Sentence in Patrick Chamoiseau’s „Solibo magnifique“ / H. Sun:
A Journey Lost in Mystery – Mario Vargas Llosa’s „Death in the
Andes“ / R.T. Goodman: The Hunt for the World’s Greatest
Outlaw – Imperialist Policing, the Journalistic Novel, and the
„War on Terror“ in Colombia / J. Lewis: „Sympathetic
Traveling“ – Horizontal Ethics and Aesthetics in Paco Ignacio
Taibo’s Belascoarán Shayne Novels / W. Knepper: Hot on the
Heels of Transnationale America – The Case of the Latina
Detective / R. Lambert: Walter Mosley’s „Devil in a Blue
Dress“ – The Reforming Spirit of Neo-Noir / S.Y. Kim: Lost in
Translation – The Multicultural Interpreter as Metaphysical
Detective in Suki Kim’s „The Interpreter“. KT 54

III. Petermann, Axel: Auf der Spur des Bösen. Ein Profiler
berichtet. 2010, 304 S., Ullstein Taschenbuch 37325, 3-548-
37325-9 / 978-3-548-37325-6 / K 24 37 76 27, EURO 8,95
Die spektakulärsten Fälle von Deutschlands bekanntestem
Profiler. In Deutschland werden zwischen neunzig und
fünfundneuzig Prozent aller Morde in sehr kurzer Zeit
aufgeklärt. Häufig kannten die Täter ihre Opfer, waren
Bekannte oder Verwandte. In vielen Fällen hinterlassen die
Mörder am Tatort Spuren, die mit den heutigen Mitteln viel
besser gelesen werden können als früher und somit die Arbeit
der Beamten erleichtern. Doch was ist mit den Fällen, die
trotz umfangreicher Ermittlungen nicht gelöst werden können?
Was ist, wenn zum Beispiel eine Frauenleiche verstümmelt in
einem Müllsack gefunden wird oder ein Soldat erschossen in
einem Zugabteil liegt, es keinerlei Hinweise auf einen Täter
gibt und die Polizei vor scheinbar unlösbaren Fällen steht?
Wenn alle herkömmlichen Ermittlungsmethoden versagen, kommt
Axel Petermann zum Einsatz. Er ist Tatortanalytiker, ein
sogenannter Profiler. Er wertet die Spuren vom Tatort aus,
rekonstruiert aus vielen Mosaiksteinen das Tatgeschehen und
befasst sich intensiv mit Opfern und Tätern. Er versucht sich
in sie hineinzuversetzen, sie zu verstehen. So muss ein Täter
zum Beispiel ständig Entscheidungen treffen. Das beginnt bei
46

der Tatplanung, der Auswahl des Tatortes oder der Tatzeit.


Auch die Form der Tötung, zum Beispiel Erschießen, Erstechen
oder Erwürgen, lässt Rückschlüsse auf den Täter zu. Solche
Details geben Aufschluss über das Tatmotiv und spiegeln die
Persönlichkeit des Mörders wider. Sie sind für Axel Petermann
der Schlüssel zur Psyche des Täters und ermöglichen ihm, ein
Täterprofil zu erstellen. Axel Petermann ist seit nahezu 40
Jahren bei der Kriminalpolizei. Davon über 35 Jahre bei der
Kripo als Mordermittler, Leiter einer Mordkommission und
stellvertretender Leiter für Gewaltdelikte. Seit fast 10
Jahren ist er Profiler. Er hat in über 1.000 Fällen ermittelt,
darunter Morde, Suizide und Unglücksfälle. Warum Axel
Petermann seinen Beruf gewählt hat, kann er nicht mir genau
sagen: „War es meine jugendliche Begeisterungsfähigkeit? Die
Faszination und das Unerklärbare des Verbrechens? Die Suche
nach der Wahrheit? Vielleicht von allem ein bisschen.“ Seine
Berufswahl hat er nie bereut „denn einen selbstständigeren,
einen verantwortungsvolleren und abwechselungsreicheren Beruf
kann ich mir nicht vorstellen – auch, und gerade weil er sich
fast immer mit den Abgründen des menschlichen Verhaltens
beschäftigt.“ Vor rund zehn Jahren reichte es ihm nach einem
Mord nicht mehr die Frage zu stellen: Wer hat das getan? Axel
Petermann wollte zusätzlich auch das Warum verstehen. Warum
haben die Täter auf bestimmte Art und Weise getötet? Welche
bizarren Fantasien spielen sich in den Köpfen der Mörder ab?
„Mit herkömmlicher Ermittlerarbeit konnte ich zwar einen Mord
aufklären, erfuhr jedoch nur wenig über das Motiv, und das
reichte mir nicht mehr aus. Ich wollte mehr über die
Hintergründe von Tötungsdelikten erfahren und wissen, welche
Bedeutung die häufig ungeklärten Entscheidungen der Täter
hatten.“ Deshalb entschloss er sich, nachdem er 20 Jahre lang
Mordfälle geklärt hatte, die Abteilung für „Operative
Fallanalyse“ im Polizeipräsidium Bremen aufzubauen. Heute ist
Axel Petermann ein Experte auf dem Gebiet des Profilings. Um
noch mehr über die Beweggründe einer Tat herausfinden zu
können, hat er Täter, deren Fälle er bearbeitet und die er
überführte hatte, viele Jahre nach ihrer Verurteilung
aufgesucht und befragt. Einige von ihnen traf er im Gefängnis,
andere waren mittlerweile wieder frei. Er bekam Antworten auf
Fragen, die bei der Bearbeitung in der Mordkommission nicht
immer geklärt werden konnten. Die Psyche der Täter wurde somit
transparenter. Dieses Wissen hilft Axel Petermann heute, wenn
er in die bizarre Welt der Täter eintaucht, einen Fall zu
lösen. In seinem Buch beschreibt Axel Petermann wie er
scheinbar unlösbare Fälle löst. Er erzählt von seinen
spektakulärsten Fällen und berichtet Schritt für Schritt von
seinen Ermittlungen, wie er Spuren am Tatort liest, in die
Gedanken der Täter eindringt und das Leid der Opfer spürt.
Axel Petermann wurde 1952 in Bremen geboren. Er ist seit fast
40 Jahren bei der Kriminalpolizei, war Mordermittler, Leiter
einer Mordkommission und stellvertretender Leiter für
Gewaltdelikte. Vor 10 Jahren hat er in Bremen die Dienststelle
47

„Operative Fallanalyse“ eingerichtet und leitet diese seitdem.


Er hat bereits in über 1.000 Fällen ermittelt. Axel Petermann
lerht außerdem Kriminalistik und berät die Redaktion „Tatort“.
(vt) KT 54
www.polizei.bremen.de

I. Pettersson, Jan-Erik: Stieg Larsson. Eine politische


Biographie. 2010, 298 S., (Stieg Larsson – Journalisten,
författaren och idealisten, Ü.v. Ursel Allenstein, Katrin Frey
und Wibke Kuhn), Aufbau Verlag, 3-351-02719-2 / 978-3-351-
02719-3 / K 24 50 72 35, EURO 19,95
Stieg Larsson hat das Erscheinen seiner 3-bändigen
„Millennium-Trilogie“ (ursprünglich auf 10 Bände geplant)
nicht mehr erleben können. Diese drei Bände („Verblendung“,
„Verdammnis“, „Vergebung“) katapultierten einen schwedischen
Journalisten zum bekanntesten und meistverkauften und –
gelesenen Krimiautor weltweit. Der Journalist Stieg Larsson
schrieb gegen Neonazis, Rechtsextremismus und
Fremdenfeindlichkeit in Schweden. Der (Krimi-)Autor Larsson
selbst bezeichnete sein Manuskript als eine Romanfolge „um
eine moderne Pippi Langstrumpf“. Sein Freund und Lektor Jan-
Erik Pettersson war da schon anderer Ansicht, ihm war nach
Lektüre des Manuskritps der ersten zwei Teile „klar, dass dies
ein Riesending werden würde“. Jan-Erik Petterson war nicht nur
Larssons Lektor sondern auch ein langjähriger Freund. Seine
„politische Biographie“ stellt den Aktivisten (Teil 1), den
„Kartographen“ (Teil 2) und den „Krimiautor“ (Teil 3) Stieg
Larsson vor, sein bewegtes kurzes Leben und seinen unbeirrten
Einsatz als politischer Mensch. Pettersson legt hier eine
facettenreiche wie wegweisende Darstellung des weltweiten
Phänomens Stieg Larsson vor und schließt mit einer
umfangreichen Quellenauflistung („Buchpublikationen“ und
„Artikel aus Zeitungen, Zeitschriften, Internet“).
Jan-Erik Pettersson, geboren 1948 im südschwedischen Bodafors,
studierte in Växjö und und Lund, zog dann nach Stockholm, wo
er als Journalist arbeitete. Er war Redakteur des schwedischen
Buchhändlerjournals Svensk Bokhandel, schrieb außerdem Artikel
über Literatur, den Buchmarkt und soziale Themen für alle
großen Zeitungen und Magazine des Landes. 1998 wurde er
Cheflektor des Ordfront Forlags, wo er auch mit Stieg Larsson
zusammenarbeitete.
(siehe auch oben: Kurdo Baksi, Mein Freund Stieg Larsson). KT
54
www.stieglarsson.com

I. Rzepka, Charles J. & Horsley, Lee (Hg): A Companion to


Crime Fiction. 2010, 629 S., 11 s/w Abb., Wiley-Blackwell
(Blackwell Companions to Literature and Culture), 1-4051-6765-
3 / 978-1-4051-6765-9, £ 110,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Es kann einen schier mit Neid erfüllen, wie oft (und fast
regelmäßig im zweijährigen Turnus) im englischsprachigen Raum
wichtige und umfangreiche Nachschlagewerke zur
48

Kriminalliteratur erscheinen. Im Februar legten die


Professoren Charles J. Rzepka und Lee Horsley in der Serie
Blackwell Companions to Literature and Culture den Band „A
Companion to Crime Fiction“ vor. Die beiden Herausgeber
konnten Fachleute und führende Forscher aus aller Welt - deren
Namen in den KRIMI-TIPPS bereits häufig erwähnt wurden - für
dieses Referenzwerk gewinnen. Neben der Einführung „What Is
Crime Fiction?“ von Charles J. Rzepka und der Zusammenfassung
der beiden Herausgeber beleuchten 47 (neue) Artikel und Essays
dieses Genre der Unterhaltungsliteratur. Beeindruckend neben
der Vielzahl der Artikel ist auch die Aufstellung der
Sekundär- und weiterführenden Literatur (24 zweispaltig
gedruckte Seiten!). Das Werk ist in drei Teile gegliedert, die
sich im ersten, kleineren Teil mit der Geschichte und Kultur
der Kriminalliteratur, beginnend mit dem 18. Jahrhundert bis
hin zur Gegenwart, beschäftigt: „History, Criticism, Culture“
– darin H. Worthington: Form „The Newgate Calendar“ to
Sherlock Holmes / L. Horsley: From Sherlock Holmes to the
Present / H. Pyrhönen: Criticism and Theory / A. Silver & J.
Ursini: Crime and the Mass Media / J. Black: Crime Fiction and
the Literary Canon. Im zweiten, wesentlich umfangreicheren
Teil wird noch einmal auf die Geschichte und die diversen
Subgenres und Strömungen der Kriminalliteratur intensiv
eingegangen. Kurz gestreift werden in diesem Teil auch die
Kriminalliteraturen aus nicht anglophonen Ländern: „Genre of a
Thousand Faces“ – darin: L. Gillingham: The Newgate Novel and
the Police Casebook / Chr. Pittard: From Sensation to the
„Strand“ / S. Rowland: The „Classical“ Model of the Golden Age
/ A. Mondrov: Early American Crime Fiction – Origins to Urban
Gothic / A. Pepper: The „Hard-boiled“ Genre / C. Malmgren: The
Pursuit of Crime – Characters in Crime Fiction / S. Dauncey:
Crime, Forensics, and Modern Science / P. Messent: The Police
Novel / Ph. Simpson: Noir and the Psycho Thriller / D. Schmid:
True Crime / J. Munby: Gangs and Mobs / R.B. Browne:
Historical Crime and Detection / D. Seed: Crime and the Spy
Genre / C. Spooner: Crime and the Gothic / A.E. Gavin:
Feminist Crime Fiction and Female Sleuths / F. Bailey: Africa-
American Detection and Crime Fiction / E. Christian: Ethnic
Postcolonial Crime and Detection (Anglophone) / S. Neale:
Crime Writing in Other Languages / P. Merivale: Postmodern and
Metaphysical Detection / Chr. Routledge: Crime and Detective
Literature for Young Readers / A. Fied: Crime in Comics and
the Graphic Novel / Ph. Gates: Criminal Investigations on
Film. Im dritten Teil beschäftigten sich die Essays mit den
wichtigsten anglo-amerikanischen AutorInnen, die die
Kriminalliteratur nachhaltig geprägt und beieinflusst haben.
Dieser mit „Fiction“ überschriebene Sub-Teil ist chronologisch
gegliedert. Im Sub-Teil „Film“ werden dann die wohl drei
bedeutendsten Regisseure des Kriminalfilms gewürdigt: „Artists
at Work“ – „Fiction“ - darin: Ph. Shaw: William Godwin (1756-
1836) / M.S. Lee: Edgar Allan Poe (1809-1849) / A. Mangam:
Wilkie Collins (1824-1889) / J.A. Hodgson: Arthur Conan Doyle
49

(1859-1930) / L.L. Panek: Raymond Chandler (1888-1959) / M.


Makinen: Agatha Christie (1890-1976) / W. Marling: James M.
Cain (1892-1977) / E. Miskimmin: Dorothy L. Sayers (1893-1957)
/ J.Y. Hall: Dashiell Hammett (1894-1961) / A. Borinsky: Jorge
Luis Borges (1899-1986) / St. Soitos: Chester Himes (1909-
1984) / D. Schmid: David Goodis (1917-1967), L. Harrington:
P.D. James (1920-) / B. Nicol: Patricia Highsmith (1921-1995)
/ Ch.J. Rzepka: Elmore Leonard (1925-) / M. Effron: Sara
Paretsky (1947-) / J. Gruesser: Walter Mosley (1952-) – „Film“
– darin: N. Haeffner: Alfred Hitchcock (1899-1980) / M.D.
Nicholls: Martin Scorses (1942-) / K. Fang: John Woo (1946-).
Ich halte dieses beeindruckende Nachschlagewerk für essentiell
wichtig, um sich über Geschichte und Entwicklung
englischsprachiger Kriminalliteratur umfassend zu informieren.
An dieser Stelle auch meinen Dank an die beiden Herausgeber,
die veranlassten, daß ihr eminent wichtiges Werk dem Archiv
zur Verfügung gestellt wurde. Abschließend sei noch
anzumerken, daß das Preis-Leistungs-Verhältnis für dieses Werk
absolut stimmt. KT 54
www.lancs.ac.uk/fass/english/profiles/Lee-Horsley
http://people.bu.edu/crzepka

I. Richter, Susanne: Der Privatdetektiv Nestor Burma und der


Kommissar Jules Maigret – ein Vergleich. 2003, 47 S., GRIN
Verlag (Studienarbeit), 978-3-638-69995-2, EURO 24,99
Susanne Richter vergleicht in ihrer Arbeit zwei Ikonen der
französischsprachigen Kriminalliteratur: Léo Malet und Georges
Simenon. Für ihre Untersuchung hat sie drei Titel von Malet
gewählt (120, rue de la gare / Das stille Gold der alten Dame
/ Die Nächte von Saint-Germain) und vier von Simenon (Maigret
und der brummige Inspektor / Maigret als möblierter Herr /
Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes / Maigret und der
Minister). Im ersten Teil ihrer Arbeit berichtet sie über
Leben und Schaffen der beiden Autoren und versucht Parallelen
und Unterschiede herauszuarbeiten. Teil zwei ist dem
Privatdetektiv Nestor Burma und dem Kommissar Jules Maigret
gewidmet. Hier vergleicht sie Leben, Arbeitsweisen und
Eigenschaften. Das abschließende Literaturverzeichnis ist mit
13 Quellen sehr übersichtlich. „Die Literaturrecherche erwies
sich als relativ schwierig. Überraschend war vor allem die
geringe Quantität … von Publikationen, die sich mit dieser
Thematik beschäftigen.“, dies ist wohl der Grund, daß Susanne
Richter als Grundlage für ihre Seminararbeit hauptsächlich
Internetquellen herangezogen hat. KT 54

I. Rielly, Edward J. (Hg): Murder 101. Essays on the Teaching


of Detective Fiction. 2009. 248 S., McFarland, 0-7864-3657-3 /
978-0-7854-3657-6, $ 39,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
An deutschen Hochschulen und Universitäten werden seit gut 20
Jahren immer öfter Magisterarbeiten und Dissertationen
angenommen, die sich mit deutscher oder internationaler
Kriminalliteratur auseinandersetzen. So gibt es daher auch
50

einige Studiengänge (an nur einigen Universitäten) während


eines Semesters, die sich explizit mit diesem Genre der
Populärliteratur beschäftigen. Ganz anders sieht es da in den
USA aus. Hier wird an Universitäten das Thema
Kriminalliteratur breit und umfassend behandelt (nicht umsonst
verfügen diverse US-amerikanische Universitäten über
Spezialsammlungen von und über Kriminalliteratur!). Wie gehen
Professoren und Dozenten in den USA mit dem Thema um? Edward
J. Rielly beleuchtet in der Essay-Sammlung „Murder 101“ wie
Universitätslehrer der verschiedensten Disziplinen sich mit
dem Thema auseinandersetzen und es ihren StudentInnen
nahebringen. Er bat 23 Professoren aus den Bereichen
Literatur, Recht, Geschichte, Soziologie, Anthropologie,
Architektur, „Gender Studies“, Kulturwissenschaften u.a. über
ihre Lehrpläne, ihre Einordnung des Genres in ihr
Spezialthema, Unterrichtsvorbreitungen und –umsetzung oder
Hausaufgaben- und Klausurstellungen für StudentInnen zu
berichten. Herausgeber E.J. Rielly und seine Beiträger legen
mit den Essays und Berichten in „Murder 101“ ein höchst
interessantes Kompendium der Aufgabenstellung und –lösung im
universitäten Unterricht vor. Fast jeder Artikel wird mit
einer Bibliographie weiterführender Literatur abgeschlossen
bzw. ergänzt. „Murder 101“ bezieht sich übrigens nicht auf die
gleichnamige bekannte US-TV-Serie, sondern auf die – seit 2006
erscheinende - Krimiserie von Maggie Barbieri „Murder 101“,
deren Protagonistin Alison Bergeron ist, eine Professorin, die
stets in Mordfälle auf dem Campus involviert wird. Inhalt:
E.J. Rielly: Einführung / P. Bedore: Exploring the Originis of
American Detective Fiction – Teaching Poe and Dime Novels /
St. Brauer: Detective Fiction, Cultural Categories, and the
Ideology of Criticism / P.P. Buckler: Teaching International
Detective Fiction / B. Fraser: Undergraduates and Hispanic
Sleuths – The Importance of University Cor(ps)e Requirements
in a Liberal Learing Curriculum / G. Giaimo: Contemporary
Detective Fiction Across the English Curriculum / D. Groves:
Holmes Is Where the Art Is – Architectural Design Projects /
M. Hadley: Souther Crimes – The Clash of Hero and Villain in a
Writing Course / St. Hecox: Adding Some Mystery to Cultural
Studies / E.F. Higgins: Teaching Detective Fiction from a
Feminist Perspective / A.N. Howe: Fixing and Un-Fixing Words –
Nastiness, Fidelity, and Betrayal in Chandler’s and Hawks’s
„The Big Sleep“ / R. Johnsen: Historical Mysteries in the
Literature Classroom / V. Macdonald: African Crime/Mystery
Stories – Triggering Provocative Classroom Topics / L.A.
Marchine & D. Mansfield-Kelley: Murder in the Classroom –
Teaching Detective Fiction at the Graduate Level / M. Matheny:
Introducing Literature through Detective Fiction – An Approach
to Teaching Online / St.D. Orr: Mysteries of O’ahu – Local
Detective Fiction in the Composition Classroom / Chr.
Photinos: 1930s – 1940s Hard-Boiled Detective Fiction and
1940s – 1950s Detective Noir / J.C. Pierson: Anthropologists
as Detectives and Detectives as Anthropologists / R.C. Power:
51

„Just the Facts“ – Detective Fiction in the Law School


Curriculum / E.J. Rielly: Margaret Coel’s „The Story Teller“
in a Literary Criticism Course / D. Shaller: Women Detectives
in Contemporary American Popular Culture / R. Weatherston:
Reading Students Reading Detectives / R.P. Winston & J. Gill:
Detective Fiction in the First-Year Seminar / Chr. York: The
Mystery of Composition – A Detective-Themed Composition
Course.
Professor Edward J. Rielly ist Vorsitzender des English
Department am Saint Joseph’s College in Maine. KT 54

I. Rodriguez Lozano, Miguel G. (Hg): Escena del crimen.


Estudios sobre narrativa policiaca mexicana. 2009, 189 S.,
Universidad Nacional Autónoma de México, 978-607-2-00345-3,
Preis nicht mitgeteilt
Mein Dank geht wieder einmal an Dr. Jost Hindersmann, Uni.
Osnabrück, für den Hinweis auf diesen Titel, dessen Essays und
Artikel sich mit der Geschichte, der Entwicklung und den
Hintergründen der mexikanischen Kriminalliteratur
beschäftigen. Allerdings ist fraglich, ob diese Untersuchung
überhaupt noch greifbar ist, da die Auflage nur bei 700
Exemplaren lag! Interessenten mögen daher in der Bibliothek
der örtlichen Universität nach diesem Titel fragen, bzw. die
Fernleihe dieser Universität in Anspruch nehmen. KT 54

III. Roth, Jürgen: Gangsterwirtschaft. Wie die organisierte


Kriminalität Deutschland aufkauft. 2010, 256 S., Eichborn
Verlag, 3-8218-5680-7 / 978-3-8218-5680-3 / K 24 25 65 10,
EURO 19,95
In die Krise geratene deutsche Unternehmen werden mit illegal
erwirtschafteten Geldern gerettet – und Politik und Geldelite
machen mit. Allein im letzten Jahr wurden 40 Milliarden
kriminell erwirtschaftete Euro in die deutsche Wirtschaft
eingespeist. Entweder wird das Geld direkt in kriselnde
Unternehmen investiert – wie im Fall der Wadan-Werft in
Warnemünde oder der HSBC Bank. Oder aber die Gelder werden
über Strohmänner und korrupte Banker auf Konten transferiert
und von dort in Aktien, Fonds oder Unternehmen investiert. Der
eigentliche Skandal: Politik und Justiz schauen nicht nur zu,
sondern schützen die kriminellen Strukturen auf vielfältige
Weise. Jürgen Roth zeigt, wie Kontrollinstanzen wie die BAFIN
bewusst schwach gehalten werden, Abgeordnete, die keine Ahnung
haben, auf Druck von Lobbyisten Gesetze durchpeitschen, die
der organisierten Wirtschaftskriminalität zugute kommen, und
wie die Geldelite mit den Gangstern kooperiert, deren
wirtschaftlicher und politischer Einfluss dadurch massiv
steigt. Auf der Strecke bleiben Rechtsstaat, Demokratie und
Milliarden an hinterzogenen Steuern, die der Öffentlichen Hand
und damit den Bürgern fehlen.
Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer der bekanntesten
investigativen Journalisten in Deutschland. Seit 1971
veröffentlicht der brisante TV-Dokumentationen und
52

erfolgreiche Bücher. Bei Eichborn erschienen „Ermitteln


verboten!“ (2004), „Der Deutschland-Clan“ (2006), „Anklage
unerwünscht“ (2007) und „Mafialand Deutschland“ (2009), die
allesamt Bestseller waren. (vt) PKT 54
www.juergen-roth.com

I. Ruohonen, Voitto: Kadun varjoisalla poulella.


Rikoskrijallisuuden ja yhteiskuntatutkimuksen dialogeja. 2008,
257 S., Suomalaisen Kirjallisuuden Seura (Suomalaisen
Kirjallisuuden Seuran toimituksia, No. 1193), 952-222-025-6 /
978-952-222-025-7, ca. EURO 29,00
Why is crime fiction so popular? How do crime novels describe
our society? In his study „Kadun varjoisalla puolella“ (On the
Shady Side of the Street) the Finish researcher Voitto
Ruohonen discusses sociological diagnoses of our time and
their connections to crime fiction. He shows that crime
fiction and social research are related in many different
ways. The essential connection of crime and the city and the
theme of evil in crime novels are discussed, as well. Ruohonen
gives information about new trends of Nordic crime fiction,
which has received great success during the last years, both
internationally and in Finland. From recent Finnish crime
fiction Ruohonen analyses, in particular, the works of Matti
Yrjänä Joensuu and Hannu Vuorio, important Finnish crime
writers who have given a dark and critical view of society in
their novels. (Keijo Kettunen)
An dieser Stelle herzlichen Dank für diesen Hinweis meines
Freundes und Kollegen Keijo Kettunen.
Keijo Kettunen schreibt als freier Journalist für die größte
finnische Tageszeitung „Helsingin Sanomat“, ist Mit-
Herausgeber des finnischen Krimimagazins „Ruumiin Kulttuuri –
Suomen Dekkariseuran Lehti“ und seit 1999 Vorsitzender der
Finnischen Krimigesellschaft. Seinen Beitrag „Hundert Jahre
finnische Morde. Eine Geschichte der finnischen
Kriminalliteratur“ kann man nachlesen in: Hindersmann (Hg):
Fjorde, Elche, Mörder. Der skandinavische Kriminalroman. 2006,
NordPark Verlag (KrimiKritik 6) [978-3-933421-16-4]. KT 54

