Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
11. Anekdoten
Die Entstehung des Karnevals in der Region um Mechernich
Der Kölner Karneval wurde auf Anregung Heinrich von Wittgenstein 1823 mit einem
„Festordnenden Komitee", ein organisatorischer Rahmen und eine breite Basis
gegeben. Obwohl die neuen Herren im Rheinland, die Preußen, jeder
Vereinsgründung äußerst mißtrauisch gegenüber waren und eine Genehmigung
kaum erteilten, standen sie aus wirtschaftlichen Gründen dem neuen „Festordnenden
Komitee" eher wohlwollend gegenüber. Denn bis 1821 war eine Lustbarkeitsabgabe
für alle Maskierten erhoben worden, die der Armenverwaltung zugute gekommen
war. Mit der zunehmenden Unlust des Maskentragens und der Abschaffung der
Lustbarkeitsabgabe geriet die Armenverwaltung in Finanznöten. Die Situation mißfiel
den städtischen Oberschichten. Sie setzten sich in Berlin für die Wiedereinführung
der Abgabe ein, die am 16. Februar 1823 genehmigt wurde.
Das „Festordnende Komitee" verordnete dem bisher mehr spontanen Karneval feste
Regeln für die Abläufe des Karnevalstreibens, wie Sitzungen, Rosenmontagszug
usw., die zum größten Teil noch heute Gültigkeit haben. Diese neue Art Karneval zu
feiern verbreitete sich über Köln hinaus. Doch ehe dieser junge Karneval bei uns in
der Nordeifel Fuß fassen konnte, vergingen noch viele Jahre. Vorerst feierte man bei
uns noch nach alten Gewohnheiten. Schon zu Weiberfastnacht begann das tolle
Treiben. Dann bestanden die Frauen auf ihrem althergebrachten Recht, allein
ausgehen zu dürfen. In den unmöglichsten Möhnekostümen zogen sie von Haus zu
Haus, nicht um etwas zu heischen, man hatte eher den Eindruck, Einblick in die
Häuser zu halten, in die sie normalerweise nicht kamen. Im Laufe der Jahre
veränderte sich das Verhalten der Möhnegruppen. Sie zogen jetzt nicht mehr von
Haus zu Haus, sondern von Gaststätte zu Gaststätte. Dieser Brauch hat sich in
Mechernich bis in die fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts erhalten. Am
Karnevalsdienstag zogen maskierte Kinder, in Mechernich teilweise noch heute, von
Haus zu Haus und bitten um Gaben, wo sie ihre Lieder singen:
Oder
Faste Fastelovend,
he köt de Fastelovend.
Setz däm Mann ne Stohl da,
op jede Stohl e Kässe,
Appelche, Bierche, Nößje,
eiße kleene Köngde jäen.
He wonnt en joot Mähn,
die os noch jet jövve kann.
E Stöckelche Weck, e Stöckelche Speck, alles,
wat de leeve Jott ze messe hät.
Trotz dieser lobenden Erwähnung in der Lokalpresse darf man nicht vergessen, daß
die damalige Obrigkeit dem Karnevalstreiben trotzdem mißtrauisch gegenüberstand.
So wurden die Polizeibeamten vor dem 1. Weltkrieg (1914) angewiesen, ein scharfes
Auge während der Fastnachtstage darauf zu richten, daß die verbotenen Schiebe-
und Wackeltänze in den hiesigen Lokalen nicht stattfinden. Nicht nur die Wirte,
sondern auch die Vereinsvorstände wurden bei Übertretung des Verbots zur
Rechenschaft gezogen.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges (1914-1918) wurde behördlicherseits jeglichem
Karnevalstreiben Einhalt geboten. Trotzdem war man bei der Regierung nicht sicher,
ob sich bei der bekannten rheinischen Frohnatur der Karnevalsvirus doch noch
entzünden könnte. Zur Vorsicht erließ der Kommandierende General des VIII.
Armeekorps, von Ploetz, dem unser Gebiet unterstand, für den Zeitraum vom 11. bis
17. Februar 1915 ein weiteres Verbot gegen das Karnevalstreiben. Danach war in
diesen Tagen sogar der Ausschank von Branntwein (Spirituosen) jeglicher Art in
allen Wirtschaftsbetrieben untersagt.
Nach Beendigung des 1. Weltkrieges (11. November 1918) und der Besetzung der
linksrheinischen Gebiete durch Engländer, Franzosen und Amerikaner stand dem
überwiegenden Teil der Bevölkerung durch Trauer um den Verlust von Angehörigen
und der zunehmenden Verteuerung der Lebenshaltungskosten nicht der Sinn nach
Karnevalstreiben. Außerdem hätten die Alliierten drei Monate nach der Besetzung
unseres Gebietes aus Sicherheitsgründen einen organisierten Karneval für 1919
nicht gestattet.
1920 erließ der Oberpräsident der Rheinprovinz über die Regierungspräsidenten
eine Verordnung, jede karnevalistische Feier einzuschränken. Es ist anzunehmen,
daß die Verordnung von den Besatzungsbehörden ausging, denn im unbesetzten
Gebiet, nicht weit von Mechernich, in Honnef, Königswinter usw. reihte sich ein
Karnevalstreiben an das andere, wie die Presse berichtete.
