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Reaktion des AHBT auf die österreichische


Haltung zum Abessinienkrieg 1935c
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×m Zuge des Kolonialismus hatte sich Äthiopienc Abessinien)cimmer wieder der


Einflussnahme europäischer Mächte zu erwehren, zunächst unter KaiserTewodros der
Britischen Äthiopienexpedition von 1868, dann am Ende des 19. Jahrhunderts des
Einflusses der ×taliener und ihrer Kolonie Eritrea. Trotz der technisch überlegenen,
modernen Waffen der italienischen Armee schlugen die Äthiopier 1896 unter Kaiser
Menelik ××. die italienischen ×nvasoren zurück (Schlacht von Adua). Dieses Ereignis gilt bis
in die Gegenwart als wichtigster Sieg einer afrikanischen gegen eine europäische Armee
und wurde in der Folgezeit fester Bestandteil des äthiopischen Nationalbewusstseins. c
Auf die Sicherung der Unabhängigkeit folgte die Eroberung im Süden des heutigen
Staatsgebietes. Diese neueroberten Gebiete fallen unter ein archaisch ² feudales System
der Landnahme. ccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccc

Am 3. Oktober 1935 marschierten italienische Truppen neuerdings in Abessinien ein, um


Mussolinis imperiale Träume zu verwirklichen, ×talien ein neues Kolonialreich zu schaffen.
Nur mit massivem Einsatz von Giftgas auch gegen die Zivilbevölkerung, gegen
Krankenhäuser usw. gelang es den ×talienern, bis zur Hauptstadt Addis Abeba
vorzustoßen. Obwohl die italienische Armee die Oberschicht des Landes mit
Massenerschießungen zu vernichten versuchte, gelang es ihr zu keinem Zeitpunkt, das
ganze Land zu kontrollieren Kaiser Haile Selassi wurde vorübergehend vertrieben, kehrte
aber 1941 mit britischer Hilfe zurück. ×nsgesamt fielen dem völkermordartigen Vorgehen
der ×taliener rund 700.000 Äthiopier zum Opfer, das waren knapp 10 Prozent der
Gesamtbevölkerung. Während der kurzen Herrschaft in Äthiopien führten die ×taliener
ein System der Rassentrennung ein, dass in der Folge von Südafrika unter der
Bezeichnung Apartheid übernommen wurde.c

Dieses militärische Unternehmen führte sofort zu einer Entfremdung ×taliens von der
westlichen Welt, die den Überfall auf Abessinien einhellig verurteilte. Auf Drängen
Englands trat der Völkerbund bereits zwei Tage später in Aktion, ×talien wurde
beschuldigt, die Feindsseligkeiten eröffnet und somit gegen den Artikel 12, 13 und 15 der
Völkerbundcharta verstoßen zu haben.c

×n der Versammlung vom 9. Oktober 1935 wurde ein entsprechender Beschluss gefasst;
Österreich, Ungarn und ×talien stimmten als einzige dagegen ² die Abhängigkeit
Österreichs von ×talien zeigte sich in dieser internationalen Bewährungsprobe
überdeutlich.c

Am darauf folgenden Tag, dem 10. Oktober, sprach sich die Bundesversammlung des
Völkerbundes mit fünfzig gegen drei Stimmen für die Anwendung von Sanktionen aus. Am
11. Oktober schloss sich zwar auch noch Albanien den Protesten Österreichs und Ungarns
gegen die Sanktionen an, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ×talien damit von
der übrigen Welt isoliert war.c

Die Durchführung der Sanktionen (Waffenembargo, Kreditsperre, Einfuhrverbot


italienischer Waren, Ausfuhrverbot bestimmter, für italienische Kriegswirtschaft
notwendigen Güter etc.), für die ein eigener Koordinierungsausschuss eingesetzt wurde,
hatte schwere Folgen für die italienische Wirtschaft; die italienische ×ndustrie war,
besonders was die kriegswichtigen Rohstoffe betraf, weitgehend vom Ausland abhängig.
Österreich, Ungarn und Albanien, die sich auf die Seite ×taliens gestellt hatten, waren
wegen ihrer eigenen wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit nicht in der Lage, Ersatz zu
bieten, daher musste Mussolini einen wichtigeren und mächtigeren Partner suchen, als der
nur mehr das Deutschland Adolf Hitlers, der schon lange auf ein Bündnis mit dem Duce aus
war, in Frage kam.c

Wie die Geschichte zeigte, opferte Mussolini letztlich Österreich für die Hilfe Hitlers,
das Eintreten Österreichs für ×talien vor dem Völkerbund, das Bloßstellen der eigenen
Schwäche vor der internationalen Öffentlichkeit wurde nicht mehr honoriert.c

Die Gefahrenpunkte, die in diesem Verhalten des offiziellen Österreichs lagen, waren
dem › ccc  schon damals bewusst, in einer Denkschrift drückte er seine
Besorgnis darüber sehr deutlich aus.c

Seinen Ausgang nahm der Protest des Andreas Hofer ² Bundes von den Äußerungen des
Gesandten Österreichs beim Völkerbund, Egon Pflügl, der vor diesem Gremium bei der
Verhandlung über Sanktionen bezüglich der Beziehungen zwischen Österreich und ×talien
von einer ÅFreundschaft, die für weitere Zukunft dauern soll´ gesprochen hatte.c