I. Sammel, Eva: Queen(s) of Crime: Agatha Christie vs. Ingrid


Noll – Analyse und Vergleich des Kriminalromans „Die
Apothekerin“ und des Detektivromans „Die Tote in der
Bibliothek“. 2006, 17 S., GRIN Verlag (Seminararbeit), 978-3-
638-75549-8, EURO 11,99
Eva Sammel beginnt ihre Arbeit mit einer kurzen Definition
„Kriminalroman vs. Detektivroman“ [„Die Frage, wo der
Unterschied zwischen einem Kriminal- und einem Detektivroman
liegt, konnte relativ einfach beanwortet werden“ – aus der
Schlussbemerkung], um sich dann der Erzählperspektive, den
„red herrings“, der Detektivin in Gestalt von Miss Marple in
Christie’s „Die Tote in der Bibliothek“ zuzuwenden. Sie
streift dann kurz „Figurengestaltung und das historische
englische Gesellschaftsbild“ bei Christie. Mit ihrem
53

herangezogenen Vergleichswerk, „Die Apothekerin“ von Ingrid


Noll, hat es Eva Sammel schon schwerer. Es wird von ihr stets
in Frage gestellt, ob es sich hierbei um „Ein[en]
Kriminalroman?“, „Eine Crime Novel?“ oder um „Feministische
Literatur?“ handelt. Köstlich auch in ihrer Schlussbemerkung:
„… Auch die Frage, warum der Krimi nach wie vor zu einer der
beliebtesten literarischen Gattungen unsere Zeit gehört, lässt
sich nur schwer beantworten“. Daher glaubt Eva Sammel: „Da der
Mensch seit jeher ein Jäger und Sammler ist, gehört Mord …
einfach zu seinem Leben dazu.“ und es „… bietet der Krimi
vielleicht die Möglichkeit, seine von Natur aus gewaltvolle
Ader im Geiste voll und ganz auszuleben … und „… der
Kriminalroman bietet … zu jeder Zeit und für jedermann ein
einzigartiges Lesevergnügen.“ KT 54

I + III. Saxton, Kirsten T.: Narratives of Women and Murder in


England, 1680 – 1760. 2009, 162 S., 7 s/w Illustrationen,
Ashgate, 978-0-7546-6364-5, £ 45,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Arguing that the female criminal subject was central to the
rise of the British novel, Kirsten T. Saxon provides fresh and
convincing insights into the deeply complex ways in which
categories of criminality, gender, and fiction intersected in
the long eighteenth century. She offers the figure of the
murderess as evidence of the constitutive relationship between
eighteenth-century legal and fictional texts, comparing non-
fiction representations of homicidal women in biographies of
Newgate Ordinaries and in trial reports with those in the
early novels of Aphra Behn, Delarivier Manley, Daniel Defoe,
and Henry Fielding. As Saxton demonstrates that legal
narratives informed the budding genre of the novel and
fictional texts shaped the development of legal narratives,
her study of deadly plots becomes a feminist intervention in
scholarship on the literature of crime that simultaneously
insists on the centrality of crime literature in feminist
histories of the novel. Her epilogue shows that more than two
centuries later, we still contend with displays of female
violence that defy and define our notions of textual and
sexual license and continue to shape legal and literary
mandates, even as the lines betwenn the real and the fictive
remain blurred. Inhalt: 1. Imagining Murder in Augustan
England – Bodies of Evidence; Murder and Gender / 2. Moving
Violations – Aphra Behn, Delarivier Manley, and the Romance of
Violence / 3. „Interesting Memoirs of the Most Notorious
Characters“ – Four Eighteenth-Century Murderesses / 4. „The
Confines of Virtue and the Frontiers of Vice“ – Danie Defoe’s
„Roxana“ and Henry Fielding’s „Amelia“ / 5. „The Prisoner at
the Bar“ – Mary Blandy and Henry Fielding / Epilogue / Select
Bibliography / Index.
Kirsten Saxton ist Associate Professor für Englisch am Mills
College in Oakland, Kalifornien. (vt) KT 54
54

III. Schaefer, Klaus: Der Prozess gegen Otto John. Zugleich


ein Beitrag zur Justizgeschichte der frühen Bundesrepublik
Deutschland. 2009, 427 S., Tectum – Der Wissenschaftsverlag
(Rechtwissenschaften, Bd. 32), 3-8288-2086-7 / 978-3-8288-
2086-9 / K 24 65 58 24, EURO 34,90
Heute wissen wir: Der russische Geheimdienst KGB und die DDR
schreckten selbst vor Menschenraub nicht zurück. 1954 wurde
Dr. Otto John ihr prominentestes Opfer. Bislang galt der
Widerstandskämpfer und erste Präsident des Bundesamts für
Verfassungsschutz deshalb im Westen als Verräter. 1956 wurde
er vom Bundesgerichtshof (BGH) zu vier Jahren Zuchthaus
verurteilt. Der BGH hatte angenommen, dass John freiwillig in
die DDR gegangen sei. Man warf ihm vor, sich dort für
Wiedervereinigung nach Stalins Ideen, gegen Remilitarisierung
und Renazifizierung engagiert zu haben. In diesem Buch legt
der Rechtswissenschaftler Klaus Schaefer mit Hilfe erstmals
recherchierter Akten dar: John wurde verschleppt – war in der
DDR ein Gefangener – und die deutsch-deutsche
Geschichtsschreibung muss einmal mehr reviediert werden.
Schaefer zeichnet wichtige Stationen aus Johns bewegtem Leben
nach: Der Leser wird über Johns Beteiligung an Vorbereitungen
für das Attentat auf Hitler informiert, erhält Einblick in
seine Zusammenarbeit mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg
bis zu den letzten Stunden am 24. Juli 1944 im Bendlerblock,
seine Zeit als Präsident des Bundesamtes für
Verfassungsschutz, sowie seine Entführung am 20. Juli 1954 von
West-Berlin nach Ost-Berlin. (vt) KT 54

III. Schattauer, Göran: Der letzte Schultag. Die Amoktat von


Winnenden. 2010, 186 S., 8 s/w Fotos, Militzke Verlag, 3-
86189-828-4 / 978-3-86189-828-3 / K 24 43 51 76, EURO 16,90
Am 11. März 2009 verübte der 17-jährige Tim K. in der
schwäbischen Kleinstadt Winnenden ein unfassbares Massaker: Er
tötete 15 Menschen und anschließend sich selbst. Ein Jahr nach
dem Amoklauf legt der mehrfach preisgekrönte Focus-Journalist
Göran Schattauer die erste umfassende Dokumentation des
Verbrechens vor. Der Autor begab sich auf Spurensuche im
familiären Umfeld des Täters, befragte Fahnder,
Rettungskräfte, Tatzeugen und Juristen, sprach mit den
Familien der Opfer und wertete Ermittlungsakten aus. Anhand
vieler bislang unbekannter Fakten und Hintergründe
rekonstruiert er das Leben und Töten des Tim K.- und findet
dabei mögliche Antworten auf die entscheidende Frage: Wie
konnte das geschehen?
Göran Schattauer, wurde 1967 in Gera (Thüringen) geboren. Nach
dem Abitur absolvierte er ein Volontariat im Sportressort der
„Ostthüringer Zeitung“ in Gera. Später folgte ein Studium der
Kommunikations- und Medienwissenschaften. Schattauer ist seit
2002 Mitarbeiter beim „Focus“ (Resort Deutschland). Er wurde
mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1991 mit dem Theodor-Wolff-Preis,
1994 informedia-Preis für Wirtschaftsjournalismus, ebenfalls
55

1994 Journalistenpreis der IG Medien, 2002 Ludwig-Erhard-


Förderpreis für Wirtschaftspublizistik. (vt) PKT 54
www.focus.de/intern/impressum/autoren?id=258

I. Schnepf, Michael / Jensen, Nils / Hierl, Tobias /


Lerchbacher, Hannes (Hg & Red.): Buchkultur Krimi Spezial.
Krimi, Spannung, Abenteuer. 2010 (Sommer), 32 S., Buchkultur
Verlagsgesellschaft, ISSN 1026-082X, EURO 2,60 zzgl. Porto
Die jährliche Sonderausgabe „Krimi Spezial“ der
österreichischen Literaturzeitschrift Buchkultur bietet neben
den zahlreichen Rezensionen („krimi marktplatz“ und „krimi
junior“) auch wieder vier Artikel zu verschiedenen Themen:
Lorenz Braun berichtet in „Dunkles Verbrechen“ über Krimis vom
afrikanischen Kontinent, die südlich der Sahara angesiedelt
sind. Sylvia Treudl schreibt über Kriminalliteratur aus und
über Russland in „Moskau, mon amour!“. Für seinen Artikel
„Selbst ist der Mord“ hat Simon Eckstein in Büchern
geblättert, die Nachwuchsautoren Hinweise zum Handwerk des
Krimischreibens geben. Und wie in jedem Jahr, darf der Beitrag
von Krimi-Kritiker Thomas Wörtche nicht fehlen. Seine
„kriminalliteratischer Momentaufnahme“ über über den
Krimimarkt nennt er „Wellen lang & träge“ – wie immer
pointiert geschrieben und mit jeder Menge Spitzen versehen. In
drei Autorenporträts beschäftigen sich Peter Hiess mit Monika
Geier („Bücherdiebe & Bombenleger“), Tobias Hierl mit dem
Amsterdamer Commissaris Bruno van Leeuwen und seinem Erfinder
Claus Cornelius Fischer („Das Verbrechen wird international“)
und Ditta Rudle in „Sanft, aber unerbittlich“ warum die
renommierte britische Autorin Susan Hill Kriminalromane
schreibt statt in Pension zu gehen. „Das dunkle, kriminelle
Hinterland der Seele kann überall sein; im ehemaligen
deutschen Osten, im niederösterreichischen Harland oder im
Orient-Express“ erläutert Peter Hiess in seiner Kolumne
„Schmauchspuren“ und befindet, daß Manhatten plötzlich nur
noch provinziell wirkt. Eine international besetzte Jury nennt
auch 2010 „Die besten Krimis der Saison“ (2. Halbjahr 2009/1.
Halbjahr 2010). Die besten Krimis werden auf den Plätzen 1 bis
10 belegt von Deon Meyer, Jussi Adler-Olsen, Jo Nesbø, Martin
Cruz Smith, James Ellroy, Roger Smith, Roberto Ampuero, Jan
Seghers, Kwei Quartey und Martin Walker.
Bezugsanschrift: Buchkultur Verlagsges.m.b.H., Hütteldorfer
Str. 26, A – 1150 Wien / Österreich, redaktion@buchkultur.net
bzw. www.buchkultur.net. KT 54

III. Schubert, Stefan: Gewalt ist eine Lösung. Morgens


Polizist, abends Hooligan. Mein geheimes Doppelleben. 2010,
332 S., 8 farb. Bildtafeln, riva Verlag, 3-86883-064-2 / 978-
3-86883-064-4 / K 24 47 10 15, EURO 19,90
Größer können Kontraste nicht sein: Stefan Schubert war
Polizist und Hooligan. Gleichzeitig. Langjährig. Unentdeckt.
Unglaubliche 8 Jahre lang konnte der Wächter für Recht und
Ordnung sein Doppelleben geheim halten, bis ihn eine
56

Massenschlägerei mit vielen Verletzten endgültig entlarvte.


Seine persönliche und schonungslose Geschichte beginnt mit
Pöbeleien auf dem Schulweg und endet mit einem Eintrag in die
„Gewalttäter-Sport-Datei“. Dazwischen liegt die vermeintliche
Erkenntnis „Gewalt ist eine Lösung“ und der Spaß an Prügeleien
und Krawallen. Nichts beschönigend schildert Stefan Schubert
in seinem Buch, warum man sich in seiner Freizeit gerne
schlägt und wie man dabei immer mehr dem Rausch der Gewalt
verfällt. Aber auch, was es mit einem macht. Rückblickend
erklärt der Ex-Polizist, wie sein blutiges Hobby so lange
verborgen bleiben konnte und gewährt so einen authentischen
Blick in den deutschen Polizeialltag und in die aktive
Hooliganszene. Als der Ex-Polizeiobermeister bei der
Bielefelder Polizei als Fußball-Hooligan überführt wurde,
machte der Skandal bundesweit Schlagzeilen. Nach einem
geheimen Deal zwischen Anklagevertretung, Gericht und
Polizeiführung schied er am 1.9.1998 aus dem Staatsdienst aus.
(vt) KT 54

III. Schüler, Wolfgang: Noch mal davongekommen. Fälle vor


Gericht. 2010, 176 S., Verlag Das Neue Berlin, 3-360-01993-8 /
978-3-360-01993-6 / K 24 55 90 51, EURO 9,95
Nach seinem ersten Buch „Wenn zwei sich streiten … freut sich
der Richter“ (2007, Verlag Das Neue Berlin) erscheinen nun
neue pointiert erzählte Geschichten, die auf Gerichtsberichten
beruhen. Wolfgang Schüler erzählt mit viel Witz über die meist
sehr skurrilen Fälle: beispielsweise die Geschichte der
unmaskierten Bankräuberin, die es zweimal schaffte, dieselbe
Bank zu überfallen, ohne festgenommen zu werden. Als
Fluchtfahrzeug wählte sie beide Male ein Taxi, das während des
Überfalls auf sie wartete. Erst ein gescheiterter Versuch,
ihren Ehemann zu vergiften, kann die Dame überführen. Die
Fälle reichen von Arzthaftung bis Zwangsräumung, von
Körperverletzung bis GEZ-Schwindel, Banküberfall und
Ehescheidung bis zu Mietminderung und Schwarzarbeit. Wer
dachte, dass er nie im Leben eine Grund hatte, vor den Kadi
zitiert zu werden, wird schnell eines Besseren belehrt: Es ist
möglich, Unterhalt für einen Hund zu zahlen; man kann
umziehen, ohne sein Haus zu verlassen; die GEZ ist jedem auf
den Fersen und Fahrradfahrer sind manchmal Fußgänger.
Unermüdlich, vor allem mit einem unermüdlichen Sinn für Humor,
berichtet Wolfgang Schüller aus dem Paragrafendschungel der
deutschen Rechtsprechung und meldet sich mit diesem Buch
eindrucksvoll zurück.
Wolfgang Schüler, Rechtsanwalt, Journalist und Schriftsteller,
wurde 1952 geboren. Er verfasste mehr als 1000 literarische
Gerichtsberichte für verschiedene Zeitungen und schreibt für
die Kolumne „juris potens“ im „Eulenspiegel“. (vt) KT 54
www.wolfgang-schueler.de

I. Schulze, Hendrikje: An Analysis of the Detective Novel „’F’


is for Fugitive“ Written by Sue Grafton. 2002, 15 S., GRIN
57

Verlag (Seminar paper / Hauptseminararbeit), 978-3-64011564-8,


EURO 11,99
Untersuchung zu Struktur und Erzählweise von „F is for
Fugitive“ und Interpretation der Protagonistin Kinsey Millhone
als weibliche Variation des „hard-boiled detective“. KT 54
www.suegrafton.com

I. Spehner, Norbert: Le Roman policier au Québec. Introduction


– Guide de Lecture. 2010, nicht paginiert (32 S.), 2 farb.
Fotos, Marginalia
Es freut mich, wieder auf eine der hervorragenden und bestens
zusammengestellten Bibliographien des Franko-Kanadiers Norbert
Spehner aufmerksam machen zu können. „Le Roman policier au
Québec“ verweist auf insgesamt 53 Titel französisch-sprachiger
Kriminalromane, deren setting die kanadische Provinz Québec
ist. Zu allen Titeln gibt es eine ausführliche und namentlich
gekennzeichnete Besprechung; zudem wird bei fast allen Titeln
auch auf die website hingewiesen, auf der diese Besprechung
zum ersten Mal erschienen ist. Im Anschluß an diese annotierte
Bibliographie liefert Prof. Spehner mit „Bref historique du
genre“ noch einen Überblick zur franko-kanadischen
Kriminalliteratur. Abgeschlossen wird diese Bibliograpie mit
„Pour en savoir plus sur le polar québécois“, mit Hinweisen
auf vier wichtige websites (Alire / Le Club des polarophiles
québécois / Le Roman policier en Amérique français [s. dazu
auch den Hinweis in einem früheren KRIMI-TIPP] / Le cas du
roman policier québécois). Die Bibliographie ist unter dem
o.g. Titel zu finden bei www.cerli.org, http://marginalia-
bulletin.blopspot.com und bei www.scribd.com/marginalia. Unter
dem etwas anderslautenden Titel „Le Roman policier québécois“
findet man diese Bibliographie bei
http://fr.calameo.com/read/000259481523429cb7e6f. KT 54

III. Swat, Wolfgang: Der Tote in der Wäschetruhe. Authentische


Mordfälle aus der DDR. 2010, 224 S., Verlag Das Neue Berlin,
3-360-01992-X / 978-3-360-01992-9 / K 24 55 40 18, EURO 12,95
Erdrosselt, vergiftet, zerstückelt – True Crie aus der DDR.
Eine schwangere Frau kommt lebensgefährlich verletzt ins
Krankenhaus, ihre Eltern werden erstochen in der gemeinsamen
Wohnung gefunden. In einer Wäschetruhe finden Spaziergänger
einen Toten ohne Kopf. Am Ufer der Elster wird das Motorrad
eines Jugendlichen angespült, wenig später seine Leiche …
Wolfgang Swat schildert in seinem Buch Kriminalfälle aus der
DDR, die sich in den 70er und 80er Jahren im damaligen Bezirk
Cottbus ereignet haben. Der Autor berichtet nicht nur
detailliert über die Verbrechen, sondern auch über die
Ermittlungsarbeit der Polizei, über die verhängten Strafen,
über die Versuche, Kriminelle zu rehabilitieren, und er
enthält dem Leser auch nicht vor, wenn diese scheitern. Ein
spannendes Buch über authentische Fälle in der DDR.
Wolfgang Swat, Journalist, geboren 1948 in Hoyerswerda,
arbeitete für die „Lausitzer Rundschau“, und berichtet auch
58

über Mordfälle in der Gegend. Dies ist sein erstes Buch. (vt)
KT 54

I. Szumskyj, Benjamin (Hg.): Dissecting Hannibal Lecter.


Essays on the Novels of Thomas Harris. 2008, 239 S., 0-7864-
3275-6 / 978-0-7864-3275-2, $ 35,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Schwerpunkt der hier versammelten 12 Aufsätze ist die Trilogie
„Red Dragon“, „Silence of the Lambs“ und „Hannibal“, um den
„Antihelden“ Hannibal „The Cannibal“ Lecter von Thomas Harris,
die von verschiedenen Autoren kritisch untersucht und
analysiert wird. Themen sind u.a. „neo-noir“, „Entwicklung der
Geschlechterrolle(n)“ und – natürlich – das „Serienmörder-
Motiv“. Ein kurzer Blick wird auch auf die Romane „Hannibal
Rising“ oder „Black Sunday“ geworfen. Inhalt: P. Messent:
American Gothic Liminality and the Gothic in Thomas Harris’s
Hannibal Lecter Novels / J. Goodrich: Hannibal at the Lectern
– A Textual Analysis of Dr. Hannibal Lecter’s Character and
Motivations in Thomas Harris’s „Red Dragon“ and „The Silence
of the Lambs“ / Ph.L. Simpson: Gothic Romance and Killer
Couples in „Black Sunday“ and „Hannibal“ / R.H. Waugh: The
Butterfly and the Beast – The Imprisoned Soul in Thomas
Harris’s Lecter Trilogy / D. Mana: This Is the Blind Leading
the Blind – Noir, Horror and Reality in Thomas Harris’s „Red
Draggon“ / T. Williams: Form „Red Dragon“ to „Manhunter“ /
S.T. Joshi: Suspense vs. Horror – The Case of Thomas Harris /
T. Magistrale: Transmogrified Gothic – The Novels of Thomas
Harris / A.S. Karim: „Hannibal Rising“ – Look Back in Anger /
Ph.A. Ellis: Before Her Lambs Were Silent – Reading Gender and
the Feminine in „Red Dragon“ / S.D. Briggs: „Black Sunday“,
Black September – Thomas Harris’s Thriller, from Novel to Film
and the Terror of Reality / B. Szumskyj: Morbidity of the Soul
– An Appreciation of Hannibal / (Nachwort) Ch. Gramlich:
Mythmaker.
Benjamin Szumskyj, arbeitet als Lehrer an einer privaten High-
School. Er hat zahlreiche Anthologien und Essay-Sammlungen
herausgegeben (u.a. zu R.E. Howard, F. Leiber, Th. Harris,
W.P. Blatty). Zudem ist er Herausgeber der „Studies in Fantasy
Literature“ und „Studies in Australian Weird Fiction“.
Benjamin Szumskyj lebt in Melville, Western Australia. KT 54

I. Szumskyj, Benjamin (Hg.): The Man Who Collected Psychos.


Critical Essays on Robert Bloch. 2009, 262 S., McFarland, 0-
7864-4208-5 / 978-0-7864-4208-9, $ 35,00 (Tageskurs zzgl.
MWSt)
Zu Robert Bloch wird jedem auf Anhieb der Serienmörder Norman
Bates aus „Psycho“ einfallen. Seine Schriftstellerkarriere hat
Robert Bloch als Autor von „Pastiches“ begonnen, später
folgten Kurzgeschichten und Romane, Kriminal-, Horror- und
Spannungsliteratur. Heute wird das (Gesamt-) Werk von Robert
Bloch als Bindeglied zwischen Werken von Autoren wie z.B. H.P.
Lovecraft und Stephen King angesehen. Herausgeber Benjamin
Szumskyj hat verschiedene Autoren um ihre Einschätzungen zu
59

Robert Block gebeten. In 1 Vorwort und in 12 Essays werden das


schriftstellerische Werk und die Kinoadaptionen kritisch
beleuchtet. Inhalt: R. Hood: The Heart of a Child / St.
Vertlieb: Robert Bloch – The Psychology of Horror / S.T.
Joshi: A Literary Tutelage – Robert Bloch and H.P. Lovecraft /
Ph.A. Elllis: Lessons from Providence – Bloch’s Mentors –
Bloch as Mentor and Bloch and Fandom / D. Schweitzer; The
Lighter Side of Death – Robert Bloch as a Humorist / L.
Blackmore: The Twisted World Inside Our Skulls – The 1950s
Crime and Suspense Novels of Robert Bloch / J. Howard: Yours
Truly, Daniel Morley – An Examination of Robert Bloch’s novel
„The Scarf“ / S.D. Briggs: The Keys to the Bates Motel –
Robert Bloch’s „Psycho“ Trilogy / R. Janicker: „Better the
House Than an Asylum“ – Gothic Strategies in Robert Bloch’s
„Psycho“ / R.D. Larson: Ripping Good Yarns – Robert Bloch’s
Partnership with Jack the Ripper / Ph.L. Simpson: Robert Block
and His Serial Killers / J. Lane: Hell Is Other People –
Robert Bloch and the Pathologies of the Family / M.R. Bradley:
Programming Bloch – The Small-Screen Career of „Psycho“’s
Creator. KT 54

I. Testa, Maurizio (mit Buccheri, Allessandra & Casoli,


Claudia): Dizionario atipico del giallo 2009. 2009, 409 S.,
Cooper Edizioni, 978-88-7394-118-7, ca. EURO 15,00
I. Testa, Maurizio (mit Buccheri, Allessandra & Casoli,
Claudia): Dizionario atipico del giallo 2010. 2009, 400 S.,
Cooper Edizioni, 978-88-7394-140-8, ca. EURO 18,00
Maurizio Testa versammelt in seinen beiden „Jahrbüchern“ zur
Kriminalliteratur Interviews, Rückblicke auf die Krimi-Jahre
2008 und 2009, verweist auf Bücher, Kino- und TV-Filme, DVDs,
Festivals und Events, Krimipreise und auch ein paar wenige
Stories. Dies alles ist, wohlgemerkt, nicht ausschließlich auf
Italien bezogen, sondern M. Testa versucht einen
internationalen Überblick zu bieten unter dem Motto „Was in
der Welt des Krimis geschah“. Beide Bücher sind im Stile von
„A bis Z-Wörterbüchern“ aufgebaut. Der Verlag wirbt mit dem
Hinweis, daß Maurizio Testa mit seinen „Dizionario“ die
Anatomie eines ganzen Genres zu rekonstruieren versucht. KT 54

III. Thiess, Richard: Mordkommission. Wenn das Grauen zum


Alltag wird. Der Leiter einer Mordkommission berichtet über
wahre Fälle. 2010, 240 S., dtv premium 24796, 3-423-24796-7 /
978-3-423-24796-2 / K 24 26 65 63, EURO 14,90
Eine skalpierte Frau in der U-Bahn, ein totes Kind im Müll,
zerstückelte Leichenteile im Plastiksack … Wer sich täglich
mit Mord und Totschlag auseinandersetzt, der darf nicht zart
besaitet sein. Gefragt sind Menschenkenntnis,
Einfühlungsvermögen und breit gestreute Kenntnisse von
Juristik bis Krisenintervention. Was im Kino meist als
schneller Thriller abläuft, erfordert in der Realität
Durchsetzungsvermögen und harte Arbeit. Oft sind tage-,
wochen-, ja sogar jahrelange Ermittlungen notwendig, bis ein
60

Täter überführt werden kann. In den vorgestellten Fällen geht


es um Kaltblütigkeit – wenn jemand zwischen theoretischer und
praktischer Führerscheinprüfung mal eben einen Doppelmord
begeht – und falsch verstandene Vaterliebe, um verräterische
Internetrecherchen nach passenden Tötungsmethoden und falsche
Alibis. Richard Thiess gibt Einblick in die schwierige Arbeit
von Mordermittlern, er bezieht aber auch psychologische
Aspekte ein: Wie fühlt sich ein Ermittler, wenn er den Täter
endlich überführt hat, wie bringt man Eltern bei, dass ihre
Tochter bestialisch getötet worden ist?
„Mordkommission“: Die Wirklichkeit stellt jeden Krimi in den
Schatten.
Richard Thiess, geboren 1952, arbeitete als Kaufhausdetektiv,
bevor er sich bei der Polizei bewarb und ein Studium für den
gehobenen Kriminaldienst absolvierte. Als Spezialist für
Jugend- und Bandenkriminalität reiste er im Auftrag des
bayerischen Innenministeriums nach Moskau und Lettland. Vor
seinem Wechsel in die Mordkommission 2001 war er zuletzt für
Eigentumsdelikte zuständig. Als Erster Kriminalhauptkommissar
leitet er die Mordkommission V im Münchner Präsidium und ist
stellvertretender Leiter des Mordkommissariats. Daneben gibt
er Fernlehrgänge zur Detektivausbildung. (vt) KT 54