Bis 1925 erfolgten dann Jahr für Jahr neue Anordnungen der Bezirksregierungen
oder der preußischen Staatsregierung (1922), die das Karnevalstreiben weiterhin
einschränkten oder verboten. Auch die katholische Kirche sparte nicht mit
Mahnungen. Kardinal und Erzbischof Schulte, Köln, begann 1924 sein in dem
kirchlichenAnzeiger veröffentlichten Mahnbrief mit dem Satz: „Es berühren mich
schmerzlich die Mitteilungen von vielfältigen Bestrebungen, den Karneval, der seit
zehn Jahren unter dem Ernst der Lebensnot zu Grabe getragen, wieder aufleben zu
lassen."
Erst 1926 versuchte man wieder, zaghaft an das seit 1914 erloschene
Karnevalstreiben anzuknüpfen. So auch in Mechernich. Wenn auch der
Sitzungskarneval und der Umzug fehlte, so zeigte sich in den Sälen und Gaststätten
wieder Karnevalstrubel. 1929 zog wieder ein Karnevalszug durch die Straßen von
Mechernich. Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Notlage kam dieser Neuanfang
wieder zum Erliegen. Daran änderte auch nichts die einberufene Versammlung der
„Großen Mechemicher" am 19. Februar 1930 im Lokal Traber. Denn in einer Zeit, wo
die Anzahl der Arbeitslosen am Bleiberg immer größer wurde, wo das Leben
eigentlich keine Freude mehr machte und der Sinn des Sprüchleins „Es ist eine Lust
zu leben!" ins Gegenteil verkehrt und nur noch ironisch aufzufassen war, hatte der
Karneval nur wenige Anhänger.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Der Karneval in Mechernich im Nationalsozialismus bis 1945
Wie in vielen anderen Orten auch, waren es ausgerechnet die Nationalsozialisten,
die 1934 in Mechernich nach dem Motto „Lachende Menschen fragen nicht viel" den
Karneval wieder belebten. Am 14. Januar 1934 fand wieder eine Gala-Sitzung der
„Großen Mechemicher" statt und mit tatkräftiger Unterstützung der Ortsvereine
konnte wieder ein Karnevalszug durch die Straßen von Mechernich ziehen. Sechs
Wagen und viele Fußgruppen erfreuten die Narren am Straßenrand.
Aufgrund der Rückgliederung des Saargebietes an das damalige Deutsche Reich
stand 1935 der Rosenmontagszug in Mechernich unter dem Motto: „Ajuja - de
Saarländer sen do." Der 1. Fußballklub 21 aus Roggendorf/Mechernich stellte die
Prinzengarde „Rot-Weiß" und der Vorsitzende des Fußballklubs 21, Otto Schlemmer,
herrschte als Prinz Otto I., über die Mechernicher Narren.
Aus dem gleichen Jahr ist uns erstmals eine Schlüsselübergabe auf der
Rathaustreppe zwischen der „Großen Mechernicher" und Bürgermeister Zander
bildlich und schriftlich überliefert.
In den Jahren 1936 bis 1939 hatte die TuS die Organisation des Mechernicher
Karnevals übernommen. Sie verlegte auch erstmals den Rosenmontagszug auf den
Karnevalssonntag. Warum die „Große Mechernicher" in diesen Jahren nicht als
Ausrichter in Erscheinung trat, sondern in eine Statistenrolle gedrängt wurde, konnte
nicht aufgehellt werden. Unerwartet und etwas ganz Neues war 1936 der Auftritt
einer weiblichen Prinzengarde, die von den Damen der TuS gestellt wurde. 1938
stellte die TuS mit ihrem Vorsitzenden Peter Schümchen den Karnevalsprinzen. Im
Saal Mahlberg, Bahnstraße, heute Standort Apotheke Sauerbier, wurde die von der
TuS organisierte Sitzung abgehalten. Hier trat auch zum ersten Mal der
Jungkarnevalist Toni Hack, später als Mitglied der „Bleiklötz" bekannt, als
Büttenredner auf.
Bemerkenswert ist, wie man in den dreißiger Jahren das Wurfmaterial für den
Karnevalszug aufbereitete. Um die Anschaffungskosten so niedrig wie möglich zu
halten, wurden die Bonbons ohne Umhüllung eingekauft. Dazu erwarb man ein paar
Bogen Spezialpapier und dann ging es nach Weihnachten im Haus von Martin
Conrads los. Die Papierbogen wurden in kleine Streifen geschnitten und um die
Bonbons gewickelt. Der Zeitzeuge Günter Conrads kann sich noch gut daran
erinnern, wie sie als Kinder Abend für Abend mithelfen mußten, die Bonbons
einzuwickeln.
Die herausragenste Persönlichkeit als Büttenredner im Mechernicher Karneval
während der dreißiger Jahre war der Heimatdichter Severin Kirfel. Mit Beginn des 2.
Weltkrieges (1.9.1939) erloschen sämtliche Karnevalsdarbietungen für fast zehn
Jahre.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges (8.5.1945) stand dem überwiegenden Teil der
Menschen nicht der Sinn nach Karneval. Die Bevölkerung durchlebte schon seit
Jahren eine Fastenzeit, intensiver als es je eine kirchliche Fastenverordnung getan
hätte.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Der Karneval in Mechernich in der Nachkriegszeit bis 1960
Ab 1946 begann sich hier und da der Karnevalsbazillus wieder zu regen. Wenn auch
noch nicht in organisierter Form, so feierte man trotz oder gerade weil es den
Menschen noch nicht gut ging, wieder Karneval. Die Jugend forderte ihr Recht auf
Lebensfreude über alle Bedenken und Einwände hinweg. Der Karneval war zwar
nicht so groß und prunkvoll wie in der heutigen Zeit, aber die Menschen konnten sich
damals auch an einfachen Dingen erfreuen. Man sang das schöne Lied: „Et Päckche
us Amerika, dat j ed Wauch köt von Ohm an Tant" und trank seinen geliebten „Knolly
Brandy" (selbst gebrannt aus Zuckerrüben), diesen treuen, aber traurigen Begleiter
jener Zeit.