Entrüstet über diese Aussagen gab der Andreas Hofer ² Bund eine Stellungnahme direkt
an den Bundeskanzler ab, mit der Begründung,c† c   c c c 
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Nun sah der › c c c   zwar ein, dass das Åschwache´ Österreich es sich
nicht leisten konnte, einen Bruch mit ×talien zu riskieren, aber seiner Meinung nach hätte
ein Hinweis auf wirtschaftliche Beweggründe zur Ablehnung von Sanktionen durch
Österreich gegen ×talien sowohl für den Völkerbund als auch für die österreichische
Bevölkerung vollauf genügt, so aber wäre ein schlechter Eindruck im ×n- und Ausland
entstanden. Man sah die Gefahr, dass sich dieses Verhalten auf die zukünftige
Selbstständigkeit Österreich verhängnisvoll auswirken könnte, zeigte es doch
überdeutlich die Abhängigkeit von Mussolini, die man zu Recht als beschämend empfand,
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Dem Standpunkt des › c c c   entsprach auch die Auffassung des
Völkerbundes, die den Überfall ×taliens auf Abessinien eindeutig als Angriff
klassifizierte, denn dieser Åwiderspricht jedem Rechtempfinden, jeder Menschlichkeit,
aber auch den Lehren des Christentums´.c

An einem solchen Ort und in einem solchen Zusammenhang Å c 


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Und den letzten Aspekt, dass ×taliens Überfall im Gegensatz zum Christentum stand,
betonte man ganz besonders, bezeichnete doch die aus Christlichsozialen bestehende
österreichische Regierung ihr Land im Unterschied zu Hitlerdeutschland gerne als
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Und zwar als einen Staat, der nach Dollfuß in einer Zeit, † c c c  c c   c
  
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 zeigen wollte, dass er † c  c
 
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c cträgt.c
Dieses christliche Bekenntnis leitete sogar die Maiverfassung von 1934 ein, wenn es dort
heißt:c

ÅDie Verfassung wird im Nahmen Gottes als der Quelle allen Rechtes für das
österreichische Bundesvolk zur ständigen Gliederung in seinem auf den Ländern
aufgebauten christlichen deutschen Bundesstaat erlassen´.c

Daneben hatte sich seit 1933 die verantwortlichen Kräfte in Österreich, vor allem der
1934 von den Nationalsozialisten ermordete Bundeskanzler Dollfuß, darum bemüht, dem
deutschen Nationalismus ein eigenes beton österreichisches Staatsbewusstsein
entgegenzusetzen, das laut › ccc  auch zu einem Gefühl der Ehre und des
Staatansehens geführt hatte, und auf Grund dieser Entwicklung erklärte er,c†cc c
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Der schwerste Vorwurf, den der › c c c   der Regierung machte, war der,
dass durch die Erklärung des Gesandten in Genf, die Entfremdung zwischen Südtirol und
Österreich sich noch mehr verstärken werde, und dies aus mehreren Gründen.c

Erstens fühlen sich die Deutschen in Südtirol †


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c   weil es nicht einmal zur
Gewährung der † c  
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  , und zweitens würden sich diese Äußerungen besonders unheilvoll
auswirken,c†  c  c   c c 
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Als eine mögliche Folge dieser †   


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   malte der › c c c   noch das
Schreckensgespenst eines Verlustes der österreichischen Unabhängigkeit an die Wand,
denn wenn ×talien aus dem Krieg in Äthiopien bzw. aus der Auseinandersetzung mit dem
Völkerbund siegreich hervorgehen würde,c † c c 
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Damit bezog man sich auf eine Äußerung Mussolinis währen einer Rede in Mailand vom 28.
Oktober 1925. Damals kursierten in Nordtirol wieder einmal Gerüchte über einen
bevorstehenden Faschisteneinfall. Ausgelöst war diese Krise anfangs Oktober durch eine
Rede eines sozialdemokratischen Abgeordneten im österreichischen Nationalrat
geworden, in der Kritik an der Politik Mussolinis geübt wurde. ×n ×talien reagierte man
darauf mit einercfaschistischen Pressehetze gegen Österreich, es wurde sogar
militärische Maßnahmen verlangt.c

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×n einem gewissen Sinne hatte der › c cc   mit dieser Feststellung sogar
recht; es war zwar nicht Mussolini, der der Souveränität Österreichs ein Ende setzte,
sondern Hitler, aber die andauernde Unterstützung Österreichs für das faschistische
×talien war letztlich kein Schutz vor der Angliederung an das nationalsozialistische
Deutschland, weil für Mussolini ein Bündnispartner Deutschland um ein vielfaches
wertvoller war als das kleine Österreich, weshalb ihm nach der Aussöhnung mit Hitler die
Wahl nicht schwerfiel.c

Dass die anderen Mächte, allen voran England und Frankreich, beim Anschluss mehr oder
weniger stillhielten, hat zwar nicht an dieser Haltung Österreichs im Völkerbund gelegen,
eine gewisse Rolle könnte sie in der Überlegung dieser Statten aber durchaus gespielt
haben.c

Stellungsnahme zur Erklärung des österr eichischen Gesandten beim Völkerbund, AHB-Denkschrift, 1935 zit. AHB -

Bundesleitungssitzung, 16.10.1935 / AHB - Bundesleitungssitzung , 22.10.1935 c


Ing. Winfried Matuellac
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