I. Thompson, Carlyle Van: Black Outlaws. Race, Law, and Male


Subjectivity in African American Literature and Culture. 2010,
XIV, 215 S., Verlag Peter Lang (African American Literature
and Culture. Expanding and Exploding the Boudaries, Vol. 13),
978-0-8204-8637-6, EURO 22,70
In this provocative and original exploration of Black males
and the legal establishment, Carlyle Van Thompson illuminates
the critical issues defining Black male subjectivity. Since
the days of Black people’s enslavement and the days of Jim
Crow segregation, Black males have been at odds with the legal
and extra-legal restrictions that would maintain white
supremacy and white male privilege. Grounded in the voices of
Frederick Douglass and David Walker, who challenged hegemonic
systems designed to socio-economically disenfranchise Black
people, „Black Outlaws“ examines legal aspects with regard to
Black males during the period of segregation. By critically
looking at Richard Wright’s „The Outsider“, Chester Bomar
Himes’ „The Third Generation“, Walter Mosley’s „Devil in Blue
Dress“, and Ernest J. Gaines’ „A Lesson Before Dying“ – all of
which examine Black males during the Jim Crow period –
Thompson investigates the challenges that Black males confront
and surmount in their journeys to establish their individual
and collective agency. „Black Outlaws“ helps decipher critical
legal and racial issues in the works of four of the most
important Black male writers, and is suitable for readers in
literary studies, cultural studies, and history. (vt) KT 54

IV. Tolan, Metin & Stolze, Joachim: Geschüttelt, nicht


gerührt. James Bond und die Physik. 2010, 301 S., 77 s/w Fotos
61

und Abbildungen, Piper Taschenbuch 5847, 3-942-25847-6 / 978-


3-492-25487-0 / K 24 45 98 22, EURO 9,95
Nie war die Vermittlung physikalischen Wissens aufregender:
Seit fünfzehn Jahren geht der Physik-Professor Metin Tolan den
technischen Spielereien aus den James-Bond-Klassikern auf den
Grund und fühlt dem Supertüftler Q auf den Zahn. Kann man
wirklich mit einem Raketenrucksack durch die Luft fliegen oder
wird beim britischen Geheimdienst etwa geschummelt? Tolan
sagt: Dass sich 007 bei seinen atemberaubenden Stunts nie den
Hals bricht, ist nicht Glück, sondern angewandte Physik. Wie
der Top-Agent in Sekundenbruchteilen Geschwindigkeiten
berechnen und ein Flugzeug im Sturzflug einholt, wie seine
Magnetuhr und die Röntgenbrille funktioniert, warum er seinen
Wodka-Martini geschüttelt trinkt und nicht gerührt, erläutern
Metin Tolan und Joachim Stolze auf humorvolle und
unterhaltsame Art und Weise. Spiegel-Online meint: „So viel
unterhaltsame Wissenschaft kommt selten vor“. Inhalt: 1. 007
in tödlicher Mission – Verfolgungsjagden / 2. James Bond und
der Weltraum / 3. Laser, Röntgenstrahlen und optische Tricks /
4. Immer auf der Höhe der Zeit – Die James-Bond-Uhren / 5. Die
Mythen aus „Goldfinger“ / 6. „Geschüttelt, nicht gerührt!“
Metin Tolan, geboren 1965 in Oldenburg, ist Professor für
Experimentelle Physik und Prorektor für Forschung an der
Technischen Universität Dortmund. Seine Leidenschaften sind
Physik, Fußball und James-Bond-Filme. Die Vorträge, die er
über diese aufregende Mischung hält, werden vom Publikum
gefeiert. Zuletzt erschien von ihm „So werden wir Weltmeister.
Die Physik des Fußballspiels“ (Piper Verlag).
Joachim Stolze, geboren 1953, ist Professor für Theoretische
Physik an der Technischen Universität Dortmund. (vt) KT 54

III. Ummenhofer, Stefan / Rieckhoff, Alexander / Döbele, Ralf:


Morde vor der Haustür. Die rätselhaftesten Kriminalfälle in
Südbaden, 2008, 186 S., s/w Kartenausschnitte, Romaeus Verlag,
3-9809278-8-1 / 978-3-9809278-8-8 / K 21 90 58 52, EURO 9,90
Verbrechen geschehen überall, auch in der Provinz - den
vermeintlich dem ruhigen Leben zugewandten Landstrichen im
Land. Südbaden gilt als so eine Provinz, in der man
spektakuläre Verbrechen auf den ersten Blick nicht vermutet.
„Morde vor der Haustür“ belehrt eines Besseren. Die drei
Autoren haben sich die rätselhaftesten Kriminalfälle in
Südbaden herausgepickt und nachrecherchiert. Sie berichten in
chronologischer Folge über 15 Fälle (in ebensovielen Kapiteln)
aus der Zeit von 1932 bis 2002. Jedem Kapitel ist eine
stichwortartige Übersicht vorangestellt: Tatzeit, Tatort,
Delikt und Urteil, gefolgt von einem Kartenausschnitt, in dem
der Tatort mit Fähnchen und Knopfnadel markiert ist. Nicht
jeder Fall konnte von den Ermittlungsbehörden aufgeklärt
werden, und auch die Autoren gelangten in diesen Fällen zu
keinem Ergebnis. Ummenhofer (Journalist), Rieckhoff
(Fernsehredakteur) und Döbele (Medienwissenschaftler)
berichten über den Serienkiller Heinrich Pommerenke, der als
62

„Schwarzwald-Bestie“ bekannt wurde; schildern einen Zehnfach-


Mord an der badisch-schwäbischen Grenze oder rekapitulieren
die Jagd 1977 auf die RAF-Mitglieder Günter Sonnenberg und
Verena Becker im beschaulichen Singen am Bodensee. Der
Südkurier bescheinigt dem Autoren-Trio wohltuende Distanz und
fehlenden Voyeurismus. KT 54

III. Ummenhofer, Stefan & Thaidigsmann, Michael (in


Zusammenarbeit mit Ralf Döbele, Manfred Huber, Andreas
Leinweber): Aktenzeichen XY …ungelöst. Kriminalität,
Kontroverse, Kult. 2009 (2. erw. Auflage), (mit einem Beitrag
von Tassilo Schneider), 293 S., zahlr, s/w & farb. Fotos,
Romaeus Verlag, 3-9809278-1-4 / 978-3-9809278-1-9 / K 13 27 60
26, EURO 24,90
Am 20. Oktober 1967 flimmerte die erste „Fahndungs“-Sendung
„Aktenzeichen XY … ungelöst“ über die deutschen TV-
Bildschirme, moderiert von Eduard Zimmermann. Zimmermann, der
übrigens seinen letzten Auftritt in dieser Sendung am 10. Mai
2007 hatte, polarisierte mit seiner Fahndungssendung: einige
sprachen von „Menschenjagd“ oder vom „Aufbau eines
Polizeistaates“ andere wiederum befürworteten die Sendung und
verwiesen auf die nicht unerheblichen Erfolge. Für viele war
der 1929 geborenen Journalist ganz einfach „Mr. XY“. Stefan
Ummenhofer und Michael Thaidigsmann haben in Zusammenarbeit
mit Ralf Döbele, Manfred Huber und Andreas Leinweber die
Sendung „Aktenzeichen XY …ungelöst“ in acht Kapiteln kritisch
unter die Lupe genommen und die Geschichte dieser Sendung
nachgezeichnet. Im ersten ausführlichen Kapitel „XY vier
Jahrzehnte Verbrecherjagd“ werden in Textkästen alle
Mitarbeiter mit mehr oder weniger ausführlichen Biographien
vorgestellt. Das dritte Kapitel „XY in der Kontroverse“
beschäftigt sich mit den Argumenten der Kritiker wie auch der
Befürworter. Zudem werden in einem eigenen Kapitel „Die 30
spektakulärsten Fälle“ vorgestellt. Im Anhang gibt eine
Gesamtstatistik Auskunft über die Erfolge der Sendung (3422
Fälle, davon 1200 geklärt / Stand August 2004). Eine
Aufstellung aller Filmfälle der Sendung vom 20.10.1967 bis
23.10.2004 führt die pro Sendung dargestellen 3 Fälle
stichwortartig (mit Hinweisen auf die beteiligten Kripo-
und/oder LKA-Dienststellen) auf. Ein in Blockbuchstaben
gedrucktes „GEKLÄRT“verweist auf die Fahndungserfolge. Tassilo
Schneiders Essay „Fahnder und Väter“ beschäftigt sich mit
Eduard Zimmermann und seiner persönlichen Philosophie, die
hinter „XY“ stand. Jedenfalls war diese Sendung so
erfolgreich, daß sie von anderen Ländern übernommen wurde:
„America’s Most Wanted“ (USA), „Crimewatch“ (Großbritannien),
„Opsporing Verzocht“ (Niederlande) und „Oogetuige“ bzw. „Appel
à Témoins“ (Belgien).
Alle Fälle sind auch bei e110 nachzulesen: www.e110.de, und
eine Magisterarbeit von Nadja Freund „Aktenzeichen XY …
ungelöst – Damals und heute“ (Wien, 2008) kann man downloaden
unter http://othes.univie.ac.at/2996/1/2008-10-15_0301399.pdf.
63

KT 54

I. Vandenbroucke, Chris: Papieren moorden. Een encyclopedisch


lexicon van de Vlaamse Misdaadliteratuur (Geschiedenis van het
Vlaamse misdaadverhaal). 2007, 287 S. + Anhang Bibliografie
(nicht paginiert), farb. Abb. der Cover, Selbstverlag Chris
Vandenbroucke, 978-90-7470522-6, ca. EURO 26,95 zzgl. Porto
Ein befreundeter Krimi-Bibliograph aus dem belgischen Mechelen
hat mir dieses sehr informative Nachschlagewerk zu flämischen
Krimis und Thrillern zugeschickt. Chris Vandenbroucke
rezensiert seit über zwanzig Jahren Krimis für niederländische
und flämische Zeitschriften. In seinem Referenzwerk „Papieren
moorden“ stellt er insgesamt 726 Krimis und Thriller
flämischer AutorenInnen vor. Das Lexikon ist nach einer
Einleitung in zehn Teile gegliedert: Historisch overzicht /
Alfabetisch lexicon / Twee spionnen als afsluiter /
Jeugddetectives / Film en TV / Stripdetectives /
Verhalenbundels en vertalingen / Prijzen / Kritiek / Volledige
bibliografie. Der Lexikonteil ist autorenalphabetisch
aufgebaut. Vandenbroucke hat für diesen Lexikonteil eine
sechs-teilige Systematik entwickelt: Neben dem Autorennamen
werden etwaige Pseudonyme aufgeführt, ebenso Geburtstag und –
ort des Autors und eine Kurzbiographie (1), neben der farbigen
Coverabbildung (2) folgt (3) der Titel mit Verlagsort,
Verlagsnamen, Erscheinungsjahr, Seitenzahl und ISBN und eine
Kurzinformation zum Inhalt (Umfang zwischen 2 und 8 Zeilen).
(4) ist überschrieben mit „Reacties“, hier werden Kernsätze
aus Rezensionen und Kritiken aufgeführt (häufig mit
Namensnennung des jeweiligen Verfassers und der Quelle des
zitierten Beitrags). In der Rubrik „Persoonlijk oordeel“ (5)
lässt Chris Vandenbroucke den Benutzer dieses
Nachschlagewerkes kurz und prägnant seine eigene Meinung zu
dem oder den vorgestellten Titel(n) wissen. „Varia“ (6)
enthalten kurze Hinweise z.B. zur Entstehungsgeschichte des
vorgestellten Krimis und/oder Kuriosa zum Autor und Buch. Das
Kapitel „Twee spionnen als afsluiter“ berichtet über „Marthe
McKenna en Robert Verbelen, of hoe twee tegenpolen (on)
verdiend in de literaire belangstelling komen“. Das Kapitel
„Vlaamse jeugddetectives“ gibt eine kurze Einführung zu
flämischen Kinder- und Jugendkrimis, gefolgt von einer
annotierten Bibliographie aller bis Mai 2007 erschienenen
KJKs. Die Kapitel „Film en TV“ (auch Hörspiele) und
„Stripdetectives“ (Comics) sind naturgemäß überschaubar. In
den Kapiteln „Verhalenbundels“ und „De kritiek“ wird auf die
flämischsprachige Sekundärliteratur hingewiesen. Die
„Bibliografie“ im Anhang erschließt das Werk durch eine
Auflistung und Schnellübersicht aller Autoren und ihrer
insgesamt 726 Titel. „Papieren moorden“ wurde von Chris
Vandenbroucke im Mai 2007 abgeschlossen. Eine auf den
aktuellen Stand gebrachte Neuauflage wäre begüßenswert.
Vandenbrouckes Werk ist nicht oder sehr schwierig über den
Buchhandel zu beziehen. Interessenten sollten sich daher
64

direkt an den Verfasser wenden: vandenbrouckechis@hotmail.com


oder papierenmoorden@hotmail.com. KT 54

I. Vincent, Bev: The Stephen King Illustrated Companion.


Manuscripts, Correspondence, Drawings and Memorabilia form the
Master of Modern Horror. 2009, 176 S., zahl. Fotos u.
Illustrationen, Fall River Press, 1-4351-1766-2 / 978-1-4351-
1766-2, $ 25,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Bev Vincent erlaubt dem Leser und Stephen King-Fan mit „The
Stephen King Illustrated Companion“ einen einmaligen Blick
hinter die Kulisse und in die Schreibwerkstatt des „Master of
Modern Horror“. Bev Vincent konnte im persönlichen Archiv von
Stephen King recherchieren, Einblicke in diverse
(handgeschriebene) Manuskripte werfen, die Korrespondenz des
Autors mit seinem Verleger sichten und Kings persönliche
Notizen durchsehen. So ist mit „The Stephen King Illustrated
Companion“ ein einmaliges Buch entstanden, das Biographie und
Werkschau in einem ist. Inhalt: Mr. Horror USA / 1. The Early
Years / 2. Romm 217 – „The Shining“ / 3. The Walkin’ Dude –
„The Stand“ / 4. Welcome to Castle Rock – „The Dead Zone“ / 5.
Sometimes Dead Is Better – „Pet Sematary“ / 6. Pennywise Lives
– „It“ / 7. Number One Fan – „Misery“ / 8. The Night Journey –
„The Green Mile“ / 9. Things That Go Bump – „Bag of Bones“ /
10. The Accident / 11. More Worlds Than These – The „Dark
Tower“ series / 12. The Thing with the Endless Piebald Side –
„Lisey’s Story“. KT 54

I. Weinreich, Cornelia: Der klassische Detektivroman. 2001, 19


S., 10 s/w Abb.. GRIN Verlag (Hauptseminararbeit), 978-3-638-
75736-2, EURO 11,99
In der Arbeit steht der klassische Detektivroman, und mit ihm
auch die Detektivgeschichten, im Vordergrund. Zunächst wird
auf die Entstehungsgeschichte und Abgrenzung zur
Kriminalgeschichte eingegangen, ehe die Merkmale erläutert
werden. Um diese genauer zeigen zu können, werden sie anhand
zweier Detektive verglichen: Poe’s Auguste Dupin und Doyle’s
Sherlock Holmes. Finden die klassischen Merkmale der
Detektivgeschichte / des Detektivromans hier ihre Anwendung?
Wie wegweisend waren diese beiden berühmten Detektive?
(Abstract der Autorin). KT 54

III. Wilfling, Josef: Abgründe. Wenn aus Menschen Mörder


werden. Der legendäre Mordermittler deckt auf. 2010, 319 S.,
Heyne Verlag, 3-453-16753-8 / 978-3-453-16753-7 / K 24 22 00
05, EURO 19,95
Das Unfassbare war bei ihm der Normalfall: Der legendäre
Mordermittler Josef Wilfling hatte es tagtäglich mit Menschen
zu tun, die Ungeheuerliches getan oder erlebt hatten. In
„Abgründe“ erzählt er seine spektakulärsten Fälle, schildert
Tathintergründe, gibt den Blick in seelische Abgründe frei und
zeigt: Die Wirklichkeit ist packender als jeder Krimi. Als der
Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wilfling, Anfang
65

2009 nach 42 Dienstjahren in Pension geht, verabschiedet sich


eine Legende: Der Star-Ermittler und Vernehmungsspezialist
klärte den Sedlmayr- und den Moshammer-Mord auf, schnappte
Serientäter und verhörte Hunderte Kriminelle. Rund 100 Fälle
von Mord und Totschlag hat er während seiner Dienstzeit
bearbeitet, und das mit einer Aufklärungsquote von nahezu 100
Prozent. Jetzt deckt er die spannendsten und erstaunlichsten
seiner Fälle auf und geht der Frage nach, wie und warum
Menschen zu Mördern werden. Doch er zeigt nicht nur, wo das
Böse seinen Ursprung hat, sondern beantwortet auch Fragen,
wie: Töten Frauen anders als Männer? Wie verhält sich ein
Unschuldiger? Woran erkennt man einen Lügner?
Josef Wilfling, geboren 1947, war 42 Jahre lang im
Polizeidienst tätig. 22 davon bei der Münchner Mordkommission.
Der Vernehmngspezialist klärte spektakuläre Fälle auf (s.o.)
und schnappte Serientäter wie den Frauenmörder Horst David.
Josef Wilfling ist verheiratet und lebt in München. (vt) KT 54

III. Winter, Robert [d.i. Joachim Bornschein]: Täter im


Geheimen. Wilhelm Krichbaum zwischen NS-Feldpolizei und
Organisation Gehlen. 2010, 189 S., Militzke Verlag, 3-86189-
832-2 / 978-3-86189-832-0 / K 24 44 45 94, EURO 16,90
Robert Winter beschreibt in diesem Buch die Karriere des Nazi-
Schreibtischtäters Wilhelm Krichbaum. Als Grenzinspektor der
Geheimen Feldpolizei war dieser verantwortlich für unzählige
Gräueltaten, wurde aber nach dem Krieg, wie so viele Nazi-
Größen, als entlastet eingestuft. Somit konnte er unbehelligt
eine zweite Karriere in der neu gedründeten BRD starten: Für
die Organisation Gehlen, den Vorläufer des heutigen
Bundesnachrichtendienstes, rekrutierte der „Leutesammler“ alte
Kontakte aus Feldpolizei-Zeiten. Als Gehlen-Mitarbeiter
arbeitete er außerdem am Aufbau des legendären
Agentennetzwerks Gladio mit. Detailliert beschreibt Winter das
Leben eines Mannes, der vom Feldpolizisten zum
Geheimdienstagenten avancierte. Er macht deutlich, wie
vorbelastete NS-Größen in bundesdeutschen Behörden Fuß fassen
konnten und trägt damit am konkreten Beispiel einen Teil dazu
bei, die Biografien der Täter sukzessive aufzuarbeiten.
Inhalt: 1. Kindheit, Jugend, Militärzeit (1896 – 1918) / 2.
Freikorps- und Spionageabwehrtätigkeit (1919 – 1932) / 3. SS-
und Gestapo-Karriere (1933 – 1934) / 4. Aufstieg im NS-Staat
(1934 – 1935) / 5. Von der Grenzpolizei zum Grenzinspekteur
Südost (1934 – 1938) / 6. Geheime Feldpolizei – Aufstieg in
die Gestapo der Wehrmacht (1938 – 1940) / 7. Krichbaum –
Bindeglied zwischen Geheimer Feldpolizei und Gestapo (1940 –
1944) / 8. Kriegsgefangenschaft und Spruchkammerverfahren
(1945 – 1948) / 9. Ein Nazi mit weißer Weste (1945 – 1948) /
10. Vom Abwehroffizier zum Geheimdienst-Agenten (1946 – 1951)
/ 11. Krichbaums geheimes Netzwerk (1951 – 1953) / 12. Das
Ende / 13. Epilog: Krichbaum als Privatmann / S. 121 – 182:
Anhang. (vt) PKT 54
66

I. Wordtmann, Simon: Der Kriminalroman und das Mysterium


seiner Popularität. 2007, 21 S., GRIN Verlag (Hausarbeit),
978-3-640-50267-7, EURO 12,99
Simon Wordtmann unternimmt in seiner Hausarbeit den Versuch,
das „Phänomen“ der Populärität von Kriminalliteratur zu
begründen. Zunächst versucht er eine Definition zu geben (er
zitiert dazu Richard Alewyn und Ulrich Suerbaum, um sich dann
an Helmut Heißenbüttel und dessen „Spielregeln des
Kriminalromans“ zu halten), wirft dann einen kurzen Blick auf
die Entwicklung des Kriminalromans, verweist auf „Urväter der
Gattung“ (E.A. Poe und A.C. Doyle), streift zwei Klassiker (A.
Christie und D.L. Sayers) und schließt den ersten Teil mit
„The American Way of Crime: Die amerikanische Hard-Boiled
Schule“ ab. In „Die Popularität des Kriminalromans“ (Teil 2)
bezieht er sich auf B. Brecht, U. Schulz-Buschhaus und E.
Bloch. Teil 3 streift den „Schwedischen Kriminalroman“ in
Person von Henning Mankell und seinem Ermittler Kurt Wallander
(„Die Popularität des Kriminalromans am Beispiel von Henning
Mankell“) Fazit: „ Mit Sjöwall/Wahlöö wurden … die Grenzen des
traditionellen Krimimusters durchbrochen und die
Kriminalliteratur … allmählich literarisiert … . Henning
Mankell setzte diese Tradition fort und schuf mit dem
Polizisten Kurt Wallander eine Figur, die durch ihre
Menschlichkeit und ihre Echtheit ganz besonders zur
Identifiaktion einlädt … .“ KT 54

II. Wydra, Thilo: Alfred Hitchcock. Leben – Werk – Wirkung.


2010, 159 S., zahlr. s/w Fotos, Suhrkamp BasisBiographie (sb)
43, 3-518-18243-9 / 978-3-518-18243-7 / K 22 97 63 37, EURO
8,90
Alfred Hitchcock: ein Name, der zu einer Marke wurde. Jeder
scheint in zu kennen, sein gezeichnetes Profil, seine
exzentrischen Cameo-Auftritte in den eigenen Filmen. Und
dennoch bleibt der weltweit populärste Filmregisseur als
Mensch weitgehend ein Unbekannter. Angst und Phobien
bestimmten das Leben und Arbeiten des scheuen „Master of
Suspense“, der mit „Das Fenster zum Hof“, „Psycho“ oder „Die
Vögel“ zeitlose Meisterwerke der Filmgeschichte schuf.
Thilo Wydra teilt seine Biographie zu Alfred Hitchcock in drei
große Abschnitte: „Leben“ beschreibt den Weg Alfred Hitchcocks
von der Kindheit in London bis zu seinem Tod am 29.4.1980 in
Bel Air. Selbst über seinen Tod hinaus narrte der eigensinnige
Regisseur Freunde und Wegbegleiter: Ein Sarg mit der
sterbliche Hülle des Meisters fehlte bei der Trauerfeier in
Beverly Hills. Nach seinem letzten Willen war er zuvor
eingeäschert worden und seine Asche sollte irgendwo an der
Pazifikküste verstreut werden. Die einzelnen Lebensabschnitte
werden von Thilo Wydra mit Höhepunkten der Filmgeschichte
verknüpft. Der zweite Abschnitt „Werk“ beschäftigt sich mit
einer Auswahl des filmischen Schaffens von Alfred Hitchcock,
und zwar „ … primär jene Hitchcock-Filme besonders
hervorgehoben, die exemplarisch für einzelne Perioden oder
67

Gattungen stehen“: (The Thirty-nine Steps / Rebecca / Shadow


of a Doubt / Notorious / Strangers on a Train / Rear Window /
To Catch a Thief / Vertigo / Psycho / The Birds / Frenzy). Im
letzten Teil, „Wirkung“, thematisiert Thilo Wydra in vier
kurzen Anmerkungen „Der ’Master of Suspense’ und seine Adepten
– Hitchcocks kinematographische Rezeption in Frankreich, den
USA und anderen Ländern“ / „Hitchock heute – Remakes, Sequels,
Prequels und andere epigonale Spätfolgen“ / „Die Ambivalenz
der Aktrice – Der Fall Tippi Hedren“ / „Die Marke Hitchcock –
’Die drei ???’, Kriminalmagazine und Fruchtsäfte“. In allen
drei Abschnitten hat Wydra Zitate Hitchcocks in farbig
hervorgehobenen Kästen eingebaut, die mit dem laufenden Text
korrespondieren. Im Anhang findet sich eine Zeittafel, eine
gegliederte Bibliographie (Publikationen von Hitchcock /
deutschsprachige Literatur über Hitchcock / fremdsprachige
Literatur über Hitchcock / Zeitschriften & Zeitungen / weitere
Sekundärliteratur / Auswahl multimedialer Quellen / Internet-
Adressen zu Hitchcock) und eine Filmographie, unterteilt nach
Stummfilmen und Tonfilmen (stets mit Hinweisen zu Buch,
Kamera, Musik und Länge versehen). Das Erscheinungsbild der
vorliegenden BasisBiographie erinnert an die berühmte
Monographien-Reihe bei Rowohlt.
Thilo Wydra, 1968 geboren, studierte Komparatistik,
Germanistik, Kunstgeschichte und Filmwissenschaft. Seit 1998
lebt und arbeitet er als freier Autor überwiegend in München.
Seit Ende 2004 ist er Deutschland-Korrespondent der
Filmfestspiele in Cannes. (vt & tp) KT 54