Ende November 1946 organisierte der durch Kriegswirren von Köln nach Mechernich
verzogene Hans Baer im Kinosaal Stahl, Bergstraße, eine Karnevalssitzung mit
Kölner Kräften. Die Kölner brachten Elfenrat und Sitzungspräsident selber mit. Unter
den Auftretenden auch die berühmten „4 Botze", die aber nur mit 3 Botzen
(Mitgliedern) anwesend waren, da die vierte Botz sich noch in Kriegsgefangenschaft
befand. Als einziger Mechernicher wirkte bei der Sitzung Kasimir Schnöder mit.
1947 brachte die TuS mit einer Aktion Karnevalsstimmung nach Mechernich. Die
Damenhandballmannschaft und die Fußballspieler begaben sich nach Satzvey, wo
sie den Zug in Richtung Mechernich bestiegen. Inzwischen bunt kostümiert, wurden
sie am Mechernicher Bahnhof herzlich empfangen und in einem kleinen
Karnevalszug zum Eifelstadion geleitet, wo weitere humorvolle sportliche Einlagen
geboten wurden.
Unter Federführung der Motorsportfreunde im ADAC, Mechernich, wurde 1948 im
erhaltenen kleinen Saal Hotel Bleiberg, Friedrich-Wilhelm-Straße, eine
karnevalistische Sitzung abgehalten. Diesmal waren die „4 Botze" wieder vollzählig
beim Auftritt. Bei dieser Veranstaltung wurde für das Gesangsduo Gebrüder Hack,
begleitet von Rainer Sahnon, durch Musikdirektor Heinrich Weiler, Dirigent des MGV
Mechemich, der Künstlername„Bleiklötz" aus der Taufe gehoben.
Nach der Währungsreform (20.6.1948) und der damit verbundenen Normalisierung
des täglichen Lebens, begann sich auch in Mechernich der organisierte Karneval neu
zu formieren. Die „Große Mechernicher Karnevalsgesellschaft", 1. Vorsitzender Dr.
Sprothen, trat wieder mit ihren Veranstaltungen, diesmal optisch verstärkt durch ihre
„Blau-Weiße Garde", vor das närrische Publikum.
In der Session 1949/1950 stellte sie mit ihrem Präsidenten Werner Kirfel als Werner
I. den ersten Karnevalsprinzen nach dem 2. Weltkrieg. Ihm folgten in der
Prinzenwürde Josef Kleemann und 1954 als letzter Karnevalsprinz der „Großen
Mechernicher", Hubert 1. (Hubert Schomer). Im gleichen Jahr wurde erstmals ein
Kinderprinz, Heiner 1. (Heiner Birken), proklamiert.
Am 12. November 1949 erklang in der Prunksitzung zum ersten Mal der von
Musikdirektor Heinrich Weiler, Kommern, Dirigent des Mechernicher
Männergesangvereins, komponierte Büttenmarsch der „Großen Mechernicher."
1950 auf Rosenmontag veranstaltete man die erste Kindersitzung in Mechernich.
Präsident Werner Kirfel stellte im gleichen Jahr sein Amt wegen Wohnungswechsel
zur Verfügung. Nachfolger wurde Karl-Heinz Pfeil, der 1952 wegen berufsbedingter
Versetzung sein Amt ebenfalls zur Verfügung stellte. Ihm folgten im Amt Franz
Wilhelm 1952/53 und ab 1953 Theo Koch.
gingen trotzdem wie eh und jeh ihrem Urinstinkt nach. Ihr persönlicher Freiheitsdrang
ist so ausgeprägt, daß man sie kaum organisieren kann, da sie kaum eine Führung
dulden und jede nach dem ungeschminkten Gesetz der weiblichen Demokratie
immer nur das macht was sie will. Tagsüber sieht man sie noch als fleißige
Hausfrauen, Mütter und Großmütter, aber abends steigt dann der Auftakt zu einer
karnevalistischen Wallfahrt durch sämtliche Lokale, um da hängen zu bleiben, wo es
am fröhlichsten zugeht. Bei solchen Müttern ist es dann auch nicht verwunderlich,
wenn schon die Kinder, kaum daß sie laufen können, das gleiche Fieber bekommen.
Sie sind somit die Garanten des närrischen Treibens der Zukunft. Da diese Art, die
närrische Zeit in Mechernich zu gestalten auf die Dauer nicht tragbar und für das
karnevalistische Brauchtum nicht förderlich war, mußte etwas geschehen. Aber es
sollte noch sechs Jahre dauern, bis es soweit war.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Die Gründung des Festausschuss Mechernicher Karneval 1960 e.V.
Die noch fehlenden Vertreter der anderen Ortsvereine wurden dem Festausschuß
nachträglich gemeldet.
An Hand der aufgeführten Namensliste ist zu ersehen, daß einige Vereinsvertreter
auch im Vorstand des Festausschusses vertreten waren, was sich in der Wahl zum
Elferrat wiederholte.
