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Wirtschaftsprivatrecht I

1. Kapitel: Vertragsrecht
Agenda

 Grundlagen des Vertragsrechts


 Rechtsgeschäftslehre
 Allgemeine Geschäftsbedingungen
Grundlagen des
Vertragsrechts
Privatautonomie

 Zentrales Prinzip der Privatrechtsordnung

 Jeder kann seine rechtlichen Verhältnisse nach eigenem Willen frei


gestalten

 Die Entscheidung
 ob
 mit wem
 was
vereinbart wird.

 Staatliche Durchsetzbarkeit!

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Abschlussfreiheit

 Freiheit, selbst zu bestimmen, ob und mit wem man einen Vertrag


schließt

 Vertragsabschluss aus unsachlichen Gründen ablehnen!

 Grenze: Kontrahierungszwang!
 Monopolisierung
 Notwendige Versorgung

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Inhaltsfreiheit

 Freiheit, Rechtsgeschäfte mit beliebigem Inhalt schließen zu können

 Freiheit, Vertragsgestaltungen zu wählen

 Grenzen:
 Schutz des Schwächeren
 Verbraucherschutz
 AGB
 Generalklausel § 879 ABGB

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§ 879 ABGB – Gesetzwidrigkeit

 Verstoß gegen gesetzliches Verbot

 Unwirksamkeit in vielen Fällen nicht gewünscht

 Schutzzweck der Verbotsnorm für Rechtsfolgen ausschlaggebend


 Abschlussverbot  Verträge idR gültig
 Inhaltsverbot  Verträge nichtig

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§ 879 ABGB – Sittenwidrigkeit

 Rechtsprechung:

Sittenwidrig ist, was dem Rechtsgefühl der Rechtsgemeinschaft, also aller


billig und gerecht Denkenden, widerspricht.

 Beispiele:
 Knebelungsverträge
 Wucher
 Verbot der quota litis
 Medizinische Experimente

 Rechtsfolge: Vertrag nichtig!

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§ 879 ABGB – Rechtsfolgen

 Relative Nichtigkeit

 Absolute Nichtigkeit

 Teilnichtigkeit

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Grenzen der Privatautonomie

 Formfreiheit
 Freiheit, die Abschlussform eines Rechtsgeschäftes selbst zu bestimmen

 ZB mündlich, schriftlich, per e-mail, per Fax

 Grenzen:
 Beweisaspekte (Testament)
 Schutz vor Übereilung (zB Ehe, Bürgschaft, Schenkung)

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Zwingendes Recht – Nachgiebiges Recht

 Nachgiebiges Recht (dispositives Recht)


 Durch Parteienvereinbarung abänderbar
 Ergänz unvollständige Verträge
 Indiziert Richtigkeitsgewähr (bei Abweichungen)

 Zwingendes Recht
 Durch Parteienvereinbarung nicht abänderbar
 Schutzinteressen (KSchG, MRG), öffentliche Ordnung

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Rechtsgeschäftslehre
Arten von Rechtsgeschäften

 einseitig  zwei/mehrseitig

 entgeltlich  unentgeltlich

 Zielschuldverhältnis  Dauerschuldverhältnis

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Vertrag: Überblick

 Ein Vertrag kommt durch übereinstimmende Willenserklärungen


zustande

 Willenserklärungen, die Rechtsfolgen herbeiführen sollen


 Handeln mit Kundgabezweck und dem Willen Rechtsfolgen auszulösen

 Bedarf einer Willenseinigung aller Beteiligten (Konsens)


  Vertrag: übereinstimmende Willenserklärungen

 Durch Vertrag wird für Parteien verbindliches Recht geschaffen


 Vertrag = Individuelle Rechtsquelle

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Willenserklärung

 Willenserklärung muss nach außen treten


 Muss nach außen treten (Schreiben, Sprechen, Deuten)
 Wille, rechtliche Wirkung auszulösen

 Arten der Willenserklärung


 ausdrücklich
 schlüssig (konkludent)
 Schweigen als Willenserklärung?

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Willenserklärung

 Zugangsprinzip
 Zweifelsfrei: Tatsächliche Kenntnisnahme

 Wirksamkeit ab Zugang in den Machtbereich


 Möglichkeit zur Kenntnisnahme nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge
 Tatsächliche Kenntnisnahme aber nicht erforderlich!!!