III. Zielasko, Heike & Pyck, Falko: Tatort Rhein-Ruhr. Wahre


Kriminalgeschichten. 2009, 96 S., 56 s/w Fotografien (von
Helmut Orwat), Sutton Verlag, 3-86680-567-5 / 978-3-86680-567-
5 / K 23 80 11 18, EURO 14,90
Der Streifzug durch die Verbrechensgeschichte des Rhein-Ruhr-
Gebiets zwischen Lippe und Wupper beginnt mit der
spektakulären Verschleppung von Aldi-Mitinhaber Theo Albrecht,
der sich Ende 1971 wochenlang in der Gewalt von Entführern
befand. Weiter erfährt der Leser von dem Feuergefecht, das
sich RAF-Terroristen 1978 in einem Waldstück nahe Dortmund-
Lötringhausen mit der Polizei lieferten, oder er verfolgt die
Spur des Dortmunder Amokschützen Klaus K. im Jahr 1967 oder
die des „Rhein-Ruhr-Rippers“, der 1999 dingfest gemacht werden
konnte. Die beiden Journalisten Heike Zielasko und Falko Pyck
zeichnen in 8 Kapiteln Kriminalfälle (Schwerstverbrechen wie
auch kurios-amüsante Kriminalgeschichten) aus der Rhein-Ruhr-
Region nach. Der Zeitgeist wird anhand von 56 schwarz/weiß
Fotografien des Bildjournalisten Helmut Orwat lebendig. Auf
diese, oftmals ungewöhnlichen Kriminalfälle sind die beiden
Autoren während ihrer Recherchen zu ihrem Sachbuch „Vukan &
Schwarzes Gold“ in diversen Stadt- und Zeitungsarchiven und in
der Landesbibliothek Dortmund gestoßen. Ihrem „Wow, kannst du
dich daran noch erinnern?“ folgte eine intensive Spurensuche
und entstand letztendlich „Tatort Rhein-Ruhr“. Inhalt: RAF und
68

Co. / Nie aufgeklärt / Morde à la Carte / Wortverdrehen und


Taschenmarder / Geld oder Leben / Unglaublich, aber wahr /
Hart wie Krupp-Stahl / Junge Wilde.
Heike Zielasko, Jahrgang 1963, arbeitete nach ihrem
Germaniststudium mehrer Jahre als Redakteurin und
Projektleiterin in einem Energie-Verlag sowie als
Fachzeitschriften-Redakteurin in einem medizinischen Verlag.
Seit einigen Jahren ist die Dortmunderin als freie
Journalistin, Redakteurin und Buchautorin tätig.
Falko Pyck, Jahrgang 1965, studierte an der Ruhr-Universität
Bochum Neuere Geschichte, Politik und Osteuropäische
Geschichte. Der Journalist war u.a. für die Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin tätig und arbeitet seit
vielen Jahren als freier Journalist und Autor.
Helmut Orwat arbeitet seit 1962 als feier Fotograf. Der
Bildjournalist war bis 2000 auch als Pressefotograf für die
Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ tätig. Von ihm sind viele
Bildbände und Kalender erschienen.
Zielasko und Pyck betreiben in Castrop-Rauxel zusammen das
Redaktionsbüro „Pickziel Press“. (tp & vt) PKT 54
www.pickzielpress.de

NACHWEISE
interessante Sekundärliteratur, die trotz Anforderung das
Archiv nie erreichten
– Schade –

asked for, but never arrived here in the archive

(vt = Verlagstext)

II. Fotiadi, Elena: Frauenkriminalromane. Eine Analyse von Sue


Graftons Kinsey Millhone-Serie. 2008, 136 S., VDM Verlag Dr.
Müller, 3-8364-7642-8 / 978-3-8364-7642-3 / K 20 75 68 57,
EURO 59,00
Das Genre Kriminalroman war lange Zeit sowohl von männlichen
Autoren als auch von männlichen Detektiven dominiert. Erst
seit den 1980er Jahren treten vermehrt Autorinnen auf, die
allerdings mittlerweile durch die Entwicklung selbstbewusster
und authentischer Heldinnen eine neue Tradition des Genres
begründet haben, die feminist mysteries. Die vorliegende
Arbeit untersucht, welche Rolle Autorinnen und ihre
Detektivinnen in der Evolution des Kriminalroman-Genres
spielen. Die Autorin Elena Fotiadi gibt einführend einen
Überblick über die Entstehung des Kriminalroman-Genres. Die
Grundelemente der klassischen Detektivgeschichte und die
Spezifika der amerikanischen hard-boiled Tradition werden
dargestellt. Darauf aufbauend analysiert die Autorin
exemplarisch Sue Graftons Kinsey Millhone-Serie. Die
69

Schwierigkeit, weibliche Heldenfiguren zu etablieren, werden


untersucht und die Weiterführung und die Transformation des
Kriminalroman-Genres durch die feminist mysteries werden
aufgezeigt. Das vorliegende Buch richtet sich an Literatur-
und Kulturwissenschaftlerinnen, an Wissenschaftler der Gender-
und Nordamerikanistikstudien, sowie an alle Anhängerinnen des
(Frauen)Kriminalromans. (vt) KT 54

I. Köbel, Jana: Ann Radcliff und die „Sentimental Tale of


Terror“. Die sensible Heldin im englischen Schauerroman des
18. Jahrhundert. 2008, 116 S., VDM Verlag Dr. Müller, 3-8364-
6032-7 / 978-3-8364-6032-3 / K 20 50 38 81, EURP 49,00
Ann Radcliffe, Shakespeare of Romance Writers und führende
Autorin der historischen Gothic Romane, verbindet in
einzigartiger Weise den im 18. Jahrhundert populären
sentimentalen Roman mit Burke’schen Ideen des Terror und des
Erhabenen und versucht so herauszufinden, wie Furcht auf die
Seele einer jungen unschuldigen Frau wirkt. Sie konzentriert
sich völlig auf das Bewusstsein ihrer sanftmütigen, passiven
und tugendhaften Heldinnen, bedient sich jedoch gleichzeitig
des Motivs der verfolgten Unschuld aus dem schauerromantischen
Roman, indem sie diese jungen Waisen aus ihrer vertrauten
Umgebung reißt und in eine Welt der Unsicherheit, des
Schreckens und der Gefahren wirft, in der diese beweisen
müssen, dass sie trotz übersteigerte Empfindsamkeit und
Einbildungskraft zu großer emotionaler Stärke fähig sind. Im
vorliegenden Buch setzt sich die Autorin mit der Darstellung
der weiblichen Hauptfiguren in den drei bekanntesten Werken
Ann Radcliffs, „The Romance of the Forest“, „The Mystery of
Udolpho“ und „The Italian“, auseinander und setzt diese in
Verbindung zu den damals vorherrschenden Idealen der
Sensibilität, der Passivität und der Erhabenheit. (vt) KT 54

I. Lhomeau, Frank (Hg): Temps Noir No. 12. La revue des


littératures policières. 2009, 352 S., Abbildungen u. Fotos,
978-2-910686-51-2, EURO 16,00
Inhalt: Lhomeau, F.: Narcejac sons Boileau / Rance, O.J.:
Parlez d’un nègre! / Narcejac, Th.: Le Rendez-vous de la dame
de pique / Narcejac, Th.: La Treizième enquête de Petrus Clam
/ Narcejac, Th.: Ce que l’on peut lire sure le roman policier
/ Narcejac, Th.: Panorama de la littérature policière /
Pierve: Quand la „philo“ conduit au roman policier / Narcejac,
Th.: Les romans policiers / Narcejac, Th.: Roman d’aventure et
roman policier / Narcejac, Th.: Auguste Le Breton / Narcejac,
Th.: À propos des „Diaboliques“ / Bibliographie de Thomas
Narcejac / Pouy, J.-B.: Suite Noire / Charrel, P.: Les
obsessions de Thierry Crifo / David, J.-M.: Jean-Pierre
Gattégno / Laherrère, J.-M. u.a.: Actualité noir / Laherrère,
J.-M.: Xiaolong Qui / Charrel, P.: DVDthèque du film criminel.
KT 54
70

I. Lhomeau, Frank (Hg): Temps Noir No. 13. La revue des


littératures policières. 2010, 304 S., Abbildungen u. Fotos,
978-2-910686-52-9, EURO 16,00
Inhalt: Charrel, P. u.a.: „La Princesse du sang“ en bande
dessinée / Manchette, J.-P.: Éditoriaux de B.D. Hebdo / Magna,
M.C.: Les bandes dessinées de Jean-Patrick Manchette /
Lhomeau, F.: Les Premiers Francais de la „Série Noire“ /
Meckert, J.: Nous avons les mains rouges / Pieyre, C.: Pierre
Véry et l’édition belge / Pieyre, C.: Correspondance Pierre
Véry – Éditions A. Maréchal / Pieyre, C.: Correspondance
Pierre Véry – Jacques Spitz / Lhomeau, F.: Jean-Claude
Zylberstein / Zylberstein, J.-C.: Quelques lettres de Jim
Thompson / Charrel, P. u.a.: Trois regards sur le film
criminel / Charrel, P.: DVDthèque du film criminel / Lacourbe,
R.: Soji Shimada et les meurtres du Zodiaque / David, J.-M.:
Thierry Jonquet / Bourmeau, S.: Pierre Maldonado / Beunat, N.:
Dashiell Hammett / Laherrère, J.-M.: Notes noires. KT 54

II. Ludwig, Corinne Frauke: The „24“-Universe. How a


Television Series Promotes the „War On Terror“-Discourse.
2009, 64 S., 3-639-21708-X / 978-3-639-21708-7 / K 24 20 41
73, EURO 49,00
Although propaganda has been a key element of Television since
its very invention, a new trend emerged in U.S. TV in the
1990s and swept into the new millennium to let certain series
and shows promote particular political discourses. As a case
example this study examines the Fox hit show „24“ and analyses
how it reflects and promotes the war on terror discourse.
Using that term as a collective name for discourses on
terrorism, national security, self-defense, civil liberty and
human rights, along with their alteration and radicalization
in the aftermath of 9/11, key aspects of the war on terror
discourse are singled out and then located in the texture of
the series, showing that there indeed is a strong overlap
between the lessons of 9/11 and the lessons of „24“, in other
words between the way terrorism, threats, enemies and response
strategies (the new thinking) are depicted in real life and in
the series. The study then also offers some support for its
underlying assumption that producers and powers behind the
show intentionally promote political contents, out of
ideological convictions and economic deliberations. (vt) KT 54

II. Mössmer, Margit: Run away or die trying. Die


Verfolgungsjagd im Film. 2010, 124 S., VDM Verlag Dr. Müller,
3-639-22726-3 / 978-3-639-22726-0 / K 24 60 68 65, EURO 59,00
Nach Alfred Hitchcock ist die Verfolgungsjagd „der endgültige
Ausdruck des filmischen Mediums“. Sie ist ein Gemeinplatz der
filmischen Gewaltdarstellung, ein Film im Film, der von den
Anfängen des Kinos bis heute fasziniert. Mit zahlreichen
Filmbeispielen und ausführlichen Sequenzanalysen aus US-
amerikanischen Filmproduktionen der 50er Jahre, des New
Hollywood und des aktuellen Actionsfilms, untersucht die
71

Autorin unterhaltsam und fundiert das Wesen der


Verfolgungsjagd und zeigt ihre verschiedenen Formen und
Funktionen auf. Welche Rolle spielen Raum und Zeit bei ihrer
Konzeption? Wann ist die Flucht für den Helden aussichtslos
und warum sitzen weibliche Jäger und Gejagte gerne auf dem
Beifahrersitz? Mit diesen und weiteren Fragen richtet sich das
Buch an Filminteressierte genauso wie an FilmstudentInnen oder
FilmwissenschaftlerInnen. (vt) KT 54

II. Nolan, Petra: Hardboiled Heroes, Deadly Dames. Modernity


and 1940s Film Noir. 2008, 308 S., VDM Verlag Dr. Müller, 3-
639-02976-3 / 978-3-639-02976-5 / K 21 31 82 75, EURO 79,00
The hardboiled hero and his adversary, the femme fatale, are
central tropes in the classic Hollywood films noirs produced
in the 1940s. Existing studies of these iconic figures often
see them asarticulations of a specifically mid-twentieth
century mood of anxiety. This book develops a more diachronic
and multidisciplinary approach, offering a socio-historical
contextualisation reaching back to the advent of modernity in
the nineteenth century. By exploring several modernist
discourses, this study genealogically connects noirs hero to
the flâneur, a figure emerging a century earlier as a critical
metaphor for the modern subject. Similarly, the deadly dame of
noir is revealed to be the cinematic renditon par excellence
of the artificial yet highly desirable new woman of the fin-
de-siècle. Close analysis of Billy Wilder’s 1944 masterpiece
„Double Indemnity“ forms the foundation of this study, with
other 1940s films noirs also discussed. This book provides a
fresh, innovative way to approach the noir canon, and to
better understand the historical forces that govern it.
Moreover, it proposes a template for those wishing to analyse
other film styles using the broader matrix of modernity. (vt)
KT 54

I. Pascual, Nieves: A Critical Study of Female Culinary


Detective Stories. Murder by Cookbook. 2009, 208 S., Mellen
Press, 0-7734-4687-7 / 978-0-7734-4687-8, £ 69,95 (Tageskurs,
zzgl. MWSt)
Nieves Pascual analysiert in ihrer Arbeit das Thema „Kochen,
Küche, Essen“ in (englischsprachigen) Kriminalromanen von
Frauen. Ihr Ansatz für diese Untersuchung: Sowohl die
Identität/Darstellung der Ermittlerin/nen („gourmet sleuth)
kann sich durch „Kochen und Essen“ in Kriminalromanen ändern,
ebenso die Art des Verbrechens. Gleichzeitig setzt sie das
Thema „Cooking / Culinary“ in Bezug zur Entstehungszeit von
Kriminalromanen. In der Tat, ein origineller Ansatz. Der
Verlag gibt an, daß es sich hierbei um „one of the very few
academic works to investigate cooking as a prime category of
detection“ handelt. Inhalt: Teil 1. What did Sherlock Holmes
Eat? / Feminizing the Formula / The Genre of Non-Euclidean
Eating. Teil 2. The Romantic Cook / Postfeminism – Having Your
Cake and Eating It / The Republic / Killing Mothers / Romance.
72

Teil 3. Criminal Cooking / Death by Tastelessness /


Vegetarians and Nazis / The Social Politics of Food Charades.
Teil 4. Poetics of the Kitchen / A Theory of Coziness / Pet
Philosophy / Slow Food. Teil 5. The Pleasure of Plating Up /
Reading Bodies / Salvation Flows. Im Anhang eine Bibliographie
der Primär- und der Sekundärliteratur. Aus dem Vorwort von
Prof. Slavka Tomascikova: „This study meets an important gap
in theories of popular literature. Essays and books, as noted
by the author, have been published on gourmet sleuths, but
none has focused on cooking and eating as primary concerns in
detective fiction. Nieves Pascual sustains that hands-on
cooking affects investigatory methods and ensures the
detective’s success in the solution of the crime“. KT 54

II. Prodester, Magdalena: Referenzsysteme bei Quentin


Tarantino. Untersuchung der Stilmerkmale und exemplarische
Analsyse von „Death Proof“. 2009, 108 S., VDM Verlag Dr.
Müller, 3-639-20504-9 / 978-3-639-20504-6 / K 23 81 84 48,
EURO 49,00
Quentin Tarantino hat seit seinem Filmdebut mit „Reservoir
Dogs“ 1992 immer wieder für Aufsehen gesorgt, wobei die
Auseinandersetzung mit seinem Werk unterschiedliche
Stellungnahmen hervorruft. Die Autorin Magdalena Prodester
analysiert Tarantinos Konzept und filmische Umsetzung. Dabei
legt sie das Augenmerk auf die filmischen Effekte der Zitate
und Anspielungen, sowie auf die Wirkungszusammenhänge im
Gesamtwerk Tarantinos, um schließlich anhand seine Films
„Death Proof“ (2007) eine exemplarische Analyse seiner
Vorgehensweise abzuleiten. Der Fokus liegt auf dem breit
gefächerten Referenzsystem Tarantinos, das er seit frühester
Kindheit intuitiv aufgebaut und später systematisch
weiterentwickelt hat. Es werden konkrete Bezüge aus den
Bereichen Film, Musik, Kunst und Literatur als wichtiges
Handwerkszeug Tarantinos herausgearbeitet. Das Buch richtet
sich an Tarantino-Fans sowie Kritiker, Filmenthusiasten und
solche, die immer schon etwas mehr über Tarantinos
Inspirationsquellen erfahren wollten. (vt) KT 54

I + II. Sattlegger, Eva: Film Noir und Hard-Boiled Fiction.


Klassiker des Film Noir und ihre literarischen Vorgänger.
2008, 144 S., VDM Verlag Dr. Müller, 3-639-06127-6 / 978-3-
639-06127-7 / K 21 33 52 41, EURO 59,00
Film Noir ist ein klassisches Genre bzw. eine Stilrichtung des
Hollywood-Kinos der 40er Jahre. Die Filme zeichnen sich durch
eine typische Noir-Ästhetik aus, deren Herkunft und
Entwicklung in der Wissenschaft heftig umstritten ist. Da der
größte Teil der Film-Noirs auf literarischen Vorlagen der
Hard-Boiled Fiction beruht, liegt die Vermutung nahe, dass die
spätere visuelle Umsetzung bereits hier angelegt ist. Eva
Sattlegger untersucht in ihrer Arbeit von 2003, in wieweit ein
direkter Einfluss der Romane von Dashiell Hammett, James M.
Cain und Raymond Chandler auf die stilistische Entwicklung des
73

Film Noir vorhanden ist. Ist die visuelle Gestaltung eines


Films in ihrer literarischen Vorlage erkennbar? Nach einem
Überblick über die wichtigsten Stilmittel des Film Noir und
einem Kapitel zur Geschichte der Hard-Boiled Fiction
untersucht die Autorin drei Werke und deren Verfilmungen, die
zu den bekanntesten Film Noirs zählen: „The Maltese Falcon“,
„Double Indemnity“ und „The Big Sleep“. Das Buch richtet sich
an Studierende, Filmwissenschaftler und all jene, die sich für
die Themenbereiche Filmästhetik und Literaturverfilmung
interessieren. (vt) KT 54

II. Schneider, Martin: Zwischen Held und Bedrohung. Die Figur


des Vigilanten im modernen Hollywoodkino. 2010, 112 S., VDM
Verlag Dr. Müller, 3-639-22569-3 / 978-3-639-22569-3 / K 24 60
75 26, EURO 49,00
Filmfiguren wie Harry Callahan („Dirty Harry“), Paul Kersey
(„Death Wish“) oder William Foster („Falling Down“) besitzen
auf den ersten Blick Eigenschaften, die sie als typische
amerikanische Helden charakterisieren. Blickt man jedoch
genauer hin, so werden auch Eigenschaften sichtbar, die im
Widerspruch zu einer typischen Heldenfigur zu stehen scheinen.
Obwohl sie einen Gerechtigkeitssinn besitzen und aus für den
Zuschauer nachvollziehbaren Motiven handeln, überschreiten sie
doch gelegentlich eine Grenze, die sie auf die Seite des
Schurken zu führen scheint. In diesem Buch wird aus den drei
exemplarischen Filmen jeweils die Heldenfigur analysiert, der
trotz ihrer spannungsgeladenen Ambivalenz bisher viel zu weig
Interesse entgegengebracht wurde. Ausgehend von den
klassischen Filmgenres/-stilen des Western und des Film Noir
wird unter Zuhilfenahme der detaillierten
Figurenanalysemethode („Uhr der Figur“) von Jens Eder ein
vielschichtiges Bild der Figur des Vigilanten entwickelt, das
die Frage beantworten soll, inwiefern der Vigilant zwischen
Held und Bedrohung eingeordnet werden kann. (vt) KT 54

I + II. Tegtmeier, Kathrin: Die Detektivgeschichte für Kinder.


Eine medienübergreifende Analyse von Erich Kästners „Emil und
die Detektive“ und Max von der Grüns „Die Vorstadtkrokodiele“
als Buch, Hörbuch und Hörspiel. 2007, 130 S., VDM Verlag Dr.
Müller, 3-8364-1713-8 / 978-3-8364-1713-6 / K 19 36 85 03,
EURO 49,00
In den letzten Jahren hat ein Wandel in der Mediennutzung von
Kindern stattgefunden. Sie wenden sich von den Printmedien ab
und verstärkt den (audio-)visuellen Medien zu. Auch Hörbücher
werden in den letzte Jahren – nicht nur von Kindern –
verstärkt rezipiert. Neben der Medialisierung findet parallel
eine Kommerzialisierung der Kinderkultur statt. Bei all diesen
Entwicklungen und Veränderungen ist es interessant zu
untersuchen, wie der Weg eines „Stoffes“ im Medienverbund
aussehen kann. Dafür wurden zwei populäre Kindergeschichten
ausgewählt, an denen die Adaption vom Buch zum Hörspiel bzw.
zum Hörbuch dargestellt wird: „Emil und die Detektive“ und
74

„Die Vorstadtkrokodile“. Den Schwerpunkt der Arbeit bilden die


Darstellungen und Umsetzungen der Geschichten in Buch,
Hörspiel und bei „Emil und die Detektive“ zusätzlich als
Hörbuch. Neben den formalen wird verstärkt auf die
inhaltlichen Aspekte, wie z.B. Aufbau der Spannung und
dramaturgische Umsetzung eingegangen. Im Anschluss an die
Adaptionen werden die wesentlichen sich daraus ergebenden
Unterschiede zusammengefasst. Aber auch das
Rezipientenverhalten und die Wirkung von Hörspielen werden
dargestellt - und warum Kinder ihnen so große Bedeutung
zumessen. Außerdem gibt es eine Einführung in den
Medienverbund und es wird auf die Theorie der
Wirkungsforschung eingegangen. Das Buch richtet sich an
Medienwissenschaftler, Lehrer und Schüler, die den Stoff in
der Schule behandeln, sowie jeden, der sich für Erich Kästner
und Max von der Grün interessiert. (vt) KT 54

I. Thurman, Tim: Detecting Fiction. An essayistic exploration


of literary values in detective fiction. 2009, 140 S., VDM
Verlag Dr. Müller, 3-639-13654-3 / 978-3-639-13653-8 / K 22 74
21 75, EURO 59,00
This book belongs to an unsual genre that might well be called
personal criticism, sharing as it does characteristics of both
literary criticism and the personal essay. It is an
exploration of detective fiction investigating why I like
certain mystery wirters (or not) and trying to detect whether
there is more artistic merit in their writing that simply
proficient plotting and energetic action. The first essay is a
general inquiry into the thriller/detective genre, looking at
various authors and why I either like or dislike them; the
second considers three classic writers of the so-called noir
mystery (Dashiell Hammett, Raymond Chandler, and Ross
Macdonald); and the third examines a characteristic that many
hard-boiled detectives display, namely, that each has been
damaged in some way, either socially or psychologically. The
thrust of these essays is not simply to display my taste but
to discern as well whether and what kind of literary merit is
to be found in the writers I consider. (vt) KT 54

II. Wild, Christiane: Frauenfiguren bei David Lynch. Der


Einfluss des Film Noir auf die Heldinnen von „Blue Velvet“ und
„Mulholland Drive“. 2009, 124 S., VDM Verlag Dr. Müller, 3-
639-12060-4 / 978-3-639-12060-8 / K 22 36 79 43, EURO 59,00
Sie fallen auf und fallen aus dem Rahmen. Grell geschminkte
Nachtclub-Sängerinnen, zwielichtige Schulmädchen und
überambitionierte Jungschauspielerinnen bevölkern das
rätselhafte Filmuniversum David Lynchs. Zu gleicher Zeit sind
sie lasterhaft und naiv, geheimnisvoll und bieder – diese
Frauen sind schwer zu verstehen und zu deuten. Sind sie das
Konstrukt reiner Misogynie? Bezeichnen sie existentielle
männliche Ängste? Dieses Buch untersucht ausgewählte
Frauenfiguren der Filme David Lynchs vor dem Hintergrund des
75

Film Noir und zeigt auf, wie sich deren Konstruktion und
Einsatz im filmischen Werk des Künstlers darstellen und
verändern. (vt) KT 54

AUSGELESEN
von Gisela Lehmer-Kerkloh
(Berlin)

Jacques Berndorf: Die Nürburg-Papiere

Diese Steilvorlage konnte ich Jacques Berndorf natürlich nicht


entgehen lassen. Ein Skandal vor der eigenen Haustür. Die
Nürburgring-Affäre um den fehlgeschlagenen Aufbau einer
Erlebniswelt an der weltbekannten Rennstrecke haben einen
Finanzminister Amt und Würden und den rheinland-pfälzischen
Steuerzahler über 300 Millionen Euro gekostet. Natürlich hat
der profilierte Krimiautor und erfahrene Expolitikredakteur
Berndorf die Steilvorlage genutzt und einen spannenden Krimi
daraus gemacht, der wie immer mit viel Lokalkolorit und den
bekannten Charakteren Baumeister, Emma und Rodenstock garniert
ist. Im Gegensatz zum wirklichen Leben muss in den „Nürburg-
Papieren“ einer der Manager sein Agieren mit dem Leben
bezahlen. Im Kugelhagel einer Kalaschnikow stirbt er. Aber
auch die Kritiker des Projekts kommen zu Tode, so wird der
Bauer Jakob Lenzen erschossen. Nichts scheint zusammen zu
passen. Die Kritik am politischen Establishment hält sich aber
in Grenzen. So ist es nicht verwunderlich, dass Berndorf sein
neues Buch gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen
Ministerpräsidenten Kurt Beck in der Staatskanzlei in Mainz
vorstellte.
Berndorf, Jacques [d.i. Michael Preute]: Die Nürburg-Papiere.
Kriminalroman aus der Eifel. 2010, 363 S., OA, KBV Krimi 217,
3-940077-78-X / 978-3-940077-78-3 / K 24 50 73 95, EURO 9,95