In den Elferrat wurden gewählt:
1. Dr. Egon Wegmann
2. Heinz Mayer
3. Wilhelm Wolber
4. Horst Kluge
5. Johann Michels
6. Servatius Stoffels
7. Hubert Schmitz
8. Franz Schäfer
9. Josef Schommer
10. Theo Sechtem
11. Peter Mauel
12. Albert Reuter
13. Leo Flink
14. Rolf Buchheld
15. Johann Kuck
16. Franz-Josef Boeder
17. Karl-Heinz Sanden
Der Leser wird sich beim Betrachten der Namensliste verwundert fragen, warum 17
Mitglieder, wo doch die Bezeichnung Elferrat (11) die Anzahl der Mitglieder schon
genau festlegt. In diesem Fall hatte man mit Absicht eine so starke Besetzung
gewählt, um vorsorglich eine beruhigende Reservebank zur Verfügung zu haben. Als
Betreuer des Elfenrates wurde Josef Kündgen nominiert, womit die Betreuung in
guten Händen lag.
Für den großen „Rat", das ist die Bezeichnung für
die aktiv mitarbeitenden Karnevalisten, sagten
etwa 30 Männer ihre Mitarbeit zu. Das
vorbereitende Gremium für alle Veranstaltungen
ist der „kleine Rat“
Nach den Wahlgängen bedankte sich Dr. Egon
Wegmann für das entgegengebrachte Vertrauen
zur Wahl zum 1. Vorsitzenden und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß die Anfangsbegeisterung
beständigen Charakter haben möge.
Nach der Wortübergabe an Heinz Mayer
überraschte dieser die Anwesenden mit der
Mitteilung, daß man trotz der schon
fortgeschrittenen Karnevalssession für den 18.
Februar 1960 die erste Galasitzung des neuen
Festausschusses geplant habe. Das war nicht nur
eine Meisterleistung der Organisation in dieser
äußerst kurzen Zeit, sondern auch eine Sensation
für die Versammlung. Gute Beziehungen zu den
Spitzenkräften des rheinischen Humors und das
Ausweichen auf den ungünstigen Donnerstag,
wegen der schon bestehenden Auftrittstermine
der Spitzenkräfte, machten diese kurzfristig
angesagte Galasitzung möglich. Die Saalfrage
war dank des Entgegenkommens von Peter Stahl
(Kinosaal) schnell geklärt. Mit allgemeiner Zustimmung setzte man den Eintrittspreis
auf 2,50 DM fest.
Man hatte mit Absicht diesen niedrigen Eintrittspreis für den Anfang festgesetzt, der
sicher ein Risiko in Gegenüberstellung zu den bevorstehenden Auslagen war, aber
man sagte sich, daß ein volles Haus mit niedrigen Eintrittspreisen immer noch besser
sei als ein leeres. Hinzu kam noch, daß sich eine größere Anzahl Mechernicher
Geschäftsleute anboten, zur Unkostendeckung Werbeanzeigen anzubieten. Dadurch
konnte der Festausschuß sogar ein Programm in Druck geben, daß als
Postwurfsendung in alle Haushaltungen versandt wurde und die Bevölkerung mit den
Einzelheiten der Galasitzung vertraut machte.
Das Zustandekommen der neuen Planung, war in erster Linie allen anwesenden
Vereinsvertretern zu verdanken, die großes Verständnis zeigten. Unter den
Anwesenden wurde nun im Interesse des Mechernicher Karnevals einstimmig
folgender Beschluß gefaßt: „ Um im Interesse der Allgemeinheit des Ortes, einen
reibungslosen Ablauf von Veranstaltungen zu gewährleisten, werden alle Vereine
ersucht in der Karnevalssession keine konkurrierende Nebenveranstaltungen
abzuhalten. Das bezieht sich aber nicht auf interne Vereinszusammenkünfte unter
Ausschluß der Öffentlichkeit."
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Das Vereinsleben beginnt
Mit diesem für den neuen „Festausschuß Mechernicher Karneval" geschlossenen
Nicht-Angriffspakt für die Zeit vom 11.11. bis zum Aschermittwoch bot er Zeit und
Raum für eine freie Entfaltung des Narrenregimes.
Die erste Sitzung des neugegründeten Festausschusses Mechernicher Karneval im
Kinosaal Peter Stahl übertraf selbst die Erwartungen der kühnsten Optimisten der
närrischen Zunft. Obwohl der Beginn der Veranstaltung auf 20,11 Uhr festgelegt war,
stauten sich schon um 19,00 Uhr die Besucher an der Kinokasse. Mechernich glich
zu dieser Zeit einer Sternwanderung von jahrelang entwöhnten Narrenanhängern in
Richtung Kinosaal. Selbst von auswärts kamen sie mit Omnibussen. Jeder Besucher
erhielt beim Eintritt zur eigenen Kostümierung ein buntes Papierhütchen als Dank
des Festausschusses für seinen Besuch.
Wer aber glaubte, an diesem Abend an der Kasse noch eine Eintrittskarte zu
erhalten, der mußte enttäuscht feststellen, daß da nichts mehr zu holen war. Die
Eintrittskarten waren schon im Vorverkauf restlos ausverkauft gewesen.
Vorsorglich hatte der Gastwirt Peter Ruroth, der parallellaufend mit der Sitzung den
Lokalbetrieb aufrecht hielt, im Lokal eine Lautsprecheranlage installiert, an der man
den Verlauf der Sitzung verfolgen konnte, wenn man sie schon nicht sehen konnte.