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Angebot und Annahme
Rechtswirksamkeit des Angebots

 Inhaltliche Bestimmtheit:
 Zumindest die Hauptleistungspflichten (zB Ware und Preis)
 Aber: Bestimmbarkeit genügt

 Bindungswille des Angebotstellers:


 Wenn Offerent zum Abschluss endgültig bereit ist
 uU kein Bindungswille, sondern nur Einladung zur Offertenstellung (Inserat)

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Rechtsfolgen

 Bindungszeitraum:
 Im Angebot angegeben
 Falls nichts angegeben oder vereinbart:
 Unter Anwesenden: müssen „sofort“ angenommen werden
 Unter Abwesenden: Transportwege + angemessene Überlegungsfrist

 Der Angebotssteller kann das Angebot nicht mehr widerrufen

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Annahme

 Damit ein Vertrag zustande kommt, muss


 die Annahme mit dem Angebot übereinstimmen (Konsens) und
 die Annahme dem Angebotsteller innerhalb der Bindungsfrist zugehen

 Beispiel:
 Verkäufer stellt Angebot mit bestimmtem Inhalt + Bindungswillen
 Käufer nimmt Angebot an, indem er eine inhaltliche gleiche Erklärung abgibt oder
einfach „Ja“ sagt
(= Annahmeerklärung)

 Sonderfall: Realangebote (§ 864 Abs 2 ABGB)

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Vertragsauslegung

 Liegt eine Willenserklärung vor?

 Natürlicher Konsens

 Offener Dissens

 Vertrauenstheorie
 Verständnis eines redlichen Erklärungsempfängers
 Objektiver Erklärungswert
  Normativer Konsens

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Allgemeine
Geschäftsbedingungen
(AGB)
AGB

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Grundlagen

 Für Vielzahl von Verträgen vorformulierte Vertragsbedingungen


 Rationalisierung und Spezialisierung
 Grundsatz: Geltung nur kraft Parteienvereinbarung!

 Problem
 „Verdünnte Willensfreiheit“
 AGB in der Regel nachteilig für Vertragspartner

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Einbeziehungskontrolle

Sind die AGB Vertragsinhalt geworden?

 Möglichkeit vom Inhalt Kenntnis zu erlangen


 Ausdrückliche oder konkludente Vereinbarung notwendig
 Sonderfall: „Battle of Forms“

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Geltungskontrolle

 Betrifft Einzelklauseln!

 Benachteiligend
 Weicht vom dispositiven Recht ab
 zB ungleiche Haftungsregelungen

 Ungewöhnlich/Überraschend
 Verkehrsüblichkeit
 Äußeres Erscheinungsbild der AGB (zB Überschriften)
 Ausnahme: im Einzelnen Ausgehandelt!
Beispiel Geltungskontrolle

„Die Besitzer der auf das Rennplatzgelände eingebrachten


Pferde haften für alle Schäden, die durch ihre Pferde
verursacht werden.“

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Klauselkontrolle im KSchG

Transparenzgebot
 Verschleierung des Inhaltes
 Maßstab der Transparenz
 Stärkste Waffe gegen AGB (4 Ob 28/01y)

Beispiele
 Verweis auf andere Klauselwerke
 „Für die Aktivierung eines Mobilfunkanschlusses ist ein Aktivierungsentgelt
entsprechend den EB zu entrichten.“
(4 Ob 93/07s)
 Einschränkung der Verbraucherrechte, „soweit gesetzlich zulässig“
 Kündigungsrecht bei „unfairem Gebrauch“ (4 Ob 91/08y)
 Mangelhafte Gliederung, unübersichtlicher Aufbau
Inhaltskontrolle

 § 879 Abs 3 Tatbestandsmerkmale


 Gröbliche Benachteiligung
 unbestimmter und wertungsgeladener Gesetzesbegriff
 Indiz: Abweichung vom dispositiven Recht
 keine sachliche Rechtfertigung

 Klauselkatalog § 6 KSchG

 Beispiele
 Haftungsausschluss für vorsätzliche Schädigung
 Ausschluss aller Schadenersatzansprüche
 Beweislastregelungen
 Verlängerungen von Verjährungsfristen
Prüfschema

 Einbeziehungskontrolle
 Sind die AGB Vertragsinhalt geworden

 Geltungskontrolle
 Nachteilig
 Ungewöhnlich/Überraschend

 Inhaltskontrolle
 Gröblich Benachteiligend

 Bei Verbrauchergeschäften: § 6 KSchG


Rechtsfolgen

 Nur betreffende Klausel fällt weg (Teilnichtigkeit)

 Kann geltend gemacht werden


 Vom Einzelnen
 In Form einer Verbandsklage

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