Anni Bürkl: Schwarztee

In Anni Bürkls Krimi verbinden sich die selbsternannten Führer


der Esoterik-Welt mit der rechten Szene in Österreich. Im
Mittelpunkt ihres Buches steht die früher erfolgreiche und
skrupellose Event-Managerin Berenike Roithers. Nach einer
Vergewaltigung durch einen Kunden und dem darauf folgenden
Unverständnis ihrer Kollegen hat sie sich aus ihrem lukrativen
Job zurück gezogen. Berenike ist in das beschauliche Altaussee
im Salzkammergut gezogen und hat dort eine Teestube mit
Literatur-Salon eröffnet. Für die Alleinstehende, mittlerweile
spirituell angehauchte Berenike ist es schwierig, im
76

konservativen, katholischen Altaussee Fuß zu fassen. Auch wird


die erste Lesung mit dem umstrittenen Poeten Sieghard Lahn zum
Desaster. Der ebenfalls skandalträchtige Journalist Robert
Rabenstein wird mit einer Tasse Tee vergiftet. Er
recherchierte über die Vorkommnisse in Altaussee im Jahre
1945. Da auch Berenike als verdächtig gilt, beginnt sie auf
eigene Faust zu recherchieren. Rabensteins Umfeld führt
Berenike an ihren alten Arbeitsplatz zurück, wo es schon bald
Tote gibt.
Bürkl, Anni: Schwarztee. Ein Salzkammergut-Krimi. 2009, 323
S., OA, Gmeiner Krimi, 3-8392-1023-2 / 978-3-8392-1023-9 / K
23 03 0578, EURO 11,90

Gunter Gerlach: Von Mädchen und Mördern

Gunter Gerlach, ein Meister der skurrilen und hintersinnigen


Krimikurzgeschichte, schätzen nicht nur Freunde des kleinen
Wahnsinns und Augenzwinkerns sehr. Bekannt geworden ist er
insbesonders mit der Allergie-Triologie um den Amateurdetektiv
Bartzsch (Rotbuch Verlag) und dem hundeähnlichen,
schnüffelnden Ermittler Brahms in Hamburg (Tod in Hamburg,
Liebe und Tod in Hamburg, Mord ohne Leiche (Ellert & Richter).
In Von Mädchen und Mördern schreibt Gunter Gerlach bösartig
und liebevoll über das Scheitern großer und kleiner Ganoven.
So scheitern die Bankräuber Schröder, Stoiber und Westerwelle
am Strafzettel einer Politesse. Aus Angst vor der
Partnerpolizei, die verbietet, allein zu leben, legt sich ein
eingefleischter Single die tiefgekühlte Leiche eines Mädchens
ins Bett und verliebt sich in sie. In “Dinger wegschaffen”,
etablieren zwei Freunde mit Hilfe eines kleinen Jungen einen
“Leichenentsorgungsdienst”. Gunter Gerlach versammelt hier
viele mit Preisen versehene Kurzgeschichten zu einem
Gesamtwerk.
Gerlach, Gunter: Von Mädchen und Mördern. 2010, 192 S., OA,
Verlag Ellert & Richter, 3-8319-0390-5 / 978-3-8319-0390-0 / K
24 51 12 06, EURO 8,95

Martin Walker: Grand Cru

Grand Cru ist der zweite Fall für Bruno, Chef de police im
Perigord/Frankreich. Martin Walker gelingt es hervorragend die
Stimmung des schönen Perigord mit seinem kulinarischen
Genüssen und geheimnisvollen Landschaften einzufangen. Die
Weinbauern verfolgen teils sorgen-, teils hoffnungsvoll die
Absicht eines amerikanischen Weinmultis die Weinberge der
Gegend aufzukaufen. Freunde beginnen einander zu mißtrauen -
jeder könnte vom Amerikaner gekauft sein. Ökoradikale, die die
Landschaft unverändert erhalten wollen, machen von sich reden.
Dann brennt eine Scheune, von deren Existenz niemand wusste,
und ein in der ortsansässigen Kommune lebender junger Mann
77

wird tot in einem großen Weinfass gefunden. Martin Walkers


Krimi vermittelt französisches Lebensgefühl - man wähnt sich
für ein paar Lesestunden im Paradies.
Walker, Martin: Grand Cru. Der zweite Fall für Bruno, Chef de
police. 2010, 380 S., (The Dark Vineyard, Ü.v. Michael
Windgassen), DEA, Diogenes Verlag, 3-257-06570-1 / 978-3-257-
06570-7 / K 18 09 67 34, EURO 17,90

ABGEHÖRT
von Gitta List
(Bonn)

Brutale Verbrechen vor flachsblonder Landschaft

ZEIT-Rezensent Hubert Winkels war von Keine Bewegung!, Denis


Johnsons jüngstem Werk, enttäuscht: Er ekelt sich vor
»abgegriffener Brutalo-Ästhetik« und vor Romanen, in denen es
fortwährend um »Kot und Kotze, um Helden und Hoden« geht und
die »Tiefe« vermissen lassen. Oje. Das hat man davon, wenn man
sich mit einem Genre befasst, von dem man wenig versteht.
Doch kommen wir zum Wichtigen: Jimmy Luntz ist Frisör und
Hobbysänger, ein kleiner Durchschnittsloser eigentlich mit nur
einem kleinen Laster – er zockt ein bisschen zuviel. Was ihn
mit Leuten in Kontakt bringt, denen jemand wie er eigentlich
nicht gewachsen ist. Dennoch: Luntz schießt, quasi aus einem
Reflex heraus, dem rüden Schuldeneintreiber Gamble eine Kugel
ins Bein, klaut ihm sodann Geld und Karre – und vorbei ist es
mit seinem harmlosen Leben: Gambles Boss ist hinter ihm her,
Gamble selbst, und dann läuft ihm noch die attraktive Anita
über den Weg, die aus höchst honorigem Eheverhältnis frisch
geschieden, betrunken, pleite, aber im Besitz einer
Information im Wert von 2,3 Millionen Dollar ist. Wovon
wiederum die Gangster erfahren. Pech auch.

Johnson hat sein Ausflug ins Genre spürbar Spaß gemacht;


lustvoll zieht er alle Register, die zu einem Pulp gehören.
Jede Menge Knarren, Karren und Kippen, jede Menge Blut,
Scheiße, Flüche und Sex, die Typen haben allesamt
Machoallüren, die Weiber ebenfalls. Gute Arbeit also – und bei
aller Grobheit der Pose, die Johnson hier wirklich mit Hingabe
pflegt, weiß man immer, mit wem man es zu tun hat: mit einem
famosen Autor. Dessen Fähigkeiten, etwa qua weniger
Federstriche leuchtende Gemälde (von großartigen Landschaften,
urbaner Wildnis, schäbigen Interieurs) zu zeichnen, immer
wieder nur zu bewundern sind.
Bei parlando ist die Lesung zum Buch erschienen,
erfreulicherweise ungekürzt. Doch ob es klug war, sie von
Christian Brückner besorgen zu lassen? Brückner ist ohne
Zweifel (und auch hier wieder) ein brillanter Sprecher, zudem
78

die Gangsterstimme schlechthin. Es ist aber gerade jene


Travis-Bickle-gesättigte Markanz, die Johnsons bizarren, trotz
aller Mike-Hammer3-Attitüde hübsch subtilen Humor (der mit
Heiterkeit indes so wenig zu tun hat wie Jesus’ Son mit der
Trinität) oft unter sich begräbt. Das ist schade. Besteht das
Groteske an Nobody Move!, dieser irrsinns- und leichensatten
Chose, doch wesentlich darin, dass sie einem Chorknaben im
Hawaihemd widerfährt.
Denis Johnson: Keine Bewegung! 2010, 4 CDs, 307 Min.,
ungekürzte Lesung von Christian Brückner (nach der Ü.v.
Bettian Abarbnell, erschienen 2010 bei Rowohlt), Parlando, 3-
941004-11-5 / 978-3-941004-11-5 / K 24 25 69 13, EURO 24,95

Hart, witzig und ergreifend

»Wer in L.A. Auto fährt, muss schon einen ausgeprägten


Todestrieb haben.« David Spandau kennt sich aus in der Gegend;
er, Ex-Stuntman mit Liebe zum Rodeo, arbeitet in der Stadt als
Privatdetektiv. Sein aktueller Job: Im Chalet des aktuellen
Leinwand-Superstars Bobby Dye hat sich ein junges Ding eine
tödliche Überdosis Heroin verpasst. Schlecht für Dyes
Karriere. Dummerweise bittet er den Clubbesitzer und
Großdealer Stella um Hilfe. Der, ein Krimineller mit
Ambitionen, lässt das Problem durch seine Handlanger lösen –
nicht ohne die Gelegenheit zu nutzen, Bobby anschließend zu
erpressen. Noch schlechter für die Karriere. Spandau soll es
nun richten. Mit der Hilfe seines Freundes Terry überredet er
Allison, Geschäftsführerin in Stellas Club, den ihr verhassten
Boss ans Messer zu liefern. So der Plan.
Auch Daniel Depp kennt sich gut aus in Hollywood. Und, Ladies,
ja er ist Johnnys älterer Bruder. Ist Lehrer für englische
Literatur und Geschichte, schreibt Drehbücher (an dem für »The
Brave« war er auch mit beteiligt) und hat mit Loser’s Town
einen Roman aus der Schublade veröffentlicht, eine bitterböse
Abrechnung nach dem von Robert Mitchum geprägten Wort: »L.A.
ist eine Stadt der Verlierer. Schon immer gewesen. Wer es
nirgendwo sonst zu etwas bringt, kann es hier schaffen.«
Ruhmsucht, Lug, Trug, Verrat – auch Depps Blick auf Los
Angeles entlarvt den Glamour als Getue, als eitles Spielchen,
das den Sumpf darunter so notdürftig verbirgt wie die knappen
Bikinis der Pool-Starlets ihre Nacktheit.
Bekanntlich war Mitchum ein Zyniker mit Herz und robustem
Humor. Auch Depp besitzt diese Vorzüge offenbar. Sein Roman
ist nicht nur Abrechnung und auch nicht ›selbsteitel‹. Im
Gegenteil zeichnet er eine bei aller Härte einfühlsame,
überzeugende Milieu- und Sozialstudie, die in ihrer ganzen
treffsicheren Gnadenlosigkeit des Mitgefühls doch nicht
entbehrt – auch nicht mit kleinkriminellen Losern. Hart,
witzig und ergreifend – eine kühne Mischung. Und ein saugutes
(trefflich übersetztes!) Buch.
79

Leider keine durchweg saugute Lesung. Das liegt nicht


unbedingt nur an Michael Kessler. Als Erzähler-Sprecher ist er
ein souveräner und sensibler Interpret. Sobald es aber an die
Dialoge geht, wird es anstrengend. Die jeweilige Allure der
Charaktere umzusetzen, liegt Kessler weniger (prima indes:
sein rattenhafter Stella) – und es hört sich gelegentlich an,
als wisse er das selbst. Zu schnell, mal vernuschelt, mal
überartikuliert, seltsam oder sogar falsch betont; es hat sein
Vortrag dann eine Hast, eine Nervosität, die nicht dem Text
entspringt. Da muss eigentlich die Regie eingreifen. Dennoch
lohnt das Zuhören, Kessler ist, wie gesagt, ein guter Erzähl-
Sprecher. Besonders, als es zum Ende der bösen, wilden
Geschichte kommt. Da wird sein geradezu gelassener Duktus zum
Verstärker.
Daniel Depp: Stadt der Verlierer. 2010, 4 Cds, 258 Min.,
gekürzte Lesung von Michael Kessler, (basierend auf der
Buchausgabe bei Bertelsmann, Ü.v. Regina Rawlinson), Random
House Audio, 3-8371-0269-6 / 978-3-8371-0269-7 / K 23 64 98
70, EURO 19,95

UNTER DER LUPE

Ist der griechische Krimi eine vorübergehende Erscheinung oder


ein klassisches Genre?

Von Chrysa Spyropoulou

Viele fragen sich, warum die Kriminalliteratur in Griechenland


in den letzten Jahren eine so extreme Blüte erlebt. Handelt es
sich dabei nur um ein Feuerwerk, um eine beeindruckende
Explosion, die in absehbarer Zeit wieder verlischt? Eine
Fortsetzung oder ein Ende dieses Phänomens ist zu diesem
Zeitpunkt noch nicht abzusehen: die Zukunft und die
Lebensfähigkeit dieser eruptiven Entwicklung hängt ja
hauptsächlich von der Reaktion der Leser ab. Wenn die Aufnahme
der Kriminalgeschichten von deren Seite eher gemäßigt ist,
warum sollten sich dann die Autoren weiter mit einem Genre
beschäftigen, das früher ohnehin weitgehend als minderwertig
angesehen wurde, als randständiger populärer Lesestoff.
Überdies gab es während der 1950er, 1960er und 1970er Jahre in
Griechenland nur eine relativ niedrige Verbrechensquote,
während sich die Autoren angesichts der politischen
Instabilität und der sozialen Unruhen veranlasst sahen,
entsprechende Inhalte aufzugreifen.

Trotz alledem befasste sich Jánnis Marís in dieser Zeit


durchaus erfolgreich mit seinen kriminalistischen Rätseln,
deren Wurzeln in vielen Fällen in der deutschen Besatzungszeit
lagen. Später übernahm dann Athiná Kakoúri die Staffel – doch
80

sie verlieh ihren Werken unter Zuhilfenahme ihres Humors eine


leichtere Note, vermutlich aus einer angeborenen Abneigung
gegen Gewalt und kranke Verhältnisse.

Ab Mitte der 1990er tauchten Autoren auf, von denen einige bis
heute aktiv geblieben sind, während sich andere auf ein
einziges Werk beschränkten und dann wieder von der Bildfläche
verschwanden. Die Autoren, die in einer Zeit mit drastischer
Zunahme der Verbrechensquote aus eigener Neigung oder durch
die Lektüre anglosächsischer Krimis angeregt ihre krankhafte
Welt beschreiben, beziehen ihre Ideen aus den aktuellen
sozialen Zuständen. Natürlich lassen sich einige auch
weiterhin von der ferneren Vergangenheit inspirieren.

Trotz der Überfülle der vorhandenen Kriminalliteratur in den


Regalen der Buchhandlungen hegen die Leser noch gewisse
Vorbehalte. Sie bleiben zwar davor stehen und sehen sich die
Bücher genauer an, aber wenn es um die Entscheidung an der
Kasse geht, wählen die meisten doch eher Liebesgeschichten und
andere wiederum Werke über die bedeutenden historischen
Perioden des Landes. Die Zunahme der Anomalität und der
Verbrechen führen nicht unbedingt zu einem höheren Interesse
der Leser an der Sparte der Kriminalromane und ähnlich
gelagerter Werke. Hier herrscht noch ein gewisses Zögern,
vielleicht, weil das Genre im Vergleich zu der langen
Tradition in anderen Ländern, vor allem im angelsächsischen
Raum, in Griechenland noch relativ jung ist. Eine Ausnahme von
dieser Regel stellt das Phänomen Petros Markaris dar, der
sowohl im Inland wie auch im Ausland begeisterte Anhänger hat.

Ein großer Anreiz für die Leserschaft, aber auch eine Garantie
für ein längeres Überleben dieser Kategorie von Büchern dürfte
in der Unmittelbarkeit des Schreibens und der Authentizität
der Geschichten liegen. Wenn sich ein stabiler Fortgang und
eine höhere Qualität des Krimigenres abzeichnet, ist nicht
auszuschließen, dass das Publikum zukünftig seine Vorbehalte
ablegt.

PS: Ich möchte mich bei den Autoren entschuldigen, die ich
nicht namentlich erwähnt habe, doch dies hätte den Rahmen
eines so kurzen Kommentars entschieden gesprengt.

© Chrysa Spyropoulou

[Dieser Artikel erschien unter dem Titel „Ephemero i clasiko


to elliniko astynomiko eidos?“ am 23.10.2009 in der Zeitung
„Eleftherotypia“ – Ü.v. Birgit Hildebrand].

Die Autorin Chrysa Spyropoulou wurde 1957 geboren, sie


studierte Alt-Griechisch und Latein an der Universität von
Ioannina und Englische Literatur an der Universität von Athen.
81

Neben Kurzgeschichten für Magazine, Zeitschriften und Rundfunk


veröffentlichte Chrysa Spyropoulou bisher fünf Kriminalromane.
Zudem machte sie sich in Griechenland einen Namen als
Übersetzerin von Patricia Highsmith (Carol) und Catherine
Mansfield (Aloe). Sie ist Herausgeber der Anthologie „Eco-
crimes“ und des Krimi-Spezial der Zeitschrift „Dekata“ (No.
12/2007). Chrysa Spyropoulou ist Jury-Mitglied von „The Athens
Award of Literature“.
Die Übersetzerin Birgit Hildebrand war nach einem Studium der
Philosophie (München und Tübingen) acht Jahre lang als
Lektorin an der Deutschen Abteilung der Aristoteles
Universität Thessaloniki tätig (1975 – 1983). Seit 1989 ist
sie als freiberufliche Übersetzerin griechischer Literatur und
Kunsttexte in Erscheinung getreten und im Jahr 2001 für ihre
Übersetzung von Pavlos Matessis’ „Die Tochter der Hündin“ mit
dem Deutsch-griechischen Übersetzerpreis ausgezeichnet. Für
den Suhrkamp Verlag hat sie den Kriminalroman „Das Zeichen des
Jägers“ von Soti Triantafillou übersetzt (2009). Birgit
Hildebrand lebt heute in Berlin.

****

Schwester Fidelma und haufenweise gebrochene Nasen: Krimis aus


Irland im Überblick

Von J. Madison Davis

Seit jeher wird die Ehrfurcht der Iren vor der Macht des
Wortes besungen. Nicht nur Shakespeare, sondern auch Jonson
und Sir Philip Sidney erwähnen, dass in Irland die Ratten mit
Versen getötet werden können. Der kürzlich verstorbene Hugh
Kenner wies mehrfach darauf hin, wie in keltischen
Überlieferungen Barden sich mit Reimen bis auf den Tod
duellieren.

Was für einen wunderbaren Krimi das abgäbe!

Unlängst erkundigte ich mich bei einer meiner ehemaligen


Studentinnen, Marina McDonnell, die in Belfast lebt, welche
irischen Kriminalromane dort gelesen werden. Sie schrieb mir
zurück, im Bus sehe sie am häufigsten die Taschenbuchausgabe
von Star of the Sea (2002; dt. Die Überfahrt, 2003) von Joseph
O’Connor (*1963). Auf den Buchladenregalen fände jedoch
weiterhin hauptsächlich der literarische Wettbewerb um die
grässlichste Kindheit in Irland statt. Dieses Subgenre ist
derart ausgeufert, dass der irische Nationalsender RTÉ sogar
einmal einen Preis ausgesetzt hat für den Anfang einer
Biographie, der an Trübseligkeit selbst Angela’s Ashes (dt.
Die Asche meiner Mutter) in den Schatten stellen sollte.
82

Auch Krimis haben ihren Platz auf irischen


Bestsellerlisten, doch da englischsprachige Literatur den
Markt beherrscht, belegen meist Bücher aus den USA die oberen
Ränge. Egal ob Hardcover oder Taschenbuch, im ersten Halbjahr
2006 gehörten Platz 1 bis 5 bei Belletristik auf den Listen
von BookView Ireland Patricia Cornwell, Harlan Coben, Mary
Higgins Clark, John Grisham, Tess Gerritsen, Michael Connelly
und – wie könnte es auch anders sein – The Da Vinci Code (dt.
Sakrileg). [Quelle: “Bestsellers”,
http://www.bookviewireland.ie] Gegen die Finanzkraft der
großen Verlage, die hinter den ausländischen Schriftstellern
stehen, können die einheimischen vermutlich kaum an.

Dennoch ist es einigen irischen Krimi-Autoren und -


autorinnen durchaus gelungen. Der oben erwähnte historische
Thriller Star of the Sea von Joseph O’Connor erzählt mit
atemloser Spannung, wie 1847, zur Zeit der Hungersnot, ein
Pächter auf der Atlantiküberfahrt einen Landbesitzer ermorden
will. Auch O’Connors früherer Roman The Salesman (1998; dt.
Der Verkäufer, 1999) dreht sich um Rache, allerdings in
heutiger Zeit; außerdem hat er den Krimi Yeats Is Dead! (2001;
dt. Yeats ist tot!, 2001) herausgegeben, zu dem fünfzehn
irische Autorinnen und Autoren je ein Kapitel beigetragen
haben und dessen Erlös zum Teil an Amnesty International geht.
Neben O’Connor waren auch Roddy Doyle, Conor McPherson, Gina
Moxley und Frank McCourt mit von der Partie, selbst wenn
O’Connor und die meisten anderen sonst nicht unbedingt Krimis
verfassen.

Irland hat mehrere historisch bedeutsame Kriminalautoren


hervorgebracht. Joseph Sheridan Le Fanu (1814–1873) gehört zu
den Pionieren von Rätsel- und Spannungsromanen, in denen er
auch Übernatürliches geschehen lässt. Seine Vampirerzählung
Carmilla (dt. Carmilla) beeinflusste den Roman Dracula des
ebenfalls irischen Schriftstellers Bram Stoker. 1920 erschien
der erste der akribisch konstruierten Detektivromane von
Freeman Wills Crofts (1879–1957) aus Dublin, die ihrem Autor
großen Ruhm und Erfolg eintrugen. Für die Geschichte des
Krimis gelten Le Fanu und Crofts als unverzichtbar, auch wenn
ihre Bücher heute etwas verstaubt wirken. Ein Erfolg in
jüngerer Zeit gelang Shaun Herron (*1912 im County Antrim),
der 1970 und 1971 für den Edgar Allan Poe Award in der Sparte
bester Roman des Jahres nominiert wurde.

Der aktuell erfolgreichste lebende Krimiautor der Grünen


Insel ist wohl Peter Tremayne mit seiner Serie um Schwester
Fidelma. Fidelma ist eine fiktive Nonne des siebten
Jahrhunderts und Schwester des Königs Colgú von Cashel. Ihren
ersten Auftritt hatte sie 1993 in einer Kriminalerzählung.
1994 wurde sie mit dem Roman Absolution by Murder (dt. Nur der
Tod bringt Vergebung, 1998) einem größeren Publikum bekannt
und ermittelte bislang in sechzehn weiteren Romanen. Die Serie
83

ist derart beliebt, dass sich inzwischen eine International


Fidelma Society gegründet hat (inklusive T-Shirts und anderen
Fan-Artikeln), und im September 2006 soll in ihrem Heimatort
Cashel im County Tipperary ein Symposium abgehalten werden,
bei dem wissenschaftliche Vorträge die irische Kultur im
siebten Jahrhundert und den Einfluss der Romane beleuchten
sollen. Viele Rezensionen haben die genaue und lebendige
Darstellung mittelalterlichen Lebens in Irland als besonderen
Lesegenuss hervorgehoben.

Das ist kein Zufall. Peter Tremayne ist in Wirklichkeit


der bekannte Keltenforscher Peter Berresford Ellis (*1943). Er
kam zwar im englischen Coventry zur Welt, doch sein Vater
stammt aus Cork, und seine Familie kann dort bis ins 13.
Jahrhundert zurückverfolgt werden. Ellis kehrte zunächst als
Journalist nach Irland zurück und veröffentlicht auch heute
noch viel in Zeitungen. Sein Beitrag zur Keltenforschung
jedoch wird in allen keltischen Ländern hoch gewürdigt, also
auch in Cornwall, Wales, Schottland und in der Bretagne, und
in Irland wurde er zum Ehrenmitglied der Irish Literary
Society auf Lebenszeit ernannt. Unter dem Pseudonym Peter
Tremayne schrieb er auch Fantasy-Romane, die auf der irischen
Folklore basieren, und seine Thriller erschienen unter einem
weiteren Pseudonym, Peter MacAlan. Insgesamt hat er 87 Bücher
veröffentlicht, was ihn wie einen seiner übermenschlichen
keltischen Sagenhelden wirken lässt. Natürlich wird Schwester
Fidelma oft mit Bruder Cadfael verglichen, dem Detektiv-Mönch
in der erfolgreichen Serie von Ellis Peters (Pseudonym für
Edith Pargeter, 1913–1995). “Peter Tremayne” entstand, als
Peter Ellis einmal einen Roman von Ellis Peters rezensieren
sollte; Ellis wählte dafür als Pseudonym den Namen eines
Städtchens in Cornwall, damit das Publikum sich nicht von der
Autorin veralbert fühlte.

Die Iren hatten es im Verlauf ihrer Geschichte nie leicht.


Ein großer Teil irischer Literatur, die oft auch als“troubles
fiction” bezeichnet wird, weil sie sich so viel mit
politischen Unruhen beschäftigt, dreht sich um Terror und
Verrat bei den Auseinandersetzungen in Nordirland. Da
überrascht es kaum, dass auch die Krimiliteratur diese gewisse
Härte aufweist, wie sie durch bedrückende Verhältnisse eben
hervorgerufen wird. Adrian McKinty, Ken Bruen und John
Connolly werden häufig mit den irischstämmigen Amerikanern
Dennis Lehane und Michael Connelly verglichen, die aus einer
ähnlich illusionslosen Haltung heraus schreiben. Frank McCourt
hielt McKintys Romane für „eine Mischung aus Mickey Spillane
und Damon Runyon“. [Quelle:
http://www.kilkennyarts.ie/events/index.php?view=fullevent&val
ue=44] Gleich, in welchem Land die Handlung angesiedelt ist,
immer geraten die Figuren auf der Flucht vor ihren Problemen
in noch größere Schwierigkeiten. In Dead I Well May Be (2003;
dt. Der sichere Tod, 2010) verlässt die Hauptfigur Belfast, um
84

in New York für einen Gangster zu arbeiten, und landet


schließlich in Mexiko mitten in einer Drogenrazzia. In Hidden
River (2005) reist der Protagonist von Belfast nach Colorado,
um den Mord an einer Exfreundin aufzuklären. McKinty hat sich
beim Schreiben an seinem eigenen Leben orientiert; er
unterrichtet heute an einer High School in Denver. Auch Ken
Bruen (*1951) erfreut sich internationalen Erfolgs, obwohl
seine Düsterkeit und die realistische Gossensprache Martin
Kich in seiner Rezension von The Killing of the Tinkers (2002;
dt. Jack Taylor liegt falsch, 2010) zu dem Kommentar
veranlassten: „Es ist ein gottverdammt widerliches Buch. Aber
ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.“ [Quelle: The
Mystery Reader, http://www.themysteryreader.com/bruen-
killing.html] Bruen meinte, dass er im ersten Band der Jack-
Taylor-Serie, Rilke On Black (1997; dt. Rilke on black, 1998
[das ist aber nicht der erste Roman mit Jack Taylor, dieser
heißt The Guards, 2001, dt. Jack Taylor fliegt raus, 2009; es
bleibt unklar, welcher gemeint ist, weil die als Quelle
angegebene Website nicht mehr existiert, Anm. d. Übs]),
versucht habe, den amerikanischen Hard-boiled-Stil in eine
englische Umgebung zu verpflanzen. Ihn hätten vor allem der
erzählerische Tonfall und die knappe, kompromisslose Sprache
gereizt. Bruens Schreibstil wurde auch stark davon
beeinflusst, dass er in Brasilien vier Monate unschuldig im
Gefängnis saß, wo er geschlagen und mehrfach vergewaltigt
wurde. „Krimis waren für meine Wut genau das Richtige, das
trieb mich beim Schreiben an.“ [Quelle: Duane Swierczynski,
“Ken Bruen: The Hardluck Stories Interview,” 2004,
http://www.hardluckstories.com/spr2004-KenBruen.htm] Sein
jüngster Roman Priest handelt von einem Priester, der mit
Kindesmissbrauch in Verbindung steht.