Begleitet von den Klängen der Bergkapelle unter Leitung von Peter Krupp (in den
folgenden Jahren irrtümlich als Hauskapelle bezeichnet), glich der Einmarsch des
Elfenrates an diesem Abend dem Einzug der Gladiatoren im alten Rom. Die
Bühnenseite des Saales war mit dem großen Mechernicher Ortswappen
geschmückt, unter dem der Elfenrat mit seinem Präsidenten Heinz Mayer Platz
nahm. Der 1. Vorsitzende des Festausschusses, Dr. Egon Wegmann, fand zu Beginn
der Sitzung herzliche Worte der Begrüßung für die Anwesenden, er hob besonders
die Anwesenheit der Pfarrgeistlichkeit und Behördenvertreter hervor. Dann übergab
er das Zepter an den Präsidenten des Elfenrates. Der versprach allen für den Abend
viel Freude. Unter seiner bewährten Regie rollte dann Schlag auf Schlag ein
Programm ab, das kein Auge trocken ließ. Als erster Büttenredner und Eisbrecher
erschien Gerd Wiesner (Horrem) als „ne verdötschte Reisende." Ihm folgte Matthias
Breuer (Strempt) als „ne Jeflappte." Kaum hatte Herold Henny Vollmer ihn
hinausgeleitet, erschienen die „Blötschköpp", von Funk und Fernsehen als Carl-Trio
bekannt. Ihre Darbietung wurde mit einer Rakete belohnt.
Ihnen folgte die Ehrengarde der Euskirchener Narrenzunft, die mit ihrem Tanzkorps
auftrat. Die schmucken Gardisten in ihren Uniformen und das Tanzmariechen Verena
Franz mit Tanzoffizier Helmut Wiesbaum sorgten für ein farbenprächtiges Bild. Die
Garde löste mit ihrem Degentanz ein begeistertes Echo aus. Die Ehrengarde wurde
mit einem begeisterten Klatschmarsch verabschiedet.
Es folgte Franz Unrein (Köln) als „Schütze Bumm", der schon in seiner Ausrüstung
die Narren zum Lachen anregte. Auch Toni Geller (Köln) als „Weltverbesserer" hatte
die Lacher auf seiner Seite. Ihm folgten Helmut Wiesbaum und Reinhild Haustein
(Euskirchen) als zwei „alte Kameraden", die unter den Klängen des Liedes einen
urkomischen Marsch auf das Parkett legten.
Dann kamen als einheimische Kräfte die Gebrüder Hack, die „Bleiklötz", die mit Anni
Vimich als Begleitung eine begeisternde Parodie nach der anderen brachten. Sie
mußten sich durch den starken Beifall immer wieder zu Zugaben bereitfinden.
Ihnen folgte das Tanzkorps der Erfttalgesellschaft Euskirchen. Nachdem die
Kommandantin die weibliche Garde dem Präsidenten gemeldet hatte, zeigten die
acht jungen Damen was sie konnten. In farbenprächtigen Kostümen wirbelten sie
über die Bühne. Ihnen folgte der Tanzoffizier mit seinem Mariechen. Fast orkanartig
rauschte im Saal der Beifall auf, als die Vorführung endete. Dem Tanzkorps folgten
„Dill und Dopp" (Siegburg), die mit ihren Parodien wieder Beifall hervorriefen. Ihre
Einfälle glänzten durch eine hervorragende Mimik.
Zum Schluß erschien Willi Dederichs (Zülpich) mit einer sehr spritzigen Rede. Seine
Reise- und Militärerlebnisse waren köstlich. Auch ihn zwang das Publikum zu einer
Zugabe, was bei Rednern nicht üblich ist. Anschließend bedankte sich Dr. Wegmann
herzlich für die Aufmerksamkeit der Zuhörer, die durch ihren Beifall gezeigt hätten,
daß ihnen die Sitzung gefallen habe. Präsident Heinz Mayer, erfreut über den Erfolg
der ersten Sitzung, teilte noch mit, daß der Festausschuß am Kamevalssonntag, 28.
Februar 1960, eine große Kindersitzung veranstalten wolle, dem sich ein Kinderzug
anschließen soll. Er bat für diese Kindersitzung um eine Spendensammlung, die rund
160,- DM erbrachte.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Der Festausschuss entwickelt sich
die sich mit der Einstudierung Mühe gegeben hatten, wurden für ihre Arbeit reichlich
belohnt. Der Elferrat des Festausschusses mit seinem Präsidenten Heinz Mayer und
der 1. Vorsitzende Dr. Wegmann waren zu der Kindersitzung erschienen. Beide
wechselten sich in der Ansage ab.
Zwei Stunden lang rollte ein Programm ab, das die kleinen Besucher zu
Beifallsstürmen hinriss. In bunter Folge wechselten Büttenreden, Gesangsvorträge
und tänzerische Darbietungen einander ab. Die Kinder gaben ihr Bestes. Ein Trunk
Apfelsaft, ein Orden und für manchen ein schönes Geschenk belohnten sie für ihre
Mühen. Die Zuhörer sparten nicht mit Beifall. Vom Festausschuß erhielt jedes Kind
noch eine Tüte mit Bonbons.
Es mögen über 2000 Erwachsene gewesen sein, die sich nach der Kindersitzung am
Rathausplatz und in den Straßen aufstellten, um den Kinderzug zu sehen. Bei
herrlichem Frühlingswetter ging der Zug um 15 Uhr vom Rathausplatz ab und zog
über die Bergstraße, Arenbergerstraße, Bahnstraße, Turmhofstraße, Rathergasse,
Weierstraße wieder zum Rathausplatz. Als Motto hatte man „ Wir fördern nicht mehr
Silber und Blei, wir fördern die Narretei" gewählt.
Der erste Wagen „Alle unter einem Hut" deutete an, daß bei einem richtigen
Fastelovend alle mitmachen müßten. Ihm folgte eine Fußgruppe in bunten
Kostümen. Die zweite Gruppe stellte eine Hexenküche dar, gefolgt vom
Mechernicher Sportverein und dem Elfenrat. Eine große Fußgruppe, die von einem
Modell der „Kanone von morgen" angeführt wurde, schloß sich an. Besonders
originell wiesen die Kinder auf die in Mechernich fehlende Badeanstalt hin, die sie
durch eine Badewanne zu ersetzen wußten.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Resümee zur Gründung und Fortbestehen
Mit Absicht wurde die Berichterstattung so ausführlich über den ersten Lebensmonat
des Säuglings Festausschuß gewählt. Der neue „Festausschuß Mechernicher
Karneval" hatte seine Bewährungsprobe bestanden und hat gezeigt, wenn alle
(Vereine) unter einem Hut, diesmal war es die Narrenkappe, zusammen arbeiten,
läßt sich viel erreichen. Daß die Bevölkerung Mechernichs in den Festausschuß alle
ihre Hoffnungen setzte, zeigte ein unerwarteter Spendenerfolg. Dieses Geld, so Dr.
Wegmann zur Presse, sei als Grundkapital zur Programmgestaltung der Session
1960/61 reserviert.
Wie rasant die Neugründung sich vollzogen hatte, ist auch daraus ersichtlich, daß
man erst in der Mitgliedsversammlung am 21. Mai 1960 im Lokal Nolden,
Heerstraße, Zeit fand, eine Vereinssatzung zu verabschieden. Nunmehr stand einer
Eintragung in das Vereinsregister nichts mehr im Wege.
Der Präsident des Elferates, Heinz Mayer, gab dann einen Rückblick auf die dem
Festausschuß nur zur Verfügung gestandene Zeit von fünf Wochen in der
vergangenen Session. Besonderer Dank galt Erich Fischer, Johann Michels und
Theo Sechtem für ihren Einsatz, der zum Erfolg der Kindersitzung und des
Kinderzuges geführt hatte, sowie den unsichtbaren Helfern, Erich Fischer, Leo Flink,
Richard Husch, Nikolaus Kämmerling, Josef Kündgen, Bernd Richarz, Karl-Heinz
Sanden, Peter Salmon, Josef Schommer und Hubert Tümmler, ohne die keine
Veranstaltung möglich wäre.
Von einigen Mitgliedern wurde angeregt, auch den einheimischen Karnevalskräften
eine Chance zu geben und sie in die kommenden Veranstaltungen mit
einzugliedern. In dem folgenden offenen Brief (Sessionsheft 1960/61) wirbt der
Festausschuß um die Mechernicher Karnevalisten:
An die einheimischen Karnevalisten!
Der Festausschuß möchte den rheinischen Karneval als Volksbrauchtum fördern,
wobei uns der heimische Karneval ein besonderes Herzensanliegen ist. Wir wissen,
daß in unserem Ort Karnevalisten beheimatet sind, die in der Vergangenheit mit
großartigen Leistungen viele Menschen erfreut haben. Leider stehen heute noch
viele abseits, und wir möchten Sie, die örtlichen Karnevalisten bitten, helft durch
Euer Mitwirken mit im Karneval, daß uns das „ Lokalkolorit" erhalten bleibt. Wir
freuen uns über jeden, der mit guten Leistungen als Redner oder Sänger den
Mechernicher Karneval fördert und sagen schon heute herzlich willkommen.
Mechernich Alaaf
Festausschuß Mechernicher Karneval
Der Vorstand
Zusätzlich zu dem offenen Brief hatte man nach Aussage von Heinz Mayer auch
etwa 30 Altkarnevalisten zu einer Besprechung eingeladen, aber nur sieben
Personen waren erschienen. Warum standen Mechernichs Karnevalisten, im
Gegensatz zur übrigen Bevölkerung, dem Festausschuß so distanziert gegenüber?
Hatte es bei den Verantwortlichen am richtigen Fingerspitzengefühl in Bezug auf die
Altkarnevalisten gefehlt, oder war man sofort in die Vollen gegangen und hatte von
Anfang an nur auf die Karnevalisten aus den rheinischen Hochburgen gesetzt? Diese
Frage stellt sich dem Bearbeiter, wenn man die Vorankündigungen zu den Sitzungen
1960 und der Session 1960/61 liest. Sie strotzen nur so von Namen rheinischer
Spitzenkräfte des Karnevals, aber kein Mechernicher Karnevalist wird im Programm
angekündigt.
Diese Bemühen, den einheimischen Karnevalsfreunden nur das beste an Rednern
und Sängern, das durch Funk und Fernsehen bekannt war, anzubieten, sollte sich in
den späteren Jahren als eine starke finanzielle Belastung für den Festausschuß
erweisen.
Aber was noch schlimmer war, durch diese auswärtigen Verpflichtungen ging der
„Lokalkolorit" verloren, der früher eine der Attraktionen im Mechernicher
Sitzungskarneval gewesen war. Welche Quellen blieben da ungenutzt. In den letzten
Jahren hätte in einigen Sessionen allein das Verhalten des Stadtrats und der
Verwaltung ausgereicht und genügend Munition geliefert, ohne noch auf die kleinen
Episoden des alltäglichen Lebens zurückzugreifen.
Quelle: Festheft 40jähriges Vereinsjubiläum, Anton Könen, Mechernich
Gruppen und Personen im Mechernicher Karneval
In diesem Abschnitt der Chronik wird über Gruppen und Personen berichtet, die über
Jahrzehnte im Sitzungs- und Straßenkarneval aktiv waren, oder kometenhaft am
närrischen Himmel emporstiegen und den Mechernicher Karneval über die Ortsgrenze
hinaus bekannt machten wie
Stump on Stümpche
Innerhalb weniger Monate wurden sie im
rheinischen Karneval ein Begriff. In der Maske
von „Stump on Stümpche" hatten die beiden
Mechernicher, Eugen Kratz und Karl-Heinz
Papenkort, Mitglieder des Festausschusses, in
der Session 1974/75 einen kometenhaften
Aufstieg. Ihre Erfolgsbilanz: vier
Rundfunksendungen und ein Auftritt in der
großen Fernsehsitzung des Festkomitees Kölner
Karneval.