Auch John Connolly (*1968) orientiert sich an


amerikanischen Krimiautoren, besonders an Ross Macdonald und
James Lee Burke. Irischen Krimis konnte Connolly nur wenig
abgewinnen, vermutlich weil es allgemein nur wenig Verbrechen
gab in der Geschichte des überwiegend ländlich geprägten
Irlands. Doch auch Krimis aus Großbritannen konnten ihm kein
passendes Vorbild sein, weil darin, so Connollys Ansicht, die
Opfer eine zu geringe Rolle spielen. „Das Mitfühlen und der
Gerechtigkeitssinn bei Macdonald haben mich sehr beeindruckt”,
sagt Connolly, “der Glaube daran, dass Frauen, Kinder, die
Armen nicht einfach deswegen leiden sollten, nur weil sie
machtlos sind.“ [Quelle: “John Connolly: Q & A”,
http://www.johnconnollybooks.com/qa.html] Connolly hat in den
USA gelebt und lässt seine Krimis auch dort spielen. Im Laufe
seiner Charlie-Parker-Serie hat Connolly Elemente aus der
irischen Tradition in die Handlungen verwoben und sogar
Übernatürliches einfließen lassen. Vielleicht kann man das
Keltische aus Irland entfernen, aber nicht aus den Iren
selbst. Die Unbeugsamkeit, die in diesen und vieler anderen
modernen irischen Krimis spürbar ist, hat einen großen Anteil
85

an ihrem Erfolg. Auch der bekannte Dramatiker Declan Hughes


(*1963) wählte diesen Stil für seinen Kriminalroman The Wrong
Kind of Blood (2006; dt. Blut von meinem Blut, 2006).

„Und wo bleiben die modernen irischen Schriftstellerinnen?


Warum untersucht sie niemand?“, fragt sich die
Wissenschaftlerin Sally Barr Ebest. [Quelle: "These Traits
Also Endure: Contemporary Irish and Irish-American Women
Writers", New Hibernia Review, 7, # 2 (Summer 2003), 55-72]
Bei einem Überblick über die moderne irische Krimiliteratur
fällt sofort auf, dass die Autorinnen eine weniger große Rolle
spielen, und das ist verwunderlich; es sei denn, von irischen
Krimis wird eher erwartet, dass sie so “männlich” und tough
sind wie ein irischer Cop. Mit ihrer Serie um den traditionell
ermittelnden Henry Tibbett wurde Patricia Moyes (1923–2000)
international bekannt, aber Tibbett ist von Scotland Yard, und
seine Fälle finden nicht in Irland statt. Die versierte
Journalistin Ruth Dudley Edwards (*1944) wurde zwar in Dublin
geboren, lebt jedoch heute in London. Sie schreibt Bücher über
Geschichte und Politik und hin und wieder auch einen Krimi.
Ihre zehn Romane sind gekennzeichnet von satirischen Elementen
und aktuellen politischen Fragen, vermeiden aber konkrete
Darstellung von Gewalt. „Meine Bücher verursachen keine
Alpträume“, meint sie. [Quelle: “Crime Fiction or Mystery?”
http://www.ruthdudleyedwards.co.uk/crimefiction.htm] Gemma
O’Connor (*1940 in Dublin, lebt heute in Oxford)
veröffentlichte ein halbes Dutzend erfolgreiche Thriller. Den
Anfang machte Sins of Omission (1995; Tödliche Lügen, 1996).
Weil ihre Bücher sich um lang vergessene Verbrechen drehen,
die in nachfolgenden Generationen wieder ans Tageslicht
kommen, wird sie oft mit Ruth Rendell und P. D. James
verglichen. Zur Zeit arbeitet sie an einer Trilogie über eine
irische Familie im 20. Jahrhundert. Eine weitere irische
Krimiautorin ist die Schauspielerin Pauline McLynn (*1962 in
Sligo), die unter anderem in dem von der Kritik gelobten Film
Quills mitwirkte und von 2000 bis 2002 drei amüsante Krimis um
die Privatdetektivin Leo Street veröffentlichte. Auch die
ehemalige Journalistin Liz Allen (*1969) hat zwei
vielversprechende Krimis geschrieben.

Jede Betrachtung der irischen Krimiszene wird jedoch von


der Frage überlagert: “Was ist eigentlich ein irischer Autor?“
Nicht nur die Teilung der Insel in Nord und Süd, sondern auch
die Auswanderung hat die irische Kultur stark geprägt. Viele
große irische Schriftsteller aus allen Disziplinen lebten im
Ausland, so auch James Joyce und mehrere der oben besprochenen
Autorinnen und Autoren. Sowohl Shaun Herron als auch John
Brady, dessen Islandbridge (2005) für den Dashiell Hammett
Award nominiert war, verbrachten den größten Teil ihres Lebens
in Kanada; von all den irischen Autoren in den USA ganz zu
schweigen. Vielleicht sehen Schriftstellerinnen und Autoren,
die im Ausland leben, ihr Heimatland aus der Ferne klarer oder
86

stellen es sich deutlicher vor. Eines ist jedoch recht sicher:


Die Ströme von Auswanderern, die in den Vereinigten Staaten
Zuflucht suchten, werden auch weiter ein begeistertes Publikum
für die “irischen” Elemente im Krimi sein, und weil die
meisten der heute erfolgreichen irischen Krimischreiber stark
von der amerikanischen Hard-boiled-Schule beeinflusst sind,
werden die Verlage weiterhin mehr gebrochene Nasen anbieten
als vergiftete Törtchen.

© J. Madison Davis

[Dieser Artikel erschien unter dem Titel „Sister Fidelma and a


Wealth of Broken Noses. A Survey of Irish Crime Writing“ in
der Serie „International Crime & Mystery“ in „WLT – World
Literature Today“ 81 (2006) 1 – Ü.v. Almuth Heuner]

J(im) Madison Davis ist Autor mehrerer Kriminalromane,


Biographien und Sachbücher („The Murder of Frau Schütz“, „The
Van Gogh Conspiracy“, „Dick Francis“, „Conspiracy and the
Freemasons. How the Secret Society and Their Enemies Shaped
the Modern World“). U.a. erscheinen seine Beiträge zur
Kriminalliterautr in der Serie „International Crime & Mystery“
in „WLT – World Literature Today“. Proffessor J.M. Davis
unterrichtet Literatur und Drehbuch-Schreiben im Professional
Writing Program of the Gaylord College of Journalism & Mass
Communication an der University of Oklahoma. Seit 2008 ist J.
Madison Davis Präsident der IACW – International Association
of Crime Writers.
www.ou.edu/gaylord/home/main/faculty_staff/j_madison_davis.htm
l
www.alligatorpapiere.de/befragungdavis-jm.html
Die Übersetzerin Almuth Heuner, *1962, ist Schriftstellerin
und Diplom-Übersetzerin und lebt in Offenbach am Main. 1999
erschien ihre erste Kriminalstory in dem Band Mord zwischen
Messer und Gabel. Zuletzt gab sie den preisgekrönten Band Mord
im Weinkeller (Gerstenberg, 2007) heraus, in dem auch ihr
Kurzkrimi „Wein, Weib und Tod“ enthalten ist, und übersetzte
Hardcore Angel von Christa Faust (Rotbuch, 2008). Daneben
forscht sie zur Kriminalliteratur von Frauen und gibt
Seminare, Workshops und Vorträge.
www.heuner.de

****

ACD und ich


Notizen eines Übersetzers

Von Reinhard Hillich


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Ich verdanke ihm mein Debüt als literarischer Übersetzer. 1980


jährte sich Sir Arthur Conan Doyles 50. Todestag, an dem nach
damaliger Rechtslage die Rechte an seinen Büchern frei wurden.
Das wichtige Datum löste in den Verlagen der DDR hektische
Betriebsamkeit aus. Man suchte Übersetzer für die Sherlock-
Holmes-Geschichten, von denen bis dahin nur Der Hund von
Baskerville (Aufbau, Berlin und Weimar 1964) und zwei oder
drei Erzählungen in Anthologien erschienen waren. Ich
übersetzte eine Geschichte für die Heftreihe „Das neue
Abenteuer“ und konnte damit den Verlag Neues Leben überzeugen,
mir einen Vertrag als Herausgeber und Übersetzer eines
Sammelbandes von 20 Sherlock-Holmes-Geschichten zu geben. Da
der Band so schnell wie möglich herauskommen sollte
(konkurrierende Unternehmungen liefen bereits in anderen
Verlagen), nahm ich eine Übersetzerin mit ins Boot, und wir
mussten uns über einige Grundsätze einigen.
Du oder Sie? war natürlich eine wichtige, vorab zu klärende
Frage. Wie reden sich die beiden Bewohner der WG in der Baker
Street 221B an? Sie benutzen die Familiennamen, was auch ein
burschikoses Du zulässt, zumal sich die beiden als enge
Freunde bezeichnen. Andererseits besaßen die Geschichten
bereits bei ihrer Entstehung eine unübersehbare nostalgische
Note. Sie führten zurück in die Zeit der schummerigen
Gaslaternen und rasselnden Droschken und bedienten die
unausrottbare Sehnsucht nach einer gemütlicheren 'guten alten
Zeit'. Dieser Aspekt sprach für das „Sie“, zumal sich
Akademiker und selbst Studenten damals nicht nur förmlicher
mit Gehrock, Krawatte, Stock und Hut kleideten, sondern
einander auch ganz selbstverständlich siezten. Außerdem
hielten wir uns so die Möglichkeit einer emotionalen
Steigerung in der Form offen, das Ermittlerduo in sehr
emotionalen Situationen spontan zum „Du“ übergehen übergehen
zu lassen. Nebenbei bemerkt, liegt es wahrscheinlich an dieser
nostalgischen Note des „Kanons“ - wie die Gesamtheit der 56
Erzählungen und vier Romane um Sherlock Holmes und Dr. Watson
genannt wird –, dass Leser oft Conan Doyle für einen Autor des
19. Jahrhunderts halten und erstaunt sind zu hören, dass er
bis 1930 gelebt hat.
Als die 20 Erzählungen übersetzt vorlagen, stellte sich
heraus, dass der geplante Umfang an Druckseiten überschritten
war. Daraufhin machte die zuständige Lektorin den Vorschlag,
bei den Naturbeschreibungen zu kürzen („Weil da sowieso nichts
passiert!“), um im Limit zu bleiben. Und weil es mir vor
Verblüffung die Sprache verschlug, schob sie die Begründung
nach: „Es ist doch bloß Unterhaltungsliteratur!“ Ich nahm all
meinen Mut zusammen und drei meiner Texte aus dem Band heraus,
der dann unter dem Titel Sherlock Holmes. 17
Detektivgeschichten (Neues Leben, Berlin 1982) erschien. Und
ich konnte es mir nicht verkneifen, im Nachwort auf die
eminent wichtige Rolle der Naturschilderungen für die
erzählerische Spannungsdramaturgie hinzuweisen. Immerhin, wir
88

hatten die Nase vorn: Der Band war tatsächlich die erste
Sammlung von Sherlock-Holmes-Geschichten in der DDR und
erlebte eine ganze Reihe von Nachauflagen.

Beim Blättern in alten Manuskripten entdeckte ich mit gelindem


Erschrecken, dass ich Holmes' berühmten Ausruf „Come, Watson,
come! (...) The game is afoot.“ einmal mit „ Kommen Sie,
Watson! Das Spiel ist im Gange!“ übersetzt habe. Es dürfte
wohl nachvollziehbar sein, wie es zu dem Lapsus kam. Warum
aber ein Roman jahrzehntelang Der Hund von Baskerville heißt,
anstatt korrekt Der Hund der Baskervilles (so erst 1984 in der
Übersetzung von Gisbert Haefs), obwohl es weder in
Wirklichkeit noch im Roman einen Ort Baskerville gibt, sondern
eben nur ein Adelsgeschlecht dieses Namens, ist ein echtes
Rätsel. Einen Übersetzungsfehler halte ich für
unwahrscheinlich. Steckt ein Verlag dahinter (der bei der
Formulierung des Titels ohnehin das letzte Wort hat)? Immerhin
geschah etwas Ähnliches, als meine Übersetzung des
Entführungsromans The Tragedy of the Korosko in einem Verlag
erschien, der vorwiegend Reiseliteratur herausgibt und auf
einer geografischen Angabe im Titel besteht. So heißt der
Roman nun Tatort Ägypten ( Wiesenburg, Schweinfurt 2007), und
den Umschlag zieren die Cheopspyramide und Sphinx von Giseh,
obwohl sich die Entführung der Nil-Touristen gut tausend
Kilometer weiter südlich, im ägyptisch-sudanesischen
Grenzgebiet, abspielt. - Zur Ehrenrettung des Verlags sei
allerdings erwähnt, dass die Übersetzung fachgerecht
lektoriert wurde. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn
ich habe es erlebt, dass man einen Verlagspraktikanten mit
mäßigem Schulenglisch und leider auch mangelhafter
Beherrschung seiner Muttersprache auf ein umfangreiches
Übersetzungsmanuskript losließ. Zudem hat Wiesenburg den Text
ansprechend gesetzt und reich mit Originalillustrationen von
Sidney Paget ausgestattet, so dass ein sehr schönes Buch
entstanden ist.

Ein wahrer Albtraum ist es für mich, wenn ich auf sachliche
Fehler im Text stoße und vor die Wahl gerate, sie aus Treue
zum Original einfach zu reproduzieren oder wegen der
Stimmigkeit des Inhalts zu korrigieren. Ein Beispiel: In einer
Erzählung, die als Tagebuch abgefasst war - Doyle hat die
Tagebuchform gern und oft benutzt – stimmten die internen
zeitlichen Bezüge nicht. Der Tagebuchschreiber notiert, einen
Sachverhalt bereits im Eintrag vom Soundsovielten, also vor
soundsovielen Tagen, erwähnt zu haben. Aber weder das Datum
des Eintrags noch die Zahl der seitdem vergangenen Tage
stimmte. Betraf der Irrtum den vergangenen Eintrag, oder war
das aktuelle Datum falsch? Wie auch immer, das Problem ließ
sich nur durch die Korrektur mehrerer aufeinander folgender
Daten lösen. - Dachte ich damals. Heute würde ich einen
solchen Eingriff nicht mehr vornehmen. Ein anderes Beispiel:
In der Erzählung J. Habakuk Jephsons Statement taucht ein
89

kleiner Junge auf, der laut Beschreibung „gerade erst laufen


und plappern“ kann. Etwas später erfahren wir, dass der Kleine
fünf Jahre alt ist. Der Text entstand 1884, als Doyle noch
keine eigenen Kinder hatte. Aber dass Kinder nicht erst mit
fünf Jahren laufen und sprechen lernen, sondern spätestens mit
zwei, hätte er auch so wissen müssen.
Es gibt eine ganze Reihe solcher Flüchtigkeitsfehler bei
Doyle. Der berühmteste betrifft Dr. Watsons Kriegsverletzung.
Wo hat ihn die berühmte „Jezail bullet“ während seines
Einsatzes in Afghanistan eigentlich getroffen? „An der
Schulter“, wie er in A Study in Scarlet berichtet, „an einem
Bein“, wie es in The Sign of Four heißt, oder an „einem meiner
Glieder“, wie er sich etwas delphisch in The Adenture of the
Noble Bachelor ausdrückt? Oder vielleicht ganz wo anders?
fragen sich scharfsinnige Sherlockianer und schlussfolgern aus
dem auffälligen Herumgeeiere des braven Doktors, dass ihn die
Kugel an einem Körperteil südlich der Gürtellinie traf, das im
viktorianischen England schier unaussprechlich schien.
Über den Grund von Doyles notorischer Schusseligkeit läßt
sich trefflich spekulieren. Ich vermute, dass die Fehlerquote
auch mit seinem Schreibideal zusammenhängt. Doyle sah sich
gern in der Rolle eines Geschichtenerzählers am Lagerfeuer
bzw. Kamin – nicht von ungefähr nannte er einen seiner
Erzählungsbände Round the Fire Stories. Er setzte ganz auf die
Kraft der Imagination und die instinktive Treffsicherheit der
ersten Formulierung. Um den Erzählfluss nicht nachträglich zu
verwässern, überarbeitete und änderte er das Geschriebene
möglichst wenig. Korrekturen nahm er offenbar erst vor, wenn
er den Text in die handschriftliche Reinschriftfassung
übertrug, in der er seine Manuskripte ablieferte (obwohl er
durchaus eine Schreibmaschine besaß).

Schon bei meiner ersten näheren Beschäftigung mit Conan Doyle


fiel mir auf, wie unterrepräsentiert sein literarisches Werk
in der deutschsprachigen Verlagslandschaft war. Außer der
Holmes-Saga und der Challenger-Serie war wenig verlegt worden.
Mich beeindruckten damals besonders Doyles Geschichten, die
nicht nur das Fundament seiner Erzählkunst bilden, sondern
auch seine Originalität und Vielseitigkeit zeigen. (Ich halte
beispielsweise die Horrorgeschichte The Leather Funnel, die
Kriegeschichte The Three Correspondents und die Boxgeschichte
The Master of Croxley für Klassiker in ihrer Art.) Deshalb
überzeugte ich den Verlag Das Neue Berlin, einen Sammelband
mit Non-Sherlock-Holmes-Storys herauszubringen. Die Wende kam
dazwischen, der Verlag geriet in Schwierigkeiten, konnte das
Projekt nicht realisieren, und so stand ich da mit einem
ziemlich dicken Konvolut von übersetzten Geschichten. Ich
schickte es erfolglos von einem Verlag zum anderen, musste
aber feststellen, dass man sich in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten auf das zurückzieht, was die Kasse klingeln lässt: auf
Sherlock Holmes. Die Odyssee des Manuskripts durch die
Lektorate endete erst, als Thomas Wörtche es bei Haffmanns
90

empfahl. Dort erschienen die Geschichten in dann zwei Ausgaben


(Abenteuer aller Art. Haffmans, Zürich 1993 und Das Fiasko von
Los Amigos. Haffmans, Zürich 2000)
Natürlich weiß ich, dass man einem Autor nicht Schlimmeres
antun kann, als alles von ihm zu drucken. Auch Sir Arthur
wusste das und schrieb in seiner Autobiografie Memories and
Adventures (1924) über seinen Erstlingsroman, dessen
Manuskript auf dem Postwege verloren ging: „Größer noch als
der Schreck über den Verlust wäre mein Entsetzen, wenn er
gedruckt wieder auftauchen würde.“ Oder, wie er es allgemeiner
in seinen literarischen Betrachtung Through the Magic Door
(1907) ausdrückte: „Bei den meisten Autoren ist die Hälfte
mehr als das Ganze“. Der halbe Conan Doyle? Ein Viertel seines
literarischen Werkes dem Vergessen zu entreißen, wäre bereits
ein anspruchsvolles Ziel, von dem wir noch weit entfernt sind.
Die weitgehende Zurückhaltung deutschsprachiger Verlage mag
ökonomische Gründe haben, inhaltlich gerechtfertigt ist sie
nicht. Im Grunde reproduziert sie genau das Dilemma, aus dem
sich Doyle seinerzeit nur befreien konnte, indem er seine
populäre Serienfigur in den Wasserfall oberhalb von Meiringen
stürzte. Eine um so bemerkenswertere Pionierleistung
vollbringt zur Zeit der kleine Verlag 28 Eichen, der eine
umfangreiche Ausgabe ausgewählter Werke Conan Doyles
herausgibt, die mittlerweile auf 31 Bände angewachsen ist.

Conan Doyle war von Technik begeistert, aber wohl kein


Technikversteher im engeren, ingenieurstechnischen Sinne. Er
fuhr Automobil und Motorrad, ließ sein Anwesen in Hindhead mit
einer Generatorstation und einer elektrischen Einschienenbahn
ausstatten, deren Gondeln durch Kreisel stabilisiert wurden,
doch die technischen Beschreibungen in seinen Erzählungen und
Romanen können jedem Übersetzer die Schweißperlen auf die
Stirn treiben. Sie stimmen oftmals nicht, sind in sich nicht
schlüssig, manchmal recht nebulös. Zum Beispiel bei dem
großartigen Pericordmotor aus der gleichnamigen Erzählung: Die
Achsstümpfe, die aus den Getrieben zu beiden Seiten des Motors
herausragen, machen an einer Stelle ruckartige
Rotationsbewegungen, um die Schwingen des Flugapparats zu
betätigen, an anderer Stelle ist von Auf-und-ab-Bewegungen
derselben Teile die Rede, die auf einmal als Gelenke
bezeichnet werden. Und die geschilderten Flugmanöver des
Apparats dürften trotz des großartigen Motors physikalisch
unmöglich sein. Der auf den Fortgang der Handlung gespannte
Leser liest über solche Einzelheiten hinweg, aber für mich als
Übersetzer sind sie jedes Mal eine Herausforderung. Solcherart
sensibilisiert, habe ich bei The Lost World gestutzt, als von
Elektromobilen im Straßenverkehr die Rede war. Elektroautos um
1912? - Es gab sie wirklich, und sie wurden vor allem als
Taxis genutzt.

Conan Doyles Lebensweg ist von einer großen Veränderung


gekennzeichnet, die jedem Betrachter sofort auffällt: Er wurde
91

in jungen Jahren sehr berühmt als Erfinder des Sherlock


Holmes, einer literarischen Apotheose des Rationalismus, trat
aber in seinem letzten Lebensjahrzehnt öffentlich für den
Spiritismus ein. Auf den ersten Blick ein kompletter Wandel
vom wissenschaftlich Denkenden zum esoterisch Verwirrten, den
viele Biografen mit privaten Schicksalsschlägen erklären, die
Doyle im Zusammenhang mit dem 1. Weltkrieg ereilten (dem Tod
von Sohn Kingsley und Bruder Innes). Doch der Anschein trügt,
die Sache war komplizierter. Tatsächlich beschäftigte sich
Doyle bereits zu der Zeit, als die ersten Sherlock-Holmes-
Geschichten im neu gegründeten Strand Magazine erschienen, mit
übersinnlichen Phänomen und trat 1893 der British Society for
Psychical Research bei. Und seine Ansichten zum Spiritismus
legte er später nicht etwa apodiktisch dar wie ein Prediger,
sondern hielt sich auch dabei strikt an Holmes' Devise: „Wenn
man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig
bleibt, die Wahrheit sein – wie unwahrscheinlich es auch ist.“
- Was ihn nicht vor Täuschungen bewahrte, denn was er für
unmöglich hielt, war es manchmal nicht. Obwohl selbst ein
erfahrener Fotograf, der Abhandlungen über Freilandfotografie
geschrieben hatte, erkannte er zum Beispiel Fotos, die von
halbwüchsigen Mädchen gemacht worden waren, und sie beim
Spielen mit Elfen zeigten, nicht als Fälschungen. Er schrieb
1922 ein Buch über das Auftauchen der Elfen (The Coming of the
Fairies), mit dem er sich weidlich blamierte. Er hielt auch
Houdinis telepathisches Experiment von 1925 für echt, weil er
sich nicht vorstellen konnte, dass der listige Magier eine
Abhörvorrichtung aus verborgenen Diktaphonen in seinem Haus
installierte hatte, die jedes winzige Geräusch vom Erdgeschoss
über Induktionsschleifen bis in den dritten Stock übertrug.
Wegen dieses und anderer Tricks meinte ACD in seinem letzten
Buch (The Edge of the Unknown, 1930), Houdini habe
übersinnliche Fähigkeiten besessen.
Ich habe viel über Doyles geistige Position zwischen
Rationalität und Gottvertrauen erfahren, als ich den
Briefroman The Stark Munro Letters übersetzte. Nur nebenbei:
Als der Verleger das Manuskript erhielt, griff er sogleich zum
Telefon und erklärte mir, das Wort „Briefe“ dürfe auf gar
keinen Fall im Titel auftauchen, das sei das reinste
Kassengift. Also heißt das Werk nun Die Bekenntnisse des Stark
Munro (28 Eichen, Barnstorf 2009), was aber seinen Charakter
durchaus trifft, denn es ist Doyles einziger autobiographisch
bekenntnishafter Roman. - Der in einer emotionalen
Ausnahmesituation geschrieben wurde, denn bei seiner Ehefrau
Louisa war kurz zuvor Lungentuberkulose im fortgeschrittenen
Stadium diagnostiziert worden, und der promovierte Mediziner
Doyle machte sich heftige Vorwürfe, die ersten Symptome der
Krankheit nicht erkannt zu haben. Hinzu kam, dass sein
alkoholkranker Vater zur selben Zeit einsam und von der
Familie verlassen in einem schottischen Irrenhaus starb
(Näheres dazu in: Michael Baker: The Doyle Diary. The Last
Great Conan Doyle Mystery. Paddington Press, New York; London
92

1978). Doyle schildert den Kampf eines jungen Arztes um seine


berufliche Selbständigkeit. Zugleich erzählt er in langen
reflektierenden Passagen, wie Stark Munro nach geistiger
Eigenständigkeit strebt, sich mit überkommenen Denkweisen
auseinandersetzt und beispielsweise Wissenschaft mit Religion
zu verbinden sucht. Und mit dern Figur des genialischen
Cullingworth porträtiert Doyle einen Studienfreund und
zeitweiligen Praxispartner, der seine Vorstellungen von einem
Genie (und dessen menschlich fragwürdigen Seiten) entscheidend
geprägt hat. Sherlock Holmes und Professor Challenger hätten
ohne diesen exzentrischen Mann, der in Wirklichkeit James Budd
hieß und nach einer steilen Karriere als Wunderdoktor im
Wahnsinn endete, sicher anders ausgesehen.