100 Jahre wie sein Vater oder sogar 105 Jahre wie sein Onkel wollte er werden, aber
ein Höherer hat ihm den Heroldsstab aus der Hand genommen. Er wird wohl nicht nur
bei den Mechernicher Karnevalisten in liebenswerter Erinnerung bleiben.
Erich Fischer
Der Frankfurter Vollblutkarnevalist kam 1958 aus beruflichen Gründen nach
Mechernich. Die närrische Begeisterung wurde ihm von seinem Vater in die Wiege
gelegt, der 1902 die Karnevalsgesellschaft „Frankfurt 02" gründete. Nach dem 2.
Weltkrieg stieg Erich Fischer schnell auf der Karriereleiter hoch. Er wurde in den
Großen Rat des Frankfurter Karnevals berufen, dem 36 Vereine angehörten. Von
1954 bis zu seinem Umzug im Jahre 1958 war er Zugleiter der großen Frankfurter
Karnevalszüge. Im Zug liefen jedes Jahr etwa acht Wagen mit, deren Figuren Erich
Fischer entworfen hatte. Die Malerei war sein Hobby und er wäre gerne
Bühnenbildner geworden. Doch weil seinen Eltern damals die finanziellen Mittel für
eine derartige Ausbildung fehlten, wurde er Elektriker. Als Erich Fischer nach
Mechernich zog, war ihm der Ruf als Vollblutkarnevalist vorausgeeilt. Deshalb war es
auch nicht verwunderlich, daß er zu den Mitbegründern des Festausschusses im
Jahre 1960 gehörte. Der damalige Chronist schrieb: „Fischer besitzt schon soviel
Orden, daß er die noch undekorierten Herren des Festausschusses alle mit
genügend Orden versorgen könnte."
Er organisierte die ersten Kinderzüge sowie die ersten Kindersitzungen. Alle
Bühnenbilder der Prunk-Sitzungen stammten aus seiner Feder sowie unzählige
Entwürfe von Karnevalswagen. Der Gründungsorden des Festausschusses
Mechernicher Karneval und sämtliche Zeichnungen und Fotomontagen in den
Sessionsheften waren auch sein Werk. Große Erfolge verzeichnete Erich Fischer auch
mit dem Mechernicher Herrenballett, das damals von Mitgliedern der Euskirchener
Narrenzunft trainiert wurde. Als Gegenleistung gestaltete er drei Jahre lang das
Bühnenbild für die Sitzungen der Narrenzunft. Auch zeichnete er für Karnevalisten in
den Außenorten. Höhepunkt seiner karnevalistischen Laufbahn war seine Berufung
nach Köln. Seit 1982 entwarf und gestaltete er für den Klub der Kölner Karnevalisten
(KKK) im Satory-Saal das Bühnenbild. 1984 wurde das Bühnenbild „Ene Besuch ein
Zoo", das 24 mal acht Meter groß war, von ihm für den KKK in monatelanger Arbeit
geschaffen. Der wertvollste Orden, der ihm verliehen wurde, war der
„Flammenorden", die zweithöchste Auszeichnung der Karnevalisten in Hessen. Auch
ihm hat unser Schöpfer allzu früh den Pinsel aus der Hand genommen.
Gruppe Hack
Über 25 Jahre Zugteilnahme und jedes Jahr ein neues Motto mit neuen Kostümen,
sind es wert, daß man sich ihrer erinnert. Oft noch während des Kamevalszuges
wurde bei Sofie und Toni Hack, den Gründern der Gruppe, schon die neue Motividee
für den nächsten Karnevalszug geboren. Dann ging es nach Karneval in der Gruppe,
die sich aus Karnevalsbegeisterten aus Mechernich, Gehn, Harzheim, Hostel und
Godesberg zusammensetzte, an die Planung. Ob nun als Kosaken, Römer,
Holländer, Schwarzwälder, Mexikaner, Märchenfiguren, um nur einige zu nennen,
immer wieder war die Gruppe in ihrer geschlossenen Kostümierung ein Farbtupfer im
Mechernicher Karnevalszug. Schon seit Beginn der Kinderkarnevalszügen war die
Gruppe dabei. In den ersten Jahren bestand der Motivwagen/wägelchen noch aus
einem vierrädigen Handwagen, der von Muskelkraft gezogen wurde. Später war es
dann eine mit zwei Pferden bespannte Kutsche. In den Anfangsjahren, als die Gruppe
nur aus ein paar Personen bestand, mußte man sich mit der Gestaltung des
Motivwägelchen bescheiden geben und das nehmen, was Haus und Haushalt
hergab. So wurde zum Beispiel bei der Darstellung „Die Sootmarine von der Ley", die
eigene „Zenkbött" als Schiffsersatz auf den Handwagen montiert. Freitags hatte
Familie Hack noch in der „Zenkbött" ihr wöchentliches Baderitual vorgenommen und
samstags bohrte Kurt Schlimper dann ein Loch in den Boden der Wanne, wo der
Mast mit den Segeln eingelassen wurde. So etwas ist nur möglich, wenn die Spaß an
der Freud alle etwaigen Bedenken überwiegt. Sofie Hack betätigte sich auch noch als
Zuschneiderin für die gesamte Gruppe und nähte den größten Teil der Kostüme selbst.
Aus gesundheitlichen Gründen der Initiatoren mußte nach über 25 Jahren die Gruppe
ihre Teilnahme am Karnevalszug einstellen.
Nach wie vor bereiten sie den Besuchern der Kindersitzung Spaß und bringen sie
zum Lachen. Besonders die Kleinen freuen sich jedesmal über den Auftritt der
Clowns. Durch Auftritte in auswärtigen Kindersitzungen sind die Clowns auch über
die Grenzen Mechernichs hinaus bekannt. Auch die Teilnahme am Karnevalszug in
Mechernich und seit vielen Jahren auch in Kommern läßt die Tradition der Clowns
weiterleben! Freunde und Bekannte gehen immer wieder gerne mit. Von den
„Urclowns" war außerdem bis vor ein paar Jahren noch Bernd Richartz alljährlich im
Umzug anzutreffen als der Mann mit dem „Blömche."
Die Rentnerband
Zu den unsichtbaren aber tatkräftigen „Heinzelmännchen" im Festausschuß gehörte
die „Rentnerband", die jahrzehntelang Bestand hatte. Wer oder was war die
Rentnerband? Bei der Rentnerband handelte es sich, wie der Namen es schon
andeutete, überwiegend um Männer im rentenfähigen Alter. Den Namen hatte ihr der
damalige Zugleiter Karl-Heinz Schwinning verpaßt. Korrekt wäre die Bezeichnung
„Wagenbaugruppe" gewesen, denn sie waren es, die Prinzen-, Komitee- und
Prunkwagen für den Karnevalszug bauten. In den Anfangsjahren wurden die Wagen
in einer Halle auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Produktenhandlung von Paul
Esser (Strühpauls), heute Standort Extra-Markt, gebaut. Je nach Witterung war der
Aufenthalt dort nicht immer angenehm. Die Rentnerband war dann froh, als sie Ende
der sechsziger Jahre in das neu erbaute Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr
übersiedeln konnte. Jetziger Standort der Wagenbauer ist der Bauhof der Stadt
Mechernich. Aber auch dort können Wagen nur bis zu einer Höhe von 3,70 Meter
gebaut werden. Neben der Arbeit ist beim Wagenbau der Humor Trumpf. Während der
Herrichtung der Wagen erlebt man häufig mehr Spaß, als wenn man selbst am Zug
teilnehmen würde. Einen Nachteil hatten die Mitglieder der Gruppe doch, sie waren
extrem gesundheitsgefährdet, besonders was die Leber anbetraf. Denn mancher
Auftraggeber eines Wagens stiftete für die ehrenamtliche Arbeit soviel „Schabau",
dass, wenn man ihn alle getrunken hätte, man lebensgefährlich erkrankt wäre. In
einem solchen Falle wurde mit dem Rest vom „Schabau" die Farbe verdünnt. Man
wollte ja die Wagenübergabe noch sehend miterleben. Im Jahre 1980 gehörten der
Rentnerband Henny Vollmer, Servatius Stoffels, Peter Steffens, Hubert Scheidweiler,
Ewald Hansen, Heinz Engel, Ernst van Bonn, Peter Bädorf, Bert Hochgürtel und
Frank Steinhausen sowie ihr Chef Karl-Heinz Schwinning an. Da durch den
natürlichen Abgang der Bestand der Rentnerband nicht mehr gewährleistet war, hat
der Festausschuß eine neue Wagenbau-Arbeitsgruppe gebildet.
Anekdoten
Im folgenden einige Karnevalsanekdoten aus Mechernich und dem Rheinland aus
vergangenen Zeiten. Da das höchste Brauchtumsgut, das Karnevalisten zu pflegen
haben die Mundart ist, werden die Anekdoten auch in ihr wiedergegeben.
Dat Problem
Vüe de ieschte Setzong am 18. Februar 1960 joof et e Problem. Woe postiere me de
Kapell hen? Op de Bühn woor jrad Plaaz füe de Elleveroot on die do optrödde däte.
Vüe de Bühn, dat jengk och net, denn dann moot me Setzplätz opfere on dat woore
wennije Ennahme.
Eene, wär weeß noch wär dat woor, koom op dä jeneale Enfall me baue füe de
Kapell e Jeröß aan de Deck. Dann setze die övve däm janze Spöll, nömme keene
Plaaz fott on han ne joode Övvebleck. Dat et do ovve op de „Lööv" ärch eng zo jengk
weeß däjenije dä dat Stöckelche schriee noch joot. Hä hät selleve do ovve möt Musik
jemaat.
Övve en Leede klomm me möt de Enstromente, nem Kaaste Bier on ne Fläsch
Schabau op die „Lööv". Dann wuur de Leede fott jetrocke, die sös sture dät. Do sooß
dann de Kapell wie en nem Knengchesstall enjesperrt. Wal woor ävve wenn me ens
moot? Füe dat jrueße Jeschäff dät dä selleve Sproch jelde wie op de Ärbeed: „Dä
Mensch hät usj esch.... noh de Ärbeed ze komme." Wär ävve dat kleene Jeschäff net
ophaale konnt, jede hät en angere Bloos, füe dä hat me en usjedeente 20 Liter
Buure-Mellechkann op de „Lööv" henjestallt.
Wenn de Setzong ze Engk woor, koom eene vom technische Personal, noom die
Mellechkann on maat se drusse en de Sood löddich. Op se ens janz voll jewoore ös,
weeß me höck net mich.