Auf den ersten Blick scheint es nicht schwierig, Conan Doyle


zu übersetzen. Er schrieb in einem etwas altmodischen, aber
leicht verständlichen Englisch und bevorzugte klare,
überschaubare Erzählmuster. Sein Ziel war es stets, möglichst
natürlich zu erzählen. Dennoch haben seine Texte, die
mittlerweile hundert Jahre alt oder älter sind, ihre Tücken.
Da gibt es Anspielungen, die heute schwer zu verstehen oder
manchmal überhaupt nicht mehr als solche zu erkennen sind.
Andererseits kann Offensichtliches trügerisch ein. Es wäre zum
Beispiel falsch, jedes Mal wenn Edward Malone in der
Challenger-Serie das Wort „negro" verwendet, es mit „Neger“ zu
übersetzen, oder „race“ stets mit „Rasse“, denn früher neutral
gebrauchten Begriffe können inzwischen eine negative Note
besitzen oder historisch belastet sein. Dasselbe gilt für
Theoriesysteme. Was wir heute als Sozialdarwinismus
entschieden ablehnen, war im 19. Jahrhundert ein Versuch der
Verwissenschaftlichung von Geschichtsbetrachtung, mit dem
Stark Munro in seinen Briefen noch unbefangen umging.
Es liegt auf der Hand, dass Wissen über die historische
Zeitumgebung unabdingbar ist, um weniger offensichtliche
Bezüge des Originaltextes zu erkennen. Aber auch Glück gehört
dazu. Ich nenne ein Beispiel. Als ich die Druckfahnen von Tod
in Ägypten durchsah, lebte ich in England und nutzte die
Gelegenheit, um meine Bekannten wegen einiger Details um Rat
zu fragen. Einem fiel etwas auf, das mir entgangen war. Das
Bibelzitat (aus Buch 5, Psalm 107), das am Ende des Romans
vorgelesen wird, als die Überlebenden der Entführung Gott für
ihre Rettung danken, kam ihm „not quite right“ vor. Ich ahnte
etwas, recherchierte, bekam sogar Hilfe vom Pfarrer des
Viertels, der eine Sammlung historischer Bibeln besaß, und
dann stand fest: Es stammte aus keiner der Bibeltextfassungen,
die am Ende des 19. Jahrhundert von der anglikanischen oder
katholischen Kirche in Großbritannien benutzt wurden. Das
eigentlich sehr bekannte und Kirchgängern geläufige Bibelzitat
sollte den englischen Lesern 'nicht ganz richtig' vorkommen.
Offenbar wollte Doyle so die Distanz andeuten, die er seit
seiner Jugendzeit zur Kirche als Institution allgemein und zur
katholischen Kirche im Besonderen wahrte. Die Vermutung wird
93

durch den Umstand gestützt, dass der Mann, der im Roman den
Psalm zitiert, Priester einer nicht näher bezeichneten
freikirchlichen Gemeinde ist. Es stellte sich dann allerdings
die Frage, wie diese Distanziertheit dem deutschen Leser des
21. Jahrhundert zu vermitteln war. Ich habe mich schließlich
dafür entschieden, das Zitat in der Fassung der Elberfelder
Bibelübersetzung wiederzugeben, die in deutschen Kirchen wenig
gebräuchlich ist.
Und wie steht es mit den Passagen, in denen Sherlock Holmes
seinen Rauschgiftkonsum rechtfertigt und als Mittel der Flucht
aus dem grauen, unerträglichen Alltag preist? Hatte Dr. med.
Doyle vor, harte Drogen zu verharmlosen und jugendliche Leser
in Versuchung zu bringen? Durchaus nicht. Die Passagen machen
erst Sinn, wenn man weiß, dass Sherlock Holmes ursprünglich
nicht als positive Identifikationsfigur für den Leser angelegt
war. Anfangs sollte er ein ziemlich unsympathischer, suspekter
Typ sein, ein Frauenverächter mit beträchtlichen Defiziten in
Allgemeinbildung und Sozialverhalten - ein Freak
gewissermaßen, begabt nur mit einer außergewöhnlichen
Fähigkeit. Wenn der Computer damals schon erfunden gewesen
wäre, hätte Doyle seinen Detektiv als solchen bezeichnet.
Immerhin lässt er Watson kopfschüttelnd ausrufen: „You really
are an automaton – a calculating machine (...) There is
positively something inhuman in you at times.“ Holmes'
Umstilisierung zum eleganten Gentleman und verdankt er im
Wesentlichen den modischen Illustrationen von Sidney Paget,
die für den Fortsetzungsabdruck im Strand Magazine angefertigt
wurden. Doyle war klug genug zu erkennen, dass die Leser einen
sympathischeren Holmes wollten, und den gab er ihnen auch: Er
vermenschlichte die Figur (die er privat „the puppet“ oder
„the doll“ nannte) nach und nach, schwächte ihre negativen
Züge ab und entwöhnte sie völlig vom Morphium und der
berüchtigten 7-prozentigen Kokainlösung.

Es ist geradezu unmöglich, Conan Doyle zu übersetzen, ohne in


Kontakt mit Sherlock-Holmes-Fanklubs zu kommen, die mit
Argusaugen alle Aktivitäten auf diesem Gebiet registrieren und
darauf reagieren. So wurde auch ich nach freundlichen
Einladungen Mitglied der schweizerischen Reichenbach
Irregulars , des deutschen Van Herder Airguns Ltd. sowie des
Deutschen Sherlock Holmes Clubs und beteiligte mich an den
jährlichen Treffen, bei denen der legendäre Sturz von Holmes
und Professor Moriarty in die Reichenbach-Fälle bei Meiringen
in historischen Kostümen nachgestellt und schnurrige Vorträge
gehalten wurden. Doch erschöpften sich die Aktivitäten nicht
in solchen spleenigen Events. Ich konnte Texte von
Übersetzungen oder Nachworten vorstellen und habe nirgendwo
sachkundigere Kritiker und anregendere Diskutanten gefunden
als in diesem Kreis. So machte ich dort auch die Bekanntschaft
von Richard Lancelyn Green, als er einen Vortrag über die
Entstehungsgeschichte des Hound of the Baskervilles hielt.
94

Damals kursierte das Gerücht, Conan Doyle habe den


Journalisten Bertram Fletcher Robinson, der ihm von der
mittelalterlichen Sage berichtet und damit die Idee zu dem
Roman geliefert hatte, um den verdienten Ruhm und finanziellen
Anspruch gebracht, ja ihn möglicherweise sogar ermordet. Da
Robinson im Alter von 36 Jahren an Typhus gestorben, aber
nicht, wie damals üblich, als Seuchentoter verbrannt, sondern
beerdigt worden war, wurde ein vertuschter Giftmord vermutet.
Es gab sogar einen Antrag zur Exhumierung der Leiche, um den
Fall aufzuklären.
Lancelyn Green war ein international anerkannter Doyle-
Forscher, der an der umfassendsten Doyle-Bibliografie
mitgearbeitet sowie verstreut erschienene Geschichten,
Aufsätze und Leserbriefe Doyles herausgegeben hatte. Und er
war ein leidenschaftlicher Sammler, wie ich selbst bei unserem
Treffen feststellen konnte. Denn er erwarb sofort auf dem
Buchbasar ein Exemplar des Abenteuerheftchens mit meiner
Übersetzung und ließ es sich von mir signieren. 2004 starb
Lancelyn Green unter mysteriösen Umständen. Er wurde
erdrosselt aufgefunden. Tatwerkzeuge waren ein Schnürsenkel
und ein Holzlöffel. Der Coroner kam zu keinem eindeutigen
Ergebnis. Ob es Mord oder ein getarnter Selbstmord war, der
wie ein Mord aussehen sollte, konnte nie geklärt werden –
nicht zuletzt deshalb, weil zwischen dem Auffinden der Leiche
und der Benachrichtigung der Polizei beträchtlich viel Zeit
vergangen war, in der wahrscheinlich wichtige Tatortspuren
verwischt wurden. Greens riesige Sammlung von Büchern und
Doyle-Memorabilien ging an den Bibliotheksservice von
Portsmouth – der Stadt, in der Conan Doyle als Arzt
praktiziert und die ersten Abenteuer des Sherlock Holmes zu
Papier gebracht hat. Vielleicht fahre ich mal hin und schaue
nach, in welchem Bibliotheksregal das signierte alte
Abenteuerheft mit dem Titel Sherlock Holmes und der Tiger von
San Pedro (Neues Leben, Berlin 1981; Das neue Abenteuer, 412)
gelandet ist.
Ich bin aber auch schon Eiferern begegnet, die Sir Arthur
Conan Doyle nicht verehren, sondern fanatisch bekämpfen. Vor
Jahren tauchten Anhänger einer linkssektiererischen
Gruppierung auf einer Criminale auf und verteilten
Flugschriften, in denen sie den Erfinder des Sherlock Holmes
als Agenten des Imperialismus brandmarkten, der aktiv dazu
beigetragen habe, die internationale Unterdrückung der
Arbeiter zu organisieren. Begründet wurde die abstruse
Behauptung mit Doyles negativer Meinung zur russischen
Oktoberrevolution und mit seinen häufigen Kontakten zu
Polizeibehörden in aller Welt. - Welche freilich nie ein
Geheimnis waren, denn bei seinen Lesereisen und Vorträgen
erhielt er oft Einladungen von Politikern und hohen
Polizeioffizieren, die dem berühmten Kriminalschriftsteller
die Hand schütteln und sich dabei PR-wirksam von der Presse
ablichten lassen wollten. Damals glaubten neben mir auch Jan
Eik und Wolfgang Mittmann, man könne mit
95

Verschwörungstheoretikern reden, doch alle Erklärungen


prallten wirkungslos von ihnen ab. Vergeblich wiesen wir
darauf hin, mit welcher Hochachtung Doyle beispielsweise die
walisischen Kumpel und Stahlarbeiter in The Stark Munro
Letters und The Croxley Master geschildert hat. Jedes unserer
Argumente wurde mit teuflischer Geschwindigkeit und Raffinesse
so uminterpretiert, dass es ihre fixe Idee sogar noch zu
bestätigen schien.

Es hat mich immer gereizt, einmal die Orte aufzusuchen, an


denen Conan Doyle gelebt hat. Vor etlichen Jahren setzte ich
den Wunsch in die Tat um. In Portsmouth, genauer dem Vorort
Southsea, hatte ich kein Glück. Die Villa in der Elm Street,
in der er ab 1882 als Arzt praktiziert und sein jüngerer
Bruder Innes in Pagenuniform den Patienten die Tür geöffnet
hatte, stand nicht mehr. Bei meinem Ortstermin im Londoner
Stadtteil South Norwood erging es mir nicht viel besser.
Niemand öffnete auf mein Klingeln in der Tennison Road 12. Der
spitzgiebelige rote Backsteinbau wurde gerade zu einem
Pflegeheim umgebaut. Während ich auf der Straße stand und
fotografierte, kam der Nachbar aus Nr. 14 heraus und
verwickelte mich in ein Gespräch. Nr. 14 ist ein
architektonischer Zwilling von 12, d.h. beide Häuser wurden,
um Kosten zu sparen, nach denselben Bauplänen errichtet. Als
die Londoner Stadtverwaltung in den 1980er Jahren eine
Gedenkplakette an Doyles ehemaligem Domizil anbringen wollte,
gab es einige Verwirrung, denn die Nummerierung der Häuser
hatte wegen Kriegsschäden und Abrissen mehrfach gewechselt.
Der Nachbar war nach wie vor der Meinung, dass die amtliche
Entscheidung falsch und sein Haus dasjenige welches gewesen
sei. Er belegte das mit einigen Details des Treppenaufgangs,
die in Doyles Büchern erwähnt werden. Seinen schlüssigsten
Beweis aber verriet er mir mit gesenkter Stimme: Vor den
Schlafzimmerfenstern der oberen Etage sei zweimal nachts gegen
drei Uhr das unirdisch leuchtende Gesicht einen
schnauzbärtigen alten Mannes mit steifem Kragen und Krawatte
aufgetaucht ...
Mein nächstes Ziel war das Dörfchen Hindhead, rund 50 km
südwestlich von London. Dort hatte sich Doyle eine prächtige
Villa bauen lassen, weil das Klima seiner lungenkranken Frau
guttat. Das Haus wurde inzwischen als Hotel genutzt. Ich
konnte mir alles ansehen: die Bibliothek und den Billardraum
von einst, die mit Wappen verzierten Fenster, die hohe Halle
mit zwei Kaminen (und schlimmen Kaminfeuerimitationen aus
Plastik), das Schlafzimmer oben, in dem Lady Conan Doyle 1906
starb, den Raum daneben, wo Sir Arthur bei angelehnter Tür bis
zum Einschlafen der Kranken wachte und las. Vor dem Haus ein
Tennisrasen, eben wie eine Tischplatte, dahinter fällt das
Gelände steil ab. Deshalb ließ Doyle eine elektrischen Aufzug
installieren. Von der interessanten Anlage war außer den
Resten des Generatorhäuschens kaum noch etwas zu sehen – und
gar nichts mehr von der Holzlaube an der Einfahrt des
96

Anwesens, in die sich der Hausherr gern zum Schreiben


zurückzog. Aber just dort, wo die Laube einst stand, hätten
Einheimische den Geist Conan Doyles mehrfach gesichtet,
versicherte die Hotelchefin dem staunenden Touristen aus
Germany. Und wenn ich wissen wolle, wie es dem Verblichenen im
Jenseits gehe, sollte ich mich an die Spiritisten von Liss
wenden.
Weiter ging es nach Crowborough, zum Landhaus Windlesham
Manor am Stadtrand, das Doyle mit seiner zweiten Ehefrau von
1907 bis zu seinem Tode bewohnte. (Hier entstand 1927 das
einzige auf Film festgehaltene Interview mit Sir Arthur – man
kann es sich heute auf Youtube ansehen.) Das Haus diente
mittlerweile als Altersheim für Betuchte, dementsprechend war
viel an- und umgebaut worden. Nur das Kaminzimmer, das ich
dank der Vermittlung einer erstaunlich schlanken Beiköchin
besichtigen durfte, war unverändert. Als Conan Doyle 1930
starb, ließ er sich im Rosengarten des Anwesens beerdigen. An
dieses seltsame Ereignis erinnerten sich die Leute in der
Gegend noch immer, versicherte mir meine Helferin, denn die
meisten Trauergäste trugen kein Schwarz, sondern sommerliche
Kleidung in Pastellfarben. Der Verblichene hatte es sich so
gewünscht, denn für Spiritisten ist der Tod nur ein Übergang
in eine andere Daseinsform, also kein Anlass zur Trauer.
Selbstredend ging ich auch dem Hinweis zu Doyles Leben 'auf
der anderen Seite' nach. Die Spur führte zur White Eagle Lodge
bei Liss, in der Grafschaft Hampshire. Dort hat man in
mehreren Séancen Kontakt mit Sir Arthurs Geist herstellen
können. Es war nicht einfach, den Tempel des White Eagle zu
finden, denn er steht auf einem Hügel mitten im Wald. Im
Wirtschaftsgebäude daneben traf ich einen Gärtner und eine
Sekretärin an, aber niemanden, der auf meine speziellen Fragen
Auskunft geben konnte. Immerhin erbot sich die Sekretärin zu
telefonieren und verschaffte mir einen Gesprächstermin mit
einem Medium. Stunden später saß ich einer älteren, heftig mit
Türkisen geschmückten Frau gegenüber, die mir ein
Privatissimum zur Geschichte der esoterischen Bruderschaft der
Polaren gab, anschließend von dem Medium Grace Cook erzählte,
deren 'Leitgeist' White Eagle die Verbindung mit Conan Doyles
Geist hergestellt habe. Ich konnte dann das Innere des Tempels
besichtigen, mir Live-Aufzeichungen von Séancen anhören und
schließlich auch das aktuelle Buch mit Doyles Botschaften aus
dem Jenseits erwerben: Arthur Conan Doyle's Book of the
Beyond. Second Edition, New Land Liss, Hampshire, The White
Eagle Trust 2003 (zuerst 1933 unter dem Titel Thy Kingdom Come
erschienen, dann ab 1956 als The Return of Arthur Conan
Doyle). Ich schied als interessierter Skeptiker und blieb es
auch, als ich Conan Doyles Botschaften las, die vorwiegend von
seinen Erlebnissen nach dem Tode handeln. Nur einmal nimmt er
kurz Bezug auf seine vormalige Existenz als Schriftsteller und
erklärt, er bedauere einige seiner „düsteren“ literarischen
Hervorbringungen (ohne zu sagen, welche), weil sie den
97

menschlichen Geist „mit Schwingungen erfüllen, die heftig und


ungesund sind“.

2009 fragte 28 Eichen an, ob der Autor eines Bühnenstücks über


Conan Doyle Zitate aus meinen Übersetzungen verwenden dürfe.
Das Werk sollte den Untertitel „Collage“ tragen. Arglos gab
ich meine Einwilligung und erhielt auch nach einiger Zeit ein
Belegexemplar. Doch wer beschreibt mein Erstaunen - der
Untertitel lautete nicht wie angekündigt, sondern nun „eine
Kriminalgroteske“. Auch ausgewiesene Zitate fand ich nicht,
wohl aber umfangreiche direkte Textübernahmen. Aus der
Verlorenen Welt wurden seitenlang die Dialoge der Romanfiguren
benutzt, die erzählenden Textpartien dazwischen als
Regieanweisungen verwendet. Was auf dem Mist des Bühnenautors
selbst gewachsen ist, ließ sich überhaupt nicht erkennen. Nur
in seinen rechtlichen Hinweisen im Impressum war der
Jungdramatiker glasklar: „Nachdruck, auch auszugsweise,
verboten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche
Einwilligung in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder
ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder
verbreitet werden.“ Auf meinen Protest hin verlautete vom
Verlag, der Autor habe den Untertitel kurz vor dem Druck
geändert, und im Übrigen sei nichts zu beanstanden, weil eine
Collage nun einmal so verfahre. Das Erstaunliche an der
unerfreulichen Angelegenheit war das gänzlich fehlende
Unrechtsbewusstsein von Autor und Verlag. Ich fühlte mich
wieder an den wurstigen, respektlosen Umgang mit Conan Doyles
Text von früher erinnert. Nur etwas hat sich geändert. Damals
wusste man noch, was ein Plagiat ist, und dass auch
Übersetzern Urheberrechte zustehen. Heute scheint dieses
Wissen schon ziemlich rar geworden zu sein.

© Reinhard Hillich

Reinhard Hillich, 1948 in Mösthinsdorf (Sachsen-Anhalt)


geboren, Studium von Germanistik und Anglistik an der
Humboldt-Universität zu Berlin, Dissertation über Erwin
Strittmatters frühe Werke. Arbeitete lange als
Literaturhistoriker an der Akademie der Wissenschaften der
DDR, später als Germanist an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften. Beschäftigte sich mit Theorie und
Geschichte der Kriminalliteratur in der DDR, veröffentlichte
dazu mehrere Aufsätze, einen Dokumentenband sowie eine
umfassende Bibliografie (gemeinsam mit Wolfgang Mittmann).
Reinhard Hillich lebt heute als freiberuflicher Lektor,
Layouter und Übersetzer in Berlin.
Email: info@mediendesign-dr-hillich.de
http://mediendesign-dr-hillich.de

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98

Sherlock Holmes. Heute?

Von Thomas Wörtche, Literaturkritiker

Wenn man anfängt, über Reminiszenzen nachzudenken, können


erstaunliche Dinge herauskommen. Im Mai 2009 bat mich die
Radiomacherin Ute Büsing anlässlich des 150. Geburtstags von
Sir Arthur Conan Doyle für ein Gespräch über den Stellenwert
von Sherlock Holmes ins RBB-Inforadio-Studio. Und während des
Gesprächs, für das ich mich brav noch einmal faktensicher
gemacht hatte, kamen mir so meine Zweifel: Interessiert mich
Sherlock Holmes eigentlich heute noch die Bohne? Hat er mich
je interessiert? Und wenn nicht, warum?
Im Alltagsgetöse gehen solche Momente der Irritation zwar
schnell vorbei, aber subkutan pocht ein unbearbeiteter Rest.
Als dann Anfang des Jahres 2010 der Guy-Ritchie-Film über
Holmes und Watson in die Kinos kam, wartete ich skeptisch erst
einmal die Besprechung ab, die die kluge Henrike Heiland für
den damals noch in der Blüte stehenden „SiK“ beim mittlerweile
absterbenden TITEL Magazin schrieb. Heilands Argumentation,
Ritchie habe erst einmal 100 Jahre Rezeptionsgeschichte
entrümpelt und unter dem ganzen prätentiösen Holmes-Getue
angeblicher Connaisseure und dauerenthusiasmierter
aficionados, unter der Last von Ikonographie, Fandom und
Gemeinplätzen einen sehr brauchbaren Filmstoff hervorgebuddelt
und mit „Eleganz und Selbstironie“ in eine wunderbaren
Kinokracher verwandelt, fand ich einleuchtend. Also habe ich
mir den Film angesehen, fand ihn grandios, according to
Henrike Heiland, hatte mich prächtig amüsiert und dann, in
einem Anfall von Melancholie doch wieder darüber nachgedacht,
dass mich außer dem filmischen Spektakel (Filme haben
Spektakel zu sein, das ist nun mal ihr Beruf und insofern ist
dieses Argument ein hohes Lob) an dem ganzen Holmes/Watson-
Kram eigentlich nichts so richtig interessiert. Nicht als mein
persönliches Problem oder Ausdruck eines intellektuellen
ennui, sondern ich grübelte, was mich warum aus welchen
Gründen interessieren sollte?
Man kennt die Holmes-Geschichten natürlich längst, bevor man
sie gelesen hat. Aus Filmen, aus dem Fernsehen, aus anderen
Fassungen, aus Erzählungen, aus dem smalltalk. Sie sind
präsent als Ergebnis „ungeplanter Rezeptionen“ (um eine
Analogie zu Norbert Elias´ Theorie „ungeplanter Prozesse“ zu
wagen). Man muss sich nicht mit Crime Fiction beschäftigen,
man muss noch nicht mal besonders literarisch interessiert
sein: Jeder Mensch weiß grob und ungefähr, was ein Sherlock
Holmes ist. Und ein Watson. Genauso wie ein Don Quijote und
ein Sancho Panza (obwohl ich dieses Beispiel hier nur ironisch
benutze, denn es ist ziemlich fatal, in Sancho Panza einen
Sidekick avant la lettre von Don Quijote zu sehen, und beide
99

Konstellationen an dieser Stelle in einen Zusammenhang zu


bringen – hier muss ich mich in Bezug zur o.a. Radiosendung
revidieren, aber das ist ein anderes Thema). Aber das ist ein
literatursoziologisches Problem, für eine empirische
Rezeptionsforschung möglicherweise interessant oder ein Grund,
über die Mechanismen von Ikonisierungsprozessen nachzudenken.
Literaturkritsch gesehen – und daher rühren vermutlich meine
Probleme, also eine ganz normale déformation professionelle –
bedeutet das alles überhaupt nichts.

Die Popularität einer literarischen Figur sagt noch nichts


über die literarischen Folgen, über ihre substantielle
produktionsästhetische Wirkmacht. Wir müssen genau hinschauen:
Ein vermutlich erklecklicher Anteil von Kriminalautoren aus
aller Welt würde sich auf Sherlock Holmes berufen. Das ist
okay, das ist eine artige Verbeugung, bestätigt den
Applaudierer in seinem Selbstbild, dereinst auch berühmt und
reich zu werden, ist kulturhistorisch im abgesicherten Modus.
Man ist immer on the safe side, denn wer wollte mit seinen
eigenen literarischen Figuren nicht in der Tradition des
großen Holmes stehen. Schön und gut. Und absolut
unverbindlich.
Das fällt dann auf, wenn man die Geschichte der
Kriminalliteratur danach durchmustert, wie sich denn welche
Merkmale der Sherlock-Holmes-Stories/Romane produktiv im Werke
anderer zeitgenössischer oder, spannender, nachfolgender
Autoren niedergeschlagen haben. Dabei gelten nicht Rekurse auf
die Sherlockiana in Romanform, die Conan Doyles Personal
übernehmen und fröhlichen intertextuellen Scherz & Frohsinn
treiben, wie zum Beispiel die netten Lestrade-Romane von M. J.
Trow. Solche charmanten Spielereien sind Paraphernalien für
Fans und Freunde, haben aber in einer Wirkungsgeschichte kaum
größeres Gewicht.
Anders sieht es schon mit der Figur des „Father Brown“ aus,
die Gilbert Keith Chesterton ganz bewusst gegen Sherlock
Holmes positioniert hatte – alleine optisch. Und konzeptuell
sowieso. Aber das nur der Vollständigkeit halber, das Faktum
ist oft genug bemerkt und kommentiert worden. Darüber hinaus
kann man natürlich auch Sherlock Holmes als Folie vermuten,
vor der Agatha Christie ihr Domestizierungsprogramm von allen
Elementen betrieben hat, was an der Kriminalliteratur ihrer
Zeit noch nach Außenseiterhaftem, Randständigem und
Exzentrischen aussah. Dissonantes Violinspiel,
Rauschmittelkonsum und uneindeutiges Sexualverhalten, d.h.
alle Reste der „schwarzen Romantik“, die im Rationalisten
Holmes noch dialektisch aufschienen, wurden von Frau Christie
auf Hochglanz geschrubbt. All dies wurde zu kleinbürgerlichen
und drolligen Spielfiguren umdressiert und somit einer vom
Großen Krieg traumatisierten, allmählich auseinanderfallenden
Gesellschaft als neues, optimistisches Sinnangebot („der Täter
wird immer überführt, kein Tod bleibt ungesühnt“) aufbereitet.
Man kann trefflich streiten, ob Agatha Christie sich dazu
100

tatsächlich der Figur Holmes als negative Schablone bedient


hat – bewusst, würde ich vermuten, eher nicht. Faktisch schon.
Und damit, glaube ich, erlischt auch schon eine übers Museale
und eine unter Fans und Bekennern identitätsstiftende
Normativität der Projektes Sherlock Holmes hinausgehende
Relevanz von Figur und Konzept. Deduktives Denken musste nicht
seit der Antike auf Holmes warten, um Allgemeingut zu werden;
die kriminalistische Forensik fand auch ohne Holmes statt und
ihr Omnipotenzwahn ist heute noch – wie in den CSI-Formaten –
so albern wie damals im Viktorianismus, aber dazwischen
besteht kein weiterer, systemischer Zusammenhang. In der Tat,
„ungeplante Prozesse“ in der propagandistischen Rhetorik,
Verbrechen seien beendbar, wenn man nur genügend Technik
aufwendet. Das ist ein geistesgeschichtliches Kuriosum, das
sich immer wieder in populärkulturellen Formaten manifestiert,
aber auf einer anderen Ebene als der literarischen liegt.
Literarisch, also auf dem Feld, das ein Literaturkritiker
besonders interessieren sollte, hat Holmes keine Folgen
gezeitigt. Das zu verlangen, wäre aber auch ungerecht. Holmes
und Watson und ihre Widersacher, Feinde und anderes Personal
sind Funktionen in diversen (in der Wiederholung strukturell
ziemlich abwechslungslosen) Spielsituationen, wie schon früh
der Formalist Viktor Sklovskij festgestellt hat. Diese
Spielsituationen haben mit der sie umgebenden Wirklichkeit
(dem Spätviktorianismus, dessen Signaturen Steven Marcus immer
wieder herausarbeiten konnte, ohne die Holmes-Figur je
besonders als Stimme der Zeit dazu aufrufen zu müssen) nur die
übliche Eckparameter einer zeitlich/räumlichen Kennzeichnung
gemeinsam, mehr nicht. Die zu lösenden Fälle sind Konstrukte,
die auf ihre Auflösbarkeit hin konzipiert sind, auf nichts
anderes. Deswegen sind Figuren und Konstellationen lediglich
binnentextuell motiviert. Dass man in moorigen Landschaften im
UK Erbschaftsprobleme mittels phosphorleuchtenden Hundchen zu
lösen pflegt, ist nicht die Art von „Fall“, dem man einen
„Sitz im Leben“ zu unterstellen bereit ist. Und weil in diesem
Binnentext die Sprache keine ästhetische Autonomie hat,
funktioniert das Muster by doing prächtig, solange es aus er
Ur-Fabrikation kommt, erlaubt aber keine
Anschlussmöglichkeiten.
Immerhin: Zur Mythenbildung hat es gereicht. Aber
mythenbildende Texte erschöpfen sich oft eben darin. Man kann
sie kritisieren, parodieren, sie hin und wieder neu
interpretieren, aber ihre Substanz reicht, weil sie genau so
sind, wie sie sein müssen, um solche unscharfen,
breitenwirksamen, unkonkreten Verständigungskürzel (Holmes =
Genie/Detektiv) herzustellen, für anderes, für mehr nicht mehr
aus. Ihre flache ästhetische Organisation verhindert, dass
Neuansätze wirklich fruchtbar werden. Im Gegensatz etwa zu
Susanne Langes großartige Neuübersetzung von Cervantes´ „Don
Quijote“, die ganz neue Dimensionen aus dem Text herausholen
kann, weil der Text sie hergibt, zeigen Holmes-
Neuübersetzungen (so philologisch nützlich sie sein mögen und
101

so unterhaltsam und hübsch) keine grundsätzliche neue


Dimensionen von Figur und Konzept auf.
Vermutlich gibt es sogar unzählige Holmes-Klone in der
kriminalliterarischen Massenproduktion aller Kontinente und
Zeiten, vermutlich auch unzählige Anspielungen und Echoes,
Reverenzen und Referenzen, klar. Es gibt den ikonischen Holmes
mit und ohne Hakennase, mit und ohne Pfeife, mit und ohne
Deerstalker, beliebt etwa als Icon für geliehene Autorität und
prätendierten Scharfsinn. All das und mehr auf den diversen
Levels des literarischen und außerliterarischen
Devotionalienzirkus. Ich kenne keine ernsthafte
produktionsästhetische Folge von Holmes & Co, keine Literatur,
die in einem eindeutigen, produktiven Filiationsverhältnis zum
Original stehen würde. Holmes ist Marmor, Museum,
Mumifizierung.
Insofern ist Guy Ritchies Film vielleicht doch weniger eine
„Instandbesetzung“ eines alten Topos als das radikale
Ignorieren des Originals, und ein Neubau: Holmes turns
physical. Das ist großartig gelungen und vielleicht ist das
auch die energischste Irrelevanzerklärung für ein altes
Muster. Man kann alles mit ihm machen, sogar großes Kino.

© 06/2010 Thomas Wörtche

Thomas Wörtche, geb. 1954 in Mannheim, Studium der Germanistik


und Philosophie. Promotion 1987 an der Universität Konstanz.
Seit 1984 freier Publizist bei Print, Radio und Online-Medien.
Beschäftigt sich mit Musik, Literatur und Bildern, mit einem
starken Akzent auf crime fiction. Gründete die global crime-
Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag, die er bis
2007 auch selbst herausgab. Tummelt sich gerne zwischen
Wissenschaft & Boulevard. Letzte Buchveröffentlichung: „Das
Mörderische neben dem Leben. Ein Wegbegleiter durch die Welt
der Kriminalliteratur“ (Libelle, 2008). Lebt und arbeit in
Berlin.
www.kaliber38.de/woertche

GASTBEITRÄGE

Jean Claude Izzo* pop

Von Bernd G. Bauske

Die Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo kann ganz


verschiedene inszeniert werden, wie wir – unschwer; [modo di
dire! Welche Biblio hat auch nur einen winzigen Teil von
102

diesen Büchern?!] – beim Blick auf die Umschläge verschiedener


„nationaler“ Ausgaben sehen können.

Das reicht von der supernüchternen gelb-schwarzen (allerdings


nicht mit offensichtlichem Anklang!) Präsentation der
katalanischen Übersetzung von Editorial Limits in Andorra,
über die glazial bis futuristischen Blaulandschaften im
zweiten spanischen Anlauf bei Akal in Madrid (Chourmo fällt
durch Gelbeinsatz leider negativ raus – die erste spanische
Ausgabe machte übrigens ganz „originell“[?] auf 50er
lateinamerikanischen Touch), über die sozial-populären Zitate
der niederländischen Ausgaben bei De Geus, die beeindruckend
konstruktivistischen Covers der ersten italienischen
Präsentation, die auch durch ihr handliches Format positiv
auffällt und die den US-Markt direkt mit Stadtlandschaften und
Übernahme des Solea-Cover für den dritten Band bespielt, bis
zu dem zwar in der Gestaltung nicht gelungenen, von der Idee
des Zitats von Kunst her – das in einem Ausschnitt aus
Caravaggios Opfer Isaaks bei Chourmo am besten funktioniert –
jedoch guten Ansatz in den portugiesischen Caminho-Ausgaben.

Die deutschsprachige Taschenbuchausgabe bei Union setzt sich


hier ab. Sehr positiv und gelungen ist sie in ihrer den
Trilogiecharakter unterstützenden dreigliedrigen Farbgebung
und der bildästhetischen und bildinhaltlichen Inszenierung des
Augenblicks in sich konsequent; auch das Format ist handlich,
wenn die italienischen Ausgaben hier auch noch einen Vorteil
haben (super-tascabili eben). Die Inszenierung des Genusses
des Augenblicks ist allerdings ganz stark mit konnotiert als
Begegnung mt jungen Frauen in südlichem (romanischem)
Ambiente, wie dies am stärksten bei Chourmo der Fall ist. In
keiner der in zirkummediterranen Verlagen erschienen Ausgaben
ist dies auch nur annährend der Fall: auf Nüchternheit und
„Seriosität“ der katalanischen Ausgabe hatten wir schon
hingewiesen, die „Akal-spanische“ ist – wenn überhaupt – ein
Gegenentwurf, die portugiesische versucht über die
Kunstschiene den Gewaltaspekt originell und
vermittelnd/vermittelt darzustellen, britisch-englische und
niederländische Totel Khéops-Übersezungen setzten zwar den
Süden, aber ganz Vieux Marseille, in Szene und die griechische
Ausgabe zwar Mittelmeer, aber in ganz origineller Inszenierung
typischer Aspekte des jeweiligen Romans (und natürlicherweise
ohne „Exotik“).

Die deutsche Ausgabe hat – auch widergespiegelt im Anhang


„Fabio Montales Musik“ in Solea und natürlich in der
„Extraausgabe“ „Mein Marseille“ – die reise-konsumistische
Rezeption als einzige radikal vorangetrieben – und laut
Vermittlung auf verschiedenen Ebenen soll das Buch ja dann
auch als Reiseführer nach Marseille dienen; und komme man
nicht damit, dass es für die „Mittelmeerausgaben“ nicht nötig
sei: Auch für einen Katalanen oder Italiener ist der
103

marseillespezifische Wortschatz , die entsprechenden


Konnotationen und Realien nicht direkt zugänglich.

Wie geht Stefania Nardini in dem im perdisapop-Imprint der


Gruppo Perdisa/Airplane 2010 im Großraum Bologna erschienenen
„Jean Claude Izzo – Storia di un marsigliese“ (ISBN: 978 88
8372 489 3; € 14 bei 175 Seiten) an diesen und mit ihm um?

Zunächst macht die äußere Erscheinung dem noch neuen Imprint


des Verlags alle Ehre: Auf einem knallgrünen Hintergrund ist
ein gelbbehemdeter Izzo mit lindblauem Kragen und rosa
getönten Brillengläsern und Wuschelhaar in die unteren zwei
Dritteln der vorderen Umschlagseite mit comic-ästheischen
zeichnerischen Referenzen gesetzt; ein angedeuteter Schatten
setzt ihn ab, der Verlagsname verläuft dezent – einer
geschützten Markenangabe gleich – dem Hemd auf Oberarmhöhe
parallel, Buchtitel und Autorinnenname sind mit einer
geschwungenen Klammer verknüpft, die Lettern sind jedoch
nicht-inszeniert, klar und insbesondere Jean Claude Izzo*
durch ihre Größe deutlich hervorgehoben. Der Pop-Charakter
wird also insbesondere durch Farbe und abwaschbaren Plastik-
Einband vermittelt, nicht jedoch durch schwere Lesbarkeit
(wobei Verlag und Autorin dezent auftreten). Auf der hinteren
Umschlagseite tritt der Name Jean Claude Izzo nochmal in
Buchstabenpaaren von oben nach unten linksbündig deutlich
hervor: Diese nichtklassische Präsentation wird bei der
Titelei etwas weitergetrieben, aber auch hier nicht gegen
Lesbarkeit und Klarheit.

Ein Buch das sowohl von Größe, Umfang und


Materialbeschaffenheit her vorteilhaft in der Hand liegt, sich
bei der Lektüre sehr angenehm handeln lässt und dazu noch ohne
beschnittenen Buchrücken stabil gebunden ist. Von der
Erscheinung her also der Reihe adäquat (Pop wird hier auch
nicht mit schlampern verwechselt), auch durch die
kontrastierenden lilanen Vorsatzblätter. Kritisch anzumerken
wäre, dass die Seitenzählung zwar mit 1 auf dem Schmutztitel
beginnt, jedoch die Nachbemerkung und Danksagung(en) auf Seite
175 keiner Seitenzahl mehr wert erachtet wurden (sehr wohl
jedoch die leere vorhergehende Seite 174).

Das Buch enthält zahlreiche Abbildungen von Ivana Stoyanova,


die in ihrer Filzstiftästhetik an Cartoons erinnern und bei
größeren weißen Flächenanteilen eine sachlich objektbezogene
Ästhetik von Dingen und Landschaften des Alltags pflegen, von
der am ehesten bei den Porträts abgewichen wird, insbesondere
bei dem von Angela Davis auf Seite 74; aber auch eine Barszene
auf Seite 29 fällt durch einen sattschwarzen Hintergrund aus
dem Rahmen. Die Abbildungen sind ein Gewinn für das Buch und
erscheinen mir zu der deklarierten Pophaftigkeit etwas –
durchaus nicht negativ und durchaus nicht prononciert – in
Widerspruch zu stehen.
104

Das Buch besteht – inhaltlich, nicht formal – aus zwei Teilen:


Die Trennlinie liegt auf halbem Weg in Kapitel 13 („Hallo
Paris“), auf Seite 106 und wird ganz klar ausgedrückt:

In quell’anno la coppia si separò. Una seperazione che andava


al di là dell scelta sentimentale. Izzo aveva deciso di
cambiare vita, chiudendo le esperienze che riteneva esaurite,
non più congeniali alle sue idee.

Private Trennung ging also parallel mit weltanschaulicher


Neuorientierung („Lasciò il Partito Comunistà“) macht dies der
nächste Satz noch einmal an einer politischen Konsequenz
daraus klar (denn dort „andava tutto deciso a Parigi [wurde
alles in Paris entschieden]“).

Der hiermit beginnende zweite Teil des Buches zerfällt


nochmals in einen kürzeren – kurz eine Übergangszeit
beschreibenden – und einen längeren – den Aufstieg zum Ruhm
beschreibenden - Teil. Letzterer ist meines Erachtens weniger
interessant, da er auf der Grundlage der Freundschaft der
Autorin – einer Römerin, die (laut Blurb) in Neapel und
Marseille lebt – mit vielen ProtagonistInnen in Izzos Leben
die letzten zirka zehn Jahre beschreibt, die am meisten
Verbreitung fanden und in denen er – neben anderen – die heute
vielübersetzte Romantrilogie schrieb.

Die Übergangszeit, die immerhin über zehn Jahre umfasst, wird


relativ kurz behandelt, würde allerdings auch eine separate
Darstellung und umfassende Untersuchung verdienen. Izzo, der
nach seinem Austritt aus der Kommunistischen Partei auch die
Redaktion deren Marseiller Parteizeitung „La Marseilleise“
verlassen hatte, arbeitete als Journalist für „La vie
mutualiste“ und für ein Blatt, das den Skandal um den
gescheiterten Ausbau von Fos zum Industriezentrum begleitete.
Zum einen wären hier sicher interessante Texte von Izzo zu
finden, zum anderen dürfte aber auch hier nochmals ein Schub
für die Fähigkeit, Romane wie zum Beispiel die Marseille-
Trilogie zu schreiben, erfolgt sein – die Vermischten
Nachrichten sind ja als Quelle und Handübungen für Krimis
wohlbekannt; und was waren diese Zeitschriften vermutlich
anderes, als ein Megastrom von faits divers. Soweit ich sehe
hat bisher weder jemand diese Zeit näher untersucht, noch auch
nur in Ansätzen versucht, das produzierte Material zu sichten.
Nicht umsonst steht am Anfang dieser Zeit – nämlich im Jahr
seiner „Wende“ – die Beschäftigung mit dem biografischen Werk
„Clovis Hugues, un rouge du Midi“, einer Figur der Marseiller
Commune, das 1978 in Frankreich erschien und 2001 eine zweite
Auflage erlebte. Clovis Hugues interessierte Izzo, weil es
eine Persönlichkeit war, die Poesie und Politik verband – was
sein eigenes Interesse seit den Lektüren seiner Jugend war -
105

und weil er das Glück über Verbreitung von Hoffnung erreichen


wollte (p 105).

Neben dieser Zwischenzeit – die meines Erachtens im


vorliegenden Buch was die Textproduktion angeht, wie gesagt,
zu kurz kommt – ist der erste Teil unbedingt lesenswert und
durch das präsentierte und verarbeitete Textmaterial aus Izzos
Feder in seinem zweiten Teil von größtem Interesse ist.

Verbunden mit einer Darstellung der italienischen Wurzeln von


Izzos Vater werden nämlich ausführlich Gedichte zitiert, die
den Bänden entnommen sind, die Izzo in den Siebzigern
veröffentlichte und die, soweit ich on-line feststellen
konnte, weder vollständig in der französischen
Nationalbibliothek noch im französischen Verbundkatalog
vorhanden sind (nun war P. J. Oswald war zwar kein Major
Player in der französischen Verlagsszene, aber ein ganz
marginalisiertes Unternehmen war es auch nicht ganz). Diese
Gedichtbände werden in der „Bibliografia di Jean-Claude Izzo“
(die allerdings für diese frühere Zeit auch nicht vollständig
ist) auf Seite 173 aufgeführt: Poèmes à haute voix, Terrs de
feu, État de veille, Braises, brasiers, brûlures, Paysage de
femme, Le réel au plus vif (offensichtlich nicht alle bei
Oswald). Izzos Filmskripts und insbesondere Theaterstücke, die
im Text mehr oder weniger ausführlich erwähnt werden, fanden
auch hier leider keine Aufnahme.

Wegen diesem Teil allein schon wäre eine Übersetzung des


Buches sinnvoll und wünschenswert (wobei für die Gedichte, die
hier in der Übersetzung von Luigi Bernardi vorliegen,
selbstredend auf die Originale zurückgegriffen werden müsste
[und obwohl dies vom Charakter des Buches nicht unbedingt zu
erwarten wäre, wäre es doch schön gewesen, die Gedicht
zweisprachig zu finden (was bei einem italienischsprachigen
Buch immerhin etwas näher liegt als bei einem deutschen und in
Italien auch nicht so ganz selten vorkommt)].

Aber auch als Gesamtbuch „tout court“ wäre eine Übersetzung


nicht nur zu empfehlen, sondern sicher auch verkäuflich: Es
handelt sich um ein schönes Sommerbuch. Und sollte eine
Übersetzung noch Format und Plastikeinband – sowie natürlich
Abbildungen! – des Originals übernehmen können, wäre eine
rundum erfreuliche Neuerscheinung auf dem deutschen Buchmarkt
zu begrüßen. Sollten Sie Italienisch können, würde ich – wenn
ich Sie wäre – das Buch jetzt schon kaufen [denn zu erwarten,
dass es irgendeine deutsche Bibliothek anschafft – da es ja
„dazuhin“ noch auf Italienisch ist – ist supervergebliche
Liebesmüh]; auch wenn ich kein unbedingter Izzo-Fan wäre.

Und auch der Aufbau-Verlag könnte aus seinem


Kiepenheuer-Fonds Edouard Peisson wiederveröffentlichen,
der von selbigem Kiepenheuer in Weimar in der DDR
106

übrigens ziemlich konsequent veröffentlicht wurde (ich


habe eine broschierte 47er Vor-DDR-Ausgabe von „Edgar’s
[!] Reise“ vor mir liegen, die Kiepenheuer damals
immerhin in einer Stückzahl von 10.000 druckte; „Salz
des Meeres“ von 1959 ist gebunden und handlich dünn). In
Frankreich sind diese Bücher übrigens in den schönen
Cahiers Rouge bei Grasset wiederveröffentlicht worden.

© Bernd G. Bauske

Nardini, Stefania: Jean Claude Izzo. Storia di un marsigliese.


2010, 175 S., Perdisa Pop [Gruppo Perdisa/Airplane] (Rumore
bianco), 88-8372-489-5 / 978-88-8372-489-3, ca. EURO 14,00
http://stefanianardini.wordpress.com

Bernd G. Bauske wurde in den frühen 50ern in Süddeutschland


geboren und hat nach der Schule im Rahmen von diversen
Aktivitäten mit allen romanischsprachigen Ländern in Europa zu
tun gehabt. Heute lehrt er unter anderem Romanistische
Linguistik und Übersetzen an der Universität Mainz und
übersetzt zum Beispiel mit Studierenden Jean Amila im
John/Jean Amila Translation Project (erscheinen bei Conte in
Saarbrücken)

****

Kochen ist Krieg – sagt Gregor Weber


Tatort-Kommissar aus dem Saarland lernt kochen und schreibt
ein köstliches Buch über die Spitzen- und Urlaubsgastronomie

Von Detlef Hartlap

Dies ist die Geschichte von einem, der auszog, das Kochen zu
lernen. Das versuchen in jüngerer Zeit viele Leute. Die Flut
der Kochsendungen im Fernsehen leistet in dieser Hinsicht
ganze Arbeit. Bei einem wie Gregor Weber hätte man ohnehin
vermutet, dass sein Eifer mit dem Fernsehen zu tun hat. Gregor
Weber?
Ja, richtig, der sympatisch schusselige Tatortler Stefan
Deininger aus dem Saarland! Vor Jahren spielte er noch das
Greenhorn an der Seite des großen Palü (der auch gern kocht),
heute stellt er einen auch äußerlich stark veränderten
Hauptkommissar dar, der seine Fälle gemeinsam mit dem aus
Bayern importierten Franz Kappl (Maximilian Brückner) löst.
Glaubt man Gregor Weber ist Kochenlernen um Welten
anforderungsreicher als die Aufklärung eines
durchschnittlichen Tatortfalles.
Gregor Weber entschloss sich zu einer Art Gehirnwäsche am
Herd, zum Praktikum im Sterne-Restaurant. Bis zur IHK-Reife
wollte er sich schinden. Woher der Ergeiz?
107

Weil alle in seiner Familie kochen konnten, richtig gut sogar,


nur er nicht. Und weil Schauspieler oft viel Leerlauf zwischen
den Drehterminen überbrücken müssen. So wurde er mit 36 noch
einmal Anfänger, einer, der sich blöd anstellt unter lauter
Profis und manches Anschnauzen in Kauf nehmen muss.
Gregor Webers Heimat, das Saarland, ist nicht schlecht
bestückt mit erstklassigen Restaurants und „Sterne-Kochs“, wie
das in einer seltsamen Wortprägung genannt wird. Von den
weltweit 68 Köchen mit drei Sternen im Michelin kochen allein
zwei an der Saar, Klaus Erfort und Christian Bau.
Bei Bau – im „Schloss Berg“ in Perl-Nennig – stieß Weber auf
zwei übergroß geschriebene Mahnschilder, die vom Geist der
Küchenarbeit und ihrem unerbittlichen Anspruch zeugen: „Klagt
nicht – kämpft.“ Mit drei Ausrufezeichen. Und: „Qualität kommt
von (sich) quälen.“ Nochmal drei Ausrufezeichen. Die Schilder
hängen nah beim Pass. Das ist die Stelle, wo darüber befunden
wird, ob der Teller stimmt – ob Fleisch, Soßen, Beilagen im
erdenklich besten Zustand und im gewünschten schönen
Tellerbild „geschickt“, soll heißen: an den Kunden
weitergegeben werden können.
Auf diesem Niveau genügt ein nicht korrekt gewürfeltes (!)
Stück Tomate, um das Gericht zurückgehen zu lassen. Alles
nochmal neu! Auch das Fleisch. Aber zacki-dalli! Der Warenwert
des verstümperten Tellers ist perdu.
Gregor Weber hat nicht im Saarland gelernt, sondern in Berlin.
Im VAU an der Jägerstraße. Ein Michelin-Stern.
Er hat geputzt, geschnibbelt, gebrutzelt, sich demütigen
lassen und gedacht: Ich schaff’ das nicht bei dem Tempo, in
dieser Qualität. Und dann, eines Tages, passiert es: „Ich sah
und roch Essen von einer Güte und Schönheit, die ich nicht für
möglich gehalten hatte, und mir wurde klar, dass man zu
solcher Meisterschaft nur mit harter Disziplin und viel, viel
Übung kommt.“
Heute denkt er mit immer noch leicht verwundertem Stolz an die
Zeit zurück, als „ich in einer der hundert besten Küchen der
Gault-Millau-Welt geraten“ war. Der von der IHK Berlin
ausgestellte Schein, ein „ordentlich geprüfter Facharbeiter im
Ausbildungsberuf Koch“ zu sein, hängt bei ihm zu Hause in
Gauting bei München an der Wand. Den Kreis der manischen
Highspeed-Jungköche hat er wohlweislich gemieden, obwohl er
sie heute versteht: „Musik- und drogenaffin, bereit, 14
Stunden am Stück hat zu arbeiten, um anschließend genauso hart
zu feiern.“
Kochen, hat Gregor Weber gelernt, ist Krieg. Aber für alle,
die ihn überleben, öffnet sich eine ungeahnte sinnliche Welt.
Spitzenköche verfügen im Gehirn über eine Enzyklopädie von
Aromen, Techniken, Verfahren, von der Millionen Hobbyköche und
auch er, trotz IHK-Schein, nur träumen können.

©: Detlef Hartlap
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Weber, Gregor: Koch ist Krieg! Am Herd mit deutschen


Profiköchen. 2009, 308 S., zahlr. s/w. Fotos, Lesebändchen,
Piper Verlag, 2.492-05293-2 / 978-3-492-05293-1 / K 22 71 70
21, EURO 19,95
www.tatort-fundus.de/web/zeugen/darsteller/w/weber-gregor.html

Der obige Gastbeitrag stammt von Detlef Hartlap, Chefredakteur


von „prisma – Wochenmagazin zur Zeitung“ und ist erstmals dort
in der Ausgabe 49/2009 erschienen.

Ihre Bestellungen der hier vorgestellten Bücher und Hörbücher


bitte an:
Buchhandlung Missing Link / Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka / Buschstr. 14 / D-53113 Bonn
Tel: 0228 – 24 21 383 / Fax: 0228 – 24 21 385
e-mail: mlbonn@t-online.de

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ebenfalls porto- und verpackungskostenfrei!
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sich am Schluß jedes Hinweises befindet – danke.

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